Solidarisches Einkaufen? Fehlanzeige

 

Biokunden kaufen beim Discounter. Unklar ob die Tomaten in diesem Jahr alle verkauft werden können. Thomas Wolff vom Direktvermarkter Querbeet im Gewächshaus. | Foto: Daniel Banner

Die Urlaubsregionen in Deutschland sind voll, die Bioläden eher leer. Staus gibt es nicht vor den Hofläden, dafür auf Straßen, vor Zügen und in Flughäfen. Die Deutschen geben Geld aus für den Urlaub, und sie sparen beim Essen. Und das ausgerechnet bei den regionalen Strukturen, die unsere Landwirtschaft zukunftsfähig machen und gegen Klimakrise und Artenschwund helfen.

Russlands Angriff auf die Ukraine hat in Deutschland den Bio-Boom beendet. Das ist wenig logisch, weil die Biolandwirtschaft am ehesten unabhängig ist von russischem Gas. Sie verwendet beispielsweise keinen Kunstdünger, für dessen Produktion es jede Menge Erdgas braucht. Schon deshalb müsste der Preisschub durch die kriegsbedingte Energiekrise eher die »konventionellen« Lebensmittel treffen. Das geschieht auch. Dennoch bricht der Absatz von Bioprodukten bei Direktvermarktern ein, und auch der Naturkostfachhandel ächzt. Wie ist das zu erklären?

Preissensible Einkaufsverlagerung

Zuerst mal die Bestandsaufnahme, die nicht ganz einfach ist, da der Zeitraum noch recht kurz ist. Nicht für einen Krieg, der schon viel zu lange dauert, aber für die Bewertung des Verhaltens von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern. Eines lässt sich jetzt wohl schon recht sicher sagen: In der Krise sparen die Menschen in Deutschland am Essen. Was nicht heißt, dass weniger gegessen wird, sondern erst einmal nur, dass viele anders einkaufen.

Biolebensmittel aus der Region, zu fairen Preisen, von Höfen die klimaschonend arbeiten und die Biodiversität fördern. Vielen war das immer wichtiger geworden. Dann kam der Krieg. | Foto: Landwege

»Der Naturkostfachhandel hat seit Beginn des Krieges mit der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung von Verbrauchern zu tun«, sagt Tina Andres«, die Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft: »Im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres gab es eine Normalisierungstendenz. Da flachte der Corona-Boom allmählich ab, weil die Menschen wieder essen gegangen sind und teilweise aus dem Home Office raus und wieder in Kantinen. Das hat sich dann Anfang dieses Jahres fortgesetzt, aber mit dem Krieg und der Inflation ist jetzt eine deutliche Kaufzurückhaltung spürbar geworden.«

Tina Andres merkt das auch im eigenen Betrieb, der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft Landwege in Lübeck, zu der rund dreißig Höfe in der Region gehören, fünf Bio-Märkte und die älteste Bäckerei der Stadt. Der Absatzeinbruch im Bio-Sektor bezieht sich dabei aber nur auf den Fachhandel. Dort seien die Umsätze um durchschnittlich zehn Prozent zurückgegangen. »Der Absatz von Bio generell ist von der Zurückhaltung der Verbraucher weniger betroffen als konventionelle Lebensmittel. Das heißt Bio-Kunden kaufen weiter Bio, sie verlagern nur ihre Einkäufe zum Teil in den konventionellen Handel. Und dort haben die Discounter einen großen Zulauf, mehr als die normalen Supermarktketten.«

»Preissensible Einkaufsverlagerung«, nennt man das im Handel. Man kann das auch drastischer ausdrücken: »Die Geiz-ist-geil-Mentalität schlägt in der Krise wieder durch«, sagt mir ein Direktvermarkter, »ich dachte, wir hätten die hinter uns gelassen.« Nein, haben wir offenbar nicht.

