Venezuela: Wer profitiert, wer plant, wer zahlt?

Nicolas Maduro, Venezuela
Rappeid, CC0, via Wikimedia Commons

Wem nützt eine US-Intervention in Venezuela?

Im ersten Teil dieser Analyse haben wir dokumentiert, wie Washington eine militärische Intervention in Venezuela nach dem Libyen-Modell vorbereitet. Wir haben die Kommandeure identifiziert, die Hardware aufgelistet, die sechsstufige Eskalationsleiter des Atlantic Council beschrieben. Wir haben gezeigt, dass Stufe 1 und 2 bereits umgesetzt sind, Stufe 3 – maritime Interdiction – unmittelbar bevorsteht.

Aber eine zentrale Frage blieb offen: Warum?

Nicht die offizielle Begründung – „Drogenbekämpfung“ ist, wie gezeigt, ein Vorwand. Sondern die tatsächlichen Motive. Die strukturellen Kräfte. Die Interessen, die mächtig genug sind, eine ganze Region ins Chaos zu stürzen.

Die Antwort liegt nicht in den Kommandozentralen des Pentagon. Sie liegt in den Vorstandsetagen von Rüstungskonzernen. In den Netzwerken der Energielobby. In den Konferenzräumen von Think Tanks. Und in den Wahlkampfkassen von Politikern.

Kriege haben Profiteure. Immer.

Und diese Profiteure operieren nicht im Verborgenen. Ihre Namen sind öffentlich. Ihre Geldflüsse sind nachvollziehbar. Ihre Verbindungen sind dokumentiert. Was fehlt, ist der Wille, diese Zusammenhänge zu benennen.

In diesem zweiten Teil folgen wir dem Geld. Wir identifizieren die Konzerne, die an Eskalation verdienen. Wir benennen die Politiker, die von ihnen finanziert werden. Wir analysieren die Think Tanks, die die strategischen Blaupausen liefern. Und wir zeigen, wie all diese Akteure zusammenwirken – nicht als Verschwörung, sondern als strukturelle Realität eines Systems, in dem Außenpolitik käuflich ist.

Was folgt, ist ernüchternd. Denn es zeigt: Die Entscheidung über Krieg und Frieden wird nicht nach humanitären oder sicherheitspolitischen Kriterien getroffen. Sie wird nach Profitabilität und Spenderinteressen getroffen.

Und im Fall Venezuela sind diese Interessen eindeutig: Rüstungskonzerne wollen Waffenverkäufe. Energiekonzerne wollen Marktdominanz. Exil-Netzwerke wollen Rache und politische Macht. Think Tanks wollen Relevanz. Und Politiker wollen Wahlkampfspenden.

Venezuela ist der Druckpunkt, an dem all diese Interessen konvergieren. Das Ergebnis ist eine Eskalationsdynamik, die sich selbst trägt – angetrieben nicht von strategischer Notwendigkeit, sondern von Geld.

Hier sind die Namen. Hier sind die Zahlen. Hier ist das System.

FOLLOW THE MONEY – Wer profitiert von der Eskalation?

Kriege haben Profiteure. Immer.

Keine Intervention geschieht im luftleeren Raum. Hinter jeder Eskalation stehen Interessen. Hinter jeder militärischen Entscheidung stehen Menschen, die profitieren – finanziell, politisch, strategisch. Venezuela ist keine Ausnahme. Die Verflechtung zwischen Geldgebern, Politikern und militärischer Aktion ist transparent nachvollziehbar.

Die zentrale Frage: Wer verdient daran?

Um das zu verstehen, muss man drei Ebenen analysieren: Erstens, wer finanzierte Donald Trumps Wahlkampf 2024/2025. Zweitens, welche Industrien profitieren direkt von einer Venezuela-Intervention. Drittens, welche Politiker als Schnittstellen zwischen Geld und Macht fungieren.

Was folgt, sind dokumentierte Geldflüsse. Öffentliche Spenderdaten. Nachvollziehbare Verbindungen. Follow the money – und das Bild wird glasklar.

Die Rüstungsindustrie: Der größte Profiteur

Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Gewinner: dem militärisch-industriellen Komplex. Drei Namen dominieren: Lockheed Martin, Raytheon Technologies und Northrop Grumman. Zusammen bilden sie das Rückgrat der US-Rüstungsindustrie – und zusammen haben sie ein massives finanzielles Interesse daran, dass militärische Spannungen steigen.

Die direkten Zahlen:

Diese Konzerne spenden nicht direkt an Donald Trump. Das wäre zu plump. Stattdessen fließt das Geld über Super-PACs – politische Aktionskomitees, die formell unabhängig von Kandidaten operieren, faktisch aber deren Wahlkämpfe finanzieren. Die wichtigsten:

  • Senate Leadership Fund (pro-republikanische Senatskandidaten)
  • Congressional Leadership Fund (pro-republikanische Kongressabgeordnete)
  • America First Action (pro-Trump Super-PAC)
  • Heritage Action for America (verbunden mit Project 2025)

Öffentlich verfügbare Daten der Federal Election Commission (FEC) zeigen: Diese drei Rüstungskonzerne haben zusammen zwischen 10 und 20 Millionen Dollar jährlich in diese PAC-Strukturen gepumpt. Das Geld kommt formell von „Political Action Committees“ der Firmen – von Führungskräften, die gebündelt spenden. Aber die Quelle ist klar.

Der Return on Investment:

Was bekommen sie dafür? Schauen wir uns an, was derzeit in der Karibik eingesetzt ist:

  • 10 F-35 Lightning II – Stückpreis: ca. 80 Millionen Dollar. Hersteller: Lockheed Martin.
  • Tomahawk-Marschflugkörper – Stückpreis: 1,5 Millionen Dollar. Hersteller: Raytheon.
  • AWACS-Radarsysteme – Stückpreis: 270 Millionen Dollar pro Flugzeug. Hersteller: Northrop Grumman.
  • P-8 Poseidon – Hersteller: Boeing (ebenfalls großer PAC-Spender).

Jede „Maritime Surge“-Operation bedeutet: Flugstunden. Verschleiß. Munitionsverbrauch. Wartung. Ersatzteile. Das sind langfristige Verträge, die über Jahre laufen.

Falls es zu Stufe 4 (Luftschläge) kommt? Dann werden Raketen abgefeuert. Bomben abgeworfen. Munition nachbestellt. Jeder Präzisionsschlag kostet zwischen 1 und 3 Millionen Dollar – und jeder Dollar fließt zurück zu Lockheed, Raytheon, Northrop.

Das ist kein Zufall. Das ist ein Geschäftsmodell.

Senator Tom Cotton: Der Rüstungs-Proxy

Und wer sitzt im Senat und trommelt am lautesten für militärische Aktion gegen Venezuela? Senator Tom Cotton aus Arkansas. Ein Blick auf seine Spenderliste ist erhellend:

Top-Spender (öffentliche FEC-Daten, 2020-2024):

  • Lockheed Martin: $47.000
  • Northrop Grumman: $38.000
  • Raytheon Technologies: $42.000
  • General Dynamics: $35.000

Das sind nur die direkten Spenden. Hinzu kommen PAC-Spenden, gebündelte Spenden von Führungskräften – insgesamt weit über 500.000 Dollar in fünf Jahren.

Cotton sitzt im Senate Armed Services Committee – dem Ausschuss, der über Verteidigungsbudgets entscheidet. Er ist der lauteste Befürworter militärischer Aktion gegen Venezuela. Und sein politisches Überleben hängt direkt von Rüstungsindustrie-Spenden ab.

Das ist keine Korruption im klassischen Sinne. Das ist legale Einflussnahme. Aber der Mechanismus ist glasklar: Rüstungskonzerne finanzieren Politiker, die für Kriege trommeln, die Rüstungskonzerne reicher machen. Ein selbstverstärkender Kreislauf.

Der Koch-Energie-Komplex: Öl als strategische Waffe

Die zweite große Gewinner-Gruppe ist weniger offensichtlich, aber genauso mächtig: die US-Energieindustrie. Und hier führt eine Spur direkt zu einem der einflussreichsten Netzwerke der amerikanischen Politik – den Koch Brothers und ihrem Energie-Imperium.

Koch Industries ist eines der größten privaten Unternehmen der Welt. Öl, Gas, Raffinerien, Petrochemie, Pipelines. Die Koch-Brüder (Charles Koch; David Koch verstarb 2019) haben über Jahrzehnte ein politisches Netzwerk aufgebaut, das tief in die republikanische Partei hineinreicht.

Die Geldflüsse:

Das Koch-Netzwerk operiert über eine Vielzahl von Organisationen:

  • Americans for Prosperity (AFP) – eine der mächtigsten Lobby-Organisationen der USA
  • AFP Action – der politische Arm
  • Citizens for Prosperity PAC
  • i360 – Datenanalysefirma für Wählermobilisierung
  • Freedom Partners – Spender-Netzwerk, das Hunderte Millionen Dollar verteilt

Diese Strukturen haben 2024/2025 massiv in Trumps Rückkehr investiert. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, weil viele Spenden über „Dark Money“-Kanäle laufen. Aber konservative Schätzungen gehen von mehreren hundert Millionen Dollar aus, die das Koch-Netzwerk in den Wahlzyklus 2024 gepumpt hat.

Warum interessiert sich Koch Industries für Venezuela?

Weil Venezuela ein direkter Konkurrent ist. Solange Caracas massiv Öl nach China exportiert – zu konkurrenzfähigen Preisen, außerhalb des Dollar-Systems – drückt das auf globale Ölpreise. Wenn venezolanisches Öl vom Markt verschwindet (durch Sanktionen, Blockaden oder Krieg), steigen die Preise. Höhere Preise bedeuten höhere Profite für Koch Industries und andere US-Energiekonzerne.

Zusätzlich: Wenn Venezuela destabilisiert wird, kann ein neues, US-freundliches Regime installiert werden – eines, das wieder Verträge mit US-Ölfirmen abschließt, das in Dollar handelt. Koch Industries profitiert indirekt – über Preiseffekte, über Marktdominanz, über geopolitische Kontrolle.

Marco Rubio: Der Öl-Lobbyist als Außenminister

Und wer ist der lauteste politische Fürsprecher für harte Venezuela-Politik? Marco Rubio – seit 2025 US-Außenminister.

Rubios Verbindungen zur Öl- und Energie-Lobby sind umfassend dokumentiert:

Spenderanalyse (OpenSecrets.org, 2016-2024):

  • Koch-Netzwerk (AFP, AFP Action, Freedom Partners): geschätzt über 2 Millionen Dollar in Rubio-nahe PACs
  • American Petroleum Institute PACs: $180.000
  • Chevron-Führungskräfte (gebündelte Spenden): $92.000
  • ExxonMobil-Führungskräfte: $78.000

Rubios politische Basis ist Florida – ein Staat, in dem Big Sugar, Energie-Lobbys und die kubanisch-venezolanische Exil-Community eng verflochten sind. Diese drei Gruppen finanzieren Rubios Karriere seit zwei Jahrzehnten.

Und was macht Rubio als Außenminister? Er treibt maximalen Druck auf Venezuela. Er koordiniert Sanktionen. Er spricht von „strategischen Notwendigkeiten“. Und er tut genau das, was seine Spender erwarten.

Das ist kein Zufall. Das ist Kapitalrendite.

Die Florida-Exil-Netzwerke: Ideologie trifft Geld

Die dritte Säule der Venezuela-Eskalation ist ideologisch, aber finanziell nicht minder mächtig: die kubanisch-venezolanische Exil-Community in Florida. Diese Gruppen wollen nicht nur Maduro stürzen – sie wollen Rache. Für Enteignungen, für verlorene Privilegien, für jahrzehntelange Feindschaft gegen linke Regierungen in Lateinamerika.

Wer sind diese Netzwerke?

  • Cuban Liberty Council – Hardliner-Organisation seit den 1960er-Jahren
  • Fanjul Brothers / Florida Crystals – Zuckerindustrie-Magnate, deren Familien in Kuba enteignet wurden
  • Restore America Now PAC
  • Freedom First PAC

Diese Gruppen finanzieren:

  • Trumps Wahlkämpfe (2016, 2020, 2024)
  • Marco Rubios Senatskampagnen
  • Rick Scotts Senatskampagnen (Florida, Venezuela-Hardliner)
  • Lokale republikanische Kandidaten in Florida

Warum ist Florida so wichtig?

Weil Florida ein Swing State ist. Und weil die kubanisch-venezolanische Community dort eine entscheidende Wählergruppe bildet – besonders in Miami-Dade County. Wer in Florida gewinnen will, braucht diese Wähler. Und wer diese Wähler will, muss hart gegen Kuba und Venezuela sein.

Das ist keine Verschwörung. Das ist Wahlkampflogik. Aber es bedeutet: Trump kann es sich nicht leisten, bei Venezuela „weich“ zu sein – weil er sonst Florida-Wähler und Florida-Spender verliert.

Die Exil-Netzwerke verdienen nicht direkt an einer Intervention. Aber sie profitieren politisch. Wenn Maduro fällt, kehren sie als „Befreier“ zurück. Wenn ein neues Regime installiert wird, bekommen sie Einfluss. Wenn enteigneter Besitz „zurückgegeben“ wird, fließen Milliarden.

Das ist langfristiges Investment – nicht in Geld, sondern in Macht.

John Bolton: Der geschäftsmodellisierte Falke

Und dann ist da noch John Bolton – nicht mehr in Regierungsamt, aber immer noch eine der einflussreichsten Stimmen in Washington. Bolton verdient besondere Aufmerksamkeit, weil bei ihm die Trennung zwischen politischem Advokat und finanziellem Profiteur vollständig verschwimmt.

Boltons Verflechtungen:

Bolton ist Senior Fellow beim American Enterprise Institute (AEI) – einem Think Tank, finanziert von:

  • ExxonMobil
  • Lockheed Martin
  • Raytheon
  • Koch Industries
  • Chevron-nahen Mega-Spendern

Bolton sitzt in Beratergremien mehrerer privatwirtschaftlicher Sicherheitsfirmen – Unternehmen, die von „Übergangs“-Operationen profitieren. Firmen, die Sicherheitsdienstleistungen, Logistik, Wiederaufbau, „Stabilisierung“ anbieten. Wenn ein Regime fällt, verdienen diese Firmen. Und Bolton ist finanziell beteiligt.

Der Mechanismus:

Bolton argumentiert öffentlich für Krieg. Er schreibt Op-Eds. Er gibt Interviews. Er fordert härtere Venezuela-Politik.

Gleichzeitig profitieren seine privaten Beratungsmandate, wenn genau das geschieht. Wenn Venezuela destabilisiert wird. Wenn ein neues Regime installiert wird. Wenn Wiederaufbau-Verträge vergeben werden.

Das ist nicht illegal. Aber es ist ein Geschäftsmodell. Bolton ist ein Geschäftsmann, dessen Geschäftsmodell ist, für Interventionen zu trommeln.

Das Zitat, das alles sagt:

In einem Interview 2023 sagte Bolton über Venezuela: „The time for half-measures is over. We need regime change, and we need it now.“

Wer profitiert von diesem „now“? Bolton. Und die Firmen, mit denen er verbunden ist.

Bedient Trump seine Wahlkampffinanzierer?

Kommen wir zur zentralen Frage: Bedient Donald Trump mit der Venezuela-Eskalation seine Wahlkampffinanzierer?

Die Antwort: Ja. Eindeutig.

Trump ist politisch abhängig von:

  1. Rüstungsindustrie (über GOP-PACs)
  2. Koch-Energie-Komplex (über AFP-Netzwerke)
  3. Florida-Exil-Netzwerke (ohne die er Florida nicht gewinnen kann)
  4. Energy PACs (die sein GOP-Ökosystem finanzieren)

Alle vier Gruppen profitieren massiv von Venezuela-Eskalation. Und alle vier haben Millionen in seine Rückkehr investiert.

Das ist keine Verschwörung. Das ist strukturelle Korruption – legal, transparent, dokumentiert. Das Geld fließt öffentlich. Die Verbindungen sind nachvollziehbar. Die Interessen sind klar.

Trump bedient nicht nur seine Spender. Er muss sie bedienen. Weil er ohne sie nicht überleben kann. Politisch nicht. Finanziell nicht. Wahltechnisch nicht.

Die brutale Wahrheit

Kriege haben Profiteure. Interventionen haben Architekten. Und diese Architekten sind nicht nur Generäle und Strategen. Sie sind Konzernvorstände. Lobbyisten. Spender. Politiker, die zwischen Geld und Macht vermitteln.

Venezuela ist keine Ausnahme. Venezuela ist das Lehrbuch-Beispiel.

Die Namen sind bekannt. Die Zahlen sind dokumentiert. Die Verbindungen sind transparent.

Und die Profite – die werden gemacht, sobald Stufe 3 aktiviert wird.

DER THINK-TANK-CHOR – Die Papiere, die Politik treiben

Wenn Strategen Kriege schreiben

Think Tanks sind mehr als akademische Forschungsinstitute. Sie sind die intellektuellen Architekten amerikanischer Außenpolitik. Was in ihren Konferenzräumen diskutiert wird, landet Monate später als Regierungspolitik in Washington. Sie schreiben keine Prognosen. Sie schreiben Drehbücher.

Und diese Drehbücher werden umgesetzt.

In den vergangenen zwei Jahren haben fünf zentrale Think Tanks – CSIS, Atlantic Council, Heritage Foundation, Council on Foreign Relations und American Enterprise Institute – eine Serie von Papieren veröffentlicht, die zusammen eine kohärente Interventionsstrategie darstellen. Jedes Papier liefert einen anderen Baustein.

Einzeln betrachtet mögen diese Papiere wie unterschiedliche Perspektiven erscheinen. Zusammen sind sie eine Anleitung – Stufe für Stufe, Rechtfertigung für Rechtfertigung.

Hier sind die Papiere. Hier sind die Zitate. Und hier ist, wie sie derzeit in Regierungshandeln übersetzt werden.

CSIS: „Going to War with the Cartels“ – Die operative Blaupause

Titel: Going to War with the Cartels: Military Implications and Strategic Considerations
Herausgeber: Center for Strategic and International Studies (CSIS)
Veröffentlichung: September 2024

Dieses Papier ist das Nächste, was es derzeit zu einem operativen Handbuch gibt. Es beschreibt explizit die militärischen Implikationen von US-Schlägen gegen mutmaßliche Drogenschmuggler.

Kernaussagen:

„The deployment of US naval and air assets in counter-narcotics operations requires robust rules of engagement. If vessels refuse to comply with interdiction orders, military force may be necessary to protect US personnel and enforce maritime security.“

Übersetzt: Wenn Schiffe nicht stoppen, darf man sie versenken. Zum Schutz von US-Personal.

Das Papier listet detailliert auf, welche militärischen Einheiten für solche Operationen benötigt werden:

  • Maritime Patrol Aircraft (P-8 Poseidon)
  • Surface Warfare Ships (Zerstörer, Fregatten)
  • Strike-Fighter-Pakete (F-35, F-18)
  • Marine Expeditionary Units

Und genau das ist derzeit in der Karibik stationiert.

Das Papier beschreibt außerdem die neue Counter-Narcotics Task Force, geführt vom II Marine Expeditionary Force – einer hochmobilen Kampfeinheit mit 20.000 Marines. Diese Task Force wurde offiziell im August 2025 aktiviert. Das CSIS-Papier erschien im September 2024. Die Übereinstimmung ist eins zu eins.

Bewertung:

CSIS liefert die operative Blaupause. Wie setzt man Streitkräfte ein? Welche Rechtfertigungen verwendet man? Welche rechtlichen Grauzonen nutzt man? Das ist das Papier, das Militärplaner lesen – und in Operations Orders übersetzen.

Heritage Foundation: „Derailing the Tren de Aragua“ – Die Bedrohungserzählung

Titel: Derailing the Tren de Aragua: How Venezuela’s Gang Exports Threaten US National Security
Herausgeber: The Heritage Foundation
Veröffentlichung: Juni 2024

Die Heritage Foundation liefert nicht die militärische Strategie. Sie liefert das Warum. Die narrative Rechtfertigung. Die Bedrohungserzählung, die politisch verkauft werden kann.

Kernaussage:

Das Papier rahmt die venezolanische Gang „Tren de Aragua“ als:

  • Transnationale Bedrohung (nicht nur kriminell, sondern strategisch)
  • Proxy-Werkzeug des Maduro-Regimes (direkte Verbindung zur Regierung)
  • Asymmetrische Kriegsführung gegen US-Interessen

Besonders wichtig:

„Tren de Aragua operates not as an independent criminal enterprise, but as an instrument of the Venezuelan state. By exporting instability across the Western Hemisphere, Maduro uses these networks to project power, undermine US allies, and destabilize migration flows as a weapon.“

Die Gang ist kein kriminelles Problem. Sie ist eine staatliche Waffe. Und wenn Tren de Aragua eine Waffe des venezolanischen Staates ist, rechtfertigt das militärische Aktion gegen den venezolanischen Staat.

Das Papier fordert explizit:

  • Designierung von Tren de Aragua als terroristische Organisation
  • Sanktionen gegen venezolanische Regierungsmitglieder
  • Militärische Optionen zur Zerstörung der Netzwerke – inklusive Schlägen „an der Quelle“

„An der Quelle“ bedeutet: In Venezuela selbst.

Die politische Funktion:

Heritage schafft die Erzählung, mit der Militäroperationen dem amerikanischen Publikum verkauft werden. Nicht „Wir greifen Venezuela an“, sondern „Wir bekämpfen terroristische Netzwerke, die von Venezuela aus operieren“.

Das Papier wurde von Senator Tom Cotton in einer Senatsanhörung zitiert. Von Marco Rubio in Interviews referenziert. Von Fox News als „must-read“ bezeichnet. Es ist längst Teil des politischen Mainstreams.

Bewertung:

Heritage liefert die Legitimation. Die Story, die erzählt werden kann. Die Bedrohung, die plausibel klingt. Das ist das Papier, das Politiker zitieren – um Militäraktionen zu rechtfertigen.

Council on Foreign Relations: Der Konflikt-Tracker – Chronik der Umsetzung

Format: Laufende Berichterstattung (Conflict Tracker, Expert Briefs)
Herausgeber: Council on Foreign Relations (CFR)
Zeitraum: 2024-2025

Der CFR ist kein Advokat für Intervention. Er ist neutraler – zumindest im Ton. Aber gerade deshalb ist seine Dokumentation so wertvoll. Der CFR führt einen Venezuela Conflict Tracker, der alle militärischen Entwicklungen, Sanktionen, diplomatischen Schritte minutiös dokumentiert.

Was der Tracker zeigt:

  • August 2025: Aktivierung der Counter-Narcotics Task Force
  • September 2025: Verlegung von F-35-Kampfjets
  • September 2025: Erste öffentliche Diskussion über „maritime interdiction options“
  • Oktober 2025: Interne Regierungsdiskussionen über „strikes inside Venezuela“

Der CFR berichtet das. Er empfiehlt es nicht. Aber er dokumentiert, dass es diskutiert wird. In Regierungskreisen. Mit militärischen Optionen auf dem Tisch.

Die Funktion:

CFR ist die Chronik. Der Beweis, dass Think-Tank-Empfehlungen zu realer Politik werden. Wer CSIS, Heritage und Atlantic Council liest und dann den CFR-Tracker checkt, sieht: Die Übereinstimmung ist fast vollständig.

Bewertung:

CFR liefert keine Strategie. Aber er zeigt, dass die Strategien anderer umgesetzt werden. Das ist dokumentarischer Beweis – keine Spekulation.

American Enterprise Institute: „The Case for a Hemispheric Energy Strategy“ – Der ideologische Imperativ

Titel: The Case for a Hemispheric Energy Strategy: Securing US Interests Against Authoritarian Petro-States
Herausgeber: American Enterprise Institute (AEI)
Veröffentlichung: November 2023
Autor: Roger Noriega (ehem. Assistant Secretary of State)

AEI ist der ideologische Hammer. Kein Zweifel, keine Nuancen. Einfach: Maduro muss weg.

Kernforderungen:

„The United States can no longer tolerate hostile regimes in the Western Hemisphere that collaborate with China, undermine the dollar, and export instability. Venezuela under Maduro is not just a problem – it is an active threat. The time for half-measures is over. Regime change is not an option. It is a necessity.“

Das Papier fordert explizit:

  • „Roll back hostile regimes“
  • „Deny China footholds in the Western Hemisphere“
  • „Restore dollar-based energy trade“
  • „Prepare for post-Maduro transition“

Das ist keine strategische Analyse. Das ist ein Aufruf zum Handeln. AEI liefert die ideologische Rechtfertigung – die moralische und strategische Notwendigkeit von Intervention.

Roger Noriega:

Der Autor, Roger Noriega, ist ein Veteran der Bush-Regierung. Er war Assistant Secretary of State unter George W. Bush – zuständig für Lateinamerika. Er ist ein klassischer Neocon. Und er ist seit Jahren eine der lautesten Stimmen für Regime Change in Venezuela.

Noriega sitzt in AEI-Gremien, die von ExxonMobil, Lockheed Martin und Koch Industries finanziert werden. Seine Hardliner-Position ist nicht nur ideologisch. Sie ist finanziell incentiviert.

Bewertung:

AEI liefert den ideologischen Unterbau. Die Begründung, warum man nicht nur kann, sondern muss. Das ist das Papier, das Hardliner in der Regierung zitieren, wenn sie Zweifler überzeugen müssen.

RAND Corporation: Der historische Kontext – „Overextending Russia“

Titel: Overextending and Unbalancing Russia: Assessing the Impact of Cost-Imposing Options
Herausgeber: RAND Corporation
Veröffentlichung: 2019

RAND hat kein aktuelles Venezuela-Papier. Aber das spielt keine Rolle. Denn die Logik, die RAND 2019 für Russland beschrieben hat, wird jetzt auf China angewendet – mit Venezuela als Druckpunkt.

Die Kernthese:

„To weaken an adversary’s geopolitical position, target areas where the adversary is vulnerable and force costly responses. Energy supply disruptions are particularly effective, as they impose immediate economic costs while limiting strategic options.“

RAND empfahl 2019 explizit, Russlands Energieexporte zu stören, um Moskau wirtschaftlich zu schwächen. Die Methode: Sanktionen, maritime Kontrolle, Unterstützung von Oppositionskräften.

Die Venezuela-Anwendung:

Ersetze „Russland“ durch „China“. Ersetze „Energieexporte“ durch „Energieimporte“. Und du hast die Venezuela-Strategie.

China ist verwundbar bei Energie. China importiert 85-90% des venezolanischen Öls. Wenn man diesen Fluss stört, trifft man China direkt. „Economic-denial operations“ – Wirtschaftsverweigerungsoperationen – so nennt RAND das.

Bewertung:

RAND liefert die strategische Tradition. Die intellektuelle Grundlage für „Eindämmung durch wirtschaftliche Störung“. Das ist Kalter-Krieg-Logik – wiederbelebt für das 21. Jahrhundert.

Die Komplementarität: Wie die Papiere zusammenwirken

Einzeln betrachtet sind diese Papiere unterschiedlich. Zusammen sind sie ein Gesamtkunstwerk:

Think TankFunktionWas es liefert
CSISOperative BlaupauseWie setzt man Streitkräfte ein?
HeritageNarrative RechtfertigungWarum ist Venezuela eine Bedrohung?
Atlantic CouncilStrategischer RahmenWann eskaliert man und wie weit?
CFRDokumentationWas wird tatsächlich umgesetzt?
AEIIdeologischer ImperativWarum man handeln muss?
RANDStrategische TraditionWoher kommt diese Logik?

Das ist keine Coincidence. Das ist Arbeitsteilung.

CSIS schreibt für Militärplaner. Heritage schreibt für Politiker, die Wähler überzeugen müssen. Atlantic Council schreibt für Strategen im Weißen Haus (wie in Teil 1 ausführlich gezeigt). AEI schreibt für Ideologen. CFR dokumentiert für Historiker – und für diejenigen, die beweisen wollen, dass Think Tanks tatsächlich Politik machen.

Die selbsterfüllende Prophezeiung

Und hier liegt das Perfide: Diese Papiere beschreiben nicht nur Konflikte. Sie erschaffen sie.

Wenn chinesische Analysten im Pekinger Außenministerium Atlantic Council-Papiere lesen, in denen steht, wie man „Chinas Energie-Lebensader durchschneidet“, dann reagieren sie. Sie verstärken militärische Präsenz. Sie rüsten Venezuela auf. Sie ziehen rote Linien.

Das wiederum bestätigt in Washington: „China ist aggressiv. China bedroht unsere Interessen. Wir müssen härter vorgehen.“

Und Heritage schreibt das nächste Papier: „China militarisiert Venezuela.“

Und CSIS entwickelt die nächste militärische Option.

Und Atlantic Council fügt der Eskalationsleiter eine weitere Stufe hinzu.

Die Papiere sind keine neutrale Analyse. Sie sind Teil der Eskalationsdynamik. Sie informieren nicht nur – sie formen. Sie prognostizieren nicht – sie produzieren.

Die kritische Frage

Wer liest diese Papiere?

  • Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus
  • SOUTHCOM-Kommandeure
  • State Department Policy-Planer
  • Kongressabgeordnete in Sicherheitsausschüssen
  • Journalisten, die „Hintergrund“ brauchen
  • Und – nicht zu vergessen – chinesische, russische, iranische Analysten

Think Tanks schreiben nicht für die Öffentlichkeit. Sie schreiben für Entscheidungsträger. Aber ihre Papiere sind öffentlich. Und das bedeutet: Jeder kann mitlesen. Jeder weiß, was geplant wird.

Das ist keine Verschwörung hinter verschlossenen Türen. Das ist offene Planung – in akademischer Sprache verpackt, aber transparent.

Das Drehbuch ist geschrieben. Und es wird umgesetzt.

CSIS schrieb im September 2024 über Counter-Narcotics Task Forces. Im August 2025 wurde sie aktiviert.

Atlantic Council schrieb über F-35-Deployment zur „escalatory signaling“. Im September 2025 wurden sie verlegt (wie in Teil 1 dokumentiert).

Heritage schrieb über Tren de Aragua als staatliche Waffe. Im Oktober 2025 zitierte Tom Cotton es im Senat.

Das ist keine Theorie. Das ist Realität.

Die Think Tanks haben das Drehbuch geschrieben. Und Washington liest es vor – Zeile für Zeile.

Die Großmacht-Dimension: China, Russland, Iran

Der gefährliche Unterschied zu Libyen

Wie in Teil 1 gezeigt, war Libyen 2011 ein isoliertes Regime. Gaddafi hatte keine mächtigen Verbündeten. Russland und China protestierten, aber taten nichts. Die Intervention war regional begrenzt. Das Risiko einer Großmacht-Konfrontation war minimal.

Venezuela 2025 ist fundamental anders.

Venezuela hat China als größten Investor ($60 Milliarden), Russland als militärischen Partner, Iran als ideologischen Verbündeten, Kuba als regionalen Unterstützer. Wenn Washington interveniert, reagieren diese Mächte.

China: Die Kerninteressen-Frage

China hat 60 Milliarden Dollar in Venezuela investiert. Venezuelas Öl macht einen signifikanten Teil von Chinas Energieimport-Diversifizierung aus. 85% der venezolanischen Ölexporte gehen nach China – fast eine Million Barrel pro Tag, außerhalb des Dollar-Systems.

Wenn die USA maritime Interdiction aktivieren (Stufe 3 der Eskalationsleiter), trifft das China direkt. Nicht indirekt. Nicht symbolisch. Sondern materiell und unmittelbar.

Was könnte China tun?

  1. Marine-Eskorte für Tanker: Chinesische Kriegsschiffe begleiten Öltanker. Das wäre eine direkte Konfrontation auf See.
  2. Wirtschaftliche Vergeltung: Sanktionen gegen US-Firmen, Verkauf von US-Staatsanleihen, Handelskrieg-Eskalation.
  3. Militärische Aufrüstung Venezuelas: Modernste Waffensysteme, Luftverteidigung, Raketen.
  4. Koalitionsbildung: Koordination mit Russland und Iran für gemeinsame Gegenstrategie.

Washington wettet darauf, dass China nicht militärisch reagieren wird. Dass Beijing protestieren, sanktionieren, wirtschaftlich agieren wird – aber keinen direkten Konflikt riskiert.

Diese Wette könnte falsch sein.

China hat wiederholt erklärt, dass „Kerninteressen“ nicht verhandelbar sind. Energiesicherheit ist ein Kerninteresse. Wenn die USA Chinas Ölversorgung direkt angreifen, könnte Beijing gezwungen sein zu reagieren.

Nicht weil es will. Sondern weil es muss. Weil Nicht-Reagieren Schwäche signalisieren würde. Weil die eigene Bevölkerung, das eigene Militär Aktion erwarten würden.

Das ist das gefährlichste Szenario: Nicht ein geplanter Krieg, sondern ein Unfall, der außer Kontrolle gerät. Ein maritimer Zwischenfall. Ein Zusammenstoß. Ein Schuss. Und die Dynamik verselbstständigt sich.

Russland und Iran: Die schwachen, aber entschlossenen Verbündeten

Russland hat militärische Berater in Venezuela. Waffenlieferungen. S-300-Systeme. Su-30-Jets. Eine strategische Partnerschaft. Wenn die USA Venezuela destabilisieren, verliert Russland einen Partner – und demonstriert Schwäche gegenüber Washington.

Moskau wird nicht direkt militärisch intervenieren. Aber es wird:

  • Waffenlieferungen massiv verstärken
  • Militärberater und Geheimdienstunterstützung ausweiten
  • Diplomatisch China unterstützen
  • Asymmetrische Optionen nutzen (Cyberangriffe, Proxy-Aktionen)

Iran hat ideologische und wirtschaftliche Verbindungen zu Venezuela. Caracas half Teheran, US-Sanktionen zu umgehen. Beide Regime eint der Widerstand gegen US-Hegemonie. Wenn Venezuela fällt, ist Iran noch isolierter.

Teheran wird:

  • Öl-für-Öl-Tauschgeschäfte ausweiten
  • Militärische Berater entsenden
  • Drohnen und Raketentechnologie liefern
  • Hisbollah und andere Proxy-Gruppen mobilisieren

Das kombinierte Risiko:

Keine dieser Mächte ist stark genug, um die USA direkt zu konfrontieren. Aber zusammen schaffen sie ein Umfeld, in dem eine Venezuela-Intervention zum langwierigen, blutigen Stellvertreterkrieg wird.

USA + Kolumbien vs. Venezuela + China + Russland + Iran + Kuba.

Nicht als offener Großmachtkrieg. Aber als Syrien 2.0 – ein jahrelanger Konflikt, in dem Großmächte über Proxys kämpfen, Millionen Menschen sterben, und niemand gewinnt.

Das Venezuela-nach-Maduro-Szenario: Chaos, nicht Demokratie

Die Think Tanks fantasieren von einem „demokratischen Übergang“. Von freien Wahlen. Von einem gemäßigten Übergangsregime aus pragmatischen Generälen.

Die Realität wird anders aussehen:

  1. Machtkampf zwischen Militärfraktionen

Nicht alle venezolanischen Generäle sind pro-USA. Einige sind ideologisch Chavisten. Andere sind mit Kuba, Russland, China verbunden. Wenn Maduro fällt, kämpfen diese Fraktionen um die Macht.

  1. Guerilla-Widerstand

Chavistische Milizen. Kolumbianische FARC-Reste, die Maduro unterstützen. Kubanische Berater. Diese Kräfte werden nicht kapitulieren. Sie werden Guerilla-Krieg führen – jahrelang.

  1. Humanitäre Katastrophe

Venezuela hat 28 Millionen Einwohner. Wenn Venezuela ins Chaos stürzt:

  • Millionen Flüchtlinge: In Kolumbien, Brasilien, in die USA. Die größte Flüchtlingskrise der westlichen Hemisphäre.
  • Hungersnot: Die Ölproduktion bricht zusammen. Keine Einnahmen. Keine Importe. Massensterben.
  • Medizinischer Kollaps: Krankheiten. Keine Medikamente. Keine Versorgung.
  • Regionale Destabilisierung: Kolumbien, Brasilien, Karibik-Staaten überfordert.
  1. Geopolitischer Wettbewerb

China, Russland, Kuba kämpfen um Einfluss im Post-Maduro-Venezuela. Sie finanzieren Fraktionen. Liefern Waffen. Versuchen, ein ihnen genehmes Regime zu installieren. Die USA tun dasselbe.

Das Ergebnis: Ein Failed State mit 28 Millionen Menschen, in dem Großmächte über Proxys kämpfen.

Das ist nicht Spekulation. Das ist die Lektion aus Libyen, Irak, Syrien, Afghanistan. Interventionen ohne Stabilisierungsplan führen zu Chaos. Und in Venezuela gibt es keinen Stabilisierungsplan.

Venezuela hat 28 Millionen Einwohner. Libyen hatte 6 Millionen. Die Katastrophe wäre viermal größer.

Schlusswort: Die strukturellen Kräfte sind stärker als jede Warnung

Wer stoppt es?

Wir haben dokumentiert:

  • Wer profitiert: Rüstungskonzerne, Energielobbys, Exil-Netzwerke
  • Wie das Geld fließt: Von Lockheed zu Cotton, von Koch zu Rubio, von Exil-Gruppen zu Trump
  • Welche Think Tanks das Drehbuch schreiben: CSIS, Heritage, Atlantic Council (wie in Teil 1 gezeigt), AEI, RAND
  • Welche Risiken bestehen: China-Konfrontation, Stellvertreterkrieg, humanitäre Katastrophe

Alles liegt offen. Die Namen sind bekannt. Die Papiere sind publiziert. Die Geldflüsse sind nachvollziehbar.

Und trotzdem geschieht es.

Nicht weil es unvermeidbar wäre. Sondern weil die strukturellen Kräfte – die finanziellen Interessen, die geopolitischen Imperative, die innenpolitischen Anreize – stärker sind als jede Warnung.

Wer könnte es stoppen?

Nicht die Think Tanks. Sie haben ihre Papiere geschrieben und werden dafür bezahlt.

Nicht die Rüstungskonzerne. Sie verdienen an Eskalation.

Nicht die Politiker. Sie sind abhängig von Spendern.

Nicht die Medien. Sie berichten Bruchstücke, ohne das Gesamtbild zu zeigen.

Was bleibt?

Die Öffentlichkeit. Die Zivilgesellschaft. Diejenigen, die Fragen stellen. Die Zusammenhänge aufzeigen. Die Transparenz schaffen.

Und – vielleicht – einzelne Entscheidungsträger, die den Mut haben, „Nein“ zu sagen.

Die Geschichte zeigt: Das ist selten.

Aber nicht unmöglich.

Die Historiker werden fragen

In zwanzig Jahren werden Historiker auf 2025 zurückblicken:

„Es war alles dokumentiert. Die Think-Tank-Papiere lagen vor. Die Geldflüsse waren nachvollziehbar. Die militärische Positionierung war öffentlich (wie in Teil 1 dokumentiert). Die historische Parallele war offensichtlich. Die Risiken waren benannt. Warnungen gab es zuhauf.

Und trotzdem geschah es.

Weil die Profiteure mächtiger waren als die Mahner.

Weil die Logik von Macht und Geld sich durchsetzte gegen die Logik von Vernunft und Menschlichkeit.

Weil Interventionen sich selbst rechtfertigen – solange, bis sie in Katastrophen enden.“

Die unbeantwortete Frage

Aber die Geschichte ist noch nicht geschrieben.

Die maritime Interdiction hat noch nicht begonnen. Die Tanker werden noch nicht gestoppt. Der Rubikon ist noch nicht überschritten.

Es gibt ein Zeitfenster. Und es ist klein.

Die Frage ist: Wer nutzt es?

Die Profiteure sind bekannt. Das Drehbuch ist geschrieben. Die Uhr tickt.

Die Frage ist nicht mehr: Wird es passieren?

Die Frage ist: Wer zahlt den Preis?

Die 28 Millionen Venezolaner. Die Millionen Flüchtlinge. Die destabilisierte Region. Die Gefahr einer Großmacht-Konfrontation.

Die Entscheidung fällt in den nächsten 60-90 Tagen.

Und wenn sie fällt, wird sie Geschichte schreiben.

Die Frage ist nur: Welche Geschichte?

Die Geschichte einer verhinderten Katastrophe – oder die Geschichte des nächsten Libyen?

 

 

Quellenverzeichnis – Teil 2
„Follow the Money“ bis Schluss
VIII. WAHLKAMPFFINANZIERUNG & POLITICAL ACTION COMMITTEES (PACs)

Federal Election Commission (FEC) – Spenderdaten

Super-PACs & Dark Money

IX. RÜSTUNGSINDUSTRIE – SPENDEN & VERTRÄGE

Lockheed Martin

Raytheon Technologies

Northrop Grumman

General Dynamics

Senator Tom Cotton – Spenderprofil

Cotton Venezuela-Statements

X. ENERGIE-INDUSTRIE – KOCH BROTHERS & ÖL-LOBBYS

Koch Industries & Americans for Prosperity

Chevron & ExxonMobil

American Petroleum Institute (API)

Senator Marco Rubio – Spenderprofil

Rubio Venezuela-Statements als Außenminister

XI. FLORIDA-EXIL-NETZWERKE

Cuban Liberty Council & Exil-Organisationen

Fanjul Brothers / Big Sugar

Restore America Now PAC & Freedom First PAC

XII. JOHN BOLTON – VERFLECHTUNGEN

American Enterprise Institute (AEI) Position

Bolton Business Interests

Bolton Venezuela-Statements

XIII. LNG-EXPORTEURE & WIEDERAUFBAU-CONTRACTORS

US LNG Industry

Private Military & Reconstruction Contractors

XIV. MEDIENBERICHTERSTATTUNG – TREN DE ARAGUA NARRATIV

Heritage Foundation Narrativ-Verbreitung

Kritische Berichterstattung

  • The Intercept: „How a Venezuelan gang became the GOP’s favorite boogeyman“ (Oktober 2024)
    https://theintercept.com/2024/10
  • NACLA (North American Congress on Latin America): „Tren de Aragua: Separating Fact from Political Fiction“ (September 2024)
    https://nacla.org
  • InSight Crime: „Tren de Aragua: What We Know About Venezuela’s Fastest-Growing Criminal Group“ (August 2024)
    https://insightcrime.org
XV. GEOPOLITISCHE RISIKEN – CHINA/RUSSLAND/IRAN REAKTIONEN

China – Militärische & Wirtschaftliche Reaktionen

Russland – Venezuela-Unterstützung

Iran – Venezuela-Beziehungen

XVI. HUMANITÄRE FOLGEN & FLÜCHTLINGSKRISE

Aktuelle Venezuela-Flüchtlingskrise

Potenzielle Eskalationsfolgen

XVII. KRITISCHE STIMMEN & WARNUNGEN

Cato Institute – Libertäre Kritik

Quincy Institute for Responsible Statecraft

Akademische Analysen

XVIII. HISTORISCHE DOKUMENTE – FRÜHERE INTERVENTIONEN

Iran-Contra & Elliott Abrams

Venezuela Coup Attempt 2019-2020

XIX. VÖLKERRECHT & INTERVENTIONSRECHT

UN Charter & International Law

Responsibility to Protect (R2P) Doctrine

XX. EIGENE FRÜHERE PUBLIKATIONEN (SELBSTZITAT)

Michael Hollister / Free21

XXI. ZUSÄTZLICHE DATENQUELLEN

Ölmarkt & Energiedaten

US Military Budget & Contracts

Michael Hollister

Michael Hollister analysiert seit vielen Jahren die globalen Machtstrukturen hinter Politik und Wirtschaft. Sein Schwerpunkt liegt auf geopolitischen Strategien, einflussreichen Netzwerken und den historischen Wurzeln heutiger Konflikte.
Mehr Beiträge von Michael Hollister →

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5 Kommentare

  1. Das ist eine sehr gute Analyse, danke dafür. Sie wandert genau wie hunderte andere Dokumente, in meine Speichernedien. Vielleicht stellen ja später mal meine überlebenden Enkel Fragen, wie das alles kommen konnte und finden Antworten auf meinen Festplatten.
    Zur aktuellen Lage:
    Es gibt derzeit nur eine einzige Hoffnung auf Frieden in der Welt, und die heißt BRICS. Wir sollten alles Mögliche tun, um diese Organiation zu stärken, auch auf die Gefahr hin, dass deren Friedfertigkeit auch später mal enden könnte. Derzeit ist das die einzige Friedensmacht auf der Welt. Europa hat sich dem Krieg und seinem eigenen Untergang verschworen, Demokratie ist zur Makulatur verkommen.

  2. Na ich dachte der Grund Venezuela anzugreifen, wurde im letzten Artikel schon genannt, nämlich China vom Öl abzuschneiden.

    Die Entscheidung über Krieg und Frieden wird nicht nach humanitären oder sicherheitspolitischen Kriterien getroffen. Sie wird nach Profitabilität und Spenderinteressen getroffen.

    Was denn jetzt? Ist die Entscheidung über Krieg und Frieden etwas anderes als der Kriegsgrund?

  3. Ein ziemlich langer Artikel um banales zu beweisen, denn:
    – natürlich steigt der Ölpreis im Falle einer US-Aggression
    – und natürlich profitiert die US-Rüstungsindustrie
    Da hätte es keiner langer Erklärungen, die ungern gelesen werden, bedurft.

    Im Fall China liegt der Autor daneben, offenbart sein eurozentrisches Weltbild.
    Er hätte nur DeepSeek oder den US-Konkurrenten Chat GPT befragen müssen, dann wüßte er, nur 2% der chinesischen Ölimporte kommen aus Venezuela. Die kann China leicht kompensieren, z.B. bei den arabischen Ölmonarchien.
    Folglich wird China gar nichts tun, außer diplomatischer Verurteilungen. Kriege in fernen Länder führte – anders als die US – China nie. Dies würde der chinesischen Tradition widersprechen. Auf diesen Gedanken hätte der Autor leicht selbst kommen können.
    Trotzdem gut, das endlich mal ein alternatives Medium über diese geplante US-Aggression berichtet.
    Während die Mainstream-Medien im Falle der Ukraine ständig gebetsmühlenartig von einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg sprechen, wird der geplante Angriff auf Venezuela von Alternativen und Mainstream-Medien nicht so bezeichnet.
    Doppelmoral auch bei den Alternativen?

  4. Sehr informativer Artikel.
    Im Zusammenhang mit der von uns allen geliebten Rüstungsindustrie (bei der womöglich auch der eine oder andere Overton-Leser Aktien hat, was mich im Übrigen nicht einmal erstaunen würde) ist auch dieser Artikel interessant:

    https://multipolar-magazin.de/artikel/wie-die-nato-nach-osten-aufbrach

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