Wokeness: Was Psychologie erklären kann

Regenbogenflagge
Tony Webster, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Auf politischer Ebene wird Wokeness als Identitätspolitik kritisiert. Hier wird sie einerseits von linken Kritikern als eine neoliberale Ideologie gesehen, die darauf abzielt, Mitglieder der Arbeiter- und Mittelschicht durch Spaltung zu entmachten, indem sie deren gemeinsamen Interessen verschleiere und interne Konflikte entlang der Grenzen von Rasse, Geschlecht und Sexualität schüre.

Ein Buchauzug aus Esther Bockwyts »Woke. Psychologie eines Kulturkampfes«.

Dabei diene Wokeness kapitalistischen Interessen (woke capitalism). Diese Kritik von links hinkt jedoch in Teilen an der Gegebenheit, dass auch Klassismus in der woken Ideologie eine Diskriminierungsform darstellt, die sich intersektional mit den anderen verwebt.

Oder aber man versteht Wokeness politisch als Synthese der Postmoderne und der marxistischen Unterdrücker/Unterdrückten-Dichotomien, die nicht mehr nur auf Klasse, sondern jetzt vorwiegend auf Rasse, Geschlecht, Sexualität und Körpermerkmale angewendet werden. Sie lehnt dabei moderne Aufklärungsvorstellungen von Individualismus, Gleichheit und Leistungsgerechtigkeit zugunsten von Gruppenidentität und Gerechtigkeit als Gleichheit der Ergebnisse ab.

Zerstörung des Innenlebens

Dabei liegt ihr die marxistische Vorstellung zugrunde, dass der Mensch unendlich formbar ist und durch angemessene Sozialisierung neu geschaffen und perfektioniert werden kann. In diesem Sinne eine klassisch linke, utopische und revolutionäre Ideologie, die darauf abzielt, die Gesellschaft mit ihren vermeintlich fehlerhaften Überzeugungen und Gewohnheiten zu destabilisieren, in dem Glauben, dass an ihrer Stelle eine perfekte Welt neu gestaltet werden kann. Angestrebt ist ein klassischer Kampf um Macht im Verbund mit möglichst vielen vermeintlich Unterdrückten, historisch marginalisierten Identitäten, mit den Mitteln der Einschränkung von Meinungsfreiheit bei Sanktionierung von Einzelpersonen und Institutionen (Cancel-Culture), die sich den sich verändernden Sprachnormen und Tabus nicht fügen. Wokeness versucht, alle Aspekte des Lebens der Menschen zu verändern und einen engen Rahmen moralischer und ethischer Normen durchzusetzen. Sie fordert ihre Vertreter auf, sich an der Mission zu beteiligen und ihre Dogmen und Sprache zu verbreiten, was ihr auch einen religiös-missionarischen, kultähnlichen Charakter verleiht.

Mit ihrer Betonung der Gruppenunterschiede und hiermit einhergehender geforderter identitärer Privilegien, ihrer bedingungslosen Forderung nach Anpassung an ihre Standards, der sozialen Ächtung Andersdenkender, der in Teilen Geringschätzung bis Ablehnung von Individualität und Universalismus und damit letztlich auch der universellen Menschenrechte, der Ablehnung einer möglichst objektiven, wissenschaftlichen Erkenntnissuche, mit ihrem Anspruch, Opfer zu sein oder für Unterdrückte einzutreten, sowie ihrer Unterwerfung unter die Prämissen ihrer Führungsfiguren weist Wokeness nicht nur religiöse, sondern für den Biologen Florian Schwarz der Definition nach und nachvollziehbar hergeleitet auch faschistoide Züge auf.

Jeder weltanschaulichen oder politischen Ausrichtung liegt ein bestimmtes Welt- und Menschenbild zugrunde. Es beinhaltet Annahmen darüber, was ihn motiviert, wie seine Natur beschaffen ist und – wenn es um die Gestaltung von Lebensbedingungen für ihn geht – dazu, was »gut«, also gesund oder zumindest nicht ungesund, für den einzelnen Menschen, für sein Zusammenleben mit den anderen ist. Eine entsprechende Schlussfolgerung könnte lauten: Wokeness spaltet, denn es schadet Menschen, wenn sie in Schwarz und Weiß geteilt werden. Im Grunde strebt der Mensch nach einem gewissen Maß an Harmonie und möchte polarisierte Kämpfe zwischen Gruppen vermeiden. Nicht zuletzt, weil Kampf in Krieg ausarten kann, der nicht nur äußerlich viel zerstört, sondern auch im Innenleben von Menschen.

Psychologische Analysenkommen in gesellschaftspolitischen Debatten viel zu kurz

Diese Fragen sind letztlich psychologische Fragen. Sie fragen nach der psychischen Beschaffenheit des Menschen und nach den Wirkungen der politischen Mittel auf die Menschen in ihrer psychischen und körperlichen Verfassung.

