USA vor dem Überfall auf Venezuela

Donald Trump spielt mit der Weltkugel.
Quelle: Dieses Bild wurde mittels Grok entwickelt.

Washington hat in der Karibik eine Welt der Recht- und Gesetzlosigkeit etabliert. Eine Emanzipation von den USA muss in Lateinamerika wie in Europa noch erkämpft werden.

Die USA stehen kurz vor einem militärischen Überfall auf Venezuela. Bereits jetzt hat Washington eine ganze Armada an Kriegsschiffen in der Karibik zusammen mit 10.000 Soldaten stationiert. US-Präsident Donald Trump hat Gewaltmaßnahmen des Auslandsgeheimdiensts CIA und eine Landinvasion der US-Streitkräfte genehmigt. Als Vorwand dient die angebliche Zugehörigkeit der venezolaniuschen Führung zu einem Drogenkartell. Beweise fehlen. Wie im Irak 2003 – Saddam Hussein wäre im Besitz von Massenvernichtungswaffen – dient die Behauptung nur der Rechtfertigung eines massiven Bruchs des Völkerrechts.

US-Streitkräfte haben vor der venezolanischen Küste bereits rund 50 Zivilisten getötet unter dem Vorwand der Drogenbekämpfung. In der Karibik gilt kein Recht mehr, nur die Anweisungen US-amerikanischer Beamter, die über Leben und Tod entscheiden.

Die Angriffsdoktrin

Oft wird argumentiert, die USA bedienten sich dabei der Monroe-Doktrin von 1823. Kern der Doktrin von US-Präsident James Monroe war die Abwehr kolonialer Ansprüche europäischer Mächte auf dem amerikanischen Kontinent. Was im Hinblick auf Venezuela zu beobachten ist, hat aber einen ganz anderen Ursprung. Vor über 120 Jahren, am 6. Dezember 1904, hatte US-Präsident Theodore Roosevelt einen Zusatz zur Monroe-Doktrin veröffentlicht. Mit dem Zusatz wurde aus der defensiven Monroe-Doktrin die Maßgabe für eine aggressive US-Außenpolitik. Die westliche Hemisphäre (westlich von Greenwich), also der gesamte amerikanische Doppelkontinent, war von nun an Interventionsgebiet.

„Ständiges Unrechttun oder ein Unvermögen, welches hinausläuft auf eine Lockerung der Bande der zivilisierten Gesellschaft, mag in Amerika wie anderswo schließlich die Intervention durch irgendeine zivilisierte Nation fordern, und in der westlichen Hemisphäre mag das Festhalten der Vereinigten Staaten an der Monroe-Doktrin sie in flagranten Fällen solchen Unrechtstuns oder Unvermögens, wenn auch wider ihren Willen, zur Ausübung einer internationalen Polizeigewalt zwingen“, so der US-Präsident im kolonialen Duktus 1904.

Donald Trump bewegt sich genau in der Spur dieses Urdokuments des US-Imperialismus. Es ist ein kolonialer Anspruch, der hier ohne Abstriche von den USA formuliert wird. Die Souveränität der Staaten auf dem amerikanischen Kontinent wird unter Interventionsvorbehalt der USA gestellt und ist damit nichtig. Die USA beanspruchen eine exklusive Interessensphäre, in der sich anderen Staaten nicht nur verbietet, sich einem anderen Militärpakt anzuschließen, sondern sich das Recht herausnehmen, die Innenpolitik und das politische Personal des Landes bis ins Detail bestimmen zu wollen. Souveränität gilt nur, solange die US-Interessen nicht widerspricht.

Instrumente der Intervention

Trumps Vorgehen steht in einer langen Tradition. Die Strukturen, auf die er für die kommende US-Militärintervention zurückgreift, schufen seine Vorgänger. So legte Barack Obama mit der Karibischen Sicherheitsinitiative am 2. Januar 2010 die Grundlagen für die US-Truppenstationierungen in der Region, auch in den Venezuela vorverlagerten Inselstaat Trinidad und Tobago, als Reaktion auf die Emanzipationsbewegungen in Lateinamerika. Offiziell im Namen der Sicherheitskooperation. Tatsächlich dient sie heute als rechtliche und logistische Basis für die geplante US-Invasion. Trinidad und Tobago fungiert jetzt als Sprungbrett.

In Vorbereitung der Intervention wird offenbar auf den gesamten historischen Instrumentenkasten des gewaltsamen Regierungswechsels zugegriffen. Berichte über die Vorbereitung von Operationen unter falscher Flagge, um einen Interventionsgrund zu konstruieren, wie auch über CIA-Aktionen, etwa den Anwerbeversuch des Piloten der venezolanischen Präsidentenmaschine zwecks Entführung von Nicolás Maduro, mehren sich.

Gegen die massiven militärischen Drohungen der USA setzt Venezuela auf eine Bewaffnung der Bevölkerung, um Washington abzuschrecken. Venezuela steht den USA jedoch allein gegenüber. Einen militärischen Beistandspakt mit anderen Ländern gibt es nicht, denn die USA hätten in diesem Fall ihre Intervention wahrscheinlich sogar noch vorgezogen.

Donald Trump stört sich nicht daran, dass in den USA 62 Prozent der Befragten gegen eine US-Intervention sind und in Venezuela die US-Gewaltpolitik lediglich von 4 Prozent der Bevölkerung befürwortet wird. Trump weitet die Kampfzone sogar noch auf das Nachbarland Kolumbien aus. Um den Niedergang der globalen US-Hegemonie aufzuhalten, ist es erklärtes Ziel, ganz Lateinamerika wieder unter die totale Kontrolle der USA zu bringen. Dabei ist Venezuela besonders wichtig, denn das Land verfügt über die größten Erdölreserven der Welt – noch vor Saudi-Arabien und Russland. China ist der wichtigste Abnehmer des venezolanischen Öls. Den USA geht es dabei neben der geopolitischen Ausschaltung alternativer Integrationsprojekte auf dem Doppelkontinent genau darum. 

Militärische Interventionen in Venezuela und Kolumbien könnten so nur der Vorschein von Gewaltmaßnahmen gegen Kuba und Nicaragua sein. Es gelten ausschließlich die Regeln des US-Imperialismus, der sich gegenüber dem zum Hauptfeind erklärten China als Verhinderer einer multipolaren Welt sieht und dabei bereit ist, jedes internationale Recht zu brechen.

Europas moralischer Bankrott

Zur Welt des US-Verbrechens schweigt Europa vornehm oder unterstützt sie, wie im Fall des Völkermords durch Israel in Gaza, sogar noch. Europa ist dabei, sich selbst aufzugeben. Die Heiligung der US-Gewaltpolitik wirft ein Schlaglicht auf die eigene politische Verfasstheit. Auf dem europäischen Kontinent sind es die USA über den Hebel NATO, die dem imperialistischen Roosevelt-Zusatz zur Monroe-Doktrin Geltung verschaffen.

Angestrebt wird die völlige Kontrolle der Innenpolitik der jeweiligen Länder, um sie in den Kampf um die US-Hegemonie einbinden zu können – auch wenn dies, wie im Fall Deutschlands, den unaufhaltsamen und stetigen Niedergang bedeutet. Venezuela ist daher ein Menetekel, ein Schriftzug an der Wand, dass die Emanzipation von den USA in Lateinamerika wie in Europa noch erkämpft werden muss.

Sevim Dagdelen

Sevim Dagdelen war von 2005 bis 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages. Die Politikerin ist außenpolitische Sprecherin der Gruppe „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit“ (BSW) und war Obfrau im Auswärtigen Ausschuss. Die Abgeordnete war Mitglied in der Parlamentariergruppe USA, in der Deutsch-Chinesischen sowie Deutsch-Indischen Parlamentariergruppe. Sevim Dagdelen war viele Jahre Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der NATO, in der Abgeordnete aus den Mitgliedsländern des Militärpakts über sicherheits- und verteidigungspolitische Themen beraten.
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9 Kommentare

  1. Nichts neues. Aber Dagdelen tut so, als sei die EU besser. Das ist sie nicht. Das gleiche neokoloniale Gehabe. Notfalls auch mit Gewalt wie in Serbien 1999. Oder Ukraine.
    Normalerweise reicht Druck: Moldawien. Ungarn, Serbien…

  2. Die herrschende Klasse der United States of Aggression sind europäischer Abstammung .
    Die Amis haben sich von den Europäern emanzipiert. Nicht umgekehrt. Das Übel der Welt sind die EU,US of Aggression
    und der zionistisch Staat. Kolonialismus ist deren DNA.

  3. Ist natürlich durchaus nötig, zur Erhaltung des Imperiums und zur Verhinderung der Entdollarisierung den einen oder anderen Krieg zu führen, gegen Russland und China z.B., dann kann man die restlichen Brics-Staaten problemlos erledigen.
    Krieg gegen Russland, jaaa, aber ein kleines Häkchen ist dann schon dabei…..die könnten nämlich auf die Idee kommen,
    Gods own Country mit Kernwaffen und so….mhm…aber dafür haben wir ja die doofen Europäer, wenn die Russen Good old Europe in Schutt und Asche legen, wären wir auch noch einen lästigen Konkurrenten los! Strike! Win-win-Situation!
    Krieg mit China, yeah, aber auch da gibt es ein kleines Häkchen, …..die könnten vielleicht auch auf die Idee kommen, mit Kernwaffen und so…..mhm….aber da gibt es ja Indien und Australien, da kann man einiges in Stellung bringen.
    Aber zeigen können wirs den Venzos, Öl gibts dann noch oben drauf. Kolumbien wird wie damals, als wir Panama von denen abgespalten haben um den Kanal zu bauen,,,,,den holen wir uns auch wieder.
    Argentinien haben wir eh schon eingenordet, da haben die den richtigen gewählt….auch besser für die…..
    Grönland ist ja eigentlich schon immer US-Territorium gewesen, Kanada auch und Island haben wir schon vor Kriegseintritt damals besetzt, it`s very traditional US-Territory , yeah
    Nur Mexiko, Mauer und so….schnell Eastern-Germans zu uns holen….solange das Know-How noch da ist.
    No Problem said the Chief of Staff…..Atomkrieg führbar….wir haben am Ende mehr Bomben übrig als die anderen,
    also gewinnen wir und ich werde Präsident auf Lebenszeit!

  4. Das wird laufen, wie wahlweise in Vietnam oder Afghanistan.

    Sie können einmarschieren.
    Sie können die Hauptstadt besetzen.
    Eventuell können sie auch die Regierung ermorden.
    Und anschließend haben sie die Wahl: ziehen sie schon nach 7 Jahren ab oder aber warten sie 20 Jahre darauf. Ihre Entscheidung.
    Aber einnehmen werden sie das Land nicht.
    Ärgerlicherweise können sie aber in der Zwischenzeit die Ölvorkommen plündern, es läuft also eher auf die afghanische Variante hinaus. Und bis es soweit ist, darf die Friedensnobelpreisträgerin endlich ihren herbeigesehnten Bürgerkrieg führen…

  5. Es wird erst dann die Möglichkeit auf Ruhe und Frieden weltweit geben, wenn die Macht der USA gebrochen ist. Ich denke so 90-95% alle Kriege weltweit gehen direkt oder indirekt von den USA aus.Man kann nur hoffen, dass dieses Brechen der US Macht nicht allzu heftig wird aber mir der heutigen Politelite im Westen schwant mir Übles. Diese „Politiker“ im Westen sind nicht nur dumm sie sind auch korrupt bis ins Mark und werden notfalls Millionen Menschen opfern um an der Macht zu bleiben; siehe Ukraine.

  6. Eines ist gewiss: Es wird kein „unprovozierter Angriffgskrieg“ sein, sondern eine „humanitäre Intervention zur Durchsetzung von Demokratie gegen ein diktarorisches Regime“ (oder so ähnlich)…
    Man kennt schließlich die Sprachregelungen dieser Typen der „regelbasierten internationalen Ordnung“. Sowas liefern ihnen die Agenturen für Strategische Kommunikation und heldenhaften Kämpfer gegen die „Desinformation“ jeden Tag im Dutzend.

    1. Begründungen sind überbewertet. Aktuell hat Donald doch nach eigener Aussage durch Bootsbeschuß schon Hunderttausende Amis vorm Drogentod gerettet.
      Für den Irak gab es immerhin noch fingierte Beweisfotos.
      Jetzt reicht das gelogene Wort.
      Und Merz wird vor Freude über die Drecksarbeit mit dem Schwanz wedeln.

  7. „Laut einem kürzlich erschienenen Artikel der New York Times gelang es Grenell, außergewöhnliche Zugeständnisse zu erzielen, darunter eine Vereinbarung, die US-Unternehmen eine erhebliche Kontrolle über die Ressourcen Venezuelas, einschließlich des Öls, eingeräumt hätte. Trump hat das Abkommen jedoch abgelehnt, und allem Anschein nach wird derzeit Rubios harte Haltung bevorzugt.“
    https://amerika21.de/analyse/277606/usa-moerder-der-karibik-venezuela

    So so, die Kontrolle ueber die Ressourcen und das Oel, haette mich auch gewundert, wenn das nicht im Vordergrund stehen wuerde aber Trump will mehr, sollte mich nicht wundern, wenn Lula in Brasilien auch bald Besuch bekommt.
    Wenn schon nicht Russland, dann halt Suedamerika, und wenn wir im Sueden fertig sind, gehen wir nach Norden, Kanada und Groenland stehen noch auf der Wunschliste von Donald!

  8. Seit 1991 haben sich die USA endgültig in eine Raubritterbande verwandelt, die sich mit brutaler, menschenverachtender Gewalt nimmt was ihr gefällt und zerstört was ihr im Weg ist.
    Und die Welt schaut ungerührt zu, hofft sogar noch auf Stücke der Beute.
    Wenn das nicht den völligen moralischen Niedergang zugunsten von Gier und Feigheit anzeigt, was dann.
    Jetzt wetzen sie die Messer für das nächste Opfer, Meldungen die Venezuela Schutz anbieten: Keine.
    Wie bei den Palästinensern. Soviel zum großartigen Gehabe der Russen und Chinesen, der USA sowieso.
    Alle zusammen verrottet bis ins Mark!

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