Einige Gedanken zu deutschen Wasserstoffatlanten

Shell-Tankstelle, Schild mit Werbung zu Wasserstoffkraftstoff
Bexim, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Möglichkeiten, in Deutschland Wasserstoff umweltfreundlich herzustellen sind noch längst nicht ausgeschöpft, meint Timm Koch.

Wer kennt ihn nicht, den guten alten Diercke Weltatlas von Westermann, treuer Begleiter im Erdkundeunterricht und kiloschwere Last im Schulranzen?! Wer hat nicht als Heranwachsender damit büffeln müssen, über den Wandel der Agrarstruktur, den Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet und die Erdölvorkommen in der Nordsee sinniert oder einfach nur darin herumgeblättert und von fernen Ländern Afrikas oder Asiens geträumt?

Nun, es sieht so aus, als würde das Standardwerk der deutschen Schulliteratur demnächst um eine neue Kategorie Kartenwerk reicher werden. Die Rede ist vom Wasserstoffatlas Deutschland, der jüngst vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) veröffentlichte Wasserstoffatlas Deutschland, beziehungsweise dem ebenfalls vom BMBF geförderten Wasserstoffpotenzialtlas Afrika.

Die Wasserstoffrepublik

Zunächst einmal muss Folgendes ganz klar anerkannt werden: Wer den fundamentalen Wandel von einer nach dreckigen Energieträgern geradezu süchtigen Menschheit, hin zu einer globalen Wasserstoffgesellschaft stemmen will, der braucht Strategien, die eine Planung für die Vorgehensweisen in den nächsten Jahren wenigstens grob vorgeben können. Deshalb ist es gut, wenn intelligente Menschen hingehen und solche Karten erstellen. Es bringt Bewegung in die Dinge. So wie ein Spritzer Öl eine verrostete Schraube zu drehen hilft, so helfen die H2-Atlanten festgebackene, verkrustete Strukturen in der Energiewirtschaft zu lösen. Allein, der Teufel steckt im Detail und Strategien müssen in einer ständig sich wandelnden Zeit, ständig neu gedacht und angepasst werden.

Als die Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gemeinsam mit dem Projektleiter Professor Michael Sterner Ende Juli eine Wasserstoff-Deutschland-Karte in die Kameras hält, lässt sie Folgendes verlautbaren:

»Wir wollen Deutschland zur Wasserstoffrepublik machen. Deshalb fördern wir sowohl industriegeführte Wasserstoff-Leitprojekte als auch Vorhaben in der Wasserstoff-Grundlagenforschung. Eines davon ist der heute veröffentlichte Wasserstoffatlas Deutschland. Er zeigt, wie viel wir bisher schon erreicht haben, wo welche Potenziale zu welchen Kosten gehoben werden können, welche CO2-Einsparungen damit erzielt werden können und zukünftig auch wo es welche Beschäftigungspotenziale einer deutschen Wasserstoffwirtschaft gibt. Damit geben wir Projektplanern, Kommunen, Stadtwerken, Investoren und anderen Entscheidungsträgern ein hilfreiches Werkzeug an die Hand, mit dem sich Entscheidungsprozesse beschleunigen lassen. Das macht den Wasserstoffatlas so wertvoll. Denn wir brauchen eine Beschleunigung beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft, um unseren Wohlstand zu sichern und gleichzeitig das Klima zu schützen.«

Professor Sterner ergänzt:
»Wir brauchen erneuerbaren Strom und Wasserstoff sowie dessen Folgeprodukte für unsere Versorgungssicherheit und Klimaneutralität und zwar in großen Mengen. Wasserstoff ist mitnichten der Champagner der Energiewende, sondern neben erneuerbarem Strom der Haupttreibstoff, um Deutschland klimaneutral zu machen. Wir haben dafür große Potenziale im Land, die wir mit dem Wasserstoffatlas aktivieren wollen. Damit befähigen wir die Regionen und ganz Deutschland, unabhängiger von importiertem Gas und Öl zu werden. Wir bringen mit dem Atlas Wissen in die Breite und erleichtern konkrete Planungen. Der Atlas zeigt das technische Wasserstoffpotenzial abzüglich des Strombedarfs vor Ort auf und macht auch den Markthochlauf sichtbar. Unser Ziel ist es, Stakeholder zu aktivieren, die Potenziale ins Bewusstsein zu rücken und damit Wasserstoff greifbar zu machen und den Menschen näher zu bringen.«

Interaktive Landkarten

So weit, so gut, denke ich und beschließe, mir das interaktive Kartenwerk ein wenig genauer anzusehen. Anfangs stelle ich mich dumm an und bekomme das Ding einfach nicht ans Laufen. Frustriert greife ich zum Telefon und lasse mich an der Uni Regensburg mit Professor Sterner verbinden, um aus erster Hand zu erfahren, wie der Atlas funktioniert. Michael Sterner entpuppt sich als interessanter Gesprächspartner mit wenig Zeit. Immerhin erfahre ich in unserem kurzen Gespräch, dass er nicht nur interaktive Landkarten zu gestalten weiß, sondern auch im Bereich kreativer Wortschöpfungen rund um das Thema grüner Wasserstoff sehr aktiv ist. Aus seiner Feder stammen die Bezeichnungen Power-to-Gas (PtG), Power-to-X (PtX) und Windgas.

Um zu erfahren, wie ich seinen Atlas bedienen muss, bittet er mich, eine E-Mail an seine Mitarbeiter zu schreiben. Die Antwort erfolgt prompt: Man muss in den Reiter Potential gehen, eine oder mehrere Regionen auswählen, den orangen Button mit der Aufschrift »Potential« finden, draufklicken und schon klappt es.

Nun erfährt man wie viele Anlagen im Bereich erneuerbare Energien vorhanden sind, wie viele davon einen Überschuss an Strom produzieren, der für die Wasserstoffproduktion genutzt werden kann und um welche Art von Grünstrom es sich handelt, von Wind über Solar, bis hin zu Biomasse und Wasserkraft. Außerdem gibt es Angaben über Anlagen, die aus der EEG-Förderung fallen, für die sich die Veredelung ihres Stroms zu Wasserstoff besonders lohnt. In Fünf-Jahres-Schritten kann der interessierte Nutzer die erwartbaren Entwicklungen der Zukunft bis in das Jahr 2040 hinein verfolgen. Außerdem differenziert der Atlas zwischen PEM-Elektrolyse und der alkalischen Elektrolyse.

Deutschlandweit sieht er für das Jahr 2025 bei erstgenannter Technik ein Potential 751 804 Gigawattstunden Wasserstoff, bei Letzterer ein Potential von 806 914 GWh. – Zum Vergleich: Laut Statistischem Bundesamt (Stand 2021) liegt der derzeitige Stromverbrauch Deutschlands bei 418 626 GWh.

Gesetze gegen die Chemiebranche

Dazu findet man im Atlas Angaben zur bereits stattfindenden Erzeugung von H2, zu seinem Verbrauch und zu CO2-Quellen. Letztere sind vor allem wichtig für eine bestimmte Spielart des Power-to-X: E-Fuels. Bei ihnen wird grüner Wasserstoff mit dem Abfallprodukt Kohlendioxid synthetisiert, um auf diese Weise einen Treibstoff zu erhalten, der auch in herkömmlichen Verbrennern, wie etwa Flugzeugdüsen, funktioniert

Hier sind wir beim ersten Schwachpunkt des Atlas´ angelangt. Wer von der klimazerstörerischen Kraft des Kohlendioxids überzeugt ist, den wird die Aussicht auf eine Methode, bei der das Zeug nach einmaligem »Recycling« trotzdem in die Atmosphäre gestoßen wird, nicht befriedigen. – Vor allem dann nicht, wenn sämtliche Dinge, die zukünftig mit E-Fuels in Bewegung gesetzt werden sollen, auch mit reinem Wasserstoff betrieben werden können. E-Fuels sind nichts weiter als ein Hemmschuh auf unserem Weg in die Wasserstoffgesellschaft. Sie sind teuer und gelten unter Fachleuten als Technologiesackgasse. Auffällig ist weiterhin, dass der Atlas besonders viele Biomethanaufbereitungsanlagen als CO2-Quellen auflistet. Die vermeintlich grüne Energiegewinnung aus Biomasse findet zwar wirklich vor dem Hintergrund knatschgrüner Energiemaismegafelder oder ähnlichen Zumutungen der intensiven Landwirtschaft statt. Meiner tiefsten Überzeugung nach, sollte sie in ihrer heutigen Form schleunigst verboten werden.

Der unter anderem von dem Grünen Politiker Jürgen Trittin propagierte Ansatz, den »Acker zur Ölquelle« zu machen, war von vornherein nichts weiter als ein energetisch vollkommen unsinniges Geschenk an die Schurken von Big-Agrar, mit verheerenden Folgen für die Artenvielfalt, das Grundwasser und unsere Böden. Eine Randnotiz der Corona-Epidemie war seinerzeit, dass die Aktienkurse von Bayer einbrachen, weil weniger Auto gefahren wurde, dadurch weniger Bio-Sprit nachgefragt wurde und in der Folge der Pestizid-Absatz einbrach. Wenn mehrjährige Biogas-Blühmischungen, für die es weder Dünger noch Ackergift braucht, flächendeckend zum Einsatz kämen, sähe die Sache natürlich gänzlich anders aus. Ein solcher Ansatz wäre eine echte Chance für Rebhuhn, Wachtelkönig, Wildbiene und Co. Doch damit dies geschieht, brauchen wir dringend neue Gesetze. Gesetze, die den mächtigen Lobbyisten der Chemiebranche nicht gefallen dürften.

Wasserstoffpotenzial in Afrika

Ein weiterer, wesentlich gravierenderer Schwachpunkt des deutschen Wasserstoffatlas ist die Verzagtheit, mit der er die wirklichen Potentiale einer heimischen Wasserstofferzeugung aufzeigt. Wenn wir ernsthaft die Energiewende herbeiführen wollen, dann muss jedes Dach, jede Hochhausfassade, jedes Brückenbauwerk als Solarkraftwerk dienen. Dann müssen wir Autobahnen und Bundesstraßen mit Solarpanelen überbauen und Windkraftwerke in einer Weise neu denken, dass sie keine Vögel und Insekten mehr zerschreddern, keinen Lärm mehr erzeugen und sich harmonisch in die Landschaft einfügen, damit sie von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Die Vortex Bladeless Turbine, der Wackeldackel unter den Windkraftwerken, wäre eine solche Alternative, die es zu fördern, zu fordern und weiterzuentwickeln gilt. Bei ihr handelt es sich im Prinzip um einen großen Stab, der durch den Wind in Schwingungen versetzt wird. Der Fachmann spricht hier von Oszillation. Die Anlage braucht kein Getriebe, arbeitet sozusagen geräuschlos, und eignet sich sogar zum Einsatz innerhalb von Siedlungen, was sie für Hausbesitzer und Kommunen als Unterstützung der Solarzelle interessant macht.

Wir sehen also, dass die Möglichkeiten, in Deutschland Wasserstoff umweltfreundlich herzustellen noch längst nicht ausgeschöpft sind. Der H2-Atlas von Professor Sterner verrät uns außerdem, dass mit den bestehenden, beziehungsweise in den nächsten Jahren zu erwartenden Kapazitäten rund das Doppelte an GWh Wasserstoff hierzulande erzeugt werden kann, als wir derzeit an GWh in Form von Strom verbrauchen. Angesichts einer solchen Datenlage fragt man sich natürlich, warum wir da bis ins ferne Afrika reisen sollen, um den Stoff umständlich und aufwendig von dort zu uns heranzuschaffen.

Wozu also brauchen wir den Wasserstoffpotential-Atlas Afrika dann noch überhaupt? Sicherlich ist auch den Afrikanern eine schnellstmögliche Umstellung auf die saubere und nachhaltige, grüne Wasserstofftechnik genauso zu wünschen wie dem Rest der Menschheit. Sehr viel afrikanischer Wald wird in Kochfeuern verbrannt, die Luft in vielen Städten ist durch Autoabgase kaum noch atembar, von den verheerenden, durch die Energiekonzerne verursachten Ökokatastrophen, wie etwa das komplett verseuchte Nigerdelta ganz zu schweigen. Zudem verheißt Wasserstoff gute Jobs und die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Aufschwungs.

Das Geschäftsmodell der Energieriesen würde sich nicht wesentlich ändern

Als Anja Karliczek, die Vorgängerin Stark-Watzingers im Forschungsministerium, im Mai 2021 ihr Kartenwerk in die Kameras hält, sieht der Betrachter ein Bild von Afrika neben Europa. Westafrika und Deutschland sind hell hervorgehoben. In der Mitte des Bildes prangt ein großes H2 darunter und darüber sieht man zwei geschwungene Pfeile die jeweils in die entgegengesetzte Richtung weisen. H2 soll von Westafrika nach Deutschland fließen. Soviel ist klar. Karliczek´s Vision war es ja, West Afrika zum »klimafreundlichen Powerhouse der Welt« zu machen. Was aber soll zurückfließen? Sicherlich kein H2!

Wer will, kann sich ein wenig durch die Wasserstoffpotentiale Westafrikanischer Staaten klicken und dabei sowohl etwas über sozioökonomische Faktoren, Landeignung für die grüne Energiegewinnung, infrastrukturelle Begebenheiten, Grundwasservorkommen, politische Rahmenbedingungen, etc. lernen. Die Zeit wird zeigen, ob Afrika wirklich von der H2-Revolution profitiert. Der Atlas wurde im Rahmen der »Nationalen Wasserstoffstrategie« unter dem Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) erstellt, dem Killer der deutschen Solarbranche. Allein diese Tatsache macht sie verdächtig.

Federführend bei der Strategie ist der Nationale Wasserstoffrat, der komplett frei von gewählten Volksvertretern agiert und von Lobbyisten gesteuert wird; 25 sogenannten »Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft«. Bei solchen Playern ist es fraglich, ob hier wirklich zum Wohle der Menschen in Deutschland und Afrika geplant wird. Die Gefahr eines Wasserstoff-Kolonialismus erscheint am Horizont. In der Vergangenheit genauso wie heutzutage wurde und wird Afrika von Europa über den Tisch gezogen. Warum sollte sich dies in Sachen Wasserstoff nun ändern?

Klar ist, dass bei einem Wasserstoffimport aus Afrika sich das Geschäftsmodell der Energieriesen nicht wesentlich ändern würde. Bei seiner dezentralen Herstellung im Inland hingegen, wenn jeder Haushalt, jede Kommune, jeder Betrieb Konsumenten zum Hersteller würde, wäre das baldige Ende der mächtigen Kartelle eingeläutet. Von daher kann Professor Scherners Atlas durch aus als Gegenmodell zu den Visionen der Wasserstoffnationalen gesehen werden. Angesichts des Energiekriegs mit Russland sollte sich Deutschland jedoch genau überlegen, ob es wirklich weiter auf die energetische Abhängigkeit aus dem Ausland setzt, oder vielleicht doch lieber die Energieautarkie bevorzugt und die Sonne erntet, die auf unsere heimischen Dächer scheint, um sie zu grünem H2, dem »Erdöl der Zukunft« zu veredeln. Karliczeks Slogan, »Deutschland (habe) weder genügend freie Flächen noch genügend Wind- und Sonnenenergie, um seinen Wasserstoffbedarf selbst decken zu können«, scheint ja nicht so ganz der Wahrheit zu entsprechen.

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11 Kommentare

  1. Was die E-Fuels etc vor allem Methanol angeht, bin ich anderer Meinung. Wasserstoff als Gas hat wegen seinem niedrigen Siedepunkt und anderer Eigenschaften Nachteile in dem Transport und der Speicherung. Methanol ist bei den üblichen Temperaturen flüssig während Wasserstoff entweder unter hohem Druck oder niedrigen Temperaturen gelagert werden muß. Und es ist nun wirklich unerheblich, ob CO2 zuerst gebunden wird und dann in den Abgasen wieder freigesetzt wird oder weder verbraucht noch erzeugt wird. Man kann auch die bestehende Tanktstelleninfrastruktur bei Methanol weiterhin nutzen und braucht keine neuen Tankstellen. Und die Explosionsgefahr bei Wasserstoff ist auch nicht zu verachten.

      1. Ganz einfach. CO2, das zuerst der Luft entnommen wird und dann wieder zugefügt wird, ist dasselbe wie wenn es nicht entnommen und hinzugeführt wird.

  2. Noch so ein fauler „Hype“. Die Umwandlungsverluste sowie die Probleme der Speicherung und des Transportes (viel zu hohes Bruttogewicht oder Volumen je Energieeinheit, Flüchtigkeit) sind so hoch, dass Wasserstoff nichts als ein Luxus-Energieträger ist.
    Aber klar, wenn man wieder auf Kernkraft setzt, spielt das alles kaum eine Rolle. Denn genau da geht es hin. „Klima“ und Wasserstoff-Wirtschaft sind nichts als Werbe-„Argumente“ für Atomstrom – der heute genauso unsicher, gefährlich, teuer, unverantwortlich ist, wie vor 60 Jahren. Aber der Mensch vergisst. Heute werden wieder die genau gleichen Lügen gestreut wie damals. Und das Endlagerproblem nach 60 Jahren: ungelöst. Nach wie vor.
    Also alles wie gehabt. Also alles noch mal von vorne. So tickt die die digitale Gesellschaft: Dummheit setzt sich durch. Vernunft wird „geshadow-banned“.

    1. In der Diskussion geht es aber nicht um Kernenergie sondern um EE, die leider nicht grundlastfähig sind und daher gespeichert werden müssen.

      1. Soso.

        Durfte aus SWR2, „Impuls“, erfahren, dass gerade der größte Produzent weltweit für „grünen Wasserstoff“ die Arbeit aufgenommen hat. In Spanien. Und, es ist wirklich unfassbar, unglaublich, dieses 2022 größte Werk WELTWEIT liefert bis zu 10%, in Worten; ZEHN PROZENT! der Energie für eine nahe gelegene Düngemittelfabrik.

        Wir können gewiss sein: bis 2035 wird die ganze Welt mit „grünem Wasserstoff“ versorgt werden. Ganz! Sicher!

        ;-(

        Ach ja, auch erfuhr ich, dass Norwegen vor Wasserkraft regelrecht überquillt und nichts anderes im Sinn hat, als uns endlich diese praktisch unendliche Energie zur Verfügung zu stellen. Können die auch leicht. Weil Norweger heizen anscheinend vorwiegend mit Strom (wurde da behauptet, glaube ich nicht, egal, ist doch eh Wurscht).

        ;-(

        Was heute im ÖRR für Haltungs- und Heilserwartungs-Müll verzapft wird ist wirklich nicht mehr bei Bewusstsein zu ertragen. Dieser Duktus der tiefsten Überzeugungen, der sichersten Erwartungen, woher kennen ich das denn nur?

  3. Wenn Gesellschaften aus dem Nichts, Geld generieren. Glauben die in Ihrer Hybris daß es mit der Energie genau so geschieht.

    Märchen für’s Volk und Vaterland!

  4. Wasserstoff ist das Lieblingsprojekt der Weitermacher im Allgemeinen und des deutschen Kapitals im Besonderen. Es hält das Paradigma ‚physischer Energieträger‘ aufrecht und erlaubt damit, einen beträchtlichen Teil der alten Investitionen in Wert zu halten, etwa Pipelines. Zudem ist der Aufwand, der bis zur Energieendnutzung getrieben werden muss sehr hoch, es gibt viele komplexe Schritte und damit viele potentielle Gewinnzitzen. Gerade der Vorteil von Wind- und Sonnenenergie, dass nichts physisch herumtransportiert werden muss, ist kapitalistisch ein Nachteil. Kapitalismus strebt stets den grösstmöglichen Aufwand an. Daher die Beliebtheit von ‚Bio’kraftstoffen und eben auch Wasserstoff. Dass der Endwirkungsgrad im Vergleich zu Direktstromern unwahrscheinlich niedrig ist und zu viel mehr ‚Grün’energie-Generierung zwingt, als sonst benötigt würde ist noch ein Vorteil – vom nach Verwertung suchenden Kapital aus gesehen. Ökologisch gesehen ist es selbstverständlich ein Debakel und je länger die Importwege, um so schlimmer.
    Und weil man für all das, wofür man es verwenden will, riesige Mengen braucht, wird man eben nicht nur ‚grünen‘ Wasserstoff einsetzen, sondern weiterhin auch alles andere, was man kriegen kann. Schon die traditionell verwendeten Mengen mit Grün-Wasserstoff abzudecken ist eine riesige Herausforderung.

    1. Ich hätte ja mal erwartet, dass Kanzler und Vizekanzler wenigstens eine Schätzung abgegeben hätten zu den Mengen an grünen Wasserstoff, die Kanada uns demnächst jährlich mit diesem tollen Windpark auf Neufundland wird liefern können. Dass dies unterblieb, spricht Bände.

    2. Dem widerspreche ich. Denn Wind und Sonne haben den entscheidenden Nachteil nicht „grundlastfähig“ zu sein. Daher brauchen wir auch das Gas, um in der Dunkelflaute Strom zu haben. Dies brauchen aber nicht nur Industriebetriebe 24/7 Stunden sondern auch Krankenhäuser, Wasserwerke, Telekommunikation etc. Unser Zusammenleben ist also darauf angewiesen. Auch bei einer anderen Wirtschaftsweise als der jetzigen.

  5. Im diesem Artikel fehlen jegliche Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Wenn man das durchzieht – und die gegenwärtige Regierung tut das ja, geschieht Folgendes: Da der Wirkungsgrad des Prozesses Strom > H2 > Strom physikalisch bedingt nur 25 % beträgt und zur Etablierung solcher Prozesse im industriellen Maßstab riesige Investitionen nötig sein werden, die sich unter marktwirtschaftlichen Bedingungen niemals amortisieren würden, finden solche Investitionen nur statt, wenn sie in astronomischem Maße subventioniert werden. Solche Subventionierungen finden auf nationaler und auf EU-Ebene tatsächlich statt und die internatione Finanzindustrie hat längst Instrumente geschaffen, um diese Subventionen in ihre Taschen zu lenken. Volkswirtschaftlich gesehen handelt es sich um eine gigantische Fehlallokation von Kapital, denn der so erzeugte Strom ist so teuer, dass die energieintensiven Industrien dorthin abwandern, wo der Strom nur einen Bruchteil dessen kostet, was bei uns verlangt wird (z.B China, USA). Oftmals wird in diesen Weltgegenden noch mit Kohleverbrennung unter primitiven Bedingungen gearbeitet, so dass sich der CO2-Ausstoß im Ergebnis erhöhen wird – ausgenommen natürlich bei Stromerzeugung mit Kernkraft. Endresultat: Bereicherung von Finanzspekulanten, Verarmung und Arbeitslosigkeit in Deutschland, erhöhter CO2-Ausstoß.

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