
Max Kugel ist Bäcker aus Leidenschaft. Mit unbehandeltem Mehl und ohne Zusatzstoffe backt er sein Brot in alter handwerklicher Tradition und in seiner einfachsten Form. Auf seiner #roadtobakery hat er sich von Bäckern aus aller Welt inspirieren lassen.
In seinem Buch »Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten« erzählt er nun, was ein gutes Brot ausmacht, warum das Bäckerhandwerk vom Aussterben bedroht ist und er mit seiner Philosophie vom »Weniger ist mehr« genau auf dem richtigen Weg ist – denn die Frage, was wir eigentlich essen wollen, ist für uns alle essentiell.
Ich liebe meinen Beruf, weil er die Menschen ernährt, und ich möchte mit meiner Arbeit auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, das Verständnis und den Blick auf unser tägliches Essen zu verändern. Denn so viel steht fest: Der Mensch ist, was er isst. Unsere tägliche Nahrung entscheidet maßgeblich über unser Wohlbefinden, über unsere Leistungsfähigkeit und unsere Gesundheit. Und hier stellt sich die entscheidende Frage: Wollen wir diese zentralen Aspekte unseres Lebens der Industrie überlassen, oder vertrauen wir bei unserer Ernährung auf das Handwerk und die Handarbeit? Das ist in meinen Augen die große Konfliktlinie, über die wir uns ernsthaft Gedanken machen müssen. In allen industrialisierten Prozessen wird »Zeit« heute als ein Gegner betrachtet, den es zu minimieren gilt, denn Zeit ist bekanntlich Geld.
»Brotverbesserer« sind nur chemische Hilfsmittel
Das gilt auch für die Backindustrie, wo es darum geht, in immer kürzerer Zeit immer mehr zu produzieren. Und das hat Konsequenzen, die nicht nur den Backprozess beeinflussen, sondern schon die Produktion der dafür notwendigen Rohstoffe. In der konventionellen Landwirtschaft beispielsweise geht es heute um Massenproduktion und hohe Erträge zu möglichst günstigen Preisen. Ganz egal ob wir hier über Gemüse, Milch, Fleisch oder billiges Getreide reden. Dafür werden jede Menge synthetische Pestizide benötigt, ein giftiger Cocktail aus Chemikalien, die sich überall wiederfinden: in unserem Trinkwasser, im Gemüse, im Obst, in vielen Lebensmitteln, die daraus produziert werden, und damit in uns selbst: im Gewebe, im Urin, ja sogar in der Muttermilch.
Der globale Einsatz dieser Pestizide hat zu einem weltweiten Vernichtungsfeldzug geführt, der vielen Pflanzen und Tieren das Überleben unmöglich gemacht hat und auch auf unseren Organismus massive Auswirkungen hat, auf unseren Stoffwechsel, unseren Hormonhaushalt und unser Nervensystem. Im industrialisierten Backprozess werden dem Teig dann weitere Zusatzstoffe zugesetzt, die vom Marketing gerne als »Brotverbesserer« (sogenannte Clean-Label-Rohstoffe) bezeichnet werden, in Wahrheit aber nichts weiter sind als weitere chemische Hilfsmittel, die eine Qualität vorgaukeln, über die das Produkt längst nicht mehr verfügt. Die zugesetzten Backmittel ersetzen dann das oft fehlende Können des Bäckers, um Schwankungen im Rohstoff auszugleichen, damit die Produkte am Ende des Tages immer gleich aussehen, egal welche äußeren Einflüsse auf den Backprozess einwirken. Gerechtfertigt wird das mit dem kleinen Preis, den der Verbraucher für sein Brot im Supermarkt bezahlt, der aber, wenn man genau hinschaut, im Verhältnis zu einem ehrlich gebackenem Brot gar nicht mehr so klein ist.
Diese Rechnung geht außerdem schon lange nicht mehr auf. Falsche Ernährung ist heute ein wesentlicher Grund für die epidemische Zunahme von ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas und Typ-2-Diabetes, von der im wachsenden Maß schon Kinder und Jugendliche betroffen sind. Allein das kostet unser Gesundheitssystem pro Jahr rund 17 Milliarden Euro. Hinzu kommen die Umweltschäden, die von der industrialisierten Landwirtschaft verursacht werden, wie überdüngte Böden, nitratbelastetes Grundwasser oder das große Insektensterben. Mit einem Kilo Biobrot aus meiner Bäckerei sorge ich dafür, dass auf rund zwei Quadratmetern Ackerfläche Getreide ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wird und Böden wie Biodiversität geschützt werden.
Die handwerkliche Qualität verschwindet, wenn das Unternehmen größer wird
Die Bäckerbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, und mehr noch als die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, macht mir die Entwicklung der Bäckereien große Sorgen. Ein paar Zahlen können vielleicht verdeutlichen, was ich meine: Vor 60 Jahren gab es im Gebiet der alten Bundesrepublik noch rund 55000 Betriebe im Bäckerhandwerk. Heute sind es in ganz Deutschland nur noch 9607 Betriebe. Analog dazu hat sich auch die Zahl der Auszubildenden stark reduziert und ist alleine zwischen 2014 und 2021 von 20 540 auf 12242 Azubis zurückgegangen. Eine Zahl ist dagegen interessanterweise im gleichen Zeitraum mit rund 45000 relativ konstant geblieben: die Anzahl der Verkaufsstellen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Zahl der Filialen pro Betrieb weiter zunimmt und damit auch die durchschnittliche Betriebsgröße.[1]
Die Industrialisierung hält auch bei vielen Bäckern Einzug, die sich vielleicht selbst noch als »Handwerksbäcker« bezeichnen, aber dennoch mit Backmitteleinsatz arbeiten, weil sie diesen Expansionsweg eingeschlagen haben, zu dem sie keine Alternative sehen. Wir hören ja immer wieder von vielen Seiten und schlauen Wirtschaftsexperten, dass Stillstand Rückschritt ist und Wachstum der einzige Weg, der zum Erfolg führt. Kurzfristig mag diese Rechnung sogar aufgehen: mehr Filialen, mehr Umsatz, mehr Gewinn. Das hat in den letzten Jahrzehnten ja auch ganz gut geklappt. Doch kommt dann eine Krise, wie beispielsweise Corona, die teuren Energie- und Rohstoffpreise oder die allgemeine Wirtschaftslage und Inflation im Land, dann bricht die schöne und lukrative Wachstumswelt ganz schnell wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Jede junge Bäckerin und jeder junge Bäcker, die vielleicht gerade darüber nachdenken, eine Bäckerei zu eröffnen, müssen sich eine Sache ganz klar machen: Die handwerkliche Qualität verschwindet, wenn das Unternehmen größer wird. Man kann einfach keine drei, fünf oder noch mehr Filialen mit einem Vollsortiment oder auch nur mit Brot bespielen, ohne Kompromisse in der Backstube einzugehen und mehr Maschinen, mehr Backhilfsmittel und immer mehr Convenience- oder Tiefkühlprodukte einzusetzen. In Sachen Qualität kann das alles auf Dauer einfach nicht gut gehen.
[1] Zentralverband Deutsches Bäckerhandwerk: https://www.baeckerhandwerk.de/baeckerhandwerk/zahlen-fakten/
Max Kugel hat vor einigen Tagen des Westend Verlag in Frankfurt besucht. Dort sprach er über sein Handwerk und seine Philosophie. Gucken Sie mal rein: Hier geht es zum Interview.
Lieber Becker, bitte teile uns deine Quelle für Mehl ohne Pestizide und andere Giftstoffe mit.
Und vor allem nicht genmanipulierten Saatgut.
Oder noch besser zu nennen, wer Bayer den “Gar” ausmacht.
Sie sollten es mal mit einer dieser sogenannten Suchmaschinen versuchen, die es im Internet gibt. Nur mal so zum Beispiel:
https://agrarzone.de/mehl
https://bio1.de/produkt-kategorie/mehl/
Selbstverständlich gibt es noch etliche andere Quellen. Übrigens auch für berufsmäßige Bäcker (die kaufen ihr Mehl allerdings nicht in Kilotütchen).
Das Mehl ist sehr entscheidend beim Geschmack.
Das habe ich bei Corona gemerkt, als das 405-Mehl über Wochen überall vergriffen war, und ich letztlich zwei andere Spezialmehle für den dreifachen Normalpreis kaufte.
Insbesondere Süßspeisen bekamen plötzlich eine sehr exotische Würznote von leckeren Backsachen, wie man sie sonst nur im Urlaub bekommt.
Dass heute bedrohlich viele Giftstoffe im Mehl sind, glaube ich eher nicht. Bedenklicher sind so Sachen wie hoher Glutenanteil. Die Weizensorten werden eben eher auf Maschinengängigkeit der Mehle gezüchtet als auf Geschmack und Bekömmlichkeit.
Im Prinzip das gleiche Drama wie bei Tomaten, Paprika, Rettich usw.
Unterm Strich muss ich sagen, dass ich insbesondere für alle Wenigverdiener froh bin, dass Lebensmittel sehr günstig sind. Wenn wenig Bauern mittels Maschinen für sehr viele Menschen produzieren ist das ebenso die Basis für Wohlstand für viele. Das Gleiche bei Bäckern.
Wenn wohnen so günstig wie früher möglich wäre, hätten die Menschen mehr Geld für Ernährung.
“Dass heute bedrohlich viele Giftstoffe im Mehl sind, glaube ich eher nicht.”
Es sollte schon ein Unterschied gemacht werden zwischen den Mehlen die ein Bäcker bekommt
und die im normalen Lebensmitteleinzelhandel zu bekommen sind. Einfach mal nach Mehrbehand-
lungsmittel schauen die dort direkt dem Mehr oder der Fertigmischung zugesetzt sind und im End-produkt nicht mehr deklariert werden müssen. Anderseits muß das verbreitete Bäckerastma her kommen, weil Mehl wird nicht erst seit ein paar Jahrzenten benutzt.
https://food-detektiv.de/lexikon/?lex_search=B%C3%A4ckerasthma
“Wenn wenig Bauern mittels Maschinen für sehr viele Menschen produzieren ist das ebenso
die Basis für Wohlstand für viele. Das Gleiche bei Bäckern.”
Kann auch zu Preisabsprachen und Kartellen führen.
Interessanter Link.
Bis man dann ‘Alpha-Amylase’ googelt.
https://www.google.com/search?q=Alpha-Amylase
Als Bäcker zu arbeiten, bedeutet vor allem Nachtschichten. Und für die meisten Menschen bedeutet das eine starke Belastung, wie natürlich auch in anderen Berufen, z. B. der Pflege. Man ruiniert auf die Dauer seine Gesundheit, damit andere morgens in ihr frisches Brötchen oder ihren frischen Croissant beißen können. Grundsätzlich finde ich es daher nicht schlecht, das Brotbacken zu automatisieren und menschliche Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. Das sollte auch ohne Chemie funktionieren.
Mein persönliches Lieblingsbrot ist Vollkorn-Kastenbrot aus Flüssigsauer (muss man nicht kneten), natürlich aus Bio-Zutaten. Das muss auch nicht morgens frisch gebacken sein, sondern lässt sich erst nach einem Tag Lagerung aufschneiden und hält dann mehrere Tage frisch. Lässt sich auch mit vertretbarem Aufwand und Kosten selber herstellen und stellt keine hohen Ansprüche an die Getreidequalität in Sachen Glutengehalt, funktioniert daher auch mit Dinkel oder hohem Roggenanteil oder einem Anteil glutenfreiem Getreide.
“Grundsätzlich finde ich es daher nicht schlecht, das Brotbacken zu automatisieren und menschliche Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. Das sollte auch ohne Chemie funktionieren.
Nach ihrer Aussage gehe ich nicht davon aus, das Sie viel vom Backen in der Masse verstehen.
Wenn wie in Ihrem Beispiel die menschliche Arbeitskraft beschränkt wird, sind nun mal Hilfs- und
Zusatzstoffe nötig.
Außerdem braucht es eine bestimmte Maschinenegänigkeit. Wenn Sie auf Hilfsmittel verzichten
wollen brauchen Sie Personal die mit den Schwankungen umgehen können und gegebenfalls da-
gegensteuern. Da immer weniger Bäcker ausgebildet werden, kann ich mir nicht vorstellen wie
das mit Lebensmitteltechnikern funktionieren soll. Auch die heutigen Bäcker sind wie jemand
anders auch schon erwähnt hat, oft mit einer solchen Aufgabe überfordert.
“Mein persönliches Lieblingsbrot ist Vollkorn-Kastenbrot aus Flüssigsauer (muss man nicht kneten)”
Nach ihren Forderugen dürften Sie auch kein Flüssigsauer benutzen sondern eher Backferment
(natürlich selber hergestellt), wenn nicht sogar ein Sauerteig. Wer entsprechend Interesse hat kann
sogar das Backen selber lernen siehe Lutz Geißler (de.wikipedia.org/wiki/Lutz_Gei%C3%9Fler). Im
Prinzip hat ein Laie wie er den Bäckern wieder gezeigt wie eigentlich backen geht. So Industrienah
ist man schon.
“Man ruiniert auf die Dauer seine Gesundheit”
Das merken die Jungen, die wieder so wie vor 200 Jahren backen wollen, erst ein paar Jahre später. Bis dahin geben Material für toll nostalgische Artikel und TV-Sendungen.
Ich mag auch gutes Essen – wer nicht -, aber wer auf Maschinen verzichtet, produziert für Menschen, die ein solch dickes Polster haben, dass sie den Wohlstandsverlust nicht spüren.
Schon in den 80er Jahren beschrieb Edith Anderson in “Der Beobachter sieht nichts” , dass ihr Brot in NY, wo sie zu Besuch war, 14 Tage brauche, um auf ihren Tisch zu gelangen. Dafür wurden in den Fabriken haltbar machende Mineralien zugesetzt, die nebenbei jeden Geschmack verhindern. Dagegen wurden zusätzlich Mineralien beigegeben, die künstlich Geschmack schaffen sollten.
Vor 20 Jahren erzählte mir ein werdender Bäckermeister im Ruhrgebiet, dass traditionelle Brotherstellung aus dem Lehrplan gestrichen sei. In Zukunft würde der Meister gezwungen sein, Backmischungen anzurühren. Das nur würde ihm gelehrt.
Das ist Kapitalismus und somit Normalität.
Wo ist dieser werdende Bäckermeister denn Bäckermeister geworden? Jedenfalls nicht an einer der acht Fachschulen, die von der Organisation des Bäckerhandwerks in Deutschland selbst betrieben werden („Akademie Deutsches Bäckerhandwerk“). Dafür, dass an diesen Schule die traditionelle Brot- und sonstige Gebäckherstellung umfassend gelehrt wird und in der Meisterprüfung gezeigt werden muss, lege ich meine Hand ins Feuer. An zweien dieser Schulen war ich selbst tätig, an der einen dreizehn, an der anderen siebzehn Jahre und die Schulen sind untereinander im regelmäßigen Austausch. Dass ich selbst Bäckermeister bin, versteht sich jetzt mal von selbst, hoffe ich.
Was Sie hier erzählen, bzw. was Ihnen angeblich dieser damals angehende Bäckermeister erzählt hat, ist in meinen Augen geradezu Verleumdung. Zumindest in Hinblick auf den besagten Akademieverbund. Es gibt allerdings einige ganz wenige nicht verbandsgebundene Ausbildungsstellen für Bäckermeister, über die ich kein Urteil abgeben kann, sondern nur ein paar Gerüchte kenne. Möglicherweise nimmt man es dort nicht so ernst mit der praktischen Ausbildung (dem sog. »Teil I« der Meisterprüfung). Die entsprechende Verordnung ist allerdings für alle gleich und verbindlich.
Bitte sehr: die Bäckermeisterverordnung. Von „Backmischungen anrühren“ steht da nix.
Das mit dem Kapitalismus erkennen Sie unter anderem daran, dass von den 23.626 backenden Betrieben in Deutschland, die es 1990 noch gab, im Jahr 2022 noch 9.607 übrig waren, die Zahl der Verkaufsstellen jedoch nahezu konstant geblieben ist. Das ist ein Symptom für Kapitalismus – die Betriebe sind signifikant weniger und die verbliebenen größer geworden. Dass dies mit einen Qualitätsabfall einhergehen muss, bestreite ich, weil ich es besser weiß.
Dass es Qualitätsunterschiede in den Bäckereien gibt, ist selbstverständlich auch mir bekannt. Die Eignung jener Leute, die zur Meisterprüfung antreten, ist ja auch unterschiedlich.
Ach so, was die Aussage aus New York angeht, das ist nun wirklich nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichbar. Gehen Sie hierzulande mal frühmorgens in die Bäckerei ihres Vertrauens. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Brot, das man Ihnen aushändigt, noch warm ist, ist gar nicht so gering.
“Dafür, dass an diesen Schule die traditionelle Brot- und sonstige Gebäckherstellung umfassend gelehrt wird und in der Meisterprüfung gezeigt werden muss, lege ich meine Hand ins Feuer.”
Mag sein warum können dann Gesellen immer weniger z. B. ein Sauerteig ansetzen oder wird dafür
gleich ein Meister gebraucht? Sonst bräuchte es keine Quereinsteiger die das zu Hauf im Internet
zeigen.
“Die Wahrscheinlichkeit, dass das Brot, das man Ihnen aushändigt, noch warm ist, ist gar nicht so gering.”
Dort werden die Teiglinge auch frisch aufgebacken, zumindest in Filalbäckereinen heute üblich. Wenn das
ein Qualitätsmerkmal sein soll, dann weis ich auch nicht.
Es würde wohl zu weit führen, wollte ich jetzt hier die ganzen Schwierigkeiten erläutern, die ich auch sehe, was die Ausbildung in meinem Beruf angeht. Die Herstellung und Verarbeitung von Vorteigen einschließlich Sauerteigen ist im Rahmenlehrplan für das zweite der drei Lehrjahre verbindlich vorgeschrieben.
Ich bin durchaus erfreut, dass mein Handwerk in der Bevölkerung eine so breite Fangemeinde hat. Das meine ich ehrlich. Diejenigen, die sich ihr Brot daheim selbst herstellen, tun das aber in der Regel nicht deshalb, weil sie gekauftes Brot nicht mögen oder ihm nicht trauen, sondern weil das für sie ein schönes und interessantes Hobby ist.
Ein Stockwerk über mir wohnt ein gelernter Drucker, der sein Brotback-Hobby sogar schon so weit getrieben hat, dass er in seiner Küche einen sündhaft teuren Backofen betreibt, der echtes Brotbacken erlaubt. Will sagen, dass Ding schafft Temperaturen über 250 ℃ und verfügt über einen Schwadenapparat. Ganz schön teures Hobby, zumal der auch seine Rohstoffe nicht gerade günstig bezieht.
(Der hat gejubelt, als ich hier einzog. Jetzt kann er gleich einen fragen, wenn bei seinen Backaktionen etwas nicht klappt.)
Es ist aber nicht so, dass uns die Quereinsteiger im Internet daran erinnern müssten, wie man einen Sauerteig heranzieht, weiterführt und verarbeitet. Die zeigen das den interessierten Hobbybäckern.
Im Allgemeinen ist Frische ein wichtiges Qualitätsmerkmal für den Verbraucher. Genau deshalb ist doch vor ungefähr vierzig Jahren dieser Trend entwickelt worden, in den Filialen vor den Augen (und vor allem vor den Nasen) der Verbraucher Teiglinge abzubacken. Heute ist das eine Selbstverständlichkeit, aber zu Anfang war das eine große Sache: Ich war damals Geselle in einer größeren Kölner Bäckerei und dieser Betrieb hat einen Laden mit einer kompletten kleinen Backstube hintendran eingerichtet. In der stand damals ich und habe live und in Farbe vor den Augen der Kundschaft Weizenkleingebäcke (Brötchen, Baguettes) hergestellt und in einem Stickenofen (das ist so was wie ein „Backschrank“) gebacken, der so aufgestellt war, dass die Kunden durch die Glastür den Semmeln beim Backen zugucken konnten.
Diese Filiale war die erste Ladenbäckerei von Köln und lief wie verrückt, das war eine Goldgrube.
Heute werden in der Regel die Teiglinge in der zentralen Backstube hergestellt und ungebacken in die Filialen geliefert, wo man sie abbackt. Abbackt, nicht aufbackt, das ist ein riesiger Unterschied! Diese Gebäcke werden nicht zum zweiten mal gebacken (was eine Qualitätsminderung bedeuten würde), sondern es wird der letzte Produktionsschritt von der Backstube in die Verkaufsstelle verlagert.
