
Bisher konnte die Volksrepublik die Auswirkungen der Trumpschen Zölle sehr gut meistern. Exporte und Wirtschaftswachstum stiegen. Dennoch gibt es auch hausgemachte Probleme wie die nachlassende Ertragskraft der chinesischen Wirtschaft. Eine neue Politik soll abhelfen.
Chinas Unternehmen, ob private oder staatliche, können ihre wirtschaftliche Tätigkeit weitgehend frei von staatlichen Eingriffen ausüben. Das ist anders als westliche Medien immer wieder bemüht sind dazustellen. Größtenteils sind die Vorschriften und Regulierung durch den chinesischen Staat wesentlich geringer als im Westen. Im Gegensatz zu Brüssel schreibt keine Behörde vor, wie groß und krumm Gurken sein dürfen. Staat und Partei greifen erst ein, wenn das Handeln der Unternehmen zu Entwicklungen führt, die nicht im gesellschaftlichen Interesse sind.
Wirtschaftliche Freiheit schafft Überkapazitäten
Diese Eingriffe werden oftmals in westlichen Medien zu Skandalen aufgebauscht, ohne die Überlegungen darzustellen, die zu diesen Entscheidungen führten. Als der große chinesische Immobilienentwickler Evergrande strauchelte, war sofort die Rede von verfehlter Wirtschaftspolitik. Die Partei hatte den Zugang zu weiteren Krediten verbaut. Nach Xi Jinpings Worten vertrat sie den Standpunkt: „Häuser sind zum Wohnen da, nicht zur Spekulation“(1).
Das bedeutet aber nicht, dass westliche Kritik immer nur auf Missgunst zurück zu führen ist. China ist sich über die Schwächen der eigenen Wirtschaft weitgehend im Klaren. Die überschüssigen Produktionskapazitäten im eigenen Land beeinträchtigen die Ertragskraft der Wirtschaft. Man weiß auch, dass dafür nicht alleine die amerikanische Zollpolitik verantwortlich ist. Sie sind aber auch nicht das Ergebnis einer von der Partei diktierten Wirtschaftspolitik, deren Ziel es sein soll, westliche Unternehmen auf dem Weltmarkt auszustechen.
Vielmehr ist die Entstehung der Überkapazitäten gerade weitgehend auf die freie unternehmerische Betätigung der chinesischen Wirtschaft zurückzuführen. Das enorme Wachstum aufstrebender Industrien mit ihren fortschrittlichen Technologien bescherten den Städten, in denen sie angesiedelt waren, willkommene Einnahmen. Andere Städte oder Regionen zogen rasch nach und förderten den Aufbau jener erfolgreichen Industrien in ihrem Zuständigkeitsbereich. „Der wiederholte Bau ähnlicher Industrieparks hat zu einer enormen Produktionsmenge und schließlich zu Überkapazitäten geführt“(2). Von staatlicher Gängelung kann da keine Rede sein.
So lange der Weltmarkt für Solarpaneele beispielsweise wuchs, wuchsen auch Produktionsanlagen in China. In etlichen Städten entstanden ganze Zentren für Solartechnik. In anderen wurde die Autoproduktion, in den Hafenstädten der Schiffsbau massiv entwickelt oder unterstützt. Dabei handelt es sich um nichts anderes als um Standortentwicklung, so wie in Magdeburg die Ansiedlung von Intel oder in Schleswig-Holstein der Bau einer Batteriefabrik von Northvolt mit Milliarden an Zuschüssen, Subventionen und Bürgschaften gefördert wurde. Man erhoffte sich davon Wachstum an Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und Wirtschaftskraft genauso wie in China auch.
Nachlassende Ertragskraft
Im Jahre 2014 war in China die Initiative „Made in China 2025“ als Strategie für die eigene Wirtschaftsentwicklung ausgegeben worden. Es sollten mehr produziert und der Inlandsmarkt verstärkt mit chinesischen Produkten versorgt werden. China wollte nicht mehr nur Werkbank der Welt für billige Waren sein, sondern unabhängiger von westlichen Technologien werden und technologisch in die Weltspitze aufsteigen.
Das ist in vielen Bereichen gelungen, und dort, wo man am Weltmarkt erfolgreich war, fanden sich viele Nachahmer in China, die auf diesen Zug aufspringen wollten. Derzeit erlebt das Land eine Gründerwelle bei den Herstellern von Elektroautos. Mehr als hundert Unternehmen bieten ihre Fahrzeuge an. Viele von ihnen kämpfen ums Überleben, unterbieten sich in Rabattschlachten und werfen ihre Modelle mit Verlusten auf den Markt. Ähnliche Verhältnisse herrschen auch auf anderen Märkten wie dem Bereich Solartechnik, aber auch den großen E-Commerce-Plattformen.
Das wirkt sich aus auf die Ertragskraft der Unternehmen, sie erwirtschaften weniger Gewinn. Aufgrund der fallenden Preise für Industriegüter „sanken die Gewinne mittlerer und großer Industrieunternehmen im Mai [2025] im Jahresvergleich um 9,1 % – der niedrigste Stand seit November letzten Jahres“(3). Damit waren deren Gewinne in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 1,1 % niedriger als im Vorjahr.
Im gesamten Jahr 2024 hatte der Verbraucherpreisindex nur um 0,2 % zugelegt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren waren die Erzeugerpreise negativ gewesen. Sinkende Gewinne in den Unternehmen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Wohlstand. Die Ertragskraft der chinesischen Wirtschaft lässt nach. So angenehm für den Verbraucher die sinkenden Preise sind, für die Wirtschaft insgesamt sind sie schädlich, wenn sie Ergebnis einer nachlassenden Produktivität sind.
Diese Preisentwicklung ist vordergründig auf eine mangelnde Nachfrage zurückzuführen beziehungsweise auf eine Nachfrage, die niedriger ist als die Produktionskapazitäten. Die chinesische Bevölkerung ist nicht arm, sie verfügt mit etwa 42,49 % des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) über eine der höchsten Sparquoten der Welt. Der weltweite Durchschnitt lag 2023 bei circa 23,02 %. Die Kaufzurückhaltung ist also nicht auf mangelndes Einkommen zurückführen. Vielmehr bedeutet sie, dass auf dem derzeitigen Preisniveau die Bedürfnisse der chinesischen Bevölkerung weitgehend gedeckt sind. Es bestehen keine weiteren Kaufanreize.
Verbesserung des Lebensstandards
Um neue Käuferkreise anzusprechen, müssten die Preise sinken. Das aber will man gerade verhindern, würde es doch Ertragskraft der Unternehmen noch weiter belasten. Statt schädlichen Preisverfall zugunsten von Konsumwachstum zuzulassen, senkte der Staat die Preise künstlich, indem er Käufe bezuschusste. Die chinesische Regierung legte ein Programm in Höhe von 300 Milliarden Yuan (rund 41,6 Milliarden US-Dollar) zur Förderung des Konsums auf. Der Kauf neuer Haushaltsartikel wie Kühlschränke, Waschmaschinen und ähnliches, was im Alltag der meisten Menschen gebraucht wird, wurde bezuschusst, wenn dafür alte Geräte entsorgt wurden.
Damit nicht genug wurde weiteres Programm aufgelegt, bei dem der Staat bei Konsumentenkrediten von über 50.000 Yuan (etwa 6.000 Euro) hinaus einen Teil der Zinskosten in Höhe von einem Prozentpunkt übernimmt. Das gilt für „Autokauf, Altenpflege und Geburt, Bildung und Ausbildung, Kulturtourismus, Hausrenovierung, elektronische Produkte und Gesundheitswesen“(4). Der Einzelhandelsumsatz bei Konsumgütern stieg auf Grund dieser Programme im ersten Halbjahr 2025 um 5 % und der für Dienstleistungen sogar um 5,3 % gegenüber dem Vorjahr. Durch die Zuschüsse flossen Gelder in den Wirtschaftskreislauf, die sonst auf den Konten der Verbraucher zurückgehalten worden wären.
Ein Prozentpunkt hört sich wenig an. Aber man erwartet, dass die staatlichen Zuschüsse „Billionen Yuan an Verbraucherausgaben freisetzen“(5). Die Fördermaßnahmen sollten nicht nur die Situation der Unternehmen, sondern auch „den Lebensstandard verbessern“(6). Bemerkenswert ist hierbei besonders die Schwerpunktverlagerung der chinesischen Politik. Dienten frühere Subventionen in erster Linie Investitionen und der Ausweitung des Angebots, so geht es jetzt um die Hebung der Nachfrage und des Lebensstandards.
Den Markt entwickeln
Neben der finanziellen Förderung der Bürger zur Steigerung von Konsum und Lebensstandard sollen administrative und politische Entscheidungen die nachlassende Ertragskraft stoppen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vereinheitlichung des chinesischen Marktes. Er verfügt allein aufgrund seiner Größe über ein gewaltiges Wirtschaftspotenzial. Um dessen Vorteile zu heben, will die chinesische Führung „den lokalen Protektionismus energisch abbauen, Marktmonopolisierungen umgehend verhindern und eindämmen sowie einen einheitlichen nationalen Markt erhalten und weiterentwickeln“(7).
Mit lokalem Protektionismus sind die unterschiedlichen Verordnungen und Förderungen durch Gemeinden und Provinzen gemeint. Sie verursachen unnötige Kosten durch bürokratischen Aufwand und können zudem zu einer Benachteiligung von Unternehmen führen, die nicht zu diesem Verwaltungsbereich gehören. Im gesamten Land sollen mit gleichen Vorschriften und Maßnahmen gleiche Marktbedingungen gelten, um die Zersplitterung des Marktes zugunsten eines einheitlichen nationalen Marktes zu beseitigen.
Das größte Hindernis für eine positive Entwicklung der Unternehmenserträge liegt aber in der Konkurrenz der Unternehmen untereinander selbst. Sie liefern sich Rabattschlachten und versuchen durch unlauteren Wettbewerb, sich gegenseitig aus dem Markt zu drängen. Gegen diese Versuche einer Monopol-Bildung will die politische Führung mit dem Mittel des Preisrechts energisch vorgehen, nachdem Appelle nicht gefruchtet haben. Dieses besteht in seiner derzeitigen Form seit 1998. Es wird den neuen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht mehr gerecht.
Damals erfolgte die Preisgestaltung noch weitgehend durch die Entscheidung von Menschen. Inzwischen aber haben besonders bei großen Unternehmen Algorithmen die Preisgestaltung übernommen. Die Überarbeitung des Preisrechts zielt nun darauf ab, „den erbitterten Preiskrieg, die Diskriminierung durch Algorithmen und andere unfaire Marktpraktiken“(8) zu beenden. Strengere und klarere Regeln gegen Kampfpreise sollen aufgestellt werden, um Verkäufe unter den Herstellungskosten zu unterbinden.
Die ausufernde Konkurrenz der e-Commerce-Plattformen soll eingeschränkt werden, die mit Kampfpreisen Wettbewerber vom Markt verdrängen wollen. Die Plattformen sollen künftig, „andere Betreiber nicht zwingen dürfen, Preise unter dem Selbstkostenpreis anzubieten“(9). Diese wirtschaftliche Entwicklung, in China als Involution bezeichnet, schadet nicht nur den Unternehmen selbst, sondern auch dem Einkommenszuwachs der Haushalte, insbesondere bei Gering- und Mittelverdienern. Denn sie schmälert die Gewinnmargen, treibt Unternehmen in die Verlustzone und gefährdet damit Arbeitsplätze.
Neue Regeln
All das sind Maßnahmen, die auch Bürger und Regierungen im politischen Westen gutheißen würden – in der Theorie. Doch solche Eingriffe in die private Verfügungsgewalt über Produktionsmittel und in die Preisgestaltung der Wirtschaft sind in der im Westen herrschenden Gesellschaftsordnung unzulässig, selbst wenn die wirtschaftliche Stabilität bedroht ist. Der Staat kann nur die Schäden der Ordnung ausbügeln. Sie im Vorhinein zu vermeiden, ist für ihn weitgehend ausgeschlossen, soweit solche Eingriffe nicht mit Zustimmung der Unternehmen erfolgen. Darin drückt sich die Herrschaft der herrschenden Klasse aus.
Auch die chinesische Regierung setzt ihre Maßnahmen nicht diktatorisch durch. Das ist auch nicht mehr nötig, weil Kapitalbesitzer und Unternehmer nicht mehr die herrschende Klasse darstellen. Sie beugen sich den Entscheidungen von Partei und Regierung. Zudem haben sie auch die Erfahrung gemacht, dass sie damit ganz gut fahren. Wie auch der Adel sich der Herrschaft des siegreichen Bürgertums unterworfen hatte und damit letztlich nicht schlecht lebte, so hat sich auch in China das Kapital der Herrschaft eines Staates unterworfen, der von einer kommunistischen Partei geleitet wird, und lebt damit nicht schlecht.
Das aber genügt nicht, um das Problem der Überkapazitäten zu lösen. In ihnen haben unlauterer Wettbewerb, Versuche der Monopolbildung und die ruinösen Preiskämpfe ihren Ursprung. Es müssen praktische Lösungen gefunden werden. Eine besteht darin, dass die Preisüberwachung der Nationalen Reform Kommission (NDRC) festgelegt hat, dass Betreiber von Plattformen „keine Daten, Algorithmen, Technologien oder Regeln verwenden dürfen, um unfaire Preisgestaltung zu betreiben“.(10)
Chinas Führung verstärkt die Kontrolle über den Wettbewerb und ordnet ihn neu. Sie strebt die Schaffung eines Marktes an, der Qualität und Innovation belohnt und gleichzeitig eine gesündere und nachhaltigere industrielle Entwicklung fördert. Es geht nicht nur darum, den Verdrängungswettbewerb zu bekämpfen, sondern stattdessen Unternehmen bei der Verbesserung der Produktqualität anzuleiten. Denn es ist nichts damit gewonnen, wenn die Preise stabil bleiben auf Kosten der Produktqualität. Es geht um eine umfassende Modernisierung der Marktregulierung in China.
Beides, Steigerung der Produktqualität bei gleichzeitiger Erhöhung der Ertragskraft, soll erreicht werden durch den geordneten Abbau veralteter Produktionskapazitäten. Unter Verwendung künstlicher Intelligenz sollen modernere Anlagen aufgebaut werden, die die Effizient der Produktion steigern und damit den Ertrag. Ziel ist die Förderung von qualitativ hochwertigem Wachstum. Das ist der neue Entwicklungsplan für die chinesische Wirtschaft. Das verstehen die Chinesen als sozialistische Modernisierung.
Fußnoten
(1) https://en.wikipedia.org/wiki/Houses_are_for_living%2C_not_for_speculation?utm_source=chatgpt.com
(8, 9, 10) Chinanews (ecsn) vom 1.9.2025: Überarbeitung des Preisrechts zur Gewährleistung fairen Wettbewerbs)
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.
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China ist ja weit weg, die Probleme im eigenen Land (wobei eigenes Land schon irreführend ist weil es ja nur wenigen Leuten gehört ) will man nicht angehen und so kümmert man sich lieber um die Probleme die weit entfernt und doch so nah sind.
@ Otto0815
Das sehe ich auch so. Aber, selbst wenn hier der Wille vorhanden wäre, ist das fachlich unqualifizierte, bornierte Politikergesocks, eingespannt in ein durch und durch korruptes System, kaum in der Lage konstruktive Lösungen anzubieten, geschweige denn, dass die dazu nötigen Umsetzungskompetenzen vorhanden sind.
„China ist ja weit weg“
Vielleicht meint der Autor ja, dass man hier in Deutschland (und im Westen generell) von China lernen kann. Dann ist es doch gut zu wissen, wie die es machen.
Lernen sollte man im Westen von den Chinesen als Erstes den Umgang
mit korrupten Politikern. In China legen diese Politiker nicht einfach ihr Amt
nieder wenn sie erwischt werden und können sich dann auch nicht mit einer
trotzdem gezahlten Pension noch ein schönes Leben machen. In China werden
korrupte Politiker abgeurteilt. Wenn sie Pech haben, gehen sie in den Knast,
wenn sie Glück haben, werden sie mit Gnickschuss hingerichtet. Die Kugel
wird den Hinterbliebenen berechnet. Als ehemaliger Politiker, der das Volk
beschissen hat, hat man es im Knast gar nicht gut.
Danke garno und exakt das ist der Gedanke hinter der Agitprop. Klaus befand ja auch, daß China Modell ist. Toll oder:
China und der ‚Great Reset‘
Wie die Kommunistische Partei Chinas und westliche Tech-Globalisten der Welt einen Lockdown verkauften
Aya Velázquez
Nov. 28, 2020
Vom 20.-24. Januar 2020 tagte das 50. World Economic Forum (WEF) in Davos. Zur gleichen Zeit, am 23. Januar, verhängte China den ersten Lockdown in der Geschichte der Menschheit, und die globale Berichterstattungslawine über Corona begann. Nur wenige Tage später lobte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus Chinas Weg bereits als „richtungsweisend“. In den kommenden Monaten kopierten fast sämtliche Länder der Erde China. Derweilen freute sich Klaus Schwab, Vorsitzender des WEF, über die einmalige Gelegenheit für einen „Great Reset“, den er Anfang Juni in Davos vor der Weltöffentlichkeit aus der Tasche zauberte. Jeder weitere Tag Lockdown bringt Big Tech, Big Pharma und Big Money sagenhafte Gewinne. Über Zufälle und Interessenkonvergenzen im 21. Jahrhundert.
https://www.velazquez.press/p/china-und-der-great-reset
Mal von dem ganzen technischen Schnick-Schnack KI-Überwachungs-bewaffnete Roboter zur Bevölkerungskontrolle-wir schalten euch die App auf rot-etc. mal abgesehen. Was kann man hier lernen was man sonst nicht weiß? Wir verkaufen unsere Arbeiterschaft an ausländische Ausbeuter und machen uns dabei auch die Taschen voll.
Während in China die Nachfrage gefördert werden soll, versuchen bei uns die ewig gleichen das ewig gleiche, nämlich dem Angebot weiter das Fett mit der Spritze in den Hintern zu blasen, selbst wenn die Nachfrage komplett verschwunden ist, oder die Maßnahmen, die zur Finanzierung dieses Verhaltens nötig sind, die (Binnen)Nachfrage noch weiter beschädigen. Und diese Kreise besitzen die Frechheit, das auch noch „Wirtschaftskompetenz“ zu nennen.
Danke für diesen Bericht.
Ich bin jemand, der dem Sozialismus den Vorzug gibt. Die Staaten, die lieber sozialistische als naturwüchsig gesteuerte sein wollten, gibt es tatsächlich nicht mehr, bis auf letzte Reste in Kuba und Nordkorea, auch die könnten morgen schon Geschichte sein.
Das große China macht derweil eine Politik, die Leuten, welche darin nach weitertreibenden Momenten der marxistischen Tradition suchen (auch für mich ist diese Politik der sprichwörtliche Tanz auf der Rasierklinge), oft Denkschwierigkeiten bereitet. Ich halte mich dabei an den marxistischen Historiker und Genossen Gossweiler der offen bekannte:
„Ich habe bei allen taktisch-strategisch-wirtschaftlichen Erwägungen durchaus die Hoffnung, „dass es wenigstens dem chinesischen Volk gelingt, dem vereinten Ansturm des Imperialismus und der Revisionisten standzuhalten.“
In diesem Sinne blicke auch ich positiv in die Zukunft.
Was ist mit Eritrea, probieren die nicht auch einen eigenen Weg?
Vertreter aus Eritrea waren 2024 bei der RLK zu Gast, die Infos von denen fand ich wirklich spannend.
Aber es ist eben auch sehr klein leider, trotzdem sollte man Eritrea nicht vergessen.
Rot Front!
@cyclist01:
Du hast recht. Eritrea habe ich nicht auf dem Schirm. Ich werde mich belesen und Informationen einholen.
wie händelt China das eigentlich mit dem „Elektro-Schrott“?
Waschmaschinen, Kühlschränke, Mikrowellen, Autos…….wo werden die entsorgt? Gibt es eine Industrie dafür, Recycling?
EUropa hat seinen Schrott ja erfolgreich in der Dritten Welt abgeliefert, was allerdings
heute auch nicht mehr so ohne weiteres geht, trotzdem landen PC und ähnliches immer noch auf den Halden, zusammen neuerdings mit Textilwaren…..!
@Rubis
Tibet und die dortigen menschenleeren, tiefen Schluchten sind verkehrstechnisch, selbst mit Eisenbahnen, anscheinend ganz ordentlich erschlossen. Potentionelle Wertstoffendlager, wie schon irgendwo, irgendwann beschrieben. Soll niemand behaupten, die chinesischen Gschaftlhuber würden nicht zukunftsorientiert vorausschauend handeln. (Ironie).
Es wundert mich dass du das fragst, die Sachen gehen natürlich nach Russland, und die Russen setzen die fliegenden Waschmaschinen in der Ukraine ein.
Wie war das vor 10, 15 Jahren? Westliches Kapital floss in Strömen nach China. Was sollten die Chinesen damit machen? Unter anderem haben sie diese großen Städte gebaut, die nun zum Teil leerstehen. Kein Drama. Vielleicht wurden die Beziehungen zu China deswegen so verschlechtert, um diesen Kapitalabfluss zu stoppen? Jedenfalls ist der Leerstand so groß, dass sie dort alle Deutschen unterbringen könnten. Ich muss mich hier ja langsam nsach einem Asyl umsehen. Vielleicht nehmen sie mich.
Privatwirtschaft ist erlaubt, aber die Auswüchse des Neoliberalismus wurden vermieden. Das wäre eine interessante Option für die Linkspartei, sich dort umzusehen und etwas abzugucken. Kann man alles machen, ohne mit dem Grundgesetz zu kollidieren. es scheitert daran, dass sich die Linkspartei nicht traut. Und dass sie die Chance nicht begreift.
Für Politiker der Linkspartei wie auch für die der Grünen und der SPD wäre China
nicht der geeignete Lebensort. In China muß man arbeiten!
Welche „Auswüchse des Neoliberalismus“ wurden denn in China vermieden?
China hat US-Staatsanleihen benutzt umd die Auswirkungen der Weltfinanzkrise ab 2007 auf China zu minimieren. Es wurden ausländische Firmen beauftragt ganze Städte aus den Boden zu stampfen oder die Infrastruktur zu verbessern bzw auch kulturelle und andere Dinge (Bau von Stadien, Theatern usw) wurden auf die Art und Weise „angeleiert“. Da US-Staatsanleihen praktisch wie richtige US-Dollars funktionieren kamen die westlichen Baukonzerne gerne und China wurde einen Teil der US-Staatsanleihen los. Außerdem bekam eine top-moderne Infrastruktur, natürlich oft am Bedarf vorbei, und die Crashs chinesischer Banken und Inmobilenfonds die es natürlich auch gab verliefen erheblich geräuschloser als im Westen, ein Lehman-Moment blieb da aus.
In Deutschland wurden mit gepumpten Geld vor allem Banken gerettet und Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie z.B. die Postbank der Deutschen Bank hinterhergeschmissen (auch wenn der Rentenservice der die Auszahlungen aller Renten vornimmt bei der Deutschen Post verblieb). Um Infrastruktur und Wohnungen muß sich zusätzlich gekümmert werden, falls vom Kriegssonder“vermögen“ was übrig bleibt.
Yurop könnte ne Menge von China lernen, ….. wenn es denn dürfte.
KOBA heute 10:04 Uhr
„Das große China macht derweil eine Politik, die Leuten, welche darin nach weitertreibenden Momenten der marxistischen Tradition suchen (…), oft Denkschwierigkeiten bereitet.
DAs kann ich gut verstehen, wenn man aus der westlichen Tradition des Marxismus kommt. Wir im Westen sind geprägt durch einen Seminarmarxismus. Man möge mir diesen Ausdruck verzeihen, aber im Moment habe ich keinen besseren. Das westliche Marxismusbild hat sich vor allem durch die intellektuelle Auseinandersetzung besonders seit dem Ende des sowjetischen Sozialismus gebildet. In der Abgeschiedenheit der Elfenbeintürme wurden die Sichtweisen des Marxismus durch immer weitere intellektuelle Drehungen in den Hirnwindungen sogenannter wissenschaftlicher Mitarbeiter in immer höhere Abstraktionen destilliert. Das ist vergleichbar mit der Homöopathie: Aus der eigentlichen Substanz wird durch VErdünnung immer mehr Geistiges geschaffen. Diese Verdünnung in den Seminaren besteht aus dem Hinzusetzen neuer Denkspiralen.
Die Substanz aber ist die praktische politische Arbeit: Die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entwicklungen, der offene GEdankenaustausch und vor allem der Versuch, gesellschaftlichen Einfluss gewinnen zu wollen. DAs ist besonders bei uns im Westen schwieriger geworden seit dem Untergang des sowjetischen Sozialismus, ist teilweise auch ganz eingestellt worden. Stattdessen haben sich viele sogenannte Linke damit aus der Affäre gezogen, dass mit den Deutschen nichts anzufangen sei (wobei sie selbst auch Deutsche sind) oder ähnlich herablassende Sichtweisen, die eines verdecken sollen: Man ist selbst nicht in der Lage, die Vorgänge in der GEsellschaft zu verstehen, geschweige denn Sichtweisen zu entwickeln, die die Vorgänge verständlich machen. Noch weniger aber ist man bereit, das Entscheidende wahrhaben zu wollen. DAs Entscheidende ist, dass die beherrschte Klasse sich eine eigene Organisation zu ihrer eigenen Befreiung schaffen muss. Das aber ist gerade den Seminarmarxisten eine furchtbare Vorstellung: Die eigene Individualität aufgeben zu müssen, nicht das Führungspersonal zu stellen sondernsich einordnen zu müssen in einer Klasse, die nach ihrer Vorstellungwelt aus SChlafschafen und Bildzeitungslesern besteht.
All das aber haben China und seine Kommunistische Partei längst hinter sich gelassen. Sie haben eine Praxis in ihrem Marxismus. Sie müssen nicht die Theorien der Urväter um- und umwälzen, um sich eine marxistische Praxis einzureden. Die Chinesen haben eine eigene marxistische Praxis entwickelt im Umgang mit den tagtäglichen Problemen, im Umgang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung und den Herausforderungen der Weltpolitik. Während viele westliche Marxisten in allem, was geschieht, das Treiben irgendwelcher Eliten und Tiefer Staaten zu sehen glauben, ganz allgemein des Kapitals, so haben die Chinesen die Klasse der Kapitalisten längst ihrer politischen Macht enthoben. Der chinesische Marxismus hat sich, gestützt auf die ERkenntnisse der marxistischen Väter, längst über deren Theorien weiterentwickelt hin zu einer marxistischen Praxis in der Führung einer Gesellschaft. Damit sind sie sehr erfolgreich, dank der Lehren der Vorfahren und deren Erkenntnisse, die sie selbst nun als herrschende Klasse in ihrer eigenen GEsellschaft in praktische Politik umsetzen – in ihrem eigenen Klasseninteresse.
Das aber können viele westliche Seminiarmarxisten nicht verstehen, die weiterhin festkleben an den Lehren der Urväter. Entscheidend ist nicht, die Lehren von Marx und anderen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit herunterbeten zu können und mit entsprechenden Zitaten Rechthaberei zu betreiben. Ich denke, viele wollen auch nicht mehr, damit ihnen nicht ihre Besonderheit verloren, das GEfühl der Überlegenheit, das sie mit den westliche Eliten teilen, die sie doch sonst so gerne angreifen ujnd kritisieren. Viele sind Fleisch von gleichen Fleische, auch wenn sie sich ihr Revoluzzermäntelchen umlegen. DAs ist aber schnell wieder abgelegt, wenn es mit Vorteilen verbunden ist. Und von den ganzen marxistischen Lehren in den marxistischen Seminaren ist dann wenig geblieben, außer vielleicht ein paar scharfen Kommentaren zur Selbstdarstellung bei overton und ähnlichen.
Ich empfehle mal das hier
Chinas gelenkte Marktwirtschaft
Wie konnte es eines der ärmsten Länder der Welt schaffen, zum globalen Treiber der Innovation zu werden?
14. Oktober 2025 | 19 Uhr
Online-Veranstaltung
Als sich China in den 1970er Jahren entschloss, seinen wirtschaftspolitischen Kurs zu ändern, wurden viele westliche Ökonomen eingeladen, um ihre Reformvorschläge zu präsentieren. Die Chinesen hörten sich das alles an und gingen dann ihren eigenen Weg. Rainer Land wird in seinem Vortrag darlegen, wie dieses Modell so erfolgreich sein konnte und dabei zeigen, dass sich die Entwicklung und Innovationskraft Chinas am besten mit der Theorie des Ökonomen Joseph Schumpeter beschreiben lässt. Natürlich nicht ohne die Frage zu diskutieren, ob wir etwas von China lernen können.
https://www.freiburger-diskurse.de/veranstaltungen/chinas-gelenkte-marktwirtschaft.html#c151
Für mich ist die Sache klar: Der Westen wird von China lernen müssen, will er nicht immer weiter ins Abseits geraten. Die Strategie der USA, China Knüppel vor die Beine zu werfen, dürfte sich gegen die USA selbst richten, da es China motiviert souveräner und autarker zu werden. Das Gleiche gilt für die Methode des Westens, Unfähigkeit mit Hybris ausgleichen zu wollen. Da fällt man mit Sicherheit auf die Fresse.
Die Gesamtverschuldung Chinas lag nach TSF (Total Social Financing) im Sommer bei etwa 60 Billionen USD, also ungefähr bei 300% des BIP, die Staatsverschuldung bei etwa 90% (ohne „versteckte“ Schulden), was einer Verdoppelung in den letzten 10 Jahren entspricht.
Obwohl enorme Schulden in die Wirtschaft gepumpt werden, sehen wir Stagnation in einer rasant alternden Gesellschaft. Gut für uns ist, dass der Anteil der Auslandschulden Chinas relativ gering ist. Im Angesicht der nächsten Finanzkrise stehen uns spannende Zeiten bevor.
Die chinesische Stagnation wünscht sich hierzulande so mancher.
Es werden auch keine Schulden in die Wirtschaft gepumpt sondern Kapital in Form von Krediten. SChulden kann man nirgendwo reinpumpen, das ist Denken aus den Elfenbeintürmen.
Wie kommen Sie auf eine Gesamtverschuldung von 300% des BIP? Könnten Sie das mal genauer darstellen? Und worin sehen Sie versteckte Schulden?
Darüber hinaus: Was wollen Sie denn mit der Betonung der SChulden ausdrücken? Dass China NICHT floriert?