Trump, Putin und die Geopolitik

Donald Trump und Wladimir Putin machen Geopolitik.
Benjamin D Applebaum, Public domain, via Wikimedia Commons

Europas Marginalisierung resultiert nicht aus Uneinigkeit, wie viele annehmen. Der Kontinent steht abseits, weil europäische Staaten immer noch geschlossen an ihrer von Doppelmoral triefenden Mission als Vorkämpfer einer liberalen Welteinheit und Bollwerk gegen das autoritäre Russland festhalten.

Trump sucht offenkundig ein Machtteilungsarrangement mit Russland und China. Dazu muss er erstmal seine eigene Macht demonstrieren. Seine Widersacher suchen im Grunde ebenfalls ein stabiles Arrangement, allerdings nach ihren Vorstellungen. Alle wollen aber, dass am Ende Ruhe und Ordnung einkehrt.

Es ist wie aus dem Lehrbuch der Geopolitik. Wir befinden uns im Entstehungsprozess einer von Großmächten vereinbarten Weltordnung. Sie ruht auf einem Mächtegleichgewicht, das aus einem politischen Kräftemessen hervorgeht. Dazu gehört absehbar auch die Abgrenzung von großräumigen Interessensphären und ein „Interventionsverbot raumfremder Mächte“ a la Carl Schmitt.

Europa: Dem Machtrealismus abgeschworen

Man muss kein Befürworter hegemonialer Großmachtpolitik sein, um die Realität globaler Kräfteverhältnisse wahrzunehmen. Geopolitik ist den politischen Eliten der USA, Chinas und Russlands geläufig. Sie wird dort an Universitäten gelehrt und in akademischen Zirkeln diskutiert. Dagegen war in Deutschland und in Kontinentaleuropa das geopolitische Denken verpönt. Geopolitik galt sogar als Nazi-Wissenschaft. Dabei haben die USA viele Ideen, Konzepte und sogar Wissenschaftler aus Deutschland aufgenommen. Die deutsche Schule der Geopolitik wiederum hatte ihr Denken an der US-amerikanische Expansion im 19. und frühen 20. Jahrhunderts geschult. Deren prominentester Vertreter, Karl Haushofer, hatte sich vor dem Nürnberger Tribunal damit verteidigt, dass er vieles, was er schrieb, von der amerikanischen Politik gelernt habe. Nachzulesen in Mathew Specters jüngst erschienenem Buch „The Atlantic Realists. Empire and International Political Thought Between Germany and the United States“.

Deutschland und die Europäische Union sehen seit Jahrzehnten ihre Mission darin, dem Machtrealismus abzuschwören und ihm eine Vorstellung von „soft Power“ entgegen zu setzen, d.h. politische Herrschaft auf Argumente und Überzeugung, Recht und rationalen Diskurs zu gründen. Das ist eine gute Grundlage der europäischen Verständigung, erscheint im globalen Rahmen aber eher untauglich.

Wer das verstehen will, muss die Sache historisch aufdröseln. Der Kampf um Einflusssphären, den wir gerade erleben, hatte bereits den Kalten Krieg bestimmt. Die Erfahrungen der Kubakrise, des Mauerbaus und der Besetzung der Tschechoslowakei durch den Warschauer Pakt zementierten die Teilung der Welt in zwei Blöcke. Die beiderseitige Akzeptanz eines militärischen Interventionsverbots schuf die Voraussetzungen für die von Deutschland ausgehende Entspannungspolitik und für das von der UdSSR mit getragenen Konzept der Friedlichen Koexistenz unterschiedlicher Gesellschaftssysteme.

Störenfried und Bauernopfer

Die Entspannungspolitik entstand nicht zufällig nach der Besetzung der Tschechoslowakei und nach dem Übergang der US-Militärdoktrin vom Doomsday-Konzept der „Massive Retaliation“ zu einer Strategie der „Flexible Response“. Flexible Response hieß, Europa und besonders Deutschland würden in einem Krieg zum nuklearen Schlachtfeld (nuclear theater in der Terminologie von US- field manuals), während die USA verschont blieben. Es gerät heute in Vergessenheit, wie klug und vernünftig Bahr, Brandt und Scheel in dieser Bedrohungslage gesamtdeutsche Interessen definiert und durchgesetzt haben. Das schuf die Vertrauensbasis, die letztlich Perestroika und Glasnost in der Sowjetunion ermöglichte.

Gorbatschow wollte die Teilung der Welt und Europas überwinden, inspirierte indes ungewollt die amerikanischen Neokonservativen, die nach dem Fall der Mauer ihre Chance zur Weltherrschaft gekommen sahen. Die Kriege, die sie dazu vom Zaun brachen, endeten im Chaos. Man erinnere sich, wie schon damals Angela Merkel und die deutschen Grünen das neokonservative Projekt unterstützt und den Schulterschluss mit den USA gesucht haben. Amerika ging aus seinen Kriegen in Afghanistan, Irak, Libyen, Haiti, Sudan geschwächt hervor. China, Europa und Russland galten bis zum Showdown in der Ukraine als Aufsteiger. Dann kam Trump, ein erbitterter Gegner des von US-Neocons ausgehenden missionarischen Globalismus. Trump versucht nun, das mit dem Ende des Kalten Krieges verloren gegangene Gleichgewicht der Großmächte neu auszuloten und zugleich den amerikanischen Wohlstand der ersten Nachkriegsjahrzehnte wiederherzustellen. Letzteres ist sein Grundmotiv. Der Umbau der amerikanischen Demokratie und des Verwaltungsstaates und das Streben nach einer neuen Weltordnung sind Etappenziele, die er zur Machtsteigerung im eigenen und US-Interesse anwendet. Als Mittel ist ihm alles Recht, was diesen Interessen nützt: Schutz- und Strafzölle, reihenweise Notverordnungen, Verfassungsbruch, Annäherung an Russland Verrat an einstigen Verbündeten …

Die Europäische Union spielt in dem heute maßgeblichen Mächtekonzert keine Rolle, allenfalls als Störenfried oder Bauernopfer auf dem globalen Schachbrett. Bezeichnend, wie sie sich in der Zollfrage fügte, statt wie China, Indien oder die Schweiz eine kämpferische Gegenposition einzunehmen.

Trump: Kein Psychopath

Europas Marginalisierung resultiert nicht aus Uneinigkeit, wie viele annehmen. Der Kontinent steht abseits, weil europäische Staaten immer noch geschlossen an ihrer von Doppelmoral triefenden Mission als Vorkämpfer einer liberalen Welteinheit und Bollwerk gegen das autoritäre Russland festhalten. In Europa herrscht Einigkeit, weiter eine Sackgasse zu beschreiten, an deren Ende es nach meiner Einschätzung keine Wendemöglichkeit und keinen Ausgang gibt. Insgesamt, z B. was die Zukunft der Ukraine betrifft, haben sie keinen Plan, viel Wollen, aber wenig Können.

Neulich wurde ich gefragt, was man Deutschland und Europa, Merz und Macron raten könnte. Ein militärisches Gegengewicht zu Rußland zu bilden, erscheint sinnvoll, wenngleich die europäischen Staaten bereits heute ein Vielfaches der russischen Rüstungsausgaben bestreiten. Darüber wäre den europäischen Regierungschefs ein historisches und strategisches Denkvermögen zu wünschen, wie es alle grossen Staatenlenker auszeichnet. Merz könnte und sollte etwas von Bismarck, Brandt, Schmidt, Kohl und, ja, auch Schröder aufnehmen. Es ist das Wissen über Macht- und Konfliktdynamiken, über Möglichkeiten, sich auch in schwierigen Zeiten im globalen Kräftemessen zu behaupten und zwar nicht großsprecherisch wie Wilhelm II, sondern defensiv realistisch.

Wie einst Kanzler Kohl hat man Donald Trump den Intellekt abgesprochen. Dabei hat Kohl von seinem Lehrer Dolf Sternberger in Heidelberg ein hervorragendes intellektuelles Rüstzeug mitbekommen. Donald Trump dürfte bereits in früher Jugend an der New York Military Academy strategisches und geopolitisches Wissen erworben haben. Im Unterschied zu Kohl halte ich ihn für gewissenlos, aber nicht für unfähig. Befürchtungen, der „Schlächter Putin“ werde ihn über den Tisch ziehen, zeigen nur, wie sich manche nicht erblöden, dummes Zeug zu reden.

Wie John Mearsheimer, Professor der Internationalen Beziehungen in Chicago, halte ich Putin für einen rational kalkulierenden Politiker. Trump trickst mehr und erscheint weniger berechenbar, sollte deshalb aber nicht als irrationaler Psychopath gelesen werden.

Roland Czada

Roland Czada, geb. 1952, ist Politik- und Verwaltungswissenschaftler. Er publiziert zu politischen Systemen, Governance und Verwaltung, politische Ökonomie und Ideengeschichte. Er lehrte und forschte an der Freien Universität Berlin, der Universität Konstanz, dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, der FernUniversität Hagen, der Universität Osnabrück sowie auf Gastprofessuren an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Kapstadt und der Universität Tokio.
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41 Kommentare

  1. Immer wieder schön, Ratschläge aus der Sicht einer „vernünftigen“ Politik an die aktuell führenden Politiker zu lesen.
    Aber vielleicht sind die Bremser gerade die sich unfähig zeigenden, die in ihrer Engstirnigkeit nicht durchblicken und deshalb weg müssten, bevor eine realistische Weltsicht einziehen kann?
    Die Hohlköpfe Merz & Co sind die falschen Adressaten.
    Aber gibt es entsprechenden Nachwuchs überhaupt?
    Nach Wolfgang Herles „Das Saunagernsyndrom“, in dem der Werdegang von Politikern aufgezeigt wird und schlußfolgert, dass Politiker und Intelligenz sich ausschließen, wohl kaum.

  2. Endlich kratzt mal jemand an der Metaebene des Zeitgeschehens um die es geht: die Neuordnung der globalen Machtverhältnisse! Die Ukraine ist dabei nur ein Bauernopfer, die EU der zahlende Zuschauer eines Schachturniers!

  3. „Deutschland und die Europäische Union sehen seit Jahrzehnten ihre Mission darin, dem Machtrealismus abzuschwören und ihm eine Vorstellung von „soft Power“ entgegen zu setzen, d.h. politische Herrschaft auf Argumente und Überzeugung, Recht und rationalen Diskurs zu gründen.“

    Nur weil da ein englisches „Buzzword“ drinsteckt wird es dennoch nicht wahr. Eigentlich nur völlig lachhaft, diese Behauptung.

      1. Ja, danke dafür (sowie auch den Post davor)! Die zitierte Passage halte ich für einen Schwachpunkt des Artikels. Letztlich läuft er auch darauf hinaus, den „eigenen“ Mächtigen kluge Ratschläge zu geben, wie ‚Europa‘ doch (wieder) besser zu positionieren wäre. Das ist aus verschiedenen Gründen nicht einzusehen. Macht, zumal mit Weltgeltung, ist einfach Müll. Zudem kann es den Normalos gerade in den entwickelteren Staaten herzlich egal sein, wie erfolgreich die gerade regierende Konstellation mit ihren globalen Plänen ist, sind alles nur Pläne für die eh schon Reichen von hier und bedeuten selten etwas Gutes für die breite Masse anderswo.

      2. Du kapierst nicht, es geht um den Satzteil „politische Herrschaft auf Argumente und Überzeugung, Recht und rationalen Diskurs zu gründen“.

        Ob Du das „Softpower“ nennen willst oder was auch immer: es ist einfach nur realitätsblinder Schwachsinn.

  4. Dem kann ich nur zustimmen, ich finde die Analyse sehr zutreffend.
    Beide, Putin und Trump, haben unseren aktuell machthabenden Gestalten in Brüssel und den meisten europäischen Hauptstädten, allen voran Berlin, sehr viel voraus: sie können pragmatisch und rational denken und handeln und ihre Planung endet nicht an der eigenen Nasenspitze oder am eigenen Bankkonto.
    Ja, ich bin dafür, dass Gerd Schröder wieder Bundeskanzler wird, allerdings die Kasperltruppe, die sich gerade in der SPD befindet, mit wenigen Ausnahmen bitte vorher nach Sibirien!

    1. Was haben ihnen die Menschen in Sibirien getan, das sie mit diesem Pack belastet werden sollen?
      Nein, diese Figuren müssen wir schon selbst entsorgen. Und dazu das Berufslügnertum in den Medien.
      In diesem Land gibt es noch genug Möglichkeiten, diese Personen sinnvoll zu beschäftigen. Als Erntehelfer im Leistungslohn z.B.

      1. Oder Wassertropfen der Nordsee zählen, oder eine Rauhfasertapete von Blindenschrift ins deutsche übersetzen.
        Sowas sollte man denen als Arbeit aufzwingen.

