Die Kriegsmaschinerie aufhalten – wofür?

Waffe wegwerfen
Combatants for Peace, Public domain, via Wikimedia Commons

Lässt sich mit der anstehenden Bundestagswahl die Kriegsmaschinerie stoppen? Gibt es also ein richtiges Wählen im Falschen?

In diesem Beitrag geht es um die Kriege, die noch nicht unsere Wohnung in die Luft sprengen oder unsere Kinder zerfetzen. Welchen Sinn macht es, andere zu Friedensverhandlungen und einen Waffenstillstand aufzurufen, anstatt das uns Mögliche zu tun, diese Kriegsmaschinerie zu stoppen? Dritter Teil.

Den ersten Teil finden Sie: Hier klicken. Den zweiten Teil: Hier klicken.

Wider der moralischen Äquivalenz

Kommen wir zu den definitiv menschengemachten Kriegen. Ganz sicher spielt der Vernichtungskrieg in Gaza und nun auch im Libanon eine große Rolle. Dabei geht es auch um die darin mitschwingende deutsche Geschichte, aber auch um die ungewöhnlich vielen Positionswechsel, die die Linke seit den 1960er Jahren vorgenommen hat, gerade im Hinblick auf unser Verhältnis zu Israel. Israel kann man sich als ein Kaleidoskop vorstellen, wo fast alles zusammenkommt, sich ineinander verschiebt und zu einem neuen Bild zusammensetzt: Israel als sichere Heimstätte der Juden, als Laboratorium einer sozialistischen Utopie (wie das kollektive Kibbuz-System), als Wiederauferstehung der biblischen Legende von „David“, der „Goliath“ besiegt. Ich selbst hatte genau dieses Bild im Kopf, als ich hoffnungsvoll und erkenntnisarm davon ausging, dass das Kibbuz-System, in dem ich meinen Zivildienst ableisten wollte, die dominierende Wirtschaftsform ist. Das war sie nie.

Israel steht aber auch für Neokolonialismus, Besatzung, Rassismus und Apartheid. Und heute für ein Genozid und ein Kriegskabinett, das sich in ideologischen und institutionellen Schritten dem Post-Faschismus nähert.

In abgeschwächter Form gilt das auch für Palästina: Am Anfang überblendete Israel alles, was Palästina ist und sein könnte. Dann entdeckte man auch auf palästinensischer Seite Ideen, die man teilte, wie die PFLP zum Beispiel, die man als sozialistische Organisation verstand. In dieser Phase – nach dem 6-Tage-Krieg 1967 – wurden auch die Positionen getauscht: die Palästinenser standen nun für „David“, der sich gegen den übermächtigen „Goliath“ zu Wehr setzt.

Spätestens seit „9/11“ (2001), mit dem zum neuen Staatfeind erklärten „Islamismus“ wurde die Rollenverteilungen abermals umgeschrieben: Die Palästinenser waren wieder die Bösen, die Gotteskrieger und Antisemiten, die die Juden ins Meer werfen wollen. Folgerichtig wurde Israel in einem „Verteidigungskampf“ zu den Guten gekürt, die für Fortschritt und Gleichberechtigung kämpfen und für ein säkulares Staatsverständnis stehen.

Jetzt, seit einem Jahr Vernichtungskrieg in Gaza würde ich – in der gesellschaftlichen Wahrnehmung – von einer Pari-Pari-Position ausgehen. Das Mitgefühl und die Distanz zu beiden Seiten scheint sich die Waage zu halten. Das gilt selbstverständlich weder für die deutsche Staatsregierung noch die Laufstallmedien, die sich weder von einem Genozid, noch von Kriegsverbrechen davon abhalten lassen, Israel in die „deutsche Staatsraison“ einzuhegen.

Genau hier möchte ich einhaken und ansetzen.

Ich würde vermuten, dass viele den Krieg des israelischen Kriegskabinetts in Gaza als Kriegsverbrechen begreifen und verurteilen. Auch der Vorwurf eines Genozids kann nicht länger mit der Abdeckplane „Antisemitismus“ zum Verschwinden gebracht werden.

Bis dahin reicht die Übereinstimmung. Aber dann kommt ein schwerwiegender Einwurf: Ja, das stimmt, Israel begeht Kriegsverbrechen, aber die haben doch auch Hamas (Gaza) und Hisbollah (Libanon) begangen. Meist wird dieser Vergleich, die pari-pari-Position auf eine Weise eingenommen, dass die Geschichte an dem 7. Oktober 2023 beginnt. Davor zählt nicht.

Wie geht man damit um? Kann man Kriegsverbrechen gegen Kriegsverbrechen aufrechnen? Nein. Kann man ermordete Partygäste am 7. Oktober 2023 mit den 40.000 Ermordeten in Gaza gleichsetzen? Hilft es, wenn wir die verschleppten Geiseln am 7. Oktober 2023 mit den über 6.000 Geiseln in israelischer Administrativhaft vergleichen? Nein. Denn diese Gleichsetzung bringt genau das zum Verschwinden, was auch ohne Kriegsverbrechen, seit über 60 Jahren das Leben in Gaza bestimmt: Die Besatzung, das völlig Ausgeliefertsein, das Gefängnis-Leben, das ganz in den Händen der israelischen Armee liegt.

In diesem Herrschaftsverhältnis gibt es keine Gleichen, keine Ebenbürtigen, keine Gleichwertigen Und genau deshalb wäre eine moralische Äquivalenz keine salomonische Lösung, sondern eine weiche Methode, die Herrschaftsverhältnisse in Gaza, in den besetzten Gebieten auszublenden und letztendlich zu leugnen. Aus diesem Grund ist Hamas nicht gleich IDF, ist Hisbollah nicht gleich IDF, der Vietcong nicht gleich GI’s, die Partisanen in Griechenland nicht gleich der deutschen Besatzung.

Die Schriftstellerin und Aktivistin Arundhati Roy hatte sich anlässlich der Verleihung des PEN Pinter Prize 2024 diesem sehr problematischen Thema angenommen. Es ist eine ausgezeichnete Stellung- und Parteinahme, die diesen „blinden Fleck“ nicht ausblendet, sondern in den Mittepunkt ihrer ausgezeichneten Dankesrede stellt.

Zuerst ruft sie den Krieg in Vietnam in Erinnerung, die US-Militärdoktrin, alles zu töten, was sich bewegt. Und sie verweist auf die Pentagon-Papiere und andere Militärdokumente, in denen man den Streit darüber nachzeichnen kann, „wie ein Völkermord begangen werden kann. Ist es besser, Menschen sofort zu töten oder sie langsam zu verhungern? Was würde besser aussehen?

Mit dieser kurz skizzierten Geschichte wendet sie sich dem Völkermord in Gaza zu.

„Wie jeder Staat, der ethnische Säuberungen und Völkermord in der Geschichte durchgeführt hat, haben Zionisten in Israel, die sich für ‚das auserwählte Volk‘ halten, mit der Entmenschlichung der Palästinenser begonnen, bevor sie aus ihrem Land vertrieben und ermordet wurden.

Premierminister Menachem Begin nannte Palästinenser ‘zweibeinige Tiere ’, Yitzhak Rabin nannte sie ‘Heuschrecken ’, die ‘zerquetscht werden könnten ’ und Golda Meir sagte ‘Es gab keine solche als Palästinenser ’. Winston Churchill, dieser berühmte Krieger gegen den Faschismus, sagte: ‘Ich gebe nicht zu, dass der Hund in der Krippe das letzte Recht auf die Krippe hat, obwohl er möglicherweise sehr lange dort gelegen hat ’ und dann zu erklären, dass eine ‘höhere Rasse ’ das letzte Recht auf die Krippe hatte. Nachdem diese zweibeinigen Tiere, Heuschrecken, Hunde und nicht existierenden Menschen ermordet, ethnisch gereinigt und ghettoisiert worden waren, wurde ein neues Land geboren. Es wurde als ‚Land ohne Menschen für Menschen ohne Land‘ gefeiert. Der atomar bewaffnete Staat Israel sollte als militärischer Außenposten und Tor zum natürlichen Reichtum und den Ressourcen des Nahen Ostens für die USA und Europa dienen. Ein schöner Zufall von Zielen und Vorgaben.“

Sie benennt im Weiteren ein paar widerliche Details dieses Vernichtungskrieges, die im „freien Westen“ nicht gezeigt werden.

Und dann hält sie inne und fragt sich laut, in welchem Dilemma sie nun steckt, wenn man von ihr erwartet, dass sie „die Hamas, die anderen militanten Gruppen in Gaza und ihre Verbündeten Hisbollah im Libanon, dafür verurteilen soll, Zivilisten getötet und Menschen als Geiseln genommen zu haben. Und um die Menschen in Gaza zu verurteilen, die den Hamas-Angriff gefeiert haben.“

Sie weiß um diese erwartete „Neutralität“ bzw. „moralische Äquivalenz“: „Sobald das erledigt ist, wird alles einfach, nicht wahr? Na ja. Jeder ist schrecklich, was kann man tun? Lass uns stattdessen einkaufen gehen …“

Sie enttäuscht diese Erwartung auf großartige Weise:

„Ich weigere mich, das Verurteilungsspiel zu spielen. Lassen Sie mich das klarstellen. Ich sage unterdrückten Menschen nicht, wie sie ihrer Unterdrückung widerstehen sollen oder wer ihre Verbündeten sein sollten.“

Sie hätte es damit bewenden lassen können. Doch, und das wissen und beschäftigt viele: Hamas und Hisbollah haben das Recht, sich gegen die Besatzung zur Wehr zu setzen. Doch Hamas und Hisbollah haben nicht nur dieses Recht, sie haben auch eine politische und gesellschaftliche Vision – von dem, was nach der Besatzung kommen soll.

Wie sie dazu steht, erklärt Arundhati Roy sehr eindrucksvoll und unmissverständlich:

„Ich bin mir sehr bewusst, dass es für mich als Schriftstellerin, als Nichtmuslimin, als Frau, die ich bin, sehr schwierig und vielleicht unmöglich wäre, unter der Herrschaft der Hamas, der Hisbollah oder dem iranischen Regime zu überleben. Aber das ist hier nicht der Punkt. Es geht darum, uns über die Geschichte und die Umstände zu informieren, unter denen sie entstanden sind. Der Punkt ist, dass sie gerade gegen einen anhaltenden Völkermord kämpfen. Es geht darum, uns zu fragen, ob eine liberale, säkulare Streitmacht gegen eine Völkermord-Kriegsmaschine antreten kann. Denn wenn alle Mächte der Welt gegen sie sind, an wen müssen sie sich wenden, außer an Gott? Mir ist bewusst, dass die Hisbollah und das iranische Regime in ihren eigenen Ländern lautstarke Kritiker haben, von denen einige auch in Gefängnissen schmachten oder mit weitaus schlechteren Umstände konfrontiert sind. Mir ist bekannt, dass einige ihrer Aktionen – die Tötung von Zivilisten und die Geiselnahme am 7. Oktober (…) Kriegsverbrechen darstellen. Es kann jedoch keine Äquivalenz zwischen diesem und dem geben, was Israel und die Vereinigten Staaten in Gaza, im Westjordanland und jetzt im Libanon tun. Die Wurzel all dieser Gewalt, einschließlich der Gewalt vom 7. Oktober ist Israels Besetzung des palästinensischen Landes und seine Unterwerfung des palästinensischen Volkes. Die Geschichte begann nicht am 7. Oktober 2023.

Ich frage Sie. Wer von uns, der in dieser Halle sitzt, würde sich bereitwillig der Erniedrigung unterwerfen, der Palästinenser in Gaza und im Westjordanland seit Jahrzehnten ausgesetzt sind? Welche friedlichen Mittel hat das palästinensische Volk nicht versucht? Welchen Kompromiss haben sie nicht akzeptiert, außer dem, bei dem sie auf die Knie kriechen und Dreck essen müssen?“

Diese Rede ist eine Fundgrube für alle, denen es nicht reicht, gegen einen Krieg zu sein, die sich mit dieser benannten „moralischen Äquivalenz“, die hier in Deutschland sehr oft als „Äquidistanz“ gelebt wird, nicht begnügen, aber eben auch die Fragen nach einer anderen Gesellschaft stellen wollen, denn mit keinem (imperialen) Krieg wurde die Ausbeutung, die Unterdrückung, die Erniedrigung und die sinnlosen alltäglichen Quälereien beendet.

Sich dem zu stellen, das anzugehen, zum gemeinsamen Ausgangspunkt zu machen, wäre eine Chance, unsere Möglichkeiten zu nutzen, die Kriegsmaschinerie zu stoppen.

Das x-te Kreuz für das „Richtige im Falschen“?

Die SPD hat (gefühlt)

100 Jahre

gebraucht, um ihre Prinzipien zu verraten.

Die Grünen kamen mit

10 Jahren

aus.

Die LINKE kam mit

1 Jahr

aus.

Und das BSW schafft das in

1 Monat?

Die fehlende eigene Handlungsmacht, die vielen „Ich’s“, die nicht aus dem Homeoffice kommen, das Gefühl der Ohnmacht, finden sehr naheliegend einen „gemeinsamen“ Hafen, auch wenn der in den letzten Jahrzehnten schon oft angefahren wurde.

Wenn ich alleine eh nichts ausrichten kann, dann kann ich doch wenigstens meine Stimme für den „Frieden“ abgeben. Das ist sehr wörtlich gemeint. Und das ging sehr vielen so.

Auch wenn die Erinnerung ein wenig schmerzt und die „neue“ Hoffnung arg in den Bereich des Illusionismus bringt, muss man sich dieser Geschichte stellen:

Die Grünen

In den 1980er Jahren haben die Partei DIE GRÜNEN den größten Profit aus dem Scheitern der Anti-Kriegsproteste gezogen, gerade auch im Hinblick auf die Stationierung von Pershing I und II Raketen, die im Rahmen des gezielten Wettrüstens tatsächlich die damalige Sowjetunion „ruiniert“ hatten. Der aufgezwungene Krieg nach außen hatte die „Vorzüge“ der Sowjetunion im Inneren aufgebraucht und verzehrt.

In Deutschland versprachen die GRÜNEN, das ehrenwerte Anliegen der Friedensbewegung ins Parlament zu tragen. Sie hatten die Aufforderung „Raus aus der NATO“ mit ins Programm geschrieben.

Der Aufstieg der GRÜNEN ist also ohne die Erschöpfung einer außerparlamentarischen Opposition nicht zu erklären. Die Behauptung, man werde dasselbe Anliegen nun auf parlamentarischen Wege zur Geltung bringen, hatte vor allem (selbst-)entlastende Gründe.

Die Partei DIE LINKE

Die LINKE versuchte erst gar nicht, der parlamentarischen Korruption zu entgehen – was mit einem imperativen Mandat und einer halber „Amtszeit“ einzugrenzen wäre. Sie war anpassungsfähig und geschäftstüchtig. Man wollte unbedingt mitregieren und kaufte sich ein bisschen außerparlamentarische Opposition in Form der „Interventionistischen Linke“ (G7 Gipfel in Heiligendamm 2007, Blockupy in Frankfurt 2012- 2015). Am Ende haben sich beide überflüssig gemacht. Hinzu kam die völlige Nicht-Bereitschaft über die „bedingungslose Solidarität mit Israel“ zu streiten. Auch im Hinblick auf den Corona-Ausnahmezustand hat sich die „LINKE“ mehr durch Diffamierungen („Covidioten“), als durch offene, nicht staatsdevote Diskussionen ausgezeichnet. Am Ende haben sie den Holocaust als Begründung für neokolonialistische Politik missbraucht, den Antifaschismus, indem sie jene, die gegen die staatliche Corona-Politik waren, in die Nähe von Faschisten rückten und den Begriff der Solidarität, indem sie behauptete, dass das staatliche Corona-Regime die Schwächsten schützen würde, was alleine aus medizinischen Gesichtspunkten eine haarsträubende und evidenzfreie Annahme war und ist.

Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)

Diese „Streitpunkte“ führten 2024 schließlich auch zur Spaltung der „LINKEN“. Nun wird uns eine vorläufige letzte Partei-Version angeboten. Hatten man jahrzehntelang noch als Linke darauf bestanden, Politik nicht über Personen, sondern über die Themen zu bestimmen, so ist nun auch dieses Merkmal im Mülleimer der Geschichte gelandet. Jetzt geht es um Sahra Wagenknecht und Rest.

Noch gehört zum Markenkern des BSW, dass es die Kriegspolitik gegen Russland kritisiert. Sie/es ist die einzige Partei, die im Bundestag einen Antrag für ein Waffenembargo gegen Israel gestellt hat und zuletzt die sogenannte Antisemitismus-Resolution abgelehnt hat, die den Genozid in Gaza und ihre Unterstützer (in den USA, in der EU und ganz besonders in Deutschland) schützen soll.

Angesichts der sichtbaren Schwäche der Anti-Kriegsbewegung werden viele, die diese Ohnmacht erleben, das BSW als x-tes „kleineres Übel“ begrüßen und gegebenenfalls wählen – wenn Anfang 2025 die vorgezogenen Bundestagswahlen anstehen.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man sich an diesen „Strohhalm“ klammert – mit all den Bauchschmerzen, die man eh hat. Und viele wissen auch, dass es mit einem Kreuz nicht getan ist. Viel Energie und viel Kraft wird das BSW absorbieren und binden – wie die zahlreichen „Freundeskreise“ (Unterstützungskreise) die nun gebildet werden, um so etwas wie eine Parteibasis aus dem Boden zu stampfen.

Wieviel Kraft und Enttäuschung sind bereits damit verbunden, dass das BSW in Sachsen, mit der Politik-Profi-Frau Sabine Zimmermann an der Spitze, für eine Regierungsbeteiligung das „Einzige“, was sie von anderen Parteien unterscheidet, zu opfern bereit war: Die „Friedensformel“ als Präambel in einem Koalitionsvertrag, in der die Forderung nach einem Lieferungsstopp von Waffen an die Ukraine festgehalten wird und die Nichtstationierung von US-Raketen. Man hat sie unkenntlich gemacht.

Die Parlamentarische Geschäftsführerin der BSW-Gruppe im Bundestag, Jessica Tatti, und der Schatzmeister Ralph Suikt übten daraufhin heftige Kritik:

„Katja Wolf und Steffen Schütz sind in Thüringen auf dem besten Weg, das BSW zu einer Partei zu machen, von der es nicht noch eine braucht.“

Wenig später gab es einen Beschluss des Bundesvorstands, der noch deutlicher wurde: „Kompromisse gehören zur Politik. Aber Kompromissfähigkeit und Pragmatismus dürfen nicht der Vorwand sein, um Ministerämter und Staatssekretärsposten auch um den Preis des Bruchs zentraler Wahlversprechen besetzen zu können.“

Bei diesem Bruch des Wahlversprechens ging es um eine Landtagswahl. Man kann also erahnen, wie stark der „Strohhalm“ ist, wenn mit den vorgezogenen Bundestagswahlen 2025 eine Regierungsoption des BSW im Raum steht.

Eines ist doch klar und ganz und gar nicht spekulativ: Es wird mit den jetzt aufgestellten Forderungen keine Regierungsoption geben.

Was wäre an einer (parlamentarischen) Opposition falsch?

Was wäre an einer Partei falsch, wenn sie ihre „zentralen Wahlversprechen“ einhält?

Diese Partei hätte so die Zeit, sich um eine politische Basis zu bemühen. Sie hätte die Zeit, die sehr schwammigen Formulierungen im Parteiprogramm zu präzisieren:

Was ist mit einem „starken und eigenständigen Europa“ gemeint? Worin unterscheidet es sich von den Parolen der anderen Parteien, die damit vor allem ein Europa meinen, das militärisch und geostrategisch eigenständig agieren kann und muss, um eigene imperiale Ziele durchzusetzen. Dasselbe gilt für das schillernde Wort der „Souveränität“, die Deutschland wiedererlangen müsse. Um dessen Ausdeutung balgen sich AfD, Reichsbürger, Identitäre bis hin zur SPD und BSW! Meinst man damit eine Führungsrolle der BRD in Sachen Krieg und „neuer“ Weltordnung?

Aber genauso wichtig wäre, dass die Antikriegsbewegung die strittigen Fragen angeht, die hier in einigen Punkten ausgeführt wurden.

Die Forderung nach einem „Waffenstillstand“ und nach „Friedensverhandlungen“ sind erkennbar kein Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Denn in beiden Punkten spielt selbst eine starke Anti-Kriegsbewegung keine Rolle. Sie wird nirgendwo am Tisch sitzen, wenn es um Krieg und Frieden geht. Mit diesen Forderungen täuscht man vielmehr eine Handlungsoption vor, die niemand ernst nimmt, für die es keine eigenen Handlungsmöglichkeiten gibt. Es sind wirkungslose Appelle an „andere“, mit denen wir abermals unser eigenes Handeln abgeben.

So wichtig es ist, dass sich die Partei „BSW“ eine handlungs- und einflussreiche Basis schafft, so wichtig wäre es, dass man als außerparlamentarische Bewegung Strukturen aufbaut, die politisch und organisatorisch glänzen.

Partei oder Bewegung

Diese Frage, dieses entweder-oder hat auch die deutsche Geschichte geprägt. Wie kann man das Parlament, die institutionellen Möglichkeiten, die sich daraus geben, nutzen, ohne vereinnahmt zu werden? Das Parlament als Bühne für das, was draußen passiert.

Ich bin davon überzeugt, dass man das Parlament so nutzen kann, wie einen Rechtsanwalt oder eine Rechtschutzversicherung – ohne an den „Rechtsstaat“ zu glauben.

Ich habe dabei die irische EU-Abgeordnete Clare Daly im Sinn, die ihre – sage und schreibe – zwei Minuten Redezeit im EU-Parlament dazu nutzte, die Kriegspolitik der EU, den Genozid in Gaza, ihre Komplizen, die sich dabei im Arm liegen, anzugreifen – mit einer Intensität und Direktheit, die Mut macht, für all die vielen, die kein Forum, keine Bühne, keinen sicheren Ort haben, ihre Wut, ihre Abscheu über das Armageddon der Jetztzeit zum Ausdruck zu bringen.

 

Quellen und Hinweise

„Keine Propaganda auf der Erde kann die Wunde in Palästina verbergen: Arundhati Roys Rede zur Annahme des PEN-Pinter-Preises, 2024: https://thewire.in/rights/palestine-israel-apartheid-arundhati-roy-pen-pinter-prize

Author Arundhati Roy lambasts ‘US and Israel’s genocide in Gaza’ at London award ceremony. https://www.youtube.com/watch?v=_sfdcQO7bfc

Wer etwas in die Luft sprengt, spielt doch keine Rolle! Ach so, Wolf Wetzel, 2024: https://wolfwetzel.de/index.php/2023/01/10/wer-etwas-in-die-luft-sprengt-spielt-doch-keine-rolle-ach-so/

Wir haben uns den 3. Weltkrieg verdient, Wolf Wetzel, 2024: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/wir-haben-uns-den-dritten-weltkrieg-verdient/

Die Russen kommen und kommen … bis nach Paris, Wolf Wetzel, 2024: https://wolfwetzel.de/index.php/2024/07/28/die-russen-kommen-und-kommen-bis-nach-paris/

Der israelische Politiker Dr. Cassif über Israels Kurs in Richtung Faschismus, 2024: https://wolfwetzel.de/index.php/2024/11/15/der-israelische-politiker-dr-cassif-ueber-israels-kurs-in-richtung-faschismus/

Ähnliche Beiträge:

139 Kommentare

  1. Ohne den Artikel gelesen zu haben, die Überschrift lässt sich beantworten: Nein! Mit der Bundestagswahl lässt sich die Kriegsmaschinerie nicht aufhalten.

    Der alte Sponti Spruch “wenn Wahlen etwas verändern würden, wären sie verboten”, erklärt zwar nicht die Wahl, gibt aber ein Hinweis darauf, dass Wahlen das Instrument der Herrschaft sind.

    Gewählt wird nicht die Inhalte, die dann im Auftrag des Wählers umgesetzt werden sollen. Gewählt wird das Personal, welches dann nur dem eigenen Gewissen verantwortlich ist, also frei und auch im Widerspruch zum Wahlprogramm entscheiden kann, was für die Nation erforderlich ist – bzw. was man für erforderlich hält.

    1. du sprichst mir aus der Seele.
      Die schlimmste Niederlage der progressiven humanistischen Menschen in unserer Gesellschaft hat Sarah W. ,ohne es wirklich bemerkt zu haben, mit der Bewegung ” Aufstehen” ausgelöst.

      Es gab eine grosse Zahl von engagierten Leuten, sie Bereit waren diese Gesellschaft zu ändern. Sie sahen sich einem ausgelaugten bleiernen Merkel- Hofstaat gegenüber, und waren noch nicht durch die Corona Psy OP mental gebrochen.

      Dummerweise hat Sarah nicht einen einzigen Gedanken, nicht eine einzige Idee was zu tun war. Das einzig Richtige war die Auswahl der Form als “Bewegung” und nicht der ohnmaechtige Taumel in den Parlamentarismus.

      Die einzige Idee, die zu diesem Zeitpunkt von keinem politischen Gegner durch Kopie und Vereinnahmung von innen zerstörbar gewesen wäre, der die Installation von U Booten und Einflussagenten sinnlos gemacht hätte, ist der Angriff auf unser Wahlsystem, unser Wahlrecht!

      Einführung einer personalisierten “Wähleraktie” deren Ablage im “Depot” eines Abgeordneten zu dessen Wahl führt. Durch Entzug dieser Aktie durch genügend seiner “Wähler” kann er/Sie unterjährig gekündigt werden. Die Bestechung, gezielte Installation von *Kandidaten” ist dann eine sehr unsichere Investition der Eliten!

      Das Verbot geheimer Wahlen ist dann Voraussetzung, damit der Mut der namentlichen Stimmabgabe des Wahlvolkes belohnt und echte Demokratie möglich wird.

      Diese Forderung durch eine grosse außerparlamentarisch Bewegung hätte e unglaublich viele Enttäuschte und Frustrierte wieder zum demokratischen Mitmachen bewegen können.

      natürlich ist diese Forderung nach Änderung des Grundgesetzes, bzw die Forderung nach einer modernen, mehrheitsgetragenen Verfassung in den Augen der Funktionselite verfassungsfeindlich, aber genau hier wäre Kreativität, politische Intelligenz und Stärke in der Durchsetzung die beste Übung ein “Besseres” zu schaffen. Die ” Bewegung” wäre genau dr richtige Start gewesen.

      so hat das Scheitern von Aufstehen durch meisterliche Halbherzigkeit und Konzeptionslosigkeit unendlich viel positive Energie im Nuh entwertet.

      Schade und dumm

      Veränderung geht nur über diese Brücke zum Ufer der direkten Demokratie, aber gute Jobs für all die ” snow flakes” da draussen sind in diesem Vorhaben nicht drin.
      Nur die Garantie auf Kampf, Existenzgefährdung, Hass von den mit Machtverlust bedrohten.

      Damit hätte Sarah ihren Rosa Luxemburg Style zur Vollendung gestalten können.

      1. Ordne ihren Beitrag, wie viele andere Wagenknecht-Bashing-Beiträge als plumpe AfD Propaganda ein. Und anstatt das U-Boot aus Thüringen für ihre Hinterfotzigkeit fertig zu machen, wird auf Sarah eingedroschen. Ja für was eigentlich? Weil Sie den Arschlöchern in dieser Regierung nicht hinter die Stirn kucken und hellsehen kann? Das kann bei diesen Psychos NIEMAND°
        Im Gegenteil, ich hab schon seit 40 Jahren keinen Politiker mehr gesehen, der auf den Wählerwillen gehört, nach Thüringen gefahren und höchstpersönlich nachverhandelt hätte um den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Das sie die einzige ist die Anscheinend auf Ihre Wähler hört rechne ich Ihr hoch an. Sarah ist wohl die einzige mit der ich noch ein Fünkchen Hoffnung verbinde, mit der dieser Laden (Deutschland) nicht vollends in die Luft fliegt.

        1. Warum ist Kritik an Wagenknecht (meinetwegen auch unsachlich, also bashing) AfD Propaganda? Ist das nicht bissl verkürzt? Und das UBoot in Thüringen muss sie sich leider anrechnen lassen, Verantwortung als Führungskraft und so.

          Dem Rest Deines Beitrags kann ich weitgehend zustimmen.

        2. da hast du mich leider vollständig missverstanden.
          die Absichten von Sarah sind mit hoher Wahrscheinlichkeit lauter und menschenfreundlich.
          Aber mit ihrer Vorgehensweise erreicht sie absolut nichts.
          Hätte sie Wolf in Thüringen rausgeschmissen, was meiner Meinung nach die einzig richtige Massnahme gewesen wäre, hätte Mann ihr aus allen medialen Rohren Stalinismus vorgeworfen.

          Sarah mangelt es an Kreativität und echten Nachtbewusstsein, das man(Frau) in ihrer Position braucht.

          und sie sollte sich nicht nur von anderen Politikern beraten lassen, sondern von echten Praktikern die täglich im Leben stehen.

          und für dich als Tip, Machiavelli lesen und das Buch ” mein Katalonien” von George Orwell.
          eine schöne Nacht wünsche ich dir

          1. Ein Rausschmiss hätte erfolgen müssen, selbst auf die Gefahr, dass es in Thüringen kein BSW mehr geben könnte. Das einsetzende Gegeifer wäre ein 1. Bewährungstest gewesen und hätte einem richtigem Konter eine gute Pablissitie gebracht. Das Gegeifere der Gegner kommt jetzt eben etwas später, aber es wird kommen.
            Vorahnung
            Die Quittung für das Versäumnis bekommt das BSW bei der Bundestagswahl. Dann wird bei den Etablierten die Freude groß sein. Für die AfD wahrscheinlich auch ein Glücksfall 🙂

    2. “Gewählt wird das Personal, welches dann nur dem eigenen Gewissen verantwortlich ist,”

      Wenn das Personal mal tatsächlich nur dem eigenen Gewissen verantwortlich wäre. Das ist ja durchaus nicht der Fall, denn mit dem Plätzchen am Parlarmentstisch ist eben auch der sogenannte Fraktionszwang einhergehend,
      Da darf man nicht einfach für gute Vorschläge von der Konkurrenz stimmen, sondern muss brav, auch gegen besseres Wissen, das Abklatschen, was aus der eigenen Koalitionsgesellschaft an Beschlüssen vorliegt.

      Ja unsere hübsche Demokratie hat einige Webfehler, wenn man genau hinsieht, aber das darf man sicherlkich bald gar nicht mehr schreiben, sonst gilt man als rechter Außerirdischer Demokratiefeind. Die Leute könnten nämlich meinen, das solche Fake-News demokratiezersetzende Äußerungen sind, die man strafrechtlich verfolgen muss. Derartiges Gehirnschmatzen gehört bestimmt irgendwie zur Volksverhetzung.

    3. Wie Aristoteles schon bemerkte, in Sparta wurde gewählt und deshalb war es keine Demokratie.

      Den Athenern war klar, dass jede Art von Personenwahlen am Ende nur der Oligarchie hilft und den politischen Prozess korrumpiert. Deshalb wurden für die athenische Demokratie ganz andere Lösungen gefunden.

      1. Die attische Demokratie hat sichallerdings mit ihrer Politik innerhalb von 50 Jahren selbst in einen Krieg manövriert, der sie letztlich zerstört hat, udn zum Versallen, zuerst von Sparta, udn dann von den Makedoniern degradierte… die attische Demokratie war alles andere als ein Erfolgsmodell.
        Anders sah es dann mit der römisch- republikanischen Demokratieform aus, die deutlich länger hielt.

  2. Leistet keinen vorauseilenden Gehorsam

    Über Tyrannei : Zwanzig Lektionen für den Widerstand von Timothy Snyder, kosten nur 10€ schon kleinste Gesten im üblichen Alltag sind ein Anfang. Noch sind die Wahlen Allgemein, Unmittelbar, Frei, Gleich und Geheim lasst euch nicht hinter die Fichten führen, wenn euch eure Zukunft lieb und teuer ist.

  3. Mein lieber Wolf Wetzel, ohne Moral geht es wohl nicht?

    Es ist ein Elend, dass heutige Linke die Welt moralisch sortieren, und unbedingt für die eine oder andere Seite Partei ergreifen wollen. Nicht minder schlimm ist, dass mit dem Recht oder Unrecht argumentiert wird.

    Palästinenser wie auch Israelis begreifen sich nicht einfach als Menschen. Beide Seiten wollen unbedingt “ihren” Staat. Dummerweise aber eben auf demselben Flecken Erde.

    Die gesellschaftliche “Vision” von der die Rede ist, besteht in nichts weiter als der “Identität” von Volk und Herrschaft. Frei ist ein Palästinenser offenbar erst, wenn die richtige Mannschaft über ihn herrscht. Da mag ich nicht für die palästinensische Sache Partei ergreifen.

    Auf der israelischen Seite ist es noch schlimmer. Da will man nicht nur genuines Herrschaftspersonal, da wird der Staat gleich religiöser begründet.

    1. Ohne Moral kann keiner, und führt zu nichts. Und wenn es auch nur die “eigene” Moral ist.

      Sieh’ hier:
      “Palästinenser wie auch Israelis begreifen sich nicht einfach als Menschen. Beide Seiten wollen unbedingt “ihren” Staat. Dummerweise aber eben auf demselben Flecken Erde.”

      Scheinbar völlig unbewertet, diese Aussage, gibt sie einfach beiden Seiten gleiches Recht/gleiche Schuld, und ist daher sehr einfach und sehr weit von einem Lösungsansatz. Der Sachverhalt ist Glasklar:
      die EINEN leben immer schon da (in einer natürlichen Mischung mit Christen und Juden), und die ANDEREN werden Weltweit rangekarrt und eingeladen Bürger zu werden, auf dem Flecken Land, wo die EINEN gerade erst vertrieben/erschossen wurden – denn muss ja die Demographie im Auge behalten und dort für stabile Mehrheitsverhältnisse sorgen.
      Die Israelis nennen das ganze ja auch: Rasen mähen. Man will ganz gezielt die Palästinenser dezimieren. Eine Formulierung wie aus dem Dritten Reich.

      Übrigens: den Artikel zu lesen ist durchaus empfehlenswert 😉

      1. Ich habe es nicht so mit Recht und Schuld.
        Das, was ich an beiden kritisiert habe, ist das sich Palästinenser wie Israelis nicht einfach als Menschen betrachten. Dann wäre es nämlich egal, wer wie lange dort lebt. Man schaut halt, ob noch Platz ist und siedelt sich an. Wieso sollte da jemand etwas dagegen haben.

        Du möchtest in diesem Konflikt Partei ergreifen, aber warum? Das man dem Staat Israel nichts abgewinnen mag, ist ja verständlich. Aber warum sollte ein palästinensischer Staat besser sein?

        Wer der Ansicht ist, dass er zuerst und vor allem eine Herrschaft braucht, die ihm “entspricht”, der macht einen gewaltigen Fehler. Darin sind sich Israelis und Palästinenser gleich.

        1. Keine Ahnung warum das schlimm sein sollte, wenn sich Leute in deine Wohnung Zugang verschaffen, deinen Sohn erschießen, deine Frau vergewaltigen und deine Tochter rausschmeißen. Kannst doch trotzdem mit denen zusammenleben. Macht ja schließlich keinen Unterschied, wer zuerst da war, oder?

          Typisch deutsche Arroganz sage ich dazu. Zum Glück ist das bald vorbei.

          1. Was ist eigentlich so schwer daran zu verstehen, dass erst über die Definition eines staatlichen “wir” der Gegensatz zu denen geschaffen wir, die nicht zu “uns” gehören?

            Jeden Tag kommen und gehen Menschen. Aber wenn die “falschen” kommen, dann ist es ein Problem.

            Funfact: ein paar der in Israel ansässigen Juden unterscheiden sich äußerlich nicht von den Palästinensern. Und werden prompt angefeindet, weil sie nicht aussehen wie europäische Juden.

            1. Ich denke Du irrst Dich. Auch ohne staatliches “Wir” sind Ressourcen in einem endlich großen Stück Land begrenzt. Was der Vorposter Dir – glaube ich – mit seinen drastischen Worten versucht hat zu vermitteln ist folgende Denkfigur: Du musst verschwinden, also woanders hingehen oder sterben, denn jetzt beanspruchen wir die Ressourcen, die Du bisher zum Leben brauchtest.
              Avnery und jüngere Mitglieder von Gush Shalom sind vor Jahrzehnten nicht ganz grund- und sinnlos als lebende Ziele zwischen arabischen Bauern auf deren Feldern herumgelaufen, damit “Siedler” nicht auf die Araber schießen konnten ohne sich ggf. eine Mordanklage (weil einen Juden getroffen) einzuhandeln. Da ging es um Ressourcen, nicht um Religion oder Staatsangehörigkeit.

        2. Ich habe es nicht so mit Recht und Schuld.

          Wie stellen Sie sich menschliches Zusammenleben ohne ein wenigstens halbwegs verbindliches (und natürlich möglichst kohärentes) Konzept von Recht und Schuld denn vor? Und ich spreche ausdrücklich nicht von Strafe, dass ist ein anderes Thema.

          Man schaut halt, ob noch Platz ist und siedelt sich an.

          Das wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, aber so ist es ja nicht gelaufen – was keine der zwei Seiten bestreitet.

          Ihre Staats- und Herrschaftskritik ist wieder noch ein anderer Stiefel.

          1. Warum sollte menschliches Zusammenleben Recht brauchen? Und wie sähe Recht ohne Strafe aus? Was leistet denn das Recht?

            Recht braucht es dort, wo Gegensätze nicht ohne Schiedsspruch zu “lösen” sind, wo eine über den Parteien stehende Gewalt(!) die zu klärenden Fragen entscheidet und mit Gewalt diese Entscheidung durchsetzt.
            In der bürgerlichen Gesellschaft braucht es das Recht (und das Gewaltmonopol des Staates), weil diese Gesellschaft auf lauter Gegensätzen beruht. Ein Mietrecht braucht man, weil es Mieter und Vermieter mit antagonistischen Interessen gibt. Das Recht gibt diesen gegensätzlichen Interessen eine Verlaufsform, die Gegensätze bleiben aber bestehen.

            Mir geht es bei meiner Kritik an dem Autor um etwas ganz anderes. Es ist eine Unart als privater Bürger auf den ideellen Richterstuhl zu setzen um “Recht zu sprechen”. Wenn Wetzel befindet, dass diese oder jene Partei “das Recht habe”, was will er damit eigentlich sagen? Er behandelt das Recht als eine moralische Instanz.
            Was man praktisch feststellen kann, ist, dass es den Palästinensern nichts nützt, wenn sie “ein Recht” auf einen eigenen Staat haben. Wenn man sich also mit dem Konflikt dort befasst, sollte man erklären, was da los ist, warum es diesen Konflikt gibt, wer da welche Interessen verfolgt usw..
            Dann würde man auch verstehen, warum Israel eine Zweistaatenlösung ablehnt, und warum die USA Israel (scheinbar) bedingungslos unterstützen.

            1. Recht braucht es dort, wo Gegensätze nicht ohne Schiedsspruch zu “lösen” sind…

              Und was ist oder wäre die Grundlage eines Schiedsspruchs? Und natürlich landen Sie letzten Endes immer bei einer ‘moralischen Instanz’, ganz unabhängig von Ihrer Kritik bürgerlichen Rechts, die ich teile.

            2. Was ist wenn wir keine Vermieter und Mieter mehr hätten?
              Denn, genau die Eigentumsverhältnisse führen ja schließlich zu diesen Kriegen.
              Keine Herren, keine Sklaven, denn das Versprechen des Kapitalismus kann er genau wegen der Besitzstandes der herrschenden Klasse niemals einlösen.

              1. @Pablikman
                “Keine Herren, keine Sklaven, denn das Versprechen des Kapitalismus kann er genau wegen der Besitzstandes der herrschenden Klasse niemals einlösen.”

                Volle Zustimmung / dafür gibt es 5 *****

                …und genau dieses System lenkt den Hass für sein eigenes Versagen auf Hartz4ler (“Bürgergeldempfänger”), Rentner, Migranten und Flüchtlinge, etc., während man gleichzeitig die Rentenkassen und die Kassen der Sozialversicherungen plündert um Kriege zu finanzieren.

        3. wir täten gut daran, die Worte von Moshe Dayan, einem der Gründerväter Israels, zu berücksichtigen, der 1956 sagte:
          „Welchen Grund haben wir, uns über ihren heftigen Hass uns gegenüber zu beschweren? Seit acht Jahren sitzen sie in ihren Flüchtlingslagern in Gaza, und vor ihren Augen verwandeln wir das Land und die Dörfer, in denen sie und ihre Vorfahren gelebt haben, in unser Zuhause.“ … Wir sind eine Generation von Siedlern, und ohne Stahlhelm und Gewehrlauf werden wir nicht in der Lage sein, einen Baum zu pflanzen oder ein Haus zu bauen. … Lasst uns nicht Angst haben vor dem Hass, der das Leben von Hunderttausenden Arabern begleitet und verzehrt, die überall um uns herum sitzen und auf den Moment warten, in dem ihre Hände unser Blut erreichen können.“

      2. Danke für Ihren Kommentar. Ich habe ja ausdrücklich und ausführlich darüber geschrieben, dass es keine “moralische Äquivalenz” zwischen Besatzern und Besatzungsopfern gibt. Darauf geht “im-Vertrauen-gesagt” gar nicht ein.

        1. Festzustellen, dass es keine “moralische Äquivalenz” gibt, heißt ja, diesen Maßstab anzulegen. Aber warum will man das überhaupt?

          Warum sollte man diesen Konflikt, oder Konflikte überhaupt moralisch beurteilen wollen? Und warum sollte man überhaupt Partei ergreifen wollen? Und wenn man das will, sollte man sich dann nicht lieber vorher Klarheit darüber verschaffen, was die beteiligten Parteien überhaupt für Interessen verfolgen, bevor man sich für eine Partei stark macht?

          Wenn sich in einem Bandenkrieg eine Übermacht der einen Seite einstellt, ergreift man dann für die schwächere Seite Partei?

          Abgesehen davon ist es völlig egal, wie sich Deutschland zu Israel stellt. Selbst, wenn die Regierung sämtliche Waffenlieferung einstellen würde, würde sich an der Lage der Palästinenser nichts ändern. Insofern ist die eingangs gestellte Frage, ob die Bundestagswahl ein geeignetes Mittel ist, beantwortet.

          1. Und warum sollte man überhaupt Partei ergreifen wollen? Und wenn man das will, sollte man sich dann nicht lieber vorher Klarheit darüber verschaffen, was die beteiligten Parteien überhaupt für Interessen verfolgen, bevor man sich für eine Partei stark macht?

            Ja natürlich sollte man das. Und als nächstes landet man unwillkürlich bei der Frage, ob die jeweiligen Interessen legitim sind oder nicht. Und dann sind Sie wieder bei dem Maßstab, den Sie unbedingt vermeiden wollen.

        2. Nach i-v-g s Kritik der Moral hab ich mir die Stelle nochmal durchgelesen. “Moralische Äquivalenz” bedeutet ja, dass man beiden Seiten gleich viel Schuld geben will. Und dagegen sagen Sie. Nein die Schuld ist nicht gleich, weil Israel als Herrschaft die Macht hat und die Palästinenser unterworfen sind.
          “Die Besatzung, das völlig Ausgeliefertsein, das Gefängnis-Leben, das ganz in den Händen der israelischen Armee liegt. In diesem Herrschaftsverhältnis gibt es keine Gleichen, keine Ebenbürtigen, keine gleichwertigen.” – Also gibt es ein moralisches Ungleichgewicht. Israel ist schuldiger. Das ist keine Ablehnung der Moral, sondern ihre Bestätigung. Das Argument soll also dazu führen Partei für die unterlegene Seite zu ergreifen. Und genau das ist die Scheiße an der Moral, sie taugt bloß dazu Partei zu ergreifen und macht dadurch dumm, weil sie die sachliche Beurteilung durch eine moralische ersetzt. Ein palästinensischer Staat ist halt genauso verkehrt wie ein israelischer. Zu so einem Urteil kommt man gar nicht mehr, wenn man sich ihre guten Gründe für die Palästinenser zu sein einleuchten lässt.

          1. @ Krim

            Das Argument soll also dazu führen Partei für die unterlegene Seite zu ergreifen. Und genau das ist die Scheiße an der Moral, sie taugt bloß dazu Partei zu ergreifen und macht dadurch dumm, weil sie die sachliche Beurteilung durch eine moralische ersetzt.

            Da hoffe ich Sie nicht falsch zu verstehen, denn es klang für mich etwas danach, als ob man irgendeine Äquidistanz bei Konflikten wahren soll. Soll man denn nicht Partei für die unterlegene Seite ergreifen? Mit der Haltung kann man ja dem Klassenkampf gleich ganz abschwören – sachlich machen beide Seiten Fehler…

            Man braucht ja weder Moral noch sonst was, um zu erkennen, dass faktisch die Bourgeoise die Arbeiter im Zentrum als Lohnsklaven ausbeutet und die der Peripherie als Ohnelohnsklaven. Oder dass eben die Palästinenser unterworfen sind. Und dass es sich beim Tun der westlichen Imperialisten und Zionisten um kolonialistisches Unrecht handelt.

            Ein palästinensischer Staat ist halt genauso verkehrt wie ein israelischer.

            Damit läuft man dann Gefahr eurozentrischt, von westlinker Warte mit dem Zeigefinger zu operieren und den Unterdrückten in der Peripherie vorzuschreiben wie sie ihren Klassenkampf zu führen haben. Das riecht für mich auch nach Moral.

            Roy wird ja im Artikel wie folgt zitiert:

            Ich sage unterdrückten Menschen nicht, wie sie ihrer Unterdrückung widerstehen sollen oder wer ihre Verbündeten sein sollten.

            Und so ist es – das geht „uns“ eben nichts an. „Wir“ können „uns“ darüber mokieren, dass die Verdammten dieser Erde auf Staat, Religion, beide zusammen oder ganz andere Mechanismen zum Führen ihres Widerstands zurückgreifen, aber die Verhältnisse in der Peripherie sind nun einmal andere als bei uns – und obendrein haben „wir“ sie maßgeblich mitgestaltet. Denn der englische Arbeiter ist Angehöriger einer ausgebeuteten Klasse – der palästinensische Angehöriger einer ausgebeuteten Klasse und einer ausgebeuteten Nation. Und der englische Arbeiter kann zwar ausgebeutet sein, aber zugleich gleichgültig oder sogar sympathisch der Unterjochung und Ermordung Palästinas gegenüberstehen. Das wusste schon Fanon.

            Ergo sollten wir zunächst vor der eigenen Haustüre kehren – hier ist das „Gehirn des Monsters“ wie Guevara zu Jean Ziegler sagte. Hier im Zentrum haben wir aufzustehen gegen die Unterdrückung durch die bourgeoise Klasse, gegen Religion, Staat etc. (ich schrieb es in meinem gestrigen Kommentar). Und vom Zentrum aus hat man die Peripherie in ihrem Kampf sicherlich zu unterstützen – aber gewiss hat man ihr keine Regeln vorzuschreiben. Was die Menschen dort nach Ende des Kolonialismus mit und aus ihrer erlangten Freiheit machen, geht uns schlicht nichts an. Diese Leute gehören uns nicht und wir haben nicht für sie zu entscheiden.

            Gut, ich hoffe Sie nicht falsch verstanden zu haben. Ich war von den beiden Stellen nämlich etwas irritiert. Gerne können Sie Ihren Punkt auch nochmals deutlicher machen oder meinen Denkfehler benennen, wenn ich da etwas falsch gelesen haben sollte.

      1. Ich habe keine Ahnung, bin aus den Alpen… um Minute 33 ja in Berlin.
        @Krim, Hinweis: Ist dir der “Uebergang” von Merkel aufgefallen auf die Frage von Brugger gleich am Anfang der Verlinkung ? “Wie kann man das reparieren? Ja, das ist ausgezeichnet!”
        Enough said 😉

  4. Hinzu kam die völlige Nicht-Bereitschaft (der Linkspartei) über die „bedingungslose Solidarität mit Israel“ zu streiten.

    Das stimmt aber nun wirklich nicht. Wenn es so wäre, dann hätte die Bundestagsfraktion der Linkspartei im Juni 2011 ihren unseligen Beschluss nicht zu fassen brauchen. Vielleicht ist es dem Autor entfallen, aber damals herrschte ein regelrechtes Kesseltreiben gegen die Linkspartei wegen deren angeblichem “Antisemitismus” – vulgo: der Unterstützung der Palästinenser. Zuvor hatten Bundestagabgeordnete der Linkspartei (Groth, Höger, Paech) an der Gaza-Flottille (2010) teilgenommen, die von israelischem Militär unter Schusswaffeneinsatz in internationalen Gewässern gestoppt worden war (zehn Menschen wurden von den Israelis erschossen).
    Dem anschließenden Druck ergab sich die Mehrheit der Bundestagsfraktion.
    https://www.die-linke.de/start/nachrichten/detail/entschieden-gegen-antisemitismus-1-1/
    https://www.openpetition.de/petition/online/appell-zur-zuruecknahme-des-antisemitismus-beschlusses-der-bundestagsfraktion-die-linke-vom-7-6-2011

    Auch “Toiletgate” (2013) wäre ohne konträre Positionen innerhalb der Linkspartei nicht möglich gewesen.
    Und erst im letzten Monat traten einige namhafte Vertreter des Berliner zionistischen Flügels der Linken aus der Partei aus, weil sie mit ihrem Versuch, den Palästinensern in einer Resolution “eliminatorischen Antisemitismus” anzudichten, nicht durchgekommen waren.

    1. Danke für die berechtigte Ergänzungen und Einwände. Ich wollte und musste diese Absatz kurz halten, also das Ergebnis skizzieren. Aber Sie haben recht, dass es Versuche in der “LINKEN” gab, sich nicht dieser Staatsraison unterzuordnen. Aber wie Sie ja auch wissen: Am Ende hat man zugestimmt und der zionistische Flügel der LINKEN ist ausgetreten, weil ihn die “Solidarität mit Israel” nicht bedingungslos genug war.

  5. Bruder Wolf schreibt über ein wichtiges Thema und stellt die wichtige Frage: Warum sollte man die Kriegsmaschinerie aufhalten?

    Im Islam wird der Frieden (Salam) als das zentrale Konzept verstanden. Der Islam ist keine Religion, die den Krieg verherrlicht, sondern eine, die auf die Förderung des Friedens ausgerichtet ist. Selbst in Zeiten des Krieges wird von uns Gläubigen erwartet, dass wir weiter den Frieden suchen. Der heilige Koran zeigt uns dabei eine klare und tiefgründige Perspektive zum Frieden und gegen jegliche Gewalt auf. Allah (swt) spricht in Sure 8,61 zu uns:

    „Und wenn sie sich dem Frieden zuwenden, dann wende dich auch ihm zu und vertraue auf Allah.“

    Er fordert uns auf, den Frieden zu suchen und Konflikte zu vermeiden, wann immer dies möglich ist. Krieg ist nur unter ganz bestimmten Umständen, etwa zur Selbstverteidigung, erlaubt. Lest Sure 22,39:

    „Erlaubt ist denen, die im Krieg bedrängt werden, weil ihnen Unrecht zugefügt worden ist. Und Allah hat wahrlich die Macht, ihnen zum Sieg zu verhelfen.“

    Das galt in unserer Jugend für die Menschen in Vietnam und Afghanistan und es gilt heute für die Bewohner von Palästina und Donbass.

    Doch auch hier wird der Krieg auf das Notwendige begrenzt. Der wahre Kampf ist nicht der für mehr Macht und Gewalt, sondern der für Gerechtigkeit und für den Schutz der Schwachen und Unterdrückten. Dazu bedarf es der Anstrengung, um die eigenen Schwächen zu überwinden. Das ist der große Dschihad, dem wir alle uns stellen müssen. Der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!) sprach (überliefert von Sahih Muslim):

    „Kämpft für die Sache Allahs mit Gerechtigkeit, aber überschreitet nicht die Grenzen.“

    Ein Krieg, der keine Gerechtigkeit bringt und der nur dem Mammon und dem Machterwerb dient, ist Unrecht. Der heilige Koran verurteilt aber jegliche Art von Unrecht und Unterdrückung. Hört Sure 2,190:

    „Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die euch bekämpfen, aber seid nicht aggressiv. Wahrlich, Allah liebt nicht die Aggressoren.“

    Die NATO-Kriegsmaschinerie, die in vielen Teilen der Welt am Werk ist, bringt nur Leid, Tod und Zerstörung. Sie verfolgt keinen gerechten Zweck. Sie vollbringt das Werk Schaitans. Schaitan aber will die Menschen in die Irre führen und sie von einem rechtschaffenen Leben abzubringen. Lest Sure 4,120:

    „Er macht ihnen Versprechungen und erweckt in ihnen Wünsche; aber Schaitan macht ihnen nur Versprechungen in Trug.“

    Schaitan ist die Wurzel allen Verderbens wie auch Sure 24,21 zeigt:

    „O ihr, die ihr glaubt, folgt nicht den Schritten Schaitans. Wer den Schritten Schaitans folgt, der gebiert das Ungeheuer und das Verwerfliche.“

    Der heilige Koran lehrt uns dagegen, dass der Zweck des Krieges nie das Töten oder die Zerstörung von Leben sein sollte. Im Islam wird das Leben jedes Menschen als heilig betrachtet. So heißt es in Sure 5,32:

    „Wer einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen oder auf der Erde Unheil gestiftet hat, ist, als ob er die ganze Menschheit getötet hätte.“

    Der Islam ruft uns alle auf, Friedensstifter zu sein und die Welt von Gewalt und Krieg zu befreien. Nochmals der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm!):

    „Der Starke ist nicht der, der im Ringen siegt, sondern der, der sich beherrscht, wenn er wütend ist.“ (überliefert in den Sahih al-Buchari)

    Dies zeigt uns, dass wahre Stärke im Beherrschen der eigenen Wut und im Streben nach Frieden liegt.

    Bruder Wolf ist leider kein Gläubiger. Aber er kennt sicher die Worte von Schwester Rosa:

    „Der Krieg ist der Tod des Proletariats. Er nimmt uns das Leben und unsere Zukunft. Unsere Aufgabe ist es, diesen Krieg zu stoppen.“ (aus: „Die Junius-Broschüre“, 1916)

    Schwester Rosa stellte klar, dass der Krieg nicht im Interesse der einfachen Menschen iegt, sondern von den Mächtigen geführt wird, um ihre eigenen Interessen auf Kosten der anderen zu sichern. Sie rief alle auf, sich gegen den Krieg zu stellen und sich nicht von der Propaganda verführen zu lassen.

    Wie Bruder Wolf kritisierte auch Schwester Rosa den Verrat vieler sozialdemokratischer Parteien, die den Krieg unterstützten und sich mit den kriegerischen Regierungen verbündeten:

    „Die sozialdemokratische Partei hat sich nicht nur zur Unterstützung des Krieges entschlossen, sie hat sich mit der Kriegsmaschinerie des Staates verbunden. Das ist der größte Verrat an der Arbeiterklasse.“ (ebd.)

    Für sie war es unerträglich, dass so viele Sozialdemokraten, anstatt sich gegen den Krieg zu stellen, mit den Kriegsführern Hand in Hand gingen. Sie empfand das als einen großen Verrat.

    Wenn Bruder Wolf heute fragt, warum man die Kriegsmaschinerie aufhalten sollte, wollen wir ihm antworten:

    Die Kriegsmaschinerie aufzuhalten bedeutet, die Prinzipien des Friedens, der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit zu wahren. Es ist eine Aufforderung, die Verbreitung von Unrecht und Gewalt zu verhindern und das Wohl aller Menschen zu befördern.

    Möge Allah (swt) uns bei dieser wichtigen Aufgabe leiten und uns die Weisheit und das Verständnis geben, endlich Frieden in dieser Welt zu schaffen.

    Friede sei mit euch!

    1. Danke! Ich schätze jeden, der diese Kriege verhindern will – ob mit oder ohne Gott.
      Sie haben den Satz von Rosa Luxemburg erwähnt:
      „Der Krieg ist der Tod des Proletariats. Er nimmt uns das Leben und unsere Zukunft. Unsere Aufgabe ist es, diesen Krieg zu stoppen.“ (aus: „Die Junius-Broschüre“, 1916)
      Wenn wir Rosa, Gott und XXX zusammenbringen, zusammen kommen lassen, dann ist das gut. Es kommt darauf an, was wir tun, was wir unterstützen, was wir mit unseren Möglichkeiten tun, damit diese Kriegsmaschinerie (mit ihrem Denken) nicht siegt – über unser aller Leben.

      1. “Es kommt darauf an, was wir tun, was wir unterstützen, was wir mit unseren Möglichkeiten tun, damit diese Kriegsmaschinerie (mit ihrem Denken) nicht siegt – über unser aller Leben.” – Genauso ist es, Bruder.

        Friede sei mit dir!

            1. Bruder,

              ich sehe deinen Schmerz und deine Wut, und ich verstehe, dass du mit vielen schwierigen Gefühlen kämpfst. Du bist hier oft missgestimmt und sehr erregt.

              Aber ich möchte dich bitten, in deinen Worten Mäßigung zu üben. Palästinenser sind keine Tiere, sondern Menschen, die ebenso wie wir Leid erfahren haben. Oftmals sogar viel Schlimmeres und Größeres.

              Lass uns die Diskussion mit mehr Verständnis und Respekt führen.

              Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, dass dir positive Gedanken, eine liebende Frau und Frieden begegnen.

              Möge Allah (swt) dich auf deinem Weg leiten.

              Friede sei mit Dir!

      2. So lange es Religionen gibt, wird es auch keinen Frieden geben!
        Wer das immer noch nicht verstanden hat, brauch erst gar nicht hier zu schreiben!

        1. Wow, ganz schön intolerant, überheblich und selbstgerecht. Motto: Nur ich habe den Durchblick und die richtige Meinung. Der Rest kann weg.

          So fangen Kriege an.

          1. Ich weiß halt Bescheid, sie wohl eher nicht. lächel
            Aber keine Angst, wenn sie so viel und soweit rumgekommen wären, wüßten sie das sicher auch.
            Außerdem mache ich seit dem 12.4.2020 nichts anderes mehr.

            1. Mhm, ja, wissen wir. Seit xy sitzt du in deinem Verschlag, von der Außenwelt abgeschnitten, Dosenravioli fressen, mit Schaum vor dem Mund und Alufolie auf dem Kopf, “sondierst” 6132 Internetforen und furzt deine immer gleichen Zweizeiler in die virtuelle Welt, für die sich keine Sau interessiert. Armer Irrer. *lächelgrinskicher*

        2. Bruder Pablikman,

          ich verstehe deinen Frust, aber Frieden kommt nicht von der Abwesenheit von Religion, sondern von der Wahrheitssuche, aus der Willenskraft und von dem Streben nach Gerechtigkeit. Das Vertrauen auf Gott (swt) kann uns dabei ine Quelle der Stärke und des Trostes sein, weil es uns daran erinnert, dass wir nicht alleine sind. Im heiligen Koran heißt es in Sure 3,150:

          „Vertraut auf Allah. Er ist der beste Helfer.“

          Wenn wir in schwierigen Zeiten um Frieden bemüht sind, können wir darauf vertrauen, dass Allah (swt) unsere Bemühungen sieht und uns unterstützt. Dieses Vertrauen gibt uns inneren Frieden, selbst wenn die äußeren Umstände schwer sind, und hilft uns, mit Geduld und Zuversicht weiterzumachen. Es ist der Trost, zu wissen, dass Gott (swt) immer an unserer Seite ist, unabhängig vom Ausgang.

          Ich wünsche dir, dass auch du diese Kraft und diesen Trost findest.

          Möge Allah (swt) uns alle auf den rechten Weg führen.

          Friede sei mit dir!

          1. “Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt”.
            (Dostojewski)

            “Wenn es Gott nicht gäbe, so müsste man ihn erfinden“
            (Voltaire)

          2. Ach Du scheisse….seit 1974 nicht mehr so gelacht, oder sollte ich mich fremdschämen?
            Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in
            einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

            Na, von wem ist das wohl?

            Psst, ich bin damit quasi aufgewachsen…lächel 😉

        3. Ich weiß ja wirklich nicht, wie es in Ihrer Welt aussieht.

          Aber in der meinigen verhält es sich so: Würden sich die denkfähigen Wesen dieser Welt mal an einen Teil der Handlungsempfehlungen eines gewissen Herrn Jesus von Nazareth halten, hätten wir schon längst Frieden. Und das gilt für Christen, Moslems, Juden, Atheisten, Asiaten, Amerikaner und Klingonen sowie alle Nichtgenannten gleichermaßen, mich selbst übrigens eingeschlossen.

          Dass wir den Frieden nicht haben, legen Sie also tatsächlich der Religion selbst zur Last, und nicht deren vielfach missbrauchte Umsetzung, der Unvollkommenheit des Menschen, der Komplexität des Universums, der Unfreiheit des Willens oder tausend anderen, zutreffenderen Gründen, über die mehr Bücher geschrieben wurden, als Sie oder ich jemals lesen könnten? Sie hauen hier gerade unzählige Glaubensrichtungen, über Jahrhunderte in Selbststudium entstandene Philosophien diversester Stilrichtungen (Zen-Mönche und Nonnen die im Krankenhaus arbeiten auch alle doof oder wie?), Vernetzungen zu allen kulturellen aktuell existierenden und ehemals existierenden Bereichen (Buchdruck, anyone?) und nicht zuletzt einen essentiellen Teil unserer Menschheitsgeschichte, der uns zu dem machte, was wir alle heute sind und irgendwann werden könnten, grobschlächtig und ignorant in die Tonne. Alles Kacke, wa?

          Starkes Stück, und das sage ich als staatlich diplomierter Agnostiker (Das ist die Bezeichnung für jene Menschen, die in der Frage göttlicher Geschöpfe neutral bleiben wollen, bis wir deren Existenz oder Nichtexistenz empirisch falsifiziert haben sollten, und die für Fanatiker aller Sorten oft nur ein mildes Lächeln übrig haben).

          Ein freundlicher Rat: Gehen Sie mal an die frische Luft.
          Nein, noch einer: Wenn Sie sich gerne als so allwissend und abgeklärt gerieren wollen, wie Sie es hier im Forum tun, sollten Sie aufhören, solch unreflektierten Quatsch zu schreiben. Einfache Lösungen für hochkomplexe Probleme haben noch nie gut funktioniert.

          Das ist vergleichbar mit Ihren ständigen Aufrufen, den Kapitalismus zu überwinden. Das ist ein komplexer, langwieriger Prozess (möglicherweise kommen wir dem Ziel täglich näher, wer weiß das schon heute?), den WIR als Gesellschaft aus Individuen in Gang bringen müssen, antreiben müssen, so wir es denn wollen. Wir dürfen diesen Prozess nicht einfach nur von anderen fordern, wir müssen ihn selbst umsetzen, uns aktiv um friedliche Alternativen bemühen. Jeder von uns ist ein Teilchen in der Maschine, ein Rädchen im Getriebe. Fangen SIE damit an. Ich tue es schon, so gut es geht. Aber friedlich. Hören Sie auf zu kämpfen. Sie wollen doch Frieden oder? Echter Frieden geht nur mit Frieden, anders nicht. Sonst bleibt er im besten Falle nur eine Illusion, ein frommer Wunsch im schlechtesten. 😉

          1. Religionen sind immer exkludierend und eine Erfindung der herrschenden Klasse um die Menschheit zu unterjochen und einzuhegen.
            Und ja, wir Leben in einer einzigen Illusion, nämlich die deś Kapitalismus und der, des religiösen Irrationalismus.
            Sämtliche Religionen tragen durch ihren verbrämtes Lebenskonzept, das bei allen religiösen Ideologien nicht im jetzigen Leben stattfindet, sondern irgendwann danach stattfinden soll, wir uns also als Sünder quasi dem Leben nach dem Tode, durch ein angepasstes biederes und prüdes Dasein führen sollen, damit wir später, nach dem Tode nicht in der Hölle schmoren.
            Um es dann noch besonders schmackhaft zu machen, wird uns dann, wenn wir schön brav waren, 72 Jungfrauen oder eine Wiederauferstehung im Himmel versprochen.
            Religionskritik ist eine der Wurzeln der Aufklärung, ohne sie wären weder der Niedergang des Feudalismus und sein Hinwegfegen durch bürgerliche Revolutionen, noch irgendwelche weitergehenden Emanzipationsbestrebungen möglich gewesen.
            Viele Straftaten und noch mehr Kriege, sind allesamt religiös motiviert.
            Einfach weil eine derartige Lebensführung, sich gegen das Wesen des Menschen richtet.

