Der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hatte die Ausschwitzprozesse vorbereitet und umsetzt. Zu den wirklich bemerkenswerten Sätzen gehört dieser: „Wenn ich mein Dienstzimmer verlasse, betrete ich Feindesland.“ Ist das 60 Jahre später anders?
Im Jahr 1963 begannen in Frankfurt die „Auschwitzprozesse“. Sie sind ganz eng mit dem Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer verbunden, der die diese gegen ehemalige Angehörige und Führer der SS-Wachmannschaft leitete. Er machte sich damals viele Feinde, nicht nur unter den ehemaligen Anhängern und Sympathisanten des Dritten Reiches – was nicht anders zu erwarten war. Was Fritz Bauer verständlicherweise besonders treffen musste, war die Tatsache, dass er nicht einmal den eigenen Behörden trauen konnte – weder denen, die er anwies noch denen, der er unterstand.
Die Feinde waren nicht nur Nazis
Die Weigerung, mit diesem Generalstaatsanwalt zu kooperieren war behördenübergreifend: Das reichte von der Polizei, über die Geheimdienste, bis hin zum Innenministerium und zum Bundeskanzleramt. Diese deprimierende Erfahrung fasste Fritz Bauer nüchtern so zusammen: „Wenn ich mein Dienstzimmer verlasse, betrete ich Feindesland.“
Wie weit dieses Feindesland reichte, zeichnete der ausgezeichnete Polit-Krimi „Die Akte General“ nach. Als klar war, dass der Generalstaatsanwalt nicht nur den Prozess gegen KZ-Wärter führen wollte, sondern auch beim Auffinden von Adolf Eichmann beteiligt war, machte sich der nationalsozialistische Untergrund der „Stunde Null“ auf seine Weise bemerkbar: Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND, ein Sammelbecken von ehemaligen Nazis und Gestapo-Mitgliedern, platzierte in der Umgebung von Fritz Bauer einen Spitzel, der das Ziel hatte, sowohl kompromittierendes Material über Fritz Bauer zu sammeln (auch, was seine Homosexualität anbelangte), als auch den Stand der Fahndung nach Adolf Eichmann in Erfahrung zu bringen, um so gegebenenfalls den „Kameraden“ Adolf Eichmann zu warnen.
Zu den größten Feinden von Fritz Bauer zählte auch der Chef des Bundeskanzleramtes, Hans Globke. Auch und gerade er hatte massives Interesse daran, dass die „Entnazifizierung“ ein systemischer Reinfall wurde. Hans Globke gehörte zur Führungselite im Dritten Reich und schaffte es dort bis zum Ministerialrat im Reichsinnenministerium. Er bewies sich in zahlreichen Positionen als glühender Faschist und Antisemit.
Die Absicht von Fritz Bauer, Globke wegen seiner NS-Vergangenheit anzuklagen, gab er auf. Seine Hilfe beim Auffinden von Eichmann war hingegen erfolgreich.
Eine Große Koalition des Verschweigens
Die von Fritz Bauer angestrengten Auschwitzprozesse durchbrachen eine unsichtbare „rote Linie“: Die Legende von einem deutschen Faschismus, an dem nur der ‚Führer’ (und ein paar Getreue) schuld ist, damit sich all diejenigen, die ihm zuriefen und ergeben dienten, als Opfer der Verblendung und Verführung unter die wirklichen Opfer des deutschen Faschismus mischen konnten.
Dieses gesellschaftlich und politisch breit aufgestellte Gefühl, in Ruhe gelassen zu werden, mit dem, was man begeistert unterstützt oder aus Angst hat geschehen lassen, hatte auch eine parteiübergreifende Basis. So versteckten sich ganz viele ehemalige NSDAP-Mitglieder und Repräsentanten des Dritten Reiches in der neu gegründeten FDP. Schließlich konnte man ihr keine Kontinuität zum deutschen Faschismus vorwerfen, denn es gab sie vor dem Dritten Reich noch nicht. Also ein idealer, unverdächtiger Ort, um ungehindert weiter Karriere zu machen.
Aber auch dort, wo Fritz Bauer seit Jahrzehnten politisch beheimatet war, in der SPD, konnten Nazis bestens überleben. Sie fanden nicht nur Unterschlupf, sie gelangten auch in führende Positionen. Wie das für einen Fritz Bauer auszuhalten war, der 1933 aufgrund seiner politischen Tätigkeit und seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland floh, ist wahrscheinlich kaum in Worte zu fassen.
