
Die Aktionäre bekamen in den letzten Jahren erhebliche Dividenden, das Geld fehlt jetzt, die Beschäftigten müssen daher einen Reallohnrückgang in Kauf nehmen.
Die Krise bei Volkswagen bleibt in den Schlagzeilen. Laut einem Medienbericht vom 15. Januar soll es bei den Beschäftigten von VW Lohnkürzungen geben, wenn sich die Krise weiter zuspitzt.[1] Oder werden vielleicht – laut Berliner Zeitung am 16. Januar – gar VW-Werke von Chinesen aufgekauft?[2]
Im Dezember hatten sich die IG Metall und das Management von Volkswagen darauf geeinigt, dass es 2025 keine Lohn- und Gehalterhöhungen geben würde. Im Gegenzug werde es aber auch keine Werksschließungen geben. Bis 2030 sollen demnach 35.000 Jobs wegfallen. Das entspricht gut 5 Prozent der konzernweit etwa 684.000 Beschäftigten 2023.[3] Aber es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben.[4]
Dividendenzahlungen von VW
Angesichts der ausbleibenden Lohnerhöhung 2025 oder der eventuell gar kommenden Lohnkürzungen bei weiterer Zuspitzung der Krise soll nun ein Blick auf die Dividendenzahlungen in der jüngeren Vergangenheit geworfen werden.
In den letzten vier Jahren, 2020 bis 2023 wurden insgesamt 24,707 Milliarden Dividenden ausgeschüttet (inklusive einer Sonderdividende 2023 von 9,6 Milliarden Euro).[5] Im Durchschnitt der letzten vier Jahre beschäftigte der VW-Konzern etwa 673.500 Mitarbeiter. Die Lohn- und Gehaltssumme betrug in diesen vier Jahren ungefähr 45,2 Milliarden Euro jährlich, der durchschnittliche Jahreslohn pro Beschäftigten etwa 67.200 Euro.[6]
Teilt man die durchschnittlichen jährlichen Dividendenzahlungen der letzten vier Jahre (6,175 Mrd. Euro) durch die Zahl der durchschnittlichen Beschäftigten (673.500), erhält man etwa 9.170 Euro pro Jahr pro Mitarbeiter. Anders ausgedrückt: wäre die Dividende an diejenigen gezahlt worden, die arbeiten, statt an die Aktionäre, die meist sehr weit weg wohnen und das Unternehmen selten oder nie betreten, hätte jeder Beschäftigte jedes Jahr 9.170 Euro oder 13,6 Prozent mehr verdient. Allen arbeitenden Menschen bei VW wurden in den letzten vier Jahren jedes Jahr etwa 9.170 Euro bzw. 13 Prozent vom Lohn abgezogen, um ihn an die Aktionäre zu überweisen.
Dieses Geld – insgesamt knapp 25 Milliarden Euro – fehlt jetzt. Dividenden verlassen das Unternehmen und stehen nicht mehr als Reserve oder für Investitionszwecke zur Verfügung. Dafür müssen die Beschäftigten jetzt den Gürtel enger schnallen und auf eine Lohnerhöhung verzichten, weil es VW schlecht geht.
Wer bekommt die Dividenden? Wem gehört VW?
Damit stellt sich die Frage: Wer bekam eigentlich die knapp 25 Milliarden Euro Dividendenzahlungen in den letzten vier Jahren? Die Aktionäre. Wer sind die Aktionäre? Die Aktionärsstruktur bei VW sieht folgendermaßen aus:[7] 31,9 Prozent Porsche Automobil Holding SE, 20 Prozent institutionelle Anleger Ausland, Qatar Holding 10 Prozent, Land Niedersachsen 11,8 Prozent, Privataktionäre/ Weitere 24,1 Prozent, institutionelle Anleger Inland 2,3 Prozent. Da die Dividendenzahlungen für Stamm- bzw. Vorzugsaktien in den letzten vier Jahren praktisch identisch waren, braucht man hier also kaum zu unterscheiden.
Nehmen wir zur Illustration den größten, einflussreichsten und daher wichtigsten Hauptaktionär, die Porsche Automobil Holding SE. Sie besitzt 31,9 Prozent aller Aktien des Volkswagen-Konzerns. Da sie aber einen Großteil der Vorzugsaktien innehat, hat die Holding 53,3 Prozent der Stimmrechte bei Volkswagen. Das Land Niedersachsen hat 20 Prozent der Stimmrechte, Qatar Holding 17 Prozent.
Wem gehört die Porsche Automobil Holding SE?
Wem gehört die Porsche Automobil Holding SE? Laut Geschäftsbericht 2023[8] gehören 50 Prozent aller Aktien den Familien Porsche und Piëch, und zwar alle Stammaktien, die allein stimmberechtigt sind. Die beiden Familien haben also das alleinige Sagen bei der Porsche Holding und sie erhalten normalerweise 50 Prozent aller Dividenden.
An die Porsche Holding flossen in den letzten vier Jahren von VW etwa 7,9 Milliarden Euro Dividenden (ca. 31,9 Prozent der 24,707 Milliarden Euro Dividendenzahlungen). Davon die Hälfte, also gut 3,9 Milliarden Euro gingen letztlich an die beiden in Österreich wohnenden Familien Porsche und Piëch.
Von 2020 bis 2023 wurden also den etwa 673.000 Beschäftigten bei Volkswagen im Durchschnitt jedes Jahr etwa 9.170 Euro oder 13 Prozent vom Lohn abgezogen, um den beiden Familien Porsche und Piëch 3,9 Milliarden Euro zukommen zu lassen, sowie den übrigen, normalerweise sehr wohlhabenden Aktionären[9] 20,8 Milliarden Euro Dividenden auszuzahlen (Ausnahme Land Niedersachsen, die davon knapp drei Milliarden bekamen).
Für 2025 ist geplant, eine Dividende auf Vorzugsaktien in Höhe von 9,06 Euro, dasselbe wie für 2024, auszuschütten.[10] Das wären etwa 1,868 Milliarden Euro. Die Vorzugsaktionäre brauchen also nicht auf ihre erwerbslosen, Nicht-Arbeits- oder leistungslosen Einkommen zu verzichten. Die Beschäftigten hingegen bekommen trotz anziehender Inflation (in Deutschland im Dezember 2024 2,6 Prozent)[11] keine Lohnerhöhung, verdienen somit real weniger als im Vorjahr.
Fazit
VW gehört von den Stimmrechten her zu 53,1 Prozent der Porsche Automobil Holding. Die Holding gehört von den Stimmrechten her zu 100 Prozent den beiden Familien Porsche und Piëch. Beide sind daher die wahren Chefs von Volkswagen. Sie haben das Sagen, sie haben die absolute Mehrheit auf der Hauptversammlung von VW.[12]
Von der Kapitalseite her gehören der Porsche Automobil Holding 31,9 Prozent aller Aktien von VW. Sie bekommt daher in der Regel knapp ein Drittel aller VW-Dividenden. Die Porsche Holding gehört von der Kapitalseite her zu 50 Prozent den beiden in Österreich wohnenden Familien Porsche und Piëch. Die beiden Familien bekamen daher in den letzten vier Jahren knapp 16 Prozent aller VW-Dividendenzahlungen. Das waren etwa 3,9 Milliarden Euro.
Von 2020 bis 2023 wurden den etwa 673.000 Beschäftigten bei Volkswagen im Durchschnitt jedes Jahr etwa 9.170 Euro oder 13 Prozent vom Lohn abgezogen, um den beiden Familien Porsche und Piëch 3,9 Milliarden Euro und den übrigen, in der Regel sehr wohlhabenden Aktionären (Ausnahme Land Niedersachsen, die davon knapp drei Milliarden bekamen) etwa 20,8 Milliarden Euro zukommen zu lassen.
Das Geld fehlt jetzt im Unternehmen. Daher müssen die Beschäftigten nun auf Lohnerhöhungen verzichten, einen Reallohnrückgang auf sich nehmen und den Gürtel ein wenig enger schnallen.
Ist das gerecht? Macht das ökonomisch Sinn? Wollen wir das wirklich?
Fußnoten
[1] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/wenn-sich-vw-krise-weiter-zuspitzt-das-ist-der-interne-notfallplan-des-autokonzerns/
[2] Berliner Zeitung 16.1.2025: Brisant: Chinesen wollen VW-Werke in Dresden und Osnabrück kuufen – jetzt reagiert Volkswagen: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/brisant-chinesen-wollen-vw-werke-in-dresden-und-osnabr%C3%BCck-kaufen-jetzt-reagiert-volkswagen/ar-AA1xklmK?ocid=BingNewsSerp
[3] Geschäftsbericht VW 2023: file:///C:/Users/00413/Downloads/Y_2023_d.pdf
[4] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/vw-tarifunde-ig-metall-werkschliessungen-100.html
[5] Eigene Berechnungen, Geschäftsbericht VW 2023
[6] Eigene Berechnungen, Geschäftsberichte VW 2023 und 2021
[7] Geschäftsbericht VW 2023, Aktionärsstruktur zum 31.12.2023
[8] https://www.porsche-se.com/investor-relations/finanzpublikationen
[9] Vgl. Kreiß, Christian, Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019) oder Das Ende des Wirtschaftswachstums (2023), die Bücher können komplett kostenlos hier als pdf heruntergelden werden: https://menschengerechtewirtschaft.de/
[10] https://hauptversammlungs-termine.de/dividende-volkswagen/
[11] https://tradingeconomics.com/germany/inflation-cpi
[12] Allerdings hat das Land Niedersachsen eine Sperrminoriät durch das sog. VW-Gesetz und kann damit bestimmte Grundsatzentscheidungen verhindern: https://de.wikipedia.org/wiki/VW-Gesetz
Das Land Niedersachsen, da müsste doch Milch und Honig fließen Dank der VW Anteile, oder der Niedersachse und die Niedersachs*Innen Steuern zurück bekommen?
Wo ist hier der Denkfehler?
@Kalsarikännit
“Wo ist hier der Denkfehler?”
Vermutlich hier.
Im Aufsichtsrat sitzt Frau Wille Hamburg (Grüne)
“Nach dem Abitur an der hannoverschen Goetheschule im Jahr 2004 studierte Hamburg bis 2008 Politikwissenschaft, deutsche Philologie und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen. Einen Abschluss erlangte sie nicht.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Julia_Willie_Hamburg
Oh nein, eine Frau, wie furchtbar. Das passt natürlich so gar nicht in das mysogyne Incel-Weltbild der hiesigen Idiotenfuhre. Ja, Frau Willie (nicht Wille, aber egal, hier hat man es ja ohnehin nicht so mit Recherche), hat die Dividende des Anteilseigners höchstselbst verjuxt, ist klar. Im Spa, zusamen mit Frau Cavallo. Da denkst du, dümmer geht es nicht mehr, da naht das Forum zur erbaulichen Rettung.
Frau Hamburg ist niedersächsische Kultusminsterin – und sitzt im Aufsichtsrat des größten Niedersächsischen Wirtschaftsbetriebes. Der Ministerpräsident von Niedersachsen hat zwar auch ein Aufsichtsratsmandat aber die Kultusministerin? Warum nicht die Gleichstellungsbeauftragte? Wäre genauso sinnvoll.
Ablenkmanöver. Ich vermag nicht zu erkennen das es in anderen Aufsichtsräten, in denen die Leute eine anders gefärbte Windel tragen, anders läuft. Manche tragen überhaupt keine farbige Windel. Ich schätze also das farbige Windeltragen dient allein der Aufrechterhaltung einer Illusion.
Nah ja. Kraft durch Freude kann man da nur sagen.
Natürlich ist das Beschiss, aber dieser Beschiss hat eine lange Tradition bei VW und anderswo.
Haben denn nicht damals schon Deutsche Marken geklebt und Zwangsarbeiter sich zu Tode schuften dürfen damit Fa. Piëch und Porsche voran kommen? Und weshalb zahlen Verbraucher Mehrwertsteuer und nicht die Unternehmer wie es gerecht wäre?
Dem einen die Arbeit, dem anderen den Gewinn. So ist das halt geregelt.
Im Artikel wurden die Strafgelder für die Abgasmanipulation leider nicht erwähnt
Die “Börse im Ersten” würde diese Zahlen vermutlich nutzen, um Werbung für Aktien zu machen.
In dem Zusammenhang ist auch die vollmundige Forderung, “Arbeit(en) müsse sich (wieder) lohnen” ziemlich absurd, denn das hieße ja parallel und zwangsläufig, daß sich einfach nur Kapital anlegen weniger lohnen müsste. Regelrecht unglaubwürdig, wenn dies ausgerechnet aus dem Munde von Union oder FDP zu hören ist, die zum Beispiel schon wieder Aktien als Altersvorsorge boosten wollen.
Von Altersvorsorge und Geldanlage hast du scheinbar keine Ahnung?
“Gürtel enger schnallen”.
In die Gürtel der VW-Arbeiter passen zwei bis drei Beschäftigte aus anderen Branchen oder auch der Zulieferindustrie.
Das Verschwinden dieser Autofirmen lässt sich aus volkswirtschaftlicher Sicht verschmerzen. Die zahlen kaum Steuern und die Aktien befinden sich überwiegend im Besitz des Auslandes. Inländische Zulieferer sind weitestgehend marginalisiert. Bleibt auf der Habenseite der hohe Lohn der Beschäftigten, der hoffentlich im Lande bleibt.
Selbst die Fahrradhändler in der Nähe von VW-Standorten haben massive Probleme seit VW seine Beschäftigungsgarantie aufgegeben hat.
Warum? Ganz einfach! Die VW-Angestellten machen keine Leasingverträge mehr.
Wenn da mal eben 300-500 E-Bikes weniger verkauft werden, ist das für die dort ansässigen Fahrradhändler eine gewaltige Katastrophe. Das sind oft fast 20-30% des Umsatzes welcher wegbricht. Dann noch die allgemeine wirtschaftliche Krise… Das sind dann zusammen 50% weniger!
Zum Glück betrifft das meinen Fahrradladen hier in der Gegend nur marginal. Dafür ist der nä. VW-Standort zu weit weg…
E-Bike-Leasing ist gemeint. Das wird häufig als Benefiz von Betrieben angeboten! Ist deutlich günstiger, da die Leasingrate vom Bruttolohn abgezogen wird, als wenn man das direkt kauft. Und das selbst mit dem obligatorischem Versicherungspaket!
Klar ist das günstiger, schnöde Gehaltsumwidmung. Alter Wein in neuen Schläuchen. Weniger Brutto, weniger Rentenpunkte. Klasse Deal..
Natürlich nicht. Aber so ist nun mal das vollkommen bekloppte kapitalistische System!
Weisheit der Dakota-Indiana
“Wenn du merkst das du ein totes Pferd reitest, steig ab!”
Wir Zeit Pläne zu schmieden aus den Werkshallen der deutschen Automobilindustrie Kinderspielplätze und Freizeitparks zu machen. Oder einfach abreisen und Bäume auf dem Werksgelände anpflanzen und der Natur überlassen, und ein Warnschild davor machen, “Hier sehen Sie das Endergebnis von Korruption und Parlamentarischer “Demokratie”.
Die besagte Weisheit der Dakota-Indianer macht hier eine Voraussetzung, die in diesem unserem Lande, in dem wir gut und gerne leben, nicht erfüllt ist. Anderswo auf der Welt übrigens mehrheitlich ebenfalls nicht.
Man müsste halt erst einmal bemerken, dass man auf einem toten Pferd hockt.
Ein sehr informativer Beitrag. Ich konzentriere mich in meiner Antwort auf die von Ch. Kreiß aufgeworfene Frage:
“Ist das gerecht? Macht das ökonomisch Sinn? Wollen wir das wirklich?”
Nein, natürlich ist das nicht gerecht. Ob es Sinn macht, oder ob “wir” das wollen steht auf einem anderen Blatt.
Der Durchschnittsverdienst eines Facharbeiters am Band bei VW beträgt – ich setze die Zahlen von Kreiß ein – monatlich mehr als 5.000,– Euro! Da es in den Gewerkschaften, also auch in der deutschen Gesellschaft, kein Klassenbewusstsein gibt, allenfalls Pflichtbewusstsein, da allenthalben nur auf die Sozialpartnerschaft abgehoben wird, werden die Malocher bei VW sehr zufrieden sein. Sollte es zu Entlassungen kommen, dann sind es zuerst die Leiharbeiter, die Niedriglöhner etc., die es trifft. Und Solidarität ist in Deutschland ein Fremdwort. Den Arbeitern bei VW sind die Besitzverhältnisse völlig egal – falls er sie überhaupt kennt. Den Gewerkschaften fallen sie anscheinend nur bei Krisen auf. Und Krisen sind im Kapitalismus (das Wort darf man nicht erwähnen, hier heißt es soziale Marktwirtschaft) immanent. Dann müssen sie zwingend in die Trillerpfeifen blasen und so tun, als würden sie sich mächtig für die Arbeiterklasse ins Zeug legen. Alle DBG Funktionäre sind Mitglied in einer bürgerlichen Partei, SPD/CDU/GRÜNE. Wenn diese Damen und Herren die Belegschaften auffordern finanzielle Abschläge für die armen Ukrainer, die der Diktator Putin aus dem Nichts angegriffen hat, hinzunehmen, dann folgt der deutsche Michel. Ihm reichen seine 5.000,–+ Euro. Damit der böse Putin morgen nicht in seinem gepflegten Vorgarten seine Panzer parkt, verzichtet er problemlos mal auf den ein oder anderen Hunderter.
Trotzdem sollte jeder klassenbewusste Arbeiter Gewerkschaftsmitglied sein, dort mitarbeiten, egal wie reaktionär, wie neoliberal die Funktionäre sind. Die Gewerkschaften sind die einzige Kraft die hier etwas bewegen könnte. Revolutionen sind kein Kaffeekränzchen und entstehen nicht von selbst. Aber dazu benötigt man eine Partei mit Massenbasis und Klassenbewusstsein. Das alles ist momentan nicht vorhanden.
Die Krise bei VW hat einen Namen: KAPITALISMUS. Und der gehört abgeschafft.
Seit ™1974 Klassebewusstsein 🤡🤡🤡
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_gefl%C3%BCgelter_Worte/D#Deutsche_Revolution%C3%A4re_besetzen_einen_Bahnhof_erst_nach_Kauf_einer_Bahnsteigkarte
Gibt es schon ein Übernahmeangebot der Chinesen?
Nun ist es so, dass in China noch vor zehn Jahren kein nennenswerter Fahrzeugbau stattfand, inzwischen aber baut man dort erstklassige Fahrzeuge zu erschwinglichen Preisen. Das führt bei uns zu Einbußen, insbesondere bei VW, das bisher riesige Umsätze inm China verbuchen konnte. Die Akteure verhalten sich soweit vernünftig. Arbeitsplatzgarantien gegen Lohnverzicht, das klingt immer nach einem schäbigen Kompromiss. Aber was wäre denn die Alternative?
Wird Wunderheiler Merz das ändern können? Mitnichten, hier kann er rein gar nichts tun. Er kann es durch Zölle schlimmer machen, mehr nicht. Wer von Merz mehr Wachstum erwartet, wird auch an dieser Stelle enttäuscht werden.
Irgendwie war das immer absehbar. Der sehr hohe Exportanteil ist auf Dauer nicht zu halten. Es hieß immer, den brauchen wir doch, um unsere Gas-, Kohle und Ölrechnung zu bezahlen. 80 Milliarden waren das im letzten Jahr, aber es waren schon mal 100. Das gilt es auf Null zu bringen und die Erneuerbaren sind das Instrument dazu. Da allerdings ist von Merz nichts zu erwarten.
Am Schluss muss Karl Marx noch zu Wort kommen. Angesprochen wurde die Lohnquote, ein Thema, um das sich die büregerliche Presse gern drückt. Ich habe diesen Zeit-Artikel gewählt, weil er richtig rechnet (was bei diesem Thema nicht selbstverständlich ist).
https://blog.zeit.de/herdentrieb/2017/04/25/warum-die-lohnquote-staendig-sinkt_10323
Die Lohnquote sinkt also und D ist dabei ganz unten. Auch das eine Folge des tendenziellen Falls der Profitrate (Marx). Um diese zu retten, wird die Lohnquote gesenkt, was dann aber in eine Überproduktionskrise mündet. Die haben wir gerade. In der Presse nennt man das “Kaufzurückhaltung”. Wenn es das nur wäre,
Würde man den Beschäftigten das Geld zahlen, dass den Eignern zufällt, wäre das Kapitalismus ohne Kapitalisten. Also eigentlich schon etwas sehr anderes?
Aber so wie ich es wahrnehme, gibt es einen gesellschaftlichen Konsens, über etwas anderes als Kapitalismus nicht mal mehr nachzudenken. Selbst wenn vermutlich vielen Menschen klar ist, dass es Probleme geben wird, wenn wir so weiter machen.
Die Idee aber, man könne einen schöneren Kapitalismus bekommen, wenn man ein paar Stellschrauben justiert, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Sehr, sehr wenig.
“Die Idee aber, man könne einen schöneren Kapitalismus bekommen, wenn man ein paar Stellschrauben justiert, hat wenig Aussicht auf Erfolg.”
Das kommt auf die Stellschraube an. Mit der Stellschraube Bürgerliches Recht ließe sich schon einiges verschönern. Etwa mit einer Änderung beim Erbrecht ließe sich verhindern, dass Dynastien des Geldadels entstehen. Zumal Erbschaften leistungsloses Einkommen sind und eigentlich nicht zur propagierten Leistungsgesellschaft passen.
Die abstrakte Akkumulation von Reichtum, der dann in irgendwelchen Zahlen – viele Phantastiliarden – zum Ausdruck kommt, wäre dann mit dem Tod hinfällig. Die Idee ist durchaus charmant. Dann ein Reichtum, der so nicht frei verfügbar, sondern irgendwie angelegt ist. Betriebe, Immobilien, Banken würden so wieder Besitz der ganzen Gesellschaft. Kapitalismus wäre das dann aber nicht mehr. Wäre dann so eine Revolution, die sich über etliche Generationen erstreckt. Und Kapitalismus, so meine Annahme, wird kaum infrage gestellt werden. Schon garnicht von den Kapitalisten.
Hervorragender Beitrag!
Meisten reichen die Grundrechenarten, um zu herauszuarbeiten wo der Hase im Pfeffer liegt.
Man muss nur die richtigen Zahlen ins Verhältnis setzen. Leider machen das die wenigsten. Danke Herr Kreiß!
Ich will mich jetzt keineswegs dumm stellen, aber die Dividenden sind doch nicht das Problem, oder?
“Dividenden sind doch nicht das Problem”
Die fehlen aber für Investitionen um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, stattdessen wird bei den Löhnen gekürzt.
Was erst noch bewiesen werden müsste. Man kann auch 1 Milliarde € Investitionen in den Sand setzen.
Dividenden sind quasi, wenn auch variable, Fixkosten, wie auch die Löhne, mit denen eine Firma rechnen muss. VW schüttet seit Jahrzehnten Dividenden aus, urplötzlich sind diese aber schuld? Wenig glaubhaft, zumal der Autor seltsamerweise auch noch zwischen guten und schlechten Dividenden unterscheidet. Die Probleme bei VW sind m.M. nicht hausgemacht. VW wird auch nicht die (letzte) Firma sein, die das Licht in Deutschland ausknipst.
In China!
Bonusfrage: Wie lange wird es die BASF noch in Deutschland geben?
Wie hoch sind die Verbindlichkeiten bei den Banken die dann vom Volk gerettet werden müssen?
Es gibt keine VW-Krise. Lediglich die Aktionäre wollen mehr rauspressen.
Und Kollege Weil in NDS macht das Spiel fleißig mit. Er will sogar, dass wir uns alle über eine e-Auto-Prämie (die auch Tesla und anderen zukommt) an den Dividenden beteiligen. Klar, er möchte sie weiter für seinen Haushalt sprudeln sehen. Dafür erzählt man auch mal Märchen.
Quatsch. VW hat eine tiefe Absatzkrise.
Und Tesla produziert hier in Deutschland!
VW hat vieles in den Ostblock verlagert.