Deshalb führen sie immer wieder zur Psychologie oder zur Philosophie zurück. Im Kern geht es bei jeder politischen Ausrichtung um psychologische Fragen.

Wenn man nicht weiß, wie die Psyche des Menschen grundsätzlich gestrickt ist, kann man auch nicht verstehen, welche Lebensbedingungen anstrebenswert sind. Gesellschaftspolitische Interventionen stellen nicht selten Behandlungsangebote dar für einen beklagten Missstand. Doch sind diese Therapien überhaupt angebracht und wirksam?

Konflikte zwischen konkurrierenden Menschenbildern, von denen jedes für sich die Gesellschaft gemäß den eigenen Annahmen über die menschliche Natur gestalten möchte, sind vermutlich fast so alt wie die Menschen selbst. Es ist bislang nicht gelungen, ein klares, eindeutiges Bild vom Menschen zu zeichnen. Vielleicht hat auch das seinen Sinn.

Wie sieht die woke Ideologie den Menschen als Individuum und als Teil von Gruppen und einer Gemeinschaft und welche Auswirkungen hat gelebte Wokeness auf die Psyche von Menschen? Das sind die Fragen, die es im Rahmen der Psychologie der Wokeness zu beleuchten gilt.

Psychologie ist die Wissenschaft über das Erleben, also Fühlen und Denken, und das Verhalten des Menschen.

Oft geschehen, aber falsch, ist die Gleichsetzung der Psychologie mit der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Dabei ist die klinische Psychologie nur eines von mehreren Teilgebieten der Psychologie.

Psychologische Analysen von gesellschaftlichen Dynamiken kommen in gesellschaftspolitischen Debatten viel zu kurz. Denn ohne Psychologie werden, wie geschildert, die zugrunde liegenden Wurzeln und Dynamiken nicht verstanden. »Psychologisierung« lautet manchmal ein abwehrender Vorwurf, bei dem verkannt wird, dass psychologische Analysen nicht gleichzusetzen sind mit einer Psychopathologisierung. Es wird also durch eine psychologische Aussage über einen Zustand nicht gleichzeitig ausgesagt, dass mit ihm eine Krankhaftigkeit einhergeht.

Psychische Vorgänge sind an sich nicht pathologisch, sondern der Normalfall. Nahezu alle der auch in diesem Buch beschriebenen psychischen Dynamiken finden in der Psyche jedes Menschen statt. Pathologisch werden können sie erst dadurch, dass sie ein gewisses Ausmaß annehmen und unflexibel werden.

Die woken Anteile im Menschen grundsätzlich

Psychologische Analysen dienen also nicht dazu, Sichtweisen und deren Vertreter durch Pathologisierung als ungültig zu erklären. Sie dienen zum Verständnis der Wurzel, aus dem sich gegebenenfalls Veränderungsansätze ergeben können.

Psychologische Erklärungen enthalten, wie auch andere wissenschaftliche Erklärungen, keine moralischen Aussagen. Wissenschaft zeigt auf und erklärt, was ist. Bewertungen können aus dem, was ist, abgeleitet werden oder im Anschluss und separat erfolgen. Sie sind aber nicht moralischer Art, sondern behandeln aus einer psychologischen Perspektive die Frage danach, was ungesund für die Menschen ist oder sein könnte.

Wenn im Folgenden also versucht wird, die woke Psyche zu charakterisieren, erfolgt dies nicht im Habitus, die Psyche »der Anderen« zu zeigen, von der man sich übermäßig stark abgrenzt, nach dem Motto, »das alles ist mir vollkommen fremd und ich lehne es ab«. In uns allen sind woke psychische Mechanismen angelegt und zudem durch Sozialisation mehr oder weniger stark etabliert. Narzissmus und Histrionie beispielsweise sind keine Pathologien, sondern normale menschliche Psychologien. Erst in einem höheren Ausmaß gehen sie ins Ungesunde über. In diesem Sinne geht es auch darum, das Woke allgemein und in uns selbst zu verstehen.

Psychologie soll auch dazu dienen, tieferliegende, oft wenig bewusste Mechanismen aufzudecken, und dadurch bestenfalls Konflikte und ihre Dynamiken entschärfen. In dieser Haltung ist meine Analyse gedacht und geschrieben. Wenn ich von wokem Denken und Erleben schreibe, meine ich also damit nicht ausschließlich diejenigen, die sich dem woken Weltbild verschrieben haben, sondern auch die woken Anteile im Menschen grundsätzlich.

