Wut gegen Bauern

Bauer protestiert
BakkeBaarend, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Landwirte in Schleswig-Holstein haben Vizekanzler Habeck am Verlassen einer Fähre gehindert. Auf diesen Vorfall reagieren Berlin und die Hoheitsmedien in wilder Empörung.

Sie beklagen den Verstoß gegen die demokratischen Spielregeln und die Verrohung in der politischen Auseinandersetzung. Sie fragen sich aber nicht, welche Vorleistungen sie selbst erbracht haben. Zudem verwundert, wie unterschiedlich beide mit den Blockaden der Bauern auf der einen Seite und denen der Klimakleber auf der anderen umgehen.

Die Stimmung ist aufgeheizt im Land. „Da hat sich mit dem Hin und Her in der Energie- und Haushaltspolitik großer Ärger aufgestaut.“(1) Nach den Protesten der Bauern in Berlin und der landesweiten Solidarisierung aus allen Kreisen der Bevölkerung, scheinen die Meinungsmacher in Panik zu sein. Dabei steht die größte Belastungsprobe für die Regierung und ihren Hofstaat noch bevor, die Protestwoche vom Montag den 8. Januar und bis zur zentralen Veranstaltung am 15. Januar in Berlin.

Bauern, Medien, Öffentlichkeit

Schon jetzt überschlagen sich Medien und willfährige Experten mit der Stimmungsmache gegen die Bauern. Weil diese den Vizekanzler daran hinderten, die Fähre zu verlassen, spricht Regierungssprecher Hebestreit von einer „Verrohung der politischen Sitten“(2).  Viel Weinerliches und Moralisierendes war in der Folge aus Berlin und den Redaktionsstuben zu hören. Das Verhalten der Bauern sei „beschämend und verstößt gegen die Regeln des demokratischen Miteinanders”(3).

In der Öffentlichkeit außerhalb der Medien wurde diese Kritik selten geteilt. Die meisten Menschen

im Land verstehen diese Empörung von Politikern nicht, waren es doch gerade deren Entscheidungen und Politik in den letzten Monaten, die den Boden für solchen Protest bereitet hatten. Sicherlich kann man es als beschämend empfinden, dass nach der Ansicht von Meinungsmachern gegen demokratische Regeln verstoßen wurde.

Aber wo ist die Scham von solchen Moralaposteln angesichts des Elends an den Tafeln? Man kann im Handeln der Bauern eine Verrohung der politischen Sitten sehen. Aber welche eine menschliche Verrohung stellt die landläufige Gleichgültigkeit dar gerade gegenüber den elementaren Bedürfnissen der Bevölkerung? Millionen sinken ab in die Armut und wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten, ihre Heizkosten und ihre Lebensmittel bezahlen können. Wo bleibt da der moralische Appell an das gesellschaftliche Miteinander?

Aber die Meinungsmacher regen sich auf darüber, dass Bauern, denen man von Jahr zu Jahr immer mehr die Lebensgrundlagen zerstört, nun einen der Verantwortlichen zur Rede stellen und ihren Unmut darüber deutlich machen wollen. Habeck konnte seine Fähre nicht verlassen, das ist vielleicht nicht gerade schön. Aber wie unschön wird es für viele Spediteure sein, wenn sie aufgrund von Habecks Beschlüssen, ihre Lastwagen müssen stehen lassen, weil die Kosten ihnen davon laufen? Wie unschön sind die Aufschläge für das Kohlendioxid, die Habeck von 30 Euro auf 45 Euro erhöhen will, wobei ursprünglich nur 40 Euro vorgesehen waren?

Ja, das demokratische Miteinander ist vielleicht gefährdet. Aber dazu haben die Entscheidungen und Beschlüsse jener ein großen Teil dazu gegeben, die sich nun über die Reaktionen aus der Bevölkerung aufregen. Sie sind es selbst, die diese Situation herbei geführt haben. Die Bauern haben es mit Sicherheit anders gewollt. Auch die Menschen an den Ladenkassen und Zapfsäulen hatten nicht um höhere Preise gebettelt. All das scheinen jene nicht zu sehen, die sich nun aufregen über Reaktionen, die sie selbst verursacht haben. Die Mehrheit der Bevölkerung aber sieht es und steht weiterhin hinter den Bauern.

Zweierlei Maß

Die Erwartung in der Bevölkerung an die Aktionswoche der Bauern ist groß. Es scheint immer weniger um die wirtschaftlichen Forderungen zu gehen. Denn trotz der Zugeständnisse, die die Politik vor der Aktionswoche gegenüber den Landwirten in Bezug auf ihre wirtschaftlichen Forderungen gemacht hat, wird an der Protestwoche festgehalten. Zum einen reichen ihnen die Zugeständnisse nicht, wird doch die Steuererstattung auf Diesel nun über drei Jahre zurückgefahren anstatt sofort. Die Bauern scheinen zu merken, dass sie aufgrund der Unterstützung aus der Bevölkerung am längeren Hegel sitzen und den wollen sie nutzen.

Selbst der zum Skandal aufgebauschte Protest von Schlüttsiel und der anschießende Aufschrei aus Berlin und den Medienhäusern hat wenig Einfluss auf die Solidarität mit den Bauern. An der Bevölkerung scheint das spurlos vorbei zu gehen. Auch die Warnhinweise auf rechte Unterwanderung oder gar Kaperung scheinen immer weniger zu verfangen. Zu oft wurde die Nazikeule inzwischen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ausgepackt. Die Stimmung in Lande ist erwartungsvoll. Viele wollen der Regierung heimzahlen, was ihnen in den vergangenen Monaten aufgebürdet und zugemutet worden war.

Aber auch andere Stimmungen spielen eine Rolle und finden nun zusammen mit dem Protest ein Ventil. Da ist die weinerliche Märtyrerhaltung von Politikern, die nun den Volkszorn zu spüren bekommen und sich aufregen über „Grenzüberschreitung“ (Britta Haßelmann, die Grünen), „Gepöbel“ (Annalena Baerbock, die Grünen), und über Beschimpfungen vonseiten der Bürger.

Wenn aber Özdemir Bauern, die er nicht kennt, als Radikalinskis und Fanatiker bezeichnet, wenn er behauptet: „Denen geht es nicht um die deutsche Landwirtschaft“(4), ohne deren Einstellung wirklich zu kennen, dann gelten andere Maßstäbe. Wenn Politiker Bürger beschimpfen als Nazis in Nadelstreifen, als Pack (Sigmar Gabriel), als Schmeißfliegen (Franz-Josef Strauß), als Friedensengel aus der Hölle (Scholz), dann hält sich die Empörung in Grenzen. Und enn Haseloff(5) Helfer in den Hochwassergebieten auffordert zu arbeiten oder seinerzeit Macron oder auch Kurt Beck, dann wird ein verständnisvoller Ton angeschlagen.

Dann lässt Haseloff seinen Sprecher vor das Volk treten und erklären, „die Äußerung des Ministerpräsidenten sei als “konstruktive Aufforderung” zu verstehen gewesen, bei der Flutbekämpfung mitzuhelfen. “Dazu stehen wir auch, das muss auch mal erlaubt sein.”(6) Nicht nur dass man glaubt, das Volk mit solchen Erklärungen für dumm verkaufen zu können, es gilt dann  nicht als Verrohung, nicht als beschämend oder Verstoß gegen das demokratische Miteinander.

Da soll dann das Volk für den Ministerpräsidenten das Verständnis zeigen, das seine Kollegen und die Medien nicht für das Volk aufbringen. Auch wenn die Menschen sich nicht gegen das Messen mit zweierlei Maß empören, so nehmen sie es doch wahr. Es schafft Verbitterung. So ist die Stimmung im Lande und der Unmut gegen die herrschende Politik und Meinungsmache sehr stark geprägt von zunehmender Verbitterung und Überdruss.

Eigenes und fremdes Fleisch

Nach den Protesten von Schlüttsiel soll nun ermittelt werden. “Landfriedensbruch steht schon im Raum”, sagte ein Polizeisprecher(7). Insgesamt ist zu erkennen, dass man die Bauernbewegung kriminalisieren will. In diese Richtung zielen auch die immer stärker werdenden Hinweise und Warnungen, dass diese Bewegung von rechts unterwandert sein könnte oder bereits ist. Damit will man ihr die Unterstützung durch die Bevölkerung zu entziehen.

Während man den Bauern nun mit strafrechtlicher Verfolgung droht, weil Hunderte von ihnen einen Minister nicht hatten von Bord gehen lassen, geben sich Politik und Justiz ratlos und machtlos beim Vorgehen gegen Klimakleber, wo einige wenige sogenannte Aktivisten Hunderte von Arbeitnehmern auf dem Weg zur Arbeit blockieren.  Gegen die Aktivisten der Letzten Generation sind allein in Berlin bisher rund 3.428 Anzeigen eingegangen, „seit Juni 2023 seien nur elf Urteile gefällt worden“(8), berichtete die Zeitung Welt am Sonntag(WamS).

Die unterschiedliche Behandlung kann nicht allein mit Justizversagen begründet werden. Immer wieder gerade in Berlin war auffällig, wie sehr die Klimakleber moralisch besonders von den Grünen unterstützt wurden. Man hatte in den Senatskreisen der rot-rot-grünen Vorgängerregierung sehr viel Sympathie und Verständnis für die Aktionen der Umweltaktivisten. Das hat seine Gründe. Sie sind Fleisch vom eigenen Fleische.

Der politische Westen ist werteorientiert. Darin versucht er sich von den sogenannten Autokratien abzuheben und für sich die Berechtigung in Anspruch zu nehmen, andere Nationen mit seinen Werten missionieren zu dürfen. Neben Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und all den anderen sogenannten westlichen Werten gehört dazu auch der Kampf für das Klima. Dieser Kampf ist inzwischen zu einer der Kernmarken des politischen Westens geworden.

Dementsprechend nachgiebig ist man gegenüber gerade den Verfechtern im Kampf gegen den Klimawandel. Diese kann man doch nicht als Vertreter der eigenen Werte mit ähnlich harten Bandagen anfassen wie die Bauern, die doch nicht für Werte kämpfen sondern nur für ihre wirtschaftlichen Interessen. Das ist besonders im intellektuell ausgerichteten Westen belanglos, ja fast verachtenswürdig. Interessen, erst recht wirtschaftliche, werden weitgehend herablassend behandelt.

Beim westlichen Führungspersonal zählt eigentlich nur Überlegenheit, und das ist alles, was mit Intellekt, Wissenschaft, Bildung und Geistesgröße zu tun hat. Sie sind die Grundlage des eigenen Überlegenheitsgefühls. Die meisten Eltern hierzulande wollen, dass ihre Kinder studieren. Handwerk und Handarbeit gelten als unbedeutend. Nur wer studiert hat, genießt Ansehen in der Gesellschaft. Der umständlichste Akademiker genießt höheres Ansehen als ein geschickter und erfolgreicher Handwerker.

Und nun kommen da einige Bauern daher, und bringen dieses wunderbare gesellschaftliche Modell durcheinander. Sie, in Verbindung mit all den anderen Handarbeitern, die man in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum noch wahrgenommen hat, die man schon ganz vergessen hat, sie bringen nun all diese Überlegenheitsgefühle zum Einsturz. Sie zeigen, wozu sie in der Lage sind. Ohne langwierige Diskussionen und Theoriestreit stellen  sie in kurzer Zeit eine kraftvolle Bewegung auf die Beine, die alles ins Wanken bringt. Sie sind nicht Fleisch vom eigenen Fleische. Sie sind aus einer anderen, einer fremden Welt.

 

Fußnoten

(1) https://web.de/magazine/politik/wut-vizekanzler-habeck-tumulte-faehranleger-39033266
(2) https://web.de/magazine/politik/bundesregierung-habeck-blockade-bauern-beschaemend-39030890
(3) ebenda
(4) http://web.de/magazine/politik/bauern-fangen-habeck-scholz-kritisiert-verrohung-politischer-sitten
(5) https://web.de/magazine/politik/haseloff-hochwasser-besuch-kritik-39032370
(6) ebenda
(7) https://web.de/magazine/politik/bundesregierung-habeck-blockade-bauern-beschaemend-39030890
(8) https://test.rtde.tech/inland/191955-nur-elf-urteile-gefaellt-berlin-stampf-blitz-verfahren-gegen-klimakleber-nach-nur-sechs-monaten-ein/

 

Rüdiger Rauls ist Buchautor und betreibt den Blog Politische Analyse.

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46 Kommentare

  1. Sieht man mal von den dümmlichen Versuchen ab, Habeck zum leidgeplagten Opfer irgendwelcher Agrar-Radikalinskis zu kreieren, sehe ich nicht, dass Politik, Medien und Strafverfolgung speziell den Bauern mit scharfer Kritik und besonders entschlossenem Handeln entgegentreten. Ist eigentlich irgendwo eine der Traktor-Blockaden, die ja sehr viel weitreichendere Folgen hatten als die Klimakleber-Events, von der Polizei gewaltsam beseitigt worden? Der MDR meldete vorgestern aus Sachsen-Anhalt, dass von 78 Blockade-Aktionen ein Drittel nicht angemeldet war. Strafanzeigen hat es wohl weitgehend nur von Privatpersonen gegeben, die sich durch Blockade-Aktionen genötigt sahen. Interessant wird es sein, wie die Justiz damit umgeht.
    Man sollte schon im Blick haben, dass hinter den Bauern, und das ganz im Unterschied z. B. zu Extension Rebellion, eine über Jahrzehnte aufgebaute Lobby mit Einfluss in Politik und Medien steht. Nicht zufällig hat die bedeutendste Partei Deutschlands, CDU/CSU, sich sofort mit den Bauern solidarisiert.
    Ja, Deutschland steht vor bislang in der BRD wahrscheinlich noch nicht gekannten Verteilungskämpfen. Die Geopolitik macht um die deutsche Exportwirtschaft keinen Bogen und neue Schulden zu “Sondervermögen” deklarieren, ist schwieriger geworden. Notwendig ist die nüchterne Analyse, wer sich wie und mit wessen Hilfe in diesen Verteilungskämpfen am besten behaupten kann.

    1. Was heißt hier Habeck und leid geplagtes Opfer die Grünen tragen doch die größte Schuld daran das unser Land den Bach runter geht,so dämlich und inkompetent wie die sind.Es ist richtig das Neuwahlen verlangt werden und hoffentlich ohne die Grünen dann wenden sich vielleicht auch wieder Wähler von der AfD ab.

    2. “sehe ich nicht, dass Politik, Medien und Strafverfolgung speziell den Bauern mit scharfer Kritik und besonders entschlossenem Handeln entgegentreten. ”
      Danke für die Richtigstellung. Der Artikel ist seltsam irreal. Es ist doch umgekehrt, genau wie sie schreiben.
      Außerdem recht flach. Die Bauern gibt es so nicht, Das reicht von riesigen Agrarunternehmen mit dahinter stehenden Konzernen, bist zum Kleinstbauern der biologisch wirtschaftet, aber nicht mal Biobauer ist,weil er sich die Zertifizierungen nicht leisten kann. Der Unmut über die Politik ist natürlich das Einende, aber die eigenen Interessen dahinter sind doch sehr unterschiedlich und z.T. auch rein egoistisch. Nicht nur bei den Bauern sondern in der Bevölkerung generell ist das so. Deshalb denke ich wird sich auch nichts wirklich ändern, nur das allgemeine Chaos größer, weil ein wirklich einender stringenter Gegenentwurf fehlt. Letztlich wollen in der Mehrheit die Bauern und auch die Bevölkerung auch nur das gleiche wie die derzeit Herrschenden, Wohlstand und Handlungsfreiheit ohne Rücksicht auf die Interessen und Bedürfnisse anderer. So wird das nix.

  2. Ein rechter Jammeratikel, im Stil der Querdenker. Wieder mal sind Rechte das Opfer.

    Mal grundsätzlich: es gab in der Bundesrepublik schon alle Sorten von Protesten. Einen Minister im Urlaub zu belästigen und ihm gar das Fortkommen zu verunmöglichen, das gab es noch nie. Mit dem Versuch, das Schiff zu stürmen. Was, wenn das gelungen wäre? Dann wäre Habeck jetzt im Krankenhaus. Nebenbei: wenn Linke eine Polizeikette durchbrechen, sitzen die alle erstmal in Haft. Hier keiner. Wieder mal deutsche Leitkultur.

    Den Stand des Wissens fasst dieser Zeit-Artikel zusammen:

    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-01/bauern-schluettsiel-habeck-rechte-demonstration/seite-2

    Eine AfD-Tusse mit QAnon-Verbindung hat Habeck ins Gespräch verwickelt und die AfD-Hooligans zusammen getrommelt. Darunter die übelsten Figuren. Wie sie auf diese Art unpolitische Bauern anwerben kann, ist mir schleierhaft. Überhaupt sehe ich vor der Fähre keinen einzigen Traktor. Dass das Bauern waren, ist deren Selbstbehauptung.

    Nun versucht die Zeit, das Geschehen zu rekonstruieren und natürlich sagt der AfD-Honk in diesem Moment, er sei von 8 Milliarden Menschen der friedlichste. Die Zeit glaubt das. Ich nicht.

