Moshe Zuckermann zum documenta-Skandal: „Ein typisch deutscher Eklat“

Abgebaute Arbeit von Taring Padi vor der documenta Halle. Bild: Baummapper/CC BY-SA-3.0

Wegen eines Bildes mit antisemitischen Inhalten wird eine ganze Ausstellung desavouiert. Für den israelisch-deutschen Philosophen ist das im Gespräch mit Florian Rötzer ein typisch deutscher Eklat: „Der Antisemitismusdiskurs in Deutschland ist verquer.“

Es gibt jetzt große Aufregung über die documenta. Das indonesische Künstlerkollektiv Taring Padi hat ein großes Bild aufgehängt, das schon 20 Jahre alt ist. Und dort wurden dann zwei Darstellungen gefunden, die man als antisemitisch bezeichnet. Sie sind auch antisemitisch. Bundeskanzler Scholz hat gleich den Besuch der documenta abgesagt hat. In Zeitungen wird gesprochen von einem Antisemitismus von monströsem Ausmaß gesprochen. Wie wird denn das in Israel wahrgenommen?

Moshe Zuckermann: In Israel wurde es bis dato so gut wie gar nicht wahrgenommen. Nur diejenigen, die sich mit Kunst beschäftigen und von der documenta überhaupt wissen, haben etwas davon gehört. Es ist ein typisch deutscher Eklat und es ist klar, dass es ein deutsches Phänomen ist, wie jetzt damit umgegangen wird. Aber in Israel selber ist das kein Thema. Israel hat seine eigenen Sorgen mit seiner zusammengebrochenen Regierung. Von daher ist Antisemitismus auf der documenta für Israel kein Thema im Moment.

Wie würdest du das einschätzen? Es ist ein einziges Bild, das nur zwei Darstellungen enthält, das den Eklat hervorgerufen hat. Ist es denn angemessen, mit der üblichen Cancel Culture dagegen vorzugehen? Also das Bild abzubauen oder zu fordern, dass die Leiterin der documenta zurücktritt. Hätte man nicht auch ein bisschen konstruktiver damit umgehen können?

Moshe Zuckermann: Ich will erstmal damit beginnen, dass ich finde, dass es kein gutes Bild ist, weil es plakativ ist. Es möchte etwas aussagen, worüber wir uns unterhalten können und was ich für legitim halte. Aber in der Art und Weise, wie es malerisch umgesetzt worden ist, ist es für meine Begriffe zu plakativ. Wenn man beispielsweise darstellen will, dass es um den russischen Geheimdienst geht, dann schreibt man den Leuten KGB drauf, und wenn es um den englischen Geheimdienst geht, dann schreibt man 007, also James Bond. Und so weiter. Das hat mehr mit Karikatur zu tun als mit Kunst. Das Bild ist nicht gut komponiert und für meine Begriffe kein gutes Bild.

Eine ganz andere Frage ist natürlich, worum es da geht? Ich weiß gar nicht, warum man, wenn man Kapitalismus darstellen will, einen orthodoxen Juden dazu nehmen muss. Juden sind ja nicht unbedingt so erkennbar. Die Kritik am Kapitalismus in der darstellenden Kunst beispielsweiseweise von Georg Grosz war so, dass man sehr wohl erkennen konnte, dass ein fettes Schwein ist. Es muss nicht gleich ein Jude sein und auf keinen Fall noch mit Schläfenlocken usw. sein. Daran merkt man auch, dass die Leute, die an dem Bild gearbeitet haben, von Klischees ausgegangen sind, die ihnen für meine Begriffe keine allzu große Ehre angedeihen lassen. Und die Tatsache, dass man dann irgendwie Mossad und SS zusammenbringt, ist natürlich idiotisch. Die Leute haben sich in der Tat selbst ins Bein geschossen.

Die Reaktion darauf aber ist wieder einmal typisch deutsch. Jemand hat kurz gerülpst und das erschüttert das ganze Land und löst ein Erdbeben aus. Der deutsche Bundespräsident hat sich geäußert, der Bundeskanzler will nichts mehr damit zu tun haben, die Kuratoren sollen entlassen werden usw. Meine Frage ist:  Was ist es denn an diesem Antisemitismus, der ja in diesem Bild nicht so eklatant ist, dass er die Deutschen immer so in Aufwallung bringt? Also warum wird nicht allgemein über Rassismus geredet, über Islamophobie, über Antiziganismus, über allgemeine Xenophobie? Warum wird nicht auch über die anderen, auch ethnisch Unterprivilegierten und Verfolgten gesprochen? Warum wird das nicht diskutiert?

