Wie Deutschland das Klima rettet

Berlin will Klima, Demo, FFF
Stefan Müller (climate stuff, 2 Mio views) from Germany, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Oder was los ist, wenn der Energieimperialismus die Erderwärmung bremsen soll.

Der 20. September 2025 ist seit gut sechs Jahren erstmals ein Samstag, an dem Fridays for Future zu großen Klimaaktionen aufrufen. Dabei wissen die Aktivisten selbst, dass vom Impetus und dem Mobilisierungsgrad der Anfangszeit nicht mehr die Rede sein kann, weshalb „system change, not climate change“ heute eher kleingeschrieben wird. Die politisch offen und unbestimmt gehaltene Demo-Parole „Exit Gas Enter Future“ scheint das Anliegen besser zu treffen. Luisa erklärt“ hierzu: „Seit langem fragt man uns: Wann wird es wieder wie 2019, als wir überall so laut waren?“ „Seit Monaten überschlagen sich die Klima-Extreme, gleichzeitig würgt die Politik immer mehr Klimaschutzmaßnahmen ab und man könnte meinen, ‚den Leuten‘ ist das Klima egal geworden.“ Den Gründen hierfür wollen die ‚Fridays‘ aber nicht weiter nachgehen. Dass eine „fossile Profitgier“ vorherrscht und – weiß Gott, warum – „kein Momentum fürs Klima da ist“, muss als ‚Erklärung‘ genügen. Was nämlich vor allem zählt, ist die Tugend, „radikal hoffnungsvoll“ zu sein und „dabei zu bleiben, wenn das Momentum eben nicht da ist“. So gesehen, birgt auch der kleinste Protest schon eine Hoffnung auf Erfolg: „Solang noch eine:r von uns auf der Straße steht, sind wir nicht allein. So lange lohnt es sich. So lange kämpfen wir weiter.“

Einer solchen ‚Kampfesperspektive‘ ist der Versuch deutlich anzumerken, sich moralisch gegen ihre fortlaufende Erschütterung und Enttäuschung zu wappnen – Erfahrungen, die offenbar nicht klug machen. Gescheiter und zielführender, auch im Sinne des eigenen Umweltanliegens, wäre es, die Täuschungen zu bemerken und aufzugeben, die sich mit ihm verbinden. Der folgende Durchgang durch die bisherigen Etappen, Windungen und Fragen der deutschen ‚Klimarettung‘ mittels einer Energiewende könnte dafür hilfreich sein. Dann wüsste man wenigstens, womit und mit wem man sich auch in Sachen Klimaschutz eigentlich anlegt.

Im Frühjahr 2019 hatte das Klima noch sein Momentum. Der Außenminister Maas im Kabinett Merkel eröffnete Anfang Juni eine internationale Klima-Konferenz mit einem Loblied auf demonstrierende Schüler: „Jeden Freitag schallt uns […] eine eindeutige Botschaft entgegen: Macht uns unsere Zukunft nicht kaputt! Handelt, bevor es zu spät ist! Und ja, die jungen Leute haben Recht.“ Er übernahm sogar ihre Bildersprache: „Die Erde hat längst begonnen, uns eine hohe Rechnung für unsere Versäumnisse der Vergangenheit auszustellen.“ Insofern kein Wunder, dass die ‚Fridays‘ ihre Zeit für gekommen und ihren Einfluss auf die Politik für gegeben hielten. Dass der Außenminister mit solchen Sprüchen für die deutsche Präsenz im UN-Sicherheitsrat warb und anfügte, „das Umsteuern [sei] eine globale Kraftanstrengung, bei der Deutschland führen muss“, tat dem keinen Abbruch.

„Dekarbonisierung“ als Wirtschafts- und Außenpolitik

Dabei hatte Maas zusammen mit dem Wirtschaftsminister Altmaier auch zwei Monate davor schon ziemlich Klartext geredet. Anlässlich einer „Berliner Energiewendekonferenz mit Ministern und hochrangigen Delegationen aus über 50 Ländern“ ließen beide wissen: „Die Energiewende entscheidet über Deutschlands Rolle in einer post-fossilen Welt.“ Denn „Klimapolitik ist immer auch Wirtschafts-, Sicherheits- und Außenpolitik“. Und zwar so: „Sie verschiebt auch politische Grundkonstanten. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien können sich Staaten in die Lage versetzen, ihre eigene Energiesicherheit zu erhöhen. Damit verliert das geopolitische Instrument Energie, wie wir es über Jahrzehnte kennengelernt haben, seine Macht. Energiewendeländer können ihre strategischen und außenpolitischen Interessen unabhängiger verfolgen.“ Dies die Leitsätze des deutschen Energieimperialismus im Jahr 2019, mit denen die zuständigen Minister sozusagen eine Zwischenbilanz der Anstrengungen früherer Jahre zogen.

Schon seit den 1990er Jahren verfolgt die deutsche Energiepolitik die strategische Linie, mithilfe serienreif gewordener Technologien und auf Basis der notorischen Wirtschafts- und Finanzkraft des Landes den schrittweisen Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger anzupeilen. Die Begrenztheit der Vorkommen an Erdöl, Kohle und Gas und ihr umweltschädlicher Verbrauch mögen Gesichtspunkte dabei gewesen sein. Die Konkurrenz um diese Ressourcen und deren preistreibende Wirkung waren als Gründe deutlich handfester. Der „entscheidende Schritt hin zu energiepolitischer Unabhängigkeit Deutschlands, zu größerer europäischer Souveränität“ (Maas, s.o.) lag in der Aussicht, die geopolitischen und kostenträchtigen Rücksichten bzw. Unwägbarkeiten im Umgang mit den sog. Öl-Staaten und vergleichbaren Lieferanten zurückzufahren. Stattdessen sollte ein Großteil des strategischen Guts Energie bzw. Elektrizität daheim, in eigener Regie, industriell, kostenbewusst und obendrein erneuerbar erzeugt und bewirtschaftet werden.

In den Jahren nach 2019 hat Deutschland seine Energiepolitik zu einer Energiesystemwende (eine empfehlenswerte Untersuchung dazu hier) mit den Komponenten Mobilität, Wärme, Landwirtschaft, Industrie sowie Wasserstoff als Energieträger der Zukunft samt europäischem „Green Deal“ erweitert. Letzterer verfolgt die Absicht, für die internationale Konkurrenz um und mit Energie den zugehörigen Imperialismus zu komplettieren.

Denn der im internationalen Vergleich recht früh gefasste Plan und seine durch Investitionen und Subventionen hervorgebrachten bzw. beabsichtigten Ergebnisse eröffneten Deutschland zugleich eine weltwirtschaftliche und geopolitische Perspektive. Die Energiewende zielt(e) nämlich nicht nur auf Handelserfolge gegenüber anderen Industriestaaten oder Schwellenländern, die dem deutschen Vorbild nacheifern wollen und dazu die Technologie dort kaufen müssen. Daraus lässt sich gegebenenfalls ein Hebel der politischen Einflussnahme machen. Aber auch bei Kandidaten, die weiterhin an der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen festhalten, sucht(e) die deutsche Politik nach Handhaben dafür, dass diese den neuen „grünen Märkten“ nicht im Weg stehen bzw. aus ihrem unverminderten CO2-Ausstoß keine Konkurrenzvorteile ziehen. Seit 2019 enthält deshalb die Standardvorlage für EU-Handelsabkommen eine Bestimmung, die zu einer wirksamen Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 verpflichtet. Umgekehrt mindert eine europaweite CO2-Grenzausgleichsabgabe die Exportchancen von Staaten, die mit ihren heimischen Emissionen laxer verfahren als die EU.

Für dieses ambitionierte Programm der ‚Dekarbonisierung‘ nahmen und nehmen die ausführenden Staatsorgane selbstredend die gesamte Gesellschaft in Beschlag. Vorweg die einfachen Bürger und ‚Steuerzahler‘, die in dauerreformierten Abgabesystemen den Umbau der Energieversorgung mitfinanzieren – und denen im Fall ihrer Überforderung beim Strompreis oder als Anreiz zur privaten Partizipation an der Energiewende (beim Auto, der Wärmenutzung u.Ä.) manchmal ein sparsamer Zuschuss zugedacht ist. Auch den Wirtschaftssubjekten, die für das ‚Wachstum‘ zuständig sind, bleiben Abstriche bei ihren Gewinnerwartungen nicht immer erspart, z.B. dann, wenn der grüne Strom die Industrieproduktion vorübergehend verteuert oder die herkömmliche Energieerzeugung entwertet. Aus gutem Grund hat das als innovativ gepriesene Unternehmertum die Abkehr von den fossilen Stoffen weder erfunden noch nach ihr gerufen. Umso mehr stößt es bei seinem Verlangen nach staatlicher Kompensation auf offene Ohren.

Im diesem Kontext ein Wort zur deutschen Braunkohle. Als schmutzigste Energie-Variante war bzw. ist sie vergleichsweise billig, in nationaler Hoheit verfügbar, also im Prinzip gut für Geschäft und Energiesicherheit. Ihre Verabschiedung aus dem sog. Energiemix muss mit Bedacht erfolgen, weil sie bisherige Geschäfte vereitelt und die Suche nach neuen Zeit braucht. Zugleich muss der Abschied schnell genug sein, um die Durchsetzung und Rentabilitätsreife der grünen Technologien nicht zu gefährden. Grund für Entschädigungen hier und Zuwendungen dort und Stoff für den zugehörigen Streit zwischen Verbänden, Parteien und Regionen, der sich im immanenten Widerspruch des Ausstiegsszenarios herumtreibt.

Eine weitere Bemerkung zur deutschen Besonderheit des „Atomausstiegs“, der 2011 nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima mit einer Laufzeit von elf Jahren beschlossen wurde, um den betroffenen Unternehmen die Umstellung ihrer Investitionen sowie dem Energiemarkt die Neuausrichtung zu ermöglichen. Länger aber wollte die Bundesregierung ihren Worten zufolge eine Risiko-Technologie nicht hinnehmen, die sie und die Vorgänger lange Jahre und unbeeindruckt von der Kernschmelze in Tschernobyl 1986 durchaus für tragbar hielten. Und die auch das damalige Kabinett Merkel vermutlich weiter ausgesessen hätte, wären die genannten Vorzüge der Erneuerbaren nicht in greifbare Nähe gerückt. So aber ließ sich einer nationalen und globalen Öffentlichkeit die deutsche Entschlossenheit versichern, die Energiewende unumkehrbar zu machen – und mit grüner Spitzentechnologie eine Risikoabsenkung für ‚Mensch und Umwelt‘ verkäuflich anbieten.

„Klimarettung“ – Zweck, Vorwand oder was?

Dieser Aufriss der Energiewende, der mit seiner erfolgreichen Umsetzung keineswegs zusammenfällt, gibt bereits hinreichend Auskunft darüber, dass hier moderne Staaten wie die BRD nicht einfach eine ‚zivilisationsbedingte‘ Naturschädigung adressieren, sondern mit dem Übergang von der ‚braunen‘ zur ‚grünen‘ Energiewirtschaft ökonomisches Wachstum und außenpolitische Einflussnahme anstreben. Allerdings: Es gibt eine Gemengelage aus Fakten wie der Verabschiedung von Kernkraft und Braunkohle; aus der deutsch-europäischen Selbstverpflichtung auf CO2-Ziele und das Pariser Klimaabkommen sowie dem verpflichtenden Druck auf Drittstaaten; aus zugehörigen Maßnahmen und Fristen, die auch dem kapitalistischen Geschäft einiges zumuten; zudem aus der wiederkehrenden Tatsache, dass die staatlich angestoßenen Vorhaben und ihre erwünschten Effekte zeitlich stets im Soll bleiben. Dieses Gemisch sorgt durchaus für theoretische, umweltbewegte, auch linke Debatten und Interpretationen. (Über die ‚populistischen‘ Deutungen der Sache ist weiter unten zur reden.)

Von den ‚Fridays‘ war schon die Meinung zu hören, dass die Regierungen die Bekämpfung des Klimawandels aus Rücksicht auf die „fossilen Profite“ grob vernachlässigen würden, statt ihrer selbstbekundeten Verantwortung nachzukommen. Radikalere Stimmen vermuten, die staatliche Rhetorik vom Planeten in Not und die Konferenzdiplomatie zu seiner Rettung seien lediglich Vorwand und Mittel für den Erfolg in einer neuen Geschäftssphäre. Dem wird ebenfalls von links her entgegnet, der Fortbestand des Kapitalismus benötige – analog zu den nationalen Umweltschutzmaßnahmen – auch einen überstaatlichen Kampf gegen den Klimawandel und erzwinge hierzu notgedrungen eine gewisse Kooperation. Die gewerkschaftliche Sicht entdeckt schließlich „Probleme, die auftreten, wenn die Produktions- und Lebensweise der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaften mit den Reproduktionserfordernissen der Natur in Übereinstimmung gebracht werden sollen“. Die folgenden Überlegungen tragen hoffentlich auch zur Entwirrung solcher Erklärungsansätze bei.

Die Beobachtung trifft sicher zu, dass die Berufung auf eine ‚Menschheitsaufgabe Klimarettung‘ stets als staatsmoralisches und diplomatisches Instrument Verwendung findet, um konkurrierende Interessen auf die eigenen zu verpflichten. Unzutreffend ist allerdings der Schluss, die Klimapolitik in Deutschland und anderswo hätte keinen Bezug zur Erderwärmung und ihren schädlichen und kostspieligen Konsequenzen. Immerhin beauftragen Staaten ganze Forschungsinstitute mit der Ermittlung der zahlreichen ‚Kipppunkte‘ des Klimageschehens samt ‚Folgenabschätzung‘. Ein wesentlicher Unterschied zum innerstaatlichen Umweltschutz tut sich allerdings auf. Der adressiert bestimmte Schäden auf dem staatlichen Territorium und bearbeitet sie in eigener Hoheit nach nationalen Nutzenerwägungen. Anders z.B. am neulich gescheiterten Plastikmüllabkommen der UN, wo die Interessen von Öl- bzw. Küstenstaaten konfligierten. Und warum sollten Polen oder auch Deutschland über Nacht auf ihre Kohleverstromung verzichten, weil in Spanien eine Fläche der Größe Mallorcas abbrennt? Da lässt sich das heimische Interesse leicht mit seinem nur peripheren Anteil am globalen CO2-Ausstoß verteidigen.

Nehmen wir noch die polare Eisschmelze, die laut aktueller Klimaforschung in der Antarktis eine irreversible Kaskade auslösen könnte. Dieser Gefahr gegenüber scheidet sich die ‚Völkerfamilie‘ zunächst in Staaten, die der steigende Meeresspiegel bedroht, dann in solche, die er nicht affiziert und die deshalb weder Gegenmaßnahmen mitfinanzieren noch sich industriell selbstbeschränken wollen, und schließlich in solche, die z.B. von neuen eisfreien Schiffspassagen profitieren. Die Bedrohten teilen sich wieder in solche, die als Industriestaaten die Folgen z.B. per Deichbau bewältigen können (wie etwa Singapur) , und in solche, deren Lebensgrundlagen einfach absaufen. Überdies beruhen die Anstiegsszenarien auf wissenschaftlichen Prognosen, die daher divergieren. Was diese fehlende Übereinstimmung der Interessen dann komplett macht, ist das Gegeneinander von lauter Gewaltmonopolisten, die eine überstaatliche Regelungskompetenz à la UNO zur Fiktion machen.

Koalitionen der unbeständigen Art entstehen dann nur dadurch, dass mächtige Staaten sie wegen der Koinzidenz ihrer souveränen Berechnungen eingehen und entsprechenden Druck auf ihre abhängig verbündeten Lager ausüben. Das Pariser Klimaabkommen, das wesentlich einen Konsens zwischen der Obama-Administration und der VR China zur Voraussetzung hatte, ist hierfür einschlägig. Und zeigt umgekehrt die Brüchigkeit solcher Vereinbarungen – siehe den zweimaligen Austritt (2019 und 2025) der USA unter Trump – wenn eine führende Macht ihre Ansprüche neu definiert. Was daran auch zu sehen ist und was der These einer durch die Klimafolgen ‚erzwungenen Kooperation‘ (s.o.) widerspricht, ist dies: Die allgemeine Betroffenheit vom Treibhauseffekt auch einer Wirtschaftsmacht wie der USA ist keineswegs hinreichend, um dem dortigen Staat als ‚ideellem Gesamtkapitalisten‘ bestimmte Maßnahmen der Vorbeugung aufzunötigen.

Was, wie gesagt, nicht heißt, dass die Erderwärmung den staatlichen Sorgestandpunkt kalt lässt. Vielmehr entstehen scheinbare Paradoxien wie die zwischen dem grundsätzlichen Bekenntnis von 195 Staaten zu den Pariser Klimazielen und den nationalen Ausnahmen, die sie sich nach Lage und Bedarf genehmigen. Ein Kontrast, der sich nach mehreren Seiten hin erklärt.

„Freiheitsenergie“

Für die politischen Macher fällt ihr energieimperialistisches Programm insofern mit der Bekämpfung des Klimawandels zusammen, als diese für sie und das System, dem sie vorstehen, gar nicht anders zu haben ist. Dass ihr Werk den Klimawandel unterhalb eines katastrophalen Niveaus hält, ist eine Absichtserklärung, vielleicht eine Wirkung, aber nicht der unbedingte Zweck der „grünen Wende“. Wenn, dann kann die vom bisherigen Kapitalismus erzeugte Klimaschädigung systemimmanent in Zukunft nur verlangsamt werden, indem sie geeignete ‚post-fossile Geschäftsmodelle‘ anstößt, die der Gewinnerwartung nach die herkömmlichen übertreffen.

Reduktion von Treibhausgasen, erneuerbare Stromerzeugung, Klimaneutralität etc. sind in der globalen Marktwirtschaft eben nur als Folge gelingender Weltgeschäfte zu haben, die ihrerseits unter Bedingungen stehen, die die Konkurrenz der Kapitalisten und die der Staaten ihnen aufherrschen. Die Prämisse, dass die entsprechenden Geschäfte zu einer nationalen Energiesouveränität als allgemeiner Produktionsvoraussetzung beizutragen haben, wurde schon erwähnt. Zweitens müssen die unternehmerischen Rechnungen ihrerseits aufgehen, was heißt, dass sich Kapitale im Kampf um Märkte als Sieger durchsetzen – und dabei Verlierer produzieren. Beides fordert die betreuenden Souveräne als die Gestalter der ökonomischen Bedingungen heraus, von denen sie selbst abhängen. Drittens macht eine Staatsgewalt ihre Anliegen dann sogar zum Zweck ihres Wirtschaftslebens, wenn sie es ihrer Selbstbehauptung in zwischenstaatlichen Machtfragen unterordnet.

Um mit Letzterem zu beginnen: Der Ukrainekrieg, auch wenn Deutschland ihn selbst nicht führt, ist ein Fallbeispiel dafür – und könnte zeigen, wie sachfremd es ist, seine Regierungen an einer vermeintlichen Klimaverantwortung zu messen. Die Ampel-Koalition hat die „strategische Energiepartnerschaft“ mit Russland abrupt aufgekündigt, die einmal als Antwort auf die amerikanische Dominanz der Ölmärkte und als Brücke hin zu den Erneuerbaren gedacht war. Seither hat der Boykott von russischem Erdgas und sein Ersatz durch klimaschädlicheres LNG und Fracking-Gas, mithin der Wirtschaftskrieg gegen den Kreml, nicht nur Vorfahrt vor den allgemeinen Geschäftsinteressen, sondern auch Vorrang vor allen Umwelterwägungen. Dass Deutschland sich durch sein Setzen auf billige russische Rohstoffe in die Hände eines Feindes begeben habe, kursiert als passende ‚Selbstkritik‘ ex-post – und wäre auch zu hören, wenn Nord Stream 2 schon grünen oder gelben Wasserstoff geliefert hätte, wie einmal angedacht.

Im Zuge des Zoll-Deals zwischen der EU und den USA wurden Trump für 750 Milliarden Dollar europäische Energie-Importe in Form von LNG, Öl und Kernbrennstoffen in Aussicht gestellt. Sollten sie in dieser Höhe zustande kommen, dürften sie den „Green Deal“ der EU und die deutsche ‚Energiesystemwende‘ samt der Fristen zur Klimaneutralität gründlich durcheinanderbringen. Das Zugeständnis an die USA ist nach Auskunft der Macher – Erderwärmung hin, Stromkosten her – aber unvermeidlich, um europäische Wirtschaftsinteressen vor einem Handelskrieg zu bewahren und die Trumpsche Demontage des Machtanspruchs der EU gegenüber Russland in Grenzen zu halten. Diesem Anspruch ist überdies der Fünf-Prozent-Anteil am BIP zugedacht, der für die Aufrüstung vorgesehen ist und der derzeit die knappe Hälfte des Bundeshaushalts ausmachen würde. Die Schuldenaufnahme dafür trägt nicht nur dazu bei, dass „der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, nicht mehr finanzierbar“ ist (Merz). Sie rückt natürlich auch die weiteren Aufwendungen für die „grüne Wende“ in ein neues kritisches Licht.

Der kleine Tabubruch, auch am Ammersee nach Gas zu bohren, liefert dazu die Fußnote. Und der Treppenwitz dabei ist, dass es einem grünen Wirtschaftsminister vorbehalten war, die Verlängerung der Verbrennung von Kohle und Gas als „Freiheitsenergien“ in die Wege zu leiten.

„Disruptionen“

Was die genannte Bedingung erfolgreicher Geschäfte mit der Energiewende im Besonderen und des gelingenden Wachstums im Allgemeinen angeht, werden derzeit in beiden Abteilungen Krisenerscheinungen beklagt. Der Widersinn einer kapitalistischen ‚Planwirtschaft‘ unter dem Ehrentitel Klimarettung, vulgo das Vorhaben, die Umwälzung der Energieerzeugung bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit im Prinzip vom Markt erledigen zu lassen, ist für sich schon für einige Friktionen gut. Die ‚Marktentwicklung‘ bei Batterien für Elektrofahrzeuge z.B. hat die geplanten Wasserstoff-Antriebe völlig zur Seite gedrängt und die vorgeschossenen Kosten entwertet. Die Verkaufserfolge billiger E-Autos aus China, denen eine globale Dominanz prognostiziert wird, lösen eine nationale Besorgnis aus, die sich durch den Beitrag aus Fernost zur Reduktion der Treibhausgase nicht beruhigen lässt. Gleiches gilt für die wachsenden chinesischen Marktanteile bei Wärmepumpen, Solarenergie und Windkraft, die zu Lasten der deutschen Anbieter gehen – obwohl die neue Wirtschaftsministerin hier die Möglichkeit von Subventionskürzungen sieht, weil „Photovoltaik-Anlagen sich für Hausbesitzer inzwischen auch ohne Zuschüsse rechnen“.

Die Krisenkonkurrenz auf den Märkten spitzt solche ‚Disruptionen‘ weiter zu. Zum Beispiel, so die „junge Welt“, bei der klimaneutralen ‚Zukunftsenergie Wasserstoff‘: Deutscher Stahl lässt sich angesichts weltweiter Überkapazitäten kaum mehr konkurrenzfähig herstellen, was unmittelbar auf die projektierte Umstellung der Produktion mittels Wasserstoff durchschlägt. „Von den geplanten zehn Gigawatt Produktionsleistung seien gerade einmal 1,6 Prozent umgesetzt, […] weitere zwei Prozent in Bau. Zudem sei der grüne Wasserstoff ‚sehr viel teurer‘, als prognostiziert. Nötige Mittel des Bundes seien nicht mehr auf den Weg gebracht. […]  Der Stahlriese Arcelor-Mittal verabschiedete sich [bereits] vom Produktionsziel grüner Stahl. Der Grund: Keine Infrastruktur, keine ausreichende Förderung, obwohl bereits rund 1,3 Milliarden Euro geflossen sind. […] Der Energiekonzern Uniper kündigte den Bau neuer Gaskraftwerke an.“

Wenn der oben zitierte Gewerkschafter dies unter die „Probleme“ zählt, „die kapitalistische Produktionsweise mit den Reproduktionserfordernissen der Natur in Übereinstimmung zu bringen“, wie er seine Variante nennt, ‚Ökologie und Ökonomie zu versöhnen‘, dann liegt er schief. Was unter diesem schönfärberischen Titel stattfindet, ist die Unterordnung der Gesellschaft unter den Fortschritt einer Wirtschaftsweise, der „zugleich die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“ (Marx).

Auf ihre Art bestätigt die amtierende Wirtschaftsministerin die Subsumtion von Umweltanliegen unter die Energie- und Wachstumspolitik. Die kritische „Frankfurter Rundschau“ sieht das so: „Spürbare Rückschritte in der Klimapolitik. Katherina Reiche [macht] Politik von vorgestern. [Sie] treibt nun den Ausbau von Gaskraftwerken voran. Die Gasspeicherumlage soll künftig aus dem Klima- und Transformationsfond bezahlt werden. Somit verbilligt die Regierung fossile Energie mit Geld, das eigentlich in den Klimaschutz investiert werden soll. Das Budget für grünen Wasserstoff wurde drastisch gekürzt. Bei den Klimazielen forderte Reiche ‚Flexibilität‘, den Ausbau erneuerbarer Energien bezeichnete sie als ‚überzogen‘.“ Entsprechend sind gemäß Koalitionsvertrag neue Gaskraftwerke mit 20 GW Leistung vereinbart. Bei einer fünfjährigen Bau- und der zwanzigjährigen Laufzeit dieser 40 und mehr Einheiten ist bereits abzusehen, dass die klimaneutrale Stromversorgung ab 2035 obsolet wird.

Der Vorwurf, dies sei „Politik von vorgestern“, erspart sich die Frage, was sie denn wieder in Mode gebracht hat und wie sie sich von „gestern“ unterscheidet. Gestern nämlich hat Minister Habeck die mögliche Verschiebung des Kohleausstiegs und das Come-back der Gasverbrennung noch mit dem großen ‚Leider‘ gerechtfertigt, das „Putins Krieg“ ‚uns‘ aufnötige. Dieser Tonfall ist bei der Merz-Regierung ziemlich draußen. Ministerin Reiche plädiert für „ein Stückchen mehr Realismus“, den sie – sechs Jahre nach dem Wende-Narrativ ihrer Vorgänger (s.o.) – als erneute „Zeitenwende in der Energiepolitik“ anpreist. Jetzt heißt es, den fossilen Ressourcen gegenüber, fremden und eigenen, „flexibel“ und „technologieoffen“ zu sein und nichts „ideologisch“ zu „überziehen“ – eine Wortwahl, aus der unschwer Vorwürfe an die Vorgänger herauszuhören sind.

‚Ideologiefrei‘ am Gewinn orientierte Unternehmen registrieren das mit regem Interesse. So will Thyssenkrupp seine kostenlosen CO2-Verschmutzungsrechte bis in die 2040er Jahre hinein gewährleistet sehen. Und die Autoverbände verkünden, die Reduktionsziele der EU „seien in der heutigen Welt einfach nicht mehr machbar“.

„Drill, baby, drill“

Mit ihrem modifizierten Tonfall streift die neue Regierung einen Trend, dessen Extremform in den USA unterwegs ist, den aber auch Orbán, Salvini oder die AfD repräsentieren und dem die globale Krisenkonkurrenz weiter Auftrieb gibt. Von den windmills behauptet Trump, „they are the most expensive energy, they ruin the environment, they kill the birds, they kill the whales.” “I hate wind.” „We will not approve farmer destroying Solar“, fügt er an und streicht im Juli 2025 entsprechende Steueranreize massiv zusammen. Und die NASA weist er an, zwei Satelliten zu entfernen, die die weltweiten CO2-Level überwachen. Was Trump nicht hasst, sondern bevorzugt fördern, verbrennen und verkaufen will, ist die „beautiful clean coal“ und das, was oben herauskommt, wenn „drill, baby, drill“ gemacht wird. Die kindgerechte Sprache und der offensichtliche Unsinn, den er über die Windkraftwerke erzählt, stehen zunächst für seine Absage an die ‚woken‘ wissenschaftlichen Hinweise auf einen möglichen Klimakollaps. Die hält er vor jedem Argument schlicht deshalb für einen unamerikanischen Schwindel, weil sie gegen die unbeschränkte Nutzung der nationalen Energieressourcen Vorbehalte anmelden. Unbesehen der Tatsache, dass auch die amerikanische Elektrizität bereits zu einem Viertel aus erneuerbaren Quellen stammt und Experten vor einem power crunch warnen, wenn deren Anteil nicht ansteigt. Ganz ohne den Umweg über eine ‚Energiesystemwende‘, also ohne die Querelen der internationalen Konkurrenz um Technologie und Rentabilität samt disruptiver Krisen, bringt hier ein Staatsmann die strategische Qualität von Grundstoffen in Anschlag, über die er unbeschränkt, reichlich und billig verfügt. Im gleichen Geist bezeichnete die AfD das Gebäudeenergiegesetz der Ampel als Habecks „Heizungshammer“, das nur darauf aus sei, „das Vermögen und die Altersversorgung der Deutschen anzugreifen“. Auch weitere „Angriffe“ wie die auf die deutsche Kohle und den deutschen Verbrennermotor oder einen angeblichen Plan zur „Deindustrialisierung“ weist sie als den „grünen Ideologien“ geschuldet zurück, die sich über das unbedingte Recht der nationalen Interessen erheben und Deutschland schwächen würden.

Wie gesehen, sind solche ‚populistischen‘ Positionen auch der Klimapolitik der Merz-Regierung nicht ganz fremd. Die kriselnden Projekte der Energiewende und die allgemeine Wachstumsflaute auf der einen sowie die Prioritäten der Staatsverschuldung in der Zeitenwende auf der anderen Seite führen zu einer entsprechenden Neusortierung in Sachen Erderwärmung. Der post-fossile Energieimperialismus Deutschlands ist damit nicht aufgegeben, und was seine beschriebene Modifikation bewirkt, ob sie sich zuspitzt, wie lange sie anhält etc. fällt in den Bereich der Spekulation. Die Klimawissenschaft rechnet jedenfalls damit, dass die 1,5-Grad-Schwelle mit großer Sicherheit überschritten und das deutsche Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 deutlich verfehlt wird.

Man sollte meinen, dass diese Bedrohung von Lebensgrundlagen genug an „Momentum für die Klimarettung“ hergibt, welches die anfangs zitierten Klimaaktivisten so sehr vermissen. Warum es fehlt, verdankt sich dem staatsbürgerlichen Opportunismus, wie er die praktische Politik der Regierungen begleitet. Die Bürger haben eben gelernt und sind gewöhnt daran, das hinzunehmen, was ihnen ihre Herrschaft als ‚realistisch‘ vorsetzt. Auch für den Idealismus von Heranwachsenden ist das bereits ein Datum. Des Weiteren bedient sich eine rechte Opposition einer bürgerlichen Unzufriedenheit mit der Energiewende, um mit deutlichem Erfolg den Vorwurf zu lancieren, dass die Staatsführung ihre nationalen Hausaufgaben nicht erledige. Und der Protest der Fridays for Future kommt in seinem Bemühen, die Regierenden „an ihre eigenen Klimaziele zu erinnern“, leider nicht über den Wunsch hinaus, den Bock zum Gärtner zu machen.

Georg Schuster

Georg Schuster (Pseudonym) verbrachte sein Berufsleben als Lehrkraft. Von 2013 bis Ende 2019 schrieb er für das GEW-Magazin „Auswege“. Nach dessen Einstellung war er bis Anfang 2023 Autor bei „Telepolis“. Seither schreibt er für „Overton“.
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21 Kommentare

  1. Ein sehr qualifizierter Beitrag, der sehr viele Widersprüchlichkeiten der Klimaschutzpolitik benennt, die sich noch ergänzen ließen, wie z.B. überdimensionierter und konzeptloser Netzausbau, Wasserstoff für Heizzwecke u.a.
    Ohne dabei „das Kind mit dem Bade auszuschütten“, wie das an vielen Stellen erfolgt, wo die auch hier genannten Kritikpunkte als „grüne Ideologie“ pauschal verurteilt werden.
    Ich selbst habe einige Aspekte daraus schon früher mal beleuchtet:
    https://overton-magazin.de/hintergrund/wissenschaft/umweltpolitische-narrative-und-realer-handlungsbedarf/
    auch hier (2023):
    https://www.telepolis.de/features/Wieviel-Kolonialismus-steckt-in-Robert-Habecks-Energiepartnerschaften-9345124.html

  2. „„Solang noch eine:r von uns auf der Straße steht, sind wir nicht allein. “

    Kann denen bitte mal jemand die Taschenrechner-App erklären? 😀

    Interessant ist ja, daß ich von diesen geplanten „Demos“ schon weiß – aus dem ÖR-Fernsehen! Da laufen quasi Werbespots, getarnt als Nachrichten und Magazine. Mit Videos und Datum. Von der Friedensdemo am 13.09. in Berlin muß ich aus den NDS oder bei Norbert Häring lesen.

    Frieden ist ja auch unwichtig gegen den „Klimakiller Erdgas“!

    Daß ohne Erdgas die ganzen EEs auf der Kippe stehen, weiß von diesen dummen Menschen keiner, oder sie blenden es gezielt aus. Um was zu erreichen? Einen „spanischen“ Blackout in Deutschland? Es ist ja nicht nur die „Dunkelflaute“, es ist zunehmend der „Lichtblitz“ in den Netzen, der sie destabilisiert, und im Ernstfall zu Abschaltungen führt, wenn nicht gleich die ganz große Sicherung rausfliegt.

    Überwachungstechniker im Netzbetrieb war früher wohl mal ein sehr entspannter Job. Man kam zum Lesen… Heute werden da im Stundentakt schwere Ausfälle umschifft. Und zwar nicht wegen zu wenig Strom im Netz, sondern zuviel! Kurze Spitzen, ausgelöst von den nicht zentral regelbaren EE-Einspeisern im Netz können von herkömmlichen Generatoren noch abgefangen werden. Wichtig ist, daß sie im Netz sind, und wenn sie nur mit 20% laufen, es kommt auf die Technik an, die mitläuft.
    Fehlen die, weil, wie in Spanien zum Blackout keine Gaskraftwerke im Netz sind, geht die Spitzen voll ins Netz und es kommt zur Ausfallkaskade. Dann legt man zur Sicherheit noch das Akw still, dessen Generatoren das gleiche bewirken könnten, und das Netz ist tot.

    Zuviel Strom! Es war in Spanien wohl nicht so sehr die Frequenz, es war die Spannung, die außer Kontrolle geriet. Ich hörte neulich in einem spannenden Vortrag, daß eine 400kV-Trasse zu dem Zeitpunkt mit 470kV gemessen wurde. 70.000 Volt zuviel!

    oopsi!

    1. Nicht nur die „EE´s“ stehen auf der Kippe, den meisten ist ja gar nicht klar, daß das meiste erdgas gar nicht verbrannt wird, sondern Vorprodukt der chemischen Industrie für alles Mögliche… aber Chemie ist sicher aus ganz böse..

      1. Jupp!

        Und die Kosten sind ja völlig aus dem Ruder gelaufen. Frackinggas aus den USA per LNG-Tanker kostet über 1 Euro je Kubikmeter. Russisches LNG ist halb so teuer, soll aber natürlich auch „gebannt“ werden – was im Umkehrschluß zu einer Verteuerung des US-LNGs führen wird (Angebot->Nachfrage), und russisches Pipelinegas kostete gar nur 33 Cent.

        Wir haben also Minimum eine mehr als Verdreifachung der Erdgaspreise. Das spürt man bei den Heizkosten ebenso wie in der chemischen Industrie. Bspw. bei der Ammoniaksynthese, die als Grundstoffindustrie für die Produktion von Stickstoffdünger unerlässlich ist. Wieviel davon wird jetzt in Deutschland noch hergestellt? BASF hat seine Produktion massiv heruntergefahren – oder schon eingestellt?

    2. Kurze Spitzen, ausgelöst von den nicht zentral regelbaren EE-Einspeisern im Netz

      Verstehe ich nicht.
      Die müssen doch (zumindest ab 30 kW, ggf. auch bei weinger wg. Verklammerung) zentral regelbar sein.

      1. Diese Regelungen sind aber zu langsam, um im Ernstfall zu reagieren.
        Im Prinzip läuft diese Regelung darauf hinaus, daß die Einspeiser einfach vom Netz weggeschaltet werden.
        Das geschieht ja tatsächlich, weshalb viele Betreiber eigener PV-Kraftwerke inzwischen Installationsfirmen damit beauftragen, ihre Anlagen kleiner zu machen, damit sie noch Strom für den Eigenbedarf erzeugen können, statt daß der Versorger ihnen im Sommer ständig die gesamte Anlage stilllegt, und ihnen stattdessen teuren Netzstrom einspeist. Da wird also nicht aus- sondern abgebaut, um die Anlagen noch benutzen zu können.

        Um auf die Schwankungen reagieren zu können, müßte man aber konstant die Einspeisung regulieren statt nur ganze Blöcke zu- und abzuschalten. Das kann bei zigtausenden einzelnen Kleinkraftwerken keiner leisten.

        Und man müßte die Netze klug aufteilen, also immer genügend konservative Kraftwerke mit ihren Generatoren (also Spulen und Schwungmassen) mitlaufen haben, die die Minispitzen systembedingt abfangen. Da muß keiner gegenregeln, das passiert automatisch, da die Generatoren Dynamos und E-Motoren in einem sind. Die nehmen also auch kurzzeitig Energie aus dem Netz, statt nur die Einspeisung zu regulieren. Das Ziel muß also sein, die EEs immer deutlich unter 100% des Strombedarfes zu halten, um den Rest dann mit anderen Kraftwerken aufzufüllen. Stattdessen feiert man sich dafür, daß an soundsoviel Tagen im Jahr 100% des Stromes aus den EEs strammten – tja, und dann kommen plötzlich 120%, und es wird dunkel….

  3. „Fridays for Future“ demonstriert für eine Politik, die von der Leyen und Merkel für EU und Deutschland ausdrücklich durchsetzen wollten (jaja, weil ihnen das Klima so am Herzen liegt), basierend auf „der Wissenschaft“ seit den 70ern, unterstützt von Journalisten in Richtung Rente.

    Das ist kein Generationenkonflikt, sondern da veranstalten die Alten Aufmärsche zur Sicherung ihrer Nachfolge.

    Entsprechend landen die Akteure ja auch in denselben Parteien wie „die Alten“, die doch an allem schuld sein sollten – sofern sie nicht wie Thunberg falsch abbiegen und sich vorläufig selbst ins Aus schießen. Symbole sind ja so wichtig in diesen Kreisen.

    Wie wichtig der Klimaschutz den Verantwortlichen wirklich ist, sieht man überall: Man sollte doch meinen, dass die Grünen ihre besten Leute schicken, um die größte Gefahr für die Menschheit zu besiegen. Stattdessen: Habeck und Baerbock, die nach grüner Logik gerade die Menschheit vernichtet haben, nur um nicht beim Russen zu kaufen.

    Vielleicht hätte die Basis demonstriert, aber die waren gerade mit dem Flugzeug im Urlaub. Früh übt sich, was ein Heuchler werden will.

    Vielleicht auch besser so – der „Klimaschutz“ basiert ja auf der Idee, dass die ganze Menschheit nach Vorstellungen einiger Wissenschaftler durch Verbote und Manipulation ihr Verhalten ändert, sonst geht sie unter. Im Kino wäre das ein veritabler Plot für einen Film, an dessen Ende ein britischer Geheimagent mit der Sekretärin abhaut, während Rahmstorfs Insel explodiert.

  4. Vielleicht ist von Interesse, was die Regierrung zum Klimawandel meint

    Abschlussbericht
    Kipppunkte und kaskadische
    Kippdynamiken im
    Klimasystem
    Erkenntnisse, Risiken sowie klima- und
    sicherheitspolitische Relevanz
    von:
    Kai Kornhuber, Uta Klönne, Dalia Kellou, Carl-Friedrich Schleußner
    Climate Analytics gGmbH, Berlin
    Herausgeber:
    Umweltbundesamt2.1.3.1

    Sahelzone
    Aufgrund von mehreren abrupten Veränderungen in der Vegetation der Sahelzone und des
    Westafrikanischen Monsuns in der Vergangenheit können diese als potentielles regionales
    Kippelement angesehen werden, wobei dies mit großen Unsicherheiten verbunden ist
    (Armstrong McKay et al., 2022). Nach einer Dürre in der Sahelzone in den 1970er und 1980er
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    CLIMATE CHANGE Kipppunkte und kaskadische Kippdynamiken im Klimasystem – Abschlussbericht
    Jahren stieg der Niederschlag wieder an (Douville et al., 2021). Künftig könnten die
    Niederschläge des Westafrikanischen Monsuns in der zentralen und östlichen Sahelzone
    zunehmen und im Westen abnehmen, wobei der Monsun verspätet eintreffen könnte (Douville
    et al., 2021; Wang et al., 2023). Auch wird angenommen, dass sich die zentrale und östliche
    Sahelzone in Richtung Norden ausdehnen würde. Ab einer Erwärmung von rund 2,8 °C (2
    3,5 °C) könnten bekannte positive Rückkopplungsmechanismen zwischen zunehmendem
    Niederschlag und zunehmender Vegetation zu abrupten Veränderungen in der Vegetation der
    Sahelzone beitragen, wobei diese über einen Zeitraum von rund 50 Jahren (10–500 Jahren)
    erfolgen würden. 2022).

    Kurze Erklärung. Da die Wüste schneller erhitzt wird, als das Meer, trinkt kalte feuchte Meeresluft ein und es regnet. Monsun. Wüsten werden wieder grün.

    1. Kurze Erklärung. Da die Wüste schneller erhitzt wird, als das Meer, trinkt kalte feuchte Meeresluft ein und es regnet. Monsun. Wüsten werden wieder grün.

      ???

      1. kannste vergessen. Läuft umgekehrt, solange die Meeresflächen kälter bleiben, regnet es bevorzugt dort ab, Über warmen Regionen lösen sich Wolken auf (weil warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann als kalte).
        Erst wenn Meeresregionen sich stärker erwärmen und deshalb dort mehr Wasser verdampft, kann es in kühleren Regionen über Land wieder abregnen. Heiße Regionen werden trockener.

  5. „Grüne“ Technologien sind gefährlich und keinesfalls als Haupt-Sache geeignet

    https://eike-klima-energie.eu/2023/02/20/gruene-technologien-sind-gefaehrlich-und-keinesfalls-als-haupt-sache-geeignet

    Objektive Daten belegen nicht, dass der Klimawandel heute eine Krise verursacht.

    Das bedeutet, dass wir Zeit haben, die Technik auf Vordermann zu bringen. Unabhängig davon, ob es sich dabei um bessere Versionen bestehender so genannter grüner Energietechnologien oder um völlig neue, noch unentdeckte Energiequellen handelt, gibt es keine drohende Klimaapokalypse, die den überstürzten Einsatz von Energietechnologien rechtfertigen würde, von denen bekannt ist, dass sie – oft aus ungeklärten Gründen – unsicher sind.

    Lassen Sie uns nicht heute Tod und Zerstörung verursachen, um morgen ein Phantom-Klimarisiko zu vermeiden.ALLES LESEN !!

    EIKE KLÄRT ÜBER DIE GANZEN KLIMALÜGEN AUF !!!

    1. Ja, auch ExxonMobil, Total, Shell, Chevron … leisten da hervorragende Arbeit!
      Ich selbst informiere mich nur noch bei wirklichen Experten, zum Thema „Impfung“ z.B. bei den Wissenschaftlern von Biontech und Pfizer, und über die Gefahren des Nichtrauchens weiß ich auch erst Bescheid, seitdem ich die Studien von Philipp Morris gelesen habe!
      Follow the science!

  6. Laut BNetzA benötigt Deutschland bis 2035 ca 44-71 neue 500MW Gaskraftwerke für den Umstieg auf E-Autos und auf Wärmepumpenheizungen.
    https://www.telepolis.de/features/Deutschland-steuert-ploetzlich-auf-71-neue-Gaskraftwerke-zu-10635067.html

    Vorher haben die Grünen – angeblich die Klimaschutzpartei – das sichere, preiswerte und vergleichsweise saubere Röhrengas aus Russland abbestellt und unsicheres, teures und vergleichsweise dreckiges LNG/Fracking-Gas in den USA bestellt.

    Unsicher ist das Gas aus den USA, weil schon wieder von einem Peak beim Fracking die Rede ist, teuer und dreckig ist es, weil ständig gebohrt, gefrackt und auch noch gekühlt werden muss, wobei ca. 20% des Energiewerts verloren geht. (Ob sich der höhere CO2-Rucksack des amerikanischen Gases auch in der Statistik bemerkbar macht, kann ich nicht sagen, da ich die Tricks der Statistiker nicht kenne. Womöglich verflüchtigt sich das reale CO2 dieses Drecksgases statisch irgendwo auf dem Atlantik ins Weltall.)

    Welches Gas – russisches oder amerikanisches – man nach menschenrechtlichen Gesichtspunkten als besser werten möchte, mag jeder selbst beurteilen. Ebenso, was man von der Grünen Klimapolitik halten soll. Offenbar geht den Grünen ihre Geopolitik vor Klimapolitik.

    PS. Man bedenke, der Energieträger Wasserstoff beruht nicht auf natürlichen Vorkommen, sondern muss immer technisch mit Energieaufwand hergestellt werden.

    PPS. Ist russisches Röhrengas heutzutage Feindgas?

    1. @ Simon
      Zum Feindgas sagt Radio Eriwan: Im Prinzip ist russisches Gas Feindgas. Wenn es durch eine us-amerikanische Nordstreamröhre fliesst mutiert es und verwandelt sich (Obacht: Alchemie!!!) zum akzeptablen, freundlichen Freedom-Gas.

  7. WARUM SIND VOR JAHRMILLIONEN DIE SAURIERE AUSGESTORBEN OHNE DASS EIN MENSCH ODER EIN AUTO EXISTIERT HAT ?

    DIE KLIMAVERÄNDERUNGEN WRDEN AUSSCHLIESSLICH VON DEN TAUSENDEN VULKANEN AUF DER ERDE UND UNTER DEM MEER VERURSACHT !!

  8. Windräder sind eine ökologische Bankrotterklärung, da muss man dem orangen Clown mit dem Wortschatz eines Grundschülers tatsächlich mal recht geben.

  9. Wir wissen nicht was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft:
    Wir wollen klimaneutral sein
    Wir wollen kriegstüchtig sein
    Wir wollen grenzenlos weltoffen sein
    Wir wollen als Wohltäter in der Welt gelten
    Wir wollen unsere Nachbarn unterstützen
    Wir wollen die Wirtschaft subventionieren
    Wir wollen die Armut bekämpfen

    „Wir werden es schaffen!“
    Aber nicht nur „PR beginns at Home“ wußte schon Edward L. Bernays.

    Wir sollten nicht vergessen dass wir ein Zuhause haben, um das wir uns zuvörders kümmern müssen
    und vorrangig bewahren müssen. Wer nämlich im Armenhaus lebt, hat nichts mehr zu verschenken –
    und so ein Armenhaus kann auch leicht aus der wunderbarsten reich erscheinenden Villa entstehen,
    wenn man sich einfach nicht darum kümmert und verfallen läßt.

  10. Zum Lamento der Frankfurter Rundschau über die Gaskraftwerke:
    Fragen wir die Grünen, hier: Klaus Müller und seine Bundesnetzagentur:

    Bundesnetzagentur – Pressemitteilungen – Veröffentlichung des Versorgungssicherheitsmonitorings

    > Die Stromversorgung ist auch in Zukunft sicher, wenn zusätzliche steuerbare Kapazitäten errichtet werden.

    konkret:

    > Die Stromversorgung in Deutschland ist gewährleistet, wenn bis 2035 zusätzliche steuerbare Kapazitäten von bis zu 22,4 GW (Zielszenario) bzw. bis zu 35,5 GW (Szenario „Verzögerte Energiewende“) errichtet werden. Dies sind Bruttowerte, die den Zubau ohne Stilllegungen beziffern.

    Das bedeutet: in 10 Jahren (in Deutschland?) 71 neue Gaskraftwerke à 500MW à 700Mio EUR => 50Mrd. EUR => mir ham’s ja .

  11. Wer für die Weiterfürung des Krieges in der Ukraine ist, der ein Vielfaches eines durchschnittlichen europäischen Landes wie zB Österreich an CO2 emittiert, der braucht über „Klima“ nicht zu reden.

  12. Bislang bezieht sich kein einziger Kommentar inhaltlich auf den Artikel. Interessant!

    Dabei gibt der Auskunft über das politische Programm, dass mit dem Etikett „Klimapolitik“ suggeriert, es ging um die Rettung des Klimas.
    Klimapolitik ist Energiepolitik, und die hat – weil Energie in jede Kostenrechnung des Kapitals eingeht, und Energie ein strategisch wichtiger Rohstoff ist – ganz andere Prioritäten als die Rettung des Klimas. Aufschlussreich, wie Maas Klimapolitik betrachtet, wie offenherzig er Klartext reden kann, und niemand nimmt daran Anstoß, dass der Klimawandel nur ein untergeordneter Gesichtspunkt für die Energiepolitik ist.

  13. Der wichtigste Satz kommt erst ganz am Schluss:
    „Man sollte meinen, dass diese Bedrohung von Lebensgrundlagen genug an „Momentum für die Klimarettung“ hergibt, welches die anfangs zitierten Klimaaktivisten so sehr vermissen. Warum es fehlt, verdankt sich dem staatsbürgerlichen Opportunismus, wie er die praktische Politik der Regierungen begleitet. Die Bürger haben eben gelernt und sind gewöhnt daran, das hinzunehmen, was ihnen ihre Herrschaft als ‚realistisch‘ vorsetzt. Auch für den Idealismus von Heranwachsenden ist das bereits ein Datum.“
    Ja, das führt zur Erklärung für die eingangs gestellte Frage hin, warum der Elan der Klimabewegung schwindet. Um so sonderbarer erscheint es mir allerdings, dass der Autor in seinem doch sehr umfangreichen Artikel die Frage, wie dieser – also der eigentliche – Grund für die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber dem Klima zu überwinden wäre, gar nicht weiter thematisiert. Oder meint der Autor, aufgrund seiner Detailausführungen darüber, wie sich die Akteure in Politik und Wirtschaft hinsichtlich der Energiewende gegenseitig beharken, den Leuten – wenn sie es überhaupt lesen und nicht spätestens nach dem dritten Absatz gelangweilt beiseite legen – plötzlich ein Licht aufgehen ließe, wie verkehrt sich doch mit ihrer Staatsbürgermoral liegen? Wenn das Interessengezänk und die die dabei geäußerten Unstimmigkeiten die Leute von ihrer grundsätzlich positiven Stellung zum Staat abbringen würden, hätten sie diese doch schon längst aufgegeben, auch unabhängig von der Klimafrage.
    Nötig wäre es stattdessen, genauer aufzuzeigen, dass ihre Moral und ihre Staatsillusionen auch und gerade hinsichtlich der Klimafrage verkehrt und verderblich sind. Wer eine Lektüre sucht, in welcher die Frage aus dieser Richtung angegangen wird, dem sei empfohlen: Rudi Netzsch „Nicht nur das Klima spielt verrückt“, München 2023 (vgl. auch rudi-netzsch.de)

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