Chinas Wirtschaft – Verwirrung und Propaganda

chinesische Flagge
Quelle: Pixabay

Westliche Experten sehen Chinas Wirtschaft in der Krise. Ihr Urteil ist abhängig von ihrer Kompetenz in Wirtschaftsfragen, aber auch von ihrer Einstellung zu China. Wie vertrauenswürdig ist ihr Urteilsvermögen angesichts ihrer Einschätzungen bei anderen Wirtschaftsthemen?

Zucker ist weiß und körnig. Aber man würde ihn nicht ungeprüft in den Kaffee schütten, denn auch Salz ist weiß und körnig, und der Unterschied zwischen beiden ist gewaltig. Das beherzigen sogar die Experten der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften in ihren Cafeterien. Nur beim Thema Inflation lassen sie diese Gründlichkeit vollkommen außer Acht. Steigende Preise sind für sie Ergebnis steigender Nachfrage, das ist Inflation, und diese bekämpft man nach den Lehrbuchweisheiten mit höheren Zinsen. Das geht zu Lasten des Absatzes der Unternehmen, was zum Teil auch gewollt ist, denn die Nachfrage muss ja eingeschränkt werden.

Ähnlich ist nicht gleich

Aber die sogenannten Experten kämen nicht auf den Gedanken, die Grundlagen ihres Lehrbuchwissens in Frage zu stellen und die Ursachen von Preissteigerungen anhand der Realität zu untersuchen. Für bürgerliche Wirtschaftswissenschaftler ist Inflation immer gleich. Sie betrachten sie nur anhand ihrer äußeren Form, den steigenden Preisen oder – noch abstrakter – der Inflationsrate. Wenn es hochkommt, stellen sie sich schon einmal die Frage, ob es sich bei Preissteigerungen um einen „einmaligen Preisschub … oder doch Inflation“ handelt(1). Als ob das einen Unterschied macht für die Lebenshaltungskosten, aber auch sonst macht diese Unterscheidung wenig Sinn.

Erscheinung und Auswirkungen der Inflationen, die Preissteigerungen, sind gleich. Die Ursachen jedoch sind verschieden. Die derzeitige in Russland erfüllt noch am ehesten die Grundsätze der bürgerlichen Inflationstheorien, dass eine erhöhte Nachfrage zu höheren Preisen führt. Denn aufgrund des Rückzugs westlicher Unternehmen und der Sanktionen kommen weniger Waren aus dem Westen ins Land. Dementsprechend fließt weniger Geld an die ausländischen Konzernzentralen zurück. Es bleibt also mehr in Russland selbst, und die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften treibt die Löhne. Beides regt den Konsum an, und die steigende Nachfrage führt zu steigenden Preisen.

Ganz anders ist dagegen die Inflation in der Türkei. Dort liegt die Ursache der Preissteigerungen im Verfall der Währung. Dieser ist Ergebnis des Rückzugs ausländischer Investoren seit dem gescheiterten Putsch von 2016(2). Dieser Verfall bedeutet, dass für alle importierten Waren im Verhältnis zu Dollar oder Euro mehr Lira hingelegt werden müssen. Ob Vorprodukte oder Konsumgüter – am Ende landen deren Preissteigerungen immer beim Verbraucher. Anders als in Russland steigen nicht Nachfrage und Konsum. sondern einfach nur der Preis der Waren.

Noch einmal anders sind die Ursachen für die Preissteigerungen in Europa und besonders in Deutschland gelagert. Immer wieder tauchen in den Statistiken der EZB die Energiepreise als treibende Kraft der Inflation auf. Das heißt, dass sie in der Eurozone eindeutig eine Auswirkung der Einfuhrverbote für russische Energieträger ist. Nun hat die EZB in ihrer unermesslichen Weisheit zu diesen Preissteigerungen durch die Energieträger auch noch Preissteigerungen für Geldausleihungen (Zinsen) beschlossen. Beides zusammen dämpft Nachfrage und Konsum, während gleichzeitig die Produktionskosten der Unternehmen steigen. Das gefährdet deren Rentabilität und damit deren Existenz.

Glaubenssätze

Wenn an zwei Säulen der Produktion gesägt wird, den Energiepreisen und den Zinsen, braucht man kein Experte zu sein, um zu erkennen, dass dann die Wirtschaft in die Knie geht. Verblendet durch ihre Theorien erkennen Wirtschaftsexperten nicht, dass in der Wirklichkeit außerhalb der Expertenblasen die Nachfrage als Folge der steigenden Preise ohnehin zurückgeht. Vermutlich traut sich auch niemand von ihnen, offen Kritik zu üben an den Sanktionen des politischen Westens gegenüber Russland als Verursacher des Preisanstiegs.

Das ist ein Beispiel unter vielen(3) dafür, wie unzulänglich bürgerliche Wirtschaftswissenschaft ist. Sie beurteilt nach dem Augenschein, den sie auf Theorien mit unverständlichen Begriffen stützt, deren Grundlage wiederum der Augenschein ist. Ein sehr bezeichnendes Beispiel für Mangel an Grundlagenwissen und die Orientierungslosigkeit in der Herangehensweise ist der sogenannte reale Gleichgewichtszins „r*“, der wichtig sein soll für die Erkenntnis, ob „die Notenbank mit ihrer Geldpolitik expansiv oder restriktiv ist“(4).

Dieser angeblich so wichtige Faktor lässt sich jedoch „nicht beobachten und muss anhand von Daten geschätzt werden“(5). Damit nicht genug der Wissenschaftsferne und Beliebigkeit, so kommt noch hinzu, dass der „reale Gleichgewichtszins r* sehr unsicher geschätzt“(6) werden kann. Man bezieht sich also auf Schätzungen, die selbst wieder sehr unsicher geschätzt werden können. Würde ein Statiker auf einer solchen Basis eine Brücke errichten? Die Frage stellt sich nun, welchen praktischen Wert eine solche Größe haben soll, wenn sie weitgehend auf fragwürdigen Schätzungen beruht.

Auf ähnlichem Basiswissen informieren westliche Experten ihre Medienkonsumenten über die wirtschaftlichen Vorgänge in China und geben Deutungen dafür ab, wie diese Entwicklungen verstanden werden sollen. Das sind nicht unbedingt dieselben Personen, aber dieselben theoretischen Grundlagen, auf die sich Inflationsexperten und Chinaexperten stützen. Kein Wunder, dass die chinesischen Daten immer wieder angezweifelt werden, wenn den sogenannten Experten weitgehend unzureichende Werkzeuge für ihre Arbeit zur Verfügung stehen.

Der Zweifel besteht dabei weniger in den Erfolgen der chinesischen Wirtschaft selbst, denn diese sind trotz allem Neid unbestreitbar. Vielmehr nährt er sich aus dem Widerspruch zwischen der tatsächlichen Entwicklung und den Erklärungsversuchen solcher Experten. Diese sind ähnlich fehlerhaft wie die Aussagen jener, die der russischen Wirtschaft den Ruin unter den westlichen Sanktionen vorhersagten. Auch deren wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz stützt sich in den meisten Fällen auf ähnliche Theorien, aber nicht auf die Wirklichkeit.

Die Tatsachen werden betrachtet und gedeutet durch die Brille der Theorien. Dabei werden sie so zurechtgelegt, dass sie einerseits zu den Theorien passen und andererseits das bestätigen, was politisch erwünscht ist. Wo es mit dem Hineinpressen der Tatsachen in den theoretischen Rahmen nicht funktioniert, schafft man neue Größen wie den Gleichgewichtszins „r*“ oder einen sogenannten „natürlichen Zins“. Sie erklären nichts, schützen aber die Gültigkeit der Theorien. Es ist wie mit der unbefleckten Empfängnis Mariens bei den Katholiken oder der magischen Kugel, die Kennedy dreimal tötete: Man kann es nicht beweisen, man muss es einfach glauben.

Wunschdenken und Fehleinschätzungen

Der Mangel an Kompetenz bei den bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften ist ein Mangel an Grundlagen. Die Aufgabe dieser Disziplin bestand schon sehr früh, besonders aber während des Kalten Kriegs, weniger im Erklären des kapitalistischen Wirtschaftssystems, sondern in der Widerlegung der Marx’schen Erkenntnisse und Darstellungen dazu. Diese Unzulänglichkeit der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft wurde erst offensichtlich nach dem Verschwinden der materialistischen Weltauschauung aus den Diskussionen im politischen Westen. Auch wenn man die Sichtweisen von Marx immer abgelehnt hatte, so hatten sie doch immer Stütze und Orientierung geboten. Man wusste, wogegen man argumentieren musste. Nun aber fehlt dieses Gerüst, und es wird deutlich, dass man keine Werkzeuge hat zur Bewältigung der Aufgaben: die Handhabung der Wirtschaftskrisen und die Erklärung des Kapitalismus.

Um die westliche Einschätzung in Bezug auf Chinas Wirtschaft zu beurteilen, darf des Weiteren die antichinesische Propaganda nicht übersehen werden. Die westlichen Meinungsmacher wollen nicht wahrhaben, dass sich China trotz aller Behinderungen besser entwickelt, als erwartet und vorausgesagt. So darf nicht wahr sein, dass die chinesische Wirtschaft unter der Führung einer kommunistischen Partei erfolgreich ist. Es darf nicht wahr sein, dass der chinesische Sozialismus nicht dem Bild von Armut und Rückständigkeit entspricht, das westliche Medien Jahrzehnte lang besonders mit dem Sozialismus in der Sowjetunion in Verbindung bringen konnten.

All das muss bedacht werden, wenn man sich ein Bild über die Wirtschaft Chinas machen will. Denn letztlich geht es nicht um die Wirtschaft sondern um das politische System, über das westliche Meinungsmacher, aber auch so mancher linker Kritiker Chinas ein Urteil erstellen wollen. Kritisieren die ersteren den chinesischen Sozialismus, weil er ihnen zu sozialistisch ist, ist er den letzteren nicht sozialistisch genug.

Beide aber sind verfangen in ihren Sichtweisen zur Sowjetunion und übertragen diese auf China. Sie scheinen beiden so etwas zu sein wie die zehn Gebote für die Katholiken: ewig und unveränderlich. Dabei unterliegt der Sozialismus genauso wie auch der Kapitalismus der Veränderung. Auch dieser stellt sich heute nicht mehr so dar wie in seiner Anfangszeit im Manchesterkapitalismus vor fast 200 Hundert Jahren.

Einfache Wahrheiten

Das Verfangensein in Theorien und Glaubenssätzen bestimmt weitgehend die Betrachtung nicht nur des Sozialismus, sondern auch der Entwicklungen in China. Auch das wird unter anderem wieder deutlich an den Sichtweisen zur Inflation. Diese grassiert in den meisten Staaten des politischen Westens. Nicht nur das: Erstmals seit den 1970er Jahren ist wieder die Rede von Stagflation. Das Wirtschaftswachstum stagniert, und gleichzeitig steigen die Preise. Aber selbst wenn durch die Maßnahmen der Notenbanken die Inflationsraten fallen, vermittelt das einen trügerischen Eindruck: Denn die Preise sinken deshalb nicht, sie steigen nur langsamer. Aber sie steigen.

Dagegen wird in China Deflation gesehen, denn „im vergangenen Jahr legte der Verbraucherpreisindex nur um 0,2 Prozent zu [, und] die Erzeugerpreise sind seit zweieinhalb Jahren negativ“(7). Nach Ansicht der westlichen Wirtschaftsexperten scheint das genauso schlimm zu sein wie die westliche Inflation, wenn nicht sogar noch schlimmer, wie manche den Eindruck ermitteln. Im Interesse und im Denken einer kapitalistischen Ordnung ist das sogar zutreffend.  Denn Deflation bedeutet für die Unternehmen, dass der Preisdruck auf ihre Produkte zunimmt und sie weniger Gewinne daraus erwirtschaften können. Das ist nicht im Interesse der kapitalistischen Ordnung.

Kein Wunder also, dass westliche Beobachter diese Entwicklung in China mit denselben Maßstäben messen, die sie nach den eigenen Theorien auf die eigene Wirtschaft anwenden. Die Chinesen selbst aber scheinen das anders zu sehen. Auch sie sehen die schwächelnde inländische Nachfrage. Anderseits aber stiegen trotz Zöllen und anderen Behinderungen die Ausfuhren im „vergangenen Jahr um mehr als sieben Prozent [, und] der Exportüberschuss war mit fast einer Billion Euro so hoch wie nie“(8). Das sind die Fakten, die mit den Theorien nicht in Einklang zu bringen sind.

Hinzu kommt eine Einstellung, die auf anderen gesellschaftlichen Grundlagen beruht. So fragte Präsident Xi Jinping laut Wall Street Journal: „Was ist so schlimm an der Deflation? Mögen die Leute es nicht, wenn die Dinge billiger sind?“(9). Das ist eine Frage, die sich westliche Wirtschaftswissenschaftler nicht zu stellen scheinen. Bei Xi steht im Vordergrund das Interesse der einfachen Menschen an niedrigen Lebenshaltungskosten, bei den westlichen Experten dagegen die Sorge um die Gewinne der Unternehmen. Das ist der Unterschied.

 

Quelle

(1) FAZ vom 21.3.2025: Befreiung à la Trump

(2) Siehe Rüdiger Rauls: Türkei vorwärts in die Vergangenheit/

(3) siehe Rüdiger Rauls: Inflation ohne Ende

(4) FAZ vom 9.10.2024: Ein kritischer Blick auf die Politik der EZB

(5) ebenda

(6) ebenda

(7)  FAZ vom 18.1.2025: Wachstum wie gewünscht

(8) ebenda

(9) asiatimes 14. Januar 2025: Zur Verteidigung der chinesischen Deflation

 

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

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29 Kommentare

  1. Bester Inflationsartikel seit langem. Ich zweifle nur etwas, ob die Inflation in der Türkei wirklich am Fast-Putsch festzumachen ist.

    Mal sehen, ob Ralf Streck was dazu kommentiert.

  2. Das Westliche System dient ausschliesslich den Konzernen und davon profitieren die Bosse am meisten.
    Unsere sogenannte Demokratie ist nichts weiter als eine Hardcore Plutokratie. Und unsere Werte sind
    der ungezügelte Kapitalismus mit dem militaristischen Arm der NATO um diese Interessen durchzusetzen.
    Früher waren diese Werte die Religion, also das Christentum. Mit Feuer und Schwert brachten wir unsere Werte zu den Ungläubigen ,und kolonialisierten diese. Mit all den fatalen Folgen. Heutzutage hat die Fake Demokratie das Christentum abgelöst. Wenn der Westen von Werten halluziniert dann ist dies einfach nur noch widerlich.

  3. Guter Artikel, danke!
    Westliche „Wirtschaftsexperten” sind Auftragnehmer einer räuberischen Klasse, der Bourgoisie. Sie arbeiten an einem wissenschaftlichen Simulakron, ein ziemlich fadenscheinig gewordenes „Wirtschaftsmodell”, das die realen Verhältnisse verschleiern helfen soll. Klar, dass da eher Ideologie als Wissenschaftlichkeit herauskommt. Die Grundlagen kapitalistischer Wertschöpfung mit samt ihrem Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit, wie Marx sie herausarbeitete, bleiben bestehen und eine absichtlich sich dafür blind machende, sozusagen verblendete (Pseudo-) Wissenschaft kann die Veränderungen und Verwerfungen gesellschaftlicher Produktivkräfte nicht verstehen und schon gar nicht erklären.

  4. „Wirtschaftsexperten! Da haben Sie intelligentere Lebensformen bei sich zu Hause auf dem Duschvorhang!“, wußte schon Volker Pispers.

    Und von einer Wissenschaft zu sprechen, ist ja auch Teil der Propaganda, die zum Selbstbetrug der Propagierenden wird, wenn sie selbst an diesen Unsinn glauben. Was leider die meisten „Wirtschaftswissenschaftler“ tun

    Gab es nicht sogar mal den „Nobelpreis“ für den Beweis, dass das zentrale Erklärmodell der kapitalistischen Ökonomen, der „Homo oeconomicus“, also der rational aufgrund von Marktgesetzen handelnde Mensch, nicht existiert? Man stelle sich vor, ein Biologe bekäme den Nobelpreis dafür, daß er beweist, daß es gar keine Organismen gibt! Die Biologie als Wissenschaft wäre erledigt! Die Ökonomen haben einfach ein neues Modell gefunden: die „Spieltheorie“. Die genauso realitätsfern ist, wie der Homo oeconomicus…

  5. Echter Sozialismus ist nur wo die Macht des Kapitals gebrochen wurde. Das war in der DDR der Fall
    „1Privatwirtschaftliche Vereinigungen zur Begründung wirtschaftlicher Macht sind nicht gestattet
    2 Die auf überwiegend persönlicher Arbeit beruhenden kleinen Handwerks- und andere Gewerbebetriebe sind auf gesetzlicher Grundlage tätig. In der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die sozialistische Gesellschaft werden sie vom Staat gefördert“
    Artikel 14 Verfassung der DDR von 1968 S.10 Staatsverlag der DDR 1988

    Aber das ist ein Ideal und die DDR hat diesen Schritt vielleicht zu früh gewagt, vielleicht wäre es besser gewesen am Neuen Ökonomischen System von Ulbricht festzuhalten. Aber dieses setzte sich ebenso wie sein Vorgänger die Leninsche Neue Ökonomie nicht durch. China scheint aus diesen Versuchen gelernt zu haben, und versucht einen Mittelweg zwischen Marktkräften und gleichzeitigen Bruch der politischen Macht des Kapitals. So lange noch protofaschistische Gebilde wie die BRD, die EU und die USA noch als kapitalistische Staaten existieren ist dies vielleicht der beste Kompromiss zwischen sozialistischen Anspruch und der damit einher gehenden Beschneidung der politischen Macht des Kapitals einerseits und der kapitalistischen Wirklichkeit andererseits. China nutzt sehr effektiv die Waffen des Kapitals um andere Kapitalisten zu „schlagen“ – besser als die Erzkapitalisten und Blackrocker in Europa und Übersee.

    Wohin das letztlich führt sagen wir mal in 250 Jahren weiß natürlich niemand.
    Niemand konnte 1789 vorhersehen das dieser Revolution in Frankreich ein Zeitalter folgen würde das genau genommen erst 1989 abgeschlossen wurde. Und dem eilig ausgerufenen „Ende der Geschichte“ eine neue Geschichte folgen würde dessen Ende noch niemand kennt.

  6. Das ist am Montag den 07.04.2025 in Gaza passiert:

    https://vimeo.com/1074221415

    Aus dem Bericht.
    Nachdem sich das Militär verpflichtet hat, Gefahren für die israelischen Zivilisten zu beseitigen,
    wurden Sonntag Nacht mehrere palästinensische Kinder bei Luftangriffen verstümmelt oder getötet.
    Die Vereinten Nationen schätzen, dass seit der Wiederaufnahme des Krieges im Durchschnitt einhundert Kinder täglich getötet werden.
    „Wir sind erschrocken dass alle Getöteten Kinder sind.“
    Das Militär bombardierte mehrere Wohngebäude im Süden von Khan Younis. Schlafende Familien wurden dabei getötet. Die Angriffe erfolgen Stunden nachdem die Al-Qassam Brigaden Geschosse in den Süden Israels abfeuerten. Eine Person wurde dabei verletzt. Die Geschosse wurden jedoch von Deir al-Balah aus abgefeuert. Aber nicht aus Khan Younis, das in den letzten Tagen mehrfach angegriffen wurde.
    Journalisten sind wie Kinder in der Schusslinie.
    Ein Journalist starb als das Militär ein Presse-Zelt am Nasser Hospital angriff. Mehrere andere wurden verletzt. Im Gaza-Krieg wurden hunderte von Journalisten getötet.
    Der Gaza-Krieg wird dadurch zum tödlichsten Konflikt für Medientätige.
    Sie sagen, dass sie als Vergeltung für ihre Berichte über die dauernden Angriffe an Palästinensern angegriffen werden.

    Länge: 2:26 Minuten
    Sie können den Link gerne rumschicken, wenn Sie möchten.

      1. Scrollen Sie einfach weiter. Ich finde es sehr gut, wenn er hartnäckig so etwas postet. Auch off-topic.
        Oder stehen Sie auf Seite der Massenmörder?
        Stört Sie das zeigen mancher brutalster Fakten?
        Sieht beinahe so aus.

    1. Sehr richtig und wichtig, jederzeit und überall! Es gilt das Verschweigen von Kriegsverbrechen der israelischen Kolonialisten, besonders auch der westlichen Mittäterschaft, zu durchbrechen!

  7. „Das ist der Unterschied.“
    Guter Artikel und gute Quintessenz! Danke!

    Hatte gerade bei MoA einen schönen langen Rant eines amerikanischen Unternehmers (!) gelesen, warum Trumps Zollpolitik in einem riesigen Bauchklatscher enden wird, wenn er behauptet, damit Produktion in die USA zurückzubringen (was imho nur ein propagandistischer Vorwand fürs Dummvolk ist). Beste Schilderung eines Insiders, die ich seit langem las, einfach unglaublich komprimiert. Und es passt hierher – es geht fast nur um China:
    Tom_Q_Collins | 9. April 2025, 20:33 UTC | 137
    https://www.moonofalabama.org/2025/04/fall-out-from-the-tariff-wars.html?cid=6a00d8341c640e53ef02e860fe373c200d#comment-6a00d8341c640e53ef02e860fe373c200d
    Link zu MoonOfAlabama

  8. „Bei Xi steht im Vordergrund das Interesse der einfachen Menschen an niedrigen Lebenshaltungskosten, bei den westlichen Experten dagegen die Sorge um die Gewinne der Unternehmen. Das ist der Unterschied.“

    Mir scheint, dass der Westen den Anschluss an die menschliche Entwicklung verliert. Vor lauter Anbetung des Individualismus ist kein Raum mehr für Kollektivismus. Die beiden Aspekte bilden eine Antinomie. Individuell sozial wäre das der Anspruch, etwas Besonderes, eigenes, eben möglichst individuell zu sein, gegenüber dem Anspruch, Teil einer Gemeinschaft, eines übergeordneten Kollektivs zu sein. Beides voll zu erfüllen schließt jeweils das andere aus.

    Das Zeitalter des Westens war ein Turbo für die Entwicklung von Welt und Menschheit, das zu seiner Zeit einen enormen Entwicklungsschub gebracht hat. Leider sind wir, bzw. unsere Vortänzer im Westen, nicht in der Lage, zu erkennen, dass die Vorteile bereits abgeerntet sind und langsam aus der Zeit fallen.
    Im Westen gibt es keine gescheite Antwort mehr auf die Frage, wozu der ganze Zinnober überhaupt veranstaltet wird, wie wir leben wollen, was gutes Leben eigentlich ausmacht.

    Hier wird die Wettbewerbsideologie von Dominanz und Unterwerfung weiter als einzig mögliche Art des Wirtschaftens gesehen, während echte Kooperation bei den anderen Protagonisten immer mehr akzeptabel wird. Wenn der Westen sich nicht anpasst und die Grundlogik seines Handelns ändert, wird das eine sehr schwierige Lektion…

    https://www.moonofalabama.org/2025/01/sowing-doubt-about-china-but-at-what-cost.html

    Schöner Artikel über die Berichterstattung über China, bei der systematisch jedes Lob mit der Frage verknüpft wird, „zu welchem Preis“ China etwas erreicht hat. Sehr erhellend wenn man das mal so kompakt sieht….

    1. Du äußerst hier eine Denkweise, die ich immer wieder vorfinde und an der ich zweifle: „Mir scheint, dass der Westen den Anschluss an die menschliche Entwicklung verliert. Vor lauter Anbetung des Individualismus ist kein Raum mehr für Kollektivismus. Die beiden Aspekte bilden eine Antinomie.“

      Ich glaube, wenn wir z.B. den „Kollektivismus“ übersetzen in simple Dinge – wie Gewerkschaften und Mitbestimmung, die es eben auch im Westen gibt oder gab – dann gibt es gute Gründe, warum (westliche) Kapitalisten die Atomisierung der Gesellschaft in einzelne, atomisierte Individuen feiern.
      Diese können sich einzeln weniger effektiv gegen Zumutungen und Verschlechterungen der Arbeits- und Lebensverhältnisse wehren, als würden sie kollektiven Widerstand leisten.

      Es gibt weiterhin gute Gründe, den westlichen Kult des Individualismus in der Prägung der Gesellschaft als (rassistische) Konstruktion zu kritisieren.
      Wenig bekannt ist, der „Fordismus-Taylorismus“ geriet in eine Krise bereits in den 1980er Jahren des letzten Jahrhunderts, als er mit dem aufstrebenden (und überlegenen) Produktionsmethoden der Japaner konfrontiert wurde.
      Zunächst versucht, den Erfolg kulturalistisch zu erklären, nämlich aus der Mentalität „des Japaners an sich“. Quasi als unbedingt gehorsamer Untertan (die älteren in diesem Forum sei an die TV-Serie „Shogun“ erinnert), der für eine Schüssel Reis am Tag arbeitet. Die Angst vor einer japanischen Übernahme der USA findet sich auch (bezeichnend) in der filmischen Trilogie „Zurück in die Zukunft“.

      Als die ersten japanischen Fabriken in den (!) USA zeigten, diese Erklärungsmodelle sind Quatsch, wurde für die wissenschaftliche Erklärung der Begriff der „schlanken Produktion“ (lean production) etabliert.
      Dem Erfinder des Produktionssystems, Taichi Ohno, wurde nicht die Ehre erwiesen, dieses System nach ihm zu benennen. Man behilft sich maximal mit „Post-Fordismus“ oder „Toyotismus“.

      Würde man wirklich universell (!) dem (genialischen) Individualismus huldigen, für den hier z.B. Musk steht (den ich für einen Scharlatan halten), dann wäre es kein Problem gewesen, einen „Ohnoismus“ zu erfinden.
      Das kann aber nicht sein, denn geniale Individuen können nur aus dem Westen kommen – mein Eindruck seit langer Zeit ist, darauf läuft es hinaus.

      Damit will ich sagen, die Gegenüberstellung ist – bereits im Grundsatz – eine reine Erfindung interessierter Kreise des Westens. Mit der Realität hat das nichts zu tun.

  9. Warum sollte die Expertise der Experten gerade bei Zins, Inflation… eine realistische sein?
    Mein leider verstorbener Freund Heerke Hummel erlebte bei der aus Neugier besuchte Einführungsvorlesung der WW an der Uni Potsdam zum Thema Geld sein deja vue. Der Dozent begann zu seinem Entsetzen so ähnlich: Was Geld ist, weiß ich nicht. Die einen sagen so, die anderen so. Das interessiert mich auch nicht. Mich interessiert, was ich mit Geld machen kann.
    Walter Becker, Hobby Verkehr („Verkehrmagazin“), gestandener Volkswirt, war wie alle seine Kollegen von der HfÖ entlassen worden, Westimporte an ihrer Stelle. Becker & Gen. übernahmen als Externe alle Aufträge der HfÖ aus der Politik. Ihre Nachfolger waren fast ständig abwesend, kümmerten sich um diverse Geschäfte und waren höchstens 1-2 Mal zu Besprechungen anwesend. Nach Becker waren sie fachlich ein glatter Ausfall, die einfachsten ökonomischen Definitionen waren ihnen unbekannt.
    Wo soll Expertise denn herkommen?

      1. Bei Heerke muss man wissen, dass er ökonomische Positionen einnahm, die durch volkswirtschaftliche Sicht geprägt waren. Eine politisch-ökonomische (Wertgesetz nach Marx) war ihm fremd, sodass er sich ausschließlich in der Ebene der Warenproduktion bewegte. Trotzdem kam er zu bemerkenswerten Erkenntnissen.

  10. „Bei Xi steht im Vordergrund das Interesse der einfachen Menschen an niedrigen Lebenshaltungskosten, bei den westlichen Experten dagegen die Sorge um die Gewinne der Unternehmen. Das ist der Unterschied.“
    China hat Millionen aus der Armut geholt, in
    Indien dagegen ist so was unmöglich, obwohl in Indien der „Mittelstand“ gewachsen ist, gewachsen ist aber auch die Bevölkerung, China ist überholt!
    Habe letztens Bilder aus Indien gesehen, die
    sprachlos machen aber im Westen wird Indien als „Demokratie“ gefeiert.

  11. Herr Rauls, Sie schippern um das Grundproblem herum, wie die bürgerlichen Wirtschaftswissenschaftler.
    Wenn Xi fragt, was schlimm an Deflation sei, während die Binnennachfrage einbricht und der Exportüberschuss steigt – was bedeutet das denn genau für die chinesischen Arbeiter/ -innen? Und vor allem: für die, die keine Arbeit haben?

    Dass Marx nicht der Weisheit letzter Schluss ist, wusste schon Lenin (NÖP) und Deng hat imGrunde Lenin in China zum Erfolg geführt. Nicht der Kapitalismus ist „böse“. Das ist vielmehr der Monopolkapitalismus, den Xi recht erfolgreich eingedämmt hatte.

    Angesichts der jetzigen wirtschaftlichen Lage in China stellt sich also eher nicht die Frage, ob sie so besorgniserregend ist, wie im Westen beschrieben. Vielmehr stellt sich die Frage, ob die eher sparsamen Eingriffe des auf einem guten Geldpolster sitzenden Staats darin begründet sind, die im Westen der letzten 40 Jahre mit Keynesianischem Eifer zugeschmierte, zyklische Krise des Kapitalismus in China gezielt zur Gesundung der Wirtschaft einzusetzen? Oder ob die Krise als weniger relevant eingeschätzt wird, als der Furor, der entstehen wird, wenn eine wirtschaftlich und industriell nicht ganz unbedeutende Insel der Sammlung chinesischer Erde anheimfällt [sic: kein Konjunktiv]? Spart man sich die Devisen, um, wie weiland Georg S. das britische Pfund ins Schwanken brachte, just als die Verhandlungen über Hongkongs politische Zukunft ins Stocken gerieten, dann den Dollar zu dem wertlosen Buntpapier zu machen, der er ohne das Silicon Valley und den MIK wäre?

    Und DAS sind doch die wirklich interessanten Fragen. Nur würde die Diskussion darüber möglichwerweise den braven Michel so erschrecken, dass ihm die Schlafmütze verrutscht und den braven Kommunisten evtl. die Erkenntnis um die Ohren klatschen, dass die VR China in etwa so kommunistisch ist, wie die Republik Singapur.

    1. „Wenn Xi fragt, was schlimm an Deflation sei, während die Binnennachfrage einbricht und der Exportüberschuss steigt – was bedeutet das denn genau für die chinesischen Arbeiter/ -innen? Und vor allem: für die, die keine Arbeit haben?“

      Dann bedeutet das nach chinesischem Denken ganz eindeutig Arbeitszeit-Verkürzung.

      Im Übrigen zeigt Ihre Frage nach „Gesundung der Wirtschaft“, dass Sie dem westlichen Wirtschaftsdenken verhaftet sind. Vor der Gesundung der Wirtschaft sollte es doch um Leben und Gesundheit der Menschen gehen. Dafür muss die Wirtschaft nicht unbedingt wachsen.

    2. Was soll denn dieses Grundproblem nach IHRER Meinung sein. Aus Ihrem TExt wird es nicht erkenntlich.
      Und wenn Sie schon die Frage aufwerfen: „was bedeutet das denn genau für die chinesischen Arbeiter/ -innen“
      Ja, was bedeutet das denn? Ich kann keine Antwort erkennen. Ich weiß auch nicht, wer sich diese Frage stellt.
      Ich weiß auch nicht, wieso Sie darauf hinweisen zu müssen glauben, dass „Marx nicht der Weisheit letzter SChluss ist“. Wer hat das behauptet? Und in Bezug auf was soll Marx der letzte Schluss sein bzw nicht sein? Hat überhaupt jemand von einem sogenannten „letzten Schluss“ gesprochen. Für mich gibt es keine letzten SChlüsse. Das würde ja bedeuten, dass Entwicklung zum Stillstand kommt.

      Aus Ihrem dritten Absatz (Angesichts … MIK wäre?) werde ich gar nicht schlau. Was wollen Sie denn damit sagen? Eine Aussage ist dort nicht zu erkennen, nur Fragen. Aber auch bei denen ist nicht zu erkennen, worauf Sie denn eine Antwort suchen.

      Zum letzten Absatz kann ich nur die Frage stellen, für wen das die „wirklich interessanten Fragen“ sein sollen. Für mich ist darin nichts zu erkennen, was nach einer Antwort ruft.
      Und der Michel ist vllt gar nicht so brav, wie SIE es gerne hätten. Nur weil er nicht das macht, was SIE von ihm erwarten, bedeutet das doch nicht das er brav ist. Außerdem, was ist so fürchterlich daran, brav zu sein. Nur weil SIE sich wünschen, dass er frecher wäre? Sie frech sind SIE denn?

    3. @ irgendwer:
      Oh, „Irgendwer“, irgendwer muss ja an dem Artikel von Rauls – der völlig zu Recht in den bisherigen Kommentaren ausschließlich Zustimmung erfährt – irgendetwas zu kritisieren haben. Allein der Satz:
      „Dass Marx nicht der Weisheit letzter Schluss ist, wusste schon Lenin (NÖP)…..“, zeigt deutlich, dass Sie sich mit beiden – nicht mit Marx und auch nicht mit Lenin – ernsthaft auseinandergesetzt haben. Lenin würde Ihnen diesen Satz, diesen Blödsinn, um die Ohren hauen.
      Ansonsten wäre ich dankbar für eine Erklärung, und zwar in der Hinsicht einer Aufklärung. Was wollen Sie eigentlich sagen? Es kann doch keinerlei Zweifel daran bestehen, dass die kommunistische Partei Chinas in historisch kürzester Zeit – nämlich seit 1949 – rund 800 Millionen Chinesen aus der absoluten Armut befreit hat. Jetzt kommen Sie und bemängeln, tja, aber es mehr sein müssen, denn es gibt noch Arbeitslose in China.
      Eines ist gewiss: was kümmert es die Eiche, wenn sich ein Schwein an ihr reibt. Übertragen Sie diesen Spruch auf die chinesische kommunistische Partei…….. Ihre abgesonderten Auslassungen interessieren dort kein Schwein.

  12. Griechenland hatte damals auch eine hohe Inflation, aber sie hatten 14 Monatsgehälter. Den gings gut, bis man den Euro über sie drübergestülpt hatte, mit seiner niedrigen Inflation. Obwohl sie eigentlich die Kriterien nicht erfüllten. Jetzt sind sie pleite und müssen ihre goldenen Löffel verscherbeln (Häfen,…).

  13. „Westliche Experten sehen Chinas Wirtschaft in der Krise.“
    Westliche Experten sehen viel – nur „durch welche Brille“, sagen sie nie dazu, und deshalb stehen sie am Ende meist ziemlich dumm da. Aus diesem Grund verkünden sie dann schnell ihre nächste Beobachtung.

    China wird durch diese „Krise“ – wenn es sie denn überhaupt gibt – wie immer gut hindurch gehen. Es ist eben kein Demokratie-Senftöpfchen, wo jeder für 4 Jahre mal sein Würstchen hinein tunken darf…

  14. Warum hat die EU zwei Prozent Inflation zum Ziel erklärt? Dies soll eine gewisse Knappheit der Güter anzeigen und Investoren ermutigen. Bisschen Inflation fürs Wachstum. Anders nicht zu machen und natürlich steht der Investor im Mittelpunkt des Interesses. Auch bei der Angst vor der Deflation. Da würde er, der Investor, gezwungen, seine Preise zu senken. Furchtbar!
    Aber die Deflation muss nicht schlecht sein. Sie kann auch aus gesteigerter Produktivität kommen. Da wiederum spielen die Energiepreise eine Rolle. Die Erneuerbaren brauchen zwar anfangs einen Netzausbau, der viel kostet. Aber wenn man den hat, ist Energie so billig wie nie zuvor. Was übrigens gut ist für die Handelsbilanz.
    Bürgerliche Ökonomen behaupten, Deflation sei gleichbedeutend mit Rezession. Denn die Leute warten dann, bis die Waren noch billiger werden. Tun sie nicht, denn sie wissen, dass die Deflation vorüber geht. Andererseits haben sie mehr Kaufkraft und die werden sie nutzen.
    Unbedingt marxistisch ist das nicht, aber eben eine zutreffende Einschätzung. Die Chinesen sind uns auch an diesem Punkt überlegen. Die Systemkonkurrenz endet damit, dass wir verlieren. Zeichnet sich ab.

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