    1. Die Polizei sieht das irgendwie entspannter:

      https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Polizei-zu-Schluettsiel-Es-gab-keinen-Erstuermungsversuch,schluettsiel112.html

      “Nach Polizeiangaben hat sich die nicht angemeldete Protestaktion am Fähranleger von Schlüttsiel (Kreis Nordfriesland) in der vergangenen Woche größtenteils friedlich abgespielt. Unter den 250 bis 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hätten sich etwa 25 bis 30 sogenannte “Störer” befunden, die versucht hätten, die Situation zu unterlaufen. Aus Sicht der Beamten haben die Protestierenden auch nicht versucht, die Fähre mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an Bord zu erstürmen. Vielmehr habe sich, als die Fähre sich zum Ablegen bereit machte, “ein Druck von Versammlungsteilnehmern in Richtung der Brücke” gebildet, der damit endete, dass einige Personen die Rampe des Anlegers betraten.
      Polizei: Menschen in Schlüttsiel wollten nicht stürmen

      “Von einem Erstürmen können wir trotz der in den Videos gezeigten Situation nicht sprechen, da dieser Druck aus der Menge heraus aufkam und auch die Versammlungsteilnehmer teils ungewollt in Richtung der Fähre geschoben worden sein sollen”, so die Polizei auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein. Die wenigen Beamten, die die Fähre sicherten, hätten sich dem Druck entgegengestellt. Als die Fähre abgelegt hatte, habe sich die Situation wieder entspannt. Habeck konnte erst Stunden später am Fähranleger an Land gehen.”

      Und hier in der Videoreihe kann man auch ganz gut die Nichtbauern mit ihren Nichtfahrzeugen sehen:

      https://twitter.com/SiegmundFrei/status/1743301390615630157

      1. „Von einem Erstürmen können wir trotz der in den Videos gezeigten Situation nicht sprechen, da dieser Druck aus der Menge heraus aufkam und auch die Versammlungsteilnehmer teils ungewollt in Richtung der Fähre geschoben worden sein sollen“

        “trotz der in den Videos gezeigten Situation”. Soso. In Teil 8 sehe ich nämlich freistehende Personen, die die Polizeikette durchbrechen und dann einfach weiter laufen.

        Deutsche Leitkultur.

        1. Die drücken ein wenig nach vorne und das nachdem die Fähre schon abgelegt hat. Das ist eine klitzekleine andere Szene als die, die du hier beschrieben hast.

          Und die Traktoren auf dem Video, deren Anwesenheit du verneint hast, sie wahrscheinlich auch nur Imagination.

    2. “Stand des Wissens” und dann die “Zeit” als Quelle ist unfreiwillig komisch.
      Das ist eines jener meinungsführenden Blätter aus dem Transatlantiker-Denkpanzer-Planungsraum, die grundsätzlich alles ausblenden, was nicht ins Narrativ paßt und all das überbetonen bzw. absichtlich falsch einordnen, was “paßt” oder zu passen scheint.

      Siehe auch die einhellig in all diesen Medien als “am Rande einer Querdenken/Coronademonstranten-Verstaltung” dargestellte Aktion gegen das ZDF-Fernsehteam von der “heuteShow”, die im Nachbarartikel thematisiert wird, und die eindeutig von sogenannten “Antifa”-Aktivisten aus dem selbsternannten “linken Milieu” verübt wurde, und das offenbar auch noch unter direkter Mitwirkung der Berliner Polizei.

      “Qualitätsjoiurnalismus” in diesen Blättern, das ist lange her!

      1. Die “Zeit” schreibt:

        “Was Habeck wohl nicht wusste: Tanja B. ist eine politische Gegnerin. Im vergangenen Jahr kandidierte sie für die AfD bei der Kreiswahl in Nordfriesland, zog aber nicht in den Kreistag ein.”

        Damit ist diese Frau eindeutig identifizierbar und wenn das Behauptete falsch ist, kann sie die “Zeit” verklagen. Diese muss daher das Gesagte eindeutig belegen können. Kann sie offenbar.
        Womit rein gar nichts über diese Zeitung ansonsten gesagt wird.

    3. @Artur_C
      “Wieder mal sind Rechte das Opfer.”

      Nein, nicht die Rechten sind das Opfer, die geamte Bevölkerung, ausser den Eliten und ihrer Claqeure, ist das Opfer dieser desaströsen Politik die uns zudem noch in einen Krieg führt.

      Die rechte AFD zu wählen ist keine Alternative, trotzdem fragt keiner warum die AFD derzeit solche Erfolge erzielt. An den Ursachen ist keiner interessiert weil man ansonsten seine Politik ändern müßte, was aber nicht gewollt ist.

      Es ist ebend nicht nur die Migrationsfrage, warum die Leute unzufrieden sind, die spielt nur eine Nebenrolle. Es gibt tausend andere Gründe.

      Um noch mal zum Migrationsproblem zu kommen: Was unterscheidet denn die SPD und die CDU in dieser Frage noch von der AFD?

      – Olaf Scholz fordert eine radikalere Abschiebung
      – Friedrich Merz geht noch einen Schritt weiter und will Migranten die Staatsbürgerschaft entziehen

      Den Entzug der Staatsbürgerschaft gab es zuletzt in der DDR und wurde von genau diesen Parteien immer kritisiert. (Ausbürgerung)

      Alles deutet darauf hin, eine zufriedenstellende politische Lösung wird es weder mit der SPD noch mit der CDU geben weil eine andere Politik mit denen nicht möglich ist, selbst wenn sie sich um “360 Grad” drehen, dann sind sie wieder da wo sie aufgehört haben.

      Die AFD bekämpft man nicht indem man sich in der Migrationsfrage von ihr treiben lässt oder durch Verbote, die AFD bekämpft man durch eine sozialgerechte Innenpolitik und eine friedenststiftende diplomatische Aussenpolitik ohne Aufrüstung und Säbelrasseln.

      1. “Alles deutet darauf hin, eine zufriedenstellende politische Lösung wird es weder mit der SPD noch mit der CDU geben weil eine andere Politik mit denen nicht möglich ist, selbst wenn sie sich um „360 Grad“ drehen, dann sind sie wieder da wo sie aufgehört haben.

        Die AFD bekämpft man nicht indem man sich in der Migrationsfrage von ihr treiben lässt oder durch Verbote, die AFD bekämpft man durch eine sozialgerechte Innenpolitik und eine friedenststiftende diplomatische Aussenpolitik ohne Aufrüstung und Säbelrasseln.”

        Richtig. Es kann nicht so weitergehen, dass eine privilegierte Bevölkerungsschicht das Land verändert und alle anderen haben den Mund zu halten. Endlich ist der Druck der Straße da. Die Leute wollen nicht so, wie es die Regierung und die Wählerschichten, die sie maßgeblich tragen, will. Wenn wir in Deutschland eine Demokratie haben, dann müssen sowohl die Regierung als auch die Parteien und auch die Cancelgesellschaft (das sind die Schlimmsten) dies akzeptieren. Es muss sich etwas ändern, sonst besteht Grund zu der Annahme, dass autokratische Eliten uns ihre Agenda aufzwingen wollen, während sie “Autokraten bekämpfen”, “Demokratie verteidigen” und eine “regelbasierte Ordnung”, die nur auf ihren eigenen Regeln basiert, durchsetzen wollen.
        Demokratie bedeutet, täglich oder zumindest in gewissen Abständen einen gesellschaftlichen Konsens auszuhandeln. Und das sehe ich schon seit ca. 2014 nicht mehr.

    4. “Einen Minister im Urlaub zu belästigen und ihm gar das Fortkommen zu verunmöglichen, das gab es noch nie.”
      Minister können sich immerhin noch Urlaub leisten – immer mehr Menschen können sich das tägliche Leben nicht mehr leisten – das gab es auch noch nie!

  3. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre!

    Ausgerechnet die politische Kaste, die in den letzten Jahren der “Corona-Krise” die politischen Sitten wissentlich und willentlich in einem Ausmaß verroht hat, das zuvor unvorstellbar schien, beschwert sich nun, wenn protestierende Bauern sich in Teilen nicht mehr an die “demokratischen Spielregeln” halten wollen. Die da lauten: “Ja, ihr dürft im genehmigten Rahmen protestieren, aber nichts an der Politk ändern”.

    Menschen die in den letzten Jahren für die Wahrung ihrer Grundrechte auf die Straße gingen, wurden als “Rechte” und “Covidioten” beschimpft, und von Politik, Staatsanwaltschaften und Gerichten kriminalisiert. Man forderte, sie komplett aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Mehr noch! Sie wurden unverblümt als Mörder beschimpft, weil durch ihren Ungehorsam den “notwenigen Maßnahmen” gegenüber angeblich zigtausende Menschen sterben würden. Sogar Kindern wurde eingebleut, sie würden Oma und Opa umbringen, wenn sie sie besuchen!

    Eine Gewaltpropaganda, die derart tief wirkte, daß man in der Folge sogar auf offener Straße Kinder nur mit Masken herumlaufen sah. Dabei war schon recht früh klar, daß die Pandemie nicht das war, wofür man sie erklärte. Eine schwere Atemwegserkrankung, ja, aber kein Killervirus vom Schlage Ebola, als das es in den Medien dramatisiert wurde.