All das weiß man, müsste man wissen und in Erinnerung rufen, wenn man Fritz Bauer ehren und gerecht werden will. Auch die Frankfurter Rundschau, die einen zweiseitigen Artikel (Ein Eisberg auf der Zeil, Pfingsten 2016) über die im Jahr 2016 stattgefundene Einweihung dieses Gedenksteines publiziert hat, weiß darum.
Drei Jahre zuvor publizierte sie einen ausgezeichneten Artikel mit dem Titel: Die Flakhelfer am Kabinettstisch. (FR vom 22.6.2013). Dieser schildert sehr eindringlich die parteiübergreifenden Verzögerungstaktiken, um zu verhindern, dass die im Berlin Document Center/BDC gelagerten NSDAP-Akten an deutsche Stellen übergeben werden. Den Grund, diese Übergabe jahrzehntelang zu torpedieren, führt die FR recht detailliert aus:
„Die im BDC verwahrte Mitgliederkartei der NSDAP gab fast 50 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes vertraute Namen preis, darunter drei Bundespräsidenten – Walter Scheel (FDP), Karl Carstens (CDU) und Heinrich Lübke (CDU), den ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bundestages Richard Stücklen (CSU), die Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel (beide FDP), Wirtschafts- und Finanzminister Karl Schiller (SPD) und Liselotte Funcke (FDP), Kanzleramtschef Horst Ehmke (SPD), den ehemaligen Fraktionschef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Alfred Dregger und viele mehr.“ Und mit Blick auf die SPD ergänzt die Zeitung bitter: „Man gewann den Eindruck, das Land sei in seinen frühen Jahren von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern regiert worden. Der Eindruck täuschte nicht. Allein in der Regierung Willy Brandts saßen zwölf ehemalige Nationalsozialisten.“ (s.o.)
Der Eisberg ragt bis in die Gegenwart
2016 wurde Fritz Bauer mit einem Gedenkstein geehrt, mit viel politischem Personal: Der damalige Generalstaatsanwalt Helmut Fünfsinn war ebenso zugegen, wie der ehemalige Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU), der Präsident des Oberlandesgerichts Roman Poseck, der ehemalige Direktor des Fritz-Bauer-Instituts Raphael Gross oder der damalige Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Peter Feldmann (SPD).
Auf dem Gedenkstein hat man ein Zitat von Fritz Bauer verewigt:
Sie müssen wissen, es gibt einen Eisberg und wir sehen einen kleinen Teil und den größeren sehen wir nicht.
Man weiß nicht, ob man sich über die Skrupellosigkeit oder Unverfrorenheit mehr ärgern soll, mit der sich die illustren „Verehrer“ von Fritz Bauer um diese Einsicht scharen.
Wäre es nicht an der Zeit, nicht nur einen Gedenkstein einzuweihen, sondern den größeren Teil des Eisberges sichtbar zu machen?
60 Jahre später
Was hat sich in den letzten 60 Jahren getan – außer der okkupatorischen Ehrung eines Mannes, eines Staatsanwaltes, der nicht nur in seiner eigenen Behörde auf massiven Widerstand gestoßen war, sondern auch in den politischen Parteien, die bis heute Regierungspolitik betreiben?
Warum verlieren die „Verehrer“ von Fritz Bauer kein Wort darüber, dass zur selben Zeit, als dieser die Auschwitzprozesse leitete, Tausende ehemalige Nazis vom Bundesnachrichtendienst/BND in „stay-behind“-Terrorgruppen reorganisiert und bewaffnet wurden, für deren Existenz und deren Tun bis heute niemand die politische und juristische Verantwortung übernimmt?
Fritz Bauer starb 1968 „desillusioniert“. So einer der Verehrer, der damalige Oberbürgermeister in Frankfurt, Peter Feldmann (SPD), anlässlich der Einweihung des Gedenksteines.
Warum fragt heute niemand, wer dazu beitragen hatte, dass Fritz Bauer „desillusioniert“ starb? War sein Tod nicht eine ausreichende und wirksame Warnung an alle „Staatsdiener“, nicht denselben Weg zu gehen? Und wer sorgt bis heute dafür, dass es nicht einen Staatsanwalt gibt, der dem politischen und widerständischen Weg von Fritz Bauer folgt, um die Aufklärung der NSU-Terror- und Mordserie tatsächlich zu betreiben?
