Es gibt gute Gründe, sich über den Aufstieg der Neurechten Gedanken zu machen und Gegnerschaft anzumelden. Leider erfassen die massenhaften Demonstranten nicht, was die AfD antreibt und was sie populär macht.
Zweiter Teil. Hier geht es zum ersten Teil.
Die AfD führt krisenbedingte Misserfolge und Miseren des marktwirtschaftlichen Normalzustands ziemlich unterschiedslos auf eine übersichtliche Diagnose zurück. Was die gestandenen Patrioten der Partei schon immer wussten, verkünden sie angesichts der aktuellen Lage mit zunehmender Wählerwirksamkeit.
„Unser Land zuerst!“
Nach der Merkel-Koalition versage auch die Ampel darin, Deutschlands Interessen an die erste Stelle zu setzen, weil sie einer falschen ‚Werteorientierung‘ nachhänge. Die Erklärungen hierfür sind durchaus widersprüchlich – die AfD-Vorsitzenden bescheinigen der Regierung wahlweise „Inkompetenz“, „Irrsinn“ oder „Hass auf Deutschland“ –, bestärken aber nur den Befund des Herrschaftsversagens, der für eine Fundamentalopposition zur vorhandenen Staatsräson gut ist. Der Ansturm auf deren Begleitideologien betrifft auch die Räson selber, zu der die AfD ihre Alternativen formuliert (die im Europawahlprogramm ausführlich, im Sofortprogramm kürzer nachgelesen sowie bei der Vorsitzenden oder der bayerischen Spitzenkandidatin nachgehört werden können; dort auch die Belegstellen für die Ausführungen in diesem Text): „Remigration“ und „Festung Europa“ statt unbezahlbare und kriminalitätsträchtige „Überfremdung“; Rückkehr zu D-Mark und Freihandel statt Schulden für das „Wunschdenken“ einer Gemeinschaftswährung und für den „Brüsseler Zentralstaat“; deutsche Steuern für nationale Wirtschaftskraft statt „verblendete Deindustrialisierung“; Kernkraft, heimische Kohle und Verbrenner-Fahrzeuge anstelle von „Klima-Religion“ und „Heizungsdiktatur“; Pipelinegas aus und gute Beziehungen zu Russland statt ‚werteorientierte Außenpolitik‘ und Unterordnung unter fremde Machtinteressen, Steuersenkung statt Entwicklungshilfe usw. usf.
Die Widersprüche, in denen der globalisierte deutsche Kapitalismus sich bewegt, führen unweigerlich dazu, dass in allen Parteien, die Staat machen wollen, Alternativen zum jeweiligen Status quo der nationalen Doktrin ventiliert werden. Deshalb finden sich in den Reihen der etablierten Parteien über die Migrationsfrage hinaus noch weitere Berührungspunkte mit der AfD: bezüglich der Verfasstheit der EU, bei Kernkraft und Verbrennern, beim Gendern und sogar beim politischen Umgang mit dem Ukrainekrieg. Aber nur bei dieser Partei, die aus dem ‚demokratischen Diskurs‘ hervorgegangen ist, haben sich solche Alternativen zu einer generellen Absage an den Status quo ausgewachsen.
Diese Absage und das Gegenprogramm beinhalten eine verwegene Vorstellung: Der Staat soll eine völkische Nützlichkeit des nationalen Kapitalismus herbeiregieren – durch die Beschränkung und den Rückbau der supranationalen Voraussetzungen, unter denen Kapital und Staat groß und stark geworden sind. Diese Stärke dient der AfD immerhin als Referenz, wenn sie nicht auf Rückzug aus dem Kontinent und der Welt plädiert, sondern eine harte Währung, eine exportstarke Industrie, eine kampftaugliche Bundeswehr, die Sicherung der Handelswege und eine Führungsrolle im „Europa der Vaterländer“ im Programm hat. Offenbar glaubt die Partei daran, dass all dies zum Nutzen der Nation unter Wegfall der alten Voraussetzungen von Geld- und Staatsmacht aufgehen könnte. Immerhin will sie z.B. europaweit und global für „faire Wettbewerbsbedingungen“ sorgen, deren Fairness darin besteht, dass ‚uns‘ nur Vorteile daraus erwachsen …
„Deutschland – aber normal!“
Das „Wirtschaftsmodell“, das der AfD vorschwebt und wofür sie auf die Legende über die Zeiten von Ludwig Erhard Bezug nimmt, hat es ebenfalls in sich: In ihm sollen die Deutschen aller Klassen und Schichten wieder ihr Anrecht darauf einlösen können, dass ihre jeweiligen Interessen in einem Volkswohl aufgehen und staatliche Berücksichtigung finden. Industrie und Mittelstand würden Gewinne machen, um Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Handwerker, Landwirte, Kleingewerbe, Gastronomie und Vermieter könnten aus ihren Beiträgen zum wirtschaftlichen Ganzen ihre Existenz bestreiten und wären von Steuern und Abgaben nicht überfordert. Gleiches gälte für Arbeiter, Angestellte, Mieter und Rentner, deren Einkommen bis zum Monatsende reichen würde. Familien könnten ihren Kindersegen verkraften. Und der Staat würde von dem Geld leben und mit dem Geld agieren, das ihm dieses Miteinander einspielt. Die AfD-Vorsitzende verkündet laut genug, wie voll die öffentlichen Kassen wären ohne die „Milliardengräber“ an verpulverten Ausgaben.
Es trifft sich gut, dass die AfD, wie andere Parteien auch, die Krisen nicht als Ergebnis davon kennt, dass die kapitalistischen Wachstumsinteressen mit sich selbst in Widerspruch geraten, sondern die Stockungen bevorzugt als ein von auswärtigen Kontrahenten verursachtes Übel in Tateinheit mit innerem Politikversagen betrachtet. Die Misslichkeiten der Marktwirtschaft führt diese Partei ebenfalls darauf zurück, dass die Regierung an der Unfreiheit und Behinderung der bürgerlichen Interessen Schuld trage, wo der Sache nach der Staat deren gegensätzliche Betätigung ermächtigt und dann zu regulieren hat. Deshalb stehen Unternehmensgewinne gegen Löhne, Mieten und Verkaufspreise gegen Einkommen, diese wiederum gegen die Erwerbsinteressen von Landwirtschaft und Handwerk usw. Auch die Steuern und Abgaben an den Staat beißen sich mit dem, was die privaten Revenuequellen abwerfen. Die ganze Nation besteht nur in dieser staatlich zusammenregierten Konkurrenzgesellschaft.
Daraus verfertigt die populistische Theoriebildung die vaterländische Idylle einer denkbaren Symbiose aller Wirtschaftsinteressen und ihrer Freiheit. Dem ökonomischen Sachverstand leuchtet es selbstredend ein, dass es dabei eine gewisse Reihenfolge braucht, bei der ‚die Wirtschaft‘ und ‚das Wachstum‘ an erster Stelle stehen. Die AfD geht davon aus, dass der Materialismus der kleinen Deutschen mit einem Arbeitsplatz, dem dort gezahlten Entgelt, dem Recht auf ein Schnitzel, der Beibehaltung des Bargelds sowie mit einem Abstand zu den Beziehern von Sozialtransfers schon gut bedient ist. Das Bürgergeld soll von der „Wohlfühloase“ in eine „aktivierende Grundsicherung“ überführt werden. Ein familienfreundliches Verbot von „Gender-Gaga“ und das Ende des freiheitsberaubenden „Impfzwangs“ komplettieren dieses Angebot. All das verkauft die Partei unter massenhaftem Zuspruch von überzeugten Patrioten als „Deutschland – aber normal“.
Die AfD macht durch ihr Markenzeichen der Fremdenfeindlichkeit und ihr Leitbild „Unser Land zuerst!“ mehr als klar, dass dieser Materialismus auf einer nationalistischen Voraussetzung beruht, die ihn erst zu einem Anspruch berechtigt. Nur den Deutschen als Gliedern eines Volksganzen, denen dies idealtypisch wie eine Natureigenschaft anhaftet, steht es zu, ihre Erwerbs- und sonstigen Interessen anzumelden und Berücksichtigung zu fordern. Die Sicherung ihrer Existenz kommt einer Gegenleistung der nationalen Lebensgemeinschaft für die ihr erbrachten Dienste gleich, sei es als Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Wehrpflichtiger oder Erzeuger von deutschem Nachwuchs.
Deshalb dürfen unter Anleitung der AfD die diversen Erwerbsbürger ihre Misere und Unzufriedenheit auch als Undank für ihre Beiträge zur Nation auffassen, der ihre patriotische Pflichterfüllung gefährde. Den Undank und die Unzufriedenheit sollen sie bevorzugt darauf zurückführen, dass Ausländer und das Ausland sich Dinge herausnehmen, die ihnen nicht zustehen. ‚Volksfremdes‘ Verhalten wird zudem auch bei Landsleuten verzeichnet, die die Gemeinschaft untergraben würden, indem sie z.B. die Zweigeschlechtlichkeit in Zweifel ziehen, nach „open borders“ rufen oder „linksradikalen Ideologien“ anhängen. Umgekehrt können sich die Deutschen respektiert und belohnt sehen, wenn ihr Land nicht mehr der „Zahlmeister Europas“ und das „Sozialamt der Welt“ sein will, wenn Fremde schlechter gestellt, abgeschoben und ferngehalten werden.
Abschließend
Die Neurechten sind nicht in der Situation, das patriotische Zusammenspiel von Volksversorgung und Nationalerfolg herbeiregieren zu können. Die Frage, was wäre, wenn, begibt sich in den Bereich der Spekulation. Dass Sprecher der AfD die Beteiligung an der Macht immer wieder als Gelegenheit zu einer „Abrechnung“ deklarieren, ist sicher nicht nur rhetorisch gemeint. Würde ihr vaterländischer Neuauftrag an den deutschen Kapitalismus ohne Rücksicht auf eingerichtete ‚Sachzwänge‘ ins Werk gesetzt, dürften größere ökonomische Verwerfungen mit politischen Folgen und umgekehrt die Konsequenz sein. Dem gegenüber wollen die ‚Altparteien‘ und die maßgebliche Unternehmerschaft am Status quo des globalisierten, politisch betreuten Geschäftslebens und seiner Folgen für die kleinen Leute festhalten. „Weltoffenheit“ nennen sie dieses Interesse. Über die damit kompatible Idealisierung kommen die kreativen Demo-Parolen der Sorte „AfD-Verbot, weil ich Döner mag“, „Migration ist die Mutter aller Gesellschaften“ oder „Schwanger? Pech gehabt: Deine Hebamme wurde deportiert“ leider kaum hinaus. Als ob die Internationalisierung des Kapitals im Interesse des Fußvolks betrieben würde. Die Einbildung, eine „Bunte Republik Deutschland“ zu bewohnen, ist die passende Schönfärbung der Klassengesellschaft.
P.S.
Es ist bezeichnend, dass tonangebende Politiker und Publizisten ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass geschädigte Interessen und Krisenzeiten maßgeblich nur den Rechtsradikalen und ihrem Ruf nach dem starken Staat in die Hände arbeiten. Dass die Misere der Massen auch einer linken Systemkritik Auftrieb geben könnte – immerhin soll das schon vorgekommen sein –, liegt offenbar außerhalb des Denkbaren. Was kein Wunder ist bei regierenden und regierten Zeitgenossen, die sich selber keine andere Antwort auf die „multiplen Krisen“ vorstellen können als eine Stärkung der Herrschaft. Bloß eben eine freiheitlich-demokratische, die Zustände wie den „Ampelstreit“ überwindet und stark genug führt, um das patriotische Gemüt zu beeindrucken oder wenigstens die populistischen Gegenspieler kleinzukriegen.
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Sich über hohle Sprüche auf “garantiert handgemalten” Demo-Schildern zu mokieren, ist sinnlos, weil diese Demonstranten wirklich dumm sind. Diese Demonstranten leben ausnahmslos vom Vermögen, das die Wertschöpfer tagtäglich erarbeiten. Wertschöpfer, also Handwerker, Industriearbeiter und Landwirte findet man bei diesen Veranstraltungen nicht.
Wer gegen die AfD spricht, so meine Erfahrung, tut das entweder, weil jemand anwesend ist, vor dem man sich nicht traut, klar zu sprechen, oder derjenige ist geistig behindert. Neulich, bei einer Party, hatte ich eine solche Unterhaltung (solche Gespräche finde ich inzwischen lustig, weil so vorhersehbar) mit einem Ingenieur (!), mit dem Einschlag “AfD kammer doch nich wähln”. Ich sagte: Daß die jetzt regierenden uns an die Wand fahren, siehst Du auch so? – Ja! Was spricht also dagegen, es mal mit der Opposition zu versuchen? – Äh äh äh bla blubb, die haben keine Fachleute. Ich dann: Wissen kann man sich aneignen, Fachleute kann man einkaufen, was wirklich zählt, ist Aufrichtigkeit. Die AfD ist die letzte Chance, die wir haben. Und wir sind dabei, diese Chance zu vertun.
Es stehen so zwanzig bis dreißig Parteien regelmäßig auf dem Wahlzettel. Man muss nicht AfD wählen um sein Misfallen wirksamer als durch Nichtwahl kund zu tun. BSW und Werteunion haben beide glaube ich die Möglichkeit über die 5% Hürde zu kommen. Bei den anderen Sonstigen ist das leider ein Risiko, daß sie die Schwelle nicht überschreiten, was wieder viele mögliche Wähler abhält und entweder zum kleineren Übel oder zur Nichtwahl treibt. Ganz wie geplant. Andererseits zeigten ja Grüne, Linkspartei und Afd, daß man als neue Partei reinkommen kann. Müssen sich nur mehr Wähler trauen mal anders zu wählen.
Meine Rede, volle Zustimmung.
Da die Werteunion und die BSW sowiso, sich gegen eine Zusammenarbeit
mit der AFD ausgesprochen haben kann man davon ausgehen, dass mit deren
Wahl und Regierungsbeteiligung alles so bleibt wie es, ist. Die grüne Wählersekte
wir die Grünen immer über 10% halten. Damit bleibt den anderen Parteien, wenn sie
nicht mit der AFD wollen, überhaupt nichts Anderes übrig als mit den Grünen zu küngeln.
Wie sagte ein Arbeitskollege früheh immer: “Es ist alles vor´n Arsch!”
Interessant, wie man mißverstanden werden will.
Für´s Protokoll: Ich möchte nicht protestieren oder meinen Mißfallen äußern, und ich möchte nicht durch Nichtwählen dem laufenden Politikwahnsinn zustimmen. Ich möchte, daß sich was ändert, und zwar gründlich.
Aus demografischer Sicht und in dem Wissen, daß Änderungen gewisse Zeiträume in Anspruch nehmen, wäre die AfD tatsächlich die letzte Chance.
die AfD ist nur eine Version der CSU/CSU – die selbe Sorte Maeuse.
Wirtschaftsliberale meins-bleibt-meins-Voegel ohne jedes soziale Konzept.
In dieser Beziehung sind sie etwas ehrlicher als die SPD, die noch sozial tut, aber das macht es ja nicht besser.
Ich bezweifle, dass die AfD eine Lösung ist. Man hat es in Italien unter Giorgia Meloni gesehen, die von den Medien als Wiedergeburt von Mussolini verkauft wurde, am Ende aber ganz handzahm die Vorgaben der EU weiterverfolgt hat. Das Gleiche wird auch mit der AfD passieren, denn am Ende ist es auch eine angepasste Systempartei (zum Glück). Sie wird vielleicht ein paar Migranten pressewirksam abschieben, bis ihr die Unternehmerkaste sagt, dass man diese Leute braucht, weil sonst keiner mehr unter Druck gesetzt wird. Anschließend wird es bei Symbolpolitik bleiben. Sie werden den Sozialstaat weiter schleifen aber am Ende werden auch die AfDler ein Problem bekommen, wenn mittellose Menschen wie in den USA ihre Zelte auf den Straßen aufbauen und dort dauerhaft leben.
Und natürlich will die AfD mit Russland Handel treiben, aber auch das wird nicht funktionieren, weil Deutschland dazu den USA die Stirn bieten müsste und das werden sie nicht tun. Im Grunde ihres Herzens halte ich die AfDler für aufrichtig, ihr Problem ist wie bei den heutigen Linken ist, dass sie feige sind. Sie würden niemals gegen den Herren, die USA, aufstehen und damit werden sie auch die Verhältnisse nicht verändern können. Sie können nur auf diejenigen, die ihnen unterlegen sind, sind eindreschen (genau wie die Linken) und damit sind sie die perfekten deutschen Radfahrer, die nach unten treten und nach oben buckeln.
Die AfD sehnt sich nach dem Westdeutschland der 1980er Jahre, aber dieses Deutschland kommt nicht mehr zurück, die Welt hat sich weitergedreht.
Schön wär’s!
In der Außenwirkung ist die neue italienische Regierung tatsächlich bemüht, sich den EU-Umständen geschmeidig anzupassen. Man braucht schließlich die EU, das weiß auch Meloni.
In der Innenwirkung, auf die selbstredend kein schlauer europäischer Medienmensch, der seinen Job behalten will, schaut, sieht das anders aus. Ich darf da mal aus einem Zeitschriftenartikel zitieren:
Ein ähnliches Vorgehen würde ich auch in Deutschland erwarten, wenn hier die AfD mit an der Regierung beteiligt würde. Übrigens auch in Zusammenarbeit mit der CD/SU, aus deren Reihen ja viele AfDler stammen.
Die Analyse, die AfD sehne sich zurück nach den Zuständen der 80er Jahre ist vielleicht nicht falsch, aber unzureichend. Die entscheidenden Strippenzieher dort sind keine nostalgischen Ewiggestrigen, sondern durchaus kompetente Volksverführer. Ich finde, mit „Orbanisierung“ hat Seeßlen die Sache recht treffend benannt: Die angestrebte „Überwindung“ der Demokratie wird sehr wohl auf moderne Weise praktiziert. Das macht diese Partei ja gerade so gefährlich. Die Springerstiefel-Fraktion ist außen vor. Die hat nicht ausgedient, aber ist auf Stand-by.
Die Gleichschaltung haben wir doch schon längst. Bei einem Sieg der AfD braucht diese nur die bestehenden Gesetze übernehmen. Das, was du beschreibst, läuft bei den Blockparteien seit Jahrzehnten ab.
Aber nehmen wir einmal an, die AfD hat bei der nächsten Wahl 60 %, die absolute Mehrheit. Dann kann sie natürlich Gesetze ändern, aber woher will sie die Leute nehmen, die diese Gesetze umsetzen? So wie bei Trump würden es die Mitarbeiter der 2., 3. und 4. Etage es einfach behindern und Dienst nach Vorschrift machen. Es würde Jahrzehnte dauern, bis der tiefe Staat beseitigt wäre, jedenfalls wenn man eine gewisse Arbeitsqualität behalten möchte, um den Staat nicht komplett zu zerstören. Du müsstest schon einen Staat im Stile des NS-Staates oder der Ukraine errichten, um das zu verändern und das halte ich, zumindest noch im Moment für unwahrscheinlich.
Und sind wir ehrlich, je länger die Phase der De-Industrialisierung in Deutschland anhält, desto unwahrscheinlicher wird es.
Gegenargument: damals bei der “Machtergreifung” haben die meisten Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst und im gtoßen und ganzen in der Wirtschaft weitergearbeitet und mitgearbeitet bei der Umgestaltung Deutschlands ins dritte Reich. Die Coronamaßnahmen habrn gezeigt, daß die große Mehrheit brav mitmacht was dir Regierung anordnet. Bei einem Machtwechsel zur AfD erwarte ich eigentlich nur Widerstand von denen die Pfründe verlieren können wir NGO oder politisch berufene Beamte. Der Rest wird brav seine Arbeit unter neuem Management weiter machen.
Ja, die haben damals weitergearbeitet weil sie im Haiserreich sozialisiert wurden und das dritte Reich sich von seiner Mentalität nicht sonderlich vom Kaiserreich unterschied. Wenn du hingegen die Generation Y oder Z nimmst, Leute die von Gender-Lehrern sozialisiert wurden und die so verweichlicht sind, dass dagegen ein Wackelpudding als fest angesehen werden kann, dann kannst du das vergessen.
Ein klassisch faschistischer Staat im Sinne Italiens oder Deutschland um 1935 braucht solche Leute.
Der moderne Faschismus ist ein Wohlfühlfaschismus, die Grundlagen, dass du zu machen hast was die allmächtige Regierung möchte, dass Staat und Wirtschaft eine Einheit bilden usw. sind gleich geblieben nur die Methoden sind anders geworden. Und dafür brauchst du keine AfD, das bekommen die Grünen viel, viel besser hin.
Der moderne Faschismus ist nicht 1984, sondern die “schöne neue Welt” wo du ficken kannst, Drogen nehmen kannst und besonders teure Spiele spielst. Wo die Masse dumm gehalten wird und nur die Elite überhaupt denken kann.
@BertT.0
Haben Sie schön und richtig formuliert:
“Wertschöpfer, also Handwerker, Industriearbeiter und Landwirte findet man bei diesen Veranstaltungen nicht.”
Zitat:”Diese Demonstranten leben ausnahmslos vom Vermögen, das die Wertschöpfer tagtäglich erarbeiten. Wertschöpfer, also Handwerker, Industriearbeiter und Landwirte findet man bei diesen Veranstraltungen nicht.”
Ist denn das sicher? Also als eine “apodiktische Aussage” ist dies schon gewagt. Dann müsste man ALLE Demonstranten kennen. Und was ist mit Ingenieuren etc, die sicherlich auch durch die Konstruktion von Maschinen oder Entwicklung von Programmen auch etwas zur Wertschöpfung beitragen?
Zitat:>>Neulich, bei einer Party, hatte ich eine solche Unterhaltung (solche Gespräche finde ich inzwischen lustig, weil so vorhersehbar) mit einem Ingenieur (!), mit dem Einschlag „AfD kammer doch nich wähln“.”<<
Also haben wir hier jemanden, der Ihrer Aussage zu den "Wertschöpfenden" widerspricht. Oder arbeitet er eher in der Verwaltung oder dem "Management"? Allerdings gibt es auch bei Akademikern nach meiner Meinung nach Menschen, deren politisches Weltbild so klingt, als ob sie 40 Jahre im Koma gelegen haben. In einer "Party" bei der ich dabei war, hatte eine Akademikerin die DDR recht positiv beurteilt. Als ich fand dies aus persönlichen Gründen falsch und solche Ansichten 30 Jahre nach der Wiedervereinigung schon recht befremdlich.
Andererseits hatten in einem Döner-Restaurant auch manche Arbeiter ihre Sympathie für die AfD ohne "Konsequenzen" verkünden können.
Die Aussage nicht nicht gewagt. Ich habe in den letzten 10 Jahren unzählige Demonstrationen und Wahlkampfveranstaltungen besucht und war mittendrin statt nur dabei. 10 Jahre, da hatte man genügend Gelegenheit, die Demo-Szene auf beiden Seiten kennenzulernen.
Der Ingenieur, von dem ich anekdotisch schrieb, ist sich zu fein für Demonstrationen, der gehört gar nicht zu der Szene.
„Dass die Misere der Massen auch einer linken Systemkritik Auftrieb geben könnte – immerhin soll das schon vorgekommen sein –, liegt offenbar außerhalb des Denkbaren.”
Wo sollte das heute in der BRD herkommen von links? Die Linkspartei reiht sich brav bei der Ampel ein und ist weiter mit einem Schisma beschäftigt. Die Abspaltung Bündnis Sarah ist noch nicht weit gekommen und wird auch nicht viel Präsenz in den Medien bekommen. Linke Kritik kommt doch wenn nur von Einzelpersonen oder kleinen Grüppchen und findet in den großen Medien einfach nicht statt. Sie AfD findet statt als Schreckgespenst für Demos gegen Rechts und als täglicher Aufreger. Auch wenn die tatsächlich gemachte Politik der Ampelfront oft in die gleiche Richtung geht wie die AfD, nur nicht so extrem. Schon praktisch diese AfD als Buhmann und Stichwortgeber gleichermaßen. Linken aller Art nimmt die geschürte Aufregung um die AfD natürlich auch einfach Platz und Zeit in den Medien weg. Ansonsten lenkt man links mit Gender und Klimakleben und solchen Sperenzchen ab. Ziemlich erfolgreich verdrängt.
“………dass dieser Materialismus auf einer nationalistischen Voraussetzung beruht……….”
.
Laß mal das ….istischen weg. Dann stimmt es. Natürlich ist die Nationalität DIE Voraussetzung für ein Zusammengehörigkeitsgefühl, für die Organisation eines Gemeinwesens. Das allerwichtigste verbindende Element ist die Sprache. Ich hatte in meinem Leben schon viele Begegnungen mit Menschen, die mir freundlich gesonnen waren und umgekehrt. Aber wir konnten mit uns überhaupt nichts anfangen, weil wir uns sprachlich nicht verstanden. Eine Begenung in Frankreich werde ich nie vergessen: Ich war auf Hilfe angewiesen und nette Leute wollten mir helfen, aber ich konnte ihnen nicht verständlich machen, wo ich hin mußte, wir haben uns hilflos in die Augen geschaut und konnten nichts machen. Oder was wissen wir über unsere europäischen Nachbarn? NICHTS wissen wir, mangels Sprachkenntnissen können wir noch nicht einmal deren Webseiten lesen.
hinter welchem Mond leben sie?
Ich mein: im Zeitalter von translate -> Übersetzungstools,
ist das nun wirklich kein Problem.
Und war es auch früher nicht.
Einfach mal Filme im Original gucken,
dann klappt es mit einiger Übung mit dem Verständnis.
Allerdings gibt’s wohl einige Hardliner, bei denen muss immer alles ‘Deutsch’ sein.
Denen ist dann nicht zu helfen.
Verständnis und Verständigung ist in Wahrheit Klassenbedingt.
Zitat:”Oder was wissen wir über unsere europäischen Nachbarn? NICHTS wissen wir, mangels Sprachkenntnissen können wir noch nicht einmal deren Webseiten lesen.”
Also Englisch sollte man doch auch mit “mittlere Reife” können. Ich war zwar in Französisch in der Schule nicht besonders gut aber grob kann ich kurze Texte auf Französisch verstehen. Und es gibt Übersetzungstools und auch Wörterbücher wie leo.org.
Wirklich, ich kann ziemlich gut Englisch. Aber die Anekdote spielte sich in Frankreich ab! Falls Sie schon mal in Frankreich zu tun hatten, wie weit kamen sie dort mit ihrem Englisch? Das einprägsamste an meinem Erlebnis war, daß das recht junge Leute waren. Die wollten sich um mich kümmern, an gutem Willen hat es nicht gefehlt. Sie konnten kein Englisch.
Ich bin davon überzeugt, daß die vielen Sprachbarrieren in Europa eine wirkliche “europäische Einigung”, die diese Bezeichnung auch verdient, verhindern.
Viele Grüße, erstmal Schluß jetzt, kann aus Zeitgründen nicht alles beantworten.
BertT.0, in ihrem ersten Kommentar zu diesem Artikel bezeichnen sie andere als “dumm” und “geistig behindert”.
Was Sie nun aber hier vorführen, protzt auch nicht gerade mit Intelligenz. Denn die Anwesenheit einer solchen würde es durchaus zulassen sich ausländische Webseiten zu übersetzen oder aber in Frankreich zur Not mit Händen und Füßen zu verständigen, wenn die Fremdsprachenreste, die nun fast jeder irgendwo in sich trägt, nicht reichen.