    Die Menschen im Lande wurden absichtlich radikalisiert und gegeneinander aufgehetzt. Und jetzt steht man da wie der Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird. Und das politische Führungspersonal versteht die Welt nicht mehr, jedenfalls abseits eingeübter Feindbilder und Verschwörungstheorien, die vor allem Minister Habeck in seiner Social-Media-Ansprache wieder mal zum Besten gab. Von “Feinden der Demokratie” war da die Rede, und von “teilweise von Putin finanzierten” Fakenews!

    Na, dann ist ja alles gesagt?

    1. und in der Zwischenzeit ist auch die EMA dabei die Maßnahmen zu relativieren
      https://tkp.at/wp-content/uploads/2023/11/2023_10_18_
      https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/corona-impfungen-ema-enthuellt-schockierende-fakten-war-die-impfkampagne-berechtigt-li.2162526Letter_to_MEP_Marcel_de_Graaff_Request_for_the_direct.pdf
      nur unsere “Volksvertreter” können oder wollen sich für die unrechtmäßigen Maßnahmen beim Volk nicht zu entschuldigen… und beklagen sich über Verrohung … wer ist ein Mob, wer ist Verschwörungstheoretiker wer ist Querdenker und dabei werden diese Politiker sogar von diesen Menschen alimentiert…
      und ich beklage mich über die Entfremdung der “Politiker” gegenüber dem Volk- die sich wie der Adel im 18-tem JH benehmen und der Demokratie großen Schaden zufügen…
      nicht nur Corona, sondern auch die Erweiterung der NATO ist katastrophal- es ist nicht unser Krieg…
      und die sollten an den Amtseid denken!!!
      “Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. (So wahr mir Gott helfe.)”
      und dann wird man mit undemokratischen Aussagen konfrontiert
      “egal was meine Wähler denken”
      “weil es die USA so wollen”
      ….

      1. Der Witz an diesen so hochtrabend inszenierten Weihefesten der Demokratie, wie etwa die Vereidigung der Minister ist ja, daß das formal alles gar nicht bindend ist. Der Amtseid ist Show – so wie weitgehend der ganze Parlamentarismus. Die eigentlichen Gesetze werden in Lobbyzirkeln gemacht, von der (von niemandem gewählten!!) Regierung beschlossen und im Parlament nur noch durchgewunken. Dank Fraktionszwang steht das Abstimmungsergebnis ja vorher fest.

        Es ist ein höchst seltenes Ereignis in unserer “Demokratie”, wenn der Zwang mal ausnahmsweise aufgehoben wird. Passiert in einer Legislaturperiode vielleicht ein-, zweimal, und wird dann groß gefeiert.

        Und wenn Gesetzesvorhaben besonders unpopulär sind, werden sie in Nacht- und Nebel-Abstimmungen durchgedrückt. So wie bei der Verschärfung des Paragrafen 130 StGB (Volksverhetzung!!) Ende 2022. Das war der letzte Tagesordnungpunkt eines langen Sitzungstages, der den Titel trug:

        “Änderung des Bundeszentralregistergesetzes”

        Oder man setzt während eines Fußballländerspieles eine Scheinsitzung mit 30 Abgeordneten an, und “berät, diskutiert und beschließt” das neue Meldegesetz in zwei (!!!) Lesungen, und das in Rekordzeit von insgesamt 57 Sekunden.

        https://youtu.be/tazesDgpx-s

  4. Nach “Bauern in Wut” nun “Wut gegen Bauern”; folgt dann als nächstes “Gesellschaft in Wut”?

    Wem gelingt es wohl die Wut zu kanalisieren, die Wut in eine gewünschte Richtung zu lenken? Da fallen mit aktuell nur die Populisten ein. Nur sind die in Sachen Theorie etwas schwach auf der Brust, so dass keine durchgreifenden Änderungen zu erwarten sind, sondern nur ein kurzzeitiges Aufbäumen (die USA haben es mit Trump gerade vorgemacht).

    Was eine populistische Wagenknecht-Partei daraus macht, das bleibt abzuwarten. Zumindest werden sie Sand ins herrschende Polit-Getriebe werfen können, so dass es knirscht, vielleicht sogar zum Stillstand kommt.

  5. Eine schon fast ins Prinzipielle gehende Kritik, ja Ablehnung der heimischen Landwirtschaft ist eigentlich schon seit Jahren in den Lifestyleblasen der Großstädte zu spüren, und zwar insbesondere in der jüngeren Bevölkerung.
    Wer nur noch eine sog. “vegane” Ernährung und (teure) Bioprodukte für normal hält, wer in Bauern nur noch Umweltvergifter und Tierquäler sieht und sich (wie so manche Akademikerkinder der sog. “Generation Z”) weder vorstellen kann, des knappen Geldes wegen auf Sonderangebote achten zu müssen noch mit den Händen zu arbeiten, für den kommen Landwirte aus einer fremden Welt.

    Hier noch ein paar passende Zitate aus dem unten verlinkten Manova-Artikel:

    “Der Günzburger Landwirt und die Frau an seiner Seite beklagen zudem die systematische Verächtlichmachung des landwirtschaftlichen Berufsstandes. Menschen mit einer handwerklichen Berufsausbildung — das, woran es den Bundestagsab-geordneten massiv mangle — werden immer geringer geschätzt, während eine immer größer werdende Kaste an lebensfremden Akademikern sich selbstgefällig über die vermeintlich ungebildeten Arbeiter erheben würde.
    (…)
    Ich frage die Günzburger Landwirtin, ob sie unter der Verächtlichmachung auch populäre Reality-Soaps wie RTL‘s ´Bauer sucht Frau´ meint? Sie pflichtet mir bei und fügt anekdotisch hinzu, dass sie jemand kenne, der von RTL für die Sendung angefragt wurde. Der Sender wollte hingegen nur den Hof als Drehkulisse nutzen, der angefragte Bauer selbst habe zu „normal“ und nicht tölpelhaft genug gewirkt — das Attribut, mit dem der Trashsender die Bauern belegen möchte. ”

    Auch die Gängelung durch die politische Klasse der Metropolen wird beklagt:

    “Einer der Bauern resümiert: ´Früher hatten wir staatlicherseits ein beratendes System.
    Das ist mittlerweile zu einem vollkommenen Kontrollsystem mutiert.´ ”

    https://www.manova.news/artikel/der-landwirt-lockdown-2

    1. Lieber Wolfgang Wirth,

      wichtiger Hinweis von Ihnen und auch ein spannender Beitrag, den Sie da verlinkt haben.

      Ich denke aber was den Punkt

      in den Lifestyleblasen der Großstädte zu spüren, und zwar insbesondere in der jüngeren Bevölkerung.

      betrifft, müsste noch ein bisschen zugespitzt werden. Es gibt ja auch hier nicht „die“ Großstädte oder die „jüngere Bevölkerung“ – sondern wir haben es mit spezifischen Milieus zu tun, eben jenen von Ihnen erwähnten „Lifestyleblasen“. Und wo finden sich diese beziehungsweise woraus setzen sich diese zusammen? Na aus der herrschenden Klasse und ihren Trägermilieus. Also einer Gesamtmenge, die nicht bloß ein oder zehn Prozent der Gesellschaft umfasst, sondern (eingedenk der Träger) gut und gerne dreißig, vierzig Prozent. Das ist ja auch Teil des Problems – ein wichtiger Anker der herrschenden Kaste ist ihre Breitenverankerung. (Wobei ich nicht sagen will, dass es mit „nur“ fünf Prozent Profiteuren / Herrschern einfacher wäre – Armut / Unterdrückung = Revolution ist eine Mythos-Gleichung, wie wir schon öfter erörterten – aber es ist eben ein zusätzlicher Hemmschuh). Es gibt immer noch viele Menschen, die von den herrschenden Verhältnissen profitieren und sich an ihren Goodies laben. Somit ist es auch hier wieder eine Frage der Klasse statt des Raumes oder des Alters.

      Und ich bin da ja pessimistischer als Sie – es wird sich auch wenig ändern, man sollte die Proteste und ihren Einfluss nicht überschätzen. Echter Systembruch und erfolgreiche Insurgenz setzt in der Regel nur im Zustand der Katastrophe ein – wenn ein Krieg verloren geht (Deutschland 1918), eine Anlehnungsmacht ihre Subsidien und Legionäre zurückzieht (Osteuropa 1989) oder ein Naturereignis wütet (Niedergang von Teotihuacán). Erst das Chaos bedingt den Kairos. Aber von diesem Punkt ist die westliche Welt im Allgemeinen wie Deutschland im Speziellen aller Abgesänge zum Trotz noch immer weit entfernt.

      „Bauer sucht Frau“ und ähnliche Erzeugnisse sind natürlich Signaturen der Neoliberalyse. Sie dienen daneben nicht nur der Verächtlichmachung, sondern sind ganz einfach auch Ausdruck der Spektakelgesellschaft sowie Spiegel der allgemeinen Vorurteile der herrschenden Klasse gegen die Menschen, die früher mal als das „Salz der Erde“ bezeichnet worden sind (Arbeiter und Bauern). Man sollte sich darum nicht immer nur auf den ÖRR kaprizieren – die Veränderung muss auch die Wiederabschaffung des Privatfernsehens beinhalten. Einen Aspekt, den ich an Helmut Schmidt schätzte (so viele sind’s ja nicht), war immer sein Widerstand gegen die Einführung von RTL und Co., die dann unter Kohl und Schwarz-Schilling aber in Angriff genommen wurde.

      Aber zurück zu den Vorurteilen der Kaste und ihrer Träger – ich wollte hier eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass man nie vergessen sollte, dass es auch andere Milieus in der Jugend gibt (beziehungsweise die heutige Jugend in besonderem Maße der systemischen Propaganda und Beeinflussung ausgeliefert ist beziehungsweise zur Konformität gezwungen wird), dass auch Großstädte andere Milieus und Lagen kennen (das viel – und durchaus zurecht – gescholtene Berlin soll ja auch noch Gebiete außerhalb des S-Bahn-Rings kennen). Während ländliche Speckgürtel wiederum Gruppen kennen, die den kapitalen Lifestyleblasen sehr ähnlich sind. Dass ist dann das Land, dass immer so geleckt und rein wie aus einem Tourismusprospekt oder Inspektor Barnaby-Film erscheint und einer anderen Form der Verzerrung der Landwelt Vorschub leistet.

      Ihnen einen guten Abend und einen angenehmen Start ins Wochenende

      Gruß
      Altlandrebell

      1. Oh, Sie schreiben ja schnell, lieber Altlandrebell. Offenbar auch rein mechanisch schnell. Ich will mal ein paar Zeilen erwidern, bevor das Abendbrot ruft.

        Ich stimme Ihnen fast überall zu. Was die Lifestyleblase angeht, finde ich Ihren Hinweis, dass es sich ja zugleich um die „herrschende Klasse“ (bzw. ihre Nachkommen) handelt, sehr richtig (oder sagen wir mal: um die bei uns sichtbare tonangebende Klasse, denn die anderen dahinter sieht man nicht). Wir erleben insofern gegenwärtig eine Art Klassenkampf von oben.
        (Vielleicht wundern Sie sich jetzt, dass ich das als ausgewiesener Konservativer so schreibe, aber ich tu es.)
        Und ja, in den Speckgürteln der Städte, wo sich auch auch oder gerade(!) die Besserverdienenden sammeln, ist es ebenso wie in den Szenevierteln der Großstädte.

        Was die geschätzten Prozentzahlen zu den Sympathisanten der herrschenden Linie angeht, so kann da vielleicht die Sinusstudie helfen. Ja, 30%, wenn nicht gart mehr, können es sein. Und diese Gruppierung wird auch so ohne weiteres nicht unsicher werden, jedenfalls nicht ohne das erleben massiver Einschnitte – welcher auch immer.

        https://www.sinus-institut.de/media/pages/sinus-milieus/6191c4121c-1623420390/informationen-zu-den-sinus-milieus.pdf
        Und hier für die junge Generation: https://www.sinus-institut.de/media-center/presse/sinus-jugendstudie-2020

        Allerdings sollte man auch nicht zu sicher sein, dass aus einem bestimmten Milieu automatisch auch immer eine dazu passende Meinung in bestimmten Detailfragen resultiert. Schwieriges Thema.

        Sie meinen, dass Sie pessimistischer seien als ich. Ich bin auch pessimistisch. Wenn ich früher mal erwähnt habe, dass viel passieren könne, dass es Überraschungen geben kann und dass die Geschichte offen ist, so folgt daraus für mich nicht, dass es danach besser würde. Fett schwimmt immer oben. Wer auf grundsätzliche Verbesserung hofft, wird immer enttäuscht und – das ist die Gefahr – wird entweder verzweifeln oder zum Zyniker oder zum Gewalttäter.
        Ich bin nahezu hoffnungs-los, aber neugierig.

        „Neoliberalyse“ – ein interessantes neues Wort. Erinnert an Paralyse (Lähmung). Soll es wohl auch, denn die Ökonomisierung aller Lebensbereiche lähmt und/oder zerstört ja alle anderen Perspektiven.

        So, jetzt muss ich aufhören zu schreiben, um im Ofen nachzulegen und das von meiner Frau wohl schon beladene Tablett reinzutragen.

        Ihnen auch ein schönes Wochenende
        Gruß

        1. @Altlandrebell @Wolfgang Wirth

          Eine sehr interessante Betrachtung zur gegenwärtigen Lage.

          @Wolfgang Wirth – Vielen Dank für die Links

          In diesem Zusammenhang muss ich immer an den Spruch von Warren Buffet denken, das dürfte ebenso für Deutschland gelten
          “If class warfare is being waged in America, my class is clearly winning.”

          Der weltweite Krieg der Reichen gegen die Armen
          https://www.zlv.lu/db/1/1433579424257/0

      2. @ Altlandrebell
        Nachtrag:

        Habe erst jetzt ihren Link bei “Salz der Erde” hin zu dem Buch von Oven Jones über die “Dämonisierung der Arbeiterklasse” geöffnet. Ja das trifft es gut. Schon das Wort “Prolls” drückt ja Abwehr, wenn nicht Ekel aus.
        Und diese Ablehnung beschreibt auch das Verhältnis der “besseren Gesellschaft” bei uns gegenüber den Bauern. Denn obwohl diese nicht arm sind, fehlt es ihnen aus Sicht der Lifestyleblase doch an allem, was zur zeitgeistigen “Kultur” dazugehört. Außerdem sind das Leute, die sich die Finger schmutzig machen.

        Noch ausgeprägter ist die Verachtung gegenüber den “Prolls” natürlich dann, wenn diese sich nicht als lobhudelnde und für Transfergelder dankbare Klientel billig vereinnahmen lassen, sondern so frech sind, tatsächlich einen abweichenden politischen Willen zu äußern. So etwa bei den zahlreichen ostdeutschen AfD-Anhängern, die ja auch zu erheblichen Teilen, jedenfalls mehr als im Westen, zu den eher einfacheren Leuten gehören. So möchte man “Demokratie” heute nicht mehr verstanden wissen.
        (Der Begriff “Demokratie” ist ja auch im Begriff der Neudefinition, worauf auch schon Wolfgang Streeck hingewiesen hat ( https://www.suhrkamp.de/buch/wolfgang-streeck-zwischen-globalismus-und-demokratie-t-9783518429686 ).

        Das Witzige ist nun, dass gerade die Anhänger der Mächtigen (d.h. Mitglieder der Lifestyleblase) gerade diejenigen als “rechts” titulieren, die von unten kommend, Kritik an der Agenda der Machtseite äußern. Das ist wirklich albern und geradezu lachhaft.

        In Wirklichkeit ist es doch eher umgekehrt, denn die Vertreter der Geld- und Machtseite müssten als “rechts” bezeichnet werden und die sich regenden unzufriedenen kleinen Leute eher als “links” – und zwar unabhängig von der Art ihrer Forderungen!
        Es ist natürlich klar, dass das System aus Selbststabilisierungsgründen diese Sicht aber vehement bestreitet und den Etikettenschwindel aufrechterhalten muss. Nichts ist heute politisch geschickter, als wenn die Machtseite sich selbst als “links” und humanistisch tituliert und jegliche Bewegung aus dem Volk heraus als “rechts”. Spätere Historiker werden diesen Clou als eine der geschicktesten Methoden zur Täuschung und Herrschaftssicherung bezeichnen, die es in der Geschichte bisher gegeben hat.

        Der Etikettenschwindel gelang dadurch, dass “links” seit Jahrzehnten nur noch mit “Werten” geframed wird, nicht aber mehr mit “Interessenvertretung von unten”. Und die “Werte”, die an den Begriff “links” angebunden worden sind, die sind komischerweise jene Werte, die heute auch die Eliten haben.
        So ein Zufall!

        Ich möchte noch hinzufügen, dass die Verachtung der einfachen Leute durch die obere Mittelschicht und Oberschicht heute vielleicht sogar ausgeprägter ist als jenes Herabblicken des alten ostelbischen Landadels auf die einfachen Leute. Ich erinnere mich da an ein Wort von Marion Gräfin Dönhoff aus ihren Jugenderinnerungen, in dem sie meinte, dass es durchaus zum guten Ton gehört habe, “gut zu den Leuten (= Gutsarbeiter) zu sein” (aus: “Kindheit in Ostpreußen”, 1988). Nicht, dass jeder Gutsherr das nun auch immer so praktiziert hätte, aber es gehörte ihrer Meinung nach doch zum guten Ton. Und man kann ihr nun gewiss nicht vorwerfen, dass sie nach 1945 die alte Zeit verteidigt hätte.

        1. Werter @ Wolfgang Wirth,

          danke für Ihre wieder sehr interessanten Anmerkungen! Ich hatte leider nicht die Zeit früher zu antworten, kann Ihre Gedanken aber grosso modo unterschreiben, gerade was den Aspekt des “Etikettenschwindels” betrifft. Vielleicht antworte ich wann anders nochmals ausführlicher; ich schulde Ihnen ohnehin noch Briefe zu unseren Gesprächen über Islam, Migration und Technik. Vielleicht mache ich auch ein paar Artikel draus, denn ich kam leider vorm Jahreswechsel nicht mehr zu angemessenen Repliken.

          Zurück zum Thema: Die Lifestyle-Linken und Bobos (Lenin nannte sie die Kautskyaner, früher sagte man Salonlike) sind ja in der Tat die eigentlichen Rechten. Als Third-Way-Sozialdemokraten unterstützen sie den Abbau des (Rests an) Sozialstaat. Sie befürworten den imperialen Interventionismus und die Kolonialabenteuer vom Sahel bis nach Afghanistan. Sie stehen für den Abbau der Freiheitsrechte und den Ausbau der Massenüberwachung und -konditionierung, durch Datenkontrolle, Drohnen, Bargeldverdrängung, Pflichten und Gebote zum Impfen, Sprechen, Lieben, Anziehen (Indianerkostüme), Lesen (Karl May, Astrid Lindgren)… und sie verbrämen den ganzen Dreck – mir fällt kein geziemenderes Wort ein – eben wie Sie zurecht schreiben mit “Werten”. Diese Leute sind aber schlicht nichts anderes als (die eigentlich) Rechte(n) und Träger – wenn nicht gar Angehörige und Abkömmlinge – der herrschenden bourgeoisen Klasse.

          Ist aber eigentlich nichts Neues – entsprechende Beobachtungen finden sich bereits u.a. in den Werken Nietzsches und Lenins und wahrscheinlich noch viel früher.

          Ich schrieb jetzt wieder bewusst „Bourgeoisie“, weil es ja auch Konservative und Liberale gibt, die systemkritisch sein können. Es gibt gläubige christliche Pazifisten, die Kapitalismus und imperiale Abenteuer ablehnen, aber zugleich sehr konservative Werte vertreten (beispielsweise gegen Prostitution, Drogen oder Abtreibung sind). Konservative mögen in einigen oder vielen Bereichen rechts sein, aber nicht unbedingt bourgeois und systembejahend. Deswegen war ich auch nicht verwundert über die “Klassenkampf-Passage” in Ihrem ersten Kommentar. Wobei Sie – so Sie mir die Anmerkung gestatten – auf mich häufig eher liberal-konservativ und mitunter recht lassalleanisch wirken. Sie mögen und werden das vermutlich anders sehen.

          Die Verachtung für die Unterschicht und die einfachen Leute kann durchaus heute weiter angewachsen sein; auch vermittelt durch entsprechende Sendungen im Fernsehen oder Leitartikel in den herrschenden Leidmedien (bewusst gesetztes „d“), die ja viel dafür taten und tun die faulen Arbeitslosen, gierigen Rabenmütter und andere finstere Unholde aus dem Proletariat zu verunglimpfen. Ich erinnere mich auch, dass ein ausgesprochener High Tory wie Jacob Rees-Mogg die Preise für Butter und Briefmarken kennt, obwohl er zuhause eine ganze Adlaten- und Dienerschar hat, während ein Olaf Scholz mit voller Chuzpe sein Nichtwissen des aktuellen Benzinpreises zelebriert. Und JCM ist jetzt keinen Deut weniger Bourgeois, scheint aber noch in gewissen Zügen von dem früher gepflegten “guten Ton” geprägt zu sein.

          Soweit meine Gedanken für heute. Bis zum nächsten Mal!

          Gruß
          Altlandrebell

  6. „ Beim westlichen Führungspersonal zählt eigentlich nur Überlegenheit, und das ist alles, was mit Intellekt, Wissenschaft, Bildung und Geistesgröße zu tun hat. Sie sind die Grundlage des eigenen Überlegenheitsgefühls. Die meisten Eltern hierzulande wollen, dass ihre Kinder studieren. Handwerk und Handarbeit gelten als unbedeutend. Nur wer studiert hat, genießt Ansehen in der Gesellschaft. Der umständlichste Akademiker genießt höheres Ansehen als ein geschickter und erfolgreicher Handwerker.

    Und nun kommen da einige Bauern daher, und bringen dieses wunderbare gesellschaftliche Modell durcheinander. Sie, in Verbindung mit all den anderen Handarbeitern, die man in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum noch wahrgenommen hat, die man schon ganz vergessen hat, sie bringen nun all diese Überlegenheitsgefühle zum Einsturz. Sie zeigen, wozu sie in der Lage sind. Ohne langwierige Diskussionen und Theoriestreit stellen sie in kurzer Zeit eine kraftvolle Bewegung auf die Beine, die alles ins Wanken bringt. Sie sind nicht Fleisch vom eigenen Fleische. Sie sind aus einer anderen, einer fremden Welt.“

    Danke! Das bringt es auf den Punkt.

  7. OT : der Jemen wird gerade bombardiert, und unsere Außenministernde rechtfertig das als Regelbasierte Ordnung. Und der Minister für Zivilschutz, Carl-Oskar Bohlin bereit die schwedische Bevölkerung auf den Verteidigungsfall (Krieg) vor.

    1. …und unserer “Kriegsminister” der als Nachfolger von Scholz !!!! gehandelt wird,
      bemüht sich schon Deutschland kriegstüchtig zu machen…
      wo stecken eigentlich die vom Auswärtigem Amt ausgebildete Diplomaten!
      wahrscheinlich studieren sie nach den Vorgaben unserer AM-in, “weil es die USA so wollen”, das britische Archivmaterial von 1945…
      https://www.nationalarchives.gov.uk/education/resources/cold-war-on-file/operation-unthinkable/

  8. Der Artikel ist nicht sauber:

    “… in Berlin war auffällig, wie sehr die Klimakleber moralisch besonders von den Grünen unterstützt wurden. Man hatte in den Senatskreisen der rot-rot-grünen Vorgängerregierung sehr viel Sympathie und Verständnis für die Aktionen der Umweltaktivisten.”

    Das ist frei erfunden, außerdem AfD-Sprech mit Schaum vorm Mund – und hat auch mit dem Thema, Bauern, gar nix zu tun.

    1. Lassen Sie doch den diffamierenden Unsinn mit “AfD-Schaum”.
      Man kann die “Ampel” schlecht finden, ohne “AfD” zu sein.

      Und indirekt haben die Vorgänge schon miteinander zu tun. Und sie werden ja auch in den Kontext gesetzt. Beides sind Proteste gegen die Regierungspolitik, in beiden Fällen werden Gesetze gebrochen – im einen Fall immer (!!!) und mit voller Absicht, im anderen nur ab und zu, und ja, man darf jetzt gespannt sein, wie das Ganze juristisch behandelt werden wird.

      Den “Klimaklebern” jedenfalls ist bislang nichts passiert, was die irgendwie beeindrucken würde. Es hagelte teilweise sogar direkte Freisprüche, trotz daß die Gerichte auf Straftaten erkannten, weil diese ja “zu einem guten Zweck” waren, oder aber Geldstrafen, die die Täter nicht treffen, da die Kosten von der dahinterstehenden Organisation beglichen werden, die die Prozesse als weitere öffentlichkeitswirksame Plattformen mißbrauchen. Und an der nächsten Ecke kleben dann dieselben oder andere wieder fest.

      1. Den „Klimaklebern“ jedenfalls ist bislang nichts passiert, was die irgendwie beeindrucken würde. Es hagelte teilweise sogar direkte Freisprüche, trotz daß die Gerichte auf Straftaten erkannten, weil diese ja „zu einem guten Zweck“ waren …

        Das könnte daran liegen, dass gewisse Leute die furchtbar-entsetzliche „Systempresse“ nicht mehr zur Kenntnis nehmen und nur noch in ihrer Blase hocken.

        In Heilbronn wurden drei „Klimakleber“ zu Freiheitsstrafen von fünf, vier und drei Monaten ohne Bewährung verurteilt.
        In Berlin eine Frau zu acht Monaten ohne Bewährung.

        Die Betroffenen waren allerdings auch recht hartnäckig in ihren unerlaubten Tätigkeiten. Aber man kann doch nun sagen, dass der Damm gebrochen ist, von wegen „denen tut die Justiz nichts“. Das stimmt eben nicht mehr.

        Und was sagen Sie dazu? Vermutlich doch, dass denen recht geschieht. Kann man so sehen. Was würden Sie sagen, wenn die Justiz auch mal einen der höchst engagierten und keineswegs immer gesetzestreuen Traktoristen dieser Tage zur Verantwortung ziehen würde?

  9. Es müßte nur mal alles zusammenbrechen.

    Mal sehen wer von den “Akademikern” dann noch was auf die Reihe kriegt, vermutlich nicht sehr viele, die weitaus meisten würden verhungern. Oder beim Diskutieren totgeschlagen.

    Ernst Wolff meint, die Agenda heiße, der Kleinbauer und die mittel-kleinen Bauern ebenfalls, bis auf die großen Agrarbetriebe. Es gehe darum künstliches Fleisch zu vermarkten (inklusive Kakerlaken) und Gemüse soll vom Acker weg, auch irgendwie künstlich gezogen werden. Vorgeschobener Grund: Natur- und Tierschutz. Wirklicher Grund: Kostenersparnis. Auch kann man künstliche Lebensmittel beliebig mit irgendwelchen Giften, “Impfungen” und sonstigen Zusatzstoffen vermischen, ohne daß die darauf angewiesene Bevölkerung es merkt.
    Weil sie es ja essen muß, weil es nichts anderes mehr gibt. Soylent green läßt grüßen.

    Die Wolfsproblematik, in die ich mich ein bisschen eingearbeitet habe, bestätigt das.Rewild Europe ist eine Art Agenda, die von NGOS betrieben wird, passend zu den 15 -Minuten-smart cities, in denen sich der Pöbel dann noch bewegen darf, der Rest wird Wildnis. Bauern brauchen die nicht mehr, Arbeiter auch nicht.
    Gut daß ich dann hoffentlich nicht mehr lebe.

    1. Guten Abend,

      erlaube mich mal einzuklinken.

      Ein Zusammenbruch muss nicht Katharsis bedeuten. Chaos kann mit Kairos einhergehen aber auch schlicht in Anomie münden. Von daher – ob ein Zusammenbruch oder Untergang zwangsläufig Positives gebiert, möchte ich bezweifeln.

      Das mit dem auf die Reihe kriegen hat m.E. per se weniger mit dem Bildungsstand als dem persönlichen Hintergrund zu tun und dem Umfeld in dem man aufwuchs bzw. sozialisiert worden ist. Es gibt auch prekäre oder Arbeiter-Milieus, in dem beispielsweise das Nicht-Kochen-Können “vererbt” wird. Ich habe Handwerker in meiner Familie, die mit Pflanzen wie Steuerabrechnungen überfordert sind und nicht einmal für ein paar Tage Vorräte im Haus haben. Mit “Akademikern” meinen Sie vermutlich Angehörige der von @ Wolfgang Wirth als “Lifestyleblasen” bezeichneten Gruppen, oder? Die sind ja eher “Verbildete” als Gebildete und allenfalls für ihr Milieu repräsentativ.

      Das Problem ist weniger, dass irgendwelche Konzerne und Forschungseinrichtungen künstliche Produkte herstellen und zu vermarkten suchen, sondern, dass die herrschende Klasse die Bevölkerung zur Unmündigkeit erzieht (nicht kochen, nicht anbauen, nicht reparieren, nicht vorraten können etc.) und durch ihre Zensur- und Bestrafungsinstrumente Konformität und Unterwürfigkeit erzwingt. Sodann können diese nicht mehr frei entscheiden, ob und welche Produkte sie überhaupt haben wollen. “Die Leute” haben natürlich auch ihren Anteil durch Mittragen und Stützen dieser Maschinerie, aber die größere Veranwortung sehe ich bei der Herrschaftsschicht.

      Was die Wölfe, Bären und andere große Beutegreifer betrifft – es gibt eine Reihe von Regionen, in denen die nie ausgestorben waren und die Menschen sich trotzdem mit ihnen arrangieren konnten. Gerade Wölfe sind Kulturfolger und sogar weniger in der Wildnis daheim als in Mischregionen. In Deutschland ist da viel Wissen drüber verloren gegangen, man dachte nach dem Ausrotten wohl “ausgerottet und gut”. Ähnlich in Italien – es hat seine Gründe, warum man auf dem Apennin gelassener mit Bären umgeht als in Südtirol und im Trentino.

      Das Problem ist m.E. auch hier, dass vom System Unfähigkeit und Unwissen im Umgang mit diesen Lebewesen erzeugt wird. Und natürlich Unmündigkeit. Wer die eigenen Fesseln nicht sieht, nicht spürt oder nicht weiß, dass es Fesseln sind, dem schmerzen sie nicht. Für den ist es dann das “new normal” eben normal.

      Sind nur meine persönlichen Ansichten und Gedanken, die ich mir hier zu teilen erlaubte. Sie mögen es anders sehen, ginge für mich d’accord.

  10. Die ganze Propaganda fällt nach einer Woche in sich zusammen wie ein Soufflé:
    https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Habeck-in-Schluettsiel-Was-genau-ist-an-der-Faehre-passiert,schluettsiel108.html

    Nix Urlaub, Tagesausflug
    Nix Rechte, 5-10 krawallige
    Nix Gefährdung der Personen auf der Fähre, die Leute konnten gefahrlos die Fähre verlassen
    Nix Nazis, Bauern

    Habeck weinerliche Inszenierung im Video “Da braut sich was zusammen” ist ein mieses Stück Theater.

    Was soll dieses Framing, wenn man nicht Protest delegitimieren und sich als Opfer darstellen will?

    1. @jjkoeln
      So unterschiedlich kann man eine Meldung interpretieren.

      Nix Urlaub, Tagesausflug

      Es stimmt wohl, der Herr Minister hat wohl einen privaten Tagesausflug unternommen – sowas wird von manchen Menschen als „Kurzurlaub“ gewertet. Unwichtig.

      Nix Rechte, 5-10 krawallige

      Krawallige welcher Geschmacksrichtung?

      Nix Gefährdung der Personen auf der Fähre, die Leute konnten gefahrlos die Fähre verlassen

      Das wurde von Anfang an so dargestellt. Von „den Leuten“ wollten die friedlich-liebenswürdig herumbrüllenden Freunde der Demokratie ja auch nichts. Habeck allerdings blieb auf Anraten seiner Sicherheitsheinis an Bord. Die werden sich vermutlich auch irgendwas gedacht haben bei ihren Entscheidungen.

      Nix Nazis, Bauern

      Das eine schließt das andere nicht aus, womit ich aber keine Aussage über die Ideologie der dort anwesenden Bauern getroffen haben will.

      Aus dem Artikel:
      In einer Chat-Nachricht heißt es: “Achtung!! Robert Habeck lädt heute zum Bürgerdialog um 16.45 Uhr im Fährhafen Schlüttsiel ein! Er wünscht sich unendlich viel Interesse. Tun wir ihm den Gefallen und kommen mit allem was Räder hat.”
      Das ist eine Art der Formulierung, die doch durchaus an rechte Kreise erinnert. Dass da auch unbescholtene Bauern nichtsahnend drauf reagieren, halte ich durchaus für vorstellbar. Das genau ist der doch der Vorwurf, den man den „einfachen“ Bauern jetzt gelegentlich macht: Sie lassen sich womöglich instrumentalisieren. Nicht zuletzt dank der Aktivitäten ihrer Verbandsfunktionäre, die sich mehr schein- als -heilig von diversen rechten Aktivitäten distanzieren.

      Noch mal aus dem Artikel:
      Für Feddersen hat der Tag ein Nachspiel. Offenbar nehmen es ihm einige übel, dass er die Polizei über den Protest informiert hat. Der Bürgermeister erhält E-Mails mit wüsten Beschimpfungen. “Das ging sehr unter der Gürtellinie.” Feddersen geht davon aus, dass die Nachrichten aus der rechten Szene stammen. Das sei aus den Nachrichten eindeutig hervorgegangen.

      Es ist wirklich nicht zu leugnen, dass die rechte Seite sich mit großer Wonne in den Bauernprotest eingeklinkt hat, und zwar die ganze rechte Seite, bis hin zur CDSU (man lausche nur dem großen Volkslenker namens Maggus Söder).

      Weiterhin ist doch auch nicht zu übersehen, dass hier eine sorgfältig orchestrierte Kampagne stattfindet, die von langer Hand geplant ist. Nix spontane Proteste: Sauber aufeinander abgestimmte Aktionen für mehr als eine Woche – da steckt Planung dahinter.
      Der Bauernverband will verhindern, dass jemals noch einmal eine Regierung einen Beschluss über die Belange der Landwirtschaft fasst, denen der Verband nicht ausdrücklich zugestimmt hat. Darum der ganze Tumult.
      Den „einfachen“ Bauern reicht es mit der überbordenden Bürokratie, deshalb sind die sauer und die aktuellen Beschlüsse wurden als der berühmte Tropfen verwendet, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nur diese letzten aktuellen Beschlüsse (zum Teil bereits wieder zurückgenommen – ohne mäßigende Wirkung auf die Proteste) wurden allerdings ohne Zustimmung der Verbände getroffen. Die gar so furchtbaren Bürokratiemonster, unter denen die Bauern so sehr leiden, sind mit deren Zustimmung zustande gekommen. Den Großbetrieben macht das nämlich nichts aus, sondern hilft ihnen eher noch bei der Übernahme kleinerer Betriebe, die zunehmend aufgeben. Das ist nichts Neues, die Lebensmittelbranche kennt das: Viel Bürokratie, die kleine Unternehmer zur Verzweiflung bringt während die Großen das locker handhaben können. So „bereinigt“ man den Markt, jedenfalls die Angebotsseite.

      @Otto0815
      Dass unseren verehrten Herrn Bundesminister gegen Wirtschaft und Klimaschutz sowie Witzekanzler irgend eine unglückliche psychische Geschichte mit Herrn Putin verbindet, ist doch schon bekannt, seitdem er zwei Ministerialbeamte von Verfassungsschutz filzen ließ, weil diese ihn auf die rechtlichen und wirtschaftlichen Probleme seiner obsessiven Sanktionitis hinwiesen.
      Herr Habeck ist nun mal ein bisschen schlicht, deshalb fällt ihm bei Problemen immer nur eine Person ein: Putin. Da kann man wohl nichts mehr gegen machen. In dem Alter lernt der Mensch nicht mehr gerne dazu, schon gar nicht als grüner Machthaber.

    1. Trorzdem ist die Attitüde eine andere. Andere studierte Handwerker wären zum Beispiel Zahnärzte oder Chirurgen. Über letztere machen Ärzte anderer Fachrichtungen ja auch Witze, daß Chrirurgen doof seien.

  11. @jjkoeln

    “Egal was meine deutschen Wähler denken oder wie hart ihr Leben wird”

    “Wir dürfen nicht zulassen daß Extremisten Verunsicherung kapern”

    ! Man sollte nie den Speck der Hoffnung aufgeben, nur wer eine klare Sprache beherrscht ist in der Lage, dem Gegenüber Ravioli zu bieten !

  12. “Beim westlichen Führungspersonal zählt eigentlich nur Überlegenheit, und das ist alles, was mit Intellekt, Wissenschaft, Bildung und Geistesgröße zu tun hat. Sie sind die Grundlage des eigenen Überlegenheitsgefühls. Die meisten Eltern hierzulande wollen, dass ihre Kinder studieren. Handwerk und Handarbeit gelten als unbedeutend. Nur wer studiert hat, genießt Ansehen in der Gesellschaft. Der umständlichste Akademiker genießt höheres Ansehen als ein geschickter und erfolgreicher Handwerker.”

    Genau das ist schiefgelaufen in den letzten Jahrzehnten. Darum ist unsere Demokratie und unsere Gesellschaft kaputt. Eine bildungsbürgerlich Klasse herrscht und erklärt die anderen für “unwert”. Keiner will mehr arbeiten, alle möchten sich den Hintern auf einem Bürostuhl breitsitzen. Für die “niederen Arbeiten” holt man sich im Niedriglohn bezahlte Ausländer ins Land. Und man wundert sich, dass man im internationalen Vergleich der Entwicklungen und Patente zurückfällt. Von nichts kommt halt nichts und ein Influencer baut keine Heizung ein und deckt kein Dach. Er produziert auch nichts, außer Ablenkung. Das überbordende Heer der Beamten, die finanziert werden müssen bringen auch keinen Mehrwert oder Wachstum. Das einzige, was in Deutschland künftig wächst, ist die Bürokratie.

    Wie lange, glaubt man, lässt sich die so geschaffene “Unterschicht” von arroganten Moralpredigern piesacken? Man darf sich nicht darüber wundern, dass die AFD, fänden heute Wahlen statt, die zweitstärkste Partei würde. Die Leute wollen sich das nicht mehr anhören. Die Bürger fühlen sich von Parteien, die ihren Willen oder auch die Pläne von Klaus Schwabs WEF oder wem auch immer ausführen, überfordert, ja sie lehnen sie ab. Wer versteht hier die Demokratie nicht, das Volk oder die Politiker. Oder ist es so: die Politiker bestimmen was Demokratie ist? Demut von Seiten der Parteien und Regierenden wäre angesagt. Ihr habt’s verbockt. Kapiert es endlich!

    1. “Keiner will mehr arbeiten, alle möchten sich den Hintern auf einem Bürostuhl breitsitzen. Für die „niederen Arbeiten“ holt man sich im Niedriglohn bezahlte Ausländer ins Land.”

      Oder man schickt die dreckigen Jobs gleich nach China und wundert sich später, dass man die Realökonomie nicht mehr hat und das die Finanzindustrie im Konfliktfall wertlos ist. Eine Umkehr und ein zurückholen der Jobs funktioniert dann aber nicht mehr so einfach. Das gibt gewaltige Problem, weil die Billigheimer viel zu stark belastet sind von den Kaptialrentiers.

    2. @Der Skeptiker
      Nicht, dass ich nicht übereinstimme, aber das Volk war in der überwiegenden Mehrheit total für den Krieg und das Embargo gegen den “pösen” Russen zu begeistern. Die Tränendrüse war sehr wirksam. Das haben unsere MSM fein hinbekommen. Die börsennotierte Wirtschaft hat in der Mehrzahl Hedgefonds in deren Aussichtsräten, denen ist nur an einer Optimierung der Einlagen gelegen. Die Pappnasen der Industrieverbände wollten, konnte ebenfalls ihre Lobby nicht entfalten. Der Mittelstand schlief fest. Das “Volk” drängte die “demokratischen” Parteien zu einer feindlichen Haltung gegen “Putin”. Diesen Popanz “Putin” hat klaro, ganz auf Vorlage Josef G., unsere MSM aufgebaut.
      Kleines Beispiel wie gesteuert wird? Gestern war Todestag von Karl und Rosa. Die ARD berichtet, das die beiden von Soldaten “erschossen” wurden. Erschlagen klingt wohl zu Mitleidsvoll und brutal in unserer Hemisphäre?

  13. Die Geschichte stellt sich im Nachhinein wie folgt dar.

    Zuerst erzählt man der Presse, dass der deutsche Nazimob ständig und überall hinterm Eck lauert. Dann liest man es selbst und wenn dann ein paar Bauern aufgebracht protestieren, dann wähnt man den Lynchmob für dem Anleger und traut sich nicht raus. Und nachher schimpft man wie Herr Ofraim über das deutsche Naziunwesen, dass sich zusammenbraut und die Presse macht wieder begeistert mit. Passt ja.

    Ergo handelt es sich hier um die öffentliche Selbstenteierung des Wirtschaftsminister Habeck. Bei ihm stehen die Eier im Eierbecher auf dem Frühstückstisch.

    1. Meine Güte, dass sie ein würde-, eier-, charakter-, ehren- und rückgratloses Subjekt wie du die Eier hat, die Eier Anderer zu kommentieren….

  14. Was wollen die “Bauern” bzw. die Agrarbetriebe?
    Die Einstellen der Überwachen der Giftausbringung, Beibehaltung der Subventionen, Es ist dümmlich den Interessenverband, welche in der Mehrheit von den großen Agrarbetrieben finanziert wird, die Führung zu überlassen. Die Kleinbauern wurden und werden weiterhin mit “Almosen” abgespeist. Die EU-Agrarsubventionen sollen schon seit ewigen Zeiten verändert werden. Die Agrarbetriebe lassen die überlasteten Kleinbauern für ihre Sache “Demonstrieren”.
    Was wollen die Fuhrkutscher?
    Reduzierung der Maut?
    Selbst wenn die Maut reduziert wird, haben die armen Teufel nichts davon. Die intern. Speditionen schon. Die beauftragen Subunternehmer aus EU-Partnerländer, welche zum Teil u.a. noch nicht mal Sozialabgeben für ihre Fahrer bezahlen und somit Wettbewerbsverzerrend anbieten können. Weil das allg, Frachtaufkommen im Binnenverkehr stagniert bzw. zurückgeht ist ein Verteilungskampf angesagt, den höchstwahrscheinlich das deutsche Fuhrgewerbe und die kleineren Speditionen verlieren werden. Falls dann doch mal ein inländischer Fuhrkutscher einen Auftrag bekommt, langt der Erlös meist nicht einmal um die Bankkredite zu begleichen.

    Sollten die Bauern, die Fuhrkutscher und die Trittbrettfahrer die Ursache der Misere benennen, wäre ich ganz auf deren Seite.
    Forderung:
    Bedingungslose Einstellung der Kriegshandlungen, ansonsten keine Unterstützung der Clique in Kiew.
    Zurechtstutzung der NATO auf ein Defensives Bündnis.
    Aufhebung des Embargos, welches unserem Wirtschaftsstandort enorm schadet.

    Wenn die “vorhandenen” Kapitalien nicht sinnlos für Aufrüstung und Unterstützung der Ukraine im In-und Ausland verschwendet werden würden, bräuchten auch keine Änderungen der Versteuerung vorgenommen zu werden.

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