Näher am wahren Preis

Vor allem mit ihren Eigenmarken können die Supermarktketten und Discounter preiswerter Bio anbieten als der Fachhandel, selbst wenn der schon selbst eine kleine Ladenkette hat, wie die Landwege-Genossenschaft. „Was uns teurer macht in der Wahrnehmung der Menschen, ist, dass wir halt nachhaltig entlang der ganzen Lieferkette wirtschaften“, sagt Tina Andres. »Wir garantieren mit unserer Wirtschaftsweise den Erhalt der bäuerlichen Betriebe in der Region und deren Vielseitigkeit, ihre klimaschonende Arbeitsweise und die Förderung der Biodiversität.«

„Wir haben keine Lebensmittelkrise,“ sagt Tina Andres, die Vorstandsvorsitzende des BÖLW, „wir haben eine Energiekosten- und Futtermittelkrise.“ Und die haben eigentlich nicht die Bios. | Foto: Landwege

Landwege zahlt den Mitgliedshöfen außerdem faire Preise für ihre Produkte, worüber ich hier im Blog und auch im Podcast schon berichtet habe. Daher sind die Preise im Laden dann aber auch nah am »wahren Preis«, den uns die Lebensmittel wirklich kosten. Ohne externalisierte Kosten für Umweltbelastungen, die die Discounter und Ketten auf die Gesellschaft und die Natur abwälzen, und die es auch bei Bio noch immer gibt, wenn auch lange nicht in gleicher Höhe wie bei den »Konventionellen«. Auch davon war hier vor längerer Zeit schon die Rede.

Wobei eine der derzeitigen Krisen dazu führt, dass gerade bei den konventionellen Lebensmitteln ein Teil der bis vor kurzem noch ausgelagerten Kosten jetzt auf die Preise durchschlägt. Nicht die Kosten der Klimakrise und auch nicht die der Biodiversitätskrise. Es ist die durch den Krieg ausgelöste Energiekrise, die die Lebensmittelpreise treibt. Und das hauptsächlich bei konventionell erzeugten Lebensmitteln.

»Wir haben ja keine Lebensmittelkrise«, sagt Tina Andres, »wir haben genug zu essen und können das auch produzieren. Wir haben eine Energiekosten- und Futtermittelkrise.« Und die schlägt hauptsächlich im konventionellen Sektor durch, denn der ist abhängig von Importen und mit fossilem Gas erzeugten Düngemitteln. Natürlich sind auch bei den Bio-Produzenten die Preise gestiegen, auch sie müssen transportieren, auch Biobäcker backen mit Gas, auch Biomolkereien wärmen mit Gas. Aber der Preisanstieg bei Bio-Lebensmitteln ist deutlich geringer als bei den konventionellen. Das hilft nur nichts, wenn die Kundinnen und Kunden zur »preissensiblen Einkaufsverlagerung« neigen.

Kaum Preisanstieg bei Bio

Dabei scheinen viele Biokäufer ihr Einkaufsverhalten verlagert zu haben, ohne tatsächlich auf die Preise zu schauen. Der alteingesessene Direktvermarkter Querbeet aus der hessischen Wetterau zum Beispiel beklagt einen zwanzigprozentigen Einbruch beim Verkauf auf den regionalen Märkten. Noch mehr ist der Umsatz beim traditionellen Vertrieb von Gemüsekisten eingebrochen. Gründer Thomas Wolff graut vor den Ende Juli beginnenden Sommerferien in Hessen: »Schon in den Osterferien hatten wir einen Umsatzrückgang um fünfzig Prozent. Das gab es noch nie in den 26 Jahren Lieferservice.«

Trotz Absatzkrise gerade nochmal alle verkauft: Erdbeerernte bei Querbeet. Andere Direktvermarkter haben ihre Erdbeeren untergepflügt. | Foto: Daniel Banner

120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Querbeet. Die meisten im Vertrieb und Verkauf auf den regionalen Wochenmärkten im Rhein-Main-Gebiet und beim Lieferservice in der Region. Zwei Betriebe gehören zu Querbeet. Der Pappelhof mit 45 Hektar Obst- und Gemüseanbau und der ein paar Kilometer entfernte Gemüsehof im eher für seine Rosen bekannten Steinfurth. Dort sind es noch einmal zwanzig Hektar Feingemüse, auch in Gewächshäusern. Achttausend potenzielle Kundinnen und Kunden beziehen den wöchentlichen Newsletter von Querbeet mit den Angeboten des Lieferservices, etwa 2600 von ihnen haben pro Woche noch Anfang des Jahres bestellt. Seit dem Beginn des Ukrainekrieges sind es rund fünfhundert weniger.

»Ich erlebe das dann auch samstags, wenn ich mit auf den Markt fahre«, erzählt Thomas Wolff, »dass die Kunden sagen: Das jetzt dann doch lieber nicht, wenn man hochpreisige Produkte hat. Leider haben wir das auch sehr stark bei unserem eigenen Grünspargel gemerkt, den wir bis Mitte Juni hatten. Bei den Erdbeeren haben wir unsere noch verkauft, aber ich weiß von einigen Kollegen aus der Region, dass sie ihre Erdbeeren zum Teil schon vor der Ernte umgebrochen haben.«

Die Preise der Produkte aus eigenem Anbau hat Querbeet bewusst nicht erhöht. »Wir hätten schon erhöhen müssen«, sagt Thomas Wolff, »weil wir ja auch mit Lieferwagen unterwegs sind. Aber wir haben uns aufgrund der aktuellen Situation entschieden, die Preise zu halten und sogar Sonderaktionen zu fahren. Wir sehen dennoch, dass die Kunden in die Supermarktketten und zu den Discountern abwandern.« Reden kann er schließlich nur mit denen, die weiter beim Lieferservice bestellen oder die an den Marktstand kommen. »Wenn uns die Kunden jetzt sagen, dass wir teurer als sonst sind, dann können wir immerhin sagen: Nein, das stimmt nicht! Beim Spargel lagen wir sogar leicht unter dem Vorjahrespreis. Wir wollten signalisieren, dass wir bereit sind, auf die angespannte Situation zu reagieren.«

»Kaufen Sie solidarisch« hat Thomas Wolff seinen jüngsten Rundbrief an die Kundinnen und Kunden überschrieben. Aktuell bietet Querbeet Bio-Eier fünfzehn Cent unter dem bisherigen Preis an. Der Partnerbetrieb, der die Hühner hält, will damit versuchen, die Eier überhaupt noch zu verkaufen. Wo demnächst neue Hennen aufgestallt werden müssten, bleiben die Ställe und Wiesen dann wohl erstmal leer. Wenn das so weitergeht, wird es schlecht aussehen mit dem Bio-Osterei im nächsten Jahr.

Politik und Appell

Noch Anfang des Jahres schaute Thomas Wolff eher frohgemut in die Zukunft. »Wir haben nach dem Regierungswechsel vom neuen Bundeslandwirtschaftsminister endlich mal eine klare Ansage gehört: 30 Prozent Bio bis 2030. Da haben wir alle gesagt: Wow! Endlich!« Er hat sich damals auch für viele konventionell wirtschaftende Kollegen gefreut, von denen er wusste, dass sie auf Bio umstellen wollen. Jetzt würden sie dabei Unterstützung bekommen von der Bundesregierung.

Dann kam der Krieg und ganz andere Diskussionen brachen los. Bio sollte Pause machen, ebenso die in der EU ab 2023 geplante Flächenstilllegung. Schon jetzt brachliegende Äcker wurden flugs wieder für die Bewirtschaftung freigegeben. Und von Unterstützung bei der Umstellung auf Biolandwirtschaft ist eher nicht mehr die Rede.

»Da muss jetzt von der Politik eine klare Richtungsansage kommen«, fordert Thomas Wolff: »Wir bleiben dabei! Wir fördern den Ökolandbau und die Umstellung, denn das ist der Weg in die Zukunft. Und das nicht nur für die Landwirtschaft. Das sollte auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern klar sein: Die Klimakrise ist da, wir kämpfen hier täglich damit. Und wenn der Krieg vorüber ist, wird es die Klimakrise nicht sein. Die macht keine Pause!«

Der Satz könnte auch von Tina Andres kommen. Ihr Appell an uns: »Eure Direktvermarkter sind diejenigen, die eine stabile und hochwertige Nahrungsmittelversorgung sichern. Auch wenn das Erdgas ganz wegbleibt, ist die regionale Bio-Landwirtschaft immer noch die bessere Option. Ihr wollt hochwertige Nahrungsmittel und ihr wollte eine Veränderung in der Nahrungsmittelproduktion, ihr wollt regionale Produktion. All das gibt es nicht beim Discounter.«

Join your local dealer, meint das. »Denn wenn der Krieg irgendwann vorbei ist, sind die Biodiversitäts- und die Klimakrise immer noch da. Und die Antwort auf diese Krisen ist nach wie vor die regionale biologische Lebensmittelwirtschaft. Und die braucht auch die lokalen Absatzwege neben den nationalen oder globalen Ketten.«

Ernst machen!
„Wir brauchen eine klare Ansage aus Berlin, sonst wird das nix mit dreißig Prozent Bio“, sagt Martin Häusling, Biobauer und Europaabgeordneter der Grünen. | Foto: Häusling

Und die Politik? »Die muss mal Ernst machen mit ihren dreißig Prozent Öko«, sagt ein Politiker. Der nordhessische Biobauer Martin Häusling sitzt für die Grünen im Europaparlament. »Nicht immer nur sagen: Jaja, wir wollen das, und bei der nächsten Gelegenheit vor denen einknicken, die jetzt wieder Ausgleichsflächen unter den Pflug nehmen wollen und auf Klimakrise und Biodiversitätskrise keine Rücksicht mehr nehmen.« Die großen Ackerbaubetriebe, genau die, die die meisten Probleme verursachen würden, wären die Krisengewinnler. Trotz der hohen Preise für Kunstdünger könnten die »eine Flasche Schampus aufmachen«, wenn die Getreideernte eingefahren sei. Die kleinen Betriebe, die auf Viehhaltung angewiesen sind, seien die Verlierer.

Für die Biolandwirtschaft auch noch nicht gut, so Martin Häusling, sei die bundesdeutsche Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, denn sie stelle die Bios teilweise schlechter als die Konventionellen. »Es liegt an den Ländern, die Ökos zu fördern. Aber nicht alle Bundesländer machen das. Wir brauchen eine klare Ansage aus Berlin, sonst wird das nix mit dreißig Prozent Bio!«

Und wenn wir Verbraucherinnen und Verbraucher unser preissensibles Ausweicheinkaufen nicht bald wieder einstellen, wird das auch nix mit der regionalen Bio-Landwirtschaft. Dann sind nämlich nach Krieg und Inflation weder der lokale Bio-Markt noch vorhanden, noch der Hofladen und der Direktvermarkter auf dem Wochenmarkt. Und die Bio-Gemüsekiste kommt dann auch nicht mehr ins Haus. Nur die Klimakrise und die Biodiversitätskrise, die stehen dann deutlicher ins Haus als je zuvor.

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18 Kommentare

  1. Sollte man nicht bedenken, daß sich viele Leute dieses nicht mehr leisten können? Denn auch die Mittelschicht muß auf das Geld achten vor allem wegen den angesagten hohen Heizkosten. Und die Züge sind voll, weil wir da 9 Euro Ticket haben und das Benzin teurer wird.

  2. Die Leiden der Bio Läden Besitzer sind erbärmliches, moralisierendes „linkes“ Spiessbürger Gejammere…
    Wenn die Sauerei in der Ukarine ein Gutes hat, so ist es das Aufwachen recht vieler Bürger in DE. Nur wirklich verbohrte Fantasten können noch übersehen, dass wenn zB in der Politik irgendwo Grün draufsteht, eben heutzutage schon längste kein Grün mehr drin ist. Die geradezu absurden Preise, die in Bioläden chon immer verlangt wurden hat man bezahlt um der guten Sache willen und weil man sich diese leisten konnte.
    Allein wegen der geradezu verbrecherischen Finanzpolitik wg. Corona, war eine saftige Wirtschaftskrise und Inflation zu erwarten. Durch die unfassbare Idiotie einen angeblich „moralischen“ Krieg mit hunderten von Milliarden Euro zu finanzieren, werden Inflation und Rezession nun fürchterliche Ausmasse erreichen. Dass dieses inkompetente Regierungsgesindel offensichtlich sehr viel mehr Wert auf Krieg als auf Umwelt oder gar Klima legt, hat vielen klar gemacht, dass sie verarscht worden sind. Warum also fürs Doppelte im Bioladen kaufen, wenns auch bei Aldi dasselbe gibt?
    Menschen die in ihrem Leben versuchen mit soviel Bewusstheit wie möglich zu handeln, sehen das natürlich schneller und da auch viele dieser Leute Grün gewählt haben, ziehen sie auch in der Politik die Konsquenzen.
    JEDER kann sehen, dass die Sanktionen den Russen ganz bestimmt nicht schaden, den Deutschen aber umso mehr. Für Grüne Parlamentarier, denen nach zwei Bundestags Perioden ein 5 stelliges Gehalt bis ans Lebensende sicher ist, kosten Lebensmittel und Gas, Strom und Benzin zwar auch mehr, aber man kann das bequem wieder einsparen, wenn man statt zweier Flaschen Taittinger mehr, mal nur Pommery trinkt.

    „Einen Kanzler, der in diesem Ausmaß die Ziele der USA zur Schwächung der deutschen und europäischen Wirtschaft unterstützt, darf man getrost als ‚Bidens Trottel‘ bezeichnen“, Oskar Lafontaine auf seiner Facebook-Seite. Scholz entschied, dass neben dem sogenannten Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zur Aufrüstung der Bundeswehr, weiter jedes Jahr 70 bis 80 Milliarden Euro in den Rüstungsetat fließen sollen. Diese Skrupellosigkeit und diese Verachtung der eigenen Bürger macht sprachlos. Auch wenn es die deutschen Lügen Medien nicht wagen diese Banalität zu berichten, so weiss doch jeder nicht völlig Verblödete, dass Lafo da die Wahrheit sagt. Die Konsequenz wird sein, dass der Riss der bereits wegen Corona durch die Gesellschaft geht, durch die verbrecherische Kriegspolitik sehr viel tiefer gehen wird.
    Ich weiss zwar nicht wie lange sich die Bürger dies Sauereien bieten lassen, aber zumindest hoffe ich, dass sich die vorhergesagte Zeitenwende ganz anders abspielen wird, als es sich die Habecks und Baerbock des Landes vorstellen….

    1. Übrigens gibt es bei ALDI, LIDL etc auch Bio-Produkte. Das ist das Problem. Ob diese wirklich „Bio“ sind, kann ich nicht sagen.

      1. Sie können ihren letzten Pfennig darauf verwetten, dass die aldi und Lidl Produkte vom Tag Eins an permanent von den Rewe, Tengelmann und Edeka Konzernen überprüft wurden. Wenn die was gefunden hätten stünde es in riesigen Lettern in allen „Qualitäts“ Medien. Schaun sie mal öfter in Ökotest. Nahezu ALLE produkte die bei Aldi verkauft werden liegen ind er Spitzenklasse, gerade was die Ökologie angeht.

        Aldi ist nicht das Problem, war es auch nie. Das Problem ist der durch die inkompetente Politik „unserer“ Regierung verursachte katasrophale Verfall des Euro, der nun nicht mal mehr Aldi Bio Produkte eraschwinglich macht!
        Natürlich nicht für Abgeordnete mit 5-stelligem Netto Gehalt. Jeder hat halt die Regierung die er verdient.

  3. Wir haben nun mal ein Konsum-System. Da geht es ums bequeme und sparende Kaufen. Weiter denken wir nicht. Und wir sollen es auch gar nicht. Wenn ich BIO denke, denke ich an Zukunft und das berühmte Apfelbäumchen, das heute den Großgeräten im Weg steht.
    BIO zum Konsum zu machen, klappt irgendwie nicht. Ängste sind wirkungsvoller. Damit kann man Pharma und Waffen leicht verkaufen. Mit dem Klima ist es ähnlich, wir können keine Zukunft denken. Sie kommt, oder eben nicht.

  4. Wow, die Bio-Händler bekommen allmählich mit, was hier geschieht. Aber auch nur soweit es sie selbst betrifft. Es sind wohl auch nur Unternehmer, die nur bis zur nächsten Bilanz denken. Und dieses Denken in „Gewinner / Verlierer“-Kategorien ist von vorgestern. Sehen so Profiteure aus, wenn in den Niederlanden die gewöhnlichen Landwirte (auch wieder viel zu spät) gegen die Pläne der Regierung zu Mistgabeln greifen, weil ihnen Land und Boden geraubt werden soll? Auch wenn das zugegeben irre klingt, wird unser gesamter Besitz in Zukunft in die Hände weniger Menschen wandern und verwaltet, die in ihrer Selbstüberschätzung glauben, sie könnten es besser.

  5. Es verwundert mich immer mehr, dass „Wir“ benutzt wird und nicht definiert ist, wer das sein soll. Oder ist es lediglich eine ganz simple Okkupation?
    Ich kann mir um Bio keine Gedanken machen, habe das Geld nicht.
    Ich denke auch das Bio. Einfach nur Chic ist, so wie jetzt Rad fahren mit den riesigen Kästen. Nix anderes wie Ring durch die Nase oder solchen Kram. Zugehörigkeit.
    Da wird der Grüne Bauer oder auch Biobauer moralische aufgepäppelt, was bleibt ist das er wie jeder Bauer Profit machen will. Er trägt zur gesunden Ernährung bei, weil sein Zeug teuer ist und von daher weniger gegessen werden kann, was ja wirklich nicht schlecht wäre. Aber daraus Moral zu konstruieren?
    Was bleibt, es ist alles Privateigentum, durch Zuschüsse des Staates am Leben gehalten, und dem Profit verpflichtet. Da hat der Mensch keinen Platz, die Tiere erst recht nicht. Da kann noch so human umgebracht werden.

  6. In einer unregulierten Marktwirtschaft funktioniert Bio nur solange, wie Kunden einen Mehrwert aus der (moralischen) Distinktion, Bio zu konsumieren, schöpfen können. Bei steigenden Preisen schwindet dieser Mehrwert. Brecht: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Die fehlende konsequente Rahmensetzung des Staates in Richtung Bio wurde ja im Artikel schon problematisiert. Sie über individuelles Einkaufsverhalten kompensieren zu können, ist ein grüner (feuchter) Traum, bar jeglicher Realität und jeglichem Wirtschaftsverständnis.

  7. „Bio“ ist genau so ein „Mode“ oder eine „Verschiebung des Meinungskorridores“ in eine der kapitalistischen Oligarchie genehme Form, wie „Gendern“, „Vegetarisch“ & „Vegan“, „Frauenquote in Führungspositionen“, „LGBT“….

    Hauptsache es tut dem Kapitalismus und seiner Oligarchie nicht weh.

    Die Leute die das alles so stark favorisieren, kommen sich so „links“ vor, vertreten damit aber NULL wirklich revolutionär linke Meinungen. Oder warum ist das alles in der Arbeiterschaft so beliebt wie Überstunden ohne Bezahlung?

    1. Vor ca. einem Jahr, mitten im tristen Lockdown, hatte ich ein Erlebnis der dritten Art im Bus, welches die Situation gut beschreibt: Eine (grüne) Pan-20-Jährige Studentin unterhielt sich mit einem etwa gleichaltrigen BWL-Studenten. Beides ging aus diesem Balztanz hervor. Die Studentin erklärte voller Idealismus ihre grünen Fantasien um diesen jungen Mann zu beeindrucken, versuchte verzweifelt brücken zu bauen, indem sie glaubte zu wissen, dass grüne Themen sich ja prima mit den betriebswirtschaftlichen Abläufen verknüpfen ließen. Der BWLer antwortete nur einsilbig, fast schon genervt – es schienen ihn andere Dinge zu interessieren.

      Konklusion: Da wächst zusammen, was nicht zusammengehört. Einige schlauere Volks- und Betriebswirtschaftler als dieser junge Mann nutzen die Naivität der Grünen dennoch gerne aus, um daraus ein großes Geschäft zu machen und Green Washing ist nur eine der geringeren negativen Folgen dieser „Zusammenarbeit“. Und mit linken Ideen von Wirtschaften hat all das sowieso nichts zu tun. Mich wundert sowieso, dass diese Kontrollfreaks in der Regierung nicht schon längst alle Hebel in Bewegung setzten, um Bioprodukte für die Verbraucher günstiger zu machen. Der Markt „sagt“ hier offenkundig: Bio ist für die Upper Class. Und wenn der Markt jetzt zusammenbricht, vergammelt das Grünzeug, weil sich auch die Woken und Hipster jetzt anders umschauen. Aber das sind nur Teilaspekte in einem großen Spiel der organisierten Kriminalität. Am Ende gibt es nur noch Insekten-Proteine, Fleisch aus dem Chemielabor (erster Vorgeschmack sind die Burgerpallets auf den Grillen von McDonalds) und gen-manipuliertes Grünzeugs. Auch wenn viele woke Grüne das nicht begreifen, wird es darauf hinauslaufen.

  8. Wir haben keine „Energiekrise“ und schon gar nicht durch „den“ Krieg ausgelöst. Das Problem wird verursacht, weil wir einem Sanktionsregime ohne Verstand folgen.

    Plötzlich sind langjährige Verträge hinfällig, Bezahlungen sind nicht mehr möglich und Geschäftspartner werden enteignet. Tja, kann man machen, aber damit ist man als Handelspartner in Zukunft nicht mehr sonderlich beliebt.

    Eine weitere Frage wäre dann aber auch, wird in Zuknft bei jedem Krieg diese Art der Moral eine Rolle spielen? Also müssen wir dann, wenn die USA ihren nächsten angriffskrieg ausführen, nicht auch sofort alles von dort verweigern? Was ist, wenn China beschliest sich wieder zu vereinigen?
    Was bleibt uns dann noch? Der Afrikanische Handel?
    Naja, hauptsache der Kakao ist Bio und die Hähnchenflügel behalten wir dann aber lieber.

    In Zeiten der Diplomatie und der Gespräche – vulgo der männlichen Aussenpolitik – war zumidest für einen Teil der Bevölkerung die Idee vom Wohlstand für all ein Ziel. Davon sollten wir uns verabschieden. Die weibliche Aussenpolitik möchte gerne alle moralischen Konflikte mit entschlossenen Kriegen auskämpfen und grüne Wirtschaftspolitik ihre Träume leben.

    Ich geh schon mal in den Wald Bäume umarmen – für’s Gefühl.

  9. Ach noch eine Ergänzung, weil es teilweise so klingt, als ob der Verzicht auf fortschrittliche Landwirtschaft ein gute Ziel wäre. Anscheinend hat dieser Versuch auch in Sri Lanka den zusammenbruch verursacht.
    http://www.salonkolumnisten.com/aktivisten-an-der-macht/
    (ich verlinke die Seite ungern. Wirtschaftslibertäre Quelle – ist aber die einzige auf deutsch, die ich kenne und es sind einige Links im Artikel)

    Wobei aber das WEF (die hinter dem bisherigen Präsidenten stehen) schon versucht das anders zu framen. China ist schuld:
    http://www.weforum.org/agenda/2022/04/sri-lanka-worst-economic-crisis/

    1. Die Ideen, die bei den Grünen besprochen werden, sind nach meinem Kenntnisstand allerdings nicht fortschrittlich, sondern decken sich überwiegend mit den Vorgaben der Agenda 2030 und irgendwelchen panisch agierenden WEF-Gestalten und wenigen eigennützig agierenden Misanthropen. Und selbst so hehre Ziele wie die berühmten 30% der nutzbaren Flächen der Natur zu überlassen, sind mit unmöglichen Konsequenzen verbunden: Die Ernährung der Welt wird nicht mehr zu gewährleisten sein. Sie ist ja jetzt bereits nicht, obwohl es bekannterweise möglich wäre. Und wer glaubt ernsthaft, diese 30% der Flächen würden niemand anderem als der Natur überlassen? Allein schon, dass jemand darüber bestimmten kann, macht die Lüge doch offensichtlich. Und den ganzen UN-Organisationen kann man angesichts hohlem PR-Geschwalle und bereits vielfach platzierter Lügen doch ohnehin kein einziges Wort glauben. Anderes Thema: Allein die Idee von CO²-pupsenden Menschen ist einfach zynisch und lassen nur wenig andere Schlüsse zu, welche allgemein auf Widerstand in der Bevölkerung stoßen dürften, sollte es ihnen nicht gelingen, ihre mediale Gehirnwäsche um 1000% steigern. Bisher arbeiten „die“ noch sehr viel mit Täuschung und Manipulation – wird es diesen Psychopathen möglich sein die eigene Existenz der Menschen madig zu machen? In diesem Zusammenhang finde ich diesen Artikel interessant:

      https://tkp.at/2022/07/12/zitat-der-woche-hunger-ist-gut-fuer-die-weltwirtschaft/ (ich hoffe es ist erlaubt, diesen Link zu teilen)

      Womit ich aber übereinstimme: Viele können sich schon Gedanken machen, wie eine Landwirtschaft der Zukunft in Eigenverwaltung möglichst nachhaltig gestaltet werden könnte, ohne das Menschen Hunger leiden müssen und Tiere gequält oder Boden zerstört werden. Eine Lösung mit paradiesischen Zuständen halte ich nicht für möglich, aber dennoch haben wir eine Aufgabe auf der uns gegebenen Erde.

      Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass die Etablierung eine Global Governance erfolgreich sein wird. Aber ebenso glaube ich nicht daran, dass während und möglicherweise nach dem Zusammenbruch alle verbliebenen Menschen an einen Strang ziehen werden. Zu viel Müll haben wir im vergangenen System in unsere Seelen gelassen und die Traumata bei bevorstehenden, existenziellen Nöten tun den Rest unserer charakterlichen Integrität. Gespannt kann man sein, wer das Tauziehen für sich entscheidet. Falls ich das noch erlebe…

    2. Ich denke, daß der Einsatz von Kunstdünger etc schon aus nachvollziehbaren Gründen wegen der Ertragssteigerungen gemacht wird. Seit Justus Liebig feststellte, daß bestimmte Stoffe für das Wachstum von Pflanzen notwendig sind, hat man Düngemittel eingesetzt. Zuerst war das nicht mal Kunstdünger sonder Guano also die Verdauungsreste von Vögeln. Später konnte man den Stickstoff aus der Luft mit dem Haber-Bosch Verfahren binden.

      Und woher soll das Kalium herkommen, das ja in manchen Früchten reichlich vorhanden ist? Über haupt laufen auch biologische Prozesse mit „Chemie“ ab.

    3. Hier noch eine nicht so unangenehme Quelle wie die Salonkolumnisten. Der Cicero hat auch einen Artikel über die Probleme Sri Lankas und den Versuchen mit Bioanbau und einige Details über bio Bio- und Kalidünger. China kommt auch vor. Eine gute Übersicht über das geschehen in Sri Lanka und was der Versuch der totalen Biowende in der Agraindustrie bedeuten kann.

      https://www.cicero.de/aussenpolitik/sri-lanka-bio-vanda-shiva-revolution-gruene-politik
      (Wer Firefox nutzt kann mit diesem AddOn den Artikel lesen: https://gitlab.com/magnolia1234/bypass-paywalls-firefox-clean)

  10. „Es ist die durch den Krieg ausgelöste Energiekrise, die die Lebensmittelpreise treibt.“

    Ach so, ich dachte immer, die Sanktionen seien hier ursächlich. Dann haben wir ja rein gar nichts damit zu schaffen und können auch nichts machen.

  11. In Deutschland lebt ca. 1/3 der Bevölkerung in Großstädten (>100.000 Einwohner) mit oft auch noch dicht besiedeltem Umland. Es wäre interessant zu erfahren, wie man die Versorgung solcher Ballungsräume über regionale Wochenmärkte sicherstellen will.

    Ich erleben (in Berlin) Wochenmärkte eher als Orte des Event-Shoppings mit mittlerweile obligatorischer Fressmeile. In der Regel gehe aber dann, wenn die geöffnet haben, arbeiten.

    1. In Paris war man damit vor 170 Jahren schon mal sehr weit. Und da hatten sie auch schon 1-2 Millionen Einwohner.
      Mit Einführung der „modernen“ Methoden der Landwirtschaft und dem Kunstdünger hat man die sehr erfolgreiche Technik der Paris Martgärten aber langsam wieder aufgegeben. Dabei war es damals gelungen mit diesen Martgärten, die direkt in oder sehr nah an Paris lagen, weit überwiegend die Versorgung von Paris sicher zu stellen.

      https://en.wikipedia.org/wiki/French_intensive_gardening

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