Was Willi will

Protestkreuz - hier vor einer Plantage. Tausende grüne Holzkreuze an Straßenrändern, sollten auf den Protest der Landwirte gegen neue Auflagen aufmerksam machen. Initiator war 2019 Bauer Willi. | Foto: Couleur/Pixabay
Protestkreuz – hier vor einer Plantage. Tausende grüne Holzkreuze an Straßenrändern, sollten auf den Protest der Landwirte gegen neue Auflagen aufmerksam machen. Initiator war 2019 Bauer Willi. | Foto: Couleur/Pixabay

Bauer Willi hat ein Buch geschrieben. Einmal mehr beschäftigt sich der studierte Landwirt Dr. Willi Kremer-Schillings darin mit dem gestörten Verhältnis von Verbraucherinnen und Bäuerinnen, von Essern und Essensmachern. Auf dem Cover des Buches ein grünes Kreuz, das Symbol, das auf seine Initiative hin Landwirte auf ihre Äcker stellen, um zu zeigen, dass sie zu einem aussterbenden Berufsstand gehören.

Schon im Vorwort spricht er uns Andere, die wir nicht zu seinem Berufsstand gehören, direkt an: „Sie wollen keine Massentierhaltung, keine Gentechnik, keine Monokulturen, keine ‚Pestizide‘ (die wir Pflanzenschutzmittel nennen), und auch sonst stellen Sie viele Ansprüche. Als Verbraucher kaufen Sie (trotz allen anderen Geredes immer noch) wenig regional, wenig saisonal, wenig Bio. Sie kaufen vor allen Dingen billig.“

Bauern können alles

So sah das vor Corona aus: Wir-haben-es-satt-Kundgebung 2019 vor dem Brandenburger Tor. Die Demonstration, zu der seit Jahren Tausende nach Berlin kommen, wird unter anderem von Arbeitskreis bäuerliche Landwirtschaft AbL getragen. Mit dabei auch die Umweltverbände. | Foto: WHES
So sah das vor Corona aus: Wir-haben-es-satt-Kundgebung 2019 vor dem Brandenburger Tor. Die Demonstration, zu der seit Jahren Tausende nach Berlin kommen, wird unter anderem von Arbeitskreis bäuerliche Landwirtschaft AbL getragen. Mit dabei auch die Umweltverbände. | Foto: WHES

Der Einbruch des Biomarktes vor allem in den kleineren Läden, den Hofläden, bei den Direktvermarktern, gibt Bauer Willi recht. Seit steigende Inflation und Energiepreise uns Angst vor der Zukunft machen, laufen viele, die zuvor regional in Hofläden und kleinen Bioläden gekauft haben, wieder zu den Discountern. Was nichts daran geändert hat, dass weiter heftig über die Landwirtschaft gestritten wird und dass Tausende zur traditionellen Wir-haben-es-satt-Demo während der Grünen Woche nach Berlin kommen.

Bauer Willi sagt zwar schon im ersten Absatz des Buches, was sein Problem mit uns Verbraucherinnen und Verbrauchern ist: „Sie reden anders, als Sie handeln.“ Dann aber argumentiert er 270 Seiten lang, um uns einerseits zu erklären, wieso Landwirtschaft heute so ist, wie sie ist – und andererseits anzubieten, dass sie auch ganz anders sein könnte, nämlich genau so, wie „wir“ immer sagen, dass sie sein sollte.

„Die Überschrift über allem lautet: Wir Bauern können alles. Wir können Naturschutz, wir können Artenschutz, wir können Klimaschutz, wir können Tierwohl.“ Das allerdings müsste dann bitte auch bezahlt werden. „Lieber BUND, sorge dafür, dass wir Bauern Naturschutz zum Betriebszweig machen können. Gerne. Wir sind dabei. (…) Lieber NABU, sorge dafür, dass wir den Artenschutz bezahlt bekommen. Nein, keine Entschädigung, sondern eine faire Entlohnung. Öffentliches Geld für öffentliche Leistung. Wir sind dabei.“

Das Gleiche gilt für den Klimaschutz, das Binden von Kohlenstoff im Humus, das Wiedervernässen von Mooren, das Tierwohl. Geht alles, kostet aber.

Guter Vorschlag

„Wir haben uns auseinandergelebt“, sagt Willi Kremer-Schillings: „Es klafft eine riesige Lücke zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und mir, dem Bauern.“ Und diese Lücke wird gefüllt mit Ärger und Schuldzuweisungen. Das will er ändern. | Foto: privat
„Wir haben uns auseinandergelebt“, sagt Willi Kremer-Schillings: „Es klafft eine riesige Lücke zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und mir, dem Bauern.“ Und diese Lücke wird gefüllt mit Ärger und Schuldzuweisungen. Das will er ändern. | Foto: privat

Manches Geld, das in eine andere Landwirtschaft investiert werden müsste, wäre übrigens auch schon da und würde die Lebensmittel nicht einmal teurer machen. In dem Kapitel über die Bauern und die Politik gibt Bauer Willi ein Gespräch wieder, das er in Berlin mit Robert Habeck geführt hat, als der 2019 noch in der Opposition war. Bei dieser Gelegenheit schlägt Willi Kremer-Schillings vor, dass die Bauern, die in ihren Böden Humus aufbauen und damit Kohlenstoff aus der Luft in Äckern und Grünland binden, dafür eine CO2-Gutschrift erhalten, also Geld aus der steigenden CO2-Abgabe.

Robert Habeck sagt dazu: „Das ist ein guter und richtiger Vorschlag.“ Was ist daraus geworden? Das Projekt „Humus plus“, über das schon zwei Legislaturperioden zuvor geredet und verhandelt wurde, ist von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf die Schiene gesetzt worden. Mit einer Fördersumme von fast 23 Millionen Euro soll jetzt in 150 Beispielbetrieben sechs Jahre lang erforscht werden, wie Humusaufbau am besten funktioniert und welcher Mehraufwand und welche Mehrkosten den Betrieben entstehen, wenn sie den vorantreiben.

Willi Kremer-Schillings hat auf seinem kleinen Nebenerwerbsbetrieb ganz ohne Förderung den Humusgehalt im Boden um dreißig Prozent gesteigert. Auch deshalb, weil er seit über fünfzehn Jahren ohne Pflug und mit Mulchsaat arbeitet.

„Bei jeder tieferen Bodenbearbeitung geht Humus verloren“, sagt er im Gespräch. Das will er vermeiden. Weshalb der konventionelle Ackerbauer Willi Kremer-Schillings dann auch ab und zu Glyphosat einsetzt. Dann nämlich, wenn in der Fruchtfolge Zuckerrüben auf Raps folgen. „Der Raps zieht die Nematoden an, die später die Zuckerrüben befallen. Deshalb müssen die Rapspflanzen, die nach der Ernte aus den liegengebliebenen Körnern keimen, in einem frühen Stadium weg. Sonst muss ich später die Rüben gegen die Nematoden spritzen. Das ist schlimmer.“

Die andere Möglichkeit wäre eine mehrfache tiefe Bodenbearbeitung, bei der aber Humus verloren geht. Bauer Willi plädiert also dafür, das Totalherbizid Glyphosat nicht zu verbieten, wie das zum Beispiel sein Gesprächspartner Robert Habeck will.

Gesellschaftsvertrag

Bauer Willi beklagt das Artensterben und den Klimawandel. Das allerdings in seiner zugespitzten, gerne auch mal polemisierenden Art: Es geht um das Sterben der bäuerlichen Betriebe und um den gesellschaftlichen Klimawandel.

Das war eine der Parolen der Demo 2021, als die Trecker wegen Corona alleine durch Berlin fahren mussten: Bäuer*innen & Gesellschaft gemeinsam ... Ja, wär schön! | Foto: WHES
Das war eine der Parolen der Demo 2021, als die Trecker wegen Corona alleine durch Berlin fahren mussten: Bäuer*innen & Gesellschaft gemeinsam … Ja, wär schön! | Foto: WHES

Er spart dabei übrigens nicht mit Kritik an den Turbobauern unter seinen Berufskollegen, die immer größer wurden und immer schneller und billiger produzierten, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Auch die Bauernverbände werden nicht ausgespart. „Wenn es um Öffentlichkeitsarbeit geht, beschäftigen sich unsere Vertreter gerne mit sich selbst. Die diversen Wochenblätter sind voll mit Bildern, in denen der jeweilige Präsident dem ein oder anderen Politiker die Hand schüttelt.“ Gut beobachtet. Ich frage mich auch immer, weshalb den Bauernvertretern das eigentlich gar nicht peinlich zu sein scheint. Die Sache der Bauern jedenfalls bringt das nicht weiter, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

In einem Artikel für die Zeitschrift politische ökologie, zu dem er von Martin Hofstetter von Greenpeace eingeladen wurde, schreibt Bauer Willi über einen neuen Gesellschaftsvertrag, den es in Sachen Landwirtschaft und Ernährung geben müsste.

Allerdings: „Wenn es einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen Bauern, Bürgern und Verbrauchern geben soll, müsste es auch einen alten geben. Tut es aber nicht. Im Gegenteil: Wir haben uns auseinandergelebt. Noch nie in der Geschichte waren die Lebensmittelkonsumenten weiter von den -produzenten entfernt als heute. Der Verbraucher weiß schon lange nicht mehr, wie das Essen entsteht, das täglich auf seinem Teller landet, wie es angebaut, gezüchtet, geerntet, geschlachtet, verarbeitet oder kurz: hergestellt wird.“

Und die Bauern wissen im Grunde auch schon lange nicht mehr, was diejenigen wollen, die das essen, was sie produzieren. „Es klafft eine riesige Lücke zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und mir, dem Bauern. Und auf beiden Seiten mehren sich Unmut und Unzufriedenheit, Ärger und Schuldzuweisungen.“

Bauer Willi beschreibt, wie er und seine Berufskollegen in ein System von immer mehr und immer billiger gedrückt, die Preise nicht an den Produktionsbedingungen, sondern angeblich am Weltmarkt ausgerichtet wurden. Und wie dabei der Handel den Reibach machte und macht.

Dann aber gibt es ihn doch, den neuen Gesellschaftsvertrag. Auf einem Agrargipfel im Kanzleramt, an dem er als „Initiator Grüne Kreuze“ teilnahm, wurde die Einrichtung der ZKL beschlossen. In der Zukunftskommission Landwirtschaft sollten alle gesellschaftlich relevanten Gruppen ein Konzept für eine Agrarwende ausarbeiten. Und das gelang, wie hier im Blog auch mehrfach berichtet. Nach achtzehn Monaten beschloss die ZKL einstimmig, was auch Bauer Willi durchaus einen Gesellschaftsvertrag nennt.

Nun aber folgen die Mühen der Ebene: „Die Transformation hin zu den im Papier genannten Zielen muss finanziert werden, weil es ein nationaler Sonderweg mit erhöhten Kosten bei gleichzeitig offenen Grenzen in der EU ist. Für den Erfolg ist ein zweistelliger Milliardenbetrag notwendig. Jedes Jahr. Ohne dieses Geld keine Transformation.“

Am Ende bezahlen das wir alle, denn auch wenn es Geld vom Staat gibt, ist es am Ende unseres, stellt Bauer Willi im Buch fest. Und da niemand das bezahlen will, weder durch teurere Lebensmittel noch aus dem Bundeshaushalt, beerdigt er die ZKL.

Im Gespräch sagt Willi Kremer-Schillings dann aber doch, dass der Abschlussbericht der ZKL eigentlich der Gesellschaftsvertrag wäre, mit dem wir die viel beschworene „Transformation“ der Landwirtschaft schaffen könnten. „Nur, wo kommen die zehn Milliarden jährlich her, so lange, bis das geschafft ist? Cem Özdemir hat eine Milliarde für vier Jahre.“ Das ist der Finger in der richtigen Wunde: Ein Armutszeugnis in Zeiten diverser Sondervermögen und Doppel-Wumms. Man kann auch konstatieren: Eine Transformation der Landwirtschaft ist nicht gewollt.

Miteinander

Buchcover.Am Ende fasst Bauer Willi seinen Vorschlag zusammen, dass diejenigen, die sich eine andere Landwirtschaft wünschen, diese auch bezahlen sollten. „Liebe Verbraucherschützer, ihr seht, dass die Agrarwende möglich ist. Wir können alles so machen, wie ihr es wünscht. Es hat aber Konsequenzen, die ihr dem Verbraucher vermitteln müsst. Lebensmittel werden teurer, sehr viel teurer. Vielleicht muss er statt heute 12 %, dann 25 % oder sogar 50 % seines Einkommens dafür ausgeben. So wie früher …“

Das wäre das „Miteinander statt gegeneinander“, das aber so wohl nicht kommen wird. Stattdessen sieht Bauer Willi die Landwirtschaft in drei Richtungen auseinanderdriften.

Die eine ist die Fortsetzung des Wachstums wie bisher. In die Richtung, die die Wir-haben-es-satt-Demo seit Jahren angreift: immer größere industrialisierte Betriebe. Will sagen: Das Sterben der bäuerlichen Betriebe geht weiter.

Die zweite Richtung ist der Ausbau der Nische. Die Direktvermarkter, die gerade so sehr an den Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine leiden, würden dann wieder Fuß fassen und ihre Kundschaft erweitern.

Und die dritte Entwicklung ist die einer Landwirtschaft ohne Landwirte. Der Weg zum Retortenfleisch und dem Fabrikgemüse, den viele Verbraucherinnen und Verbraucher schon eingeschlagen haben. Die meisten vielleicht auch ohne es zu bemerken. Je höher der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel, desto mehr Fabrik steckt darin.

Allerdings will Willi Kremer-Schillings an diese Zukunft selbst offenbar nicht so gerne glauben, sonst hätte Bauer Willi nicht dieses Buch geschrieben. Das nämlich ist, neben aller wütenden Polemik durchaus auch gegen uns Verbraucherinnen und Verbraucher, dann doch ein Plädoyer fürs Miteinander. Miteinander reden, einander zuhören, durchaus auch einander besuchen.

Es geht darum, die Kluft zwischen den Esserinnen und Essern und den Essenmacherinnen und Essensmachern zu überwinden. Nur wenn wir wieder lernen, wie und unter welchen Bedingungen unsere Lebensmittel entstehen, können wir den Bäuerinnen und Bauern, und damit auch uns, beim Überleben helfen.

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25 Kommentare

  1. Ich finde es interessant, dass immernoch die Verbraucher für zu niedrige Preise von Lebensmitteln verantworlich gemacht werden.

    Natürlich wollen Verbraucher für das Geld, das sie zur Verfügung haben, soviel wie möglich bekommen und kaufen deshalb oft billig statt gut. Selbst konventionelle Landwirte, die sich drüber beschweren, handlen nicht anders. Sie kaufen ihren Dünger auch dort, wo er am billigsten ist.

    Aber die Preise werden nicht von den Verbrauchern gemacht, sondern von den Anbietern und Zwischenhändlern. Kritik sollte sich also an diese richten. Zudem haben viele Bauern oft auch keinen Bock, sich mal Gedanken zu machen, ob sie vielleicht ihre Produkte grundsätzlich anders vermarkten sollten, statt sie an Aufkäufer von Großkonzernen zu verkaufen und deren Preise zu akzeptieren oder sich vielleicht mit anderen zusammen zu schließen, um beispielsweise zu verhindern, das die Aufkäufer die Preise drücken, indem sie die Konkurrenz zwischen den Bauern ausnutzen.

  2. Schön das es noch mal betont wird was „das Vegan“ eigentlich ist. „Fertignahrung“ Convenience-Industriefraß der mit/unter der Hilfe von Chemie und Physik in Fabriken hergestellt wird!

    1. Conveniance Food=Fertignahrung=Fertignahrung=Conveniance Food, egal ob vegan oder konventionell.
      Sie werden lachen, man kann kann Essen sogar vegan aus frischen Lebensmitteln zubereiten.

    2. So ein Unsinn.
      Vegan, Vegetarisch oder Fleisch sind keine Zubereitungsformen sondern die Zutaten.
      Convenience oder beim Wochenmarkt vom Hersteller gekauft und selbst zubereitet kann mit allen Zutaten (siehe oben) kombiniert werden.

    3. Liebes A.F. und lieber Ottono,
      dieses müsstet ihr beiden mal zeigen wie man aus Lupinen Milch herstellt oder wie Haferflocken und Mandeln gemolken werden. Das ganze Veganer Essen ist in der Regel ein hochverarbeitetes Nahrungsmittel. Eure Antworten sind daß Reinste-Bullshit-Bingo; ihr seit Opfer der Lebensmittel Werbung!

      Blau Zuckerwatte mit Schlupfgeschmack ist jedenfalls Veganer, als Fairtrade Schokolade mit extra Maden ; )

  3. Angeblich läge doch alles Schlimme, Zukunftsgefährdende am CO2.

    Ich frage mich, ob jemand schon einmal einfach realisierbare Experimente zu der CO2-Sache gemacht hat. Intelligent geplant und ausgeführt könnte damit einfach und völlig unparteiisch, dafür aber wiederholbar und überall nachvollziehbar, die Frage entschieden werden, ob eine Erhöhung der CO2-Konzentration in der Luft, vom heutigen Niveau ausgehend, überhaupt eine Erwärmung bedingen könnte.

    Meines Wissens wird schon bei der heutigen CO2-Konzentration von einem Kilometer Luftsäule die CO2-aktive Strahlung vollständig absorbiert bzw. umgewandelt. Was soll da eine Erhöhung der CO2-Konzentration noch bewirken? Und die für uns relevante Luftsäule ist 14 km (Höhe der Atmosphäre) lang!

    Witzig ist auch die Bezeichnung „Treibhauseffekt“. Zum einen funktioniert der echte Treibhauseffekt bei Treibhäusern völlig anders. Wesentliches Element ist dabei eine Trennschicht, die Verglasung, die zum einen Luftaustausch verhindert, Wärmestrahlung von außen hereinlässt und zum anderen Wärmestrahlung die im inneren entsteht nach innen zurück reflektiert. Wo bitte ist bei dem angeblichen „Klima-Treibhauseffekt“ diese Trennschicht in der Atmosphäre? Andererseits wird in Treibhäusern CO2 eingesetzt UM DAS PFLANZENWACHSTUM ANZUREGEN. Wer kann denn bitte dagegen etwas haben?

    Wie kann man es schaffen dass bald alle Menschen völligen Unsinn glauben wollen: dass Antigen-Impfungen zu irgend etwas nütze wären oder dass mehr CO2 schlecht für die Welt wäre? Alles was wir essen besteht letztlich aus CO2 aus der Luft. Die Pflanzenmasse baut sich i. W. aus dem CO2 der Luft auf, die Tiere, die diese Pflanzen fressen, nehmen dieses veredelte CO2 auf, und Tiere, die andere Tiere fressen ebenso. Das CO2 ist das wesentlichste Element des Lebens. Und das wird heute verteufelt? Wann wird Wasser verteufelt und alle machen auch noch dabei mit? Oder gar das äußert aggressive Gas Sauerstoff. Muss das nicht des Teufels sein, da es doch Verbrennung unterstützt?

    Bei einer Jugend, die noch nicht einmal versteht (weil es ihnen niemand erklärt und sie es nicht gelernt haben und verhindert wird, durch zahlreiche „Influenzer“, dass sie es lernen), dass das CO2 in der Luft der Grundstoff für uns und unsere Nahrung, also unser Leben ist, erhält jemand der Nahrung produziert keine Achtung. Kein Wunder. Die denken doch, dass Nahrung von Nestle und Kellog’s kommt und von denen „CO2-neutral“ herbeigezaubrt werden würde.
    Das Dilemma dazu ist noch, dass wir tatsächlich etwa ändern müssen – aber nicht das, was Zig-Milliardäre und Großkonzerne behaupten.
    Die heutige „aktivistische“ Jugend ist die „5. Kolonne“ von Davos, sind WEF-Jünger reinsten Wassers – und halten sich für aufmüpfig und rebellisch. Dabei arbeiten sie für die Agenda seniler Kreise und kranker Irrer.

    Ich habe schon einmal bei der lokalen SoLaWi mitgemacht. Ein guter Ansatz – leider noch nicht ausgereift, zumindest hier bei uns.

    1. Ich glaube, nachzufragen wie das mit der Strahlungswirkung von CO2 genau ist, dazu eine wissenschaftliche Erklärung, ist wohl müßig. Der Rest sind die üblichen Schuldzuweisungen an alle, die nicht dem eigenen Weltbild dienlich sind, völlig psychotischer Text.

      Lass mich raten: Bei der solidarischen Landwirtschaft gab es auch Probleme als der feine Herr mit Globalisten, Eike und Anti-Vaxx anfing und die Macher nicht sofort gesprungen sind wie er wollte?

    2. Der erste Absatz ist schon Klasse: “
      Ich frage mich, ob jemand schon einmal einfach realisierbare Experimente zu der CO2-Sache gemacht hat. Intelligent geplant und ausgeführt könnte damit einfach und völlig unparteiisch, dafür aber wiederholbar und überall nachvollziehbar, die Frage entschieden werden, ob eine Erhöhung der CO2-Konzentration in der Luft, vom heutigen Niveau ausgehend, überhaupt eine Erwärmung bedingen könnte.“

      Super Idee: Wir backen uns eine zweite Erde, auf der der CO2-Gehalt konstant gehalten wird. Wenn sich dann die Temperatur nicht erhöht, haben wir den Beweis. Voilá!

      Aber im Ernst: Wenn man von jeglicher wissenschaftlicher Expertise immer noch völlig unbeleckt daherredet, sollte man besser nicht auch noch über „die heutige Jgend“ ablästern.

  4. „Die Überschrift über allem lautet: Wir Bauern können alles. Wir können Naturschutz, wir können Artenschutz, wir können Klimaschutz, wir können Tierwohl.“

    Da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht!

    Der Mann wirft mit Steinen im Glashaus. Ich habe noch keine Bauern getroffen, die Ahnung von Naturschutz oder Artenschutz hätten. Ausnahmen gibt es, wenn sie in beiden Bereichen ausgebildet sind und Profit keine große Rolle spielt oder autodidaktische Einzelgänger etc.

    Die Felder werden meist kilometerweit leer geräumt, damit die großen Landmaschinen mit GPS effektiver sind. Es werden Pestizide ohne Ende eingebracht, damit auch garantiert kein Unkraut oder Ungeziefer mehr im Feld ist. Jede ökologische Nische wird klein gehäckselt. Mittlerweile wird immer mehr Plastik verwendet, um Pflanzen gegen zunehmenden Wetterextreme zu schützen. Alles wird entwässert und gleichzeitig wird mittlerweile, wenn kein Schnee mehr in den Bergen liegt, schon im Frühjahr angefangen mit Grundwasser zu bewässern.

    Wenn man mit den Bauern über Naturschutz redet, haben sie keine Ahnung. Wenn z.B. ein seltener Vogel auf ihrem Acker brütet, den sie noch nicht geschreddert haben, muss ihnen das einer vom Nabu oder einer staatlichen Behörde extra sagen und markieren, damit sie darum herum fahren.

    Offenland- und vor allem Ackerbrüter sind nicht umsonst so gefährdet, die früher Allerweltsvögel waren, wie z.b. Lerchen oder Wildhühner. Wir haben nicht einfach so allein in den letzten 20 Jahren über 80 % der Biomasse der Insekten verloren. Wo intensive Landwirtschaft betrieben wird, geht der Schwund gegen 100 %. Die Zusammenhänge sind klar.

    Bei Weidewirtschaft sieht es nicht besser aus. Die Viehhalter überdüngen und kalken ihre Wiesen. Jede Wiese, die im Herbst sattgrün leuchtet, ist eine Fettwiese, wo der Artenreichtum erfolgreich bekämpft wurde und damit eine mehrfache Mahd möglich, wo eben fast nur noch das Futtergras wächst und teils hunderte andere Pflanzenarten vernichtet wurden. Auch bei Mähwiesen wurden möglichst alle Steine weggeräumt und Feldgehölze abgehackt, damit die Nist- und Nahrungsmöglichkeit für Vögel und Säugetiere vernichtet.

    Weinbauern und einige Obstbauern sind die schlimmsten Pestizid-Sprüher. Auch die hächseln oft zwischen den Rebflächen alles ab. Ob da eine seltene Tier- oder Pflanzenart drin war, ist denen doch egal und sehen die nur als Herd für mögliche Schädlinge für ihre Kulturpflanzen.

    Manche von diesen Spezis hängen dann irgendwo einen Brutkasten auf, wo sich vielleicht eine Vogelart mit sehr niedrigen Ansprüchen einnistet wie z.B. eine Kohlmeise. Die haben zwar auch riesige Einbußen im Bestand und gerade die „Allerweltsvögel“ machen die größten Einbusen bei der Biomasse aus, aber das liegt auch daran, wenn man andere Arten schon praktisch ganz vernichtet hat.

    Naturschützer sind meist auch hoffnungslos illusorisch. Die machen auf eine Gießkanne, wo aus unzähligen Löchern Wasser läuft, einen Flicken drauf oder stecken quasi einen Finger rein in eines der vielen Löcher. Darauf müssen sie dann immer aufpassen, z.B. mit Monitoring, gar Nachzucht oder Nisthilfen, weil das ehemals funktionierende Ökosystem längst zusammengebrochen ist. Meistens sind es solche geförderten Tierarten, die was hermachen für das eigene Image. Dann kommt auch wieder der Tourismus und die Bauern und schmücken sich auch mit dem „Erfolg“.

    Fischerei und Forstwirtschaft lasse ich mal weg, aber ist ähnlich.

    Es müsste ein völliges Umdenken stattfinden. Wer darauf wartet, dass das Andere für ihn machen, der hat auch nicht wirklich vor, das selbst zu machen. Man muss sich z.B. als selbstständiger Landwirt, der eh existenzbedroht ist, nicht gleich auf „bio“ umstellen und erwarten, dass das dann klappt. Es braucht eben jahrelange Erfahrung und Wissen. Experimentieren im Kleinen und viel Beobachtung. Das Meiste davon gab es mal. Wenn ich mit Bauern rede, kennen am Ehsten noch ganz alte Bauern wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Die sind nämlich oft noch mit denen aufgewachsen.

    Klimaschutz können heutige Bauern am Allerwenigsten. Wer in den Bergen wohnt oder vielleicht ein einem Ort mit Wassermangel, merkt wie schnell Klimazonen mittlerweile wandern und wie sich die Vegetation und Tierpopulation ändert. Wenn z.B. ein Habitat früher subalpin war, findet man dort heute kaum mehr typische alpine Arten, weil die Lebensbedingungen für sie nicht mehr passen. Das Artensterben findet auch deshalb statt, weil Pflanzen z.B. zu früh blühen, während ihre Bestäuber noch nicht aus der Winterruhe sind. Oder Zugvögel kommen zu früh oder zu spät, so dass sie selbst verhungern oder nicht genug Insekten finden für ihre Jungen. So gerät immer mehr aus dem Takt und wird zerstört.

    1. *****
      obwohl sehr deprimierend.
      Eben, das merkt man ja an der gesamten Gesellschaft, was die Menschen nicht mehr kennen und erfahren haben, vermissen sie nicht und halten den jetzigen Zustand für normal.

    2. ***** auch von mir.
      Deckt sich mit meinen Erfahrungen. Es gibt aber auch immer weniger Bauern und immer mehr Agrarindustrie mit Anbauflächen und Lohnunternehmen. Das ist auch nicht besser.

    3. @ Magnus
      Noch gibt eine landwirtschaftliche Produktion. Bei der ist es genauso wenig gleichgültig wie in der industriellen Produktion, in wessen Eigentum sich die bewirtschafteten Flächen (Wald, Wiese oder Acker) befionden. Heute bearbeiten selbstständige Landwirtschaftsunternehmer gepachtete Flächen, deren Pacht/Miete dank Cargill, Bill Gates u.a. immer teurer werden. Bewirtschaftet werden die Flächen mit Maschinen, die er bei großen Konzernen „gekauft“ hat mit „Unterstützung“ „seiner“ Bauernbank… Für Saatgut muss immer öfter eine Lizenzgebühr entrichtet werden, weil sich Chemie- und Parmakonzerne die Rechte an den Genen als geistiges Eigentum haben bestätigen lassen und Nachzucht nicht möglich ist.
      Auch in diesem Sektor menschlicher Produktion ist die Eigentumsfrage Grundlage/Kern aller Entscheidungsfragen vor denen Politik, Verwaltungen, Betriebsführungen und die ausgebeuteten Wanderarbeiter stehen und die Endverbraucher. Es lohnt sich auch im landwirtschaftlichen Sektor über Eigentumsverhältnisse nachzudenken, und nicht jeden Lohn-Landmaschinen-Fahrer der durch eine Obstplantage, einen Weinberg oder ein Weizenfeld fährt für einen „Bauern“ zu halten. Wenn über Bauern gesprochen wird, meinen manche einen aus der Bevölkerungsgruppe, deren Vorfahren irgendwann aus der Leibeigenschaft befreit wurden, einige Jahrhunderte später reale Bildungsmöglichkeiten wahrnehmen konnten und gegenwärtig in Ausführung des Willens der Eigentümer Teile der Erdoberfäche nutzen um Grundstoffe für Nahrungsmittel herzustellen.
      Wenn Gemeineigentum und menschliche Arbeitskraft nicht zur Grundlage gemacht werden, steht uns die von Florian Schwinn genannte Nahrungsmittelzukunft bevor: „Und die dritte Entwicklung ist die einer Landwirtschaft ohne Landwirte. Der Weg zum Retortenfleisch und dem Fabrikgemüse, den viele Verbraucherinnen und Verbraucher schon eingeschlagen haben. Die meisten vielleicht auch ohne es zu bemerken. Je höher der Verarbeitungsgrad der Lebensmittel, desto mehr Fabrik steckt darin.“ Am Ende könnte das Recycling organischer Nahrungsmittel über Soylent Green stehen.

  5. Die Beschreibung von derartigen Problemen und Phänomenen kann auf jeden beliebigen Sektor wie Gesundheit, Energie, Wohnen etc. angewandt werden.
    Scheint sich um ein grundsätzliches und systemisches Problem zu handeln, wenn unser Dasein und die Befriedigung exestenzieller Bedürfnisse (und aller anderen) an Märkten handelbar und somit nur Mittel zum (Kap. Selbst)Zweck der Profitmaximierung sind.

  6. Also Bauer Willi, so ist das ja auch nicht was du da alles schreibst! Ich kann mir das Genöle der Bauern bezüglich ihrer Bezahlung nicht mehr anhören. Wo kommen denn die ganzen fetten Schlepper und anderen sündhaft teueren Geräte her? Jetzt sollen es NABU und BUND richten und für bessere Entlohnung sorgen. Gerade die die es am wenigsten können, sollen dafür sorgen? Wäre es nicht eure eigenste Aufgabe sich um bessere Entlohnung zu kümmern? Arbeitnehmer schließen sich in Gewerkschaften zusammen, bei euch sind das vermutlich irgendwelche Verbände. Dafür sind die doch da, sich um euch zu kümmern. Und wenn die nicht spuren, dann müsst ihr die eben mal in den Allerwertesten treten. Oder euren eigen Club aufmachen. Wo ist das Problem?

    Ich habe mir kürzlich die genossenschaftlich organisierte Upland-Molkerei im Nordhessischen angeguckt. Die haben es geschafft mit Top-Qualität, zufriedenen Bauern und ertragreicher Molkerei alle Beteiligten zufrieden zu stellen, inklusive den Natur. Warum können die das und ihr nicht? Die kochen doch auch nur mit Wasser. Vielleicht müsst ihr euch auch mal aus dem allgemeinen Wahnsinn ausklinken und euren eigenen Gedanken folgen. Ihr hängt doch alle am Tropf von irgendwem, seit nicht frei eure eigenen Entscheidungen zu treffen, immer abhängig. Dann wird das auch nichts. Da hilft auch kein Bücherschreiben.

    Beim Lesen des Artikels werde ich den Eindruck nicht los, dass ihr erwartet das immer andere was für euch machen sollen, der Verband, der Özdemir, die EU, der NABU. Mann, nimm dein Schicksal mal selbst in die Hand und nöl hier nicht rum!

    1. In Baden-Württemberg hat die Agrarlobby die grünen Holzkreuze überall aufgestellt und in jedem Dorf Stimmung gemacht gegen das „Volksbegehren Rettet die Bienen“. Es wurden Plakate aufgehängt mit hanebüchenen Pseudoargumenten, die z.B. behaupteten, dass das Reduzieren von Pestizidverbrauch ein Abwandern aller Landwirtschaft nach China bewirken würde. Die Kampagne war so erfolgreich und aggressiv, dass auch der Nabu sich nicht traute das Volksbegehren zu unterstützen und von handwerklichen Fehlern sprach, die man korrigieren müsste. Das Volksbegehren wurde abgeschmettert. Mal ganz abgesehen davon, ob so eine Initiative überhaupt Erfolg hätte gegen eine milliardenschwere Industrie und deren korrupte Vollstrecker, siehe Berlin „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“.

      Manche grüne Holzkreuze stehen heute immer noch, ansonsten hat sich natürlich nichts getan für Naturschutz oder um massenhaftes Artensterben zu stoppen.

      Wie lange ist das schon wieder her? 2 Jahre?

      Danke Bauer Willi – für nichts!
      Du bist genauso wie die Kriegstreiber hier oder andere Kapitalismusbefürworter nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

  7. „Man kann auch konstatieren: Eine Transformation der Landwirtschaft ist nicht gewollt.“ Genau und das ist der Grund: „Es hat aber Konsequenzen, die ihr dem Verbraucher vermitteln müsst. Lebensmittel werden teurer, sehr viel teurer. Vielleicht muss er statt heute 12 %, dann 25 % oder sogar 50 % seines Einkommens dafür ausgeben. So wie früher …“ Das ist in einem kapitalistischen, also existenziell auf Wachstum angewiesenen Wirtschaftssystem ein no go. Das würde ja bedeuten, dass ein beträchtlicher Teil der Kaufkraft, die heute in Freizeit, Gadgets und weiss nicht was fliesst, gebunden würde und führte zu einem markanten Konsumeinbruch und damit, da dieser ca. zwei Drittel an der gesamten Wertschöpfung partizipiert, automatisch zu einer Wirtschaftskrise.

    Mit anderen Worten – Ernährung muss ein Minimum an Kaufkraft verbrauchen, damit andere – und immer neue – Wirtschaftszweige prosperieren können. Und damit das möglich ist, muss die Landwirtschaft immer weiter industralisiert werden, bis zu dem im Artikel erwähnten Verschwinden des Bauern. Aber nicht nur Retortenfleisch und Vergleichbares führen dazu. Schon konventionelle landwirtschaftliche Produktion wird immer weiter ‚rationalisiert‘, in der Praxis hochskaliert, die Einheiten werden immer grösser, der Kapitalbedarf ebenso. Schliesslich greift mehr oder weniger branchenfremdes Kapital zu – das nennt man Investition – und fertig ist die Proletarisierung des Bauern. Fortan ist er Angestellter eines Konzerns, wie der grosse Rest der Bevölkerung auch.

    Kremer-Schillings, den Schilderungen nach ein eher untypischer Bauer, der sich persönlich deutlich von der beruflichen Verhaltensnorm abhebt, in seiner Argumentation aber so tut, als spräche er für den gesamten Berufsstand, fehlt der Blick für die ökonomischen Grundbedingungen. Die verzweifelte Lage, in der sich Bauern befinden und viele unter ihnen zum Aufgeben treibt, kann im gegebenen kapitalistischen Rahmen bestenfalls unter Schönwetterbedingungen – gute ökonomische Lage, politische Stabilität etc. – durch die eine oder andere Änderung regulierender Bedingungen modifiziert, nie aber grundlegend aufgehoben werden. Und bekanntlich leben wir nun in stürmischen Zeiten, weit und breit kein angenehmes Wetter in Sicht.

    Bauern unterlagen bezüglich ihrer gesellschaftlichen Lage schon immer einem markanten Selbstmissverständnis. Heute erkennt man das allenthalben an ihren Standesvertretungen, den Bauernverbänden, deren innige Beziehung zu je nationalen Grosskapital manifest ist. So lange den Mitgliedern dieser Verbände nicht klar wird, dass da nicht ihre interessen vertreten werden, wird sich nichts wesentlich ändern – jedenfalls nicht zum Guten.

    1. Wer oder was ist ein „Bauer“ – nicht historisch gesehen, sondern mit aktuellem Bezug? Ist jemand der infolge der Industriealisierung sein ererbtes Land verpachtet, weil er es nicht mehr bewirtschaftet ein Bauer? Ist ein Demeter-Hof, der sein Grünfutter von einem anderen, weit entfernten Demeterhof bezieht, ein Demeterhof?
      Eine naturbezogene Nahrungsmittelproduktion verlangt Kleinteiligkeit und einen hohen Anteil an menschlicher Arbeit. Auch hier wird entlang der Logik eines Geldes argumentiert, das schon vor Jahrzehnten von der realen Wertschöpfung entkoppelt wurde. Die Kosten der realen Produzenten und die Preise für die Konsumenten haben nur noch am Rande etwas mit dem Wert des Geldes zu tun. Man müsste schon verfolgen, was das Weltwirtschaftsforum so tut, um die aktuellen Vorgänge und ihre wirtschaftlichen Voraussetzungen, Implikationen und Zielsetzungen zu begreifen. Wer denen eine reale Macht zubilligt ist ein Verschwörungstheoretiker. Daran hakt´s.

      1. Hi Christa,
        ein spannendes Thema. Nur kurz. Ich hab eine ganz andere Sicht, wie Landwirtschaft funktionieren kann.
        Die Tiere, die „wir“ essen, müssen schon in der Schule den Kindern oder Kindergarten nahe gebracht werden.
        Dann schau mal die Vertikale Landwirtschaft an. https://www.youtube.com/watch?v=98Dws54Paz4
        So wenig wie möglich notwendige Arbeit.

  8. Angeblich will Bauer Willi ein Miteinander mit den Verbrauchern, die sich angeblich vom Ursprung der Nahrung entfernt hätten, einen Hang zum Billigeinkauf haben, dadurch die Großerzeuger fördern und den Kleinen das Leben schwer machen.
    Wie die Konditionen aussehen, zu denen Willi dieses „Miteinander“ und das bessere Verständnis für die Bauern will, schildert Willi anschaulich anhand seines völligen Unverständnisses für ökologische Belange und an seiner Ignoranz gegenüber geschichtlichen und politischen Hintergründen sowie Fakten der Naturzerstörung durch die Landwirtschaft:
    1. Fakten der Subventionierung der Landwirtschaft und ihrer Naturzerstörung:
    Die deutschen Landwirte (317 700) erhielten 2021 knapp 7 Mrd Euro an Subventionen, wobei 80 % davon von wenigen (ca. 15%) Großbetrieben einkassiert wurden.
    Mit 5,5 Mrd., die ohne Umweltauflagen vergeben wurden, wurden u.a. über 30 000 t Pestizide gekauft, die zusammen mit Kunstdünger und flächenungebundener Tierhaltung Schäden für die Allgemeinheit in der Höhe von 90 Mr. Euro verursacht haben.
    Die Nettoproduktion der deutschen Landwirtschaft betrug 2020 ca. 56 Mrd. Euro.
    Also haben die Schäden, die die Landwirtschaft an Gewässern, an den Böden, an der Artenvielfalt u.a. verursacht und die die Verbraucher bereits jetzt extra u.a. mit höheren Preisen für Trinkwasser bezahlen müssen, um fast das Doppelte überstiegen.
    Sollen das die Kinder, deren Zukunft massiv von dieser multischädlichen Landwirtschaft bedroht ist, in der Schule lernen? Dass man ohne Gifte in den Lebensmitteln und ohne Naturzerstörung nicht leben kann?
    Die Vorschläge der Zukunftskommission könnten also sofort und leicht finanziert werden, wenn diese Subventionen für die Umweltzerstörung und vor allem für die großen Betriebe umgeleitet würden in ein ökologisches Aufbauprogramm.
    Aber mit Ökologie Willi nichts am Hut.
    2. Jedoch: Mit ökologisch einsichtiger Landwirtschaft sind alle Probleme auch von Willi zu lösen:
    Willi beweist mit seinem Glyphosateinsatz, der alles Leben im Boden und auf dem Boden zerstört, dass er von Ökologie keine Ahnung hat und auch nichts davon wissen will. Er will ja, dass die Verbraucher lernen.
    Er soll nichts lernen müssen, damit seine Landwirtschaft rationell abläuft und Früchte aufeinander folgen können, die in früheren Zeiten niemals nacheinander angebaut wurden, weil man die Seuchengefahr kannte.
    Willi bräuchte nur seine Fruchtfolge etwas erweitern, dann bräuchte er kein Glyphosat und auch weiterhin keinen Pflug: Würde er großkörnige Leguminosen (Ackerbohnen, Wicken, Erbsen u.a.) dazwischen anbauen, dann gäbe es keine Nematoden oder andere Probleme und außerdem würde Humus aufgebaut und Stickstoff im Boden angereichert.
    Willi bräuchte auch weniger Kunstdünger und bräuchte gar keine Blühstreifen mehr, um den Verbrauchern zu zeigen, wie aufgeschlossen er für die Insekten ist, denen er vorher mit Glyphosat die Nahrungsgrundlage, die Ackerbegleitflora, Stiefmütterchen, Koronblume usf. genommen hat.
    Und er bräuchte weiter keinen Pflug, weil die Leguminosen den Boden krümelig machen und Humus bilden. Weit mehr, als er mit seinen 30 % bisher geschafft hat.
    Im übrigen ist der Humusaufbau, neben dem Chemieverzicht, die wichtigste Kulturleistung des ökologischen Anbaus. Viele Biobauern haben im Zeitraum von 20 Jahren den Humusgehalt ihrer Böden verdoppelt, also um 100 % gesteigert. Und viele davon haben den Humusgehalt verdreifacht und erzielen damit heute Erträge wie die Kunstdüngerlandwirtschaft. Und dies ohne das betrügerische System des Emissionshandels.
    (Dazu nur nebenbei: Heute ist eine Untersuchung bekannt geworden, wonach 90 % aller durch Freikauf, z.B. durch geförderte Urwaldschutzprojekte erlangten Verschmutzungsrechte nichts bedeuten, keine Minderung. Dem zur Folge stoßen derzeit mehrere tausend deutsche Firmen CO2 aus, ohne dass diese irgendwo anders gemindert würden. Hauptsächlich, man kann dem Flugreisenden sagen, dass er ohne Klimaschädigung reist).
    Da sollte sich über den weiteren Anstieg der Treibhausgase niemand wundern.
    (Für den Deutschland viel mehr verantwortlich ist als bislang angenommen wird. Allein die Landwirtschaft liegt, wg. Kunstdünger, Pestizide und Futter aus Amazonien nicht bei 70 Mio. t sondern wenigstens bei 300 Mio. t. jährlich – weltweit liegt die Landwirtschaft bei ca. 50 % aller Treibhausgase).
    Auch Willi sieht im Humus eine gute Gelegenheit, obwohl heute bereits bekannt ist, dass dafür organische Masse benötigt wird, die derzeit die sog. konventionellen Betriebe immer, weil die Betriebsleiter trotz Subventionen sonst verhungern würden, bis auf die Wurzeln, vom Feld abfahren und zu Geld machen. Außerdem ist derzeit eine stetiger Anstieg der Humusgehalte nur bei den kleineren Biobauern mit und ohne Tiere feststellbar.
    3. Die Vertreter der Bauern schütteln nicht nur Hände,
    sondern sitzen in Aufsichtsräten zahlreicher Agrokonzerne vom Saatgut bis zum Pestizid, vom Futter bis zum Pflug und haben immer dafür gesorgt, dass die Grenzwerte hoch sind und z.B. gentechnisches Soja aus Brasilien ohne Kennzeichnung verfüttert werden darf. Heute kämpfen sie für die Freigabe der Neuen Gentechnik als natürliches Züchtungsverfahren, obwohl dies die Ökosysteme und die ökologische Saatgutzüchtung, Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft unmittelbar im Bestand gefährdet.
    Aber das ist für Willi sicher genauso egal wie die Tatsache, dass es einen „Gesellschaftsvertrag“ zwischen den Gesellschaften und der Landwirtschaft längst gibt, nämlich seit den 50 er Jahren und erneuert 2004 im Lissabon-Vertrag der EU, worin für die Landwirtschat klare Ziele formuliert sind (Rationalisierung, Sicherung Selbstversorgung, Wohlfahrtszuwachs, angemessene Preise), die leider von der Politik seit 40 Jahren nur in Richtung Industrialisierung ausgelegt wurden. Außerdem:
    Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) hat bis heute keine ökologischen Ziele, ist also voll auf Auspowerung der Böden und Ökosysteme für billige Nahrungsmittel ausgerichtet.
    Aber Willi will mit seinem Tunnelblick auf die komplexe Problematik der Naturzerstörung durch die Landwirtschaft für ein hauptsächlich industrielles Wachstum letztlich die Verbraucher für dumm verkaufen und weiterhin hinwegtäuschen über die tatsächlichen Schäden der sog. konventionellen Landwirtschaft und die wirklichen Alternativen, die heute bereits jeder Landwirt hat:
    Warum stellt Willi nicht um auf Ökolandbau, um das Sinnvolle zu machen, was heute jeder Landwirt kann?
    Weil er mit Ökologie und vor allem auch nichts mit Geschichte am Hut hat:
    4. Chemielandwirtschaft wird seit Anfang 20. Jh. (künstliche N-Erzeugung) betrieben und wird dennoch als „konventionelle“, also herkömmliche Landwirtschaft bezeichnet.
    Dies ist einer der größten Treppenwitze der Weltgeschichte, der die wahren Verhältnisse wirklich auf den Kopf stellt.
    Seit dem Neolithikum, also ca. 8000 Jahren, bis Anfang 20. Jh. wurde die Landwirtschaft auf natürlicher Grundlage und mit natürlichen Mitteln betrieben. Vor der Eisenzeit, etwa 0 unserer Zeitrechnung, lagen die Erträge laut Archäobotaniker, bei etwa 40 dt./ha. Dies aufgrund der großen natürlichen Humusauflagen, die z.B. in US-amerikanischen Prärien bei ca. 3 m lagen (und heute auf wenige Zentimeter abgetragen sind), die im vorderen Orient fast verbraucht waren und in Konkurrenz traten mit dem Holzverbrauch für Eisen und Schiffe. Nach der Eisenzeit – römisches Reich ..- sank der Ertrag auf durchschnittlich 3-8 dt/ha, was in Europa bis zu den Preußischen Reformen mit der erweiterten Dreifelderwirtschaft (erweiterte Fruchtfolgen mit Leguminosen) anhielt. Danach wurden über 10 dt, vor allem mit dem Einsatz von Kalk, Guano und Salpeter u.a. N-haltige Dünger erzielt.
    Der Ökolandbau erzielt heute im Schnitt 40 dt/ha Weizen, allein durch das gesteigerte Wissen einerseits und die Förderung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit zum anderen. Er liegt daher nahe bei den ersten Ackerbauern, die von der Gunstlage durch die Natur nach der Eiszeit zehrten – heute ohne Gunstlage, sondern durch intelligente ökobasierte Wirtschaft.
    Tatsächlich haben Landwirtschaft und Verbraucherschaft sich voneinander entfremdet.
    Jedoch: Wer von wem?
    5. Entfremdet doch wohl durch eine Industrialisierung der Landwirtschaft, der jeder gesunde Menschenverstand abgeht, der sie daran hindern könnte, die Nahrung und die Umwelt mit Unmassen von Chemie zu belasten.
    Willi will genau dies: Daran festhalten und den Menschen, die auf natürliche Nahrung pochen, ihren gesunden Menschenverstand trüben. Aber die Menschen pochen darauf, nicht weil sie verblendet sind oder von den Maisäckern und Giftspritzen entfremdet sind, sondern weil sie Menschen sind, die sich ihre Selbständigkeit im Denken und ihr natürliches Gefühl für das was Ungesund ist, bewahrt haben.

    1. Danke für die umfassende Zusammenstellung.
      Die Erdbeeren (Lieblingsfrucht des männlichen Parts in unserem Haushalt) auf ca. 10 m² Gartenfläche, wurden nach einigen Jahren Anbau an der bevorzugten meist besonnten Stelle ohne Kunstdünger bei „Vermehrung“ über Ausläufer immer mickriger. Ei der Daus! Nach einer Pause mit Lupinen, Klee und Konsorten wachsen sie wieder zu ansehnlicher Größe heran und die Würmer freuen sich auch. Im eigenen Kleinstgarten (unserer hat um die 120 m² und ein bisschen Platz zum Grillen braucht man ja auch) denkt man nicht unbedingt an Drei-Felder-Wirtschaft. So richtige Felder hat man ja nicht. Baumärkte und nicht zuletzt die Baywa helfen einem mit den Wundermitteln von Bayer und Konsorten gerne weiter. Mich würde interessieren, wieviel dieser Stoffe auf dem Umweg über öffentliche/gemeinsame Lagerstellen für Abfälle der pflanzenden Freizeitkultur in Boden und Wasser gelangt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Freude der Balkon- und Kleingartenbesitzer am Gärteln das Gegenteil dessen bewirkt, was die Propagandisten „naturnaher“ Freizeitkultur bewirken (wollen?). Professionelles Arbeiten hat seine Vorteile. So ganz grundlos hat Mensch nicht angefangen die Arbeit zu teilen und über größere Bearbeitungsmengen zu rationalisieren. Die Entfremdung hat schon vor sehr langer Zeit begonnen. Nicht erst als sie einer entdeckt hat. Sie lässt sich nur durch gemeinsame Kontrolle und Beschlussfassung in vernünftigen Grenzen halten

  9. Kapitalismus ist ein Scheißsystem konkurrierender Interessen zur Geldvermehrung.
    Der Einzelne soll schult sein weil er alles entscheiden kann. Tierwohl und Ökologie kommen nicht vor.
    K. tut nicht so wie Bauer Willi hofft; er ist enttäuscht von der unsichtbaren Hand und glaubt dennoch an sie.
    Learning’s a Painful Process https://www.youtube.com/watch?v=Dvi6n89JWUY

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