Ukraine-Krieg: Irreführende Darstellung in den Medien und Unverständnis der russischen Kriegsführung

Bild: AFU StratCom

Interview mit Jacques Baud, Ex-Oberst des Generalstabs, Ex-Mitglied des strategischen Nachrichtendienstes der Schweiz, Spezialist für osteuropäische Länder und Ex-Nato-Mitarbeiter, über die Fehleinschätzungen des Westen, die die Ukraine in den Krieg gezogen haben, den sie provozierte.

Das Interview mit Jacques Baud wurde für das Postil Magazine geführt. Wir danken für die Möglichkeit, es übersetzen und bei uns veröffentlichen zu können.

Sie haben gerade Ihr neuestes Buch über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht – „Operation Z“, erschienen bei Max Milo. Bitte erzählen Sie uns ein wenig darüber, was Sie dazu bewogen  hat, dieses Buch zu schreiben. Was möchten Sie den Lesern vermitteln?

Jacques Baud: Das Ziel dieses Buches ist es aufzuzeigen, wie die von unseren Medien verbreiteten Fehlinformationen dazu beigetragen haben, die Ukraine in die falsche Richtung zu drängen. Ich habe es unter dem Motto geschrieben: „Von der Art, wie wir Krisen verstehen, leitet sich die Art ab, wie wir sie lösen.“

Indem sie viele Aspekte des Konflikts ausblenden, haben die westlichen Medien uns ein karikaturhaftes und künstliches Bild der Situation vermittelt, was zu einer Polarisierung der Gemüter geführt hat. Dies hat zu einer weit verbreiteten Mentalität geführt, die jeden Verhandlungsversuch praktisch unmöglich macht.

Die einseitige und voreingenommene Darstellung in den Mainstream-Medien dient nicht der Lösung des Problems, sondern der Förderung des Hasses auf Russland. So zielt der Ausschluss von behinderten Sportlern, Katzen und sogar russischen Bäumen von Wettbewerben, die Entlassung von Dirigenten, die Zensur russischer Künstler wie Dostojewski oder sogar die Umbenennung von Gemälden darauf ab, die russische Bevölkerung aus der Gesellschaft auszuschließen! In Frankreich wurden sogar Bankkonten von Personen mit russisch klingenden Namen gesperrt. Die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter haben die Offenlegung ukrainischer Verbrechen unter dem Vorwand der „Hassrede“ systematisch blockiert, erlauben aber den Aufruf zur Gewalt gegen Russen.

Keine dieser Maßnahmen hatte irgendeine Auswirkung auf den Konflikt, außer dass sie Hass und Gewalt gegen die Russen in unseren Ländern schürten. Diese Manipulation ist so schlimm, dass wir lieber Ukrainer sterben sehen, als eine diplomatische Lösung zu suchen. Wie der republikanische Senator Lindsey Graham kürzlich sagte, geht es darum, die Ukrainer bis zum letzten Mann kämpfen zu lassen.

Es wird allgemein angenommen, dass Journalisten nach Qualitäts- und Ethikstandards arbeiten, um uns so ehrlich wie möglich zu informieren. Diese Standards sind in der Münchner Charta von 1971 festgelegt. Während ich mein Buch schrieb, fand ich heraus, dass keine der französischsprachigen Mainstream-Medien in Europa diese Charta respektiert, wenn es um Russland und China geht. Im Gegenteil, sie unterstützen schamlos eine unmoralische Politik gegenüber der Ukraine, die der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador mit den Worten beschrieben hat:  „Wir liefern die Waffen, ihr liefert die Leichen!“

Um diese Fehlinformation zu verdeutlichen, wollte ich zeigen, dass bereits im Februar Informationen vorlagen, die ein realistisches Bild der Situation vermitteln konnten, aber von unseren Medien nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden. Mein Ziel war es, diesen Widerspruch aufzuzeigen.

Um nicht selbst zum Propagandisten für die eine oder andere Seite zu werden, habe ich mich ausschließlich auf westliche, ukrainische (aus Kiew) und russische Quellen der Opposition gestützt. Ich habe keine Informationen aus den russischen Medien übernommen.

Die russische Armee ist effektiv und effizient

Im Westen wird häufig behauptet, dieser Krieg habe „bewiesen“, dass die russische Armee schwach und ihre Ausrüstung unbrauchbar sei. Sind diese Behauptungen wahr?

Jacques Baud: Nein. Nach mehr als sechs Monaten Krieg kann man sagen, dass die russische Armee effektiv und effizient ist und dass die Qualität ihrer Führung weit über dem liegt, was wir im Westen sehen. Aber unsere Wahrnehmung wird durch eine auf die ukrainische Seite konzentrierte Berichterstattung und durch Verzerrungen der Realität beeinflusst.

Da ist zunächst einmal die Realität vor Ort. Es sei daran erinnert, dass das, was die Medien als „Russen“ bezeichnen, in Wirklichkeit eine russischsprachige Koalition ist, die sich aus professionellen russischen Kämpfern und Soldaten der Volksmilizen des Donbass zusammensetzt. Die Operationen im Donbass werden hauptsächlich von diesen Milizen durchgeführt, die auf „ihrem“ Terrain kämpfen, in Städten und Dörfern, die sie kennen und in denen sie Freunde und Verwandte haben. Sie rücken daher vorsichtig vor, um sich selbst zu schützen, aber auch, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Entgegen den Behauptungen der westlichen Propaganda genießt die Koalition also in den von ihr besetzten Gebieten einen sehr guten Rückhalt in der Bevölkerung.

Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu erkennen, dass der Donbass eine Region mit vielen bebauten und unbewohnten Gebieten ist, was für den Verteidiger einen Vorteil und für den Angreifer unter allen Umständen ein langsameres Vorankommen bedeutet.

Zweitens ist da die Art und Weise, wie unsere Medien die Entwicklung des Konflikts darstellen. Die Ukraine ist ein riesiges Land, und auf kleinen Karten lassen sich die Unterschiede von einem Tag auf den anderen kaum erkennen. Außerdem hat jede Seite ihre eigene Vorstellung von den Fortschritten des Feindes. Nehmen wir als Beispiel die Situation am 25. März 2022: Die Karte der französischen Tageszeitung Ouest-France (a) zeigt so gut wie keinen Vormarsch Russlands, ebenso wie die der Schweizer Website RTS (b). Die Karte der russischen Website RIAFAN (c) mag Propaganda sein, aber wenn wir sie mit der Karte des französischen Militärgeheimdienstes (DRM) (d) vergleichen, sehen wir, dass die russischen Medien wahrscheinlich näher an der Wahrheit sind.

