Wie reagieren der Kreml, die Bevölkerung und die Opposition auf Krieg und Sanktionen?

Kreml und roter Platz in Moskau.
Mos.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Über die Stimmung in der russischen Bevölkerung, Meinungsumfragen, die russische Opposition und die Berichterstattung der russischen Medien zu Themen wie Mobilisierung, Sanktionen, Wirtschaft und Krieg ist in Deutschland wenig bekannt.

Ulrich Heyden, der seit 1992 in Moskau lebt, hat am 10. Dezember per Video-Schaltung auf dem „Friedensratschlag“ in Kassel über die Stimmung in Russland berichtet. Wir veröffentlichen seinen Vortrag. Angesprochen wird auch die überraschende Äußerung von Angela Merkel gegenüber „Der Spiegel“ und „Die Zeit“, sie habe das Minsker Abkommen initiiert, um der ukrainischen Armee Zeit zu geben, sich vorzubereiten.

Wladimir Putin erwartet für 2022 einen Rückgang des russischen Bruttoinlandsprodukts um 2,9 Prozent. Die russische Wirtschaft ist trotz Sanktionen nicht zusammengebrochen. Der von Annalena Baerbock erhoffte Ruin Russlands ist nicht eingetreten. Russlands hat seine wirtschaftlichen Beziehungen neu Richtung Asien, Türkei und Lateinamerika neu orientiert.

Russlands Einkünfte aus dem Öl- und Gasgeschäft betrugen in den ersten elf Monaten dieses Jahres 159 Milliarden Euro. Sie liegen weit über den Gesamteinkünften des gesamten Jahres 2021, die bei 147 Milliarden lagen.

Wie sich die neuen Sanktionen von EU und G7 gegen den Export von russischem Öl über Meere und der Einführung einer Preisobergrenze auf den russischen Öl-Export auswirken werden, ist noch nicht klar. Selbst China und Indien, die größten Kunden Russland neben Europa werden sich diesen Sanktionen nicht völlig widersetzen können, kommentierte die Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta.

Der russische Vizepremier Aleksandr Nowak erklärte, man werde Öl nur nach Marktpreisen verkaufen. Wenn nötig werde man die Produktion sogar senken.

Russland lässt sowjetisches Passagierflugzeug neu auflegen

Wegen der westlichen Sanktionen muss Russland seinen Flugzeugpark komplett erneuern. Ausländische Flugzeuge machen bisher den Großteil des Bestandes aus, werden aber wegen der Sanktionen nicht mehr vom Westen gewartet. Auch Ersatzteile aus dem Ausland werden nicht mehr geliefert.

Nun hat Aeroflot 339 Flugzeuge aus russischer Produktion bestellt. Der Großteil der Bestellungen entfällt auf die MS 21, das erste russische Mittelstreckenflugzeug, das nach dem Ende der Sowjetunion entwickelt wurde.

Weitere 40 Bestellungen von Aeroflot entfallen auf die Tupolew 214, ein Flugzeug mit 210 Sitzen, welches gegen Ende der Sowjetunion entwickelt, dass dann aber von Boing und Airbus vom russischen Markt verdrängt wurde.

Nun soll die Produktion der Tupolew 214 für den Liniendienst wieder aufgenommen werden. Das Mittelstreckenflugzeug kommt mit einem Minimum an ausländischen Komponenten aus, verbraucht aber zehn Prozent mehr Treibstoff als die ausländischen Analoge.

Moskau baut

Trotz der schwierigen Außenwirtschaftsbeziehungen, gehen die von der Moskauer Stadtverwaltung initiierten Bauvorhaben in der 13-Millionen-Menschen-Stadt ohne Verzögerung weiter. Wie der Leiter der Moskauer Bauverwaltung mitteilte, wurden 2022 11,3 Millionen Quadratmeter Immobilien, davon die Hälfte Wohnfläche fertig gestellt. Das seien 30 Prozent mehr als geplant. 85 Prozent der Baumaßnahmen würde von privaten Firmen durchgeführt.

Sinkende Realeinkommen

Allerdings müssen die Menschen in Russland bei den Einkommen jetzt kürzer treten. Nach Angaben des russischen Statistikamtes ging die Summe des real verfügbaren Einkommens in den neun Monaten dieses Jahres um 1,7 Prozent zurück. 15 Millionen Russen – das sind zehn Prozent der Bevölkerung – leben in Armut. Das heißt sie haben ein Einkommen von weniger als 207 Euro.

Wird Putin 2024 nochmal kandidieren?

Was wird aus Putin, fragen westliche Medien immer wieder. Sie attestieren ihm die schlimmsten Krankheiten. Doch nichts davon bestätigte sich.

2024 wird in Russland der Präsident neu gewählt. Putins Sprecher erklärte Anfang November der Präsident habe noch keine Entscheidung getroffen, ob er wieder kandidieren werde.

Westlich orientierte Kommentatoren im russischen Internet hoffen, dass Putin es nicht einfach haben wird, wieder zu kandidieren, da eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation sehr wahrscheinlich und ein eindeutiger russischer Sieg in der Ukraine nicht zu erwarten sei.

Vertreter des russischen Staatsapparates wie der ehemalige Ministerpräsident Sergej Stepaschin erklärten, ein Präsident könne nicht ewig im Amt bleiben, aber die internationale Situation lasse keinen Wechsel in der russischen Führung zu.

Entmachtung der liberalen Wirtschaftspolitiker

Mit Beginn der „Spezialoperation in der Ukraine“ – wie man in Russland sagt – hat sich die Position der liberalen, westlich orientierten Kräfte in der russischen Politik und Medien weiter verschlechtert. Führende russische Politiker reden nicht mehr von „unseren westlichen Partner“, sondern vom „kollektiven Westen“. Das Wort „Gegner“ gebraucht die russische Führung für den Westen bisher nicht.

Mit Beginn dieser Spezialoperation in der Ukraine haben weitere bekannte liberale Führungsfiguren, die gute Kontakte zu westlichen Politikern und Unternehmern hatten, ihre Posten im Staatsapparat verlassen. Das ist seit dem Machtantritt von Putin im Jahr 2000 ein fortlaufender Prozess.

Anatoli Tschubais, unter Boris Jelzin verantwortlich für die Privatisierung der Staatsbetriebe und später Leiter des staatlichen Unternehmens Rosnano, hat Russland im März 2022 verlassen. Tschubais war zuletzt Beauftragter des russischen Präsidenten für internationale Beziehungen und nachhaltige Entwicklung. Tschubais erkrankte im Juli in Italien an einer seltenen Krankheit. Im August 2022 kam er zur Rehabilitation nach Deutschland.

Alexej Kudrin räumte im November seinen Posten als Leiter des russischen Rechnungshofes. Kudrin war 2000/2001 russischer Finanzminister. Er war die letzte starke Stimme in der russischen Politik, die unablässig für die Reduzierung des Staatsanteils in der Wirtschaft eintrat. Nun arbeitet Kudrin als Berater für Unternehmensentwicklung bei der russischen Internet-Suchmaschine Yandex.

Westlich orientierte Medien eingestellt

Alle großen liberalen, westlich orientierten Medien mussten mit Beginn der Spezialoperation ihre Tätigkeit einstellen. Die russischen Aufsichtsbehörden monierten, dass die westlich orientierten russischen Medien den inhaftierten Aleksej Navalny unterstützten oder Geschichtsrevisionismus betrieben. So hatte etwa der oppositionelle Fernsehkanal „Doschd“ behauptet, der Tod von einer Million Menschen in Leningrad im Zweiten Weltkrieg hätte verhindert werden können, wenn Stalin die eingekesselte Stadt aufgegeben hätte.

Am 27. März organisierte der Chefredakteur der liberalen Novaja Gaseta Dmitri Muratow ein Interview mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski. Die russische Medien-Aufsichtsbehörde forderte, das Interview nicht zu veröffentlichen. Am 28. März stellte die Nowaja Gaseta ihr Erscheinen ein. Anfang September wurde der Zeitung die Lizenz entzogen. Im Oktober verbot das Oberste Gericht Russlands die Website der Novaya Gaseta. Man kann sie in Russland jetzt nur noch über VPN lesen.

Ähnlich erging es dem liberalen Radio Echo Moskau und dem Fernsehkanal Doschd, letzter auch unter dem Namen Rain bekannt. Die russische Staatsanwaltschaft setzte die Einstellung dieser beiden Medien durch. Der Vorwurf lautete, Echo und Doschd hätten falsch über die russische Spezialoperation in der Ukraine berichtet.

Ausweg für die Opposition: YouTube

Viele Linke und Liberale wichen wegen dem sich einschränkenden Medienraum auf YouTube aus, wo man sie in Russland weiterhin sehen kann. Dabei bemüht man sich um vorsichtige Formulierungen, um nicht mit den russischen Gesetzen in Konflikt zu kommen.

Am 9. Dezember verurteilte ein Moskauer Gericht den Oppositionspolitiker und Bezirksabgeordneten Ilja Jaschin zu achteinhalb Jahren Haft, weil er das Ansehen der russischen Armee geschädigt und behauptet habe, Russland hätte in Butscha bei Kiew Kriegsverbrechen begangen. Als Putin von einem Journalisten des Kommersant auf den Fall angesprochen wurde, erklärte der Präsident, „der Blogger“ habe das Recht in Berufung zu gehen.

Die Straßenaktionen liberaler Kräfte gegen den Krieg in der Ukraine, die es im Frühjahr noch gab, gibt es nicht mehr. Doch vereinzelt sieht man auf Parkbänken die mit Kreide gemalte Parole „Nein zum Krieg“. Neulich saß mir in der U-Bahn eine Frau gegenüber, die hatte sich an ihren Mantel ein zehn Zentimeter große rechteckige Plakette geheftet mit der Aufschrift „Lew Tolstoi – Krieg und Frieden“. Das Wort Krieg war durchgestrichen.

Seit Corona keine Demonstrationen mehr

Man muss wissen: Seit der Corona-Zeit gibt es in Russland keine Demonstrationen der Opposition mehr. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes FOM liegt das Protestpotential in Russland mit 20 Prozent jedoch konstant hoch.

Auch die Kommunistische Partei konnte im letzten Jahr nur Treffen mit Abgeordneten unter freiem Himmel organisieren. Die Kommunistische Partei unterstützt allerdings die Spezialoperation in der Ukraine.

Der linke ehemalige Diplomat Nikolai Platoschkin, der wegen seinem Protest gegen die Änderung der Verfassung zur Verlängerung von Putins Amtszeit fast ein Jahr im Hausarrest saß, ist in zahlreichen YouTube-Talkshows aktiv und tritt gemeinsam mit Politikern der KPRF auf. Platoschkin darf allerdings mehrere Jahre nicht für politische Ämter kandidieren.

Wie denken die Russen über den Krieg in der Ukraine?

Der Krieg in der Ukraine ist für die Russen zurzeit die größte Sorge. Im November machten sich nach einer Umfrage des regierungsunabhängigen Lewada-Zentrums 80 Prozent der Befragten wegen dem Krieg in der Ukraine Sorgen.

Nach der Umfrage unterstützen 74 Prozent der Russen das Vorgehen der russischen Armee. 20 Prozent unterstützen es nicht. Das Umfrageergebnis stimmt überein mit dem was ich in Gesprächen mit Russen höre.

Deutlich wurde bei der Umfrage, dass es unterschiedliche Betroffenheit bei Jugendlichen und älteren Menschen gibt. Unter den Menschen über 54 sind 90 Prozent über den Krieg besorgt. Unter den Jugendlichen unter 24 Jahren sind dagegen nur 66 Prozent, besorgt.

