Das gesündeste Deutschland, das es je gab

Bundeswehrsoldaten, 1983
Auge=mit, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Bundesregierung liebt doch alle Menschen – und kümmert sich um deren Gesundheit, indem sie ihnen Beine macht.

Spätestens sei 2020 wissen wir, dass die deutsche Bundesregierung an einer Sache ganz besonders interessiert ist: unsere Gesundheit zu schützen. Liebevoll kümmerte man sich angesichts einer todbringenden Pandemie um uns, erzog uns auch mal mit sanfter Strenge zur Einhaltung lebenswichtiger Maßnahmen, um nicht nur uns, sondern auch andere zu schützen, und segnete uns am Ende gar mit einem heilenden Serum, das diese Regierung im Schweiße ihres Angesichts unter Hochdruck für uns hat herstellen lassen.

Da ist es nur konsequent, dass ihre Nachfolgerin auch heute noch eifrig an diesem Thema arbeitet und weit in die Zukunft denkt. So investiert sie in die Impfallianz GAVI stolze 600 Millionen Euro bis 2030, um uns auch in Zukunft mit Impfungen segnen zu können. Auch stimmt Deutschland dem Pandemievertrag und der Reform der Internationalen Gesundheitsvorschriften zu, um uns unter Anleitung der Pharmafirmen durch die WHO noch besser vor Pandemien und Krankheiten schützen zu können. Konsequent ist da auch, dass gegen die Homöopathie vorgegangen wird. Denn nicht nur werden die Menschen hier mit falschen Versprechungen in die Irre geführt und von den heilsbringenden Segnungen der Pharmaindustrie fort in die Falle hinterhältiger Heilpraktiker gelockt. Nein: Auch bestehen Globuli ausschließlich aus Zucker – und Zucker ist ja bekanntlich Gift. Auch hier werden wir zu unserem Besten vor bösen Therapeuten und letztlich uns selbst geschützt.

Vom Sofa!

Die Bundesregierung hat einfach ein Herz für unsere Gesundheit. Daher trägt sie auch Sorge für Jugend und junge Erwachsene – und zwar durch die Einführung einer Wehrpflicht und die Vorbereitung eines großen Krieges. Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt (immerhin sind Kugeln und Explosionen ja der Gesundheit eher abträglich), erschließt sich bei weiterem Nachdenken. Denn ein wichtiger Aspekt der Gesundheit ist die Bewegung. Es geht nichts über körperliche Ertüchtigung. Und wenn die Jugend diese von sich aus eher verweigert, weil sie am Smartphone auf dem Sofa klebt, dann muss man sie eben mit liebevoller Strenge dazu drängen. Und nichts motiviert mehr zur körperlichen Anstrengung als die Gefahr, sich eine Kugel einzufangen oder in einer Explosion zerfetzt zu werden – die Motivation muss einfach die richtige sein, dann klappt es auch mit der Bewegung.

Daher ist auch der Abbau von Sozialleistungen genau der richtige Schritt. Wenn Arbeitslose nur faul zuhause sitzen, ist das der Gesundheit abträglich. Es bedarf der richtigen Motivation. Und was könnte hier motivierender wirken als der drohende Verlust des Sofas samt Wohnung?

Ebenso ist längst bekannt, dass Stress gesundheitlich schwerwiegende Schäden bis hin zu Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich bringt. Daher sind auch Pleitewelle und Stellenabbau folgerichtig. Es gab einfach zu viel Arbeit für zu wenige Menschen, die dann in ihrem Stress erkranken. Mit weniger Arbeitsplätzen hingegen haben wir die Möglichkeit, die verbleibende Arbeit gleichmäßig und gerecht auf die Menschen zu verteilen, sodass das Stresslevel insgesamt abnimmt.

Auch der Niedergang des Gesundheitssystems ergibt in diesem Kontext Sinn. Denn wer sich keine Behandlungen leisten kann (etwa weil die Krankenkassen zusammengebrochen sind), der ist überaus motiviert, sich vorbeugend um seine Gesundheit zu kümmern. Auf diese Weise wird auch die Flatrate-Mentalität beendet, wie die CDU seit Jahren ganz richtig fordert. Wer vorsorgt, muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen.

Wie wir also sehen, ist unsere Gesundheit den Regierungsparteien schon seit Jahren ein Herzensanliegen. Sie fördern und fordern uns, wo immer sie können. Daher ist jede dieser Maßnahmen ausdrücklich zu befürworten und zu unterstützen.

Der Artikel erschien bereits bei der Freien Medienakademie.

Felix Feistel

Felix Feistel, Jahrgang 1992, studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht. Schon während seines Studiums war er als Journalist tätig; seit seinem Staatsexamen arbeitet er hauptberuflich als freier Journalist und Autor. So schreibt er für manova.news (https://www.manova.news/), apolut.net (https://apolut.net/), die freie Medienakademie (https://www.freie-medienakademie.de/) sowie auf seinem eigenen Telegram-Kanal (https://t.me/Felix_Feistel). Eine Ausbildung zum Traumatherapeuten nach der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie und -therapie (IoPT) erweiterte sein Verständnis von den Hintergründen der Geschehnisse auf der Welt.
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7 Kommentare

  1. Leider ist das nur noch mit Zynismus zu ertragen. Aber vielleicht sind wir selbst das Problem, weil wir nicht in Totalverweigerung gegenüber dem Regime und seinen Schergen gehen. Wie sagte Anne Frank: „Denn größten Schaden richten die Mitläufer an.“
    Wer ist schon bereit den notwendigen Preis für die Erhaltung der Freiheit zu zahlen? Ein bösartiges Problem.

  2. Bitte am Anfang des Artikels nicht die Allergikerhinweise vergessen

    *ACHTUNG. Der Beitrag kann Spuren von Satire und Zynismus enthalten.
    Sprechen Sie mit Ihrem Arzt*in oder Apotheker*in

  3. Schöne Glosse. Bei der Stelle „mit sanfter Strenge“ im ersten Absatz musste ich direkt losprusten.
    Mit ein bisschen Galgenhumor am Morgen fängt der Tag doch gleich gut an!

  4. Polemik kann auch daneben gehen, wie Globuli einwerfen gegen Rückenschmerzen. Wenn der Spott keine Linie kennt, weil das kräftige Rückgrat und der dazu nötige Muskelapparat fehlt. Das hinterlässt dann nur noch Verwirrung und ein „sugar-high“.

  5. > Daher ist auch der Abbau von Sozialleistungen genau der richtige Schritt. Wenn Arbeitslose nur faul zuhause sitzen, ist das der Gesundheit abträglich.

    Korrekt. Wie Merz fordert Bürgergeld bis auf 0 € runter.
    Obwohl das Bundesverfassungsgericht bereits H4 als Minimum fürs Überleben angesetzt hat.
    Das eingesparte Geld kann man sich dann selbst als Diätenerhöhung auszahlen, schließlich hat man seine Hausaufgaben gemacht.

  6. „Denn ein wichtiger Aspekt der Gesundheit ist die Bewegung. Es geht nichts über körperliche Ertüchtigung. “

    Ich glaub die durchschnittliche Lebenserwartung eines jungen frisch entführten Ukrainischen Mannes ist im Schützengraben ein paar Stunden (ich meine die Zahl 3h irgendwo gehört zu haben).

    Wie viele Treupunkte bei der AOK kann man da schon kurz vor seinem Tod für seine liebsten noch erstreiten?

  7. Ich habe die leise Hoffnung, dass die Thumben unter den Deutschen doch noch den Arsch hochkriegen, wenn „mein Haus, mein Auto, mein Mallorca-Urlaub“ ernsthaft gefährdet ist. Oder doch erst, wenn Luc-Finn und Lisa-Cheyenne ohne Beine und Arme, oder im BW-Leichensack, nach Hause kommen??

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