Drittens haben unsere „Experten“ die Ziele der russischen Offensive selbst festgelegt. Mit der Behauptung, Russland wolle die Ukraine und ihre Ressourcen übernehmen, Kiew in zwei Tagen einnehmen usw., haben unsere Experten buchstäblich Ziele erfunden und den Russen zugeschrieben, die Putin nie erwähnt hat. Im Mai 2022 erklärte Claude Wild, der Schweizer Botschafter in Kiew, auf RTS, die Russen hätten „die Schlacht um Kiew verloren“. In Wirklichkeit hat es aber nie eine „Schlacht um Kiew“ gegeben. Es ist natürlich einfach zu behaupten, dass die Russen ihre Ziele nicht erreicht haben – wenn sie nie versucht haben, sie zu erreichen!

Viertens: Der Westen und die Ukraine haben ein irreführendes Bild ihres Gegners gezeichnet. Keiner der Militärexperten in Frankreich, der Schweiz und Belgien, die im Fernsehen zu sehen sind, kennt sich mit militärischen Operationen aus und weiß, wie die Russen ihre Operationen durchführen. Ihr „Fachwissen“ stammt aus den Gerüchten über den Krieg in Afghanistan oder Syrien, die oft nur westliche Propaganda sind. Diese Experten haben die Darstellung der russischen Operationen buchstäblich verfälscht.

So waren die von Russland bereits am 24. Februar verkündeten Ziele die „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Bedrohung für die Bevölkerung des Donbass. Diese Ziele beziehen sich auf die Neutralisierung von Fähigkeiten, nicht auf die Beschlagnahmung von Land oder Ressourcen. Um es ganz offen zu sagen: Theoretisch müssen die Russen nicht vorrücken, um ihre Ziele zu erreichen – es würde genügen, wenn die Ukrainer selbst kämen und getötet würden.

Mit anderen Worten: Unsere Politiker und Medien haben die Ukraine dazu gedrängt, das Terrain zu verteidigen wie Frankreich im Ersten Weltkrieg. Sie haben die ukrainischen Truppen dazu gedrängt, in Situationen des „letzten Gefechts“ jeden Quadratmeter Boden zu verteidigen. Ironischerweise hat der Westen den Russen die Arbeit nur erleichtert.

Wir haben uns einen Krieg vorgestellt, den es nicht gibt, und die Ukraine darauf vorbereitet

Wie im Krieg gegen den Terror sieht der Westen den Feind so, wie er ihn gerne hätte, nicht wie er ist. Wie Sun Tzu schon vor 2500 Jahren sagte, ist dies das beste Rezept, um einen Krieg zu verlieren.

Ein Beispiel dafür ist der sogenannte „hybride Krieg“, den Russland angeblich gegen den Westen führt. Im Juni 2014, als der Westen versuchte, Russlands (imaginäres) Eingreifen in den Donbass-Konflikt zu erklären, „enthüllte“ der Russland-Experte Mark Galeotti die Existenz einer Doktrin, die das russische Konzept der hybriden Kriegsführung veranschaulichen sollte. Diese als „Gerasimow-Doktrin“ bekannte Doktrin wurde vom Westen nie wirklich definiert, woraus sie besteht und wie sie einen militärischen Erfolg gewährleisten könnte. Aber sie wird verwendet, um zu erklären, wie Russland im Donbass Krieg führt, ohne Truppen dorthin zu schicken, und warum die Ukraine ihre Kämpfe gegen die Rebellen immer wieder verliert. Als Galeotti 2018 erkannte, dass er sich geirrt hatte, entschuldigte er sich – mutig und intelligent – in einem Artikel mit dem Titel „I’m Sorry for Creating the Gerasimov Doctrine“, der im Magazin Foreign Policy veröffentlicht wurde.

Trotzdem taten unsere Medien und Politiker weiterhin so, als ob Russland einen hybriden Krieg gegen die Ukraine und den Westen führen würde, ohne zu wissen, was das bedeutet. Mit anderen Worten: Wir haben uns einen Krieg vorgestellt, den es nicht gibt, und die Ukraine darauf vorbereitet. Daraus erklärt sich auch die Herausforderung für die Ukraine, eine kohärente Strategie gegen russische Operationen zu entwickeln.

Der Westen will die Situation nicht so sehen, wie sie wirklich ist. Die russischsprachige Koalition hat ihre Offensive mit einer Gesamtstärke gestartet, die der ukrainischen im Verhältnis 1-2:1 unterlegen ist. Um erfolgreich bei zahlenmäßiger Unterlegenheit zu sein, muss man lokale und vorübergehende Überlegenheiten schaffen, indem man seine Kräfte schnell auf dem Schlachtfeld bewegt.

Das nennen die Russen „operative Kunst“ (operativnoe iskoustvo). Dieser Begriff wird im Westen nur unzureichend verstanden. Der in der NATO verwendete Begriff „operativ“ hat im Russischen zwei Übersetzungen: „operativ“ (was sich auf eine Kommandoebene bezieht) und „operationell“ (was eine Lage definiert). Es ist die Kunst, militärische Formationen zu manövrieren, ähnlich wie bei einem Schachspiel, um einen überlegenen Gegner zu besiegen.

Die Operation rund um Kiew sollte beispielsweise nicht dazu dienen, die Ukrainer (und den Westen) über ihre Absichten zu „täuschen“, sondern die ukrainische Armee zu zwingen, große Truppenverbände rund um die Hauptstadt zu halten und sie so „festzunageln“. Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine so genannte „Shaping Operation“. Entgegen der Analyse einiger „Experten“ war es keine „Täuschungsoperation“, die ganz anders konzipiert gewesen wäre und viel größere Kräfte erfordert hätte. Ziel war es, eine Verstärkung des Hauptteils der ukrainischen Streitkräfte im Donbass zu verhindern.

Die wichtigste Lektion dieses Krieges in dieser Phase bestätigt, was wir seit dem Zweiten Weltkrieg wissen: Die Russen beherrschen die operative Kunst.

Die Frage nach dem russischen Militär wirft die offensichtliche Frage auf: Wie gut ist das ukrainische Militär heute? Und was noch wichtiger ist: Warum hört man nicht so viel über die ukrainische Armee?

Jacques Baud: Die ukrainischen Soldaten sind sicherlich tapfere Soldaten, die ihre Pflicht gewissenhaft und mutig erfüllen. Aber meine persönliche Erfahrung zeigt, dass in fast jeder Krise das Problem an der Spitze liegt. Die Unfähigkeit, den Gegner und seine Logik zu verstehen und sich ein klares Bild von der tatsächlichen Situation zu machen, ist der Hauptgrund für Misserfolge.

Seit dem Beginn der russischen Offensive können wir zwei Arten der Kriegsführung unterscheiden. Auf ukrainischer Seite wird der Krieg im politischen und informationellen Raum geführt, während auf russischer Seite der Krieg im physischen und operativen Raum ausgetragen wird. Die beiden Seiten kämpfen nicht in denselben Räumen. Diese Situation habe ich 2003 in meinem Buch La guerre asymétrique ou la défaite du vainqueur (Asymmetrischer Krieg oder die Niederlage des Siegers) beschrieben. Das Problem ist, dass am Ende des Tages die Realität des Geländes überwiegt.

Auf der russischen Seite werden die Entscheidungen von den Militärs getroffen, während auf der ukrainischen Seite Selenskij allgegenwärtig und das zentrale Element der Kriegsführung ist. Er trifft operative Entscheidungen, offenbar oft gegen den Rat der Militärs. Dies erklärt die zunehmenden Spannungen zwischen Selenskij und den Militärs. Ukrainischen Medien zufolge könnte er General Valery Zoluzhny (Saluschnyj) entlassen, indem er ihn zum Verteidigungsminister ernennt.

Die ukrainische Armee wird seit 2014 von amerikanischen, britischen und kanadischen Offizieren ausgiebig ausgebildet. Das Problem ist, dass die Westler seit über 20 Jahren bewaffnete Gruppen und verstreute Gegner bekämpfen und ganze Armeen gegen Einzelpersonen einsetzen. Sie führen Kriege auf der taktischen Ebene und haben irgendwie die Fähigkeit verloren, auf der strategischen und operativen Ebene zu kämpfen. Dies erklärt zum Teil, warum die Ukraine ihren Krieg auf dieser Ebene führt.

Aber es gibt noch eine weitere konzeptionelle Dimension. Für Selenskij und den Westen ist Krieg ein zahlenmäßiges und technologisches Gleichgewicht der Kräfte. Aus diesem Grund haben die Ukrainer seit 2014 nie versucht, die Rebellen zu verführen, und sie glauben nun, dass die Lösung in den vom Westen gelieferten Waffen liegt. Der Westen hat der Ukraine ein paar Dutzend M777-Geschütze sowie HIMARS- und MLRS-Raketenwerfer zur Verfügung gestellt, während die Ukraine im Februar über mehrere Tausend gleichwertige Artilleriegeschütze verfügte. Das russische Konzept der „Korrelation der Kräfte“ berücksichtigt viel mehr Faktoren und ist ganzheitlicher als der westliche Ansatz. Das ist der Grund, warum die Russen gewinnen.

Um mit einer unüberlegten Politik klarzukommen, haben unsere Medien eine virtuelle Realität konstruiert, die Russland die schlechte Rolle zuweist. Wer den Verlauf der Krise aufmerksam verfolgt, könnte fast sagen, dass sie Russland als „Spiegelbild“ der Situation in der Ukraine darstellen. Als die Diskussion über die ukrainischen Verluste begann, wandte sich die westliche Kommunikation den russischen Verlusten zu (mit Zahlenangaben der Ukraine).

Die sogenannten „Gegenoffensiven“, die von der Ukraine und dem Westen im April und Mai in Charkow und Cherson ausgerufen wurden, waren lediglich „Gegenangriffe“. Der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen besteht darin, dass „Gegenoffensive“ ein operativer Begriff ist, während „Gegenangriff“ ein taktischer Begriff ist, der in seiner Tragweite viel begrenzter ist. Diese Gegenangriffe waren möglich, weil die russische Truppendichte in diesen Sektoren damals aus einer Kampfgruppe (Battle Group – BTG) pro 20 km Frontlänge bestand. Im Vergleich dazu verfügte die russische Koalition im Donbass-Sektor, der im Mittelpunkt stand, über 1-3 BTG pro km. Die große Offensive auf Cherson im August, mit der der Süden des Landes erobert werden sollte, scheint nur ein Mythos gewesen zu sein, um die Unterstützung des Westens zu erhalten.

Heute sehen wir, dass die angeblichen ukrainischen Erfolge in Wirklichkeit Misserfolge waren. Die menschlichen und materiellen Verluste, die Russland zugeschrieben wurden, entsprachen in Wirklichkeit eher denen der Ukraine. Mitte Juni sprach David Arakhamia, Selenskijs Chefunterhändler und enger Berater, von 200 bis 500 Toten pro Tag, und er erwähnte Verluste (Tote, Verwundete, Gefangene, Deserteure) von 1000 Mann pro Tag. Nimmt man noch die erneuten Waffenforderungen Selenskiis hinzu, so erscheint die Vorstellung eines Sieges der Ukraine geradezu als Illusion.

Provozierter russischer Angriff sollte zur Niederlage Russlands führen

Da man davon ausging, dass Russlands Wirtschaft mit der Italiens vergleichbar sei, nahm man an, dass es ebenso verwundbar sei. Der Westen – und die Ukrainer – dachten daher, dass wirtschaftliche Sanktionen und die politische Isolierung Russlands das Land schnell zum Einsturz bringen würden, ohne dass es zu einer militärischen Niederlage käme. Dies geht aus dem Interview von Oleksei Arestowitsch, dem Berater und Sprecher von Selenskij, im März 2019 hervor. Dies erklärt auch, warum Selenskij Anfang 2022 nicht Alarm schlug, wie er in seinem Interview mit der Washington Post sagte. Ich denke, er wusste, dass Russland auf die von der Ukraine vorbereitete Offensive im Donbass reagieren würde (weshalb der Großteil seiner Truppen in diesem Gebiet stationiert war), und dachte, dass Sanktionen schnell zu Russlands Zusammenbruch und Niederlage führen würden. Das hatte auch Bruno Le Maire, der französische Wirtschaftsminister, „vorausgesagt“. Offensichtlich haben die Westler Entscheidungen getroffen, ohne ihren Gegner zu kennen.

Wie Arestowitsch sagte, war die Idee, dass die Niederlage Russlands die Eintrittskarte der Ukraine in die NATO sein würde. Die Ukrainer wurden also dazu gedrängt, eine Offensive im Donbass vorzubereiten, um Russland zu einer Reaktion zu bewegen und so eine leichte Niederlage durch verheerende Sanktionen zu erreichen. Das ist zynisch und zeigt, wie sehr der Westen – angeführt von den Amerikanern – die Ukraine für seine eigenen Ziele missbraucht hat.

Das Ergebnis ist, dass die Ukrainer nicht den Sieg der Ukraine, sondern die Niederlage Russlands anstrebten. Das ist etwas ganz anderes und erklärt das westliche Narrativ aus den ersten Tagen der russischen Offensive, das diese Niederlage prophezeite.

In Wirklichkeit aber haben die Sanktionen nicht wie erwartet gewirkt, und die Ukraine wurde in Kämpfe hineingezogen, die sie zwar provoziert hatte, auf die sie aber nicht so lange vorbereitet war.

Aus diesem Grund war die westliche Darstellung von Anfang an ein Missverhältnis zwischen den Medienberichten und der Realität vor Ort. Dies hatte einen perversen Effekt: Es ermutigte die Ukraine, ihre Fehler zu wiederholen, und hinderte sie daran, ihre Operationsführung zu verbessern. Unter dem Vorwand, Wladimir Putin zu bekämpfen, haben wir die Ukraine dazu gebracht, unnötigerweise Tausende von Menschenleben zu opfern.

Von Anfang an war klar, dass die Ukrainer ihre Fehler konsequent wiederholten (und sogar dieselben Fehler wie 2014-2015), und dass Soldaten auf dem Schlachtfeld starben. Wolodymyr Selenskij seinerseits forderte immer mehr Sanktionen, auch die absurdesten, weil man ihm weismachen wollte, dass sie entscheidend seien.

Ich bin nicht der Einzige, der diese Fehler bemerkt hat, und die westlichen Länder hätten diese Katastrophe sicherlich verhindern können. Aber ihre Führer, die von den (phantasievollen) Berichten über russische Verluste aufgeregt waren und dachten, sie würden den Weg für einen Regimewechsel ebnen, fügten Sanktionen zu Sanktionen hinzu und lehnten jede Möglichkeit zu Verhandlungen ab.

Wie der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte, bestand das Ziel darin, den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft zu provozieren und das russische Volk leiden zu lassen. Das ist eine Form des Staatsterrorismus: Man will die Bevölkerung leiden lassen, um sie zum Aufstand gegen ihre Führer (hier Putin) zu bewegen. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Dieser Mechanismus wird von Richard Nephew, Leiter der Sanktionsabteilung im Außenministerium unter Obama und derzeit Koordinator für globale Korruptionsbekämpfung, in seinem Buch „The Art of Sanctions“ ausführlich beschrieben. Ironischerweise ist dies genau die gleiche Logik, die der Islamische Staat zur Erklärung seiner Anschläge in Frankreich 2015-2016 anführte. Frankreich fördert wahrscheinlich nicht den Terrorismus, aber es praktiziert ihn.

Die Mainstream-Medien stellen den Krieg nicht so dar, wie er ist, sondern wie sie ihn gerne hätten. Das ist reines Wunschdenken. Die scheinbare öffentliche Unterstützung für die ukrainischen Behörden trotz der enormen Verluste (manche sprechen von 70.000-80.000 Toten) wird durch das Verbot der Opposition, eine rücksichtslose Jagd auf Beamte, die nicht mit der Regierungslinie übereinstimmen, und eine „Spiegel“-Propaganda erreicht, die den Russen die gleichen Fehler wie den Ukrainern zuschreibt. All dies mit der bewussten Unterstützung des Westens.

Demnächst erscheinen die weiteren Teile des Interviews. Das Interview erschien am 1. September auf Englisch im Postil Magazine. Wir danken für die Möglichkeit, es in deutscher Sprache veröffentlichen zu können. Übersetzung: Florian Rötzer mit der Hilfe von DeepL.

 

Von Jacques Baud ist auf kuk erschienen: „Die militärische Lage in der Ukraine“ sowie „Stand der militärischen Lage in der Ukraine Anfang Juni“.

Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit am Hochschulinstitut für internationale Beziehungen in Genf absolviert und war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges (UNHCR-Zaire/Kongo, 1995–1996). Er arbeitete für das DPKO (Departement of Peacekeeping Operations) der Vereinten Nationen in New York (1997–99), gründete das Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung in Genf (CIGHD) und das Informationsmanagementsystem für Minenräumung (IMSMA). Er trug zur Einführung des Konzepts der nachrichtendienstlichen Aufklärung in Uno-Friedenseinsätzen bei und leitete das erste integrierte UN Joint Mission Analysis Centre (JMAC) im Sudan (2005–06). Er war Leiter der Abteilung „Friedenspolitik und Doktrin“ der UN-Abteilung für friedenserhaltende Operationen in New York (2009–11) und der UN-Expertengruppe für die Reform des Sicherheitssektors und die Rechtsstaatlichkeit, arbeitete in der Nato und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

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71 Kommentare

  1. Da ich militärischer Laie bin, vielen Dank für dieses Interview aus glaubhaftem Munde.

    Hinzufügen möchte ich nur, dass das, was im Artikel als „Staatsterrorismus“ bezeichnet wird, nämlich bewußt ein Volk leiden zu lassen, um es gegen die eigene Regierung aufzubringen, doch wahrhaftig ein Markenzeichen westlicher Politik ist. Sie stammt aus den USA und wird mehr und mehr von den Vasallen in Europa übernommen, sogar von Zwergen wie den Balten. Eine Baerbock, die „Russland ruinieren“ will, meint nichts anderes.
    Deswegen ist meine Forderung von Anfang an, dass sich diese Regierung nicht irgendwann in hochbezahlte Pensionen verabschieden kann, wie andere Regierungen, die Schei… gebaut haben. Dieser Regierung muss der Prozess gemacht werden, ohne Wenn und Aber.

    1. Staatsterrorismus geht soweit, das diese sogar ihre eigenen ‚Partner, Verbündete“ terrorisieren!
      Die Menschen sollen frieren, hungern für lügen.

    2. „…nämlich bewußt ein Volk leiden zu lassen, um es gegen die eigene Regierung aufzubringen, ..“

      ich hab den Eindruck, der Schuss wird gewaltig nach hinten losgehen.
      Das Volk hier wird leiden. Es könnten heftige Proteste kommen und vielleicht manche Regierungen weg sein.
      Ich denke deswegen hat Putin jetzt den gashahn zugemacht, um das noch anzuheizen.

      Die russische bevölkerung hält einiges aus. Das haben sie schon oft genug bewiesen.

  2. Die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg ist von Anfang an eingespannt in die politische Sichtweise der maßgeblichen Amtsträger der Nato-Mitgliedsstaaten, ihrer Führungsmacht unnd der anderen G7-Vertreter. Es ist die Russische Förderation (RF), die als störendes Staatsgebilde definiert und einer demgemäßen Behandlung unterzogen wird. Das betrifft sowohl die Verlautbarungen über die Ursache des Krieges, den Kriegsverlauf als auch die Kriegsziele. Der Baud-Beitrag setzt beim Kriegsverlauf an und zeigt, dass das, was hierzulande behauptet wird keinesfalls deckunngsgleich mit den realen Gegebenheit sein kann. Das Gleiche ist aber auch schon im Ausgangspunkt des blutigen Gemetzels sichtbar: Die Ukraine ist spätestens seit dem Maidan-Putsch Frontstaat für westliche Ansprüche in Sachen Einfluss auf Volk und Regierung, ihre Bindung an den Rechtsnachfolger der Sowjetunion aufzugeben und sich verlässlich westlichen Standards zu öffnen. Das haben sie getan und nicht nur natobasierte Kriegsführung trainiert sondern auch den Bürgerkrieg im Donbass vom Zaun gebrochen.

    Die russische Antwort: Entmilitarisierung unnd Entnazifizierung der Ukraine. Baud: „Diese Ziele beziehen sich auf die Neutralisierung von Fähigkeiten, nicht auf die Beschlagnahmung von Land oder Ressourcen.“ Kann man so sagen ist aber einne etwas feinsinnige Unterscheidung. Die „Fähigkeiten“ entspringen ja gerade dem politischen Willen der Ukraine-Führung, sich zum Frontstaat für westliches Interesse einspannen zu lassen und zwar mit Haut und Haaren. Die Russen haben es folglich mit einem Gegner zu tun, der sein Territorium als Aufmarschplatz für westliches Interesse herrichtet. Was das heisst, lässt sich dem operativen und taktischen Hin unnd Her entnehmen. Anders gesagt, diese Fähhigkeiten lassen sich die Ukrainner nur mit blutiger Gewalt nehmen und fertig ist der Konflikt, der seinen Erfolgsmaßstab nur noch in Leichen, Geländegewinnen und der verfügbaren Feuer- und Zerstörungskraft der Beteiligten hat. Einfach gruselig.

    „Um es ganz offen zu sagen: Theoretisch müssen die Russen nicht vorrücken, um ihre Ziele zu erreichen – es würde genügen, wenn die Ukrainer selbst kämen und getötet würden.“ Tja das ist die Frage, denn dass sie Kommen ist der Herzenswunsch der Selesnkji-Mafia, sie einfach abzuknallen ist vielleicht ein militärisches Ideal, aber sie kommen und ballern halt auch aus allen Rohren, Kernkraftwerk hin, Entbindungsheim her.

    1. Ja ich bin wirklich irritiert: die halbe Nation würde klatschen, wenn jemand dem Putin den Kopf wegschiesst. Gerechte Gewalt ist und bleibt Gewalt.

    1. Sie ist gescheitert, was wir daran ablesen können, das sie aktuell in der tagesschau („Wie weit ist die Gegenoffensive in Cherson?“) dem Volk in Form eines nebulösen Noch-nicht-aber präsentiert wird.

      Im Übrigen freue ich mich auf die Fortführung dieses Interviews, sehr plausibel und um Größenordnungen glaubwürdiger als Experten, die im Morgenmagazin zu Worte kommen.

      1. Na da wäre ich ja jetzt mal auf einen tagesaktuellen Kommentar gespannt. Da sollten aber unbedingt noch die effiziente Kampfführung der Russen und ihre exzellenten Kommandeure hervorgehoben werden.

    2. Wunderbar steht es um die ukrainische Offensive im Süden. Die Russen wurden komplett überrascht, da sie schlecht geführt, versorgt und bewaffnet sind.
      Die Medien berichten ja auch begeistert und detailliert vom Vormarsch! Vor allem von den wenigen Verlusten der Ukrainer. Hast du das nicht mitgekriegt?

  3. Das Verhalten des Westens mag zynisch sein, aber die handelnden Akteure sind weder dumm noch verrückt wie oft angenommen wird. Im Hinblick auf das Ziel: Russland vernichten/zerstückeln/ausplündern ist es aus deren Sicht rational. Dafür müssen zwischenzeitlich Opfer in Kauf genommen werden.

    „Was ist eine Welt noch wert, in der es Russland nicht gibt?“ sagte Putin, dem wohl schon sehr früh klar war, wie existenziell dieser Kampf sein würde.

    Es wird Zeit, in die Puschen zu kommen, sonst werden wir alle Opfer dieser „Rationalität“.

    PS Der IAEA-Bericht ist erschienen; er enthält keinen Hinweis darauf, WER für den Beschuß des AKW verantwortlich ist.

    (x)https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/iaea-bezeichnet-situation-an-akw-saporischschja-als-unhaltbar/ar-AA11wycn

    1. „“PS Der IAEA-Bericht ist erschienen; er enthält keinen Hinweis darauf, WER für den Beschuß des AKW verantwortlich ist.““

      Interessant. Bedeutet für mich, Russland war es nicht ( Was nach wie vor jeder Logik entbehren würde ).
      Hätte man es Russland anhängen können, ich bin überzeugt, man hätte keine Sekunde gezögert.

  4. Danke für das sehr interessante Interview! Hinzufügen möchte ich, dass der Westen mit den Mitteln der Cancel Culture kämpft, mit der sie im Wirkungsbereich westlicher Medien und SocialMedia schon viele Gegner klein bekommen haben. Jetzt sind sie erstaunt, dass sich Russland und Putin nicht canceln lassen, weil sie die Meinung der russischen Bevölkerung nicht erreichen und Putin über die westlichen Beschämungsangriffe „Du bist ein ganz Boser, wenn du nicht machst, was ich will“ nur lacht.

    Der Artikel macht auch Hoffnung für die deutsche Widerstandsbewegung, denn die Regierung ist wirklich nicht in der Lagr, diese realistisch wahrzunehmen.

  5. Danke für den Artikel von Oberst Baud: Unaufgeregt, sachlich und fundiert; getreu dem Grundsatz: Audiatur et altera pars.
    Leider kann man in den deutschen MSM nichts Vergleichbares lesen, hören oder sehen. Dafür haben wir bei Frank Plasberg in „Hart aber Fair“ Herrn Melnyk. Ist das nichts?
    Jürgen Hübschen

    1. Herr Hübschen, ja der Artikel ist gut.
      ABER, leitende oder ehemalige leitende militärische, diplomatische Staatsträger (überall auf der Welt wohlgemerkt) , Hohe Beamte, Politiker, Bundeskanzleramt +++
      alle haben das auch vor 8 Jahren gewusst. Sollte dem nicht so sein, was hatten die „5Augen“ all die Jahre über gemacht?
      Ich möchte daran erinnern als vor einigen Jahren erstmals in der Geschichte der Patriach Kyrill die königliche Queen im United Kingdom besuchte, die üblichen Gesten, Geschenke etc, aber nichts ist nach aussen gedrungen!!!
      Wir Bürger brauchen keine Aufklärung wenn das Kind schon im Brunnen liegt, der Bürger zahlt horende Steuern um sich vor solch einem Sturz zu schützen. 8 Jahre wird etwas vorbereitet, Steuergelder gezahlt umverteilt und man tat so als ob man Minsk 2 umsetzen wollte und nicht einer hatte etwas gewusst oder zusagen? (Poroschenko blähte etwas heraus…)

      Heute las ich, wie die Pharmaindustrie die Politik bedrängt um ein nicht zugelassenen Impfstoff und deren Patente nicht frei zu geben wie ursprünglich gewollte von der Politik, um final das Patentrecht aufrechterhalten. Hallo, die armen Politiker mussten das ja alles zulassen wegen dem shareholder value. Gehts noch!
      Bitte verzeihen Sie mir, mit dieser direkten Ansage, diese ist nicht persönlich an Sie gerichtet, aber diese Frustrationen spiegeln etwas wieder was dieser molloch „D“ mich ein Leben lang schon verfolgt hat.
      MfG PRO1

      PS ich schreibe so offen, da ich diesem Land mit Millionen von Schicksale hinter mich gelassen hatte, jeder Mensch besitzt eine Geschichte, leider finden zu viele „Bücherverbrennungen“ statt.!

  6. Frau Barbock will bis zum Sommer nächsten Jahres noch Waffen in die Ukraine liefern.
    Bei täglichen Verlusten von 200-500 ukainischen Soldaten, macht das bis Sommer ’23 zwischen
    73000 und 182500 Tote im Tarnanzug. Zehn Millionen Ukrainer sind geflohen, verletzte, desertierte Soldaten und zivile Opfer sind nicht eingerechnet.
    Bis August ’23 muss wohl der Scholz weg und Habeck als Vize seine Stelle einnehmen. Dann darf die Angelegenheit mit NATO-Unterstützung eskalieren. Muss ja so sein, ganz ohne Ukrainer. Wer soll die schweren Waffen sonst bedienen ?

  7. Wenn es um Krieg geht, sollte man Leute zu Wort kommen lassen, die etwas davon verstehen. Baud gehört zu ihnen.

    Leider lassen sich aber die Meisten von ihren Sympathien leiten, akzeptieren nur, was sie bestätigt. Einer wie Baud hat es daher im Westen schwer. Die Fakten sprechen aber für seine Sicht. Es wird von Tag zu Tag offensichtlicher, dass der Westen die Natur der Globalisierung nicht verstanden hat. Diese besteht ganz wesentlich aus der Schaffung von Abhängigkeiten. Der westliche Wirtschaftskrieg ist ein Versuch, eine solche überstürzt abzustreifen – und deshalb scheitert er und wendet sich gegen den Westen selbst, primär Europa. Die ausgelösten Turbulenzen bringen die eigne, bereits vielfach geschwächte Wirtschaft zum Absturz, während Russland, alles andere als isoliert, als Rohstofflieferant Reibach macht und damit die durch die einzelnen Sanktionen auftretenden Probleme regelrecht wegbezahlen kann. Die weitentwickelten Simulationsprogramme hätten so etwas aufzeigen können, aber offensichtlich ist niemand im Westen auf den naheliegenden Gedanken gekommen, die eignen Erwartungen versuchsweise an der Realität zu messen. Nun eben gleich in vivo.

    1. Ich glaube, es sagt einiges über die Fähigkeiten und die Organisation unserer Politik aus, wenn genau diesen Mangel an selbstkritischer Analyse der eigenen Pläne vergleicht mit der Vehemenz mit der man sich am Anfang wie im Rausch in einen Sanktionswettkampf steigerte. Und erst jetzt fällt dem einen oder anderen auf, dass die destruktiven Absichten gegen Russland vielfach gegen uns zurück schlagen.

      Beispiel: Gestern hörte ich im ÖR von Hannoveraner Bäckereien, die Proteste organisieren wollen. Die Sprecherin betreibt eine Bäckerei mit 7 Filialen und hat zur Zeit ca. 130.000€ Energiekosten. Nächstes Jahr sollen es 1,1 Mio € werden. Auf die Frage, wieviel das Brot dann kosten müsste, sagte sie, sie rechne mit einem Aufschlag von 8-10€/Kilo Brot. Und wer weiß, ob das hinkommt, wenn Dünger teurer wird, das Getreide teurer wird und ihre Mitarbeiter auch höhere Löhne brauchen.

      So etwas fällt einem erst jetzt auf. Dabei konnte man schon am 07.04.2022 solche Artikel von Pepe Escobar im Internet lesen:
      https://thesaker.is/sit-back-and-watch-europe-commit-suicide/

  8. Endlich mal ein Fachmann, der die Ergebnisse der Umstellung und Ausbildung der ukrainischen Armee nach „NATO -Standard“, und damit der USA, thematisiert. Letzterer Armee ist aufgrund ihrer „Spezialisierung“, im Klartext Diversionsstrategie, in kleinere Länder einzufallen und die zu zerschlagen, aufgrund der dafür notwendigen Struktur nicht mehr in der Lage, einen herkömmlichen Krieg mit großen Kontingenten in großen Gebieten zu führen, wie auch unabhängige US-Spezialisten mehrfach analysieren. Dementsprechend sieht auch der „NATO -Standard“ zwangsläufig aus und deshalb wird der ukrainischen Armee in den Allerwertesten getreten.
    In ähnlicher Verfassung befinden sich ebenfalls die NATO -Streitkräfte. Wehe ihnen, sie lassen es mit der üblichen Hybris auf einen Schlagabtausch mit Russland oder gar China ankommen.

  9. Klar, irgendwie ist es ja witzig und beschämend zugleich: Jetzt FORDERN die Ukrainer sogar von ihren NATO-Partnern hunderttausende an Winterkleidung!!!!
    https://fromrussiawithlove.rtde.world/international/148144-nato-hat-schwierigkeiten-mit-lieferung-von-winterbekleidung-an-die-ukraine/

    Hatte die Ukraine denn nie einen kalten Winter – um eigene Bestände in den Kleidungskammern auszufassen. Oder fuhren die Schergen nur im Sommer in den Dobass, um bisschen Russen zu „klatschen“?

    Die frech fordernde Ukraine glaubt, in einem Selbstbedienungsladen, als Ladendieb unterwegs zu sein. Ich warte ja nur darauf, dass in unserem kalten Winter ein „Weckruf“ an gute deutsche Omas und Muttis ergeht, für die UKRAINE zu stricken. Ach ja: “ Die Kampfuniformen und die Ausrüstung müssten so schnell wie möglich geliefert werden, hatte der Minister laut dem Magazin hinzugefügt“ Nix da: Wenn wir frieren, dann bitte solidarisch auch in der Ukraine!.

  10. Wenn die Russen wirklich den Hahn zudrehen würden…Dazu ein aktuelles Beispiel:
    „Die Europäische Union (EU) und die USA haben Handelsdaten zufolge trotz des Ukraine-Kriegs ihre Einfuhren von wichtigen Industriemetallen aus Russland deutlich gesteigert. Wie aus von Reuters zusammengestellten Informationen von der internationalen Datenbank United Nations Comtrade hervorgeht, importierten die EU und die USA von März bis Juni bis zu 70 Prozent mehr Aluminium und Nickel im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum. Der Gesamtwert der Einfuhr dieser zwei Metalle belief sich im Berichtszeitraum auf 1,98 Milliarden Dollar.“

  11. Jacques Baud wird in der Schweiz als stramm auf Putins Linie gebürsteter Verschwörungstheoretiker geführt. Ähnlich einem Andreas von Bülow zu guten, alten 911 Zeiten, der ja auch einen gewissen Background hatte.

    Sinngemäß schreibt die Schweizer Zeitung Blick, dass er froh sein kann, in einer Demokratie zu leben, in Russland wäre er schon längst an die Wand gestellt worden. Ich weiß nicht, ob hier Links erlaubt sind, aber Google „Jacques Baud “ sollte reichen, den Artikel zu finden.

    Ich bin neutral in der Sache.

    phz

    1. Hallo Strandhaubitze,
      ist denn Defaitismus wieder eine schwere Straftat in der Schweiz? Werden jetzt auch Geheimdienst Angehörige wie in der Ukraine bei vertrauens Verlust erschossen.

      Frage hier für einen Stay-behind Führungsoffizier.

      1. Nein, ist er nicht. Das ist ja der Punkt des Artikels.

        Aus Neutralitätsgründen sollte dein Kommentar noch dahingehend ergänzt werden, dass die Kriterien für eine Anklage wegen Defätismus in Russland extrem niederschwellig angesetzt sind und auch Privatpersonen trifft.

        phz

        1. „Defätismus in Russland extrem niederschwellig angesetzt“. Gibt es dafür Beweise? Nein, nicht Behauptungen aus Quellen die mich hinsichtlich der Jugoslawien-Kriege, des Irak-Krieges, des Afghanistan-Krieges, des Mali-Krieges, des Yemen-Krieges oder sonstiger Gewaltverbrechen angelogen haben. Ich meine echte Beweise.

    2. Wenn ich sowas über einen deutschen Politiker schreiben würde „in Russland wäre er schon längst an die Wand gestellt worden“, würde in Deutschland automatisch der Staatsschutz aktiv werden, es gäbe Sondersendungen im öffentlichen Fernsehen und die Antifa würde zu mir nach Hause kommen.

      „Verschwörungstheoretiker“. Hab ich während der Corona-Krise gelernt: Verschwörungstheoretiker sind die, die heute schon darüber reden, was der Mainstream in sechs Monaten als altbekannte Wahrheit verkündet. Klingt daher ziemlich gut.

      „Ich bin neutral in der Sache.“ Sie haben keinen Beitrag zur Sache gebracht, nur ein Argumentum ad Hominem: https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem Ich glaube ihrem Neutralitätsversprechen daher nicht.

      1. Seid froh, dass ihr hier alles schreiben dürft. Die Behörde die sich in Russland um euch kümmern würde, hat den RECHTSstaat voll hinter sich und muss und wird sich nicht zurück halten.
        Ihr wisst gar nicht wie gut es euch geht.

      2. Warum gleich so scharf im Ton? Zur Sache habe ich mich noch nicht geäußert. Ich habe nur vor einem Mann mit fragwürdigem Ruf gewarnt- Ich ernähre mich hauptsächlich von Militärblogs und -podcasts beider Seiten, aber so eine positive Einschätzung Russlands Lage sehe ich auf keiner Seite.
        Die Spezielle Militäroperation ist zum einem Krieg geworden, der weiterhin Spezielle Militäroperation genannt werden muss. Wenn der Coup gelungen wäre, Kiew im Handstreich zu nehmen – chapeau. Ist aber nicht passiert, und jetzt stehen in der Ukraine viel zu wenig Soldaten für einen ausgewachsenen Krieg. Mit der „Effizienz und Effektivität“ ist es auch nicht so weit her, denn effektiv bewegt sich die Front seit vielen Wochen nicht mehr zu Russlands Gunsten. Von der Effizienz brauchen wir überhaupt nicht zu reden: wer jetzt schon auf Vorräte der 60er Jahre zurückgreifen muss, auf Einkaufstour in Nord Korea und im Iran gehen muss und ohne Not das ehemalige Flaggschiff der Schwarzmeerflotte verliert und weitere Waffensystem hunderte Kilometer von der Front entfernt, der führt keinen effizienten Krieg. Russland geht im Gegenteil fürchterlich ineffizient mit menschlichen und technischen Ressourcen um.

        Es gibt einige Experten, die meinen, dass sich das Fenster für einen Generalmobilmachung schon geschlossen hat. Es gibt keinen Militärexperten, der Russland ohne Generalmobilmachung noch irgendeine Chance auf einen verkäuflichen Sieg geben würde.

        phz

        1. „Wenn der Coup gelungen wäre, Kiew im Handstreich zu nehmen – chapeau. Ist aber nicht passiert…“

          Wird jetzt hier auch alles vollgemüllt?
          Bitte jetzt nicht noch die ganzen Nato/TP – Trolle auch noch hier!

        2. Schlagzeile in diversen Medien heute: zb. NTV , Web.de

          „Vorteil für die Ukraine? Russischen Truppen soll Winterausrüstung fehlen“

          ja. klar. Die Russen haben sicher keinerlei Erfahrung wie man mit der Situation im Winter umgeht.
          Das haben die Deutschen 1942 auch gemerkt.

        3. „Es gibt einige Experten, die meinen, dass sich das Fenster für einen Generalmobilmachung schon geschlossen hat. Es gibt keinen Militärexperten, der Russland ohne Generalmobilmachung noch irgendeine Chance auf einen verkäuflichen Sieg geben würde.“
          Hi Panzerhaubitze,

          Warum sollte RF eine Generalmobilisierung organisieren, wenn es im Moment nur 10 bis maximal 20% seiner regulären Streitkräfte einsetzt? Warum nicht erst mal auf 40% erhöhen?

          Zu deinem zweiten Teil: Scott Ritter (ein Experte) sagt was anderes.
          Es ist eben eine Frage, was man als Experte definiert. Und Das Recht auf Festlegung der Definition liegt nicht alleine im korrupten Wertewesten.

          Was ich aus deinem Munde höre ist westliche Propaganda ohne Fakten. Also „Im Westen nichts Neues!“.

  12. Jeder der heute nicht auf Regierungskurs ist, ist
    VTler: Ganser, Baud, Albrecht Müller
    Nazi: Wagenknecht, Jebsen
    Antisemitisch und Putinversteher.

    Argumentativ wird sich nicht mit ihnen auseinander gesetzt.

    1. Das stimmt – denn ARGUMENTATIV im ursprünglichen Sinne, sind sie ja wie ein Krebs, der sich gerade gehäutet hat: Extrem angreifbar! Daher wird gleich ein Präventivschlag verabreicht. Den kann man aber aushalten. Das beste ist nämlich, sie in iher hilflos dummen „Rhetorik“, auffliegen zu lassen.

        1. Willst du tatsächlich ernsthaft diskutieren? Oder nutzt du dieses Forum nur für deine eigene DIY-Psychotherapie. Ein Tipp: Nur unoriginell zu pöbeln, nutzt nix. Und eigentlich wollte ich dir auch nicht antworten. Allerdings: Foristen, die sich anderen gegenüber aus Dummheit oder Borniertheit überlegen fühlen, aber kein verbal/intellektuelles Fundament besitzen, kitzeln sehr stark meinen Zynismus. Also, Oh Tonne, lass es besser, denn ehrlich gesagt: rhetorisch, bist du mir unterlegen.

          Ach ja: Wo bleiben denn deine „konstruktiven Vorschläge, Beiträge? Oder hat Mutti dem unartigen Jungen, strenges Fernsehverbot erteilt. Mist: Wieder nix mit „Tagesschau“: Na dann bleibt nur noch der „Spiigel“, heimlich mit Taschenlampe unter der Decke. Aber trotzdem Danke, du bist ein echter Brüller.

          UPS: War nicht auf dich, wschira gemünzt, sondern auf Ottono, Entschuldigung.

  13. „Wirtschaftssanktionen aus politischen Gründen widersprechen dem Völkerrecht“, so Zanger.“

    Wie konnte das denn nur passieren?
    Jetzt haben wir schon DIE Kompetenz in Sachen Völkerrecht als Chefdiplomatin, und nun sieht es so aus, als ob die Sanktionen gegen Völkerrecht verstoßen („General Agreement on Trade in Services“ – GATTS) , da keine konkrete Bedrohung Russlands gegen ein EU Land vorlagen.
    50 Klagen wurden beim europ. Gerichtshof schon eingereicht,

    “ Einer der prominentesten Wirtschaftsanwälten Österreichs, Georg Zanger, hat gegenüber dem Portal oe24 erklärt, warum er die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland für völkerrechtswidrig hält.“

    1. Ach, das ist ja das Schöne für die „Bewahrer demokratischer Werte“, dass die Exegese der Gesetze, plötzlich sehr geschmeidig ausfallen kann. Es steht ja auch im GG: „Zensur gibt es nicht“. Und weil man die “ hehre Meinungsfreiheit“ nicht durch diabolische Einflüsterungen besudeln lassen möchte, umgeben wir sie mit einem blanken Schutzschild.

      Kurz gesagt: Noch nie waren Gesetze so schutzlos der Willkür ausgeliefert, wie heute. Siehe Urteil gegen Stürzenbecher. Klar: Je mehr von „Freiheit und demokratischen WErten“ krakeelt wird, desto weniger sind sie vorhanden. Die USA, bringen ja auch überall die „Demokratie“ hin.

  14. Hallo,
    mich wundert, dass sich so viele über die unausgewogene und propagandistische Berichterstattung der Medien bezüglich des Ukraine-Kriegs wundern… aber klar, doch, wir befinden uns im krieg und es gibt keine berichterstattung mehr, nur noch Propaganda.
    Siehe Baron Arthur Ponsonby, ein englischer Diplomaten, der bereits nach dem Ersten Weltkrieg jene zehn „Prinzipien der Kriegspropaganda“ analysierte, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben:

    1. Wir wollen den Krieg nicht.
    2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung.
    3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel.
    4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
    5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen.
    6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.
    7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
    8. Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache.
    9. Unsere Mission ist heilig.
    10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

    Noch Fragen?

  15. Zu den erfolgten Waffenlieerungen an die Ukraine.
    der amerikanische Sender hat vor ein paar Wochen einen Tweet gebracht, wonach nur 30% der Waffen überhaupt an der Front ankommt.
    Vieles verschwindet wohl in dunklen Kanälen.
    Tweet wurde nach einem Tag gelöscht.
    warum wohl ?
    – Weil er nicht stimmte ?
    – Oder weil er die Moral untergrub ?

    Zu den PZH 2000
    schreibt die Berliner Zeitung am 10.8.

    „Nur noch fünf Panzerhaubitzen 2000 in Ukraine einsatzbereit“

    15 Panzerhaubitzen 2000 haben Deutschland und die Niederlande an die Ukraine geliefert. Wegen „massiver Nutzung“ gebe es aber Ausfälle, sagt FDP-Politiker Marcus Faber. „

    1. Das ist richtig. Die „Ausfälle“ (in Wirklichkeit sind es technische Warnungen) sind der Tatsache geschuldet, dass die Haubitzen weit über ihrer Spezifikation betrieben werden, die bei 100 Schuss max pro Tag liegt. Die Ukrainer betreiben sie aber mit fünffacher Belastung, so dass das Wartungsintervall viel schneller erreicht wird. Inwieweit man eine PHZ 2000 wirklich „kaputt schießen“ kann, müsste ich erst erfragen. Trotzdem ist die Panzerhaubitze wirklich ein schönes Stück Militärtechnik.

      phz

      1. Es zeigt vor allem dass es nichts bringt, da ständig Waffen reinzupumpen, weil die offenbar damit nicht richtig umgehen können. Ursprünglich wollten sie ja 100 stück davon.

            1. Das wage ich doch stark zu bezweifeln bei der knappen Versorgungslage an Munition. Im Gegensatz zu den Russen sind die Ukrainer den Mangel an Gerät von Anfang an gewöhnt und wissen sicher besser mit knappen Ressourcen effizienter umzugehen.

              phz

                1. Ist doch egal: Is nu kaputt- Deutschland liefert. Und wenn nicht? Dann rüde Beschimpfungen.

                  Die Ukraine hat sich daran gewöhnt, alles zu bekommen. Sie fordern und erwarten.

                1. Mit Javellins „ballert“ man aber nicht ohne Sinn und Verstand rum, sondern es handelt sich um einen Flugkörper mit Zielsuchsystem. In der Regel wird das anvisierte Ziel auch getroffen und das ist in der Regel ein gepanzertes Fahrzeug, dessen Kampfwert in in der Regel den Wert der Javelin um ein Vielfaches übersteigt.

                  phz

  16. Ich frage mich woher manche „Experten“ ihre Weisheiten her haben…?
    Waren sie größtenteils in Russland oder der Ukraine wohnhaft oder gar jahrelang in den jeweiligen Militärapparaten involviert?
    Man kann sich nur wundern wie „genau“ Außenstehende über diesen ganzen Komplex Bescheid wissen wo doch selbst wirkliche Experten nicht alles überschauen können weil die dazu nötigen „Wahrheiten“ einfach noch verborgen sind und wohl erst nach Jahren oder gar nicht ans Licht kommen.

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