  6. Wie kann die Frage “Wofür” heißen ??? Für unser Überleben, für ein menschenwürdiges Leben für alle, gegen den Tod durch die kapitalistische Profitmaschine!!

    Die Frage kann doch nur lauten: WIE ?!?

    1. Vielen Dank. Das geht mir genauso. Ich wollte das “warum” voranstellen, damit ein paar Hindernisse/Gleichheiten (IDF=Hamas) ausgeräumt werden können. Im letzten/nächsten Teil geht es um das “Wie”. Es gibt vieles, was wir unterstützen, stark machen können – wenn wir es zusammen denken, uns in und mit den unterschiedlichen Möglichkeiten schätzen und bestärken.

  7. Die Kriegsmaschinerie, das ist ja nicht irgendwer, sie hat Namen und Adresse. Die Probleme beginnen schon damit, dass die Politik der NATO nie zur Wahl steht, nicht mal in den USA.

    Das BSW könnte natürlich genau das zum Wahlkampfthema machen. Laut und unerbittlich. So würde ich mir das wünschen. Ich wäre mir aber nicht einmal sicher, ob sie dann noch in den Bundestag käme.

    Aber wer weiß: die Zustimmung zur AfD speist sich ja auch aus dem nicht nur gefühlten Mangel an politischer Selbstbestimmung. Vielleicht gibt es da Potenzial.

    Die Friedensbewegung der 80er hatte ja tatsächlich der NATO den Fehdehandschuh hingeworfen, als sie den NATO-Doppelbeschluss ins Zentrum ihrer Aktivitäten rückte. Heute müsste man wohl das aggressive Gebaren an sich ins Zentrum rücken.

  8. “Was wäre an einer Partei falsch, wenn sie ihre „zentralen Wahlversprechen“ einhält?

    Diese Partei hätte so die Zeit, sich um eine politische Basis zu bemühen. ”

    Ja, das hätte sie wohl. Wenn Zeit nicht eine kritische Ressource würde.

    Denn der Abstieg in Wirtschaft, Bildung, Sozialkompetenz, Diplomatie, Empathie und allerlei anderer Aspekte menschlicher Gemeinschaft, der in unserem Land wirkt, verläuft nicht linear. Seit Helmut Kohl und Genscher wird nun das Gemeinwesen systematisch geistig moralisch gewendet. Wir nähern uns dem Bereich der Kurve, an dem der Abstieg dann sehr steil wird.
    Wenn jeder Idiot zwei weitere Idioten verursacht, geht das irgendwann sehr schnell. Bereits 20% der erwachsenen Bevölkerung könnten diesen meinen Kommentar nicht sinnerkennend lesen.

    Zeit, Herr Wetzel, geht uns langsam aus. Wer etwas sinnvolles bewirken kann, was sonst nicht geschehen würde, immer her damit. Jedes bisschen Vernunft hilft.

    Es ist interessant zu beobachten, wie viele Artikel mit Ratschlägen und Analysen zum BSW letzthin zu finden sind. Was BSW wirklich macht ist so etwas wie die mittlere Linie aus all den Ratschlägen, also vielleicht gar nicht so verkehrt? Natürlich nur, so lange nicht Altlinke, die unzufrieden sind, weil ihre Hoffnung nicht exakt so vorgeht, wie SIE es gerne würden, zu viele Artikel über ein vermeintliches Scheitern schreiben und dieses damit aus kleinlicher Pingeligkeit erst herbeiführen.
    Ob das BSW sich IN DER REGIERUNGSARBEIT korrumpieren lässt, wird nur herauskommen, wenn es mit regiert. Wir sollten also dankbar sein, dass wir nicht erst in einigen Jahren erkennen werden, ob Hoffnung berechtigt war.

    1. @T.h.omas
      “Partei hätte so die Zeit, sich um eine politische Basis zu bemühen”

      Wäre es nicht umgekehrt sinnvoller, eine APO die eine Partei in der Opposition als Sprachrohr vor sich her treibt?
      Dazu müssten wir aber selbst aktiv werden!

      Der lange Marsch durch die Instituionen wird, wie in der Vergangenheit bewiesen, nicht funktionieren und indem wir alle 4 Jahre per Kreuzchen auf einem Wahlezttel machen und hoffen “DIE SOLLEN /WERDEN ES FÜR UNS RICHTEN” wird es nicht besser.

      Es kommt nicht auf das BSW an, ES KOMMT AUF UNS AN !!! Sind wir in der Lage unsere Interessen öffentlich selbst zu artikulieren und zu vertreten oder hoffen wir auf einen Gott, Führer oder sonst wen der es für uns tut?

      Die Internationale
      “Es rettet uns kein höh’res Wesen,
      kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
      Uns aus dem Elend zu erlösen
      können wir nur selber tun!”

  9. “Ich bin davon überzeugt, dass man das Parlament so nutzen kann, wie einen Rechtsanwalt oder eine Rechtschutzversicherung – ohne an den „Rechtsstaat“ zu glauben.” Zustimmung. Nutzen kann. Aber bisher leider nur in Einzelfällen, etwa im EP Martin Sonneborn und im dt. BT Robert Farle. Das sind fraktionslose oder wilde Abgeordnete (so in Wien genannt).
    Leider kenne ich kein Beispiel, daß das in dem Gebilde, das Fraktion heißt und finanziell besonders unterstützt wird, zutrifft. Im Gegenteil: im BT ist Fraktion die Organisationsform des gut bezahlten Stimmviehs.
    Um auch mal über Ihren hier gesetzten Rahmen hinauszugehn: schaunwermal, was die namentliche Abstimmung im Dez. im BT zur sogenannten Vertrauensfrage erbringt und wie sich AfD und BSW-MdBs verhalten. Und ob – sollte Ende Feber 2025 der BT neu gewählt werden – die Nichtwählergruppe mehr gegen 22 oder gegen 33 Prozent der Wahlberechtigten geht, trotz des erwartbaren “Schicksalswahlen”-Getrommels. Gruß, P, Ghian

  10. Man sollte sich immer vergegenwärtigen, was der Staat Israel eigentlich darstellt. Er ist mitnichten ein Zufluchtsort für die verfolgten Juden. Nein, er wurde erschaffen, um dem angelsächsischen Kapital einen Zugriff auf die Ressourcen in Nahost zu garantieren. Israel verkörpert also das Standbein dieser Verbrecher in eben jener Region.

  11. Eine sehr interessante Artikelserie von Herrn Wolf, die viele Menschen zum Nachdenken anregt. Schon deswegen ist diese Serie gelungen.
    Denn eigenes selbstbewusstes Denken macht einen Menschen aus, der einen gesunden Menschenverstand/Vernunft besitzt.
    Sehr interessant ist die Meinung eines Lesers, die über den Dschihad, heiligen Krieg ausführt, denn es wird aufgezeigt, dass der Dschihad rein gar nichts mit Terrorismus zu tun hat.
    Eine Abhandlung darüber, die ich mir damals vom islamischen Zentrum in Hamburg (http://www.bundvfd.de/uncategorized/andere-ausarbeitungen/attachment/opelt-recht-04-jihad/) besorgte, führt darüber noch einmal sehr konkret aus.
    Ich hatte angekündigt alle drei Teile des Artikels abzuwarten, um darauf entsprechend insgesamt zu antworten. Inzwischen ist in mir der Gedanke gereift, das im Jahresabschlusswort zu tun, was bei bundvfd.de (http://www.bundvfd.de/) voraussichtlich am 15.12.24 veröffentlicht wird.

    Nur ganz kurz, sehr geehrter Herr Wolf, eine Meinung, der man Beachtung zollen sollte, um Ihr Gutes Denken richtig zu verstehen. Gutes Denken wird bekanntlich zusammengefügt mit dem guten Denken der anderen zu sehr gutem Denken. Und wenn das ganze Volk dann dieses sehr gute Denken dazu bringt, eine wahrhafte und vom deutschen Volk tatsächlich in Kraft gesetzte Verfassung zu schaffen, dann wird das Denken zu ausgezeichnetem Denken.

    Mit vielen Dank und wirklich freundlichen Grüßen an Herrn Wolf.
    Olaf Thomas Opelt
    Plauen, 26.11.24

  12. “Auserwähltes Volk”.
    Heißt nicht, dass sie was “Besseres” sind sondern ist “vielmehr eine Verpflichtung zu strengem, gottgewolltem Handeln, eher eine Erschwernis denn ein Privileg im weltlichen Sinne.”

    Das sollte sich Netanjahu mit seinen Militärs und seiner rechts-extremen Regierungskoalition mal durch den Kopf gehen lassen. Ob das so “gottgewollt” ist…

    “Das Konzept des jüdischen Volkes als das von Gott auserwählte Volk gründet im Bund Gottes mit Abraham und der Offenbarung der Tora am Berg Sinai. Die „Auserwählung“ im Judentum bezieht sich auf das jüdische Kollektiv und nicht auf Individuen, die dem wahren Glauben anhängen. Das moderne Judentum versteht „Auserwähltheit“ als große ethische Verpflichtung, Vermittler für alle Menschen zwischen Gott und der Schöpfung zu sein.[1] Die These vom „auserwählten Volk“ lässt manche Missdeutung zu. Sie ist primär theologisch zu verstehen und bedeutet für den Gläubigen keine Bevorzugung gegenüber anderen Menschen. Es ist vielmehr eine Verpflichtung zu strengem, gottgewolltem Handeln, eher eine Erschwernis denn ein Privileg im weltlichen Sinne.”
    (Aus Wiki.)

    1. Multum in Parvo sagt:

      “Auserwähltes Volk”.
      Heißt nicht, dass sie was “Besseres” sind sondern ist “vielmehr eine Verpflichtung zu strengem, gottgewolltem Handeln, eher eine Erschwernis denn ein Privileg im weltlichen Sinne.”

      Das sollte sich Netanjahu mit seinen Militärs und seiner rechts-extremen Regierungskoalition mal durch den Kopf gehen lassen. Ob das so “gottgewollt” ist…

      Gottgewollt?
      Gott führt sein „Auserwähltes Volk ins gelobte Land“.

      Na, da schauen wir doch mal in die Quelle, die Bibel. Ins alte Testament, wahlweise auch in die Thora:

      Wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land geführt hat, in das du jetzt hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, wenn er dir viele Völker aus dem Weg räumt – Hetiter, Girgaschiter und Amoriter, Kanaaniter und Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die zahlreicher und mächtiger sind als du -,
      Dtn 7,2 wenn der Herr, dein Gott, sie dir ausliefert und du sie schlägst, dann sollst du sie der Vernichtung weihen. Du sollst keinen Vertrag mit ihnen schließen, sie nicht verschonen

      So sollt ihr gegen sie vorgehen: Ihr sollt ihre Altäre niederreißen, ihre Steinmale zerschlagen, ihre Kultpfähle umhauen und ihre Götterbilder im Feuer verbrennen.

      Denen aber, die ihm Feind sind, vergilt er sofort und tilgt einen jeden aus; er zögert nicht, wenn einer ihm Feind ist, sondern vergilt ihm sofort.

      Du wirst mehr als die anderen Völker gesegnet sein.

      Du wirst alle Völker verzehren, die der Herr, dein Gott, für dich bestimmt. Du sollst in dir kein Mitleid mit ihnen aufsteigen lassen. Und du sollst ihren Göttern nicht dienen; denn dann liefest du in eine Falle.

      Außerdem wird der Herr, dein Gott, Panik unter ihnen ausbrechen lassen, so lange, bis auch die ausgetilgt sind, die überleben konnten und sich vor dir versteckt haben.
      Dtn 7,21 Du sollst nicht erschreckt zurückweichen, wenn sie angreifen; denn der Herr, dein Gott, ist als großer und Furcht erregender Gott in deiner Mitte.
      Dtn 7,22 Doch der Herr, dein Gott, wird diese Völker dir nur nach und nach aus dem Weg räumen. Du kannst sie nicht rasch ausmerzen, weil sonst die wilden Tiere überhand nehmen und dir schaden.
      Dtn 7,23 Doch wird der Herr, dein Gott, dir diese Völker ausliefern. Er wird sie in ausweglose Verwirrung stürzen, bis sie vernichtet sind.
      Dtn 7,24 Er wird ihre Könige in deine Gewalt geben. Du wirst ihren Namen unter dem Himmel austilgen. Keiner wird deinem Angriff standhalten können, bis du sie schließlich vernichtet hast.
      Dtn 7,25 Ihre Götterbilder sollt ihr im Feuer verbrennen. Du sollst nicht das Silber oder Gold haben wollen, mit dem sie überzogen sind. Du sollst es nicht an dich nehmen, damit du dabei nicht in eine Falle läufst. Denn es ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel.

      Das sieht alles gottgewollt aus, ja.
      Zweiter Versuch sozusagen …

      1. In jeder Heiligen Schrift gibt es Passagen, die man, je nach dem was man argumentieren möchte oder auf welchem Trip man gerade ist, heranziehen kann und die eben dann “passen”.
        Und, wie jede Heilige Schrift, ist auch die Bibel voller Widersprüche.
        Und deren Inhalte kann man auch nicht eins zu eins auf die “Moderne”, in unsere Zeit übertragen.
        Man muss immer das Gesamtbild eines solchen Werks im Auge behalten. Und dieses basiert nicht auf Gewalt.

  13. Apropos Super “Strategen”.

    Der kleine Giftzwerg und Satansbraten Naturzucker zieht es in den letzten Tagen vor Sonderzeichen die hier auf Overton nucht in seinem Nickname auftauchen zu verwenden. Naja jedenfalls um den auch weiterhin zu blocken hab ich mir mal eine andere Variante für die Befehlszeile für die privaten Filter von uBlock Origin überlegt.

    Hier der Befehl wenn man den troll nicht mehr sehen will.

    overton-magazin.de##b.fn:has-text(/n.*a.*t.*u.*r.*z.*u.*c.*k.*e.*r/i):nth-ancestor(3)

    und hier der zweite Befehl wenn man auch keine Nachrichten von ihm bei den neusten Kommentaren sehen möchte.

    overton-magazin.de##span.wp-block-latest-comments__comment-author:has-text(/.*n.*a.*t.*u.*r.*z.*u.*c.*k.*e.*r.*/i):nth-ancestor(1)

    So müsste es dan bei eurem u Block Origin unter dem Reiter meine Filter ausschauen.

    https://i.postimg.cc/nLJPW237/Screenshot-2024-11-26-192322.jpg

    Natürlich könnt ihr *n.*a.*t.*u.*r.*z.*u.*c.*k.*e.*r.* durch alle anderen NATO Berufstrolle austauschen.

    Vielen Dank nochmal an den User Alex für diesen hervorragenden Typ mit den Filterfunktionen von u Block Origin.

    PS. Und keine Panik wegen dem Einfallsreichtum von Naturzucker, falls der seine Niks noch weitere mal ändert ist spätesten nach 5 neu ausgedachten Trollaccounts seine geistige Kapazität überlastet und ihm fällt nix neues mehr ein, so das er frustriert aufgeben muss.

    Viel Spaß euch beim Zurück Trollen 🙂

    1. Langsam glaube ich, Du hast irgendwelche Aktien in der Sprayware uBlock. Das ist ja nicht mehr normal, diese Obsession.
      Ja, ja… Sonderzeichen im Nickname 🤯

    2. @Tommy

      Was soll das bewirken? Das was Du vorschlägst ist Mobbing um keine Kenntnis von unliebsamen Meinungen zu bekommen.
      Zum Meinungsspektrum gehören auch Meinungen die einem nicht gefallen.

      Die zu unterdrücken ist abzulehnen!

      1. Sie glauben ernsthaft das Gift das er hier verspritzt macht er weil er uns seine Meinung kundtun möchte? Na dann, lasse ich Sie mal in dem Glauben. Für alle anderen die sich eine Blockfunktion wünschen, habt ihr eine Möglichkeit euch diesen Scheiß nicht mehr anzutun.

        Natürlich soll das jeder für sich selber entscheiden.

        Dont´t feed the Troll. Ist jedenfalls meine Meinung! Und die dürfen Sie selbstverständlich auch blocken. 🙂

        1. Da haben Sie vollkommen recht. Nicht jeder Schwachsinn oder jede Behauptung kann als “Meinung” betrachtet werden.
          Von dem besagten “Süssungsmittel” habe ich bis jetzt nichts gelesen, das auch nur ansatzweise als “Meinung” gelten kann.
          “Dont´t feed the Troll” – ganz genau!

          1. Von dem besagten “Süssungsmittel” habe ich bis jetzt nichts gelesen, das auch nur ansatzweise als “Meinung” gelten kann.

            Es handelt sich ja auch um naturbelassenen und nicht um raffinierten Zucker. Da darf man keine Raffinesse erwarten. 😛

          2. “Von dem besagten “Süssungsmittel” habe ich bis jetzt nichts gelesen, das auch nur ansatzweise als “Meinung” gelten kann.”

            Jep, ging mir genauso, aber gestern als er die Palästinenser als “Tiere” bezeichnet hat ist mir endgültig der Geduldsfaden gerissen.

            Ach ja, könnt ihr euch an die Blockfunktion bei Telepolis mit Ihren 100 Slot Plätzen erinnern?

            Auf u Block Origin könnt ihr so viele User blocken wie ihr wollt. Auch wenn sich die Spaßvögel neue Accounts anlegen usw. Ihr müsst halt dementsprechend eure Filter liste aktuell halten. Aber diese Arbeit mache ich mir für einen Naturzucker doch liebend gerne.

            1. “…aber gestern als er die Palästinenser als “Tiere” bezeichnet hat…”

              Er ist auch nicht alleine auf der Welt, mit dieser “Meinung”.
              Das haben Mitglieder der israelischen Regierung vor Kurzem auch getan. Die Vietnamesen waren von den Amerikanern als “Kakerlaken” genannt worden.
              Die Russen, bzw. die Slawen waren “Untermenschen”, die Schwarzen in den Staaten oder in Südafrika… – brauchen wir gar nicht mehr drüber zu reden…
              Purer Rassismus. Geistige Armut par excellence.
              Da hat @umbhaki völlig recht –
              “Da darf man keine Raffinesse erwarten.”
              Wobei es bedarf auch keiner Raffinesse um Menschen als Menschen und nicht als “Tiere” zu bezeichnen.
              Und vor Allem, warum dürfte man überhaupt mit Tieren so umgehen?
              Wo wir bereit sind die Zauneidechse oder irgend einen Vogel, usw. zu schützen…

        2. @Tommy
          Es zwiingt Dich doch keiner es zu lesen, ich lese es auch nicht.
          Allerdings wertest Du ihn mit deinen Beiträgen auf. Damit hat er doch sein Ziel erreicht.

  14. “Gibt es also ein richtiges Wählen im Falschen?”

    Meine Güte, welch eine Simplifizierung! Diese Frage ist ein Beispiel für eine klassische contadictio in adiecto!

  15. Schönes Titelbild. Natürlich ist es Israel , das das Gewehr wegwerfen soll. Und, macht das die Hamas dann auch? Mitnichten. Der Terror geht weiter, mit Raketen und Überfällen wie 710. Und Israel soll das akzeptieren. Warum kommt nie eine Aufforderung an die Hamas, die Wafen niederzulegen? Israel hört dann auf. Das wäre es. Aber das ist undenkbar. Leute wie Wetzel kämpfen für den Fortbestand der Terrorherrschaft der Hamas. DAS ist ihr Ziel.

    Ach, die PFLP wird erwähnt. Diese Altmaoisten, die dummen Linken weißmachen wollen, es gehe da um etwas Sozialistisches. In Wirklichkeit sichern sie die Hamasherrschaft, die Hamas, die die linke Fatah regelrecht physisch ausgerottet hat. Ja, ich weiß, jetzt kommt der Versöhnungskongress 2014. Die Hamas wollte sehen, wer da für die Fatah den Kopf herausstreckt und die wurden dann auch eliminiert. Und für so etwas macht Wetzel sich stark
    ?

    Niemals eine Absweichung von den ewiggleichen Textbausteinen. Israel hat sich aus dem Gaza zurückgezogen. Land gegen Frieden, das war die Abmachung. Land wurde gegeben, aber der Friede nicht. Sie hätten der UNO einer Verfassung vorlegen können und wären mit großer Mehrheit aufgenommen worden. Aber die Verfassung wäre wortgleich mit der des Dritten Reichs ausgefallen, denn das steht in ihrer Satzung. Deswegen ist das kein Staat. Aber Leute wie Wetzel haben da eine Leseschwäche. Kennen wir.

    Neuerdings liest der Nazi in der Bibel. Dort könne man erfahren, was Israel als nächstes tut. Vielleicht kann man das wenigstens mal abstellen. Die meisten Israelis sind säkulär und nein, sie betrachten sich nicht als auserwählt.

    Das alles bewegt sich in einer Blase, in der drei Viertel der Realität einfach nicht wahrgenommen wird. Aber genau das fällt jetzt auf. Die guten Zeiten für die Nakba-Industrie sind vorbei.

    1. Schönes Titelbild. Natürlich ist es Israel , das das Gewehr wegwerfen soll.

      Auf Lesefähigkeit haben Sie nicht geskillt, oder wat? Die Bildunterschrift lautet:

      Combatants for Peace

      Wer oder was sind die? Link folgen und verstehen:

      Combatants for Preace is an Israeli-Palestinian NGO and an egalitarian, bi-national, grassroots movement committed to non-violent action against the “Israeli occupation and all forms of violence” in Israel and the Palestinian territories.

      Nochmals fett zum Mitlesen: all forms of violence

      Und – wollen Sie die daran beteiligten Israelis jetzt einfach als „Antisemiten“ wegpacken oder reicht heute ein schlichtes „alles selbsthassende Juden“?