@BertT.0
Der auf dein Zitat folgende Satz im Artikel: “Nur den Deutschen als Gliedern eines Volksganzen, denen dies idealtypisch wie eine Natureigenschaft anhaftet, steht es zu, ihre Erwerbs- und sonstigen Interessen anzumelden und Berücksichtigung zu fordern.”
Der Schuster meint damit dasselbe. Nationalismus ist die Ideologie, dass das unter einer staatlichen Herrschaft zugeordnete Volk eine natürliche, vorpolitische Gemeinschaft sei. Das ist die Lüge, die sich Menschen in einer Konkurrenzgesellschaft zurechtlegen, um ihre Zustimmung zum Staat und einer Klassengesellschaft zu rechtfertigen, die ihnen nichts Nützliches bringen.
Deine Fantasie über die Sprache als “verbindendes Element” ist eine alberne Rechtfertigung genau der nationalistischen Ideologie. Warum soll man sich jemandem verbunden fühlen (auch noch mitsamt staatlichem Gewaltakt), der dieselbe Sprache spricht? Das soll der Ansatzpunkt sein, die Zugehörigkeit zu einem Volk zu rechtfertigen, mit einer bestimmten Herrschaft über sich? – mit der Abgrenzung zu allen anderen Nationalitäten, die bekanntlich gerne mal in kriegerische Gegensätze ausartet, bei der man unbekannte Menschen anderer Nation als Soldat abmurksen muss? Eine Sprache kann jeder Ausländer lernen, und in manchen Ländern wird bekanntlich dieselbe Sprache gesprochen.
Also warum nimmst du sofort Partei und beziehst dich positiv auf die Ideologie der Nationalität, anstatt einmal sachlich darüber nachzudenken, was es damit auf sich hat?
@ BertT.0
“… mangels Sprachkenntnissen können wir noch nicht einmal deren Webseiten lesen.”
Das ist nachweisbar falsch. Heute kann man so gut wie jeden Brauser so einstellen, dass nichtdeutsche Texte automatisch ins Deutsche übersetzt werden. Probieren Sie es aus, das erweitert den Horizont erheblich.
Das ist natürlich richtig, aber meinem Verständnis nach kein Widerspruch zur Aussage des Vorposters. Man muss sich dann auf die Qualität der Übersetzungssoftware verlassen, weil man die jeweilige Sprache nicht selbst kann. Das ist natürlich besser als gar nichts verstehbares zu sehen zu bekommen, kann aber mitunter auch derb schief gehen.
Manche Fehler einer Übersetzungssoftware kann man leicht aufklären indem man verschiedene KIs paralell verwendet. Oder aber auch indem man das Übersetzte von einer anderen KI zurückübersetzen lässt.
Dabei fallen schon eine Menge Fehler oder zweifelhafte Teile auf.
Auch das trifft zu, führt aber dann zu einer immer kleineren Mengen an Menschen, die dazu in der Lage sind, auf diese Weise Inhalte zu erfassen die in einer nicht selbst verstandenen Sprache vorliegen.
Wenn Sie so schlau sind, dann sagen Sie mir doch mal, wie ich auf polnisch googeln soll, wenn ich die Sprache nicht kann. Sie können sicherlich Polnisch? Und Tschechisch, und Dänisch und Holländisch und Französisch? Was wissen wir über die politischen Verhältnisse in Frankreich? Wir wissen, was lautstarke Kanäle publizieren, das ist alles. So erfährt man aber nicht die Wahrheit.
Interessanter Artikel, der einige wichtige Dinge aufzeigt, etwa die völlige Haltlosigkeit von NS-Vergleichen.
Im Hinblick auf die Wähler begreift Herr Schuster aber die Popularität der AfD für meine Begriffe zu sehr als hauptsächlich ökonomisch bedingt. Möglicherweise hängt das mit einem eigenen primär materialistischen (linken) Weltbild zusammen, in dem kulturelle Vorlieben weniger stark als Motiv und Antrieb vorkommen.
Meines Erachtens ist es gerade so, dass sich viele AfD-Wähler trotz eigener guter oder zumindest befriedigender materieller Verhältnisse für diese Partei entscheiden. Dass der typische AfD-Wähler ein materiell und finanziell abgehängter Zeitgenosse sei, ist ein längst widerlegtes, aber dennoch beliebtes Narrativ ihrer Gegner, das aber an der Wirklichkeit vorbeizielt. Dies, wie schon gesagt, vermutlich deshalb, weil sowohl die neoliberalen als auch die linken Gegner der AfD selbst primär in materialistischen Kategorien denken.
Ebenso ist es ein BEWUSST irreführendes und falsches Narrativ, die AfD als primär neoliberale Partei anzusehen. Das galt vielleicht 2013, 2014 in der Zeit von Lucke, Henkel und Starbatty, doch ist diese Sicht längst überholt. Würde die AfD neoliberale Positionen bedienen, würde sie gerade von neoliberalen Kräften nicht so gehasst werden!! Natürlich ist die AfD für den Kapitalismus, aber sie lehnt dessen globalistische Auswüchse ab.
Wenn dieses Narrativ einer angeblich neoliberalen AfD trotzdem weiter bemüht wird, so nur aus dem durchsichtigen Grund, mögliche von links kommende Unterstützer abzuschrecken.
—
Die Wahrheit ist, dass dem typischen AfD-Wähler die kulturelle Überfremdung des Landes durch Einwanderung, die Überstülpung unsinniger Ideen und Ideologien, die Arroganz der Mächtigen, die Missachtung von eigenen kulturellen Werten und Traditionen, die unübersehbare Verwahrlosung der Innenstädte, der erschreckende Rückgang der Sicherheit im öffentlichen Raum, der Niedergang des Bildungssystems, sowie das Nicht-mehr-funktionieren ganz normaler Dinge des gesellschaftlichen/staatlichen Lebens viel bitterer aufstoßen als finanzielle Dinge. Der AfD-Wähler empört sich über den Verlust an Heimat.
Es geht nicht so sehr ums Geld.
Die AfD-Wähler sind die “Someones”, die sich gegen die Anmaßungen und die Feinderklärung der “Anyones” empören.
In gewisser Weise ähneln die AfD-Unterstützer den Revolutionären von 1848, denn die Fürstenhäuser von damals waren ja auch international aufgestellte “Organisationen”.
—
Zu ergänzen ist, dass im Bereich der Wirtschaft und der Unternehmen hinter dem AfD-Aufstieg der Interessenunterschied zwischen einerseits eher national aufgestellten Mittelstandsunternehmen (vom Dachdeckermeister bis zu “Müller-Milch”) und andererseits eindeutig globalistisch orientierten Großunternehmen steht. Naheliegenderweise setzten sich hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten die mächtigeren Kräfte durch.
Hast du den Text überhaupt gelesen? Wo wird im Artikel erklärt, die AfD sei wegen “hauptsächlich ökonomischer” Argumente beliebt?
@ gen
Ich habe ihn sogar ziemlich gründlich gelesen. Vielleicht haben Sie ihn zu flüchtig gelesen? Manches ergibt sich aus dem Zusammenhang und durch Textanalyse .
Kann mich übrigens nicht erinnern, dass wir schon beim “Du” sind.
—-
Wenn Herr Schuster zu seinem Thema „Was die AfD will” auf negative Begleiterscheinungen der Elitenpolitik hinweist, die für den AfD-Erfolg eine Rolle spielen, so nennt er wirtschaftliche bzw. materielle Dinge:
– höhere Besteuerung (“Belastung der Einkommen von breiten Schichten”)
– Geldentwertung (“inflationäre Preise”)
– gestiegene Energiepreise
– Konkurrenz durch Migranten im Niedriglohnsektor (“Zugriff des Kapitals auf Billigarbeiter anderer Staaten”)
Dann fasst er zusammen:
„All das summiert sich derzeit in einer Rezession und liefert der AfD das Anschauungsmaterial ihrer Krisendiagnose.“
Das ist natürlich alles nicht falsch und spielt auch eine Rolle, aber es beantwortet die eingangs gestellte Frage – “Was die AfD will” – nur teilweise und vernachlässigt anderes.
Auch der folgende Satz …
“Diese Absage und das Gegenprogramm [der AfD] beinhalten eine verwegene Vorstellung: Der Staat soll eine völkische Nützlichkeit des nationalen Kapitalismus herbeiregieren.”
… zeigt, dass es der AfD nach Meinung von Herrn Schuster vorrangig um materielle Dinge geht.
—
Keineswegs so eindeutig wie viele glauben, ist außerdem die pauschale Annahme, dass die AfD so eindeutig „deutsch-völkisch“ sei …
„Nur den Deutschen als Gliedern eines Volksganzen, denen dies idealtypisch wie eine Natureigenschaft anhaftet, steht es zu, ihre Erwerbs- und sonstigen Interessen anzumelden und Berücksichtigung zu fordern.“
… denn es gibt doch zunehmend Migranten, die zur AfD tendieren … !
https://www.welt.de/politik/ausland/plus250145214/Politikverdrossenheit-unter-Deutschtuerken-Vielleicht-waehle-ich-bald-AfD.html
und
https://www.focus.de/panorama/unterstuetzung-fuer-rechtsaussenpartei-migranten-sind-frustriert-ueber-asylpolitik-und-bekennen-wir-waehlen-afd_id_259604328.html
und
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-warum-muslimische-migranten-die-partei-waehlen-wollen-19134078.html
Sehr geehrter Herr Wirth,
wenn es dem Inhalt der Debatte zuträglich sei, dann bleiben wir natürlich beim Sie, bevor sich da noch ein moralisches Empfinden von sachlichen Argumenten überrumpelt fühlt.
Wie definieren Sie nun aber “materielle Dinge”? So weit gefasst (und anfangs sprachen Sie ja davon abweichend speziell von “hauptsächlich ökonomisch”) trifft das Urteil dann ja wohl auf jede Partei.
Mit “Krisendiagnose” meint der Autor (das ist zugegeben in dem Satz nicht deutlich) nicht Wirtschaftskrise, sondern Staats- bzw. Gesellschaftskrise. Die AfD unterscheidet sich als national-radikale Partei von den meisten anderen etablierten Parteien dadurch, dass sie meint, der Staat würde grundsätzlich den Bach runtergehen – und nicht bloß durch ein paar Fehlgriffe in der Politik etwas in die falsche Richtung gehen.
Wenn die Überschrift des ersten Absatzes lautet “Unser Land zuerst!” macht Schuster deutlich, dass das Programm der AfD nicht darauf ausgelegt ist, den privaten Materialismus aller oder bloß den wirtschaftlichen Erfolg zu bereichern, sondern zuallererst die Macht des Staates im Blick zu haben – und das versucht sie eben etwas anders als die etablierten Demokraten. Also es geht der AfD wie jeder Partei um den Materialismus des Staates, aber eben mit einem eigenen Programm.
Das letzte Zitat bestätigt noch einmal, dass es umgekehrt ist (als “hauptsächlich ökonomisch” zu argumentieren):
“Diese Absage und das Gegenprogramm [der AfD] beinhalten eine verwegene Vorstellung: Der Staat soll eine völkische Nützlichkeit des nationalen Kapitalismus herbeiregieren.“
Die AfD will auch Wirtschaftswachstum, aber nur, wenn das über völkische Nützlichkeit passiert.
Nein, die “neoliberalen als auch die linken Gegner der AfD” nehmen einfach die Wahlergebnisse zur Kenntnis, die sich in verschieden wohlhabenden Wahlkreisen bzw. eben Wohngegenden ergeben haben. Dafür braucht man nicht einmal eine Wahlanalyse der ARD.
In meiner alten Heimatstadt, einer Großstadt in Sachsen-Anhalt, in der meine Mutter noch lebt, gibt es vier Landtagswahlkreise. In zwei davon erhielt die AfD im Jahre 2021 deutlich über 20% der Stimmen (21% und 24%). Das sind die Wahlkreise, in denen Plattenbauten dominieren und die niedrigsten Mieten gezahlt werden.
Im wohlhabendesten (nach Ostmaßstäben) der vier Wahlkreise, dem in der nördlichen Altstadt, kam die AfD nicht einmal auf 10%.
In den abgehängten Kleinstädten der Umgebung ist wird die Verbindung zur wirtschaftlichen Lage noch deutlicher.
Sie können sich doch nicht einfach über die nachweisliche Tatsache hinwegsetzen, dass die AfD bei der letzten Bundestagswahl im Westen auf 8,2% der Stimmen kam, im deutlich ärmeren Osten dagegen auf 20,5%. Dieselbe Tendenz gilt für die aktuellen Umfragen.
@Besdomny
Was Sie schreiben, muss kein Widerspruch zu meinen Gedanken sein.
Ich habe außerdem auch nicht behauptet, dass die Mehrheit der Wohlhabenden und jener, die sich mit der Ideologie des System angefreundet haben, die AfD wählen.
Ich habe lediglich behauptet, dass es der Mehrheit der AfD-Wähler wirtschaftlich nicht so schlecht geht und dass es zweitens längst nicht nur ökonomisch-materielle Motive sind.
Der Umstand, dass viele Bürger in der ehem. DDR heute die AfD wählen, hängt auch damit zusammen, dass sie in geringerem Maße von westdeutscher Multikultiideologie und den “Werten” der Lifestylelinken geprägt und durchdrungen sind und sich auch ein wacheres Gespür für staatzliche Anmaßungen bewahrt haben. Was der Westdeutsche bereits resigniert und bloß noch leise murrend hinnimmt, das regt den Ostdeutschen noch auf.
Von “multikultureller Gesellschaft” wird doch auch im Westen Deutschlands erst seit den frühen 1990-er Jahren geredet. Die deutsche Wikipedia gibt Ende der 1980-er Jahre an:
“Das politische Schlagwort multikulturelle Gesellschaft wird sowohl deskriptiv als auch normativ verwendet.[1] In Deutschland wurde der Begriff in der öffentlichen Diskussion um die Einwanderungspolitik Ende der 1980er Jahre bekannt. …”
https://de.wikipedia.org/wiki/Multikulturelle_Gesellschaft
In den 1980-er Jahren wurde auch im Westen noch von “Gastarbeitern” gesprochen und nicht von “multikultureller Gesellschaft”. Als sich Günther Wallraff 1983 als Türke verkleidete (“Ganz unten”), da verkleidete er sich als “türkischer Gastarbeiter” (siehe Klappentext des Buches).
Die gesamte Diskussion im Westen (der Osten hatte ja ohnehin nix zu sagen) über Einwanderung, multikulturelle Gesellschaft, Asylrecht, Parallelgesellschaften, Gastarbeiter, “Überfremdung” etc. fand in den 1990-er Jahren statt – “als wir schon dabei waren”.
Im Jahre 1999 führte Roland Koch eine CDU-Unterschriftenaktion an gegen die Einführung der Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft durch die gerade erst gewählte Rot-Grüne Bundesregierung.
https://de.wikipedia.org/wiki/CDU/CSU-Unterschriftenaktion_gegen_die_Reform_des_deutschen_Staatsb%C3%BCrgerschaftsrechts
Das (erste) Zuwanderungsgesetz/Einwanderungsgesetz der rot-gründen Regierung stammt gar erst von 2004!
https://de.wikipedia.org/wiki/Zuwanderungsgesetz
Ja, im Westen gehörten Menschen aus Südeuropa schon länger zum “Straßenbild” als im Osten. Aber nicht wegen einer “Multikulti-Ideologie”, sondern weil das westdeutsche Kapital nach Arbeitskräften verlangte.
Und als im August 1961 die Mauer gebaut worden war und damit der eingeplante (!) Zustrom an Arbeitskräften aus der DDR versiegte, da schickte das westdeutsche Kapital umgehende die Bundesregierung in die Türkei, um Türken anzuwerben! Nur zweieinhalb Monate nach dem Mauerbau, nämlich am 30. Oktober 1961, wurde das “Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei” unterzeichnet!
https://de.wikipedia.org/wiki/Anwerbeabkommen_zwischen_der_Bundesrepublik_Deutschland_und_der_T%C3%BCrkei
Hören Sie mir bitte auf mit “Ideologie”. Natürlich geht’s zunächst einmal um materielle Interessen.
P.S.
Das westdeutsche Kapital hat während der Teilung Millionen von Arbeitskräften aus dem Ausland angeworben und während dessen haben die westdeutschen Ideologen (! hier passt es) über den Arbeitskräftemangel in der DDR gelästert und diesen auf die “Misswirtschaft” geschoben. Im nachhinein ist es fast schon lustig.
Werde mich vielleicht später noch zu dem Artikel in toto auslassen, aber zunächst einmal hierzu:
Ganz wichtiger Punkt.
Man sollte zudem nicht vergessen, dass es schon im NS-Staat neben den bekannten Zwangs-auch Gastarbeiter gab; Ausländer, die ihre Ware Arbeitskraft auf (mehr oder weniger) freiwilliger Basis der deutschen Kriegswirtschaft verkauften, welche enormen “Fachkräftemangel” aufwies. (Und natürlich ist der “Gastarbeiter-Begriff” an sich viel älter – bereits Benito M. aus D. war ja “Gastarbeiter”).)
Zu den NS-Gastarbeitern noch ein sachdienlicher Hinweis aus der ZEIT:
Und die “Multikulti-Ideologie” wird m.E. in den letzten Jahrzehnten benutzt, um die materiellen Interessen zu verschleiern. Sie ist sozusagen der “Überbau”, wenn der Begriff hier passen sollte.
Das Kapital verlangt immer nach (billigen) Arbeitskräften. Wo sollte sonst der Profit herkommen? Und wenn die im eigenen Land zu teuer sind, dann holt man sie aus dem Ausland. Das war zu allen Zeiten so – im Kaierreich, bei Hitler und in der Bonner Republik.
Und auch wenn der eigene Staat nicht mehr fähig ist die Menschen ausreichend auszubilden, dann bedient man sich gern im Ausland mit gut ausgebildeten Fachkräften. Das ist der Vorteil von Staaten, in denen sich viel (privates) Kapital angesammelt hat. Und dass sich der Industrie-Kapitalismus in Deutschland entwickeln konnte, dafür hatte Bismarck gesorgt – ganz ähnlich wie das heute die KP Chinas gemacht hat, nur mit dem Unterschied, dass sich die Politik in China nicht vom Kapital führen lässt, wie das in liberalen Demokratien üblich ist.
“Müller-Milch” aka Unternehmensgruppe Theo Müller S.e.c.s. (UTM) ist ein Lebensmittel- und Logistikkonzern mit Sitz in Luxemburg (Stadt) und mit weltweit mehr als 32.000 Mitarbeitern.
Zur Unternehmensgruppe gehören Müller Dairy (UK) Ltd, Müller Wiseman Dairies und Müller Italien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensgruppe_Theo_M%C3%BCller
Ich habe in den 1990-er Jahren mal eine zeitlang für ein eher kleines britisches Familienunternehmen in UK gearbeitet, das auf Asbestanalytik auf Baustellen spezialisiert war und in den Jahren der Asbestsanierung seinen Schnitt gemacht hat. Wissen Sie, was mir meine “Arbeitgeber” bereits nach wenigen Monaten, nachdem sie sich von meinen “deutschen Tugenden” überzeugt hatten, vorgeschlagen haben? Für sie in Deutschland eine Filiale aufzumachen.
Auch jeder Kleinkapitalist träumt von Expansion, wenn der Laden gut läuft. Das liegt in der Natur der Sache. Denn erzielter Gewinn ist auch für den Kleinkapitalisten nur der Hebel um noch mehr Gewinn zu machen, sei’s durch Erweiterung im angestammten Geschäftsbereich oder Expansion in neue Geschäftsbereiche. Und natürlich auch ins Ausland.
Insofern sind Ihre “eher national aufgestellten Mittelstandsunternehmen” letztlich einfach weniger erfolgreiche Unternehmen.
Strikt “national aufgestellte Unternehmen” gab’s im Realsozialismus.
@ Besdomny
Stimmt:
“Auch jeder Kleinkapitalist träumt von Expansion, wenn der Laden gut läuft.”
Klar, die wollen auch Profite machen.
Okay – und?
Das ändert nichts an dem von mir genannten Zusammenhang und man muss bei der Gesamtheit der Unternehmen unterscheiden zwischen solchen, die heute profitieren und solchen, die – warum auch immer – nicht profitieren. Die in Schusters Artikel zitierten Wirtschaftsvertreter sprechen eben eher für die Profiteure der heutigen Politik und/oder sie trauen sich nicht, sich politisch unkorrekt zu äußern.
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Abgesehen davon läuft die katastrophale Wirtschaftspolitik dieser Regierung ja auf faktische Deindustrialisierung hinaus, sodass auch deswegen aus den Reihen der mittelständischen Wirtschaft die AfD-Unterstützung zunehmen muss. Betriebsverlagerungen (“Miele”) und Produktionsaufgaben (z.B. energieintensive Unternehmen wie z.B. “Goodyear”, die Reifen herstellen) oder die “ganz normale” Insolvenz oder Geschäftsaufgabe der vielen, vielen kleineren Läden, Firmen und besonders der Betriebe des Gastgewerbes, die es nicht in die “Tagesschau” schafft.
@ Wolfgang Wirth:
Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen, dass der AFD-Wähler diese Partei nicht immer hauptsächlich aus ökonomischen Gründen oder aus einer ökonomisch prekären Lage heraus wählt. Aber diesen Teil gibt es eben auch, wie Besdomny ganz gut dargestellt hat. Wie groß der ist gegenüber dem anderen Teil ist, darüber kann man freilich streiten.
Es gibt ja auch den Teil AFD-Wähler, denen es wirtschaftlich noch ganz gut geht, die aber Angst (manchmal eine irrationale) vor dem Absturz haben. Der dürfte auch nicht allzu gering sein und hier muss man zumindest auch teilweise ökonomisch bedingte Gründe feststellen.
Aber natürlich gibt es auch den Teil, der sich hauptsächlich gegen “Überfremdung” richtet oder auch der eher kulturkämpferisch motiviert ist. Und nicht zu vergessen den Haufen strammrechter, völkischer Wähler, von deren Potential die AFD natürlich auch profitieren möchte und die hier und da auch durch ein paar “kernige Aussagen” gefüttert werden wollen (die man dann nachher nicht so gemeint hat).
Insgesamt eine recht heterogene Gruppe, deren wirtschaftspolitische Vorstellungen, so sie denn überhaupt welche haben, ebenso heterogen sind. Dem muss die AFD natürlich Rechnung tragen in dem sie bei ihren wirtschaftspolitischen Aussagen nicht allzu eindeutig wird. Dementsprechend gibt es zur Wirtschaft in der AFD zum Teil widersprüchliche Ausagen, von einem sehr wirtschaftsliberalem, libertären Flügel, der wie Sie richtig sagen, seit Meuthens Ausscheiden sehr geschwächt ist, bis hin zum Höcke-Flügel, der sich ausdrücklich gegen alles Neoliberale wendet und sich einen deutlich sozialeren Anstrich zu geben versucht.
Im Pateiprogramm der AFD ist der Witschaftsteil sehr knapp gehalten und beschränkt sich im Wesentlich darauf eine soziale Marktwirtschaft im Sinne von Ludwig Erhard zu propagieren.
Nun, kaum einer hat was gegen soziale Marktwirtschaft im Sinne von Ludwig Erhard und praktisch jeder hat etwas gegen Neoliberalismus. Es gibt kaum einen Wähler, der eine Partei wählen würde, die sich offen neoliberal nennt.
Von daher kann man nicht wirklich wissen wohin die AFD wirtschaftlich steuern würde, wenn sie denn mal das Steuer in die Hand bekäme.
Es würde aber auf jeden Fall “nationaler” werden. Neoliberal könnte es aber trotzdem sein, denn Neoliberalismus ist nicht zwingend globalistisch, auch wenn das heute die Regel ist. Es gibt auf jeden Fall noch immer genügend libertäre Tendenzen in der AFD. Selbst der bekennende Höcke-Fan Mayestic hat mir hier im Forum nicht wiedersprochen (was er sonst immer getan hat) als ich ihn einmal national-libertär genannt habe, denn Mayestic hat wirklich eine Menge sehr libertärer Aussagen hier verfasst.
Die Vorstellung einen Ludwig-Erhard-Kapitalismus mit sozialer Marktwirtschaft wieder hinzubekommen, wirkt auf mich immer ein wenig befremdlich. Das kommt mir vor wie wenn man die Zahnpasta wieder zurück in die Tube kriegen möchte. Man hat den Kapitalismus so einfach nicht verstanden. Das geht so einfach nicht, dafür sind die zerstörerischen Dynamiken des weltweiten Kapitalismus zu weit fortgeschritten. Dieses Räderwerk lässt sich nicht so einfach aufhalten und zurückdrehen auf eine sozial verdauliche Sorte, sowieso nicht für einen Staat in der Mitte von Europa.
Am Ende, so denke ich, muss man das Räderwerk zerstören oder es sich selbst zerstören lassen und eine gänzlich neue Wirtschaftsform erfinden und schauen, dass zwischendurch die Welt nicht völlig im Chaos versinkt… Aber das ist ein weites Feld.
Höcke ist in der Tat _nicht_ vor allem ökonomisch motiviert. Seine sozialpolitischen Konsessionen, die er macht, dienen aber wohl vor allem der Stärkung des “Volkskörpers”. Hier liest man schon mal das Schlagwort “Sozialpatriotismus”.
Abgesehen davon wie rechtsextrem man ihn nun bezeichnen will – darüber will ich mich gar nicht streiten – finde ich den vor allem unerträglich pathetisch und sentimental. In der Tat ein Romantiker, der mit seinen Füßen nicht wirklich fest auf dem Boden steht.
Er erinnert mich immer an den Konrektor meiner Schule, als ich in der Oberstufe war. Der war eigentlich Mathematiklehrer, nahm sich aber “die Freiheit” den etatmäßigen Geschichtslehrer für zwei Doppelstunden mit anderen Aufgaben zu betrauen und für meine 12. Klasse den Geschichtsunterricht über das Ende der Nazizeit zu übernehmen. Er war ein strammer Rechtskonservativer, jedoch leidlich fair als Lehrer. Aber sein Geschichtsunterricht war wirklich schrecklich, eben voller Pathos und Sentimentalität, sehr gefärbt von seinen Erfahrungen als Junge im Breslau vom Januar 1945. Es endete damit, dass er sehr tränenvoll von seiner und seiner Familie Flucht aus Breslau berichtete. So schlimm dies war und so verständlich der Schmerz Jahrzehnte später noch immer sein mag, im Unterricht hatte das wirklich nichts zu suchen – und entsprechend befremdet waren wir Schüler danach auch.
Daran stören sich nicht nur die AFD-Wähler, sondern wohl fast alle Anderen auch, würde ich mal vermuten.
Jetzt fangen Sie aber wirklich an die AFD zu idealisieren 😉
@ Two Moon
Hallo,
ich kann Ihrer Sicht weitgehend zustimmen. Und es ist ja auch nicht so, dass ich bei AfD-Wählern materielle Interessen völlig verneine. Insofern hat mich @ Besdomny etwas überinterpretiert. Das spielt auch eine Rolle, aber eben keineswegs die alleinige und auch nicht die Hauptrolle.
Zu Höcke:
Dass er sich teils etwas pathetisch ausdrückt, würde ich auch sagen. Seine Ablehnung neoliberaler Globalisierung sehen wir beide gleichermaßen.
Die Formulierung „Sozialpatriotismus“ finde ich sehr gelungen. Stammt das Wort von Ihnen oder von ihm?
Zu Majestyk:
Ja, er zeigte auch libertäre Züge, und da war ich mit ihm nicht unbedingt einer Meinung. Bezogen auf die Mitglieder der AfD ist es sehr schwer zu bestimmen, wie verbreitet bei ihnen solche libertären Ansätze sind. Allgemein gesagt, dürften sie in den westdeutschen Landesverbänden etwas häufiger sein als in den ostdeutschen.
Zur Wählerschaft der AfD:
Ich zitiere hier mal einen Ausschnitt aus einer Seite der “Bundeszentrale für Politische Bildung” von 2022, wo man sich allerdings auch bloß auf eine ältere Studie beruft.
https://www.bpb.de/themen/parteien/parteien-in-deutschland/afd/273131/wahlergebnisse-und-waehlerschaft-der-afd/
“Bezogen auf die Sozialstruktur der AfD-Wählerschaft kommen die vorliegenden Untersuchungen zu teilweise disparaten Befunden, was darauf hindeutet, dass monokausale Erklärungsversuche hier zu kurz greifen. So führen z.B. weder eine hohe Arbeitslosenquote noch ein höherer Ausländeranteil per se zu einer größeren Wahlbereitschaft der AfD. Im Westen scheint die AfD vor allen dort zu punkten, wo die Wähler ein unterdurchschnittliches Haushaltsaufkommen aufweisen und/oder einer Tätigkeit in der Industrie nachgehen. Im Osten ist sie in ländlichen Regionen stark, die unter Abwanderung leiden und ökonomisch abgehängt zu werden drohen. Arbeiter und Arbeitslose sind unter den Wählern zwar überdurchschnittlich vertreten, machen aber nur ein Viertel der AfD-Gesamtwählerschaft aus, während die übrigen drei Viertel auf Angestellte, Beamte und Selbständige entfallen. Auch bei den formalen Bildungsabschlüssen dominieren die mittleren Ränge (Niedermayer / Hofrichter 2016).”
Zum Zuspruch zur AfD aus der Mittelschicht auch hier:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rechtspopulismus-studie-viele-afd-waehler-aus-unterer-mittelschicht.8779fa74-edbc-41ae-b5f4-4b26077c8727.html
oder
https://www.welt.de/politik/deutschland/article154899202/Die-AfD-ist-eine-Partei-der-Besserverdiener-und-Gebildeten.html
Eine etwas andere Sicht wird hier deutlich …
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/09/afd-studie-potsdam-zuspruch-stabil.html
… was allerdings auch damit zusammenhängen dürfte, dass es meiner Erfahrung nach eher links stehenden Sozialwissenschaftlern ziemlich schwer fällt, etwas anderes wahrzunehmen als sie sehen wollen …
Mein Frau ruft schon, muss aufhören.
Ich hoffe, die runde Geburtstagsfeier Ihrer Frau war ein schönes Erlebnis.
Das Begriff „Sozialpatriotismus“ stammt von Höcke. Manchmal nennt er es auch “solidarischen Patriotismus”.
Was die Zusammensetzung der AFD-Wählerschaft sind wir uns ja jetzt einig.
Die Überschrift auf ihrem zweiten Link: “Viele AfD-Wähler aus unterer Mittelschicht” betont ja auch noch einmal meine Einschätzung, dass es hier auch einen Teil gibt, der Angst vor dem Abstieg von der Mittel- in die Unterschicht hat.
Ja, danke, die Geburtstagsfeier meiner Frau war durchaus gelungen und bei weitem feucht-fröhlicher als wir das erwartet hatten.
Och da wird sich Frau Weidel aber freuen. So ein zuckersüßes Cleanwashing hätte in ihrer Partei niemand hinbekommen.
Fangen wir an: niemand profitiert so von der EU wie Deutschland, denn da gehen die meisten Exporte hin. Was dann weg wäre und die obendrein starke D-Mark würde dem Export den Rest geben. Von ihrem nationalistischen Ansatz her müsste die AfD für Erneuerbare sein, denn die erlauben eine weitgehende Autarkie. Das aber würde ihre Geldgeber verärgern, die die Abhängikeit von Öl, Gas, Kohle und Uran beibehalten wollen. Es ist mit Projekten wie Hinkley C zu rechnen, wo man 100 Millarden für einen Reaktor verheizt, der nie ein Kilowatt Strom erzeugen wird.
Die Nationalen könnten sich ja nützlich machen, indem sie nach russischem Vorbild Blackrock verbieten. Hedgefondes dürfen dort nicht arbeiten und sie verdienen dort keinen Rubel. Da nun Blackrocks Wirken durchweg als negativ eingeschätzt wird, wäre diese wünschenswert. Aber genau da kommt nichts. Was auch, bei einem Vorstand, der zum großen Teil in der Hayek-Gesellschaft Mitglied ist. Neoliberalismus reinster Qualität.
Och ja, da in Polen fliegt eben ein Überwachungsskandal der vorher regierenden PiS auf. Was nun die gleichzeitige Entdeckung eines Korruptionsnetzwerks übertönt. Nätürlich, die wollten ans Geld, wozu sie das Verfassungsgericht ausschalteten. Um dann auch die Presse gleichzuschalten. Warum erwartet man von der AfD etwas anderes? Die wollt ihr wählen?
Die AfD hat allen Ernstes das Verbot der Antifa beantragt, was dann von allen anderen Parteien abgelehnt wurde. Antifaschismus wäre dann kriminalisiert und das hieße ja wohl, dass Faschist sein zur Pflicht wird. Lange haben sich die Antifaschisten geduckt und die AfD wurde immer frecher. Deshalb sind diese Demonstrationen so wichtig. Das sind zu viele, die da verhaftet werden müssten. Das hat man der AfD hiermit mitgeteilt.
Zitat:”Die AfD hat allen Ernstes das Verbot der Antifa beantragt, was dann von allen anderen Parteien abgelehnt wurde. Antifaschismus wäre dann kriminalisiert und das hieße ja wohl, dass Faschist sein zur Pflicht wird.”
Falsch. Die “ANTIFA” ist in meinen Augen zu einem großen Teil genauso “Feind der offenen Gesellschaft”. Denn wer etwa auf indymedia Straftaten gegen Andersdenkende propagiert, ist eindeutig ein Feind der offenen Gesellschaft.
Der Vorposter hat da feste Haltung, deswegen hab ich mir die Antwort gespart. Die Kurzfassung Deines Beitrags könnte so lauten:
Der Verbotsantrag geht schon in Ordnung, denn wo Antifa draufsteht ist schon lange kein Antifaschismus mehr drin, im Gegenteil.
Ach herrje, linksunten wurde bereits 2017 verboten. Da konnte jeder schreiben und vermutlich waren es Rechte, um das Medium zu diskreditieren. Aber da ist der Staat schnell mit Verboten.
Vergleichen wir mal: letzte Woche sechs Verletze Polizisten in Biberach. Wann gab es das von links? Zig Jahre her.
Und was ist das hier?
https://de.wikipedia.org/wiki/NSU_2.0
Das Verhältnis von Rechts- zu Linksterrorismus ist 1000 zu eins.
Sie wollen doch nicht ernsthaft die kriminellen Schlägerbanden der organisierten „Antifa“ mit Antifaschismus gleichsetzen? Die sich als „Antifa“ aufspielenden Gruppierungen sind das,was die SA in den 1930ern war. Zusammengesetzt zum einen aus dem Bodensatz der Gesellschaft,der für 20€ zu jedem Verbrechen zu haben ist und andererseits aus wohlstandsverwahrlosten Bürgerkids,die in ihrem gelangweilten,inhaltsleeren Leben einen Kick suchen. Diese selbst ernannten „Antifas“ sind nicht anderes als die nützlichen Idioten des globalen Finanzkapitals und werden von Geheimdiensten instrumentalisiert…
Wie sich zur Zeit die antiFa benimmt, ist es der Treppenwitz der Geschichte… Es sind schlicht Faschisten!
Und man muss die AfD nicht mögen um zu sehen, dass andere Parteien, u.a. die Ampelparteien und die CDU/CSU die AfD weit weit rechts überholt hat.
Das heißt aber noch lange nicht dass ich die AfD wähle. Viele Bereiche des Wahlprogramms dieser Partei finde ich schlicht falsch.
Ich werde wahrscheinlich entweder gar nicht wählen gehen oder das Bündnis Sahra Wagenknecht….
Natürlich kann man nicht alle verhaften, die bei den regimetreuen Aufmärschen mitlaufen, Kindermordbefürworter wie “Artur_C” aber schon, dafür würde in einem Rechtsstaat das ganz normale Strafrecht ausreichen.
Wenn ich das mal ohne Deutung und Framing runterbreche:
Die AFD möchte zurück zu mehr nationaler Selbsbestimmung besonders bei wirtschaftlichen Fragen. Da mag man ja als Linker noch so tolle Kapitalismusparolen runterrattern, aber wo hat denn irgend ein linkes Konzept hier funktionierende Antworten, die MIT überstaatlichen Strukturen wie z.B. der EU funktionieren? Die EU ist ja praktisch das zentrale Gefäß globaler Konzerne, um ihre Interessen an den nationalen Parlamenten vorbei in die Länder reinzutragen. Wie will man dagegen vorgehen wenn nicht mit solchen “nationalistischen” Konzepten wie die AFD sie auch im Programm hat? Glaubt irgend ein Linker ernsthaft, dass es innerhalb eines Konstrukts wie der EU besser werden wird? Ganz im Gegenteil sind da praktisch mittlerweile alle Dämme gebrochen, nichts an Maßnahmen ist undenkbar: Arzneimittelkontrolle -> Tonne, Überwachungswahnsinn, Zensur, digitale Zentralbankwährung, etc. pp… wenn ich an dystopische Ideen denke, dann steht da im Moment die EU immer ganz weit vorne in der Reihe!
Ich empfinde die ganzen ideologischen Tächtelmächtel seit Jahren, als einen Fliegenschiss.
Das letzte was einer Fliege durchs Hirn schiesst, ist der Arsch beim Aufprall auf der Windschutzscheibe.
Ein Staat existiert von Einnahmen und wenn z.B. Energieträger sabotiert werden, hat jede Wirtschaft ein Problem!
Ein Staat braucht gesunde und gebildete Bürger, wenn z.B. Corona die Bürger langjährig Krank macht fallen etliche aus, auch mit der Folge das die Bildung gestreckt wurde.
Ein Staat benötigt für sein stattliches handeln Souveränität.
Seit der Existenz der ‘EU’, übertrugen ihre Mitglieder peau a peau ihre Souveränität an die Supranationale Entität ab.
Dann existiert in der gesamten EU ein Spielchen namens Partei und auch hier ist im Bezug auf die angeblichen ideologischen Strukturen, nur eines zu erkennen, die überwiegende Mehrheit zieht mit! Es wurde leider bis nicht heute mitgeteilt, mit WEM die Mehrheit mitzieht.
Die brdgmbh lässt nur Parteien zu, die im Interesse für den zu repräsentantierten Staat ist.
Selbst wenn eine neue Partei gewählt wird, wird die dann mit dem BK Bekanntschaft machen.
Oder weshalb hat jede bzw. fast jede ihre ideologischen Inhalte verloren?
Der ganze Schwall vom parteiengrossklotz, lenkt von der eigentlichen Struktur innerhalb dem ehemaligen deutschen Reich ab.
Nein und nochmals nein, ich bin kein reichsbürger, sondern jemand der versucht den Mist zu analysieren.
Was sind denn Neurechte? Was sind denn dann die Altrechte? Die NSDAP und SED kann es nicht sein, denn das waren Linke.
Die NSDAP war links? Wie bitte? Wo siehst du das? Weil Sozialismus im Namen haben?! Das ist der gleiche Schwachsinn, dass die Grünen grüne Politik machen würden. Tun die kein Stück… Deren Kriegstreiberei ist die Umweltzerstörung Ńummer eins und machen diese zur tiefbrauen Partei…
Nana, so wenig Gemeinsamkeiten haben nationaler und internationaler Sozialismus gar nicht, insbesondere die diktatorische Implementierung eint mehr als alles andere.
Ein Hauptaugenmerk linker Politik ist das gleichmachen der Menschen. Je nach Ausprägung mehr oder weniger!
Und das willst du doch nicht ernsthaft der NSDAP zuordnen?
Also erzähl nicht so einen komplett hanebüchenen Unsinn…
Und btw: Es gibt sogar einen Extremismus der (politischen) Mitte… Die sind totalitär bis in die Hutspitze! Und die NSDAP/Hitler würde ich Mitte-Rechts einordnen… Allerdings absolut autoritär!
Nur das verstehen nur wenige, weil ganz viele nur Schwarz-Weiß-Denken können.
“Absolut autoritär” zweifellos. Das mit dem gleichmachen auf “Nation” eingeschränkt, und Du siehst wahrscheinlich schon was ich meine. Daniela schrieb es als Zitat auf.
“Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Bürgerblock.” Zitat von Joseph G. 1931; und der musste es ja wissen.
@ n.b.
Zur Frage, wie rechts oder wie links die Nationalsozialisten waren, gibt es auch ein sehr interessantes Video des schon verstorbenen und früher sehr renommierten Publizisten Sebastian Haffner (1907 – 1999)
Zu seiner Person:
Er emigrierte aus Nazi-Deutschland nach England.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Haffner
Hier der Link zu erwähnten Video:
https://duckduckgo.com/?q=sebastian+haffner+nationalsozialsten+links+&atb=v332-1&iar=videos&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3Df767vO0gJSA
Zu: “Die NSDAP war links? Wie bitte? Wo siehst du das?”
Schnell mal gegoogelt:
…….. Josef Goebbels in der Parteizeitung der NSDAP „Der Angriff“, die am 06.12.1931 erschien: „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke (…) Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende, nationale Besitzbürgerblock.“ Auch Adolf Hitler erklärte: „Wir sind Sozialisten, wir sind Gegner des heutigen kapitalistischen Wirtschaftssystems (…) und wir sind alle dazu entschlossen, dieses System unter allen Umständen zu zerstören.“
Wer Hitler und Goebbels waren, ist bekannt, ja??
Und was ändert das? Ist es nicht ziemlich belanglos aus welcher politischen Richtung man ein totalitäres System errichtet? Sowohl von rechts als auch von links wurden brutale verbrecherische Regime errichtet, die am Ende Millionen von Menschenleben gefordert haben. Das Verbrechen an sich ist keine Frage von links oder rechts, sondern wie man generell zu den Menschen und ihren Rechten steht.
Fakt ist, dem Altparteienkonglomerat bzw. den Masterminds dahinter, ist mit der syntaktischen Verknüpfung “Hitler=rechts” ein großartiger Coup gelungen. Jetzt ist jeder, der nicht links ist, vogelfrei.
Es ist insofern von Belang als man damit aufzeigt daß autoritäre Linke keinesfalls die Guten sind. “Alle Menschen sind gleich (zu behandeln)” gilt dann natürlich nur für Leute, die sich den großen Plänen beugen. Alle anderen sind (mund)tot zu machen, und wenn das nicht reicht muss notfalls der Teil in den Klammern wegfallen.
Als jemand der Ceausescus Diktatur miterlebt hat sehe ich da vor allem daß die Internationalsozialisten viel mehr Kreide gefressen hatten als die Bande vom Gröfaz.
Ganz kurzes off-topic, bezüglich unserer letzten Unterhaltung: https://www.welt.de/politik/deutschland/article250210452/NRW-CDU-Schulministerin-ruft-Lehrer-zu-Teilnahme-an-Demos-gegen-rechts-auf.html
Die spricht auch von “*unserer* lebendigen Demokratie” in genau dem Sinn den ich erklärte. Leider ist die Schulbildung im Westen in der Hinsicht komplett auf Symbole und weg von Methoden fokussiert worden: Alle fürchten sich vorm Hakenkreuz, aber wenn man genau die gleiche Scheiße mit Regenbogenfahnen oder einer halb geschälten Banane auf der Flagge anzetteln würde merkt keiner was.
WAS ZUR HÖLLE?
Es ist dir bekannt, dass die NSDAP viele deutsche Konzerne erst richtig reich gemacht haben??! Also erzähl keinen Müll…
Er hat allenfalls links geblinkt und dann als erstes alle linken Kräfte ins Lager gesteckt oder gleich umgebracht.
Btw. Ich halte die Grünen und vor allem die Wokies keinesfalls für linke… Sondern schlicht für Faschisten!
https://de.wikipedia.org/wiki/Partei_National_Orientierter_Schweizer
“2020 schlug die Partei mögliche neue Parteinamen wie «Völkisches Erwachen», «Sozialnationale Aktion» oder «Partei Nationaler Sozialisten» vor. Sie bat ihre Mitglieder zudem zur Stellungnahme zur Frage, ob der Nationalsozialismus aus «strategischen Gründen» nicht thematisiert werden sollte”
“Das Parteiprogramm von Dezember 2006[7] der PNOS beinhaltet radikale Änderungen wie die Umwandlung zu einer Meritokratie, die Zivilschutz, Militärdienst oder unspezifischen Arbeitsdienst im Auftrag des Staates als Voraussetzung für Bürgerrechte macht, aber auch Forderungen enthält wie die Vereinheitlichung des Bildungswesens, Freiwirtschaftliche Reformen, die Schaffung einer staatlichen Einheitskrankenkasse, den Ausstieg aus der Atomenergie, bis hin zu ethnopluralistischer Ausländerpolitik und verschärften Tierschutzgesetzen, die die Schächtung verbieten. Ausserdem forderte die PNOS die Aufnahme von Traditioneller Chinesischer Medizin und anderer alternativer Heilmethoden in den Pflichtenkatalog der Krankenkassen.”
Das ist also der Sozialismus der Nationalen!
“Im Februar 2022 gab Gerber die Auflösung der Partei bekannt. Wegen der COVID-19-Pandemie seien Zusammenkünfte ausgeblieben, die Strukturen seien marode und die Partei habe ein schlechtes Image.[32] Am gleichen Tag wurde die Internetdomain aufgegeben.”