Teller oder Trog

Was wird aus diesem Weizen: das tägliche Brot oder Viehfutter? Bei der Ernte ist das noch nicht absehbar. Das entscheiden der handel und die Mühlenbetriebe. | Foto: Florian Schwinn
Was wird aus diesem Weizen: das tägliche Brot oder Viehfutter? Bei der Ernte ist das noch nicht absehbar. Das entscheiden der handel und die Mühlenbetriebe. | Foto: Florian Schwinn

Schon lange diskutieren wir in Deutschland darüber, wie viele Lebensmitteln wir an Tiere verfüttern, die wir Menschen auch direkt essen könnten. Richtig Fahrt aufgenommen hat die Diskussion aber erst seit dem jüngsten russischen Angriff auf die Ukraine.

Erst als die Weizenexporte von dort blockiert waren, wurde uns klar, wie viele Länder von importiertem Weizen abhängig sind. Und in der Folge dann, wieviel Getreide bei uns im Trog statt auf dem Teller landet. Und wieviel davon anderswo Hunger bekämpfen könnte.

Sechzig Prozent unserer Getreideernte lande im Futtertrog, sagten damals Misereor und Greenpeace. Und das müsse aufhören. Um das gleich vorweg zu sagen: die Zahl ist falsch. Es ist weniger, aber dennoch sehr viel: 53 Prozent. Und die Gegenrede kam ohnehin sofort: Mit dem, was im Futtertrog lande, könne man Menschen nicht ernähren. Es sei minderwertige Qualität, mit der man kein Brot backen könne. Außerdem, tönte der Bauernverband, verhindere die verschärfte Düngeverordnung die Produktion von backfähigem Weizen, weil der unter Stickstoffmangel leide.

Backfähigkeit

Die Ernte ist inzwischen eingefahren und sie ist tatsächlich schlechter als in anderen Jahren. Was eher am fehlenden Niederschlag dieses Jahres liegen dürfte, als am fehlenden Stickstoff aus dem mit Erdgas produzierten Kunstdünger.

Es ist still geworden auf den Äckern und stiller auch in der Diskussion um Teller oder Trog. Damit die richtige Zeit, mal nachzufragen, was dran ist an der ehemals erregt geführten Diskussion.

Erste Frage: Kann man mit dem Getreide backen, mit dem wir Tiere füttern? Die Antwort kam von Greenpeace und sie lautet: Ja! Man kann sogar mit Futterweizen Brot backen. In bewährter Manier trat die Umweltorganisation den Beweis an. Sie kaufte fünf Tonnen Futterweizen der Qualitätsstufe C, ließ sie in einer Mühle mahlen und von einem Bäcker zu Brot backen. Was zu beweisen war, quod erat demonstrandum: Es geht!

"Unsere Wertschätzungskette" nennen die Freien Bäcker diese Grafik auf ihrer Netzseite. Sie haben sich der handwerklichen Bäckerei ohne Zusatzstoffe verschrieben und stehen für Slow Food. | Grafik: Freie Bäcker
„Unsere Wertschätzungskette“ nennen die Freien Bäcker diese Grafik auf ihrer Netzseite. Sie haben sich der handwerklichen Bäckerei ohne Zusatzstoffe verschrieben und stehen für Slow Food. | Grafik: Freie Bäcker

Was sagt die Vorsitzende der „Freien Bäcker“ dazu, die sich der handwerklichen Backkunst ohne Zusatzstoffe verschrieben haben? Anke Kähler sagt: „Ich habe das Brot gesehen. Es ist ein essbares gutes Brot dabei herausgekommen. Aber Brötchen kann man mit diesem Mehl nicht backen.“ Also genau das, was die meisten von uns von einer Bäckerei oder von deren Ableger im Supermarkt jederzeit verlangen. Das geht nicht, denn dazu braucht es mehr Kleber im Mehl. Gemeint ist Klebereiweiß, auch Gluten genannt. Der Kleber hält den Teig zusammen, auch wenn im Inneren die Hefe oder der Sauerteig ausgast und ihn wie erwünscht aufbläht.