Warum wird an dem Bild auch nicht diskutiert, was es eigentlich aussagen will, dass eine Welt dem Kolonialismus und Imperialismus ausgesetzt war. Ob das nun gut oder schlecht dargestellt ist, warum muss das gleich auf diesen einen Punkt des Antisemitismus fokussiert werden, statt sich zu fragen, was diese Leute damit aussagen wollen? Die Tatsache, dass man sie überhaupt eingeladen hat, ist eigentlich ein fortschrittliches Moment. Dass sie damit umgegangen sind, wie sie umgegangen sind, ist keine Frage, die für mich in irgendeiner Weise die Zensur, die dann sofort eingesetzt hat, rechtfertigt. Auch die Frage der Kunstautonomie und der Kunstfreiheit ist nicht mal diskutiert worden. Künstler dürfen auch manchmal Idioten sein, aber ihre Kunst darf deswegen nicht belangt werden, nur weil es anderen Leuten nicht in den Kram passt.

Ein Argument ist, dass die Ausstellung von öffentlichen Geldern finanziert wird.

Moshe Zuckermann: Wenn man mit so etwas anfängt, dann kann man sich natürlich fragen, was alles in Deutschland heute mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Man hat Milliarden gefunden, um jetzt größere Rüstungsausgaben zu machen, die deutsche Rüstungsindustrie, indirekt finanziert unter anderem auch von öffentlichen Geldern, setzt sich ins Bild. Wenn die documenta-Finanzierung dann das ist, was an öffentlichen Geldern moniert wird, dann ist das für mich wirklich eine Lächerlichkeit und hat auch nichts wirklich mit öffentlichen Geldern zu tun. Das hat damit zu tun, dass der Vorwurf des Antisemitismus in Deutschland heute für die Interessen von bestimmten Gruppen der deutschen Gesellschaft instrumentalisiert und vereinnahmt worden ist. In einem Buch habe ich versucht darzustellen, dass es sowohl die allgemeine deutsche Politik ist, die immer so neuralgisch darauf reagiert, als auch die Medienwelt, vor allem die Springer-Medien. Auch die jüdische Gemeinde steht mittlerweile mit dem erhobenen moralischen Zeigefinger da, überdies diejenigen, die man früher die Antideutschen genannt hat, die aber heute schon nicht mehr wichtig sind. Mit einem Mal ist eine Antisemitismusjagd in Deutschland ausgebrochen, die mich immer wieder aufs Neue erstaunt. Es gibt wirklich größere Probleme, mit denen sich Deutschland auseinanderzusetzen hätte. Aber jedes Land hat seine eigene Neuralgie und Überempfindlichkeit.

Um noch einmal auf die documenta zurückzukommen, es ist eine große Ausstellung, die Künstlerkollektive eingeladen hat, mit denen versucht wurde, eine andere Weltsicht darzustellen, die nicht westlich ist, sondern die des Globalen Süden. Das ist vielleicht ein blöder Begriff. Jetzt gibt es also dieses eine Bild, womit die ganze Ausstellung und alle Inhalte überwölbt werden. Sie sind tabu und fallen in diesen komischen Raster hinein. Du sagst, das sei eine spezifisch deutsche Sache, hier übermäßig zu reagieren, aber man hat doch den Eindruck, dass hier irgendetwas stellvertretend verhandelt wird.

Moshe Zuckermann: Ja, das würde ich auch sagen. Übrigens auch die Tatsache, dass man dann bei dem kleinsten Fehler den gesamten Komplex in Abrede stellt. Das haben wir auch bei der Wehrmachtsausstellung gesehen, als von 900 Exponaten 12 oder 15  falsch datiert oder falsch bestimmt worden waren. Mit einem Mal war die ganze, sehr wichtige Ausstellung, die nachgewiesen hat, dass die Wehrmacht eben nicht sauber war, desavouiert. Reemtsma musste sie zurücknehmen. Als sie nach einigen Jahren zurückkam, war es schon zu spät.

Ja, ich habe auch das Gefühl, dass mit dieser Debatte abgelenkt wird. Das ist für meine Begriffe sehr typisch für Deutschland, weil mit dieser Debatte von vielen Themen, die es im Moment zu diskutieren gäbe,  abgelenkt wird. Aus meiner Perspektive: In Deutschland kann man viel über Antisemitismus reden, aber nicht über den israelischen Alltagsrassismus oder die Okkupation, die es in diesem Land gibt. Das ist schon wieder so eine bigotte Einstellung. Es gibt im Moment in der Welt wirklich größere Probleme als die Frage, ob nicht so besonders gute Künstler sich einen antisemitischen Fauxpas geleistet haben. Und in dieser Hinsicht ist es in der Tat so, dass da etwas stellvertretend gemacht wird. Was meinst du, was hier stellvertretend geschieht?

Ich habe den Eindruck, dass man nicht nur den Antisemitismus auf den Kicker hat, sondern auch die Künstlergruppe, die das organisiert hat. Da weiß man nicht so genau, wer da was gemacht hat, es ist nicht so gut organisiert, es ist ein bisschen anarchisch, die ganze Ausstellung ist ein bisschen anarchisch. Mit dem Antisemitismusvorwurf stellt man auch die Probleme, die der Kolonialismus und die europäische Geschichte mit sich bringt,  hinten an, und favorisiert die Ordnung, die man sich erwartet, nämlich dass da einer ist, der alles bestimmt, der alles überprüft, so dass alles rein und klar ist, während man natürlich damit rechnen muss, wenn verschiedene Künstlerkollektive so etwas organisieren, dass dann auch mal was daneben gehen kann, das gehört mit dazu. Man könnte dann sagen, okay, dann hängen wir das eine Bild ab, aber dann ist es auch gut.

Moshe Zuckermann: Ich will mal eine Geschichte erzählen, die vielleicht auch zeigt, dass wir eigentlich blind dafür  sind, was andere, andere Menschen aus anderen Bereichen als ihr Problem ansehen. Ich habe mal einen deutschen Professor getroffen auf einer Konferenz in Amerika, der in Hawaii unterrichtet hat. Er wollte dort den Holocaust paradigmatisch als die Leiderfahrung in der Welt darstellen. Er erzählte mir, wie dann die Schwarzen bei ihm in der Klasse über die Sklaverei reden wollten, und die Roten in seiner Klasse über den indianischen Völkermord, Japaner wollten über Hiroshima und Nagasaki reden, und die Chinesen über die Invasion Chinas durch die Japaner. Es ist vollkommen klar, dass es noch andere Völkermorde und menschenverachtende Prozesse in der Welt gegeben hat. Und es ist immer eine Frage, worauf man die Aufmerksamkeit richtet. Wie sieht es für Menschen aus, die aus einer anderen Welt, eben nicht aus der Welt des Westens, kommen und darstellen möchten, wie das für Menschen ist, die dem Kolonialismus oder einem westlichen, kapitalistisch ausgerichteten Imperialismus ausgeliefert waren, und dann wird nur dieser eine Punkt genommen, um alles zu desavouieren. Damit ist auch der antikolonialistische Diskurs, den es offenbar auch in dieser Ausstellung gibt, desavouiert. Die Art und Weise ist natürlich bigott und auch perfide.

Ich muss übrigens ehrlich sagen, ich habe die Ausstellung nicht gesehen, ich bin nur informiert durch das, was ich gelesen habe, und die Bilder, die ich gesehen habe. Ich glaube, du hast vollkommen recht, da wird abgelenkt von einer Auseinandersetzung, die es zwar in Deutschland, was den Nazismus anbelangt, gegeben hat, die Engländer und die Franzosen haben sich mit ihrem Kolonialismus noch gar nicht auseinandergesetzt. Und dann kommt so eine Ausstellung, die versucht, etwas in die Welt hineinzutragen, und scheitert dann an dieser einen Darstellung. Ach übrigens, auch die Darstellung ist nicht gut, dieses Bild ist nicht gut. Als einer, der von der Malerei kommt, muss ich sagen, dass das Bild nicht gut komponiert und nicht besonders beeindruckend ist.

Es wurde ja auch gerügt, dass kein einziger Israeli, also kein einziger jüdischer Israeli, mit beteiligt war.

Moshe Zuckermann: Was ist das für ein Argument? Die jüdischen Israelis haben doch in Deutschland über Jahre Karrieren gemacht, akademische, wissenschaftliche Karrieren, musikalische Karrieren. Die israelischen Künstler wurden eingeladen, um in Deutschland auszustellen. Und so weiter und so fort. Da dachte man gar nicht dran, einen Palästinenser zu einzuladen. Und dann wird also jetzt eine Ausstellung gemacht, wo um Gottes Willen also einmal kein jüdischer Israeli eingeladen worden ist. Und dann ist es gleich schon wieder der Antisemitismus. Der Antisemitismusdiskurs in Deutschland ist verquer und läuft dermaßen an dem eigentlichen Problem des Antisemitismus vorbei, dass das wieder nur ein weiteres Beispiel ist für Themen, die wir schon über Jahre diskutieren.

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7 Kommentare

  1. „Daran merkt man auch, dass die Leute, die an dem Bild gearbeitet haben, von Klischees ausgegangen sind, die ihnen für meine Begriffe keine allzu große Ehre angedeihen lassen. Und die Tatsache, dass man dann irgendwie Mossad und SS zusammenbringt, ist natürlich idiotisch.“ Ja, das ist mir auch aufgefallen. Das ganze Bild oder ‚Banner‘ ist offensichtlich ein recht krudes Agitprop-Objekt, von mässig begabten und wohl nicht mit überragender Analysekraft ausgestatten Leuten gemacht. Hier von Kunst zu sprechen ist prekär, die politische Absicht überwiegt bei weitem.

    Angegriffen wird Vieles, darunter der Kapitalismus und dafür hat man in zwei Fällen jüdische Versatzstücke verwendet, weil doch die Juden der Inbegriff des Kapitalismus seien. Das ist natürlich genuin antisemitisch, aber vermutlich die ehrliche Überzeugung der Autoren des Bildes, die wohl eine sehr vage, wirre Vorstellung über den Zweiten Weltkrieg und spezifisch die Hitlerei haben, wie allgemein die historischen Kenntnisse in der Dritten Welt gemeinhin noch schlechter sind als in der Ersten. Für diese Vermutung sprechen auch die wie alle übrigen Bildelemente in denunziatiorischer Absicht angebrachten SS-Runen, absurderweise bei der als jüdisch dargestellten Figur.

    Dazu kommt, dass viele und durchaus nicht nur ungebildete Menschen weltweit den heutigen Deutschen allgemein Sympathien für Hitler unterstellen und keine Ahnung haben von den realen politischen Umständen. Die deutsche Reaktion dürfte in Indonesien, soweit überhaupt wahrgenommen, Erstaunen auslösen, umso mehr als das Bild auch schon in Adelaide, Australien gezeigt wurde und dort unbeanstandet blieb.

    Die deutsche Empörung wirkt auch deshalb ein wenig lächerlich, weil ja das ganze Riesentableau nicht Menschen, sondern ausschliesslich Karikaturen zeigt, also auch alles übrige Dargestellte als herabwürdigend oder gar entmenschlichend bezeichnet werden kann. Aber gut, angesichts des deutschen Eifers, diesen Teil der Vergangenheit abzustossen und den bizarren Stolz darauf, Ursprung einer industriell organisierten monströsen Massenvernichtung menschlichen Lebens zu sein, einer Singularität, worauf stets höchster Wert gelegt wird, mutet es schon mehr als fahrlässig an, dass die Documenta-Leitung nicht näher hingeschaut hat. Die Reaktion auf Solches ist ja keine Überraschung. Wie Neuber bemerkt, lässt man die eigne Karikatur, die kirchliche Judensau bestehen, ja restauriert sie gar, aber quod licet Jovi non licet bovi, auch nicht, wenn der Ochse ein eingeladener ist.

    1. auch ich halte solch „deutsche Empörung“ für lächerlich, wobei mir bei der ganzen Chose der Verdacht entsteht, diese Diskussion soll den eigentlichen Kern überdecken.
      Deutsches Vergangenheitsbewältigungsmuster hat sich im Alleinstellungsmerkmal, den Holocaust verantwortet zu haben, so eingerichtet, dass es leicht ist, andere Schweinereien, die von deutschem Boden aus geschehen, zu überdecken.

  2. Als ich las, dass ein Künstler-Kollektiv aus Indonesien die Dokumenta 2022 ausrichtet, dachte ich daran, zum ersten mal eine Dokumenta zu besuchen. Denn Indonesien ist ein hochinteressantes Land der sogenannten Dritten Welt, über das wir viel zu wenig erfahren. Leider hat die Regierung in Berlin gespürt, dass dort in Kassel etwas bewegt werden sollte, was nicht dem Mainstream entspricht. Und man fand einen Vorwand das zu unterbinden. Meine ursprüngliche Ansicht, dass die Dokumente viel zu etabliert ist, um zu inspirieren, hat sich wieder bestätigt.

    Rob Kenius, https://kritlit.de

    1. Sie sollten sich möglicherweise tatsächlich ein wenig über Indonesien informieren, und wie erfolgreich man dort bei der Beseitungung einer halben Million Staatsfeinde war. Natürlich nicht ohne US Unterstützung….

      Was das Bild angeht, so bin ich wohl zu alt um etwas als „Kultur-Gut“ anzuerkennen, das von einem „Künstler-Kollektiv“ erschaffen worden ist, und das man zwecks Ausstellung mittels Steuergeldern aus Indonesien nach Kassel bringen sollte.

      Ist es wirklich nötig denen, die begründete Israel Kritik unter allen Umständen für immer und ewig als Anti-Semitismus verkaufen wollen, solche Munition zu liefern?

  3. In einem Kommentar zu einem dieser Documenta-Artikel schrieb einer, damit habe sich der Künstler/die Künstlergruppe auf die Seite der Täter geschlagen.
    Genau das scheint mir der Hintergrund dieser ganzen Hysterie zu sein. Jetzt sind die Anderen die Täter und wir verhindern einen weiteren Holocaust oder eigentlich den alten. Dumm nur, dass mit diesem nachgeholten Widerstand kein ermordeter Jude wieder lebendig wird, die Shoah nicht ungeschehen gemacht wird. Aber so fühlen wir als Deutsche uns nicht mehr als Täter(Nachkommen), sondern die Anderen, Palästinenser, Indonesier und wer sonst noch alles, werden dingfest gemacht. Es spielt keine Rolle, dass sie mit ihren Erfahrungen eben eine ganz andere Sicht auf das israelische Besatzungsregime haben .

    Und noch ein Aspekt: Diese ganze Cancel-Kultur, die sich da (nicht nur in diesem Fall) auftürmt, hat meinem Empfinden nach auch viel mit Reaktionsbildung zu tun.
    Aus Wikipedia:“ Reaktionsbildung steht in der Psychoanalyse für einen Abwehrmechanismus. Ein Triebimpuls aus dem Unbewussten wird abgewehrt, indem eine entgegengesetzte Verhaltensweise entwickelt wird.
    als Beispiel: Unterdrückte Aggression äußert sich in übermäßiger Freundlichkeit“

    Hier kann man dann auch noch gleichzeitig die Aggression umleiten auf die, denen man nun die Schuld auflädt vor allem den Palästinensern.
    Oder ganz aktuell die in der deutschen Geschichte sehr weitgehend übersehene Gruppe der sowjetischen Opfer, immer als Russen bezeichnet. Die werden jetzt auch wieder ins Visier genommen und nun kann man den Krieg gegen den alten Feind führen und sich auch noch auf der richtigen Seite wähnen. Hierbei sieht man die im Falle der AS-Hysterie unterdrückte Aggression (gegen die Juden) tatsächlich noch offen gegen die alten Feinde/Gegner/Opfer gerichtet und so gerne möchte man dieses Mal nicht nur gut und edel dabei sein, sondern auch noch endlich siegen. Also irgendwie geht es immer auch um ‚Geschichte umschreiben‘. Hier den Holocaust verhindern, den angeblich die Anderen verüben wollen und dort doch noch endlich den russischen Untermenschen besiegen.

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