Wie kauft man eigentlich klimabewusst gesundes Obst ein, wenn es das bei uns gerade gar nicht gibt? Im zeitigen Frühjahr, wenn vom hiesigen Obst kaum die Blüten zu sehen sind. Wo bleibt dann das Mantra von den regionalen Lebensmitteln?
Im Supermarkt und im Bioladen gibt es Äpfel aus regionalem Anbau. Die aber sind nun schon monatelang in technisch produzierter Kühlatmosphäre gelagert und tragen einen ähnlichen CO2-Rucksack wie die importierten.
Dazu habe ich hier im Blog schon einiges gesagt. Aber um Äpfel geht es wohl den wenigsten, die jetzt einkaufen. In der bei uns dunklen Jahreszeit sind die Früchte aus dem globalen Süden besonders gefragt. Was eigentlich passt, denn zumindest die Orangen und Avocados sind dann auch reif. Dennoch verkauft uns der Handel gerade jetzt unreife Früchte, die oft auch noch chemisch behandelt und unfair gehandelt sind. Das zumindest können wir ändern – durch direkten Einkauf bei den Bauernfamilien.
Hofladen weltweit
Direkt vom Hof in Griechenland oder Spanien, oder auch Afrika, in die Kiste und per Post zu uns? Das geht. Wir können bei den Bäuerinnen und Bauern im Süden kaufen und es kommt dann eine Kiste voller Orangen, Clementinen, Ananas oder Avocados, die tatsächlich für uns geerntet sind. Der große Unterschied für uns: Die Früchte sind unbehandelte Bioqualität und sie sind reif, wenn sie geerntet werden. Das schmeckt man. Der große Unterschied für die Bauern: Es gibt feste Abnehmer und feste Preise. Und sie müssen keine Früchte mehr wegwerfen, weil sie nicht nach Supermarkt aussehen. Das sichert Zukunft.
Begonnen hat das Ganze vor fast fünfzig Jahren. 1973 taten sich in der Schweiz die „Bananenfrauen“ zusammen, um im globalen Handel für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Warum kostet eine Kiste Bananen aus Übersee weniger als eine Kiste Schweizer Äpfel, hatten sie sich gefragt. In den 1980er Jahren gründeten sie die Arbeitsgemeinschaft Gerechter Bananenhandel – gebana. Etwa zur gleichen Zeit entstand in Deutschland aus der Solidaritätsbewegung, die die Revolution in Nicaragua unterstützte, die erste unabhängige Fairtrade-Organisation BanaFair. Auch da ging es um Bananen. Während sich BanaFair als Händler positionierte, der die Supermärkte mit fair gehandelten Bananen beliefert, hat sich gebana nach einigen Umwegen auf Direktvermarktung spezialisiert.
Über die Zürcher gebana AG können wir derzeit im deutschen Online-Shop direkt bei bäuerlichen Betrieben in Griechenland Clementinen, Orangen oder Grapefruits bestellen. Oder in der Türkei getrocknete Aprikosen, in Tunesien Datteln, in der Dominikanischen Republik Bananen, in Italien Tomaten-Passata. Alles bio, versteht sich. „Weltweit ab Hof“ ist das Motto von gebana.
Und der klimaschädliche Transport? Es kommt darauf an, wie man ihn organisiert. Wenn nicht geflogen wird und die Schiffe langsam fahren, sinkt der CO2-Rucksack beträchtlich. Das hat mir schon vor über zehn Jahren der Nachhaltigkeitsbeauftragte einer großen Kaffeemarke erklärt. Die charterte damals schon ganze Schiffe, damit sie bestimmen konnte, dass die Schiffe keine Terminware an Bord haben und langsamer fahren. Was zwei Drittel des Treibstoffs einspart.
Kunde nicht König
Wenn wir nun also im Winter und im zeitigen Frühjahr Südfrüchte kaufen wollen – was tun wir dann? Wir klicken im Online-Shop zum Beispiel auf Orangen, können dann wählen, wann sie geliefert werden sollen – und stellen fest: Oh, die haben wir gar nicht zum gewünschten Termin – sagen wir an Weihnachten. Die kommen frühestens im Januar.
„Ja“, sagt Sandra Dütschler, die Kommunikationschefin von gebana in Zürich, „das liegt daran, dass die Früchte geerntet werden, wenn sie reif sind.“ Und dann erzählt sie eine Anekdote aus der Schweiz. Dort ist der Nikolaustag ein wichtiges Fest und die Verbraucherinnen und Verbraucher sind so konditioniert, dass es zu diesem Festtag unbedingt Clementinen geben muss. „Dann rufen sie an und fragen, wo ihre Clementinen bleiben. Die sind aber halt nicht jedes Jahr pünktlich zum Nikolaustag reif. Und das müssen die Konsumenten dann halt lernen. Wir sagen ja auch: Wir ändern die Regeln des Handels! Und eine dieser Regeln ist, dass eben nicht alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Üblicherweise heißt es ja immer: Der Kunde ist König, und man macht alles, was der Kunde will. Wir sagen: Nein, die Natur ist Königin. Die Kundin kann gar nicht Königin sein, weil sie ja gar nicht weiß, wann in Griechenland die Clementinen oder die Orangen reif sind und wann sie also bei ihr sein können. Wir betrügen die Konsumenten aber auch nicht, indem wir ihnen unreife Früchte liefern.“
Wir Supermarktkunden sind allerdings anders erzogen. Wir können ab Herbst jederzeit angeblich frische Orangen kaufen, mit makelloser Schale in leuchtendem Orangegelb. Was die wenigsten von uns wissen: Wie diese Orangen zugerichtet wurden. Sie werden geerntet, wenn sie noch gar nicht reif sind, weil sich unreife Früchte ohne Zeitdruck transportieren lassen und sie in Klimakammern für den Einzelhandel passgenau nachgereift werden können. Zuerst werden sie nach Größe und Schönheit sortiert. Etwa ein Drittel der Ernte wird aussortiert, weil die Früchte nicht so aussehen, wie der Lebensmittelhandel das will. Nach der unsanften Behandlung in der Klimakammer werden noch einmal die aussortiert, die dadurch Schaden genommen haben. Und der Rest kommt dann in ein Seifenbad, wird mit Fungiziden gegen Pilzbefall behandelt und anschließend mit einer Wachsschicht versehen.
Wie gewachsen
Wer einmal Orangen am Baum gesehen hat, sollte wissen, dass die Orangen in der Realität anders aussehen als die im Supermarkt. Sie sind unterschiedlich groß, unterschiedlich gefärbt und haben auch mal Schrunden und Narben in der Haut. Natur eben. „Das müsste eigentlich jeder wissen, der schon mal einen Apfelbaum gesehen hat, der Früchte trägt. Die meisten von denen sehen auch ganz anders aus, als die Äpfel im Supermarkt“, sagt Sandra Dütschler. Wenn die gebana-Kiste kommt, dann befinden sich darin große und kleine Früchte in unterschiedlichen Formen und Farben. Das unterscheidet sie von den Südfrüchten im Supermarkt, am stärksten aber ist der Unterschied im Geschmack.
Für die Bäuerinnen und Bauern in den Plantagen des Südens bedeuten die makellos aussehenden Früchte in unseren Supermärkten noch mehr: Sie müssen bis zu einem Drittel ihrer Ernte entsorgen, weil sie den optischen Qualitätskriterien der Supermarktketten nicht genügen. Wo es keinen Zugang zu Saftherstellern gibt, bedeutet das Lebensmittelvernichtung direkt ab Baum.
Die direkt gehandelten Früchte sind dagegen reif geerntet und unbehandelt. Übrigens: „Kleine Orangen schmecken meiner Erfahrung nach süßer und besser als große,“ sagt die griechische Bäuerin Olga Aggelena in einem Film im gebana-Blog. Ich kann das bestätigen. In meiner ersten, im vorvergangenen Jahr direkt in Sizilien gekauften Kiste Orangen, waren auch die kleineren die besten. Wer nur im Supermarkt kauft, erfährt davon gar nichts.
Die Kisten mit den Früchten kommen allerdings nicht ganz so direkt zu uns, wie das eigentlich sein könnte. Die Orangen, um bei denen zu bleiben, werden von den Bäuerinnen und Bauern in Griechenland reif geerntet und in Kisten gepackt, dann aber nicht direkt zur Post gebracht. „Das geht nicht, weil die Post auch in Europa noch nicht in der Lage ist, reife Früchte in angemessener Zeit zu transportieren“, sagt Sandra Dütschler. Also holt gebana die Kisten ab und transportiert sie in die Schweiz und nach Deutschland. Dort bekommen sie einen Deckel und einen Adressaufkleber und dann erst gehen sie zur Post.
Weltweite Direktvermarktung
Auch gebana hatte sich, wie die deutsche entwicklungspolitische Organisation BanaFair, zunächst als Händler versucht. Tatsächlich hatten es auch die Schweizer mit eigenen Fairtrade-Produkten in die Supermärkte geschafft. Sehr schnell aber mussten sie dann feststellen, dass die Anforderungen der Lebensmittelketten weder den Bauernfamilien im Süden noch deren Produkten gerecht werden. „Der Handel sagt uns immer, wenn er eine krumme Gurke neben eine gerade Gurke legt, bleibt die krumme im Regal liegen. Der Handel hat die Leute aber über Jahrzehnte so erzogen, dass alle glauben, nur gerade Gurken seien gute Gurken. Und Orangen sind immer orange und gleich groß und niemals klein und grün. Und weil die Kundinnen und Kunden so konditioniert wurden, sind tonnenweise Früchte unverkäuflich und werden weggeworfen“, sagt Sandra Dütschler: „Davon müssen wir wegkommen!“
Also hat die gebana AG im Süden Partner gesucht und, wo diese nicht zu finden waren, Tochterfirmen aufgebaut, die mit den Kleinbauern zusammenarbeiten: in Brasilien, in Burkina Faso, in Togo, in Benin. Die brasilianische Tochter ist 2010 fast pleite gegangen, weil die Bio-Soja der Kleinbauern mit Spuren des Insektizids Endosulfan belastet und deshalb unverkäuflich war. Das Pestizid, damals in Europa schon verboten, wurde von Bayer in Brasilien an die Großgrundbesitzer verkauft, die auf ihren Riesenfeldern gentechnisch veränderte Soja anbauen. Von dort gelangte das Gift über die Luft und den Regen zur Bio-Soja. „Chega!“ – Es reicht! So hieß die Protestaktion von gebana und den Kleinbauern, die dazu beitrug, dass der deutsche Chemiekonzern das Insektizid vom Markt nahm. Zwei Jahre später wurde es weltweit verboten.
Die gebana-Tochter in Burkina Faso gerät dann 2017 in Schieflage, weil die Mango-Ernte schlecht ausfällt und gleichzeitig Cashew knapp ist. Mit einer Crowdfunding-Aktion wurde die Firma gerettet. „Unsere Kunden haben uns Geld gegeben für Mango und Cashew, die wir erst fünf Jahre später liefern. Das war ein sogenanntes kreatives Finanzierungsinstrument, gewissermaßen lauter kleine Darlehen, die die Leute vergeben haben“, sagt Sandra Dütschler. Und weil das so gut geklappt hat, wird jetzt via Crowdfunding in Burkina Faso größer investiert. Weitere tausend Arbeitsplätze auf dem Land sollen aufgebaut und gesichert werden.
In der Krise ist uns klar geworden, erzählt Sandra Dütschler, „dass wir gerade an den Orten, wo es schwierig ist, Firmen aufbauen wollen, die irgendwann eigenständig wirtschaften. Arbeitsplätze müssen auch auf dem Land entstehen und die Kleinbauern müssen dadurch abgesichert werden, dass sie einen sicheren Zugang zum Markt bekommen. Unser Ziel ist nicht, dass die alle so klein belieben, wie sie jetzt sind. Viele Familien haben ja heute immer noch kaum mehr als einen Hektar Land. Davon können sie nicht leben. Es muss schon auch Entwicklung in die bäuerliche Landwirtschaft, aber sie soll kleinräumig bleiben und verschiedene Kulturen anbauen, weil wir gleichzeitig auch auf die Biodiversität achten.“ In Tunesien hat das übrigens schon geklappt mit der irgendwann eigenständig wirtschaftenden Firma. Die ehemalige gebana-Tochter dort ist inzwischen ein eigenständiger Handelspartner nicht nur von gebana.
Faires Crowdfarming
Auch anderswo funktioniert die Idee der Direktvermarktung über die Grenzen hinweg. 2017 haben sich in Spanien ein paar Junglandwirtinnen und Junglandwirte zusammengetan und CrowdFarming gegründet. Das ist die Organisation, über die ich meine erste Orangenkiste direkt beim Produzenten gekauft habe. Die Organisation ist schnell gewachsen und hat ihr Netzwerk rasch über Spanien hinaus geknüpft und ein internationales Team aufgebaut. Heute werden Früchte aus dem ganzen Süden Europas vermittelt.
Im Jahr 2021 hat CrowdFarming seinen ersten „Wirkungs- und Transparenzbericht“ veröffentlicht. Darin ist auch zu lesen, dass das Unternehmen noch rote Zahlen schreibt, und auch, auf welche gewaltige Anzahl von Anrufen und Mails das Team in einem Jahr reagieren muss: 204.289 Mails und 33.000 Anrufe waren es 2021. Die Direktvermarktung von einer halben Million Obstkisten von über hundert Betrieben hat CrowdFarming innerhalb eines Jahres abgewickelt. Im Vergleich mit gebana ein kleines Unternehmen, aber die Idee der Direktvermarktung über die Grenzen hinaus hat deutlich Zuwachs.
Außerdem könnte sich CrowdFarming sogar das Etikett „regional“ anheften, wenn denn der europäische Binnenmarkt so definiert würde. Es ist ja nicht ausgemacht, was wir, was die Hersteller, was die Händler unter Regionalität verstehen. Die CO2-Bilanz der aus Spanien oder Süditalien herangekarrten Orangen dürfte besser sein, als die der über Monate gekühlt unter Sonderatmosphäre gelagerten Äpfel aus Deutschland. Immer den üblichen Energiemix zugrunde gelegt.
Noch eines haben die über Grenzen hinweg direkt Vermarktenden auf ihrer Seite: den fairen Preis. In einem Blog zum Thema „Finanzielle Transparenz“ schreibt Gonzalo Úrcolo, selbst Landwirt und einer der Mitbegründer von CrowdFarming: „Der Wegfall von Zwischenhändlern fördert den ökologischen Landbau.“ Obwohl: Ist CrowdFarming nicht auch ein Zwischenhändler? Einerseits schon, wenn das Vermitteln von Kontakten als Zwischenhandel gilt, andererseits auch wieder nicht im üblichen Sinn. „Die Landwirte nutzen crowdfarming.com als Plattform für den Direktverkauf ihrer Lebensmittel. Unser Team unterstützt sie in fünf Bereichen: Aufbau eines öffentlichen Profils, Werbung für ihre Produkte, Entwicklung von Verpackungen, Kundenbetreuung und Versandabwicklung“, schreibt Gonzalo Úrcolo.
Für diese fünf Dienstleistungen verlangt CrowdFarming durchschnittlich 22 Prozent des Verkaufserlöses. Das klingt viel für die Ohren der meisten von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern. Es ist aber ziemlich genau der Rest, der im üblichen Handelssystem für die Produzenten von Lebensmitteln bleibt. Im Durchschnitt bleiben 22,3 Prozent des Verbraucherpreises der Lebensmittel auf den Höfen. In den 1970er Jahren war das noch die Hälfte.
Bei CrowdFarming liegt der Verdienst der Bäuerinnen und Bauern noch heute – oder heute wieder – bei fünfzig Prozent des Endverkaufspreises. Ein Viertel kostet der Transport, drei Prozent kassieren die Finanzdienstleister für die Bezahlung. Wer also will, dass ein angemessener Teil des Preises bei den Produzenten der Lebensmittel bleibt und dass sie ihre Ware nicht wegen kleiner Schönheitsfehler wegwerfen müssen, kauft direkt ab Hof. Und dies bei Südfrüchten eben im Süden, am klimafreundlichsten im Süden Europas.
Nur: Was macht man eigentlich mit einer ganzen Kiste Orangen? Kann man die alle nacheinander aufessen? Wenn nicht, dann Saft und Marmelade produzieren Die Orangenmarmelade vorzugsweise mit den Schalen bitteschön. Oder man teilt sie mit Freunden. Kühl gelagert halten sich auch die reif geernteten Früchte übrigens sehr gut zwei oder drei Wochen lang.
Direkt zur deutschen Seite von gebana.
Direkt zur deutschen Seite von CrowdFarming.
“Wie kauft man eigentlich klimabewusst gesundes Obst ein”
Ganz einfach: zB Äpfel vom nächstliegenden Obsthof. Schon mal was von Einlagerung gehört? Man kann auch geeignete Sorten selber einlagern, wenn man geeigneten Keller oder Vorratskammer hat. Geht auch mit Gemüse. ZB Karotten in Sand stecken.
Kann es sein, dass früher völlig gängiges Wissen innerhalb von ein paar Jahren völlig den Bach runtergegangen ist? Reden Junge nicht mehr mit den Alten? Ja, hören Junge Alten überhaupt nicht mehr zu?
Gerade bei Äpfeln gehe ich davon aus, dass die industriellen Lagerhallen, die dafür sorgen, dass die Äpfel auch noch nach Monaten frisch schmecken, und auch bei Untersuchungen der Inhaltsstoffe nahezu wie frische abschneiden, mit Photovoltaik ausgestattet sind und die Rechnung im Artikel nicht verfängt, dass Transport oder Lagerung ähnlich große CO₂-Fußabdrücke haben. Auch bei fortschreitendem EE-Umbau wird sich der Vorteil in Richtung Lagerhallen verschieben.
So schön solche Insellösungen für die, die sich das Konsum-induzierte “gute Gewissen” leisten können, aussehen, wer Weltrettung im Hinterkopf hat, was dem Artikel gar nicht unterstellt werden muss, weil es schon im Einleitungstext kommuniziert wird, der sollte erkennen, dass bei solchen Großthemen die Politik helfen muss.
Gerade die “Weltretter” in unserer Regierung sind aber diejenigen, die diese Ambition sofort fallen lassen, wenn sie Krieg gegen einen Lieblingsfeind der USA führen dürfen, und bauen dann lieber in Rekordzeit LNG-Terminals und lassen Kohlekraftwerke laufen.
Über 80 Millionen bedarfsdeckend beim Bauern ums Eck’ zu ernähren, sollte schlichtweg unmöglich sein, da Deutschland zwar das bevölkerungsreichste Land Europas, doch längst nicht das flächenmäßig größte ist!
Und nein: Wissen ist nicht den Bach runtergegangen, die “Alten” sind nicht gefragt, sondern für eine umfassende Erziehung/Aufklärung – auch im Bereich Ernährung, Verständnis für Natur, Bestandteil eines Systems zu sein – zeichnen (primär und prinzipiell) Eltern verantwortlich! Allerdings scheint diese grundlegende Verantwortung durch Desinteresse ersetzt worden zu sein und mit jeder weiteren Generation verwässert existentielles Wissen.
P.S. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel! ☝️
“Über 80 Millionen bedarfsdeckend beim Bauern ums Eck‘ zu ernähren, sollte schlichtweg unmöglich sein,”
Natürlich geht das. Man muss es nur wollen. Solche Aussagen wie Ihre dienen zu nichts anderem als das kranke System zu legitimieren und perpetuieren.
Wer ein ganzes Staatsgebiet “verspargeln” kann, könnte auch dafür sorgen, dass es mehr Bauern gäbe und weniger zu umweltverschmutzenden Kosten aus aller Welt herumtransportiert wird. Alleine, der Wille fehlt, da einzig der Profit zählt. Und der ist wie gehabt eben am besten maximierbar. Auf Kosten von uns, der Natur, der Ressourcen, der lebenswerten Lebensräume, der Freiheit aller.
Es gibt nicht nur die Wahl zwischen reinem “Agrarstaat” und reinem “Industriestaat” wie Sie hier suggerieren.
Tja. Dann hat man “frische” Marmelade.
Aber! Ich kenne das von Aprikosenmarmelade, wenn die Früchte einigermaßen reif waren, schmeckt auch die Marmelade viel besser.
Trotzdem verpufft natürlich viel von den möglichem Vorteilen, wenn man immer gleich eine ganze Kiste frisches Obst bekommt.
Auch der Weltrettungsnimbus funktioniert bei mir nicht, wenn ich sehe, dass weiterhin das allermeiste Obst über die üblichen Handelswege geht. Dem glücklichen Gesicht Sandra Dütschlers nach zu urteilen, ist das aber nicht bei allen so.
Ich kaufe bei Aldi und bei Lidl eigentlich nur noch die Fair-Trade-Bananen, der Preisunterschied auf die Banane ist lächerlich klein.
Obigen Beitrag bitte als Werbung kennzeichnen.
Den FairTrade Kaffee aus Nicaragua haben wir damals im AstA-Shop verkauft. Der war dreimal so teuer wie der von ALDI, für Studenten aus höherem Hause, die sich ein gutes Gewissen leisten konnten.
Man sollte mal einige Exkursionen auf dem ehemaligen Gebiet der DDR unternehmen.
Dort stehen überall alte Obstbäume herum und die Qualität der Früchte zieht einem die Schuhe aus.
Pfirsichbäume, viele Walnüsse, Haselnüsse, Esskastanien und Äpfel, Birnen, Pflaumen die von Meistern veredelt wurden.
Kocht mal lieber die Äppel ein oder macht Wein daraus. Was will man da noch mit einer Kiste Orangen vom anderen Ende der Welt ?
Die Idioten im Westen müssen ja unbedingt alle Streuobstwiesen plattmachen.
Oder das hier: https://fermentation.love/herbst/fermentierte-aepfel/
Oder dörren im Dörrautomaten, die es auch ohne Strom für den Sonnenbetrieb gibt.
https://www.youtube.com/watch?v=UcA7elJ3nGg
Die Bananen kann man sich ja wegdenken und Pflaumen, Mirabellen etc. nehmen.
Ob sich das lohnt ?
Einfach mal nen Blick auf das Preisschild einer Tüte Dörrobst werfen.
Von Pfirsichbäumen in der DeDeRe weiss ich nix(ausser privat gezogene), aber von Esskastanien in Ostschland hab ich noch nie gehört, ich kenn nur den alten Spruch, wenn´s keine Orangen o. Bananen gab: Fresst Gurken, ihr Hurken!
In Deutschland ist alles ( privat ) “angepflanzt”. Fast ganz Deutschland ist Kulturland und kein Naturland. Das mit der “Natur” ist ein weit verbreiteter Irrtum. Als Naturland wäre Deutschland ein geschlossener Buchenurwald.
In Saggsen gibt es keine Pfirsiche.
Esskastanien, Walnüsse und Pfirsiche gibt es im Land der Trapper und Sammler, in Meck-Pomm.
Viele Landesteile sind noch nicht erforscht und weiße Flecken auf der Landkarte.
In dem Dresdener Wohnviertel, in dem ich aufgewachsen bin, gab (und gibt es bis heute) viele gute Haselnussbäume als Straßenbäume. Als Kinder haben wir uns da immer ausgiebig bedient. Im Stadtpark in der Nähe wuchsen Esskastanien, die wir uns auch geholt haben. Walnussbäume gibts in Sachsen auch, meine Großeltern hatten einen. Eingeführte Pflanzen? ja, aber schon seit langem. Hier in Franken, wo ich jetzt lebe, stehen weit abseits der Städte mitten im Nachbarwald etliche große, alte Esskastanienbäume, die gut Frucht tragen.
Die meisten Leute können die Esskastanie nicht von der Rosskastanie unterscheiden.
So hat man weniger Mitesser 🙂
Regional und Saisonal sind die Zauberworte und Konservierung/Lagerung…
Das Geschäftsmodell der Frau Dütschler beruht aber auf der Festigung kolonialer Abhängikkeitsmodelle.Die Länder des Südens ruinieren ihr Selbstversorgung mit Lebensmitteln,um dem reichen Norden ganzjährig frisches Obst/Gemüse zu verkaufen.Grundnahrungsmittel müssen sie aber importieren…
Das Wissen um die Grundlagen unserer Ernährung ist weitgehend verloren gegangen.Supermärkte,die bis spätabends geöffnet haben oder Lieferdienste,die rund um die Uhr alles Mögliche ausliefern…Andererseits sind schon kurz nach Mittag die Cafés und Restaurants voller Junger Menschen,die vor lauter Langeweile auf die Idee kommen,wie Andere die Welt retten sollen.Einfach mal selber machen und alte Kulturtechniken wieder erlernen,für diese Generation offenbar nicht zumutbar…
Eben, z.B. fermentieren!
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/fermentation-uebersicht/fermentieren
Ja – saisonal und regional sind die Zauberworte; Betonung auf Zauber=Wunder!
Empfehle jedem einen Gang zu beispielsweise Demeter.
Bei saisonal (Herbst/Winter) wird der Speiseplan schon dürftig, wenn er auch noch mit Bio und vegan ( CO2- Fußabdruck) kombiniert werden muss.
Z.B. Kartoffeln mit Zwiebeln, Rüben mit Sellerie, Zwiebeln mit Karotten usw.
Wenn dann noch die Regionalität beachtet werden muss, wird die “Ernährungsvielfalt” noch übersichtlicher!
Ich fände schön, wenn sich die ernährungsbewusste CO₂-Fußabdruck-Besorgte an den Parkbank-Stiftern ein Beispiel nehmen würden und sich dafür einsetzen, dass öffentliche ungenutzte Grünflächen für den Nahrungsmittelanbau der Armen umgewidmet werden, die ansonsten zur Tafel gehen und Papierkörbe nach Pfandflaschen abklappern.
Jeder Pate könnte das Messingschildchen an den Wasserzapfhahn anbringen, der zur Bewässerung im Sommer da ist.
Öffentlichkeitswirksame Eigenwerbung über die Blog-Reichweite hinaus, wie sie früher Gang und Gäbe war und der Gesellschaft tatsächlichen Zusatznutzen brachte und nicht nur CO₂-Verlagerung und persönliche Distinktion.
Obst und Gemüse kann man konservieren!Wenn im Juni die Erdbeeren reif sind,wird sich erst mal der Bauch voll geschlagen,bis es zu den Ohren raus kommt.Dann Marmelade kochen.Anschließend Portionspackungen für Joghurt,Müsli…einfrieren.Der Rest wird eingekocht.Das gleiche Spiel mit Johannisbeeren,Himbeeren,Brombeeren…
Wenn Ende August die Klaräpfel reif sind,dann daraus Apfelmus.Geht auch ohne Zucker. Birnen und Zwetschgen einkochen und trocknen…. Ab Ende September die Äpfel zum lagern nach Sorte ernten…Boskop wird bis Ende Dezember gegessen,anschließend der Ontario bis Ende März.Der gelbe Köstliche wird zu Apfelkompott verarbeitet oder getrocknet…
Das gleiche mit Gemüse.Tomaten von Juli bis Oktober frisch essen,der Überschuss zu Chutney verarbeitet oder eingelegt(frisch oder getrocknet).Stangenbohnen werden eingekocht,eingefroren oder eingelegt.Möhren für den Winter in Sand eingelegt…
Und nein,ich brauche dazu nicht den ganzen Tag.Vieles geht nebenbei,wenn ich noch anderes erledige.Der Zeitaufwand ist selten mehr als eine Stunde pro Tag in der Erntesaison….Und für den Winter gibt es Grünkohl,Porree und Feldsalat…..
Das Problem ist die Einstellung zur Arbeit…
Zitat Ronald:
“Die Länder des Südens ruinieren ihr Selbstversorgung mit Lebensmitteln,um dem reichen Norden ganzjährig frisches Obst/Gemüse zu verkaufen.Grundnahrungsmittel müssen sie aber importieren…”
“Die Länder” stösst mir hier irgendwie auf, dort agieren auch Menschen…
und wie hier haben die die die Kohle einsacken das sagen und die anderen müssen schauen wie sie über die Runden kommen.
Verbesserungsvorschlag: Die Reichen in den Ländern des Südens….
Und sie gefährden nicht nur die Selbstversorgung, sondern oft auch noch die Wasserversorgung.
Richtig.Genauer müsste es Die Machthaber heißen.Aber auch die sind dem Diktat von Weltbank und IWF unterworfen…
Danke Florian Schwinn,
habe mir gerade die Webseiten von gebana und Crowdfarming angesehen und versuche es mal. Meinen Tee bestelle ich schon seit Jahrzehnten bei der Teekampagne. Da wird nur einmal pro Jahr nach der Ernte und Verarbeitung geliefert. Die Qualität ist prima und der Preis niedrig.
Mein Erfahrungsbericht:
Ich habe am 16. März, gleich nach dem Lesen des Artikels, eine 10 Kg Kiste Orangen aus Italien bestellt, sind am 27. angekommen.
Soweit so gut.
Allerdings hatte ich mir erhofft, Orangen zu bekommen, die man problemlos schälen kann, die einem praktisch aus der Schale in die Hand fallen. Ist leider nicht. Die Schalen sind dick, gehen aber schwer ab, es bleibt viel weißes Zeug übrig, man kann die Früchte eigentlich nur auspressen.
Schade.
Zudem sind 10 Kg Orangen schon ziemlich viel, noch ist die Kiste recht voll.
@ Heise-Vertriebener
@ Ronald
Es wäre paradox, noch die wenigen unbebauten Grünflächen umzuwidmen, da eine massive Begrünung und Renaturierung nach Jahren des Kahlschlags Not tut. Sollte also die Armenspeisung in einem Land mit riesigen Privatvermögen Samaritern übereignet werden?🤔
Die epische Aufzählung der Verwertbarkeit und Haltbarmachung von Obst und Gemüse ist nun keine neue Erfindung. Allerdings ist es schon erstaunlich, dass somit jedem unterstellt wird, über entsprechende Grundstücke zu verfügen🥳.
Last but not least: bei “Argumentationen” bitte auch die allgemeine, und nicht nur die persönliche Marschrichtung betrachten.
Ein Anfang wäre damit gemacht, sich den persönlichen CO2- Fußabdruck zu berechnen, der bereits auf der Agenda steht, staunen und erst dann einen Beitrag liefern.
P.S. Werden die Boten auch heute noch geköpft?🧐
Dies zu Zeiten des Klimawandels: Regional und direkt Ab Hof aus ganz Europa.-
Gehts noch Herr Swinn? Kommt von ihnen irgendwann noch ein Artikel der die ökologischen Erfordernisse wirklich akzeptiert und nicht nur mit Ökolandbau zwischen den Zeilen schwadroniert?
Dieser Artikel zeigt überdeutlich die Kontraproduktivität der Bekämpfung des Klimanwandels allein durch eine energetische Betrachtung bzw. Energiewende. Wichtiger als der energetische Fußabdruck ist der ökologische und der kann nur verkleinert werden durch eine Stärkung der Ökosysteme hierzulande bei gleichzeitiger Steigerung der Selbstversorgung mit Obst (die derzeit bei 20 % liegt) , das hier erzeugt werden kann, wie z.B. Äpfel.
1. Selbst wenn es zutreffen würde, dass die Braeburn aus Neuseeland trotz Transport mit weniger Treibhausgasemissionen belastet sind als die immer noch sehr reichlich vorhandenen Bioäpfel vom Bodensee aus dem Kühllager, haben letztere dermaßen viele positive Wirkungen für die Ökosysteme hierzulande, daß die Minderung der positiven Klimaschutzbilanz der Bioäpfel vom Bodensee durch den Kühlaufwand kaum ins Gewicht fällt.
Das Argument stammt von den Apologeten der Energiewende, die eine positive Reputation des globalen Handels brauchen, weil über ihn ein Großteil der europäischen Treibhausgasemissionen per Zertifikatehandel nach den globalen Süden entsorgt wird (wobei 90 % dieser Kompensationen reine Greenwaschingprojekte sind, wie eine jüngst veröffentlichte Studie der zuständigen europäischen Aufsichtsbehörte offenbarte).
2. Außerdem wird die komplexe Schadwirkung des Transportes systematisch kleingerechnet, was ja Schwinn selbst betreibt, wenn er mit Schiffstransport schwadroniert, wo ganz klar Flugzeuge sogar Massenprodukte transportieren. Jedenfalls spiegeln die Transportkosten nicht die wahren Umweltkosten wider, was je derzeit in Deutschland dazu führt, dass man lieber weiterhin Autobahnen vor allem für LKWs baut als den Umfang der Ferntransporte generell durch eine Stärkung der regionalen Erzeugung zu vermindern.
3. Zudem unterschätzt Schwinn die Entwicklung hierzulande: In den letzten Jahrzehnten wurden in Deutschland Millionen von Streuobstbäumen gepflanzt und zahlreiche Naturlager errichtet, die es ermöglichen, dass mein Nachbar von seinen 100 Apfel- und Birnbäumen bereits jedes Jahr ca. 5 bis 8 t Früchte von 50 verschiedenen Sorten erntet und einen Großteil davon bis jetzt in seinem natürlichen Kühllager für die Kunden aufbewahrt. Es ist der Handel, der mit seinem Wechsel zu Überseeware (ähnlich wie den Kartoffeln) signalisiert, dass einheimisches Obst nicht mehr verfügbar sei. Es ist der Handel, der auch bei Schwinn die angeblich regionale Produktion und Vermarktung der Südfrüchte ab Hof betreibt und den hiesigen Iniativen Konkurrenz macht.
4. Mit Klimaschutz hat das nichts zu tun. Im Gegenteil bestärkt Schwinn den Handel auf Kosten der Ausweitung des ökologischen Obstanbaus hierzulande und einer besseren Aufklärung der Verbraucher über die großen Vorzüge der hiesigen Streuobstgärten hinsichtlich Biodiversität, Landschaftsökologie und Klimaschutz einerseits und der alten Sorten wie Boskoop, Berlepsch und Nordhausen hinsichtlich Geschmack und Vitamingehalt für die Verbraucher andererseits.
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“So hieß die Protestaktion von gebana und den Kleinbauern, die dazu beitrug, dass der deutsche Chemiekonzern das Insektizid vom Markt nahm. Zwei Jahre später wurde es weltweit verboten.”
Wow, weltweit verboten. Darf man wissen, worum genau es sich handelte. Und wie genau dieses Wunder sich zutrug?
Ist ja alles toll – echt jetzt, kein Schmäh – und all den Erwähnten den grösstmöglichen Erfolg. Nur – am Grunddilemma ändert man damit nichts, mehr als Nische wird daraus nicht. Das Problem muss in erster Linie von oben, natürlich mit möglichst viel Hilfe von unten, gelöst werden.
Wenn ich neben dem Brot selber backen auch noch meine Sülzen selber machen würde, des Nachbarn Früchte süß konservieren, meinen Fisch selber fangen und räuchern, das selbst fermentierte Sauerkraut herstellen und den dazugehörigen Apfelwein und Zwetschgenschnaps, hätte ich keine Zeit mehr, hier herumzumären. Jeder Mensch versucht, sich sein Leben so einzurichten, dass er sich im Rahmen des Möglichen wohlfühlt und sich noch traut in den Spiegel zu schauen. Wer das Gleiche seinem Nachbarn nicht zutraut, läuft Gefahr ein besserwisserischer Moralist zu werden.
Den Rahmen des Möglichen gibt doch bei uns der unverschämt hohe Umfang an Maloche für die naturzerstörenden Gewinne anderer vor! Sie hätten viel mehr Zeit, wenn die 60 % an Arbeit wegfallen würden, die heute allein für die Aufrechterhaltung und das Wachstum dieses naturzerstörischen Raubbausystems mittels Mode- und Schrottprodukten, überflüssigen Straßen und unnötigen technischen Infrastrukturen u.a. verausgabt werden. Oder was anderes bestimmt Ihre Möglichkeiten?
Wenn es der Propaganda gelingt – wie für das Jahr 2021 geschehen [2022 liegt noch nicht vor] – die Tatsache unter den Tisch zu kehren, dass 16 % der Verstorbenen eines Jahres das Rentenalter zum Zeitpunkt ihres Todes noch nicht erreicht hatten und der Öffentlichkeit vermitteln, dass den über 80-jährigen als dem extrem gefährdeten Teil der Bevölkerung ein viral verursachter vorzeitiger Tod droht, fallen die Auswirkungen der Maloche, die dicke Luft im Quartier und am Arbeitsplatz unter den Tisch. Hat drei Jahre lang niemanden mehr interessiert. Am wenigsten diejenigen, die der festen Überzeugung sind, dass der wissenschaftliche und vor allem der medizinische Fortschritt geradewegs ins ewige Leben führt.
Dafür, dass Subsistenzwirtschaft ganz gleich auf welchem Kontinent, der Gesundheit förderlicher wäre, gibt es meines Wissens keinen empirischen Beleg. Dafür allerdings schon, dass wir europäischen Malocher zwar auch sterbliche Lebewesen sind, aber aus der Ausbeutung der Ressourcen und der Bewohner der übrigen Welt auch unseren Vorteil ziehen. Natürlich einen kleineren als die oberen Zehntausend. Zeitgleich gibt es Aufregung darüber, dass sich ein Herr Habeck im Stil “Ich bin auch ein Häuptling” an örtliche Einheimische wendet, die das gerne in ihrem eigenen Interesse anders organisiert hätten. Inhaltlich will sich mit Fragen einer gerechten Weltwirtschaft einfach keiner beschäftigen.
Schon vor 40 + x Jahren wollte das keiner hören, der es als offensichtlichen Systemnachteil wertete, dass in der DDR Kaffee, Bananen und Zucker viel teuerer wären. Einen fairen Welthandel wollte unter den industrialisierten Nutznießern der Arbeiterklasse West keiner. Auch nicht diejenigen, die bei der Quelle für wenig Geld einen RG 28 erstanden. Ich habe die diesbezüglichen Diskussionen mit Kollegen noch im Ohr. Sobald es ans Praktische geht und nicht um grundlegende Fragen von Wirtschaft oder Moral streichen alle die Segel. Eine tägliche Banane von United Fruit und ganzjähriges Verbot von einheimischem Raffinadezucker für Kinder im Interesse der Volksgesundheit. Das ist der Alltag. Es gibt eine menschliche Lebenspraxis – auch wenn keiner über sie spricht.
Zur Illustration: Gespräch auf dem Markt beim Einkauf von 100 g natürlichem Käse von einem nahegelegenen Demeterhof, Preis zur Zeit nach oben offen. “Sie essen wohl nicht gerne Käse?” – “Doch. Ich liebe Käse. Aber ich muss ihn auch bezahlen.” Da blieb dem versierten Verkaufspersonal glatt der Mund offen!
Danke für die tiefen Einblicke in ihre Lebenserfahrung. Auch wenn sich für eine gerechtere und friedlichere Welt derzeit niemand interessiert, wird den Menschen früher oder später nichts anderes übrig bleiben als sich auf die originale Produktivität der Natur zu besinnen, um zu überleben, auch wenn es am Ende die Wurzeln sind, die von der Biosphäre übrig geblieben sind. Bei der Steigerung der Selbstversorgung geht es um die Gesundheit des Planeten, die nur erhalten werden kann, wenn alle überflüssigen (Transport-) Aufwendungen auf das unbedingt notwendige zurückgeführt werden.
Mit der Arroganz von Demeter und ihrem kosmischen Bezug, der die irdischen Ökosysteme links liegen läßt, habe ich nichts am Hut, auch weil Steiner sich ideologisch unweit von Darre befand und die “Wurzelnrassen” immer noch nicht ganz überwunden scheinen.
Es gibt keine Wunder außer jenen, die uns die Wälder, Wiesen, Böden usf. als Ökosysteme bieten und die dafür sorgen, dass organische Masse ganz ohne Technik und Arbeit allein mittels Sonnenenergie entsteht. Diese Kraft muß wieder nach vorne gebracht werden, um mit weniger Technik und weniger Arbeit zumindest gut leben zu können, weil wir uns nur dann wieder an ein gemäßigteres Klima annähern werden, wenn die Zerstörung der Ökosysteme für seltene Erden, Gold, Tiermast und Tierfutter beendet wird.
Mit besten Wünschen für die Zukunft bin ich gespannt auf ihre nächsten Kommentare.
Ich habe nicht das Geringste gegen die Nutzung von Sonne, Wind und Wasser, habe jedoch gelinde Zweifel daran, dass die Produktion von Solarzellen und deren Installation auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, 10+x-Meter tiefe Betnfundamente von Windkraftanlagen und der Bau von immer höheren Staumauern an immer größeren Flüssen uns einer sinnvollen Nutzung dieser Energien näherbringt. Ohne eine umfassende Dezentralisierung und mehr Einsatz lebendiger Arbeitsfähigkeit sind die angestrebten Ziele nicht erreichbar. Es gibt kein Lebewesen, das die Energie für die Aufrechterhaltung der eigenen Lebensfunktionen in sich selbst trägt, sondern es verwertet die Formen, die ihm zur Verfügung stehen. Ganz gleich ob es sich um Sonnentau handelt, Menschen, Morcheln, Ameisen, Kühe oder Geparden.
Sie scheinen von “Demeter” nur die Ideologie zu kennen und nicht die Realität, die alles andere als “geistig” ist, nämlich z. B. verbunden mit Kooperationen von Fleisch-, Futter. und Milch-Erzeugern über längere Strecken, die nur mit ansehnlicher Transportenergie zu unterhalten sind und sich immer weiter ausbreitendem automatisiertem Verkauf der Produkte an zentralen Orten. Auch der Einsatz von eingeschränkt leistungsfähigen Menschen auf manchen Demeterhöfen unterscheidet sich wahrscheinlich wenig von der Mitmenschlichkeit der Werkstätten der Lebenshilfe. Daneben gibt es auch noch landwirtschaftlich tätige Gemeinschaften, die in einer christlich-pietistischen Tradition stehen.
Es tut mir wirklich leid, dass es mir nicht gelingt das bisher angesammelte Weltwissen in 3 Zeilen darzustellen unter Wahrung des argumentativen Bezugs zum technischen Problem. Es gibt sicher Menschen, die das – frei von Bezügen zur eigenen Lebenserfahrung – können. Auch mit Marx- und Engels-Zungen wird das nicht einfacher, sondern nur gnadenlos vereinfacht, wie manche Beiträge hier zeigen.
Auch der Glaube an den technischen Fortschritt ist ein Glaube.
Es ist schon irgendwie seltsam, aber wohin man geht, wollen die Menschen das, was sie nicht haben. Hier in Malaysia fallen überall die Papayas überreif von den Bäumen, die überall, nicht nur an der Straßen rumstehen (kein Wunder übrigens beim Prozentsatz der Papayas, die ungeerntet auf fruchtbaren gut gewässerten Boden bei immer idealen Temperaturen runterfallen), aber die menschen hier wollen völlig geschmacklose, aber “saftige” (oder wegen der Jahre nicht mehr ganz so) vor Jahren geerntete Äpfel von weiß ich nicht woher…
Auf der anderen Seite hält sich seit der Einführung der ersten Apfelsine aus China (daher der Name Hase) der Irrtum, eine Orange müsste orange oder zumindest so ähnlich sein, um reif zu sein. Reif und wesentlich transport- und lagerfähiger wären sie noch grün, aber dann könnte wir ja nicht so viel guten Gewissens wegwerfen, wobei wir schon wieder bei so einem Thema wären…
Als Einstieg könnt ja der (noch) etwas kühlere Norden des Planeten damit beginnen, wieder weniger wässrige, dafür aber geschmackvollere (und haltbarere) Äpfel zu ziehen, vielleicht geht dann ja auch woanders dem einen oder anderen ein Licht auf…
Aber bis dahin werden sich noch viele Malayen totlachen, wenn sie sehen, dass ein offensichtlich Ausländer jeden Tag Papaya kauft, von denen es auch reichlich Geschmacksvarianten gibt, mal ganz abgesehen von den verschiedenen Reifegraden für die unterschiedlichsten Zubereitungen…
Vor 30 Jahren kaufte ich in München über Rungis-Express die besten Erdbeeren der Welt, Senga Sengana, ein Traum, aus Mexiko, in D gab es die kommerziell schon nicht mehr. 10 Jahre später fingen sie in Mexiko an zu verschwinden, inzwischen gibt es sie nur noch selten am Samstag in der Merced, dem ehemaligen Großmarkt in der Stadtmitte: als Ramschware zu meiner großen Freude.
Übrigens: Sauerkraut selbst machen lohnt sich geschmacklich, außer in der Ukraine und Russland und drum herum bis nach Kasachstan wirklich überall: schell gemacht (auch vor dem TV) und köstlich