Bis heute ist die Staatsanwaltschaft nicht unabhängig, sondern weisungsgebunden. Sie untersteht dem Justizministerium. Der jeweils amtierende Justizminister wird von einer Regierungspartei gestellt, die sehr darauf achtet, dass ihre Beteiligung an der Renazifizierung Deutschlands nicht aufgeklärt wird.
Sind all die, die Fritz Bauer zum „Feindesland“ gezählt hatte, verschwunden, ausgestorben? Wer hat die Nachfolger gestimmt? Hat sich der Eisberg aus Mitläufertum, Denunziantentum, autoritärer Gesinnung und Parteisoldatentum in Luft aufgelöst?
Aufgrund der Klimaerwärmung? Weil ganz viele von ihnen nach Italien (Forsa Italia), nach Frankreich (Front national/Rassemblement national) ausgewandert sind, weil es dort mit der „nationalen Sache“ wieder aufwärtsgeht.
Oder gar in die Ukraine, wo man Deutsche sehr gerne willkommen heißt, weil sie viele Waffen liefern und einen Faible für den ukrainischen Nationalhelden Bandera haben, der zur Zeit des deutschen Faschismus ein zuverlässiger Gehilfe war?
Das „Nein gegenüber staatlichen Verbrechen“
Fritz Bauer hat das Recht und die Pflicht zum Widerstand, „zum persönlichen Nein gegenüber staatlichen Verbrechen“ betont und gelebt.
Was ist mit dem „Nein“ zu einem Staatsverbrechen, bei dem über 40 V-Leute im NSU-Netzwerk platziert worden sind, um nichts zu verhindern, aber fast alles zu vertuschen.
Was ist mit dem „Nein“ zu einem Staatsverbrechen, das über Jahrzehnte erlaubte, neonazistische Gruppierungen wie „Wehrsportgruppe Hoffmann/WGH“, „combat 18“, „blood & honour“ bis hin zu „NSU 2.0“ (als Polizeizelle) gewähren zu lassen?
Wo bleibt das „Nein“ zur Nichtaufklärung des Mordes an Walter Lübcke, insbesondere, was die Rolle des Verfassungsschutzes anbelangt, in dem ein „Klein Adolf“ Neonazis als V-Leute führte?
Wo bleibt das „Nein“ zu einem Staatsverbrechen, das die Erinnerung an Auschwitz vortäuscht („Kein zweites Auschwitz“), um den ersten Angriffskrieg in Europa gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien 1999 (an) zu führen?
Wo bleibt das „Nein“ zu einem Staatsverbrechen, das beinhaltet, dass man Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland (wie Minsk I und II) aushandelt und beschließt, mit dem Ziel, sie zu brechen?
Wo bleibt das „Nein“ zu Waffenlieferungen für einen ukrainischen Staat, im dem die Verehrung eines faschistischen Nationalhelden namens Bandera so großgeschrieben wird, dass man überall Denkmäler für ihn errichtet?
Für all diese „Nein“, für diese Haltung fehlen heute viel mehr als Staatsanwälte.
Quellen und Hinweise
„Die Akte General“, von Stephan Wagner (Regie) und Alexander Buresch (Drehbuch), 2016
Die Überlebenden. Die Herren*innenmenschen, Wolf Wetzel, 2023: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/die-ueberlebenden-die-herrenmenschen/
Danke für den Text, lieber Wolf Wetzel.
In Echtzeit mitzuerleben, wie Verdrängtes in veränderter Form des Neofaschismus zurückkehrt, ist schwer zu ertragen.
Schier unerträglich wird es allerdings, zur Kenntnis zu nehmen, wie deutsche Verbrechen wie Nazismus, Antisemitismus und Massenmorde an Millionen von Menschen der eigenen “Staatsraison” und der “Werte” wegen benutzt, instrumentalisiert und relativiert werden; und davon vereinnahmt, tausende von Menschen – wenn auch unbewusst – im Dienst der Sache auf die Straße gehen.
Vielen Dank für Ihr Lob!
Ich habe das natürlich mit Blick auf die Hunderttausende geschrieben, die “gegen rechts” auf dies Straße gehen und gar nicht wissen wollen, dass “rechtsaußen” heute “rechtsinnen” geworden ist. Fritz Bauer hatte das aus dem Inneren heraus mitbekommen ….
Ah immer die Deutschen. Auch Engländer (Ermordung von 50 Mil. Indern) , Amerikaner (Ausrottung von 30 Mil Indianern, Atombombenabwurf) , Russen (Lenin und Stalin etwa 30 Millionen Tote) , Chinesen (Mao etwa 70 Millionen Tote) und Juden (Sklavenhandel mit Afrikanern und Chinesen, Gaza) sind um keinen Deut besser oder schlechter. Wir Menschen sind leider manchmal auch sehr schlecht. Und leider machte der Hunger, der Knecht im deutschen Volk und das Kapital der US Hochfinanz so eine grausame Diktatur möglich.
Bitte mehr Kommentare Ihrerseits!
Richtiger und wichtiger Kommentar.
Welches Motiv hinter dieser Handhabung steckt, das sollte das Interesse der Deutschen sein. Wer wirklich gräbt, kommt sowieso zu anderen Ergebnissen als die Sieger.
LG
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Gedenken ist immer etwas Schönes.
Da steht man einen Moment still und hat schöne Gedanken.
Aber das reicht dann auch.
Das Bemerkenswerte an diesem Artikel ist nicht, dass vor 60 Jahren die Verleugnung der Nazizeit allgegenwärtig war. Sondern dass wir in den letzten drei Jahren erleben konnten, wie die Mechanismen dahinter funktionieren: Vereinigung der Menschen hinter einer Ideologie, die Ausgrenzung einer Minderheit und den Angriff auf die Werte der Verfassung. J. C. Hopkins New Normal eben. Genau so ergeht es uns in der Gegenwart mit der Aufarbeitung von Corona.
Und die rassistischen Ideen der Nazis, übernommen damals nicht zuletzt aus den USA, waren zu wertvoll, sie im Kalten Krieg auszurotten. Schließlich brauchte man sie in der Gegnerschaft zu Russland als dem eigentlichen Ziel hinter dem Kampf gegen den Kommunismus der UdSSR. Und für die Wehrhaftigkeit der Bonner Republik. Wie man heute in der Ukraine unschwer erkennt, wo der Funken des Nazismus durch die kanadische Remigration der Nazi-Kollaborateure zu neuen Flammen angefacht wurde. Und die gleichen Mechanismen, entstanden in der gleichen Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, erklären die Unterstützung in Israel für den Krieg gegen die Palästinenser.
Und was die Nazis zur Verwendung im Norden, ist die islamistische US-Fremdenlegion im Süden (und demnächst in Zentralasien) – immer unter der Überschrift: Befreiungskampf.
DANKE, Wolf Wetzel für dieses Erinnern an Fritz Bauer.
Der aufrechte Gang ist Grundvoraussetzung demokratischer Gesellschaften. Mit der Gestaltung von Verfassung, Gesetzen, Parteien, Wahlen und Abstimmungen wird Demokratie bestenfalls beschrieben, aber nicht gelebt. Vor allem nicht von denjenigen, die stets betonen, dass Meinungsfreiheit nur dann gegeben sei, wenn ihnen keiner widerspricht.
Gegenwärtig wird die Demokratie von ihren Institutionen erledigt und denjenigen, die meinen anderen den Mund verbieten zu müssen.
Vielen Dank! Ja, Fritz Bauer hat eigentlich bereits in den 1960er Jahren “verraten”, wo die größte und mächtigste Gefahr lauert: Auf den Amtsfluren der staatlichen Institutionen.
Wieder was gelernt, was ich nicht wusste, z.B. dass Schlappohr Genscher in der NSDAP war. Der wird ja gerne verehrt als der beste Außenminister aller Zeiten und der deutsche Kissinger. Oder zu seiner Rolle als Diplomat in Südafrika sagte er, er hätte seine Linie für die Apartheid-Regierung so vertreten müssen gegen seine persönliche Meinung.
Auf die Frage, ob es noch Geister der Vergangenheit gibt, würde ich als Antwort das Debattenklima (Roger Willemsen) in den Parlamenten nehmen, bzw. wie ausfallend, autoritär und drohend Politiker werden, wenn sie Gegenwind bekommen. Da zeigt sich dann die hässliche Fratze der Vergangenheit, gerade noch bei älteren Männern, mehrmals persönlich erlebt.
Jüngere Technokraten sind vielleicht eher roboterhafte Lügner ohne jede Regung. Die versuchen zu Wachsfiguren zu erstarren und ihre Talking Points runter zu spulen.
Der Scholzomat gibt sich zwar auch so, möglichst langweilig und unauffällig, kann aber nicht ganz verbergen, dass es ihm Spaß macht der Böse zu sein – und auch Lakai zu sein. Das kann er auch gut, z.B. wenn der Biden davon redet, dass die Nordstream weg muss.
Sehr gut sieht man derzeit die Boshaftigkeit, wenn es um die Rechtfertigung von Israels Völkermord geht oder eben um Russenhass und Militarisierung. Mit der Militarisierung kommt auch automatisch eine Entdemokratisierung.
@Wolf Wetzel: “Fritz Bauer hat eigentlich bereits in den 1960er Jahren „verraten“, wo die größte und mächtigste Gefahr lauert: Auf den Amtsfluren der staatlichen Institutionen.”
Sehr wahr.
Der Umgang mit einem vermeintlichen Horrorvirus hat gezeigt, wie rasch wieder totalitäre und faschistoide Praktiken aufleben können mit systemisch eingehegten Kräften.
Siehe : “Möge die ganze Republik mit dem Finger auf sie zeigen”.
Und was meinte der Soziologie-Professor Bude mit “Verfrachten nach Madagaskar”?
https://www.corodok.de/was-soziologie-professor/
Entspringt dieser “größten und mächtigsten Gefahr” von der Fritz Bauer sprach, nicht auch das, was Hannah Arendt die “Banalität des Bösen” nannte?
Danke! Ja, ich bin mir recht sicher, dass der Faschismus nicht vom Rand, von der Straße kommt, sondern aus der Mitte des Systems. Das belegt die Geschichte der Weimarer Republik sehr deutlich. Wer auf die “Springerstiefel” schaut, verpasst die Schritte dorthin – ohne Springerstiefel.
Schön vertieft, die Ursprünge. Die Entnazifizierung, ein Riefenstahl-würdiger Auftakt für die beste Demokratie-Simulation, die wir je hatten …
Einen lieben Dank an Wolf Wetzel für das Gedenken und die Erinnerung an Fritz Bauer.
In einer Zeit des tradierten Nazitums (durch Kontinuität des Personals) blieb Fritz Bauer allen Anfeindungen zum Trotz aufrecht. Ein leuchtendes Beispiel für einen demokratischen Staatsanwalt.
Von einem solchen können die heutigen Generationen nicht mal mehr träumen, weil sie nicht mehr wissen, dass man in einer Demokratie nicht nur seine Meinung frei äußern, sondern auch auf Gewaltenteilung bestehen kann. Heutige Staatsanwälte haben permanent schambewusst rote Ohren, wenn sie von Fritz Bauer hören, in Anbetracht ihrer eigenen Machenschaften.
Ohne das Fass einer Verschwörungstheorie aufmachen zu wollen, möchte ich dennoch auf die zumindest fragwürdigen Umstände seines Todes und die mir als dubios erscheinenden nachfolgenden Untersuchungen hinweisen. Mein Eindruck kann mich täuschen, ich kann mich irren, das sei zugestanden. Cui bono?
(Mit „cui bono“ meine ich nicht den hier postenden Foristen, der lesenswerte und interessante Kommentare schreibt, sondern das damit Gesagte selbst.)
Vielen Dank für die freundlichen, warmen Worte. Für hat das deshalb ein Bedeutung, weil im Haus Gallus die Prozesse stattfanden. Dort wollte 1985 auch die NPD eine Sitzung abhalten. Es kam zu Protesten, bei denen Günter Sare von einem WAWE totgefahren wurden.
Ein sehr guter Artikel. Es gibt die Dokumente auf DVD. Der Auschwitz Prozess die DVD ist sehr empfehlenswert.
Die Tonbandmitschnitte des Auschwitz-Prozesses (1963–1965) »Strafsache gegen Mulka u.a.«, Aktenzeichen 4 Ks 2/63 können auch über das Fritz Bauer Institut abgerufen werden. Dank für den Artikel.