Man kann in den meisten heutigen Debatten einen Automatismus dahingehend erkennen, dass man sich reflexhaft und ohne Innehalten gezwungen fühlt, alle Sachverhalte und Meinungen sofort bewerten zu müssen. Man sortiert überhastig in gut oder schlecht, in richtig oder falsch, in Freund oder Feind und sucht hierdurch nach einer sofortigen Lösung. Man erträgt es nicht mehr, einen Moment lang etwas Neues nicht einordnen zu können. Man erträgt es nicht mehr, auch einmal zu einer Sache keine festgefahrene Meinung zu haben. Eine Sache nicht zu bewerten. Ein jeder soll heute zu allem eine Ansicht haben. Das impliziert gleichzeitig, dass man sich selbst und auch andere derart überschätzt, auch komplexe Sachverhalte selbstverständlich richtig beurteilen zu können, als wäre es ein Selbstwertkollaps, wenn man beispielsweise eingestehen würde, zu wenig Wissen über etwas zu haben und sich daher keine abschließende Meinung zu erlauben. Wir meinen, uns immerzu, wenn auch nur innerlich, positionieren zu müssen. Eine festgelegte Meinung kann sodann auch kaum noch modifiziert werden, sie ist scheinbar bindend. Dieser Mechanismus ist Ausdruck und Teilursache zugleich für das, was man als gesellschaftliche Spaltung sehen kann.

Wokeness ist eine Ideologie, die eine zutiefst demotivierende Perspektive im Leben forciert

Nach dem indischen Philosophen Krishnamurti sei die Fähigkeit, ohne Bewertung zu beobachten, die höchste Form menschlicher Intelligenz. In jedem Falle ist sie eine wichtige menschliche Fähigkeit. Hilfreich ist es, die Abbildung von Realitäten zunächst von einer Bewertung zu trennen. Zuerst wird Wirklichkeit beschrieben und erklärt, danach kann man sie unter verschiedenen Kriterien oder Blickwinkeln bewerten.

In diesem Sinne: Lesen Sie negativ konnotierte Worte wie Narzissmus oder Aggression nicht unmittelbar als Abwertung, sondern lassen Sie sich auf einen beschreibenden und erklärenden Charakter ein.

Im folgenden psychologischen Teil werden die wichtigsten psychologischen Variablen beim Verständnis der Wurzeln und Folgen des woken Kulturkampfes erklärt. Ein Anspruch auf eine vollständige Erklärung geht damit nicht einher. Dabei kommen Inhalte und Erkenntnisse aus mehreren Feldern der Psychologie, wie der Tiefen-, Sozial-, kognitiv-behavioristischen, evolutionären und klinischen Psychologie zum Einsatz.

Es soll aufgezeigt werden: Wokeness ist eine Ideologie, die eine zutiefst demotivierende Perspektive im Leben eines Individuums forciert, immerzu fokussierend auf eine externale Quelle. Wokeness unterstützt emotionale Fragilität und überhöhten Narzissmus in allen destruktiven Formen, insbesondere die der unentkommbaren Opferrolle, eine pessimistische bis katastrophisierende Grundanspannung, verbunden mit Schwarz-Weiß-Denken und Projektion des Bösen in andere und die gesamte gesellschaftliche Struktur. Sie demotiviert Menschen zur erwachsenen Übernahme von Verantwortung, unterdrückt persönliches Wachstum und Widerstandsfähigkeit durch Implementierung der Idee, dass unangenehme Gefühle von Natur aus schädigend und traumatisierend seien und dass Individuen das Recht haben, vor diesen Empfindungen beschützt zu werden. Wokeness geht einher mit einem hohen Aggressionsniveau und einer zwanghaften Einengung des eigenen und fremden Erlebensspielraums unter dem Versuch der Etablierung einer planwirtschaftlichen Regulierung menschlicher Gefühle und zwischenmenschlicher Beziehungen mit Liebe zum Gebot und Verbot.

Ähnliche Beiträge:

55 Kommentare

  1. Je mehr Narrative in die Welt gesetzt werden, desto schlimmer ist der reale Umstand ihrer angebetenden Scheinwelt.
    Politik instrumentalisiert jeden in ihrem Staat zum vertuschen ihres Versagens!
    Als ich jung war, waren alle homosexuellen gesellschaftlich verpönt und je nach Bundesland sogar ‘geächtet’. Vor meiner Zeit waren ja die ‘free sex drug&roll’ Ära und alle damaligen bis heutigen Narrative sind durch die gleichen Leute entsprungen.
    Wenn die Bildung abkackt, dann hat jedes Medium es leicht, andere auf die Schippe zu nehmen.
    Der heutige Bildungsstand ist mit APP’s gekennzeichnet, also keine Bildung zum Denken,sondern handeln nach Vorgaben.

      1. … die jedoch stolz als Leere, oder schreibt man das Lehre, vorgetragen wird. Man könnte darüber noch soviel schreiben. Geschenkt. Das Meiste ist auch schon erzählt, rauf und runter geschrieben, gesungen, abgefilmt, fotografiert und auf die Wand geschmiert. In lauten und leisen Klängen vergraben. Im Grunde steht die Scheiße überall. Für manche “geheime” Zeichen. Buhuhu. Da ist gar nichts geheim. Alles liegt offen darnieder. Zum (be)greifen nah. Warum es dennoch nicht klick macht? Ja, keine Ahnung. Was sagt denn Doktor Macke dazu? Grund sich Sorgen zu machen?

  2. Envogue sind in der Regel emphathielose, dumme Menschen, die sich als sozial fühlen wollen. Ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen. Linke Bobos, wo nur der Opa hart geschuftet hat. Selbstgerechte Teslafahrer, die der Oma den Kleinen Benziner nicht gönnen. Multikultispinner und Postenpfosten im teuren städtischen Grüngürtel. Hirnleere Cheerleader die rechte Parolen stemmen und die Faschistenkeule schwingen, wenn es der linken Parteilinie entspricht. Scheinintellektuelle die sich mit einer Tasse Earl Grey und der Zeit im teuren Wixfouteill ins linke Hosenbein pinkeln. Frauenrechtler unter sich, die sich um echte Frauen gar nicht kümmern.

    1. Alles aufgeblasene, eitle Affen. Oder? Gernegroß und Möchtegern. Wenn die wüssten, wie lächerlich die sich doch eigentlich machen, die würden vor Scham in den Boden versinken. Aber können sie ja nicht. Vor allem und gerade dann nicht, wenn sie auch noch animiert und angefeuert werden. Wer könnte dazu schon “Nein!” sagen?

    2. Scheinintellektuelle die sich mit einer Tasse Earl Grey

      Mit einem laktosefreien Latte Macchiato wenn schon. Earl Grey das ist schon wieder so Britisch-Urkonservativ.

      1. Ja, mit dünner aufgeschäumpter Mandelmilch und einem Bio Sojakeks mit Dünnpfiffgarantie aus dem frisch abgeholzten Regenwald 😂

    3. Dieses Statement ist ziemlich genau das Gegenteil dessen, was Frau Bockwyt in dem Artikel einfordert: Ein Phänomen beobachten, feststellen was ist und nicht gleichzeitig bewerten. Eine Bewertung kann unter Berücksichtigung verschiedener Blickwinkel nachfolgen. So habe ich diesen Artikel zumindest verstanden. Allerdings leistet der Artikel nicht das was er impliziert, eine Erklärung des Phänomens Wokeness aus psychologischer Sicht. Ein solches Erkärungsmodell konnte ich dem Text bis zum Schluss nicht entnehmen.

      1. Nein, kann sie nicht. Eine Bewertung ist die Feststellung am Objekt, alles was danach kommt, ist eine subjektive Beurteilung. Lässt man also die Bewertung weg, kannst Du das menschliche Gehirn, zumindest den “intelligenten” Teil, im Grunde abschreiben. Wegen Eingabe-/Ausgabe-Fehler.

    1. Ich hatte mal einen Aufkleber von Asterix und Obelix. Obelix hielt 2 Wildschweine unterm Arm, Asterix mit leeren Händen daneben. Überschrift: “Das Glück ist mit den Dummen.” Ob da Tiefenpsychologie hinter steckt? Ich meine, das war ein Aufkleber für Kinder. Oder muss man sich dabei gar nichts weiter denken? Aufpappen und gut.

    2. Oder. Da freute sich das dümmste Schwein. “Ach ist es gut saudumm und enwoke zu sein. Und später noch wurde es verehrt, vom Hungrigen der eilig sein Schnitzel verzehrt. 😂”

  3. Ich hatte schon gleich so ein mulmiges Gefühl, als man mir versuchte, mit dieser denkwütigen wokeness beizukommen. Ich find’s jedenfalls toll, wie einfach Psychologie das lebendige Dreikörperproblem erklären kann. Vielen Dank dafür, liebe Frau(?).

  4. Seltsamer Artikel!

    Beginnt im redaktionellen Fettgeduckten mit einem “einerseits”, dem kein “andererseits” folgt und wird mit einem Buchauszug (Bockwyt) fortgeführt. Am Anfang steht zusammenhanglos ein Bashing gegen linke Kritik an Wokeness, um dann Wokeness psychologisch in die Pfanne zu hauen.

    Vielleicht hätte ein bisschen mehr Sorgfalt für die Einleitung aufgebracht werden sollen. Vielleicht hätte es doch einiger redaktioneller oder von der Autorin selbst angefügter Erläuterungen bedurft.

