Alte Spritfresser länger zu fahren, schützt das Klima besser, als schnell neue Elektroautos zu kaufen

Bild: Piqsels.com

Zur Reduktion der CO2-Emissionen bei der Verkehrswende, wäre es nach einer Studie ratsam, schon gebaute Autos länger zu nutzen, weil auch bei Elektroautos die Produktion mehr Energie verbraucht wird, als durch Ersetzung der Spritfresser eingespart wird.

 

Alte mit fossilen Brennstoffen fahrende Autos gelten als CO2-Schleudern. Sie sollen, so die fast einhellige Meinung, möglichst schnell abgeschafft und durch Elektroautos werden, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Japanische Wissenschaftler von der Kyushu-Universität haben nun eine im Journal of Industrial Ecology veröffentlichte Studie vorgelegt, nach der ein schneller Umstieg auf Elektro- oder auch Wasserstoffautos dem Klima sogar mehr schaden kann. Sie empfehlen zum Klimaschutz im Übergang zu Elektro- oder Wasserstoffaustos, die alten Spritfresser zu behalten und weiter zu fahren – und allgemein, was gegen die kapitalistische Logik geht, die Lebensdauer von Fahrzeugen zu verlängern.

Man wird natürlich schnell daran denken, dass im Auto-Land Japan die Wissenschaftler im Sinne der Autoindustrie forschen könnten. Allerdings versuchen sie nicht, neue Spritfresser zu rechtfertigen, sondern lediglich alte, also bereits gekaufte, so dass die Konzerne höchstens darunter leiden würden, wenn weniger schnell Elektroautos produziert und verkauft werden.

Natürlich sind Wasserstoff und Strom, sofern von erneuerbaren Energien, klimatisch sauberer, aber die Herstellung neuer Autos verbraucht eine Menge an Energie. Die würde, so der einfache Gedanke, nicht benötigt, wenn man die schon hergestellten Spritfresser nicht verschrottet, sondern länger fährt, weswegen das Weiterfahren gegenüber dem Verschrotten und Neubau von Wasserstoff- oder Elektroautos die CO2-Emissionen reduziert. „Je schneller ein Auto ersetzt wird, desto mehr CO2 emittiert es“, erklärt der Ökonom Shigemi Kagawa, einer der Autoren. „Das ist bei Elektroautos nicht anders, weil die Herstellungsemissionen in die Höhe schießen, wenn die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen wächst.“

Als ein Hauptproblem sehen die Wissenschaftler die geringe Nutzungsdauer an. In Japan werden PKWs durchschnittlich 13 Jahre genutzt (in Deutschland sind es 9,8 Jahre), der Käufer eines neuen Autos, kauft sich durchschnittlich nach 7,2 Jahren ein neues Auto. Weil Autos schnell gewechselt und verschrottet werden, obgleich sie noch zu gebrauchen sind, werden von der Autoindustrie, die den schnellen Wechsel vorantreibt, um den Umsatz zu erhöhen, mehr Autos als notwendig gebaut und damit mehr Emissionen erzeugt. Fahrzeuge tragen 9 Prozent aller CO2-Emissionen in Japan bei. 40 Prozent davon entfallen auf das Verbrennen, 24 Prozent auf die Herstellung der Fahrzeuge. Damit ist der CO2-Fußabdruck deutlich größer als die durch das Fahren erzeugten Emissionen. Und auch wenn dadurch schneller energieeffizientere Autos auf die Straßen kommen, werden mehr Emissionen ausgestoßen.

Die Wissenschaftler untersuchten anhand des Verhältnisses von neu angemeldeten und alten Autos, zwischen 1990 und 2016 wie die das Ersetzungsverhalten, also der Kauf neuer Autos und die Nutzungszeit (possession lifespan – POL) von angemeldeten neuen und alten Autos, die CO2-Emissionen des Landes beeinflusst. Würde das Fahrzeugalter um 10 Prozent erhöht werden, wären die CO2-Emissionen in den 16 Jahren um 30,7 Millionen Tonnen reduziert worden – und 2,4 Millionen Autos wären nicht gebaut und verkauft worden! Durch eine 10prozentige Verlängerung der Nutzungszeit (POL) von neuen Autos wären 26,4 Millionen Tonnen eingespart und 2,2 Millionen Autos weniger gebaut worden, durch eine 10prozentige Verlängerung der Nutzung von gebrauchten Fahrzeugen hätte sich eine Reduktion von 5,2 Millionen Tonnen ergeben. Wird die Lebensdauer von Fahrzeugen hingegen entsprechend um 10 Prozent verkürzt, wären die Emissionen um 42, 29 bzw. 6 Millionen Tonnen höher.

Daraus folgern die Wissenschaftler, dass die Verlängerung der Nutzungsdauer von neuen und alten Fahrzeugen einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen und damit zum Bremsen der Klimaerwärmung beitragen würde. „Wir können also CO2-Emissionen reduzieren, indem wir Autos länger behalten und fahren“, sagt Kagawa concludes. „Wenn das Auto relativ neu und Treibstoff sparend ist, ist der Effekt noch größer. Das nächste Mal, wenn Sie daran denken, ein neues Auto zu kaufen, sollten Sie überlegen, ob das Auto, das Sie haben, noch ein paar Kilometer weiter fahren kann.“

Was die Wissenschaftler zur geplanten Verkehrswende sagen, betrifft natürlich nicht nur Fahrzeuge. Natürlich sind die Autokonzerne daran interessiert, mehr neue Elektroautos zu bauen und zu verkaufen. Auch die Politik forciert den Umstieg mit erheblichen Subventionen. Dadurch wird aber die Klimaerwärmung nicht verlangsamt, sondern beschleunigt. Das trifft auch auf andere Produkte zu. Hätten sie eine längere Lebensdauer und würden sie nicht so schnell durch neue ersetzt werden, würden die CO2-Emissionen gesenkt. Aber das widerspricht der kapitalistischen Logik, die hier mit der Intention von Politikern kongruiert, möglichst schnell energieeffizientere Produkte auf dem Markt einzuführen.

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3 Kommentare

  1. Tja die alten Cadillacs aus den 50,60ern die auf Kuba heute noch fahren haben eine viel bessere »Ökobilanz«. Immer hübsch reparieren. Dort mehr aus Not, aber immerhin.

    1. Genau so ist das! Die Menschen müssen heute immer alles schnell neu haben und reparieren nichts mehr, weil es ja auch garnicht mehr geht bei dem ganzen Plastemüll den man heute verkauft bekommt. Verbraucher und Industrie reagieren gegenseitig und schon ist die Spirale fertig. Irre, wie die Grünen um Frau Kobold, wollen die ganze E-Mobilität vorantreiben, den ganzen Wahnsinn mit E-Autos, E-Rollern die überall unser Stadtbild versauen und pumpen Millionen in absurde Subventionen. Das wird alles schief gehen da es wieder nur ums Geld geht. Wir Bürger können uns nur selbst helfen und einfach einen Gang runterfahren, ich mach das jedenfalls schon sehr lange so…

  2. Greenpeace/Schweiz hat vor gut einem Jahrzehnt mal eine derartige Rechung aufgemacht, mit ähnlichem Ergebnis. Dabei ging es noch nicht einmal um den Vergleich mit neuen Elektrokarren, sondern allein um Verbrenner: Ein „altes“ Auto konnte sieben Jahre weiter fahren, ehe die Energie für Sprit und Reperatur die (angeblich) gestiegene Effizien eines nuen Wagens einholen würde – für ein neues käme dann noch der höhere Energie-Aufwand der Produktion hinzu.
    Ich habe nie ein neues Auto gekauft, sondern das alte jeweils bis zur Schrottreife weiter gebraucht; mal abgesehen von den für mich allemal zu hohen Preisen für ein neues, gab mir das zusätzlich ein gutes Gefühl, trotz scheinber und relativ höheren (Sprit-)Verbrauchs dennoch weniger Energie (und Mobilkosten) zu verschwenden.

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