Der Krieg der israelischen Armee in Gaza besiegt nicht den Terror

Protest gegen Gazakrieg
Alisdare Hickson from Woolwich, United Kingdom, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Der Gazastreifen hat etwa die Fläche des Bundeslandes Bremen. Im Gazastreifen leben etwa zwei Millionen Menschen. Sie sind dort gefangen und vollständig der Macht der israelischen Armee ausgeliefert. Was unterscheidet Gaza von einem Konzentrationslager?

Redaktionelle Vorbemerkung: Das Wort »Konzentrationslager« erzeugt im Kontext deutscher Geschichte klare Vorstellungen. Im folgenden Text wird der Autor darauf zu sprechen kommen, dass es vor jenen unseligen deutschen Jahren schon Konzentrationslager gab – und so möchte er den Begriff auch verstanden wissen. Im Gespräch zwischen Redaktion und Autor verständigte man sich darauf, den folgenden Text trotz der historischen Konnotationen dennoch zu bringen. Die Redaktion hätte es vermutlich anders formuliert – und auch nicht von einem »Ausbruchversuch« der Palästinenser gesprochen.

 

Durchschnittlich 5.300 Menschen müssen sich einen Quadratkilometer Fläche teilen. Es gibt keinen Ort auf der Welt, wo Menschen enger zusammenleben müssen.

Seit 1967 ist der Gazastreifen der israelischen Besatzungsmacht unterworfen. Die Besatzung ist auch nach dem Völkerrecht ein Verstoß gegen internationales Recht. Die einer Besatzung unterworfenen Menschen haben ein Widerstandsrecht, auch bewaffnet.

Im Jahr 2005 zogen sich die israelischen Besatzer aus dem Inneren des Gazastreifens zurück und schlossen Gaza von außen ein. Es gibt keinen freien Weg aus Gaza heraus, weder zu Wasser, noch auf dem Landweg. Zudem ist Gaza weitgehend von einer Gefängnismauer umgeben, die elektronisch und mithilfe von Polizei und Armee bewacht wird.

Diesen Umständen verdankt Gaza auch den Namen: das größte „Freiluftgefängnis“ der Welt.

Das Leben der Gefangenen in Gaza ist total von den israelischen Besatzern abhängig. Alles haben sie in der Hand, das Wasser, die Elektrizität, die Hilfslieferungen, Bewegungsfreiheit, die Lebensbedingungen.

Es gehört zum Alltag in Gaza, dass die israelische Armee Menschen ermordet, die sie „ausschalten“ will. Dazu gehört auch die Zerstörung von Wohnhäusern, wenn die israelische Armee festgelegt hat, das dort auch Hamas-Mitglieder leben.

150 Geiseln – Zwei Millionen Geiseln – 1.100 Geiseln

Die Menschen sind in Gaza (und im besetzten Westjordanland) einem besonderen Strafrecht unterworfen – der israelischen Militärgerichtsbarkeit. Zu dieser gehört eine sogenannte Administrativhaft, die ohne Gerichtsverfahren gegen „Verdächtige“ verhängt werden kann. Diese kann beliebig verlängert werden. Zu den „Verdächtigen“ können auch Jugendliche zählen. Offiziell sind 1.100 Gefangene mit diesem außergerichtlichen Status erfasst:

„Die Inhaftierten wissen in der Regel nicht, was gegen sie vorliegt und wie lange ihre Haft dauern wird. Maximal sechs Monate sind erlaubt, aber die Anordnungen können von den Militärkommandeuren immer weiter verlängert werden.“
(ndr.de vom 07.August 2023)

Es gab mehrere Ausbruchsversuche aus dem Gaza-Gefängnis – sie endeten alle mit noch mehr Zerstörung, noch mehr tote Menschen, Hunger und Elend.

Am 7. Oktober 2023 gab es einen weiteren Ausbruchsversuch. Mit ihm gingen Angriffe auf Polizei- und Armeeposten, Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung und die Geiselnahme von etwa 150 Israelis einher.

Die israelische Armee marschierte wieder in Gaza ein und zerstörte noch mehr, als in den Kriegen davor. Viele namhafte Regierungsvertreter und für die Regierung Tätige gaben ihre Absicht offen zu, eine „zweite Nakba“ (Vertreibung) zu unternehmen. Auch die Auslöschung der dort lebenden Palästinenser gehörte zu den Vernichtungsfantasien israelischer Politiker:

  • „Wir werden Gaza zu einer Insel aus Ruinen machen.“ (Premierminister Netanjahu am 8.10.2023)
  • Wir werfen hunderte Tonnen von Bomben auf Gaza. Der Fokus liegt auf Zerstörung, nicht auf Genauigkeit.“ (Daniel Hagari, Sprecher der israelischen Armee am 10. Oktober 2023)
  • „Es ist ein ganzes Volk, das verantwortlich ist … Wir werden kämpfen, bis wir ihr Rückgrat brechen.“ (Präsident Jitzchak Herzog am 14. Oktober 2023)
  • Es wird keinen Strom geben, keine Lebensmittel, keinen Treibstoff, alles ist geschlossen. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln entsprechend.“ (Verteidigungsminister Yoav Gallant am 9. Oktober 2023)
  • Ich möchte der Welt sagen, was man über mich in Israel längst weiß: Gaza ist mir egal. Gaza ist mir im wahrsten Sinne egal. Sie können im Meer schwimmen gehen.“ (May Golan, Ministerin für die Förderung des Status von Frauen von Israel, am 13. Oktober 2023 im Interview mit ILTV)
  • „Jetzt gibt es nur ein Ziel: Nakba! Ein Nakba in Gaza, die die Nakba von 48 in den Schatten stellen wird.“ (Ariel Kallner, Knesset Abgeordneter der Regierungspartei Likud auf X am 7. Oktober 2023)
  • „Epidemien in Gaza sind gut für Israel! Schließlich werden schwere Epidemien im Süden des Gazastreifens den Sieg Israels erleichtern und die Zahl der Todesopfer unter den IDF-Soldaten verringern.“ (Giora Eiland, ehemaliger Leiter der Operations- und Planungsabteilung des Militärs und Chef des Nationalen Sicherheitsrats, Yedioth Ahronoth)

Die israelische Armee und die Netanjahu-Regierung erklärten die Vernichtung der Hamas zum obersten Ziel. Die Zivilbevölkerung solle sich im Süden Schutz suchen.

Dort leben seit Wochen etwa eine Millionen Menschen als Flüchtlinge. Es gibt dort nichts, denn die Menschen, die dort seit Jahren leben, haben nichts. Seit Wochen erklären UN-Organisationen die Situation im Gazastreifen als dramatisch und katastrophal. Die gewollte Tatenlosigkeit derer, die Israel unterstützen, ist grandios.

Die Hilfslieferungen, die tatsächlich in Gaza ankommen, sind ein Rinnsal. Für diesen sorgt die israelische Regierung, die gezielt Hilfslieferungen behindert bzw. verhindert. Es ist eine Strategie des Aushungerns, mit dem erklärten Ziel, die Gaza-Bewohner zur „freiwilligen“ Aufgabe ihrer Heimat zu zwingen.

Seit ein paar Tagen hat die israelische Regierung angekündigt, die Menschen auch dort anzugreifen, wohin man sie zuvor vertrieben hatte. Sie sollen sich in Luft auflösen.

Jetzt leben auf weniger als einem Fünftel des Gazastreifens über drei Viertel der Bewohner in Gaza.

Abermals kommt die Idee der Vertreibung ins Gespräch. Dieses Mal soll die UN und der ägyptische Staat, der bekanntlich ein Musterland der Demokratie ist, die Abwicklung der „Ausschaffung“ übernehmen.

Begriffsgeschichte für Unbegreifliches

Wenn wir das Wort Konzentrationslager (KZ) hören, verbinden wir es automatisch mit dem deutschen Faschismus, mit dem KZ in Auschwitz oder Dachau. Das ist verständlich und gewollt. Denn es waren nicht die Nazis, die die KZ‘s erfunden haben. Diesen rechtlosen Zustand, diese Art der Verfolgung und Demütigung haben eine koloniale und bürgerliche Vorgeschichte, die man extrem gerne vergessen möchte:

„Das Wort Konzentrationslager bezeichnete in verschiedenen Epochen verschiedener Länder mehrere Arten von Sammel-,Internierungs-und Arbeitslagern. Sammellager für Kriegsgefangene, Strafgefangenen- und Strafarbeitslager waren schon längere Zeit verbreitet, daneben entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Form des Internierungs- oder Auffanglagers im Kontext von Vertreibung, Auswanderung und kolonialistischer Eroberung. (…) m Deutschen Reich verwendete Reichskanzler Bernhard von Bülow den Begriff Konzentrationslager offiziell erstmals am 11. Dezember 1904 im Zusammenhang mit der Internierung gefangen genommener Herero. Als Robert Koch 1905 den Nobelpreis erhielt, verließ er seine Forschungsstation am damals britischen Viktoriasee und empfahl in einem Reisebericht über seine Untersuchungen zur Schlafkrankheit, medizinische „Konzentrationslager“ einzurichten, um Parasitenträger zu separieren. Damit nutzte er als erster den Begriff auch für den Quarantänefall. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden Staatsbürger der Mittelmächte für die Dauer des Krieges in Konzentrationslagern interniert, eine Praxis, die in allen am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten üblich war. (…) Die ersten auch als „Konzentrationslager“ bezeichneten Einrichtungen entstanden in Deutschland um das Jahr 1920. So ließen etwa der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) und dessen Nachfolger Alexander Dominicus (DDP) 1921 im Zuge der massenhaften Ausweisung von „Ostjuden“, aber auch Sinti, Jenischen und Roma zwei Konzentrationslager in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern errichten, in die all jene zuvor Genannten eingewiesen wurden, die Deutschland nicht sofort freiwillig verließen. Aufgrund der unmenschlichen Bedingungen wurden diese Lager allerdings nach Protesten schon 1923 wieder aufgelöst.

Zur längerfristigen Einrichtung von Konzentrationslagern für politische Häftlinge, zunächst in ehemaligen Kriegsgefangenenlagern und Truppenübungsplätzen, kam es dafür ab Ende 1923 infolge der von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) verhängten Reichsexekution gegen die aus SPD und KPD gebildeten Koalitionsregierungen in Sachsen und Thüringen.“
(Wikipedia)

Der Gazastreifen als KZ?

Was im Gazastreifen passiert ist die Schaffung eines Konzentrationslagers. Dazu braucht man keine Nazi-Vergleiche. Die israelische Regierung ist vielmehr in guter Gesellschaft all derer, die heute der israelischen Armee die Einhaltung des Völkerrechts attestieren.

Dazu gehört an vorderster Front die deutsche Bundesregierung.

Israel sei „ein Land, das sich den Menschenrechten und dem Völkerrecht verpflichtet fühlt und in seinen Aktionen auch dementsprechend handelt“.

Das erklärte der SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. November 2023.

Damit einher gehen weitere Waffenlieferungen an die israelische Armee, vor allem Munition werde dringend gebraucht.

In den 1970er und 1980er Jahren war die Parole oft zu hören:

„Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit, in aller Welt.“

Die Parole wurde auf zahlreichen Demonstrationen gerufen. Sie wurde von antimilitaristischen und internationalistischen, von christlichen und anarchistischen Gruppierungen gleichermaßen geteilt.

Und auch die Mitmachqualitäten, die damals angeprangert wurden, gehören heute mehr denn je zu den Eigenschaften, die die beklagte „80-jährige Zurückhaltung“ (nach Lars Klingbeil/SPD) überwinden sollen.

So hat die Tageszeitung „Die Welt“ die Ankündigung der israelischen Regierung, die Offensive auf den Süden des Gazastreifens auszudehnen, so kommentiert und begrüßt:

Nach dem größten Massaker an jüdischen Zivilisten seit dem Holocaust hat Israel jedes Recht, sich zu verteidigen (…) Deshalb ist es vor allem der Terrororganisation zuzuschreiben, wenn bei der notwendigen Bekämpfung der Extremisten so viel Schaden angerichtet wird, weil die Hamas die eigene Bevölkerung im Gaza-Streifen und zivile Infrastruktur als Schutzschilde benutzt.

Es ist bezeichnend für den verrotteten Zustand internationaler Institutionen, dass kaum jemand das nahe liegende fordert, um diesem Krieg ein Ende zu bereiten. Denn der könnte morgen vorbei sein, würde die Hamas die Waffen strecken, die verbliebenen Geiseln freilassen und die Mörder des 7. Oktober ausliefern. Bis das geschieht, muss Israel tun, was notwendig ist, um die Geiseln zu befreien und die Terrorgefahr zu bannen. Und dazu gehört auch die Eroberung von Rafah.“
(welt.de vom 14.2.2024)

Dass die palästinensische Bevölkerung nicht von der Hamas gefangen gehalten wird, sondern von der israelischen Besatzung, stellt der Welt-Chefkorrespondent Außenpolitik wissentlich auf den Kopf. Und wer vom „Ende des Krieges“ redet und dabei nicht das Ende der Besatzung meint, deckt internationale Kriegsverbrechen, anstatt sie anzuprangern. Ganz absonderlich ist die vorgebrachte Klage gegenüber dem „verrotteten Zustand internationaler Institutionen“. Wer hat sie denn „verrotten“ lassen? Es sind doch in erster Linie jene Länder, die die fast 60-jährige Besatzung Israels unterstützen, decken und ermöglichen – und alles dafür tun, dass die „internationalen Institutionen“ absolut wirkungs- und machtlos die Einhaltung von UN-Resolutionen fordern.

Sich jetzt hinzustellen, als „Heimatkrieger“, und so zu tun, als ob die israelische Armee die „verrotteten internationalen Institutionen“ ersetzen müsse, ist an Perfidie kaum zu überbieten.

Der Krieg der israelischen Armee in Gaza besiegt nicht den „Terror“, sondern treibt ihn auf die Spitze

Auch hier lernt man abermals und mit großer Bitterkeit: Für die Idee und Einrichtung von KZ’s braucht man keine Nazis, keinen Faschismus. Für die Mithilfe bei dem, was man später nicht wissen konnte, braucht es nicht nur fanatische Krieger, sondern auch viele besonnene Mitläufer.

Wer Nazis und Faschismus wirklich bekämpfen will, muss dort anfangen, wo man ihnen den Weg ebnet. Jeder Vergleich mit der Gegenwart ist kein Zufall, sondern zwingend.

 

Quellen und Hinweise

Konzentrationslager (historischer Begriff): https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager_(historischer_Begriff)#Lager_des_Ersten_Weltkriegs_und_der_fr%C3%BChen_Nachkriegszeit

Keine Anklage, kein Prozess: Administrativhaft in Israel, ndr.de 7. August 2023: https://www.ndr.de/nachrichten/info/epg/Keine-Anklage-kein-Prozess-Administrativhaft-in-Israel,sendung1367690.html

Darum muss Israel auch Rafah erobern, welt.de vom 14.2.2024: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article250048000/Gaza-Krieg-Darum-muss-Israel-auch-Rafah-erobern.html?source=puerto-reco-2_ABC-V37.1.B_test

„Das Recht auf Selbstverteidigung“ in einem besetzten Land, Wolf Wetzel,2023: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/das-recht-auf-selbstverteidigung-in-einem-besetzten-land/

Wer hat zum x-ten Mal angefangen? Gaza – ein Gefängnis ohne Wärter, Wolf Wetzel, 2023: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/wer-hat-zum-x-ten-mal-angefangen-gaza-ein-gefaengnis-ohne-waerter/

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33 Kommentare

  1. Könnte man nicht eher von “Reservaten” sprechen?

    Oder wird da die Ähnlichkeit zu den “Indianerreservaten” dern USA – des Großen Bruders in Washington D.C. – zu offensichtlich, die sich am “Genozid” in Gaza – via mehr als großzügigen Waffenlieferungen an Nethanjahus Israel – beteiligen?

    Übrigens, die Reservate waren ja auch Teil des fast gelungenen Genozids an den Native Americans – heute sind das angeblich “unabhängige Stammesgebiete” in den USA – meist auf dem Gebiet eben jener “Indianerreservate” die der große Hegemon den Überlebenden des Genozis an den Native Americans “großzügig” übrig gelassen hat.

    Leider sind die meisten mittlerweile so kulturell in die US-Gesellschaft integriert, dass von denen kein Protest zu erwarten ist – die haben andere (Alltags-)Sorgen als die Palästinenser zu unterstüzten.

    Traurig, aber wahr, ich denke eben diese “indianerreservate” sind die Vorläufer der ersten Konzentrationslager in Südafrika gewesen – die Buren wurden, mitsamt Frauen und Kindern, von den Briten auch in Konzentrationslager interniert, wie jeder geschichtsinteressiere Mensch selber nachrecherchieren kann, und diese fanden dann ihren Weg in alle Teile der Welt wo es Unterdrückerstaaten gab.

    Gruß
    Bernie

    1. Vielen Dank für Ihre Ergänzungen. Ja, ich war ehrlicherweise selbst überrascht, dass es KZs vor den Nazis gab. Für mich war das auch immer eins mit dem deutschen Faschismus. Dass die Konzentrationslager eine lange bürgerliche, “demokratische” Geschichte haben, wozu ganz sicher auch die Reservate in den USA gehören, will man kaum wahrhaben. Denn erst dann versteht man wie “leicht” der Übergang zum Faschismus ist.

      1. Lieber Herr Wetzel, gerne geschehen, und ehrlich gesagt ich kann Sie verstehen, denn nicht jeder kann ständig die globale Menschheitsgeschichte nachrecherchieren – mir selber kam die Info auch nur Scheibchenweise zum Vorschein.

        Es kann übrigens sein, dass schon seit der Antike solche “Lager” existiert haben, aber da muss Mensch daran denken, dass die Erklärung der Menschenrechte ja erst 1948 global gültig wurde, nach den Menschheitsverbrechen Hitlers (Konzentrations- und Vernichtungslager), und Stalins (Gulags in der UDSSR), und auch die berühmte Epoche der Aufklärung von Voltaire, Rosseau, Hume, Kant – und vielen anderen – zu einer Zivilisierung der Mitmenschen geführt hat.

        Deswegen sprach man ja seitens der Kriegsgegner, und Gewinner, des 2. Weltkrieges von einem “Rückfall in die Barbarei” – Eine traurige Ironie der Geschichte ist, das der Staat Israel unter Netanjahu jetzt dasselbe von der Weltöffentlichkeit vorgeworfen werden könnte was einst – nach 1945 Deutschland insgesamt, zurecht, vorgeworfen wurde.

        Traurige Grüße
        Bernie

      2. “Reservate” und “Territories”. Denn die USA, das freiheitlichste und demokratischste Land der Welt hatte natürlich nie Kolonien. Auch heute nicht.

        Natürlich gab es KZs vor den Nazis. Das ist genauso wie mit dem Begriff Holocaust.

        Interessant ist ja auch, dass es KZs nach den Nazis gab und nicht nur in Russland die Gulags, die nicht so schlimm wie KZ oder Todeslager der Nazis waren:

        https://www.youtube.com/results?search_query=caroline+elkins

        https://www.amazon.de/s?k=caroline+elkins

        https://en.wikipedia.org/wiki/Mau_Mau_rebellion

        https://en.wikipedia.org/wiki/Mau_Mau_rebellion#War_crimes

        Geschah übrigens auch 1952-60. 1952 kam auch die Queen Elizabeth an die Macht, nachdem sie kurz davor auf einer Reise nach Kenia (Safari) war. Aber sie wusste ja von nichts … und auch all die PR-HUREN, die sie bei ihrem Tod huldigten, hatten keine Vorstellung. Lustig in Erinnerung ist mir aber eine Diskussion über die Geschehnisse 1952 in Kenia während die PR-Lawine vom Königshaus über Deutschland rollte und mein Diskussionsgegner brachte all die sogenannten “überspezifischen Dementi” wie z.B. dass nur die männlichen Mau Mau in KZs gesteckt wurden und da ist ihnen auch gar nichts Schlimmes passiert – vgl. die Forschung von Elkins.

        1. @Garry

          Danke für die Hinweise, dass stimmt auch wieder, leider denken wir in Deutschland eben – meist in der Mehrzahl unserer Mitbürger – oft mit dem “deutschen Bauchnabel”.

          Die multipolare Welt öffnet auch hier ihre Archive der Kolonialverbrechen, und wie schon erwähnt, danke für die interessanten Hinweise.

          Übrigens, das dunkle Kapitel der US-Geschichte der Sklaverei könnte auch solche Vorformen beinhaltet haben und was die “Konzentrationslager” für die Buren angeht, spielte da nicht ein junger Militar eine bedeutende Rolle, der als älterer Mann später ein Kriegsheld gegen Hitler-Deutschland wurde? Winston Churchill? Oder irre ich da?

          Lasse mich gerne korrigieren sollte ich mich irren, aber irgendwann früher las ich mal was das die allierten Siegermächte – am Beispiel Churchills Großbritannien – auch eine sehr dunkle Geschichte hatten – Wie oben erwähnt, die entstehende multipolare Welt führt ganz sicher dazu, dass noch mehr Menschen als wir hier diese dunklen Tatsachen der einstigen Sieger des 2. Weltkrieges – aus dem angelsächsischen Raum – ans Licht bringt.

          Spielte Churchill nicht auch in Indien eine sehr dunkle Rolle? Und zwar so dunkel, dass die Inder ihn = Hitler setzten? Kann mich irren, aber ich meine da mal was früher aufgeschnappt zu haben.

          Gruß
          Bernie

        2. ” Denn die USA, das freiheitlichste und demokratischste Land der Welt hatte natürlich nie Kolonien. Auch heute nicht.”

          Puerto Rico heißt “Außengebiet”

          Guam ist ein ” nichtinkorporiertes Territorium der Vereinigten Staaten”

          Diego Garcia ist “der letzte verbliebene Teil des Britischen Territoriums im Indischen Ozean”, und seit Mitte der 60er-Jahre in der Hand des US-Militärs.
          Die Bewohner wurden kurzerhand vertrieben/zwangsumgesiedelt, nachdem man sie zuvor nahezu ausgehungert hatte. Daß der Internationale Gerichtshof die Vertreibung für rechtswidrig erklärte und eine Rückgabe an die Bewohner forderte, schert weder die Briten noch die USA.

          Und die Philippinen waren tatsächlich von 1899 bis 1946 US-Kolonie. Und um nichts in der Welt dürften sie sich trauen, die Herren von den US-Militärbasen zur Abreise zu bitten.

      3. uah
        Faschismus im Deutschen ist judenmordend (bis hin zu dieser abstrusen Konstruktion, wer nun ‘Jude’ ist), in Italien etwas weniger moerderisch, katholisch angehaucht in Spanien oder Suedamerika – da gibt es Varianten, erklaeren mir meine Freunde von der Antifa immer :-/.

    2. Heutzutage dürfen die Eingeborenen sogar die Reservate verlassen. Ihre Lage wird ironisiert mit einem T-Shirt, auf dem 4 Indianer mit Gewehren zu sehen sind und dem Text “Homeland Securuty – Fighting Terrorism since 1492”.

      https://www.ebay.com/itm/362704799148?mkcid=1&mkrid=711-53200-19255-0&siteid=0&campid=5338243779&toolid=10001&mkevt=1

      Übrigens: Was die Musterdemokratie Israel von UN-Resolutionen hält, hat sie gerade wieder unter Beweis gestellt. Nicht nur Netanjahu persönlich erklärt immer wieder gern, daß es mit ihm keinen palästinensischen Staat geben wird, die Knesset hat das auch gerade beschlossen.

      “I congratulate the members of the Knesset from the coalition and the opposition who voted in favor of my proposal against the establishment of a Palestinian state,” Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu said. “The Knesset united today with a huge majority against the attempt to dictate to us the establishment of a Palestinian state. This dictation will harm peace and it sends a clear message to the international community.”

      https://thecradle.co/articles/israeli-knesset-votes-against-recognition-of-palestinian-state

  2. “Durchschnittlich 5.300 Menschen müssen sich einen Quadratkilometer Fläche teilen. Es gibt keinen Ort auf der Welt, wo Menschen enger zusammenleben müssen.”

    Gleich die ersten Sätze sind Blödsinn. Der Autor hätte das auf wikipedia nachlesen oder googlen können:

    https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_cities_proper_by_population_density

    Auszug:
    Manila 43,064 Menschen/qkm
    Jakarta: 15,964 Menschen/qkm
    Kairo: 15,742 Menschen/qkm
    Seoul: 16,461 Menschen/qkm
    Mumbai: 20,634 Menschen/qkm
    …und viele Dutzend mehr

    1. Ich bedanke mich für Ihren höflichen Umgang. Ich darf annehmen, dass das nichts mit dem Vergleich zu tun hat. Das wäre dann ehrlicher als ihr Verweis.
      Für die Menschen reicht es , wenn der Gazastreifen weltweit eine der am dichtesten besiedelten Regionen ist.
      Reicht das!?

      1. Der Vollständigkeit halber: Gaza (Streifen): 360 km², Manila (Stadt): 38,55km², in den Philippinen¹ gab es seit 2017/2018 keine größeren militärischen Interventionen, Eskalationen bzw. Aufstandsbekämpfung oder »Krieg«. Der Kommtierende Josef K. hätte das auch googlen oder in Wikipedia¹ nachlesen können, lässt sich vermutlich auf die anderen Städte, die keine Flüchtlingsgebiete, also nicht okkupiert (besetzt) sind, übertragen.

        Ich führe hier Manila nur auf um deutlich zu machen, es handelt sich vermutlich um »Verleugnung²«, als psychischen Mechanismus, durch den die Wahrnehmung einer schwer erträglichen Realität abgewehrt werden kann, (…) wird sowohl im individuellen Zusammenhang als auch im gesellschaftlichen Kontext gebraucht.

        Der nationalsozialistische Kontext (KZ, KL)³ erschliesst sich nicht zwangsläufig jedem Leser, ganz im Gegenteil er triggert vermutlich trotz Warnung und ist für einige Leser widersprüchlich (kognitive Dissonanz). Leider sind solche Meta-Beiträge auf Overton die Regel und der Versuch das Unbegreifliche zu beschreiben löst mentale Abwehrmechanismen aus. Ähnlich wie die relativierende Bezugnahme auf den Holocaust/die Shoa zum 7. Oktober, hier durch welt.de, die eine Belastungsreaktion oder -emotion (Wut, Trauer, Hass) auslösen kann.

        Bitte weder als Kritik oder Anregung verstehen, ich schätze euere Beiträge, weil sie mir ugs. auf den Keks gehen.

        ¹) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_conflicts_in_the_Philippines

        ²) https://de.wikipedia.org/wiki/Verleugnung#Politisch-gesellschaftliche_Ebene

        ³) https://de.wikipedia.org/wiki/Flüchtlingslager#Gazastreifen

        1. Vielen Dank! Ich bin ebenfalls fest davon überzeugt, dass ganz viel nicht mit Israel zu tun hat, sondern als Projektionsfläche funktioniert, die seitenverkehrt der eigenen Selbstvergewisserung dient. Denn was ist mit dem Herrenmenschentum, das eben kein religiösen Bekenntnis braucht, um seit Jahrzehnten /Jahrhunderten davon auszugehen, dass es bestimmt, was die Unterworfenen zu tun haben, um nicht völlig umgebracht zu werden.

      2. ‘Danke, wir korrigieren es transparent’ hätte vollkommen genügt.

        Ihrer nachgeschobenen Aussage, dass der “Gazastreifen weltweit eine der am dichtesten besiedelten Regionen” sei, kann ich auch nicht beitreten. Sie stimmt genauso wenig wie der Superlativ.

        * (Grafik S. 12) https://www.oecd.org/cfe/Cities-in-the-World-Policy-Highlights-GER.pdf
        * https://luminocity3d.org/WorldPopDen/

        Journalismus lebt vom Vertrauen der Leser auf die recherchierten Richtigkeit der geschilderten Tatsachen. Mein Vertrauen in das Overton-Magazin ist erschüttert, wenn niemanden der vielen Hände, durch die der Artikel augenscheinlich vor Veröffentlichung ging, dieser Propaganda-Superlativ aufgefallen ist.

        1. Hallo Herr Josef K.
          wenn Sie im Gazastreifen leben würden, also müssten, wäre Ihnen ziemlich egal, in welchem Super – oder Medium-Lativ Sie überleben müssten. Gehen sei doch, dank komfortabler Lebenslage, auf den Text ein, anstatt sich an einen Satz zu klammern, wie an ein Strohhalm.

        2. Danke für die Replik, gerade im Hinblick auf Themen bei denen regelmässig vorgetragen wird die Debatten- oder Diskurskultur wäre unschön, sind unterschiedliche Perspektiven, Standpunkte und Kritik wichtig.

          Im Kontext Gaza wurde auch vom »Freiluftgefänginis (openair prison)« gesprochen, auch wenn ich die Bezugnahme (Assoziation) auf Gefängnis/KZ/KL schwierig finde, zuviele Emotionen bis hin zum Stressor, hat sich der Begriff eine Zeit lang gehalten, er impliziert, oder ist semantisch, je nach Lesart die Aussage, die Menschen in Gaza wären verurteilte Straftäter (Gefangene) was deutlich macht wie unverstanden die Situation bei Medienschaffenden ist.

          Der Beitrag (von Wolf Wetzel) enthält auch eine Bild-Text-Schere (Demonstranten? Ist des Plakat für den Autor massgeblich?). Es wird über die Zitate und den Beitrag selbst (per se) deutlich wie hart alle Akteure (inkl. Wolf Weltzel) argumentieren um die Situation entweder zu rechtfertigen oder Rezipienten auffordern diese erneut einzuordnen.

          Deshalb ist dein/ihr Gegenargument über die Bevölkerungsdichte nicht falsch, durchaus angebracht, imho unpassend, weil kein Konfliktgebiet. Es war, für mich, ein guter Einstieg und die Auseinandersetzung schafft die notwendige Klarheit über Selbstreferenzialität. D.h. verschiedene logische Aussagen oder Theorien können im Widerspruch zusammengesetzt und damit in sich sinnentstellt werden und logische Paradoxien erzeugen wie im https://de.wikipedia.org/wiki/Wissensparadox dargestellt.

          Damit verabschiede ich mich aus diesem Diskussionsfaden.

    2. Josef. K. schrieb : “Gleich die ersten Sätze sind Blödsinn. Der Autor hätte das auf wikipedia nachlesen oder googlen können….”

      Äpfel und Birnenvergleich, respektive die Attitüde darüber das, was Josef K. nicht auf Wikipedia oder Google lesen kann, nicht in der Welt ist.
      Eine Statistik aus dem Jahr 2017 ( mit dem Zusatz : This list does not refer to the population….(of) particular districts in any of the cities listed. ) läßt sich einfach aus Wiki/Google etc. finden, aber ein Vergleich/eine Bewertung mit der aktuellen Lebenslage der Bevölkerung im Gazastreifen kann daraus schwerlich abgeleitet werden.
      Im besten Fall naive statistische Kurzsichtigkeit, im nicht so guten Fall der Versuch der Ablenkung in die Pedanterie und “whataboutismus”.
      z.B. Manila circa 1,8 Millionen / 43 qkm = circa 43 000 Personen/qkm
      Rafah circa 250 000 Einwohner vor Oktober 2023, Stadtgebiet ( nicht das Gouvernement) 33qkm, inzwischen geflutet mit mit über 1,2 Millionen Binnenflüchtlingen, das ergibt :
      1,2 Millionen Binnenflüchtlinge plus 250 000 Stadtbewohner / 33 qkm, ach Josef rechne das doch selber aus

  3. Ich weiß nicht, ob Wolf Wetzel das schon mal verlinkte Video von mir anschaute:

    American Holocaust: The Destruction of America’s Native Peoples (Vanderbilt University – Prof. David Stannard)

    https://www.youtube.com/watch?v=Qra6pcn4AOE

    Oder auch:

    https://www.youtube.com/results?search_query=holocaust+industry+norman+finkelstein

    Das Buch von ihm habe ich damals auch gelesen vor 20 Jahren. Das gibt es heute sicher als pdf einfach so oder man fragt ihn danach.
    Ein sehr einprägsames Zitat von ihm zu dem Zustand damals, an dem sich bis heute nichts geändert hat:

    In USA gibt es mehr Holocaust-Denkmäler als Denkmäler an den Völkermord an den Native Americans.

    Mit anderen Worten man stellt sich und die Israelis, gerade als Zionisten, gerne als Opfer dar, und will überhaupt nichts über eigene Völkerrechtsverbrechen (die schlimmste Art von Verbrechen, die es gibt) hören oder irgendwelche anderen imperialen Verbrechen, Angriffskriege (alles natürlich auch Völkerrechtsverbrechen) usw.

    So funktioniert Imperialismus, Siedlerkolonialismus, Apartheid, Rassismus, Exceptionalism (Obama) oder wie man es auch nennen will. Einige Tierchen sind gleicher als Andere.

    Die “Redaktion” sollte sich auch mal Gedanken machen, warum die Shoah oder der Holocaust als so “einzigartig” in Deutschland betont wird. Es wird immer gesagt, weil kein anderer Völkermord so industriell und mit “deutscher Gründlichkeit” (rassistisches Klischee) durchgeführt wurde. Das ist die offizielle Erklärung. War es wirklich so wichtig für die Opfer, ob sie vergast wurden oder wie in Ruanda mit Messern und Knüppeln abgeschlachtet wurden? Was ist besser? Wenn ein Opfer von einer israelischen Fliegerbombe getötet wird oder von einem Hamas-Selbstmord-Attentäter? (rhetorische Fragen)

    Es könnte aber auch sein, gerade wenn man auf andere Völkermorde, begangen von Deutschen schaut, wie sie die (nicht) aufarbeiten – oder generell wie Völkermorde aus politischen Gründen anerkannt oder nicht anerkannt werden (Holodomor) – dass die “Einzigartigkeit” der Shoah so betont wird, DAMIT Diejenigen, die das tun, NICHT damit konfrontiert werden, bzw. sich nicht damit beschäftigen müssen, dass hinter der Gesamtheit begangener deutscher Völkermorde etwas Größeres steckt als “nur” Judenhass – und dann müsste sich auch dem stellen, dass sie gerade genau mit der Opferrolle “Holocaust” einen aktuellen Völkermord rechtfertigen.

    Moshe Zuckermann hat uns darüber sehr gut informiert (Link suchen bin ich gerade zu faul):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-israelische_Beziehungen#Luxemburger_Abkommen_von_1952

    Ab da wurde Deutschland “rehabilitiert” und internationale Sanktionen gelockert, deutsche Großindustrielle, die eng mit de Nazis kollaborierten und viele andere Nazis wieder zu normalen, aufrechten und gesetztestreuen Bürgern. Das geschah quasi über Nacht, bzw. merkten die Beteiligten oft praktisch keine Veränderung. “Wir” haben damit “unsere” Schuld abgearbeitet. Hat das wer Anders mit seinen Völkermorden getan? Gut, “wir” mussten das leider, weil “wir” den 2. Weltkrieg verloren hatten. Aber “wir” wollen da doch nicht so kleinlich sein! Deshalb ist die “Einzigartigkeit” des Holocaust in Wirklichkeit so wichtig, gerade auch für (deutsche) Zionisten, die so betonen, dass der Mensch (also nicht der dreckige Pali) so wichtig wäre. Das wird wieder und wieder betont. Das ist so wie wenn Gläubige von der katholischen Kirche die Absolution erkaufen durch einen kleinen Obulus. Das ist für beide Seiten ein perfektes Geschäft, die Verbrechen können ihre “Konventionalstrafe” einfach vom Profit abziehen und der “Gerechtigkeit” ist genüge getan. “Wir” schicken einfach ein paar U-Boote u.a. nach Israel mit einer kleinen Provision an Netanyahu. Das nennt man übrigens auch ein “funktionales Verhältnis zur Wahrheit”.

    Hätte ja Niemand ahnen können, dass es da so Pedanten gibt wie Andrew Feinstein oder Shir Hever und Andere in Israel.

    1. Vielen Dank für Ihre lange und informative Antwort. Ich selbst muss ehrlich sagen, dass ich lange die “Einzigartigkeit” des Holocaust auch hervorgehoben habe, weil ich mit den Verbrechen, mit der Dimension diese Verbrechens nicht umgehen konnte – zumal mein Vater daran beteiligt war.
      Viel später verstand ich die Implikationen, die genau dem Gegenteil von “Nie Wieder” gedient haben und dienen. Dass man erst Staatsverbrechen miteinander vergleichen muss, um zu dem Urteil der “Einzigartigkeit” zu kommen, deutete ich meist als Relativierungsversuch, anstatt der Genese nahezukommen.
      Ähnlich wird mit dem Begriff, mit dem Herrschaftsinstrument des KZs umgegangen . Wenn man es exklusiv und einzig dem deutschen Faschismus zuschreibt, macht man es so monströs, dass man ganz vergessen soll, dass das Konzentrationslager einen Errungenschaft der Kolonialstaaten und bürgerlicher Staaten ist . Wenn man das begreift, kann man nachvollziehen, warum die USA, Israel und Deutschland sich bis zum Umfallen gegenseitig decken.

      1. Lieber Wolf Wetzel,

        die Shoa war in seiner Umsetzung, Menschenverachtung und -morden einzigartig, und kein anderer Völkermord ist mit diesem zu vergleichen.

        Ganz einfach deswegen, und da kommt die Einzigartigkeit dieses bestialischen Menschheitsverbrechens zum Vorschein – der Holocaust wurde minutiös geplant, und industriell durchgeführt, als wären es keine Mitmenschen (für mich sind die Juden einfach auch unsere Mitmenschen gewesen, die nur via Zufall der Geburt “Juden” waren) sondern Tiere, die man via industrieller Massenabfertigung, und industrieller Vorplanung, abschlachten kann.

        Die anderen Völkermorde waren auch schlimm, da stimme ich zu, aber die Relativierung der Shoa/des Holocaust lehne ich entschieden ab, denn wie schon gesagt die Shoa, auch Holocaust genannt, war Einzigartig in seiner Bestialität, Grausamkeit und fabrikmäßigen Planung, Durchführung und Organisation.

        Raul Hilberg hat in seiner “Die Vernichtung der europäischen Juden” dies schön aufgedröselt,

        Leider wurde dieser amerikanisch-jüdische Autor von den eigenen jüdischen, und nicht-jüdischen, Mitmenschen negativ gesehen, da er eben auch die Beteiligung sogenannter “Judenräte” in den “Ghettos” am Völkermord an ihren Mitmenschen bezichtigte. und bewies, denn die Nazis waren überaus perfide, denn sie nutzten den Überlebenswillen dieser “Judenräte” – von denen es viele in den “Ghettos” gab, die die Nazis für die jüdischen Mitmenschen zuerst einrichteten, um diesen Massenmord und die Ausrottung ganzer Ghettos “besser zu organisieren”.

        Die “Judenräte” dachten sie hätten durch ihre Mitarbeit bessere Überlebenschancen, aber leider wurden diese von den Nazis, die ihnen das zunächst versprachen, was ihnen das sichere Ticket nach Auschwitz sicherte, in die eigene Vernichtung – eben die Perfidie des NS-Faschismus…..

        Deswegen, dass ist keine allierte Propaganda, die Shoa, der Holocaust ist, und bleibt, einer, wenn nicht der schlimmste Völkermord der Menschheitsgeschichte.

        Sorry, dass ist meine Ansicht, und ich denke auch, dass Israel ein Existenzrecht als Staat hat, gerade aufgrund dieser Tatsache, und weil Mensch eben ein Versprechen nicht rückgängig machen kann, dass man ihm 1948 gab.

        Moshe Zuckermann weist übrigens darauf hin, dass auch der Zionismus ein deutsches Modell ist – Herzl begründetete den “modernen Zionismus” in Basel (Schweiz) – die Ideen wurden aber von deutsch-jüdischen Vordenkern übernommen – lange vor der Shoa, dem Holocaust……insofern steckt Deutschland also gleich 2x in der Geschichte Israels mit drin – 1. dem Zionismus und 2. der Shoa/dem Holocaust und der Begründung des jüdischen Staates berufend auf beide Tatsachen…..
        so Moshe Zuckermann in seinem aktuellsten Buch beim Westend Verlag…..

        Deutschland ist übrigens auch, laut Moshe Zuckerman, den Palästinensern Gerechtigkeit schuldig, denn ohne die Shoa/den Holocaust – oder das Versprechen eines jüdischen Staates ohne Rücksicht auf die arabische “Urbevölkerung” “Palästinas” gabe es heute kein Israel, und somit auch keine Nakba 1948…..

        Gruß
        Bernie

        1. Jeder Völkermord wird minutiös geplant und durchgeführt. Die Täter wollen möglichst viele der Opfer erwischen. Dafür werden alle Opfer entmenschlicht. Das ist kein Argument.

          Harald Welzer schrieb auch wie z.B. die Mörder ihre Taten rechtfertigten. Ob er die Theorie der Einzigartigkeit anhängt, weiß ich gerade nicht.

          Ja, die ist weit verbreitet in Deutschland.

          Auch bei anderen Völkermorden haben die Mörder nicht nur getötet, sondern gefoltert wie die KZ-Ärzte, die ja dann später teilweise übernommen wurden von der CIA, auch die Japanischen, die noch schlimmer gewütet haben, wie Einige sagten.

          https://en.wikipedia.org/wiki/Unit_731

          Hannah Arendt schreibt darüber bei ihrer Prozessbeobachtung, dass Eichmann überhaupt kein psychopathischer Wahnsinniger war, sondern ein ganz normaler, deutscher Beamter.

          Du musst ja irgendwie nachweisen, dass die deutschen Nazis besonders perfide waren und deshalb so eine besonders perfide Technik benützten oder was das Verbrechen so einzigartig macht gegenüber allen anderen Völkermorden.

          Für Zionisten ist die Antwort übrigens ganz einfach: Es wurden Juden ermordet. Völkermorde an Juden sind viel schlimmer, weil Juden die auserwählten Menschen sind. Die nehmen sie ja für ihre Ideologie in Geiselhaft, auch wenn die gar nicht wollen.

          Rabbi David Feldman of Neturei Karta speaks about Judaism, Zionism and Palestine

          https://www.youtube.com/watch?v=cSd_eZ5qcbo

          Wie schrieb neulich einer: Die wenigsten Zionisten glauben an den Tanach, außer dass darin steht, dass sie Israel als versprochenes Land bekommen.

          schlechte Übersetzung von mir aus dem Englischen …

          Es ist eben nicht so, dass nur Deutsche die Shoa machen können, weil sie dazu genetisch oder technisch oder sonst wie so besonders begabt waren oder besonders böse. Das kriegen auch andere Verbrecher mit anderen Nationalitäten in ihrem Stück Papier, namens Pass, hin. Es gibt ja auch nicht nur deutsche Antisemiten.

          https://en.wikipedia.org/wiki/Holocaust_uniqueness_debate

          “The assertion that the Holocaust was a unique event in human history was important to the historiography of the Holocaust, but it has come under increasing criticism in the twenty-first century.”

          https://www.researchgate.net/publication/269998246_Holocaust_scholarship_towards_a_post-uniqueness_era

          https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/14623528.2015.991206

          Ja, in Deutschland natürlich kein Thema, warum auch? Statt dessen erkennt der Bundestag den Holodomor an, um den Russen eins auszuwischen.

          Die Aufarbeitung der Shoa wird doch hier gerade von den Kriegstreibern und Kriegspropagandisten wie ein Monstranz auf einer Prozession vor ihrem Zug des Todes hergetragen. Die gehen zu einer Gedenkfeier und unterhalten sich hinterher, wie man schnellst möglich Taurus und F16 in die Ukraine liefern kann, um möglichst viele Russen zu töten. Oder dass nach Israel die Bomben und alles was sie zum Töten der Palästinenser brauchen, schnell geliefert bekommen und da braucht es ein weiteres Sondervermögen und die deutsche Atombombe, zur Verteidigung natürlich nur, iss klar – und nicht vergessen, die sind ganz normale, ehrwürdige Deutsche und angesehene Bürger, gerade wenn wir über unsere Eliten reden.

          Es stellen sich ja in letzter Zeit viele Humanisten die große Frage, ob die Deutschen, gerade die, die so wert darauf legen, dass sie so deutsch sind, wirklich was gelernt haben aus der Niederlage im 2. WK.

          Satz mit X.

          1. Vielleicht noch eine Anmerkung zum Text und Disclaimer,

            weil wohl auch der Moderator länger darüber nachdachte, ob man den so durchlassen kann. Ich überlegte mir schon, warum er den nicht durchlässt und fand das auch in Ordnung, wenn es so gekommen wäre: Also “‘normale Deutsche” könnte als anstößig gesehen werden und ist natürlich auch ironisch gemeint, denn wenn Menschen zu Massenmördern werden, lief gerade etwas nicht so ab wie man sich das als Humanist, der universale Menschenrechte will, vorstellt. Aber soweit ich das verstanden habe, konnten weder Hannah Arendt bei ihrer Prozessbeobachtung noch Psychologen etwas außergewöhnliches bei den Tätern erkennen.

            Auch in der Umgangssprache werden sehr oft Menschen als Psychopathen bezeichnet, aber dafür gibt es eine Checkliste von Robert D. Hare:

            https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_D._Hare

            Es ist schwer auf dieser Liste eine hohe Punktzahl zu bekommen.

            Also noch einmal als Einschränkung oder Disclaimer:

            Der Text sollte Niemanden, gerade die Opfer des Holocausts oder der Shoah verletzen, sondern gilt Denen, die sich für die Superguten halten, weit entfernt von den Nazi-Psychopathen, aber dann ohne große Bedenken oder Gewissensbisse über die Ermordung anderer Menschen entscheiden und klassisch, wenn es in einer Gruppe geschieht, die Verantwortung oder Schuld auf viele Schultern verteilen, um mögliche Anklagen der Opfer an Täter zu verwässern und zu verhindern.

            Wie bei fast allen Postings ist das keine 100 % ausgearbeitete wissenschaftliche Arbeit, sondern eine Momentaufnahme und vorläufige Meinung. Ich habe mich etwas mit dem Thema beschäftigt, werde das in Zukunft noch intensiver tun, da es leider immer wieder aktuell wird, wie wir auch gerade in Gaza eigentlich unverkennbar sehen – und die Deutschen (Eliten) schauen bewusst weg, bis auf wenige Ausnahmen!

        2. Lieber Bernie,
          ich teile Ihre Ansicht. Was ich halbwegs weiß, ist, dass der Holocaust/ die Shoa in dieser Art und Weise einzigartig war und ist. Und ich halte immer noch daran fest, dass in dieser Welt Menschen, die minderwertig gemacht werden, der Schutz eines Staates helfen kann. Er schützt eben nicht vor eigenen Verbrechen.
          Der Kampf gegen Antisemitismus ist deshalb für mich immer noch eine gesellschaftliche, universelle Aufgabe.

          1. Jeder Völkermord ist einzigartig – sachlich betrachtet. So wie jeder Mensch einzigartig ist. Es gibt besondere Umstände. Der eine Völkermord geschieht in Gaskammern, der andere durch Erschießen, Erstechen, Totschlagen, Bombardieren… Aber ist das wirklich gemeint? Industrielles Töten, als Unterscheidungsmerkmal. Die Nazis haben zum Abschlachten noch Fabriken errichtet. Ist denn die israelische Art soviel besser? Die treiben die Palästinenser zusammen und so wie es aussieht besteht die Gefahr, dass sie der zusammengetriebenen Bevölkerung, tatsächlich wie Vieh, einfach Bomben auf den Kopf schmeißen. Ziemlich rationell und industriell ohne sich noch extra die Mühe zu machen eine Tötungsfabrik zu errichten. Einzigartig auf jeden Fall. Erst errichte man ein Ghetto, vornehm Freiluftgefängnis genannt, bombardiere es dann von Nord nach Süd, damit die Bevölkerung in den Süden fliehen muss um dann wenn alle auf einem Gebiet zusammengepfercht sind – das sehen wir dann ja was dann geschieht.

            Mit Einzigartig ist ja eigentlich die moralische Dimension gemeint. Also die Shoa sei so abgrundtief, abgrundtief, abgrundtief B ö s e, dass sie mit der Ratio nicht zur Erfassen ist und nur noch der blanke Schrecken die angemessene Reaktion darauf sein soll. Solche moralischen Urteile taugen natürlich nichts und sie halten auch niemand davon ab Völkermorde zu begehen, wenn man festhält, dass diese aber jetzt wirklich ganz und gar und unüberbietbar böse sind.

            Ach ja – die Massaker der Hamas an Israelis waren kein Ausbruchsversuch. Wer aus einem Gefängnis ausbricht, sucht schleunigst das Weite, nimmt aber keine Geiseln und kehrt dann in sein Gefängnis zurück.

            1. Mich interessiert besonders, wie es eigentlich jeden Menschen mit einem Gewissen – und auch Journalisten – interessieren sollte, wie viele Menschen vor dieser “Militäroperation” in Gaza lebten und wie viele danach leben werden oder zu Flüchtlingen wurden. Ca. 70 % der Menschen in Gaza waren eh Vertriebene oder deren Nachkommen von früheren ethnischen Säuberungen.

              Man muss schon sehr starke Wahrnehmungsstörungen (engl. delusional) haben, um nicht zu der Einschätzung zu gelangen, dass bei dieser Grasmähaktion weit mehr gemäht wird also bei den Militäroperationen davor.

              https://en.wikipedia.org/wiki/Mowing_the_grass

              1. Von wegen Einzigartigkeit und dem Vergleich mit der Judenvernichtung. Die Nazis haben sich noch bemüht die Judenvernichtung nicht öffentlich breitzutreten, obwohl aus Hitlers Reden die Judenvernichtung hätte erschlossen werden können. https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitgenössische_Kenntnis_vom_Holocaust#NS-Presseberichte

                Wenn man eine Einzigartigkeit des Völkermords an den Palästinensern festhalten will, dann dass er vor den Augen der Weltöffentlichkeit und mit Ansage durch den Täter stattfindet, der einfach eine Rechtsposition (Selbstverteidigung, Existenzrecht) einnimmt und im übrigen so tut als sei er die Personifikation der Moral selbst.

        3. “Existenzrecht für Israel” und “Zweitstaatenlösung” sind auch so hohle Floskeln, wiederholt bis zum Erbrechen, auch schon oft genug debattiert hier.

          Scheitert halt nur an so kleinen Tatsachen, dass Gaza gerade plattgemacht wird und gesäubert von Palästinensern und in der Westbank leben mittlerweile ca. 1 Mio. militante Siedler, die einen Bürgerkrieg anfangen würden, wenn sie wieder weg müssten. Sie wurde da extra angesiedelt, um diese Tatsachen zu schaffen, während die Floskeln oben immer wieder und wieder wiederholt wurden. Das wurde auch beim letzten Stream von The Grayzone angesprochen.

          No One Uninvolved – The Grayzone live

          https://www.youtube.com/watch?v=cPgzMwzvRlM

          Diese PR-Phrasen kannst du also ewig wiederholen und dich als Gutmensch und Israelfreund darstellen, ändert überhaupt nichts am Schicksal der Palästinenser und verhöhnt sie sogar, denn für sie war in Israel nie ein Platz als gleichwertige Menschen vorgesehen.

  4. Das Stadtgebiet von Rafah hat eine Fläche von +- 33 qkm, neben den Stadtbewohnern ( +- 250 000) befinden sich dort gegenwärtig noch unzählige Binnenflüchtlinge aus dem Gazastreifen (vermutlich über 1,2 Millionen). Daraus würde sich eine Bevölkerungsdichte für Rafah von über 43 000 Menschen pro qkm ergeben.

  5. Da die israel. Armee und/oder auch der Mossad unzweifelhaft terrorist. Organisationen sind, kann dem Terror in Nahost auch kein Ende bereitet werden. Außer natürlich, diese Terrororganisationen werden aufgelöst und deren Mitglieder vor Gericht/ins Gefängnis gebracht.

    1. Vielen Dank! Ja, ein fast toternster Beitrag, der ihm ein Verfahren wegen “Volksverhetzung” eingebracht hat. Kommentar von Kaya Yanar: Statt Volksverhetzung wolle er Volksvernetzung betreiben und den „kulturellen Austausch der Völker“ vorantreiben. Kaya Yanar wolle nicht „durch Schweigen Komplize dieser Katastrophe […] sein“. Während die Ankläger und Mitläufer in Richtung Völkermord marschieren.

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