      Wollen Sie, am besten noch als deutscher Judenschauer, wirklich wieder definieren, was ein Jude und was ein Antisemit ist?

      Wissen Sie eigentlich überhaupt was unter „non-violent action“ zu verstehen ist oder muss bei Ihnen fortwährend Blut mit Blut abgewaschen werden?

      Die Lösung des Konflikts ist ansonsten in der Tat trivial und dieselbe wie beim Ukrainekrieg. Der Aggressor muss lediglich die besetzten Gebiete räumen, die Kriegsverbrecher ausliefern sowie Entschädigung und Sühne für die Opfer und ihre Hinterbliebenen leisten. Und Ex-Präsident Waldemar kann sich ja mit Bibi eine Zweitbettzelle teilen, vielleicht hat Bibi für Waldemar auch noch ein paar Anzüge anstelle der martialischen Flecktarn-Shirts auf Lager…

      1. “Die Lösung des Konflikts ist ansonsten in der Tat trivial und dieselbe wie beim Ukrainekrieg…”

        Nun, die Lösung ist leider bei Weitem nicht trivial und schon gar nicht dieselbe wie beim Ukrainekrieg.
        Weil nämlich die Ursachen dieser Konflikte völlig unterschiedlich sind. Auch von der historischen “Zeitschiene” her.
        Der Nahostkonflikt besteht und begann eigentlich bereits mit der Art und Weise wie der Staat Israel gegründet wurde und wie Israel danach mit den vor Ort vorgefundenen Einheimischen “umgegangen” ist. Das liegt jetzt rund 80 Jahre zurück.
        Der russisch-ukrainische Konflikt hat im Grunde genommen eine einzige “einfache” Ursache, nämlich die Absicht der Ukraine der NATO beizutreten. Und dieser Konflikt wäre tatsächlich sehr leicht vermeidbar gewesen. Spätestens in Istanbul.
        Dagegen ist der Nahostkonflikt extrem komplex und viel schwerer zu lösen.
        Man sieht es jetzt gerade. Es gibt schon sogar “nur” gegen einen Waffenstillstand mit dem Libanon extremen Widerstand. Der war auch nur für zunächst 60 Tage angedacht.
        Wenn nicht mal das möglich ist…

        1. Der russisch-ukrainische Konflikt hat im Grunde genommen eine einzige “einfache” Ursache, nämlich die Absicht der Ukraine der NATO beizutreten.

          Nur kurz: Auch dieser Konflikt ist formal weitaus komplizierter und reicht weit hinter 1991 zurück. Reicht mir die Zeit für eine ausführliche Darstellung ggw. leider nicht.

          Dagegen ist der Nahostkonflikt extrem komplex und viel schwerer zu lösen.

          Nicht unbedingt. M.E. ist er sogar ziemlich einfach zu lösen, wenn man sich von Imperialismus und Kolonialismus löst. Das Problem ist, dass diese ins westliche System eingeschrieben sind, das ist die Schwierigkeit. Der Konflikt an sich ist trivial in meinen Augen.

          1. “Auch dieser Konflikt ist formal weitaus komplizierter und reicht weit hinter 1991 zurück.”
            Ich kenne die historischen Fakten ganz gut. Die Geschichte der Ukraine ist ziemlich “stürmisch” gewesen und besonders nach dem 2. WK ist die Lage auch nicht einfacher geworden, da sich praktisch zwei verfeindete “Hälften” im selben Land gegenüber standen. Die eine Hälfte war auf der Seite Nazi-Deutschlands, die andere auf der Seite der Roten Armee gewesen.
            Nun gehörte aber die Ukraine zur Sowjetunion. Und auch innerhalb der Sowjetunion gab es, sagen wir mal, hin und wieder Animositäten zwischen den einzelnen Ethnien. In einem so großen, vielfältigen, multi ethnischen Land nicht ganz zu vermeiden.
            Die “Einladung” Bushs an die Ukraine, 2008, der NATO beizutreten war aber der “Zünder” der aktuellen Situation. Eskaliert in 2014 und letztendlich 2022.
            Insofern ist, meiner Meinung nach, dieser Konflikt ursächlich “einfacher” als der im Nahost, der eigentlich bereits mit der “künstlichen” Gründung des Staates Israels durch den Beschluss der Vereinten Nationen, gegen den Protest von 6 arabischen Nachbarstaaten, vorprogrammiert war.

    2. > Die meisten Israelis sind säkulär und nein, sie betrachten sich nicht als auserwählt. <

      Nein? Und warum sehen sie nicht, dass sie sich auf geraubtem Land befinden?

      1. “Und warum sehen sie nicht, dass sie sich auf geraubtem Land befinden?”

        Weil ihnen dieses Territorium von den Vereinten Nationen “zugeteilt” worden ist.
        Auch wenn dieser Beschluss gegen den Protest von 6 arabischen Nachbarstaaten entschieden wurde.
        Die Lage ist jetzt, nach 80 Jahren, die, die sie eben ist, und man muss versuchen eine Lösung zu finden. Dass sich jetzt aber Israel selbst “auflöst” und die Israelis vom “geraubten” Land verschwinden, das wird ganz sicher nicht passieren und das ist auch keine (realistische) “Lösung”. Nicht nur aus meiner Sicht, ist die Zweistaatenlösung DIE Lösung. War ursprünglich von den Vereinten Nationen auch so beabsichtigt. Aus unterschiedlichen Gründen hat das nicht funktioniert. Und auch heutzutage sind leider Teile beider Parteien vehement dagegen.

        1. Ein Blick auf die Landkarte genügt: die Zweistaaten-Lösung ist Unsinn! Gleichberechtigtes Zusammenleben in einem laizistischen Staat , gleiche Rechte für gleiche Staatsbürger ohne Diskriminierug oder gar Apartheid, sämtlicher ethnischer und religiöser Quatsch bleibt innerhalb der eigenen vier Wände, das wär’s … !

          1. “…sämtlicher ethnischer und religiöser Quatsch bleibt innerhalb der eigenen vier Wände, das wär’s … !”

            Ach, doch so einfach…
            Ich frage mich dann warum das in Deutschland nicht möglich ist, mit den “vier Wänden” und man über Kopftuch Tragen in der Öffentlichkeit oder über Kruzifixe in den Schulen und Ähnliches mehr debattieren muss. Soll man vielleicht noch das “Deutsche Kalifat” erwähnen und die diesbezüglichen “Demos”? Lieber nicht.

            Wenn eine Mehrstaatenlösung im ehemaligen Jugoslawien möglich war, warum dann nicht eine Zweistaatenlösung in Israel / Gaza?
            Die Landkarte wäre im Moment das kleinste Problem.
            Herr Doktor…

  16. Ein paar Groschen… Mir gefiel der Artikel, mir kamen bloß noch ein paar Gedanken…

    Israel als sichere Heimstätte der Juden, als Laboratorium einer sozialistischen Utopie (wie das kollektive Kibbuz-System)

    Ja, das war so eine Hoffnung, der viele erlagen. Selbst – oder gerade – Anarchisten wie Augustin Souchy:

    Neue Ansätze findet Augustin einige Monate später auf seiner Reise nach Israel. Es werden seine ersten Erfahrungen mit den Kibbuzim, jenen Gemeinschaftssiedlungen, welche er später neben den Colectividades als die bedeutendsten freiheitlichen Sozialexperimente dieses Jahrhunderts bezeichnete; der Eigeninitiative der Beteiligten entsprungen, basierten beide auf den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit und der persönlichen Freiheit. Beweis für ihn, daß freie Gemeinschaften praktisch möglich sind, daß der freiheitliche Sozialismus keine unrealisierbare Utopie darstellt. Sein Buch über die Kibbuzim erscheint wenige Jahre später 1954 in Mexiko: “El Nuevo Israel”.

    Ähm, ja… Mit eines der bedeutendsten freiheitlichen Sozialexperimente. Oder letztlich mit der beste Druidentee, angepflanzt und aufgebrüht auf geraubtem Land…

    Jetzt, seit einem Jahr Vernichtungskrieg in Gaza würde ich – in der gesellschaftlichen Wahrnehmung – von einer Pari-Pari-Position ausgehen. Das Mitgefühl und die Distanz zu beiden Seiten scheint sich die Waage zu halten.

    Da würde mich aber wirklich mal interessieren, werter Wolf Wetzel, wie Sie darauf im Einzelnen kommen.

    Zunächst: Seit einem Jahr? Da wurde rekalibriert und eine neue Phase eingeläutet, okay. Aber schon zuvor wurde dieser Krieg bereits geführt. Es gibt unterschiedliche Kriegsstufen und die offene, luzide, brutale ist nur eine von mehreren. Aber man kann auch einen Vernichtungskrieg im Opaken führen, so ist es nicht, oder im hellen Licht aber außerhalb der westlichen Medienscheinwerfer…

    Dann: Wie kommen Sie denn auf die Parität? Sie beziehen sich nicht auf den Blätterwald, aber auf wen dann? Wen meinen Sie mit der „gesellschaftlichen Wahrnehmung“? Doch hoffentlich nicht die neokonservative Vokabel der ominösen „Zivilgesellschaft“? Wer soll das sein? Oder meinen Sie jetzt Gespräche, die Sie im Markt, in der Bahn oder beim Arzt mit Mitmenschen führten? Ich frage aus reiner Neugierde.

    Auf Umfragen gebe ich nichts (mehr), seit ich drei Veranstaltungen zu Wahlforschung hatte und lernte, dass diese Geschichten so hochgradig fragen- und auftraggeberabhängig und sonst wie verformt sind. Aber was meinen Sie zu so etwas hier:

    Antizionistische bzw. israelfeindliche Aussagen finden in Teilen der Bevölkerung ebenfalls Anklang. Jedoch gibt es einen großen gesellschaft¬lichen Konsens in Deutschland darüber, dass Israel das Recht hat „als Heimatland für das jüdische Volk zu existieren“. 82 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu. 86 Prozent räumten dem Staat Israel das Recht ein, sich gegen diejenigen zu verteidigen, die es zerstören wollen. Der Aussage, palästinensische Terrorist*innen seien als „Freiheitskämpfer“ zu verstehen, wird von den Befragten eine klare Absage erteilt: Nur rund sechs Prozent würden der Aussage zustimmen.

    Quelle: „Wie tickt Deutschland?“: Antisemitismus, Antizionismus und pro-palästinensische Einstellungen in Deutschland

    Jaja, die palästinensischen Terrorist*innen… Gibt’s die eigentlich auch *außen?

    Im Ernst: Was sind die palästinensischen Milizionäre in Westjordanland und Gaza oder ihre Kollegen von der Ḥizb Allāh denn bitte anderes als Freiheitskämpfer? Diese Organisationen sind Befreiungsorganisationen. Ich weiß, schon Roberto hatte letztes Jahr, damit Probleme. Und ich weiß, man kann gerade Geschichte und Funktion der Hamas und deren Förderer diskutieren.

    Aber. Aber im Wortsinn ist eine Befreiungsorganisation nichts anderes als eine Gruppe oder Bewegung, die sich darauf konzentriert die politische, soziale oder wirtschaftliche Befreiung von unterdrückten oder benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu fördern. Wie und womit ist erst mal zweitrangig. Ziel sind in der Regel die Überwindung von Ungleichheit und Unterdrückung und die Bewegungen können in verschiedenen Kontexten, darunter antikolonialen, auftauchen (IB-Vorlesung, Semester 3). Da steht nix davon, dass sie zwangsläufig antireligiös sein müssen, ihre Grundprinzipien können – und müssen! – sogar mitunter religiöse Elemente beinhalten. Sie müssen auch nicht progressiv sein wie die FRELIMO und Co. von früher, unter denen sich die meisten (linken) Mitforisten hier wohl eine „Befreiungsorganisation“ vorstellen – sie können sehr wohl konservative oder traditionelle Werte befördern. Und so war und ist die Ḥizb Allāh zunächst nichts anderes als eine legitime Widerstandsorganisation gegen eine Besatzungsmacht, genauso wie die diversen palästinensischen Gruppen nichts anderes sind als Teil eines breiteren Kampfes für nationale Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und die Beendigung einer ausländischen Besatzung (vulgo: Kolonialmacht). (Das, ob und wie sie den bzw. die Beherrschten verraten und verkaufen, ist eine andere Geschichte.)

    Davon abgesehen bin ich erstaunt, dass es immer noch sechs Prozent der Befragten sind, ich hätte angesichts der medialen und „wissenschaftlichen“ Stimmungslage auf nicht mehr als die Hälfte getippt. Insofern ist der Mitforist @ Artur_C in der Tat quantitativ kein Geisterfahrer, dafür allerdings qualitativ-politisch…

    Zurück zur Frage: Ich sehe zwar immer wieder – vor allem von ausländischstämmigen bzw. älteren deutschen Menschen getragene – Palästinademos, aber auch wenn sie mitunter größeres Mobilisationsgeschick zeigen, fehlt ihnen doch die Durchschlagsfähigkeit, die Größe und der Einfluss. Wann man da mitläuft, verzerrt das vielleicht die Wahrnehmung, aber diese Demos sprechen mitnichten für 50 Prozent der Mitmenschen (Parität).

    Aber stellen wir uns vielleicht einfach mal vor, über sie würde so berichtet werden, wie über die „Anti-Rechts-Proteste“. Dann könnte etwas draus werden…

    Denn diese Gleichsetzung bringt genau das zum Verschwinden, was auch ohne Kriegsverbrechen, seit über 60 Jahren das Leben in Gaza bestimmt: Die Besatzung, das völlig Ausgeliefertsein, das Gefängnis-Leben, das ganz in den Händen der israelischen Armee liegt.

    Naja, vor allem bringt sie ein ganz bestimmtes Wörtchen zum Verschwinden: Kolonialismus, ganz ohne das Präfix „Neo“. Das ist doch die entscheidende Vokabel. Es geht eben um genau das, den Kolonialismus eines minoritären Siedlerregimes. Ich kommentierte dazu hier.

    Und genau deshalb wäre eine moralische Äquivalenz keine salomonische Lösung, sondern eine weiche Methode, die Herrschaftsverhältnisse in Gaza, in den besetzten Gebieten auszublenden und letztendlich zu leugnen.

    Die Moral hilft uns allgemein nicht weiter. Das schreibe ich jetzt – ganz allgemein. Ich weiß, der Gefahr ins Moralisieren zu verfallen, unterliegen so manche hier (mich eingeschlossen). Aber wir sollten da wirklich von wegkommen, nicht nur bei diesem Thema.

    Ich sage unterdrückten Menschen nicht, wie sie ihrer Unterdrückung widerstehen sollen oder wer ihre Verbündeten sein sollten.

    Mein Dank an Frau Roy, dem Satz kann und muss man sich einfach anschließen. Genau darum geht es.

    Aber das ist hier nicht der Punkt. Es geht darum, uns über die Geschichte und die Umstände zu informieren, unter denen sie entstanden sind. Der Punkt ist, dass sie gerade gegen einen anhaltenden Völkermord kämpfen. Es geht darum, uns zu fragen, ob eine liberale, säkulare Streitmacht gegen eine Völkermord-Kriegsmaschine antreten kann.

    Ganz wichtiger Passus, das ist ein fetter Tritt vors moralinsaure Schienbein der Woken, Bobos und „kritischen Theoretiker“ à la Horkheimer. Und dazu muss ich ausholen. Zunächst zu Horkheimer, denn der beklagte ja 1942 bitterlich in Bezug auf die UdSSR:

    Wenngleich die Abschaffung der Staaten auf ihrem Banner stand, hat jene Partei ihr industriell zurückgebliebenes Vaterland ins geheime Vorbild jener Industriemächte umgewandelt, die an ihrem Parlamentarismus kränkelten und ohne den Faschismus nicht mehr leben konnten.

    Nun kann ich bekanntlich wenig mit „Staat“ und „Stalinismus“ anfangen, gleichwohl muss man eben festhalten, dass man von der Warte des Zentrums nicht die Verhältnisse in der Peripherie oder in den von den Imperialmächten angegriffenen übrigen Ländern messen kann – und weniger darf.

    Wenn es der UdSSR gelang dem zweiten Ansturm der deutschen Völkermord-Kriegsmaschine binnen 30 Jahren zu widerstehen und zu verhindern versklavt und vernichtet zu werden, dann nicht weil es mit einer „liberalen säkularen Streitmacht“ oder mit „ohne Staat“ antrat, sondern – wie Losurdo schreibt („Der westliche Marxismus, S. 105 f.) – aufgrund der „in Phasen des Zwanges erreichten, beschleunigten, industriellen Entwicklung“ und der Kraft der Roten Armee.

    Man unterstreiche fett: Russland ist ein Land, das seit mindestens 1914 im Dauerwürgegriff imperialer Aggression steht. 1914 und 1941 durch zwei Reiche Deutschlands, welche es versklaven und vernichten wollten. 1918 ff. durch die westalliierten Weißen und ihre Kuratoren, die die Ergebnisse der großen Revolution von 1917 zurückdrehen wollten. Seit 1945 durch den kollektiven Westen, wobei hier verschiedene Phasen zu differenzieren wären, was ich mir jetzt spare, da man das als bekannt voraussetzen darf. 2022 ist ein genuiner Widerstandsmoment Russlands gegen die imperiale Umklammerung und nachgerade kein eigenständiger imperialer Akt, wie er im Westen verkauft und leider auch von vielen sich als links verstehenden Menschen gedacht wird (Mrs. Daly eingeschlossen, s.u.).

    Das Ganze gilt vice versa für den Iran und China, die ebenfalls keine „Aggressormächte“ sind, sondern in antikolonialen Kampf stehen. „Wie „antikolonialer Kampf“? Das sind doch große Staaten?“, rufen Sie. „Ja und?“, entgegne ich. Die Größe ist da nicht entscheidend. Beim Iran verweise ich nur auf die Jahreszahlen 1919 und 1953, bei China setze ich als bekannt voraus, gegen wie viele Invasionen und Landnahmen es sich bereits erwehren musste und wer bis heute vor seinen Küsten kreuzt.

    Gut, sagen Sie. Aber wie will man denn diese Theokratie, dieses Mullahregime da am Golf als in „antikolonialem Kampf“ befindlich erachten? Und die Araber da…?

    Exkurs:

    Wir schreiben das Jahr 1867 und in Manchester werden drei irische „Terroristen“ gehängt. Hierzu schreibt Marx an Engels:

    Jenny geht seit der Hinrichtung in Manchester in Schwarz und trägt ihr polnisches Kreuz an einem grünen Band.

    Worauf der polyglotte Kriegstheoretiker mit Fabrikhintergrund antwortet:

    Schwarz und Grün herrscht auch bei mir zu Hause vor, brauche ich Dir kaum zu sagen.

    Wer mehr wissen will, schlage auf: MEW 31, S. 392 und 396.

    Was hat das damit auf sich? Macht Altlandrebell jetzt Werbung für Schwarz-Grün? Nö, er skizziert antikoloniale Befreiungskämpfe nach und paraphrasiert Losurdo. Denn der Kampf gegen „Religion“ und „Theokratie“ bzw. für „Aufklärung“ und „Menschenrechte“ ist ein wiederkehrender Topos von Seiten der Kolonisatoren. Friedrich II. von Preußen – der, werte rechte Mitleser, so deutsch war, dass er nur mit seinen bediensteten Deutsch sprach – rechtfertigte die Einverleibung polnischen Territoriums mit der Verbreitung der „Werte der Aufklärung“ und der „Verteidigung der religiösen Toleranz“ gegen die pösen, ewiggestrigen, katholischen Polen. Und ein gewisser John Locke – der in keinem Universitätsseminar fehlen darf und von Liberalen bis heute glühend verehrt wird – wetterte gegen die irischen Aufständischen, in dem er sie als den „Ausdruck der „unwissenden und fanatischen Welt“ des Papismus, Getäuschte und Missbrauchte einer „geschickten Aktivität ihres Klerus“ verunglimpfte.

    In beiden Fällen hatten, wie Losurdo zeigt („Der Klassenkampf“, S. 52 – 58), die nationalen Bewegungen gegen die (koloniale) Unterdrückung religiöse Züge – nämlich katholische. Was uns jetzt erklärt, warum Marxens Tochter mit polnischem Insurrektionskreuz und grünem Band (Irlands) herumlief. Denn in Polen wie in Irland bedienten sich die Besatzer des Kampfs gegen den Klerus und die pöse Religion, um die nationalen Freiheitsbestrebungen der Beherrschten zu delegitimieren und deren Bewegungen zu bekämpfen.

    Deswegen auch an den Mitforisten @ Pablikman, der ja ausgesprochen religionskritisch ist: Die Frage der Religion ist ebenfalls dialektisch zu erörtern, ich schrieb Ihnen das schon mal vor ein paar Wochen. Natürlich ist die Religion – gerade für die Bewohner des Zentrums – ein Opiat – und darin anderen identitätsvermittelten Ideologien nicht unähnlich – aber sie ist, wie Losurdo festhält, für Marx nur eine unter vielen Ideologien und nicht die eine Ideologie schlechthin. Man muss sie darum kontextbezogen erörtern und ergo unterscheiden: Zum einen den Befreiungskampf der unterdrückten Klassen im Zentrum, die oftmals von der Bourgeoisie mittels Religion, Nationalismus und anderen Ideologien betäubt werden. Hier gilt es die Religion und sonstigen -ismen zu bekämpfen. Zum anderen den Befreiungskampf der Kolonisierten in der Peripherie, „die gerade dank (!) der Religion ihr erstes Bewusstsein der nationalen Frage erlangen“. Religion und Nation können hier den Boden bereiten, „aus dem, und sei es auch noch so urwüchsig, ein Bewusstsein des Konflikts, ein Bewusstsein des Klassenkampfs in seinen verschiedenen Gestalten erwächst.“

    Und damit sind wir dann wieder im Heute bei den pösen Islamisten von Hamas und Islamischem Dschihad und den noch pöseren Mullahs am Golf, die seit 1979 mit der Verteidigung ihrer nationalen Revolution beschäftigt sind, was erklärt, warum dort natürlich kein aufgeklärtes Elysium sprießen konnte. Die stehen genau dort: beim ersten Bewusstsein. Der restliche Weg ist weit. Wohin er führt, weiß man nicht, er geht uns hier im Zentrum – damit sind wir wieder bei Frau Roy – auch nichts an. Und vorzuschreiben, wen die anzubeten, wen sie abzuschaffen und wen als Verbündete zu erwählen haben, haben wir auch nicht. Ob in Russland oder Levante – es geht uns nichts an.