Frische ist also für den Verbraucher ein wichtiges Qualitätsmerkmal, und wie er halt so ist, der Verbraucher, er übertreibt es mit seinen Ansprüchen auch gerne mal. Ich kann mich aus meiner Kölner Zeit an manche Kundschaft erinnern, die Brötchen kaufen wollte, aber sich nicht bereitliegende aus dem Regal geben ließ, sondern ernsthaft gewartet hat, bis der nächste „Schuss“ aus dem Ofen kam. Die Brötchen haben sie dann genommen, Motto: „Wenn ich mir nicht die Pfoten an der Tüte verbrenne, dann sind die Brötchen nicht frisch“.
Unsere Versuche, den Leuten klarzumachen, dass die Gebäcke an Qualität verlieren, wenn sie backheiß in die Tüte gesteckt und quer durch Köln transportiert werden und es viel besser ist, bereits abgekühlte zu nehmen (die in dem Laden ja auch höchstens eine Stunde alt waren), haben wir irgendwann aufgegeben. Die Leute wollten uns das nicht glauben und haben uns unterstellt, wir würden ihnen bloß „alte Brötchen andrehen“.
Damals habe ich viel über Marketing gelernt, glauben Sie mir das. Ganz ohne Fachbuch. 😈
“Die Herstellung und Verarbeitung von Vorteigen einschließlich Sauerteigen ist im Rahmenlehrplan für das zweite der drei Lehrjahre verbindlich vorgeschrieben.”
Mag sein das im Rahmenlehrplan festgeschrieben ist. Wenn ich aber von den
Köchen mal ausgehe heißt dass das die Berufsschule dazu ein Crashkurs anbietet,
sonst würden die Prüflinge nicht die Ausbildung schaffen.
“Es ist aber nicht so, dass uns die Quereinsteiger im Internet daran erinnern müssten, wie man einen Sauerteig heranzieht, weiterführt und verarbeitet. Die zeigen das den interessierten Hobbybäckern.”
Kann man sehen wie man will.
“Im Allgemeinen ist Frische ein wichtiges Qualitätsmerkmal für den Verbraucher. ”
Was ist frisch? Frische wird meiner Meinung nach vom Konsumenten dahinge-
hend interpretiert das das Gebäck jeden Tag neu gebacken wird. Nichts mehr mit
das hält sich mehrere Tage und kann noch am nächsten Tag noch gegessen
werden. Da ein entsprechender Teig verwendet wurde, der vor vorschneller Aus-
trocknnung schützt.
“Heute werden in der Regel die Teiglinge in der zentralen Backstube hergestellt und ungebacken in die Filialen geliefert, wo man sie abbackt. Abbackt, nicht aufbackt, das ist ein riesiger Unterschied!”
Ob Abbackt, aufbacken oder regeneriern ist für mich unerheblich. Welcher Konsument kennt da schon den Unterschied. Sie wollen also sagen es macht so einen großen Unterschied, wenn ich ein vorgebackenes Produkt z. B. von Harry Brot
beziehe, als Teigling aus einem zentralen Produktionsbetrieb oder wenn ich ein 25
kg Sack auf mache mit einer Fertigmischung.
Ich weis zwar nicht wie es bei anderen so ist, aber bei einer lokalen Filalbäckerei wird es so gemacht das Produktionshelfer zusammen mit Lebensmitteltechnikern
die Backwaren erstellen. Nur der Vorgesetzte hat noch traditonell gelernt.
Ich frag’ mich also warum in Deutschland eine Meisterpflicht gilt, nur das am
Ende Convenience Produkte als selbst produziertes angeboten werde, ein paar Produkte selber gemacht werden und am Ende als der tolle Handwerksbetrieb gilt. Wer sich selbständig machen will kann nur Geselle werden und dann Meister,
nur um dann zu merken das er nicht so einfach gegen die Großen ankommt. Das
sehe ich auch als Grund für das Bäckersterben an.
Für Sie schon. Für das Objekt unserer Diskussion nicht. Sie signalisieren, dass Sie nicht gewillt sind, sich mit der Materie zu beschäftigen, sondern lieber ihre Vorurteile pflegen.
Sorry, aber ein vorgebackenes Brot ist kein Teigling. Wovon schreiben Sie?
Harry übrigens backt für den Endverbraucher, die sind ein Konkurrent für den Handwerksbäcker, kein Lieferant.
Die Lieferanten, die den Bäckern sogenannte „Convenienceprodukte“ anbieten, kennen Sie vermutlich gar nicht mit Namen. Der Handwerksbäcker, dessen Teiglinge (das sind „rohe“ Produkte, die noch keinen Backofen von innen gesehen haben) im Geschäft gebacken werden, der hat diese Teiglinge nicht zugekauft, sondern in seiner eigenen Backstube hergestellt.
Wenn Sie einen Sack mit einer Fertigmischung aufmachen, wird der wohl kaum 25 kg wiegen. Wenn ein Handwerksbäcker das macht, dann ist das aus meiner Sicht zu kritisieren – außer in seltenen Einzelfällen. Ein Profi, der auf Qualität Wert legt und außerdem auch noch rechnen kann, der wird auf Fertigmischungen verzichten. Diese „Convenienceprodukte“ sind nämlich so teuer, dass die Wertschöpfung beim Mischungslieferanten landet und nicht beim Bäcker.
Das klingt nach Industrie, nicht nach Handwerk. Der Übergang ist allerdings zugegebenermaßen fließend. Wobei auch in einem Industriebetrieb der Produktionsleiter kraft Gesetz nicht nur gelernt haben darf, sondern auch mit dem Meisterbrief wedeln muss.
Nehmen Sie bitte einfach zur Kenntnis, dass das, was Sie hier schildern, nicht der Normalfall ist. Es gibt solche Fälle, das weiß ich auch, aber das ist nicht der Regelfall, und Sie als Kunde müssen bei so einem auch nicht kaufen. Es gibt immer noch genügend andere, auch wenn die Zahl beängstigend sinkt.
Da schließen sich die beiden Argumente gegenseitig aus. Wollen Sie ‘ne Bäckerei eröffnen können, ohne sich in dem Beruf qualifiziert haben zu müssen? Dann haben Sie erst recht keine Chance, sich gegen „die Großen“ zu behaupten.
Fun fact am Rande: Seit Jahren erlebe ich, dass kleine Handwerksbäcker sich über solche Kollegen bitterlich beschweren, die sich zu größeren Filialisten entwickelt haben. Die würden die Preise kaputt machen, heißt es dann, und so die braven „Kleinen“ ruinieren.
Schaut man dann genauer hin (und das habe ich beruflicherseits oft genug getan), dann stellt man fest, dass diese größeren Filialisten keineswegs die niedrigeren Preise haben. Eher noch im Gegenteil. Das Argument stimmt also nicht, die betreffenden „Kleinen“ belügen sich selbst.
Die mit den niedrigen Preisen, das sind nicht die handwerklichen Filialisten, sondern das ist die Industrie. Von denen muss und kann das Handwerk sich absetzen. Wohl wissend, dass es einen beachtlichen Teil von Kunden gibt, die aus guten Gründen das Industriebrot bevorzugen wollen oder müssen. Anders herum muss dann aber auch der Handwerker sich von der Industrie absetzen wollen. Und das schließt die Verwendung von Convenienceprodukten weitgehend aus.
Übrigens, damit habe ich dann aber genug geschrieben: Kollegen, die Standorte an „strukturschwachen“ Orten haben, berichten immer wieder, dass sie dort am Monatsanfang gute Geschäfte machen, was sich dann im Verlauf eines Monats immer mehr abschwächt. Demnach bevorzugen selbst Menschen, die nicht viel Geld für Lebensmittel ausgeben können, die Handwerksware, solange sie es irgendwie hinkriegen.
Wenn ich die heutigen ‘Ideologien’ lese, dann kann kein Boden gesund sein, um ein anständiges Brot zu backen.
Denn jeder Arbeitsschritt in der ‘modernen’ Versorgung beinhaltet einen Feind von menschlichen Interessen.
Hat das die Werte verteidigende Ukraine nicht bewiesen mit ihren Getreidevertrag?
Liebe Bäcker ihr seit eventuell rechtschaffende Bürger, aber ihr habt auch zu diesem System beigetragen, für euren Egoismus!
Um eines richtig zu stellen, Bäcker ist nicht gleich Bäcker….
Ich kann die Leidenschaft für den Beruf nachempfinden. Ich backe selbst seit vielen Jahren meine Sauerteigbrote selbst. Es ist nicht wirklich kompliziert, aber sehr faszinierend, da es kein statisches Produkt ist, sondern eines an dem man ständig weiter rumoptimieren kann.
Ganz davon abgesehen, dass es unendlich viele Varianten von Rezepten gibt, die man in einem einzigen Leben alle kaum durchprobieren kann.
Danke für, hab mir schon ein Häkchen gesetzt, und werde das Buch irgendwann demnächst bestellen – ist immer interessant mal was aus “dem Fach” zu lesen. Was die menschliche Ernährung angeht, da kann man unterschiedlicher Ansicht sein, und kritische Ernährungsexperten wie z.B. der Buchautor Udo Pollmer warnen schon seit Jahren vor “Populären Ernährungsirrtümern….” – das Feld Ernährung ist ein business, dass sollte man beim Einkaufen immer in Hinterschädel haben, denen geht es nur voranging um das angebliche Wohl der Kunden, nicht vergessen wir leben im modernen Kapitalismus – kein Wunder, dass sich die unterschiedlichsten Ernähungsskandale in den letzten Jahren häuften. Übrigens, ein Psychologe schrieb einmal, zugebeben in einem anderen Zusammenhang – nämlich Umgang mit Depressionen, dass die eventuell aus deswegen zunehmen weil die moderne Kultur sich nicht damit abfinden kann, dass wir Menschen eigentlich die Nachfahren von Generationen von Jägern und Sammlern sind, die nicht immer, wie wir heute, ausreichend Nahrung zur Verfügung hatten – er prägte für uns Menschen daher den Begriff “wir sind Mangelwesen”…..und diese Evolution steckt in jedem von uns, d.h. unser Körper war schon immer drauf programmiert, dass es auch Phasen mit kaum, oder wenig, Nahrung gegeben hat – nur so konnte der Homo Sapiens Sapiens bis heute überleben……unser Problem ist, dass wir heute alles im Überfluss wollen, dass sich aber nicht jeder leisten kann, und so entstehen, ihm nach eben (auch) Depressionen…..eine Versöhnung mit unserer menschlichen Natur würde helfen das zu überwinden…..schwierig in der heutigen Zeit wo Mensch überall mit “Ernährungstipps” totgeschlagen wird – ob beim alltäglichen Einkauf – oder, falls er, wie ich, eine gewisse Altersgrenze überschritten hat, auf hausärztliche Anordnung…..der ich, aus finanziellen Gründen, aber kaum nachfolgen kann, da tröstet mich eben der obigen Hinweis des Herrn Schmidbauer, dass wir Menschen eben “Mangelwesen” sind, die durchaus eine gewisse Zeit ohne ausreichende Ernährung überleben können……
Als ich noch jünger war dachte ich übrigens schon, um es mal ganz zynisch auszudrücken, dass zwischen uns Lebensmittelkonsumenten, insofern wir nicht in der Lage sind diese selbst zu produzieren, weil wir Landwirte sind, eben auch nichts anderes als “abzufütterndes Nutzvieh” sind….sorry, aber das konnte ich mir nicht verkneifen…..mein Vater übrigens war noch Landwirt, ist schon lange tot, aber er prägte den Spruch, “dass Mensch nur sicher sein kann was er ißt, wenn er es selber produziert hat” – nur mal so zum Nachdenken ;.)
Gruß
Bernie
PS: Leider mir entfallen, aber ich hab da im Web auch einen interessanten Doku-Film von 2 Bäckern gefunden, die sich mit demselben Thema beschäftigt haben, seither weiß ich, dass die Brote beim Penny in der Auslage nichts anderes beinhalten als bei der Bäckerei um die Ecke, insofern die nicht, wie vom hier schreibenden Bäcker, selber produziert werden…..
“weil die moderne Kultur sich nicht damit abfinden kann, dass wir Menschen eigentlich die Nachfahren von Generationen von Jägern und Sammlern sind, die nicht immer, wie wir heute, ausreichend Nahrung zur Verfügung hatten”
Ja, Mangel ist sicherlich ein wichiger Aspekt. Dein Blick auf die Evolution des Menschen eröffnet aber eigentlich auch recht gut, was es eigentlich bedarf, damit wir gesund leben. Immerhin ist der Mensch über Millionen von Jahren durch die Natur ernährt worden, ohne Landwirtschaft und ohne Industrie. Es liegt nahe, dass er genau darauf optimiert ist. Der einfachste Ernährungstip ist daher wahrscheinlich sich an dem zu orientieren, was wir vor der Zivilisationsgeschichte der Menscheit so zu uns genommen haben.
“[…]Der einfachste Ernährungstip ist daher wahrscheinlich sich an dem zu orientieren, was wir vor der Zivilisationsgeschichte der Menscheit so zu uns genommen haben[…]”
Stimme überein, nur leider haben wir eben das Problem, dass wir ja im Alltag, und leider auch beim Arzt, oder der Krankenkasse, mit solchen Ernährungstipps, ab einem gewissen Alter regelrecht zugemüllt werden – ich weis auch keine Lösung, und was mein Vater gesagt hat mag für seine Zeit stimmen, aber nachdenklich werden ließ mich ein Kommentar eines Bekannten zum Spruch meines Vaters – auch die Pflanzen und Haustiere bekommen doch heute nicht alles aus der reinen Natur….ja, ich weis, ein Teufelskreis, aber Auswege????? Auf eine einsame Insel ziehen und wieder von vorne beginnen wie Adam und seine Eva???? Ehrlich gesagt, keine Ahnung…..schwierig das heute 😉
Man muss es ja auch nicht absolut halten. Das schafft keiner in dieser Welt. In Summe möglichst wenig Industrienahrung zu sich nehmen und soweit es geht mit Grundnahrungsmitteln selbst kochen. Dass man das nicht immer kann, ist klar.
Und beim Brot: Es gibt mittlerweile durchaus Bäckereien in größeren Städten die aktiv zurück zum klassischen Sauerteigbrot ohne Enzymbeschleiniger gehen. Da muss man sich halt ein wenig informieren. Ansonsten kann man das aber auch wirklich recht entspannt selbst machen. Brot an sich ist ein sehr schlichtes Rezept: Sauerteig, Mehl, Wasser, Salz. Dazu gibt es endlos viele Rezepte, wo definitiv auch einige dabei sind, die recht perfekt zum eigenen Lebenslauf passen.
Und Brot direkt aus dem Ofen… das ist einfach zum Reinlegen! Genialer kann Brot nicht schmecken.
Das Schöne daran ist: Jedes Brot, dass so entstanden ist, kann man essen. Solange man nicht behauptet, es sei “ungenießbar” weil es zu dunkel wurde, wegen zu viel Wasser in die Breite gelaufen ist, an Stellen gesprungen, die eine Brotscheibe zerfallen lassen… . Es ist aber immer Brot. Macht satt. Und man kann daraus immer noch Semmelklöße machen oder Croutons, wenn´s wirklich zu trocken geworden sein sollte … Mein persönlicher Spruch: “Unser Überlebensmittel – wer genug zu Essen hat, lebt vergleichsweise gesund.” Im Vergleich zum gedünsteten Wildlachs, den die AOK ihren Sozialrentnern als besonders seniorengerecht empfahl, jederzeit eingefettet (Butter, Schmalz, Öl….) leidlich erschwinglich mit Obst und Käse zu belegen oder zu beschmieren, ohne industriell erzeugte “vegane” Aufstriche zu verwenden…
@Yossarian, Christa Meist
Kenne ich auch, schönen Abend noch dir, und Christa Meist – meine vor 3 Jahren verstorbene Mutter hat uns, als wir Kinder waren, sogar noch mit selber gemachten Nudeln verwöhnt…..leider hat keiner das Rezept mehr, aber allein die Erinnerung daran ist ein bleibender Genuß…..meine Mutter selber konnte es, aufgrund ihrer Demenz- und Parkinsonerkrankung, die letztendlich zu ihrem Tod führte, nicht mehr weitergeben…..aber die Erinnerung an diese schönen Seiten meiner Kindheit behalte ich im Herzen…..schade, dass alles so schnell vorbei geht 🙁
Traurige Grüße
Bernie
@Christa Meist, Yossarian
Danke für die Tipps, kenne ich, als Sohn einer ländlichen Hausfrau, auch noch – eigenes Brot, manchmal backe ich mir auch solchiges – nach Rezept aus einem Buch. Meine Mutter war zum Schluß leider auch nicht mehr fähig selber Brot zu backen, oder Nudeln herzustellen – aber die Erinnerung daran bleibt ein Leben lang – selber gebackenes Brot hat einen ganz eigenen Geschmack, und, als Kind, konnte ich mir dran regelrecht überessen……tja, irgendwann zog das Alter, und die Bequemlichkeit ein, und es gab dann eben auch nur noch gekauftes Brot. Das ist übrigens auch bei einer Schwester von mir, die eigentlich gelernte Konditorin ist, aber jetzt beruflich etwas völlig anderes macht, der Fall – sie backt auch keine Kuchen mehr – kauft die – ist schade, aber so ist eben das Leben – fand meine Konditor-Schwester immer lustig früher, als sie noch im Beruf arbeitete, kein Kuchen war vor ihrer Kritik, das kann ich besser, sicher…..hi,hi….schade, wie schon gesagt, dass sie jetzt eben beruflich was anderes macht, und an Kuchen backen nur noch ab und zu, wenn sie privat Lust dazu hat, denkt – übrigens, sie hat ihre alten Sprüche längst vergessen, aber ich fand die so komisch, dass ich die immer noch in guter Erinnerung habe…..:-)
ich kann nur sagen, jeder muss für sich entscheiden! Wäre dass praktikabel? Eindeutig ‘Ja’! Es gibt immer irgendwelche Erklärungen, warum das Eine geht und das Andere nicht! Wir werden allerdings, in Anbetracht der globalen Profitgier ohne Rücksicht auf Verluste, nicht darum herum kommen, selbst Entscheidungen zu treffen, die manchmal vielleicht unbequem sind, aber letztlich unser Überleben sichern!!! Wieder selber denken, kreativ sein und ‘Kuckuckspfeifenspielern’ den Spass verderben, einfach mal wieder Sand im Getriebe der Planwirtschaft sein! Sagte da nicht mal jemand ‘Macht kaputt, was euch kaputt macht’!? Die KI wird es ganz sicher nicht richten!
Gab´s nicht 1976 den nicht nur Cineasten, sondern auch das Kinopublikum ansprechenden realistisch-kritischen Spielfilm von Erwin Keusch Das BROT DES BÄCKERS (117´) mit einem damals noch Lehrling genannten Auszubildenden eines Familienbetriebs im Handlungsmittelpukt(1)? Und hat nicht 2020 der Dokumentarfilm: BROT (94´) den Unterschied zwischen industriellem und Bäckerbrot anschaulich herausgearbeitet(2)?
(1) https://www.youtube.com/watch?v=DKz_G453FKc
(2) https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/brot-100.html
Ich backe meine Brote (Sauerteig + Hefe) seit ca. 10 Jahren selbst und es funktioniert auch im Haushaltsofen ganz gut. Der Sauerteig (Anstellgut) wird jede Woche bei ca. 28°C aufgefrischt. Die Brote schmecken sehr gut (deutlich besser als das was Aldi & Co. anbieten) und liegen preislich 1,5 kg Roggenkastenbrot mit Energiekosten bei ca. 2 Euro. Das Backen inklusive Sauerteigführung ist schon zeitintensiv aber dafür hat man wöchentlich ein schönes, schmackhaftes Ergebnis. Das Bäckereisterben in Deutschland hängt sicherlich auch mit den doch sehr hohen Preisen zusammen, bei einigen Bäckern liegt der Preis für ein Körnerbrötchen mittlerweile bei über 1 Euro. In Deutschland ist der Niedriglohnsektor in den letzten Jahren immens gewachsten und so etwas wirkt sich auch auf das Kaufverhalten der Kunden aus. Dazu kommt eine Rezension + hohe Inflation so dass bei vielen Bürgern an allen Enden gespart werden muss. Wenn man Brot backen als Hobby betrachtet wäre das Selbstbacken eine kostengünstigere Alternative zum Kaufen beim Bäcker.
Wahrscheinlich der wichtigste Kommentar hier. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht den Beruf des Bäckers und ein wohlschmeckendes Brot schätzt. Leider gibt es in Deutschland vorsichtig geschätzt 20 und mehr Millionen Menschen, die sich das Brot vom Bäcker nicht mehr leisten können. Nur noch das deutlich preisgünstigere aus dem Supermarkt. Und das gilt für alle Produkte. Der Trost: es gibt aber auch genug Doppelverdiener-Familien, z.B. beide Beamte, die können sich bei allen Produkten das bessere, teurere leisten.
Natürlich auch das E-Auto als Zweitwagen für den Stadtverkehr. Das sind dann auch die, die so vehement für die Umwelt eintreten. Letzter Gag aus dem Haus der Grünen: Für E-Autos solle eine Fahrspur reserviert werden. Dieser Mischmasch aus Dummheit, Borniertheit und krimineller Energie wird keine Grenzen kennen.
Es gehört eben alles zusammen, und der größte Teil ist verlogen.
Ich backe mein eigenes Brot, allerdings nicht mit Sauerteig, sondern mit Hefe, reines Vollkornbrot aus Roggen, Dinkel und Weizen. Und wenn ich eines verschenke, höre ich, dass Leute, die sonst Probleme mit dem Darm haben beim Brotverzehr, es wunderbar genießen können. Und es schmeckt einfach herrlich.
Backen ist eigentlich ne Konservierungstechnik. Gutes Brot hält >3 Monate (es wird höchstens trocken).
Wenn die Verkäuferin sich entschuldigt daß das Brot vom Vortag (das ich verlange) nicht mehr frisch sei
muß eine umfassende Verblödung von Kunden, Verkäufern, Bäckern, Bauern statt gefunden haben.
Die Wasserindustrie verzapft auch daß man ohne Nuckelflasche verdursten müsse.
Kapitalismus ist: Aus Vorschuß mach Überschuß, aus Geld mach mehr Geld.
Der Gebrauchswert ist nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln.
Max Kugel ist nobel wenn er den Gebrauchswert gegen Geld in Anschlag bringt. Gutes Brot ist nur für Reiche.
Max Kugel lebt im Kapitalismus. Adam Smith glaubt die unsichtbare Hand zuppelt alles zur Harmonie.
Marx hält die finale Endkatastrofe für sicher.
Die Pleite des Ostblocks rechtfertigt nicht die Fehler des Kapitalismus.
Es ist eine Lüge, das früher ohne Zutaten und Zusätze gebacken wurde.
Hefe, Sauerteig, Salz, Gewürze, das alles sind genauso chemische und biochemische Hilfsstoffe, wie sie heute gelegentlich in optimierter technischer Version verwendet werden.
Dieser Nonsens eines früher wurde alles besser gemacht, ist an Schwachsinn nicht zu überbieten.
Freilich ist es ein solideres Backwerk mit klassischen Hilfsmitteln und Zutaten auszukommen und von Fertigmischungen wegzukommen.
Das ist nur möglich für teurere Gebäcke, die nicht maschinell hergestellt werden. Wer dafür nicht das Kleingeld hat, muss auf andere Maschinengängige Produkte zurückgreifen. Und diese sind keinesfalls soviel schlechter als mäßig hergestellte klassische Backwaren.
Worüber wir hier reden ist reine Brauchtumspflege als Handwerkspflege. Kann man machen, muss man nicht.
Mit diesem ganzen Gerede über traditionell hergestellter Ware, Bio oder Öko und wie es alles heißt, werden Images gepflegt, Weltanschauungen verkauft wie einstmals Amulette gegen die Leiden des Lebens.
Der gesamte Bereich strotzt vor Halbwahrheiten, New-Age Versionen alteingesessener religiöser Ideen und Ideale bzw. der Idealisierung des VorVorgestern. Das ist so ähnlich wie die Idealisierung des JanzWeitWeg. Woanders ist es immer schöner, besser, toller, grüner, reicher und edler.
Ja, natürlich veredelt ein guter Handwerker seine Produkte, aber er ist kein Heiland bei der Brotteilung.
Überernährung hat viele Gründe, das preiswerte kaloriendichte Nahrung in großer Menge verfügbar ist, kann alleine nicht die Ursache sein, dann wären ALLE zu dick. Sind es aber nicht. Dick meint hier jenseits BMI 30-32+ Gesund ist individuell zwischen 17-32 BMI, Körpergröße, Körperform, allgemeine Merkmale spielen eine Rolle. Das “genetische” Gerüst, das jemand mitbekommt und die folgende Prägung machen einen enormen Anteil.
Extreme Ausreißer für Stress-Erfahrung und permanente Beschädigung der Stressreaktion bei der Prägung sind neben Krankheiten der Psyche der Verständniss-Schlüssel zu massivem Übergewicht – Immer in Korrelation zu obigem. Zuviel Essen ist in aller Regel ein Selbstmedikations-Versuch und in manchen Fällen selbstschädigendes Verhalten aus anderen Gründen.
Normale körperlich und geistig gesunde Menschen Überessen schlicht nicht. Wer auf seine Gesundheit achtet und diese Eigenschaften hat, wird voraussichtlich im Leben kein Übergewicht entwickeln.
Klimatische Bedingungen spielen genauso eine Rolle beim durchschnittlichen Gewicht der Bevölkerung. Was wächst und was wird konsumiert?
Die Märchen in diesem Bereich sind immens. Solche Zurück in die Vergangenheit Strategien mit der Produktionstechnik für Nahrungsmittel ist ein Irrweg. Das kann nur als Nischenprodukt für diejenigen funktionieren, die es sich wirtschaftlich leisten können, für die Masse der Bevölkerung ist das nicht zu wirtschaftlichen Konditionen möglich. Manche wollen aber genau dahin zurück, auf das die Masse der Menschheit eben nix mehr zu beißen hat und in Form gezwungen wird durch Hunger. Das verleit denen, die noch Brotkrumen zu verteilen haben, dann auch zu massiv mehr Macht, nicht wahr?
Natürlich kann man auch mit gut schmeckende, leicht verdauliche hochprozessierte Nahrung zum Mehressen verleitet werden. Wie auch durch größere Portionen und durch stete Verfügbarkeit. Genauso kann man sich in Sicherheit vor allerlei Krankheiten wähnen wenn man irgendwelche Bio-Label-Waren konsumiert und im Zweifelsfall war die vergiftete Luft schuld an der Krankheit … oder ein anderer Sündenbock. Der eigene Lifestyle war ja makellos, die Sünde, das waren die Anderen …
Die ganze Welt kam übrigens immer ohne das deutsche Brot gut aus und lebte von Weißbroten in aller Regel ziemlich gut und optimal. Einfach gebacken, fertig.
Bäcker brauchte man um minderwertige Mehle und Zutaten in brauchbares Essbares leicht verdauliches Brot zu verwandeln.
Wer Brot nicht gut verträgt, kann Nudeln essen. Oder Pizza. Oder Pita. Oder Wraps.
Teige gut und lange gehen lassen, den Hefen / Mikroorganismen Zeit geben die Verdauung störenden Bestandteile des Korns zu spalten – Das kann auch die Großbäckerei, wenn der Kunde es an der Kasse bezahlt. Dafür müsste man dem Kunden nur sagen, worauf er wirklich achten sollte, nicht das er klassische Bäckereien bevorzugen müsste. Das ist schlicht falsch. Diese können auch schlecht gemachte Brote produzieren. Nicht jeder Handwerker ist jeden Tag gleich gut.
Mein Senf zum Senf
Sehe ich auch so,
man denke nur an, daß durch Mutterkorn Kontaminierte Mehl und verschimmeltes Getreide. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ergotismus
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mykotoxin
Meine Favoriten : Baguette, Fladenbrot und Chubz
Hier mein Senf zum Senf
Es gibt gute Gründe selbst handwerklich tätig zu sein, z. B. in der Herstellung von Backwaren. Eigenes produktives, zielgerichtetes Handeln ermöglicht Erfahrungen im Umgang mit Stoffen, die dazu beiträgt, z. B. so etwas wie das Habeck-Syndrom in Fragen des Energieverbrauchs in Wohnung und Betrieb zu vermeiden. Jeder mit körpereigenen Werkzeugen materiell produktiv tätige Mensch erfährt/lernt, dass ohne Kraftaufwand, ohne Zeitaufwand aus nichts nichts gemacht werden kann. Auch ohne begleitenden sportlichen oder künstlerischen Ehrgeiz oder Gesundheitswahn. Auch ohne materialistische Philosophie.
Ein Grund dafür, selbst zu backen, zu kochen und eine gewisse Vorratswirtschaft durch Konserviertes zu betreiben ist: Es spart Geld. Nicht nur bei der Verpflegung: Jede Produktionsstufe, die industriell erbracht wird, lässt Geldbeträge in die Taschen der Konzerne fließen, die in meiner Tasche bleiben, wenn ich selbst tätig werde. Je näher diese Tätigkeiten an der Handwerkstradition bleiben, desto größer die Ersparnis in Geldform. Wer für die Herstellung von verarbeiteten Lebensmitteln einen eigenen Maschinenpark braucht, spart nicht, sondern lässt statt der Großmühlen und Zucker-Raffinerien die Hersteller von Haushaltsmaschinen verdienen. Die Geräte lohnen sich für Selbstversorger eines kleinen Haushalts nicht.
Es handelt sich dabei nicht um eine Ersatzreligion, nur weil es um Lebensmittel geht und nicht um ein neues Nachttischchen oder einen neuen Pullover. Jeder, der im Bedarfsfall Möbel aus dem Karton selbst zusammenbaut hat, weiß, dass man durch die Übernahme der letzten Fertigungsstufe eigenes Geld spart. Sicher keine Zeit, wenn man keinen Nachbarn mit elektrischem Schrauber hat, sondern Blasen auf dem Handteller bekommt.
Wer selbsttätigen Mitmenschen altmodische, romantisierende oder gesundheitliche Motive unterstellt, hat in vielen Fällen nicht Recht. Egal ob es sich um Brot, Braten, die Reparatur eines Elektrogerätes handelt oder einen Norwegerpulli handelt: Es werden produktive Tätigkeiten der Sphäre des Profits vorenthalten. Ich kenne kaum Menschen, die in ihrer kompletten Nicht-Schlaf-Zeit künsteln, lesen oder denken und sich von dienstbaren Geistern jeden Handgriff abnehmen lassen, nur weil sie einen Brotberuf haben, von dem sie leben können. Mensch leidet unter ausschließlich fremdbestimmter Arbeit – nicht unter produktiver Tätigkeit als solcher.
@Christa Meist
Seh ich genauso, und dazu kommt eben noch der besondere Stolz etwas mit eigenen Händen gefertigt zu haben.
Ich “alter weißer Mann” kenne das noch von “alten weißen Männern”, die einst stolz auf “ihr Handwerk” waren – ob das immer noch so ist? Ich hoffe es, aber es gibt ja immer weniger, die diesen Stolz spüren wollen, und …..igitt…..sich auch dabei noch die Hände selber schmutzig machen…..;-)
Zu den gepanschten Lebensmitteln, dass gibt es nicht nur bei Brotherstellung. Ich hab gerade einen Dok-Film im SRF gesehen, und bin immer noch entsetzt über die lasche Handhabung von Pestizidvorschriften/.-kontrollen/-genehmigungen in der EU.
Nur soviel, nicht einmal bei heimischen Bauern kann man sich ganz sicher sein, dass nicht eigentlich in der EU verbotene, zu giftige und auch für den Menschen schädliche Pestizide, zum Einsatz beim Obst kommen – ja, ich bin schockiert, immer noch, und seh keine Lösung ausser der utopischen wieder selber zum Produzenten – aller, nicht nur des Brotes – seiner Lebensmittel zu werden.
Man kann es wirklich nur noch ganz zynisch sehen, aber wir werden alle “vergiftet”, und das ganz unabhängig ob das Obst aus dem Ausland, oder vom “heimischen” Landwirt (wenn er kein “Biolandwirt” sein soll, und nicht einmal da ist man sicher *schock*) kommt…..
Schlimm diese Zustände im Jahre 2023 des “Herrn”…..
In der Schweiz wirt aufgrund einer EU-Verordnung Pestizid gespritzt, die aber so lasch kontrolliert wird, dass eben solche Sachen dabei herauskommen – ja, das Problem heißt auch hier (neoliberaler) Kapitalismus, Profitgier und Lobbyismus (auch im Schweizer Parlament, nicht nur im EU-Parlament) von Agrar- Konzernen, und Pestizidherstellern – die sich, so eine Schweizer Abgeordnete, natürlich bedeckt halten – man weis nicht, wer hier für eine Lobby spricht, sagt die zum Journalisten…….*schock* Übrigens, wie war das bei Corona? Mit der Gesundheit der Bürger eines jeweiligen Landes? Dieser Bericht enttarnt auch das als Lüge.
Zynische Grüße
Bernie
Wer handwerkliche Backwaren schätzt, wird am besten selbst tätig.
Oder hat genug Geld. Beim Qualitätsbäcker hier kostet ein, wirklich sehr gutes, Laugenbrötchen mittlerweile Eineurofünfundfünfzig.
@GBöttcher
Stimmt, und stolzer Preis bei uns kostet es noch 1,05 – beim Bäcker im REWE. Sind von 1,00 um 0,05 Cent hochgestiegen – waren nicht so mutig, oder frech, wie bei Ihnen – egal, übrigens beim Penny habe ich festgestellt gibt es Laugenbrötchen, im Geschäft direkt, bei den Backwaren, für 0,44 Cent, und dank Bäckern wie dem Handwerker, der das hier erwähnte Buch geschrieben hat, weis ich ja jetzt, dass da kein großer Unterschied zu den Bäckern besteht, die, im Gegensatz zu ihm, industriell für den Massenverkauf abfertigen.
Tja, ich geh dann eben meine Brötchen, und andere Backwaren, direkt im Discounter einkaufen, statt beim Bäcker, der auch im REWE liegt…..wer es sich leisten kann soll dann eben die 1,05 bezahlen, während ich, für dieselbe Qualität, eben nur 0,44 Cent bezahle….und wenn ich mal ein echtes Laugenbrötchen will, dann spare ich eben drauf, und leiste mir mal eines zum Feiertag vom echten Bäcker, denn es bei uns, in einem ferner gelegenen Nachbarort auch noch geben soll…..
Gruß
Bernie