Vor die Alternative gestellt, Fortführung des Krieges oder Verhandlungen, sind 41 Prozent der befragten Russen für eine Fortführung des Krieges, 53 Prozent sind für die Aufnahme von Verhandlungen. Unter den Jugendlichen unter 25 Jahren ist der Teil derjenigen, die für die Aufnahme von Verhandlungen sind mit 68 Prozent besonders hoch. Nur 21 Prozent der Jugendlichen sind nach der Lewada-Umfrage für die Fortführung des Krieges.

Bei der Lewada-Umfrage gab es keine Frage, nach der Effektivität der Kriegsführung.

In persönlichen Gesprächen höre ich aber, dass viele Russen sich eine härtere Kriegsführung wünschen. Viele wünschen sich die Bombardierung des Amtssitzes von Selenski und die Bombardierung der Wege auf denen die Nato-Staaten ihre Waffen in die Ukraine liefern.

Was ist das Kriegsziel?

Unklar ist vielen Russen, was Russland in der Ukraine exakt erreichen will. Diese Frage wird immer drängender, da sich die Front nur noch wenig verändert. Putins Sprecher erklärte in den letzten Tagen, es gehe jetzt vor allem darum, den „noch okkupierten Teil der Volksrepublik Donezk“ zu befreien.

Im Süden der Ukraine liegt die ukrainische Front nur ein paar Kilometer von den Außenbezirken der Großstadt Donezk und nur zehn Kilometer von dem Stadtzentrum von Donezk entfernt, weshalb in der Stadt fast täglich Menschen durch Beschuss mit HIMARS-Raketenwerfern getötet werden. Ein russischer Oberst erklärte, nur wenn es gelänge die Front von Donezk 100 Kilometer nach Norden zu verschieben, sei die Stadt außerhalb der Reichweite der ukrainischen Artillerie.

Die Erwartung, dass Putin die russischen Minimalziele beschreibt, ist in der russischen Gesellschaft gestiegen, denn die russischen Truppen mussten zweimal große Gebiete räumen. Die Einnahme der Städte Slawjansk und Kramatorsk, die im Sommer noch ganz oben auf der Prioritätenlisten standen, ist durch den Verlust eines großen Teils der Charkow-Gebietes in weite Ferne gerückt. Schon seit vier Monaten wird um die Stadt Bachmut gekämpft, die auf dem Weg nach Slawjansk liegt.

Ukraine im Kalten

Die russische Armee zerstört seit dem 11. September mit Lenkwaffen ukrainische stromerzeugende Unternehmen, Verteilerstationen, Transformatoren und Überlandleitungen.

Die ukrainischen Behörden geben an, 40 Prozent der Stromleitungen seien zerstört. Vertreter des ukrainischen Staates erklärten, dass die Bevölkerung den ganzen Winter über mit Stromabschaltungen rechnen muss.

Diese Art der russischen Kriegsführung bringt den Westen unter Druck. Denn müsste der Westen jetzt nicht statt Waffen Decken, Generatoren und medizinisches Personal für die Millionen Ukrainer schicken, die im Kalten sitzen?

Stand der Mobilisierung

Am 7. Dezember erklärte Wladimir Putin bei einem Treffen mit russischen Menschenrechtlern, dass von den 300.000 Männern, die mobilisiert wurden, 150.000 – also die Hälfte – bei den Streitkräften eingegliedert worden sind. 77.000 mobilisierte Soldaten befänden sich direkt an der Front. Eine weitere Mobilisierung von Soldaten „mache keinen Sinn“.

Die russischen Menschenrechtler bedankten sich bei Putin, dass er die Studenten in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk vom Wehrdienst befreit hat. Außerdem baten die Menschenrechtler, dass der russische Präsident noch eine Gruppe von der Front zurückrufe, nämlich diejenigen, die Prothesen herstellen. Der Präsident versprach, bei der Regierung eine Gruppe einzurichten, die sich speziell um die gesundheitliche Wiederherstellung der Soldaten und auch um die Frage der Prothesen kümmere.

Was die Prothesen betrifft gibt es – so die Menschenrechtler – noch Probleme. Einzelteile für Prothesen müssten aus Deutschland importiert werden. Den Soldaten mangele es auch an Winterkleidung und den Ärzten an einfachem Verbandsmaterial. Putin erklärte – wie Moskowski Komsomolez schrieb  – mit schlecht verborgenem Erstaunen, dass diese Probleme bereits gelöst seien, versprach aber den Verteidigungsminister zu informieren.

Angriffe auf russisches Territorium

Die politische Elite in Kiew zeigt, dass sie alle Register zu ziehen bereit ist. Der Kiewer Journalist Dmitri Gordon rief dazu auf, den Roten Platz in Moskau zu bombardieren. Die Ukraine verfügt mit der Raketenfabrik Juschmasch in Dnjepr über ein Zentrum der sowjetischen Raketenproduktion. Seit Jahren drohen ukrainische Nationalisten mit dem Einsatz von weitreichenden Raketen.

Am 5. Dezember schoss die russische Flugabwehr bei den Flugplätzen Engels und Rjasan ukrainische Strisch-Drohnen ab. Ein strategisches russisches Langstreckenflugzeug, dass auch Atomwaffen befördern kann, wurde – wie auf Fotos zu sehen ist – am Heckteil beschädigt.

Nach Meinung russischer Experten verfügt die Ukraine noch über 150 Strisch-Drohnen, die zu Sowjetzeiten in Charkow entwickelt wurden. Die Drohne kann 1.100 Kilometer weit fliegen.

US-Außenminister Antony Blinken erklärte, die USA würden der Ukraine nicht dabei helfen, Schläge auf das Territorium Russlands auszuführen. US-Verteidigungsminister Loyd Ostin aber erklärte laut CNN, die USA würden die Ukraine nicht daran hindern, Waffen für Schläge zu entwickeln, die das russische Territorium treffen können.

Sehr offene Worte von Merkel zum Minsker Abkommen

Angela Merkel erklärte am 24. November gegenüber dem „Spiegel“ und danach – am 7. Dezember – gegenüber der „Zeit“ überraschend, dass das Minsker Abkommen 2015 zustande kam, um der Ukraine Zeit zu geben seine Armee aufzurüsten.

Einen Tag später machte auch Wladimir Putin eine bemerkenswerte Äußerung. Bei einem Treffen mit russischen Müttern von mobilisierten Soldaten erklärte der russische Präsident, Russland hätte in der Ukraine viel eher eingreifen müssen. Man wisse jetzt, „dass die Vereinigung (der Volksrepubliken Donezk und Lugansk) mit Russland früher hätte stattfinden müssen. Dann hätte es vielleicht nicht so viel Verluste in der Zivilbevölkerung und nicht so viele durch Beschuss getötete Kinder gegeben.“

Unter den Russen erhielt Merkel bisher immer ausgesprochen viel Lob. Dies hängt auch damit zusammen, dass die russischen Medien meist sehr positiv über Merkel berichteten. Zumindest berichteten sie so, als sei mit Merkel für Russland noch nicht alles verloren.

Die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ kommentierte nun im bitteren Ton:

„Der Westen braucht jetzt nicht mehr zu verheimlichen, dass das Minsker Abkommen ein Täuschungsmanöver war. Denn es hat geklappt. Die ukrainische Armee wurde acht Jahre lang mit Waffen vollgepumpt, die ukrainischen Streitkräfte wurden zu einer richtigen regulären Armee umgebaut. Sie erwarb militärische Erfahrung, indem sie den Donbass ständig beschoss. Dem Donbass wollte man keine Autonomie geben. Man wartete nur auf eins, die gewaltsame Eroberung des Donbass und die Vernichtung alles Russischen.“

Leider – so die russische Tageszeitung weiter – sei „die Idee, sich mit dem Westen friedlich einigen zu können und Kompromisse zu machen in Russland immer noch verbreitet“. Dabei würden die Interessen der russischen Bevölkerung in der Ukraine wieder übergangen. „Die Händler – im vollen Sinne des Wortes – sind stark. Und so lange das so ist, ist die neue Lektion von Frau Merkel nicht von Nutzen. Es gibt das klassische Zitat: Geht ein Dummkopf in den Wald und sucht einen noch größeren Dummkopf.“

Mit dem noch größeren Dummkopf meint „Moskowski Komsomolez“ zweifellos die Russen selbst.

2014: „Wir marschieren bis nach Kiew“

Man muss verstehen: Der Kreml hat sich in der Ukraine von 2014 bis 2022 viel zurückhaltender verhalten, als es sich die Bevölkerung der Volksrepubliken und ein großer Teil der russischen Bevölkerung wünschte.

Viele Russen hofften 2014 nach dem Staatsstreich in der Ukraine, dass Russland die Volksrepubliken Donezk und Lugansk militärisch aktiv unterstützt und einen Vormarsch pro-russischer Freiwilliger aus Donezk und Lugansk Richtung Kiew zulässt.

Doch Moskau bremste die Freiwilligen, die 2014 auf meine Nachfrage freimütig erklärten, „wir ziehen bis Kiew“.

Die Freiwilligen aus den Volksrepubliken und Russland waren 2014/15 beflügelt von ihren militärischen Erfolgen. Anfang Februar 2015 wurden bei Debalzewo 3.000 ukrainische Soldaten eingekesselt. Sie durften ohne Waffen abziehen.

Die ukrainische Armee war 2014 nicht kampffähig. Im Frühjahr 2014 liefen auf der Krim Teile der ukrainischen Streitkräfte zu den Russen über oder ergaben sich kampflos.

In dieser Situation zogen Angela Merkel und der damalige französische Präsident Francois Hollande die Reißleine. Auf ihre Initiative wurde das Minsker Abkommen unterzeichnet, in dem ein Waffenstillstand, Wahlen, Entmilitarisierung und ein Autonomie-Status für die „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk vereinbart wurde.

2014 – Eine schwache ukrainische Armee

Wenn Russland 2014 in die Südostukraine einmarschiert wäre, dann wären die russischen Truppen dort als Befreier begrüßt worden, hört man jetzt von Russen, die sich schon lange mit der Situation im Donbass beschäftigen. Aber jetzt sei es viel schwieriger. Viele Ukrainer haben Angst. Wer gibt ihnen die Garantie, dass Russland die von ihm eroberten Gebiete nicht wieder hergibt und man Opfer ukrainischer Filtrationsmaßnahmen wird?

Moskau setzte zu 100 Prozent auf die Umsetzung des Minsker Abkommen. Russlands militärische Zurückhaltung wird von deutschen Mainstream-Medien komplett ausgeblendet. Stattdessen wird in Endlosschleife vom „russischen Expansionismus“ gesprochen.

Warum hat Moskau nicht schon 2014 in der Ukraine eingegriffen, so wie es auf der Krim eingegriffen hat? Im russischen Internet liest man die These, Russland habe noch nicht die nötigen weitreichenden Lenkwaffen gehabt, die einen Krieg aus der Distanz möglich machen. Auch ist die Meinung zu hören, die russischen Rohstoffexporteure, die 30 Jahre lang das russische Wirtschaftsleben dominierten, hätten aus Angst vor Geschäftseinbußen kein Interesse an einer militärischen Konfrontation mit dem Westen gehabt.

Für die meisten Russen ist heute klar, dass sie vom Westen über den Tisch gezogen wurden. Diese Erkenntnis stärkt den russischen Patriotismus. Aber das werden die Journalisten des deutschen Mainstreams wohl niemals einsehen.

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51 Kommentare

  1. Von mir ebenfalls Danke.

    Ein Wort zur Einordnung: Mit „liberal“ sind Neoliberale gemeint, Leute die in Deutschland den Transatlantikern entsprechen. Linke zählen eher zu den Kommunisten, sind größte Oppositionspartei in Russland und unterstützen tendenziell Putin oder sind zumindest nicht in Radikalopposition.

  2. Ich meine in den Worten des Autors zu spüren, wie schwer ihm manche Passagen von der Feder gingen, wenn er die heutige Situation in Russland beschreibt und gleichzeitig persönlich 2014 im Donbas vor Ort war.

    Auch wenn es viele – besonders wohlhabendere – Russen wohl immernoch nicht ganz verstanden haben, nicht verstehen wollen oder es nicht können: ich gehe davon aus, dass Russland seine Lektion gerade nachhaltig lernt, die Merkels offenherzige Erklärung offenlegte.
    Das, was mich in diesem Zusammenhang erstaunte, war der bislang vorherrschende Glauben in der russischen Führung an Deutschland als ehrlichen Makler. Russland wollte wohl an Deutschland glauben …

    Das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland war immer schon von Spannungen geprägt. Deutschland war und ist einerseits prägender Teil Westeuropas, andererseits war es dennoch über viele Jahrzehnte bestrebt, mit Russland einen gegenseitig vorteilhaften Ausgleich zu finden. Prägend in diesem Zusammenhang war Bismarck. Es sollte den Deutschen zu denken geben, wenn die aktuelle deutsche Außenministerin nicht nur Russland ruinieren will, sondern auch die Erinnerung an Bismarck als ersten deutschen Außenminister und Gründer des Auswärtigen Amtes versucht zu tilgen. Es ist schlicht symbolisch und symptomatisch, wenn Bismarcks Porträt im Auswärtigen Amt von dieser Ministerin abgehängt wurde.
    Die deutsche Politik hat ganz offenbar folgendes vergessen: Russland hat eine sprichwörtliche Bärengeduld. Doch man sollte nicht versuchen, Russland zu demütigen. Und Merkel und ihr damaliger Vizekanzler Scholz haben genau das getan.

  3. Nüchtern und faktentreu die Situation beschrieben, verdienstvoll.

    Der westliche Wirtschaftskrieg ist ein Rohrkrepierer. Nicht, dass er Russland keinen Schaden zufügen würde, aber eben einen deutlich kleineren, als der Westen, speziell der europäische sich selber. Die Reallohnverluste in Deutschland sind höher als in Russland. In seiner grenzenlosen Arroganz haben die Westler übersehen, dass die Abhängigkeit eine gegenseitige ist und dass sie vom Status quo ante mehr profitierten. Hier ein Link, für diejenigen, die die ökonomischen Gegebenheiten und Zusammenhänge genauer studieren wollen, aber Achtung, der Beitrag ist sehr lang: http://www.leftbrainwave.com/2022/11/the-coming-european-economic-apocalypse.html#TOC

    Bezüglich der militärischen Situation kann Ähnliches gesagt werden. Der Westen überschätzt sich masslos. Die westlichen Waffensysteme sind nicht besser, z. T. sogar schlechter als die russischen. Z. B. ist Russland bezüglich Hyperschallwaffen deutlich voraus. Oder wenn die HYMARS so herausgestellt werden – Russland hat noch etwas weiterreichende Systeme, die jetzt allerdings nicht zum Einsatz kommen, weil es offensichtlich andere Mittel gibt, um ukrainische Ziele aus der Ferne zu treffen. Auch die russische Luftabwehr ist überlegen, was allerdings nicht heisst, dass sie nicht auch eine recht hohe Versagensquote hat, der Angreifende hat bei heutigen Stand der Technik einen deutlichen Vorteil.

    Egal, wie man über die Parteien urteilt, Russland ist im Vorteil und wird diesen Krieg über kurz, oder eben lang für sich entscheiden. Wenn die nato allerdings auf dem eingeschlagenen Pfad weitermacht, wird sie schliesslich ganz in den Krieg hineinrutschen und die Gefahr einer unvorstellbar desaströsen Eskalation immer weiter steigen. Im Extremfall gibts dann keine Sieger, vielleicht nicht einmal mehr eine für Menschen bewohnbare Erde.

  4. Vielen Dank für den Artikel
    Das Minsker Abkommen ist durch einstimmigen Beschluss des UN-Sicherheitsrates zu einem Dokument des Völkerrechts geworden.Merkel (gemeinsam mit Frankreich)hat nicht nur Russland betrogen. Sie hat auch geltendes Völkerrecht gebrochen.Und was noch schlimmer ist:Sie hat faktisch zu verstehen gegeben,dass Vereinbarungen ,von wem auch immer,mit der Eu/Deutschland sinnlos sind,da die andere Seite immer mit Betrug rechnen muss.
    Das wird u.a. dazu führen,dass Westeuropa an den Rand der globalen Politik rutscht…
    In einigen Jahren,wenn die USA die BRD ausgequetscht hat und sich mit inneren Problemen beschäftigen muss,merken die Idioten in Berlin,dass sie im Osten,Westen,Norden,Süden keine Freunde haben…

    1. Dabei würde interesssieren, ob ein anderer wichtiger Beteiligter, nämlich Frankreich, das Minsk-Abkommen mit der gleichen betrügerischen Intention verhandelt hat wie die Merkel. Sollte das nicht der Fall sein, dann wären nicht nur die Völker Russlanda und der Ukraine hintergangen worden, sondern auch unser Partner Frankreich. Es wäre ein unglaublicher Vorgang, durch den sich Deutschland noch einsamer machen würde, als es schon ist. Gibt es dazu Hinweise aus Paris?

      1. Wäre Frankreich die Umsetzung von Minsk eine Herzensangelegenheit gewesen, hätte es genügend Möglichkeiten gegeben, entsprechenden Druck auszuüben.
        In anderen Angelegenheiten sind die Franzosen auch nicht gerade zimperlich.
        Und als Garantiemacht hätte Frankreich auch ein gewisses Mandat gehabt.
        Aber selbst der dümmste Stallbursche stellt sich nicht so dämlich an wie der Absolvent einer Elite-Uni namens Macron bei seinem Besuch bei Putin.

      2. Zumindest hat Macron versucht,eine andere Politik in der EU gegenüber Russland anzustoßen.Merkel hat ihn regelmäßig ins Leere laufen lassen…das Ziel der deutschen Wirschafts-und Finanzeliten ist es,aus der EU ein 4.Reich unter totaler Kontrolle Deutschlands zu schaffen.Diesen Plänen stand ein Russland ,dass mit dem „Westen“ gleichberechtigt zusammenarbeitet,im Wege.Frankreich ist davon nicht besonders angetan,auch Polen ist stinkesauer…auch den Angelsachsen passt eine europäische Großmacht unter Führung Deutschlands nicht ins Konzept.Daher wird jetzt Kapital und Industrie vorrangig aus Deutschland abgezogen…mit Hilfe der GRÜNEN als US-Hilfstruppe..

        1. @Ronald: Merkel hat Macron regelmäßig ins Leere laufen lassen ….
          So ähnlich sehe ich es auch. Allein ist der französische Präsident zu schwach, gegen alle reaktionären Kräfte dieser Welt etwas Konstruktives voranzutreiben. Auf jeden Fall ist er für mich – im Vergleich zum Merkel-Regime ebenso wie zum Scholz-Regime – der bessere Europäer. Natürlich nicht aus blanker Liebe und Naivität, sondern weil er mehr Durchblick hat (wie alle Franzosen seit de Gaulle) als die deutschen Provinzpolitiker und ihr provinzielles Volk, das sich in seiner vermeintlichen Großmachtstellung suhlt. Und nicht begreift, dass es auf direktem Weg nach unten ist.

          Ob Warschau und London „verärgert“ sind, berührt mich wenig. Sie haben sich stets als Scharfmacher betätigt, um dann im Trüben zu fischen. Sie verhalten sich wie die Hyänen Europas und sind ein wesentlicher Teil des Problems, nicht der Lösung.

    2. Diese Tendenz zur mangelnden Vertragstreue sehen wir auch bei den USA, die ständig gegebene Verträge ohne triftige Gründe für beendet erklären und machen, was ihnen aktuell in den Kram passt.

      Was die Aussagen zu Minsk 2 angeht: Ja, die Stellungnahme Merkels dazu, stößt in der nicht-westlichen Welt, auf ein verheerendes Echo. Aber ich glaube, dass sie hier lügt und ihr Mäntelchen bloß nach dem aktuellen Meinungswind hängt, dem zufolge das, was früher richtig war, heute grundfalsch ist. Ab 2015 wurden Nordstream II weiter geführt und auch Stellungnahmen Merkels mahnen immer wieder die Umsetzung von Minsk 2 an. Das passt nicht zu dem, was sie jetzt sagt, macht die Sache aber nicht besser.

  5. Herzlichen Dank für diese sehr ausführliche Darstellung.
    Ich könnte jetzt so viel schreiben, aber zwei Dinge will ich nur ganz kurz anmerken.
    1.
    Man muss es deutlich sagen: Regelbasierte Internationale Werteordnung ist das Synonym für arglistige Täuschung und Betrug des Westens, bei der völkerrechtliche Instrumentarien missbraucht werden.
    2.
    Mit großer Sorge betrachte ich eine Äußerung eines „Experten“ der Bundeswehruniversität in München, Carlos Masala, der ungeniert vom „Abschneiden der Bevölkerung der Krim von der Versorgung“ schwadroniert. Mit anderen Worten. Er fordert einen Genozid, wie ihn die faschistischen Wehrmachts- und SS-Truppen bei der Blockade von Leningrad während des Großen Vaterländischen Krieges verübten.
    https://twitter.com/adornochrome/status/1603294502868893696?s=20&t=4M3etfU5dCkxIemUT5smvluFpuP-JJUfBdBj02vF2EQ

    Ich hätte nie gedacht, dass solche „Überlegungen“ zu einem Genozid ungestraft in Deutschland geäußert werden können.

    1. In N-Deutschland II ist alles erlaubt, wenn es in die „richtige Richtung“ geäußert wird. – Ich erinnere daran, daß im Frühjahr, glaube, der OB Münchens von einem Herzensbedürfnis geredet hatte, einen russischen Dirigenten losgeworden zu sein…., und ein Krankenhaus hatte geäußert, man werde Russen nicht mehr behandeln….

      In die andere Richtung ist dagegen so gut wie alles verboten – und dafür wird sich immer ein Staatsanwalt finden, der Ermittlungen einleitet… und ein Richter, der völlig realitätsfrei, also willkürlich, Strafen verhängt…..

  6. -das heißt, will man etwa die Berichterstattung vergleichen, wird drüben mehr mit Verboten gearbeitet und hier mit Selbstzensur bzw. Blockaden. bzw. gibt es hier außer Verbote von RT auch noch andere verbotene Nachrichtenquellen (ich meine deutscher Provenienz)?

    Wie verhält es sich mit den Reportern an Ort und Stelle?
    Wer von hier ist in Russland, wer in der Ukraine?
    (Früher gab es mal z.B. Thomas Avenarius der etwas mutiger war, aber, inzwischen für Schweizer Medien arbeitet? Und sich der allgemein üblichen Hysterie angeschlossen hat.)

    Gaby Weber hatte DW scharf kritisiert.
    Einige Reporter sollen nach Moskau nach einer Weile zurückgekehrt sein.

    Mir fehlt hier der Überblick. Vielleicht hat wer eine komplette Sicht.

    Schade, dass Herr Heyden – oh Träumerei – z.B. nicht jede Woche einen großen Text in der SZ und im FREITAG bringen darf. Wem würde das denn schaden?

    Viele andere Fragen schlößen sich an, aber ich wills hierbei belassen.

    1. Einen Gesamtüberblick habe ich auch nicht, aber so allerlei Hinweise gibt es ja schon.

      Die russische Seite verhindert die Arbeit westlicher Journalisten nicht, wie man beispielsweise hier beim ZDF sehen kann. Logisch ist aber, dass auch die russische Seite solchen „eingebetteten“ Journalisten in ihrem Sinn den Weg weist. Aber damit sollten Journalisten, die diese Berufsbezeichnung auch verdienen, umgehen können.

      Nach meinem subjektiven Eindruck liegt das Problem eher auf der „regelbasierten“ Seite. Die Blockierung russischer Medien in der ganzen EU ist doch wohl eindeutig als Zensur zu bezeichnen. Legendär geworden ist ja auch dieser Beschluss eines Lüneburger Gerichts, mit dem das deutsche Konto der Donezker Bloggerin Alina Lipp eingefroren wurde. Weil sie Meinungen bloggt, die dem Gericht nicht gefallen.

      Es gab diese Fälle von durchaus honorigen und bis dahin angesehenen deutschen Bürgern (Namen gerade entfallen), deren Vergehen darin bestand, die Volksentscheide in den beiden Separatistenrepubliken zu beobachten, und die daraufhin ihre Ämter verloren.

      Es gibt die vor einiger Zeit geleakten „Laufenden Aktivitäten der Ressorts und Behörden gegen Desinformation im Zusammenhang mit RUS Krieg mit UKR“, in denen ausführlich geplant wird, wie sämtliche in Frage kommenden staatlichen Stellen das „regelbasierte“ Narrativ in die Medien tragen.

      Es gibt die Massenmedien. Wann immer man ein solches zur Kenntnis nimmt, man wird mit dem „regelbasierten“ Narrativ zu diesem Krieg abgefüllt. Nichts anderes nimmt einen solch breiten Raum in den Medien mehr ein, seit zehn Monaten. Da kann passieren, was will.

      Nicht einmal die vorgeblich „kritischen“ Medienleute, die sogenannten „Satiriker“ kommen noch ohne die eine oder andere Diffamierung aus. Selbst in Sendungen, die ansonsten ausnahmsweise mal nichts mit diesem Krieg zu tun haben, wird noch schnell irgend ein Seitenhieb gegen einen „Putinversteher“ eingebaut, notfalls auch völlig ohne jeden Zusammenhang (da hat bspw. Chr. Ehring in seiner letzten Sendung ein wahres Glanzstück verbrochen).

      Um irgendwie auf Ihre eigentliche Frage zu kommen: Der Eindruck ist, dass es sich westliche, den „basalen Regeln“ unterworfene Journalisten einfach nicht erlauben können, in den Donbass zu reisen und von dort zu berichten. Die wären ihren Job und ihre Reputation los. Also tatsächlich wie Sie schon schreiben: In Russland wird vorne herum notfalls verboten, im regelbasierten Dunst hat man das nicht nötig. Man diszipliniert hinten herum mit Diffamierung und Existenzvernichtung.

      1. einige der von Ihnen genannten Punkte müsste ich dann ggf. mir nochmal genauer ansehen.

        re: Lipp:

        Wie ich schon Oskar Wagenrecht vor Monaten gestanden hatte, kenn ich nur den Namen und ich hab kein großes Interesse für mehr. Das mag falsch sein, snobistisch gar. Aber ich halte professionellen Journalismus für wichtig und ein Journalist der 30 Jahre gute Arbeit geleistet hat ist viel wert. Das kann Frau Lipp nicht ersetzen.

        Das berührt natürlich nicht die Frage des nicht einzuschränkenden Rechts auf Meinungsäußerung.
        Aber das sollte klar sein hier auf OT.

        Und mir ist auch klar, dass in kontroversen Themenstellungen in allen Disziplinen es sehr oft „Amateure“ sind und waren, die neuen Boden bereitet haben. Aber aus ihrer Darstellung geht ein wenig auch hervor, dass es sich fast nur um Nicht-Profis handelt. Was extrem bedauerlich ist bzw. wäre.

        Denn wenn es nur noch Amateure sein sollen, die uns Nachrichten bringen, erleiden wir eine gewaltige Ressourcenverschwendung, denn erfahrene wissende ehrliche Journalisten „kosten“ wahnsinnig viel und sind ein „asset“. Und wenn von dort nichts Brauchbares mehr kommt, heißt das, die anderen müssen mit ganz ganz wenig zurechtkommen was für ihre Arbeit nur schlecht sein kann.

        Zudem verändert der Verfall der Aulandsberichterstattung, von nichts anderem rede ich ja, die Gesellschaft zu Hause.

        Den Verfall der journalistischen und politischen „Sitten“ jetzt verdanken wir nicht zuletzt auch der Reduktion der Auslandsbüros der vergangenen 25 Jahre. Die Bürger haben keine Ahnung mehr was woanders geschieht. Wir sind im Informationszeitalter und wussten selten so wenig von jenseits unseres goldenen Tellerrands.

        Und der Teufelskreis verstärkt diese Selbstgefälligkeit.
        Woher sollen junge Leute in 10 Jahren was über Russland wissen???

        Ich bin etwas altmodisch. Weshalb mich v.a. die Rolle derjenigen interessieren würde, die bis Februar jahrelang frei oder fest, Moskau – oder Kiewkorrespondenten waren. (Herr Heyden ist hier scheinbar ein letztes Einhorn, oder wie.)

        Diese Leute sind ja auch Teil eines Info-Netzwerkes (gewesen) von Stringern, Übersetzern, Kontaktleuten, Quellen, usw.

        Liegt das jetzt über Nacht alles brach?

        Man muss sich mal vorstellen wieviel sich die Redaktionen in Presse und Funk ihr Moskau-Studio früher haben kosten lassen. So was galt mal als Prunkstück.

        Und auch wenn die Qualität der Chefkorrespondenten oft auch mies war, je nach Hauptstadt, ergab sich durch die Masse dann doch ein Bild, das man dann ergänzen konnte, z.B. durch die Nachrichten von ARTE usw. (ich gucke schon lange keine Nachrichten mehr. also kann ich hier uU manches übersehen haben. Vielleicht taugt ARTE News noch, but I have my doubts.)

        Lange Replik, sry.

      2. „Nicht einmal die vorgeblich „kritischen“ Medienleute, die sogenannten „Satiriker“ kommen noch ohne die eine oder andere Diffamierung aus.“

        Früher hörte ich gerne im DLF die Wissenschaftssendung um 17 Uhr. Als ich letztens mal wieder reinhörte, war es eigentlich ok, bis ein Bericht zur Internationalen Weltraumstation kam. Nachdem einige Forschungsprojekte von USA, BRD und Co durch waren, wurde auch vermerkt, dass russische Astronauten dort aktiv wären. Aber was machen sie im Weltraum? Propaganda!

        Da konnte ich nur lachen und hör die Sendung wieder nicht mehr. Es ist so unsäglich – genau so wie die Leute mit Militärklamotten, die man neustes ständig auf der Strasse zu sehen bekommt.

  7. Putin hat auf einer Sitzung des Rates für strategische Entwicklung und nationale Projekte am 15. Dezember die Prognose deVerlustes des BIP´s der RF von 2,9% auf 2,5% korrigiert und diese Verbesserung der Prognose für das Jahr 2022 mit dem bereits im dritten Quartal beginnenden Aufschwung der russischen Wirtschaft begründet.

    „Dieses Kalkül ist, wie wir sehen können, wie jeder sehen kann, nicht aufgegangen“ sagte der russische Präsident Wladimir Putin.
    Putin wies darauf hin, dass eine noch nie dagewesene Sanktionsaggression gegen Russland losgetreten wurden sei, die darauf abgezielt habe, die Wirtschaft der Russischen Föderation in kürzester Zeit zu „zerschlagen“. So haben die Behörden der westlichen Länder Russlands Devisenreserven geplündert, mit dem Ziel, die nationale Währung, den Rubel, zu schwächen und eine verheerende Inflation auszulösen.
    Wie der Präsident feststellte, haben die schwerwiegenden tektonischen Veränderungen, die die ganze Welt derzeit erlebt, die heimische Wirtschaft und die russischen Bürger dazu gezwungen, sich ernsthaften Herausforderungen zu stellen. Er kündigte daher an, dass er der russischen Wirtschaft neue Lösungen für die derzeitige Situation vorschlagen wolle.

    Laut dem US-amerikanischen Vermögensverwalter BlackRock steht die Weltwirtschaft im Westen vor einer nie dagewesenen Rezession, wie unter anderem der Business-Insider berichtet. Ein Team von Blackrock-Experten unter der Leitung von Vizepräsident Philipp Hildebrand konstatiert diese neue Form der Wirtschaftskrise in einem Bericht mit dem Titel „2023 Global Outlook“.
    Dort wird unter anderem problematisiert, dass die Zentralbanken die Kreditkosten deutlich angehoben haben, um die ohnehin selbstverschuldete Inflation einzudämmen. Neu sei nach dieser Lesart allerdings, dass die politischen Entscheidungsträger nicht mehr in der Lage sein werden, die Märkte vor enormen Turbulenzen bis hin zum Kollaps zu bewahren, wie sie es seit der Finanzkrise 2007/08 immer wieder getan haben.

    Konkret heißt es in dem Bericht:

    „Eine Rezession wird vorausgesagt, da die Zentralbanken versuchen, die Inflation zu zügeln. Das ist das genaue Gegenteil der vergangenen Rezessionen. […] Anders als von den Anlegern erwartet, werden die Zentralbanken nicht zu Hilfe eilen, wenn sich das Wachstum in diesem neuen System verlangsamt. Die Aktienbewertungen spiegeln den bevorstehenden Schaden noch nicht wider.“

    Zahlreiche Großbanken wie Morgan Stanley, die Bank of America oder auch die Deutsche Bank warnten davor, dass US-Aktien im Jahr 2023 aufgrund eines wirtschaftlichen Niedergangs um mehr als 20 Prozent einbrechen könnten. David Solomon, CEO von Goldman Sachs, sieht lediglich eine 35-prozentige Chance, dass die US-Wirtschaft nicht in die Rezessions-Falle tappen wird.

    Der Finanzexperte und Börsenprofi Dirk Müller bestätigt diese Entwicklung: Zuletzt habe sich immer stärker gezeigt, dass die Regulierungssysteme der Zentralbanken keine Wirkung mehr zeitigen. Ein verordneter Rückgang der Zinsen gehe nun plötzlich nicht mehr mit einem Ansteigen der Aktienkurse zusammen – FED und EZB hätten ihr Pulver verschossen.

    Der Rückgang beim Verkauf von Immobilien, Investitionsverzögerungen, fehlende Liquidität der Verbraucher und eine sinkende Zuversicht der Konzernlenker sind laut BlackRock erste Anzeichen für den bevorstehenden Konjunktureinbruch. Alles Punkte, die in Europa und besonders Deutschland schon seit der Corona-Krise und verstärkt infolge der antirussischen Sanktionen sowie der anhaltenden Gesundheitskrise zur Tagesordnung gehören. Das bedeutet, dass 2023 die europäische Wirtschaft noch viel stärker als die US-amerikanische, die bislang vom Ukraine-Krieg und den europäischen Sanktionen gegen Russland profitierte, im Mitleidenschaft gezogen werden könnte. 

    Mit seiner Abkehr von der strikten Null-Covid-Politik geht China konjunkturell besseren Zeiten entgegen. Der China-Chefökonom der Deutschen Bank, Yi Xiong, erwartet, dass das für ein Schwellenland relativ magere Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent im laufenden Jahr auf rund 4,5 Prozent im Jahr 2023 steigen wird. »Es sieht besser aus«, sagt Yi. Im ersten Halbjahr 2023 werde das Wachstum wohl noch eher verhalten ausfallen, dann aber in der zweiten Jahreshälfte deutlicher zulegen.

    Die Ökonomin Wenjie Ding vom chinesischen Vermögensverwalter China AMC ist mit Blick auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Volksrepublik im kommenden Jahr noch optimistischer. Sie erwartet ein Plus von 4,9 Prozent. Zudem rechnet sie im Zuge des Aufschwungs mit Blick auf die chinesische Landeswährung mit einem »etwas stärkeren Renminbi«.

    Dieser Aufschwung in China wird auch dem Rohstoffexport aus Russland in die Volksrepublik gewaltig ankurbeln und die westlichen Sanktionen weiter ins leere laufen lassen. Damit wird sich die Wirtschaft in RF weiter konsulidieren, wogegen Deutschland auf Grund der hohen Energiepreise weitere Industriebetriebe verlieren wird. Der von der USA inszenierte und von der EU/ Deutschland mitgetragene Wirtschaftskrieg gegen Russland schädigt vor allem die westeuropäische Industrie. Eine souveräne an sich denkende EU würde diesen für sie nachteiligen Wirtschaftskrieg sofort beenden, statt dessen hat sie das neunte Sanktionspaket seit dem 24. Februar beschlossen. Wie sagte schon Albert Einstein: “ Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“.

    1. „Eine souveräne an sich denkende EU würde diesen für sie nachteiligen Wirtschaftskrieg“ nicht nur sofort beenden, sie hätte ihn von Anfang an verhindert. Da die Amerikaner mit offenen Karten spielen, konnte man so ziemlich alles schon im Internet lesen oder bei YouTube sehen. Man hätte die Daten haben können, war aber nicht vorbereitet.

      Und nun benimmt man sich, wie es alle schlechten Spieler, die merken, dass es nicht klappt mit der tollen Aktie, die eine so wunderbare Story erzählte. Man geht nicht raus und realisiert Verluste, sondern bleibt drin und erhöht womöglich den Einsatz.
      Und wir, aber vollem die Ukrainer, werden es bezahlen.

      1. Selbst ich als kleiner Prolet habe im Februar / März gewußt, was diese Sanktionen gegen Russland als unser wichtigster Exporteur für alle wichtigen Rohstoffe zu günstigen Preisen in gleicher Qualität mit einer zuverläßlichen Logistik bedeuten. Genau diese Konsequenzen die ich damals noch im Forum bei TP angemahnt hatte, was zu mehrmaligen Sperren und letztendlich ein youtube-Video von G.Friedman aus dem Jahre 2015 zu meinem Rauswurf geführt hat, sind mehr oder weniger eingetreten bzw. kündigen sich jetzt an.

        Und dabei macht Russland, wovon ich damals noch ausging, keine Gegensanktionen. Und Titan, Zink, Magnesium und vieles anderes auch ist schon existentiell für die deutsche, europäische und auch amerikanische Industrie (Flugzeug- und Rüstungsindustrie).

  8. In folgendem schon 2016 erschienen Artikel erklärt Ulrich Heyden die Entwicklung zum Bürgerkrieg in der Ukraine:
    https://de.connection-ev.org/article-2283
    Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen – und die am 24.02.2022 begonnene SMO dauert an.

    Der vorstehende Artikel von Ulrich Heyden ist solide geschrieben. Danke dafür! Übrig bleibt bei mir aber ein Gefühl der Ungewissheit.
    Über die von russischer Seite zu erwartenden Schritte im ersten Quartal 2023 gibt es von ausgewiesenen Fachleuten Einschätzungen. Die RF wird sich dazu aus naheliegenden Gründen nicht äußern.

    Mein Augenmerk liegt mehr auf Westeuropa, d.h. EU-Gründungsmitglieder, EU-27 und 4 Nicht-EU. Von der EU-„Leitung“ kommen bald in Tagesfolge mehr oder weniger törichte Aktionen, zuletzt Ze und Karls-Preis, Ukraine- bzw. Visegrad-Bashing, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Die französisch-deutsche Achse „stottert“, die bundesdeutsche Regierung kann man überhaupt nicht mehr bewerten.

    In diesem westeuropäischen Lichte besehen ist das Vorgehen der RF wohltuend rational. Ich plädiere dafür, weniger den Interviews des Economist der ukrainischen Führung und mehr den Quellen nachzugehen, die mit offenem, kritischen Geist Sichtweisen aus dem eurasischen Raum und dem Globalen Süden bringen.

    1. „Die bundesdeutsche Regierung kann man überhaupt nicht mehr bewerten.“
      Wohl wahr?. Sie entzieht sich der bisher möglichen Benotung.

  9. Auch wenn es nicht passgenau zum Thema ist:Der 99jährige Henry Kissinger hat einen Artikel zum Ukrainekrieg im „Spectator“ veröffentlicht.Wie es scheint ist ein Teil der US-Eliten gegenüber Russland zu einem Kompromiss bereit…die Siegeszuversicht im Westen scheint wohl nicht so hoch…

  10. Was soll ein Deutscher zu Merkels Offenbarungen sagen ?
    Die typischen Charaktereigenschaften der Obersten unseres Landes sind Verlogenheit, Hinterlist, Gemeinheit und Seelenkälte, das ist uns – nach langer Zeit – endlich klar geworden.
    Wer glaubt denn in Deutschland noch ernsthaft daran, dass eine Humanisierung der deutschen Eliten möglich ist ?
    Europa ist mit einem hegemonialen Deutschland zum ethisch-moralischen Untergang verurteilt !
    “ Germany must perish ! „, darnach könnte sich Europa – einschließlich Russlands – zu einem humanistischen Vorzeigekontinent entwickeln, vorher nicht.

  11. Nachdem er so viele Jahre in Russland gelebt hat, hat Ulrich Hayden anscheinend die russisch-faschistische Chuzpe-Mentalität vollständig übernommen.

    Natürlich, als Putin 2014 mit seiner Annexion der Krim gegen mehrere offiziell unterzeichnete Abkommen mit der Ukraine verstieß (Budapester Memorandum 1994, Russisch-ukrainischer Flottenvertrag 1997, Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine aus 1997, Russisch-ukrainischer Grenzvertrag 2003) – wurde es von Putinversteher ganz locker gesehen. „Das ist was anderes, die Situation hat sich geändert! Putin darf immer es anders überlegen!“

    Gleichzeitig hat Putin im Jahr 2014 die Öffentlichkeit und Westen konsequent in Gesicht dreist belogen – zuerst über „das sind nicht unsere regulären Truppen in Krim-Regierungsgebäude „, dann „wir haben nie die Tatsache verheimlicht, dass es von Anfang an unsere russische Truppen gewesen“.

    In 2014-15 (während Verhandlungen in Minsk) hat er genauso weiter Merkel und Hollande in Gesicht spöttisch belogen, indem er höhnische Märchen über „einheimische Traktorfahrer und Bergbauwerker“ erzählte – obwohl and die Fotos/Videos aus Debalzewe deutlich zahlreiche Panzertruppen aus Burjatien war zu sehen – die alles anderes als einheimische Bevölkerung aussah…

    Bereits unmittelbar nach der Unterzeichnung der Minsker Abkommen 2 (und mit dem verbundene Waffenstillstand) stürmten die russische Truppen die Stadt Debaltsewe weiter für Woche und eroberte sie schließlich, obwohl laut Minsk II muss es unter ukrainische Kontrolle bleiben.

    Dann erklärte Russland gleich, es sei „überhaupt keine Partei der Minsker Vereinbarungen“ und damit werde die Paragraph über den Abzug ausländischer (russischer) Truppen aus dem Ukraine nicht ausführen – weil „wir gar nicht da sind. Na ja, einige unsere Leute, die militärische Aufgaben erfüllen, sind doch da – aber das ist was anderes, das zählt einfach nicht, a-ha-ha!“

    Statt Lokale Wahlen nach ukrainischem Recht (wie es nach Minsk II vereinbart wurde) hat Russland einfach seine eigenen Gauleiter wie Sachartschenko und Plotnizki ernannt – wieder ein klarer Verstoß. Allein die Existenz von „DNR“ und „LNR“ verstieß direkt gegen die Minsker Vereinbarungen – im Vertrag gab es kein Wort darüber, nur über „Gebiete der Ukraine“, keine „Republiken“.

    Aber Putin glaubt, dass chronische Lügen und Perfidie sein exklusives Privilegen sind; auf diesem Prinzip hat er Innen- und Außenpolitik immer aufgebaut – im Internet findet man leicht Zusammenstellungen seiner Reden, wo er ständig mit protzige Miene seinen eigenen bisherigen “eidesstattlichen Versprechen” direkt widerspricht.
    Und Herr Hayden sieht darin kein Problem; Putin und die Russen dürfen und sollen jedes Mal dreist für ihren angeblichen „Interessen“ lügen – aber die Opfer ihrer Lügen müssen die einseitigen Regeln dieses Abzockerei-Schema fraglos hinnehmen.

    Nun, dann geht Herr Hayden in der gleichen Weise fort. Wenn Russland die Städte des Donbass WIRKLICH bis dem Erdboden bombardiert und zerstört; und Donbass-Bevolkerung in Filtrationslagern treibt, ist dies natürlich eine einzige selbstverständliche Weg, sie zu „retten“. Aber gleichzeitig macht sich Hayden heuchlerisch Sorgen: „Was wäre, wenn die Ukraine das gleiche täte, ah-ah-ah!“

    Darüber hinaus wurde „seit 8 Jahren täglich von den ukrainische Nazies zerstörte“ Donezk irgenwie DEUTLICH weniger erlitten, als „von Russland befreite“ Mariupol – die wurde schon in weniger als 8 Wochen von russischen Truppen zu eine abgebrannte Geisterstadt zerbombt. Allein aus diese Fakt sieht man, dass Herr Heyden bewusste Propaganda-Berufslügner ist und nicht einfach „Journalist, die andere Meinung hat“.

    Wenn Russland ukrainische Städte mit Raketen und schwerer Artillerie attackiert, die genau auf die zivile Infrastruktur zielen (apropos – ukrainische Kraftwerke, Fernsehtürme und Brücken wurden viel früher angegriffen, als die Krimbrücke) – „alles Gut, Operation lauft nach Plan!“

    Wenn die Ukraine die militärische Infrastruktur auf dem Territorium der Russischen Föderation in Vergeltungsschlag angreift – „was unterstellen sie sich! Das darf doch nicht wahr sein!!!“

    Und so ist das bei alle Aspekten. Für Ulrich Hayden (wie auch für jeden typischen russischen Durchschnittsmann) gibt es klare Aufteilung zwischen „unsere mächtige russische Herrennation“ und irgendwelchen „ukrainischen Kanaken“, „dumme Amerikaner“, „Eurogay Schwuchteln“ – die natürlich nur hilflose Opfer russischer Perfidie und Gewalt sein durften, ohne sich zu währen. Dabei glauben die Russen – sie sind immer „die Antifaschisten“ – nur weil sie als Russen geboren wurde oder auf russische (Regime) Seite stehen.

    1. nun müsste man wohl all die von Ihnen genannten histor. Punkte überprüfen.

      Denn das ist immer wieder einer der Zankäpfel – was ist wirklich passiert?
      Und es scheint aus unerfindlichen Gründen keine Einigkeit hierbei zu geben.

      Aber eine konkrete Frage aus dem Gedächtnis dann doch von mir:

      die russ. Regierung wollte doch den Vertrag zur Stationierung der russ. Flotte in Sewastopol mit der Ukraine verlängern, wie, nach Moskaus Aussage, abgemacht gewesen. d.h. es wäre eine Vertrags-Verlängerung „pro forma“ gewesen.

      Die ukrain. Regierung ließ aber anscheinend unerwartet nicht mehr mit sich reden und wollte hier eine Statusänderung. Also den Vertrag doch nicht mehr einhalten.

      Aber wenn es die russ. Flotte mitsamt Atomsprenkörpern betrifft, dann ist das – für jedes Land – eine sehr ernste Sache. Ich vermute das war dann auch der Kerngrund für die Annexion – Sorge, dass russ. Atomuboote in den Besitz der USA übergehen könnten, per Handstreich. Und die Krim als strateg. Schlüsselhafen für Russland ist ja ein histor. Topos.

      Und wenn man Poroschenkos Aussagen zu Minsk diesen Sommer so interpretiert, dass der ukrain. Regierung Minsk in Essenz egal war, würde ja auch dazu passen, dass alte Verträge zur russ. Flotte ebenso „egal“ waren.

      Entweder weil die Regierung in Kiew sich erhoffte etwas von den Flotte abzubekommen (Zurückerlangung der atomaren Option sozusagen) oder weil man eine bewusste Verschärfung verfolgt hat.

      zu Budapest noch: 1994, das ist fast 30 Jahre her, waren alle beteiligten Länder erleichtert über die Bereitschaft Moskaus, die Atomwaffen der Ukrainer zu übernehmen. Denn das war eine der Hauptfunktionen des Memos.

      Keiner, v.a. die USA, wollten keine weitere Atommacht, die uU außer Kontrolle gerät.

      Ohne Budapest wäre die Ukraine, ich glaube, die drittstärkte Atommacht gewesen.
      Aber alle Regierungen waren sich damals darin einig, das zu verhindern.

      Entscheidend für den „Geist“ von Budapest war „Abrüstung“. Man darf die damalige Stimmung ja nicht mit der heutigen verwechseln. Die war extrem von (oberflächlicher) Freundschaft und (naivem) Vertrauen geprägt. Zumindet im Vergleich zur Zeit seit 1945.

      Es wäre ja albern anzunehmen, dass Jelzins Leute mit Unterstützung der USA 1994 bewusst eine Denuklearisierung der Ukraine betreiben, um dann – oh teuflischer Plan – 30 Jahre später die Ukraine ohne atomare Bedrohung angreifen zu können.

      1. Wichtig ist, dass Präsenz der russischen Flotte in Krim als “vorübergehend” mit Russland VEREINBART wurde; Russland hat sich verpflichtet, die Flotte EVENTUELL in russischen Haven Noworossijsk zu umstationieren.

        Ukraine hat keine Atom-U-Boote behalten (ich bin mir nicht sicher, ob welche in Schwarz-Meer Flotte überhaupt vorhanden waren) – aber ich mir sicher bin, dass alle „A-Waffe Träger“ wurde nach Budapest Memorandum vernichtet/auf Russland übergeben. Ukraine hat nur eine (eingentlich nicht funktionsfähige) Diesel-U-Boot „Saporojzhe“ behalten.

        Also Putinversteher sprechen gern über „Neutralität“ der Ukraine – aber dafür sollte erstmal Russland ihre bestehende Militärpresenz aus ukrainische Territorium wegziehen (laut bestehende Verträge), bevor über THEORETISCHE Präsenz der USA zu klagen.

        Und noch mal – ERSTMAL hat Russland ihre Verträge als Toilettenpapier verwenden, bis es zum Minsk gekommen hat.

        Wenn wir Budapest Memorandum in 2014 anders betrachten als in 1994; dann durfte Ukraine auch in 2019 die Minsk aus 2014 anders betrachten? Warum beschwert sich Russland über Ukraine/Westen, wenn Russland eigenen Versprechungen nur als „zulässige Kriegslisten“ sieht?

    2. Es ist toll, wie Sie das Selbstbestimmungsrecht der Völker (hier der Krimbewohner) achten. Der Westen kann sich doch auf ein neues Referndum auf der Krim einlassen, wenn er so siegessicher ist.

      Und die ukrainischen Faschisten/ ASOW haben es mit dem Pogrom von Korsum (https://de.ukraine-human-rights.org/das-pogrom-von-korsun/ und (1)) regelrecht provoziert und damit auch ausgelöst, dass die Krimbewohner mit deutlicher Mehrheit sich nach Frühjahr1990 und 1994 zum dritten Mal per Referndum zu einem Zusammenschluss mit der RF ausgesprochen haben. Dieser Zusammenschluss ist mit dem Urteil des IGH von 2010 in voller Übereinstimmung.

      Die Unterdrückung der nichtukrainischen Bevölkerung bis hin zu deren Ermordung ging von ukrainischen Banderisten massiv seit Februar 2014 aus. Dagegen hat der russich-ethnische Teil der ukrainischen Bevölkerung das Recht sich zu wehren und auch das Recht sich von diesem Staat Ukraine abzuspalten.

      Für mich mehr als verständlich und Ihre Kommentare reihen sich in die faschistisch-ideologischen Bekentnisse eines Botschafters der Ukraine Melnyk bei Tilo Jung (2) nahtlos ein. So bewerte ich Sie und Ihre Kommentare auch.

      1. Quellen zum obrigen Kommentar

        (1) https://www.youtube.com/watch?v=0WzNZymJe84
        Film zum pogrom von Korsum mit vielen Zeugenaussagen

        (1) https://inosmi.ru/20180221/241527385.html
        Artikel auf „Inosmi“ Riga.Rosvesty, Lettland, 21. Februar 2018 13:18

        (2) https://duckduckgo.com/?q=Tio+Jung+und+Melnyk+Interview+Banderas&t=newext&atb=v257-1&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DBHPM5eGK-ac

        Ausschnitt aus Interview Melnyk und Jung, Melnyk: „Banderas war kein Massenmörder. Er war kein Massenmörder.“

        Zu „Inosmi“
        In zahlreichen Interviews erläuterte der erste Chefredakteur Yaroslav Vladimirovich Ognev der Ressource seinen Standpunkt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur REGNUM im Februar 2009 sagte er:

        InoSMI erweitert das Gewissen. Es kam so vor, dass es von denen gelesen wird, die mit der russischen Presse nicht zufrieden sind. Von denen, die von der Intelligenz westlicher Journalisten und Experten, ihrer Professionalität und ihren analytischen Fähigkeiten berührt sind. Von denen, die viel von den freien Medien, der Demokratie und den russischen Bären verstehen, die sie so sehr lieben … Die Aktivität von InoSMI führte doch zu dem einen vernünftigen Ergebnis – ausländische Medien können jetzt tatsächlich weltweit berücksichtigt werden. Sie werden in Russland nicht nur gerne gelesen, sondern auch geliebt. Ohne diese „eifrige“ Liebe des russischen Volkes wäre das Publikum der ausländischen Medien unvollständig und ihr Einfluss wäre nicht weltweit. [10]

        Die Einstellung der ausländischen Presse zu Russland änderte sich im 21. Jahrhundert und wurde kritischer. Britische Medien beispielsweise wurden weniger nüchtern, aber einheitlicher. Ihre amerikanischen Kollegen, die eine Art Referenz der freien und demokratischen Medien für die Welt sind, erfüllen heute vielleicht die schwierigste und kritischste Mission gegenüber Russland. Sie tun alles, um sie wieder auf den Weg der Demokratie zu bringen, und mehr noch, ihr Status verpflichtet sie nicht nur, sondern diktiert sie sogar dazu. Kritik spielt in diesem Fall die Rolle der Hauptwaffe der Demokratie, deren Aggressivität und Positivität oft der Diktatur sehr ähnlich sind. [10]

        Das Forum ist die Seele der Site, die vielleicht mehr über die Site spricht, als ihr Gesicht (Inhalt) aussagt. Seine Existenz beweist, dass die Redaktion furchtlos ist, ihren Lesern vertraut und keine Angst hat, dass dieses Gesicht verloren geht oder unter der Woge ihres „kollektiven Geistes“ gestürzt wird … Der Text ohne Leserkommentare ist unvollständig und enthält wenig Informationen. In der Tat, wenn InoSMI kein Forum hätte, wie könnte man dann nicht verzweifeln, wenn man sieht, was hier veröffentlicht wird? Es ist das erste, größte und einflussreichste Weltforum auf einer Seite ausländischer Presseübersetzungen. Als Spiegel des Spiegels InoSMI ist es ganz und gar (aber nicht endgültig) von den westlichen Medien geboren und ist ihr Vermögen, wodurch letztere unserem Leser näher und verständlicher werden. [10] der Ressource seinen Standpunkt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur REGNUM im Februar 2009 sagte er:

        InoSMI erweitert das Gewissen. Es kam so vor, dass es von denen gelesen wird, die mit der russischen Presse nicht zufrieden sind. Von denen, die von der Intelligenz westlicher Journalisten und Experten, ihrer Professionalität und ihren analytischen Fähigkeiten berührt sind. Von denen, die viel von den freien Medien, der Demokratie und den russischen Bären verstehen, die sie so sehr lieben … Die Aktivität von InoSMI führte doch zu dem einen vernünftigen Ergebnis – ausländische Medien können jetzt tatsächlich weltweit berücksichtigt werden. Sie werden in Russland nicht nur gerne gelesen, sondern auch geliebt. Ohne diese „eifrige“ Liebe des russischen Volkes wäre das Publikum der ausländischen Medien unvollständig und ihr Einfluss wäre nicht weltweit. [10]

        Die Einstellung der ausländischen Presse zu Russland änderte sich im 21. Jahrhundert und wurde kritischer. Britische Medien beispielsweise wurden weniger nüchtern, aber einheitlicher. Ihre amerikanischen Kollegen, die eine Art Referenz der freien und demokratischen Medien für die Welt sind, erfüllen heute vielleicht die schwierigste und kritischste Mission gegenüber Russland. Sie tun alles, um sie wieder auf den Weg der Demokratie zu bringen, und mehr noch, ihr Status verpflichtet sie nicht nur, sondern diktiert sie sogar dazu. Kritik spielt in diesem Fall die Rolle der Hauptwaffe der Demokratie, deren Aggressivität und Positivität oft der Diktatur sehr ähnlich sind. [10]

        Das Forum ist die Seele der Site, die vielleicht mehr über die Site spricht, als ihr Gesicht (Inhalt) aussagt. Seine Existenz beweist, dass die Redaktion furchtlos ist, ihren Lesern vertraut und keine Angst hat, dass dieses Gesicht verloren geht oder unter der Woge ihres „kollektiven Geistes“ gestürzt wird … Der Text ohne Leserkommentare ist unvollständig und enthält wenig Informationen. In der Tat, wenn InoSMI kein Forum hätte, wie könnte man dann nicht verzweifeln, wenn man sieht, was hier veröffentlicht wird? Es ist das erste, größte und einflussreichste Weltforum auf einer Seite ausländischer Presseübersetzungen. Als Spiegel des Spiegels InoSMI ist es ganz und gar (aber nicht endgültig) von den westlichen Medien geboren und ist ihr Vermögen, wodurch letztere unserem Leser näher und verständlicher werden. [10]
        [10] Nachrichtenagentur REGNUM . 25. Februar 2009 . Abgerufen am 03.05.2019

        Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/InoSMI

      2. Es ist wunderbar, dass Putinversteher hier den richtigen Begriff verwenden: Krim/Donbass „Bewohner“. Nicht “Einheimische”;
        Dies Begriff “Bewohner” trifft die ethnisch russische Bevölkerung in Ukraine genau zu. Dies ist kein separates „Volk“ – dies ist nur die russische Diaspora. Die definitiv keine weitere Recht für Selbstbestimmung hat – als ihre Volk hat schon sich woanders dieses Recht ausgeübt. Und stammt gar nicht aus der Gebiet.

        „Pogrom von Korsun“ – Korsun-Schewtschenkowskiy ist ein Ortschaft sehr weit weg von Krim. Was hat da Antimaidan aus Krim vergessen? Zurück aus Kiew gefahren?
        Und was hat Krim-Antimaidan in Kiew gemacht?

        Dazu gibt es eine Video-Antwort aus 18.02.2014.

        https://www.youtube.com/watch?v=lflfKZ6ioEU

        Und achten Sie auf die Farben der Armbinden der Anti-Maidan-Mitglieder. Oder eine Pistole bei Antimaidan-Mietglied an 1:13.

        Wie immer – als der Krim/Donbass-Antimaidan in Kiew loszog, um Menschen dort für andere Meinung zu töten – war alles in Ordnung. Die Russen fühlen sich immer berechtigt, die Ukrainer (auch in andere Regionen) gewaltig zu „erklären“ – was sie Ukrainer in Ukraine dürfen und was nicht.

        Als der Krim-Antimaidan auf Rückflucht wurde mit eigene Scheiß gefüttert – „oh, nein, das darf doch nicht wahr sein! Das ist unfair! Das ist Provokation!“
        Genau das habe ich in meinem Kommentar geschrieben – ein typischer russischer Chuzpe.

        „Dieser Zusammenschluss ist mit dem Urteil des IGH von 2010 in voller Übereinstimmung.“

        Unsinn. Nur dasselbe IGH kann den konkrete Urteil ausgeben oder Präzedenzfall bestätigen – Sie, Russland oder Girkin nicht.

        Ich kann (als Person oder als Unternehmen) nicht einfach irgendeinen Fall „Ahmet Inkasso GmbH gegen Max Mustermann“ in der Hand nehmen und auf dieser „Grundlage“ Ihr Auto stehlen.

        „Die Unterdrückung der nichtukrainischen Bevölkerung bis hin zu deren Ermordung ging von ukrainischen Banderisten massiv seit Februar 2014 aus.“

        Wenn ein Mann mit einem Messer durch die Straßen Deutschlands läuft, mit diesem Messer den Passanten sticht und „Allah Akbar“ schreit, könnte Deutsche Polizei ihn auch festnehmen oder sogar erschießen.
        Das heißt aber nicht, dass es in Deutschland „verboten ist, Muslim zu sein“.

        Solange diese Minderheit nicht anfängt, der russischen Besatzung aktiv zu helfen (oder keinen anderen dreiste Scheiß) – fühlt es sich in der Ukraine sehr komfortabel an. Viel besser als beispielsweise die türkischsprachige Bevölkerung in Deutschland.

        Ein einfaches Beispiel: Von 1991 bis 2014 war in der Ukraine noch das sowjetische Sprachengesetz von 1989 in Kraft, das als Kompromiss für Russischsprachige in Kraft blieb.
        Aber in 2012 haben diese russischsprachigen Personen nicht ordnungsgemäß ein neues Sprachengesetz durchgepeitscht, das den Amtssprachestatus der Ukrainischen Sprache (der bereits in einem sowjetischen Gesetz von 1989 nicht genügend deutlich definiert war) vollständig abschaffte.

        Als die Ukrainer 2014 zumindest das sowjetische Sprachgesetz von 1989 zurückgeben wollten, begann Russland den Krieg. Wie immer – wenn die Russen allein definieren, wie viel ukrainische Sprache darf man noch in Ukraine haben – alles gut. Wenn Ukrainer aus dies reagieren – gibt es sofort russische Geschrei.

        „Dagegen hat der russich-ethnische Teil der ukrainischen Bevölkerung das Recht sich zu wehren“

        Ich vermute, dass Sie wieder keine Ahnung haben – dass die Militäreinsatz und ATO erstmal von Janukowich (sprich Donbass) gegen Kiew angeordnet wurde – am 19.02.2014. Nicht umgekehrt:

        https://www.aljazeera.com/news/2014/2/19/ukraine-begins-anti-terrorist-operation

        Sie sollen bei mir keine dumme russische Demagogie anwenden. Ich kenne diese Blödsinn ganz gut – Letzt endlich komme ich selbst aus Donbass. Während meine (noch sowjetische) Kindheit hat mir pro-russische Propaganda erklärt, dass Massenmord von eigene Bevölkerung die allerbeste Weg ist, „mächtige Staat zu bauen“. Die pro-Russen haben immer solche Gewalt fast als Staatsreligion geehrt; aber dabei glauben, dass nur sie dürfen es als Monopol gegen anderen haben.

    3. Der Generalstabschef der ukrainischen Armee, Waleri Saluschni, vom Economist länger interviewt, sagt: „Die wichtigste Erfahrung, die wir hatten“, aus den acht Jahren Krieg seit 2014, meint er, „und die wir fast wie eine Religion praktizierten, ist, dass Russen und andere Feinde getötet werden müssen, einfach getötet, und vor allem sollten wir uns davor nicht fürchten.“

      Er gibt zu, dass der Krieg 2014 begann, gleich im ersten Satz. Die Frauen und Kinder, die im Donbass beschossen wurden, interessieren ihn nicht.

      GR_A du findest es gut, was diese Faschisten seit 2014 gegen andere Ethnien und besonders Russen in der Ukraine für Verbrechen begehen?

      1. Ich stamme selbts aus Donbass. Da brauchst Du mir keine Blödsinn erzählen.
        Die militärische Kämpfe wurde hier von FREMDE RUSSISCHE (in politische Sinn) Kräfte (siehe Girkin und Ko) angefangen.

        Noch mal zum Errinerung – in 1941-1944 haben Millionen der sowjetischen Frauen und Kinder in UdSSR gestorben. Weil sowjetische Armee eine Widerstand leistete?

        Könnte damals man auch den UdSSR eine „Deutschephobie“ vorwerfen? Oder sogar eine „Genozid der ethnische Deutschen“? Lese mal das Artikel „Töte (Ihm!)“ von Ilia Erenburg. Ist das nicht schrecklich?

        P.S. Meine Frau ist eine Spätaussiedlerin, stammt aus Wolga-Deutschen-Familie. Also kenne ich die Thema ausführlich.

    4. Hallo GR_A,
      lügen tun immer nur die Anderen. Das ist ein festgeschriebenes Gesetz in dieser Blase. Noch vor dem Personenkult um Putin.
      Vielen Dank für die sachlich Auflistung.
      Und vielleicht kann Oskar mal erklären, was mit dem Selbstbestimmungsrecht der Tschetschenen 1994 war. Da ist in der RF wohl irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Mein Tip: Das Selbstbestimmungsrecht ist etwas wertvolles, wenn die Menschen nach Russland rein wollen und es existiert nicht, wenn die Menschen aus der RF raus wollen.

    5. Realitäsfreier Hasskommentar….
      Ein paar Punkte:
      – „Annexion der Krim“… alles klar.
      – zu Mariupol: erst heute habe ich ein Video zu dieser Stadt gesehen: das sieht nur für jemanden nach einer „Geisterstadt“ aus, der das sehen WILL, sonst würde ich sagen: intakte Stadt mit Kriegsschäden,
      – Minsk II: die Ukraine hat davon so gut wie gar nichts umgesetzt, interessiert den Russenhasser GR_A aber nicht: wichtig sind für ihn die „Splitter im Auge Rußlands“, als „die Balken in den Augen der Ukraine“ und der „Garantiemächte des Minsker Abkommens: Deutschland und Frankreich“….

      Wenn diese Äußerung GR_As wirklich WIRKLICH wäre, könnte man mit ihm diskutieren, aber er führt nur ein Scheingefecht mit sich selbst….

      1. „– zu Mariupol: erst heute habe ich ein Video zu dieser Stadt gesehen: das sieht nur für jemanden nach einer „Geisterstadt“ aus, der das sehen WILL, sonst würde ich sagen: intakte Stadt mit Kriegsschäden,“

        Dann was sollen wir über „für 8 Jahren gebombte Donezk“ sagen? Einen von Russischer (oder eher jakutischer) Okkupanten hat doch ehrlich gesagt: „Komisch… Krieg ist hier… aber meine Heimatstadt (Zurück in „reiche Russland“) sieht mehr nach Ruinen aus:“

        https://www.youtube.com/watch?v=D6adJnkd7ek&feature=emb_logo

        „Minsk II: die Ukraine hat davon so gut wie gar nichts umgesetzt“

        Wie soll Ukraine die Misnk II umsetzen, wenn statt VEREINBARTEN „(gesetzlich untergeordnete) Gebiete der Ukraine“ dort irgenwelche „Volksrepubliken“ mit russischen Waffen und Truppen sich befinden? Die erstmal die ukrainische Behörden nicht reinlassen?

  12. Danke für den Beitrag, Ulrich Heyden.

    Der gr_a offenbart nicht überraschend seine Denke, die er auf die verhassten russischen Untermenschen projiziert. Das ist nichts Neues, westliche Faschisten aus dem braungrünen Lager können nicht anders als so denken, falls man das als Denken bezeichnen will.

    Das kenne ich aus China, wo die westlichen Rassisten eine „Han-Herrenrasse“ phantasieren, genau wie gr_a hier „ukrainische Kanaken“ phantasiert. Tatsächlich habe ich in zehn Jahren Lektüre russischer Blogs und Kanäle diesen Begriff noch nie gelesen.

    Allerdings lese ich in ukrainischen Auftritten „Orks“ und „Nieliudi“ (Untermenschen) für Russen und Ostukrainer, und Aufrufe, alle Russen, ausdrücklich auch Kinder, auszurotten, Kriegsgefangene zu ermorden (was sie ja auch tun), und „Verräter und Kollaborateure“ ebenso. Das geht bis zu Aufrufen, die gesamte russophone Bevölkerung der Ukraine zu töten oden mindestens zu vertreiben.

    Übrigens „Annexion der Krim“, gähn.

  13. Sorry dass ich mich zu Kommentaren zu dem Gebell von gr_a habe hinreissen lassen.

    Interessanter ist die Frage, wie das Merkelinterview zu bewerten ist. Sicher ist der Schaden, den es international angerichtet hat, in China, Indien, im globalen Süden, und, wie Ulrich Heyden schildert, in der russischen Öffentlichkeit.

    Für Geiferer wie Ottono: Das ist ein Eingeständnis mehr, dass der kollektive Westen das Völkerrecht mit Füssen tritt, von wegen „völkerrechtlicher Angriffskrieg“, und dass selbst vertragliche Zusicherungen, sogar durch UNSC-Resolutionen bekräftigte, nicht mehr wert sind als die Friedensbeteuerungen Adolf Hitlers bis 1939.

    Dieser Schaden ist nicht wieder gut zu machen, ausser durch den zunehmenden Machtverlust des kollektiven Westens, der zum Glück stattfindet, und hoffentlich nicht in einen Weltkrieg mit Russland und China mündet. Diese Gefahr besteht, vor allem angesichts der ständigen Provokationen gegen China.

    Interessant ist aber, ob Merkel die Wahrheit gesagt hat, dass sie von Beginn an Russland und die Ostukraine betrügen und einen grossen Krieg vorbereiten wollte. Bernhard von Moon of Alabama hat das bezweifelt, und ich sehe das auch nicht ganz so.

    Der Verhandlungsprozess, der mit dem „Normandieformat“ begonnen hatte, war meiner Meinung nach ein gemeinsamer Versuch Deutschlands und Frankreichs, eine westeuropäische Initiative wiederzugewinnen, die sie mit dem Maidanputsch und vorher schon durch die Neoconaggression („fuck the EU“) Nulands, McCains etc. verloren hatten. Andererseits hatten die Neocons mit der Krimsezession eine empfindliche Niederlage erlitten und die US-Politik war in einer Sackgasse.

    Insofern denke ich, dass in Europa Zugeständnisse an eine Föderalisierung der Ukraine und einen Frieden mit dem Donbass durchaus als akzeptabel galten. Dafür spricht auch die weitere Energiezusammenarbeit mit der russischen Föderation. Die Blockadepolitik der USA und die zunehmende Ermächtigung der Faschisten in der Ukraine, bei der das Monster McCain eine Schlüsselrolle spielte (und auch die Korruptionsnetzwerke der Bidens), stoppten eine solche Entwicklung. Die russische Führung hat sich da die ganzen Jahre etwas vorgemacht, Putin nicht zuletzt.

    Aber ich denke, Merkel hat vor der Zeit gelogen oder sich selbst belogen.

    1. Diese Einschätzung zu Merkel hörte ich schon bei A.Mercouris und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Merkel so eine unlogische Intrigantin ist, dass sie meint, unbeschadet einen Haufen billiges Erdgas aus einem Land beziehen zu können, dass sie in dieser Weise betrogen hat.

      Um so verheerender wäre aber ihr Bild für die Geschichtsschreibung.

    2. Also, ich bemesse dem, was Frau Merkel gesagt hat, nicht so die Bedeutung zu.

      Daß das Minsker Abkommen von der Ukraine nicht umgesetzt wurde, haben wir mitbekommen, und daß sich die „Garantiemächte“ D und F nicht darum gekümmert haben, hat doch bereits „damals“ alles erklärt.
      Warum hat der russische Präsident das nicht verstanden?

      Was ich an Herrn Putin nicht verstehe: ist er naiv, oder allzu vertrauensselig? – So wie Gorbatschow?
      Eines ist mir jedoch aufgefallen: er (Putin) hat bis zuletzt – und meiner Ansicht nach tut er das heute noch – auf „Vernunft“ bei den westlichen Staaten gerechnet, zumindest gehofft. – Und mir scheint, daß er sich schwer tut, davon wegzukommen.

      Wir könnten „einen Wirtschaftsraum von Wladiwostok bis Lissabon“ haben, wenn die EU-Staaten nur einen Funken Selbstbewußtsein und -achtung hätten, und sich von den USA emanzipiert hätten.

      Ich finde es wirklich schade.

  14. Wir vergessen immer, dass auch Russland die Zeit für die Aufrüstung gebraucht hat.
    Nicht nur die Aufrüstung, sondern auch für die Entkopplung der Wirtschaft. Sonst hätte es wirklich viel übler ausgesehen.

  15. Die Merkelverehrung in D und anderen Teilen der Welt hat mich immer schon verwundert. In der Jugend mit Neonazis in der DDR rumgetollt, bei „Birne“ Kohl gelernt, wie Macht wirklich effektiv ausgeübt wird und dann hat sie rigoros die letzten Reste der Demokratie aus dem Grundgesetz entfernt, immer mit Hilfe von Strohmännern und -frauen, die sich bereitwillig verheizen haben lassen. Und sie hat den ehemaligen Bürger der DDR klargemacht, dass sie Menschen zweiter Klasse sind, maximal gut als Billiglöhner.
    Wie man da zu „Mutti“ kommt, ist mir nicht ganz klar, ausser man hat eine ganz üble Mutter.
    Das diverse Foristen immer noch versuchen ein gutes Haar an dieser Person zu finden, die Selenski in ihre medialen Wirkung bei Weitem übertrifft, ist zwar fast nachvollziehbar. Aber eben nur fast. Wenn man die effektiven Taten wertet und nicht die gekonnte Selbstdarstellung, wird schnell klar, welch Geistes Kind sie ist. Genauso wenig wie andere schon vorher, lügt sie. Welchen Teil der Wahrheit sie offenbart ist eine andere Sache. Man wird mit Sicherheit keine Äusserung von ihr finden, die tatsächlich im Widerspruch zu ihrer aktuellen Aussage steht (oft hilft ja schon ein Konjunktiv). Was auf dem Papier steht und unterschrieben wurde ist eine andere Sache. Genauso wie die jeweilige Interpretation der Vertragspartner aus deren jeweiliger Sicht.
    Täuschung ist übrigens sowohl im Krieg, wie auch in der Wirtschaft (eine besondere Form des Krieges) ein übliches Vorgehen. Nur wer die Regeln eines Systems kennt, kann sie auch effektiv nutzen und umgehen.

  16. Zu den schockierenden Tiraden von gr_a:
    „Es ist wunderbar, dass Putinversteher hier den richtigen Begriff verwenden: Krim/Donbass „Bewohner“. Nicht “Einheimische”;
    Dies Begriff “Bewohner” trifft die ethnisch russische Bevölkerung in Ukraine genau zu. Dies ist kein separates „Volk“ – dies ist nur die russische Diaspora. Die definitiv keine weitere Recht für Selbstbestimmung hat – als ihre Volk hat schon sich woanders dieses Recht ausgeübt. Und stammt gar nicht aus der Gebiet.“
    Warum nicht gleich „Nieliudi“ (Untermenschen)?

    Um die Grössenordnung dieser „Bewohner“ einmal zu umreissen: Im Jahre 2012 oder so (Besdomny/DJ erwähnte das mal auf Telepolis) hat Bloomberg oder Pew eine grosse repräsentative Umfrage in der gesamten Ukraine gemacht. Die Fragebogen waren in allen in der Ukraine relevanten Sprachen verfügbar, als erstes Ukrainisch, danach alle anderen, Russisch, Tatarisch, Ungarisch, Rumänisch, Griechisch.

    Über 80% der Beteiligten haben den russischsprachigen Fragebogen gewählt. Noch bis etwa 2017 wurden auch in der Rada praktisch alle mündlichen Debatten auf Russisch geführt, schlicht, weil die Abgeordneten kein flüssiges Ukrainisch konnten. Das ist auch nicht so einfach, denn das Ukrainische ist eher ein Kontinuum als eine Sprache, im Westen eher eng am Polnischen, in Idiomen wie in Intonation, nach Osten mehr an das Russische angenähert. Dazu kommen Anglizismen der nach USA und Kanada emigrierten und nun remigrierten Nazis und Sympathisanten. Es gab vor einer Weile einen Zwischenfall, in Poltawa iirc, wo bei einer Veranstaltung durch Unachtsamkeit eine Granate explodierte. Eine junge Propagandistin hatte in dem Video auf Ukrainisch agitiert, nach dem Knall verfiel sie sofort in ihre russische Muttersprache.

    Ukrainisch war nie mehr als eine westukrainische Regionalsprache (wo es starke polnische Einflüsse hat) und ein Bauerndialekt. Der Säulenheilige der Banderowzy, Taras Schewtschenko, hat nur seine im ganzen russischen Reich, später der UdSSR und auch dem postsowjetischen Raum geschätzte und geliebte Lyrik auf Ukrainisch verfasst, er hat insofern auch echte Verdienste in der Etablierung und Vereinheitlichung dieser Sprache in der Ukraine. Seine Tagebücher und seine gesamte Prosa sind auf Russisch, er hat nie etwas gegen das Russische gehabt und gesagt, genau genommen war er ein liberaler Panslawist. Schewtschenko, der von den Ukronazis hysterisch angehimmelt und verfälscht wird, war in der UdSSR und ist in Russland, aber auch anderen zivilisierten postsowjetischen Staaten, hoch angesehen, es gibt unzählige Statuen, Strassen, Plätze, sogar Berge und Meeresbuchten, die nach ihm benannt sind. Die braunen Barbaren in der Ukraine stürzen gerade die Denkmäler der russischen Weggefährten Schewtschenkos, die ihn finanziert und gegen Repressalien der Ochrana geschützt und unterstützt haben.

    Meine Grossmutter ist 1890 in Schitomir geboren und kurz vor dem ersten Weltkrieg ausgewandert. Für sie war das Russland, alle ihre Bekannten, die nicht Deutsch oder Yiddish sprachen, sprachen Russisch. Ukrainisch war etwas ausserhalb ihres Erfahrungs- und Erlebensbereichs, etwas, was die Bauern sprachen.

    Der bedeutende Schriftsteller Ilja Ehrenburg ist in Kiew geboren und aufgewachsen. Er war ein Literat der russischen Sprache, die er hoch gelobt und geliebt hat. Er hatte nichts gegen Schewtschenko oder Ukrainer, aber das war für ihn kein wirkliches Thema. Die Bolschewiki haben viel getan, eine ukrainische Kultur erst zu etablieren. Zu Sowjetzeiten gab es mehr Druckwerke und Medien in Ukrainisch als in der postsowjetischen Ukraine. Die Banderahorden waren zu 95% Analphabeten, ihre Mordtaten gegen Juden, Polen und ukrainische Opponenten ihrer Barbarei brachten sogar die SSler zum Schaudern.

    Das Gebiet der Ukraine war immer multiethnisch und vielsprachlich. Die Schaffung einer einheitlichen ukrainischen Sprache war ein sinnvolles Kulturprojekt, das seit dem 19. Jahrhundert auf dem Programm von Liberalen wie Sozialisten und Kommunisten stand. Aber seit dem Ersten Weltkrieg haben es Deutsche und Österreicher missbraucht, um eine engstirnige rasssistische Ideologie zu züchten. Bereits die Österreicher haben ethnische Säuberungen und Massenmorde gegen den russischen Bevölkerungsteil Galiziens verübt, und die Widersprüche zwischen den Ethnien, vor allem gegen Juden, Polen und Russen geschürt.

    So entstanden die „ukrainisch-nationalistischen“ Terrorgruppen, wie die Banderas, der einen polnischen Innenminister ermordete. Die Exilukrainer suchten und fanden die Nähe der faschistischen Gruppierungen der zwanziger und dreissiger Jahre. Eine der Parolen der OUN war „Moskalyaku na gilyaku, Jewrej na nozhi, Polski na San“, also Russen an den Baum, Juden ans Messer, Polen in den San (ein Nebenfluss der Wiszla), also Russen aufhängen, Juden abstechen, Polen ersäufen.

    Auf dem Maidan fand sich das wieder als „“Moskalyaku na gilyaku, Moskali na nozhi“. Bandera hatte in seiner Programm- und Planungsschrift vom Mai 1941 formuliert: „Es gibt (in der Ukraine) feindliche Ethnien, Juden, Russen, Polen. Diese müssen vernichtet werden.“ Er beaufsichtigte über Funk aus der Region Lodz die von seinem Stellvertreter Stetko geleiteten Pogrome am 30.6.1941 in Lemberg, bei denen an einem Tag über 5000 Juden ermordet wurden, bis Ende Juli über 100.000 in ganz Galizien. Bandera und die OUN, die „Verteidiger des Vaterlands“ der Ukronazis, waren die Avantgarde der Shoah.

    Dass gr_a heute allen russophonen Ukrainern die Bürger- und Menschenrechte abspricht, sagt alles über ihn aus.

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