    Und deshalb BTT, weil ebenso wichtig:

    Die Wurzel all dieser Gewalt, einschließlich der Gewalt vom 7. Oktober ist Israels Besetzung des palästinensischen Landes und seine Unterwerfung des palästinensischen Volkes. Die Geschichte begann nicht am 7. Oktober 2023.

    Ich frage Sie. Wer von uns, der in dieser Halle sitzt, würde sich bereitwillig der Erniedrigung unterwerfen, der Palästinenser in Gaza und im Westjordanland seit Jahrzehnten ausgesetzt sind? Welche friedlichen Mittel hat das palästinensische Volk nicht versucht? Welchen Kompromiss haben sie nicht akzeptiert, außer dem, bei dem sie auf die Knie kriechen und Dreck essen müssen?“

    Dem gibt es schlicht nichts hinzuzufügen.

    Am Ende haben sich beide überflüssig gemacht. Hinzu kam die völlige Nicht-Bereitschaft über die „bedingungslose Solidarität mit Israel“ zu streiten.

    Hierzu hat @ Besdomny zurecht eingehakt.

    Man sollte aber noch ergänzen, dass jene kritischen antikolonialen Stimmen in der Linkspartei über die Jahre immer stärker an den Rand gedrängt worden sind. Dass nun pro-zionistische Stimmen gingen ist eine durchaus interessante Wendung.

    Eines ist doch klar und ganz und gar nicht spekulativ: Es wird mit den jetzt aufgestellten Forderungen keine Regierungsoption geben.

    Ich höre ziemlich wenig vom BSW zum Thema Gaza – kann natürlich sein, dass das mir unter dem Radar durchrauschte, ich verfolge nicht jede Wortmeldung. Was ich mitnahm war u.a. ein Antrag hier für ein Waffenembargo gegen Israel, der Passus bzw. klassische Gesslerhutgrüße enthielt wie „von Israels legitimem Recht auf Selbstverteidigung“ oder „Deutschland hat vor dem Hintergrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung, für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels einzutreten“. Was er nicht enthielt waren ein, zwei Sätze (nur ein, zwei!) zur Vorgeschichte oder das Wörtchen „Kolonialismus“. Der Antrag wäre so oder so abgelehnt worden, da wäre es um diese Annotationes auch nicht schad gewesen…

    Was wäre an einer Partei falsch, wenn sie ihre „zentralen Wahlversprechen“ einhält?

    Naja es sind eben die falschen „zentralen Wahlversprechen“, Wolf. Die nicht systemkompatiblen. Die FDP beispielsweise hat ihre „zentralen Wahlversprechen“ in Sozialabbau, Hirn-, äh Schuldenbremse und Steuersenkungen. Damit kommt sie jedes Mal durch oder geht zur Not aus einer Koalition heraus. Sie hat auch höchstes erpresserisches Potential auf Lager. Die SPD gewann 1972 die Winterwahl klar, aber was hatte sie davon? Die FDP erpresste in den „Koalitionsverhandlungen“ für sich das Wirtschaftsministerium, das sie bis 1998 behalten, systemkonform prägen und nachhaltig modellieren bzw. personell bestücken durfte.

    Bei AfD, Linkspartei und BSW gibt es immer wieder von den systemisch-normierten Geboten abweichende Forderungen und Personen. Deren Versprechen dürfen nicht eingehalten werden, ansonsten würde ja das System erschüttert. Dementsprechend müssen diese Parteien, so sie in eine Regierung eintreten wollen, zunächst einmal entkernt werden, das Antisystemische preisgeben…

    Was ist mit einem „starken und eigenständigen Europa“ gemeint?

    Dazu sage ich nur: „Man soll nur von Europa sprechen, denn die deutsche Führung ergibt sich ganz von selbst.“ Wer’s nicht kennt, möge nach den Wurzeln des Zitats suchen…

    Meinst man damit eine Führungsrolle der BRD in Sachen Krieg und „neuer“ Weltordnung?

    Der Mitforist Grün hat ja Robertos Interview mit Herrn Vad in Teilen abgetippt und da verweist Roberto auf Sevim Dağdelen, die meint / beklagt, dass Deutschland in der NATO nichts zu melden habe. Da frage ich mich: Auf was ist das BSW aus? Will man Friedenspartei sein, dann ist man gegen die NATO. Oder will man Blockpartei sein, dann will man in der NATO eben etwas zu sagen haben…

    Lafontaine meinte in der Weltwoche ja:

    Entgegen den Befürchtungen eines der „bedeutendsten Historiker Deutschlands“ ist das BSW für die Westbindung, für ein geeintes, selbstbewusstes Europa souveräner Demokratien und für eine europäische NATO.

    Wie viel Frieden steckt da wohl drin? Und für braucht man eine „europäische NATO“? Ich dachte, man wollte ein neues System kollektiver Sicherheit? Gegen wen richtet sich diese NATO überhaupt, dieses selbstbewusste Europa?

    Ansonsten: Wolf, stellen wir uns mal vor, wir beide meldeten uns morgen beim BSW an und würden dort in den Recall oder in die Mottoshows kommen. Denken Sie, wir würden dort aber allzu lange geduldet? Selbst wenn jetzt mal von den pösen harten, klassischen, antisystemischen Positionen abrückten und nur so etwas forderten wie das von Ihnen oben diskutierte?

    Ich habe dabei die irische EU-Abgeordnete Clare Daly im Sinn

    Mrs. Daly kann sicher gut reden und hat einige überzeugende Positionen, aber bei ihr findet sich auch so etwas wie:

    The decision by Russia to abandon diplomacy and invade Ukraine is contrary to international law. The sole responsibility for this is borne by President Vladimir Putin.

    Sie lehnt die russische Intervention vom 24.02.2022 selbstverständlich ab. Nur: Hätte Russland nicht interveniert, hätte die Post-Maidan-Regierung aus dem Donbass dasselbe gemacht, was die Zionisten aus Gaza gemacht hätten. Nur mit noch weniger globaler Aufmerksamkeit. Die 50 000 toten Donbasser (kein Schreibfehler, Wolf) in den ersten neun Kriegsmonaten 2014/15 gingen ja bereits den Leuten am Allerwertesten vorbei. Selbst hier im Forum redet man bis heute von 14 000 Toten. Das sind die, die VN über acht Jahre zählten- auf beiden Seiten. Die Zahl ist so korrekt wie die „10 000 Toten“ im Jemen. Da geht immer eine Null verloren, aber „wir“ wollen eben nicht, dass unser Genozid an den Jeminiten ab 2015 groß an die Glocke gehängt wird. Und weil diese sogenannten „Kameltreiber“ nicht bei „uns“ vor der Tür stehen, gibt’s auch keinen Grund weitere Nachforschungen zu betreiben was in Arabia infelix so vor sich geht oder warum die al-Ḥūṯiyyūn so drauf sind, wie sie eben drauf sind…

    Alles ernüchternd? Ich weiß. Aber passend zum Stichwort „Ernüchterung“ und zurück nochmals zum eigentlichen Thema… Denn dem Standard darf man aktuell entnehmen („Historiker Saposnik: “Israel hat eine antizionistische Regierung”):

    Für Anhänger eines liberalen Zionismus in der Tradition Theodor Herzls, des österreichischen Gründers der Bewegung, ist dies eine schwere Zeit. Die rechtsextreme Regierung von Benjamin Netanjahu verfolge eine Politik, die mit Herzls Visionen nichts zu tun habe, sagt der israelische Historiker Arieh Saposnik, der derzeit für ein Herzl-Symposium in Wien weilt.

    (…)

    “Der Zionismus wurde seit Jahrzehnten fälschlicherweise als rassistisch und nach ethnischer Überlegenheit strebend attackiert, aber die jetzige Führung macht diese Vorwürfe zur Realität” sagt [der israelische Historiker Arieh] Saposnik.

    Was beim Teutates ist ein „liberaler Zionismus“? In Wolle gewaschener Zionismus etwa? Eine gewisse Hannah A. aus L. meinte ja mal, der Zionismus sei „nicht anderes als die unkritische Annahme des Nationalismus deutscher Ausrichtung“ – was jetzt angesichts der unter Zionisten nicht unpopulären Losung „Gebt das Land ohne Volk einem Volk ohne Land“ nicht ganz abgehoben klingt. Aber gut, Arendt gilt inzwischen ja auch als Antisemitin, also was wusste die schon… Dann: Was für unberechtigte Vorwürfe? Meinen der ST-Journalist und sein Interviewpartner eigentlich denselben Herzl, über den ein gewisser Victor Klemperer urteilte:

    Herzls Rassenlehre ist Quelle der Nazis, sie kopierten den Zionismus, nicht umgekehrt.

    Derselbe Herzl, der der Volk-ohne-Land-These folgend ebenfalls als „Aufklärer“ im Sinne von Friedrich II. und Locke (s.o.) unterwegs war und postulierte:

    So möchten wir als Culturträger des Westens in diesen jetzt verseuchten, verwahrlosten Winkel des Orients Reinlichkeit, Ordnung und die geklärten Sitten des Abendlands bringen.

    Hach, Reinlichkeit. Da geht dem Deutschen sofort das Herz auf. Warum sich das nicht mit der Politik der aktuellen israelischen Regierung vertragen soll, erschließt sich mir auch nicht.

    Weiter:

    Mit dieser Vermehrung von Cultur u. Ordnung aber ginge Hand in Hand die Schwächung der Umsturzparteien. Darauf ist besonders nachdrücklich hinzuweisen, dass wir überall mit den Umstürzlern im Kampf legen u. thatsächlich die jungen studierenden Leute sowohl wie die jüdischen Arbeiter vom Socialismus u. Nihilismus abwenden, indem wir vor ihnen ein reineres Volksideal entfalten.

    Sowie:

    Für Europa würden wir dort ein Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbaren besorgen.

    Okay, Herzl war doch ganz eindeutig „liberal“. Eben im Sinne von Fritz und Johnny – oder Bibi. Liberal-imperialistisch. Fehlte nur, dass er noch von Garten und Dschungel gesprochen hätte, dann wäre Herzl bei Sep Borrell gewesen. Immerhin – er hat sich auch mit Kipling („The Jungle Book“) ausgetauscht… (alles aus Losurdo: „Die Sprache des Imperiums“, S. 193 – 197)

    Mal Tacheles: „Liberal“ und „Zionismus“ gehen so gut zusammen wie „weiß“ und „Rappe“, „Steigerung der Geburtenrate“ mit „mehr Enthaltsamkeit wagen“ oder „Frieden schaffen“ mit „noch mehr Waffen“. Nämlich gar nicht. Und das macht der liberal-zionistische Historiker „aus dem linken Friedenslager“ dann im weiteren Verlauf auch selbst klar, wenn er die Maske fallen lässt und äußert:

    „Wer garantiert uns, dass es nicht zu einem zweiten 7. Oktober kommt, wenn sich Israel vom Westjordanland zurückzieht, und das dann noch viel schlimmer wäre?”, fragt Saposnik. “Oder Passagiermaschinen, die am Ben-Gurion-Flughafen landen wollen, abgeschossen werden? In diesem Aspekt haben die Rechten recht.“

    Nein, haben sie nicht. Aber konsequenterweise meint der Herr Historiker dann im weiteren Verlauf auch:

    Beim Haftbefehl gegen Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant durch den Internationalen Strafgerichtshof störe ihn “die implizite Gleichsetzung mit der Hamas. Das zeigt, dass der Gerichtshof seine eigenen Werte verletzt.“

    Nein, tut er nicht. Und ich will angesichts solcher Sager gar nicht wissen wie das „rechte Kriegslager“ in Israel aussieht, wenn dieser Herr bereits als „links“ gilt.

    Es bleibt dabei: Die Ursache des Übels liegt im zionistischen Kolonialregime und solange das nicht die zu Unrecht angeeigneten Gebiete räumt, die Kriegsverbrecher ausliefert und Entschädigungen für das begangene Unrecht zahlt, wird es munter weiter gehen. Bis zur Aufhebung des Regimes oder der Vernichtung der autochthonen Bevölkerung. Das ist die Logik von Konflikten zwischen Kolonisierten und den Kolonisatoren eines minoritären Siedlerregimes. Ob in Palästina, Nordirland, Algerien oder Südafrika. Sie bekommen den Konflikt allenfalls eingefroren, aber niemals gelöst.

    So, ich hoffe es war nicht allzu lang und gewunden, werter Wolf und werte Mitleser. Wenn Sie’s interessiert – vielleicht setzen wir beide @ Wolf Wetzel uns mal zusammen oder machen als Ovteron-Autoren nen Podcast mit dem Chefred, dann hätte vielleicht sogar das Forum was davon?

    Auf jeden Fall: Guten Start in den Tag!

    1. Meine Herren, Respekt. Und das um zwei Uhr nachts.

      Das einzige, wo ich zuckte, war das Wort Dschihad, wo ich immer an diese Kopfabschneider denken muss. Solche genuin faschistischen Gruppierungen kann ich schwerlich mit antikolonialem Befreiungskampf verbinden, zumal es ja eine altbekannte Strategie der kolonialistischen Staaten ist, aggressive faschistoide Gruppen in den beherrschten Ländern zu unterstützen, um den Widerstand zu spalten. Die Muslimbruderschaft, Ausgangspunkt von einigem an solchem Islamfaschismus, ist ja auch eine britische Gründung.

      Also auch hier gilt es genau hinzuschauen, denn manchmal erscheint der Kolonialismus in Gestalt des Antikolonialismus.

      1. Grüße Sie!

        Das einzige, wo ich zuckte, war das Wort Dschihad, wo ich immer an diese Kopfabschneider denken muss.

        Die Welt des Islams kennt unterschiedliche Dschihad (das Deutsche für das Wort nicht mal einen Plural) und der muslimische Mitforist @ Areion hat hier letztens auf die wichtige Trennung von „großem“ und „kleinem“ Dschihad verweisen. Für sehr viele Denker – und wie es auch das Wort selbst anzeigt – ist der größere der wichtigere. Der große Dschihad meint – ich weiß, heftig verkürzt – die Arbeit an sich selbst.

        Solche genuin faschistischen Gruppierungen kann ich schwerlich mit antikolonialem Befreiungskampf verbinden

        Gut, da müsste man im Einzelnen schauen, aber wie gestern geschrieben, gibt es eben die große Missvorstellung bei Westlinken, dass antikoloniale Befreiungsbewegungen immer aussehen müssen wie Gruppierungen à la FRELIMO. Deswegen habe ich nochmals die ganz triviale Definition herausgeholt, um deutlich zu machen, dass Laizismus keine Vorbedingung ist.

        denn manchmal erscheint der Kolonialismus in Gestalt des Antikolonialismus.

        Grüße an die deutschen Vereinsmeier, die Russland „dekolonisieren“ und in mundgerechte, verwertbare Häppchen aufteilen wollen, gehen raus!

    2. Danke, werter Altlandrebell, für diese sachkundige Vertiefung.
      Kolonialismus zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Auch der Islam, der Katholizismus, der Protestanstismus, der aufklärerische Universalismus, der Nationalismus, der Kapitalismus und der Kommunismus beruhen auf Kolonialismus. Imperiale Erfolgsgeschichten sind immer das Ergebnis von Kolonialismus. Imperien enstehen nicht durch friedliche Einigung, sondern durch blutige Unterwerfung. Kolonialismus bedeutet immer Krieg.
      Der Zionismus ist insofern speziell, als er sich auf ein sehr begrenztes Territorium bezieht. Der Zionismus will nicht die Welt erobern und unterwerfen. Hier fehlt also ein imperialistischer Appetit. Im Vergleich zum europäischen Imperialismus erscheint der Zionismus eher maßvoll. Das muss man ihm fairerweise zugute halten.
      Der Kolonialismus ist unbesiegbar. Nur Imperien sind besiegbar. Doch auch dies ist im Zeitalter der Atombombe fraglich geworden.

      1. Auch der Islam (…) und der Kommunismus beruhen auf Kolonialismus.

        Das hängt jetzt extrem davon ab, wie Sie Kolonialismus definieren.

        Schon beim Islam stellt sich die Frage, welchen Sie überhaupt meinen. Und welche Zeit und wie und was Sie definieren. Da haben wir hier im Forum qualifziertere Ansprechpartner, aber nehmen wir nur mal die Araber während der sog. „Islamischen Expansion“, die Sie wohl als Imperialismus begreifen. Die haben zwar Gebiete erobert, nur kann man nicht aus jeder Gebietserlangung automatisch Imperialismus formen. Da gibt es noch andere Faktoren und für den Kolonialismus beispielsweise die Errichtung von Kolonialverwaltungen oder die Ausbeutung des eroberten Gebiets zum Nutzen der Kolonialmacht.

        Bei den Arabern des. 7. Jhd. n. u. Z. haben Sie ja den Fall, dass die von (Ost-)Römern und Persern geknechteten sich denen scharenweise an den Hals warfen! Vom Irak über Ägypten bis in den heutigen Maghrib (= Abendland!) haben die ja die islamischen Araber als Befreier vom (Steuer- / Kriegsdienst-)Joch begrüßt. Ohne diese Einstellung und das Überlaufen gerade der Verwaltungen wäre die Expansion in dem Maße gar nicht möglich gewesen. Dieses Reich florierte dann zugunsten der meisten Reichsteile (was natürlich nicht bedeutet zugunsten aller oder gar des Gros der Reichsbewohner, aber welches Reich tut das schon – schauen Sie die Römer an, bei denen bis zu 90 % der Bevölkerung in den Ofen schauten).

        Welche Kongolesen dagegen warfen sich den Belgiern an den Hals? Ein paar Oberschichtler vielleicht. Die Verwaltungen wurden importiert und man hat tunlichst von Indien bis Schwarzafrika darauf geachtet, dass nicht zu viele als Neger bezeichnete Menschen an Bildungseinrichtungen kamen (Lumumba bspw. war eine fette Ausnahme) und die Gewinne und Güter brav nach Europa flossen. Bestes Beispiel sind die diversen Eisenbahn- und Kanalprojekte, die dem Abtransport von Waren zu den Überseehäfen dienten und nicht tolle „Zivilisierungs-“ und Brunnenbohraufbauprojekte waren als die sie die Rechten heute wie damals verkauften.

        Und im Falle des Kommunismus ist es ebenfalls eine beliebte rechte Trope diesem „Imperialismus“ und „Kolonialismus“ zu unterstellen oder in irgendwelchen „Totalitarismus“- und „Imperialismus“-Theorien aus den Opfern der westlichen Barbarei – von Lumumba / DR Kongo bis China, vom Iran bis Algerien –Täter und Tyrannen zu formen. Nennt sich Täter-Opfer-Umkehr. Dabei hat gerade die Sowjetunion extrem viel für die Befreiungsbewegungen und die Dekolonisierung auf dieser Welt getan. Reicht mir nicht die Zeit jetzt am frühen Morgen. Nur: Dieses Gleichsetzen von Nichtgleichem befördert letztlich einzig die rechte Denke und wirkt somit pro-systemisch.

        Der Zionismus ist insofern speziell, als er sich auf ein sehr begrenztes Territorium bezieht.

        Erstens: welchen Zionismus meinen Sie überhaupt? Es gibt Formen des „spirituellen Zionismus“ (1), die zunächst nicht den physischen Aufbau eines Staates anstrebten, sondern auch eine tiefere spirituelle Rückkehr zu den religiösen Wurzeln des Judentums anstrebten (1a). Später gab es gleichwohl Spiritualisten wie den Kabbalisten Kook, der das mit dem Aufbau eines eigenen Staates verband, Zionismus mit orthodoxem Judentum kombinierte und zu den Siedlern in Palästina auswanderte (also ebenfalls Kolonialist wurde, 1b). Es gibt Diaspora-Zionismen (2), die in der sog. “neuen Welt” den potenziellen Ort für die Erneuerung des jüdischen Lebens sahen, insbesondere in bestimmten Regionen von Latein- und Nordamerika. Das hat sich dann eher mit dem dortigen europäischen Kolonialismus verwoben, war aber eben nicht auf Palästina gerichtet. Und es gibt „Postzionismen“ (3), die erörtern wie sich das sog. jüdische Volk und seube Identität in der modernen Welt entwickeln können und zwar jenseits eines nationalstaatlichen Rahmens. Also praktisch wie (1a) wieder nach innen gerichtet und ortsungebunden, in Form einer spirituellen oder kulturellen Renaissance. Wir alle reden natürlich über den Levante-bezogenen Zionismus (4), aber man sollte die scheiden und das hat Rolf Verleger in seinen Büchern getan (kostenlose Werbung für Westend).

        Zweitens: Es kommt ja nicht auf die Größe an, darauf verwies ich im Eingangskommentar bereits am Beispiel der „großen Länder“ Iran und China, zu denen immer der umgekehrte Sager kommt – die seien so groß und mächtig, man könne sie nicht kolonialisieren. Kolonialismus beschreibt qua definitionem zunächst einmal bloß die Besetzung, Beherrschung und Ausbeutung eines Territoriums / Staats durch einen anderen. Über die (geografische / ökonomische…) Größe (ob die des Kolonialisten wie die des Kolonisierten) ist dabei nichts gesagt. Der riesige Kongo wurde von einer winzigen westlichen Truppe erobert und später vom nicht sonderlich großen Staat Belgien „verwaltet“. Umgekehrt gibt es diverse kleine Länder oder Inseln, die Ziel westlicher Landnahmen wurden, man denke an die Karibik.

        Der Zionismus will nicht die Welt erobern und unterwerfen. Hier fehlt also ein imperialistischer Appetit.

        Ach, tut er das? Zunächst: Welchen Zionismus meinen Sie? Dann: welche Welt? Die nicht-spirituelle? Drittens: Israel ist westlicher Außenposten und Stützpfeiler in der Levante. Der Zionismus in seiner heutigen Form ist also nicht nur imperialistisch gegenüber Palästinensern und die umliegenden Länder durch Landnahme und regionale Hegemonialstellung, sondern natürlich auch immer als Teil des westlichen Imperialismus, da er in diesen eingebettet ist. Mehr dazu gibt es auch wieder beim pösen Losurdo oder eben Verleger.

        Im Vergleich zum europäischen Imperialismus erscheint der Zionismus eher maßvoll.

        Da will ich zum einen kein Opferranking aufmachen. Zum anderen sind Zionismen in den Amerikas wie in der Levante ja in den europäischen Imperialismus eingebettet. Darauf verweisen auch die diversen Positionierungen von Herzl und Co. Leider fehlt mir jetzt die Zeit, die nochmals herauszukramen bzw. einen Teil habe ich ja gestern genannt (siehe Wall-gegen-Asien-Zitat etc.)

        1. Ich bin Ihnen immer wieder dankbar für Ihre kenntnisreiche Sezierung meiner Kommentare, weil die Differenzierung immer eine Bereicherung in der Debatte ist. Woher beziehen Sie dieses gewaltige Wissen? Ist ja fast schon unheimlich, wie Sie das aus dem Hut zaubern …
          Natürlich kommt es in jeder Debatte immer darauf an, von welchen Begriffsdefinitionen man ausgeht. Ich sehe dieses Forum aber weniger als akademischen Diskurs. Mir fehlt auch die Zeit, jede Aussage in einen wissenschaftlichen Kontext zu stellen. Es handelt sich bei meinen Kommentaren eher um Gedankensplitter ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit.
          Mein Einwurf war lediglich der Versuch, den Kolonialismus im weitesten Sinne als Konstante in der anthropologischen Entwicklung zu benennen. Sie können Kolonialismus auch durch Expansionismus ersetzen. Dieser Begriff trifft meine Gedanken vielleicht besser. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass Größe oft mit Stärke gleichgesetzt wird. So trachtet auch der Unterdrückte danach, den Widerstand zu skalieren (expandieren), um stärker zu werden und sich gegenüber den Unterdrückern behaupten zu können. Proletarier der Welt, vereinigt euch! Es ist auch klar, dass jede Befreiungsbewegung ihrerseits wiederum den Widerstand der Herrschenden provoziert. Schon sind wir in der blutigen Konfliktspirale. Kolonialismus steht in meiner Logik stellvertretend für das Streben der Menschen nach Dominanz und Hegemonie. Denn wo lässt es sich freier leben als in einer Welt, in der man der Stärkste ist?
          Frei kann nur sein, wer die Macht dazu hat.

          1. Danke wie immer für Ihre freundlichen Worte!

            Heute nur kurz. Zunächst: So ist es, es kommt immer auf die Definition und den Wortgebrauch an. Demgemäß müsste auch der “Expansionismus” erst nochmals tiefergehend beleuchtet werden, das vielleicht wann anders.

            Ansonsten würde ich sagen – nochmals an die Diskussion vom Wochenende anknüpfend – dass es “das” Streben der Menschen nach Dominanz und Hegemonie natürlich nicht gibt. Es gibt unterschiedliche Gesellschaften und in lebensbejahenden wird dieses entweder schwach oder gar nicht ausgeprägt sein.

        2. Zum Kolonialismus kann ich das Buch von Mike Davis Die Geburt der Dritten Welt. Hungerkatastrophen und Massenvernichtung im imperialistischen Zeitalter. Assoziation A, Berlin 2004, ISBN 3-935936-43-5. (Late Victorian Holocausts: El Niño Famines and the Making of the Third World. 2001.) dringend empfehlen, auch allen, die Illusionen über die “westliche Zivilisation” haben. Gandhi wird zugeschrieben, dass er auf die Frage “what do you think about western civilization” entgegnete: I would be very much in favor of ..

    3. “Sie lehnt die russische Intervention vom 24.02.2022 selbstverständlich ab. Nur: Hätte Russland nicht interveniert, hätte die Post-Maidan-Regierung aus dem Donbass dasselbe gemacht, was die Zionisten aus Gaza gemacht hätten.”

      Der Donbas ist doch Putin scheissegal, bzw. war es die längste Zeit, es geht um die KRIM und um SEVASTOPOL punkto unmittelbarer russischer geostrategischer Interessen, die hat Ukraine in Frage gestellt! Die Krim wollten die ukrainisch machen! Die KRIM! Das ist das Eine, das Andere ist die Ukraine und NATO. Donbas ist nur noch Verlaufsform und dem Putin der grösste Klotz am Bein, aber hat doch mit den Gründen nichts zu tun. Ich will mal dem sein Gesicht sehen, als er die News bekam, dass sich da gerade 2 pro-russische Volksrepubliken gegründet haben! Also da haben sie echt eine mächtige Glaskugel rausgeholt bei dem Vergleich und jeder sieht doch, dass das was die Ukraine will: “Palästina” sich mit Land und Leuten EINVERLEIBEN, das will Israel gerade nicht.

      1. Der Donbas ist doch Putin scheissegal, bzw. war es die längste Zeit

        Das ist richtig, das habe ich übrigens auch schon mehrfach hier geschrieben. Da rennen Sie ergo offene Türen bei mir ein.

        Es war von der Kreml-Mehrheitsströmung ursprünglich nicht intendiert neben der Krim weitere Gebiete in die RF aufzunehmen und so neoliberal wie die Damen und Herren in Moskau nun einmal strukturiert sind, wären sie heute wohl auch froh wenn es bei den vier annektierten Oblasten bliebe und sie nicht auch noch weitere heruntergewirtschaftete bzw. nun kaputt geschossene Landstriche aufnehmen müssten. Aus militärischer Sicht freilich wird man m.E. da nicht herumkommen – aus militärischer Sicht ist alles eine Niederlage, das nicht mit der Erlangung von Odessa, Kriwbass und der linksufigen Ukraine endet. Geostrategisch ist es freilich wumpe, da ändert sich nix, da hat Russland seit Äonen die NATO vor seiner Haustür stehen und nun seit Finnlands offiziösem NATO-Eintritt eben bspw. Nuklearspitzen von zwei Fronten auf Piter gerichtet. Da bleibt es bei der Zwickmühle.

        Bei meinem Satz ging es aber nicht um die Interessen der einzelnen russischen Mehrheitsströmungen oder deren Absichten. Der Punkt war, dass damals eine ukrainische Großoffensive auf den Donbass unmittelbar bevorstand – ich setzte das Wissen darum als bekannt voraus. Und was denken Sie denn, wie die abgelaufen wäre, wenn die Russen – im Gegensatz zu ihren vorherigen Interventionen im Herbst 2014, Anfang 2015 – nicht zum vierten Mal innert acht Jahren interveniert hätten? Ganz unabhängig davon, was die einzelnen Kreml-Ziele waren und ob Putin der Donbass an sich scheißegal ist (was ich auch denke und hier wie gesagt schon mehrfach gepostet habe), ist doch klar, dass die Truppen der Post-Maidan-Ukrainer in den Volksrepubliken ein Massaker angerichtet hätten, wenn sie durchgebrochen wären (was erwartbar war angesichts quantitativer wie qualitativer Superiorität gegenüber den Volkswehren). Dafür genügt ein Blick auf die im Westen „Zusammenstöße“ genannten Massaker wie Odessa und Mariupol 2014, dafür genügt ein Blick auf die von mir nochmals erwähnte Opferbilanz von 50 000 Toten in den ersten Monaten des Donbasskrieges und dafür genügt ein Blick auf die den Galiziern zur Verfügung stehenden Waffen. Deshalb schrieb ich: „Hätte Russland nicht interveniert…“ Unabhängig von seinen Zielen. Hätte Russland nicht interveniert, hätte es ein Massaker gegeben.

        Ich will mal dem sein Gesicht sehen, als er die News bekam, dass sich da gerade 2 pro-russische Volksrepubliken gegründet haben!

        Er wird vermutlich noch weniger amused gewesen sein als ein paar Wochen zuvor, nachdem man ihm mitgeteilt hatte, dass man Girkin nicht mehr erreichen konnte, der auf mehr oder weniger eigene Faust, auf jeden Fall aber gegen den Willen der Kreml-Mehrheitsströmungen mit seine 52 Jungs in den Donbass gezogen war… Nachzulesen u.a. bei Zhuchkovsky „85 Days in Slavyansk“.

        PS: Warum schreiben Sie den Donbass eigentlich nur mit einem s? Das ist die ukrainische (Neu-)Bezeichnung, nicht die Eigenbezeichnung der Donbasser, welche die russische Schreibweise hochhalten.

        1. Nichts für Ungut, ich dachte sie würden hier Pläne von Ukrainern für eine damals zukünftige Ausgestaltung des Donbass schildern, die Formulierung hat das aber Nahe gelegt? Ich schätze auch, dass es dabei zu viel Gewalt gekommen wäre, aber ich habe auch den Unterschied genannt, der dafür eine Schranke bilden kann. Der Grund für das fehlende S ist wahrscheinlich, dass ich mich damals 2014 auf englisch informiert hatte.

      1. Ich habe 15 – 20 Ideen für neue Kolumnenbeiträge hier bzw. angefangene Stücke, aber während Kommentare aus der Hüfte gehen, bin ich bei Artikeln immer sehr selbstkritisch, auch mir selbst gegenüber. Obendrein werde ich leider momentan immer wieder länger limitiert, sodass ich nicht einmal weiß, wie sich mein nächster Tag gerade gestaltet.

        Ja, ich will versuchen demnächst ein, zwei fertigzustellen und dem Chefred einzureichen. (Sry, @ Roberto, so Du mitliest, ich weiß, ich habe das schon mehrfach angekündigt.)

    4. Ihre Ausführungen zum Liberalismus scheinen mir widersprüchlich. Liberalismus ist eine zutiefst ‘elitistische’ Ideologie, die sehr wohl und sehr gut zusammengeht mit Imperialismus, Faschismus und eben auch Zionismus. ‘Liberal’ im landläufigen Sinne ist er nur unter seinesgleichen.

      1. Ihre Ausführungen zum Liberalismus scheinen mir widersprüchlich.

        Da gebe ich Ihnen recht, wollte auch noch etwas ergänzen, konnte den Kommentar nur gestern nicht mehr ändern.

        Ich habe aber ja zum einen bereits bewusst geschrieben: „liberal-imperialistisch“ und somit auf dasselbe wie Sie nun verwiesen. Natürlich können Sie einen Locke und einen Adam Smith oder heutige (Neo-)Liberale und Rechtslibertäre wunderbar mit Imperialismus verknüpfen.

        Das andere „liberal“ bezog sich freilich auf andere, auf handelsübliche Vorstellungen von Liberalismus wie man sie „uff de Gass“ hat. Es gibt ja unterschiedliche (philosophische) Liberalismuskonzepte und auch große linke Liberalität bis hin zu den Anarchisten. Die möchte ich jetzt wirklich nicht als Kostgänger von Zionismus und Faschismus verstanden wissen.

        Diese Liberalismen haben nichts mit denen der Rechten zu tun. Zumindest in meinen Augen. Sie dürfen es selbstredend anders sehen. 🙂

          1. Hoffe, dass ich hier nicht missverständlich, beleidigend oder in anderer Form übergriffig herüberkam. Gerade der letzte Satz war nicht böse, sondern allgemein bis lustig gemeint (daher auch der Smiley).

            Ich bin der letzte, der Ihnen hier irgendetwas vorschreibt, erlaubt oder verbietet. Wenn Sie das mit dem Liberalismus anders sehen, schreiben Sie es, es ist ein Meinungsforum, das dem Austausch dienen soll. Ich wollte nur meine Sicht darlegen, Sie aber gewiss nicht an der Ihren hindern oder Ihnen irgendeine Erlabunis / ein Verbot erteilen.

            [Als Ergänzung, für neue Mitleser: Ich versuche immer möglichst allen zu antworten und das einzige wohl, dass ich mir in der Tat verbitte, sind Trolllantentum, also Übergriffigkeit, Missionierung und Beleidigungen. Da schreibe ich dann eben nicht mehr zurück. (Mit Trollantentum sind Sie @ renard explizit nicht gemeint.)]

    5. Erst einmal ganz herzlichen Dank für due lange nachtrunkene Antwort. Das ist verdammt viel, was Sie ansprechen, aber so soll sein.
      Ich möchte einen Punkt herausgreifen, da er für die heutige Einschätzung wichtig wäre. Ich hatte geschrieben: “Jetzt, seit einem Jahr Vernichtungskrieg in Gaza würde ich – in der gesellschaftlichen Wahrnehmung – von einer Pari-Pari-Position ausgehen. Das Mitgefühl und die Distanz zu beiden Seiten scheint sich die Waage zu halten.” Und Sie fragen:
      Da würde mich aber wirklich mal interessieren, werter Wolf Wetzel, wie Sie darauf im Einzelnen kommen.
      Ich kann da nur von meinem Umfeld reden und die vielen Stimmen, die dazu gehört habe , also jene, die sich auf irgendeine Art zu Wort melden. Da würde ich sagen, dass es eine “Äquidistanz” gibt, nach dem Motto. Ja, beide Seiten sind böse, und nicht nach meinem politischen Geschmack.
      Was die schweigende Mehrheit angeht, so würde ich behaupten, dass nach wie vor die Mehrheit schweigt, sich raushält, gerade bei diesem heiklen Thema. Von daher haben Sie recht, wenn man sich die doch sehr kleinen Palästina-Demos anschaut – im Gegensatz zu anderen Ländern. Es bleibt eine sehr kleine Minderheit, die sich öffentlich gegen den Vernichtungskrieg in Gaza stellt. Das hat für mich viel mit dieser von Roy benannten “moralischen Äquivalenz” (beide blöd/unsympathisch) zu tun. Denn selbst wenn man sich auf beiden Seiten nicht wohl oder beheimatet fühlt, bleibt das Recht auf (bewaffneten) Widerstand gegen eine Besatzung, gegen diesen Kolonialismus. Genau darum ging es Roy und das wäre dann auch eine gemeinsame Basis, aus dieser Distanz herauszukommen.
      All das wäre also für einen Podcast gut. Mal nachfragen…
      Alles Gute Wolf

      1. Grüße Sie, Wolf!

        Ach, wenn man nicht schlafen kann / darf, dann will man doch wenigstens etwas Produktives anfangen. Roberto würde sich sicher mehr über einen Artikel freuen und (nochmals @ Roberto, so Du mitliest) ich bemühe mich ja auch dahingehend.

        Ich kann da nur von meinem Umfeld reden

        Okay, dann hält sich das auf, wenn Sie Ihren Freundes- und Bekanntenkreis meinten. Ja, so wird das natürlich deutlicher. Denn gesellschaftlich würde ich jetzt nicht teilen, dass es eine große Palästina-Solidarität in Deutschland gibt. Die wird von rechts gerne unterstellt, ich sehe sie abseits des skizzierten aber nicht als manifest an. Auf jeden Fall erscheint sie mir nicht mehrheitsfähig, sondern auf gewisse Milieus beschränkt.

        Was den Podcast betrifft – ich will den Chefred mal anrufen, donnerstags und freitags ist er ja dem Anschein nach immer on Tour für Interviews etc. Vielleicht klingel ich Montag mal bei ihm durch oder schreibe eine Mail. Vielleicht könnten wir ja eine Dreierrunde machen, nicht nur auf Palästina beschränkt, sondern wir Ihr letztjähriges Jahresendaustausch breiter gefächert. Vielleicht ne halbe oder eher ganze Stunde querbeet, dann hätte auch das Forum was davon. Oder das Forum reicht gleich Themenvorschläge ein. 😉

        Alles Gute + einen angenehmen Start in den Donnerstag!

    6. Zum anderen den Befreiungskampf der Kolonisierten in der Peripherie, „die gerade dank (!) der Religion ihr erstes Bewusstsein der nationalen Frage erlangen“. Religion und Nation können hier den Boden bereiten, „aus dem, und sei es auch noch so urwüchsig, ein Bewusstsein des Konflikts, ein Bewusstsein des Klassenkampfs in seinen verschiedenen Gestalten erwächst.“

      (Auch wenn ich solchen Überlegungen insgesamt etwas abgewinnen kann …)
      Was wir in Palästina und anderswo in der Region in Form der Hamas etc. pp. sehen ist aber nun wirklich nicht ein “erstes Bewußtsein”. Ich weiß nicht, wie sehr man historisch zurückschauen sollte, aber wenn wir zumindest im letzten Jahrhundert bleiben, so wurde der palästinensische Befreiungskampf zwischen 1960 und 1990 dominiert von laizistischen bis sozialistischen Organisationen, parallel zu den verschiedenen Strömungen des laizistischen “arabischen Nationalismus” in der Region. Gemessen daran, also an dem zuvor erreichten Bewußtseinsstand in diesem Gesellschaften, stellen die dortigen aktuellen Erscheinungsformen des antiimperilistischen Kampfes einen gewaltigen Rückschritt dar.
      Das ist übrigens keineswegs “abstrakt” gemeint in dem Sinne, dass die Guerilleros dummerweise auch beten. Vielmehr führen all die islamistischen Gruppierungen die Misere ihrer Gesellschaften auf letztlich irrationale Gründe zurück, nämlich darauf, dass diese Gesellschaften sich zwischenzeitlich “von ihrer Religion abgewandt” hatten. Sie erzählen ihre Geschichte als historischen Regress: Zur Zeit des Kalifats war die islamische Welt in bester Ordnung, der anschließende Verfall hatte mit dem Verrat am Islam zu tun, daraufhin konnten die Ungläubigen den arabischen Raum (und Persien) unterwerfen, also gilt es zu den Sitten der Vorväter zurückzukehren. (Es ist wenig erstaunlich, dass von dieser Form der Ideologie ihre imperialistischen Opponenten als “großer und kleiner Satan” beschrieben wurden.)

      Wie verbreitet solches Gedankengut heutzutage unter den von Ihnen genannten Organisationen noch ist kann ich kaum einschätzen. Wie mir scheint war die Hezbollah unter Nasrallah ziemlich rational geworden und hatte auch mit weltlichen Analysen gearbeitet. Aber die Hezbollah hatte m.W.n. auch nie vor, den Libanon zu islamisieren.
      Abschließend sollte ich vielleicht noch darauf hinweisen, dass die “Renaissance des Islam” in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts nicht einfach vom Himmel fiel, sondern von den USA einfrig gefördert wurde, um die Nassers, Gaddafis, Assads der Region (plus die afghanischen Kommunisten) zu stürzen bzw. unter Druck zu setzen. Siehe:
      Robert Dreyfuss – Devil’s Game: How the United States Helped Unleash Fundamentalist Islam (2006)
      https://www.amazon.de/Devils-Game-Unleash-Fundamentalist-American/dp/0805081372

      1. Was wir in Palästina und anderswo in der Region in Form der Hamas etc. pp. sehen ist aber nun wirklich nicht ein “erstes Bewußtsein”.

        Das ist zunächst ein absolut berechtigter und valider Einwand Ihrerseits. Sie haben recht, dass man das als Rückschritt lesen kann und muss, gerade wenn man an die Hamas denkt, die von israelischen Gruppen angeleitet, hofiert und aufgebaut, wenn nicht gesteuert worden ist, auf jeden Fall Bestandteil Israels ist und auch zu dessen Machtgefüge gehört. Ich sehe natürlich auch auf Telegramkanälen wie Middle East Spectator, die Sie vermutlich auch kennen, dass dann immer die Sowjetflagge als pars pro toto für Kommunismus als Beispiel für die satanischen Ideologien und Bestandteile des Westens angeführt wird.

        Sie können das historisch auch ruhig breiter aufziehen. Der bekannte Arabische Aufstand von 1936-1939, der sich gegen die britische Herrschaft sowie gegen die wachsende jüdische Einwanderung richtete, war ja gerade auch von religiösen Führern und Gruppen getragen („erstes Bewusstsein“) – oder denken Sie an Isaddin al-Kassam (nach ihm sind Brigade wie Raketen benannt), der 1935 zum bewaffneten Kampf aufrief. Aber der damalige Aufstand hatte eine enorm breitere Basis und war nicht ausschließlich religiös, sondern eben auch nationalistisch und sozialistisch motiviert bzw. getragen (um im Kontext zu bleiben: „zweites“ und „drittes Bewusstsein“). Man kann nun für die letzten Jahrzehnte natürlich festhalten, dass es ein großer Erfolg des westlichen (und somit auch des zionistischen) COINT in der Region war, dass man die sozialistischen und laizistisch-nationalistischen Kräfte an den Rand gedrängt bzw. ganz ausgeschaltet hat und nun die religiösen zumindest delegitimieren konnte.

        Aber – und nun kommt das „zunächst“ ins Spiel – war der Rückschritt zum Beispiel im Falle Polens anders? Denken Sie an den Kościuszko-Aufstand von 1794, der sich gegen die Teilungen des Landes richtete. Er spielte sich im Kontext der laizistischen Verfassung von 1791 ab, welche auch von linker Seite durchaus als bedeutender Schritt in Richtung eines „modernen, aufgeklärten Staates“ (was immer man von dieser Phrase halten mag) gelesen wird.

        Der Aufstand der polnischen Nationalisten („zweites Bewusstsein“) scheiterte bekanntlich und die Zerstückelung wurde Realität, die liberale Verfassung nie verwirklicht. Der polnische Freiheitskampf und Widerstand blieb aber das ganze 19. Jahrhundert über virulent, was sich ja u.a. im Januaraufstand von 1863 manifestierte, auf den sich das Polenkreuz von Marxens Tochter bezog. Nur: Während die Verfassung von 1791 versuchte, eine „moderne, aufgeklärte Gesellschaft“ (Anführungszeichen!) zu schaffen, wurde der Januaraufstand von 1863 vor allem durch eine romantische Vorstellung von Nationalismus und eine weitaus stärkere Bindung an die katholische Kirche geprägt. Und genau jene Kirche ist ja bis heute in Polen nicht gerade einflusslos. War das somit ein Rückschritt? Was meinen Sie? Oder bewerten Sie beide Aufstände anders? (Ich habe das jetzt auch nicht alles nachgelesen, sondern nur im Stehgreif skizziert und kann mich selbstredend grosso modo irren.) Marx und Engels haben zumindest trotz der religiösen (Teil-)Grundierung von 1863 diesen mit unterstützt…

        Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass es diese Rückschritte, diesen Rückfall zur Stufe eins („erstes Bewusstsein“) oft geben kann. Umso mehr müsste einem ja deshalb gelegen sein neben dem religiösen Widerstand auch andere Gruppen zu unterstützen. (Inwiefern das möglich ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.)

  17. Die USA hat eine Donor basierende Politik. Das bedeutet das auch Trump der Israel und Kriegslobby verpflichtet ist. Da die Demokraten verloren haben, versuchen sie die USA in einen Krieg gegen Russland zu ziehen, damit sie auch im kommenden Jahr an der Macht bleiben. Angedacht ist auch die Lieferung von Atomraketen an Selinskij, mit der falschen Behauptung, dass die Ukraine vor dem Budapester Abkommen ohnehin welche hatte. Das ist aber eine bewußte Verdrehung der Tatsachen, denn diese gehörten alle Russland. Die HyperschallRakete Haselnuss, die Russland vor kurzem abschoß war eine Warnung. Wenn die Nato nicht aufhört Russland anzugreifen, wird zuerst die Ukraine schwer draufzahlen und im Folgeschritt die Nato Basen in der EU. Falls das noch nicht reicht, wird Russland irgendwann alle strategischen Zentren der Nato in der EU vernichten. Und steht es 50:50 ob die Menschheit in einem nuklearen Konflikt endet.

      1. Stimmt die superreichen Oberzionisten der USA (Rothschild, Rockefeller, Warburg, Samson, Flint, Soros, Gates..
        .) und ihr Black Rock. Die Erschaffer zahlreicher Operetten (Weltkriege) und Genocide (an Russen, Juden, Polenund Romas)

  18. @renard: was spricht dagegen, dass man sich *zuerst* anschaut, was die Parteien wollen, um sich *dann* zu entscheiden, ob man überhaupt eine der Parteien unterstützen möchte.

    Israels Staatsprogramm lehne ich ebenso ab, wie das Programm der Hamas für einen eigenen Staat. Beiden Seiten kann ich nichts abgewinnen. Das hindert mich aber weder daran, Mitleid mit den Opfern (auf beiden Seiten) zu empfinden, noch hindert es mich daran, mir ein Bild von der Lage zu verschaffen.

    Eine Zweistaatenlösung wird nicht den Frieden bringen, die Vertreibung und Vernichtung der Palästinenser aber auch nicht. Das sind nur die beiden Verlaufsformen des Gegensatzes, die an der prinzipiellen Feindschafts nichts ändern.

    1. “Eine Zweistaatenlösung wird nicht den Frieden bringen”

      Ja, das sehe ich auch so, es ist eher umgekehrt: der Frieden wird die Zwei-Staaten-Lösung bringen, da Frieden ja bedeutet, dass man sich gegenseitig in Ruhe und machen lässt, perspektivisch vielleicht zu Zusammenarbeit findet, und das ist ja die Zwei-Staaten-Lösung. Insofern gilt es zuallererst am Frieden zu arbeiten.

      Wie überall dürften die einfachen Leute auf beiden Seiten dazu auch mehrheitlich bereit sein (wenn es die andere Seite auch ist). Es kommt halt nicht zur Geltung, wie im Moment fast überall im Westen und wo er die Finger im Spiel hat.

  19. Was genau war denn so falsch, so böse, so bäh von meiner Wenigkeit gestern am Spätnachmittag oder Abend zum Thema der Militärexperten, dass “man” das Traktat tunlichst. löschen mußte. Während gleichzeitig die machtvolle Demonstration des fast gesamten Troll-Angebotes fröhliche Urständ zum Thema auskotzen durfte? Nun gut, habe verstanden. Setze dann eben meinen Hinweis von heute als Ergänzung ins Nirwana ab. Gestern ihr jochgeschätzter Masala zum Einsatz von Bodentruppen (https://www.n-tv.de/politik/Masala-haelt-Entsendung-von-Bodentruppen-in-die-Ukraine-fuer-denkbar-article25387009.html), heute – fürsorglich Hacken zusammenschlagend – Frau General … äh…. Major, mit dem – gähn – “Russen vor der Tür” – quatsch, er ist ja schon. da: https://www.n-tv.de/politik/Claudia-Major-Der-Krieg-ist-schon-da-article25390132.html).

  20. Seit dem 19. Jahrhundert: Zionismus oder Frieden?

    Für mich sind und waren die Zionisten immer die Erschaffen und Urväter der Banderas und der NS.

    Die USA macht Kriege wie Operette (Irak, Lybien, Syrien…) im Auftrag der Zionisten, weil die Politik dort käuflich ist.

  21. Der Altlandrebell hat jedenfalls genug Groschen aus seiner Schaffnerkasse fallen lassen, daß kaum einer noch den Ablauf nachvollziehen kann.
    Er startet als ein gesinnungsfester Parteigänger realer oder erfundener Nationalrevolutionäre, um sich dann aus Engels Histomaten für weitere Groschen zu bedienen – ja, ich weiß, Marx ist dieser Schwachheit weitgehend gefolgt – schließlich mit Losurdo bei einem modernisierten Stalinismus anzudocken ….

    Befreiungskampf der Kolonisierten in der Peripherie, „die gerade dank (!) der Religion ihr erstes Bewusstsein der nationalen Frage erlangen“. Religion und Nation können hier den Boden bereiten, „aus dem, und sei es auch noch so urwüchsig, ein Bewusstsein des Konflikts, ein Bewusstsein des Klassenkampfs in seinen verschiedenen Gestalten erwächst.“

    (Vor “Religion” und “nationaler Frage” müssen da wohl räudige Köter in Menschengestalt oder allenfalls stumpfsinnige Bauerntölpel gelebt haben)
    und schließlich konsequent als ein virtueller UN-Hochkommissar für die endliche Durchsetzung einer regelbasierten Weltordnung zu enden:

    Die Ursache des Übels liegt im zionistischen Kolonialregime und solange das nicht die zu Unrecht angeeigneten Gebiete räumt, die Kriegsverbrecher ausliefert und Entschädigungen für das begangene Unrecht zahlt, wird es munter weiter gehen.

    .

    Und im Vertrauen gesagt: Sofern und soweit die Hamas-Leute sich nicht als terroristische Widerstandskämpfer verstehen, sondern als Avantgarde einer Nationalen Bewegung, folgen sie schlicht dem allgemeinen Programm der UN-Resolution 181 (“Teilungsplan für Palästina”) von 1947, sind folglich im ideellen Auftrag der ehemaligen, und in diesem Fall sowjetisch abgesegneten, “Amerikanischen Weltordnung” unterwegs, auch wenn sie heute en detail ein wenig mitzureden beanspruchen.
    Wie häßlich, dumm, gemein, eine gesinnungsethische Distanzierung davon ist – den “marxistischen” Etikettenschwindel beiseite – nach der niemand außerhalb der Zionistischen Internationale und deren berechnenden Parteigängern fragt, das kann man sich vom “Altlandrebell” allerdings mal sagen lassen …

    1. Bruder,

      du schreibst hier öfters in großem Zorn. Ich fühle deine Wut und deinen Schmerz und es tut mir leid zu sehen, dass du solche negativen Gefühle hast. Es ist wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben, auch wenn die schwarze Galle hochkocht. Der heilige Koran lehrt uns, dass wir unseren Ärger beherrschen und mit Maß und Anstand miteinander umgehen sollen. Lies Sure 7,199:

      „Nimm das Gute an und gebiete das Bekannte, und wehre dich gegen die Unwissenden mit etwas, das besser ist.“

      Dieser Vers erinnert uns daran, dass wir uns von der Weisheit und Geduld leiten lassen sollen, besonders wenn wir mit Menschen zu tun haben, von denen wir uns verletzt oder enttäuscht fühlen. Der heilige Koran fordert uns auf, in solchen Situationen das Gute zu tun und nicht mit Hass oder Beschimpfungen zu antworten, sondern mit einem Verhalten, das höher und besser ist.

      Erinnere dich daran, dass jede Person Fehler hat, und dass wir Menschen dazu aufgerufen sind, einander mit Liebe, Geduld und Respekt zu begegnen. Wähle den Weg des Mäßigung und des konstruktiven Dialogs.

      Friede sei mit dir!

      1. Keine Person hat Fehler, Bruder, allenfalls macht sie welche. Geschieht das freilich regelmäßig, wird sie früher oder später den oder die Fehler personifizieren. Geschieht das mit Bedacht und Vorsatz, handelt es sich entweder um Politiker oder Priester, oder solche, die ihnen folgen.

        I don’t teach life, Sir.
        Gleichwohl Dank für die Mahnung, Bruder.

  22. Wenn ich auch nicht jedes Wort, jeden Satz des Artikels genau gelesen habe, so stelle ich doch überrascht fest, dass ich mal mit Wolf Wetzel ziemlich einer Meinung sein kann.

    Israel, die Juden als selbsterklärtes “Volk Gottes”, darf keine Sonderrechte gegenüber anderen Menschen, Gruppen, Staaten, Völkern haben. Ein aus Krieg, Machtpolitik und purer Willkür (britische Besetzung, Balfur Deklaration, …) geschaffener heutiger Status Quo kann nicht rückwirkend, und schon gar nicht mit Pseudo-Historie (Bibel) legitimiert werden. Israel in heutiger Form existiert aufgrund purer Willkür, Übermacht und Gewalt, und nichts anderem.

    Zu Politik und “Demokratie”: so lange einzelne Personen oder kleine Gruppen durch viel Geld viel Macht erlangen können, so viel Macht, dass jedes Recht verbogen bzw. zurechtgestutzt und jeder Mehrheitswille bedeutungslos wird, so viel Macht, dass die Meinungen von Vielen Wissenschafts-gestützt zu Konformität (im Gegensatz zu informierter Zustimmung) manipuliert werden kann (zB Solomon-Asch-Konformitätsexperiment), so lange ganz, ganz Wenige bestimmen, was Wahrheit sein solle und was in Kindergarten vermittelt, in Schulen und auf Universitäten gelehrt, auf Bildschirmen geflimmert wird, so lange Einzelne oder ganz Wenige unser Weltbild nach ihren Wünschen formen (man denke an Bill Gates in den Tagesthemen zu Viren und für ihn Profit-trächtigen Impfungen, was für ein Irrsinn!) …
    so lange bleibt “Demokratie” ein Farce.
    Die ganz seltene _Auswahl_ (“Wahl”) von Repräsentanten aus durch Machtmittel und Geld vorgegebenen Parteien und Kandidaten als einziger “demokratische Akt” zu einer angeblichen “Herrschaft des Volkes” (=Demokratie) umzuschreiben, umzudeuten, _umzulügen_, ist ein schlechter Witz der Geschichte.

    Die Wahl (Auswahl aus einem Marionettentheater), ist ein Akt der Selbstentmündigung, denn damit delegiert man seine Souveränität an eine, jeden anderen als den eigenen Einflüssen ausgesetzte, Marionette des Geldes. Wahlen werden von denen gewonnen, die am meisten Geld einsetzen und die besten Strategen und Manipulationsmittel haben. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und wenn es doch mal dazu kommt wird diese Ausnahmen eingehegt und umgedreht. Geldmacht kann überzeugen, umdrehen, täuschen, erpressen, bedrohen, töten, …

    Nun ja, alles bekannt, alles nichts Neues. Das Rad dreht ich weiter – aus dem einfachen Grund weil diese Geldmacht und deren Nomenklatura uns tagtäglich eintrichtert, dass es anders nicht ginge – oder wenn doch, dann angeblich nur schlechter. Und was uns mancherorts als Alternative aufgezeigt wird, zB der Marxismus/Kommunismus, ist auch von denen ausgeheckt und genau für diesen Zweck entwickelt worden: “Seht her, das hat doch auch nicht funktioniert!”.

    Wie wenn Kommunismus die (einzige) Alternative zu unserem heutigen Unrechtssystem wäre … diese Pseudoalternative versperrt den Blick auf einen ganzen Kosmos voller anderer Ideen und Möglichkeiten. Wie wäre es zB mit Demokratie, bei der wirklich der einzelne Mensch über seine Lebensbedingungen und sein Schicksal mitbestimmt – in Abstimmung und Diskurs mit allen anderen Mitbetroffenen?

    1. Oder um es kurz und knapp zu sagen:

      die einzige menschenwürdige Gemeinschafts-Organisationsform ist (vielgestaltige weil lokal organisierte) Demokratie – was wohlgemerkt NICHTS ABER AUCH GAR NICHTS mit dem zu tun hat, was uns heute als Demokratie vorgelogen und verkauft wird.

  23. “Lässt sich mit der anstehenden Bundestagswahl die Kriegsmaschinerie stoppen?”

    Natürlich nicht.
    Ist mir ein Rätsel, woraus eine wie auch immer geartete Erwartung oder gar Hoffnung aus der bürgerlich liberalen “demokratischen” Herrschaftsform erwachsen soll.
    Jetzt hält Sarah halt die Steigbügel für die rechtsextremistischen Kriegstreiber und Genozid Gehilfen …. so what?

  24. Der Autor schreibt :
    “Wieviel Kraft und Enttäuschung sind bereits damit verbunden, dass das BSW in Sachsen, mit der Politik-Profi-Frau Sabine Zimmermann an der Spitze, für eine Regierungsbeteiligung das „Einzige“, was sie von anderen Parteien unterscheidet, zu opfern bereit war: Die „Friedensformel“ als Präambel in einem Koalitionsvertrag, in der die Forderung nach einem Lieferungsstopp von Waffen an die Ukraine festgehalten wird und die Nichtstationierung von US-Raketen. Man hat sie unkenntlich gemacht.”

    Ja, es ist frustrierend !, das BSW scheint – zumindest auf Landesebene – da weitermachen zu wollen, wo “die Linke” aufgehört hat : Posten, Posten über alles !

    “Die Deutschen, vielleicht das Salz der Erde, aber im Politischen: unmöglich !” Ich weiss nicht mehr genau von wem dieses Zitat stammt , ich glaube von H.Hesse.

    Empirischer Stand der Dinge ist wohl, dass der erste Teil dieses Zitats mit Sicherheit unzutreffend ist, dafür ist der zweite Teil umso wahrer !

    Vielleicht ist die letzte, konstruktive Option, die den hiesigen Nonkonformisten noch bleibt, sich endgültig aus der Deutschen Politik rauszuhalten und sowas ähnliches wie die Charedim in Israel aufzubauen, allerdings ohne einen religiösen, sondern mit einem pazifistischen Schwerpunkt, ganz nach dem Motto :
    “Wir lassen den deutschen Staat in Ruhe, wenn er uns in Ruhe läßt “

      1. Ja, so ist es wohl :
        Egal wo sich ein deutscher Politiker verortet, ob rechts, links, mitte oben oder unten,
        der Kapitalismus “hobelt” sie alle gleich.

    1. Das werden sich die Ultras freilich auch wieder schön saufen.

      Dieselben Leute, die (zurecht!) die linkende Partei etwa dafür scholten, dass sie in den R2G-Verhandlungen in Bremen sofort ihre sozialen Alleinstellungsmerkmale (Hartz-Sanktionen abschaffen etc.) über Bord warf, haben nun keine Probleme, wenn ihre neue Partei ohne Federlesens vergleichbare Grundsätze über Bord wirft und Koalitionskotau begeht. Sozialabbau und Aufrüstung sind böse, aber nur, wenn wir ihn nicht mitgestalten und außerdem haben wir eine Formel verfasst…

      BSW-Neumitglied Norbert Häring meinte ja vor ein paar Tagen hier:

      Hier [in Brandenburg] trafen offenbar härtere Verhandler des BSW auf eine kompromissbereitere SPD, sodass im Sondierungspapier die Handschrift des BSW etwas deutlicher erkennbar war als in Thüringen. Das wird sich wohl auch in der Koalitionsvereinbarung widerspiegeln.

      (…)

      In Brandenburg, wo das BSW es nur mit einem Verhandlungspartner zu tun hat und die Spitzenleute härter verhandelt haben, stehen die Chancen gut, mehr von den BSW-Wahlversprechen und -Postionen in der Regierung umzusetzen als in Thüringen, auch wenn viele dennoch der Meinung sein werden, es sei nicht genug und man wäre besser in die Opposition gegangen.

      Da frage ich mich beim Durchblättern des Papiers: Was haben die härter verhandelt? Die Polsterfarbe der Regierungssessel? Und was wollen die umsetzen? Die Topfpflanzen? Ja wird Zeit, der Herbst steht vor der Tür (echter Winter war zuletzt 2010).

      Und natürlich wäre es besser, man wäre dort in die Opposition gegangen oder hätte sich zumindest andere Kooperationspartner gesucht.

      Merke: Man kann nicht groß ankündigen was verändern zu wollen und dann ausgerechnet mit den Parteien des Sachsen- bzw. Brandenburgsumpfs koalieren. Außer man ist naiv oder verkauft Druidentee.

      Ansonsten findet man bei Baumann (Standard) aktuell noch das hier:

      Die ehemalige Linken-Politikerin will nach der Wahl für Deutschland kein politisches Kabinett, sondern eine Expertenregierung.

      Toll! So eine wie damals die Monti-Regierung in Italien? Oder die „Experten“, die in Holland im Geisterfahrerkabinett Platz nahmen? Oder will sie die „unabhängigen Experten“ und “Modellierer” aus der Zeit des Maßnahmenregimes recyclen? Lauterbach bleibt Gesundheitsminister und Buyx wird Ministerin für Kader, Schulung und Moral? Wer bestimmt eigentlich was so ein „Experte“ ist? Wählt Sahra die aus oder gibt es ein Casting mit Recall und Mottoshows? Fragen über Fragen!

  25. Nach den Verhandlungen in Brandenburg ist klar, dass so ein BSW nutzlos ist, es sei denn der Landesparteitag stimmt so einer Regierung nicht zu. Aber in Thüringen war es ja auch schon ein Kniefall vor den Etablierten. Wer jetzt noch glaubt, Parlamentarismus würde etwas verbessern, muss ziemlich naiv sein.

    1. BSW ist eine Kleinbürgerpartei. Kleinbürger gab es schon immer. Sie passen sich den Besitzenden (Herrscherklasse) an und treten auf die Schwachen. Sie freuen sich über ihren bescheidenen Wohlstand und genießen ihren Status in der Gesellschaftspyramide. Das ist wie im Tierreich. Ob die Strategie taugt und der AfD Stimmen wegnimmt wird sich zeigen. BSW ist eine Absage an die Solidarität.

  26. For decades, the European Union has policed the border between the “garden” and the “jungle” with deadly force, raising the drawbridge to those fleeing Western wars, famine, and climate breakdown. This hostile environment has a name: Fortress Europe. Europe’s killing machine must be stopped – for the latest episode of “The International” former Irish MEP Clare Daly lays bare its consequences at home and around the world.

    Bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11. Januar 2025 unter dem Motto »Das letzte Gefecht« steht Clare Daly auch im Programm.

      1. Kämpferischer Widerstand/Protest mittels Provokation, ergo Aggression, ist nicht jedermanns Sache; an den herrschenden Zuständen kaputtgehen und “einfach wegsterben”, wie es bei höchstsensibelen Personen wie Simone Weil oder Sören Kierkegaard passiert ist, auch nicht; und selbstzerstörerische Extremaktionen wie die von Aaron Bushnell, erst recht nicht.

        Es gibt auch in Sachen Widerstand/Protest immer einen Mittelweg.

        Ein solcher Mittelweg, der m.M.n für ledige, kinderlose Biodeutsche besonders passend wäre, wären Friedens-/Sühnedörfer : Siedlungen aus kleinen freistehenden Wohncontainern, ohne Anschluß an die öffentliche Versorgung ; die meiste Zeit des Tages verbringt man im Stillen damit, Versöhnungsarbeit mit den Völkern zu leisten, die direkte oder indirekte Opfer NAZI-Deutschlands waren oder noch immer sind; ähnlich wie die Charedim geht man neben seiner geistigen Hauptarbeit noch einem Nebenjob nach, der einen bescheidenen Lohn einbringt.
        Mich jedenfalls würde ein solcher Lebensstil sehr ansprechen.

  27. Dem höchstoffiziellen BSW-Eintritt in die heimische NATO-Front, müsste doch eigentlich der sofortige und geschlossene Austritt aller Kriegsgegner folgen.
    Was wird wohl der geschätzte Kollege Patrik Baab jetzt tun, wird er wieder einen “offenen Brief” an die “liebe Sara” schreiben oder…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert