Warum Russlands Wirtschaft wächst

Moskauer Metro
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Wieder einmal haben Weltbank und Internationaler Währungsfonds die Schätzungen für das russische Wirtschaftswachstum angehoben. Wie ist zu erklären, dass nicht nur die Sanktionen nicht zum erwarteten Zusammenbruch führten, sondern zudem Russlands Wirtschaft stärker wächst als die europäische?

Was da im größten Land der Erde passiert, hätte nach den Theorien westlicher Experten gar nicht eintreten dürfen. Hatten sie nicht alle ausgewiesenen Experten in dasselbe Horn geblasen, dass dieser bisher niemals dagewesene Sanktions-Tsunami Russland “in den Ruin treiben” würde, wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock es formuliert hatte? Hatte einer von ihnen öffentlich widersprochen, als die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die russische Wirtschaft bereits “in Fetzen” sah? Hatte einer der Fachleute gewarnt, dass eine solche Sanktions-Orgie in die Hose gehen könnte?

Fragwürdige Experten

Im Gegenteil haben sie sich überboten in Schätzungen, um wie viele Prozente das russische Bruttosozialprodukt einbrechen wird. Sie haben sich unterboten in der Zahl der Monate, wie lange Russland sich die Kosten des Krieges wird leisten können. Die Fachmänner und -frauen der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft haben gewaltig danebengelegen – nicht zum ersten Mal, wenn es um grundsätzliche Einschätzungen wirtschaftlicher Entwicklung geht.

Die gewaltigen Geldmengen, die die Notenbanken zur Rettung des Finanzsystems nach der Lehman-Pleite in die Märkte gegeben hatten, hatten nicht zu der prophezeiten Hyperinflation geführt. Aber selbst die wesentlich kurzfristigen Inflationsprognosen haben die Genauigkeit eines Würfelspiels, sodass unlängst der Chef-Volkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, kritisierte: “Auf jeden Fall besteht bei der EZB in Sachen Inflationsprognosen großer Handlungsbedarf – so wie es ist, darf es nicht bleiben”(1).

Auch hoch verschuldete Staaten wie Japan und die USA sind bisher nicht zusammengebrochen unter ihrer Schuldenlast, obwohl die Grenzwerte der Wirtschaftswissenschaft seit Jahren schon überschritten sind. Nicht einmal die Aussage des früheren Chefs der US-Notenbank Ben Bernanke, dass mit der Geldpolitik der FED der Kapitalismus krisenfrei geworden sei, hatte sich bewahrheitet. Von ihm würde jeder Laie erwarten, dass er sein Fach versteht. Dieser Aussage Bernankes folgte die größte Krise des Kapitalismus seit 1929. Dazu hatten ganz erheblich gerade jene ABS-Zertifikate beigetragen, die von den Rating-Agenturen sogar als ausfallsicher ausgelobt worden waren.

Moralisten sehen darin einen Beweis für betrügerische Machenschaften der Eliten. Aber es ist schlimmer: Die Führungskräfte des Kapitalismus verstehen ihn nicht. Sie erkennen seine inneren Gesetzmäßigkeiten und Triebkräfte nicht. Die bürgerlichen Wirtschaftswissenschaftler haben ihre Modelle und Theorien und glauben, dass sie den Kapitalismus verstehen, weil sie diese Theorien kennen.  Aber die Funktionsweise dieses Wirtschaftssystems ist ihnen ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Die Grundlagen ihrer Theorien entsprechen nicht der  Wirklichkeit.

So verwundert es nicht, dass auch ihre Voraussagen über den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft nicht eingetreten sind. Vielmehr wächst und gedeiht sie trotz Sanktionen, Kriegskosten und der Theorien der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft. Viele dieser Entwicklungen waren sicherlich im Vorhinein nicht zu erkennen. Aber jetzt im Nachhinein sollte man von sogenannten Experten wenigstens eine Erklärung erwarten können.

Fragwürdige Erklärungen

Ein Ansatz dafür wird in der Umstellung der russischen Wirtschaft auf Kriegswirtschaft angeboten. Aber das erklärt nichts. Der Westen verfügte schon vor dem Krieg über die höchsten Rüstungshaushalte, ein Mehrfaches des russischen, und hat diese nun noch weiter aufgebläht. Aber trotzdem dümpelt besonders die europäische vor sich hin im Gegensatz zur russischen. Im Westen wachsen die Schulden, wohingegen Russland trotz Sanktionen und Kriegslasten seine Auslandsschulden tilgte(2). Verblendet durch ihre eigenen Theorien erkennen die bürgerlichen Wirtschaftswissenschaftler die einfachen Wahrheiten der Wirklichkeit nicht.

Die Entwicklungen und Erscheinungen der Weltwirtschaft sind zu mannigfaltig, um darüber langfristige Voraussagen machen zu können. Die meisten dieser Prognosen sind müßig und kaum jemand erinnert sich an sie, wenn die Weissagungen nicht eingetreten sind. Denn neue Erfindungen, neu entwickelte Technologien, neu entdeckte Lagerstätten oder neu entflammte Konflikte haben unvorhersehbare Auswirkungen auf wirtschaftliche und auch politische Entwicklungen.

Die Prognosen der meisten Meinungsmacher und Wirtschaftswissenschaftler über die Wirksamkeit der westlichen Sanktionen entstammen einem Russlandbild aus der Zeit des Kalten Krieges. Ihnen scheint jedoch noch nicht bewusst geworden zu sein, dass Russland nicht mehr die Sowjetunion ist, die von den Weltmärkten und internationalen Geldgebern abgeschnitten war. Sie halten Russland immer noch für so rückständig, dass es ohne westliches Kapital und Know-how nicht bestehen kann.

Dieser Eindruck entstand, weil das Land weiterhin seine Deviseneinnahmen in erster Linie aus dem Export von Rohstoffen erwirtschaftete und weniger aus Industrieprodukten. Westliche Unternehmen hatten nach dem Zerfall der Sowjetunion durch ihre Investitionen eine starke Marktstellung in Russland erworben. Sie waren willkommen, ihre Waren begehrt. Damit konnten die russischen Produkte kaum noch mithalten, sie waren im Weltmaßstab nicht konkurrenzfähig. Beispielhaft dafür war die Autoindustrie. Russische Autos wurden Ladenhüter.

Dennoch erwirtschaftete das Land Überschüsse, wenn auch nur aus dem Export von Rohstoffen und Energieträgern. Daraus war bei vielen sogenannten Experten im Westen das Bild einer Tankstelle mit Atomwaffen entstanden. Von diesem Bild ließen sie sich blenden, als sie nun glaubten, Russlands Einnahmen abzuwürgen, wenn sie seine Rohstoffexporte durch Sanktionen unterbinden können. Sie wurden Opfer ihres selbstgeschaffenen Trugbildes.

Westliche Fehleinschätzungen

Russlands Erträge stammten zwar aus seinen Rohstoff-Exporten, es verfügt aber trotzdem über eine recht hoch entwickelte Industrie, wenn diese bisher auch kein Weltmarkt-Niveau hat. Das aber ist der entscheidende Unterschied zu Ländern, wo die Sanktionen mehr Erfolg gezeigt hatten, wie Kuba, Venezuela oder dem Iran. Deren industrielle Basis war noch nicht so hoch und in der Breite entwickelt wie die russische. Diesen Unterschied erkannten aber die Sanktionsbefürworter im Westen offensichtlich nicht.

Die Sanktionen betrafen nicht nur die Exporte Russlands, sondern verboten auch westlichen Unternehmen, weiterhin in und mit Russland Geschäfte zu machen. Das aber führte dazu, dass nun russische Unternehmen in jene Märkte eindringen konnten, die vorher von den westlichen Firmen beherrscht worden waren. Diese Marktveränderung war möglich, weil das russische Finanzsystem über ausreichend Kapital verfügte, um die eigenen Unternehmen mit Krediten für die Ausweitung der Produktionskapazitäten unterstützen zu können. Das Kapital, das der Sowjetunion zu ihrer Entwicklung gefehlt hatte, ist in Russland vorhanden.

Als weiteres war nicht beachtet worden, dass die westlichen Unternehmen zwar Markennamen, Kapital und Produktionsverfahren mitgebracht hatten. Aber es sind die russischen Arbeiter, die die Produktion durchführen und gewährleisten. Als die westlichen Unternehmen ihre Tätigkeit einstellen mussten, waren die Produktionsanlagen immer noch im Land und die auch Arbeitskräfte, die sie bedienen und damit die Produktion weiterführen konnten.

In der dem Westen eigenen Überheblichkeit war man sich dessen offensichtlich gar nicht bewusst, weil man die Bedeutung der Arbeiter für die Produktion geringschätzte. Im Westen zählen nur Unternehmer. Zum Produzieren aber brauchen die Russen, die über ein sehr hohes Niveau an Bildung und Fertigkeiten verfügen, nicht unbedingt westliche Unternehmer. Sie können es auch selbst, denn sie haben die notwendigen Fähigkeiten.

Aussichten

Zwar waren die Sanktionen im ersten Jahr des Krieges ein Schock für die russische Wirtschaft, aber schon im zweiten Jahr erholte sich das Land davon. Auf lange Sicht könnten sich diese sogar als Vorteil herausstellen. Denn entweder wird die Produktion von russischen Unternehmen übernommen, weil diese die westlichen Betriebe übernehmen, oder der Marktanteil russischer Unternehmen wächst, weil diese und deren Produkte keine westliche Konkurrenz mehr im Lande haben. Das bedeutet, dass die in Russland erwirtschafteten Gewinne ehemals westlicher Unternehmen nun in Russland bleiben und nicht zurückfließen an die Konzernzentralen im Westen. Das stärkt die Finanzkraft des Landes.

Zudem ist der Westen immer noch in vielen Wirtschaftsbereichen auf Importe aus Russland angewiesen. Dass die Sanktionen die Einnahmen Russlands schwächten, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Sie führten aber auch zu einer finanziellen Zweiteilung des Weltmarktes. Wenn weniger russisches Öl vom Westen gekauft wird, so steigt der Preis nicht-russischer Sorten wie Brent(3) oder WTI-Öl(4). Gleichzeitig aber gehen die Überkapazitäten der russischen Ölförderung zu niedrigeren Preisen an die Konkurrenten des Westens, hier besonders China.

Die Drosselung der Ölförderung im Rahmen der Organisation OPEC+ hat ein Übriges dazu getan, die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft nicht in bedrohliche Bereiche fallen zu lassen. Zwar sinken Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft, liegen aber immer noch über dem vom Westen verfügten Preisdeckel. Die westliche Vorstellung, mit den Sanktionen Russland zu schwächen und es an der Fortführung des Krieges zu hindern, hat sich nicht bestätigt und dürfte sich eher ins Gegenteil wenden.

Zwar leidet Russland unter den Sanktionen, aber auch der Westen, besonders die europäische Wirtschaft. Die Exportbeschränkungen gegenüber russischen Produkten haben nicht nur für Verknappung im Westen gesorgt, sondern auch für steigende Preise. Für Russland gilt das nicht. Es verfügt neben den Rohstoffen auch über die Industrie und die finanziellen Mittel, diesen Krieg vermutlich länger zu führen, als der Westen dachte und vielleicht auch selbst durchhalten kann. Jedenfalls haben Finanzierungsprobleme und die mangelnden industriellen Kapazitäten westliche Siegesgewissheit inzwischen erheblich gedämpft.

Für die chinesische Industrie, besonders deren Autohersteller war der Rückzug der westlichen Unternehmen wie ein Sechser im Lotto. Ohne in teure Konkurrenzkämpfe einsteigen zu müssen, konnten chinesische Autobauer die Marktanteile, zum Teil sogar Produktionsanlagen übernehmen, die die westlichen Autohersteller kampflos hergegeben haben. Die Chinesen stießen vor in ein Marktvakuum, das ihre Waren aufsaugte.

Dort wo westliches Know-how und Kapital das Land verlassen hatten, sprang China mit seinem Wissen, seiner Industrieproduktion und seinem Kapital ein, soweit es den Russen selbst fehlte. Beide ergänzen sich in ihren Möglichkeiten und Bedürfnisse bestens. Wie das Centre for Strategic and International Studies feststellt, haben “chinesische Lieferungen vollumfänglich solche aus Europa, den Vereinigten Staaten, Südkorea und Taiwan ersetzt”(5).

Was China an Rohstoffen fehlt, das hat Russland, und mit seinen Einnahmen aus den Rohstoff-Exporten bezahlt Russland die Importe aus China. Deren Bilanzen sind im Gegensatz zu denen zwischen China und dem Westen weitgehend ausgeglichen. Hier gibt es keine protektionistischen Behinderungen, wie China und Russland es von ihren Wirtschaftskontakten mit dem Westen kennen. Dementsprechend blühen Handel und Entwicklung.

 

Fußnoten

(1) Frankfurter Allgemeine Zeitung(FAZ) vom 20.4.24: Wie die EZB das Problem falscher Inflationsprognosen lösen will

(2) https://www.ceicdata.com/de/indicator/russia/external-debt

(3) Preis für Brent-Öl

(4) Preis US-Öl (WTI )

(5) FAZ vom 27.4.24: Russland kämpft, und China liefert

 

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

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26 Kommentare

  1. Die neunmalklugen westlichen Zahlenschubser an ihren Monitoren haben geglaubt, dass das was sie da tun so etwas wie produktive Wirtschaft wäre, und prognostiziert das wenn Russland keine Zahlen mehr auf Ihren Monitoren hin und her schubsen können keine produktive Wirtschaft mehr hätten.

    Es gibt halt einen unterschied zwischen echter harter und produktiver Wirtschaft, und Zahlenschubsen an der Wall Street.

  2. Die russische Bauindustrie boomt, es gibt ne Menge aufzubauen. Die Rüstuingsindustrie boomt, weil der Krieg wie eine Messe in real Auskunft gibt über die Qualität von Waffen.
    Die hohen Kreditzinsen sind in Russland kein Problem, weil die kreditfinanzierten Waren günstiger sind als im Westen ( Häuser und Wohnungen). Der Russe kann es sich leisten, und die Banken verdienen prächtig.

    Unsere westlichen Theoretiker glauben ihre eigenen Lügen, das führt bekannterweise zu nichts

    1. Die hohen Kreditzinsen sind sogar ausdrücklich dazu gedacht, eine Überhitzung der Konjunktur angesichts der momentanen Goldgräberstimmung zu verhindern. Und dass die Banken prächtig verdienen hat auch nicht den parasitären Effekt, den es im Westen hat, da der Bankensektor (wieder) mehrheitlich staatlich kontrolliert wird – die Gelder stehen so für weitere wirtschafts-, aber auch sozialpolitische Vorhaben zur Verfügung.

    1. “Dafür steigen aber die Steuereinnahmen im Euroraum durch die Inflationsrate ist doch auch Wachstum.”

      Jep, die Wertlosigkeit dieses bedruckten Papiers wächst.

      Auch wenn das jetzt kein Trost ist, aber ja, eine Baerbock oder ein Lindner könnten diesen Murks locker als Wachstum verkaufen. Wenn man es fertig bringt den Leuten so was wie “Minuswachstum” oder “Sondervermögen” zu verkaufen, dann können die sicher auch dass unters Volk bringen ohne das ein Schaf aufblöckt, oder noch schlimmer rumzickt.

    2. Ja, Wachstum bemisst sich am Geldbetrag und Inflation sorgt für höhere Beträge 🙂

      Es gibt dann aber noch Überlegungen zum realen Wachstum, da ist Inflation bei Rezession oder Stagnation kein wirkliches Wachstum mehr.

      Ob bei den aktuell in den Nachrichten gehandelten Werten des Wachstum die Inflation berücksichtigt wurde weiss ich nicht, hat mich dann doch nicht genug interessiert um es nachzusehen.

    3. Ich weiß nicht, inwieweit die Steuereinnahmen in der gesamten EU aufgrund der sogenannten Inflation steigen. Aber in Dtld musste FM Lindner die Steuerschätzungen vor wenigen Tagen nach unten korrigieren. Dass die Steuereinnahmen wachsen, ist eine Theorie, d.h. eine Schlussfolgerung die sich aus theoretischen Annahmen ergibt. Meistens werden solche Theorien, besonders was die Wirtschaftswissenschaften angeht, durch die Wirklichkeit NICHT bestätigt.
      Die Krux bei solchen Annahmen und Prognosen besteht nämlich darin, dass sie auf dem schwankenden Boden von Vermutungen erhoben werden. Denn im Moment sind die westlichen “Experten” sich noch nicht einmal im Klaren und einig darüber, was denn überhaupt die Ursache der aktuellen Inflation ist. Man muss dazu sagen, dass die meisten westlichen “Experten” Preissteigerungen mit Inflation gleichsetzen. Durch die Verwendung dieses Begriffes bekommen die Preissteigerungen erstens etwas Wissenschaftliches und zweitens etwas Natürliches wie Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen, nichts Menschengemachtes.
      Würde man die Inflation als das betrachten, was sie in Wirklichkeit ist, das Steigen der Preise auf breiter Front, würde man bei den aktuellen Preissteigerungen sehr schnell deren Ursache finden: die antirussischen Sanktionen. Diese führten nämlich aufgrund der Verknappung der russischen Energielieferungen und anderer russischer Exportartikel zu einem gewaltigen Anstieg besonders von Gas und Öl. Dass diese die hauptsächlichen Preistreiber waren, ließ sich an den Preiserhebungen der Notenbank und anderer Wirtschaftsbeobachter erkennen, was natürlich Auswirkungen auf fast alle Bereiche der Industrie hatte, wo Gas und Öl als Vorprodukte oder als Energieträger für die Prozesse eingesetzt werden.
      Dass Preisanstiege auch zum Anstieg von Steuereinnahmen führen können, zeigt die russische Wirtschaft. Dort aber ist der Preisanstieg Ergebnis einer stark gestiegenen Nachfrage. Im WEsten ist er vielmehr Ergebnis von Verknappung. Die Nachfrage besonders im Einzelhandel geht aufgrund der gestiegenen Preise eher zurück. Das Ergebnis dieser Entwicklung sind die Insolvenzen besonders im Einzelhandel. Rückgänge bei den Umsätzen führen aber eher zu sinkenden Steuereinnahmen. Das sehen wir an den Steuerschätzungen von Lindner. Die schönsten Theorien können leider die Wirklichkeit nicht eines besseren belehren oder gar außer Kraft setzen. Aber das juckt die westlichen “Experten” wenig. Die Theorien halten sich, auch wenn sie sich immer wieder als falsch herausstellen. Das ist der Vorteil der sogenannten Wirtschaftswissenschaft gegenüber der Naturwissenschaft. Wenn die Grundlagen und eRgebnisse der WW nicht stimmen, interessiert es kaum jemanden. Stimmen die Berechnungen der NW nicht, bricht die Brücke ein, die nach falschen Theorien und Berechnungen gebaut wurde.

  3. Die ‚Sanktionen‘ (die keine sind, denn die kann nur der Sicherheitsrat verhängen, es sind vielmehr völkerrechtswidrige ‚einseitige Zwangsmaßnahmen‘) haben die Wirkung von Zolltarifen zur Abschirmung vor ausländischer Konkurrenz – ein Mittel, dessen sich alle großen Wirtschaftsmächte während ihres Aufstiegs bedient haben. Die russische Regierung hätte dieses Mittel aber schwerlich selbst anwenden können – das hätte mächtig Mecker gegeben, wenn die ganzen schönen westlichen Statuswaren plötzlich nicht mehr verfügbar bzw unerschwinglich geworden wären. Von außen aufgezwungen hingegen, verstärkt noch durch die offene Feindseligkeit der produzierenden Länder, und nicht nur der Regierung, sondern allem ‚russischen‘ gegenüber, ein willkommenes Geschenk und das Konjunkturprogramm schlechthin. In die gleiche Kerbe schlagen die ‚Sanktionen‘ gegen russische Oligarchen (bei uns heißen sie bekanntlich Philanthropen), die es ihnen de facto unmöglich macht, ihr Geld ins westliche Ausland zu bringen statt es zuhause zu investieren.

    Die Richtung, die die russische Wirtschaftspolitik momentan, nach den jüngsten politischen Umbildungen, einzuschlagen scheint, wird recht anschaulich hier diskutiert:

    https://www.youtube.com/watch?v=oYxkpBCztqM

  4. Reale Experten kamen leider kaum zu Wort, dafür aber bezahlte Lakaien im Verbund der westlichen politischen Blase.
    Ein Staat wie Russland und seine enormen Ressourcen für diese Welt, kann nicht ruiniert werden, da ihre Rohstoffe von elementaren Bestandteil sind!
    Die goldene Milliarde wird proffesionell belogen mit den irrsinnigsten Methoden.
    Alle eröffneten Sanktionen gegen wen auch immer heute, dienen dazu das alte ‘koloniale System’ zu zerstören, damit das ‘Fiatgeld’ reduziert wird, um dem realen Kapital die Möglichkeit zu bieten, das verkommene alte System zu retten. Sie die sanktionierten retten nicht den Westen, aber das System ‘Kapitalismus’. Sie die sanktionierten sind Kommunisten, konservative neu liberale, theologische ‘Mullahs, und sonstige.
    Den Sanktionierer bleibt durch ihre eigenen Kapitalisten gar keine andere Möglichkeit, als nur mit Propaganda ihre eigenen Völker weiterhin zu belügen. Wie auch? Die politische Lage im Westen hat sich soweit selbst destabilisiert, das einige Staaten mit den irrwitzigen vorhaben ihre eigenen ‘Werte’ selbst entblößen.
    Dieses entblößen wird sogar auf diplomatischer Ebene kommuniziert.

    1. Übrigens, durch die Sanktionen gegen Russland, haben etliche westliche Unternehmen Milliarden an Verlusten erlitten, da diese sich ‘zurückzogen’ mussten!
      Schade nur, das die westliche Einheitspresse mit dem politischen Personal nicht näher darauf eingeht. Ohh doch der grüne Märchenbuchautor hatte mal etwas von sich gegeben,
      in etwa so “wir schalten den Kühlschrank einfach aus und nach einer Weile, wird er wieder in Betrieb gesetzt “.

  5. Hatte einer der Fachleute gewarnt, dass eine solche Sanktions-Orgie in die Hose gehen könnte?

    Bei uns in Russland haben sich eigentlich Alle kaputt gelacht – seit 2014 bereits.

    Demotivator dazu:
    https://avatars.dzeninfra.ru/get-zen_doc/4478350/pub_64a538e37ef6f574349c49e7_64a551499905a760ba72ff08/scale_1200
    Übersetzung:
    Wollt ihr mal herzlich lachen? Sanktionen gegen Russland.
    Bitte mehr davon!

    Karikatur
    https://ic.pics.livejournal.com/alekseysc/32030054/1438690/1438690_original.jpg

    1. Na ja…. 2014 hätten diese Totalsanktionen noch erheblich schwerere Schäden in der russischen Wirtschaft verursacht. Auch aus dem Grund ist der “Rat” einiger selbsternannter Experten, Russland hätte schon damals die Ukraine angreifen sollen, nicht zielführend.

      Aber als der Westen 2014 mit den Sanktionen begann, hat man in Moskau intelligent gegengesteuert. Den Wiederaufbau einer eigenem halbwegs autarken Wirtschaft, die in der Jelzin-Zeit so völlig zerstört worden war, und nach Putins Amtsantritt in die Gänge gekommen war, enorm forciert. Am Ende war man 2022 von vielen Importprodukten komplett unabhängig, und in einigen dieser Bereiche sogar selbst Exporteur geworden.

      Das ist auch etwas, was man im Westen nicht kommen gesehen hat, weil man dem eigenen Weltbild von der reinen Finanzwirtschaft so verfangen ist. Daß REALE Warenproduktion am Ende wichtiger ist, als Geld. Dabei könnte und sollte man es wissen! Und es könnte sich im von vielen offenbar angestrebten “Krieg mit China” noch als der übelste Boomerang erweisen. Denn DORT wird inzwischen ein Großteil dessen produziert, was in der EU nur “verbraucht” wird. Diese Abhängigkeit nicht Chinas vom westlichen Geld sondern des Westens von chinesischen Waren, zeigte sich in der Coronazeit schon sehr deutlich. Ja, es genügte ein querstehendes Schiff im Suezkanal, das den Weg für nur eine Woche blockierte, um hier schon Engpässe zu erzeugen! Was passiert da erst, wenn die die Lieferung komplett einstellen?

  6. Ich mach jetzt mal ein Paar Beispiele.
    Bei uns in Moskau gab es früher viele McDonnalds Restaurants. Geführt wurden die Restaurants wie üblich von lokalen Unternehmen im Rahmen des Franchisings. Irgendwann hat McDonnalds wegen Sanktionen beschlossen Russland zu verlassen, also haben sie die Verträge mit den Unternehmern vor Ort aufgekündigt. Die einzelnen Restaurantbesitzer haben sich allerdings einfach zusammengeschlossen und eine eigene Kette/Marke gegründet. Die Restaurants sind alle immer noch da, da steht die selbe Ausstattung und arbeiten die selben Leute, welche die selben BicMacs verkaufen, mit dem einzigen Unterschied, dass sie jetzt nicht BicMacs heißen und der Markenname und Farben haben sich geändert. Geschadet hat dies nur McDonnalds. Die bekommen jetzt kein Geld mehr, das bleibt im Land und kommt der Wirtschaft zugute. So kann man sich ins eigene Knie schießen. Und so ähnlich ist es mit anderen Sanktionen auch.

    1. Das wurde in den Kommentarspalten schon beim Abzug von McDonalds so prognostiziert. Die Antwort der Nafos war, dass die Warmhalteöfen und elektrischen Messer der Filialen gewartet werden müssten, wegen der Sanktionen aber keine Ersatzteile kommen werden und die Läden dann schließen müssen.

      Mitte 2022 war die Meldung, dass die russischen McDonalds keine Pommes mehr haben.
      https://www.20min.ch/story/russlands-mcdonalds-kopie-kann-keine-pommes-frites-mehr-servieren-328955454664

      Der Sieg über Russland war in Greifnähe.

  7. Nun,die Vorhersagen der Kaffeesatzleser,die sich fälschlicherweise „Wirtschaftswissenschaftler“ nennen,haben u.a.dazu geführt,dass der Westen kein günstiges Gas aus Russland mehr kauft (offiziell).Dafür aber den aus diesem produzierten Dünger aus Russland bezieht.Und dafür die europäischen Düngerfabriken schließt.Die Wertschöpfung wandert aus Westeuropa nach Russland.Gut gemacht…Und da die westlichen Voodoo-Zauberer einhellig den Zauber der Chicago-Schule pflegen,der da besagt,das Wirtschaft nur das Zahlenschubsen am Computer sei,und die Produktion materieller Güter total überflüssig,werden die westlichen Staaten bald auf dem Niveau von 3.Weltländern angekommen sein…

  8. Die Breitseite gegen westlich Experten soll wohl auf Figuren abzielen, die durch irgendwelche Talkshows tingeln, und er Politik nach dem Mund reden. Die Prognosen der großen westlichen Kreditinstitute und Wirtschaftsforschungseinrichtungen lagen in den Vergangenheit hingegen gar nicht so falsch, fielen meist sehr ähnlich aus, wie bei deren russischen Kollegen. Das kann auch der Politik und den Dauerquasslern in Talkrunden nicht entgangen sein, so dass man Unwissenheit nicht unterstellen sollte. Es ist also eher Zweckoptimismus, wenn man es nett beschreiben will, oder Kriegspropaganda, um es etwas unfreundlicher auszudrücken.

  9. Eine sehr kluge Polemik!

    Allerdings ist es noch schlimmer: Der Westen in seiner nicht nur wirtschaftlichen, sondern rundum vollkommenen Blödheit ist bereit, den Dritten Weltkrieg zu führen, und will damit “die ganze Welt zum Schicksal Karthagos verdammen” –

    … wie es Günter Verheugen & Petra Erler in ihrem brandneuem Buch “Der Lange Weg zum Krieg” resümieren.
    Wer Rauls kluge Polemik mag, findet in diesem Buch noch viel mehr kluge Gedanken zur Außen-, Militär- und Friedenspolitik.

  10. Ich habe mal einen netten Spruch in einem Forum gelesen, der auf das Verhalten des Westens passt wie der Ar*** auf den Eimer:

    Arroganz ist die Kunst, auf die eigene Dummheit auch noch stolz zu sein

    Chapeau!

  11. “Daraus war bei vielen sogenannten Experten im Westen das Bild einer Tankstelle mit Atomwaffen entstanden. Von diesem Bild ließen sie sich blenden, als sie nun glaubten, Russlands Einnahmen abzuwürgen, wenn sie seine Rohstoffexporte durch Sanktionen unterbinden können. Sie wurden Opfer ihres selbstgeschaffenen Trugbildes.”

    Diese Idee war noch ein wenig dämlicher als es hier dargestellt wird. Russland fördert etwa 8-10% des Erdöls, das weltweit verbraucht wird. Man kann diese Menge nicht vom Markt nehmen, ohne die Preise in die Höhe zu jagen.
    Wäre diese Menge leicht aus anderen Quellen zu ersetzen gewesen, hätte es klappen können. Aber diese Quellen gab es nicht und Länder wie Saudi-Arabien haben ihre Förderung sogar mit Russland abgestimmt und gedrosselt. Hätten die Sanktionen geklappt, wären die Konsumenten im Westen auf die Barrikaden gegangen wegen der gestiegenen Benzinpreise, die ja nur zeitweise stiegen. Ähnliches gilt für andere Rohstoffe.

    Mit den Sanktionen hat der Westen nur dafür gesorgt, dass Unmengen von russischen Rohöl sinnlos um die Welt geschippert werden, die dann von irgendwoher doch in den Sanktionsländern als Erdölprodukte ankommen. Gleichzeitig wurden wie vom Autor beschrieben, die Nicht-Sanktionsländer – das ist nicht nur China – subventioniert.

    Aber der Quatsch wird auch heute gerne bemäntelt, z.B. von der großartigen Russlandexpertin Sabine Adler, die so tut, als wären Putin und Chi nach dem Antrittsbesuch im Zwist auseinander gegangen. Angeblich ist Putin restlos sauer, weil er nicht für die große Friedenskonferenz über die Ukraine in die Schweiz eingeladen wurde. Und die zweite China-Gaspipeline liegt auf Eis. Puuh!

    1. Sabine Adler….eine vom Hass zerfressene Propagandistin.Das Lügen hat sie beim DDR-Rundfunk gelernt.Und diese „Qualifikation“ ( und wahrscheinlich ein Geheimdienst-Hintergrund)
      haben für ihre Karriere beim DLF gesorgt…
      Ansonsten zum Putin-Xi-Gipfel hier etwas zur gemeinsamen Erklärung der beiden Staatsmänner: https://www.moonofalabama.org/

  12. Eigentlich hat der Westen schon 2014 in der Ukraine sein Pulver verschossen. Dieses Assoziierungsabkommen mit der EU war ja an die Bedingung geknüpft, den Handel mit Russland einzuschränken, was Janukowitsch nicht wollte. Von Anfang an wurde die Ukraine benutzt, um einen Regimechange in Moskau herbei zu führen. Als der Maidan-Umsturz gelungen war, wussten die NATO-Trolle sofort, dass Gleiches demnächst auf dem Roten Platz in Moskau stattfinden würde. Was dort dann tatsächlich passierte, dürfte diese Herrschaften ziemlich irritiert haben

    https://www.youtube.com/watch?v=VbNEwBrryWU

    Dann aber, nach dem Abschuss von MH17 hat die Ukraine alle Handelsbeziehungen zu Russland abgebrochen. Was wiederum hauptsächlich die Ukraine selbst traf. Das BIP fiel um 51(!) Prozent und die Schlüsselindustrien gingen verloren. So ohne Weiteres steckte auch Russland das nicht weg, zeigte aber schon damals eine erstaunliche Resilienz. Selten zur Kenntnis genommen, aber die Erfolge zeigten sich unter anderem in der Landwirtschaft, wo Russlsand zum weltgrößten Weizenexporteur wurde.
    Aber nachdem Russland so nicht zu treffen war, hätte es klar sein müssen, dass die jetzigen Sanktionen als Bumerang zurück kommen würden. Was übrigens keine spontanen Entscheidungen nach Kriegsbeginn waren. Diese Sanktionen waren die, die sie schon immer verhängen wollten und die sie schon Jahre zuvor in der Schublade hatten.

    1. “Dieses Assoziierungsabkommen mit der EU war ja an die Bedingung geknüpft, den Handel mit Russland einzuschränken, was Janukowitsch nicht wollte.”

      So weit ich mich erinnere, ging das nicht auf Janukowitschs Wollen oder Nicht-Wollen zurück, sondern auf den Umstand, dass die ukrainische Wirtschaft sehr Richtung Osten orientiert war und Richtung Westen nicht konkurrenzfähig war. Auch wenn man die schon damals bestehenden Animositäten Nato-Europas gegenüber Russland mal komplett weglässt, hätte das bedeutet, dass die Ukraine von Westprodukten überschwemmt worden wäre und die Einnahmen, die sie mit ihren Produkten Richtung Osten erzielen können, den Westimport nicht hätten bezahlen können.

      Ähnlich hatte es schon die Ost-Wirtschaft nach der Wiedervereinigung zerrissen.

  13. Und wann werden die unerträglichen Personalien Habeck und Lindner der Öffentlichkeit endlich offenbaren wieviel der US Sanktionismus kostet, warum er mehr kostet als er Russland schädigt, und warum die EU und Deutschland die Kosten tragen während in den USA die Profite sprudeln, einschließlich für Frackinggas?

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