Die jüngste Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums weist für Deutschland eine Getreideernte von 39 Millionen Tonnen aus. Davon sind etwas mehr als 21 Millionen Tonnen Weizen. Der teilt sich auf in die offiziellen Qualitäten. Es gibt E-Weizen, A-, B- und C-Weizen. E steht für Elite, A für Qualitätsweizen, B für Brotweizen, C steht für Futter- oder Keksweizen. Und wie misst man den Unterschied dann am Ende – nach der Ernte? Über den Proteingehalt, also die Menge an Eiweiß im Korn. Und genau das ist das Problem

Anke Kähler berichtet, dass sie das schon sehr lange kennt. Schon vor vielen Jahren hat die Bäckermeisterin bei Landwirten Weizen eingekauft, der angeblich zu wenig Protein hatte, um damit backen zu können. Unter dreizehn Prozent taugt er nur noch für Futter, sagen das Bundessortenamt und der Handel. Man könne damit nicht backen.

Und die Bäcker können es doch. „Es kommt auf die Sorte an“, sagt Anke Kähler. Unter den 160 verschiedenen Weizensorten, die wir am Markt haben, gibt es welche, die eine gute Backqualität mitbringen, auch ohne hohen Proteingehalt. „Das hängt an der Genetik der Pflanze.“ Und die lässt sich nicht durch die Bestimmung des Proteingehalts im Korn messen.

Klimaweizen

Seit Jahren sei bekannt, dass die Bewertung der Backfähigkeit des Weizens nicht praxisgerecht ist, sagen die Freien Bäcker. Es wird auch an neuen Methoden geforscht, aber es gibt den überall verfügbaren Schnelltest noch nicht. Vielleicht auch, weil es ihn nicht geben soll.

Im internationalen Handel wird die Qualität des Weizens via Proteingehalt bestimmt. Mehr Protein – höherer Preis. Unter dreizehn Prozent taugt das Getreide angeblich nur noch als Futter. Dabei wird, zumindest bei uns, nur ganz wenig Weizen als Futtergetreide angebaut. Unter zahn Prozent ist dessen Anteil. Über neunzig Prozent des angebauten Weizens, des wichtigsten Korns auf deutschen Äckern, sollen me

"Bestes aus der Natur - auf dem Weg ins Brot", steht auf dem Lastwagen von Gut Rosenkrantz. Leider stimmt der Satz nur für 23 Prozent der Getreideernte in Deutschland. Mehr als die Hälfte landet im Futtertrog. | Foto: Gut Rosenkrantz
„Bestes aus der Natur – auf dem Weg ins Brot“, steht auf dem Lastwagen von Gut Rosenkrantz. Leider stimmt der Satz nur für 23 Prozent der Getreideernte in Deutschland. Mehr als die Hälfte landet im Futtertrog. | Foto: Gut Rosenkrantz

hr werden. Die Bauern wollen mindestens A- oder B-Weizen erzeugen.

Das allerdings gelingt nur sicher, wenn relativ spät in der Entwicklung der Pflanze noch einmal Stickstoff auf den Acker kommt, oder dieser im Boden vorhanden ist, weil vorher die richtige Zwischenfrucht dort gestanden hat. Wenn es dann im späten Frühjahr aber nicht mehr regnet, kann die Pflanze den Stickstoff nicht aufnehmen. Dann entstehen gleich zwei Probleme: Kein A- oder B-Weizen und zu viel Stickstoff im Boden, der dann später irgendwann im Grundwasser oder im Bach landet.

Der Klimawandel hat in den letzten Jahren in Deutschland verbreitet zu Frühjahrstrockenheit geführt. Das macht den Anbau von Qualitätsweizen mit hohem Proteingehalt deutlich schwieriger. Es sei denn, man weicht auf andere Weizensorten aus.

Die Freien Bäcker beteiligen sich gerade an einem Feldversuch, der nicht mehr mit einzelnen Sorten experimentiert, sondern mit einer ganzen Weizenfamilie. Auf dem Feld stehen dann verschiedene Weizen, die nah miteinander verwandt sind, aber nicht identisch. Mit der höheren genetischen Diversität versucht man, ein resilienteres Weizenfeld zu erzeugen, das mit Klimaschwankungen besser umgehen kann.

Kleberqualität

Schon jetzt besser umgehen mit schwankenden Qualitäten beim Weizen können die Bios. Gut Rosenkrantz zum Beispiel, eine große „Handelsgesellschaft für Naturprodukte“ und Biomühle in Neumünster, verlässt sich nicht auf den Proteingehalt beim Weizen. Hier wird die Kleberqualität gemessen. Aus den Getreideproben wird der Gluten geholt und auf Festigkeit und Viskosität geprüft.

Ortger Weidlich von Gut Rosenkrantz sagt, dass es nicht nur auf die Menge des Klebers im Mehl ankomme, sondern auch auf dessen Qualität: „Es kann viel Kleber drin sein, wenn der aber kurz und rissig ist, kann der Bäcker damit nicht viel anfangen.“ Deshalb wird bei Rosenkrantz der sogenannte Glutenindex ermittelt. Überhaupt ist viel Laborarbeit angesagt bei den Biomühlen, bevor Getreide eingekauft und zum Rohstoff für Mehle verschiedener Qualitäten gemischt wird.

Die Diskussion ob das Getreide auf dem Teller oder im Futtertrog landet, ist im Biobereich nicht wichtig, sagt Louisa von Münchhausen vom Gut Rosenkrantz. Die Bauern wollen Qualitätsweizen produzieren und sie schaffen das auch. | Foto: Gut Rosenkrantz
Die Diskussion ob das Getreide auf dem Teller oder im Futtertrog landet, ist im Biobereich nicht wichtig, sagt Louisa von Münchhausen vom Gut Rosenkrantz. Die Bauern wollen Qualitätsweizen produzieren und sie schaffen das auch. | Foto: Gut Rosenkrantz

Warum aber können sich die Biomühlen ihre Rohstoffe genauer anschauen als die konventionellen? Anke Kähler von den Freien Bäckern sagt, das liege daran, dass im Biobereich meist vor Ort bei den Bauern oder den Erzeugergemeinschaften Proben gezogen werden und der Handel erst später zustande kommt.

Bei den konventionellen Händlern oder Mühlenbetrieben stünden in der Erntezeit die Lastwagen vor der Tür Schlange und es müsse einen Schnelltest geben. Dass der derzeitige, der allein den Proteingehalt misst, nicht tauge, um die Qualität des Getreides wirklich zu bestimmen, sei der ganzen Branche seit langem bekannt. Es gäbe aber noch keine Alternative.

Und so lange es die nicht gibt, kann man immer leicht behaupten, die oder jene Partie Weizen tauge nicht zum Backen und müsse also in den Trog oder zum Biodiesel oder in die Stärkeproduktion. Auch wenn das Gegenteil längst bewiesen ist. Aber eben nicht mit dieser oder jener Partei Weizen …

„Im Biobereich“, sagt Louisa von Münchhausen von Gut Rosenkrantz, „gibt es die Diskussion um Teller oder Trog weniger. Die Preisunterschiede zwischen Futter- und Brotgetreide sind so groß, dass der Anreiz immer da ist, Brotweizen zu produzieren.“ Und da die Labortests differenzierter sind, stellt sich das am Ende für die Bäuerinnen und Bauern auch differenzierter dar. Entsprechend bietet die Mühle den Bäckereien auch diverse Mehlqualitäten an. Mit genauen Angaben über Proteingehalt und Kleberqualität. Das muss auch sein, weil bei den Biobäckern, zumal bei denen, die den Anbauverbänden angehören, die Zugabe von technischen Enzymen und vielen anderen Backmitteln verboten ist.

Backstube

Bei einem Besuch in der Backstube der Bäckerei, deren Brot ich häufig esse, wird das alles noch einmal komplizierter. Und vor allem wird der Unterschied zwischen konventionellen und biologischen Backwaren deutlich. Das „rösche“ Großbrötchen, für das viel Kleber und viel Treibmittel im Teig sein muss, das gibt es hier bei den „Joldelundern“ in Nordfriesland nicht. Das ist ohne technische Hilfsstoffe nicht herstellbar. Und die Kundinnen und Kunden des Biobäckers erwarten das auch nicht. „Hoffentlich“, sagt Daniel Lorenzen, einer der beiden Söhne der Bäckerfamilie, die in den Betrieb eingestiegen sind.

„Wir haben ganz andere Probleme“, sagt Vater Gerd Lorenzen. Zum Beispiel beim Dinkel, der ja auch eine Weizenart ist. „Der backt gerne sehr trocken, so dass die Krume des Brotes dann bröselt.“ Was sie nicht soll. „Wir wollen ja eine butterstreichfähige Oberfläche.“ Was macht der Bäcker in einem solchen Fall? „Wir stellen dann zum Beispiel ein Kochstück her, das wir dem Teig beimischen.“

Auf den Mehlsäcken die Brüder Jasper und Daniel Lorenzen, daneben Mutter Heidi und Vater Gerhard von der Joldelunder Bäckerei. | Foto: Joldelunder
Auf den Mehlsäcken die Brüder Jasper und Daniel Lorenzen, daneben Mutter Heidi und Vater Gerhard von der Joldelunder Bäckerei. | Foto: Joldelunder

Dafür wird ein kleiner Teil des Mehls in viel Wasser gegeben und dann unter stetigem Rühren aufgekocht, bis eine puddingartige Masse entstanden ist. Wasser wird auf diese Weise fast schnittfest gemacht. Am Ende bringt das dem Brotteig die nötige Feuchtigkeit.

Auch sonst können die Bäcker in Joldelund mit verschiedenen Mehlqualitäten differenziert umgehen. Dieses Jahr zum Beispiel, als das Mehl aus der neuen Ernte angeliefert wurde, da war das auch bitter nötig. Die Trockenheit auf den Äckern schlug in die Backstube durch.

„Das höre ich schon, wenn die Knetmaschine den Teig bearbeitet: Die Qualität ist deutlich schlechter als in den vergangenen Jahren“, sagt Daniel Lorenzen. „Wir brauchen dann schon mal zwei Wochen und ein paar Tricks, bis die Ergebnisse wieder so sind wie zuvor. Dann ist aber jeder in der Backstube sensibilisiert und weiß, dass der Teig jetzt nicht mehr viel verzeiht.“

Dass der Bäcker dem Teig beim Kneten anhört, wie es ihm geht, habe ich in Joldelund gelernt. Ob man das wohl in der Meisterschule lernt? Vielleicht muss man dafür eher als Geselle drei Jahre und einen Tag auf die Walz gehen, wie das Daniel Lorenzen gemacht hat.

Sein Bruder Jasper erzählt von einem Sensibelchen von Brot, das die Bäckerfamilie im vergangenen Winter entwickelt hat: ein Weizen-Sauerteigbrot. Der Teig dazu darf vor dem Backen dreißig Stunden im Gärkörbchen gehen. „Und“, sagt Jasper Lorenzen, „wenn der danach mit groben Händen angefasst wird, sackt der sofort zusammen und wird zum Backstein.“ Ganz vorsichtig müsse der Teigling aus dem zuvor besonders gut bemehlten Gärkörbchen geklopft werden. Und der Teig dazu müsse auch tatsächlich ausreichend Kleber haben, sonst wird das nicht so „fluffig“, wie es sein soll.

Da ist der Feuchtkleber, den Gut Rosenkrantz beim Einkaufen des Korns extra prüft, dann doch vonnöten, wenn es um Spezialitäten aus der Backstube geht.

Das geht dann eben doch nicht mit Futterweizen der Kategorie C. Die ja aber auch fast kein Landwirt in Deutschland bewusst anbaut. Nur der Protein-Schnelltest macht am Ende aus Backweizen Futtergetreide oder Rohstoff für Stärke und Biosprit. Diese Testmethode sollte wohl dringend durch eine praxistauglichere ersetzt werden, damit wir wirklich wissen, was Tierfutter ist und was für die menschliche Ernährung taugt.

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21 Kommentare

  1. Hauptsache daß es keine Einschränkungen beim Biokraftstoff, Biosprit und dem Biogas gibt! Die Versorgung mit Vollwertiger Nahrung für die Edel-Eliten ist ja bestens gesichert!!

    Schöne Feiertage!!! Und ein Gedicht darf natürlich nicht fehlen :

    Mit Luzifer’s Erkenntnis !!!!

    Edel sei der Mensch,
    Hilfreich und gut!
    Denn das allein
    Unterscheidet ihn
    Von allen Wesen,
    Die wir kennen.

    Heil den unbekannten
    Höhern Wesen,
    Die wir ahnen!
    Ihnen gleiche der Mensch!
    Sein Beispiel lehr’ uns
    Jene glauben.

    Denn unfühlend
    Ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    Über Bös’ und Gute,
    Und dem Verbrecher
    Glänzen, wie dem Besten
    Der Mond und die Sterne.

    Wind und Ströme,
    Donner und Hagel
    Rauschen ihren Weg
    Und ergreifen
    Vorüber eilend
    Einen um den andern.

    Auch so das Glück
    Tappt unter die Menge,
    Faßt bald des Knaben
    Lockige Unschuld,
    Bald auch den kahlen
    Schuldigen Scheitel.

    Nach ewigen, ehrnen,
    Großen Gesetzen
    Müssen wir alle
    Unseres Daseins
    Kreise vollenden.

    Nur allein der Mensch
    Vermag das Unmögliche:
    Er unterscheidet,
    Wählet und richtet;
    Er kann dem Augenblick
    Dauer verleihen.

    Er allein darf
    Den Guten lohnen,
    Den Bösen strafen,
    Heilen und retten,
    Alles Irrende, Schweifende
    Nützlich verbinden.

    Und wir verehren
    Die Unsterblichen,
    Als wären sie Menschen,
    Täten im Großen,
    Was der Beste im Kleinen
    Tut oder möchte.

    Der edle Mensch
    Sei hilfreich und gut!
    Unermüdet schaff’ er
    Das Nützliche, Rechte,
    Sei uns ein Vorbild
    Jener geahneten Wesen!!!!!

    1. Versteh ich jetzt nicht. was Ernährung mit Moral zu tun hat. Jedes Lebewesen nimmt das zu sich, was zu seinem Stoffwechsel passt und in der Klima- oder Vegetationszone am besten wächst und erreichbar ist, wo es lebt, oder etwa nicht? Vorausgesetzt es steht ihm zur Verfügung und wird ihm von den wirtschaftlich Mächtigen nicht vorenthalten. Jedenfalls ist mir bis jetzt kein Zoo bekannt geworden, der seine Tiger vegan ernährt.

      1. Liebe Christa,
        daß Gedicht ist eigentlich ganz Geheim von einem Illuminati Aufgeschrieben worden!

        Die Erleuchteten können es bis zum Weihnachtsfest fehlerfrei Aufsagen und bekommen dafür Reichliche-Garben. Die Dunkel-Moralisten bekommen nur Kain und Abel!

        Glück und Freiheit ?

  2. Als älterer Mensch der seit 4 bis 5 Jahren das Brot für den eigenen Haushalt (Erfahrung im Umgang mit Weizen, Dinkel, Roggen vom Vollkorn bis zum höchst ausgemahlenen) selbst bäckt kann ich ganz klar sagen: Aus Getreide kann man Brot backen. Nach Möglichkeit gesäuertes, weil es sich besser hält. Von meiner Mutter habe ich gehört, dass man nur eines nicht vergessen darf – das Salz. Ungesalzenes Brot zu essen, sei eine Strafe. Sie habe diese Strafe einmal erleiden müssen, weil sie während ihrer Zeit in der Berufsschule für ländliche Hauswirtschaft das Brot essen musste, bei dem sie das Salz vergessen hatte. Nachdem ich das Salz noch nie vergessen habe kann ich sagen: Auch katastrophal misslungenes Brot ist essbar und sättigt. Bevor ich es leidlich konnte, habe ich (haben wir) oft misslungenes Brot gegessen. Meine persönliche Losung: „Wer jeden Tag genug zu essen hat, lebt leidlich gesund.“ stammt aus dieser Zeit.

    1. Und beim Brotbacken nie einen Anteil von Weizenmehl vergessen.
      Es gibt immer wieder Leute, die es besonders gut meinen und aus reinem Vollkornmehl Brot zu backen versuchen.
      Heraus kommen dabei Ziegelsteine, weil im Vollkorn ( Roggen z.B. ) der Anteil vom Klebereiweiß fast null ist.
      Der Teig hält ohne Klebereiweiß die Lufteinschlüsse der Triebmittel ( Hefe, Backpulver, Sauerteig ) nicht.

      Ihr könnt das zuhaus üben bevor ihr in irgendwelchen Hofgemeinschaften aufschlagt und den Öko in euch ausleben möchtet !

      Keine warmen Ziegel mehr !

      1. Ist das nicht einfach Geschmackssache? Es gibt Menschen, die Mischbrote nicht mögen, aber sehr gerne zum Frühstück ein reines Dinkelbrot essen und – gerade wegen des Unterschieds in Geschmack und Konsistenz – ein reines Roggenbrot. Meinem Mann zuliebe backe ich fast immer Roggen und Dinkel gemischt im Verhältnis 7:3. Das schmeckt herzhaft und geht mehr auf als reines Roggenbrot. Es bricht doch niemandem ein Zacken aus der Krone, der nicht tagtäglich zu 100 % das bekommt, was er zu brauchen glaubt, oder? Im Supermarkt sehe ich jedenfalls sehr selten, dass jemand ein Etkett liest, um nachzuzuschauen was er noch alles so bekommt, zusätzlich zu dem was auf Glas, Dose oder Tüte groß als Inhalt steht. Also scheint es den Leuten ziemlich egal zu sein, was sie in sich hineinstopfen.
        Warmes Brot veträgt übrigens keineswegs jeder. Gleich obs warme Ziegel oder warme Brötchen sind. Brot ist Brot – und ohne geballte Kohlenhydrate ist es schwierig den kalorischen Bedarf zu decken. Auch Büromenschen haben einen solchen, denn nicht nur Muskeln brauchen Energie. Schon das faule Überleben geht nicht ohne.

  3. Menschen sind leicht manipulierbar – das gilt besonders, wenn es um die Dinge geht, die er in sich hineinschaufelt bzw. hineinkippt. Ob nun Brot, Fleisch, Fisch oder Bier, Wein oder „Mineralwasser“ ….. usw.

    Es gibt niemanden, der nicht isst und trinkt, aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzen wissen, und denen ist es meist egal ob es nun „Bio“ war, wenn es einfach nur gut geschmeckt hat – und der Preis ihn nicht verärgert hat.

  4. Was der dunkel-schwarz-braune Bauerverband sagt, sollte man nie für bare Münze nehmen. Das sind Lobbyisten der Agrochemie und von vorgestern.

    Von wegen Tierfutter:

    Eine besondere Sauerei ist die Tatsache, dass Fangflotten dem sogenannten Tobiasfisch nachstellen und diesen zu Tierfutter verarbeiten.
    Diese Fische werden getrocknet und zu Hühnerfutter gemahlen.
    Er spielt als Speisefisch keine Rolle aber als Nahrungsfisch für beispielsweise den Dorsch in der Ostsee. Die Dorschbestände der Ostsee sind auch deshalb eingebrochen. Der kleine Ein-Kutter-Betrieb ist Geschichte. Die Fischer müssen aufgeben.

  5. Wir produzieren tierische Erzeugnisse für den Export und das macht unsere Umwelt kaputt, weil wir dafür Kraftfutter aus Brasilien einkaufen, die Gülle aber bei uns bleibt. Das heißt, die Biomasse aus Brasilien verseucht europäische Böden, damit China billiges Schweinefleisch bekommt.

    1. Standard-Schweinefleisch wird sicher nicht wesentlich nach China exportiert, wenn die Marktkräfte walten können. In China kann kostengünstiger produziert werden und deshalb erübrigt sich eine solche Analyse.
      Der Selbstversorgungsgrad ist in den Niederlanden wesentlich höher als in der BRD.
      In Deutschland ist, zumindest war, aber die Schlachtung wesentlich billiger, was aber „kararischen“ Verhältnissen in der Schlachtbranche geschuldet ist.
      Aber freies Unternehmertum in Form von Werkvertragsarbeitern ist kapitalistischer als dessen Wohlstandsversprechen auch an die Peripherie.

      1. Wenn die marinierten Bauchlappen nicht bei ALDI verhökert werden und nicht in China, dann gehen die nach Indien ( 1,4 Mrd. Inder ).
        Mit wachdendem Wohlstand wächst der Fleischkonsum immer mit.

        Auch die Grünen werden die Mastbetriebe und alle Tönniesse deshalb nicht schließen.

    2. So ist das. Die Gülle wird inzwischen in Nachbarländern als Sondermüll entsorgt.
      Das bliebe so, auch wenn 82 Mio. Bundesbürger zu Veganern würden, denn der Fleischkonsum der ca. 1500 Mio. Chinesen steigt.

      Warum hauen die Bauern dann noch immer Kunstdünger auf die Felder statt Gülle ?
      Kunstdünger braucht zur Produktion Unmengen von Wasserstoff, der alles andere als grün entsteht, zur Herstellung von Ammoniak als Basis.
      Warum nimmt niemand die Gülle dafür ?
      Woher nehmen Frau Bärlauch und Herr Habeck den grünen Wasserstoff zur Herstellung von Kunstdünger ?

      Gute Fragen, nä ?“

      Die schlechten kommen später !

      1. Gülle und Sondermüll?
        Gülle ist ein wertvoller Pflanzennährstoff und wird von Ackerbaubetrieben gerne nachgefragt und entsprechend bezahlt.
        In Schweinemast-Clustern gibt es aber relativ zu wenig Ackerbaubetriebe, weshalb die Gülle auf die Reise geschickt wird.
        Viele Ackerbauern ohne Tierhaltung würden gerne einen Teil des Kunstdüngers durch Gülle ersetzen.

  6. Schon wieder so eine Scheindiskussion, niemand sagt ernsthaft, man solle das Futtergetreide verwenden zum Brotbacken, sondern das Land für menschliche Nahrungsmittel verwenden oder einfach Natur sein lassen. Denn wenn man nicht erst den Umweg über die Tiere macht, und zwar explizit die Milliarden gequälte Kreaturen in der Massentierhaltung, dann braucht man weniger Land um die Bevölkerung zu ernähren und muss nicht immer weiter Wälder abholzen entweder für Futtergetreide oder für südamerikanische Viehweiden.

    1. Es könnte ein Gerücht sein, dass wir ohne M a s s e n tierhaltung und z. B. mit Drei-Felder-Wirtschaft verhungern müssten. Ein zweckmäßiges Gerücht, denn wenn die Nahrungsmittel im Vergleich zu anderen Gütern zu teuer wären, könnte man sich ja den ganzen Tinnef nicht leisten, mit dem man – bezogen auf die Jahreszeit – alljährlich neu über den Tisch gezogen wird.

  7. Anfangs der 90er wollte der neue US-Botschafter in Tadschikistan, ein übliches Arschl… von der CIA, den Getreideimport aus Turkmenistan, die einzige Quelle für Brot, also Futtergetreide, entgegen den bisherigen Machtstrukturen seinen Günstlingen zuzuschanzen, auch gegen die Ratschläge seiner Unterstellten. Von diesem Brot lebte das ganze Volk, die Aufgabe der Großmütter war, den Sommer über massenhaft Brot und in Säcken lagernd zu trocknen für den Winter. Die Warnung, sein toter Hund an der Türklinke, ignorierte er, bis bei seinem sonntäglichen Sonnenbad eine Handgranate im Garten explodierte. Am gleichen Tag hatte er es plötzlich eilig, nach Washington zu fliegen und ward nimmer gesehen.
    Bisher war nichts zum Ursprung der Massentierhaltung zu lesen, die ja der Ausgangspunkt der Misere sein dürfte. Ein großer Teil des produzierten Fleisches ist nach Gerüchten überhaupt nicht für den direkten menschlichen Verbrauch bestimmt, sondern für Zusätze in andere Lebensmittel, Brot, Getränke, Backmischungen. Die Diskussion liegt hier auf der falschen Annahme, dass die wachsende Bevölkerung schuld an der Massentierhaltung sei. Diese Praxis ist eher dem Ziel kapitalistischer Produktionsweise geschuldet, Profite, hier ohne Nutzen für die Verbraucher durch Einsparungen der Grundstoffe zu generieren.

    1. Die Diskussion zur Ernährung ist eine hochgradig ideologische. Der Zusammenhang zwischen Hunger und Krieg wird so gut wie nie erwähnt. Der Zusammenhang zwischen Notwendigkeiten des menschlichen Stoffwechsels und der menschgemäßen Auswahl von Nahrungsmitteln wird kaum in den Blick genommen. Alle reden von artgerechter Ernährung. Nur die Gattung Mensch wird dabei immer ausgeblendet. Die Debatte ist weitgehend von kulturellen Gewohnheiten bestimmt. Vor einiger Zeit habe ich des Spaßes halber durchgerechnet wieviel Regenwald dran glauben müsste, würde man den Eiweißbedarf der Menschheit über Soja decken wollen und wieviele Kohlehydrate man in Asien aus den Bohnen wäscht, um veganen Käse (Bohnenquark) herzustellen. Vom Wasserverbrauch und der Energie fürs Auswaschen gar nicht zu reden.
      Sie schreiben “ Die Diskussion liegt hier auf der falschen Annahme, dass die wachsende Bevölkerung schuld an der Massentierhaltung sei. Diese Praxis ist eher dem Ziel kapitalistischer Produktionsweise geschuldet, Profite, hier ohne Nutzen für die Verbraucher durch Einsparungen der Grundstoffe zu generieren.“. Das dürfte des Pudels Kern sein. Anbauversuche lokaler Gemeinschaften in Ländern mit noch sehr hohen Bevölkerungszuwächsen zeigen oft, dass auch unter ungünstigen Bedingungen alle möglichen Formen von Erde bei angemessenen naturnahen Anbautechniken die Ernährung sichern können. Aber wer hätte etwas davon? Was auf dem Land wächst und an wen verkauft wird bestimmen inzwischen Bill Gates, Cargill, United Fruit und Konsorten. Meine Annahme: Viele Menschen mit einem kapitalistisch-proletarischen Hintergrund, halten die Rede von der Sicherung der Ernährung durch die Sicherung der Profite für wahr.
      Warum es besser, „menschenwürdiger“ sein soll 40, demnächst wieder 48, vielleicht auch 60 Stunden in der Woche zu arbeiten um die Profite zu sichern, statt gemeinsam eine angemessene Fläche zu bearbeiten, das habe ich noch nie begriffen. Der Witz ist bekannt: „Wenn sie tüchtig arbeiten um noch ein Boot zu kaufen, dann noch eines … dann können sie sich in 20 Jahren in die Sonne legen!.“ – „Und was tu ich jetzt?“ Dass uns der Fortschritt über die Mühen der Ausbeutung eines Tages ins Schlaraffenland führt, glaube ich nicht.

  8. Wenn man nach kapitalistischen Kriterien möglichst kostenextensiv produzieren will, braucht man standardisierte Qualität, die sich ohne viel Federlesens und Zeit einfach in den Produktionsprozess integrieren lässt.

    Herumtändeleien, wie sie oben beschrieben sind, führen zum Rauswurf aus dem Massenmarkt.
    Manufakturmäßig kann man sich Marktnischen bei entsprechend Kaufkräftigen und -willigen erschließen. Das ist aber nicht das Standardrezept für eine allgemeine Vorgehensweise unter kapitalistischen Verwertungsbedingungen.
    Und solange Wohlstand in Einkommensgrößen und Konsummöglichkeiten gemessen wird, dürfte hierbei auch keine substanzielle Änderung einsetzen.

    1. Die übliche Messung des Wohlstandes in Einkommensgrößen vernachlässigt – mit Ausnahme von Zeitspannen für die Feststellung statistischer Durchschnittswerte – den Faktor Zeit. Dieser Faktor fließt nicht allein in den Lohn ein, sondern auch in die Frage der Langlebigkeit von Gütern. Deshalb habe ich gegen den Massenmarkt einiges einzuwenden.
      Die Standardisierung wirkt sich in erster Linie zugunsten der Profiteure aus, nicht zu Gunsten der Konsumenten. Es sei denn, die Standardisierung schließt den Aspekt der Langlebigkeit von Gütern mit ein. (Das Rührgerät R 28, dessen Westvariante meine Mutter in den Sechzigern bei der „Quelle“ erstanden hatte, hat nach ihrem Tod in meinem Haushalt noch Jahre seinen Dienst getan. Summa summarum etwa 30 Jahre + x in 2 Haushalten in denen täglich für 3 + x Personen gekocht und eingekocht wurde.) Das ist meine Einschätzung, die hauptsächlich auf persönliche Erfahrungen in der Verarbeitung von Nahrungsmitteln zurückgreift und auf die Langlebigkeit von Bekleidung und Schuhen. Zur Rolle der Mode hat sich Georg Simmel aus soziologischer Sicht ausführlich genug ausgelassen. Seinen Ausführungen wäre aus der Sicht der heutigen „Kreativität“ kapitalistischen Designs als Konsummotor zur Generierung von Profit in Verbindung mit immensem Rohstoffverschleiß einiges hinzuzufügen.
      Der Slogan „Luxus für alle“ steht jedenfalls aus meiner Sicht nicht für Befreiung der Vielen, sondern für den Profit der Wenigen.

      1. Hinzu kommt die Werbung für das immer Neuere, Bessere.
        Die Werbung ist eine einzige Geldvernichtungsmaschinerie.
        Das Geld für Werbung wurde letztendlich durch menschliche Arbeit erwirtschaftet um sang-, und klanglos in der Tonne zu landen.

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