Asien und EU im harten Wettbewerb um mittelschweres Erdöl

Russischer Öltanker. Bild: GRID-Arenda/CC BY-NC-2.0

Durch die Sanktionen sind die Lieferungen des zur Herstellung von Kerosin und Heizöl notwendigen Rohöls aus Russland eingebrochen, jetzt wurden die Importe aus dem Irak gestoppt.

 

Der nach dem Beginn des Ukraine-Krieges ausgerufene Plan Deutschlands und der EU, die Erdöllieferungen aus Russland durch Einfuhren aus anderen Ländern zu ersetzen, scheint sich auch nach mehr als einem Jahr immer noch problematisch zu gestalten. Es ist sogar so, dass diese Diversifizierung sich offenbar negativ auf die Beschaffungssicherheit der EU im Energiebereich auswirkt.

Denn die EU-Länder, die ihre Rohöllieferungen aus Russland als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine um fast eine Million Barrel reduziert hatten, müssen nun vermutlich auf einen weiteren Öllieferanten verzichten. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in der vergangenen Woche berichtete, sollen die Einfuhren von Rohöl aus dem Nordirak in die EU wegen Zahlungsproblemen gestoppt worden sein. Die Rede ist von fast 170.000 Barrel, die das arabische Land noch im März täglich nach Europa geliefert hätte, heißt es.

Das Hauptproblem dabei ist allerdings nicht unbedingt der Umfang der Lieferungen, die die EU eventuell sogar langfristig verlieren könnte, sondern die Art von Rohöl, das für die Produktion wichtig ist. Es ist nämlich so, dass aus dem Irak das sogenannte „mittelschwere“ Öl importiert wurde, das ähnliche Eigenschaften wie das Öl aus Russland hat und das man unter anderem zu Kerosin und Heizöl weiterverarbeiten kann.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass vor allem die gegen Russland gerichteten Handels- und Wirtschaftsbeschränkungen seitens der USA, der EU und anderer Länder die Spannungen auf dem Markt für dieses Rohöl zuerst verursacht und danach noch zusätzlich verschärft haben. Angesichts dessen haben Indien oder die Länder des Nahen Ostens damit begonnen, mehr Rohöl aus Russland zu importieren, um die Raffination in ihren Anlagen und damit etwa ihren eigenen Export von Erdölprodukten zu steigern. So steht Indien dank seiner massiv ausgeweiteten Importe aus Russland laut Experten kurz davor, zu Europas wichtigsten Lieferanten von Erdölprodukten zu avancieren. Zudem stieg Indien bereits zum zweitgrößten Exporteuer (nach Kanada) von Erdölprodukten in die USA auf.

Nicht zu vergessen, dass eine aus europäischer Sicht mögliche Verknappung der mittelschweren Öle neuerdings auch noch dadurch verstärkt werden könnte, dass die Staaten der OPEC+, zu denen die Top-Produzenten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Russland gehören, erst Anfang April die Reduzierung der Ölproduktion um mehr als 1,5 Millionen Barrel pro Tag beschlossen haben.

In Anbetracht der Tatsache, dass das gesamte Angebot von Rohöl  und damit auch Angebot für die Art von Rohöl, die Russland und Irak produzieren  auf dem Markt künftig abnehmen soll, könnte die Nachfrage in Asien, insbesondere in China, nach dieser Sorte steigen, wie Bloomberg schreibt. Denn dieses Rohöl ist laut der Agentur die „Hauptnahrung“ der Raffinerien in den asiatischen Ländern.

Zumal ist die chinesische Wirtschaft gerade dabei, sich nach den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen und auch Indien soll nach wie vor große Mengen in Russland kaufen. Diese beiden Wirtschaftsmächte sollen so bereits mehr als 80 Prozent des russischen Exports auf sich vereinen, dessen Großteil noch vor knapp einem Jahr nach Europa gegangen war.

Aus diesem Grund prognostizieren immer mehr Experten einen harten Wettbewerb zwischen Europa und Asien, insbesondere um mittelschweres Öl. Auch Bloomberg verweist in diesem Zusammenhang auf Prognosen von Analytikern des Beratungsunternehmens Energy Aspects, wonach die EU-Länder und die Länder Asiens auf dem Rohölmarkt vor einem harten Konkurrenzkampf stehen würden. Dabei könnten die Asiaten die Europäer im Hinblick auf die Ölpreise überbieten und die EU in eine sehr schwierige Lage bringen. Diese müsste dann die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben.

 

Der Artikel ist zuerst auf EuroBRICS.de erschienen.

Ähnliche Beiträge:

17 Kommentare

    1. Ist es doch auch.
      Wer mit den Füßen in den Wolken hängt kann dolle viel weiter schauen als jemand, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.
      😉

  1. Wir schaffen das, dass Europa in der Bedeutungslosigkeit landet. Kiew wird dann die europäische Hauptstadt, Bandera-Denkmäler werden überall vom heroischen Freiheitskampf zeugen. Auf den Straßen davor dürfte es dann so aussehen, wie in den Städten Amerikas.

  2. Der Artikel belegt, Asien wird zum neuen Zentrum der multipolaren Weltordnung!

    Der Westen war gestern!

    Indien hat die Chance ergriffen und versorgt den absteigenden Westen mit Raffinerieprodukten und kann so Kapital bilden. China ist schon einen Schritt weiter und hat die Technologieführerschaft übernommen. Im E-Car-Bereich zeigt China der einstigen Autobauernation die Rücklichter. Die E-Car ist chinesisch. BYD wird mit Tesla zum Weltmarktführer, NIO wird für 10.000 Euro ein e-car mit welchselbaren Akkus anbieten. Erfurt darf dankbar sein, daß dort der chinesische Batteriebauer CATL seine Europazentrale ausbaut.
    Die großen Chiphersteller aus Südkorea und Taiwan produzieren – wie TSMC – in Festlandchina.

    China wird mit seiner diplomatischen Stärke hoffentlich den 3. Weltkrieg verhindern, den westliche politische Analphabeten gerne anzetteln möchten.

    Ihr müßt aber keine Angst haben, daß ihr Mandarin lernen müßt. Bleibt dumm, denn Asiaten sprechen Englisch…lach

    1. > Der Artikel belegt, Asien wird zum neuen Zentrum der multipolaren Weltordnung!
      China wird Zentrum des multipolaren Altersheims. 2050 werden mindestens 35% aller Chinesen über 65 Jahre alt sein.

      > Ihr müßt aber keine Angst haben, daß ihr Mandarin lernen müßt. Bleibt dumm, denn Asiaten sprechen Englisch
      Es kann sich nur um einen Witz handeln. Inder und Honkongnesen sprechen Englisch, sonst niemand. Chinesen sprechen überhaupt keine Fremdsprachen, genauso wenig wie Japaner, Koreaner etc.

      phz

    2. > Der Artikel belegt, Asien wird zum neuen Zentrum der multipolaren Weltordnung!
      >
      > Der Westen war gestern!

      EU war gestern. Aber die USA werden ihren Platz in der multipolaren Weltordnung behaupten.

      Bis auf vielleicht Macron und Orban haben wir hier nur Politiker, die im Windschatten der USA aufrecht stehen können.

      Macron ist ein Neoliberaler, Orban ein Rechter.

      Ich stelle mir das so vor, dass ein dem kapitalistische Akkumulation-Prozess ähnlicher Vorgang auf politischer Ebene stattfindet. Die EU war noch ein Versuch, den die unter dem Eindruck der Nachkriegspolitik stehenden Westeuropäer starteten, um der EU einen eigenen Platz auf der Welt zu verschaffen, aber insbesondere die Langzeit-Kanzlerin Merkel, die auch schwachbrüstigen Figuren wie Leyen und Weber den Weg in der EU bahnte, haben die EU zu einem US-Anhängsel werden lassen.

      Die USA+ freut’s.

      1. Niemand hat etwas dagegen, wenn die USA als Gleicher unter Gleichen ihren Platz in der neuen multipolaren Weltordnung findet. Sie dürfen auch ihr politisches System behalten, wenn das amerikanische Volk das so will. Aber es könnte auch ein zweiter amerikanischer Bürgerkrieg drohen. Die neue demokratische Welt wird dann den leidenden amerikanischen Volk humanitäre Hilfe leisten.
        Was aus Europa wird, hängt von den Europäern ab!
        Wenn Europa klug ist, wird es mit China kooperieren, Win-Win-Situationen schaffen um so gemeinsam mit China den Wiederaufbau der Ukraine organisieren.

  3. Nebenan läuft: “ Putins Gasfalle“ – übelste Propaganda in den ÖRM!
    Wer wohl die größere Reichweite hat und mehr Erfolg mit de Absicht, die Köpfe zu verderben?
    Daran sollten die geschätzten Overton-Autoren bei jedem ihrer Artikel denken.

  4. Ich versteh das nicht wirklich.

    Wozu brauchen wir denn Rohöl, ob nun aus Russland oder Irak – wir können doch die raffinierten Endprodukte Kerosin, Diesel oder Heizöl direkt aus Indien kaufen und uns ganz, ganz doll einbilden, dass wir hier moralinsauberen, nicht-russischen Kraftstoff tanken. Dann bleibt unsere Werteweste blütenweiß und Schwedt geht in Konkurs – aber das ist eh so ein Sowjetüberbleibsel.

    Die Wirtschaft und die Haushalte müssen halt ein wenig subventioniert werden, aber wir Habens ja.

  5. Nazihaubitze:
    “ Inder und Honkongnesen sprechen Englisch, sonst niemand. Chinesen sprechen überhaupt keine Fremdsprachen, genauso wenig wie Japaner, Koreaner etc.“

    Du bist in der Tat der dümmste Nazi. Wie stets keine Ahnung. Laut englischer Wikipedia:
    „One estimate (in 2007) of the number of English speakers in China is over 200 million and rising, with 50 million secondary school children now studying the language.“ https://en.wikipedia.org/wiki/English_education_in_China

    Aber immer dämlich trollen

  6. Der beste CUmEx Kanzler versprach, im Verbund mit DGB, die besten Zeiten für Deutschland, jetzt fehlen nur noch um 80Mio die daran glauben.
    Der Zeitenwandel wird brachial entgegen aller demokratischer Simulationen vollzogen.

  7. Das Asiaten kein Englisch sprechen, wie hier ein Mitforist meint, würde man im allgemeinen deutscher wokeculture-Wahn wahrscheinlich als rassistische Beleidigung wahrnehmen? Ich will es mal so stehen lassen, denn es belegt für künftige Historiker den westlichen Zeitgeist in Zeiten des westlichen Niedergangs.
    Als ich aber hörte hörte, Präsident Xi wollte sich mit Selensky in Russisch, nicht in Ukrainisch, unterhalten, weil China zuwenig Ukraninisch-Übersetzer hätte, mußte ich über die chinesische Raffinesse lachen. In China weiß man, Selensky ist Russisch-Muttersprachler und man wollte ihn die Blamage ersparen, in Ukrainisch – das sich vom Russischen wie Deutsch von Bayrisch unterscheidet – dumme Dinge zu sagen, die falsch aufgefaßt werden könnten…..chinesische Klugheit….lach…..
    Schön, daß der chinesische Präsident den ukrainischen Anruf so schnell entgegennahm, er hat schließlich wichtigere Dinge zu tun, als sich mit schlechten Schauspielern zu unterhalten…..lach….

  8. @planaquadrat

    a. Während bis in die 2010er Jahre die Beschäftigung mit Kultur und Sprache des Auslands von der chinesischen Führung noch gefördert wurde, hat sich die Doktrin in kulturellen Isolationismus umgekehrt. Beispielsweise werden in China für Bauprojekte nur chinesische Arbeiter eingesetzt, die in chinesischen Dörfern wohnen und mit chinesischem Essen versorgt werden. Diese Entwicklung ist typisch für Diktaturen und auch wieder in Russland zu beobachten
    b. Die Repitative Art des Lernens, wie sie in China praktiziert wird, ist vollkommen ungeeignet, eine Sprache zu vermitteln. Versuche Mal mit einem chinesischen Touristen in einer Weltstadt Englisch zu sprechen: unmöglich!

    phz 2000

  9. In Europa geht die Vorstellung um, in Asien/China würde lernen/studieren überwiegend aus auswendig lernen bestehen.
    Dazu muß man wissen, Mandarin ist eine sehr einfache, leicht erlernbaren Sprache mit einfacher Grammatik. In Mandarin kann man nicht gendern…lach.
    Schwierig ist die Schrift. Die alte chinesische Schrift kannte ca 20.000 Zeichen. Mao Zedong hat die Schrift auf ca. 2000 Zeichen vereinfacht, was noch immer viel ist. Da muß man viel auswendig lernen.
    Es wäre auch für Europäer sinnvoll, mehr Fakten im Kopf zu haben und nicht immer den westlich manipulierten Dr.Google zu vertrauen.
    In modernen chinesischen Städten wie Shenzhen – den neuen Silicon Valley – findet man in Straßenbild viele englische Begriffe. Die jungen Kreativen, Künster, Jungunternehmer etc. sprechen alle Englisch. Kein Problem früh morgen um 4 Uhr in einen Imbiss in Englisch eine Bestellung auf zu geben…..

  10. Das man in China chinesische Bauarbeiter bevorzugt liegt daran, die Regierung will ihren Landsleuten bevorzugt die Chance geben, Geld zu verdienen, ihren Lebensunterhalt selbst, durch Arbeit, bestreiten zu können. Bekanntlich ist man in Asien mit Stäbchen weich gekochte Speisen. Fragt man einen Chinesen, wie ihn das französische Essen schmeckt, werden ihn trotzt Höflichkeit die Gesichtszüge ein wenig entgleiten. Man liebt in China kein hartes, blutiges Fleisch, das man mit Messern schneiden muß.
    Wer also auf den Bau Schwerstarbeit leistet, soll sich der heimlichen Küche erfreuen. So einfach das. Damit möchte ich meinen „Unterricht fremde Kulturen“ beenden, schönen Tag…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert