Pflegenotstand wie gehabt

Patient im Krankenbett
Quelle: Pixabay

Deutschland plündert im Ausland lieber den Pflegemarkt, als hier durch Schaffung besserer Arbeitsbedingungen Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern.

Befragungen unter ausgestiegenen Pflegekräften ergaben in letzter Zeit immer wieder, dass die Hälfte von ihnen in ihren angestammten Beruf zurückkehren würde, wenn sie mit verträglichen Arbeitszeiten, Wertschätzung, Respekt und einer angemessenen Vergütung rechnen könnten. Was ist davon verwirklicht worden? Mehr als eine kärgliche Corona-Einmalzahlung für Wenige ist nicht herausgekommen. Ach halt, ich vergaß: Es gab außerdem auch noch sehr viel Beifall, sogar stehende Ovationen der Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Das war’s dann aber auch.

Statt sich mit einer grundsätzlichen Reform und Neuorientierung des Pflegeberufes zu befassen, bleibt das Problem seit Jahrzehnten ungelöst. Daher reist man in arme Länder, macht Werbung für die großartigen Arbeitsbedingungen in Deutschland und beraubt diese Länder ihrer qualifizierten Pflegekräfte. Das ist ein alter Hut, keine neue Idee.

300.000 geflüchtete Pflegekräfte

Schon als ich vor über vierzig Jahren als Chirurg im Krankenhaus Höchst gearbeitet habe, kamen als Ergebnis großangelegter Anwerbekampagnen etwa ein Viertel der OP-Schwestern und -Pfleger aus Indonesien. Inzwischen sind sechzehn Gesundheitsminister:innen an mir vorbeigezogen, aber niemand hat sich an die Ursachen gewagt. Im Gegenteil. Inzwischen sind etwa die Hälfte der damals noch 4.000 Krankenhäuser geschlossen worden, mehr als 50.000 Stellen im Pflegebereich gestrichen, die Anzahl der stationären Behandlungsfälle stieg um ein Viertel an, und diese Mehrarbeit mit immer weniger Personal führte zu unerträglichem Arbeitsdruck. So sind im Laufe der Zeit etwa 300.000 ausgebildete Pflegekräfte aus ihrem Beruf geflohen.

Unter Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) flog dessen Staatssekretärin Sabine Weiss zwecks „Anwerbung ausländischer Pflegekräfte“ auf die Philippinen. Auch Spahn selbst war sich nicht zu schade, in Mexiko und dem Kosovo höchstpersönlich Abkommen über die Anwerbung von Pflegekräften abzuschließen. Das nenne ich Pflegeimperialismus. Die Bundesagentur für Arbeit nennt dieses Programm aber ungeniert „Triple Win“ und ist damit unter anderem in Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Indien, Philippinen, Tunesien, Mexiko und Brasilien unterwegs: Das Herkunftsland gibt arbeitslose Kräfte ab, Deutschland besetzt freie Stellen, die Betroffenen lernen Deutsch und verdienen hiesige Löhne.

Man könnte das Ganze aber auch als „Triple-Lose“ bezeichnen: Das Herkunftsland verliert seine gut ausgebildeten jungen Menschen, in Deutschland erfüllen sie die Funktion von Lohndrückern, und die Betroffenen erhalten häufig skandalöse Arbeitsverträge, ja sie müssen sogar nicht selten „Anwerbekosten“ von mehreren tausend Euro bezahlen, falls sie – desillusioniert – kündigen wollen, um in ihre Heimat zurückzukehren. Und nun – man glaubt es kaum – werden Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Juni nach Brasilien reisen, um wieder Pflegekräfte „anzuwerben“. Heil berichtet schon von solchen Absprachen mit Indonesien und Mexiko. Auch Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) steht nicht zurück und hat sich im Februar zusammen mit ihm in Westafrika nach Pflegepersonal umgetan, besonders in Ghana.

Endlich Privatisierung stoppen

Der lächerliche Applaus, die schlechten Arbeitsbedingungen und der verzweifelte Versuch, anderen Ländern qualifizierte Arbeitskräfte wegzunehmen, werden die Probleme im Pflegebereich nicht lösen. Auf diese Katastrophe ist man sehenden Auges und untätig zugesteuert, und die Prognosen sind derart furchterregend, dass die Pflege zu einer Schicksalsfrage der Nation werden wird. Längst hätte es eine nationale Ausbildungsinitiative geben müssen, hätten Krankenhäuser und Pflegeheime mit ausreichenden finanziellen Mitteln zur Einrichtung von Schulen für Pflegekräfte ausgestattet werden müssen. Längst hätte man mit dem Ausbau der universitären Pflegestudiengänge die Attraktivität und Akzeptanz dieses Berufes erhöhen können. Längst hätten Karrierechancen in der Pflege geschaffen werden müssen, endlich verbunden mit einer angemessenen Bezahlung sowie lebens- und familienfreundlichen Arbeitszeiten.

Am wichtigsten aber wäre es, endlich die Privatisierung zu stoppen, auf allen Ebenen, in den Krankenhäusern, in der ambulanten Medizin der „Versorgungszentren“ und in den Pflegeheimen. Für die Arbeitshetze in der Pflege und im ärztlichen Bereich ist in erster Linie der Zwang zur Profitmaximierung, zu möglichst hohen Renditen für Aktionärinnen und Aktionäre verantwortlich. Pflege, Fürsorge und gute Medizin ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Das ist der Grund für den Exodus der Pflegekräfte, von dem inzwischen auch Ärztinnen und Ärzte massiv erfasst werden. Es wird nichts von selbst besser. Das Gesundheitswesen muss gemeinnützig und Teil staatlicher Daseinsvorsorge sein.

 

Dieser Artikel erschien bereits am 26. Mai in der Frankfurter Rundschau.

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31 Kommentare

  1. Moderner Kolonialismus, man spart sich die Kosten für Bildung und Ausbildung und beraubt die Länder oder versucht es zumindest.
    Die bisherigen Versuche waren aber Gott sei Dank eher fruchtlos. Schlechte Arbeitsbedingungen und noch miesere Löhne führten dazu, dass die gewollten Fachkräfte schnell wieder entschwanden oder gar nicht erst kamen.

    Ausbildung kostet halt und diese Kosten will man sich sparen. Billig und willig müssen sie sein, so ist es gewollt im schönsten kapitalistischen Land der Welt.

    Auf die Idee Asylbewerber hierzubehalten und auszubilden kommt man natürlich nicht, kostet ja nur. Stattdessen schiebt man sie ab und baut Mauern und Zäune an den Aussengrenzen.

    Immerhin kann man so schöne Dienstreisen in fremde Länder auf Staatskosten genießen und vielleicht noch Sektchen trinken wie Hubertus Heil in Kiew.

  2. Vom DGB war die Tage gar die Forderung zu hören, Deutschland solle eine eigene Behörde (!) zur Anwerbung und Betreuung der ausländischen Arbeitskräfte gründen!

    1. Sagen wir es mal so, die SPD kommt immer an die Regierung wenn es um Krieg ( Jugoslawien, Ukraine, etc.) und Sozialabbau (Hartz 4, Gesundheitsrefom) geht.

      Denn, die SPD hält die Arbeiter und Gewerkschaften im Zaum. Unter einer CDU-Regierung würde der DGB vermutlich mehr Druck machen und assoziale Reformen wären nicht ganz so leicht umzusetzen..
      Das ist systembedingt so angelegt.

      https://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-arbeitsminister-von-rentenluegen-und-hartz-iv-1.324079

      https://epub.ub.uni-muenchen.de/4669/1/4669.pdf

      1. @Otto0815
        Die SPD und ihr grüner Begleitwauwau seit deren Gründung zeichnet seit spätestens 1914 ihre opportunistische Kapitalisten-Steigbügelhalter-Mentalität aus. Die für die bundesrepublikanische Arbeiterschaft verheerenste Kooperation zwischen SPD und den gewerkschaftlichen Arbeiterverrätern hat zum Nachteil der Untertanen und zur Bereicherung der Politik- und Gewerkschaftsbonzen bisher bestens funktioniert. Arbeiter haben keine Lobby. Sie haben nur die Wahl von welchen politischen Parasiten sie ausgesaugt und verheizt werden. Das nennt sich wohl deutsche Demokratie….😂😂😂

      2. Die SPD und Die Grünen Koalitionsregierung hat uns seinerzeit auch die „Finanzmarktliberalisierungsgesetze“ beschert, was eigentlich Job der FDP gewesen wäre.

        Die SPD sollte sich umbenennen in „Partei der Leiharbeitgeber und Wanderarbeiter“ ^^

    1. Betrug findet in einem ähnlichen Bezug auch durch Arbeitgeber (im Zusammenhang mit den sogenannten AAG-Anträgen) statt (u.a. dadurch, dass eben gewisse Zahlungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmern, nach §4 Abs. 1a des Entgeltfortzahlungsgesetz nicht zum Arbeitsentgelt gehört, aber dann durchaus solche Zahlungen bei Erstattungen nach dem AAG einfach in den betreffenden Anträgen auftauchen). Offen ist dabei nur, wie groß der Schaden durch solchen Betrug ist. Mir ist zumindest ein Fall bekannt, bei dem weder die Krankenkasse noch die zuständige Staatsanwaltschaft, nachdem diese jeweils davon Kenntnis erhalten hatten, ein Interesse an der Rückforderung oder strafrechtlichen Verfolgung hatte.

      Für die Verfolgung von Betrug (egal ob durch Ärzte, Pflegedienste, Testzentren oder Arbeitgeber) ist natürlich nicht das Gesundheitsministerium zuständig, sondern die hiesigen sogenannten Strafverfolgungsbehörden. Regulativ (bzw. gesestzgeberisch) könnte das Gesundheitsministerium (bzw. die Politik) nur durch Erlass von Vorschriften tätig werden, welche die Verfolgung (und anschließende Bestrafung) von Betrug erleichtern. Am effektivsten unterbindet man ansonsten Betrug (bzw. zukünftigen Betrug), wenn Betrüger auch jeweils für den Betrug anschließend zur Rechenschaft gezogen (und bestraft werden) (bzw. des Betruges überführt und bestraft werden).

  3. Ausgezeichneter Artikel. Das ist so in der Öffentlichkeit nicht bekannt und wird hier treffend auf den Punkt gebracht. „Pflegeimperialismus“ ist das richtige Wort. Ist das am Ende wirklich billiger? Schließlich müssen die Betreffenden erst deutsch lernen und sie können bis dahin nur Hilfstätigkeiten verrichten. Das Ganze kann insgesamt durchaus teurer sein. Aber das Kapital will eben maximal mögliche Ausbeutung sehen.

    Es wird an dieser Stelle sehr zufrieden sein.

  4. Ja, das ist ein guter Artikel. Danke. Neoliberalismus wie er leibt und lebt. Der Staat soll sich nach diesen Vorstellungen Kosten sparen indem er nicht ausbildet und indem er billige Arbeitskräfte anwirbt, die die Löhne in diesem Bereich drücken. Umgekehrt müsste der Staat die Ausbildung attraktiv machen und besser bezahlen und dann hinterher auch für gut bezahlte Arbeitsplätze sorgen damit diese nicht ins Ausland abwandern.

    Dass der Neoliberalismus volkswirtschaftlich ein Schuss in den Ofen ist, hat die Anfälligkeit des Gesundheitswesen z.B. durch Corona gezeigt, wo ja als Zweck der ganzen Maßnahmen und Lockdowns die Verhinderung der Überlastung des Gesundheitswesens angegeben wurde. Und damit das nicht passiert , wurden ganze Teile der Volkswirtschaft runtergefahren und gleichzeitig mit gigantischen Krediten Hilfen gewährt. Spätestens hier wird offenbar, dass sich die neoliberalistische Ideologie schädlich auf Staat und Gesellschaft auswirkt. Resilienz gegen Krisen ist etwas anderes. Bis jetzt scheint das aber in der Regierung keine Sau zu interessieren und es findet kein Umdenken statt.

    Offenbar ist die Situation im Gesundheitswesen so schlecht, dass nicht nur hiesiges Gesundheitspersonal die Zustände nicht mehr aushält und ihre Jobs aufgibt, sondern auch das angeworbene ausländische Personal über kurz oder lang die Flügel streckt. Die Anwerbestrategien bringen also nichts, sondern verlängern das Elend nur.

    Und wie der Autor richtig sagt, ist eine Änderung und Verbesserung der Situation mit Privatisierung und marktwirtschaftlichem Profitstreben nicht vereinbar. „Pflege, Fürsorge und gute Medizin ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Das ist der Grund für den Exodus der Pflegekräfte, von dem inzwischen auch Ärztinnen und Ärzte massiv erfasst werden. Es wird nichts von selbst besser. Das Gesundheitswesen muss gemeinnützig und Teil staatlicher Daseinsvorsorge sein.“

    Man kann daraus nur schließen, dass den Gesundheitspolitikern, Vernachlässigung, fehlende Fürsorge und schlechte Medizin für die lohnabhängigen Massen absolut ausreicht. Die Friktionen, die so ein System schon jetzt erzeugt, nehmen sie in Kauf. Es ist eben nicht nur schädlich für die Arbeiterklasse, sondern auch schädlich für das Gemeinwesen insgesamt, wenn sich der Staat auf die Seite des Kapitals schlägt und seine Aufgabe als ideeller Gesamtkapitalist als Last empfindet. Neoliberalismus ist Klassenkampf von oben und der wird ohne Klassenkampf von unten nicht aufzuhalten sein.

  5. Man sollte ein paar deutsche Märchen widerlegen:

    Deutschland ist – anders als man hier glaubt – als Einwanderungsland nicht besonders beliebt. Das gilt für viele Berufe. Das UK ist beispielsweise für Saisonarbeiter beliebter als die BRD. Die USA sind wohl nach wie vor eines der beliebtesten Einwanderungsländer. Eine Krankenschwester verdient dort locker das Doppelte, bei besserer Personalausstattung. Hierzulande muß eine Nachtschwester eine ganze Station von ca. 20 Kranken betreuen. Da darf nichts schief gehen. Ein einziger Notfall und alle anderen auch schwer Kranken warten. Welche Schwester mit Verantwortungsbewusstsein möchte sich das antun?
    Die Chirurgie ist ja eine der Königsdisziplinen der Medizin. Ein Chirurg braucht goldene Hände und diese muß man sehr gut bezahlen. Aber für eine MandelOP mit vielleicht 40 Min Dauer oder kürzer kann der Chirurg schlappe 400 Euro abrechnen. Da verdient der Automonteur, der das Fahrzeug des Chirurgen wartet, mehr. Oder anders gefragt, wieviele MantelOPs braucht ein Chirurg um seine Kosten zu decken?
    In anderen Ländern kann man als Arzt, aber auch in Pflegeberufen reich werden, hier nicht. Deshalb gegen viele weg von hier!
    Das Abwerben von Fachkräften aus dem Ausland ist eine besondere Art der Ausbeutung. Brasilien soll Pflegekräfte ausbilden, damit diese die BRD abwerben kann. Da sollte man es doch wie bei Profifußballern handhaben und den Ausbildungsland eine Ablösesumme bezahlen….

    1. „Man sollte ein paar deutsche Märchen widerlegen:

      Deutschland ist – anders als man hier glaubt – als Einwanderungsland nicht besonders beliebt. Das gilt für viele Berufe.“

      Das kann man noch differenzieren. Deutschland ist als Einwanderungsland äußerst beliebt, allerdings nicht bei Fachkräften (mit international gefragter Qualifikation).

    2. „Ein Chirurg braucht goldene Hände und diese muß man sehr gut bezahlen.“ Ein Chirurg ist auch nichts anderes als ein studierter Handwerker. Der hat golden Hände, weil er soviel verdient. Der verdient nicht soviel, weil er goldene Hände hat. Ich finde 10€ die Minute oder 600 € die Stunde ist kein schlechter Stundenlohn. Da arbeiten andere 40 Stunden für. Er verdient also das 40ig fache. Und nein der Automonteur verdient nicht mehr, sondern weniger, obwohl die Tätigkeit vergleichbar ist. Kaputtes Teil ausbauen – neues Teil einbauen. Kosten hat auch der Automonteur. Laut Google verdienen Chirurgen 218 000€ im Jahr durchschnittlich. Ich glaube kaum, dass das diejenige Berufsgruppe ist, die das Objekt des Mitleids sein kann. Das Verdienst hängt stärker von der Anstellungsart ab. https://www.merkur.de/leben/karriere/gehalt-arzt-viel-verdienen-aerzte-zr-9776779.html
      Assistenzärzte verdienen 68 000€. Und auch damit kommt man zurecht. Nicht zurecht kommt man eher mit den langen Arbeitszeiten und dem Stress.

    3. Aber für eine MandelOP mit vielleicht 40 Min Dauer oder kürzer kann der Chirurg schlappe 400 Euro abrechnen. Da verdient der Automonteur, der das Fahrzeug des Chirurgen wartet, mehr. Oder anders gefragt, wieviele MantelOPs braucht ein Chirurg um seine Kosten zu decken?

      ‚Tschuldigung, aber Sie erzählen Unfug. Sie behaupten, ein Chirurg würde für eine Mandel-OP 400 EUR erhalten. Der Chirurg oder das Krankenhaus? Wird davon der Skalpellschwinger bezahlt oder das ganze Team und der vorgehaltene und eingesetzte technische Apparat?

      Zum Vergleich mit dem Handwerker: Mit „Automonteur“ meinen Sie möglicherweise einen Mechatroniker, so heißt dieser Beruf heute, falls es sich um den entsprechenden Ausbildungsberuf handeln sollte. Bei einem solchen liegen die Stundenverrechnungssätze in meiner Kreisstadt um die 138 EUR. Im teuren München sollen sie so zwischen 175 und 180 EUR liegen. Sowas kann man z. B. hier nachsehen.
      Das ist durchaus noch ein bisschen entfernt von den 600 EUR je Stunde, die Sie für die Mandel-OP behaupten.

      Stundenverrechnungssatz heißt bei weitem nicht, dass der arbeitende Mensch diesen Betrag in die Tasche bekommt. Vielmehr wird davon der gesamte betriebliche Aufwand bestritten, von dem der Arbeitslohn nur ein Teil ist.

      1. Es ist in der Tat richtig, daß ein Chirurg für eine MandelOP keine 400 Euro erhält, das bekommt das Krankenhaus. Der Chirurg bekommt weit weniger. Macht das die Sache besser? Der Punkt ist doch der, viele junge Ärzte wandern aus/ab wollen nicht im Kassenarztsystem arbeiten, weil sie woanders besser verdienen.
        Ob man die gesamte Gesundheitsmisere durch Verstaatlichung lösen kann, bezweifle ich. Das UK hat ein staatliches Gesundheitssystem auf dritte Welt Niveau!
        Wären in der BRD die Kassenärzte staatlich angestellt, würden sie nur halb soviele Patienten behandeln, nur die allerschlimmsten Fälle. Das stark reglementierte und bürokratisierte Kassenarztsystem zwingt die mitmachenden Ärzte eine hohe Schlagzahl an Patienten auf.
        Fakt ist, viele Kassenarztsitze bleiben leer, die Versorgung verschlechtert sich, weil die jungen Ärzte nicht mehr so schuften wollen wie ihre Eltern und anderswo mehr verdienen können.
        Der Verfasser dieses Artikels hat als niedergelassener Chirug noch die guten Seiten des System geniesen dürfen, ehe er zur Tastatur griff. Aber für ihn war wohl eine 60 Stundenwoche normal, was weder ein junger Arzt, noch ein Automechaniker heutzutage machen würde…

  6. Ein weiteres Märchen ist, wäre das Gesundheitswesen staatlich/nonprofit, wäre alles besser. Wäre dem so, müßte es den Gesundheitswesen prächtig gehen. Die Universitätskliniken sind staatlich, bzw. unterstehen den Bundesländern. Zahlreiche Kliniken werden von mehr oder minder gemeinnützigen Stiftungen geführt, die sich selbst gehören. Natürlich gibt es auch private Krankenhäuser. Diese ziehen oft die besten Leute an und bieten für ihr Geld ordentliche Gegenleistungen. Das soll jetzt kein Plädoyer für die Privatisierung sein, aber so einfach, wie klein Mäxchen sich die Sache vorstellt, ist die Welt nicht.
    Die staatlichen und gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen haben sich selbst den Prinzip der Profitmaximierung unterworfen, obwohl sie eigentlich keine Gewinne machen müßten. Staatliche Kliniken werden vom Staat schlicht unterfinanziert, weil der Staat lieber sein Geld in Waffen für die Ukraine steckt. Das könnte man ändern, aber darauf kommt nahezu niemand!

    1. Das Gesundheitssystem der BRD war nie rein staatlich. Der Arzt war Freiberufler, unterlag dem Berufsgeheimnis, und musste sich nicht in seine Therapie von Bürokraten hineinquatschen lassen.

    2. weil der Staat lieber sein Geld in Waffen für die Ukraine steckt

      1. 1972 gab es noch keinen Ukrainekonflikt
      2.in den 90ziger Jahen wurden viele kommunale Krankenhäuser verkaufsfertig gemacht. Zunächst wurden sie in gGmbH´s umgewandelt um die Tarife zu untertlaufen und anschließend verkauft
      3. 2010 bekam ich bei einem Besuch im Krankenhaus erstmals mit, dass es inzwischen auch bei Ärzten Leiharbeit gibt und nicht nur in der Industrie
      Es gibt noch viele Punkte aufzuzählen, die alle noch vor dem Krieg in der Ukraine gestrichen wurden, hier mal einige
      – vollständige Übernahme von Zahnerstatz wurde gestrichen
      – Zuzahlung für Medikamente etc. eingeführt
      – Krankenkassenbeitag für Rentner wurde eingeführt, gab es früher nicht
      – Zusatzbeitrag für dir Krankenkassen, einseitige Belastung der Versicherten, Parität ade
      – Pflegekassenbeitrag wurde eingeführt zur Entlastung der Sozalkassen und Belastung der Rentner, manches
      Häuschen und Erspartes ist für die Profitgeier der Pflegeindustrie draufgegangen. Die Rendite der Pflegeheime ist höher als die anderer Betriebe. Jetzt schmeißt man z. T. alte Leute raus weil geflüchtete Ukrainer noch mehr Geld bringen.
      – Rentenbesteuerung, die erst hätte ab 2030 eingeführt werden dürfen
      Jetzt gibt es kaum noch Medikamente weil die Pharmaindustrie mehr Geld haben will.

      Von der „großzügigen“ Rentenerhöhung 2023 bleibt NETTO nicht viel übrig, selbst ohne Berücksichtigung der Inflation und vor Steuern. Kann sich jeder selbst aurechnen,

    3. Mal wieder grosse Fresse, keine Ahnung. Die Universitätskliniken waren mal staatlich. Long ago.

      Schonmal von „Rhönklinikum“ gehört? Das war das erste grössere Privatisierungsverbrechen von Klabauterbach, damals noch CDU und was er im Vorstand abgesahnt hat, ist bis heute „Staatsgeheimnis“. Das Rhönklinikum ist der privatisierte Zusammenschluss der ehemaligen Unikliniken Giessen und Marburg, und noch ein paar weiteren Häusern, börsennotiert.

      Übrigens hier in Berlin das Gleiche. Keine Landes- oder Bezirkskliniken mehr, alles bei Vivantes und ähnlichen Geiern. Halt doch mal die Fresse, wo Du noch weniger Ahnung hast als sonst.

  7. Der Staat pflegt eben seine Notstände, um Gewinne auf dem Rücken der Patienten durchzuführen.
    Warum gehen Menschen überhaupt zum Apotheker, Arzt oder ins Krankenhaus?
    Wollt ihr was ändern, dann ändert eure Faulheit…

    1. Hoffentlich werden Sie niemals richtig krank, haben keinen Unfall.
      Da hilft ihnen dann nur ein „richtiger“ Arzt, Apotheker und eine nette Krankenschwester.
      Manchmal versagen die germanischen Wunderheiler und es hat sich schon mancher, sehr gesund lebender Veganer gewundert, wenn er trotz Budda und Naturmedizin an Krebs erkrankte…ist nicht zum Lachen….

      1. Ja, Bella schreibt wieder über ihre Angst!
        Lebendig, Krank oder Tot ‚alle‘ wollen nur ihr bestes.
        Verzehrst du Wurzeln Ingwer, Tumerik, Lemongrass, Papayablätter, Maniokpflanzen +++?
        Die Natur hat alles zur Verfügung gestellt, um sich ‚gesund‘ zu ernähren!
        Die niemals alternden Menschen ziehen PR Agenturen vor, um ihr Alter zu verheimlichen.
        Krank fängt dort an, wo man gefangen im System lebt.
        Scheiss auf diese Krankenhaustagegeld…

      2. Und weil ‚wir‘ über Gesundheit im Staate schreiben, lese bitte die Handhabung im deutschen Gesundheitswesen über ‚oxycodon pandemie amerika‘ nach.

  8. Ach übrigens:

    im Jahr des Herrn 2022 waren in diesem unserem Lande 37.000 offene Stellen im Pflegebereich gemeldet.
    Im selben Jahr waren 44.000 Arbeitslose in diesem Bereich gemeldet.
    Quelle: Arbeitsagentur (PDF 432 KiB, Seite 14)

    Nanü?

    Schaut man genauer hin sieht man, dass die Mehrzahl der Arbeitssuchenden (35.000) Pflegehelfer ohne weitreichende Ausbildung sind, von diesen aber „nur“ 11.000 nachgefragt wurden.
    Bei den Fachkräften ist das Verhältnis 9.000 Suchende zu 26.000 Gesuchten.

    Vielleicht könnte man das Problem auch mal damit zu lösen versuchen, dass man seine Leute ordentlich qualifiziert und ihnen dann anständige Arbeitsbedingungen bietet? Nur mal so als laienhafter Vorschlag. Aber geht ja nicht, würde ja was kosten. Den Begriff »Sozialwumms« zu denken wird unser Zeitenwendekanzler sich wohl kaum erlauben, sein „Gesundheits“minister (ein gelernter „Gesundheitsökonom“) auch nicht.

    1. Die Steigerung von Lüge ist die Statistik!

      Klar, sind mehr Pfleger/ Krankenschwestern arbeitslos gemeldet als offene Stellen. Aber die arbeitslosen Pflegekräfte haben keine Lust mehr – aus vielerlei Gründen – in Pflegeberufen zu arbeiten. Sie wollen was anderes oder gar nichts machen aber niemals mehr im alten Beruf arbeiten.
      Würde man einen Teil dieser Leute zwangsweise in die Pflege stecken, würden sie sich schon am ersten Tag krank melden, wie es heutzutage auch bei Praktikanten üblich geworden ist.

      Woran das liegt hat viele Ursachen und ist – trotz Geldmangel – allein mit Geld nicht zu lösen. Es ist ein Teufelskreis, eine Abwärtsspirale. Die tiefere Ursache liegt in der Dekadenz des sterbenden westlichen Imperiums, das 500 Jahre auf Kosten anderer gelebt hat. Jetzt geht es 100 Jahre abwärts, niemand weiß genau warum, die Politik ist völlig hilf- und ratlos und beschleunigt den Abwärtstrend. Das ist sehr allgemein, sehr abstrakt, aber wahr!

      1. Auch wieder keine Ahnung, grosse Fresse. Lies mal das SGB2. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit spätestens ist es aus mit AlG, da wird auch eine Pflegekraft nicht mehr als arbeitslose Pflegekraft registriert, sondern als Hartzer/in. Selbst im AlG müssen ständige Bewerbungen nachgewiesen werden, dürfen Stellenangebote nicht zurückgewiesen werden. Wer keine Lust mehr hat, kriegt auch kein Geld.

        Schwätz nicht immer so dumm rum.

  9. Ich habe mich die Tage mit einer Nachbarin unterhalten.
    Sie kam aus der Altenpflege.
    Zwei Pfleger pro Schicht, 18 Klienten. Essen machen, füttern,
    ankleiden, waschen, duschen, Körper wuchten, Medikamente ausgeben. Alles für kleines Geld.
    Sie hat dann lieber Sozialleistungen bezogen, nebenbei Fische, Hunde gezüchtet und verkauft.
    Das brachte mehr, als sich das Kreuz kaputt zu machen.
    Die Berufsflucht im Erziehungs-, und Sozialwesen ist unglaublich hoch. Wenn man früher wissenschaftlich fundiert von 8 Berufsjahren bis zum Burnout sprach, liegt man heute, wegen unzumutbaren Arbeitsverhältnissen, deutlich darunter. Hinzu kommen derzeit die geburtenschwachen Jahrgänge, die sich auch vorzeitig mit Abschlägen in die Rente verabschieden. Lieber weniger Rente als tot überm Zaun hängen.

  10. Es gibt wohl keinen anderen Beruf den ich mehr respektiere als den der Plegekraft.
    Als mein Vater ins Pflegeheim mußte, weil seine Demenz rasch fortschritt, war ich
    bei den Besuchen bei ihm, von den Pflegern und Pflegerinnen wirklich begeistert.
    Trotz des fürchterlichen Stresses, blieben sie immer höflich und nie aggressiv zu
    den Patienten. Wenhn ich dann sehe wie unsere ungelernten Hilfskräfte im Bundestag
    wie die Maden im Speck leben und es sich von unseren Steuergelden gut gehen
    lassen, steigt jedesmal eine unbändige Wut in mir auf.

  11. Hier werden die üblichen Märchen erzählt, die die Medien den Leuten in die Köpfe gepflanzt haben, um von den wirklichen Ursachen des Pflegenotstandes abzulenken. Ein Hauptakteur der Finanzierung der Pflege ist der Staat, der nach nach einen komplizierten Schlüssel die Gelder der Pflegeversicherung verteilt. Diese verteilenden Gelder sind schlicht zu gering, um riesige Gewinne zu erwirtschaften und das Pflegepersonal gut zu bezahlen. Pro Heimbewohner wird im Abhängigkeit vom Pflegegrad ein bestimmter Personalschlüssel/ Erstattungssatz festgelegt.
    Es gibt natürlich einige große private Anbieter/ Konzerne, die es verstehen gute Renditen zu erwirtschaften. Die Mehrzahl der Pflegeheime sind allerdings in Besitz der Kirchen, anderer gemeinnütziger Stiftungen und es gibt ein paar kleine private Heimbetreiber. Diese werden nicht reich sondern reiben sich in der Bürokratie des Systems auf.
    Es ist also falsch zu sagen, in der Pflege werden riesige Profite realisiert, was bei einer Minderheit der Anbieter zutreffen mag.

    Wie bei den Kliniken wird auch die Pflege vom Staat unterfinanziert. Würde dieser den Schlüssel für die Gelder erhöhen, könnten die Heimbetreiber ihr Personal auch besser bezahlen.
    Die Renditen in der Waffenindustrie sind um ein Vielfaches höher, als die eher bescheidenen Gewinne, die ein privater Heimbetreiber erwirtschaften kann.
    Da Linke für gewöhnlich nichts von Wirtschaft verstehen, kann man ihnen leicht durch die Medien einreden, die Profitgier der privaten Heimbetreiber habe die Alleinschuld an der Misere und der Staat ist damit fein raus aus der Kritik!

    1. #Bella versucht sachlich zu argumentieren. Auch Ihr fehlen Fakten zur Einordnung.
      1. Irrtum: Der Staat zahlt keine Pflege. Mit dem Fall der Mauer haben die Regierungen das Mantra „Privat vor Staat“ bei Schonung der Besitzenden umgesetzt. Nicht nur 1993 wurde das Pflegeversicherungsgesetz nach 12 Jahren Diskussion in Vollzug gesetzt, auch die Deutsche Bahn und Post privatisiert. Die Sozialversicherung wurde durch die Zwangseinzahlung der Arbeitnehmer in die neu gegründeten Pflegekasse als Anhängsel der Krankenkassen von der stationären Pflege entlastet. Ab 2024 sind dies jährlich 66 Milliarden € mit weiter steigender Tendenz. Der Staat verteilt nicht die Gelder. Die Pflegekassen haben Einnahmen und Ausgaben auszutarieren, Beitragsstabilität nach § 70 SGB XI. Weil die Landespflegekassen mit den Einrichtungen die (Wunsch-)Entgelte verhandeln, werden jährlich 12 Milliarden € durch Nichtgewährung in der Häuslichkeit eingespart. Im Altenhilfebereich gibt es keine bundesweiten Personalschlüssel wie in den 30 Abteilungen im Krankenhausbereich.
      2. Irrtum: Die Wohlfahrtsbehörden haben nicht mehr die meisten Pflegebetten in der Altenhilfe, dies war 1995 so. Die meisten Bettplätze halten die Privatinvestoren mit 52 % vor, die Kommunen 5 %, den Rest die Wohlfahrtsverbände (ASB, AWO, Caritas, Diakonie, DRK, Einrichtungen unter dem Dach des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, Juden).
      3. Irrtum: in der Pflege werden keine Profite gemacht. Der Gesetzgeber honoriert Pflegekonzerne, damit die Einzelbilanzen nicht aufgedeckt werden müssen. Die Pflegeentgelte werden nicht auf der Grundlage von testierten Bilanzen verhandelt. Die 10 größten Altenheimbetreiber in Deutschlang allein haben einen Mindestjahresumsatz von 13 Mrd. €. Sie fokussieren die wesentlichen Herausforderungen des Unternehmens auf die optimale Gewinnerzielung. Nutzen die Not der Pflegebedürftigen und Arbeitnehmer, sehen nicht ihre soziale und ökologische Verantwortung.
      4. Der „Staat“ wäre kein besserer Unternehmer. Solange die Wirtschaftlichkeit und nicht die Gesundheit und Würde der Bürger zählt, werden abhängige und eingesetzte Geschäftsführer in öffentlichen Einrichtungen fürstlich entlohnt, nicht so die verantwortlichen Pflegedienstleitungen. Diese müssen im Ausland ein Studium nachweisen.
      5. Wenn gegebenen formalen Rechte der Mitwirkung nicht genutzt werden, sind diese sinn- und zwecklos und dienen der Selbstbefriedigung der Handelnden. Siehe dazu „Der Bewohnerbeirat“ nach § 85 Abs.3 Satz 2 SGB XI.
      6. Solange die Bürger sich durch fehlende Information und Schulung nicht für die Kontrolle einbringen dürfen und können, wird sich im System nichts ändern. Pflegekräfte werden weiterhin Hilfskräfte der Ärzte sein, damit dies so bleibt, werden sie in eine Landes-Pflegekammer gezwungen und entsprechend geführt.

  12. Letztens musste ich alleine 10 Patienten betreuen / pflegen:
    2 frisch aus der OP
    1 soeben nach elektrischer Kardioversion ( Stromschlag zur Wiederherstellung vom normalen Puls.
    1 verwirrter Patient mit Hinlauftendenz
    2 Rollstuhlfahrer
    3 Bettlägerige.
    Ich war zuständig für alles.
    Pflege, ärztliche Anordnungen, laufende Infusionen, das Messen vom Blutzucker und Insulin spritzen, das Essen verteilen und das Geschirr wieder abräumen, die Becher in den Geschirrspüler reintun und danach wieder rausholen, Müll rausnehmen aus den Zimmern, Vitalparameter messen, Tabletten vergleichen und verteilen, Antithrombosespritzen geben, nach Schmerzen abfragen, alles dokumentieren, das Telefon beantworten, mit Angehörigen reden, den Patienten das Schiebebecken bringen, Transportschein drücken, Transport für die entlassenen Patienten bestellen, zu Klingel zügig gehen.
    Ich bin nicht die Jüngste.
    Warum muss ich das Ganze alleine machen???
    Früher gab es Servicekräfte für die Küche. Pflegeassistenten für die Klingel und Toilettengang. Technische Pflegeassistenten für das Telefon und das Organisieren vom Transport.
    Heute muss ich alles alleine machen. Werde aber nur für die Pflege bezahlt. Mein Lohn hat sich letzte Jahre nicht erhöht. Es ist sogar weniger geworden, weil ich weniger einspringe und weniger Nachtdienste mache. Die Arbeit ist aber mehr geworden. Dazu noch die Kollegen aus dem Ausland. Die müssen am Anfang auch betreut werden. Das kostet Zeit. Nach der Anerkennung bleiben die am meisten nur für kurze Zeit da. Und die jungen Schüler bringen das nicht zu Ende, brechen ab, fallen durch.
    Alles so traurig.

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