    1. Mit diesen Artikeln sollen lediglich die Bücher ‘angekobert’ werden. Was wir hier schreiben, sofern wir nicht einander grob an Fickalien lecken, ist unbedeutend. Manchmal wird etwas aufgegriffen, um es in anderen Artikeln mit auf zu hängen. Mehr ist da nicht. Ich amüsiere mich jedenfalls prächtig.

        1. Ach komm. Das ist doch lustig, wenn es nicht so furchtbar tragisch wäre. Aber du siehst ja, die Maschine wankt unermüdlich weiter. Wer kann trottet mit und mir tun auch schon die Füße weh. 🙂 Ein schönes Wochenende mein Lieber, falls du es genießen kannst.

  5. Bei der Lektüre bin ich gleich anfangs schon über diese Aussage gestolpert:

    Dabei liegt ihr die marxistische Vorstellung zugrunde, dass der Mensch unendlich formbar ist und durch angemessene Sozialisierung neu geschaffen und perfektioniert werden kann.

    Was soll das sein? Eine Darstellung Marxscher Theorie? Aua.

    Oder anders gefragt: Was versteht die Autorin unter der „marxistischen Vorstellung“?

    So recht fand ich keinen Grund, noch weiterzulesen, sorry.

    (PS: Ab und zu beschleicht mich hier bei dem einen oder anderen Beitrag der Verdacht, da schreiben Leute, um mit gezielten Falschdarstellungen historisch-materialistische Positionen zu diskreditieren. Oder ist das bloß Unverständnis?)

    1. Habe bis “planwirtschaftliche Regulierung menschlicher Gefühle” gelesen, ich glotze auch bei Unfällen im Strassenverkehr! Im Artikel werden Erfahrungen mit Diskriminierung als persönlichkeitsfördernd dargestellt, wenn ich das richtig verstanden habe. Raus aus dem Safe Space ins “richtige Leben”! Zum PS noch: Die Dame schreibt auch mal für die NZZ, noch Fragen? 😀

    2. Mich kann man nicht formen und was ich kann, das kann man auch nicht lernen. Ob man es euch bei bringen kann? Ich denke nicht. Man braucht dafür so einiges, das, warum auch immer (sollte sich mal ein Arzt ansehen!) nicht in die Wiege gelegt wurde. Aber man kann euch führen. Das jedoch, würdet ihr niemals zulassen. Dort wo ihr es dennoch tut, folgt ihr den Idioten, in strammen Schritten, direkt ins Verderben.

      MIT EUREM WISSEN, SEID IHR AM ENDE!

  6. “Nach dem indischen Philosophen Krishnamurti sei die Fähigkeit, ohne Bewertung zu beobachten, die höchste Form menschlicher Intelligenz.”
    OhGott. Das war die Spitze des Artikels. Ist allerdings nicht von Krishnamurti, sondern der Inhalt aller Buddhistischer Weisheit.
    Naja. Lassen wir das.

    1. Moment. Die Fähigkeit etwas ohne Bewertung zu beobachten ist also die höchste Form menschlicher Intelligenz. Sagt die Weisheit. Die Weisheit hat offenbar den Verstand verloren. Jede Kreatur dieser Erde beobachtet ganz genau, ob sich ein Feind zu erkennen gibt. Und reagiert. Mache ich doch auch. Du nicht?

      1. Nicht bewerten schließt beurteilen nicht aus.
        Beobachten, was geschieht und das einzuordnen, ist etwas anderes, als das Geschehen zu bewerten, in welcher Kategorie auch immer. Am beliebtesten sind da wohl gut und böse als Kategorien. Auch wertvoll oder wertlos sind gern dabei.
        Das denken in Freund/Feind ebenfalls.
        Beobachten und nicht über die bliße Akzeptanz dessen, was ist hinaus gehen.

        1. Eine fehlende Bewertung führt doch aber zu falschen Beurteilungen. Wie will man denn über etwas urteilen, dass nicht entsprechend bewertet wurde? Geht das denn überhaupt? Ich meine, das eine ist ja doch eher objektiv und das andere hingegen eher subjektiv.

          1. Es geht hier wohl um ‘moralische’ Bewertungen, die in vielen Fällen einfach völlig unsinnig sind, wenn man eine Sache vernünftig einschätzen möchte.

            1. Inkorrekt. Bewertungen unterliegen nicht der Moral. Die kommt später, wenn man mag, in der Beurteilung. Leute was ist denn hier los!?

      2. Sorry, aber Du hast offenbar von Buddhismus keinen Schimmer: Es geht in der Aussage um ein ideales Konzept der Urteilsfreiheit im Yogischen Sinn*.
        Mit etwaigen “Sicherheitsproblemen” hat das nichts zu tun – die sind natürlich im herkömmlichen Stil zu beachten, sonst gäbe es auch keine Buddhisten mehr.

        *zB: Höre mental auf das Klatschen Deiner Hände.
        Jetzt höre auf das Klatschen einer Hand.

        1. Vermutlich nicht. Über Buddhismus weiß ich auch nur das, was es über Buddhismus zu wissen gibt. Ich höre aber noch immer mental das Klatschen meiner Hände und auch das Klatschen nur einer Hand, wenn ich meditiere. Wegen der ständigen Probleme in der Schule hatte ich damals Judo und später dann Karate drauf geschafft, weißt du. Heute braucht man ja schon ein Messer oder gleich ‘ne Wumme. Also je nachdem, wie man das Ganze beurteilt.

  7. Der arme Jiddhu würde im Grabe rotieren, wenn er in einem läge… “Nach dem indischen Philosophen Krishnamurti sei die Fähigkeit, ohne Bewertung zu beobachten, die höchste Form menschlicher Intelligenz. In jedem Falle ist sie eine wichtige menschliche Fähigkeit. Hilfreich ist es, die Abbildung von Realitäten zunächst von einer Bewertung zu trennen. Zuerst wird Wirklichkeit beschrieben und erklärt, danach kann man sie unter verschiedenen Kriterien oder Blickwinkeln bewerten.”

    Jeder “Abbildung von Realitäten” ist eine Selektion vorangegangen der eine Bewertung dessen unterlegt ist, was eigentlich erst am Schluss liegen dürfte. Dass das psychologisierende Geschwafel irgendwas mit dem zu tun haben könnte, wovon Krishnamurti spricht, ist ein schlechter Witz…

    1. Er riet den Interessierten ja davon ab, irgendeiner Lehre, Disziplin, Lehrer, Guru oder Autorität zu folgen, einschließlich seiner selbst. Diesen Rat bin ich auch gefolgt. Dann kamen eure Lehren, eure Disziplinierungen, eure Lehrer, eure Gurus und die anderen grauslichen Autoritäten, die hier tagtäglich die Plätze zuweisen.

      1. Es war einer der vielen witzigen Anblicke meines Lebens, jährlich in Saanen die Damen in der ersten Reihe in JKs Vortägen sitzen zu sehen. Wie diese Pastoren Witwen jedes mal eifrig mit den Köpfen nickten, wenn er mal genau sowas sagte, und die nicht das Geringste merkten. Und sie hatten sowieso bereits die Anreise zu seinem nächsten Meeting Ort gebucht.
        Immerhin sassen dort in den Zelten immer etliche jener langhaarigen Gestalten in ihren roten Roben herum, und haben sich bei solchen Sätzen von ihm schief gelacht, wonach der liebe alte Herr wieder mit demselben Sermon zum Thema weitermachte.
        Mein Gott… 50 Jahre ist das her…

  8. „Nach dem indischen Philosophen Krishnamurti sei die Fähigkeit, ohne Bewertung zu beobachten, die höchste Form menschlicher Intelligenz.“

    Nach der Grundlage der Aufklärung und der Philosophie von Immanuel Kant sind die Menschen gleich.

    ( Susan Neiman. Links ≠ woke. 2023 )
    https://martinburckhardt.substack.com/p/fbf8cac6-47cb-4d85-a475-0d1b815bd493
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/universalismus-statt-wokeness-linkssein-lernen-mit-kant-dlf-kultur-2bb3325f-100.html

  9. Benötigt man für diesen woken Popanz wirklich Psychologie? Oder kann man sich auch ohne diesem ganzen Irrsinn verweigern in dem man seinen klaren Menschenverstand einsetzt?

    In den 70ziger Jahren gab es mal die Mode, jeder sollte einen Psychologen haben.
    Jedes Kind weiß, dass die meisten die Psychologie studieren selbst gravierende Probleme mit sich selbst haben und glauben diese durch ein solches Studium lösen zu können.

    Diese Laberei dient doch nur dazu Verwirrung zu stiften und um von den wichtigen Problemen wie Krieg oder Leben abzulenken.

    Darauf einen Dujardan? Ne, lieber einen Glenfiddich Single Malt Reserva!
    Spaß aus

    1. Der Mensch ist weder klar noch bei Verstand. Sieht man doch an seinen Handlungen. Das heißt nein. Sieht man nicht. Ich sehe das, alle anderen sehen irgend etwas anderes und verstehen es auch so.

    2. “Benötigt man für diesen woken Popanz wirklich Psychologie?”

      Nein

      “Oder kann man sich auch ohne diesem ganzen Irrsinn verweigern in dem man seinen klaren Menschenverstand einsetzt?”

      Ja

      PS Solange diese Kasperles, aber noch Macht haben sollte man sich hüten. Allzu lange dürfte es nicht mehr dauern. Blöde Massenmenschen werden aber auch dann nicht intelligenter sein….

  10. Psychologisierung von Politik führt nicht zu wirklichem Erkenntnisgewinn. Das bekannteste Beispiel: Hitler war schwul, vermutlich “Vierteljude”, hatte eine schwere Kindheit, litt unter seiner Zwergwüchsigkeit und seiner derb-bäuerlichen Erscheinung. Das alles sagt uns nichts über den deutschen Faschismus.
    Der Wokeismus hat wie sein ideologischer Nachbar, der Faschismus, seine klar identifizierten politiökonomischen Ursachen.

  11. Hier beginnt schon das Problem mit diesem Text, dem erstens eine völlig falsche Vorstellung von Marxismus zugrunde liegt: “Oder aber man versteht Wokeness politisch als Synthese der Postmoderne und der marxistischen Unterdrücker/Unterdrückten-Dichotomien, die nicht mehr nur auf Klasse, sondern jetzt vorwiegend auf Rasse, Geschlecht, Sexualität und Körpermerkmale angewendet werden.”

    Es gibt im Marxismus keine “Unterdrücker/Unterdrückten-Dichotomie”, weil die zentrale Kategorie des Marxismus Ausbeutung ist. Und diese ist keine moralische Kategorie – wie sie oft fälschlich gehandhabt wird – sondern es handelt sich um ein gesellschaftliches System der Aneignung unbezahlter Arbeit. Das ist eine politische und ökonomische Kategorie.

    Während es sich u.a. bei “Rasse”, Geschlecht, sexueller Orientierung und Körpermerkmalen um biologische Kategorien handelt.
    In der Identitätspolitik wird einfach unterstellt, man würde in ein bereits existierendes gesellschaftliches Verhältnis hineingeboren, in dem sich die gesellschaftliche Position des Individuums aus diesen biologischen Kategorien ergibt.
    Aus einer marxistischen Perspektive ist das reinster Biologismus und eine “Synthese” daher völlig unmöglich.

    “Sie lehnt dabei moderne Aufklärungsvorstellungen von Individualismus, Gleichheit und Leistungsgerechtigkeit zugunsten von Gruppenidentität und Gerechtigkeit als Gleichheit der Ergebnisse ab.”

    Die Autorin sei zweitens daran erinnert, dass jede PISA-Studie in Deutschland nahelegt, der Bildungserfolg der Kinder ist von der ökonomischen Position der Eltern abhängig und Chancengleichheit existiert nicht.
    Während die erfolgreichste identitätspolitische Strömung, nämlich der Feminismus, eigentlich in Erklärungsnot geraten müsste, warum es in einem “patriarchalen Unterdrückungssystem” möglich ist, dass mehr junge Frauen ein Abitur machen und studieren.

    Dabei ist (diese) Identitätspolitik ausgesprochen wählerisch in Sachen “Gerechtigkeit als Gleichheit der Ergebnisse”. Ich habe noch nie gehört, dass “Gleichheit der Ergebnisse” sich auf die Anzahl von Klempnerinnen, Elektrikerinnen und Arbeit im Tief- oder Straßenbau bezieht.
    Eine begründete Annahme ist: weil es für die soziale Schicht, die mit dieser Identitätspolitik hausieren geht schlicht unvorstellbar ist, in solchen Jobs zu arbeiten oder darauf verwiesen zu sein, in diesen arbeiten zu müssen.

    Dass Vorstellungen von “Privilegierung” und “Diskriminierung” basierend auf der Biologie notgedrungen absurd sein müssen, beweist der dreifach privilegierte weiße heterosexuelle männliche Obdachlose und die dreifach diskriminierte schwarze lesbische Multimillionärin.
    Noch einmal: dieser Unsinn hat mit Marxismus nichts zu tun.

    1. Dass Vorstellungen von „Privilegierung“ und „Diskriminierung“ basierend auf der Biologie notgedrungen absurd sein müssen, beweist der dreifach privilegierte weiße heterosexuelle männliche Obdachlose und die dreifach diskriminierte schwarze lesbische Multimillionärin.

      Dieses Wegzaubern der Klassenfrage auch noch erfolgreich als ‘links’ zu verkaufen, nicht zuletzt auch vielen vermeintlich ‘Linken’, ist schon ein reaktionäres Meisterstück.

      1. Gut gesagt: “Wegzaubern der Klassenfrage”.

        Das Problem ist, in den USA (bzw. in den angelsächsischen Ländern) haben sie nicht nur erfolgreich geschafft, das als “links” zu verkaufen und das gilt dem Publikum als “links” (und selbstredend haben die Rechten eine Interesse daran, solch eine Wahrnehmung durchzusetzen), sie haben auch alle anderen Vorstellungen weggebissen.

        Die ersten, die sich über eine Herunterstufung im ranking bei Google beschwerten waren die Trotzkisten vom WSWS im Jahr 2017. Aber stellvertretend für alle anderen Linken aus dem sozialistischen und friedenspolitischen Spektrum, deren Click-Zahlen sich daraufhin radikal reduzierten.
        D.h. die Tech-Oligarchen haben gezielt dafür gesorgt, dass sich die Aufmerksamkeit auf bestimmte politische Positionen richtet und auf andere nicht – bevorzugten sozusagen “Oligarchen-Linke”.

        Auf der Meta-Ebene der IdPol wird versucht, global eine Selbstsicht analog zu der in den USA, bzw. den klassisch angelsächsischen “Einwanderungsländern” durchzusetzen.
        Das sieht man am Begriff “BIPOC” (black, indigenous and people of colour), der in unserem Kontext aber keinen Sinn macht, weil die Weißen die “indigene Bevölkerung” sind und die “weißen Privilegien” hatten im 19. Jahrhundert 99,999% der deutschen Bevölkerung. Das müssen sie sich mal sagen lassen! /sarcasm

        Es ist spätestens beim zweiten Blick offensichtlicher Unsinn und mich interessiert wirklich, wie man es geschafft hat, diesen Unsinn erfolgreich zu verbreiten.

        1. Willst Du die Antwort wirklich wissen? Ich kenne sie nicht. Aber ich habe da so eine vage Vorstellung. Sie haben den Unsinn quasi “in der Masse” verbreitet. Verstehst Du? Wie ein Ei, das man erst aufschlägt, trennt und dann in einen Teig knetet. Wo das Ei ist? Das ist im Teig. Man schmeckt das Ei heraus und ohne Ei wäre der Teig, bzw. das Endprodukt nutzlos.

          Wir sind im Arsch, wenn das nicht aufhört. Es sind nicht mehr viele da, die diesen Irrsinn ein Ende gebieten könnten. Aber wer hört zu? Wer hat Zeit? Wer die Muße, das Gemüt? Vor allem aber, wo ist das Machtwort, wenn man es mal braucht?

          1. Ich kann nur sagen, dass es notgedrungen wir sein werden und auch wenn es nicht mehr viele “wir” gibt.
            Es ist anzunehmen, die Mehrheit ist für rationale Argumente zugänglich und nur durch erzwungenen Konformismus dazu zu bringen, den Geßlerhut zu grüßen.
            “Genial” an dem woken Irrsinn ist jedoch, er schießt sich durch Selbstradikalisierung ins Nirvana.
            Und wir sollten durchaus mit der Spaßguerilla hinterher treten.
            Es gibt gar keine biologischen Frauen, weil sie nur als solche “gelesen” werden?! Warum nicht dafür plädieren, es gibt nur das “F-Wort”?
            Es gibt gar keinen Feminismus (F-Wort!), sondern nur “Feministierende”.

            Wie der Messias dereinst sang:
            “Pure Vernunft darf niemals siegen
            Wir brauchen dringend neue Lügen
            Die uns durchs Universum leiten
            Und uns das Fest der Welt bereiten
            Die das Delirium erzwingen
            Und uns in schönsten Schlummer singen
            Die uns vor stumpfer Wahrheit warnen
            Und tiefer Qualen sich erbarmen
            Die uns in Bambuskörben wiegen
            Pure Vernunft darf niemals siegen”
            https://www.youtube.com/watch?v=Xytt5PNC0Wo

      2. “Dieses Wegzaubern der Klassenfrage auch noch erfolgreich als ‚links‘ zu verkaufen, nicht zuletzt auch vielen vermeintlich ‚Linken‘, ist schon ein reaktionäres Meisterstück.”

        das stimmt zwar, aber man sollte nicht übersehen, dass es durch eine neu Hierarchie ersetzt worden ist.

        Der Wettbewerb geht heut nicht mehr um Klassen, sondern darum den höchst möglichen Opfer Status zu erreichen!

  12. Eine Mixtur aus Plattitüden und meist höchsten halbgaren Versatzstücken, die die wirre Psychologiisierung des Alltags aufgreift und mitspielt.
    Am Schluss dann ein unmotivierter Absatz als Abrechnung.
    Ein Mosaik mit lauter Lücken, das kein Bild ergibt.

    1. Dafür musst du ja auch das ganze Buch kaufen. Dies hier sind nur, mehr oder weniger, Auszüge daraus. Das Schöne an solch unterhaltsamen Anekdoten aus den Tiefen des Unergründlichen ist ja, dass man damit in Vorstellungswelten vordringen kann, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Aber selbst Sachbücher haben heute noch so ihre Problemchen, weil es darin oft um alles Mögliche geht, nur eben nicht um die Sache.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert