Aufrüstung im Niedergang: Warum Deutschland und die EU in den Krieg investieren

Waffenproduktion in einer Munitionsfabrik
Bildquelle: KI

Während die deutsche Industrie kollabiert und Hunderttausende Arbeitsplätze verloren gehen, boomt ein Sektor wie nie zuvor: die Rüstungsindustrie.

Rheinmetall baut Munitionsfabriken, die EU weitet Rüstungskredite aus, NATO-Manöver simulieren Großkonflikte in Osteuropa. Was auf den ersten Blick wie Verteidigungspolitik aussieht, könnte in Wahrheit die Antwort auf ein viel tieferes Problem sein: das Ende des Wachstums.

Deutschland befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Deindustrialisierung. Energieintensive Industriezweige wie Chemie, Maschinenbau und Automobilproduktion verlieren rasant an Wettbewerbsfähigkeit. BASF verlagert Standorte nach China, mittelständische Betriebe melden in Rekordzahl Insolvenz an (Bericht: BASF baut China-Standort massiv aus – Handelsblatt, März 2024). Laut Statistischem Bundesamt verzeichnete Deutschland 2024 die höchste Zahl an Unternehmenspleiten seit über einem Jahrzehnt (Quelle: Statistisches Bundesamt, Unternehmensinsolvenzen 2024). Die einstige Stärke der deutschen Industrie – günstige Energie aus Russland und Weltmarktprodukte aus einer Hand – bricht unter den Lasten der Energiepolitik und Globalisierungsumkehr zusammen.

Parallel verliert Deutschland seine Vorreiterrolle im Automobilsektor. Chinesische Hersteller dominieren europäische Elektroautomärkte mit Produkten, die günstiger, leistungsfähiger und technisch fortgeschrittener sind als viele deutsche Modelle (Tagesschau, 2024: ‚BYD überholt VW in Europa bei E-Autos‘). Die Automobilindustrie, jahrzehntelang Rückgrat der deutschen Wirtschaft, gerät ins Wanken.

Wenn Deutschland als wirtschaftlicher Motor der EU ausfällt, entsteht ein Dominoeffekt. Italien ist überschuldet, Frankreich wachstumsschwach, Großbritannien ausgetreten – Deutschland bleibt der tragende Pfeiler. Fällt dieser, droht struktureller Kollaps. Und in diesem Vakuum erscheint Kriegswirtschaft plötzlich als verbleibender Wachstumspfad.

Kriegswirtschaft als Wachstumsmotor

Ökonomisch betrachtet wirkt diese Entwicklung irrational – auf den ersten Blick. In Wahrheit folgt sie einer bekannten Logik: Wenn klassische Konjunkturmotoren versagen, übernimmt der Staat. Und wenn auch dessen Möglichkeiten erschöpft sind, bleibt ein Bereich, in dem sich enorme Summen umleiten und rechtfertigen lassen: die Kriegswirtschaft.

Was viele vergessen: Auch Aufrüstung schafft Arbeitsplätze, Aufträge, scheinbares Wachstum. Industriebetriebe wie Rheinmetall oder MBDA expandieren massiv und erhalten langfristige Milliardenzusagen. (Handelsblatt, „Rheinmetall eröffnet neue Werke“, April 2024)
(MBDA Pressemitteilung, neue Standorte 2024) Allein Deutschland stockt seinen Verteidigungshaushalt auf 2 Prozent des BIP auf – ein historischer Sprung (FAZ, März 2024: „Lindner bestätigt: Deutschland erreicht 2-Prozent-Ziel der NATO“) . Analysten prognostizieren, dass europäische Rüstungsunternehmen ihre Umsätze mit europäischen Kunden jährlich um zehn bis elf Prozent steigern könnten (PwC Defense Outlook 2024 / SIPRI Report 2023-2024). Das bedeutet: Wenn Investitionen jetzt fließen, entsteht ein Multiplikatoreffekt – Auftrag führt zu Produktion, Produktion zu Export, Export zu Reinvestition.

Die Dimensionen sind beachtlich:

Deutschland verfügt 2024 über ein Verteidigungsmarktvolumen von etwa 52 Milliarden Euro, mit einem großen Exportanteil – einige Quellen sprechen von drei Vierteln, die ins Ausland gehen (BMVg / SIPRI / Tagesspiegel Hintergrund Sicherheitspolitik). Damit zählt Deutschland zu den führenden Nationen Europas im Verteidigungsbereich.

Rund 1.350 mittelgroße Unternehmen sind laut Strategic Studies Institute in der deutschen Verteidigungsindustrie aktiv, oft als Zulieferer für größere Systeme. Viele dieser Firmen waren früher rein zivil orientiert, werden aber jetzt systematisch in Rüstungs-Lieferketten eingebunden.

Neue Produktionskapazitäten entstehen: In Deutschland wird aktuell eine neue Munitionsfabrik bei Unterlüß gebaut, unter Beteiligung von Rheinmetall, um jährlich rund 200.000 Artilleriegeschosse herzustellen. Das sind keine kleinen Schritte – das sind langfristig ausgelegte Großprojekte mit Kapazitäten, die nur in einem anhaltenden Konfliktmodus sinnvoll erscheinen.

Die politische Förderung ist massiv: Der deutsche „Zeitenwende“-Effekt spielt eine zentrale Rolle. Verteidigung wird nicht mehr als Randbereich betrachtet, sondern als Teil der Wirtschafts- und Wachstumsstrategie. Das Atlantic Council spricht bereits vom Umbau der deutschen Ökonomie hin zu einer Rüstungsökonomie. Die EU-Banken haben begonnen, Mittel für Rüstungsindustrien bereitzustellen – die Europäische Investitionsbank hat ihr Verteidigungsfinanzierungsprogramm von 1 auf 3 Milliarden Euro ausgeweitet.

Konsolidierungen und Fusionen zeigen das Muster: Große Akteure wie KNDS, eine Fusion von KMW in Deutschland und Nexter in Frankreich, schaffen strategische Allianzen, um größere Skalen, integrierte Systeme und Marktmacht zu erzeugen. Unternehmen wie Hensoldt als Sensorik- und Elektronik-Spezialist zeigen, wie Teilsegmente der Rüstungsindustrie boomartig wachsen.

Rheinmetall als Vorreiter strebt laut Wall Street Journal bis 2027 an, seinen Umsatz deutlich zu steigern – mit ausgeweiteten Exporten und neuen Segmenten. Die Fokussierung liegt nicht mehr allein auf Deutschland, sondern auf einem europäischen und globalen Markt.

Die Waffen müssen auch verwendet werden

Doch Kriegswirtschaft funktioniert nur dann nachhaltig, wenn ihre Produkte Abnehmer finden. Munition veraltet, Systeme müssen getestet, Ersatzteile nachproduziert werden. Das System ist auf kontinuierliche Nachfrage angewiesen – und diese entsteht nicht primär auf dem Truppenübungsplatz.

So entsteht eine problematische Logik: Wer Kriegswirtschaft zur wirtschaftlichen Stabilisierung nutzt, schafft Strukturen, die auf Konfliktnachfrage ausgerichtet sind – bewusst oder billigend in Kauf genommen. Der Krieg in der Ukraine ist dabei kein isoliertes Ereignis, sondern bereits Teil dieses Übergangs: vom wirtschaftlichen Systemversagen zur militärisch gestützten Wachstumsideologie. Wer Waffen liefert, statt zu verhandeln, trifft eine Entscheidung – wirtschaftlich wie moralisch.

Vorbereitung auf Eskalation

Eine militärische Konfrontation der Europäischen Union mit Russland – offen, konventionell und direkt – ist kein abstraktes Planspiel mehr, sondern entwickelt sich in konkreten Schritten. Die Vorbereitung läuft seit 2022, doch mittlerweile befindet sich Europa in der Realisierungsphase.

Die europäische Union verfügt derzeit über rund 1,3 bis 1,5 Millionen aktive Soldaten, verteilt auf die Armeen der Mitgliedsstaaten. In einem realistischen Aufrüstungszeitraum von 1,5 bis 2 Jahren könnte diese Zahl auf etwa 1,7 bis 1,9 Millionen erhöht werden. Zusätzlich könnten weitere 500.000 bis 1 Million Reservisten verfügbar gemacht werden. Eine strategisch einsetzbare Eingreiftruppe von 200.000 bis 300.000 Soldaten wäre damit realistisch formierbar (Bruegel – Defending Europe without the US).

Russland selbst verfügt über rund 1,3 Millionen aktive Soldaten und etwa 2 Millionen Reservisten (Global Firepower – 2025 Russia Military Strengt). Hinzu kommt eine überlegene Nachschublogistik auf eigenem Territorium sowie eine hohe Resilienz durch historisch gewachsene strategische Tiefe. Eine militärische Besiegung Russlands im klassischen Sinne – etwa durch Eroberung – gilt als illusorisch.

Das strategische Ziel eines möglichen EU-konventionellen Militäreinsatzes gegen Russland liegt daher nicht in der Unterwerfung oder Eroberung russischen Territoriums. Vielmehr geht es um die langfristige Bindung russischer Kräfte in einem ressourcenintensiven, konventionellen Konflikt. Eine solche dauerhafte Frontbindung würde Russland zwingen, seine militärischen Kapazitäten auf Europa zu konzentrieren – und somit eine mögliche strategische Unterstützung Chinas im Pazifik verhindern oder zumindest stark einschränken.

Die EU würde im Rahmen dieses Szenarios nicht versuchen, tief ins russische Territorium vorzustoßen. Viel wahrscheinlicher sind begrenzte Operationen, Grenzkonflikte und Stellvertreterkriege an strategisch relevanten Punkten. Der Zweck wird nicht Sieg, sondern Verzögerung sein. Nicht Eroberung, sondern Ablenkung.

Konkrete Entwicklungen zeigen die Dynamik:

Die europäische Rüstungsproduktion wurde massiv hochgefahren. Großaufträge an Rheinmetall, KNDS, MBDA oder BAE Systems laufen mit Auslieferzielen ab 2025/2026. Neue Munitions- und Panzerfabriken gehen in Betrieb. Ohne diese Kapazitäten ist kein Langzeitkrieg führbar.

Truppenstruktur, Ausbildung und Mobilmachung nehmen Form an. In Deutschland wächst das Territorialkommando, in Polen werden Divisionen aufgebaut, Schweden und Finnland integrieren sich militärisch in NATO-Strukturen. Reservestrukturen werden aktiviert und Fronteinsätze geübt.

Gemeinsame NATO-Manöver wie Defender Europe dienen der realen Vorbereitung auf großangelegte Gefechte im Baltikum und Osteuropa – mit Zeithorizont 2025/2026. Interoperabilität, Logistik und Führungssysteme werden bereits abgestimmt.

Medial und gesellschaftlich wird die Bevölkerung auf eine Konfrontation vorbereitet. Feindbilder gegen Russland werden gezielt geschärft: Desinformation, Cyberangriffe, Sabotagevorwürfe. Der Eindruck einer zunehmenden Bedrohung soll Zustimmung für spätere Kriegsschritte erzeugen.

Die entscheidende Erkenntnis lautet: Europa bereitet sich nicht mehr nur auf Verteidigung vor, sondern baut aktiv die Fähigkeiten auf, um selbst strategisch militärisch zu handeln. Und dieser Aufbau folgt einem erkennbaren Zeitplan.

Geopolitik im Hintergrund: Der große Plan

Diese Entwicklung ist nicht rein europäisch. Der größere strategische Rahmen liegt in Washington. Die USA sehen sich laut RAND Corporation und Berichten des US-Militärs seit dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas in einer geopolitischen Zwickmühle: Ohne Maßnahmen droht der Verlust ihrer globalen Hegemonie.

Ein direkter Konflikt mit China erscheint aus US-Perspektive mittelfristig unvermeidlich. Doch ein starker Bündnispartner wie Russland könnte diesen Plan massiv gefährden. Eine militärisch gebundene, geschwächte russische Armee hingegen würde China verwundbar machen – strategisch wie militärisch.

Die Ukraine dient so nicht nur als Frontlinie gegen Russland, sondern auch als geopolitisches Ablenkungsfeld. Europa rüstet auf, um Russland zu beschäftigen – und ermöglicht damit der USA ein freieres Handlungsfeld gegenüber China.

Wenn laut RAND-Analyse China in einem möglichen Konflikt mit den USA auf strategische Rückendeckung durch Partner wie Russland setzt, dann ergibt sich für die USA ein klares strategisches Ziel: diese Rückendeckung zu verhindern oder zumindest stark einzuschränken.

Auch wenn RAND selbst nicht explizit formuliert, dass Russland militärisch gebunden werden müsse, um China zu schwächen, liegt diese Schlussfolgerung faktisch auf dem Tisch. In der Studie „Future Scenarios for Sino-Russian Military Cooperation“ (2023) wird ausgeführt, dass eine engere militärische Partnerschaft zwischen Russland und China grundsätzlich möglich sei, jedoch durch strukturelle und geopolitische Hindernisse erschwert werde. Diese Partnerschaft wird von RAND klar als strategisch relevant für die USA eingestuft.

Ergänzend beschreibt die Analyse „China’s Lessons from the Russia-Ukraine War“ (2023), wie China den Ukrainekrieg genau beobachtet, um daraus Rückschlüsse für mögliche künftige Konflikte mit den USA zu ziehen. Darin betonen die Autoren, dass China mit einem langwierigen Konflikt rechne und strategische Rückendeckung durch Partner wie Russland in solchen Szenarien einplane.

Für die europäische Sicherheitsarchitektur und insbesondere die Rolle Deutschlands ergibt sich daraus ein brisanter Befund: Wenn Europa die militärische Konfrontation mit Russland nicht nur aus Eigeninteresse betreibt, sondern Teil eines globalstrategischen Rahmens ist, in dem Russland gebunden werden soll, um China isolierbar zu machen – dann ist der Ukrainekrieg nicht nur ein regionaler Konflikt, sondern ein geopolitisches Mittel zum Zweck.

Systemischer Wachstumszwang: Das verdrängte Dilemma

Das eigentliche Grundproblem bleibt dabei tabu: Das westliche Wirtschaftssystem basiert auf permanentem Wachstum. Ohne Expansion kollabiert es – Schulden, Rentenversprechen, Sozialsysteme lassen sich ohne Wachstum nicht halten. Die gesamte Architektur des Systems – Kreditvergabe, Kapitalmärkte, Staatsfinanzen – ist auf kontinuierliche Expansion ausgelegt. Doch dieses Wachstum stößt an fundamentale Grenzen: Ressourcen sind endlich, Märkte gesättigt, demografische Entwicklungen ungünstig.

Wenn klassische Wachstumsmotoren versagen – Produktivitätssteigerung, technologische Innovation, Markterschließung – bleibt dem System nur eine historisch erprobte Lösung: die große Zerstörung, gefolgt vom großen Wiederaufbau.

Die historischen Zyklen sprechen eine klare Sprache: Nach dem Ersten Weltkrieg lag Europa in Trümmern. Der Wiederaufbau der 1920er Jahre schuf kurzfristig Wachstum, doch die strukturellen Probleme – Schulden, Reparationen, wirtschaftliche Ungleichgewichte – blieben ungelöst. Die Weltwirtschaftskrise folgte zwangsläufig. Die Antwort darauf war erneut Aufrüstung, gefolgt vom Zweiten Weltkrieg.

Nach 1945 dann das gleiche Muster in Reinform: Europas Städte, Infrastruktur und Industrie waren weitgehend zerstört. Genau diese Zerstörung ermöglichte das „Wirtschaftswunder“ – jahrzehntelanges Wachstum durch Wiederaufbau. Neue Fabriken, neue Wohnungen, neue Infrastruktur. Der Marshallplan finanzierte die Rekonstruktion, die Nachfrage war unbegrenzt, die Arbeitskraft verfügbar.

Heute stehen wir vor dem gleichen systemischen Dilemma: Die Wachstumsquellen sind erschöpft. Deutschland deindustrialisiert, Europa stagniert, die Schuldenberge sind historisch hoch. Negative Realzinsen, aufgeblähte Immobilienmärkte, unfinanzierbare Sozialsysteme – das System steht unter massivem Druck.

Und genau in dieser Situation wird massiv aufgerüstet. Ist das Zufall? Oder folgt diese Entwicklung einer systemischen Logik, die schon zweimal im 20. Jahrhundert funktioniert hat?

Die verstörende Hypothese lautet: Ein großer, Europa zerstörender Krieg mit Russland könnte aus Sicht der Systemlogik nicht das Problem sein – sondern die Lösung. Die Zerstörung würde Wachstumspotential für Jahrzehnte freisetzen. Wiederaufbau der Infrastruktur, Neubau von Städten, Modernisierung der Industrie – finanziert durch internationale Kredite und Wiederaufbauprogramme.

Diese Logik ist zynisch, menschenverachtend – aber sie ist nicht neu. Sie ist die historisch dokumentierte Funktionsweise eines Systems, das auf permanentes Wachstum angewiesen ist und dabei an seine Grenzen stößt. Wenn das System nicht reformiert werden kann oder soll, bleibt nur der Reset durch Zerstörung.

Die Aufrüstung Europas ist in diesem Kontext keine Vorbereitung auf Verteidigung, sondern möglicherweise die Vorbereitung auf den nächsten Zyklus: Krieg – Zerstörung – Wiederaufbau – Wachstum. Dass dieser Krieg Millionen Menschenleben kosten würde, scheint in dieser Kalkulation keine Rolle zu spielen.

Wer profitiert?

Die Frage bleibt: Cui bono? Wer verdient an dieser Entwicklung? Finanzkonzerne wie BlackRock oder Vanguard sind nicht nur Investoren in die Rüstungsindustrie – sie kontrollieren bedeutende Anteile an Konzernen wie Boeing, Lockheed Martin, Northrop Grumman sowie in Europa an Rheinmetall, Airbus Defence und Leonardo.

Nicht zufällig war Friedrich Merz, heute Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, ehemaliger Aufsichtsratschef von BlackRock Deutschland. Diese direkte Verbindung zwischen Regierung, Finanzindustrie und Rüstungswirtschaft ist öffentlich dokumentiert – und wird dennoch selten thematisiert. Die Verflechtungen zwischen Politik, Finanzwirtschaft und Rüstungsindustrie sind nicht Gegenstand breiter öffentlicher Debatte, obwohl sie für strategische Entscheidungen von Bedeutung sind.

Deutschland als Zahler, nicht als Gestalter

Was bleibt von deutscher Souveränität in diesem Spiel? Sehr wenig. Die BRD zahlt, liefert, stellt Personal und Infrastruktur – aber entscheidet kaum mit. Politisch steht Berlin längst nicht mehr an der Spitze der EU, sondern dient als ökonomischer Motor und sicherheitspolitischer Brückenkopf der NATO. Entscheidungen werden in Brüssel und Washington getroffen – nicht in Berlin.

Die parlamentarische Kontrolle über Krieg, Frieden und Aufrüstung ist zur Formalität geworden. Stattdessen wird auf EU-Ebene über Verteidigungsfonds, gemeinsame Beschaffungen und Langzeitstrategien abgestimmt – ohne echte Debatte, ohne demokratische Tiefenprüfung. Die Bundestagsabgeordneten nicken ab, was auf höherer Ebene bereits beschlossen wurde.

Fazit

Wir stehen an einem Wendepunkt. Die EU rüstet massiv auf – offiziell zur Verteidigung, faktisch zur geopolitischen Positionierung. Deutschland folgt wirtschaftlich geschwächt und strategisch eingebunden. Während die Bevölkerung mit Inflation, Wohnungsnot und Bildungschaos kämpft, wird im Hintergrund an militärischen Kapazitäten gearbeitet – strukturell, systematisch, mit klarem Zeithorizont.

Die Verbindung zwischen wirtschaftlichem Niedergang und militärischer Aufrüstung ist kein Zufall. Sie folgt einer Logik, die sich aus der Krise des Wachstumsmodells ergibt. Kriegswirtschaft bietet kurzfristig Wachstumsimpulse, schafft Arbeitsplätze und rechtfertigt massive Staatsausgaben. Doch sie produziert Strukturen, die auf Konfliktnachfrage angewiesen sind.

Ob diese Entwicklung noch umkehrbar ist, hängt davon ab, ob die strukturellen Ursachen benannt und alternative Entwicklungspfade politisch durchgesetzt werden können. Wer jetzt nicht hinsieht, wird später nicht sagen können, er habe es nicht gewusst.

Die kommenden zwei Jahre entscheiden, ob Europa zur bewaffneten Speerspitze eines transatlantischen Eskalationsprojekts wird – oder ob Diplomatie und Frieden noch einmal eine Chance bekommen.

„Was zu tun wäre?“

Erstens: Die Rüstungsdynamik sollte öffentlich debattiert werden – nicht als Sicherheitspolitik, sondern als Wirtschaftspolitik. Zweitens: Alternative Wachstumsmodelle müssen politisch erkämpft werden – Kriegswirtschaft ist keine Alternative! Drittens: Die Verflechtungen zwischen Finanzindustrie, Rüstungskonzernen und Politik müssen auf den Tisch – hier werden weder die Interessen des Landes noch der Bürger verfolgt und/oder vertreten!

 

Wichtigste Quellen
  • Statistisches Bundesamt: Unternehmensinsolvenzen 2024 (März 2025)
  • RAND Corporation: „Future Scenarios for Sino-Russian Military Cooperation“ (RRA2061-5, 2023), „China’s Lessons from the Russia-Ukraine War“ (RRA3141-4, 2023)
  • European Defence Agency: Defence Data 2023
  • Strategic Studies Institute (SSI): Mittelstandsanalyse deutsche Verteidigungsindustrie
  • Reuters: EU agrees plan to boost defence industry (November 2023)
  • Wall Street Journal: Rheinmetall Expansion
  • Atlantic Council: Umbau der deutschen Ökonomie (September 2025)
  • Defense News, AP News: Diverse Berichte 2024/2025
  • Statistisches Bundesamt: „Unternehmensinsolvenzen 2024“
  • Handelsblatt: „BASF expandiert in China“, März 2024
  • Tagesschau: „BYD überholt VW bei E-Autos in Europa“, Mai 2024
  • Handelsblatt: „Rheinmetall eröffnet neue Werke“, April 2024
  • MBDA: Unternehmensmeldung über Standorterweiterungen, 2024
  • FAZ: „Lindner bestätigt 2-Prozent-Ziel der NATO“, März 2024
  • PwC: „European Defense Outlook 2024“
  • SIPRI: „Global Military Expenditures 2023/24“
  • Tagesspiegel: „Rüstungsexporte: Deutschland auf Platz 4 weltweit“, Feb. 2024
  • Bruegel – Defending europe without the US: First estimates of what is needed.
  • Global Firepowers – 2025 Russian Military Strenght
Michael Hollister

Michael Hollister analysiert seit vielen Jahren die globalen Machtstrukturen hinter Politik und Wirtschaft. Sein Schwerpunkt liegt auf geopolitischen Strategien, einflussreichen Netzwerken und den historischen Wurzeln heutiger Konflikte.
Mehr Beiträge von Michael Hollister →

Ähnliche Beiträge:

65 Kommentare

  1. Dieser Quatsch wird schon seit 50 Jahren von Stalinisten erzählt. Die meisten Rüstungsgüter werden vom Bürger durch Steuern bezahlt, und senken Nachfrage und Investitionen. Rüstungsgüter sind auch keine Investitionsgüter. Das wirtschaftliche Wachstum in der BRD hing nie von der Rüstung ab. Zusammen mit anderen Maßnahmen beschleunigt Rüstung die Pleite Deutschlands und der EU. Kapitalismus benötigt Investitionsgüter für Wachstum und nicht Rüstungsgüter. Einerseits wird dieser Quatsch behauptet, andererseits unterstellt, dass die Sowjetunion kaputt gerüstet wurde. Weshalb hat die Rüstung dort kein Wirtschaftswunder bewirkt und das System stabilisiert? Die Pleite der EU ist gewollt, zwecks Notstandsdiktatur und Währungsreform. Die Teilnahme am Ukrainekrieg dient als Alibi. Die EU ist nämlich Pleite, wie hier allseits zurecht behauptet wird. Rüstung ist kein Mittel dagegen.

    1. Ich stimme völlig zu. Was man natürlich sagen kann, ist, dass Rüstungsieinkäufe des Staats Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie sichern oder schaffen. Darauf weist der Autor zurecht hin. Wenn damit die heimische Rüstungsindustrie gepampert wird, trägt das natürlich auch ein bisschen zum allgemeinen Wohlstand bei – zumindest solange die Waffen nicht eingesetzt werden. Aber die Ressourcen fehlen dann woanders, wo sie effektiver eingesetzt würden, völlig richtig.

      Und vieles an diesen Geldern geht ja auch an die Rüstungsindustrie im Ausland, und das bedeutet, dass Devisen aus sinnvollen Importen wie Rohstoffeinkäufen weg dirigiert werden zu Rüstungsgütern, mit denen man im besten Fall nichts anfangen kann. Und die fehlenden Rohstoffeinkäufe (und andere Güter) machen der inländischen zivilen Industrie das Leben schwerer.

      Auf den Nachdenkseiten wurde heute ein Tweet von Arno Gottschalk über die neuen Wirtschaftsnobelpreisträger verlinkt:

      https://x.com/ArnoGottschalk/status/1978095306068627920

      Er macht da deutlich, dass das, wofür die Preisträger stehen, eigentlich das Alternativprogramm konzipiert:

      „Aghion knüpft an Schumpeters Idee der Innovationsdynamik an, wendet sie aber theoretisch neu. Gemeinsam mit Peter Howitt hat er eine moderne Theorie des innovationsgetriebenen Wachstums entwickelt. Im Zentrum steht nicht der Preiswettbewerb, sondern der Wettbewerb um Innovationen – um die Fähigkeit, Neues hervorzubringen, Wissen produktiv zu machen und technologische Übergänge zu gestalten. Wachstum entsteht durch Forschung, Unternehmertum und Bildung; durch Investitionen in Technologie und Humankapital. Damit teilt Aghion zunächst vieles mit anderen Vertretern der Schumpeter-Schule, die wirtschaftliche Dynamik aus der Kraft der Erneuerung erklären.

      Sein entscheidender Unterschied liegt jedoch in der politischen und sozialen Einbettung dieser Dynamik. Aghion begreift Innovation nicht als Naturprozess freier Märkte, sondern als Ergebnis einer institutionell gesicherten Offenheit: Wandel braucht Vertrauen, Übergänge brauchen Absicherung. Wer Menschen dem Risiko technologischer Umbrüche aussetzt, ohne sie abzusichern, zerstört die Bereitschaft, Wandel zu tragen. Deshalb denkt Aghion die „kreative Zerstörung“ als sozial eingebettete Disruption – als Erneuerung, die auf funktionierende Institutionen, Bildungssysteme, soziale Sicherung und aktive Innovationspolitik angewiesen ist. Der Sozialstaat wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur Bedingung von Dynamik.“

      Wenn der Autor des Artikels recht hätte, und der EU/NATO-Kriegsdurst letztlich bloß die (fantasielose) Antwort auf ausbleibende Innovationsdynamik wäre, auf die das Kapital angewiesen sei, dann könnte man meinen, der Wirtschaftsnobelpreis wäre dieses Jahr der wahre Friedensnobelpreis. 😉

      1. Wenn der Autor des Artikels recht hätte, und der EU/NATO-Kriegsdurst letztlich bloß die (fantasielose) Antwort auf ausbleibende Innovationsdynamik wäre, auf die das Kapital angewiesen sei, dann könnte man meinen, der Wirtschaftsnobelpreis wäre dieses Jahr der wahre Friedensnobelpreis.

        Ich stimme Ihnen hier vollumfänglich zu.
        Allein, was Deutschland (und die EU in weiten Teilen) betrifft, sind wir ja derzeit in beiden Kategorien weit abgeschlagen.
        Mir scheint gar, dass die Ursache für die Impotenz in beiden Kategorien, ein und die selbe ist.

    2. Die Haupttriebkraft im Kapitalismus ist die Gier und nicht der Wohlstand der Massen. Der Kapitalismus benötigt ständig hohe Profite für Wenige. Und dazu sind die überteuerten Rüstungsgüter sehr gut geeignet. Da woanders hohe Profite kaum noch möglich sind hat man zu den letzten Strohhalm gegriffen. Notfalls auch bis zum Krieg, denn auf Profite wird nicht verzichtet von den Wenigen und ihren Helfershelfern, die das Volk ständig belügen.

    3. Im Kapitalismus ist alles Ware auch Rüstungsgüter. Ein Sozialistisches System hat andere Prinzipien, Prinzipien die sich der Denkweise von Kapitalistisch geprägten Menschen nicht sofort erschließen ja sogar absurd klingen lassen.
      Die Hochrüstung in der UdSSR war überlebensnotwendig da sonst das Sozialistische Experiment durch die USA bereits in den 1950ern spätenstens beendet worden wäre. Seit 1945 verfolgten die USA das Ziel es zu beenden, seit den 1950ern gab es US-Pläne jede Kleinstadt zwischen Elbe und Pazifik mit Atomwaffen zu bombardieren, wer will kann sich die Pläne selbst im National Security Archive der USA ansehen. In dieser Situation mußte die UdSSR und der Ostblock in Rüstung investieren obwohl dieses Geld in der wirklichen Wirtschaft fehlte. Es gab auch keine Dual-Use-Rückkopplungseffekte vom militärischen und zivilen Sektor,beides war getrennt.

      Dennoch und trotz aller Schwierigkeiten wurden die Grundbedürfnisse des Lebens in allen sozialistischen Ländern bis zum Schluß erfüllt. Nahrung, Wohnen, Medizin, Bildung, Kultur, Nahverkehr. Und das ist bereits mehr als man vom Kapitalismus je behaupten kann und wird.

    4. Könnt Ihr Euren primitiven Antikommunismus nicht mal zügeln? Was erzählen „Stalinisten“ seit 50 Jahren? Dass die EU aufrüstet?

      Nicht dass ich dem Autor folgen kann: die „historischen Zyklen“ stimmen so nicht. Die Zerstörungen nach dem Grossen Krieg hielten sich in Grenzen, die Kampfhandlungen fanden in beschränkten Abschnitten statt (Verdun, Douaumont, Ypern), als Materialschlachten, wo Menschen- und Materialmassen verheizt wurden. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es so nicht hin. Die meisten flächendeckenden Zerstörungen gab es erstens im Deutschen Reich durch den Bombenkrieg, und zweitens durch die Verbrannte-Erde-Strategie der Nazitruppen in Osteuropa. Das erste betraf schwerlich die gesamte kapitalistische Weltwirtschaft, das zweite, einschliesslich Ostdeutschland, diese gar nicht.

      Natürlich gibt es Zusammenhänge von Rüstung und Kapitalismus. Die grosse Krise 1930ff wurde in den USA nachhaltig weniger durch den New Deal als durch die Aufrüstung nach 1940 überwunden, das recht begrenzte und durch Repression abgesichert braune „Wirtschaftswunder“ war ohnehin weitgehend Rüstungskonjunktur bei eingefrorenen Löhnen. In der Nachkriegsrekonstruktionsperiode gab es zwar einen relativ kurzen Koreaboom, aber generell war der Aufschwung eher mit der Wiederherstellung des Weltmarkts als mit der durchaus bedeutenden Aufrüstung im Kalten Krieg verknüpft. Insofern macht es sich der Autor einfach.

      Gewiss belastet Aufrüstung die Staatsbudgets. Ginge es nach Herrn Flassbeck, wäre das eher kein Problem. Ich bin da bei der (tatsächlich?) grenzenlosen Verschuldung nicht so sicher.

      1. Historisch gesehen haben sich die Herrschenden, um Krieg zu führen, immer verschuldet um dann mit siegreichen Eroberungen die Schulden zu begleichen und den Gewinn einzustreichen. Krieg war ein Gewinn-orientiertes Unternehmen.

        1. Hat das jemals irgendwo funktioniert (nach dem Ende der Monarchien)? Für einzelne Akteure ist es meist profitabel, aber für den Apparat eher nicht).

          1. Nun, alle großen Imperien sind so entstanden. Zuletzt das US-Imperium, zuerst mit Eroberungen von den Indigenen, dann mit Kriegen gegen Spaniern, Briten und Mexikanern. Als die USA nach dem 2. Weltkrieg die wirtschaftliche Vormachtstellung erreichten, begnügten sie sich mit einer Art Vasallen-Herrschaft, oft auch mit militärischem Druck. In der Regel reichte aber der finanzielle und wirtschaftliche Druck um andere Länder fügsam zu halten.

    5. @Torwächter
      Vollste Zustimmung!
      Nur dann, wenn ich Raubritter bin, sind Waffenkäufe eine Investition, um künftigen Wohlstand zu bringen, indem ich Nachbarländern ihr Land wegnehme.
      Aber bereits dann, wenn ich mich lediglich vor benachbarten Raubritterländern schützen will, sind Waffenkäufe unproduktiv und eher eine Art Versicherungsbeitrag, um mich vor potentiell eintretenden Schäden völlig oder zumindest weitgehend zu schützen.
      Ist aber beides nicht der Fall, weil weder ich es auf die Gebiete meiner Nachbarländer abgesehen habe, noch meine Nachbarländer es auf mein Gebiet abgesehen haben, dann sind Waffenkäufe eine reine Konsumausgabe, so wie Zigaretten auch (oder Speise-Eis oder Kaviar). Günstigstenfalls rosten sie jahrelang vor sich hin und werden irgendwann entsorgt, vielleicht auch ersetzt. Schlimmstenfalls aber kommen sie zum Einsatz und zerstören Straßen, Schulen und Krankenhäuser, mindern also die Produktivität aller Beteiligten und womöglich noch einiger Unbeteiligter!
      In jedem Fall aber sind diese Ausgaben verloren für echte Investitionen, die geeignet wären, die Produktivität zu steigern. Und sie sind auch verloren für Konsumausgaben, die eine Gesellschaft sich leistet, um ihr Wohlbefinden zu steigern (Daseinsfürsorge). Und genau dort setzt der Staat dann ja auch an, um sich das Geld zu holen: Senkung von Renten, Bürgergeld, Ausgaben im Bildungswesen, Erhöhung der Eintrittspreise für Schwimmbäder, sowie der Gebühren für Ausweise u.a.).

  2. Auch wenn es nervt: Karl Marx könnte das erklären. In seinem „Kapital“ läuft alles auf den Satz vom tendenziellen Fall der Profitrate hinaus. Diese fällt durch den zunehmenden Anteil fixen Kapitals und das bewirkt, dass die Unternehmer keine Lust mehr haben zu investieren. Natürlich wird dann versucht, durch Lohndrückung die Profitrate wieder zu heben. Dann aber handelt man sich eine Überproduktionskrise ein. Ausweg ist die Abschaffung des Profitsystems insgesamt, so Marx.
    Nicht ganz, heute ist die Situation etwas anders. Zu Marxens Zeit konnten sich die Staaten nicht unbegrenzt verschulden, da die Währungen an Gold gebunden waren. Das können sie inzwischen und sie können die Profitrate wieder erhöhen. Denn bei der Rüstung ist diese staatlich garantiert. Das könnte der Endzustand des Kapitalismus werden. Hauptsächlich werden Kanonen produziert und noch ein bescheidener Rest zum Überleben. So rettet man die Profitrate.
    Aber das ist nicht alles. Um die gegenwärtige Aggression zu erklären, muss auch die Geopolitik betrachtet werden, da hat der Autor recht. Baerbock wollte Russland ruinieren. Zu welchem Zweck? Wütende Russen sollten dann den Putin stürzen. Das kann man inzwischen getrost abschreiben, das wird nicht passieren. Es soll die Achse Peking-Moskau beschäftigt werden, um sie geopolitisch zu schwächen. Richtig gesehen. Das ist im Interesse der USA, die sich aber dabei die Finger nicht mehr schmutzig machen. Die dummen Europäer machen das.
    Noch etwas: bislang waren die Energiekonzerne im Verbund mit den Ölländern diejenige Machtstruktur, die alles andere dominierte. Das konnte Blackrock & Co zu seinen Gunsten ausnutzen. Aber ach, die verlieren gegen die Erneuerbaren. Wer tritt in dieser Rolle an ihre Stelle? Genau, die Rüstungsindustrie. Auch da passt es.

    1. In seinem „Kapital“ läuft alles auf den Satz vom tendenziellen Fall der Profitrate hinaus. Diese fällt durch den zunehmenden Anteil fixen Kapitals und das bewirkt, dass die Unternehmer keine Lust mehr haben zu investieren. Natürlich wird dann versucht, durch Lohndrückung die Profitrate wieder zu heben. Dann aber handelt man sich eine Überproduktionskrise ein. Ausweg ist die Abschaffung des Profitsystems insgesamt, so Marx.

      Marx kann damit leider gar nichts erklären, aber warum nicht?:

      1) fallende Profitraten finden nicht generell statt, bzw. lassen sich in der Realität so nicht nachweisen, alle Vorhersagen die Marx auf dieser Basis getroffen hat, sind ja m.W. auch nicht eingetreten

      2) die marxistische Unterscheidung von fixen und variablen Kosten mag während der industriellen Revolution gegolten haben, passt aber schon längst nicht mehr, Arbeitnehmer fallen Dank Arbeitsrecht mehr oder weniger unter Fixkosten (echte Fixkosten gibt es nicht, Kosten werden in mehr oder weniger langen Zeiträumen, immer zu optimieren versucht)

      3) Marx hat vollkommen die Automatisierung ignoriert (die am effektivsten die Kosten eines Produktes senkt)

      4) Marx hat m.W. den Nachwuchs der Bedürfnisse ignoriert, ist ein Bedürfnis befriedigt, erwächst ein neues bzw. wird weitere Verbesserung eingefordert (einer der Gründe, weshalb sozialistische Staaten scheitern mussten)

      5) Marx ignoriert m.W. die Rolle des Geldsystems, allein über die Menge des Geldes kann starker Einfluß auf Nachfrage und Rentabilität genommen werden

      usw. usf.

      Lasst endlich den alten Zausel stecken, er hat genug Verwirrung gestiftet!

      1. Die Profitrate wird in der bürgerlichen Ökonomik ja nicht ausgewiesen. Aber man kann umgekehrt schließen, dass wenn die Unternehmer nicht mehr investieren, dass dann die Profitrate niedrig sein muss. Das sehen wir.

        Natürlich hatte er die Automatisierung im Auge. Denn eben diese führt ja zum Anstieg des fixen Kapitals.

        Also bitte, fixes Kapital sind keine Fixkosten. Gemeint ist die angeschaffte Maschine. Im Gegensatz zum variablen Kapital, das sind die Werktätigen.

        Ich bleibe dabei: nie war so deutlich zu sehen, dass er recht hat.

        1. Die Profitrate wird in der bürgerlichen Ökonomik ja nicht ausgewiesen. Aber man kann umgekehrt schließen, dass wenn die Unternehmer nicht mehr investieren, dass dann die Profitrate niedrig sein muss. Das sehen wir.

          Nein, sie investieren sehr viel, nur eben nicht bei uns…
          Und selbst wenn sie nicht mehr investieren würden, könnte es die Politik tun.

          Natürlich hatte er die Automatisierung im Auge. Denn eben diese führt ja zum Anstieg des fixen Kapitals.

          Ok, „fixes Kapital“ versus „fixe Kosten“, mein Fehler. Allerdings stimmt auch das so nicht, weil angeschaffte Maschinen an Wert verlieren (was Marx m.E. über seine skurrile und weltfremde Wertdefinition aber wegdefiniert).

          Die ständige Steigerung der Bedürfnisse hat er jedenfalls nicht auf dem Radar gehabt, denn bisher gleicht die jede Arbeitsreduktion (sprich „reduziertes variables Kapital“ pro Produkt) mehr als aus.

          1. Die ständige Steigerung der Bedürfnisse ist angebotsinduziert. Da gibt es ständig „Bedürfnisse“, die es eine Generation vorher noch gar nicht gab. Und warum genügt es der Wirtschaft nicht, nur bestehende Bedürfnisse zu befriedigen? Weil die Profitrate dort minimal ist.

            Zum Artikel: Die Grundaussage ist leider völlig richtig. Kriegswirtschaft und damit verbundener zunehmender Totalitarismus soll das abfaulende System am laufen halten und für das Finanzkapital die letzten Kröten aus den Vasallenbevölkerungen herauspressen.

  3. Was Tun,
    viel interessanter ist doch, die Frage
    was machen wir nach dem unausweichlichen Krieg? Schon denn nächsten unausweichlichen Krieg planen oder es mal mit „The Great Reset“ ausprobieren?

    PS. ach ja morgen ist Doomsday und die NATO trainiert aktuell den Atomkrieg „Steadfast Noon“

    1. „PS. ach ja morgen ist Doomsday und die NATO trainiert aktuell den Atomkrieg „Steadfast Noon““

      Den Weg in den Keller vorsorglich frei machen nicht vergessen

      1. Sollte der große Knall geschehen, setze ich mich eher auf´s Dach, als in
        den Keller. Dann habe ich es nach wenigen Sekunden hinter mir. Ich habe
        absolut keine Lust, verstrahlt und versengt, im Keller lebendig zu vergammeln.

  4. @Artur_C Das mit der unbegrenzten Verschuldung ist das andere Märchen, das die Sozialisten erzählen. Die Kapitalisten nützen das aus. Wenn Banken Kredite ausgeben, vermehren sie die Geldmenge, wenn die Kredit zurückbezahlt werden, schrumpft sie wieder. Die Fragen, die sich stellen, sind ob und wann der Kredit zurückbezahlt wird, und wer ihn zurückbezahlt. Wenn der Staat einen Kredit nimmt, muss der Steuerzahler ihn zurückzahlen, und langlaufende Kredite führen zur Inflation. Auf beide Arten werden wir alle ärmer. Wenn die Schulden nicht mehr zurückbezahlt werden können, hilft nur eine Währungsreform, durch die die Sparer enteignet und die Banken gerettet werden. Andernfalls entsteht ein Hyperinflation bei der man mit der Geld nichts mehr kaufen kann, und bricht die Wirtschaft entgültig zusammen. Unendliche Geldvermehrung ist nicht möglich. Das merkten schon die Yüan, Erfinder des Papiergelds, als sie wegen Inflation gestürzt wurden.
    Und zum tendenziellen Fall der Profitrate Musk als Beispiel. Seine Weltraumunternehmen sind ungeheuer Kapitalintensiv. Aber Musk hat trotzdem Lust, weiter zu machen.

    1. Das ist so pauschal m.E. nicht ganz richtig.

      Wenn Banken Kredite ausgeben, vermehren sie die Geldmenge, wenn die Kredit zurückbezahlt werden, schrumpft sie wieder.

      Ja.

      Wenn der Staat einen Kredit nimmt, muss der Steuerzahler ihn zurückzahlen

      Stimmt nur teilweise, er kann auch einfach umgeschuldet (d.h. durch neue Schulden bedient) werden.

      langlaufende Kredite führen zur Inflation

      Was soll da die Logik sein? Jedes MEHR an „Geld pro Ware“ führt zu mehr Inflation (egal ob viele kurzfristige oder wenige langfristige Kredite). Das heißt: sinkt die Warenmenge bei gleicher (umlaufender) Geldmenge -> Inflation, steigt das verfügbare Geld, aber die Warenmenge bleibt gleich -> Inflation usw.
      (ein Grund, weshalb die Besteuerung von Superreichen auch nicht automatisch alle Probleme lösen würde)

      Inflationsbeschränkend wirkt also Investition, die zu neuen Waren führt! Da zwischen Verschuldung und ausgeweiteter Warenproduktion eine bestimmte Zeit vergeht (also zuerst mehr Geld da ist, bevor es mehr Waren gibt) hat man in einer gesunden Volkswirtschaft immer einen Grundstock an geringer Inflation.

      Wenn die Schulden nicht mehr zurückbezahlt werden können, hilft nur eine Währungsreform

      Das trifft nur auf Devisenschulden zu (der Euroraum täuscht leicht über diese Zusammenhänge hinweg)! In der Regel wird der betroffene Staat versuchen, mehr eigenes Geld zu drucken (=heißt heutzutage: inländische Schulden aufzunehmen) um damit Devisen kaufen zu können, um damit wiederum seine Auslandsschulden bedienen zu können. „Druckt“ er mehr Binnenwährung, führt das aber zu einer hohen Inflation und einem Verfall des Außenwertes der Währung. Die Folge ist, dass irgendwann die Preise für Devisen in den Himmel schießen und der Staat seine Devisen-Auslandsschulden dann doch nicht endgültig bezahlen kann und pleite geht. DANN ist eine Währungsreform (fast) unvermeidlich, allein um neues Vertrauen aufzubauen, die Schulden und die hohe Inflation loszuwerden

      Unendliche Geldvermehrung ist nicht möglich.

      Ja, aber nur deshalb, weil die Zahlen irgendwann nicht mehr aufs Papier passen 🙂
      Es spricht überhaupt nichts dagegen, immer weiter Geld zu drucken, solange dies moderat geschieht und es sinnvoll investiert wird (=sich die Warenmenge im Endeffekt erhöht).

      Der Grund, weshalb Waffenproduktion sich stark inflationssteigernd auswirkt, ist genau in diesem Zusammenhang zu finden: Waffen produzieren keine Waren und sind auch keine (die die Bevölkerung konsumieren könnten), sondern sie sind im Prinzip nicht-zivile Wegwerfartikel. Sie erhöhen nicht die Warenmenge für die Bevölkerung, all das Geld, welches in sie investiert wird, befeuert also die Inflation und ihre Produktion führt außerdem zu Knappheiten an anderer Stelle (d.h. verschlechtert das „Geld pro Ware“-Verhältnis zusätzlich)!

      1. Korithenkacker. Natürlich meine ich, dass Geldvermehrung nur möglich ist, wenn die erhöhte Nachfrage durch Produktion befriedigt werden kann. Wie kann man das anders verstehen. Geldvermehrung, die die Möglichkeiten der Produktion übersteigt, führt zu Inflation, gegebenenfalls zu Hyperinflation. Und natürlich schrumpft die Geldmenge auch durch Aktiencrashs. Aber es ging hier um die Rolle der Banken. Ein Leserkommentar ist nun mal kein Lehrbuch!

        1. „Wenn Banken Kredite ausgeben, vermehren sie die Geldmenge, wenn die Kredit zurückbezahlt werden, schrumpft sie wieder.“
          Und was ist mit den Zinsen? Nur mal als Knobelaufgabe.
          Und wenn Kredite nicht zurückgezahlt werden können, entsteht keine Hyperinflation.
          Das mit der Inflation können Sie ohnehin vergessen. Das steht in allen Ideologiehandbüchern (Lehrbücher für Volkswirtschaftslehre), hat aber mit unseren realen Wirtschaftsverhältnissen nichts zu tun, insbesondere was Staatsschulden angeht. Das liegt daran, daß das zusätzlich geschaffene Geld letztendlich vor allem in der Finanzwelt kursiert und gar nicht in der Realwirtschaft ankommt.
          Gab es bei der Finanzkrise 2008 oder der darauf folgenden sog. Staatsschuldenkrise Inflation? Nein. Obwohl die Zinsen extrem (bis zu Nullzins) niedrig gehalten wurden.
          Tatsächlich hatten wir aber während Corona und mit Beginn des Krieges massive Inflation. Warum? Weil plötzlich Güter knapp wurden (Weizen) bzw. nur deutlich teurer gekauft werden sollten (Gas, Öl).
          Auch die Investitionen in die Kriegswirtschaft werden nicht zu Inflation führen, da man damit nur teilkompensiert, was man seit einigen Jahren an Produktion/Wirtschaftsleistung verliert.

          1. Tatsächlich hat die Geldmenge die Tendenz zu schrumpfen. Die Zentralbanken wissen, wie man aus nichts Geld macht und die Spekulanten. wissen, wie man aus Geld nichts macht. Und die Blinden behaupten, Hyperinflaton gebe es nicht.

          2. Wo das Geld hinfliest gibt es Inflation, z. b. Grundstücke und Häuser. Folge Wohnungsnot und hohe Mieten. Auch Aktien haben inflationäre Preise und sind nur zur Spekulation geeignet, nicht aber zur Vermögensbildung. Wenn die Leute merken, dass nichts dahinter steckt, gibt es einen Crash. Überhaupt sind alle knappen Güter betroffen.

  5. Rüstungsgüter sind keine Investitionsgüter, damit wird nur rechnerisch ein Wachstum erzeugt, dass nicht nachhaltig ist. Wenn ich Hunger habe oder meine Wohnung kaputt ist, nützt es mir gar nichts, Kanonen darin zu platzieren. Von dem Unsinn mal abgesehen, dass sich Putin ein herabgewirtwchaftetes Deutschland unter den Nagel reißen möchte, ist die Kriegswirtschaft Selbstbetrug. Selbst wenn man auf Zerstörung und Wiederaufbau setzt, wer bezahlt denn beides und welchen Wert hat das Zahlungsmittel? Die Aufrüstung ist der letzte, angeschimmelte, Joker, um den aufstrebenden BRICS angeblich etwas entgegen setzen zu können, Das wird nicht funktionieren, wir leben nicht mehr im 20. Jahrhundert, indem der Westen Technologieführer mit viel Geld war. Er hätte es bleiben können, mit anderer Politik, aber dieser Zug ist für die nächsten Jahrzehnte abgefahren. Gut möglich ist, dass es auch in China und BRICS nach dem Aufstieg einen Absturz geben kann, aber vorerst geht es dort aufwärts. Eine sinnvolle Politik des Westens würde darin bestehen, in diesen Zug einzusteigen und nicht quer Schwellen auf das Gleis zu legen. Als ehemaliger Ossi erkenne ich von Tag zu Tag mehr, dass meine Existenz wieder auf der falschen Seite stattfindet. Für einen erneuten Wechsel bin ich zu alt und die Familie würde erneut zerstört. Also Augen AUF und durch, mit Warenboykotten, mit Medienboykott und mit Engagement im persönlichen Umfeld, keine Kriegshetze, kein Rassismus, dafür Ordnung und gegenseitige Rücksichtnahme.

    1. Volle Zustimmung! Und der Westen hätte mit einer anderen Politik tatsächlich wirtschaftlich vorne bleiben können. Und was das Ende des Wachstums angeht, das wir angeblich jetzt vor uns haben, so hat Albrecht Müller von den Nachdenkseiten vor längerer Zeit schon mal darauf hingewiesen, dass es darauf ankommt, was man als Wachstum definiert. Und ob wirklich schon alle Bedürfnisse in unseren Gesellschaften gestillt sind. Es geht nicht nur um Kühlschränke und Autos oder irgendwelche Wegwerfgüter, es gibt auch andere Bedürfnisse. Das fand ich sehr plausibel. Man kann sich ja gerne überlegen, wie die Wirtschaft ressourcenschonender werden kann, aber die Frage des Wachstums ist wohl komplizierter, als sie meist diskutiert wird.

  6. Die verstörende Hypothese lautet: Ein großer, Europa zerstörender Krieg mit Russland könnte aus Sicht der Systemlogik nicht das Problem sein – sondern die Lösung. Die Zerstörung würde Wachstumspotential für Jahrzehnte freisetzen. Wiederaufbau der Infrastruktur, Neubau von Städten, Modernisierung der Industrie – finanziert durch internationale Kredite und Wiederaufbauprogramme.

    Ich kenne das Narrativ und es ist durchaus möglich, dass einige der durchgeknallten Geostrategen dem anhängen, allein: es ist absurder Unsinn!

    Ein Krieg würde uns technologisch weit zurückwerfen (obwohl wir schon zunehmend abgehängt sind), wir würden einen Großteil des (ohnehin viel zu knappen) Nachwuchses verlieren. Wir würden auf dem Niveau eines Entwicklungslandes neu anfangen müssen (aber ohne den entsprechenden Nachwuchs).

    Davon abgesehen ist es Quatsch, dass es keine sinnvollen Investitionsmöglichkeiten mehr gibt, unsere Infrastruktur ist (auch ganz ohne Krieg) mehr als investitionsbedürftig! Alle macht- und innovationsbewussten Länder stecken zudem aktuell Milliarden in die Entwicklung von z.B. KI (die nur eines von zig-Innovationsthemen ist).

    Es gab und gibt nicht den geringsten Grund, Krieg zu führen und aufzurüsten, wenn man nicht absolut durch die Verhältnisse dazu genötigt wird (was ich bei Deutschland nicht sehe)!

    1. Die treibende Kraft ist die NATO unter US-Führung plus den US-Finanzinteressen (BlackRock & Co mit Merz als Vollstrecker).
      Warum existiert gleich nochmal die NATO?
      Um die USA drin, Russland draußen und Deutschland klein zu halten.

  7. Der 3. Weltkrieg wird nicht so sein wie die ersten beiden. Der Erste beschränkte sich
    auf ein relativ kleines Gefechtsfeld und die Nordsee. Der Zweite hatte schon ganz andere
    Dimensionen und war ein richtiger Weltkrieg. Der Dritte wird sich nicht auf ein paar Geplänkel
    an der Ostfront beschränken lassen und Russland um ggf. auch China zu beschäftigen. In der
    Ukraine wird aus russischer Sicht immer noch gegen Brüder gekämpf und auf deren Familien
    Rücksicht genommen. Gegen Europa und auch die USA wird mit Fernwaffen gekämpft. Der
    Aufwand mit einem riesigen Tross an Truppen und im Schlepptau einen noch größeren für
    die Versorgung, wird Russland nicht auf sich nehmen. Artilleriegeschosse werden kaum gebraucht
    werden können, da die europäischen Truppen gar nicht auf Schußweite an Russisches Territorium
    herankommen werden. Die Länder wie Rumänien, Polen und die Kravallstaaten Estland, Littauen
    e.c. werden es sofort beim ersten Angriffsversuch der Nato bereuen ein Mitglied der Nato zu sein.
    Nach einem Blick auf die Waffenentwicklungen Russlands, Chinas, Nord Koreas und auch dem
    Iran, sollte einem denkenden Millitär sofort klar sein, dass diese Waffen dafür bestimmt sind,
    über tausende Kilometer ihre Zerstörungskraft zu transportieren. Nachdem was der Westen diesen
    Ländern in den letzten jahrzehnten an Knüppel zwischen die Beine geworfen hat, werden sie sicherlich
    kaum Mitleid mehr bei einem Angriff auf sie zeigen. Das werden wir wohl als Erstes bald schon bei
    dem unausweichlichen Angriff Israels auf den Iran erleben. Diesmal wird den Iran keiner bremsen.

  8. Die deutsche Wirtschaft stottert, heißt die Wirtschaftsproduktion sinkt laut offizieller Statistik. Vor 4 Jahren zu Beginn der Ampel noch undenkbar, aber bereits vorrausgesagt, damals als Schwurbel abgetan. Nun sind wir mitten drin. Was wird getan, wir kurbeln mit neuen Schulden die Rüstung an. Das bringt die Wirtschaft nicht zurück, beschleunigt aber den Absturz Deutschlands. Die Geldlast die wir zur Schuldentilgung bezahlen werden wird jedes Jahr steigen und der Bewegungspielraum der Politik sinken.

    Wodurch kann man das aufhalten? Durch billige Arbeitskräfte. Mindestlohn ist aber festgeschrieben, bleibt die Masse von Hartz 4 äh Bürgergeld. Da werden die Zügel gerade straffgezogen. Merz möchte das auf 0 kürzen wenn die Menschen nicht spuren, obwohl das Verfassungsgericht ! eine Reduzierung auf 0 bereits wegen menschenunwürdig ausgeschlossen hat. Aktuelle Randnotiz – die diesjährige Diätenerhöhung der Politiker ist teils höher als der „Bürgergeld“satz, wenn man davon 100% bekommt.

  9. Machen Wir Uns nichts vor, wenn Deutschland /EU ausfällt als Konsument, hat auch China ein ernstes Problem. Und nicht nur China o)))))
    Warum werden solche themen immer nur von einer Seite aus betrachtet ? Wirtschaft ist wesentlich komplexer ..
    Das Problem ist eher die Finanzwirtschaft , die eben für Monopolisierung steht …
    Autoindustrie , beste Beispiel, 60 000€ Luxusbude , und wenn der Fahrer aussteigt bei Regen, lief ihn das Wasser vom Dach ins Genick . Moderne Prduktentwicklung, und das war ein Weltbekannter Name o))))
    Seit 20 jahren haben Sie immer weniger noch für normale Menschen Fahrzeuge entwickelt , und dazu kam noch der Staat der immer mehr seine Hände aufgehalten hat wie auch Finanzwirtschaft die sich Versicherungen komplett unter den Nagel gerissen haben nach der Wende und Prämien im günstigsten Fall, vedoppelte, aber auch teilweise sogar Verzehnfachte . Es war so schwer nicht abzusehen was da auf Uns zurollte, schon vor über 10 Jahren.
    Es lag nicht nur an den Autobauern am Ende, es gehörte einiges mehr zu dieser Entwicklung.
    Was das Militär aber heute angeht, niemand abseits von „Verteidigung “ darf Schulden in solchen Dimensionen machen , Die Börsen danken es. Zeit der Spekulanten ,Verteidigung auf ein Alibi dekradiert zur persönlichen Bereicherung, ganz offiziell, der Meinstream hat keinerlei Probleme mit dieser Art Moral, eher das Gegenteil. So neu ist das nicht, wer Geschichtsbücher gelesen hat, kommt das bekannt vor.
    Aber kommt es zu einem W3K brauch es keine Industrie mehr hinterher .. o(

    1. > Machen Wir Uns nichts vor, wenn Deutschland /EU ausfällt als Konsument, hat auch China ein ernstes Problem. Und nicht nur China o)))))
      Ich lese solche Aussagen seit knapp 2 Jahrzehnten, mir fehlt da immer noch der Glaube. Es gibt in China mehr als genug Leute, die die Produktionskapazitäten des Landes für lange Zeit absorbieren können um ihren Wohlstand zu steigern. Irgendwann tritt dann sicher ein Problem auf, aber ich würde nicht die Luft anhalten während ich darauf warte.

      1. Früher ja, aber heute, Produktionen in diesen Dimensionen sind global aufgestellt, da Sie sich Variablen in diesem Kontext nur noch so rechnen lassen .
        Nicht immer aber doch gibt es Variblen , die bei kleinsten Änderungen Folge für die ganze Menschheit haben können..o)
        China begrenzt bewusst den Faktor Geld aus eigenen Interessen für den Binenmarkt o)

  10. Krieg ist der Sargnagel angezählter Imperien. Im 16. und 17. Jahrhundert hat er Spanien ruinierert, im 18. Jahrhundert Frankreich und im 20. Jahrhundert das britische Empire. Wenn das wirklich der Plan ist, befindet sich der Westen auf dem Holzweg.

  11. „Kriegswirtschaft bietet kurzfristig Wachstumsimpulse, schafft Arbeitsplätze und rechtfertigt massive Staatsausgaben. Doch sie produziert Strukturen, die auf Konfliktnachfrage angewiesen sind.“

    Und letztlich auch auf siegreiche Eroberungen. Die vielen Ausgaben müssen ja schließlich wieder hereingeholt werden und auch Gewinn bringen. Ansonsten droht massive Verarmung.

  12. Die EU wurde aus der Montanunion als alte NS Idee durch die CIA, zur Kontrolle Europas, aus der Senke gehoben.

    Henry Kissinger sorgte mit seinem transatlantischen Vereinswesen, dass nur treue Vasallen die hohen Stufen der Politik oder der Presse erklimmen konnten.

    Black Rock übernahm Anteile aller wichtigen Firmen.

    Die amerikanischen Waffensysteme die man Europa aufzwang, brauchen zur Handhabe US Codes.

    Das bedeutet, ob Massenmigration, ob Fehden gegen andere Nationen. Europa muss mitspielen.

    Nur das diesesmal die Mitspieler ihre Länder an den Rand der Pleite getrieben haben.

    Der Wohlstand und der Sozialstaat bricht ein und das im Angesicht der nicht versiegenden Migration von fremden Kulturen, die zu einem guten Teil nicht am Arbeitsmarkt einsetzbar sind.

    Das bedeutet die Eliten werden eine Wahl nach der anderen verlieren und zu guter Letzt werden auch sie selbst von den Töpfen der Macht entfernt.

    Und genau deshalb machen sie auf Krieg.

    Krieg auf unser Aller Kosten – das Spiel mit dem Leben unserer Kinder – um an der Macht zu bleiben, zumindest vorläufig.

  13. Derzeit etwa funktioniert unser System etwa folgendermaßen:
    Der Kanzler und der Vizekanzler vereinbaren etwas zu Gunsten der wohlhabenden Schichten und zu Lasten des Mittelstandes und der unteren Schichten. Anschließend weisen sie ihre Fraktionsführer an, dies parlamentarisch umzusetzen. Die Parlamentarier folgen gehorsam aufgrund des Fraktionszwangs, weil sie sonst nicht mehr auf die Parteilisten kommen. Und die Richter des BVerfG wissen genau, von wem sie vorgeschlagen und ins Amt gebracht wurden, und wem sie eher keinen Stock zwischen die Beine werfen. Soviel zum Thema „Gewaltenteilung“.
    Die Mainstreammedien in den Händen von etwa 20 Milliardärsfamilien sekundieren einstimmig.
    Zudem schreiben sie jedes Parteimitglied jedweder Partei herunter, welches Volksherrschaft statt Elitenherrschaft fordert, sich für ergänzende Volksabstimmungen einsetzt oder gar die NATO-Mitgliedschaft in Frage stellt, bzw. sich Kriegseinsätzen ganz oder teilweise verweigert. An höhere Parteiämter gelangt daher nur, wer stromlinienförmig zu funktionieren bereit ist.
    Und wenn es einer zu weit treibt, dann hetzt man ihm einen weisungsgebundenen Staatsanwalt auf den Hals und kocht ihn so weich.

    Meiner Meinung nach liegen damit einige potentielle Lösungsvorschläge auf der Hand:
    – Verbot der finanziellen Unterstützung privater Medienkonzerne in jeder Form (auch durch das Schalten von Anzeigen)
    – Schaffung einer öff.-rechtl. Publikative, die die Landesmedienanstalten ersetzt und unabhängig ist (gesicherte staatliche Einnahmen, die sich am BIP und an der Höhe des Staatshaushalts orientiert, und die nach dem Räteprinzip organisiert wird)
    – Unabhängigkeit der Richter, indem auch diese sich nach dem Räteprinzip organisieren
    – Unabhängigkeit der Staatsanwälte, indem auch diese sich nach dem Räteprinzip organisieren und die Weisungsbindung abgeschafft wird
    – Vorschrift, das Parteien (als Tendenzbetriebe) sich ebenfalls nach dem Räteprinzip organisieren müssen
    – Abschaffung des Fraktionszwangs durch die Vorschrift, dass alle parlamentarischen Abstimmungen immer geheim durchzuführen sind
    – Einführung von Volksabstimmungen

    Das Räteprinzip ist Mist, wenn man es auf Staaten oder ganze Gesellschaften anwenden will, denn es ist dann immer eine Diktatur der Mehrheit. Angewendet auf Tendenzbetriebe halte ich es aber für sehr hilfreich.

    So, eure Meinungen.

    1. Das „Räteprinzip“ mit zufälliger Auswahl und Spitzenämtern per Abstimmung ist die einzige Form von Demokratie.

      Auf nationaler Ebene wäre das eher der letzte Schritt, aber Du ahnst ja schon den Weg der graduellen Einführung in kleinen Schritten.

  14. „…boomt ein Sektor wie nie zuvor: die Rüstungsindustrie.“
    Nein, nein. Das sieht der Autor völlig falsch.
    Unter dem „GröFaz“ke war das ganz genau so.
    Selbst das gleiche Land sollte angegriffen werden. Ansonsten auch die gleiche, arrogante
    Attitüde Berliner Wichtigtuer bar jeder
    Vernunft gegen die unzivilisierten, angeblichen
    “ Nicht-Europäer“ (unwidersprochen bei Lanz
    von Gaub). Das Ende ahnt man.

    Nein, nein. Das sieht der Autor völlig falsch.

  15. ….Die einstige Stärke der deutschen Industrie = günstige Energie aus Russland und Produkte made in Germany für den Weltmarkt = bricht unter der Last
    der Energiepolitik und der “ Globalisierungsumkehr “ ( sic) zusammen…..

    Ich dachte es wäre der Wirtschaftskrieg
    der EU gegen Russland, dann gegen China und jetzt auch gegen die USA.

  16. In den Kommentaren wird viel Unsinn über das Geld erzählt. Mal werden neoliberale Märchen nachgebetet, bei anderen klingt es nach einer Selbsthilfegruppe „Marx für Anfänger“. Speziell die wundersame Geldvermehrung sorgt für biblische Verwirrung, z.B. beim @Torwächter:

    Wenn Banken Kredite ausgeben, vermehren sie die Geldmenge, wenn die Kredit zurückbezahlt werden, schrumpft sie wieder.

    Richtig ist, dass bei der Kreditvergabe Geld imaginiert wird, welches vorher nicht existierte. Das nennt man Fiat-Geld bzw. Geldschöpfung. Abgesichert wird die Luftnummer durch das Versprechen des Kreditnehmers, den Betrag nebst Zinsen „zurück“ zu zahlen. Tatsächlich muss er die fragliche Summe erwirtschaften (mit Hilfe des Geldes, das die Bank – größtenteils – aus dem Nichts geschöpft hat). Der Kreditnehmer schafft also durch seine (oder anderer Leute) Arbeit erst den Wert, der vorher nur bei der Bank in den Büchern stand.

    Wenn der Kredit zurückbezahlt wird, erhält die Bank echtes Geld, welches einen Gegenwert besitzt, den der Kreditnehmer erarbeitet hat. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Geldmenge wieder schrumpft. Allenfalls könnte man denken, dass der Banker auf einem ständig wachsenden Geldhaufen säße, aber nein: er setzt das Geld ein, um noch mehr Geld daraus zu machen. Der Kapitalismus beschreibt eben keinen Kreislauf, er spiralisiert sich vielmehr in immer gewagtere Höhen.

    Das ist nur ein oberflächlicher Ritt durch die Materie. Um zu einem besseren Verständnis zu kommen, muss man sich aber nicht unbedingt durch die Marx’sche Werttheorie kämpfen. Ich empfehle lieber einen unterhaltsamen Kabarettbesuch. Volker Pispers hat das Thema so wunderbar aufbereitet, dass dem Publikum das Lachen im Halse stecken bleibt. Dafür gehen die Leute um einiges klüger nach Hause.

    Sein letztes Programm „Bis neulich“ gibt es bei YouTube rauf und runter, hier verlinke ich auf die letzte Version (Stand 2013):
    https://www.youtube.com/watch?v=-mRQ0AcoCkI
    Die wundersame Geldvermehrung finden Sie ab der Zeitmarke 1:29:20 – dauert nur ein paar Minuten. Es spricht aber nichts dagegen, sich das komplette Programm zu gönnen, es ist unbedingt sehenswert. Sie müssen sich nur die Entwicklung der letzten 12 Jahre dazu denken.

      1. Och nö! Die meisten „Reaktionsvideos“ zerfleddern den Kontext, um die Weisheit des Rezensenten auf Kosten des Originals in hellem Glanz erstrahlen zu lassen. Typisch für dieses Genre sind alte Musikvideos, zu denen eine blutjunge Konzertpianistin ihre Grimassen schneidet und dabei gutturale Laute von sich gibt. Erkenntnisgewinn: Null. Hier hat sich der Höfgen eine sehr frühe Fassung des Programms vorgeknöpft, die er mit seinem Kommentar dermaßen zerredet, dass von Pispers’ schlüssiger Erzählung nur noch zusammenhanglose Fetzen übrig bleiben. Um zu verstehen, was Volker Pispers vermitteln will, muss man zum Original greifen. Erst danach hat das Meckern (vielleicht) einen Sinn.

          1. Um den Höfgen geht es mir überhaupt nicht. Ich schlage lediglich vor, den Pispers zu gucken, weil er ein gutes Verständnis unseres Geldsystems vermittelt. Ja, nur paar Grundlagen, und die auch teilweise kabarettistisch eingefärbt, aber das Prinzip wird verständlich – jedoch nur, solange keiner dazwischen quatscht. Wenn Sie sich direkt bei der Zunft der Ökonomen bedienen wollen, ist das ja gut. Dann allerdings braucht man ein gewisses Vorverständnis („Grundlagen“), um angesichts der Kakophonie von Lehrmeinungen nicht den Verstand zu verlieren. „Das Kapital“ wäre gewiss eine lohnende Basislektüre, aber es ist kontraproduktiv, meinen Mitforisten unvermittelt die „Blauen Bände“ um die Ohren zu hauen: Die Einstiegshürden sind unverschämt hoch. So gesehen reicht der Pispers, um hier besser mitreden zu können, und das Vergnügen beim Zuschauen gibt es gratis dazu.

    1. Nichts für ungut, aber ich muss widersprechen: der von mir sehr geschätzte Volker Pispers irrt hier, Torwächter hat Recht.
      Betrachten wir die Bankbilanz:
      Auf meinem Girokonto sind 0 €.
      Ich nehme einen Kredit über 100 Tsd € auf, die mir auf das Girokonto überwiesen werden.
      Links: 100 Tsd € Kreditschuld Alex.
      Rechts: 100 Tsd € Guthaben Alex.
      Die Bankbilanz verlängert sich links und rechts um 100 Tsd Euro.
      Ein Jahr später kommen 10% Zinsen drauf; unterdessen hab ich für 100 Tsd Euro Waren gekauft, renoviert und dann für 150 Tsd verkauft. 40 Tsd nenne ich mein Jahresgehalt und verprasse sie. Die übrigen 110 Tsd zahle ich auf mein Girokonto ein.
      Links 110 Tsd Kredit.
      Rechts 110 Tsd Guthaben.
      Nun wird der Kredit getilgt.
      Links Null.
      Recht Null.
      Die Bilanz verkürzt sich entsprechend.

      1. Die Unterscheidung zwischen dem Buchgeld der Banken einerseits, sowie dem „echten Geld“ (Zentralbankgeld; Banknoten und Münzen, u.a.) andererseits, ist zwar im Kern korrekt, wird aber meines Ermessens von ihm überbewertet.
        Angelehnt an sein Beispiel geht er davon aus, dass ich meine Wareneinkäufe per Überweisung tätige, während ich nach dem Warenverkauf „echtes Geld“, also Scheine und Münzen anschleppe.
        Was aber, wenn ich es genau umgekehrt mache?!? Ich lasse mir die 100 Tsd bar auszahlen, kaufe meine Waren auf Flohmärkten in Bar ein, den Käufern meiner Waren aber schreibe ich eine Rechnung und lasse sie das Geld als Buchgeld auf mein Konto überweisen. Dann greift sein Vergleich nicht länger.

      2. Die Bilanzbuchhaltung ist eine Sache, das Fiat-Geld eine andere. Die Geldschöpfung geschieht quasi aus dem Nichts und wird Teil des Kredits. Sobald das frische Geld Teil der Bankenbilanz geworden ist, stimmt Ihre Beispielrechnung natürlich, denn nur so funktioniert eine Bilanz.

        Pispers selbst weist auf diesen Umstand hin, wenn er einen partiellen Kreditausfall beschreibt. Dann, so sagt er, hat die Bank einen entsprechenden Verlust in der Bilanz, dessen Höhe auch das Fiat-Geld (Geld, welches es vorher nicht gab) umfasst. Was dennoch an Zins und Tilgung zusammenkam, sei daher quasi steuerfrei, weil der „Verlust“ gegengerechnet wird.

        Ihre Aussage, dass sich die Bilanz am Ende „verkürzt“, klingt mir danach, als sei das verliehene Geld am Ende wieder weg. Stimmt nicht – Sie verkürzen Ihre Darstellung auf ein einziges Konto, welches dann ausgeglichen ist. Die Null, die Sie mir als Beweis für die Abwesenheit von Geld präsentieren, steht aber lediglich für die Balance zwischen Soll und Haben. Über Gewinne, Verluste oder Schöpfgeld geben andere Kontenklassen Auskunft (oder auch nicht).

        Ihre plastische Beschreibung von Buchgeld vs. „echtem“ Geld im zweiten Kommentar benutzt den Begriff „Buchgeld“ einmal, um Beträge zu bezeichnen, zu denen kein Gegenwert existiert, und einmal zur Beschreibung eines Postens in Ihrer Finanzbuchhaltung. Nun ist jedoch alles Geld in Ihrer Firmenbilanz „echt“, also so real wie ein Bündel Scheine. Den Flohmarkt können Sie vergessen, auch Bareinkäufe müssen in den Wareneingang, wenn Sie darüber eine Verkaufsrechnung ausstellen wollen. Falls Sie aber einen Tipp zur Steuerhinterziehung abgeben wollten, verkomplizieren sie den prinzipiellen Vorgang nur unnötig. Jedenfalls besitzt allein die Bank das Privileg, auch Fiat-Geld in ihre Bilanzen einzuführen (welches durch die Geschäftstätigkeit der Bank bzw. die Leistungen der Kreditnehmer zu echtem Geld umgemünzt wird – außer bei einem Kreditausfall).

        Wie diese Art der „Geldwäsche“ bilanziell verwurstet wird kann ich Ihnen leider nicht sagen. Zwar habe ich ein ungefähres Verständnis vom Aufbau einer Bilanz, aber ich weiß beim besten Willen nicht, über welches Konto das von der Bundesbank erhaltene Fiat-Geld in die Bilanz einfließt. Vermutlich geht der Vorgang noch über eine ganze Reihe von Steuer- und Verrechnungskonten. Keines davon wird die Bezeichnung „Geld aus Nix“ tragen.

  17. „Die EU rüstet massiv auf – offiziell zur Verteidigung, faktisch zur geopolitischen Positionierung. Deutschland folgt wirtschaftlich geschwächt und strategisch eingebunden. Während die Bevölkerung mit Inflation, Wohnungsnot und Bildungschaos kämpft, wird im Hintergrund an militärischen Kapazitäten gearbeitet – strukturell, systematisch, mit klarem Zeithorizont.“

    In diesem Europa der Zeitenwende ist Deutschland als Vasall erkennbar. Wir rüsten nicht im eigenen Interesse, wir lassen uns geostrategisch ausnutzen. Man sieht dies allein an den Produkten, die die Kriegswirtschaft Europa liefern kann. Mit einem Panzer kann man keine Brücke erneuern, mit einem Artilleriegeschütz keine Kirche bauen und mit Gewehren kann kein Zahnersatz hergestellt werden. Die Kriegswirtschaft liefert nur Müll.

    Ausserdem stellt sich die Frage, ob man das, was man erreichen will, nämlich „kriegstüchtig“ zu sein, überhaupt schaffen kann. Unsere Gesellschaft, die im Rückwärtsgang ist, wird noch zusätzlich mit den Kosten der Kriegswirtschaft beladen und gleichzeitig stellt man fest, dass die Feinde von morgen heute unsere Lieferanten für TNT, Schießbaumwolle, seltene Erden und vieles andere mehr sind.

    Ohne diese Elemente lassen sich die hochwertigen Mordwerkzeuge des modernen Kriegs gar nicht bauen. Der moderne Krieg wird mit Fernlenkwaffen geführt werden. Drohnen, Raketen und Flugzeuge sind hier erforderlich und Luftabwehr und alle diese Technologien sind ohne Seltene Erden nicht denkbar.

    Wie soll das Zeugs gebaut werden, wenn China und Russland nicht liefern? Eine eigene Industrie für Seltene Erden aufzubauen, wird für uns und unsere Umwelt nicht billig werden. Und ohne eine gute Luftabwehr wird unsere schöne neue Granatenfabrik in Unterlüss auch in einem konventionellen Krieg nicht lange stehen. Und wenn man meint, man könne seine Kriegswirtschaft mit Export subventionieren, dann sollte man im Auge behalten, dass man die Granaten entweder verkaufen oder ins Arsenal tun kann – aber nicht beides. Und Geld verdienen kann man nur, wenn man preislich auf dem Weltmarkt mithalten kann.

    Ich glaube wir überheben uns damit stellen irgendwann fest, dass wir uns totgerüstet haben.

  18. Gut ist, dass der Autor auf die Systemik des Kapitalismus eingeht, nicht so gut, dass er in den Erscheinungen der Systemik hängen bleibt.
    Die Systemik hat nun mal Marx vor langer Zeit herausgefunden, die er nach Beseitigung aller historischen und oberflächlichen Elemente der Zusammenhänge im Wesen der Warenproduktionsweise, dem Wert zu Tage brachte.
    Die Schlussfolgerung daraus kann nur sein, dass der Bruch des beschriebenen Kreislaufs in die Katastrophe letztendlich nur in einer Produktionsweise liegen kann, die von den menschlichen Bedürfnissen und nicht vom Wert bestimmt ist.
    Die hiesige Diskussion bringt wieder mal alle dummen Argumente, u a der „alte (unmoderne) Marx“ mag ja in seiner Zeit Recht gehabt haben, aber heute doch nicht mehr. Habe aber noch keine derartigen Abwertungen gelesen wie z B der „alte Pythagoras“.
    Es mag durchaus sein, dass man keine aktuellen Möglichkeiten sieht, die Systemik jetzt zu ändern, aber das kann kein Argument sein, die Erkenntnisse von Marx beiseite zu lassen. Sie behalten wohl ihre Gültigkeit, solange der Wert die menschliche Gesellschaft im Würgegriff behält. Innerhalb des Systems ist die Beseitigung der Ursachen reine Illusion.
    Der Ausweg kann nur darin zu finden sein, wie in der konkreten Situation Bedingungen erreicht werden können, um den Weg zu einer bedürfnisbestimmten Produktionsweise zu finden.
    Die vom Autor vorgeschlagenen Richtungen können durchaus ein Anfang sein. Nur ist im Moment keine politische Kraft sichtbar, die das angehen kann, die (durchweg bürgerlichen) Parteien und Gesellschaften einschließlich der Linken und auch des BSW sind mit ihrer Orientierung nicht dazu erkoren und in der Lage. Da müssen schon ganz andere Bewegungen entstehen, die die Grundbedürfnisse der Menschen erfassen und die Gesellschaft formen.

  19. Der erste Teil der Analyse, der sich mit geostrategischen Fragen beschäftigt, leuchtet mir komplett ein. Der zweite Teil, beginnend mit dem Wachstumszwang, der angeblich nur für das westliche Wirtschaftsmodell gilt, ist wenig überzeugend. Wenn man das Sozialprodukt so errechnet wie das (nicht nur bei uns) üblich ist, dann rechnet man ja Dinge dazu, die man eigentlich abziehen müsste. Selbst in den USA, wo das BIP noch/wieder wächst, sinkt die Industrieproduktion. Was steigt da eigentlich? Nun, all die komplett unproduktiven Tätigkeiten, Arbeit, die nichts produziert, und auch nichts transportiert oder überhaupt irgendjemanden nützt (außer einigen wenigen die davon profitieren), sondern nur anderen das Leben und Arbeiten erschwert. Das Einkommen der Rechtsanwälte, der Lobbyisten, der Werbeagenturen, der Rentiers und Spekulanten, etc, das alles wird ja mitgezählt. Je mehr das wird, desto weniger wird produktiv gearbeitet, ist doch eigentlich klar. Ich sag nicht, dass man keine Verwaltung braucht, die braucht man natürlich, aber es kommt mir so vor als ob das bei uns immer mehr wird, relativ zu denen die „richtige“ Arbeit machen. Und nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern bei den Wirtschaftsunternehemen genauso. Der „Wasserkopf“ wird immer größer und schwerer. Von den jungen Leuten will keiner mehr eine Lehre machen; überall auf den Lieferwagen steht hinten drauf „wir suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern“, aber die jungen Leute sehen doch auch, dass sich das nicht lohnt. Mit sinnentleerten Schreibtischjobs als „Beauftragter für XXX“ hat man mehr Geld, mehr Ansehen, und bessere Aufstiegschancen. Und wenn man sich den Stress macht und an der Uni studiert, dann doch bitte sowas wie Jura oder BWL, dann kann man danach den Kapitalisten in den Arsch kriechen und wirklich richtig Kohle machen. Ingenieure? Fehlanzeige. Das ist was für Nerds. Russland und China bilden erheblich mehr Leute aus, die einen Abschluss in den sogenannten STEM Fächern machen (Science, Technology, Engineering, Mathematics) als bei uns. Die zeigen uns momentan, wie man langfristige Industrie- und Infrastrukturplanung macht, statt den Großteil des Sozialproduktes mit dem ganzen Schwachsinn zu verschwenden, der einzig dazu dient, dass sich einige wenige (und die Ihnen treu ergebene Armee von Lakeien) auf Kosten der anderen bereichern können. Die Situation auf dem Globus ist heute das Spiegelbild dessen, wie es noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall war: war es dereinst die Sowjetunion, so sind es heute die westlichen „Demokratien“, in denen immer mehr Resourcen für den bloßen Machterhalt der Elite verbraucht werden, in denen Korruption und Speichelleckerei gefördert und belohnt werden, während ehrliche Arbeit wird mit immer mehr Abgaben belastet wird (nicht nur an den Staat, sondern an auch an die Monopolisten und die anderen Rentiers).

    1. Allein der Begriff Sozialprodukt verweist auf die Unmöglichkeit, die wirtschaftlichen Prozesse lenken zu können. Um das zu bewerkstelligen, müsste man den Wert erfassen, eine Unmöglichkeit. Stattdessen behilft man sich mit Preisaudrücken, die nicht mit dem Wert identisch sind.
      Das Ergebnis, die Entwicklung der Wirtschaft folgt ungestört den Anforderungen des Wertes, unabhängig vom politischen Willen.
      Die Systemik geht immer weiter und erzeugt große Beulen, die die Lage der Bevölkerung immer mehr prekär gestalten, einschließlich der Gefahr der Vernichtung.

  20. Liebe Leserinnen und Leser, liebes Redaktionsteam,
    als Autor dieses Artikels möchte ich mich herzlich bei Ihnen allen für die außergewöhnlich sachliche, kultivierte und teilweise wirklich tiefgründige Auseinandersetzung mit meinem Text bedanken. 64 Kommentare, die nicht nur kritisch hinterfragen, sondern auch konstruktiv diskutieren – das ist alles andere als selbstverständlich und für mich als Autor das schönste Kompliment, das ich erhalten kann.
    Besonders gefreut hat mich, dass hier eine echte Debatte entstanden ist – mit Zitaten, Gegenpositionen und dem ehrlichen Bemühen, verschiedene Perspektiven zu beleuchten. Genau das war mein Anliegen: nicht Zustimmung um jeden Preis zu ernten, sondern zum Nachdenken, zum Diskurs und vielleicht auch zum Widerspruch anzuregen.
    Ich habe jeden einzelnen Kommentar mit großem Interesse gelesen und nehme viele Anregungen und Gedankenanstöße mit. Dass nicht alle mit meinen Schlussfolgerungen mitgehen, ist nicht nur legitim, sondern gewünscht – denn ohne dieses intellektuelle Reiben, ohne das respektvolle Aufeinanderprallen unterschiedlicher Meinungen gibt es keinen echten demokratischen Diskurs.
    Mein besonderer Dank gilt der Redaktion von OVERTON für die Veröffentlichung und Ihnen, den Leserinnen und Lesern, für Ihre Zeit, Ihre Gedanken und Ihr Engagement. Ein Artikel ist für mich niemals ein Endpunkt, sondern hoffentlich ein Ausgangspunkt für genau solche Gespräche, wie sie hier geführt wurden.
    In diesem Sinne: Danke für diese bereichernde Debatte!
    Herzliche Grüße
    Michael Hollister

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert