Satt und unzufrieden – das Dilemma der Essensmacher

Strohballen auf einem Feld.
Jan van der Crabben (Photographer), CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Die Landwirte hierzulande befinden sich in einem Dilemma: im Dilemma zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen dem Anspruch der Bürgerinnen und Bürger und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten.

Bauer Willi, Deutschlands bekanntester bloggender Landwirt, erzählt in seinem Buch „Satt und unzufrieden“ vom gesellschaftlichen Klimawandel und dem Artensterben der bäuerlichen Landwirtschaft. Er schreibt über die kritischen Themen wie Massentierhaltung, Nitrat, Pflanzenschutz, Insektensterben oder Gentechnik, erzählt von widersprüchlichen Umfragen, fragwürdigen Studien und der Neigung der Politik, nationale Sonderwege umzusetzen. Mit viel Herzblut wirbt er für einen ehrlicheren Umgang miteinander. Denn es steht viel auf dem Spiel – nicht nur für die Landwirte, sondern auch für die Versorgungssicherheit unseres Landes. Ein unbequemer Kommentar. 

Die Brutalität der Einkäufer

Ich bin Bauer. Konventioneller Bauer, wie die überwiegende Mehrheit der deutschen Bauern. Es dürften rund 90% sein, die so wirtschaften. Doch mein Berufsstand ist in der Defensive. Die Minderheit der Bauern spielt nur noch eine Statistenrolle, nur noch rund ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes kommt aus der Landwirtschaft. Die Wertewelt ist zerrüttet: Discounter kaufen Milch und Fleisch zu Niedrigpreisen ein, Obst von Streuobstwiesen verfault, im Wald vernichtet der Borkenkäfer das Holz und damit das Vermögen von Jahrzehnten. Der Krieg in der Ukraine hat die Lage noch verschärft: Die Brutalität der Einkäufer von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka ist noch größer geworden. Wenn Erdbeeren, Spargel oder Kirschen in Deutschland zu teuer sind (auch „dank“ Mindestlohn), werden die Bauern hier ausgelistet und es wird spanisches Obst und Gemüse importiert, dass von nordafrikanischen Wanderarbeitern geerntet wurde. Geiz ist geil, und in Zeiten hoher Inflation für viele sogar eine zwingende Notwendigkeit.

Aktuell genießen Klimawandel und Artensterben höchste politische und mediale Priorität und Aufmerksamkeit. Die Landwirtschaft sei in diesem Zusammenhang nicht nur Täter, sondern immer auch Opfer, heißt es oft mit einem Hauch von Mitleid oder auch Vorwurf. Dabei leiden wir Landwirte weniger an steigenden Temperaturen, gelegentlicher Dürre und ungünstiger Niederschlagsverteilung. Damit wird der Berufsstand fertig, denn die Launen der Natur begleiten uns seit ewigen Zeiten. Nein! Es ist das gesellschaftliche Klima, immer wieder befeuert durch widersprüchliche Umfragen, oft fragwürdige (halb-)wissenschaftliche Berichte, massive Anklagen und maßlose Forderungen, das den Landwirten stark zu schaffen macht.

Es verändert das Nachfrageverhalten, es verleitet und legitimiert die Politik, nationale Sonderwege in der Agrarproduktion mit erheblichen Kostensteigerungen vorzuschreiben. Und das bei offenen EU-Grenzen und der weitgehenden Austauschbarkeit der landwirtschaftlichen Rohstoffe. Die Weiterverarbeitung und der Lebensmittelhandel spielen dieses Spiel gerne mit und können sich ihrer Gewinnmarge immer sicher sein. Und die Politik lässt sie gewähren. Wir Essensmacher sollen in diesem Umfeld billige Lebensmittel liefern und gleichzeitig auch noch in mehr Tierwohl investieren. Dieses Dilemma der Essensmacher kann nicht aufgelöst werden.

Kunden kaufen vor allen Dingen billig

Doch nun zu Ihnen, der Sie diesen Text lesen: Bei Lebensmitteln kann jeder mitreden, denn wir essen täglich. Egal, ob wir selber kochen, in der Kantine essen oder schnell ein Fertiggericht zubereiten eines ist klar: Was drin ist in ihrem Essen, stammt von uns, den Bauern, den Essensmachern. Wir produzieren die Lebensmittel für Sie, den Bürger und Verbraucher. Warum ich da einen Unterschied mache?