    2. Ich verbringe meinen Urlaub gerne in Sibirien – da möchte ich nicht, dass die Umwelt mit diesem billigen Abfall aus der EU verschmutzt wird.
      Russland ist nicht verantwortlich für unsere Politikierenden und sollte daher nicht als Mülldeponie missbraucht werden.

  5. Es wird keinen Frieden mit der Ukraine geben!
    Der Zechpreller erkauft sich das Wohlwollen Trumps, bestellt großspurig für 100 Milliarden Waffen und die EU zahlt.
    Wer derart Aufrüsten will der plant nichts Gutes. Der verlogenen EU-Bande kann man nicht trauen, das Ziel Russland zu ruinieren bleibt

    1. Gebe Ihnen vollkommen Recht! Als ich das mit den 100 Milliarden für Waffen gelesen
      habe, wußte ich gleich, dass alles nur Show ist. Ich hoffe Putin hat das auch registriert.
      Man kann keinen Frieden mit zusätzlichen Waffen an den Terrorstaat wollen. Das Schlimmste
      ist, dass es vor allem den Deutschen mit geringem Einkommen demnächst an den Geldbeutel
      geht, denn wir sind es die die Hauptlast diese Schwachsinns zu tragen haben.

  6. Zu den Stichworten Geopolitik und Doppelmoral sei noch dieser Artikel von Stefano di Lorenzo (häufig bei Globalbridge.ch und Seniora.org und forumgeopolitica.com zu lesen) empfohlen:

    https://seniora.org/politik-wirtschaft/politik/geopolitik-und-moral

    Er schreibt:

    „(…) In Wirklichkeit ist Moral in den internationalen Beziehungen relativ, bedingt und strategisch. Sie wird herangezogen, wenn sie nützlich ist, und ignoriert, wenn sie stört. (…) Diese Selektivität ist kein Zufall. Sie spiegelt Interessen wider, keine Werte. Der Westen beruft sich nicht auf Moral, um sich leiten zu lassen, sondern um sein Handeln zu rechtfertigen — um Macht unter dem Deckmantel von Prinzipien zu legitimieren. Es ist, kurz gesagt, Realpolitik unter falscher Flagge.

    Die Tradition der Realpolitik — berühmt geworden durch Machiavelli und Bismarck — ging davon aus, dass Staaten im Sinne ihrer eigenen Sicherheit und Macht handeln. Moral spielt nur insofern eine Rolle, als sie diesen Zielen dient. Diese Tradition war hart, aber ehrlich. Die heutige westliche Variante ist gefährlicher, weil sie unehrlich ist. Sie weigert sich anzuerkennen, dass auch sie Interessen verfolgt — dass auch der Westen ein geopolitischer Akteur ist. (…)

    Eines der beunruhigendsten Merkmale des westlichen Moraldiskurses ist seine Nivellierung von Komplexität. Im Namen einer angeblichen moralischen Klarheit wird jede Nuance ausgelöscht. Konflikte werden zu moralischen Theaterstücken: Gut gegen Böse, Freiheit gegen Tyrannei. Diese manichäische Darstellung ist intellektuell faul und politisch komplett verantwortungslos. Moral (…) darf kein selektives Banner und keine heuchlerische Waffe sein. Der einzige Weg, Moral in der Politik zu rehabilitieren, wäre ihre Entkopplung von Propaganda. Ob das überhaupt möglich ist? (…)

    Das erfordert eine Abrechnung. Der Westen muss anerkennen, dass auch er ein geopolitischer Akteur ist. Er muss erkennen, dass seine Interventionen, Allianzen und Doktrinen nicht nur von universellen Werten, sondern auch von strategischen Interessen geprägt sind. Erst dann kann er beginnen, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, wie sie ist — und nicht, wie er sie sich vorstellt.“

  7. Auf der Oberfläche sieht es so aus, wie beschrieben. Doch wie sieht es bei den tatsächlich Herrschenden aus? Diejenigen, die nicht gewählt wurden und dennoch die Macht besitzen. Und die mit ihrem Einfluss alle anderen, die vorgeblich Machthaber sind, lenken. Die Blackrocks, Vanguards, Soros, Gates und Co. Wie sieht es bei denen aus? Und wer weiß, solche Tiefenstaat-Akteure gibt es sicher auch in Russland, China, Indien… Nicht nur im Westen.

  8. Unterdessen feilt der Spiegel weiter an seinen Märchen, Zitat von gerade eben: „Erfolg für Friedrich Merz bei Donald Trump – Einen sofortigen Friedensschluss zu Putins Bedingungen konnten die Europäer beim Treffen mit Trump abwenden“. Kunststück, dies stand ja überhaupt nicht zur Debatte. Was machen die dann eigentlich am Ende der angesprochenen Sackgasse?

    1. Ganz zum Schluß müssen wir deutschen Dummdödel, die eh alles zahlen, dass
      Ende der Sackgasse aufgraben und die Häuser der armen Schlucker die im Weg
      stehen platt machen, damit der Schwachkopf an unserer Regiegungsspitze weiter
      gerade aus laufen kann. Eines sollten wir uns dann gönnen: Die Teppichstange
      hinten im Garten, die nur 1.80 hoch ist, stehen lassen. Merz ist über 1,90m !

  9. Vom Standpunkt der werktätigen Klassen kann ich den Artikel zustimmen!

    Wenn die Welt – wie einst im kalten Krieg – in 3 Einflusszonen aufgeteilt ist, die die Großmächte respektieren, dann gibt es innerhalb dieser 3 Einfluspären Spielraum für soziale Verbesserungen, für bescheidenen Wohlstand. Merkwürdigerweise ging es sowohl der DDR, als auch der BRD, im kalten Krieg besser. Das Problem war, UdSSR und die abhängige DDR, waren wirtschaftliche Totalversager. Das war der Hauptgrund des Niedergangs. Die fehlende Demokratie, die mangelnde Softpower, hätte man bei blühender Wirtschaft langsam gewähren können.

    China hat aus all diesen Fehlern des Westen, des Sowjetimperiums gelernt. Es hat durch seine Politik der Reform und Öffnung in kürzester Zeit Millionen aus der Armut befreit. Indien, das eine „westähnliche“ Demokratie sein soll, ist das nicht gelungen. Wer China genau beobachtet sieht, mit den wirtschaftlichen Wohlstand gewährt die chinesische Regierung ihren Volk immer mehr demokratische Rechte. Wer einmal in Shanghai war kann hier künstlerische und kulturelle Freiheit erleben, die es in der DDR nie gab und die jetzt in Westen (im Zeitalter des wirtschaftlichen Niedergangs) immer mehr eingeschränkt wird.

    Problem ist, China muß seinen Machtbereich – auch militärisch – sichern, um weiter wachsen zu können. Sollte es zu einer neuen Weltordnung der 3 Einflußssphären kommen, hat China diese Möglichkeit.

    Für Europa sehe ich aus im Artikel genannten Gründen schwarz. Schade das ich kein Wort Mandarin spreche, die Sprache soll einfach sein und das Genderproblem stellt sich nicht. Aber die Schrift ist kompliziert.

    1. Der Hauptgrund des Niedergangs des Ostblocks war der Mangel an Kapital. Und zwar von Anfang an im System-Wettkampf mit ungleichen Startbedingungen. Und zum Wettkampf wurde der Osten quasi vom Westen gezwungen.

  10. Die zukünftige Welt wird trilateral sein. Amrerika, Russland un China im Gleichgewicht. Europa ist nicht stark genug, sich in den Vordergrund zu drängen und Asien auch nicht
    Vorerst wird Frieden herrshen.

  11. Die europäischen Anführer werden wohl fieberhaft daran arbeiten, ihre Niederlage in diesem Stellvertreterkrieg in einen „Sieg“ umzuetikettieren. Um wenigstens innenpolitisch den Schaden zu begrenzen. Und ihre Macht zu sichern. Der außenpolitische und wirtschaftliche Schaden für die EU bleibt. Und damit der weitere Niedergang Westeuropas. Aus der selbsgewählten Sackgasse herauszukommen, Russlands legitime Sicherheitsinteressen anzuerkennen, eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur mitzugestalten, dazu sind wohl Europas „Eliten“ nicht fähig. Dazu sitzt der Jahrhunderte alte Hass auf das christlich-orthodoxe Russland viel zu tief. Gerade weil die westlichen Staaten ihre Wurzeln für den Neoliberalismus geopfert haben. Die Russophobie ist fest im genetischen Code der Politik westlicher Staaten verankert. Es braucht wohl erst eine existenzielle Krise, bevor sich da was ändern kann.

  12. Die Europäer stehen überhaupt nicht da! Wir haben ja nicht mal Politiker die europäische geschweige den die Interessen Europäischer Einwohner vertreten. Das sind ausnahmslos alle Interessenvetreter fremder Mächte.

    Was beschwert ihr euch, und vor allem an wen soll unsere Beschwerde gehen? An George Sorros?

    NEIN NEIN NEIN, in Europa läuft alles genau nach Plan. Wir werden jetzt ausgeplündert um den Hegemon noch ne weile am leben zu halten. Und wer weiß vielleicht gibt es ja doch noch eine neue Pipeline und einen neuen Mega-Tunnel auf der Welt, eine die von Russland nach USA führt.

    Ist doch ein Trost für unsere in der Nordsee vor sich hin rostende Schrottröhre.

  13. Gleich im ersten Absatz zwei nach meiner Auffassung problematische Stellen erkannt.

    Erstens: „Alle wollen aber, dass am Ende Ruhe und Ordnung einkehrt.“ Das haben zu meiner Zeit als Zivi einige von Hitler gesagt: er sei Garant für „Recht“ und vor allem „Ordnung“ gewesen.. Wenn ich mir die westliche Einstellung dazu anschaue, muss ich nur nach Gaza oder in die Ukraine schauen. Die Ukrainer versklaven sie für ihre imperialen Ambitionen, ihren Krieg gegen Russland und verheizen diese. Und in Gaza…. da löschen sie ein ganzes Volk aus. Für den Westen sind Recht und Ordnung etwas vollkommen Anderes als es zum Wortsinn passen würde.

    Das Andere ist: der Autor schteibt Trump zu, dass er sich mit den neuen Machtverhältnissen arrangieren würde. Das wage ich zu bezweifeln. In Teilen hat er gar keine andere Wahl. Der globale Süden treibt einfach vielmehr Handel und Entwicklung untereinander, ohne den Westen und die USA. Das nimmt inzwischen Ausmaße an, die das Imperium in seinen Grundfesten bedrohen (so brauchen diese Länder weder Dollar noch SWIFT, auch keinen IWF und Weltbank mehr, erhalten viel bessere Entwicklungsoptionen und haben auch uneingeschränkten Zugriff auf ALLE Waren von Standardprodukten über Hightech, Rohstoffe, Nahrungsmittel, konkurrenzfähige Militärgüter etc). Der Westen verliert sein Erpressungspotenzial.

    Das heißt aber noch lange nicht, dass Trump es nicht trotzdem versuchen würde.

    Man muss wissen: die USA sind durch Hinterhältigkeit, Lug, Betrug, Gewalt, Intrigen groß geworden.

    Trump hat nach dem Gespräch von Alaska zwei Dinge gemacht: er hat so getan, als wäre Sekenskij für den Ausgang des Krieges verantwortlich. Der ist jedoch nur eine Marionette der USA. Trump hat gefordert Sekenskij solle die Krim als russisch anerkennen (den Donbass, gegen den die US-Ukraine seit 2014 Krieg führt hat er ausgespart) und – jetzt kommt’s – er solle Abstand nehmen von einem NATO-Beitritt. Trump ist der komplette Lügner. Ohne die USA gäbe es den Krieg überhaupt gar nicht. Und nicht die Länder selbst entscheiden, ob sie Mitglied der NATO werden (oder bleiben), sondern die NATO, die dafür korrupte Politiker einsetzt und die jeweiligen Medien entsprechend bespielt.

    Das Zweite, was er gemacht hat: er hat erklärt, dass er sich vorstellen könne US-Truppen in die Ukraine zu entsenden oder die europäischen Truppen, die diese Aufgabe eigentlich übernehmen sollen, mit Waffen versorgen. Dass er niemals offiziell Truppen in die Ukraine entsenden wird, dürfte klar sein. Er will mit solchen Aussagen nur die Europäer dazu bewegen.

    Mit anderen Worten: wenn die USA verhindern wollen selber in eine direkte Konfrontation mit Russland verwickelt zu werden, muss Trump es ggü Russland so aussehen lassen, als wäre er ein Friedensengel. Auf der anderen Seite versucht er aber die Europäer bei ihren Aggressionen gegen Russland bei der Stange zu halten und weiter Öl ins Feuer zu gießen. Mit dieser Tour könnte er gleichzeitig versuchen einen Keil zwischen China und Russland zu treiben.

    Trump ist die hinterhältige Ratte, wie es die USA schon immer waren.

    Von den USA geht nichts Gutes aus, gar nichts.

    Ich fürchte Russland erliegt dem Mangel an Optionen. Ja. Es ist richtig und wichtig, dass miteinander gesprochen wird. Und nein: nicht mit Betrügern und hinterhältigen Lügnern wie den USA. Das funktioniert einfach nicht.

    Dabei könnte sich Putin vor allem auf Eines berufen: die USA wollen nicht, dass ihr Kernland unmittelbar Kriegsschauplatz wird. Das ist so ziemlich die einzige Konstante, die ich bei den USA ausmachen kann, neben der, dass sie einen nach Strich und Faden betrügen und über den Tisch ziehen.

    1. Richtig erkannt: Trump sucht einzig nach seinem Vorteil. Und er ist genauso dem Ränkespiel der Superreichen-Netzwerke ausgeliefert wie auch die EUdioten.

      Also was spielen die da für ein Spiel?

    2. @ Richard
      So ist es. Wenn möglich sollten die UZA und ihre Vasallen vom Rest der Welt abgekoppelt und isoliert (Dauerquarantäne!!) werden, da ein gedeihliches, konstruktives Miteinander mit ihnen auf absehbare Zeit kaum machbar ist. Die neue und einzige Weltmacht könnte über kurz oder lang China werden. Ob dies im Endeffekt für die Welt besser wird, muss sich dann erst noch zeigen. Es kann gut sein, dass der Beelzebub nur gegen Satan ausgetauscht wird.

    3. ++++

      Genau nix weiter als eine durchtriebene Ratte. Und genau davon warnen viele sicher schon seit knapp 25 Jahren. Aber unsere Stimmen werden nach wie vor systematisch erfolgreich vor der Öffentlichkeit versteckt.

  14. Ein wirklich sehr guter Artikel, der deutlich über dem Niveau der heute häufigen Moralin-, Kurzzeit- und Scheuklappenblicktexte liegt. Alles übrigens auch eine schöne Bestätigung des weisen
    S. P. Huntington, der ja auch schon auf die Beachtung der Grenzen der Kulturerdteile und eine Art Interventionsverbot raumfremder Mächte in anderen Kulturerdteilen bzw. „Großräumen“ (Schmitt) hinwies.

    Zu ergänzen – nicht zu widersprechen – wäre allenfalls, dass das heutige politische Personal der bewussten europäischen Staaten eben noch in der Vor-Trump-Ära der Neokons und „missionarischen Globalisten“ (eine sehr gelungene Formulierung) geschult und geistig ausgerichtet wurde. Nun tun diese Leute immer noch so, als ob Trump bloß ein kurzer Betriebsunfall sei und als ob ihre missionarisch-globalistischen Neokon-Freunde in den USA in Kürze zurückkämen, sodass sie selbst stolz darauf sind, hier mutig die Stellung zu halten.

    Zu einem eigenständigen Denken sind diese Leute bisher kaum in der Lage, und ehrlich gesagt fürchte ich auch etwas, dass – wenn sie denn irgendwann einmal eigenständig denken werden und nationale Interessen zu berücksichtigen wagen – dabei nichts Kluges herauskommen wird …

    Interessant wird es in dem Moment, wo – in weniger Jahren – deutlich werden wird, dass J.D. Vance als gewählter Nachfolger Trumps Erbe fortführt, sodass dann wirklich ein außenpolitischer Epochenwechsel unübersehbar wird. Dann wird in Deutschland die CDU vermutlich sehr verwirrt sein …

  15. „Europas Marginalisierung resultiert nicht aus Uneinigkeit, wie viele annehmen. Der Kontinent steht abseits, weil europäische Staaten immer noch geschlossen an ihrer von Doppelmoral triefenden Mission als Vorkämpfer einer liberalen Welteinheit und Bollwerk gegen das autoritäre Russland festhalten.“

    Und darin bleibt Europa konsequent:

    https://www.scmp.com/news/china/diplomacy/article/3322196/eu-diplomats-mull-skipping-china-military-parade-over-putins-attendance-sources

    „EU envoys mull skipping China military parade over Putin’s attendance: sources
    ~1 minute

    European envoys in Beijing are discussing plans to skip China’s massive military parade next month after considering the attendance of Russian President Vladimir Putin and the possible participation of Russian troops, the Post has learned.

    According to five sources familiar with the matter, European missions in Beijing have been invited to the parade and events on the same day but are particularly troubled by the Russian leader’s attendance as Moscow has intensified its attacks on Ukrainian territory.

    As the war in Ukraine drags on, some European diplomats were conflicted over being in the presence of “the same troops that invaded Ukraine”, one of them said, although there is no confirmation that Russian troops will take part.“

  16. Aus Washington verlautbart, die Herren Rubio und Witkoff seien „beauftragt“, die Vorbereitungen für ein (bisher von Moskau nicht zugesagtes) Treffen Putin-Zelensky zu treffen, nachdem sie nicht in der Lage waren, das Alaskatreffen so vorzubereiten, daß es wie vorgesehen stattfinden konnte und alle früher abreisten. Und EU+ -Länder spekulieren schon mal darüber, wer welche Truppen zwecks „Sicherheitsgarantie“ in die Ukraine schicken wird, wohl wissend, daß Russland keine Truppen aus NATO-Ländern dort dulden wird.

    Soviel zum Realitätsbezug der Betreffenden.

  17. „Neulich wurde ich gefragt, was man Deutschland und Europa, Merz und Macron raten könnte. Ein militärisches Gegengewicht zu Rußland zu bilden, erscheint sinnvoll, wenngleich die europäischen Staaten bereits heute ein Vielfaches der russischen Rüstungsausgaben bestreiten.“

    Wenn das der wichtigste oder gar einzige Rat des Autors sein sollte, dann gute Nacht.
    Russland ist die nach Sprengköpfen stärkste Atommacht der Welt, auch seine Trägersysteme (Raketentechnik) sind überlegen.
    Was will Deutschland und Europa dagegen ausrichten?

    Auf konventionellem Gebiet ist es sicher gut und richtig, eine Armee zu haben, welche die Landesgrenzen verteidigen kann. Diese muss dann aber auch an den Landesgrenzen und nicht in Litauen stehen.

    Das wirklich wichtige aber wäre das Aushandeln einer gesamt-europäischen Friedensordnung unter Einbeziehung Russlands und der russischen Sicherheitsinteressen.
    Dazu braucht es keine große militärische Stärke.
    Brandt und Bahr haben es damals vorgemacht, wie das geht.

    – Verzicht auf jede Form der propagandistischen Dämonisierung Russlands, womit unsere Bevölkerung aufgehetzt wird.
    – Stattdessen ehrliche Gespräche mit Russland, Fragen und Zuhören, versuchen, sich in die russische Lage hinein zu versetzen.
    – Anerkennung von Russlands kulturellen und humanitären Leistungen besonders gegenüber Deutschland.
    Der Einsatz für die deutsche Wiedervereinigung ist hier hervorzuheben, trotz der millionenfachen Verbrechen Nazi-Deutschlands im 2. WK an den Vorfahren der heutigen Bevölkerung Russlands. Der russische Verzicht darauf, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, war und ist eine gewaltige humanitäre und kulturelle Leistung.

    Versöhnung ist das, was unsere Zukunft sicher und lebenswert macht!

    Das Ziel muss Abrüstung und ein Friedensvertrag mit Russland sein!

    Mein Gott, ist das so schwer zu verstehen?

    1. @Coroner:
      Kurz nachgedacht: Einzig logische Antwort: Merz, Macron, Starmer, usw. wollen den Krieg und glauben dabei sich unverwundbar! Also nicht das Land, sondern sich selbst persönlich… Komplett psychotischer Größenwahn!

      1. Ich fürchte, Sie haben Recht.
        Diese Psychopathen werden vorgesorgt haben, wohin sie sich im Ernstfall absetzen können.
        Das Schicksal ihres Landes und ihrer Bürger ist ihnen egal.

    2. „Ein militärisches Gegengewicht zu Rußland zu bilden“. Genau das erwarten die USA von den Europäern. Und da die USA dafür gesorgt haben, dass bei uns die Atlantiker das Sagen haben, passiert das auch. Nach dem Untergang der SU gab es zwar eine Lockerung der US-Fesseln auf Westeuropa, aber seitdem klar wurde, dass Russland sich nicht US-amerikanischen Interessen unterwirft, gilt das alte Feindbild wieder. Das Vasallen-Verhältnis zu den USA war noch nie so stark spürbar wie heute. Auch für Trump sind die Europäer nur Vasallen.

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