Der weltbekannte Entwicklungsökonom Jeffrey Sachs gewann als wirtschaftlicher Berater der postsowjetischen Regierungen in Polen und Russland sowie durch seine Tätigkeit als Sonderberater des Generalsekretärs der UN tiefe Einblicke zu den Hintergründen der aktuellen geopolitischen Krise.
1989 war ich als Berater der ersten postkommunistischen Regierung Polens tätig und half bei der Ausarbeitung einer Strategie zur finanziellen Stabilisierung und wirtschaftlichen Transformation. Meine Empfehlungen von 1989 beinhalteten eine umfangreiche finanzielle Unterstützung der polnischen Wirtschaft durch den Westen, um eine galoppierende Inflation zu verhindern, die Ermöglichung einer konvertierbaren polnischen Währung mit einem stabilen Wechselkurs und außerdem eine Öffnung für Handel und Investitionen mit den Ländern der Europäischen Gemeinschaft (der heutigen Europäischen Union). Diese Empfehlungen wurden von der US-Regierung, der G7 und dem Internationalen Währungsfonds beherzigt.
Auf meinen Rat hin wurde ein Stabilisierungsfonds für den Zloty in Höhe von einer Milliarde Dollar eingerichtet, der als Stützpfeiler für Polens neue konvertierbare Währung diente. Polen wurde eine Aussetzung des Schuldendienstes für die Schulden aus der Sowjet-Ära gewährt und dann ein teilweiser Erlass dieser Schulden. Die offizielle internationale Gemeinschaft gewährte Polen umfangreiche Entwicklungshilfe in Form von Zuschüssen und Darlehen.
Westliche Unterstützung für Sowjetunion wurde abgelehnt
Die anschließende wirtschaftliche und soziale Leistung Polens spricht für sich selbst. Obwohl die polnische Wirtschaft in den 1980er Jahren ein Jahrzehnt des Zusammenbruchs erlebt hatte, begann in Polen Anfang der 1990er Jahre eine Phase raschen Wirtschaftswachstums. Die Währung blieb stabil und die Inflation niedrig. Im Jahr 1990 lag das polnische Pro-Kopf-BIP (gemessen in Kaufkraftparität) bei 33 Prozent gegenüber dem des benachbarten Deutschlands. Nach Jahrzehnten des raschen Wirtschaftswachstums erreichte es im Jahr 2024 68 Prozent des deutschen Pro-Kopf-BIP.
Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolges in Polen wurde ich 1990 von Grigorij Jawlinski, dem Wirtschaftsberater von Präsident Michail Gorbatschow, gebeten, der Sowjetunion ähnliche Ratschläge zu erteilen und insbesondere dabei zu helfen, finanzielle Unterstützung für die wirtschaftliche Stabilisierung und Transformation der Sowjetunion zu mobilisieren. Ein Ergebnis dieser Arbeit war ein Projekt, das 1991 an der Harvard Kennedy School mit den Professoren Graham Allison, Stanley Fisher und Robert Blackwill durchgeführt wurde. Gemeinsam schlugen wir den USA, den G7-Staaten und der Sowjetunion einen „Grand Bargain“ vor, in dem wir uns für eine umfassende finanzielle Unterstützung der wirtschaftlichen und politischen Reformen Gorbatschows durch die USA und die G7-Staaten aussprachen. Der Bericht wurde am 1. Oktober 1991 unter dem Titel Window of Opportunity: The Grand Bargain for Democracy in the Soviet Union veröffentlicht.
Der Vorschlag einer umfassenden westlichen Unterstützung für die Sowjetunion wurde von den Kalten Kriegern im Weißen Haus unmissverständlich abgelehnt. Gorbatschow kam im Juli 1991 zum G7-Gipfel nach London und bat um finanzielle Unterstützung, ging dabei aber leer aus. Nach seiner Rückkehr nach Moskau wurde er bei dem Putschversuch im August 1991 entführt. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Boris Jelzin, Präsident der Russischen Föderation, die effektive Führung der krisengeschüttelten Sowjetunion. Im Dezember löste sich die Sowjetunion – unter der Last der Entscheidungen Russlands und anderer Sowjetrepubliken – auf und es entstanden 15 neue unabhängige Staaten.
Im September 1991 kontaktierte mich Jegor Gaidar, Wirtschaftsberater von Jelzin und ab Dezember 1991 amtierender Premierminister der neuen unabhängigen Russischen Föderation. Er bat mich, nach Moskau zu kommen, um die Wirtschaftskrise und Möglichkeiten zur Stabilisierung der russischen Wirtschaft zu besprechen. Zu diesem Zeitpunkt stand Russland am Rande einer Hyperinflation, des finanziellen Ausfalls gegenüber dem Westen, des Zusammenbruchs des internationalen Handels mit den anderen Republiken und den ehemals sozialistischen Ländern Osteuropas und einer großen Lebensmittelknappheit in den russischen Städten, die auf den Zusammenbruch der Lebensmittellieferungen von den Feldern und den allgegenwärtigen Schwarzhandel mit Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern zurückzuführen war.
USA unterstützte Finanzpaket nicht
Ich empfahl Russland, die Forderung nach umfassender westlicher Finanzhilfe zu wiederholen, einschließlich einer sofortigen Aussetzung des Schuldendienstes, eines längerfristigen Schuldenerlasses, eines Währungsstabilisierungsfonds für den Rubel (wie für den Zloty in Polen), umfangreicher Zuschüsse in Dollar und europäischen Währungen zur Unterstützung dringend benötigter Lebensmittel- und Medikamentenimporte und anderer wichtiger Warenströme sowie einer sofortigen Finanzierung durch den IWF, die Weltbank und andere Institutionen zum Schutz der sozialen Dienste Russlands (Gesundheitswesen, Bildungswesen u. a.).
Im November 1991 traf Gaidar mit den G7-Abgeordneten (den stellvertretenden Finanzministern der G7-Länder) zusammen und bat um eine Aussetzung des Schuldendienstes. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Vielmehr wurde Gaidar mitgeteilt, dass die Nahrungsmittelsoforthilfe auf hoher See, die nach Russland unterwegs war, sofort kehrtmachen und zu den Heimathäfen zurückgeschickt würde, wenn Russland nicht weiterhin jeden einzelnen Dollar bei Fälligkeit bediene. Unmittelbar nach dem Treffen der G7-Abgeordneten begegnete ich einem aschfahlen Gaidar.
Im Dezember 1991 traf ich mit Jelzin im Kreml zusammen, um ihn über die russische Finanzkrise zu informieren und ihm meine anhaltende Hoffnung auf westliche Soforthilfe mitzuteilen, zumal sich Russland nach dem Ende der Sowjetunion zu einer unabhängigen, demokratischen Nation entwickelte. Er bat mich, seinem Wirtschaftsteam als Berater zur Seite zu stehen und vor allem zu versuchen, die erforderliche finanzielle Unterstützung in großem Umfang zu mobilisieren. Ich nahm diese Herausforderung an und übernahm den Beraterposten auf unbezahlter Basis.
Nach meiner Rückkehr aus Moskau reiste ich nach Washington, um meine Forderung nach einem Schuldenstopp, einem Währungsstabilisierungsfonds und einer finanziellen Soforthilfe zu bekräftigen. Bei meinem Treffen mit Richard Erb, dem stellvertretenden geschäftsführenden Direktor des IWF, der für die allgemeinen Beziehungen zu Russland zuständig ist, erfuhr ich, dass die USA diese Art von Finanzpaket nicht unterstützen wollten. Ich plädierte noch einmal für die wirtschaftlichen und finanziellen Argumente und war entschlossen, den politischen Standpunkt der USA zu ändern. In anderen Beratungskontexten hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es mehrere Monate dauern kann, Washington von seinem politischen Kurs abzubringen.
Eine weitere uneigennützige Tat
In den Jahren 1991 bis 1994 setzte ich mich unablässig, aber erfolglos, für eine umfassende westliche Unterstützung der krisengeschüttelten russischen Wirtschaft und für die anderen 14 neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion ein. Ich hielt diese Appelle in zahllosen Reden, Sitzungen, Konferenzen, Meinungsbeiträgen und wissenschaftlichen Artikeln. Ich war eine der wenigen Stimmen in den USA, die eine derartige Unterstützung forderte. Aus der Wirtschaftsgeschichte – vor allem aus den wichtigen Schriften von John Maynard Keynes (insbesondere Economic Consequences of the Peace, 1919) – und aus meinen eigenen Beratungserfahrungen in Lateinamerika und Osteuropa hatte ich gelernt, dass eine finanzielle Unterstützung Russlands von außen durchaus über Erfolg oder Misserfolg der dringend erforderlichen Stabilisierungsbemühungen Russlands entscheiden könnte.
Es lohnt sich, hier ausführlich aus meinem Artikel in der Washington Post vom November 1991 zu zitieren, um den Kern meiner damaligen Argumentation darzustellen:
„Dies ist das dritte Mal in diesem Jahrhundert, dass sich der Westen mit den Besiegten auseinandersetzen muss. Als das Deutsche Reich und das Habsburgerreich nach dem Ersten Weltkrieg zusammenbrachen, waren ein finanzielles Chaos und soziale Verwerfungen die Folge. Keynes sagte 1919 voraus, dass dieser völlige Zusammenbruch in Deutschland und Österreich in Verbindung mit dem Mangel an Visionen der Sieger zu einem wütenden Rückschlag in Richtung Militärdiktatur in Mitteleuropa führen würde. Selbst ein so brillanter Finanzminister wie Joseph Schumpeter konnte in Österreich den Strom der Hyperinflation und des Hypernationalismus nicht aufhalten, und die Vereinigten Staaten verfielen unter der „Führung“ von Warren G. Harding und Sen. Henry Cabot Lodge in den Isolationismus der 1920er Jahre.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Sieger schlauer. Harry Truman forderte die finanzielle Unterstützung Deutschlands und Japans sowie des übrigen Westeuropas durch die USA. Die Summen des Marshallplans, die einigen Prozenten des BSP der Empfängerländer entsprachen, reichten nicht aus, um Europa tatsächlich wieder aufzubauen. Sie waren jedoch eine politische Rettungsleine für die visionären Erbauer des demokratischen Kapitalismus im Nachkriegseuropa.
Der Kalte Krieg und der Zusammenbruch des Kommunismus haben dazu geführt, dass Russland heute so niedergeschlagen, verängstigt und instabil ist wie Deutschland nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Innerhalb Russlands hätte die westliche Hilfe die gleiche aufrüttelnde psychologische und politische Wirkung wie der Marshallplan für Westeuropa. Die russische Psyche ist durch 1.000 Jahre brutaler Invasionen gequält worden, von Dschingis Khan bis zu Napoleon und Hitler.
Churchill urteilte, dass der Marshallplan die „ehrenhafteste Tat der Geschichte“ war, und seine Ansicht wurde von Millionen von Europäern geteilt, für die die Hilfe der erste Hoffnungsschimmer in einer zusammengebrochenen Welt war. In einer kollabierten Sowjetunion haben wir die bemerkenswerte Gelegenheit, die Hoffnungen des russischen Volkes durch einen Akt der Völkerverständigung zu wecken. Der Westen kann nun das russische Volk mit einer weiteren ehrenhaften Tat inspirieren.“
1992 – ein Wahljahr
Dieser Rat blieb unbeachtet, was mich aber nicht davon abhielt, mich weiter für die Sache einzusetzen. Anfang 1992 wurde ich eingeladen, mein Anliegen in der PBS-Nachrichtensendung The McNeil-Lehrer Report vorzutragen. Ich war zusammen mit dem amtierenden Außenminister Lawrence Eagleburger auf Sendung. Nach der Sendung bat er mich, mit ihm vom PBS-Studio in Arlington, Virginia, zurück nach Washington, D.C. zu fahren. „Jeffrey, bitte lassen Sie mich Ihnen erklären, dass Ihre Bitte um umfangreiche Hilfe nicht in Erfüllung gehen wird. Selbst wenn ich Ihren Argumenten zustimme – und der polnische Finanzminister [Leszek Balcerowicz] hat mir erst letzte Woche dieselben Argumente vorgetragen – wird es nicht dazu kommen. Wollen Sie wissen, warum? Wissen Sie, welches Jahr wir haben?“ „1992“, antwortete ich. „Wissen Sie, was das bedeutet?“ „Ein Wahljahr?“ Ich antwortete. „Ja, das ist ein Wahljahr. Es wird nicht passieren.“
Die Wirtschaftskrise in Russland verschärfte sich 1992 rapide. Gaidar hob Anfang 1992 die Preiskontrollen auf, nicht als angebliches Wundermittel, sondern weil die offiziellen Festpreise aus der Sowjetzeit unter dem Druck der Schwarzmärkte, der unterdrückten Inflation (d.h. der raschen Inflation der Schwarzmarktpreise und damit der zunehmenden Kluft zu den offiziellen Preisen), dem völligen Zusammenbruch des Planungsmechanismus aus der Sowjetzeit und der massiven Korruption, die durch die wenigen Waren hervorgerufen wurde, die noch zu den offiziellen Preisen weit unter den Schwarzmarktpreisen gehandelt wurden, irrelevant waren.
Russland brauchte dringend einen Stabilisierungsplan, wie ihn Polen durchgeführt hatte, aber ein solcher Plan war finanziell (wegen fehlender externer Unterstützung) und politisch (weil das Fehlen externer Unterstützung auch bedeutete, dass kein interner Konsens darüber bestand, was zu tun war) unerreichbar. Verschärft wurde die Krise durch den Zusammenbruch des Handels zwischen den neuen unabhängigen postsowjetischen Staaten und zwischen der ehemaligen Sowjetunion und ihren ehemaligen Satellitenstaaten in Mittel- und Osteuropa, die nun westliche Hilfe erhielten und ihren Handel auf Westeuropa und nicht mehr auf die ehemalige Sowjetunion ausrichteten.
Im Laufe des Jahres 1992 bemühte ich mich weiterhin erfolglos um die Mobilisierung umfangreicher westlicher Finanzmittel, die ich für immer dringender hielt. Ich setzte meine Hoffnungen auf den neu gewählten Präsidenten Bill Clinton. Auch diese Hoffnungen wurden schnell enttäuscht. Clintons wichtigster Berater für Russland, der John-Hopkins-Professor Michael Mandelbaum, teilte mir im November 1992 unter vier Augen mit, dass das neue Clinton-Team das Konzept einer groß angelegten Hilfe für Russland abgelehnt habe. Mandelbaum gab bald darauf öffentlich bekannt, dass er nicht in der neuen Regierung mitarbeiten würde. Ich traf mich mit Clintons neuem Russland-Berater, Strobe Talbott, stellte aber fest, dass er sich der drängenden wirtschaftlichen Realitäten kaum bewusst war. Er bat mich, ihm einige Materialien über Hyperinflationen zu schicken, was ich prompt tat.
Nur diese eine Chance
Ende 1992, nachdem ich ein Jahr lang versucht hatte, Russland zu helfen, teilte ich Gaidar mit, dass ich zurücktreten würde, da meine Empfehlungen weder in Washington noch in den europäischen Hauptstädten beachtet wurden. Doch um den Weihnachtstag herum erhielt ich einen Anruf von Russlands neuem Finanzminister, Boris Fjodorow. Er bat mich, ihn gleich in den ersten Tagen des Jahres 1993 in Washington zu treffen. Wir trafen uns in der Weltbank. Fjodorow, ein Gentleman und hochintelligenter Experte, der tragischerweise einige Jahre später jung verstarb, bat mich inständig, ihm während dem Jahr 1993 als Berater zur Seite zu stehen. Ich willigte ein und versuchte ein weiteres Jahr lang, Russland bei der Umsetzung eines Stabilisierungsplans zu helfen. Im Dezember 1993 trat ich zurück und gab meinen Rücktritt als Berater in den ersten Tagen des Jahres 1994 öffentlich bekannt.
Im ersten Jahr der Clinton-Regierung stieß ich in Washington erneut auf taube Ohren, und meine eigenen Befürchtungen wurden größer. In meinen öffentlichen Reden und Schriften berief ich mich immer wieder auf die Warnungen der Geschichte, so auch in diesem Artikel in der New Republic vom Januar 1994, kurz nachdem ich von meiner Beraterrolle zurückgetreten war:
Vor allem sollte sich Clinton nicht mit dem Gedanken trösten, dass in Russland nichts allzu Schlimmes passieren kann. Viele westliche Politiker haben selbstsicher vorausgesagt, dass die Reformer, wenn sie jetzt abreisen, in einem Jahr zurückkommen werden, nachdem sich die Kommunisten erneut als regierungsunfähig erwiesen haben. Das könnte, wird aber wahrscheinlich nicht passieren. Die Geschichte hat der Clinton-Regierung wahrscheinlich nur diese eine Chance gegeben, Russland vom Abgrund zurückzuholen, und sie zeigt ein erschreckend einfaches Muster. Die gemäßigten Girondisten folgten Robespierre nicht zurück an die Macht. Angesichts der grassierenden Inflation, der sozialen Unruhen und des sinkenden Lebensstandards entschied sich das revolutionäre Frankreich stattdessen für Napoleon. Im revolutionären Russland kehrte Alexander Kerenski nicht an die Macht zurück, nachdem die Politik Lenins und der Bürgerkrieg zu einer Hyperinflation geführt hatten. Die Unruhen der frühen 1920er Jahre ebneten den Weg für Stalins Aufstieg zur Macht. Auch in Deutschland erhielt die Regierung Brüning keine neue Chance, als Hitler 1933 an die Macht kam.
Es sollte klargestellt werden, dass meine beratende Rolle in Russland auf die makroökonomische Stabilisierung und die internationale Finanzierung beschränkt war. Ich war weder am russischen Privatisierungsprogramm beteiligt, das in den Jahren 1993/94 Gestalt annahm, noch an den verschiedenen Maßnahmen und Programmen (wie z.B. dem berüchtigten „Shares-for-loans“-Programm von 1996), aus denen die neuen russischen Oligarchen hervorgingen. Im Gegenteil, ich war gegen die verschiedenen Maßnahmen, die Russland ergriff, weil ich sie für ungerecht und korrupt hielt. Dies habe ich sowohl öffentlich als auch privat gegenüber den Clinton-Beamten zum Ausdruck gebracht, aber auch in diesem Punkt haben sie mir nicht zugehört. Kollegen von mir in Harvard waren in die Privatisierungsarbeit involviert, aber sie hielten mich eifrig von ihrer Arbeit fern. Zwei von ihnen wurden später von der US-Regierung wegen Insidergeschäften bei Aktivitäten in Russland angeklagt, von denen ich absolut keine Ahnung hatte und an denen ich in keiner Weise beteiligt war. Meine einzige Rolle in dieser Angelegenheit bestand darin, sie aus dem Harvard Institute for International Development zu entlassen, da sie die internen HIID-Regeln gegen Interessenkonflikte in Ländern, die das HIID beriet, verletzt hatten.
Putin bemühte sich um freundschaftliche Beziehungen
Das Versäumnis des Westens, Russland und die anderen neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion rechtzeitig und in großem Umfang finanziell zu unterstützen, hat die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise, mit der diese Länder Anfang der 90er Jahre konfrontiert waren, eindeutig verschärft. Die Inflation blieb mehrere Jahre lang sehr hoch. Der Handel und damit die wirtschaftliche Erholung wurden ernsthaft behindert. Im Zuge der Politik der Aufteilung staatlicher Vermögen in private Hände blühte die Korruption auf.
All diese Verwerfungen schwächten das öffentliche Vertrauen in die neuen Regierungen der Region und des Westens erheblich. Dieser Zusammenbruch des gesellschaftlichen Vertrauens erinnerte mich damals an den Ausspruch von Keynes aus dem Jahr 1919, nach dem katastrophalen Versailler Abkommen und der darauffolgenden Hyperinflation: „Es gibt kein subtileres, kein sichereres Mittel, um die bestehende Grundlage der Gesellschaft umzustürzen, als die Währung zu entwerten. Der Prozess setzt alle verborgenen Kräfte des Wirtschaftsgesetzes auf die Seite der Zerstörung, und er tut es auf eine Weise, die kein Mensch unter einer Million in der Lage ist zu diagnostizieren.“
Während des turbulenten Jahrzehnts der 1990er Jahre kam es zu einem Niedergang der sozialen Dienste in Russland. In Verbindung mit dem stark gestiegenen gesellschaftlichen Druck führte dies zu einem starken Anstieg der alkoholbedingten Todesfälle in Russland. Während in Polen die Wirtschaftsreformen mit einem Anstieg der Lebenserwartung und der öffentlichen Gesundheit einhergingen, war im krisengeschüttelten Russland genau das Gegenteil der Fall.
Trotz all dieser wirtschaftlichen Debakel und der Zahlungsunfähigkeit Russlands im Jahr 1998 waren die schwere Wirtschaftskrise und die fehlende Unterstützung des Westens nicht die endgültigen Bruchstellen in den amerikanisch-russischen Beziehungen. Als Wladimir Putin 1999 Ministerpräsident und im Jahr 2000 Präsident wurde, bemühte er sich um freundschaftliche und gegenseitig unterstützende internationale Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Viele europäische Staats- und Regierungschefs, wie z. B. der italienische Ministerpräsident Romano Prodi, haben sich ausführlich über Putins guten Willen und seine positiven Absichten im Hinblick auf starke Beziehungen zwischen Russland und der EU in den ersten Jahren seiner Präsidentschaft geäußert.
Die NATO-Erweiterung war der verhängnisvollste Fehler der USA
Die russisch-westlichen Beziehungen sind in den 2000er Jahren eher im militärischen als im wirtschaftlichen Bereich in die Brüche gegangen. Wie bei den Finanzen war der Westen in den 1990er Jahren auch militärisch dominant und verfügte zweifellos über die Mittel, um starke und positive Beziehungen zu Russland zu fördern. Doch die USA waren weit mehr an der Unterordnung Russlands unter die NATO interessiert als an stabilen Beziehungen zu Russland.
Zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung versprachen sowohl die USA als auch Deutschland Gorbatschow und später Jelzin wiederholt, dass der Westen die deutsche Wiedervereinigung und das Ende des Warschauer Paktes nicht durch eine Osterweiterung des NATO-Militärbündnisses ausnutzen würde. Sowohl Gorbatschow als auch Jelzin bekräftigten die Bedeutung dieses US-NATO-Versprechens. Doch nur wenige Jahre später brach Clinton die westliche Verpflichtung vollständig und begann mit der NATO-Erweiterung. Führende US-Diplomaten, allen voran der große Staatsmann und Gelehrte George Kennan, warnten damals, dass die NATO-Erweiterung zu einer Katastrophe führen würde: „Die Ansicht ist, unverblümt gesagt, dass die Erweiterung der NATO der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik in der gesamten Zeit nach dem Kalten Krieg sein würde.“ Das hat sich bewahrheitet.
Es ist hier nicht der richtige Ort, um alle außenpolitischen Katastrophen aufzuzählen, die sich aus der Arroganz der USA gegenüber Russland ergeben haben, aber es genügt, eine kurze und unvollständige Chronologie der wichtigsten Ereignisse zu nennen.1999 bombardierte die NATO 78 Tage lang Belgrad mit dem Ziel, Serbien zu zerschlagen und ein unabhängiges Kosovo zu schaffen, in dem sich heute ein wichtiger NATO-Stützpunkt auf dem Balkan befindet. Im Jahr 2002 traten die USA einseitig aus dem Vertrag über die Stationierung ballistischer Flugkörper aus, was Russland vehement ablehnte. Im Jahr 2003 setzten sich die USA und ihre NATO-Verbündeten über den UN-Sicherheitsrat hinweg, indem sie unter falschem Vorwand in den Irakkrieg zogen. Im Jahr 2004 setzten die USA die NATO-Erweiterung fort, diesmal um die baltischen Staaten, die Länder der Schwarzmeerregion (Bulgarien und Rumänien) und die Balkanländer. Im Jahr 2008 verpflichteten sich die USA trotz der dringenden und energischen Einwände Russlands, die NATO auf Georgien und die Ukraine auszuweiten.
Zeitzeuge der Anfänge des Neokonservatismus
2011 beauftragten die USA die CIA mit dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, eines Verbündeten Russlands. Im Jahr 2011 bombardierte die NATO Libyen, um Muammar Gaddafi zu stürzen. 2014 verschworen sich die USA mit ukrainischen nationalistischen Kräften, um den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch zu stürzen. 2015 begannen die USA mit der Aufstellung von Aegis-Abwehrraketen in Osteuropa (Rumänien), in geringer Entfernung zu Russland. Im Zeitraum 2016 bis 2020 unterstützten die USA die Ukraine bei der Untergrabung des Minsk-II-Abkommens, obwohl der UN-Sicherheitsrat es einstimmig befürwortet hatte. Im Jahr 2021 weigerte sich die neue Regierung Biden, mit Russland über die Frage der NATO-Erweiterung um die Ukraine zu verhandeln. Im April 2022 forderten die USA die Ukraine auf, sich aus den Friedensverhandlungen mit Russland zurückzuziehen.
Rückblickend auf die Ereignisse in den Jahren 1991 bis 1993 und die darauffolgenden Ereignisse wird deutlich, dass die USA entschlossen waren, Russlands Bestrebungen nach einer friedlichen und von gegenseitigem Respekt getragenen Integration zwischen Russland und dem Westen abzulehnen. Das Ende der Sowjetunion und der Beginn der Präsidentschaft Jelzins waren Anlass für den Aufstieg der Neokonservativen (Neocons) an die Macht in den Vereinigten Staaten. Die Neokonservativen wollten und wollen kein von gegenseitigem Respekt geprägtes Verhältnis zu Russland. Sie strebten und streben bis heute eine unipolare Welt unter der Führung der hegemonialen USA an, in der Russland und andere Nationen untergeordnet sein werden.
In dieser von den USA geführten Weltordnung, so stellten es sich die Neocons vor, würde die USA allein über die Nutzung des auf dem Dollar basierenden Bankensystems, die Platzierung von US-Militärstützpunkten in Übersee, den Umfang der NATO-Mitgliedschaft und die Stationierung von US-Raketensystemen bestimmen, ohne dass andere Länder, darunter sicherlich auch Russland, ein Veto einlegen oder ein Mitspracherecht hätten. Diese arrogante Außenpolitik hat zu mehreren Kriegen und zu einem zunehmenden Bruch in den Beziehungen zwischen dem von den USA geführten Block von Nationen und dem Rest der Welt geführt. Als Berater Russlands während zweier Jahre, von Ende 1991 bis Ende 1993, erlebte ich aus erster Hand die Anfänge des Neokonservatismus in Bezug auf Russland, auch wenn es noch viele Jahre dauern sollte, bis das ganze Ausmaß der neuen und gefährlichen Wende in der US-Außenpolitik, die Anfang der 90er Jahre begann, erkannt wurde.
In Kürze erscheint Jeffrey Sachs auf Deutsch: »Diplomatie oder Desaster. Zeitenwende in den USA – ist Frieden möglich?«. Abgerundet wird das Buch durch ein aktuelles Gespräch von Jeffrey Sachs mit Oskar Lafontaine über die Chance eines Dialogs der Supermächte nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Herbst. Jetzt unbedingt vorbestellen!
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Jeffey Sachs ist ein Vertreter der Werte des Völkerrechts. Das ehrt ihn.
Die USA und der ihnen zudienende Kolonialherren-Club vertritt die Werte der Wallstreet.
Welche Chance hat das Völkerrecht gegen die Wallstreet?
Das Völkerrecht hat vielleicht dann eine Chance, wenn die Wallstreet zerstört ist. Die Frage ist: Welche Tyrannei folgt auf die der weissen Kolonialherren?
Weltfrieden bleibt wohl immer ein idealistisches Postulat.
Trotzdem gut, dass es Idealisten
wie Sachs gibt.
Imperien die nach der Weltherrschaft gegriffen hatten gingen immer daran zugrunde und landeten auf der Müllhalde der Geschichte. Angefangen beim Alexanderreich über das Römische Reich, Napoleon, Hitler und bald USA und seine europäischen Pudel.
Sie haben in der Aufzählung die Sowjetunion vergessen.
und die EU. Obwohl die nur bestenfalls eine Regionalmacht sind…..Aber schon den Ende nahe
Die Sowjetunion hatte eigentlich keinen Anspruch auf die Weltherrschaft.
In dieser Frage waren die Bolschewiki von Anfang an grundsätzlich gespalten.
Die Fraktion rund um Trotzki vertrat diese Idee, dass man “Die Revolution” in die ganze Welt tragen müsse, notfalls auch mit Zwang und Gewalt. Der andere Flügel rund um Stalin war strikt dagegen, und deshalb haben sie sich auch in die Haare gekriegt. Beim Machtkampf zwischen den Beiden Flügeln in den 20ger und 30ger Jahren setzte sich Stalin durch und die kosmopolitische Fraktion um Trotzki wurde buchstäblich und gründlich liquidiert. Was der Westen benutzte um Stalin als einen Tyrann darzustellen. Paradox, denn eigentlich müsste der Westen es ihm dafür danken. Trotzki wäre für den Westen viel gefährlicher gewesen als Stalin, wenn der sich durchgesetzt hätte und er wäre ein viel schlimmerer Tyrann gewesen.
Trotzki wäre der viel schlimmere Tyrann gewesen als Stalin? Das hinderte den gründlich liquidierenden Stalin auch nicht daran die Sowjetunion mit Fleiss zu vergrössern. Immerhin nennen selbst Sie Stalin einen Tyrannen.
Spielt jetzt eh keine Rolle mehr, da sich die Sowjetunion schon seit mehr als 30 Jahren auf der Müllhalde der Geschichte befindet. Ob sich dann die USA und die europäischen Pudel dazugesellen, schauen wir dann, wenn’s so weit ist.
Ohne jeden Zweifel wäre Trotzki viel übler als Stalin.
Nun ja, ich kann das schon so sagen, ich bin schließlich in der Sowjetunion geboren und aufgewachsen und meine Großeltern mit Deutschen Wurzeln waren auch Repressionen ausgesetzt gewesen. Aber mich würde ja brennend interessieren, was Stalin eigentlich den Europäern angetan hat, dass sie ihn noch viel lauter als Tyrann bezeichnen als Russen es tun, die im Gegensatz zu Europäern Repressionen unter Stalin auf eigener Haut erlebt haben. Was hat Stalin dir persönlich angetan, außer deine Vorfahren vom Faschismus befreit?
“……außer deine Vorfahren vom Faschismus befreit?”
PSSST. Das ist böse Russenpropaganda.
Ich hatte dazu jüngst ein “Gespräch” mit einem Vertreter der Grünen.
Als ich die Rolle und Verluste der Russen im WKII angesprochen habe, hat er lauthals gerufen, dass das alles nur Kremellügen sind.
Es wurden auch keine ethnischen Russen im Osten der Ukraine vor 2022 getötet.
Und überhaupt. Die Faschisten sitzen in Moskau.
Schon erstaunlich, was man bei Gespräche mit Grünen so alle erfährt
Es gibt tatsächlich sehr viele Europäer, die zwar vom Faschismus befreit wurden, aber postwendend einem neuen Joch unterworfen wurden.
Den polnischen Aufstand hat der Menschenfreund Stalin dabei ganz elegant durch die Nazis abservieren lassen und ausgesessen.
Nicht das die Polen nach der Befreiung eine Chance gehabt hätten.
Seine Wertschätzung für die Polen lässt sich an Katyn ablesen. Oder wird das bei euch auch abgestritten? Ich stehe mit eurer Geschichtsschreibung ein bisschen auf Kriegsfuß.
Nicht nur die Polen wurden befreit um dem nächsten Diktator und Massenmörder in die Hände zu fallen. Das nenne ich mal vom Regen in die Traufe kommen.
Aber immerhin gibt es ein paar Stalinisten, die das ganze relativeren können, indem sie Trotzki ausgraben. Dadurch wird aus dem großen Massenmörder nur noch ein Mittelgroßer.
Viel Spaß bei der Heldenverehrung.
Viele Polen kämpften sowohl in den Reihen der Wehrmacht wie auch Seite an Seite mit der Roten Armee.
Die sowjetische Regierung stellte aus den auf dem Gebiet der UdSSR verbliebenen Polen eine Division namens Tadeusz Kościuszko zusammen, in die diejenigen eintraten, die gegen die Deutschen kämpfen wollten. Später wurde diese Division zum Kern der Polnischen Armee, befreite zusammen mit der Roten Armee Warschau und Prag, hat einen wichtigen Beitrag bei der Durchbrechung der Blokade von Leningrad geleistet, marschierte gemeinsam mit der Roten Armee bis nach Berlin und zählte zu diesem Zeitpunkt über 400.000 Soldaten und Offiziere. Polskie Siły Zbrojne waren der größte reguläre militärische Verband, der im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Roten Armee kämpfte. Zugleich waren sie der größte polnische Verband, der auf Seiten der Alliierten kämpfte.
Einige polnischen Offiziere wurden mit der höchsten Auszeichnung “Held der Sowjetunion” geehrt. Die bekanntesten sind z.b. Władysław Wysocki oder auch Aniela Krzywoń.
Was ich damit sagen will, Polen hatte genügend eigene Kommunisten, welche nach dem Krieg auch die polnische Elite waren und Polen selbst regierten. Niemand hat sie unterdrückt oder dazu gezwungen. Deren politischen Gegner innerhalb Polens dienten Hitler und wurden geschlagen, daher wundert es nicht, dass Kommunisten in Polen nach dem Krieg das Sagen hatten. Die Beziehungen zwischen Polen und Sowjets waren zu Zeiten des kalten Krieges ausgezeichnet gewesen.
Was Katyn angeht, was weißt du schon über Katyn?
Die Erschießung von mehreren Tausend von polnischen Offizieren bei Smolensk begangen die Deutschen und versuchten es den Sowjets in die Schuhe zu schieben um einen Keil in die Anti-Hitler-Koalition zu treiben.
“Die Erschießung von mehreren Tausend von polnischen Offizieren bei Smolensk begangen die Deutschen und versuchten es den Sowjets in die Schuhe zu schieben um einen Keil in die Anti-Hitler-Koalition zu treiben.”
Ich dachte mir schon, dass die Russen Polen nur überfallen hat, um rote Rosen zu verteilen.
Sorry Hetzer, du bist einfach nicht clever genug für die Kreml-PR. Du bist ihr mit Haut und Haaren verfallen.
Die Opfer des Stalinismus aller Nationalitäten haben sich gerade im Grab rumgedreht. Schäm dich für deine Lügen, tatsächlich weißt du es besser.
Du solltest dich vielmehr schämen Göbbels Propaganda 1:1 nachzuplappern.
Beim Nürnberger Prozess legte der Assistent des Hauptanklägers der UdSSR, L. N. Smirnov, ein Telegramm vor, das am 20. April 1943 von einem Beamten des Generalgouvernements, Heinrich, von Smolensk nach Krakau an den Oberregierungsrat Weirauch gesendet wurde:
“Eine Gruppe der Delegation des Polnischen Roten Kreuzes ist gestern aus Katyn zurückgekehrt. Die Mitarbeiter des Polnischen Roten Kreuzes brachten Patronenhülsen mit, die bei der Erschießung der Opfer in Katyn verwendet wurden. Es stellte sich heraus, dass es sich um deutsche Munition handelt. Ihr Kaliber beträgt 7,65, die Herstellerfirma ist “Geko”. Die Einzelheiten sind in einem Brief enthalten, der verschickt wird. Heinrich.”
Das Dokument ist im Original im Staatsarchiv der russischen Föderation öffentlich zugänglich. (SARF Fond 7021, Inventar 114, Akte 38, Blatt 1)
Für Göbbels war der Fund eine unangenehme Überraschung. Am 8. Mai 1943 notierte er in seinem Tagebuch: “Leider wurde deutsche Munition in den Gräbern von Katyn gefunden. Die Frage, wie sie dorthin gelangt ist, bedarf einer Klärung.”
Es ist offensichtlich, dass Göbbels sofort damit begann, plausible Erklärungen zu erfinden. Deshalb schrieb er weiter: “Es muss entweder die Munition sein, die wir während unserer freundschaftlichen Vereinbarung mit den Sowjets verkauft haben, bzw die Sowjets selbst haben sie in die Gräber geworfen.”
Die Absurdität solcher Erklärungen war offensichtlich. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass die Rote Armee deutsche Munition für ihre Gewehre und Pistolen verwendete. Es ist unvorstellbar, dass die sowjetischen Behörden absichtlich deutsche Patronenhülsen in die Gräber warfen, um die Weltöffentlichkeit zu täuschen.
In diesem Fall müsste man annehmen, dass die sowjetischen Behörden bereits im Frühjahr 1940 wussten, dass Smolensk von eingenommen werden würde und sie die Gräber mit den Leichen der polnischen Offiziere finden würden.
Die deutsche Munition, die zur Erschießung der polnischen Offiziere verwendet wurde, machte die gesamte Katyn-Propaganda lächerlich. Deshalb beschloss Göbbels, dieses wesentliche Beweismaterial zu verbergen.
Er schrieb daher weiter: “In jedem Fall ist es unerlässlich, dass der Vorfall streng geheim bleibt.”
Gleichzeitig machte Goebbels eine logisch korrekte Annahme: “Wenn dies dem Feind bekannt würde, müsste die ganze Katyn-Affäre fallengelassen werden.”
Aber du kannst ja Göbbels “Katyn-Affäre” gerne weiter glauben und die handfesten Beweise – die Patronenhülsen einfach wegdenken wie Göbbels es gerne hätte.
Russland hat 2 Jahrzehnte das Verbrechen anerkannt.
Aber es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Gute Nacht Münchhausen
Du meinst die westliche Marionette Jelzin? Nun Historiker in Russland haben ihn oft genug debunkt. Wie gesagt es gibt Dokumente. Ich könnte hier noch viel mehr Dokumente aus dem Archiv übersetzen, aber das muss ich nicht, da du bei diesem Thema sowieso nicht mitreden geschweige etwas anderes als Göbbels Propaganda nachplappern kannst.
Die Story von NKWD als Verantwortlicher hat Göbbels erfunden. Im Jahr 1943 kam das im “Berliner Radio” und wurde von der NS Propaganda groß aufgeblasen. Obwohl die Deutschen von dem Katyn-Massaker bereits 1941 wussten, was aus den Nürnberger Prozessen hervorging. Erst nachdem die Wehrmacht in Stalingrad versagt hatte hat Göbels diesen Mythos aufgetischt um die Anti-Hitler Koalition zu spalten. Wie gesagt, die polnische Armee kämpfte damals mit den Sowjets gemeinsam gegen NS-Deutschland.
Stalin dagegen hatte dafür überhaupt kein Motiv. Warum sollte er das tun? Weil sie Polen waren? In der Ideologie der Sowjetunion spielte die Nationalität überhaupt keine Rolle. Kommunisten unterschieden Menschen nicht nach Nationalität sondern nur nach ihren gesellschaftlichen Klassen.
Sie meinen wohl Gorbatschow, der das Massaker in Katyn zugab und sich bei Polen entschuldigte. Eine weitere Marionette des Westens bei den Sowjets?
Die Geschichte wird wohl auch in Russland von den Siegern geschrieben.
Stalin hat ja nicht nur Trotzki ermorden lassen, sondern noch Millionen andere, wie sie sagen würden, gründlich liquidiert.
Ein Herrscher, der seine Untergebenen tyranisiert und Millionen der seinen tötet, kann man schon als Tyrannen bezeichnen. Oder wird das in Russland anders gehandhabt?
Mir persönlich hat er nichts angetan, aber meine Vorfahren auch nicht vom Faschismus befreit.
Na ja, wie Stalin mit seinen Untergebenen umging, weiß ich nicht, auf Trotzki hatte er’s wohl abgesehen.
Die Millionen, hast Du sie gezählt? Weißŧ Du, wer warum ins Lager kam oder umgebracht wurde?
Ich nehme mal an, wenn Lenin und Stalin nicht paranoid gewesen wären, wäre die Sowjetunion nicht 75 Jahre alt geworden. Hat keiner gesagt, dass die Diktatur des Proletariats eine nette Veranstaltung ist. Ist der Kapitalismus für den Grossteil der Menschheit auch nicht.
“Ich nehme mal an, wenn Lenin und Stalin nicht paranoid gewesen wären…”
Die Ermordung Sergei Kirows – keine Paranoia – war Ausgangspunkt der Moskauer Prozesse.
Man muss nur die verwandten Wikipedia-Artikel überfliegen, die vor emotionalen Zuschreibungen nur so strotzen, um zu erkennen, dass es noch locker 100 Jahre dauern wird, bis bei uns die antisowjetischen Reflexe etwas abgebaut sind.
Millionen ist sicherlich übertrieben. Wie ich auch sagte richteten sich die Repressionen in den 30ger Jahren grundsätzlich gegen die politische Elite und politische Gegner Stalins. Das war ein Ergebnis des Erbitterten Machtkampfes der beiden Flügeln der kommunistischen Partei in der frühen Sowjetunion. Wie ich auch sagte es gab den deutlich radikaleren Flügel um Trotzki, welcher meinte die Revolution müsste der ganzen Welt aufgezwungen werden und den eher gemäßigteren Flügel um Stalin, welcher dies nicht riskieren wollte. Die beiden Lager waren sich spinnefeind und der radikalere Flügel war was politische Gewalt angeht keineswegs weniger zimperlich, vielmehr noch viel radikaler.
Trotzki war ein Metzger, er exekutierte auch persönlich und er machte aus seinen Ansichten keinen Hehl. Er wollte die Alte Welt in Schutt und Asche legen und auf ihren Trümmern eine neue kommunistische Welt aufbauen, darin war er kompromisslos. Er hat einmal gesagt:
Sollten infolge der Revolution 90 % der Menschheit sterben, aber 10 % überleben und unseren Weg einschlagen, werden wir dies als Beweis dafür ansehen, dass der Aufbau des Kommunismus gerechtfertigt war.
Wäre dir so jemand lieber an Stelle Stalins gewesen?
Na ja, Stalin war Russe.
Stalin war Georgier
Chruschtschow stammte aus einer westrussischen Bauernfamilie, die 1908 in das Donezbecken in der Ukraine umsiedelte
Breschnew war Ukrainer
Danke für die Aufklärung 🤗 aber für Meister Röhrig und die grosse Mehrheit sind das doch alles Russen um nicht zu sagen Orks… Barbaren, die schon zum Frühstück eine Flasche Vodka kippen und mit nacktem Oberkörper auf Bären reiten.
Selbst die Ukrainer, die jetzt so tapfer für unsere demokratischen Werte sterben, sind, so fürchte ich, nur 5-Minuten-Europäer, bevor sie auch wieder zu Orks werden.
Und die Ukrainer doch eigentlich auch, mal ehrlich. Es ist noch nicht so lange her, da hat auch Meister Röhrig und die Mehrheit gar keinen Unterschied gemacht und auch heute könnten sie die gar nicht unterscheiden wenn sie nebeneinander stünden. Insofern ist die s.g. “Solidarität für Ukrainer” total zynisch. Man verheizt sie einfach gerade weil es keinen Unterschied macht. Das ist wie Russen töten Russen oder Orks töten Orks. Besser kanns doch gar nicht laufen für die Elfen bzw. den Westen.
Wer ist denn Sauron in Ihrer Herr der Ringe-Analogie, der über alle Orks wacht, wenn der Westen Elfen (Elben) sind?
Möge Sauron sein Auge abwenden vom unnötigen Gemetzel der Orks. Die Menschen wären dankbar.
Das haben Imperien wohl so an sich, und manche hielten sich sogar recht lange. Hätten sie das nicht versucht, wären sie eventuell erst gar nicht in den Geschichtsbüchern aufgetaucht – oder nur in einem Nebensatz.
Und natürlich war auch die UdSSR ein Imperium, das mit den USA um die Vorherrschaft rang, auch wenn Trotzki nicht der Tonangebende war. Es ging der KPDSU durchaus um Einfluss, und entsprechend wurden Bewegungen und Länder unterstützt oder auch nicht. Wer nicht auf Linie war, wie die spanische anarchistisch angehauchte Linke im spanischen Bürgerkrieg, der wurde dann auch nicht unterstützt.
Scharen von westlichen sog. Experten wollten Russland nach der UDSSR qua “Schocktherapie” in “500 Tagen” auf kapitalistischen Kurs bringen und dem US Hegemon unterwerfen! Daran war auch Sachs beteiligt und scheiterte! Ansonsten stellt der US Hegemon nicht Hegemonie über Frieden sondern wurde Hegemon nur durch Gewalt und Krieg, “Regime change” und Unterdrückung und Repressalien, etc., etc.! Das sind dann westliche Werte und man schimpft es Demokratie!
W.I. Lenin het es ihnen prophezeit. Gemäß seiner Imperialismustheorie teilt sich die Welt in Erste, Zweite und Dritte. Wobei die Erste Welt von den führenden Industrienationen gebildet wird. Diese werden uns niemals mitspielen lassen, so Lenin. Sie werden uns höchstens in der Zweiten, wahrscheinlich aber in der Dritten Welt platzieren. Um das zu verhindern, müssen wir unser eigenes Ding machen. Sozialismus in einem Land, wie er es nannte.
Eins muss noch erwähnt werden: Jelzin hat dann die Sowjetunion zerschlagen, entgegen eines Referendums, das im Frühjahr den Erhalt der Sowjetunion befürwortet hatte. Er war dazu in keiner Weise legitimiert, denn er war durch die Vertreibung der Putschisten an die Macht gekommen. Welchen Sinn hatte das? Die KPdSU, die das Land 74 Jahre regiert hatte, war damit schlagartig entmachtet. Denn in den neuen Republiken wurde sie als Partei eines fremden Staates eingeordnet und damit verboten. Das dürfte der Gund für die Zerschlagung gewesen sein. Sie hatten ihm wohl Hilfen versprochen, wenn er das macht. Sie haben ihn verarscht. Eine Platzzuweisung ganz im Sinne Lenins. In der Dritten Welt, nicht einmal in der Zweiten.
Da kann man wirklich froh sein, dass es Wladimir Putin war, der dann übernahm. Es hätte auch damit enden können, dass der durchgeknallte Rechtsextremist Schirinowski am Atomknopf sitzt.
Sowohl Jelzin als auch Putin haben nach einer Mitgliedschaft in der NATO nachgefragt. Das wäre äußerst sinnvoll gewesesen und hätte umfassende Abrüstungsverhandlungen ermöglicht. Was der NATO dann auch eine neue Legitimität verschafft hätte. Abgelehnt. Nochmals Lenin.
Stattdessen schon damal die Absicht, Streit mit den Russen zu suchen. Um die NATO auf diese Weise zu erhalten.
👍
Zu den einleitenden Wort bzgl. Polen möchte ich anführen das in Polen ein ziemlich übler Kapitalismus nach amerikanischem Vorbild und der damit verbundenen Ausbeutung der Menschen herrscht.
Der gelobte wirtschaftliche Aufschwung in Polen ist zum kleinen Teil dem Devisenzufluss durch im Ausland arbeitende Polen aber vor allen den polnischen Sonderwirtschaftszonen geschuldet.
In den 25000ha umfassenden Gebieten sind Unternehmen noch bis mind. 2026 von der Körperschaftsteuer und der Immobiliensteuer befreit.
Europäische Firmen sind massenhaft abgewandert (zuletzt u.a. Miele) um diese Steuervorteile zu nutzen und haben Arbeitsplätze verlagert. Gleichzeitig hat Polen Milliarden von der EU erhalten.
Also ein Aufschwung vor allem für die Kapitalisten.
@Frank
Wenn die EU-Mrd. nicht mehr fliesen können ( z. B. weil es in Zukunft keine Nettozahler mehr geben wird ), könnten die 1,2 Billionen Reparationen fällig werden. Dann könnte an der Forderung von B. Pistolero im Nachhinein was dran gewesen sein 🙂 🙂
Sarkasmus aus
Ich denke. dass die EU ihr Pulver verschossen hat. Eine weitere indirekte Unterstützung der polnischen Aufrüstung wird in Zukunft nicht mehr so einfach möglich sein. Falls es die EU und Ukraine nach dem Krieg in ähnlicher Form noch geben sollte, werden die Gelder in der Ukraine gebraucht werden.
@Wölfchen
Die Aufnahme der Ukraine in die EU würde das Ende des EU-Agrarkompromisses bedeuten und u.a. in Polen zu einem Höfesterben in großem Ausmaß führen, da die Flächen der Bauern viel zu klein sind, um mit den Großbetrieben in der Ukraine zu konkurrieren.
Was dann wiederum bedeutet, die bäuerliche Wählerschaft zu verprellen – von den folgenden Bauernprotesten gar nicht zu reden.
Will das irgendjemand?
Natürlich könnte man das als zynische Geo-Strategie sehen. Investoren (Blackrock und Konsorten) kaufen massiv die Böden in der Ukraine auf und konkurrieren die europäischen Klein- und Mittelbauern zu Tode. Unterlaufen ökologische Standards der EU (mit allen Schweinereien von BASF und Monsanto), die man sich gefallen lassen muss, weil es keine nationale Ernährungssicherheit mehr gibt.
Die Bauern sind ja weg.
Das Programm könnte ideologisch “grün” flankiert werden mit “Sicherung der heimischen Biodiversität” o.ä.; bzw. der ehemalige Ackerboden wird zur Immobilienspekulation verwendet (das wurde in den Niederlanden als Anlass des Regierungsprogramms gemutmaßt).
Mal schauen…
Nein, das ist nicht erst seit den 90ern. Die Usa/City of London hat bereits ab den 20ern Hitler und die NSDAP finanziert.
Schon damals gabs dasselbe Ziel wie heute – und wieder gescheitert. Wie in 1918-1922, 1941-1945.
Eine gute Idee, den Text hier zu veröffentlichen. Auch wenn es nur Werbung ist. 🙂
Jan Kobel schreibt
–
Mit schier unendlichen Geldmitteln, Korruption, Waffen, Ausbildung, propagandistischer Kriegsführung, verdeckten Operationen und diplomatischen Rückhalt installiert oder unterstützt die selbsternannte Weltmacht überall auf dem Globus Regime, die ihren geostrategischen Interessen Folge leisten und die von ihrer Ideologie her hasserfüllt, aggressiv und genocidal sind:
„They are bastards, but they are our bastards!“ – so lautet ein US-bonmot in Washington DC.
„SIE SIND BASTARDE ABER SI SIND UNSERE BASTARDE!“
Dasselbe findet vor unseren Augen statt unter etwas anderen Vorzeichen in der Ukraine. Zelensky ist verzweifelt.
Das Kursk-Himmelfahrtskommando droht zu scheitern, seine gesamte Front bricht zusammen, und Putin sitzt fester denn je im Sattel.
Die „Long Range Missiles“, die er so gerne hätte, braucht er nicht um Russland „zu besiegen“ – eine lächerliche Idee deutscher Bellizisten wir Hofreiter, Röttgen oder Kiesewetter –, sondern um Russland dazu zu provozieren, die USA direkt anzugreifen, in Gestalt ihrer Stützpunkte, Schiffe oder Flugzeuge.
Amerika soll in den Krieg des Herrn Zelenski einsteigen.
Jetzt möchte Z. die USA umgekehrt für sich funktionalisieren.
Genau deswegen bekommt Z. diese Waffen nicht, wie Biden soeben auch UK-Starmer mitgeteilt hat.
Die USA wollen keine direkte Konfrontation. Nicht gegen den Iran, und erst recht nicht gegen Russland. Zumindest noch nicht.
Nicht vor der Wahl im November, nicht in diesem Jahr, vielleicht nie.
Was für ein Wahsins-Szenario! Was für ein Zynismus!
Zwei parallel laufende Kriege, beide gepusht mit angeblich bedingungsloser Unterstützung der USA „whatever it takes“ und mit einem US-Kongress, der den jeweiligen Völkermördern zujubelt, beide sind an einem Punkt angelangt, in dem die in den Krieg geschickten Nationen sich langsam aber sicher als unbrauchbar erweisen, da sie die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen können.
China wird weltweit ausserhalb der NATO wahrgenommen als das zukünftige Zentrum der Welt, gegen das man sich nicht funktionalisieren lassen kann und will, wie die Ukraine sich gegen Russland hat funktionalisieren lassen.
Wenn jetzt die USA die Ukraine und auch Israel fallen lassen, weiß der Rest der Welt endgültig, woher der Wind bläst.
Dennoch haben die USA kaum eine andere Option, als genau das zu tun. Was immer sie tun, es schlägt gegen sie zurück.
Wir erleben in Echtzeit das Sterben eines Imperiums namens USA !!!
DAS DIE USA NIE UNSERE FREUNDE WAREN ZEIGT DIE GANZE GESCHICHTE UND AUCH DAS FOLGENDE VIDEO.
Der Gründer und Vorsitzende des führenden privaten US-amerikanischen Think Tank STRATFOR (Abkürzung für Stategic Forecasting Inc.) George Friedman bestätigt am 4. Februar 2015, dass die USA seit mehr als 100 Jahren die deutsch-russische Zusammenarbeit mit allen Mitteln verhindern wollen.
Dazu ist ihnen jedes Mittel recht, inclusive vorsätzlicher Lügen bis zum Krieg. Dieses Video (13 Minuten) unbedingt ansehen.
STRATFOR: US-Hauptziel seit einem Jahrhundert war Bündnis Russland+Deutschland zu verhindern ==> http://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc
Ja, nationalistischer Kapitalismus ohne seine vielen Kriege wäre sicher schöner … interessante Sichtweise.
Und was unterscheidet den “weltbekannten Entwicklungsökonomen”, der Russland bei der erfolgreichen Transformation vom bösen Sozialismus zum stabil geordneten Kapitalismus helfen wollte nun von den “Neo-Konservativen”?
Es ist ihm doch bereits während seiner Zeit als Berater aufgefallen, dass es absolut nicht zu den Zielen der US-Politik gehört, das neue, vom Sozialismus gesäuberte Russland nach seiner Selbst-Läuterung zum anerkannten, gleichberechtigten Partner zu machen, schon gar nicht in Weltordnungsfragen.
Ganz im Gegenteil: Jedes Bemühen Russlands um Stabilität nach innen, gegen Separatismus der Republiken vorzugehen, wurde als unerwünschter politischer Wille gegeißelt, gegen den im Westen erwünschten Zerfall der Großmacht. Und jede russische Einmischung in auswärtige Affären und Kriege im Irak, Jugoslawien, Syrien, war aus westlicher und US-Sicht erst recht ein Beweis dafür, dass auch dieses Russland es immer noch nicht aufgeben will, sich mit eigenen, vom Westen unerlaubten Vorteilsrechnungen, in die gewaltsame Regelung der internationalen Verhältnisse einzumischen. Sowas reklamieren die westlichen Konkurrenten, besonders ihre Supermacht USA, spätestens seit WK 2 als ihr ausschließliches Recht.
Die Sowjetunion wurde mit ihrer Aufgabe des alternativen sozialistischen Systems vom Westen wie ein Verlierer des Kalten Kriegs eingeordnet, von dem man nach der “Kapitulation” doch wohl zu recht weitere Zugeständnisse beim Machtverzicht erwarten kann, also Unterwerfung unter das US-geführte Regime des Westens.
Sachs nennt das “Arroganz” und meint nun, die einseitige Aufgabe der SU als systemische Alternative zum Kapitalismus hätte doch zu mehr Entgegenkommen, Anerkennung, “Transformations-Hilfe” zum guten kapitalistischen System und schließlich Entschärfung der westlichen Feindschaft führen können. – Hat sie bei bestimmten Deals ja auch, wo Russland als neuer Absatzmarkt und billiger Energielieferant ins Auge gefasst wurde. Zur Freude aller “Oligarchen” in Ost und West.
So ähnlich sah das ja auch schon Gorbatschow mit seiner Idee, durch Entsorgung des Sozialismus die “unnötige” Feindschaft zu beenden, nur dass schon seine “Vision” ein starkes, kapitalistisch erfolgreiches Russland beinhaltete, das die “Konflikte auf der Welt” nun ganz partnerschaftlich mit den USA zusammen regeln würde. Kein Wunder, dass die Amis bei solchen Vorschlägen (angeblich) schon mal Lachanfälle bekommen haben sollen, weil ihnen nicht nur das “sozialistische Experiment”, sondern bekanntlich auch jede kapitalistische Konkurrenz ein Dorn im Auge ist, die nicht ihrem nationalen Vorteil dient. Nach ihrer Vorstellung darf und soll die Welt aus souveränen, also grundsätzlich erstmal eigenwilligen Nationen bestehen, die aber ihren Gegensatz um nationalen Nutzen aus Geschäft und Gewalt den Interessen der obersten Führungsmacht unterordnen. Der sollen die anderen ganz souverän dienlich sein. Dass so ein Widerspruch gar nicht friedlich geht, wissen die USA mit ihrem übermächtig hochgerüsteten und bedrohlichen Militär selbst am besten.
Trotz seiner Beratertätigkeiten, seiner kriegsträchtigen Chroniken und seiner gegensätzlichen Erfahrungen zur “Friedenspolitik” hält Sachs offenbar unerschütterlich daran fest, dass es “Möglichkeiten” für eine friedlichere Politik gegeben hätte oder geben “müsste”, wenn nur der politische Wille dazu ausreichend vorhanden wäre. Er schiebt es deshalb auf die un-willigen “Neo-Konservativen”, dass die kein ausreichendes Interesse an “Stabilität” und “Frieden” haben würden, stattdessen eben an der gewaltsamen Erhaltung und dem Ausbau der US-Hegemonie. Auf die Idee, dass dies ganz gut mit seinem bevorzugten Kapitalismus zusammenpasst, den es allerdings nur als national betreute Konkurrenzveranstaltung auf Kosten anderer gibt, will er anscheinend nicht kommen, ungefähr so wie Friedensbewegte, die sich von ihren Regierungen wünschen, die Gegensätze des zwischen-nationalen Geschäfts mögen doch bitte ohne ihre “unnötigen” kriegerischen Fortsetzungen über die Bühne gehen.
Die schlichte Festellung, dass es meist vor und neben den ausgewachsenen Kriegen bereits nationale “Wirtschaftskriege” gibt, führt bei Friedensvertretern leider nicht zur Ursachenforschung im “friedlichen” aber schadensträchtigen Wirtschaftsverkehr, bei dem die Staatsgewalten mit ihren Regeln, Verträgen, Rechten auch in Friedenszeiten immer schon mit dabei sind.
Die Friedensbefürworter halten das wirtschaftliche Handeln für eine an sich friedliche Sache, in etwa eine ‘Produktion und Austausch von Gütern zum Vorteil aller Beteiligten’, und setzen es gerne gleich mit dem glatten Gegenteil von “Krieg”, der aus dieser Sicht ja dann nicht sein müsste, wenn alle profitieren.
Aber schon den alltäglichen Nachrichten könnte man entnehmen, dass es sich bei Chips, E-Autos, Rohstoff-Konkurrenz, Energie- und Stahlproduktion nicht nur um höchst strittige Vorteilsfragen beim nationalen Reichtum handelt, sondern noch viel mehr um Fragen (geo-)politischer Macht und Einflussnahme gegenüber Freund und Feind, die immerzu als werteorientierte Rechte eingeklagt werden. Die stehen dem Kontrahenten oder “systemischen Rivalen” natürlich nicht zu, weil der schließlich im “Unrecht” ist und je grundsätzlicher dieser Streit sich über Kleinkriege bei E-Autos u.a. abhebt, desto prinzipieller ist dann Pustekuchen mit den guten friedlichen Beziehungen.
Irgendwas muss der Experte bei seiner friedlichen Transformations-Mission gründlich missverstanden haben.