Als Bürger sind Sie mit vielem, was wir (meist konventionellen) Bauern machen, nicht einverstanden. Sie wollen keine Massentierhaltung, keine Gentechnik, keine Monokulturen, keine „Pestizide“ (die wir Pflanzenschutzmittel nennen) und auch sonst stellen Sie viele Ansprüche. Als Verbraucher kaufen Sie wenig regional, wenig saisonal, wenig Bio. Sie kaufen vor allen Dingen billig. In Umfragen antworten Sie jedoch anders. Und das ist mein nächstes Problem: Sie reden anders, als Sie handeln. Da ist es wieder, das Dilemma der Essensmacher.

Die Aufgaben der Landwirtschaft sollen sich ändern. Sie haben sich aber immer geändert und wir haben schon viele Agrarwenden erlebt und gemeistert. Jetzt müssen wir, Essensmacher und Gesellschaft, uns einig werden, was wir Landwirte in Zukunft als primäre Aufgabe haben: sichere und bezahlbare Lebensmittel, mehr Tierwohl, mehr Klimaschutz, mehr Artenschutz. Wir Bauern können alles, es muss nur jemand bezahlen. Und genau da hakt es: Der Bürger stellt hohe Ansprüche, die er als Konsument nicht bezahlen will. Sie merken schon: ein weiteres Dilemma der Essensmacher.

Kein kritisches Thema wird ausgelassen

Und dann ist da noch das Wissen der Gesellschaft um die Zusammenhänge und die Zielkonflikte. Das ist der Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe: Ich will Ihnen Zusammenhänge erläutern und Zielkonflikte aufzeigen. Und ich lasse kein kritisches Thema aus. Ich habe einen Teil dieser Themen einmal alphabetisch aufgeschrieben und die Auflistung ist sicherlich noch nicht vollständig. Es geht um die

  • Agrarwende und das Artensterben, um
  • Bienen, Bürger und die Bürokratie, und natürlich auch um
  • Chemie und Cannabis sowie
  • Doppelmoral und doppelte Standards, Dünger und Dürre,
  • Eierpreise, Ethik und Europa. Die Landwirtschaft benötigt
  • Fortschritt durch Forschung. Dazu gehört auch
  • Gentechnik. Natürlich geht es um Gifte und Glyphosat, auch die Götter spielen mit, was taugt der Green Deal und was ist mit der Gülle? Ist ein
  • Haferdrink eine Alternative und kommt
  • iFood auf uns zu, sterben die Insekten?
  • Konsum, Konzerne und Kosten, Krankheiten, Kühe,
  • Lachgas, natürlich alle Lebensmittel und der Lobbyismus gehören zum Themenkreis. Es dreht sich um
  • Marketing, Maschinen und Massentierhaltung, die Rolle der Medien, Methan und Milch sind in der Diskussion, sogar Misereor redet mit über Monokulturen, Moore, Moral und Mythen. Überall beim
  • Naturschutz mischen NGOs sich ein, verteufeln Nitrat und
  • Pestizide. Und die Politik will Produkte und Proteste regeln und versteht die Pupse nicht. Nennen wir noch
  • Raps und Roboter und
  • Schweine, die mehr
  • Tierwohl bekommen sollen. Wichtig die Diskussion um die
  • Umwelt. Es geht auch um
  • Veganer, dazu die vielerlei
  • Wasserfragen nicht nur für den Weizen und zu guter Letzt die Wiederkehr der Wölfe in diesem Spannungsfeld der
  • zahllosen Zielkonflikte.

Sie müssen meine Meinung nicht teilen, aber ich würde mich freuen, wenn Sie sie verstehen. Das wäre schon mal ein guter Anfang.

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26 Kommentare

  1. „Als Bürger sind Sie mit vielem, was wir (meist konventionellen) Bauern machen, nicht einverstanden. Sie wollen keine Massentierhaltung, keine Gentechnik, keine Monokulturen, keine „Pestizide“ (die wir Pflanzenschutzmittel nennen) und auch sonst stellen Sie viele Ansprüche.“
    Und als Bürger will ich auch noch 1000 andere Dinge, die ich auch nicht bekomme. Warum glauben die Öko-Lobbyisten eigentlich immer, dass mir in Zeiten wo ich eine Abgabenlast von über 50 % habe, es so wichtig ist, ob Pestizide mein Leben um 6 Monate verkürzen, wenn die geringe Rente und schlechter werdende Versorgung sowohl Leben als auch Lebensqualität um ein Vielfaches verkürzen?
    Ich will als Bürger sichere Energie, Ernährung, Lohn und Rente. Wenn das für alle gewährleistet ist, kann man die einzelnen Punkte verbessern, aber das, was der Lobbyist in diesem Artikel schreibt, ist dasselbe, was Merz für die Aktienrente und Bärbock für die Kriegsindustrie schreibt – mehr Geld für die ohnehin schon Superreichen.

  2. Wie wär’s mit Vergesellschaftung ?
    Konstanter + sicherer Lohn, feste Arbeitszeiten und garantierter Urlaub für die Landarbeiter,
    günstige Lebensmittel für die Verbraucher; Das hat doch was !
    Ich arbeite selbst in einem Kleinst-Familienbetrieb – selbst und ständig wie es so schön heißt – und wünsche mir seit Jahren : Verstaatlicht meinen Laden, ich will auch Beamter sein !

    1. Seit ca. 50 Jahren – als ich erstmals meiner deutschen bäuerlichen Verwandtschaft von einem kurzen Aufenthalt in einer dänischen Milchviehgenossenschaft berichten konnte – versuche ich den Zusammenhang von Gemeineigentum und allgemeinem Wohlstand zu erläutern. Leider habe ich bisher keinen gefunden, der Beamter sein wollte. Die als „wirtschaftlich tüchtig“ anerkannten unter ihnen machen jetzt Gas, Öl und und Solarstrom – dieses keineswegs nur auf mäßig fruchtbaren Böden. Mit Nahrungsmittelerzeugung ist nicht mehr über die Runden zu kommen, würde ich in aller Kürze sagen.
      Es könnte mit daran liegen, dass in Deutschland als einem der höchst entwickelten Industriestaaten, das Gefühl dafür verloren ging, dass jeder Mensch zum Überleben Nahrung braucht, also Energie in verdaulicher Form. Vor lauter intensivstem Nachdenken eines Volks von Hypochondern über die Frage, welches Kraut, welche Frucht, welche Wurzel noch gesünder sein könnte, hat der deutsche Satt-Bürger vergessen, dass Mensch mit täglich ca. 1 Pfund Brot gleich welcher Sorte, ein bisschen Fett oder Öl und pflanzlicher Beilage – nicht allein für den Geschmack, sondern für Vitamine und Mineralstoffe – ganz gut hinkommt, sofern man auch berücksichtigt, dass kaum noch einer im Steinbruch arbeitet.
      U. a. der Planer der Reihenhäuser der Siedlung Dessau-Törten Walter Gropius wusste das noch. (Trockenklos für die Düngung, Kleingarten für eine teilweise Selbstversorgung inkl. Fleisch in der Form von Karnickel). Auch die vielen Planer von mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Reihenhaussiedlungen in ganz Europa wussten das.
      Hartnäckig hält sich die Vorstellung vom „freien Bauern“. Mit einer gewissen Berechtigung: Mit zielgerichteter und sachkundiger Arbeit auf ein paar Tagwerk, einem „Nebenerwerb“, ließe sich eine Familie ernähren. Bei Ausschluss von Kaffee und Bananen als Bestandteil der Normalkost. Nur gehören diese paar Tagwerk nicht den Hungrigen, sondern entweder ProNovia oder Cargill. Die Vorstellung von einer Existenz als Selbstversorger ist nicht ganz so abwegig, wie es manchen vorkommt. Deshalb ist sie leicht als bürgerlicher Müll zu denunzieren, als eine romantische Vorstellung ehemaliger Manager, denen frühere überdurchschnittliche Arbeitsentgelte den Ankauf von 10.000 m² mit darauf befindlicher heruntergekommener Baussubstanz ermöglichen. Nach meinem Dafürhalten ist das jedoch keine idealistische oder gar romantische Vorstellung, sondern eine, die über die realen materiellen Bedürfnisse der Menschen nachdenkt, statt ständig vom Fortschritt zu schwadronieren. Die statistisch ermittelte durchschnittliche Lebenserwartung lässt nämlich diejenigen verschwinden, die „vor der Zeit“ von den industriell erzeugten Giften am Arbeitsplatz und in den Ballungsräumen dahingerafft werden. Abgesehen davon, dass auch eine natürliche Radioaktivität nicht gesundheitsförderlich ist, aber leider an vielen bewohnten Orten vorhanden. Hauptsächlich in den Gegenden, in die die o. g. Stadtflüchter (sofern sie es wissen!) nicht gerne ziehen, weil es dort Wildschweine und Wölfe gibt.

        1. Und nach dem Lesen, dran denken es ist wirklich harte Arbeit was John Seymour in seinen Büchern beschreibt. Als Kind durfte ich ein kleines Stückchen Garten selbständig gestalten, als Jugendlicher hab ich mein eigenes Geld in der Landwirtschaft als Erntehelfer verdient. Ich hätte auch eine Ausbildung in der Küstenfischrei beginnen können, bei einem Berufsfischer und Landwirt.

          Den leichteren Ausbildungsweg bieten aber Handwerk und Industrie und dies habe ich dankenswerterweise auch angenommen.

          Bauer Willi’s Buch kommt zu meinen anderen Büchern über die Landwirtschaft und ist wahrscheinlich auch eine Ergänzung.

        2. Habe ich mich doch zu Recht darauf verlassen, dass auch andere nicht nur seine Bücher kennen, sondern ab und zu eigene Anstalten machen, für ihre eigene Lebenspraxis daraus etwas abzuleiten. Ich selbst habe seinerzeit, vor vielen Jahren, den Absprung nicht geschafft, weil ich nicht bereit war, geschlechtsrollenkonform Wäsche zu rubbeln während andere – natürlich „Menschen mit Penis“ – sich um Windrad und Wasserpumpe kümmern.

      1. Vielen Dank für Ihre Antwort,
        ich habe mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt : Ich arbeite zwar in einem Kleinst-Familienbetrieb, aber nicht in der Landwirtschaft, sondern einer völlig anderen Branche.
        Aber ebenso wie die bäuerlichen Kleinstbetriebe, müssen auch wir mit einer teils milliardenschweren Großkonkurrenz fertig werden, können wir es uns kaum leisten, eine Krankheit richtig auszukurieren, oder mal länger Urlaub zu machen usw. .
        Es ist zwar mittlerweile eine Binsenweisheit, aber trotzdem kann man gar nicht oft genug darauf hinweisen : Nicht alle – vermutlich nicht mal die Mehrheit – der Selbstständigen in der BRD hat den Schritt in Selbstständigkeit gewagt, weil sie für sich eine Chance sahen, dadurch zu Reichtum zu kommen, sondern eher wegen drohender Arbeitslosigkeit, Pflichtgefühl, Horror vor Teamarbeit/Mobbing/Diskriminierung oder – bei Bauern vermutlich besonders häufig – Traditionsversklavung ! Bei diesem Thema kommt mir immer ein Beispiel aus unserer Dorfgemeinschaft in Erinnerung : Ein Mann dem drohte, in der Knochenmühle des ererbten Betriebes zerrieben zu werden, schaffte mittels Beziehungen den „Absprung“ in eine Festanstellung bei der hiesigen Stadtverwaltung, und wird nicht müde zu betonen, wie segensreich dieser Wechsel für sein psychisches Wohlbefinden und seinen Geldbeutel gewesen ist.

  3. Nein, Ihr sogenannt konventionellen Bauern könnt es nicht. Ihr habt euch von eurem Verband ans Konzern-Gängelband nehmen lassen, habt euch immer tiefer verschuldet, so dass Ihr kaum mehr Spielraum habt. Zuerst unter der Hand de facto zu Angestellten verwandelt, dann de jure. Nun kaufen Konzerne ein und bereiten sich auf den kommenden Neofeudalismus vor. Und Ihr verstärkt das Proletariat.

    Schöne Grüsse.

  4. Vor vielen Jahren gab es viele Foodcoops, die Biolebensmittel günstig anboten. Doch die Bioläden setzten die Grosshändler unter Druck, die Produkte nicht mehr zu Grosshandelspreisen an die vermeintliche Konkurrenz der Foodcoops abzugeben. Das war für viele Foodcoops und ihren gemeinschaftlichen Ansatz das Aus und damit auch für deren Vertriebswege für die Produkte regionaler Biobauern. Bio wurde ein Luxus für Besserverdienende.
    Dann kam der Aufstieg der Biosupermärkte, was sicher viele Bioläden ihre Existenz gekostet hat, aber vielleicht auch eine Ausweitung der Bioproduktion.
    Trotzdem: Viele Biolebensmittel sind für Normalverdiener sehr teuer, und ich habe nicht den Eindruck, dass die Preisdifferenz immer den Bauern zu Gute kommt. Andererseits haben viele Menschen Geld, dass sie aber scheinbar lieber anderweitig ausgeben. Der Handel will die Besserverdienenden abschöpfen, nicht möglichst viel Bio verkaufen. Und der Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio ist auch nicht immer klar ersichtlich. Das Gemüse in der Foodcoop früher kam direkt von Bauern, die man kannte. Heute muss man dem Aufkleber auf der Supermarktpackung vertrauen…

    1. Viele „Bios“ sind schlicht dem Irrtum erlegen. dass es auf das zugrunde liegenden Wirtschaftssystem nicht ankommt. Die „dogmatische“ Linke hat es ihnen aber auch nicht leicht gemacht, das zu begreifen. Sie hat – von wenigen Ausnahmen abgesehen – das „Bio-Geschwätz“ als Zutat einer materiell privilegierten Lebenssituation angesehen. Und tut es noch, wie viele Beiträge hier zeigen.
      „Heute muss man dem Aufkleber auf der Supermarktpackung vertrauen…“ Das sehe ich nicht so. In meinem Bekanntenkreis hat sich durchaus herumgesprochen, dass der Einkauf direkt beim Erzeuger des Vertrauens keine kostspieligen Zertifizierungen erfordert sondern Sachkenntnis. Abgesehen davon, dass selbst ausgewiesene Anthroposophen es inzwischen für normal halten, ganzjährig Paprika zu essen, weil Sauerkraut nicht langt. Der Transport von Spanien nach Berlin ist für so geprägte Erzeuger, Verteiler und Kunden nicht billiger.

      1. Wer Sauerkraut nicht mag, der sollte mal Kimchi versuchen. In Korea waren die Steinguttöpfe für Kimchi ein Zeichen von Wohlstand.

        1. @ Jock the Prepper:
          Ohne globale Alternativen geht nichts mehr. Es braucht real zwar wie schon immer jeder Boden seinen optimalen Kohl, sein optimales Wurzelgemüse und/oder seine optimalen Früchte oder deren Teile und die regionalen Gewürze. Beim Fleisch auch. Dass ich einfach fermentierte Kohlsorten geschmacklich voneinander unterscheiden könnte, würde ich nicht behaupten wollen. Fermentierten Kohl mit Gelbwurzel von fermentiertem Kohl mit Kümmel kann ich unterscheiden. (Weiß ich).
          Gedanke hinter vorgehaltener Hand: Kultureller Austausch auf dem Teller wird zur Zeit extrem hoch geschätzt (verraten mir die Regale im örtlichen kleinen Supermarkt) und ich weiß deshalb seit kurzem, dass auch Ukrainer Rote-Beete-Suppe kochen. Leider bezieht sich diese Offenheit nicht auf russische Tänzer und Choreographen, Dramatiker, Lyriker, Maler, Musiker… und (vergleichbar) keine Moshe Zuckermanns, Rolf Verlegers, Daniel Barenboims… .

          1. Selbst Fermentiertes Gemüse ist schon so gut wie unbekannt, es geht auch mit Fisch was als Matjes bekannt ist und im Ostseeraum gerne gegessen wird. Probiotische Lebensmitteln werden in der heutigen Zeit leider immer mehr durch Industrie-Nahrung verdrängt.

            1. @ Jock the Prepper
              Zugegeben: führt jetzt weit weg.
              So gut wie alle älteren bis sehr alten Konservierungstechniken sind verpönt, weil sie unheimlich „schädlich“ sind: alkoholische Gärung –> Alkoholismus, Trocknen, Süßen –> Zahnfäule, Nutzung gelbildender Tierteile und pflanzlicher Pektine, Salzen–> Nierenschädigungen … . Der Katalog ist in Teilen unvollständig, weil er mich noch nie so recht interessiert hat.
              Komischerweise ist gegenwärtig immer die Technik am besten, umweltfreundlichsten, energiesparendsten, gesündesten… die – welch ein Wunder! – zu einer Erhöhung der umwandlungsbedingten nutzlosen Energieverluste beiträgt, indem sie den bereits vorhandenen eine weitere verlustbegleitete Umwandlungsstufe hinzufügt. Für mich steht außer Zweifel, dass die umweltneutralste Lösung des Überlebens der Menschheit in der Nutzung der Arbeitsfähigkeit ausreichend ernährter Menschen bestünde. Birgt in sich aber das Risiko einer Minderung der statistischen Lebenserwartung. Die Verteidiger eines lebenslangen Welpenschutzes inkl. Einfrieren bei Erkrankung bis zur Erfindung einer angepassten Medizintechnik wollen das nicht hinnehmen. Nicht allein, dass jedes einzelne Menschenleben 100%ig geschützt sein muss, ewig dauern soll es auch noch. Sagen die Wissenschaftler – nicht die Gläubigen, oder habe ich da etwas verwechselt?

  5. Als ich mich als 18-Jähriger Führerscheinneuling vor rund 40 Jahren in der Nähe meines Heimatortes verfahren hatte, kam es, dass ich auf einem Dorf einen Bauern nach dem Weg fragte. Rund eine Viertelstunde später kannte ich nicht nur den Weg, sondern war auch detailliert informiert über die dramatische Lage des Bauern im besonderen und der Landwirtschaft im allgemeinen.
    Schwer beeindruckt berichtete ich zu Hause beim Abendbrot von dieser schlimmen Situation, in der sich die deutsche Landwirtschaft offenbar befand.
    Mein Vater hörte sich alles an, nahm die Brille ab, schaut mir tief in die Augen und sagte mit ruhiger Stimme: „Mein Junge, merk dir eins: Bauern meckern immer!“

    1. Stimmt, ich meckere auf 288 Seiten. 🙂
      Es geht doch nichts über ein gepflegtes Vorurteil… Wie wäre es, wenn Sie das Buch lesen und wir uns dann weiter unterhalten???

    2. @ Ach, Fritzle. Hab ich´s doch gewusst! Wenigstens einer kommt mit diesem „Erfahrungswissen“. Wundert mich ja, dass es nicht mehr sind.

        1. Oh doch!
          Aber mir leuchtet nicht ein, was an der Betroffenheit speziell der Landwirte anders oder bedauernswerter sein sollte als bei anderen vom seit Jahrhunderten anhaltenden Strukturwandel betroffenen Berufsgruppen. Ob Melker, Radio und Fernsehtechniker, Brauer, Schneider, Schumacher und hunderte andere Berufe mussten sich umstellen bzw. wurden schlicht weniger oder verschwanden, weil sie nicht mehr oder nicht mehr so viel gebraucht wurden. Dafür werden viele andere Berufe in unserer Gesellschaft dringend gebraucht. Warum also gerade die Berufsgruppe der Bauern sich nicht umstellen sollte, leuchtet mir nicht ein.
          Und bitte komme mir keiner mit Landschafts- oder Naturschutz. Dass die überwiegende USK der Hektar großen Schläge kein Naturraum, sondern biologisch fast tote Monokulturen (grüne Wüsten) sind, ist nun wirklich kein Geheimnis.

          1. Im letzten Jahr haben wieder tausende Bauernhöfe für immer das Hoftor zugemacht. Ob das „schlimm“ ist? Wie bei den anderen Berufen auch bestimmt für die Betroffenen. Ihr LmaA-Denken führt doch dazu, dass die Landwirtschaft immer industrieller wird, bis hin zu Massentierhaltung die niemand will. Diese Verlogenheit geht mir als Bauer auf den Senkel. Satt und unzufrieden – Sie sind ein gutes Beispiel. Und haben mein Buch noch nicht gelesen.

  6. Dem Dilemma mit der Unvereinbarkeit der Produktionsbedingungen und der quantitativen Marktnachfrage ist nicht nur die Landwirtschaft ausgesetzt, aber diese ganz besonders.
    Aber überall dort, wo Gülle grundsätzlich als giftig und Nitrat als Hexenwerk betrachtet wird, haben sich Anstand und Kompetenz schon längst verabschiedet, sofern sie jemals überhaupt zu Gast waren.

    Wenn in der EU ein Mitgliedsland besondere Auflagen mit entsprechend teurer Produktion oder geringeren Erlösen macht, dann ist es die erste Regel der Fairness, dieses administrative Handicap finanziell auszugleichen.
    Ansonsten sind die Märkte verfälscht und lesen anhand marktfremder Kriterien aus, sofern man dem Wettbewerb eine Steuerungsfunktion zubilligt.

    Versorgungssicherheit wird gemeinhin als gegeben erachtet, wenn man mit den Geldscheinen stärker als andere Konsumenten winken kann.
    Dabei steht und fällt diese real aber damit, ob und wie das kaufmännische Kalkül in die Praxis implimentiert werden kann und damit Produktion stattfindet oder nicht.
    Notreserven für wirklich schlechte Zeiten sind für Händler am Markt ein Vanbanque-Spiel und gehören deshalb volkswirtschaftlich nicht über den Markt gelöst, sondern administrativ gesellschaftlich, wobei natürlich das kaufmännische Kalkül zu beachten ist.

    Nicht lagerbare Ernteüberschüsse, zu deren Erwerb vielen Konsumenten die notwendige Kaufkraft fehlt, könnten mit heutigen Techniken, Informstions- und Kommunikationsmitteln auch anders finanziert werden, ohne dass dies eine Belastung für die Zukunft darstellen müsste.

    Man könnte Märkte auch so regulieren, dass sie das Investitionskalkül befördern und die Jagd auf das neue Jahr schnelle Geld durch Spekulation erschweren würden. Volatilität in erratischen Formen ist dabei ein Zeichen dafür, dass es nicht klappt.
    Man könnte kurzum vieles tun, um den status quo zu verbessern.

    Manchen kann man es dabei aber niemals recht machen.
    Und darunter sind sowohl Landwirte und Verbraucher, als auch Mitbürger und Lobbyisten zu finden.

    1. @ Luck
      „Notreserven für wirklich schlechte Zeiten sind für Händler am Markt ein Vanbanque-Spiel und gehören deshalb volkswirtschaftlich nicht über den Markt gelöst, sondern administrativ gesellschaftlich, wobei natürlich das kaufmännische Kalkül zu beachten ist.“
      Ich kann mich an die Zeiten einer staatlichen Notfallwirtschaft noch mit Bezug auf den Butterpreis erinnern. Regelmäßig wurden die staatlichen Vorräte umgewälzt und es gab aus der Entlagerung billige, alte aber noch nicht ranzige Butter, die von meiner Mutter sehr gerne zum Backen genommen wurde.
      Erstmals wurde in der Kuba-Krise zu einer individuellen Vorratsbewirtschaftung aufgerufen. Irgendwann wurde der Vorrat vergessen, im Rahmen eines erneuten Umzugs entdeckt und samt seinem Container weggeworfen.
      „Manchen kann man es dabei aber niemals recht machen.
      Und darunter sind sowohl Landwirte und Verbraucher, als auch Mitbürger und Lobbyisten zu finden.“ Danke für diesen wichtigen Hinweis darauf, dass es 100-%-ige Lösungen nicht gibt. Die Politik betreibt das Geschäft der Konzerne, indem sie vorgibt, sie erfülle diese Aufgabe, weil sie kein Interesse an autonomen Entscheidungen ihrer Bevölkerung hat. Weder beim Impfen, noch bei der Vorratshaltung. Vielleicht stehen uns Zeiten bevor, in denen das Einmachen verboten wird, weil wir dadurch individuell die jahreszeitlichen Preisschwankungen abgefangen werden, es sich also um einen subversiven Akt handelt.

  7. Bei einer Jugend, die noch nicht einmal versteht (weil es ihnen niemand erklärt und sie es nicht gelernt haben und verhindert wird, durch zahlreiche „Influenzer“, dass sie es lernen), dass das CO2 in der Luft der Grundstoff für uns und unsere Nahrung, also unser Leben ist, erhält jemand der Nahrung produziert keine Achtung. Kein Wunder. Die denken doch, dass Nahrung von Nestle und Kellog’s kommt und von denen „CO2-neutral“ herbeigezaubrt werden würde.
    Das Dilemma dazu ist noch, dass wir tatsächlich etwas ändern müssen – aber nicht das, was Zig-Milliardäre und Großkonzerne behaupten.
    Die heutige „aktivistische“ Jugend ist die „5. Kolonne“ von Davos, sind WEF-Jünger reinsten Wassers – und halten sich für aufmüpfig und rebellisch. Dabei arbeiten sie für die Agenda seniler Kreise und kranker Irrer.

  8. Das Märchen von der anthropogenen Klimaerwärmung wurde von den „Eliten“(*) ersonnen, um die Menschheit auszubeuten und zu unterdrücken. Die Klimalüge – „Green Deal“ – ist hauptsächlich ein gigantisches Geldumverteilungssystem. – Nur das Wetter existiert konkret. Das Klima ist ein alter, modellierter Datensatz auf Festplatten. Das Klima ist vom Wetter abstrahiert und es wird von Menschen ständig modelliert! – Zur Zeit des Kambriums gab es CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre, die 6000ppm übertrafen! Heutzutage jammern die Grünen über völlig lächerliche 400ppm. Seriöse Wissenschaftler werden mundtot gemacht, wenn sie Argumente gegen die Lügen der Grünen vorbringen wollen. Dem autistischen Mädchen Greta Thunberg , welches von sich behauptet, CO2-Moleküle sehen zu können, wird Glauben geschenkt.
    (*) UNO/WHO (Agenda 21 und Agenda 2030, Green Deal), WEF (World Economic Forum, Davos), Club of Rome …

    Auszug aus Merkels Davoser Transformationsrede vom 23. Januar 2020:

    „Meine Damen und Herren,
    vor allem aber sehr geehrter Herr Prof. Schwab, (…)

    Wenn wir auf Deutschland blicken, das Land, das ich hier vertrete, dann können wir nach 30 Jahren Deutscher Einheit sagen: Wir sind in einer Situation, in der es uns vergleichsweise gut geht. Wir hatten noch nie so wenige Arbeitslose. Wir geben viel Geld für Forschung und Entwicklung aus. Wir haben unsere Investitionen gesteigert. Aber das alles spiegelt ja nicht das wider, was uns in den nächsten 30 Jahren gelingen muss. Denn der Auftrag, bei einer Erderwärmung von weniger als 1,5 Grad gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung zu bleiben, bedeutet ja zum Beispiel für uns in Europa nicht mehr und nicht weniger, als dass wir bis 2050 klimaneutral sein müssen.

    Klimaneutralität – die allermeisten Länder der Europäischen Union haben sich dazu verpflichtet. Die Kommissionspräsidentin war gestern hier und hat Ihnen den „Green Deal“ vorgestellt. Europa will der erste Kontinent sein, der CO2-frei, also emissionsfrei, lebt. Aber, meine Damen und Herren, das sind natürlich Transformationen von gigantischem, historischem Ausmaß. Diese Transformation bedeutet im Grunde, die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns im Industriezeitalter angewöhnt haben, in den nächsten 30 Jahren zu verlassen – die ersten Schritte sind wir schon gegangen – und zu völlig neuen Wertschöpfungsformen zu kommen, die natürlich auch wieder eine industrielle Produktion enthalten und die vor allem durch die Digitalisierung verändert worden sind. Wir haben ja eine zweite Riesentransformation zu bewältigen. Und wir hoffen, dass sich die Transformation zur CO2-Emissionsfreiheit mit der Digitalisierung verstärken wird und die Digitalisierung das erleichtern kann. (…)“

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