Auch Kaviarlinke waren nach dem Mordanschlag auf Donald Trump betrübt – weil er überlebt hat. Unser Kolumnist kann solcher Denke nichts abgewinnen. Sie ist freilich so ekelhaft wie normal. Und letztlich nur eine weitere Signatur der Verhältnisse.
Gefühl in den Augenblicken totenähnlichen Seins
Alle Menschen sind der Liebe wert
Erwachend fühlst du die Bitternis der Welt
darin ist alle deine ungelöste Schuld
dein Gedicht eine unvollkommene SühneGeorg Trakl, 1914
Zum Mordanschlag auf Donald Trump lässt sich weiter vieles schreiben und spekulieren. Angefangen bei den Reaktionen der teutschen Leidmedien, die zunächst wie die Katze um den heißen Kirschplunder schlichen und die Tat als alles Mögliche bezeichneten – außer als Anschlag. Da war die Rede davon, Trump sei „mit Blut am Ohr von einer Wahlkampfveranstaltung evakuiert“ worden. Technisch sicher korrekt, klang es als hätte er sich bloß irgendein Wehwehchen eingefangen. Ohrensausen oder was auch immer. Andere schrieben von ominösen „Knallgeräuschen“ als Ursache, was an geplatzte Autoreifen, durchstartende Düsenjets oder ein Rammstein-Konzert denken ließ. Hätten die werten Edelfedern auch so agi(ti)ert, wenn es einen der von ihnen verehrten Güldenen getroffen hätte – eine (Irr)Lichtgestalt wie Biden, Merkel, Starmer oder die Jupiters Habeck und Macron? Die meisten hier kennen die Antwort. Und der Rest mag mir bitte nicht damit kommen es sei nun mal spät in der Nacht gewesen. Beim scheinprogressiven Teil der US-Medien, von dem die hiesige Journaille wie immer brav abschrieb, war es früher Abend. Und dessen Vorgehen keinen Deut besser. Erst nach und nach korrigierte man die Schlagzeilen in „Attentatsversuch“ – ganz als wäre die Tat gerade noch verhindert worden – und erst sehr viel später in „Angriff“. Nicht lange jedoch und man begann hüben wie drüben mit der Schuldumkehr: Trump habe sich die Schüsse selbst zuzuschreiben. Sei als durch und durch furchtbarer Mensch irgendwie mitverantwortlich für sein Schicksal. Dasselbe würdelose Geschwätz wie zuvor bei den Angriffen auf Robert Fico und andere. Oder kurz: Die „Sturmgeschütze der Demokratie“ bei ihrer Arbeit.
Kabale und Hiebe
Man könnte jetzt auch die Hintergründe des „Knallgeräusche-Vorfalls“ ausleuchten wie es einstweilen das Overton-Forum oder Thomas Röper, Gilbert Doctorow und andere Blogger begannen. Der Anschlag lässt sich ja ohne Weiteres als Ausdruck der US-amerikanischen Verhältnisse lesen. Der gesellschaftlichen im Allgemeinen, wie den zwischen den rivalisierenden Macht- und Kapitalfraktionen herrschenden im Speziellen. Ein Intrigantenstadel, der sich als Land ausgibt, mit Gräben so tief und wirr wie das Geflecht seines polit-administrativ-militärisch-industriell-medialen Komplexes. Ein Ränkespiel mit fünf Teilstreitkräften und siebzehn Geheimdiensten – jede Fraktion und Interessengruppe hat ihren eigenen Mietmörderverein. Von der freilaufenden Masse an selbsternannten Rächern, handelsüblichen Schlächtern, ideologisierten Fanatikern und sonstigen Parkplatzwächtern oder aufgehetzten Kiddies mit Sturmgewehren ganz zu schweigen. Festhalten will ich nur, dass mir die von Röper und anderen kolportierte These „das ganze US-Establishment“ stünde gegen Trump recht dürftig erscheint. Trump ist nicht Antithese, sondern Teil der Bourgeoisie, andernfalls wäre er niemals Präsident geworden. Selbiges gilt für die Leute um ihn herum – seien es sein altes Kabinett, sein aus der Arbeiterklasse konvertierter Hedgefondsmanager alias Vizepräsidentschaftskandidat oder sein von der Rüstungsindustrie verhätschelter Großspender mit der malocherfeindlichen Umweltruine in Brandenburg. Die herrschende Kaste hier wie dort ist schlicht kein monolithischer Block. Sie zerfällt in verschiedenste Fraktionen, ist durchdrungen von Kabalen, Komplotten und Konspirationen sich ewig belauernder Rivalen. Ein bürgerliches Trauerspiel, dem lediglich Ferdinand von Walter und der Hofmarschall von Kalb fehlen. Trump freilich ist auf dessen Brettern groß geworden, hat mitgespielt und mitgezockt – und sich wie in jedem guten Mafia-Stück schlussendlich Feinde bei anderen Kartellen gemacht. Die Frage war nicht, wann ein Attentat auf ihn verübt werden würde – sondern wann.
Aber ein Feind des Establishments? Im Leben nicht! „The Donald“ hat in seiner Amtszeit nichts als Politik für die Herrscherkaste betrieben. Anti-russische Initiativen en masse, Handelskrieg gegen China, Steuersenkungen für Reiche, Ausbeutung der Arbeiterklasse – das ganze übliche Programm eben. Die Hauptunterschiede zwischen den sogenannten politischen Lagern sind doch nicht inhaltlicher Natur, sondern rein technischer und persönlicher. Sie finden sich in Umsetzungsform, -dauer und -weite der stets gleichen stets alternativlos genannten Maßnahmen. In deren Farbe, Dosis und Geschmack. Den zu priorisierenden Foki. Hinzu kommt zwecks Ablenkung der Massen ein bisschen identitäres Trara auf Nebenkriegsschauplätzen. Sowie Gezänk darum, wer was umsetzen und zuerst an die Fleischtöpfe darf. Trump hat just ein paar andere Kapitallords bedient, andere Flügel der Familie bevorzugt. Und immerhin spricht er noch zur Arbeiterklasse anstatt bloß über sie (auch wenn sie ihm am Ende ebenfalls den Buckel rutschen kann). Aber davon abgesehen trennt ihn herzlich wenig von Biden, der jüngst zurückgetreten wurde, oder dessen potentiellen Nachfolgern. Was allerdings genügt – zumal Trump hin und wieder zur Seite zuckt, eigene Interessen verfolgt und so den rechtgläubigsten Teilen der herrschenden Klasse und ihren Anhängern als Ketzer, mindestens aber als unsicherer Kantonist, erscheinen mag. Kurzum: für diese Leute und ihre angeschlossenen Medienhäuser muss der Mann weg. Schon seit langem. Und wenn „legale“ Wege wie Amtsenthebungsverfahren, zweifelhafte Wahlen und so inszenierte Skandale wie Gerichtsprozesse nicht weiterhelfen, braucht man eben größere Geschütze. So weit, so bekannt.
„Leider knapp verpasst“
Doch geht es mir heute um etwas anderes. Als ich noch in der Nacht den ersten sinnfreien Standard-Artikel zum „Vorfall“ las und ins Forum scrollte, lautete einer der obersten Kommentare schlicht: „Schade“. Der Artikel wurde umgeschrieben, einige Postings verschwanden, doch auch später gab es zuhauf Verlautbarungen à la „Trump lebt. Gott ist tot“. Anderswo sah man Trumps viel genutztes „So sad“ – aber nicht im Sinne eines Verdikts über die Untat, sondern zur Bewertung ihres Ausgangs. Und auf X äußerte ein sogenannter Satiriker, der früher mal für Jan „Ziegenficker“ Böhmermann arbeitete, die Gemeinsamkeit von Trump und dem letzten Bus bestünde in einem „leider knapp verpasst“. Er meinte zudem, dass er es absolut fantastisch fände, wenn Faschisten stürben. Später löschte er diesen wertvollen „Beitrag“. Mich dagegen erfasste mal wieder nur der kalte Ekel. Denn diese Reaktionen sind so typisch, so normal, so ubiquitär in dieser Gesellschaft.
Vielleicht mag das jetzt einige hier erschüttern, aber ich sage es ganz offen: Nein, ich freue mich nicht, wenn Faschisten sterben. Weil ich mich generell nicht freue, wenn Menschen sterben. Ich weiß – ich bin ein perverses Schwein. Ein Aasgeier, Nazispinner, Herz-Jesu-Pazifist und gefallener Engel. Ein Typ aus der Hölle eben. Doch ich kann’s nicht ändern – ich finde es einfach auf so vielen Ebenen falsch mich über Leid und Tod eines anderen zu freuen, ganz unabhängig davon, was er getan hat. (Zumal bei Trump ohnehin zu erörtern wäre inwiefern er überhaupt ein Faschist ist – und nicht ein hundsgemeiner bourgeoiser Businessman. Was aber nicht geht, denn Staats- und Systemkritik sind hierzulande unerwünscht, am allermeisten bei den selbsternannten „Linken“.)
Ich will es hier klipp und klar festhalten: Jeder Mensch – und jedes sonstige Wesen – hat für mich ein Recht auf Leben und Sterben in Würde. Niemand – wirklich niemand – muss mit einem Bajonett vergewaltigt und abgeknallt werden wie Gaddafi. Wer sich über den Tod eines anderen freut, lässt für mich tief blicken. Würde ist nicht selektiv. Es gibt da, Herr Lobo, keine „kategorialen Abstufungen“, die es rechtfertigten den Tod (vermeintlicher) „Diktatoren“ zu feiern, während man sich bei „guten Demokraten“ zurückzuhalten hat. Wer das macht, ist nicht nur ein typisch westlicher Doppelmoralist, der die sonst wie eine Monstranz herumgetragene Menschlichkeit in den Orkus kippt. Er ergötzt und bedient sich auch schamlos am Leid anderer, um sein Mütchen zu kühlen. Er entmenschlicht, um einen kleinen Sieg zu verspüren. Etwas Genugtuung zu bekommen. Sich endlich wieder gut zu fühlen. Doch ist es mir zuwider den Tod eines anderen als Mittel zur Befriedigung meiner eigenen Gefühlswelt heranzuziehen.
„The witch ist dead“
Natürlich erscheint es zunächst nachvollziehbar, wenn sich Leute über den Tod von Tyrannen, Kriegsverbrechern und sonstigen Unholden freuen. Ob das Hitler, Pol Pot, Kissinger, Pinochet, Suharto, al-Baghdadi, der Schah von Persien, der Kaiser von China oder wer auch immer ist. Diese Menschen waren für unzählige Gräueltaten verantwortlich, lösten Kriege aus, initiierten Völkermorde. Ihr Ende setzte bei vielen aufgestaute Gefühle und Energien frei. Gerade bei ihren Opfern. Ebenso verständlich mag es erscheinen, dass Leute nach dem Ableben Margaret Thatchers „The Witch is dead“ intonierten und das Lied zurück in die Single-Charts beförderten. Thatcher betrieb rigorosen Sozialstaatsabbau, ließ ihre uniformierte Schlägertruppe streikende Kumpel niederknüppeln, drohte während des Kolonialkriegs im Südatlantik mit Nuklearbomben zu schmeißen (Frauen sind friedlicher als Männer!) und war allgemein für einen so skrupellosen wie autoritären Führungsstil bekannt. Kurzum: Sie hat vielen Menschen großes Leid angetan. Trotzdem war mir Thatchers Tod kein Anlass freudig durchs Zimmer zu hüpfen. Auch sie ist am Ende immer noch ein Mensch gewesen und das sollte bitteschön nicht vergessen werden. Ein schlechter Mensch, mag sein. Aber mit dem Feiern ihres Exitus hätte ich mich bloß auf dasselbe niedere Niveau begeben, von dem sie agierte.
Nein, für mich sendet das Feiern des Todes eines Menschen immer eine negative Botschaft aus. Für mich ist solches Tun beleidigend, eine Respektlosigkeit gegenüber dem Leben, ein Angriff auf das Menschsein. Ihm wohnen letztlich dieselbe Destruktivität und Verachtung des Lebendigen inne, die das tyrannische Gegenüber ausmachen, über welches man sich moralisch zu erheben sucht. Dabei gäbe es angemessenere Reaktionen. Hoffnung etwa, dass für die Gequälten und Unterjochten des Verstorbenen nun bessere Zeiten anbrechen. Trauer um all seine oder – „wir“ wollen ja immer gendern – ihre Opfer. Oder – ganz verrückt – Reflexion und Innehalten. Der Tod als Moment des Nachdenkens, um aus der Geschichte zu lernen und nach Mitteln zu suchen, die sicherstellen, dass solche Untaten nicht wieder passieren. Um Wege zur Heilung zu finden. Ja, ich weiß – für Sie klingt das wohl nach gefühlsduseliger Arthousescheiße (Filmtipp der Woche anbei). Der Verfasser ist eben Lump und Pazifist.
Schade um Schade, Zahn um Zahn
Und zum Glück ist solcherlei Tun im „Smartphoneklecksenden Sekulum“ schon lange nicht mehr en vogue. In jenem muss und will man vielmehr gesehen werden. Hat sich zu präsentieren, Flagge zu zeigen – und statt zu reflektieren alles und jeden zu kommentieren. Jede Emotion – echte Gefühle sind eher im Absterben begriffen – muss präsentiert und in Bildern festgehalten werden. Gerade auch die Freude über den Tod eines Anderen, eines Feindes, eines der vielen neuen Hitlers, die durchs mediale Dorf getrieben werden. Damit ja niemandem in der Peergroup Zweifel am richtigen Kompass kommen. Sonst wäre man ratzfatz raus. Und so gilt: Pietät und Rücksichtnahme sind out – Haltung ist in!
Bloß: Wer sich über den (gewaltsamen) Tod eines jener ständig wechselnden Hitlers freut, tut letztlich nichts anderes als Gewalt und Rache zu akzeptablen Problemlösungen aufzuwerten. Oder besser – sie mal wieder zu bewerben, denn die herrschenden Verhältnisse sind ja strukturell gewaltaffin. Wie will man sich dann aber echauffieren, wenn die (vermeintliche) Gegenseite Gleiches tut? Wenn demnächst Habeck statt Trump beschossen wird und Nationalradikale sein Überleben mit „Schade“ kommentieren? Die Hitlers des einen, sind gerne mal die Jeanne d’Arcs des anderen – und umgekehrt. Flugs steht die nächste Gewaltspirale ins Haus, zumal solche Taten häufig einen Nachahmungseffekt oder gar den Wunsch nach Übertrumpfen zeitigen. Gerade im Smartphone-Zeitalter. Und dann? Käme da was außer Doppelstandards und großem Geheul, weil es einen der Güldenen erwischt hat? Man kennt die Antwort.
Nein, wie man es auch dreht und wendet: Im Tod eines Menschen eine gerechte Züchtigung, einen Anlass für Genugtuung, einen Grund zur Freude zu sehen, ist unangemessen. Regelrecht erbärmlich. Da kann man gleich die Todesstrafe wiedereinführen und sonst wie den Rückgriff ins Archaische suchen. Handabhacken, Blenden oder Steinigen sollen ja ebenfalls positive Energien freisetzen. Und bei Hexenverbrennungen wird so manchem richtig warm ums Herz.
Aber ich empfahl oben ja das Reflektieren. Darum ganz allgemein gefragt: Was sagt es uns eigentlich über die ach so feine Gegenwartsgesellschaft, wenn breite Schichten den Tod von Menschen feiern – wenn nicht gar fordern! – die ihnen unlieb sind? Bobos sind schadenfroh und jubeln, wenn es einen sogenannten „Putinversteher“, „Ungeimpften“ oder „Nazi“ trifft – auch wenn es sich bei dem in Wahrheit um niemand anderes als einen biederen Sozialdemokraten namens Fico handelt. Die (vermeintliche) Gegenseite jubelt über jeden toten „Linken“ (oder wen sie dafür hält), „Ausländer“ oder Umweltaktivisten. Und ansonsten sind alle groß im Krokodilstränenverdrücken und Anteilnahmeheucheln. Wenn es um gute Opfer geht, selbstverständlich. Die von der richtigen Seite. Ob tote Ukrainer, Polizisten, Lady Di – die Platzhalter für das Zelebrieren der Ersatzgefühle sind austauschbar. Sind es Gegner oder gar undermen wie die hingeschlachteten Palästinenser hat man bestenfalls Achselzucken übrig. Oder spürt (klammheimliche) Freude.
Eine mordsgeile Gesellschaft
Um diesen ritualisierten Hass, diese mehr oder weniger offen geäußerte Gewaltverherrlichung und kaum verhohlene Freude an Bluttaten nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sich kurz der gesellschaftlichen Verhältnisse zu entsinnen. Das herrschende imperialistisch-kapitalistische System ist so autoritär wie belliphil. Umgangssprachlich gesprochen: schlicht krank. Nicht erst seit gestern, nicht erst seit dem Pandemieregime – sondern schon ziemlich lange. Seit seinen Anfängen um genau zu sein. Es begünstigt Phänomene wie Gier, Vereinzelung, Betrug, Sucht, Dehumanisierung oder Verrohung. Mehr noch – sie gehören intrinsisch zu ihm, sind sein Lebensnerv, Motor und Stabilisator in einem. Dysfunktion und Dekadenz sind keine Fehler – sondern Funktionen. Es ist ein krankes System, das massenhaft kranke Menschen erzeugt. Und kranke Menschen wiederum erschaffen, erhalten und erweitern es. Tag für Tag für Tag.
Die herrschende Ordnung ermutigt Menschen sich skrupellos und rücksichtslos zu verhalten, um „erfolgreich“ zu sein. Denn zum „Habenwill“ gelangt man am einfachsten auf Kosten anderer – ob mittels Ausbeutung, Erpressung oder Manipulation. Dieses Regime lebt den Sozialdarwinismus und macht Schwache für ihre „Erfolglosigkeit“ generell selbst verantwortlich. Jene hätten sich eben nicht genug angestrengt. Jene dienen bestenfalls als Warnung an alle übrigen, weiter brav im Hamsterrad zu treten – vorzugsweise nach unten. Dieses System stellt Profitmaximierung und Eigennutz über alles. Doch wo Menschen zu bloßem Menschenmaterial und austauschbaren Arbeitskräften herabsinken, ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse und Würde, sind Entfremdung und Entpersönlichung nicht weit. Das Gegenüber wird schon lange nicht mehr als Mitmensch betrachtet, sondern bloß noch als Konkurrent, Anderer – und Feind. Als jemand, den es auszustechen und im Bedarfsfall auch mal abzustechen gilt. Dessen Misserfolg, Scheitern und Tod gefeiert werden können.
Gewalt – offene wie strukturelle – Ausbeutung und Unterdrückung sind schlicht Normalitäten. Und die viel verfemten Ballerspiele, Actionfilme und bösen Bücher lediglich Symptome – gewiss aber nicht die Ursachen des Ganzen. Abstumpfung ist in „unserer“ Gesellschaft normal. Das objektiv Antisoziale ist die soziale Norm. Genau wie die Nichtwertschätzung von Leben und Lebendigem oder der Mangel an Mitgefühl. Sie alle sind systemisch angelegt, erwünscht. Und wer dazu gehören will, beherzigt diese Normen – und findet es schade, dass Trump, Fico oder wer auch immer noch lebt.
Hüllen, die lächeln
Dazugehören wollen freilich viele. Darauf werden die Bewohner dieser Gesellschaft von früh an konditioniert. Oder genauer: gebrochen. Sei es durch klassische schwarze Pädagogik. Sei es durch ihr vermeintliches Gegenstück, die sich „antiautoritär“ nennende, in Wahrheit jedoch höchst manipulative, Erziehung – jetzt neu mit der Extraportion „Nudging“. Sei es im Elternhaus, im viel zu früh besuchten Kindergarten, in (Hoch)Schule, Tempel, auf dem (Arbeits)Markt, durch Medien, Staat oder Peergroup – der Entfremdung und Brechung entkommen nur die wenigsten. Das Gros der Leute muss von frühen Tagen an sein Ureigenes abstreiten, verleugnen, abspalten – um dazu zugehören. Um zu überleben. Denn satisfaktionsfähig ist einzig wer sich den herrschenden Verhältnissen und ihren Normen unterwirft. Wer aufmuckt, anders denkt, anders lebt – ob gegenüber Eltern, Dozenten oder dem Chef – wird ruckzuck bestraft und kaltgestellt. So wissen die meisten nicht (mehr) wer sie sind, was sie eigentlich wollen, sondern bloß noch wer sie sein sollen und wie und für wen sie zu funktionieren haben. Sie sind entseelt. Leere Hüllen. Leere Hüllen, welche jene Rollen spielen und jene Arbeit(skörper) (ver)kaufen, die andere von ihnen verlangen. Die meisten tun es irgendwann sogar „gern“. Mit einem (falschen) Lächeln auf den Lippen. Man gewöhnt sich an alles.
Zumal es jede Menge Opiate gibt, um den Schmerz der Brechung zu betäuben und die Entfremdung von Kindesbeinen an ertragbar zu machen. Partiell und temporär zumindest. Marx dachte nur an die Religion, doch längst bieten sich diverse andere Ideologien an, von Genderismus bis x-beliebigem Fanatismus. Sowie Konsum, Macht oder Ablenkung durch Smartphone, Netflix und Co. Sie helfen die Leere zu füllen, welche nach dem Abstoßen des Ureigenen in den Hüllen zurückblieb. Es ist freilich ein kurzer Rausch, der verfliegt wie jede andere Droge. Und immer größere Mengen benötigt, bis sich eine Wirkung einstellt. Wenn dann noch irgendeine Krise ausbricht – oder ausgebrochen wird – kommen die besten Opiate an ihre Grenzen. Dann kehrt bei so manchem die Urangst zurück, der Urschmerz. Dann kann der mühsam gezügelte und abgelenkte Gefühlsstau nicht mehr kontrolliert werden. Bricht sich Bahn. Braucht es ein Ziel für die Wut, einen Feind. Denn gegen die eigentlichen Verursacher darf man sich ja nicht stellen. Kein Kind darf die Hand gegen seine Mutter erheben – und kein (infantiler) Erwachsener gegen „Vadder“ Staat. Die tatsächlichen Täter sind sakrosankt. Man sucht vielmehr ihren Schutz und ihre Goodies.
So sad
Diese anzugehen bedeutete sich einzugestehen, dass man die ganze Zeit ein falsches Leben in einem falschen System geführt hat. Es hieße sich von Bildnissen und Glaubenssätzen zu verabschieden, die man über Jahre liebgewonnen hat – die abweisende, aber ach so gute Mutter, die ja nur das Beste wollte. Der strenge, aber ach so gute „Vadder“ Staat, der auch nur das Beste wollte, als er wieder pöse Demonstranten prügeln ließ. Es hieße diese Bilder als das zu erkennen was sie sind – Lebenslügen, in denen man sich häuslich eingerichtet hat, um die Wahrheit zu verdrängen.
Doch Bewusstmachen und -werden sind schmerzhaft. Äußerst schmerzhaft. Sich die Leiden und Ungerechtigkeiten von heute, das Verdrängte von früher oder gar die tatsächlichen Aggressoren – in Trakls Worten: die ganze Bitternis der Welt – zu vergegenwärtigen, löste eine Pein aus, die kein Opiat auf diesem Planeten zu lindern vermag. Es würde zu einer Konfrontation zwingen, Konsequenzen beinhalten, die die meisten nicht bereit sind einzugehen. Da macht man lieber weiter wie gehabt anstatt Jahrzehnte lang internalisierte Weltbilder zu zertrümmern oder zu konstatieren, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Oder lässt seine Wut an (unbeteiligten) Dritten aus, die oftmals leichter zu erreichen und weniger bedrohlich sind als die tatsächlichen Täter. An Passanten, Nachbarn, sonstigen Sündenböcken. Besonders, weil das (physische) Abreagieren am gemeinsamen Feind auch einen Kick geben kann – und sogar Zusammengehörigkeitsgefühle zu schaffen vermag.
Das kapitalistisch-imperialistische System ist ergo so algophob wie belliphil. Seine Insassen bemühen sich einerseits den eigenen (Ur)Schmerz nicht mehr zu spüren, sondern mit diversen Opiaten zu sublimieren. Andererseits suchen sie ihn in einer strukturell auf Konkurrenz ausgerichteten und Gewalt begünstigenden Gesellschaft beständig im als Feind gedachten Gegenüber. Zumal das Ergötzen an fremden Leid und Tod jenen Kick beschert, durch den man sich wieder ganz fühlen kann. So sind die Insassen oftmals Opfer, Mitläufer und Täter in einem.
Mit „so sad“ wäre dieser Zustand sicherlich noch sehr wohlwollend umschrieben. Und der Blick in die Zukunft gibt noch weniger Anlass zur Munterkeit. Doch will man etwas ändern, müsste man zunächst aufhören sich in Spiegelfechtereien und bloßen Symptom-Erörterungen zu ergehen. Müsste man – ich kann es nicht oft genug schreiben – an die Wurzeln ran. Ans System. Wenn dieses abstirbt, hätte man sogar wirklich einen Grund zum Feiern. Doch wer will das schon? Und somit bleiben im Angesicht des alltäglichen Wahnsinns nur bittere Erkenntnis und Kopfschütteln. Tankt also lieber noch etwas Sonne, werte Leser. Der dunkle Herbst wird bei uns früh genug einkehren.
Es ist ganz einfach.
Der Krieg heißt “Reich gegen Arm”!
Die herrschende Klasse hat uns im Frühjahr 2020 ganz offen den Krieg erklärt.
Es liegt am System des Kapitalismus, wie bei fast allen Problem der Menschheit.
So lange wir einem System frönen, dass auf Wachstum und Profit basiert, wird sich nichts zum Besseren wenden!
Die wollen uns krank machen, krank halten, uns alles nehmen, viele, respektive die Meisten von uns töten und den Rest dann versklaven.
Die haben schon etwa 20 Millionen Menschen durch die Genmanipulation weltweit getötet.
Die Opfer der Maßnahmen nicht mitgerechnet.
Ich freue mich seit der Impfung über jeden von denen, der das Zeitliche segnet, egal welche Partei er repräsentiert.
Denn, die werden uns vernichten, wenn wir dem Treiben der herrschenden Klasse und deren Funktionselite nicht endlich Einhalt gebieten.
Nochmal für alle.
Wenn wir es nicht schaffen die Elite und sämtliche kapitalistischen Strukturen zu beseitigen, werden wir untergehen!
Wie schon Rudi Dutschke auf Nachfrage 1967 prophezeit hatte, wird das Gewaltpotenzial die Gegenseite bestimmen.
Die Echsen! Die Echsen haben Sie vergessen! Die Echsen, die im Untergrund hausen und nachts unser Blut saugen!
Ich würde an ihrer Stelle mal den Kammerjäger holen.
Der befreit sie dann von ihren Bettwanzen. 😉
@ Eva Brook
Ihre Ironie gefällt mir. War ja klar, dass dem Adressaten dazu nur dumme Krokodilsprüche einfallen.
Solche wie Sie nennen die üblicherweise Reptilioiden.
Sie als Feinstofflisches Wesen, oder Kabala Sekte zugehörig, müssen das wissen.
“The Secret” gelesen? Wo mit Quantenphysik (huiiuuiuiui) “bewiesen” wird allmächtig zu sein? Hmm?
Dann zieh’s Dir mal rein.
Viele Wissenschaftler in Deinem Sinne.
@ Eva Brook
Sie haben Hitler vergessen. Das ist keine lässliche Sünde. Bitte keine Debatten in einem deutschen Onlineforum ohne Verweis auf Dolferl / Adik.
Man sollte sich klar machen, in was für einer Welt man leben möchte und was man selbst dafür von anderen, die anderer Meinung sind, erwartet. Also zum Beispiel, dass man auf die Straße gehen und demonstrieren darf, wenn man sich durch Maßnahmen der Regierung in seiner materiellen Existenz bedroht sieht, oder wenn man auf sein freies Recht der körperlichen Unversehrtheit bestehen möchte und es durch Vorschriften bedroht ist.
Der Text oben atmet diese Sicht in jeder Zeile, was ich als sehr angenehm empfinde.
Die Frage: “Wie wäre es, wenn auf Habeck oder Scholz oder Wagenknecht geschossen würde, fände man das immer noch die richtige Methode, um den Weltlauf in die von einem selbst bevorzugte Richtung zu lenken?”, ist ein guter Einstieg.
Diese Sicht lässt sich beliebig skalieren. Von jemanden, der keine Friedensverhandlungen will, ist nur zu erwarten, dass er das Unglück und den Tod anderer billig akzeptiert. Wenn er das im Großen will, löst er seine Probleme auch im Kleinen, beispielsweise in der Innen- und Sozialpolitik mit rabiaten Mitteln. Mit den Mitteln des Neoliberalismus. Jeder, der nicht funktioniert, nicht spurt, nicht passt, darf dann unter Druck gesetzt werden, auf dass er nachgibt, aufgibt oder bricht.
Gleiches gilt umgekehrt: Wer zu den Menschen nicht nett ist, kann auch die Welt nicht retten oder das Klima oder irgendwas anderes, Es verbleiben Inselprojekte wie Straßenhunde aus Rumänien oder Milchkuhrentnerinnen per Gnadenhof oder Unterschichtenverbraucher-CO₂-Fußabdruck durch Verteuerung und Verarmung.
Klima….schon wieder….
Geh schon mal die Sonne verdunkeln mon pote… ;-)))
Und ja, die Welt ist eh schon so gut wie verloren.
Aber bestimmt nicht wegen “CO2” kicher….
Ich möchte im Zweifel nur noch so viele wie möglich von den Reichen mitnehmen.
Es ist überaus wichtig, die herrschende Klasse, nicht einfach so davonkommen zu lassen!
Wie wir Leben wollen?
Jedenfalls nicht das falsche Leben… 😉
Aber ich weiß es ganz genau und propagiere es auch schon seit 1974!
Abschaffen des Kapitalismus, der Religionen und eine vernünftige Geburtenregelung, das wären die ersten 3 Prämissen.
Wie jetzt, geht nicht…..ach, ihr wollt das nicht…ist alternativlos…Leistungsgesellschaft, freies Handeln und Unternehmertum…Anarchie…..na denn…
Dann werden uns die Reichen ein ewiges Siechtum bescheren, falls es nicht so wieso zum 3. Weltkrieg kommt.
@ Müsli zum Fest
Danke für Ihre Rückmeldung.
Jop. Aber diese „Inselprojekte“ sind eben nur Chimären. Im Kapitalismus kann es schlicht keinen Fairtrade geben.
Und auch das Demonstrationsrecht, das eigene Haus / Konto können von einer bourgeoisen Regierung jederzeit mit welcher Begründung auch immer entzogen werden. Man denke an die Gelbwesten oder kanadischen Trucker. Ich verweise in diesem Zusammenhang u.a. auf Bernard Harcourt (Gegenrevolution, Fischer Verlag 2019).
Leider hat der Kapitalismus kein Monopol auf staatliche und institutionelle Repression.
Ich sehe das Problem eher in übergroßer Machtfülle, die dann zu immer mehr Rechtereduktion beim Individuum führt. Darum immer häufiger die Umschreibung als Neofeudalismus.
Heute kommt die Macht nicht aus dem Adelsstand sondern aus der Steuerungskraft der Multimilliarden-Vermögen. Das ist heute die “unsichtbare Hand”. Diese Riesenvermögen sind zwar aus dem kapitalistischen System erwachsen und fußen darin, aber der Sinn von Demokratie war nie, sich so komplett von diesen Kräften kapern zu lassen, wie das inzwischen der Fall ist, denn das führt zur Delegitimierung.
Man sieht auch in Ländern wie Österreich und der Schweiz, dass dort bspw. die Rentengesetzgebung noch deutlich weniger den Interessen der Hyperkapitalisten nachgegeben hat. Aber das ist eine Frage der Zeit.
Und dann kaufte Musk Twitter.
Was die Vorstellungen zum Gesellschaftssystem außerhalb der kapitalistischen Interessen angeht, haben die Multimilliardäre durchaus unterschiedliche Ansichten, aber sie werden sicher nichts tun, um ihre eigene (Geld-)Macht zu begrenzen.
@ Müsli zum Fest
Das ist aber bereits seit Anbeginn des Kapitalismus so – Trusts und Vermögen bescherten ihm stets seine Steuerungskraft.
Kommt auf die Demokratieefinition an.
Und bereits Jahrzehnte vor einem gewissen Colin Crouch wies Agnoli ja auf die sog. Transformation der Demokratie hin, wonach sich die “parlamentarische Demokratie” zurückentwickelt habe und nur mehr den Erfüllungsgehilfen des Kapitals gebe. Bloß sind die westlichen Demokratien m.E. weder deligitimiert noch zur Antidemokratie transformiert oder postdemokratisch, sondern schlicht bonapartisch wie es Losurdo nannte. Sie wurden bereits in einem frühen Stadium ihrer Existenz wieder entkernt bzw. sie und ihre Parlamente von Anfang darauf angelegt bloß Entscheidungen der Herrschenden abzunicken und die Wahlbevölkerung gespalten und abgelenkt zu halten. Im kapitalistisch-imperialistischen System kann es keine Volksherrschaft geben.
ja, wir Menschen machen uns gerade selbst ein; die einen haben durch Wohlstand und Macht weitaus mehr Möglichkeiten als der wesentlich umfangreichere Rest.
ich denke aber, es macht keinen Sinn, die Polarisierung weiter zu betreiben. die sog. Mächtigen können mit dem Rest nur so umgehen, weil die überwiegende Mehrheit des Rests genau die gleichen Überzeugungen hegt wie die sog. Elite(n).
@ Publikviewer
Allenfalls formal.
Doch übersehen Sie, dass sehr viele „Arme“ an der Seite der „Reichen“ stehen. Der Krieg heißt nicht „das eine Prozent vs. die 99 Prozent anderen“. Das wäre verkürzt, da landete man am Ende bloß wieder bei antisemitischem Schmu. Er lautet auch nicht: „Die 10 % da oben vs. das gute Volk“. Der wahre Konflikt ist doch vielmehr der zwischen den Beherrschten und den Herrschern (+ deren Knechten). Und jener Krieg ist differenzierter zu betrachten.
Fürs Erste genügt aber vielleicht eine holzschnittartige Vergegenwärtigung der Gesellschaft durch Heranziehen des aus der Aufstandsbekämpfungstheorie Schemas: 15 bis 25 Prozent (progressiv geschätzt) potentiell aufbegehrungsbereiten (unter dem Pandemieregime eher weitaus weniger) stehen 10 bis 20 Prozent Herrschende bzw. Angehörige der Herrscherkaste zzgl. 10 – 20 Prozent Zuarbeitern, Knechten etc. entgegen. Dazwischen die (mehr oder weniger) „passive Mehrheit“ der Angepassten, Abgelenkten, Verwirrten und sonstigen. Das vielzitierte Volk. Lenßen und Partner, Tim und Struppi, Niedrig und Kuhnt. Doch schon mit dieser kleinen Veranschaulichung – ich habe es nicht mal weiter aufgezogen, um allen Heterogenitäten und Widersprüchlichkeiten gerecht zu werden – wird deutlich, dass das Problem tiefer liegt und umfassender ist. Finden Sie nicht?
Finden Sie nicht, dass das schon weitaus früher stattfand? Gab es solche Akte nicht bereits des Öfteren? War nicht schon die Pillnitzer Deklaration eine einzige Kampfansage? Ein einziger Ausdruck, dass am Status Quo nicht gerüttel werden dürfe und “Experimente” nicht drin sind? Und die herrschende Klasse bis zum Äußersten dafür kämpfen wolle, dass sie die herrschende Klasse bleibt?
Und mit dem pazifistischen Weg ist man auch nicht in den 1970ern gescheitert.
Das Hartz-Regime ist auch nicht wesentlich anders. Es versklavt Menschen, zwingt sie in Knechttätigkeiten, Unterordnung und Abhängigkeit, hält und macht sie krank, nimmt ihnen ihre Wohnungen, Autos, bisherigen Lebensverhältnisse, treibt sie in Isolation, zerrüttet Freundschaften…
Ich käme trotzdem nicht auf die Idee zu sagen, die herrschende Klasse habe uns erst 2004 ff. offen den Krieg erklärt. Weil sie das schon früher hat. Auch Buffetts Sager aus den 00er Jahren war nur die Skizzierung eines sehr alten Sachverhalts – des kapitalistisch-imperialistischen Regimes. Kurz: Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu.
Wohin? Zum shoppen?
Ne, jetzt mal im Ernst: Ich spüre Ihren Schmerz, der in vielen Ihrer Beiträge aus den Zeilen schreit. Ich halte jetzt bloß nichts davon nach dem Motto “Burn the rich” zu verfahren. Zumal es zunächst nicht um “die” Reichen geht (“die” gibt es nie), sondern die bourgeoise Herrscherklasse (auch sehr heterogen, aber sehr wohl fassbarer als “die” Reichen). Ich möchte die Bourgeoise auch nicht davonkommen lassen, doch sollte sie mit ihrer eigenen Hände Arbeit Sühne für ihre Taten leisten. Ansonsten sind wir wieder bei belohntem Morden.
Und es gibt übrigens auch “Reiche”, die auf unserer Seite stehen. Vergessen Sie nicht: Ein Engels war kein armer Schlucker.
Ich hatte ja auch keinerlei prozentualen Zahlen angegeben.
Das der Krieg “Reich gegen Arm” schon etwas länger geht, ist mir ebenfalls bekannt.
Nur, möchten die uns ganz offen seit dem Frühjahr dezimieren und das mit Ansage.
Das ist in dieser Form eben auch wirklich neu.
Das es auch Reiche gibt, die auf unserer Seite stehen ist mir auch bewußt.
Viele gute anarchische Ideen, entstammen schließlich zumindest aus dem Umfeld der Bourgeoisie oder sogar aus direkten feudalistischen Kreisen.
Eine lohnende Lektüre, denn es ist ein Text, der weit über das Alltägliche und Durchschnittliche hinausgeht.
Eine Passage, die man sich früher aus der Zeitung ausgeschnitten hätte, weil sie so gut ist:
„Nein, für mich sendet das Feiern des Todes eines Menschen immer eine negative Botschaft aus. Für mich ist solches Tun beleidigend, eine Respektlosigkeit gegenüber dem Leben, ein Angriff auf das Menschsein. Ihm wohnen letztlich dieselbe Destruktivität und Verachtung des Lebendigen inne …”
Danke für solche maßstabsetzenden Worte in einer schlimmen Zeit!
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Nur ein paar kurze Anmerkungen
Der Autor schreibt ganz richtig:
„Das herrschende imperialistisch-kapitalistische System ist so autoritär wie belliphil. (…)
Die herrschende Ordnung ermutigt Menschen sich skrupellos und rücksichtslos zu verhalten, um „erfolgreich“ zu sein.”
Stimmt, so ist es.
Aber wann war es je anders? Im vorkapitalistischen Mittelalter? In der Antike? In der Bronzezeit? Bei den Indianern? Mir scheint, es ist nicht so sehr das „System“, sondern es ist der Mensch selbst. Es ist der Mensch bzw. seine Natur und wechseln tun bloß die jeweiligen Methoden und Umstände.
Ja, ich weiß, für Linke ist das Erzketzerei, denn das Akzeptieren einer menschlichen Natur, die losgelöst von gesellschaftlichen Verhältnissen besteht, wird dort ja erbittert und dogmatisch abgelehnt, weil dies jede Utopie behindert.
Es geht aber nicht darum, ob einem eine Wahrheit gefällt … !
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Natürlich ist Trump keine wirkliche Systemalternative, da hat der Autor gewiss recht. Andererseits sind wir ja aber meilenweit von einer Situation entfernt, in der ein Nachdenken über Systemalternativen etwas anderes wäre als ein wirkungsloses Nachdenken im Elfenbeinturm …
Sobald man das Phänomen Trump nicht mehr ganz so grundsätzlich und von außerhalb des Systems betrachtet, sondern von einer Position innerhalb der bestehenden Ordnung, wird man sehr wohl eine alternative Konzeption erkennen. Sein „America first!“ ist selbstverständlich nicht links oder antikapitalistisch, aber es markiert dennoch eine Sichtweise und Motivlage, die sich ganz erheblich von jener der herrschenden extremglobalistischen Elitenfraktion unterscheidet.
Da erkennbar ist, dass bei seiner Zielsetzung für die kleinen Leute in Amerika immerhin ein bisschen mehr ´rausspringen könnte als bei der extremglobalistischen Fraktion und dass seine Ablehnung woker und kulturrevolutionärer Verirrungen viele normale Menschen anspricht, wird Trump ja auch viel mehr als man es oft liest von solchen Wählern unterstützt.
Vermutlich würde Cygnus Ruber antworten, dass dem ja so sei, dass es aber nur von untergeordneter Bedeutung wäre, weil es sich lediglich um einen Methoden- und Zielkonflikt innerhalb der herrschenden Klasse handelt. Ja, so kann man es auch sehen. Es kommt eben auf den Blickwinkel an.
Nun könnte es allerdings für den Rest der Welt nicht ganz egal sein, ob sich in Amerika eine Elitenfraktion behauptet, die nicht bloß im Sinne von „Amerca first!“ denkt und handelt, sondern die unbekümmert auf die ganze Welt (“Our one world first!”) zielt und die im Bemühen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen und eine multipolare Ordnung zu verhindern, vor den bekannten politischen Abenteuern, militärischen Interventionen und kulturimperialistischen Zumutungen noch weniger zurückschreckt.
Mit Trump scheint – zumindest für eine gewisse Zeit – eine weniger auf globale Ambitionen und Risiken hinzielende Richtung möglich. Das hat nun zwar gewiss nichts mit Antikapitalismus zu tun, aber vielleicht doch gar nicht so wenig mit dem nicht ganz unwichtigen Thema von Krieg oder Frieden … !
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Man wird das Phänomen „Trump“ noch besser verstehen und historisch einordnen können, wenn man sich mit der Spätphase der römischen Republik und dem erbitterten und langen Konflikt zwischen den Gracchen bzw. der Volkspartei („Popularen“) und der Senatspartei („Optimaten“) beschäftigt. Die Parallelen zu heute sind wirklich verblüffend!
https://de.wikipedia.org/wiki/Popularen
Wir brauchen ein System, indem sichergestellt ist, dass kein Mensch reich werden kann.
Denn nur das kann die Triebe der Narzissten zügeln mehr zu haben als der Nachbar.
Mit dem Kapitalismus gibt es zyklisch immer wieder Krieg.
@ Publikviewer
5. August 2024 um 9:31 Uhr
Was Sie wollen, sei Ihnen unbenommen, aber es widerspricht dem Wesen des Menschen und ist daher umenschlich.
Ein System, das verhindert, das jemand reich wird, wäre gleichzeitig ein sowohl mächtiges als auch einengendes und Unfreiheit erzeugendes System.
Dass Ihr Wunsch völlig realitätsfern ist, kommt hinzu. Wolkenkuckucksheim.
Dann werden wir untergehen…unmenschlich…lol kicher
Frag mal die Elite, die lachen sich ins Fäustchen…ich weiß das, weil ich selbst aus diesem Schoß gekrochen bin… grins
Ach noch eins.
Mir ist das alles mittlerweile scheißegal ich möchte niemand mehr beglücken.
Ich hatte ein ausschweifendes schönes Leben fernab jeglicher Legalität.
Im Ernst, ihr könnt es euch gar nicht vorstellen…..
Ich hätte gerne noch ein paar Jahre über die Strenge geschlagen…aber was solls…..
Nach mir die Sintflut,
Ich gebe euch noch maximal bis 2030, dann wird’s spätestens sicher schwierig, wenn ihr nicht zu den wirklich reichen Leuten gehört.
Das ‘Wesen des Menschen’, wie es Hobbes mithilfe seines völlig absurden ‘Naturzustandes’ konstruiert hat. Und landen zwangsläufig in der Befürwortung eines Zustandes ebenso absurder Ungleichheit, die bislang noch jede Gesellschaftsformation zerrissen hat, nicht zuletzt auch die von Ihnen selbst als Beispiel angeführte römische. Am Ende sind Sie doch immer nur wieder ein in der Wolle gefärbter Liberaler.
@ renard
5. August 2024 um 13:00 Uhr
Sie glauben, meinen Gedanken widerlegen zu können, indem Sie auf jemanden – nämlich Hobbes – verweisen, der die Sache ins Extrem und auf die Spitze getrieben hat.
Eine “Natur des Menschen” mit bestimmten Verhaltenskonstanten (z.B. Egoismus, Besitz- und Machtgier, Ablehnung von Fremden) gibt es auch losgelöst von Hobbes.
Sehen Sie sich die Menschen doch an!
Lesen Sie antike Texte oder die alte biblische Geschichte von Kain und Abel !
Sehen Sie sich Schimpansen im Urwald an! Nein, das ist kein Scherz.
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Aber ich weiß ja um die extreme Bedeutung dieser Frage: Jeder Linke, der mir hier folgt, exkommuniziert sich selbst!
Agenehm zu wissen, das es noch mehr kluge ideologiefreie Kommentatoren gibt, jenseits der üblichen Weltbeglücker…
Das ist nicht ‘ideologiefrei’, ganz im Gegenteil. Auch oder gerade weil sich diese Ideologie als ‘natürlich’ zu verkleiden und damit unsichtbar zu machen sucht.
@ yamxs
5. August 2024 um 12:22 Uhr
Merci!
Guten Tag @ Wolfgang Wirth,
hoffe, dass Ihre Arbeiten gut vorankommen. Heute zu diesen Punkten:
Da möchte Sie darauf hinweisen, dass “der” Mensch nicht die eine Natur kennt. Weil es “den” Menschen nicht gibt – genauso wenig wie “die” Reichen, “die” Rechten, “die” Ausländer, “die” Frauen etc.
Fromm beispielsweise unterscheidet zwischen “lebensbejahenden”, “nichtdestruktiv-aggressiven” und “destruktiven” Gesellschaften. Ich glaube, wir beide sind uns einig, dass sowohl die feudalen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters wie auch die kapitalistische der Gegenwart nicht zum “lebensbejahenden Typ” in seinem Sinne gerechnet werden können. Auch viele Naturvölker nicht. Er nennt aber auch Kulturen, die anders gepolt waren / sind. Das Problem ist jedoch, dass sich eine Gesellschaftsform, die besonders der Zerstörungslust sowie den Tötungs- und Machttriebn verfallen ist, zur weltweit dominierenden aufgeschwungen hat. Das war nicht vorgezeichnet und auch nicht in der menschlichen Natur oder “den Genen” angelegt, sondern ist insb. geschichtlichen Sonderfaktoren geschuldet. Sie finden mehr zu den Gesellschaftstypen und der Natur-Frage in diesem (halbwegs passenden) Wikipedia-Artikel hier zu Fromms Monographie (insb. Unterkapitel 1.5.5, 1.6 und 1.7), aber haben das Werk ja vielleicht auch im heimischen Bücherschrank stehen.
Was Trump betrifft – da habe ich im Text ein paar Artikel verlinkt, die zeigen, dass auch für die “kleinen Leute” in den USA unter der Regierung Trump I wenig heraussprang. Weswegen doch abzusehen ist, dass sich auch unter Trump II sehr wenig ändern wird. Er redet wie gesagt durchaus noch zu den “kleinen Leuten”, aber am Ende können sie ihm auch den Buckel rutschen.
Vorausgesetzt übrigens, dass wir beide hier unter “kleine Leute” Arbeiter, Unterschicht et cetera vestehen. Gewisse Teile der Mittelschichten – die oft mit “kleinen Leuten” gleichgesetzt werden – haben natürlich ihre Zuckerli von Trump bekommen und standen nicht mehr so schlecht da wie zuvor oder danach, andere (wie niedere Bobo-Sektionen, Genderisten etc.) bekamen welche entzogen. So was kann aber den Leuten, die ich unter “kleine Leute” verstehe, doch herzlich wurscht sein, auch wenn sie vom begleitenden Mediendonner und Spiegelfechten oft abgelenkt werden und denke, es beträfe sie auch.
Sehe ich nicht so – Trump ist kein Isolationist. Er würde US-Truppen statt in Deutschland verstärkt in Polen aufstellen – ist das besser? Er hat eine absolut manichäische Sicht auf den Iran, die – noch mehr als die Regierung Biden – die Gefahr einer Ausweitung des gegenwärtigen Schlachtens in ein noch viel größeres Schlachten mit allen zugehörigen Konsequenzen verspricht. Der Preis an der Tanke ist davon das kleinste Übel. Und er könnte den Ukrainekrieg akzelerieren statt – wie häufig auch hier im Forum gemutmaßt – befrieden, auch hierzu habe ich im Artikel Quellen verlinkt.
Interessant, dass Sie das ansprechen, denn da hatte ich es mit dem Chefred neulich auch von. Ich wollte schon länger einen kurzen Kommentar schreiben, der Parallelen jener Zeit mit der heutigen herausarbeitet – vielleicht kommt der irgendwann noch. Arbeitstitel: “Zustände wie im alten Rom”
Gruß
Altlandrebell
Wer die Natur beobachtet, erkennt das segensreiche Wirken der Nahrungskette. Es ist in der Natur ganz normal, dass der Eine auf Kosten des Anderen lebt. Diese brutale Ausbeutung ist sogar Conditio sine qua non für fast jede biologische Existenzform. Leben bedeutet anderes Leben fressen, also vernichten. Der Tod des Anderen ermöglicht das eigene Leben.
Sind wir Menschen nicht Natur? Wir sind es zu 100%.
Die Frommsche “Lebensbejahung” ist ein süsses Häppchen Fantasie, das einer eskapistischen Schöngeist-Safari entsprungen ist. Destruktive Kräfte gibt es in jeder Gesellschaft, weil es destruktive Kräfte in jedem Menschen gibt. Da ist nichts Pathologisches dran. Das ist kerngesunde Natur. Pathogen sind nur Systeme, welche die Natur negieren.
Die Anthropologie-Debatte ist breit und dreht sich seit Äonen im Kreis.
Natürlich stammt der Mensch aus der Natur, doch ist er nicht ihr bloßer Sklave oder lediglich Knecht seiner Triebe. Er hat auch die Fähigkeit, sich selbst zu transzendieren. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zur Schaffung von Werten und zur Überwindung seiner eigenen Natur. Diese Fähigkeit, sich selbst zu gestalten und sich über die eigenen Instinkte und Triebe hinauszubewegen, verleiht ihm einen Charakter sui generis. Es kommt immer drauf an, was der Einzelne daraus macht.
Fromm unterscheidet bloß drei archetypische Gesellschaftsformen – eine davon die sogenannte “lebensbejahende”. Den Begriff und sein Vorgehen mag man aus diversen Gründen kritisieren. Von mir aus. Doch ist sich Fromm sehr wohl bewusst, dass Destruktives überall verbreitet ist. Er zeigt aber zugleich auf, dass es Gesellschaften gibt, in denen etwa Ausbeutung und Egoismus zugunsten von Kooperation zurücktreten und Belliphilie minimal gehalten werden kann. Das ist kein eskapistisches Geschwätz aus dem Elfenbeinturm, Beispiele für die Gesellschaften finden sich in seinem wie in anderen Werken. Und sie zeigen, dass es eben noch andere Wege gibt.
Ich zitiere hier mich selbst aus einem Kommentar zu Ihrem weiter unten:
Die Natur ist immer stärker als der menschliche Geist und Wille. Das haben die Menschen schon früh erkannt und darum Gott erfunden. Erstens, um der Natur einen Sinn anzudichten, und zweitens, um die Natur mit göttlicher Hilfe zu überwinden. Der Mensch braucht das Opium, um die Natur auszuhalten. Ich zähle auch das neu aufzubauende System von Altlandrebell zu diesem Opium. Was ich durchaus respektvoll meine. Menschen sollen glücklich sein, darum: Jedem sein Opium.
@Prosecco
Ihre Kommentare offenbaren mehr über Sie und Ihr Weltbild als über die Natur und das Leben. Ein weiterer Punkt, warum ich den Kommentar-Bereich manchmal interessanter als die Artikel finde.
Man kann da prima psychologische und Sozial-Studien betreiben.
@ Prosecco
In ihrer Totalität kann ich Ihre Aussage nicht stehen lassen, zumal Sie selbst im Austausch mit dem Mitforisten @ Wolfgang Wirth den Sachverhalt zu relativieren scheinen.
Nochmals: Menschen sind sehr wohl in der Lage die Natur zu verstehen, zu beeinflussen, zu transformieren und sich über sie zu stellen, weil es den Menschen nicht gibt und obendrein Menschen kein bloßes Tier sind.
Ansonsten verweise ich heute mal auf Leibniz, der die Fähigkeit des Menschen herausstrich, durch Vernunft und Wissen in der Welt zu agieren und nicht als bloßer Sklave seiner Triebe und Anlagen zu vegetieren. Leibniz wusste freilich auch: „Die Natur hat keinen Mangel an Kraft, sondern der Mensch hat keinen Mangel an Unvernunft.“ Vernunft und Wissen muss man sich eben erst einmal zu eigen machen bzw. erarbeiten können. Und wollen. Manche wollen lieber ein neues Smartphone. *blink* *glitzer* *tröt*
Die Natur ist nicht unbedingt stärker, sondern Menschen limitieren sich oft durch ihre eigenen Unzulänglichkeiten, Unwillen und Unvernunft. Ist das „natürlich“ oder „typisch menschlich“? Ich würde sagen, letzteres, denn es gibt ja Remedien gegen die Unvernunft und Leute, die zeigen, wie es anders geht. Weise und bedächtig vermag man sehr wohl harmonisch mit der Natur zu interagieren oder sogar „stärker“ als sie zu sein. (Die Diskussion von „Stärke“ wäre übrigens auch wieder was für sich).
@ Altlandrebell
Mit dem Bauen bin ich nun fertig. Endlich!
—
Gewiss, die Menschen sind nicht gleich, und somit ist auch die Ausprägung egoistischer, aggressiver, altruistischer usw. Eigenschaften verschieden. Trotzdem werden höchstwahrscheinlich schon in einer Population von 50 Frauen und 50 Männern alle besagten Merkmale vertreten sein – mal stärker, mal schwächer.
Ja, der gute alte erich Fromm. Ich schreibe das ohne alle Ironie! Habe immer noch allerlei Bücher von ihm im Schrank: “Haben oder Sein”, “Die Kunst des Liebens” sowie die von Ihnen zitierte “Anatomie der menschlichen Vernunft”, von der ich damals allerdings nur wenige Seiten gelesen zu haben meine. Ist ja auch schon über 40 Jahre her. “Haben oder Sein” habe ich mehrfach gelesen.
Nun ist Fromm ja ein linker Humanist gewesen und in weiten Teilen übrigens auch ein keineswegs religionsfeindlicher Mensch. Ich erinnere mich an gute Passagen über Meister Eckhart oder die fernöstliche Spiritualität. Das geistige Wachstum des Menschen, seine Entwicklung vom primitiv-animalischen Wesen zum geistig höherstehenden Menschen, das war ihm ein zentraler Punkt.
Die faktische Janusköpfigkeit des Menschen, seine seltsame Stellung als zur Transzendierung der Realität fähiges Wesen, das aber dennoch in der Erde, ja mitunter im Dreck, wurzelt. Ausgespannt zwischen Himmel und Erde, fähig zu vielem, den Göttern nahe und doch auch wieder hoffnungslos erdverhaftet – das hat ihn doch immer wieder beschäftigt.
Obwohl: Es gab und gibt sie ja – die anderen, die über sich hinauswachsen und uns mitunter als Heilige präsentiert werden. Aber wer kann das? 1%, vielleicht auch 5% … Man kann und darf das nicht zur Norm erheben.
Die Beharrlichkeit destruktiver Muster und die “Erdverhaftetheit” der Mehrheit war für Fromm natürlich ein ärgerliches Problem, das er, wie auch andere aus der Frankfurter Schule, mittels des Verweises auf negative Prägung und autoritäre Erziehung zu erklären und zu beheben suchte. Auch seine sehnsüchtige Suche nach dem guten Anderen bei den Naturvölkern, eine Suche, bei der mitunter schon ein wenig das alte Bild vom “edlen Wilden” durchscheint.
Ich will keineswegs bestreiten, dass eine schlechte kalt-autoritäre Erziehung AUCH Auswirkungen hat. Diesbezügliche Forschungsergebnisse sind schon korrekt.
Die Frage ist nun allerdings, ob das alles erklärt? Es kommt m.E. trotzdem auch noch anderes hinzu. Schauen Sie: Selbst bei kleinen Kindern, die gleich aufwachsen und tatsächlich gleich gut behandelt werden, entdeckt man doch rasch geheimnisvolle Persönlichkeitsunterschiede.
Noch eine Anmerkung:
Wenn Fromm bei Naturvölkern mitunter (und längst nicht immer) “lebensbejahende” oder zumindest “nichtdestruktiv-aggressive Gesellschaften” erkennt und sie “destruktiven Gesellschaften” gegenüberstellt, so fällt auf, dass eigentlich nur naturverbundene und einfache Gesellschaften überhaupt zu der von ihm gewünschten lebensbejahenden und nichtdestruktiven Einstellung fähig sind. Und auch dort schafft es nicht jedes Individuum.
Mit anderen Worten: Je komplexer, moderner und technischer eine Gesellschaft ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gesellschaft als Ganzes auf die lebensbejahende und gute Seite gelangen könnte.
Nun können wir aber nicht von der Moderne zur Urgesellschaft zurück … !
Zudem wäre noch zu untersuchen bzw. nachzulesen, inwieweit in solchen lebensbejahenden Gesellschaften jene Individuen, die doch aggressive und egoistische Impulse zeigen, auf mehr oder weniger subtile Art gemaßregelt oder gar unterdrückt werden.
Kurz: Obwohl ich Fromm schätze, gehe ich gerade bei diesem Thema nicht überallhin mit.
—
Zu Trumpo nur soviel:
Wenn er durchaus auch von kleinen Leuten gewählt und geschätzt wird, wenn für sie bei ihm etwas rausspringt, so meine ich damit keineswegs in erster Linie Geld. Es MUSS aber etwas für sie rausspringen, sonst würden sie ihn nicht wählen!!
Denken Sie nicht, dass ich Trump glorifizieren möchte, ich wollte lediglich ausdrücken, dass Sie das, was ihn von der anderen Elitenfraktion unterscheidet, möglicherweise doch etwas unterschätzen.
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Zur römischen Republik.
In der römischen Antike siegten übrigens mit Caesar und dann mit Octavian übrigens die angeblichen Popularen – allerdings mit dem unerwarteten Ergebnis des Principats bzw. der Monarchie.
Guten Abend Herr Wirth, grüße Sie!
Freut mich, dass Sie Ihre Bauarbeiten – hoffentlich erfolgreich und zufriedenstellend – abgeschlossen haben.
Ihre Beobachtungen zu Fromm finde ich nachvollziehbar und kann sie soweit teilen, auch wenn ich noch nicht so viele Werke von ihm studiert habe.
Auf ein paar Punkte möchte ich noch eingehen:
Natürlich, wir sollten uns nicht in Absolutismen und zugehörigen Ansprüchen verkämpfen. Aber Ihre Ausführungen ließen mich noch an etwas andereres denken – denn im Grunde sind wir dann wohl wieder beim Übermenschen. Ich glaube, Sie konnten mit Nietzsche nicht so viel anfangen und viele andere hier auch nicht, aber nehmen wir uns den für den Moment trotzdem nochmals vor.
Nietzsche sieht den sog. Übermensch (ein nie ausdefiniertes Konzept!) ja nicht als völlig isoliert von der menschlichen Erfahrung, als bloßen Solitär, sondern als eine Möglichkeit, die in jedem Menschen schlummert; als ein Potential, das in jedem von uns liegt. Die Verkörperung der Möglichkeit über sich hinauszuwachsen und seine eigene Existenz aktiv zu gestalten. Natürlich ist der Übermensch zuvorderst ein Ideal, aber eines, das viele – wenn nicht alle – anstreben können, auch wenn nur wenige es tatsächlich erreichen. Ähnlich wie viele – wenn nicht alle – sich ihres Verstandes befleißigen und Vernunft und Wissen anstreben können, statt bloß im Naturelement verwurzelt oder erdverhaftet zu verbleiben. Doch so viele befleißigen sich ja nicht ihres Verstandes – sind das dann aber alles „Heilige“? Mir erscheinen sie eher als Übriggebliebene.
Der Übermensch ist beispielsweise in der Lage, Schmerz nicht nur zu ertragen, sondern ihn auch als eine Quelle von Stärke und Kreativität zu nutzen. Das unterscheidet ihn von den Mitgliedern der „Heerde“, den werten Mitbürgern und „Mitchristen“, die im Zustand der Resignation verharren und den Schmerz als eine Last, als „Leiden“, empfinden. Eines, in dem sie sich gerne suhlen. Für den Übermenschen sind Schmerzen dagegen eine Herausforderung, die ihn dazu anregt, seine eigenen Grenzen zu überschreiten – sie bekommen dabei auch sprichwörtlich einen existentiellen Charakter für ihn.
Zumal der Übermensch allgemein ein Individuum zu sein scheint, das sich – im Positiven, nicht im konventionell-angepassten wie bei den Hamsterradtretern und Systembücklingen– ständig weiterentwickelt und an seinen eigenen Idealen und Zielen arbeitet bzw. hinterfragt. Er strebt danach, seine Fähigkeiten und Möglichkeiten zu maximieren, und lässt sich dabei nicht durch gesellschaftliche Normen oder Erwartungen einschränken. Er ist letztlich auch derjenige, der sich seiner Vernunft und seines Verstandes befleißigen kann, der zwischen den Zeilen liest und kritisiert – und dadurch befähigt ist aktiv an seiner eigenen (Selbst)Schöpfung zu arbeiten. Und diese Selbstgestaltung / Selbstschöpfung führt ihn dann auch zu einer authentischen Existenz, die ihn von der “Heerde” abhebt.
Okay, ist vielleicht nicht ganz passend und etwas wirr, weil aus meiner Hausarbeit zusammen kopiert, aber ich entsann mich dessen, weil Sie von den „Heiligen“ sprachen, die präsentiert werden und weil ich fand, dass das Konzept gut in die Natur-Tier-Mensch-Diskussion passt. Vielleicht ziehe ich es wann anders nochmals verständlicher auf.
Nein, die Erziehung erklärt nicht alles, darüber habe ich mich mit dem Mitforisten @ Pfarrer Nolte bereits unter meiner letzten Kolumne ausgetauscht. Es kommt noch anderes hinzu, wie Sie treffend schreiben. Aber Prägung und Brechung, wie ich sie auch im jüngsten Text skizzierte, sind durchaus wichtige Mosaikstückchen. Ich bin da bei Fromm, der sagt, dass man um die vielen tausend Hitlers da draußen zu verstehen, einen Blick in ihre Biografie und Kindheit werfen muss. Ich würde ergänzen: und aufs System. Sie und @ Prosecco würden wohl noch die Natur beisteuern. Das Bild nimmt Form an.
Weiß ich ad hoc jetzt nicht, ob man das so abschließend festhalten kann. Riecht eher nach einem Forschungsauftrag für Anthropologen, Ethnologen und sonstige Sozialwissenschaftler, finden Sie nicht? Die von Fromm erwähnten Gesellschaften existieren ja zum Teil heute noch und sind keineswegs unterkomplex. Bei der Vorstellung von „Indianern“ denkt man ja oft an halbnackte Wilde, die mit Axt, Pfeil und Bogen auf Pferden reiten, nur hatten diese Völker sehr wohl auch etliche zivilisatorische Errungenschaften und Techniken hervorgebracht. Viele gingen in der Auseinandersetzung mit den Invasoren und Kolonisatoren aber wieder verloren. Viele wurden nicht destruktiv genutzt.
Was ist eigentlich mit den Reitervölkern wie Hunnen, Awaren, Mongolen, Türken, die weniger Technik kannten – waren sie deshalb weniger destruktiv als die Hochkulturen, in die sie einfielen – und später sich vermengten, prägten? Haben die Türken oder Moguln (=> Mongolen) nicht andererseits auch etliche lebensbejahende Impulse in ihre Gesellschaften gebracht? Müsste man vielleicht nochmals nachschlagen, ich bin da zu lange raus, um das ad hoc beantworten zu können. Vielleicht sind Sie als Historiker da noch näher dran.
Und ich weiß auch nicht, ob die heutige Gesellschaft immer technischer und moderner wird – und ob sie es überhaupt ist bzw. von was für einer „Modernität“ und „Technik“ wir reden. Wird die Welt nicht immer archaischer? Führt der Kapitalismus als großer Destruktur nicht den Menschen auf Ebenen seiner Entwicklung zurück, die er längst überwunden glaubte? Welche technischen Errungenschaften und bahnbrechenden Erfindungen gab es denn eigentlich in den letzten Jahrzehnten? (Kommen Sie mir nicht mit mRNA-Impfungen!) Jemand meinte mal die letzte große „Finanzinnovation“ sei der Bankautomat gewesen und dem wird ja inzwischen überall zu Leibe gerückt. Oder: Ist das Smartphone für Sie eine Errungenschaft? Ist es nicht viel mehr eine Perversion, eine Chimäre aus Telefon, Computer und Fotoapparat, welche die negativen Seiten dieser Erfindungen in sich vereint und zum Schlechten formiert hat (denken Sie daran wie Fromm schrieb, dass der Fotoapparat bereits die Sinnesleistung „Sehen“ herabsetzte und was das Smartphone nun damit macht, wenn Leute nur auf Konzerte gehen um diese zu filmen statt sie zu erleben). Ist dieses sonambulische, alles abknicksende, gebückt durch die Gegend wackelnde, mit den Daumen daddelnde nicht der Inbegriff von Regression, im Grunde die Antithese zu einem modernen Menschen, der ja gern vernünftig und aufgeklärt ist? Mal ketzerisch: ist es nicht Vernunft, wenn man auf solche „Techniken“ und „Erfindungen“ verzichtet? Seinen Kaffee noch selbst kocht statt ihn „to go“ aus der Kapsel zu empfangen, zu jemanden hingeht statt ihm zu „whatsappen“ (schreibt man das so?), ein Buch seinem Kind vorliest, statt ein „Kindle“ anzustarren? Also, ich glaube, wir brauchen erst einmal Definition von Moderne und Technik. Soweit würde ich sagen: durch eine bestimmte Form von Technik(gebrauch) führen sich gewisse Teile der Menschheit in die selbstverschuldete Unmündigkeit und dunkle Zeit zurück.
Ita’st.
Aber es ist zu fragen, für wen das Ereignis denn unerwartet war. Cicero? Na, der versuchte das Eintreten dessen doch über Jahrzehnte zu verhindern. Ansonsten war „Popularen“ ja auch immer bloß eine Art Werbesprech, um zu verschleiern, dass es eigentlich um einen simplen Machtkampf rivalisierender Adelsfamilien ging. Auch die Gracchen waren letztlich keine „Populisten“, sondern Egoisten, die zuvorderst um ihre Privilegien und ihren cursus honorum besorgt waren.
Gruß
Altlandrebell
Guten Tag, guter Altlandrebell,
mit diesem Ihrem wirklich sehr interessanten und anregenden Kommentar ( 6. August 2024 um 23:45 Uhr ) haben Sie mich überrascht, insbesondere mit dem Verweis auf Nietzsche. Außerdem gibt es in diesem Kommentar viel weniger Passagen als sonst, wo ich anders denke.
Am Rande bemerkt: Ich staune übrigens immer wieder, wie viel Textvolumen Sie anscheinend in relativ kurzer Zeit produzieren können – und das auch in gut lesbarer sowie grammatikalisch und orthographisch gelungener Form.
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1. Zu Nietzsche
Den kenne ich wenig und sein Denken blieb mir stets eher fremd, ja suspekt. Habe von ihm selbst nur den guten Essay „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“ gelesen und ansonsten nur ein bisschen was über ihn. Dass Sie ihn hier anführen, überrascht mich, denn sein „Übermensch“ steht – soweit ich mich erinnere – längst nicht nur für die von Ihnen angeführten positiven Eigenschaften (→ an seiner eigenen (Selbst)Schöpfung arbeiten, kreativ sein, Schmerz ertragen und sublimieren können, abseits der Masse leben können usw.), sondern auch für den Willen zur Macht, zur Herrschaft, zur „Herrenmoral“, zur Überwindung der christlichen „Sklavenmoral“ und im Grunde auch für die individuelle Selbstdefinition der Ethik. Letzteres ist das besondere Problem: Die Loslösung von einem für alle verbindlichen und gewissermaßen naturrechtlichen Wertesystem. Das läuft dann schlichtweg auf die Überlegenheit des Stärkeren hinaus, was Nietzsche dann „Herrenmoral“ nennt und andere prosaisch als das „Gesetz des Dschungels“ bezeichnen würden.
Nun gut, man muss diese problematischen Aspekte seines Konzepts ja nicht übernehmen, und ich gehe auch davon aus, dass sie hier trennen und diese dunklen Aspekte nicht schätzen. Jedenfalls scheinen Sie mir – wenn Sie die Bemerkung erlauben – auch ein Solitär zu sein, jemand der selbst denkt, der sich jeglicher Masse verweigert und der sich im Gegensatz zu Nietzsche die Herzensbildung und das Mitgefühl bewahrt hat. Sympathische Züge.
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Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, dass es wichtig ist, den Menschen Idealgestalten als anzustrebende Vorbilder zu präsentieren. Dass letztlich nur wenige Menschen in der Lage sein werden, dem Ideal mehr als nur ein bisschen zu entsprechen, ist eine andere Sache. Trotzdem bieten sie Orientierung.
Wie diese Idealgestalt nun konkret aussehen sollte, dürfte eine umstrittene und schwer zu entscheidende Frage sein. Nietzsches Konzeption sollte es in der von ihm in „Jenseits von Gut und Böse“ veröffentlichten Reinform aber nicht sein! Wohin sein Denken mit der „Umwertung aller Werte“ und der Verächtlichmachung von Moral geführt hat, haben wir Mitte des 20. Jahrhunderts gesehen!
Nun bin ich hier kein Fachmann, aber ich denke, es wäre auch einmal eine Untersuchung wert, um zu prüfen, inwieweit sich Nietzsches Denken mit seiner Umwertung der Werte Anfang des 20. Jahrhunderts nicht womöglich auch im Denken der extremen Linken wiederfindet. Man sollte es mal – etwa bei Lenin und Stalin – ergebnisoffen untersuchen. Ich weiß darüber nicht genug, denn im Gegensatz zu manchen anderen hier hat mich die Geschichte der Linken nie mehr als bloß oberflächlich interessiert. Zumindest finden wir auch bei Lenin eine radikale Abkehr von der „bürgerlichen“ Moral und den Willen, an ihre Stelle eigenmächtig etwas Neudefiniertes zu setzen. Gewiss wurde das Neudefinierte als das Interesse des Proletariats und womöglich sogar aller Menschen etikettiert, aber Nietzsche hätte wahrscheinlich geantwortet, dass es ihm herzlich egal sei, in welcher Spielart sich die Moral des Starken, des Übermenschen artikuliert.
„Die Herrenmoral sei also eine Moral für Menschen, die gestalten, die Macht haben, die ein “Gefühl der Fülle, der Macht, die überströmen will” besitzen.“
(zitiert aus Wikipedia zu „Herrenmoral“).
Das trifft doch auf Lenin ebenso wie auf Hitler zu – und natürlich auch noch auf so manchen anderen.
An anderer Stelle dieses Kommentarstranges tauchen im Denken von @ Krim, den ich als orthodoxen Kommunisten einschätze, übrigens ähnliche Muster auf, etwa, wenn er von bürgerlicher „Scheißmoral“ spricht. Für meine Begriffe geht er reichlich voreilig davon aus, dass es zwischen „bürgerlicher Moral“ und „allgemeiner Ethik“ nahezu keine Schnittmenge gäbe. Ein Gedanke, den ich geradezu verstörend und absolut falsch finde. Natürlich sind „Ethik“ und „Moral“ nicht identlisch, aber sie haben doch wohl eine Schnittmenge. Wenn ich seinen nicht unbedingt immer leicht zu lesenden Kommentar recht erinnere, hat er sogar die schiere Existenz einer „allgemeinen Ethik“ verneint. Vermutlich könnte er auch mit dem Begriff des Naturrechts nicht viel anfangen. Aber das ist hier ein Nebenthema.
—
Abgesehen zu den obigen Überlegungen zu Nietzsches Ausstrahlung sind Vorbilder aber dennoch wichtig. Im Laufe der Geschichte gab es ja schon eine ganze Reihe von Vorbildern – etwa den (seltsam ethiklosen) griechischen Helden, den christlichen Heiligen (oder gar Märtyrer), den kultivierten Ritter des christlichen Mittelalters, das umfassend gebildete und wirkmächtige Individuum der Renaissance, den heiter-gelassenen und bescheidenen weltabgewandten Mönch (egal ob christlich oder buddhistisch), die „allseits entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ usw. Dass wir heute, im globalistischen Finanzkapitalismus, aber gar kein solches Vorbild mehr haben – wenn man mal von zwei flachen Mustern des erstens allseits flexiblen und angepassten Arbeitnehmers und Konsumenten und zweitens des größenwahnsinnigen „homo deus“ (Harari) absieht – das ist schon bemerkenswert. Selbst innerhalb der Eliten existiert m.E. kein Heldenideal, das über Hararis gottähnlichen Schöpfermenschen und dem Gewinnen von noch mehr Geld und Einfluss hinausgeht. In diesem Sinne wäre ein Typ wie Bill Gates heute ein “homo deus”. (…) Gott bewahre uns davor!
—
2. Zur Bedeutung der Technik:
Ich schrieb:
„Je komplexer, moderner und technischer eine Gesellschaft ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gesellschaft als Ganzes auf die lebensbejahende und gute Seite gelangen könnte.“
Sie haben natürlich recht, dass dies bloß eine These, eine Annahme ist. Ob es heute je eine Hochschule geben würde, die dieses Thema als Dissertation zuließe … ??
Ich meine, dass meine Sicht dadurch gestützt wird, dass eine komplexe und arbeitsteilige Gesellschaft praktisch zwangsläufig auch hierarchisch organisiert sein muss. Daraus entspringen dann wiederum amtsbedingte Autorität, Macht und Ungleichheit. Diejenigen, die Macht haben, besitzen wiederum gute wie schlechte Eigenschaften. Diejenigen, die eher durch schlechte Eigenschaften (aus der Natur des Menschen und aus ihrer Erziehung) bestimmt sind, finden mit zunehmender technischer Entwicklung immer größere Mittel und Werkzeuge vor, ihre destruktiven Ziele anzugehen.
Ein Hitler oder Stalin konnte auch deshalb so besonders destruktiv wirken, weil er eben viele technische Hilfsmittel zur Verfügung hatte: Radio, Kino, Schusswaffen, Verbrennungsmotor, Funk und Telefon, Gas, willige Wissenschaftler usw. Ein Gedankenspiel: Was hätte ein Typ wie Hitler im Jahre 1300 bewirken können?
—
Sie schreiben:
„Und ich weiß auch nicht, ob die heutige Gesellschaft immer technischer und moderner wird – und ob sie es überhaupt ist bzw. von was für einer „Modernität“ und „Technik“ wir reden. Wird die Welt nicht immer archaischer?“
Ich denke, sie vermischen hier zwei Ebenen: einerseits die Technik/Wissenschaft, anderseits die Art des Zusammenlebens und der Kultur.
Klar: Die Art des Zusammenlebens und der Kultur wird immer primitiver, vermutlich sogar primitiver im Vergleich zu den Verhältnissen um 1800.
Die wissenschaftlich-technische Entwicklung ist doch aber rasant! Ob man ein Smartphone nun schätzt oder nicht – ich will auch keins(!!) – es ist zusammen mit der Digitalisierung der letzten 30 Jahre ein ganz erheblicher technischer Sprung, der beispielsweise Überwachungs- und Manipulationsmöglichkeiten schafft, an die man um 1940 noch nicht mal denken konnte. Dass ich Ihre nette Kritik des Smartphones zu 100% unterschreiben könnte, dürfte Ihnen klar sein.
Danach heißt es bei Ihnen:
“Führt der Kapitalismus als großer Destruktur nicht den Menschen auf Ebenen seiner Entwicklung zurück, die er längst überwunden glaubte?”
Ja, da kann ich mitgehen, würde aber ergänzen, dass es nicht nur der Kapitalismus ist, sondern auch der hinter ihm stehende Nihilismus. Der Nihilismus trägt zu der besonders krassen Ausprägung des Kapitalismus bei.
Auch diesen Satz unterschreibe ich sofort:
„Soweit würde ich sagen: durch eine bestimmte Form von Technik(gebrauch) führen sich gewisse Teile der Menschheit in die selbstverschuldete Unmündigkeit und dunkle Zeit zurück.“
Sie wissen ja: Ich bin kein Technikfreund. Im Gegenteil – sie wird mir immer unheimlicher. Ich erwähnte das ja schon mal im Zusammenhang mit Friedrich Georg Jüngers „Die Perfektion der Technik“.
—
3. Zu den Merkmalen alter Völker
Ja, wir sehen das Thema ähnlich. Ihr Verweis auf die Reitervölker ist auch deshalb wichtig, weil er eben zeigt, dass eine naturnahe Lebensweise keineswegs automatisch zu einer sonderlich humanen Haltung führen muss.
Ich möchte noch ergänzen, dass man bei der Betrachtung des Ausmaßes an lebensbejahender Haltung bei alten Völkern nicht nur ihre Binnenkultur untersuchen muss, sondern auch ihr Verhältnis zu Nachbarvölkern. Gar nicht so selten war die Binnenkultur zwar durchaus human und positiv, während gleichzeitig eine aggressive Einstellung und massive Abgrenzung gegenüber Nachbarvölkern gegeben war. Ich denke, dass das auch für die erwähnten Reitervölker und für orientalische Nomadenstämme zutrifft.
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4. Römische Geschichte:
Wir sehen die Popularen ähnlich. Allerdings war es aus Sicht eines einfachen kleinen Römers wohl trotzdem günstiger, wenn ein Tiberius Gracchus oder ein Julius Caesar an der Macht war als wenn es ein Sulla oder Cato war … !
Da Sie sich für diese Zeit interessieren, empfehle ich Ihnen „Auf dem Weg ins Imperium“ von David Engels. Kurzbeschreibung hier:
https://www.europa-verlag.com/Buecher/1392/AufdemWeginsImperium.html
Hier ein Gespräch mit Engels:
https://duckduckgo.com/?hps=1&q=Auf+dem+Weg+ins+Imperium+engels&atb=v332-1&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DwnrOgUIoEDo
Dass Engels – zumindest 2019 – anscheinend außerdem bestehende Parallelen mit der Spätantike verneint, empfinde ich als Irrtum. Mag seiun, dass er als jemand der Spengler schätzt, hier inzwischen etwas anders denkt.
Haben Sie eine gute Zeit!
Gruß
Wolfgang Wirth
Hallo Altlandrebell,
zwei Nachträge:
1. Das Buch heißt natürlich “Anatomie der menschlichen Destruktivität”.
2. Als ich oben von der Natur des Menschen schrieb, so meinte ich damit keineswegs ausschließlich das Thema “Aggression und Destruktivität”.
Gewiss gehört das auch dazu, aber es wird noch durch viele andere Verhaltensweisen oder Einstellungen ergänzt – vom ganz banalen Egoismus über den Machtdrang, den Neid, den Zorn, die Wollust, die Faulheit, den Hochmut und die Gier bis hin zur Ablehnung des Fremden.
Man kennt einen Teil hiervon ja auch als Todsünden in der katholischen Kirche. Ansonsten hat auch @ Proseco dazu das Nötige gesagt.
Alles Gute, Gruß
Wolfgang Wirth
Hallo Wolfgang Wirth,
folgenden Abschnitt finde ich sehr diskussionswürdig.
Wenn ich Ihrer Links/Rechts-Definition hier folge, bestätigt sich wieder einmal mein Gefühl von mir selbst, dass ich weder das Eine noch das Andere bin. Denn so wie Sie auch glaube ich, dass es so etwas wie eine “menschliche Natur” gibt an der man nicht vorbei kann und die man auch nicht überwinden kann. Anders als Sie wäre ich aber sehr vorsichtig damit zu beschreiben oder zu definieren was denn genau diese menschliche Natur ist. Wenn man das zu sehr festnagelt, taugt es auch zu leicht als billige Rechtfertigung für manchmal recht üble Dinge.
“Egoismus, Besitz- und Machtgier, Ablehnung von Fremden” wie Sie unten schreiben, stimmt meiner Ansicht nach nur in Teilen, aber in kleinen Teilen, der Rest sind eher eine seelische Krankheit. Doch was genau die “menschliche Natur” sein kann, wäre eine längere Diskussion.
Anders als Sie glaube ich jedoch, dass es schon andere Zeiten gegeben hat, gegeben haben muss, in denen Menschen ein weitaus lebendigeres und menschen- und naturfreundlicheres, naturnäheres System/Kultur gelebt haben. Wäre es in den Grundzügen immer so wie heute gewesen, hätte sich die Menschheit nie so lange, so erfolgreich und so weit entwickeln können!! Das ist für mich der entscheidende Punkt. Die Menscheit hätte sich schon viel früher selbst zerstört, wenn sie auch in früheren Epochen schon immer so gewesen wäre wie heute (auch wenn es damals nicht die Technik und nicht die Überbevölkerung wie heute gab!).
Denn die Zerstörung findet ja nicht nur im Äußeren statt, sondern auch im Inneren, in der Seele, Im Geist, in den Gefühlen, Wahrnehmungen, selbst im Körper.
Die Entfremdung hat sich seit dem Frühjahr 2020 dermaßen beschleunigt, so das man als halbwegs authentischer Mensch gar keine Wahl hat, als umzuschalten und sich auf den Überlebensmodus einzurichten.
Wie schon erwähnt dachte ich lange Zeit, das dieser Kelch vielleicht am mir vorüber geht, obwohl ich immer davor gewarnt hatte.
Aber, nein, dem war nicht so, als ich innerhalb von 4 Wochen meine 2 Nebenjobs und 4/5 meiner Bekannten und Freunde verlor.
Meine Werkstatt hatte ich Ende 2018 endgültig zu gemacht, als mir endlich klar wurde, das keiner mehr an einer nachhaltigen Autoreparatur interessiert war,
Die Leute wollten alles neu und die versmarteten Karren waren nicht mein Ding.
Schon allein aus rein ethischen Gründen.
Guten Morgen, @ Two Moon
6. August 2024 um 1:51 Uhr
Sie verweisen ganz zu recht darauf, dass zur menschlichen Natur natürlich noch viel mehr dazu gehört als ich oben geschrieben hat, nämlich auch Eigenschaften, die wir positiv bewerten: Kooperationsfähigkeit, Empathie und vieles mehr.
Und ja: Der Mensch ist auch zu vielem Guten fähig – zumindest können das einige wenige Individuen. Nie viele. Ich schrieb darüber auch schon weiter oben in der Passage über Erich Fromm an @ Altlandrebell.
Ich betonte die eher negativen Merkmale der menschlichen Natur nur deshalb so, weil gerade sie gerne übersehen werden und insbesondere von Linken bloß als Folgen einer bestimmten Prägung/Erziehung betrachtet werden. Noch dümmer ist dann jene Lehre vom Menschen als “tabula rasa”.
Bezeichnenderweise werden von diesen Linken dann aber andere Teile der menschlichen Natur – nämlich jene, die sie positiv bewerten wie z.B. der Kooperationswille – stillschweigend sehr wohl als grundsätzlich gegeben angenommen. Aber das nur am Rande.
—
Vielleicht sind Sie überrascht, aber auch ich glaube, dass es früher schon Zeiten und Kulturen mit einer lebensbejahenderen Einstellung gegeben hat. Dies zumindest im Hinblick auf die eigene(!) Gruppe. Allerdings scheint es mir so, als ob es sich dann praktisch immer um naturnahe Stämme oder Völker handelte, die ohne ausgeprägte Technik und gesellschaftliche Differenzierung lebten. Anders gesagt: Jungsteinzeit oder allenfalls noch Bronzezeit.
Und auch hier sind es immer nur einzelne Stämme oder Völker, wie ja auch Fromm in seiner berühmten Untersuchung zur menschlichen Destruktivität feststellte.
An dieser Stelle kann man auch an das schon vor fast 3000 Jahren bestehende Bewusstseins von einer zunehmenden Verrohung der Kulturen erinnern. Der von Hesiod überlieferte Mythos vom Abstieg des Menschen vom goldenen zum ehernen Zeitalter stammt ja schon aus der Zeit um
700 v. Chr.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltalter_der_Antike
Ovid hat das dann vor 2000 Jahren erneut aufgegriffen und überarbeitet.
Das Bemerkenswerte bei diesem Mythos ist nicht nur, dass er von früheren besseren Zuständen ausgeht, sie zu kennen meint, sondern auch, dass der kulturelle Abstieg insbesondere bei Ovid andeutungsweise mit der Metallverarbeitung bzw. der Technikentwicklung in einen Zusammenhang gebracht wird. Der Krieg, so heißt es, begann mit den Bronzewaffen im “Bronzenen Zeitalter”. Das “Goldene Zeitalter” hingegen als der weitgehend techniklose Zustand des Lebens von Jägern und Sammlern. (Überdies ist Gold als technischer Werkstoff zu weich.)
Wenn wir dies nun wieder in einen Zusammenhang mit der menschlichen Natur bringen, dann ergibt sich folgende Problematik:
Die nun einmal auch vorhandenen destruktiven Elemente in der menschlichen Natur erhalten eine furchtbare Verstärkung, wenn Technik im Spiel ist und genutzt werden kann. Keine Technik, die nicht auch missbraucht wird oder würde! Das lässt nun für die Zukunft Schlimmes ahnen!
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Ein wichtiger Satz von Ihnen zum Nachsinnen:
“Denn die Zerstörung findet ja nicht nur im Äußeren statt, sondern auch im Inneren, in der Seele, Im Geist, in den Gefühlen, Wahrnehmungen, selbst im Körper.”
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Sie schreiben, dass Sie heute weder rechts noch links seien.
Ich war früher auch einmal links, war es sogar noch im Alter von 35 Jahren, doch endete dies, je mehr ich von der Realität der Welt und der Geschichte wusste. Die Kenntnis der Realität als das Weckmittel für Träumer.
Gruß
Hallo Wolfgang Wirth nochmal,
Dass Sie nur negative Eigenschaften zur menschlichen Natur aufgezählt haben, war nicht mein Problem damit. Mir war schon klar, dass Sie auch andere Eigenschaften sehen konnten.
Ich finde es jedoch viel schwieriger Eigenschaften der menschlichen Natur überhaupt zu definieren, bzw. zu klären was denn die Wesentlichen sind, die dann auch teilweise in der Lage sind andere, vermeintliche wiederum zurückzudrängen. Dabei geht es mir gar nicht um ein positves oder negatives Menschenbild, meines ist eher neutral.
Ebenso wie Sie suche ich die lebensbejahenderen, “positiveren” Kulturen auch eher in der fernen Vergangenheit, je weiter zurück desto größer die Chance welche zu finden. Wobei das derzeitig begrenzte Wissen über solche Kulturen natürlich auch dazu verleiten kann in sie etwas nach Gusto hinein zu interpretieren, was einem angenehm erscheint.
Aber nicht nur Jäger und Sammler, auch z.B. die erste Hochkultur Europas, die Minoer erscheinen deutlich positiver als nachfolgende Kulturen.
Auch die Etrusker, obwohl schon Eisenzeit, machen einen deutlich positiveren Eindruck als z.B. unsere kulturellen Vorfahren die Griechen und die Römer. Die Etrusker hatten auch Sklaven, eine Adelsgesellschaft und führten (begrenzte) Kriege. Sie waren jedoch nie ein Imperium, nie expansiv, sondern lebten in einer lockeren Verbindung mehrerer unanhängiger Stadtstaaten, die darüber hinaus sehr wohl gut zu leben wussten.
Ja, das ist das große Problem, das wir lösen müssen, wenn wir nicht untergehen wollen.
Und in einem Post weiter oben schrieben Sie:
Nein, wir können nicht in die Urgesellschaft zurück und ich weiß auch nicht ob es überhaupt möglich ist die komplexen technischen Dinge in heutigen Gesellschaften noch hinreichend zu zügeln oder ob die ganze Maschinerie schon so von selber läuft, dass wir gar nichts mehr machen können. Aber da wir keine andere Wahl haben, müssen wir es versuchen, denn sonst ist uns die komplette Zerstörung sicher. Sich irgendwie in der heutigen Situation einrichten, sich damit arrangieren, ist nicht mehr möglich. Das hat dann nichts mit Utopie zu tun, das ist einfach pragmatische Notwendigkeit.
Wie sind Menschen, wie haben diesen ganzen Mist initiiert, wir können ihn – zumindest theoretisch – auch wieder ändern. Wahrscheinlich muss sich zuerst der Mensch ändern, denn vorher kann er gar nicht erkennen wie und wohin man das System ändern kann und muss.
Wie man die destruktiven Elemente in der menschlichen Natur davon abhalten will sich der üblen, monströsen, technischen Möglichkeiten zu bedienen? Ich weiß es nicht. Aber es geht ums Überleben, daher ist da noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Gruss
Die totale Unfähigkeit, politisch zu argumentieren, steht hinter dem Wunsch, Trump wäre besser erschossen worden. Denn der ist nun politisch mühelos angreifbar. Aber es kommt nichts.
Wie auf Overton schon festgestellt, hat Biden durchaus linke Politik betrieben. Für US-Verhältnisse sogar sehr linke Politik, sowohl was das Soziale als auch die Energiewende betrifft. Harris könnte sich da bequem einrichten. Aber einen politischen Standpunkt zu beziehen und diesen argumentativ zu verteidigen, ist eben nicht ihre Stärke. Genauer gesagt kommt da gar nichts.
Neinj, der Trump gehört nicht erschossen, er muss argumentativ zur Strecke gebracht werden.
“Linke Politik” von Biden..loool…. meine Fresse…hast du einen an der Waffel….????
Du hast nicht im Geringsten eine Ahnung, was echtes linkes Gedankengut beeinhaltet.
Merkst du eigentlich überhaupt noch was…hm????
… muss ausgerechnet jemand sagen, der frisch aus dem Waffeleisen kommt 🤪
@ Artur_C
Wir beide sind uns ja bei vielen Themen nicht einig, aber hier haben Sie meine absolute Zustimmung.
Den Punkt “linke Politik Bidens” sehe ich dann freilich bereits wieder anders…
Schaut mal, wo in den USA der Korridor verläuft. In diesem ist Biden links.
Bei uns sind die Maßstäbe anders.
Hab geschaut – and I’m not convinced. Sind beides zwei rechts-autoritäre Systemprotagonisten.
Quelle zur Veranschaulichung: hier
Der Tod als letzter verbliebener Gleichmacher.
Warum sollte man Bedauern, das er seiner Arbeit nachgeht und jene, die meinen sie hätten ein ewiges Leben verdient, wieder auf eine Stufe mit uns stellt. Jene Stufe die uns mit all unseren Mitlebewesen auf diesem Planeten gleich stellt. Ihr sterbt mit allen Tieren und es gibt nichts nachher.
Ich gehe sogar soweit, das ich nur deshalb bedaure das es keinen Gott gibt, weil es unseren mordenden, kriegsführenden und ausbeutenden Mitmenschen erlaubt, ungestraft in den Tod zu entwischen.
Ich bin kein Freund einer Straf- / Rachejustiz. In meinen Augen sollten die “mordenden, kriegsführenden und ausbeutenden Mitmenschen“ für Ihre Vergehen Sühneleistungen erbringen und ihren Opfern – in welchem Rahmen auch immer, das wäre individuell festzulegen – Entschädigung und Wiedergutmachung zu leisten. Diese habe ich in meinem Artikel „Belohntes Morden“ bereits angerissen.
Aber nicht für Leute wie Bill Gates, Fauci, Das knuddelige Türkenpärchen von Biontech, Albert Bourla um mal ein paar zu nennen.
Ansonsten, halte ich das “Sühneprinzip” für voll tauglich.
Gerade für die wären Sühnemaßnahmen angebracht.
Sie haben wohl die Hinrichtung eines Adolf Eichmann begrüßt oder sich gefreut, dass Keitel und Co. in Nürnberg eine halbe Stunde am Galgen zappeln durften. Doch statt der 15 Minuten Rachegenuss wäre es besser gewesen, die Opfer bzw. deren Angehörige und Überlebende einen geeigneten Maßnahmenkatalog aufstellen und die Täter diesen abarbeiten lassen. In diesen Fällen: bis ans Lebensende.
Keitel und Co. hätten mit ihren eigenen Händen anpacken können, um sowjetische Dörfer wieder aufzubauen. Eichmann hätte Bettpfannen im jüdischen Altersheim schrubben können. Oder was auch immer.
Für die heutigen Täter fände sich auch etwas. Gibt noch viel sinnvolleres und angemesseneres zu tun, als was mir ad hoc hier gerade einfiel. Sinnvoller als der archaichische Henkersstrick oder das Abschieben in der Ferne nach dem Motto “Aus den Augen, aus dem Sinn” in jedem Fall…
Nein, dafür habe ich zu viel verloren.
Ich würde sie selbst foltern ganz freiwillig.
Ich habe nur noch Hass und Verachtung für diese Gesellschaft übrig.
Wenn ich nicht leider schon aus dem Alter raus wäre, würde ich selbst zur Waffe greifen.
Ich war noch vor etwas mehr als 4 Jahren, ein positiv denkender Mensch, der seine letzten Lebensjahre mit Reisen und Lesen und Schreiben verbringen und genießen wollte.
Was mir während der Zeit der Masken und dann während der Impfung passiert ist, kann ich hier gar nicht wiedergeben, weil ich mich sonst strafbar machen würde.
Nur soviel, ich wurde verprügelt, konnte fast 2 volle Jahre nicht einkaufen gehen, habe meine Wohnung verloren, alle meine Freunde, eine Frau und meine beiden Job’s, die ich gerne gemacht habe.
Das ist sehr traurig, was Sie da schreiben. Großer Schmerz spricht aus diesen beiden Sätzen. Sehr großer. Doch so nachvollziehbar und drängend ihr Impuls sein mag – ich schrieb es bereits im Artikel – geben Sie ihm nicht nach.
Ich selbst würde niemals einen anderen Menschen foltern, nicht einmal meinen schlimmsten Feind (und ich habe einige erlebt). Denn wohin führt uns das Auge um Auge, Zahn um Zahn? Der Mensch soll fähig sein sich seines Verstandes zu bedienen. Dann sollten wir auch den Ausgang aus dem Archaischen schaffen und Täter anders konfrontieren.
Das ist natürlich auch eine Klassenfrage, wenn man das kann, finden Sie nicht? Meine Mutter kann von ihrer Rente nicht leben, die muss bis heute putzen gehen. Reisen ist nicht drin, für Lesen und Schreiben bleibt ihr keine Zeit.
Kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe durch das Maßnahmenregime und meine Weigerung das Sakrament der Impfung anzunehmen auch 3/4 meines Verwandten- und Freundeskreises verloren. Aber ich hatte schon davor aufgrund meiner politischen Haltung an der Universität diverse Probleme, auch im sozialen. Man findet als Krüppel mit Hartz-IV-Hintergrund nicht so recht Anschluss – nicht nur an der Uni, vielerorts. Insbesondere als politisch inkorrekter Hartz-IV-Krüppel, der gegen Geschichten wie Gendern, Massenüberwachung EU, NATO und eben das Hartz-Regime ist, aber für Brext, Frieden mit Russland, K21, Meinungs- und Impffreiheit und eine wahrhaftige Änderung des Systems eintritt. Ich bin auch oft von Mitschülern und andere angegangen und verprügelt worden. Ich habe auch die Schikanen des Hartz-Regimes erlebt, das Rausgeschmissen werden aus Wohnungen, weil sie “zu teuer” seien. Aber man muss sich immer vergegenwärtigen, dass das alles nicht 2020 begann. Auch nicht 2005. Die Wurzeln des Destruktiven liegen im System und das ist viel älter.
Und jetzt zum Positiven: Sie schreiben hier Artikel, die ein dankbares Publikum finden. Die meisten sind Zeitgenossen, die sich für Ihre Gedanken interessieren und sich daran erbauen. Sie bringen viel Wissen und Anstand in dieses Medium. Dafür bekommen Sie viel Applaus. Das System ist BS, aber es lässt sie in Ruhe für uns alle hier arbeiten. Sie genießen den lebendigen Austausch. Das zählt auch, oder nicht?
Das System lässt einen solange in Ruhe und schreiben, sprechen, demonstrieren, wie man nicht auf seinem Gefahrenradar aufblickt.
Overton ist – mit Verlaub – ein Spartenkanal, Artikel hier haben 70 bis 100 Kommentare. Wen juckt das? Sobald man größere Reichweite gewinnt, wird man ins Visier genommen – Stichwort NachDenkSeiten und die sind vieles, aber weiß Gott keine Systemkritiker. Was aber zeigt, dass die Eingriffsschwellen herabgesetzt und inzwischen auch immer kleinere, immer solitärer stehende in den Fokus geraten und zu bedrohlichen “Systemkritikern” stilisiert werden. Ebenso jene, die sich nur eine andere Meinung erlauben und das System mit diesem System sogar stützen wollen.
Es ist wirklich nicht abwegig zu denken, dass Overton in zwei, fünf, zehn Jahren als Verein verboten, seinem Chefred und seinen Autoren die Konten gekündigt und sonstige Repressionen in Stellung gebracht werden. Fragen Sie Ballweg, die Gelbwesten, kanadischen Trucker und andere…
Meine beiden Job’s, hätten mir das Reisen ermöglicht.
Jetzt, muss ich kurz treten und lebe mit meiner anderen Frau zusammen, was ich aber nie wollte, da ich explizit ein Einzelgänger bin.
Wieder mal ausschließlich Moralkäse. Ist das denn wirklich relevant, ob sich jemand darüber freut oder traurig ist, dass das Attentat auf Trump geklappt hat oder nicht. Schließlich gibt es auch keine Artikel über die Millionen Tote, die an Armut, also Hunger und Krankheit sterben. Und die haben die Führer der freien Welt mitverschuldet.
Was will der Autor also? Er will den 150%igen Moralinger raushängen lassen, indem er ein Recht auf Leben und Sterben in Würde, sogar für die Täter der Weltgeschichte einklagt. Da muss ich schon anmerken, dass man diesen Moralscheiß nicht mitmachen sollte. Figuren wie Trump gehen mir am Arsch vorbei, und ich möchte mit ihnen möglichst wenig zu tun haben. Aber eine Ethik zu propagieren, die sich daran beweisen soll, dass man sogar den Trumps dieser Welt eine Opferrolle zugesteht und ihnen deshalb vom Standpunkt einer humanitären Moral Mitleid angedeihen lassen soll, das geht dann doch zu weit.
Warum auch? Auch die Thatcher war ja nur eine Charaktermaske ihrer Funktion. Die Funktion gibt es aber weiterhin und sie wird weiterhin von irgendeinem Politaffen ausgeübt. Das ist der rationelle Grund warum es keinen Grund zur Freude gibt. Eine Moral, die der Thatcher menschliches Mitleid zugesteht, braucht man also gar nicht, um sich nicht in Schadenfreude zu ergehen.
Oh je. Das ist natürlich eine unglaublich “edle” Gesinnung des Autors, wenn er wegen sich, um sich mit seiner überlegenen Moral über die “schlechte” Thatcher zu erheben, nicht in Schadenfreude ausbricht. Am Ende werden Moralisten eben immer geständig und plaudern aus, dass es ihnen um Moral zuletzt geht.
Meine Güte. Klar Hoffnung ist viiiel besser. Und Hoffnung ist so wohlfeil. Die Unterjochten können sich davon nichts kaufen und am Ende wird sie enttäuscht. Was dann natürlich niemand hat kommen sehen können.
Das ist nicht das Problem. Die Ordnung der Welt in Gut und Böse allerdings schon. Sie vernebelt immer die tatsächlichen Interessen und Beweggründe, indem sie alle Gegenstände im Verhältnis zur eigenen Moral bestimmt. also ideologisch, also falsch.
Wie gesagt ein verkehrter Artikel, der sich an einem verkehrten Gegenstand aufhängt. Die Welt leidet nicht in erster Linie an der Schadenfreude den Schlächtern der Weltgeschichte gegenüber. Sie leidet an den Schlächter als Charaktermasken des kapitalistischen System. Letzteres ist zu beseitigen. Das wäre dann ein Grund zur Freude.
Ja klar. Die Leute machen mit, weil sie gebrochen wurden. So kann sie auch entschuldigen.
Aber statt sich Gleichgesinnte zu suchen und solche Verhältnisse anzugreifen, strecken sich die “Gebrochenen” lieber nach der Decke. Das sind dann ja wohl eher Opportunisten und keine Gebrochenen.
Aber natürlich nicht wirklich, sondern nur weil sie “gebrochen” wurden.
Na entweder die Leute wurden (mit Gewalt) gebrochen oder sie machen sich selbst etwas vor. Beides geht nicht. Im ersten Fall ist jemand anderes dafür verantwortlich, dass sie gegen ihren Willen gebrochen wurden. Im zweiten Fall sind sie selbst für ihre Lebenslüge verantwortlich.
Bloß sind die einen halt mehr Täter, wie die Trumps dieser Welt und die anderen mehr Opfer. Eben im Großen und Ganzen nach dem Klassengegensatz geordnet. Das Kapital ist der Täter und Nutznießer der Ausbeutung der Arbeiterklasse.
Bla, Bla. Wer einen Artikel an der Schadenfreude gegenüber den Tätern, den Kapitalisten dieser Welt aufhängt, der will jedenfalls eines sicher n i c h t. Ans System.
Klasse Kommentar… Chapeau…. gefällt mir.
Habe die Ehre…. 🙂
Der Viewer
Wie meinst du das mit “habe die Ehre”?
Das ist meine Art zu zeigen, respektvoll, was heutzutage eher mal selten ist, meine Anerkennung zu zeigen. 🙂
Gut so, dann bist Du nicht aus Bayern oder Österreich.
Dort wird der respektvoll klingender Gruss anders verwendet und verstanden.
Ich bin im Brennpunkt Frankfurt Westend, bei den Autonomen aufgewachsen. 😉
Ich wohnte mal in der Gegend, ‘was kommt denn da für ein Wüster Krach aus Frankfurt Darmstadt Offenbach, erbarmen zu spät, die Hesse komme’.
Aber zurück zum verwendeten Ausdruck, als ‘alter Hase’ wirst schon wissen was ich meinte und belasse das so…
Im Münsterland sagt man auch “habe die Ehre” in seinem Sinne 🙂
@ Krim
5. August 2024 um 11:15 Uhr
Ach Krim, was schreiben Sie da nur zusammen??
Ein linkes Denken, das eine Ethik, die über das eigene subjektive Interesse hinausgeht, vollkommen überflüssig findet und darin lediglich “Moralscheiß” erkennen kann, ist doch arg wenig, erbärmlich wenig und eigentlich um keinen Deut besser und anders als das Denken von ganz normalen Gangstern, die, vom Neid auf den Wohlstand anderer getrieben, in die eigene Tasche bzw. ihrer eigenen Gruppe oder “Klasse” wirtschaften wollen oder auf den Untergang ihrer Konkurrenten anstoßen.
Ich möchte Sie keineswegs mit einem Gangster vergleichen, aber ich fürchte, dass Sie im Überschwang des Schreibens gar nicht recht realisiert haben, auf was für dünnes Eis Sie sich da hinausgewagt haben … !!
Eine Linke, die sich so deutlich, so erkennbar von ALLGEMEINER Ethik lossagt, bestätigt leider schlimmste Vorurteile ihrer Gegner.
—
Jetzt wird es noch offenherziger:
“Das [d.h. ob der Autor Lump oder Pazifist ist] ist nicht das Problem. Die Ordnung der Welt in Gut und Böse allerdings schon.”
Ja, da wird´s deutlich: Die “Ordnung der Welt” in Gut und Böse. Nicht nur der Kampf, sondern sogar die “Ordnung” in Gut und Böse. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse reicht noch nicht mal. Und Sie als Linker natürlich auf Seiten der Guten. Denn “links” scheint für Sie ja sozusagen ein Synonym für “gut” zu sein. Und wer gegen Linke ist, der ist der Böse.
Du meine Güte, was für ein eindimensionales Denken! Ich hatte Sie gar nicht für so (zivil)-religiös und manichäistisch gehalten.
Manichäistisch gedacht haben nun allerdings schon so allerlei … sagen wir mal vorsichtig … problematische Gestalten der Geschichte.
@Wolfgang Wirth
Sorry, aber das ist mir alles viel zu theoretisch
Wir Restlinken müssen uns endlich mal von dem Gedanken verabschieden, ethisch besser zu sein, als die wie auch immer geratenen Anderen.
Hier geht es ums Überleben.
Entweder, die herrschende Klasse findet ein wahrscheinlich blutiges Ende, oder wir alle sind dran…
Genau so. verhält sich das nämlich, siehe meinen Eingangstext.
Ich komme wohl nicht umhin John. F. Kennedy zu zitieren: “Die, die friedliche Revolutionen verhindern, machen blutige Revolutionen unvermeidlich”!
@ Publikviewer
5. August 2024 um 14:47 Uhr
Aha, Sie sind dann also der Jakobiner, der Robbespierre-Typ, der die Guillotine betätigt.
Da ist mir denn doch der König noch lieber.
Vergebe Ihnen Gott, denn die Menschen werden es nicht tun.
P.S.
Sie werden mich ja wohl hoffentlich nicht den “Restlinken” zuordnen wollen!
@Wolfgang Wirth
Keine Ahnung, eher ein klassisch Konservativer oder gar ein Royalist. 😉
Was meinen sie, wo wir heute wären, wenn es die französische Revolution nicht gegeben hätte?
P:S. Ich bin der Anarchie zugetan und zwar eher nach Bakunin.
Ich tue nur das, was getan werden muss.
Und mit der Religion habe ich es natürlich gar nicht.
Die Pfaffen kommen bei mir gleich nach den Adligen…aber “pssst”… bin ja selbst einer…;-))
Textverständnis mangelhaft. Krim schrob exakt das Gegenteil von dem, was Sie ihm hier im zweiten Abschnitt unterstellen wollen. Ich würde vorschlagen, mal die eigene ‘Eindimensionalität’ zu hinterfragen, wenn Sie auf ein bloßes Stichwort geradezu reflexartig dermaßen falsch abbiegen können.
@ renard
5. August 2024 um 15:14 Uhr
Na, dann zitieren Sie mir doch bitte mal die Passage, die ich angeblich nicht verstanden habe!
Ich warte!
Ich erkenne nur, dass @ Krim im Hinblick auf politische Gegner wie Trump oder Thatcher ein ethisches Mitfühlen ablehnt. Das wiederum ist für mich gleichbedeutend mit einer Abkehr von ALLGEMEINER Ethik.
Vielleicht definieren Sie es anders …
Ich muss hier nochmal rein grätschen.
Ich kann natürlich nur für mich schreiben, aber auch meine Wenigkeit hat eher mal hohe Ansprüche an ethische Befindlichkeiten.
Denn, gerade daraus resultiert nämlich die ungeheure Enttäuschung, die mich dazu bewogen hat derartig drastische Forderungen zu stellen.
Denn das, was seit spätestens dem Frühjahr 2020 passiert, ist eben eine echte Kriegserklärung an die gesamte Menschheit.
Nicht, dass ich es nicht schon seit vielen vielen Jahren vermehrt angesagt hätte, aber, die herrschende Klasse ist gerade dabei, alle zivilisatorischen Errungenschaften der letzten 150 Jahre der Menschheit in die Tonne zu treten.
“Das ist nicht das Problem. Die Ordnung der Welt in Gut und Böse allerdings schon.”
Heißt: die Ordnung der Welt in Gut und Böse ist ein Problem. Und zwar, falls man das noch missverstanden haben sollte, derart:
“Sie [Die Ordnung der Welt in Gut und Böse] vernebelt immer die tatsächlichen Interessen und Beweggründe, indem sie alle Gegenstände im Verhältnis zur eigenen Moral bestimmt. also ideologisch, also falsch.”
Es ist also eine Kritik daran, die Welt in eine Ordnung von Gut und Böse zu pressen.
@ renard
Danke für die Klärung.
Ich gebe zu, dass ich den Artikel, da er so lang ist, nur überflogen habe. Dass Sie diese Passage meinten, war mir nicht bewusst gewesen.
—
Aber abgesehen davon:
Erkennen Sie bei der Linken allgemein ein manichäisches Denken – oder nicht?
‘Nur überflogen’ – um dann so eine verächtliche Kritik, noch dazu ad hominem, zu formulieren? Und natürlich meinte ich diese Passage, da sich Ihr gesamter zweiter Abschnitt ausschließlich dieser Passage widmet.
Und: nein. Allenfalls der hier schon angesprochenen Kaviarlinken.
Und was das zweite Fass angeht, das Sie hier offenbar noch aufmachen wollen – darf ich Sie an Ihre kürzliche Reaktion auf den Tod des Verhandlungsführers der Hamas erinnern…?
1. Ein bisschen unehrlich ist ihre Erwiderung schon. Zuerst vergleich Sie mich mit einem Gangster und dann sagen Sie, sie würden mich nicht mit einem Gangster vergleichen wollen. Doch das tun sie.
2. Gangster sind keineswegs unmoralisch. Die haben bloß eine eigene Moral, die sich von der gesellschaftlich akzeptierten Moral unterscheidet.
3. “Arg wenig” “erbärmlich wenig” wovon eigentlich? Eine Moralkritik hat es eben so an sich “arg wenig” Moral zu sein. Das war ja der Sinn der Kritik.
4. Kommt es doch entscheidend darauf an, wie das “subjektive Interesse” inhaltlich ausschaut. Wenn Sie sich darunter nur das Interesse des kapitalistischen Konkurrenzsubjekts vorstellen können, dann gibt das nur Auskunft daüber wie ihre Maßstäbe beschaffen sind. Aber ist es vernünftig, dass ein subjektives Interesse notwendig gegen andere gerichtet gedacht wird. Ich denke das ist unvernüftig. Also hängt es vom “subjektiven Interesse”, ob es arg wenig ist.
1. Wie sie schon selber sagen. brauchen die Gegner überhaupt keine Bestätigung, denn sie haben ja ihre Vorurteile. Und wie man an Ihnen sehen kann, ist den Gegnern doch völlig wurscht, was sie als Bestätigung ihrer Vorurteile heranziehen. Dass die Linke am besten ausgerottet gehört, das wissen die auch so. 2. Sollte man wissen wovon man redet. Moral hat es nämlich so an sich, dass sie ihre allgemeine Gültigkeit nur imaginiert. Der Staatsbürger stellt sich nämlich mit der Moral ein allgemeines Gesetz vor in dem seine Interessen widerspruchsfrei aufgehoben sind, weil er die Gegensätze zwischen seinem Interesse als ökonomisches Subjekt und der staatlichen Gewalt nicht wahrhaben will. Deshalb stellt er sich eine allgemeine Moral vor, dem alle einschließlich Staat unterworfen wären. Dabei ist es aber überhaupt nicht verwunderlich, dass er sich ein allgemeines Gesetz wünscht, das seine Interessen vollkommen bedient. Deshalb ist jeder immer der Gute, weil er ja schließlich seine eigene Moral aufs perfekteste befolgt. Klar er hat sie sich ja so ausgedacht, dass sie seinem Interesse dient. Deshalb ist die “allgemeine Ethik” eine Illusion.
Es gibt keinen “ewigen Kampf zwischen Gut und Böse”. Das sind alberne Narrative. Und nein, wer Moral für Quatsch hält, steht eben nicht auf der Seite des “Guten” der lehnt die ganze Kategorie ab. Moral ist nur zu einem gut, sich mit den Verhältnissen einverstanden erklären zu können. Deshalb imaginiert man allgemeine Moralgesetze, die zu den eigenen Interessen passen. Moral ist die Verwandlung der eigenen subjektiven Interessen in ein allgemeines Gesetz oder ein Gesetz der Allgemeinheit, dem alle verpflichtet sein müssten.
Sie sind ein Heuchler. Sie haben an anderer Stelle, wo mir Zeit und Lust auf weitere Debatte abging, Morde des ethnisch rassistischen und faschistoiden israelischen Regimes bejubelt. Tote sind für Sie ok, wenn es Neger sind (ok heissen heute anders). Sie haben das dünne Eis längst verlassen.
Nicht, dass ich Krim zustimme. Das verblasene “alles moralisch” ist hohl und arrogant. Die gesamte GSP-, NLM- etc. Clique ist ein Haufen seminarmarxistischer Wichser. Wie sie den Kapitalismus abschaffen können, wissen sie nicht, wollen sie nicht. Sie brauchen ihn.
NLM? Neue Libelle Mektüre?
Oops ja 🙂 NML. Nicht dass Du das nicht genau wüsstest ..
@ Krim
War für mich insofern relevant, weil es eine Signatur der Verhältnisse darstellt. Zum einen die Doppelmoral der Kaviarlinken, die sich bei Angriffen auf Trump und Fico freuen, bei solchen auf ihre Götter aber zetern und krakeelen. Dann die Belliphilie der Gegenwartsgesellschaft, die Folge der herrschenden Zustände ist. Die Kontinuität und Progression der Entmenschlichung, das Anheizen und Aufrechterhalten des systemischen Gewaltkreislaufes, die Bevorzugung der Lösung von Konflikten durch Gewalt. Die Ablenkung…
Ich habe zudem eine gewisse Abneigung gegen das, was Sie andernorts in unserer Diskussion über sog. „Manieren“ mit „Rüpelhaftigkeit“ umrissen haben. Man überwindet das System in meinen Augen nicht, in dem man sich auf das Niveau der bourgeoisen Unterdrücker herabbegibt und deren Methoden und Marotten nachahmt. Dazu zählt auch Schadenfreude. Dann landet man nur auf dem Niveau der infantilen „Antifa“, verwöhnten Bürgerkindern, deren Geschrei und Happenings in meinen Augen mit echtem Antifaschismus oder antikapitalistischem Kampf nichts zu tun haben. Braucht’s das? Man kann und muss Trump und Co. bekämpfen – ohne, dass man sich über Attentate auf sie freut oder ihnen anderweitig die Existenz als Mensch abspricht.
Mir im Grunde auch, aber ob ich es will oder nicht, habe ich nun mal täglich mit Ihnen zu tun, da ich durch ihre Handlungen konkret jeden Tag aufs Neue betroffen bin. Beginnt beim Öffnen des Geldbeutels an der Supermarktkasse.
Ich halte nur schlicht nichts davon solche Leute zu töten. Ich stimme hier dem Mitforisten @ Artur_C zu, der oben kommentierte, dass Leute wie Trump argumentativ zur Strecke gebracht gehörten. Sehe ich ähnlich und möchte ergänzen: Nach der Revolution würde ich solche Leute Sühnearbeiten leisten lassen, ich habe das unter meinem Juni-Artikel ja schon zum Ausdruck gebracht.
Und Trump kann selbstverständlich sowohl Opfer (eines Attentats) als auch täglicher Täter (als Angehöriger und Akteur der herrschenden Klasse) sein. Wo schließt sich das denn aus?
Da haben Sie recht.
Zugleich war Thatcher aber nicht nur Funktion oder passiv Ausführende, sondern auch aktive Mitgestalterin des Systems. Somit mehr als eine bloße Maske oder mehr als die herkömmlichen Masken.
Das wiederum sehe ich nicht so, vielleicht verstehe ich Ihren Punkt aber auch nicht.
Hoffnung ist doch ein zentraler Schlüssel für jede revolutionäre Kraft. Wie wollen Sie denn einen revolutionären Kampf angehen, wenn Sie keine Hoffnung haben, selbst in einem Moment des Kairos etwas ändern zu können? Ein Diktator stirbt – davon können die Unterjochten sich in der Tat nichts kaufen. Aber sie können sich organisieren und versuchen die Gelegenheit zu nutzen, nun bessere Verhältnisse zu erwirken. Dabei wird Hoffnung zentral – und tausend Mal wichtiger als infantile Schadenfreude.
Denken Sie an die Aufständischen auf Haiti 1802. Toussaint Louverture war zwar bereits verschleppt, aber der frz. Gouverneur verstorben und die Streitkräfte der Kolonisatoren geschwächt – hätten die Beherrschten dann sagen sollen: „Genießen wir, dass der Gouverneur verreckt ist, denn es ändert sich eh nix, bald haben wir einen neuen Herren, denn die Imperialisten intervenieren sowieso irgendwann und in 200 Jahren sind wir das Armenhaus der Karibik. Also Hoffnung is nich, Aufstand bringt nix, aber etwas Schadenfreude ist heute wenigstens drin. Lenkt ab und morgen ist dann wieder alles wie gehabt.“
Ich teile ja Ihren Pessimismus hinsichtlich einer kurz- bis mittelfristigen Umgestaltung der Verhältnisse. Doch wenn Sie davon ausgehen, dass die Hoffnung am Ende immer enttäuscht wird, können Sie auch gleich die Hände in den Schoß legen und sagen: „Isso. Ändert sich eh nix.“
Das habe ich doch nicht behauptet, schon gar nicht „in erster Linie“. Mein Artikel zielte auf die Doppelmoral der Kaviarlinken und sonstigen Imperialisten sowie die allgemeine gesellschaftliche Belliphilie, die ich als extrem hinderlich auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft erachte.
Da sind wir uns dann ja einig. Wie ich im Artikel schrieb: “Wenn dieses abstirbt, hätte man sogar wirklich einen Grund zum Feiern. Doch wer will das schon?”
Der Zustand der sog. „Brechung“ erfolgt recht früh im Leben und verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Brechung mittels aktiver physischer Gewalt ist dabei nur eine von vielen möglichen Formen. Und natürlich laufen die Leute heute nicht „gebrochen“ im Sinne von gebückt und verzweifelt herum – wobei das zumindest in meiner Gegend doch nicht so wenige sind, wofür mir ein Blick in Bahn, Block oder Supermarkt genügt.
Aber es schließt sich überhaupt nicht aus, früh im Leben sein Eigenes abstoßen zu müssen und hiernach sich opportunistisch den Verhältnissen anzudienen und karrieristisch nach der Decke zu streben. Das eine erwächst aus dem anderen.
Abgesehen davon, dass ich hier mehrere Erklärungsansätze diskutiere, da ich nicht der Meinung bin, dass es die eine und einzige Erklärung und Weltformel beim Betrachten des Verhaltens unserer Mitmenschen gibt, sondern ein Zusammenspiel von systemischen wie individuellen Bedingungen vorliegt, möchte ich sagen: Doch das geht.
Nicht wenige Menschen beginnen aufgrund diverser Zwänge (aktive physische Gewalt und Missbrauch, Manipulation, Konditionierung, gesellschaftlichen Druck…) ihr Ureigenes zu verleugnen. Diese äußeren Einflüsse führen bei jenen (sicher auch nicht wieder allen!) dazu, dass sie sich in eine Lebenslüge flüchten, um mit der erlebten Realität und dem Schmerz der Brechung besser umgehen zu können. In diesem Sinne könnte man sagen, dass die äußeren Umstände der Auslöser sind, dass jene Personen beginnen sich selbst etwas vorzumachen. Diese Leute entwickeln dann Mechanismen, um mit den erlittenen Traumata umzugehen. Es ist ein Medium (gewiss kein Remedium!), welches es ihnen ermöglicht, in einer schmerzhaften Realität zu überleben, d.h. zu funktionieren.
Natürlich liegt die Verantwortung für die erlittene Gewalt zunächst bei den Tätern bzw. in den systemischen Kräften. Zugleich ist die Verantwortung, sich mit den eigenen Begebenheiten und dem eigenen Tun auseinanderzusetzen, eine genuin persönliche. Nur: Die Betroffenen müssten oft einen langen Weg der Selbstreflexion und des Heilungsprozesses gehen, sich mit der Brechung und dem zugehörigen Urschmerz auseinandersetzen. Das ist für die meisten eine zu große Hürde, ein zu großer Schmerz, vor dem sie scheuen. So bleiben sie dann in der Systemaffirmation stecken oder ziehen diese – die (Mit-)Täterschaft – dem Aufbegehren vor. Deswegen sind sie Opfer wie (Mit)Täter. Opfer zunächst der Gewalt, Täter dann aufgrund des (passiv wie aktiv) affirmativen Handelns. Und natürlich gibt es Täter, die weitaus mehr auf dem Kerbholz haben als andere und deswegen „mehr Täter“ sind. Und natürlich gibt es auch Leute, die ganz ohne Brechung sich zu den Werten des Systems bekennen – ich rede wie geschrieben nicht im Absoluten oder habe hier die Weltformel.
Ist alles für mich trotzdem keine Rechtfertigung für dümmliche Schadenfreude und sonstige Infantilismen. Man landet dann bloß bei dem von @ Coroner skizzierten: „Auf solcher geistigen und moralischen Verkommenheit gedeihen dann politische Morde.“ Morde, die unsere Seite (be)treffen.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass Moral auch im marxistischen Kontext keineswegs irrelevant oder bloßer Käse ist. Sie erhält beispielsweise ihre Bedeutung, wenn man über die ethischen Grundlagen der neu aufzubauenden Gesellschaft nachdenkt. Oder gibt es die für sie nicht? Und finden Sie nicht, dass im revolutionären Kampf auch moralische Überzeugungen wichtig sind, oftmals einen wesentlichen Teil jener Grundlage für die neu zu schaffenden gesellschaftlichen Strukturen darstellen? Gerade bei der Ausarbeitung der Vision einer post-revolutionären Gesellschaft. Basiert diese nicht letztlich auf Prinzipien wie echter Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit oder tatsächlichem Frieden? (Ich weiß, Sie halten von diesen Begrifflichkeiten nicht viel, aber mit irgendwelchen Begriffen muss man nun mal die geistigen Grundlagen der neuen Gesellschaft umreißen, zumal hier noch andere mitlesen.)
Und stellt eine revolutionäre Bewegung nicht immer auch die herrschende Moral und die herrschenden Normen in Frage? Hält sie ihnen nicht alternative moralische Perspektiven entgegen, beispielsweise solche, die die Bedürfnisse und Rechte der Beherrschten widerspiegeln? Ich versuche in meinen Beiträgen hier auch immer wieder Doppelmoral, Belliphilie und andere „Ethiken“ des herrschenden kapitalistisch-imperialistischen System aufzuzeigen und anzugehen.
Moralische Überzeugungen können zudem als Katalysator für den revolutionären Kampf dienen. Sie können dazu beitragen,Arbeiter, Pauperisierte und sonstige Beherrschte zu mobilisieren und durch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu verbinden. Wenn wir Menschen von unserer alternativen Vision überzeugen, sind sie bereit sich tatsächlich zu engagieren, zu protestieren (statt in Happenings zu ergehen) und für Veränderungen zu kämpfen. Das läuft oft über geteilte ethische Werte. Oder wie wollen Sie das angehen? Auf was setzen Sie?
Ja. Das ist aber eine ganz andere Kritik, als die des Autors, dessen Kritik darin besteht die Schadenfreudianer moralisch abzuurteilen.
Eben. Das wäre ja auch eine richtige Kritik und man erkennt daran auch, dass solche Leute das System gar nicht überwinden wollen. Der Autor hat doch was anderes gemacht. Er hat Schadenfreude als tiefstehende Moral, als Unmoral kritisiert.
Jemand etwas abzusprechen, ändert an der Sache sowieso nichts. Das ist wie einen Geist heraufbeschwören zu wollen nur umgekehrt, oder gespiegelt. Weder kann man etwas nichtexistierendes Heraufbeschwören noch etwas existierendes inexistent machen. Das ist ein magisches Ritual.
Es bleibt aber dabei, dass es sich um ein moralisches Urteil handelt. Demnach sollen dem Menschen qua Menschsein, also von Natur, irgendwelche Eigenschaften oder Rechte zustehen. Das ist alles Quatsch. Merkt man auch daran, dass die ganzen Menschenrechte die Schlächter noch nie von etwas abgehalten haben. Kämen diese Rechte dem Menschen per Spezies zu, könnte niemand dagegen verstoßen.
Das ist doch der Widerspruch. Wenn ich durch Trump und Scholz negativ betroffen bin, warum soll ich mir denn dann überhaupt Gedanken/Sorgen über solche Leute machen. Da ist doch was faul, wenn man nicht an den Hungertoten und Kriegsopfern anfängt, sondern ausgerechnet bei den Herrschern und Schlächtern das Moralisieren anfängt. Da keimt bei mir der Verdacht, dass solche aparten Probleme nur hat, wer ein Fan der Moral und des Moralisierens ist. So jemand liebt es die Frage zu wälzen, darf man Schadenfreude empfinden, wenn ein Trump fast zum Opfer wird. Das sind sehr aparte Sorgen/Probleme, die so jemand wälzt. Ganz ehrlich – das ist doch scheißegal welcher Heini auf Regierungsebene mir wieder die nächste Zumutung auftischt. Eine Kugel ist eben das Berufsrisiko eines Führers der freien Welt. Dafür gibt es schließlich Personenschutz.
Und ich halte nichts davon, sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, ob “man” solche Leute töten soll. Was bringt das denn? Das ist doch eh ein hypothetisches Gedankenspiel für einen Zustand nach einer erfolgreichen Weltrevolution oder so. Das ist sehr nachrangiges Problem. Eigentlich überhaupt keins.
Das schließt sich nicht aus. Es zeigt aber wie nichtssagend die Opferkategorie ist bzw. die Zuordnung von Opfer zu moralisch über jeden Zweifel erhaben. Die Kritik an Trump verschwindet ja nicht, weil er fast eine Kugel abbekommen hat. Und hätte er einen Kopfschuss kassiert, wäre er immer noch zu kritisieren.
Na mit mit einem revolutionären Willen. Sie machen den gleichen Fehler wie die Moralisten. Das Gegenteil von Moral ist nicht Unmoral, sondern die Ablehnung von Moral. Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Hoffnungslosigkeit, sondern die Ablehnung der Kategorie Hoffnung. Etwas zu tun, weil man seine Notwendigkeit eingesehen hat, ist etwas ganz anderes, als es zu tun, weil man Hoffnung auf Erfolg hat. Letzteres schlägt schnell in Hoffnungslosigkeit um, ersteres nicht. (Was ist ein Kairo?)
Sie haben also im Ernst ein Plädoyer für Schadenfreude und Ablenkung meinen Zeilen entnommen? Dabei steht bei mir das Gegenteil. Wer an einem Attentat auf Trump nur die Unmoral wegen Schadenfreude einiger Trump-Gegner kritisiert, der hat ganz sicher nicht vor die Verhältnisse umzuwälzen.
Nein. Gleicher Fehler. Ich halte das Prinzip Hoffnung für kein tragfähiges Handlungskonzept für die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Man muss die Notwendigkeit der Abschaffung des Kapitalismus einsehen und nicht hoffen. Glaube und Hoffnung gehört in die Kirche.
Ich kritisiere, dass sie die Doppelmoral an einer humanitären Moral blamieren, statt das Moralisieren prinzipiell anzugreifen.
Das ist mir zu psychologisch und zu entschuldigend. Es mag Leute mit Traumata geben. Das ist aber nicht der Normalfall. Wenn man immer eine Form von Gewalt zur Grundlage macht, dann können die Leute nichts für ihre Entscheidungen. Dann sind die äußeren Umstände auch nicht nur der Auslöser, sondern der Grund, denn sie wurden ja gezwungen. Der Grund dafür, dass sich die Leute etwas vormachen ist aber nicht die Gewalt, sondern der Wille die vorfindliche Welt auf biegen und brechen als das eigene Mittel betrachten zu wollen. Das ist ein Vorurteil, das sie bestätigen wollen. Die Welt ist aber objektiv nicht ihr Mittel, sondern das Mittel der Kapitalistenklasse. Sie erklären sich also die Welt so, dass das Vorurteil, die Welt sei ihr Mittel bestätigt wird. Und dabei müssen sie gedanklich einiges verdrehen und verbiegen. So ist die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt plötzlich eine Welt voller Chancen, die es zu ergreifen gilt. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden unhinterfragt hingenommen als wären sie ein Stück Natur das nicht zu verändern ist. Man nennt das auch notwendig falsches Bewusstsein. An die Gesellschaft wird das Vorurteil herangetragen, die hätte für sie Mittel zu sein, was sie nicht ist. Also verdrehen sie alles so, dass es als Mittel für sie erscheint. Durch dieses Vorurteil, die Welt als das eigene Mittel zu betrachten, wird ihr Bewusstsein mit Notwendigkeit fehlerhaft.
Moral und Ethik sind ein Fehler, die es in einer vernünftigen Gesellschaft nicht braucht, siehe oben, weil da die Interesse des Einzelnen tatsächlich im Gemeinwohl verwirklicht werden. Das ist der Zweck dieser Gesellschaft. Moral braucht es nur wo es einen Gegensatz zwischen individuellem Wohl und Gemeinwohl gibt. Der Wunsch trotz des Gegensatzes die gesellschaftlichen Verhältnisse zu affirmieren erzeugt die Moral, weil sich der Bürger nur dann ein allgemeines Gesetz in Form einer Moral ausdenkt, wo dieser Gegensatz zwischen Einzelwohl und Allgemeinwohl nicht existiert. Moral gehört zu den zu überwindenden Denkgewohnheiten in einer neuen Gesellschaft. Sie ist keine Grundlage einer neuen Gesellschaft.
Nein, das sind zu kritisierende bürgerliche Ideale.
Erteres Ja. Das Zweite – nein.
Bedürfnisse sind doch keine Moral. Und Rechte gibt es dort, wo eine ausgebeutete Klasse sie braucht. Ich bevorzuge eine Zusammengehörigkeit aufgrund gleicher Interessen, statt aufgrund einer ausgedachten Moral.
Gleiche Interessen, gleiche Bedürfnisse, z.B. ein materiell gutes gesicherte Leben, auf den selben Klassengegner, der das systematisch verunmöglicht, weil die Ausbeutung der Arbeitskraft sein Kapital vermehren soll. Moral ist überflüssig.
Fein.
Rien a ajouter…ich spreche auch wenn, dann von Ethik und nicht von Moral.
“Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Hoffnungslosigkeit, sondern die Ablehnung der Kategorie Hoffnung”
So ein Quatsch. Das Gegenteil von etwas ist dasselbe, aber in die andere Richtung: gross – klein, links – rechts, Hoffnung – Verzweiflung. Also ganz korrekt von der einen Person, die den Kommentar wie Artikel geschrieben hat (!). Wenn du “Negation” anstatt “Gegenteil” geschrieben hättest, könnte ich dir das durchgehen lassen, aber so nicht. Ansonsten alles richtig, wer Doppelmoral beklagt, ist immer selbst ein Moralist, der sie gerne allgemein gültig hätte und damit mehr als einen Widerspruch meint.
Ja mit dem Gegenteil hast du recht. “Negation” meinte ich, ist mir bloß nicht eingefallen. Danke für den Hinweis bzw. die Zurechtweisung (“durchgehen lassen”)😁
“Ich halte das Prinzip Hoffnung für kein tragfähiges Handlungskonzept für die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Man muss die Notwendigkeit der Abschaffung des Kapitalismus einsehen und nicht hoffen. Glaube und Hoffnung gehört in die Kirche.”
Man kann den Kapitalismus abschaffen, weil man es als Notwendigkeit betrachtet. Man kann ihn auch abschaffen, weil man auf eine Veränderung hofft. Man könnte ihn auch abschaffen, weil der Buntspecht originelle Nester baut. Während die Intellkuellen darüber debattieren, welches die richtigen Motive sind, um den Kapitalismus abzuschaffen, produziert und überwindet der Kapitalismus eine Krise nach der andern, zelebriert seine Adaptionsfähigkeit und demonstriert ziemlich eindrücklich, wie egal ihm die Debatten der Intellektuellen sind.
Trotzdem immer wieder vergnüglich, die triumphierende Rationalität von Krim zu studieren.
Ein inhaltlicher Zusammenhang ensteht nicht dadurch, dass man “und” oder “trotzdem” zwischen seine Gedankenblitze schreibt.
@ Krim
Ich glaube wir schrieben / denken hier in ein paar Punkten aneinander vorbei, deshalb zunächst zur Klärung: Ich BIN der Verfasser des Artikels; ich veröffentliche bloß die Texte meiner Kolumne „Nachtschichten eines Clowns“ immer unter meinem alten Schülerzeitungsreporternamen „Cygnus Ruber“.
Und ich hatte verschiedene Kritikfässer aufgemacht. Eines zur Medienreaktion auf das Attentat. Eines zum Diskurs der Hintergründe – der ja auch hier im Forum bereits unter verschiedenen Artikeln breiten Raum einnahm. Und dann habe ich mich der Belliphilie angenommen – insbesondere der, der Kaviarlinken, die trauerten, weil Trump überlebt hat. Motiviert war ich aber auch von der Aggression hier im Forum, wo ja auch so manchem Mitforisten gerne alles Üble gewünscht wird. So was geht mir einfach gegen den Zeiger, darüber habe ich nachgesonnen. Weil ich diese Rüpelhaftigkeit persönlich nicht ab kann. Mein Fokus war nicht die Moral oder das Moralisieren. Sie können natürlich als Leser kritisieren, dass es mir als Autor nicht gelungen sei meine eigentlichen Punkte und Absichten zu verdeutlichen.
Es ging mir auch sonst in erster Linie nicht um Moral als solche, sondern um Unaufrichtigkeit. Habe einfach etwas dagegen, wenn Leute, die groß den Moralischen raushängen lassen, bei Anwendung ihrer Standards auf sie selbst, das Hyperventilieren anfangen. Da muss ich nicht mal deren Moral teilen oder überhaupt eine haben, um mich über solche Heuchler und ihre Gewaltaffinität bzw. ihren Vernichtungswunsch aufzuregen. Oder bin ich dann auch gegen Wissensbildung, wenn ich was gegen Streber und Schleimer habe?
Wenn Sie das so lasen, nun ja… Vielleicht habe ich meine Worte dann wirklich nicht passend gewählt oder meine Gedanken nicht deutlich genug dargestellt, denn ich hatte es in dem Sinn gemeint, den Sie dann ja auch zustimmend zitierten.
Ach „Menschenrechte“, das Thema wurde doch schon von Losurdo und anderen auseinandergenommen. Darum ging es mir doch nicht mal. Menschenrechte sind immer artifiziell, sozial ,historisch und kulturell und sonst wie von den Herrschenden oder sonstwie einflussreichen Leuten zusammengeschustert und zu bestimmten Zwecken konstruiert, meistens um Schürfrechte und andere Interessen zu bemänteln. In einer anderen Gesellschaft brauchte man sie ja auch nicht, da klar wäre, dass das Zusammenleben auf Gleichheit, Würde, Respekt und weiß der Geier was für Menschenrechten und „humanen Umgangsformen“ basiert.
Na, ich hab ja hier schon öfters zu den Schlachtopfern geschrieben, ob in Artikeln oder im Forum, sowie die Jupiters Macron, Habeck und Co. Auseinandergenommen, darauf verweis ganz unten auch der Mitforist @ BastianDerGute. Ich nehme sicherlich nicht die Politiken der Herrschenden in Schutz oder diese selbst.
Ich plane zudem bereits eine Kolumne zur Konterrevolution und den Herrschenden, vielleicht sagt die dann mehr zu.
Ja, das sehen ich auch so. Doch ist dieses für uns beide nachrangige Thema ist für viele Leute ein vorrangiges, quasi existentielles. Und ich habe zu erörtern versucht, wo die es begleitende Belliphilie herkommt, ob hier im Austausch im Forum oder eben in so einem Attentat und dann kam ich eben zum kapitalistisch-imperialistischen System.
Das sehe ich ja nicht anders. Ich halte ebenfalls nichts von Trumps Politik und habe dies zudem wiederholt hie zum Ausdruck gebracht – übrigens auch in einem der ersten Unterkapitel dieses meines Textes, als ich schrieb, dass die Unterschiede von Trump und Biden nicht inhaltlicher, sondern technischer und formaler Art sind. Die sind ja aus derselben Klasse; Trump ist Teil der Bourgeoisie, sonst wäre er nicht Präsident geworden – anders als es etwa ein Thomas Röper glaubt, der meint Trump stünde gegen das „Establishment“.
Nun, vielleicht ist Hoffnung schlicht nicht der passende Ausdruck gewesen. Es ging mir um Motivation für die Sache. Dass man weiß, dass eine Veränderung der Verhältnisse notwendig ist, zeitigt nicht automatisch das Voranschreiten zur revolutionären Tat. Da muss noch ein Schmiermittel hinzukommen, damit die Machinerie läuft. Vielleicht sehen Sie das anders? Ich sehe und höre oft Leute, die von Veränderungen schwätzen und dass das System wegmüsse und sonst was – nun bei Demos und sonstigen Aktionen sieht man die nie. Beim Spaziergang gegen die Pandemiemaßnahmen sah ich auch wenige von dieser Gruppe, höchstens geifernd hinter der Maske am Fenster. Da sind wir dann doch wieder bei der Heuchelei und den Doppelstandards.
Und ein Kairos ist der günstigste – wenn nicht gar der perfekte – Moment, um eine bestimmte Handlung – beispielsweise die revolutionäre Aktion – in die Tat umzusetzen und die größte Wirkung zu erzielen. Hürden sind natürlich Aspekte wie das Erkennen des richtigen Zeitpunkts oder der richtigen Umstände…
Da stellt sich natürlich zunächst die Frage, was man unter Traumata versteht. Sie denken vielleicht nur an etwas wie PTBS oder noch Schlimmeres, ich habe den Begriff viel breiter gedacht. Es gibt durchaus Studien, die aufzeigen, dass man breite Teile der Gesellschaft als normopathisch bezeichnen kann und das wurzelt nun mal im System. Woher kommt denn dieser Wille, woher das falsche Bewusstsein? Die fallen ja nicht einfach vom Himmel, die resultieren aus der Interaktion mit den Verhältnissen und dem Umfeld – vom Elternhaus, über (Hoch)Schule, bis Lohnknechtschaft. Der Mensch kommt ja nicht als Kapitalist oder Bourgeois auf die Welt, sondern als Mensch. Er wird dann aber sehr früh durch verschiedene Instanzen des Systems gebrochen und eingenordet. Zumindest werden es sehr viele, hier im Forum vielleicht weniger.
In einem anderen System wäre das nicht der Fall, da gäbe es diese spezifischen Formen der Brechung und Traumata nicht.
Gut, Sie definieren Moral wohl eng von mos, mores, Sitten und Gebräuche, her. Ich hatte da einen breiten Ansatz, der eben auch Aspekte wie Bedürfnisse umfasst. Vielleicht finden wir noch einen passenderen Namen für die Geschicht.
Okay, das Thema hatten wir schon einmal. Man kann diese in einem bourgeoisen Sinne lesen, man kann es auch lassen. Die Arbeiter, die für Frieden, Arbeit, Brot demonstrierten und niederkartätscht wurden – ob von Ebert in Berlin oder Lenin und Co. in Kronstadt – waren sicherlich nicht auf bürgerliche Ideale aus. Auch nicht die Rotarmisten, die gegen die faschistische Kolonialinvasion ankämpften.
Jetzt schreiben Sie Moral sei überflüssig, aber jeder Ethiker und Philosophiedozent würde Ihre Aufzählung im Satz davor als moralischen Imperativ verstehen. Gut, entgegnen Sie, liegt wohl an der heutigen Gesellschaft und Bildung. Aber die Forderung nach einem „materiell guten gesicherten Leben“ würde sofort als moralisches Ideal markiert, der Hinweis auf „gleiche Interessen“ und „gleiche Bedürfnisse“ als spezifisch moralische Vorstellung von Gemeinschaft gedeutet – und das auch von vielen Mitmenschen. Der Verweis auf die „Ausbeutung der Arbeitskraft“ als Mittel zur Kapitalvermehrung würde als eine klare moralische Ablehnung von Praktiken gelesen, Menschen als bloße Ressourcen betrachten. Man würde sagen in Ihren Aussagen werde eine ethische Perspektive deutlich, die das Wohl des Individuums und die Würde der Arbeit in den Vordergrund stellt. Kurzum würde man werten, dass Sie einen moralischen Aufruf zur „Solidarität“ (noch so ein Modewort), Gerechtigkeit und zur Bekämpfung von Ausbeutung und Ungleichheit gegeben hätten. Mögen – und werden – Sie anders sehen, aber ich habe das in Seminaren und bei sonstigen Veranstaltungen oft genug erlebt, wie solche Forderungen als „moralisches Getue“ bewertet wurden (nicht, dass ich mir diese Sicht zu eigen mache!).
Da sind wir dann bloß beim Punkt einen anderen Namen zu finden, denn die artikulierten Interessen und Bedürfnisse würden in einem moralischen Sinne verstanden. Vielleicht sollten wir von unseren „Leitgedanken“ oder den „Ideen der Bewegung“ oder was auch immer sprechen…
Es ist selten, aber hier ist es mal wieder der Fall:
Stimme Wort für Wort zu!
@Altlandrebell: das sind exakt die Gedanken, die mich in meinen Gesprächen seit vielen Jahren umhertreiben. Sehr schön (auch meine Theorie): dass extensiver smartphone- und Ballerspiel-Gebrauch (wie natürlich auch Konsum und fehlende Einsicht/Bildung?) nur Symptome der menschlichen Unzulänglichkeit sind. Eindeutiges Indiz: wenn schon Trakl oder Sokrates vor Einführung der smartphones wussten, dass es nicht gut um den Menschen bestellt ist… Übrigens, Blaise Pascal (der mit dem Druck) hält das Unvermögen inne zu halten, für den Hauptgrund allen menschlichen Übels, Zitat:
„Tout le malheur des hommes,
vient d’une chose seule.
Qui est de ne savoir pas demeurer en repos,
dans une chambre.“
Also hier kam mal einer im 17. Jahrhundert mit einem einfachen Lösungsvorschlag, dem wir uns vielleicht anschließen könnten.
Ich würde mir sehr wünschen und hoffe inständig, dass, wie @Wolfgang Wirth es fragt, vorherige Gesellschaften besser waren (Indianer, Atlantis etc.) – dann gäbe es Hoffnung für die Zukunft. Ansonsten halte ich es mit den 1-4% (Dr. Maaz.), die eben nicht dem ritualisierten Hass folgen wollen/können/dürfen.
Manchmal muss ich mir allerdings eingestehen: es verblüfft mich sehr wohl, wie offensichtlich und brutal Regime in der uns bekannten Historie – auch heute – ihr Spiel treiben dürfen. Plato fand die Idee schon damals nicht gut, dass das Volk dieses unmoralische Vorgehen mithilfe und unter dem Deckmantel einer vorgetäuschten Demokratie seit jeher bereit ist zu autorisieren (meine freie Interpretation).
Darf ich Fried zitieren mit einem Minigedicht, welches mir hilft, die Welt so zu sehen, wie sie wohl aus den von Ihnen sehr ausführlich dargelegten Gründen sein muss, und um nicht tagtäglich immer wieder beklommen neue Fragen stellen zu müssen… so nach dem Motto: „Warum denn blos?“
Erich Fried – aus Warngedichte (1980):
Antwort
Zu den Steinen
hat einer gesagt:
seid menschlich
Die Steine haben gesagt:
wir sind noch nicht
hart genug
dem Pascal und auch dem Fried kann ich mich nur anschliessen.
innehalten und gucken, ob es gerade akut gefährlich ist und wenn nicht: schmecken, riechen, schauen, tasten, hören und alles auf sich wirken lassen, tief ein – und ausatmen und dann wieder in die Begegnung gehen. und das kann auch bei einem Schnäpschen sein, muss aber nicht Spiritualität heißen.
Wie WAHR!
Dankeschön an den Rebellen
MfG PRO1
Ein ziemlicher Rundumschlag, bei dem der wesentliche Anlass am Ende nahezu verloren geht.
Der Kapitalismus ist ein zu abstrakter Begriff, um die wachsende Verrohung unserer politischen Gesellschaft allein zu erklären. Zumal Kapitalismus inzwischen überall herrscht, auch in Russland und China.
Wie will man dann erklären, warum die kapitalistischen Regierungen Chinas und Brasiliens sich für einen schnellen Frieden in der Ukraine einsetzen, während unsere kapitalistische Regierung im Fahrwasser der USA eine Eskalation und Ausweitung des Krieges betreibt.
Nein, wir sollten genauer auf die aus der dunklen Tiefe unserer Historie wieder aufgetauchten Strömungen in unserer Gesellschaft schauen. Sagte Brecht schon vor vielen Jahrzehnten: “Der Schoß ist fruchtbar noch”, so ist heute, in der Enkelgeneration jenes dunklen Deutschland die Saat wieder aufgegangen.
Man wünscht den Tod des politischen Gegners herbei und bedauert, wenn er einen Mordanschlag überlebt.
Auf solcher geistigen und moralischen Verkommenheit gedeihen dann politische Morde. Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht fallen mir da ein. Heute drohen Ermordungen von Spitzenpolitikern der AfD.
Die Hysterie der KämpferInnen gegen Rääächts, wie zB der “Antifa” oder der “Omas gegen Rechts” bereitet da den Weg.
Wie verkommen und geradezu gewalt- und kriegsgeil große Teile unserer Gesellschaft inzwischen wieder sind, offenbaren zB Forenbeiträge auf den Zeit Artikel von Ole Nymoen, der schrieb, nicht für Deutschland kämpfen und sterben zu wollen.
Da scheint mir in Teilen unserer Gesellschaft die SS Totenkopf-Brigade wieder auferstanden.
In der Ukraine sind sie diesbezüglich schon weiter.
Und viele in unserer politischen “Elite” pflegen da einen ausgewachsenen völkischen Ersatz-Ultranationalismus. Unsere eigenen alten Nazi-Parolen trauen sie sich nicht zu rufen, schreien aber im Parlament den Schlachtruf der historischen ukrainischen Nazis: ” Slava Ukraini”.
Das ist der Geist, aus dem heraus der politische Gegner womöglich bald mit Anschlägen eliminiert wird und die Gesellschaft in den Krieg getrieben wird. Denn im Krieg ist es ja “erlaubt” alle (politischen) Gegner zu töten.
Ohne Kapitalismus gäbe es weder Corona, noch hätten wir eine Rüstungsindustrie.
Man muss es nur wollen.
Denn, wenn wir eines gelernt haben, dann war es zur Coronazeit, das nämlich alles möglich ist umzustrukturieren und das sogar innerhalb kürzester Zeit.
Warum denn nicht auch einmal in die positive Richtung? 😉
Das geilt Psychopathen nicht auf.
Die reagieren doch mit Hass, wenn Du das Leid von Kindervergewaltigen erklärst, insbesondere Psychologen!, und für Verhandlungen plädierst.
Ist doch offensichtlich.
@ Coroner
In vielen Punkten sind wir uns hier einig, darum noch hierzu:
Das hat mehr mit den jeweiligen spezifischen Interessen jener Länder zu tun, als ihrer bloßen systemischen Ausrichtung. Auch in der Julikrise gab es kapitalistische Mächte, die kein Interesse an einem Kriegsausbruch hatten – den wollten zuvorderst die Mittelmächte, hauptamtlich Berlin. Selbst Wien hatte keinen Bock auf einen Weltkrieg, sondern nur Interesse an einer kurzen Bestrafungsaktion gegen Belgrad. An der schönen blauen Donau waren sie schockiert und überfordert, als Berlin verlangte, dass es zuvorderst gegen Russland gehe. Frankreich wiederum stand die halbe Julikrise am Rande und suchte auch keinen Krieg (dem heutigen revisionistischen Geschwätz und Geschreib in deutschen „Lehrbüchern“ zum Trotz). Die Deutschen mussten am Ende noch Kriegsgründe fingieren („Bombardierung von Karlsruhe und Nürnberg“), um (in ihren Augen) „rechtlich sicher“ gegen Frankreich losschlagen zu können. Eine Reihe kleiner Länder erklärte sich neutral, im Gegensatz zu kriegsgeilen Kläffern wie den Balten von heute. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Die heutige chinesische Regierung wiederum weiß, dass der westliche Ukraine-Stadel kurzfristig darauf abzielt seinen Partner Russland ökonomisch und militärisch zu schwächen, um somit mittelfristig die westlichen Aussichten zu verbessern auch Beijing wieder klein(er) zu kriegen und vielleicht sogar auf seine vormalige Knechtrolle zu stutzen. Aktiv ein- und mitmischen geht auch nicht, sonst würde man sich zu sehr exponieren – die Westler schreien ja heute schon die ganze Zeit, China würde Moskau aktiv beliefern und müsse darum sanktioniert werden.
Brasilien als Agrarexporteur hat aufgrund seiner Abhängigkeit von Düngemitteln und anderen Gütern ein Interesse, dass in jener Weltenecke kein Krieg herrscht. Gibt noch andere Interessen Brasilias, hab gerade nicht die Zeit. Aber ich hoffe der Punkt wurde deutlich.
Vielen Dank für die Ausführngen.
Genau in diese Richtung war meine Bemerkung gemeint. Den Kapitalismus als Schuldigen zu nennen, damit ist wenig erklärt. Es braucht schon eine differenziertere und komplexere Betrachtungsweise, wie von Ihnen dargelegt.
Im Abschnitt ‘Kabale und Hiebe’ weiter unten:
“Die Frage war nicht, wann ein Attentat auf ihn verübt werden würde – sondern wann.”
Statt des ersten “wann” müsste wohl ein “ob” stehen.
Oder habe ich da einen Witz nicht verstanden?
Hier handelt es sich wohl um einen simplen Schreibfehler des Autors. 😉
@ Chefkoch01
Es war kein Witz, bloß ein ärgerlicher Schreibfehler, der mir leider auch erst Tage nach der Abgabe (genauer als der Chefred bereits im Wochenende war) auffiel.
Gruß
Altlandrebell
Tut dem starken Text keinen Abbruch – Kompliment!
Ah danke, das hab ick mir schon jedacht. War mir aber unsicher, ob da nicht ein hintergündiger Witz dahinter stand. Das Reflektieren darüber hat Spass gemacht 🙂 .
Hübscher Rant und Rundum-Schlag, wenn auch etwas lang geraten.
Danke sehr!
Aber ich werde meine letzten Jahre als falsches Leben im Falschen fortsetzen, und vielleicht kommt die Sintflut erst nach mir.
der Text spricht mich sehr an. Danke!
Wir müssen uns warm anziehen, Altlandrebell.
Wie schon Wolfgang Wirth bemerkte, ist das Problem nicht das System, sondern der Mensch.
Und die führenden Menschen dieses Planeten sind gerade dabei, alles zu verkacken:
– Die Konfrontation zwischen den Grossmächten wird intensiver.
– Alle Grossmächte fühlen sich zunehmend von den anderen Grossmächten bedroht.
– Die Grossmächte bauen ihre Aliianzen aus, um stärker und abschreckender zu werden.
– Überall wird der Anteil der Rüstungsausgaben am BIP stark zunehmen.
– Die Eskalationsdynamik wird durch die Ressourcenknappheit und fehlende Kooperationsbereitschaft verstärkt.
– Alle bereiten ihre Bevölkerungen langsam auf einen Weltkrieg vor.
Es wird kein System geben, das uns davor rettet.
Wir können nur hoffen, dass der Aufwand für die Weltkriegsvorbereitung dieses Mal so teuer ist, dass keine Nation und keine Allianz dieses wahnsinnige Projekt lange durchhält.
Hoffentlich gehen die kriegsgeilen Systeme einfach pleite, bevor jemand auf den roten Knopf drücken kann.
Das System bedingt doch gerade erst, dass sich derartige Strukturen überhaupt erst bilden konnten.
Das ist doch eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen, oder?
Ich wiederhole hier meinen obigen Kommentar zu Altlandrebell:
Wer die Natur beobachtet, erkennt das segensreiche Wirken der Nahrungskette. Es ist in der Natur ganz normal, dass der Eine auf Kosten des Anderen lebt. Diese brutale Ausbeutung ist sogar Conditio sine qua non für fast jede biologische Existenzform. Leben bedeutet anderes Leben fressen, also vernichten. Der Tod des Anderen ermöglicht das eigene Leben.
Sind wir Menschen nicht Natur? Wir sind es zu 100%.
Die Frommsche “Lebensbejahung” ist ein süsses Häppchen Fantasie, das einer eskapistischen Schöngeist-Safari entsprungen ist. Destruktive Kräfte gibt es in jeder Gesellschaft, weil es destruktive Kräfte in jedem Menschen gibt. Da ist nichts Pathologisches dran. Das ist kerngesunde Natur. Pathogen sind nur Systeme, welche die Natur negieren.
Gebe zu, dass diesem Standpunkt ein bisschen das Romantische abgeht. Ich bin ja auch für Romantik. Trotzdem müssen wir anerkennen, dass wir im großen Ganzen von der Natur beherrscht werden, und das kann echt grausam sein.
Grüße Sie!
Wie ich bereits @ Wolfgang Wirth schrieb und Ihnen letztens zu schreiben versuchte (leider hängt die Foren-Software öfters und einige Kommentare kommen nicht an), gibt es durchaus systemische Alternativen. Es gibt auch andere menschliche Gesellschaftssysteme, die nicht destruktiv und belliphil ausgerichtet sind. Nachzulesen etwa beim oben verlinkten Fromm, bei Arno Gruen und vielen anderen.
Das Problem ist, dass das äußerst destruktive und zur Selbstkannibalisierung neigende kapitalistisch-imperialistische System zum globalen Hegemon aufgestiegen und die Welt bis in den hintersten Winkel durchdrungen hat. Das ist nicht Folge der “menschlichen Natur”, der Gene oder sonstiger biologischer Prozesse. Das wäre verkürzt und biologistisch. Es ist Folge sozialer Prozesse und geschichtlicher Ereignisse. Es hätte auch anders laufen können. Und es gibt auch systemische Alternativen. Für diese gilt es sich einzusetzen und zu kämpfen. Mag die Nacht noch so düster sein.
Ich verstehe Ihren Pessimismus, bin bekanntlich sehr skeptisch was die Zukunft und zeitnahe Systemveränderungen betrifft. Doch wenn man jetzt sagt “es ändert sich nie was” und die Hände in den Schoß legt, kann man sich auch gleich den Strick nehmen. Man muss sich seine Veränderungen erkämpfen und seien sie noch zu klein und beschränkt. Doch wer sich nicht rührt, spürt die Fesseln nicht.
PS: Das System geht auch nicht pleite, da Staaten mit souveräner Zentralbank und reichlich (militärischer) Macht nicht pleitegehen. Und selbst wenn – wie oft gingen die Holländer und Briten in der Geschichte schon “pleite”? So what?
Was verstehen Sie unter “Evolution”?
Ich habe darauf eine ganz “verkürzte” und “biologistische” Antwort:
Evolution ist ein Prozess, in dem alles ausscheidet, was nicht lebens- und reproduktionsfähig ist.
Evolution ist ein gnadenloser Selektionsprozess.
Es bleibt auf dieser Welt nur übrig, was eine Berechtigung zum Sein hat. Der Rest bleibt auf der Strecke.
Wenn Sie bedauern, dass sich das kapitalistisch-imperialistische System durchgesetzt hat, kann ich das gut verstehen. Aus der Perspektive der “Underdogs” ist dieses System die Hölle. Was ich weniger verstehen kann, ist, dass man hier etwas anderes am Werk sieht als den gnadenlosen Selektionsprozess, den die Natur uns Menschen vorgibt.
Die Natur ist immer stärker als der menschliche Geist und Wille. Das haben die Menschen schon früh erkannt und darum Gott erfunden. Erstens, um der Natur einen Sinn anzudichten, und zweitens, um die Natur mit göttlicher Hilfe zu überwinden. Der Mensch braucht das Opium, um die Natur auszuhalten. Ich zähle auch das neu aufzubauende System von Altlandrebell zu diesem Opium. Was ich durchaus respektvoll meine. Menschen sollen glücklich sein, darum: Jedem sein Opium.
Hallo Prosecco,
Dem ersten Satz im obigen Zitat stimme ich zu.
Der letzten Halbsatz hingegen: …”um die Natur mit göttlicher Hilfe zu überwinden”, wäre vielleicht höchstens für spätere Gottesvorstellungen eine Möglichkeit. Im Urspruch, so denke ich, haben Menschen Gott erfunden um mit dem Unterbewussten zu kommunizieren und in Beziehung zu treten, sowohl mit dem eigenen, individuellen Unterbewusstsein, als auch mit dem Kollektiven. Und das ist etwas ziemlich anderes als die Natur überwinden zu wollen.
Hallo Two Moon
Das ist eine Möglichkeit. Ich halte das verstörende Bewusstsein vom unausweichlichen Tod für den Hauptantrieb von religiösen Fantasien. Tiere sterben einfach. Menschen sehen den Tod kommen und fürchten sich davor. Die Vorstellung vom erlösenden Jenseits, in welcher Form auch immer, hilft ihnen, mit dieser Angst umzugehen, sie bestensfalls zu überwinden. Da kann ein allmächtiger Gott sehr nützliche Dienste leisten. Das meinte ich mit “Überwindung der Natur”.
“Menschen sehen den Tod kommen und fürchten sich davor.”
Diese Aussage ist nur bedingt korrekt. Furcht entsteht stets vor Unbekanntem, für das es keine “Auflösung/Erklärung” oder Raum gibt.
Speziell in westlichen Zivilisationen wird das Sterben, als völlig natürlicher Abschluss eines physischen Seins/ Kreises, rigid tabuisiert*.
Kinder erhalten ein “Ersatz-Spielzeug” (für Hamster, Vogel, Meerschwein), schwer pflegebedürftige Alte und Kranke werden als ‘Aktien’ bis zum bittersten Ende durchgeschleift und älter zu werden ist ein Tabu, das der sich irreversibel Selbstdeformierte niemals bricht! Tendenziell soll ein Körper auch Verfügungsmasse sein.
Dennoch behaupte ich, dass die meisten Menschen weniger Furcht vor dem Tod, sondern vielmehr dem möglichen Dahinvegetieren, Leiden und möglichen Schmerzen haben!
* früher hieß es wohl, dass man einem Toten nicht mehr in die Taschen greifen kann. Aber hallo – selbst das war einmal; in jedem Zustand kann die Hülle Geld wert sein.
@Altlandrebell
Kann Ihnen hier und bei Ihren anderen Kommentaren bzw. Ihrem Artikel zum großen Teil nur beipflichten.
Ich bin ebenso jemand, der v.a. in den letzten 4 Jahren (aber nicht nur da) nicht allzuviel zu lachen hatte, bei dem es finanziell z.Zt. ziemlich düster aussieht und der tendenziell eher zum Pessimismus neigt.
Ich versuche auch nicht, mir Dinge schönzureden, die es nicht sind oder mir alles so hinzubiegen, daß es in mein Weltbild passt.
Aber trotz der Vielzahl an negativen Erfahrungen in meinem Leben und der durchaus gestiegenen Misanthropie kann ich gar nicht anders, als meinen Geist offenzuhalten. Und zwar in jeglicher Hinsicht.
Das ist auch nichts, was ich aktiv betreibe, wie gesagt, ich kann gar nicht anders.
Und ich habe – ähnlich wie Sie – absolut überhaupt nichts davon, mich über andere zu erheben oder Schadenfreude zu empfinden. Bei manchen Kommentatoren hätte ich wirklich mal ein ehrliches Interesse an dem, was sie so im Leben erlebt haben. Und wie man z.B. auf Sätze wie
“Es bleibt auf dieser Welt nur übrig, was eine Berechtigung zum Sein hat. Der Rest bleibt auf der Strecke.” kommt (ich habe zwar eine Ahnung/Vermutung, aber die Hintergründe wären schon sehr interessant). Das schrammt ja schon haarscharf an ‘lebenswertem’ und ‘lebensunwertem’ Leben vorbei.
Auch wenn es wahrscheinlich anders gemeint war. Ein solcher Satz atmet auch den puren Materialismus. Man beruft sich dann auch immer wieder gerne auf “die” Wissenschaft (die man selber häufig gar nicht so klar definieren kann) oder irgendwelche ‘gesicherten’ Erkenntnisse (siehe z.B. Proseccos Setzungen zur Natur und Evolution), ein Blick über den eigenen Tellerrand wird aber eher selten gewagt. Letztlich schmort man dann aber immer nur im eigenen Saft.
Ich hätte es auch so formulieren können:
Es bleibt auf dieser Welt nur übrig, was funktioniert. Was nicht funktioniert, bleibt auf der Strecke.
Wenn der deutsche Nationalsozialismus funktioniert hätte, wäre er nicht auf der Strecke geblieben. Dasselbe gilt auch für den Sowjet-Kommunismus.
Liebe und Kooperationsbereitschaft existieren noch, weil sie funktionieren. Dasselbe gilt aber auch für Hass und Wettbewerb. Die Natur, zu der Menschen gehören, ist das Ergebnis eines langen Selektionsprozesses. Man kann natürlich auch an Gott (Opium) glauben, wenn man mit der prosaischen Realität nicht klarkommt.
@ Prosecco
6. August 2024 um 7:29 Uhr
Hallo,
Ihr Beitrag ist anregend, gewiss auch an-stößig (im Wortsinne) und in gewisser Weise bisher einer der interessantesten in diesem Kommentarstrang.
Interessant sind Gedanken dann, wenn sie einem selbst einen neuen Blickwinkel ermöglichen.
Was mir gefällt, das ist Ihre nüchterne und illusionslose Abkehr von jedem Wunschdenken, von einem “es sollte”, “es müsste” usw. Der Mut zum Erkennen dessen, was ist.
Sie argumentieren mit der Macht des Faktischen, mit der Evolution und einem erweiterten Naturbegriff und das zu widerlegen, ist nun wirklich nicht leicht, ist vielleicht sogar unmöglich.
Natürlich lässt einen ein solcher Blickwinkel auch frösteln, wie es z.B. bei @ Brian zu erkennen ist. Und ja, von so einer Sichtweise zum Sozialdarwinismus ist der Weg nicht weit. Das gibt zu denken, macht besorgt.
Andererseits ist der Umstand des Fröstelns in der realen Welt und unter dem ungeheuren Sternenhimmel nun etwas, was man aushalten muss, wenn man den Mut hat, sich des eigenen Verstandes zu bedienen … und eigene Gedanken jenseits der Mythen und Narrative zu denken.
Und ja: Natürlich sind der Mensch und seine Schöpfungen, wenn man einen erweiterten Naturbegriff anwendet, immer auch Teil der Natur und der in ihr bestehenden Gesetze und Prinzipien.
Die gängige Zweiteilung in “Natur” und “Kultur” stellt insofern eine etwas naive Selbstüberschätzung des Menschen dar, einen Versuch, sich freizumachen, sich als vermeintlich halbautonomer Schöpfer vom Rest abzugrenzen, denn in Wahrheit gibt es ja nichts, was nicht Teil der Natur ist.
Welcher Philosoph hat diesen Gedanken eigentlich schon vertreten: Diese radikale Bestätigung des Bestehenden, weil es eben nun einmal da ist und weil es Bestand hat? Und Bestand hat es eben nicht grundlos, sondern, weil es aus irgendwelchen Gründen stimmiger, stabiler und erfolgreicher ist. Weil es – wie Sie sagen – funktioniert und in der Evolution besteht.
Viele Menschen, die das Bestehende kritisieren und sich etwas anderes erhoffen, machen sich genau darüber nicht so viele Gedanken: Warum das von ihnen Abgelehnte denn trotzdem so beharrlich existent ist.
Oft dominiert die Vorstellung, dass etwas, nur weil es negativ bewertet wird, sozusagen bloß noch auf Abruf in der Welt sei. So, als ob die Macht des Wünschens, Hoffens und Kämpfens die Dinge verändern könnte – was ja in gewisser Weise an magisches Denken, an Wunschdenken erinnert. Immer schon wunderte ich mich über jene „Denkweise“, die annahm, dass etwas bereits möglich und realisierbar sei, nur weil man es denken könne … ! Wir wissen, dass exakt dieses Denken unsere Gegenwart sogar dominiert.
—
Woran ich mich allerdings stoße und was Ihrer eigenen Rationalität sogar widerspricht, das ist Ihre ausgeprägte materialistische und agnostische Grundeinstellung. In etwas verblüffender Anlehnung an Marx bezeichnen Sie Religion ja sogar als „Opium“, obwohl Sie doch wissen, dass Gott bzw. ein Gotteskonzept bekanntlich auch nicht rational widerlegt werden kann. Zwar ist auch der rationale Gottesbeweis – allen Versuchen zum Trotz – kaum weniger schwer, aber die Widerlegung eben auch.
@Prosecco & W.W.
Interessant, wie Menschen wie Sie immer eine Antwort für alles parat haben, mit dem Anspruch auf Deutungshoheit und natürlich dem gesicherten Wissen, wie die Welt aussieht oder Ihr Gegenüber etwas gemeint hat.
Ihre Ausführungen erklären letztlich wenig bis gar nichts und wirken v.a. oberlehrerhaft und arrogant. Stellen Sie im Leben eigentlich noch Fragen, ohne direkt eine Antwort auf diese zu haben oder haben Sie es sich in Ihrem Elfenbeinturm behaglich gemacht ?
Ich finde es schon einigermaßen befremdlich, wieviele Kommentatoren (nicht nur) hier immer wieder von vermeintlich objektiven Wahrheiten oder ‘wissenschaftlich gesicherten’ Erkenntnissen über die Natur, den Menschen, die ‘Evolution’, von mir aus auch über Gott, uvm. schwadronieren, aber das eigene Leben, die eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen weitestgehend außen vor lassen (bis auf wenige Ausnahmen). Das ist ein ewiges (und z.T. einfach nur ermüdendes) Reden über irgendetwas. So kann man dann auch hübsch distanziert bleiben und lässt niemanden an sich ran.
Anstatt sich für sein Gegenüber zu interessieren, wird in Twitter-Mentalität sofort der eigene Senf zu allem abgedrückt und die eigene Gedankenwelt allem übergestülpt.
Ich ziehe wesentlich mehr aus Kommentaren wie z.B. denen von Altlandrebell, etc., da hinter diesen der/ein Mensch und auch sein grundsätzlicher Respekt vor anderen erkennbar wird.
“Stellen Sie im Leben eigentlich noch Fragen, ohne direkt eine Antwort auf diese zu haben oder haben Sie es sich in Ihrem Elfenbeinturm behaglich gemacht ?”
Wenn man ein Leben lang Fragen stellt, muss man irgendwann auch mal zu Antworten kommen. Ich bin 60 und glücklich mit meinem kleinen Vorrat an Antworten. Diese müssen natürlich nicht jedem gefallen.
Fragen Sie weiter, Brian. Fragen stellen ist nie falsch.
@ Wolfgang Wirth:
Vielen Dank für Ihre Replik, die es noch besser auf den Punkt bringt als meine verkürzten und biologistischen Einlassungen. Sie formulieren das sehr souverän und gewissenhaft.
Neben der destruktiven Kompetenz hat der Mensch selbstredend auch eine konstruktive. Was der menschliche Geist alles schaffen kann, erkennt man an den unzähligen Annehmlichkeiten, denen wir täglich begegnen. Daran sollen Weltverbesserer anknüpfen, und ich bin der Letzte, der ihnen dabei keinen Erfolg wünscht. Wenn Weltverbesserer jedoch das Destruktive ausblenden oder ausmerzen wollen, werden sie zwangsläufig schon im Ansatz scheitern. Widerstand gegen die Natur ist zwecklos.
Gott kann niemand widerlegen. Ist auch nicht meine Absicht.
Das System ist nicht das alleinige Problem, sehr wohl aber das hauptsächliche.
Gäbe es nicht die systemimmanente Habgier und das unbedingte Ringen um den Platz an der Sonne, gäbe es weder in der Ukraine, in Palästina oder in Afrika einen Krieg.
Man muss dabei aber auch bemerken, dass die kapitalistische Logik nicht so dumm wäre, Kapitalisten und ihr Geschwänze dagegen schon.
Wobei keine der herrschenden Ideologien reif genug ist, die wesentlichen Gretchenfragen zu beantworten.
Der menschliche Überlebenstrieb, welcher im Herrschaftstrieb kulminiert, ist ein Teil der menschlichen Natur, aber nicht die ganze.
Und eine der gesellschaftlichen Produktivität und damit den menschlichen Möglichkeiten angemessene Kultur könnte es sich erlauben, asoziale Verhaltensweisen auszusieben. Aber da müsste man erst das System und dessen Grenzen verstehen, um hier bewusst und planvoll vorgehen zu können.
Eine Überwindung des Systems bedeutet dabei keineswegs, genau das Gegenteil anzustreben, sondern es so zu optimieren (über die Systemgrenzen hinaus), dass man etwas wesentlich anderes erhält und damit Funktionen zur Verfügung hat, welche das alte nicht zu bieten hatte.
Und vor allem befreit man sich von unnötigen Systemzwängen, welche heute noch Heiligenstatus genießen.
Aber wenn der wirtschaftliche Erfolg im Wettbewerb existenziell für notwendig erachtet wird und man sich deshalb nur eine marktkonforme Demokratie erlauben kann, anstatt einen demokratie-konformen Markt zu fordern, sagt dies doch fast alles aus.
Dabei würde ein bisschen ökonomische Kompetenz jenseits von Wettbewerbskriterien schon reichen, um die Lage und die Möglichkeiten wesentlich entspannter zu betrachten. Und zwar deshalb, weil man was kann, indem man aktiv die Wirtschaft gestaltend laufen lässt und nicht passiv darauf angewiesen ist, dass diese irgendwie von selbst läuft.
Bedauerlicherweise hat der Autor nicht verstanden, Pazifismus, Gewaltverzicht oder ziviler Ungehorsam setzen voraus, dass es nicht verantwortbar ist wehrlose Menschen zu verletzen oder zu töten.
Oder mit Jürgen Habermas Worten: »(…) das eigentliche Thema ist dabei nicht die schrittweise Überwindung von Kriegen als Mittel der Beilegung internationaler Konflikte, sondern die Weigerung, überhaupt Waffen in die Hand zu nehmen.«
Interessanter Fakt und Parallele zu den VSA: Die Anhänger der AfD zeigen die höchste Gewaltbereitschaft und die Mitglieder ihrer Partei sind am stärksten von Gewaltdelikten betroffen.
Das Problem ist, das historisch die NS immer als rechte Bewegung dargestellt wird, Obwohl sie genauso sozialistisch war und von den Anglozionisten deligiert wurde.
Meiner Meinung nach ist daher nur die aufrechte Mitte das Wahre.
🤡
Herzchen, es fällt mir schwer Dir das so unverblümt zu sagen, aber Dir fehlen einfachste politische Grundkenntnisse. Mal abgesehen vom Erfassen des Themas.
🤯
Blubber
Also zuerst, es gibt Personen in deren Gegenwart ich dann doch das Lied “I hope you die” von der “Bloodhound Gang” (im Hintergrund) als Musik laufen lassen würde (und wobei der Grund dafür dann nicht wäre, dass die Personen solche Musik mögen).
Weiter ist es sicherlich (je nach Moralvorstellungen bzw. Definition von Moral und Ethik-(vorstellungen)) nicht einwandfrei, wenn man sich über den Tod von anderen Menschen freut und zwar auch dann nicht, wenn es sich bei den Toten um Menschen handelt, welche für den Tod anderer Menschen direkt verantwortlich sind. Es gibt dann aber auch – aus moralischer Sicht – doch noch einen Unterschied zwischen sich über den Tod von solchen Personen zu freuen und selbst für den Tod anderer Menschen direkt verantwortlich zu sein. Man senkt dann zwar sein (moralisches) Niveau ab, aber dann (dadurch) doch nicht so weit, dass man auf der gleichen Moralstufe wäre, wie die Personen, welche für den Tod anderer direkt verantwortlich sind. (Man bleibt moralisch dann doch noch auf einem etwas höheren Niveau – und um ein Vergleich hier anzubringen, welchen Manche als unangebracht ansehen könnten: ein gutes Pferd springt auch nicht höher als nötig).
Weiter stellt sich – auch mit Blick auf ein paar bisherige Kommentare zu dem Artikel – die Frage, was nun grausamer (oder menschenverachtender oder bösartiger) wäre, einen Menschen (direkt) zu töten oder einen Menschen immer weiter körperlich (und psychisch – vgl. “weiße Folter”) zu quälen (und zwar auch dann noch, wenn die gequälte Person sich selbst den Tod wünscht und den eigenen Tod als Erlösung ansehen würde) und der Menschen möglichst lange am Leben gehalten wird (um den Menschen weiter quälen und foltern zu können). Ein Folterer könnte übrigens auch bedauern, wenn eine, vom Folterer gefolterte, Person stirbt, da die jeweilige Person nicht weiter gefoltert werden kann, während sich darüber andere freuen könnten (da die Person, eben nicht weiter gefoltert werden kann).
ps. Und bei manchen Dingen könnte man auch auf die Idee kommen, dass das Leben mancher Menschen eben bedeutender/wichtiger (oder auch mehr wert) ist als das Leben anderer Menschen – vor allem wenn man sich die Berichterstattung zu manchen Dingen anschaut.
pps. Es gibt sicherlich Personen, über deren Tod ich mich freuen könnte, wobei ich es niemanden verübeln würde, wenn sich andere (nach meinem Ableben) über meinen Tod freuen würden. (Siehe auch ein paar Zeilen aus dem Lied “Always look on the bright side of life”, der letzte Lacher ist halt auf meine kosten).
Der Folterknecht trauert sicher nicht darüber, dass der andere tot ist. So jemand sieht sein Opfer oft nicht als Mensch mit einem eigenen Leben und Gefühlen, sondern als bloßes Werkzeug zur Erreichung seiner eigenen Ziele oder Ideologien. Dessen Tod ist ergo für ihn auch nicht der Verlust eines Menschen, sondern vielmehr das Ende eines “Projekts”. Er ist somit allenfalls traurig, dass er seine „Arbeit“ nicht fortsetzen kann, aber sicher nicht um des Opfers willen. Sucht und nimmt er sich eben ein anderes.
Obendrein ist er wahrscheinlich allenfalls frustriert oder wütend, weil er den Tod als Verlust seiner Kontrolle über das Opfer interpretiert und durch ihn die Macht über Leben und Leiden seines Opfers verloren hat. Das ist aber keine Trauer um den konkreten Menschen.
Die anderen, beispielsweise die Verwandten und Angehörigen des Opfers, freuen sich wiederum nicht über dessen Tod – sie hätten die Person sicher gerne weiter um sich gehabt – sondern seine Erlösung vom Leiden. Das ist etwas fundamental anderes. Sie verspüren wohl eher Erleichterung als Freude – und gleichzeitig sicher Trauer über die Umstände des Todes und das Todsein jener Person.
Sehr schöner, anregender und zutiefst humanistischer Beitrag, Dank @ CygnusRuber!
Und ebenfalls sehr interessante und anregende Diskussion!
Was sich für mich als Quintessenz herausgeschält hat: jeder für sich muss sich (wenn er an einem bestimmten Stadium der geistigen bzw. politischen Reife oder Empörung angekommen ist) der Entscheidung stellen, ob er Ghandi oder ob er Lenin folgen will, also Gewaltlosigkeit im friedlichen Umsturz oder revolutionäre Gewalt gegen reaktionäre Gewalt.
Beide Umstürze führten ja zu Systemänderungen: ersterer zum Austausch der ausländischen Kapitalisten gegen einheimische Kapitalisten (kurz- und langfristig erfolgreich), der andere zum Versuch einer Gesellschaft ohne Kapitalisten (langfristig gescheitert weil keine Erfahrungen, China macht es besser).
Hätte Ghandi auch eine antikapitalistische Revolution anführen können? Gewaltlos? Ich kann nur vermuten: niemals. Sie wäre in Blut ertränkt worden, so wie die Bauernaufstände, die Weberaufstände, die französische Revolution, Karl und Rosa, die Liste wäre lang.
Ganz zuletzt (GANZ zuletzt) hilft gegen Gewalt nur Gewalt. Vermute ich. Dem Kennedy-Zitat oben nach zu urteilen scheint auch jemand anders schon viel früher zu dieser Essenz gekommen zu sein. Es kann also wohl nur darum gehen, ob diese Gewalt tödlich sein wird und muss oder nicht – erst ab hier kommt die Ethik wieder ins Spiel und kann sie zur Messlatte werden.
Disclaimer: worin wir uns hier ergehen, ist Theoretisiererei vom Feinsten.
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretirt, es kömmt drauf an sie zu verändern“
“Ganz zuletzt (GANZ zuletzt) hilft gegen Gewalt nur Gewalt.” Wenn man so einen Satz schreibt, sollte man aber auch schreiben, was vor “zuletzt” ansteht. Das ist Überzeugungsarbeit. Man muss erklären, wie der Kapitalismus gestrickt ist und dass er systemisch und notwendig ein gutes Leben für die große Masse der Bevölkerung verunmöglicht. Also bevor man “ganz zuletzt” mit Gewalt den Willen der letzten uneinsichtigen Betonköpfe (die nicht auf die Ausbeutung anderer verzichten wollen) unterordnet, sollte man doch bitteschön versuchen Sie zu überzeugen und damit den Willensgegensatz der “ganz zuletzt” Gewalt hervorbringt aufzulösen. “Das ist der Weg.” würde der Mandalorianer sagen. Deshalb halte ich auch nichts von der Alternative: Gewaltlosigkeit oder Revolution. Gewalt ist doch immer schlecht, kein vernünftiger Mensch kann das wollen. Als Kommunist will man doch den Willen der anderen nicht unterordnen, sondern gemeinsam mit Ihnen eine gesellschaftlich Produktion und Reproduktion auf die Beine stellen. Mit Gewalt andere Willen unterzuordnen wäre da kontraproduktiv. Insofern sehe ich Überzeugungsarbeit auch als Weg Gewalt überflüssig zu machen.
Den gewaltlosen Weg haben wir in den 70ern verpasst.
Und, je länger wir jetzt noch warten, bevor wir die herrschenden Klasse vernichten, umso blutiger wird es werden.
Die Elite hat sich ja auch zwischenzeitlich, immer besser aufgestellt.
Wir sollten auch wirklich nicht vergessen, dass uns die Oligarchen im Frühjahr 2020 ganz unverblümt den Krieg angesagt haben.
“Die, die friedliche Revolutionen verhindern, machen blutige Revolutionen unvermeidlich”!
John. F. Kennedy
@ Krim
Das habe ich auch in diesem Artikel wieder angerissen. Oder bspw. hierauf verwiesen:
Allerdings ist zu hinterfragen ob Ihr Befund von der “großen Masse” auch hierzulande in Gänze gilt. Beziehungsweise in welchem Sinne Sie dies definieren und was Sie unter “gutem Leben” verstehen (lassen sich per se mindestens zwei Promotionen drüber verfassen).
Neben der herrschenden Klasse gibt es ja auch etliche Zuarbeiter, Wasserträger und sich ihr andienende Knechte, die vielleicht nicht in Saus und Braus leben, aber mit den abfallenden Goodies des Systems immer noch ein Auskommen fristen können – oder zur Not ihren Groll an Schwächeren auslassen.
Global betrachtet stimmt der Befund der “großen Masse” natürlich.
Schön, das kann ich unterschreiben. Souchy-Leser wissen mehr.
@ Noname
Danke für Ihre freundliche Rückmeldung.
Kurz hierzu, weil mir diese Aussage hier immer wieder im Forum begegnet:
Da werden der enorme Druck und die wiederholten Unterwerfungs- und Kolonisierungsversuche, welche die sog. realsozialistischen Staaten von Seiten der kapitalistisch-imperialistischen Mächte ausgesetzt waren, nämlich vergessen. Es lag weniger an Erfahrungen als an der Umgebung…
Und was und ob China etwas besser macht, ist auch eine eigene Diskussion. Dazu vielleicht wann anders. 🙂
“Da werden …
…, nämlich vergessen.”
Hm, nun ja, nicht erwähnt muss nicht unbedingt vergessen bedeuten. In einem ganz kurzen Kommentar kann man nun mal nicht die Weltgeschichte unterbringen… wollte ich auch gar nicht… das soll aber auch keine Entschuldigung sein, sondern nur ein Hinweis auf die Beschränkung durch Umstände…
“Und was und ob China etwas besser macht, ist auch eine eigene Diskussion. Dazu vielleicht wann anders.”
Das wäre mal was, ich hoffe sehr drauf! Könnte eine heiße Wochenenddiskussion werden (hoffentlich an einem regnerischen Wochenende, damit sich mein innerer Konflikt zwischen Schreibbedürfnis und Badebedürfnis entschärft 😬)
Es gibt mE schön einen Unterschied zwischen natürlichem und gewaltsamem Tod.
Dass Pinochet, Franco, Thatcher dann endlich tot waren empfand ich als erleichternd und auch ei Stück weit als Genugtuung. Diese Widerlinge sind endlich Geschichte. In diesem Sinne: Hurra, Hurra, Hurra.
Ein paar Überlegungen. Erst einmal: ich stimme zu. Als Marx in seinen berühmten Worten vom “alle Verhältnisse umstürzen” schrieb (MEW 1 385), hatte er auch keine Ausschlüsse im Sinn, etwa “dieses Arschloch hat’s verdient”. Nicht dass das mitunter ein legitimes Gefühl sein kann, mehr aber eben auch nicht.
Mir kam ein aktueller vollendeter Mord in den Sinn, die Erschiessung der ukrainischen Nazistin Irina Farion durch einen “white suprematist”, also Nazi vs. Nazi. Erfreulich ist so etwas gewiss nicht, auch wenn einem Sprüche wie “Karma is a bitch” in den Sinn kommen.
Frau Farion hat in ihrem gesamten postsowjetischen Leben (zuvor war sie KPdSU-Mitglied) Hass verbreitet und Gewalt gepredigt. Sie war Professorin für ukrainische Sprache, schon in der ukrainischen SSR. Nach der “Unabhängigkeit” hat sie sich rechtsextremen Gruppen angeschlossen und zum Hass auf alles Russische agitiert. Mehrfach hat sie Russisch sprechende Kinder misshandelt, auch vor laufender Videokamera. Schliesslich hat sie sich die mehrheitlich russophonen Nazis des Azow-Regiments und anderer rechtsextremer Gruppen zum Feind gemacht. Das war wohl auch Auslöser für ihre Ermordung.
Nach ihrem Tod kam heraus, dass Sie ihre Tagebücher und erhebliche Teile ihrer Korrespondenz auf Russisch verfasst hat. Das macht ihren Kreuzzug makaber.
Nicht dass es verwundert. Sicher haben nicht nur ukrainische Sprachaktivisten wie Taras Schewtschenko (der in Ukrainisch nur Lyrik schrieb, alle Prosa in Russisch) oder Iwan Franko seit dem 19. Jahrhundert versucht, aus den “kleinrussischen” Regionaldialekten eine ukrainische Sprache zu formen, auch die Bolschewiki haben das nicht nur fortgeführt, sondern auch zur Alphabetisierung der ländlichen Bevölkerung der Sowjetukraine genutzt. Seither gibt es die ukrainische Nationalsprache, die etwas mehr ist als die schwyzerdütsche “Mundart” (die Schweizer sagen nicht Sprache), aber auch weniger als etwa das Niederländische.
Das Ukrainische existierte immer in der engen Symbiose mit dem Russischen, das mindestens bis zu 40% der Ukrainer der zweiten Hälfte des 20. Jahrunderts als Muttersprache sprachen und sprechen. Im Ergebnis sind (da das Kleinrussische nie die Sprache der Städte war, wo Russisch, Jiddisch, Deutsch, in der Westukraine auch Polnish dominierten) praktisch alle Termini der gehobenen, wissenschaftlichen, technischen oder geisteswissenschaftlich- philosophischen Sprache entweder russische, deutsche, oder in geringerem Mass polnische Lehnwörter, ukrainische Naturwissenschaftler, Ingenieure etc. kommunizierten auch untereinander meist auf Russisch. Mit der “Unabhängigkeit” von 1991 kamen zunehmend Anglizismen der remigrierten Nazis aus USA und Kanada dazu.
Das ist das Spannungsfeld, in dem Farion ihre Kreuzzüge, Denunziationen und Invektiven bestritt. Sie selbst war eine zerrissene Persönlichkeit, grosse Teile ihres fanatische Krieges führte sie gegen sich selbst. Ihr Schicksal ist paradigmatisch für die ukrainische Tragödie.
Auch hier kein Grund, sich zu freuen, auch nicht wie Faschisten wie Artur oder Faschismusaffine wie Herr Wirth über die Ermordung palästinensischer oder libanesischer Vertreter jubilieren. Der einzelne Mord oder Mordanschlag ist Teil der grösseren Tragödie.
Das nicht zu raffen, macht Krim zur Dumpfbacke. “Moral” schreien kann jedes Arschloch.
Verstehe ich nicht.
Mittlerweile freue ich mich über fast jeden der herrschenden Klasse, der das Zeitliche segnet.
“Wir oder die”, das scheint ihr immer noch nicht begriffen zu haben???
Die Elite möchte uns töten.
Das sind alles Mörder!!!!
Spätestens seit dem 12.4.2020. sollte das jedem halbwegs kritischen Menschen klar sein.
Deshalb habe ich meine Befindlichkeiten, dem entsprechend angepasst.
Und hier nun meine ganz persönlichen offiziellen Befindlichkeiten *Update* seit dem 12.4.2020:
Religiöse, Pfaffen und sonstige Sektenprediger egal welcher Religion wie bpws. Scientologen, sind sowieso raus!
Wer Masken getragen hat ist raus!
Ausnahmen sind Kinder und echt alte Leute.
Andererseits sind Masken, wegen des Sheddings natürlich erlaubt.
Vor allem die, die versucht haben, sich bei einem Arzt ein Maskenattest zu besorgen, oder gar besorgt haben, sind besonders verächtlich und raus!
Alte und Kinder unter 16 selbstverständlich ausgenommen.
Wer die Genspritze genommen hat ist raus!
Wer glaubt, das aus Geld mehr Geld zumachen richtig ist, ist ebenso raus!
Wer Aktien/Fonds hat, oder mit der Hochfinanz kungelt ist raus!
Wer mehr Eigentum hat als er selbst bewohnen kann ist raus!
Wer eine E‑Karre oder gar ein versmartetes KFZ besitzt, das einen auch noch abhört und alles nach Hause schickt oder ein E‑Bike fährt ist raus.
Wer E10 tankt ist raus!
Wer ein Smartphone nutzt ist raus!
Wer jetzt noch mit Windows surft ist raus!
Wer beim Bund, bei den Bullen oder ansonsten in irgendeiner Form systemimmanent gearbeitet hat ist raus!
Wer gendert, oder LGBTUI+* oder ähnliches fördert ist raus.
Wer sich durch sein Äußeres mit zu viel Schmuck (Goldkettchen) Mode oder Parfüm, Piercings oder gar Tattoos oder sonstigen Entstellungen, meint sich darstellen zu müssen ist auch raus!
Wer meint, dass Heiraten und Kinder bekommen zu seinem Glück gehört ist raus!
Wer Fußball oder Schlager gut findet ist auch raus.
Wer wettet, Lotto spielt oder ähnliches betreibt, ist ethisch ein Versager.
Banker, Steuer, Pharma und Versicherungsfuzzies und alle weiteren Schlipsträger sind auch alle raus.
Mit Veganern (keine Ledergürtel) und so genannten Tierfreunden (Ich mach kein Führerschein, weil ich kein Kaninchen totfahren möchte, Betreuung am Stauende) und neuerdings Klimaschützern und Klebern, hab ich es versucht, aber seitdem die uns auch noch das Fleisch wegnehmen wollen, trotz einiger Bemühungen, bin ich gänzlich davon abgekommen die zu unterstützen.
Alle, alle raus!
Von fast all diesen Leuten hab ich mich zeitlebens, aber spätestens seit 1974 ferngehalten, sie sabotiert, sonst wie übervorteilt, oder gar richtig bekämpft, je nach Personalverfügbarkeit, Gusto und Tagesform.
Ich hab auf die Schnelle sicher noch ein paar Dinge vergessen…wie bspw. Fahrradhelme…;-))
Wer bei Tag mit Licht in seinem Auto unterwegs ist, damit fing im Übrigen vieles an, ist auch raus.
Ein sehr trauriger Beitrag.
Ihr Text schreit vor Schmerz. Aber mit Ihren wiederholten Gewalt- und Deportationsappellen kommt man nicht weiter. Sie kopieren nur die Intoleranz, Methoden und Ziele der Gegenseite.
Sie werden auch vermutlich Schwierigkeiten haben mit diesem inquisitorischen Ansatz viele Mitstreiter zu finden. Allein hier können Sie sicherlich 80 % + x der Mitforisten schon mal “raus” schmeißen.
Und was verstehen Sie eigentlich unter zu viel Mode und Parfum? Ist man mit Deo und Kölnischwasser bereits raus? Gehen second hand erworbene Klamotten, auf denen irgendein Markenlogo prangt? Leute, die in ihrer Freizeit Fußball spielen sind raus – was ist mit Eishockey und sonstigen Schlägereisportarten (Boxen, Rugby etc.)?
Ich bin übrigens auch raus, denn ich trug immer einen Helm als ich ein Fahrrad besaß (bis vor ca. zehn Jahren) und mein PC hat Windows. Tja, Pech gehabt.
Es ist mir durchaus bewußt, dass ich wohl eher mit mehr als 90% der Leute nichts mehr anfangen kann. 80% sind einfach zu hoch gegriffen. ;-)))
Das ist halt der Unterschied.
Für mich ist und war bereits das Tragen eines Motorradhelms oder bspw. die Anschnallpflicht schon immer ein schwerwiegender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.
Nie im Leben, würde ich dann einen Helm auf einem”Fahrrad” tragen?
Das ist wohl auch der Weicheigeneration der 80er+ geschuldet.
Ich habe früher selbst gekickt, aber seitdem (1974) mir bewußt geworden ist, das es sich bei diesem Sport um das Zugpferd des Kapitalismus handelt, habe ich beschlossen, schon aus rein ethischen Gründen es aufzugeben, denn, denn, ich bin zu der Auffassung gekommen, das alles was dem Mainstream dient. abzulehnen sei und man immer das genaue Gegenteil propagieren sollte.
Es gibt natürlich Ausnahmen, aber ich halte mich seitdem an meine selbstgesetzten Prämissen und bin auch erstaunlich gut damit gefahren.
Erst seit dem Frühjahr 2020, als die herrschende Klasse, ganz offen (mir) den Krieg erklärt hat, komme ich ins Schleudern, weil, anscheinend ein großer Teil meiner Kontakte, der mir bis dato, bestimmt nicht immer meiner Meinung, aber doch meist sehr wohlgesonnen war, mich hat fallenlassen wie eine heiße Kartoffel.
Boxen halte, allein schon wegen des Klientels das sich dort eifindet schon für mehr als verwerflich, ist ganz ähnlich wie beim Fußball, nur noch viel schlimmer.
Eishockey ist toll, auch die Menschen, die dort hingehen.
Mein Vater war gut im Eishockey, damals, als die Welt noch etwas zu bieten hatte…. seufz…
Es ist mir durchaus bewußt, dass ich wohl eher mit mehr als 90% der Leute nichts mehr anfangen kann. 80% sind einfach zu niedrig gegriffen. ;-)))
Das ist halt der Unterschied.
Denn ich bin auch der Auffassung, das gerade durch die “political correctness” und die Toleranz es erst überhaupt so weit gekommen ist.
Für mich ist und war bereits das Tragen eines Motorradhelms oder bspw. die Anschnallpflicht schon immer ein schwerwiegender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.
Nie im Leben, würde ich dann einen Helm auf einem”Fahrrad” tragen?
Das ist wohl auch der Weicheigeneration der 80er+ geschuldet.
Ich habe früher selbst gekickt, aber seit (1974) mir bewußt geworden ist, das es sich bei diesem Sport um das Zugpferd des Kapitalismus handelt, habe ich beschlossen, schon aus rein ethischen Gründen es aufzugeben, denn, ich bin zu der Auffassung gekommen, das alles was dem Mainstream dient. abzulehnen sei und man immer das genaue Gegenteil propagieren sollte.
Es gibt natürlich Ausnahmen, aber ich halte mich seitdem an meine selbstgesetzten Prämissen und bin auch erstaunlich gut damit gefahren.
Erst seit dem Frühjahr 2020, als die herrschende Klasse, ganz offen (auch mir) den Krieg erklärt hat, kam ich ins Schleudern, weil, anscheinend ein großer Teil meiner Kontakte, die mir bis dato, bestimmt nicht immer meiner Meinung, aber doch meist sehr wohlgesonnen war, mich haben fallenlassen, wie eine heiße Kartoffel.
Was Mode und Parfüm betrifft, sind das meine ganz persönlichen Präferenzen.
Manche Damen stinken einfach so sehr, dass ich gar nicht erst versuche etwas mit denen anzufangen… capice. ;-))
Es dürfte doch seit Oktober letzten Jahres klar sein, das “Windows! gar nicht mehr geht.???
Boxen halte ich, allein schon wegen des Klientels, das sich dort einfindet, schon für mehr als verwerflich, ist ganz ähnlich, wie beim Fußball, nur noch viel schlimmer.
Eishockey ist toll, auch die Menschen, die dort hingehen.
Mein Vater war gut im Eishockey, damals, vor den Kriegen, als die Welt noch etwas zu bieten hatte…. seufz…
Also zwischen dem freiwilligen Tragen eines Helms und einer Gurt-, Helm-, Impf- oder sonstigen Pflicht liegen ja wohl Welten. Sie mögen darüber lachen, wenn irgendwelche Leute einen Helm, eine Fliege oder eine Männerburkini tragen – aber was juckt es Sie? Sollen die Leute doch tragen was sie wollen. Mich stört nur, wenn mir jemand vorschreibt einen Helm, eine Fliege oder einen Männerburkini zu tragen. Ob Leute eine lachsrosa Lacosteimitation zu ihrer Levi‘s-Jeans tragen ist mir wuppe. Sind auch die beiden einzigen Modemarken, die mir spontan einfallen. Und Bugatti-Schuhe. Oder heißt so die Karre? Kp
Bei mir trugen alle in der Familie Helm und meine Eltern, Tanten und Onkels sind wohl Ihre Altersklasse. Bin mit Helmen aufgewachsen und würde nicht sagen, dass meine Verwandten – allein wenn ich mir die Berufe und sonstigen Tätigkeiten anschaue – alles Weicheier sind / waren. Weiß auch nicht, wie ich den Kampfbegriff sinnvoll definieren sollte. Und seit Ende meiner Schulzeit bin ich ohnehin nicht mehr gefahren. Heute kosten Fahrräder mehrere hundert Euro aufwärts, wenn man den Elektroschrott haben will ein paar Riesen. Vorbei die Zeit als man an den Bahnhof gehen und eines für zehn Ocken abstauben konnte. Wobei ich den Elektroschrott ohnehin nicht als Fahrrad bezeichnen würde.
Dafür bin ich nie mit Brille zum Schwimmen gegangen, als ich im Hühnerchlorbecken Schwimmtraining hatte (bin inzwischen auch seit fast 20 Jahren in keinem Becken mehr gewesen). Und wenn ich mir anschaue, wie in meiner Gegend geradelt und gefahren wird, würde ich in Zukunft vermutlich neben dem Helm noch Handschuhe, Beinschienen, Mundschutz, Kettenhemd, Infrarotbrille und Suspensorium anziehen, bevor ich auf die Straße gehe…
Fußball als Zugpferd der (sportkulturellen) Kapitalismusteile mag auch nur für West- und Südeuropa gelten. In den USA oder anderen Weltregionen ziehen andere Gäule. Und ob jemand mit seinen Kumpels auf dem (aussterbenden) Bolzplatz oder im Hinterhof kickt oder um sich dem Mainstream anzudienen, ist ebenfalls ein himmelweiter Unterschied. Zumal – Stichwort: Olympia – jede Sportart gemainstreamt, kommerzialisiert und fetischisiert werden kann. Olympia ist ja wohl neben Fußball das andere fette Zugpferd.
Ansonsten werde ich bei Ihnen nie den Eindruck los, dass mit ein paar Reförmchen und Zurückdrehungen alles für Sie ins Lot käme. Ich habe das System – wie an anderer Stelle hier geschrieben – aber schon vor 2020 abgelehnt. Mit dem Pandemieregime ist doch nur ein weiteres – wenn auch sicher hässliches – Glied in die sehr alte, widerliche Kette hinzugefügt worden.
Und was war eigentlich 1973 besser als 1974? Weil Willy noch Kanzler war? Adorno antwortete doch bereit anno 1969 auf den Sprech der Edelfedern vom SPIEGEL (“Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung …””) mit “Mir nicht”…
Eben, dann sind sie garantiert erst in den 90ern geboren und haben keinen blassen Schimmer wie das Leben ohne Weicheizuschlag bis in die 80er hinein gewesen ist.
Sie haben mich sicher auch nie Motorradfahren gesehen…lächel
Wie kommen sie darauf, das gerade meine Wenigkeit erst 2020 angefangen hätte kritisch zu sein?
Ich war immer schon für die Anarchie.
Das ist allein schon meinem dezidiertem Gerechtigkeitssinn zu verdanken, der mich auch immer in Schwierigkeiten gebracht hat.
Ich hatte etwa 1973 angefangen Adorno, Freud, Fromm. Jung und ein paar andere zu lesen.
Begann, mich also für die Psychoanalyse zu interessieren.
Vorher war Marx, Engels, Bakunin, Focault und halt dieses Genre bei mir en vogue.
1974 bin ich auch von Zu Hause weg, wegen meiner sportlichen Aktivitäten, auch weil man dort, später dann, mit 16, schon 125er fahren durfte und führte mein eigenes Leben in Südfrankreich und widmete mich eben auch noch viel mehr meinen eigenen Bedürfnissen.
Durch diese Entscheidung bekam ich nochmal einen enormen Schub in Richtung Selbstbestimmung und Abgrenzung gegenüber der Menschheit, da ich inzwischen Jazz Liebhaber geworden bin und als ich dann mal wieder in meinem Geburtsland auflief, ich schmerzlich bemerkte, dass ich quasi, so gut wie gar keine Gemeinsamkeiten mehr mir meinem Umfeld hatte.
Und ja, wenn ich nicht zufällig im Brennpunkt Frankfurt, direkt, nur ein paar Meter neben dem ersten besetztem Haus, aufgewachsen wäre, wäre ich heute vielleicht auch Immobilienmarkler wie Aby Rosen oder Bubis, der uns damals entmietet hat… ;-))
M.E. ist auch ihr ganzer Artikel, der in den 80ern einsetzenden Zurückhaltung in ethisch und moralischer Sichtweise geschuldet.
Aber, das wäre sicher auch einer eingehenden Betrachtung wert, in wie weit sich damals die gesellschaftlichen Paradigmen geändert, respektive neoliberal angepasst haben.
Glauben Sie mir, wenn Sie in die Arbeiterklasse geboren werden bzw. im Pauperismus à la Hartz IV aufwachsen dürfen, lernen Sie ganz andere Seiten und Ecken des Lebens kennen. Toastbrotzeit härtet gegen jegliche Form von „Weicheizuschlag“ ab.
Von welchem Leben reden Sie überhaupt? Was Sie schildern klingt sehr nach der kleinbürgerlichen Idylle, die bei einigen eben in den letzten Jahren abgebröckelt ist oder sonst wie Risse bekommen hat. Meine Klasse hat schon vorher wenig zu lachen gehabt. Die hatte schon in den 1980ern ein ganz anderes Leben.
Ne, natürlich nicht. Schlicht weil ich hier noch keinen Mitforisten in persona kennengelernt habe. Ist mir auch wumpe, ob und wie Sie Motorrad fahren, solange Sie nicht die Freiheiten anderer mit Ihrem Tun beschneiden oder mich zum Mitmachen zwingen wollen.
Ich fuhr nie Motorrad und hatte daran auch nie Interesse – ein solches Vehikel ist für mich genauso herumstehender Schrott wie der Elektromüll von „Pedelac“. Goodies für die saturierte Mittelschicht. Ich habe zwei Füße, mit denen kann ich noch laufen bzw. Pedale treten – für was brauche ich also ein Moped oder Pedelac? Um mich zu „spüren“? Manche stechen sich Ringe durch Nase und sonstige Körperteile, um sich zu „spüren“, andere suchen „Beschleunigung“ und „Freiheit“ im Rumrasen – merkt niemand, dass das dieselben Signaturen der persönlichen Entleerung sind? Und lesen Sie das nicht als Verbot – fahren Sie Moped so viel Sie wollen. Jeder hat seine Leidenschaft und Vorlieben.
Ähem – weil Sie hier ständig – im Grunde ad nauseam – betonen, dass 2020 die herrschende Klasse uns den Krieg erklärt habe?! Was war denn vorher – gewaltfreies Hauen?
Ja schön, wenn man es kann. In den Wald, nach Südfrankreich oder nach Thailand abzuhauen oder sonst wie durch die Weltgeschichte zu touren, muss man sich leisten können. Galt schon für Thoreau.
Bei mir war solcher Eskapismus nie drin. Wobei ich angesichts der Vereindeutigung der Welt durch das kapitalistisch-imperialistische Regime inzwischen zum Schluss gekommen bin, gar nicht so viel verpasst zu haben. Das ist in der Tat ein Pech der späten Geburt. Vor 30 Jahren hat man in Ihrem Südfrankreich noch nicht-eingenordete Flecken gehabt. Oder auf Rügen. Aber ohnehin muss der Kampf vor der eigenen Haustür geführt werden. Ob die hier, in Südfrankreich oder Molwanien steht, spielt keine Rolle.
Meine Eltern waren adligen Geschlechts, aber leider Arm wie eine Kirchenmaus und ich habe alles in Eigenregie gemeistert.
Ich fuhr auf meinem Mofa mit gefälschtem Schülerausweis mit selbstverdienten 300.-DM in der Tasche in die Provence um mir meine sportliche Karriere aufzubauen, weil es in Deutschland, allein schon aus finanziellen Gründen, gar nicht möglich gewesen wäre.
Ich bezog mich auf 2020, weil es da offensichtlich wurde, das die uns töten wollen.
Das war mir zwar vorher schon bekannt und ich hatte auch immer schon seit 1974 darauf hingewiesen das die herrschende Klasse irgendwann anfängt, uns zu dezimieren und wie gesagt, dachte ich, das dieser Kelch aufgrund meines fortgeschrittenen Alters noch so gerade an mir vorüber ginge, aber weit gefehlt.
Ich hatte ja anderweitig hier in diesem Theater schon erwähnt, das alles mit Motor mein Ding ist.
“Rumrasen” macht Spaß und genau dazu bin ich hier und habe die meiste Zeit meines Lebens irgendwo verbracht, wo ich Barfuß laufen konnte und der Damenwelt meine Aufwartung machen durfte.
Ich kann und darf hier nicht schreiben, wie ich zeitweise mein Geld verdient habe, aber ich habe es immer von Jemanden genommen, der einfach mehr als genug davon hatte…;-)
Allerdings hatte ich auch, weil ich sehr sehr viele Baustellen gleichzeitig am laufen hatte, quasi eine halbwegs legale Tätigkeit in dem ich, gerade für Leute mit weniger Geld immer fahrbare Untersätze zur Verfügung gestellt habe.
Sozusagen einen sozialen Dienst an der Gemeinschaft, aber eben auch ganz andere Dinge, die man als subversives Element halt so macht…
Nochmal eine Frage, einfach weil ich neugierig bin.
Glauben sie wirklich, dass die herrschende Klasse, gewaltlos ihren Besitzstand aufgeben wird, damit uns endlich die Parität zukommt, die uns zusteht?
Tja, das waren noch Zeiten, in denen man sich mit 300 D-Mark eine neue Welt erschließen konnte. Heute ist man froh, wenn man mit 50 € überhaupt einen Wocheneinkauf bestritten bekommt – denn das Würgergeld sieht ja nur 195 Ocken im Monat für Lebensmittel vor.
Ich finde weiterhin nicht, dass es erst oder überhaupt 2020 offensichtlich wurde, dass „die“ „uns“ töten wollen. Sie schreiben ja selbst, dass es Ihnen eigentlich schon vorher bewusst war. „Wir“ sind denen im Grunde sogar egal, austauschbare Masse eben. Ob man an der Spritze verreckt, weil man seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann, kein Geld für „Gesundheitsleistungen“ über hat, an der (Arbeits)front fällt, an was / wo / wie juckt doch niemanden. Deine Probleme jucken niemanden (nicht auf Sie bezogen, allgemein gesagt). Im Amt, in der (Hoch)Schule, im Job kräht kein Hahn nach Dir. Es ist allenfalls eine Solitärgemeinschaft, eine Gesellschaft der vereinzelten Hüllen und das ist kein Fehler, sondern eine Funktion. Kapitalismus eben.
Wie gesagt, rasen Sie so viel sie wollen und wo sie wollen. Ist mir wumpe, solange Sie nicht die Freiheiten und Grenzen Dritter verletzen. Ich halte persönlich vom Motorrad- und Autofahren (insbesondere im Zuge der Beschleunigung) bloß so viel wie Sie von Fahrradhelmen und Tattoos. Aber verbieten werde ich Ihnen ganz sicher nix, ich habe nur nie was mit diesem Tun anfangen können. Und erlaube es mir auch aus theoretischer Perspektive zu kritisieren. Wenn Sie mit der Kritik nichts anfangen können – nun, dann ist das so, so what? Ich bin hier nicht zum Missionieren, dafür gibt es die Kirche.
Nein, aber ich glaube noch weniger, dass gewaltsames Vorgehen hilfreich ist, um die herrschende Klasse zu stürzen. Die will ja gerade, dass Leute gewaltsam werden, dann hat sie nämlich weitere Gründe die Daumenschrauben anzuziehen, zu überwachen und zu knechten. Sie sind doch Kind der 60er und 70er, erinnern Sie sich doch einfach wozu fünf RAF-Hansel (und ihre Verfassungsschutz-Begleitung) bereits alles genutzt wurden. Denken Sie an Gerhart „Rasterfahndung“ Baum – der heute übrigens für Impfung und Waffenlieferungen wirbt, von nichts kommt eben nichts. Denken Sie an die verlorene Ehre der Katharina Blum. Das müsste man glatt neu auflegen, nur in Nuancen adaptiert.
Der Kairos der Revolution erwächst aus dem Kataklysmos des Systems. Er zeigt sich leider oft nur im Moment der absoluten Krisis (Kriegsniederlage, großräumige Naturkatastrophe, richtiger Finanz- oder sonstiger Crash). Und auch dann will klug vorgegangen werden, braucht es für die revolutionäre Tat einiges an Vorarbeit, Planung und Vernunft. Theoretisch und praktisch unvorbereitet einen Klassenkampf oder gar Aufstand zu führen, provoziert unnötig Opfer, Leid und Elend – und ist schlicht unverantwortlich. Blättern Sie einfach mal Engels Ausführungen durch, die er beispielsweise in seinem Aufsatz über die Niederlage der Piemontesen festhielt (MEW 6, ab S. 385). Oder lesen Sie seine Erörterungen zu den Aufständen in Frankfurt am Main bzw. Ungarn 1848 f.
PS: Wenn ich mir die Damenwelt meiner Altersgruppe hier anschaue, werde ich jedes Mal darin bestätigt, warum ich keine Kinder will. Das wird auch einer meiner nächsten Artikel. Ich zähle da auf Ihre Schützenhilfe; vermutlich fällt das halbe Forum über mich her (Wie kann man nur was gegen so was „süßes Kleines“ haben – habe ich gar nicht, ich will nur keine in die Welt setzen). Aber der heutigen Damenwelt mache ich sicher keine Aufwartung mehr, die ekelt mich nur an.
Ja, Leine Sorge,ich bin in dieser Hinsicht sicher sehr konspirativ eingestellt.
😉
A+
Verstehe ich auch nicht.
Dabei war es jetzt mal ganz leicht und verständlich, mich zu outen… 😉
Na zum Glück habe ich nicht “Moral” geschrien, sondern Sie erklärt. Mir ist bisher übrigens noch nie, auch nicht beim GSP eine Erklärung von Moral untergekommen, wie ich sie oben in den zwei bis drei Beiträgen aufgeschrieben habe. Aber statt, dass du dich für den Erkenntnisgewinn bedankst (würde natürlich voraussetzen, dass ein solcher bei dir stattgefunden hat und das ist zweifelhaft), erklärst du mich zur Dumpfbacke, weil dein Geschichtchen von der Frau Farion bei mir nicht vorkommt. In Wirklichkeit aber, weil du meine Moralkritik nicht teilst und ganz viel von Moral hältst, wenn es die Richtige ist. So wie bei jedem Bürger eben. Als hätte ich dazu aufgerufen, sich über den Tod politischer Gegner zu freuen. Ich habe dazu aufgerufen, die moralische Beurteilung der Welt zu lassen. Sie bringt keinen Erkenntnisgewinn, sie macht dumm, sie produziert Ideologie und ist überflüssig wie ein Kropf.
@ Krim
Darauf können wir uns einigen. Moralin bringt’s nicht.
Nur ist es doch keine moralische Beurteilung, wenn man Leute darauf hinweist oder kritisiert, dass sie doppelte Standards verwenden und / oder heucheln. Um jemanden den Spiegel vorzuhalten oder sein Tun zu kritisieren, muss man nicht Ethikdozent sein. Wenn ich also die “regelbasierte Ordnung” des Westens als imperialistische Ordnung demaskiere und auf die inhärenten Widersprüche dieser Propagandaformel sowie die Doppelstandards ihrer Protagonisten und Kostgänger hinweise, betreibe ich weder Whataboutism noch macht es mich zum Moralisten – sondern allenfalls zum Kritiker.
Genauso wenig wird man Ethiker, wenn man die Kaviarlinken an ihr Verhalten beim Trump-Attentat erinnert, sobald sie bei einem Attentat auf einer ihrer “Jupiters” aufzukreischen beginnen. Man demaskiert diese Leute – und ihre Gewaltaffinität – bloß.
@ aquadraht:
Marx schrieb auch vom vornehmsten Heiligen im Philosophischen Kalender: Prometheus.
Oder davon, dass er Knechtsdienste für die Freiheit verrichte.
Wer zwischen rechtfertigender Scheinmoral und Ethik nicht zu differenzieren vermag, schüttet natürlich das Kind mit dem Bade aus.
Wie kann eine ehemalige “formale” Kommunistin einem plumpen Ultra-Nationalismus huldigen, ohne sich selbst nicht ziemlich blöd vorkommen zu müssen?
Eijeijei, hier ist ja was los!
Leider habe ich mal wieder keine Zeit um adäquat zu antworten. Nur ein paar wenige Punkte:
Zunächst möchte ich betonen, dass ich Cygnus Rubber für den interessantesten Autor hier bei Overton halte. Ebenso spielen sich unter seinen Artikeln oft die interessantesten Diskussionen ab.
Dem Artikel kann ich mich im Großen und Ganzen anschließen, auch wenn ich selber Trump nicht die Ehre geben würde als Aufhänger für dieses große Thema zu dienen. Trump ist einfach ein zu unbedeutender Mensch, der jedoch durch die Wogen des Schicksals oder der Geschichte in eine zentrale Position gespült wurde, wie das schon mal öfter bei unbedeutenden Menschen der Fall ist. In der Regel ist das dann aber immer ein Zeichen dafür, dass wirklich üble Dinge bevorstehen (die jetzt aber nicht unbedingt von Trump verursacht werden müssen, doch er wird da vielleicht eine, wahrscheinlich nicht sehr rühmliche, Rolle spielen).
Ein bisschen gehe ich auch in die Richtung, wie einige andere Kommentatoren, dass der Autor zu sehr diese “edelmütige” Haltung einfordert, die er so groß propagiert, denn so reflektiert und edelmütig können nicht alle Menschen sein. Das ist den stärkeren Charakteren vorbehalten. Dennoch hat er natürlich recht, dass zumindest öffentliche Personen, insbesondere Journalisten und Medienschaffende sich unbedingt enthalten sollten, Häme, Schadenfreude, Genugtuung oder dergleichen Ähnliches zu äußern, wenn missliebige politische Gestalten umgebracht werden. Das von sämtlichen sonstigen Kleingeistern in der Republik zu erwarten oder zu erhoffen, halte ich aber für übertrieben. Ein großer Teil der Menschen wird sich kaum in diese Richtung entwickeln.
Die Schwächeren werden immer versuchen auf dem leichten Weg ihr Mütchen zu kühlen. Und weil sie das so sehr wollen, sind sie auch sehr anfällig in dieser Richtung manipuliert zu werden. Und das ist in der Tat, wie auch Rubber schreibt, die größte Gefahr und der größte Hemmschuh für Veränderungen eines Systems zum Guten. Viele Revolutionen sind am Ende daran gescheitert, bzw. haben neben den Veränderungen zum Guten oft auch mehr Veränderungen zum Schlechten mit sich gebracht.
Entscheidend ist eben, dass die stärkeren und die edelmütigeren Charaktere respektgebietend genug sind um die Kleingeister in Schach zu halten.
So @Herr Ruber, hier haben Sie mal eine Warnung wozu das ganze Moralgesülze tatsächlich taugt und wo es herkommt, nämlich dem Adel (=Edelmütigen). Gratuliere zur Aufnahme eines Anarchisten in den illustren Kreis der kraftvollen Charaktere, die noch gut und schlecht unterscheiden können, auch wenn es Ihnen beim letzten Satz mindestens teilweise den Magen umdrehen dürfte. Die Menschen unter Herrschaft machen sich täglich zum Affen, indem sie sich selbst als Herrschende, Recht schaffende inszenieren (soweit halt möglich – also rein ideell als Partikel der Staatgewalt, die alles in Recht und Unrecht sortiert). So scheiden sie die Welt in “unbedeutende” Charakterlumpen, die es trotz ihres verdorbenen Charakters an die Spitze schaffen (was offenbart wie wenig sie von Politik verstehen) und echten Obamas von feinster Qualität ethischer Reflektion, die auch ein @Publikviewer zu schätzen weiss, obwohl der sich eher nicht selbst für etwas Besseres hält und eigentlich “erblich” sensibilisiert sein sollte.
Ja zero fox,
war mir eigentlich klar, dass jemand meinen Text genau in die Richtung missverstehen könnte, in die Sie nun gegangen sind. Aber man kanns nicht für alle Ohren passend zurecht schneiden.
Aber anstatt vielleicht mal nachzufragen, wie genau ich denn vieleicht etwas meine, kommt nur ein etwas wirrer, hämischer Kommentar, der gar keine Möglichkeit mehr zu einer Diskussion lässt.
“Aber anstatt vielleicht mal nachzufragen, wie genau ich denn vieleicht etwas meine, kommt nur ein etwas wirrer, hämischer Kommentar, der gar keine Möglichkeit mehr zu einer Diskussion lässt.”
Genau diese Vorgehensweise ist ja mittlerweile Usus geworden, da unterscheiden sich übrigens MS und ‘alternative’ Medien nur unwesentlich. Ich schrieb es ja schon weiter oben :
für mich ist das eine Twitter-Mentalität. Zu allem und jedem sofort und ohne weitere Nachfrage oder Auseinandersetzung einen Kommentar abdrücken, natürlich mit dem Anspruch auf Deutungshoheit. Ernsthafte, ehrliche und v.a. respektvolle Kommunikation Fehlanzeige.
Denn dafür müsste man – wie Sie richtig schreiben – auch mal nachfragen. Aber das scheint für viele ein zu mühsames Unterfangen zu sein. Von solchen Menschen nehme ich mittlerweile einfach nur noch Abstand. Denn wer noch nicht einmal zu einem Mindestmaß an Offenheit und Respekt fähig ist, für den ist mir meine Zeit zu schade.
Und einige wenige zeigen ja, daß es auch anders geht.
@ zero fox
Die systemkritischen Passagen haben Sie wohl leider nicht gelesen, wenn Sie sich vornehmlich auf den Moralaspekt konzentrieren, oder?
Ja da haben Sie recht, ich bin bei der zweiten Passage ausgestiegen, der Kommentar bezog sich aber auch nicht auf den Artikel, sondern auf den Standpunkt von Two Moon. Leider habe ich das jetzt noch nachgeholt und mir die “Systemkritik” (oder was Sie darunter verstehen) durchgelesen und das macht den Artikel auch nicht besser und ich würde sogar dazu übergehen meinen Kommentar auch in Richtung von Ihnen zu wenden, der Sie sich viel auf Ihr moralisches “Niveau” einbilden und meinen man müsse den Menschen ordentlich dafür anpflaumen dafür was sich so in seinem Handeln einstellt im Reich der abstrakten Arbeit, aber sich trotzdem anscheinend nicht über den Tod dieser “gierigen”, “betrügerischen” und weiss ich noch was Kreaturen freuen, die ihre Mitmenschen als blosse Ressourcen benutzen. Gegen so eine Einschätzung hilft tatsächlich nur noch ein “Recht auf Leben” und den Widerspruch können Sie gerne behalten.
Sehr bedauerlich, dass Sie den Artikel nur auf einen Moralaspekt verkürzen wollen. Aber dazu haben Mitforisten wie @ BastianDerGute oder @ Brian ja bereits kritisch eingehakt. Mein Fokus war dagegen vor allem die gesellschaftliche Belliphilie gerichtet, die sich etwa im Erwünschen des Tods anderer, aber auch im beleidigenden Tonfall in diversen Foren ausdrückt, sowie ihre Ursachen.
Ich bilde mir im Übrigen nix auf irgendein moralisches Niveau ein und ich pflaume auch niemanden für sein Tun an. Machen Sie was Sie wollen, solange Sie die Grenzen anderer nicht verletzen; ist mir wumpe. Ich finde nur nicht, dass man sich die Werkzeuge, Umgangsformen und Verhaltensweisen des Klassenfeinds zu eigen mache sollte. Und ich habe etwas gegen Unaufrichtigkeit, Rüpelhaftigkeit und Heuchelei. Wenn ich mich über das Pech eines anderen freu, dann kann ich nicht erwarten, dass er tieftraurig ist, wenn ich Pech habe.
Wenn Sie sich am Tod von „Diktatoren“ und „Ausbeutern“ (oder jenen die man dafür hält) erfreuen oder gerne verbal die Sau rauslassen – wie gesagt, machen Sie das so viel Sie wollen. Juckt mich nicht. Wenn Sie meine Systemkritik nicht als solche erachten oder Sie anderweitig nicht passt – nun, dann ist das eben so. Sie können ja schreiben, wie Sie’s anders sehen. Oder auch nicht.
“Aber mit dem Feiern ihres Exitus hätte ich mich bloß auf dasselbe niedere Niveau begeben, von dem sie agierte.”
Wie Sie meinen.. gerne verlinke ich eine Systemkritik nach meinem Gusto, die uns ignoranten Affen erklärt, warum auch bei bestem Wissen und Gewissen aller Beteiligter und allergrösstem Einsatz der gesamten Mannschaft, notwendig am Ende nur Leid und Elend rauskommt und dabei kein Ende absehbar ist:
https://www.youtube.com/watch?v=_fT2WiL49HU
Hmmm, offensichtlich ein kontroverser Artikel – nach den Kommentaren und der Anzahl zu urteilen. (Vergleichen Sie bitte nicht mit anderen Magazinen wie dem IMHO tendenziösen Telepo…) Ich betone wiederholt, dass ich dieses Forum hier für zivilisiert und differenziert halte. Und dennoch: tun wir dem Autor des Artikels nicht Unrecht, wenn wir Zeile für Zeile sezieren?
Manche haben aufgegeben mit der Moral, der Zukunft, der Welt, dem System (und argumentieren sehr, sehr gut – und ich folge ihnen aufmerksam, weil auch ich mich nicht wehren kann, pessimistisch zu sein). Aber vergessen wir nicht, dass IMHO der Artikel insgesamt überhaupt nicht moralisierend daherkommt oder kommen will. Er zeigt auf einen Nachteil des gesellschaflichen und indoktrinierten Menschen (“gefallene Engel” u.a. – ‘kann nicht alles auflisten aus den letzten mindestens 2000 Jahren), was nicht neu ist. Und das ist mitnichten moralisierend. Denn wir haben ein Problem, Hous… Oder nicht? War da was, politisch gewollter Krieg, Genozide, Apartheid, Ausbeutung etc. etc.? Dabei interessiert die Gesinnung nicht, ob kapitalistisch, Arbeiter, religiös, esoterisch, intellektuell (ja: Corona, Tip natürlich und wiederholt: Der Kult, Gunnar Kaiser). Der auf Propaganda basierenden Einfluss der Staatsmedien sowie die Aussicht auf persönlichen Vorteil ist für die Mehrheit verlockend. (Schon Labour/Starmer in UK gestern gehört mit wahrhaft Orwellian Aussichten für die englische Bevölkerung – Anlass ein schreckliches Verbrechen – passt in die Thematik – und keine Erklärungsversuche der Regierung/Medien, keine Gedanken dazu, wie es soweit kommen konnte – im Gegenteil: nur Aufwiegeln und Hetze).
Können wir nicht mal innehalten und uns fragen, warum so ein Artikel überhaupt geschrieben werden muss? Why the Heck? Und ohne ihn sofort intellektuell auseinander zunehmen und ohne die anderen Artikel der Autors in der Beurteilung in Erwägung zu ziehen?
Wobei eines nach geschickt (meine kognitive Dissonanz?): Gerade weil der Autor einen (offensichtlich sehr hippen?) kontroversen, für manche moralisierenden Artikel (für mich beileibe nicht) verfasst hat, gibt es hier wahnsinnig clevere Kommentare (mehrfach lesen!) und Gegenstimmen. Nochmal: danke Overton für die Auswahl von Autoren/Artikel und danke den Autoren, Cygnus Ruber in particular. Bildend!
@ BastianDerGute
Danke für Ihre freundliche Rückmeldung!
Freut mich, dass Sie erkannten, dass der Artikel nicht auf Moral(isieren) zielte, sondern einen anderen Fokus hatte, obgleich sich dann viele Kommentare der Moralfrage widmeten. Natürlich könnte – und sollte – ich diesen Punkt jetzt auf meine Kappe nehmen. Da hätte ich wohl die Gewichtung ändern und meine eigentlichen Gedanken noch stärker betonen müssen. Aber gut. Es gab ja wieder viele interessante Beiträge.
Ansonsten: Wenn’s nach mir geht, können die Mitforisten zu meinen Kommentaren wie Artikeln antworten, wie es ihnen beliebt. Ob mit einem Wort oder einer Wort-für-Wort-Sezierung – nur Beleidigungen kann ich nichts abgewinnen.
@ all
Ich bin über den früheren (?) Mitforisten Guido Biland – vielleicht liest er ja noch mit? – auf die Möglichkeit für Overton zu schreiben aufmerksam gemacht worden. Das kann prinzipiell nämlich jeder von euch; ich habe den Chefred Ende letzten Jahres einfach mal in seinem Büro angerufen und reiche ihm von Zeit zu Zeit was ein. Es ist übrigens keine bezahlte Tätigkeit, wie mancherorts schon behauptet wurde und geändert wird auch nix. Also zumindest kam es mir nie unter. Die einzigen Korrekturen / Anmerkungen, die Roberto je hatte, waren zum Titel meines ersten Beitrags sowie die Hinzufügung des Glosse-Hinweises in meinem vorletzten Artikel. Also, wenn ihr was schreiben wollt oder gerade am Start habt – reicht’s doch ein. 🙂
@BDG
Ja, sehe ich ähnlich. Wobei ich denke, daß der ein oder andere Kommentator manche Texte bewußt ‘mißversteht’,
damit es in die eigene Argumentation passt oder um einfach nur rumzustänkern.
Dies ist klar von fundierter und sachlicher Kritik abzugrenzen. Wäre schlimm, wenn wir alle einer Meinung wären…
Ich nutze kurz die Gelegenheit um allen Mitdiskutanten für die Beiträge zu danken – danke Ihnen für die kritischen, zustimmenden, erweiternden, nachdenklichen wie sonstigen Gedanken.
Mir war es leider nicht möglich allen zu antworten, aber ich habe (fast) alle Kommentare gelesen. Manchen Mitforisten will ich versuchen die Tage noch zurückzuschreiben.
Grüße an alle
Altlandrebell / Cygnus Ruber
Danke zurück! Ihre Leidenschaft für den produktiven Dialog ist ein spektakuläres Plus in diesem Medium, das hoffentlich noch lange bestehen wird.
Ich bin froh, dass der Tipp funktioniert hat.
Falls Sie wieder einmal am „falschen System“ verzweifeln, denken Sie einfach an dieses wunderbare Yi-Yang-Symbol. In jedem System steckt bereits der Kern des Gegensystems. Nichts kann überleben, wenn es nicht funktioniert. Funktionieren kann auf Dauer nur, was im Gleichgewicht ist. Yin-Yang eben. Hoch lebe die Weisheit Chinas!
Darum geht es darum aufzuzeigen, was nicht (mehr) funktioniert und Lösungsmöglichkeiten zu bieten.
Ob dies formal innerhalb oder außerhalb des Systems geschieht, interessiert nur autistische Religioten.
Der Satz, den ich aus meiner Querlesung (Artikel und Kommentare) mitnehme:
Ich wollte allerdings “Bürger” für “Menschen unter Herrschaft” einsetzen und “Herrn” für “Affen”.
Doch “Herrn” für “Affe” einzusetzen wäre eine Verschlimmbesserung, wenn ich nicht hinzu fügte, daß ich damit zugleich den “Herrn” des Christen und die Abfolge der weltlichen Herren adressiert haben will, denen ein Bürger in seiner Biographie erst gehorchen muß (dem “Elter”) und dann zu folgen lernt, um Folter, Strafe und Herabsetzung zum Geringsten unter den Geringen zu entgehen, und in der Folge jeden buchstäblich Verdammten Mitmenschen, mit dem er in der Konkurrenzgesellschaft ein Sträußchen ficht, mit dem traktiert, was vom erlernten Unterwerfungs- und Überordnungsgebaren grad am Platze und nützlich erscheint.
Letzteres ist, schätze ich, das, was zero fox mit “affig” adressiert hat, und vielleicht auch die absurd arbeitssame, und, wie man den Texten hier entnehmen kann, mühselige, doch zugleich überwiegend lustvolle bis antithetisch maximal verdrossen vollzogene Verschmelzung des weltlichen und ideellen (religiösen) Herrn im bürgerlichen Bewußt-Sein praktisch aller Lebenslagen mag ihm den “Affen” eingegeben haben.
Und just for the record: Ethos ist nicht nur nicht dasselbe, wie Moral, es ist buchstäblich “von Haus aus” das Gegenteilige moralischen BewußtSeins, nämlich die Form, in der das gesellschaftliche Dasein eines Individuums unmittelbar in seinem Denken, Tun und Lassen auftritt.
In diesem Sinne ist ein Amokläufer – neben dem, was er sonst sein mag – ein archetypischer Ethiker der bürgerlichen Gesellschaft.
Und obwohl es in dieser Kürze natürlich “dunkel” erscheinen muß will ich hinzufügen:
Deshalb ist “Christ” und “Mensch” das identische Trumm.
There is no such thing, wiewohl ein Individuum der Gattung (und daher Sozietät) sapiens selbstredend ein Ding ist.
“Was würdet Ihr aber denken, wenn Euch Einer erwiderte: daß man auf Gott, Gewissen, Pflichten, Gesetze usw. hören solle, das seien Flausen, mit denen man Euch Kopf und Herz vollgepfropft und Euch verrückt gemacht habe? Und wenn er Euch früge, woher Ihr’s denn so sicher wißt, daß die Naturstimme eine Verführerin sei? Und wenn er Euch gar zumutete, die Sache umzukehren, und geradezu die Gottes- und Gewissensstimme für Teufelswerk zu halten? Solche heillose Menschen gibt’s; wie werdet Ihr mit ihnen fertig werden? ”
(Stirner)
Ja, ich bin einer davon. 😉
Jetzt habe ich ein wenig mehr gelesen und will gesagt haben, es ist für mich absolut frappierend, wie weit, ja, anscheinend absolut, das Verhältnis der Antinome Gut / Böse – nützlich / schädlich – bedürftig / befriedigt, und von da aus vielleicht noch friedvoll / friedlos, hier aus dem Blick ist.
Das betrifft auch die “Moralkritik”, auf die Krim unmäßig stolz ist, weil sie keine ist, so lange er am kreuzbürgerlichen Begriff des “Interesses” fest hält, unter dem er all das vermanscht.
Keinen Bock, heute noch einen Vortrag zu schreiben, deshalb eine Geschichte.
Der noch nicht ganz 9 jährige Tom hatte aus der fernen Stadt ein vom Opa geschenktes kleines Automodell mitgebracht. Es stellte einen Opel neuerer Bauart da, hatte Türen, und eine Heckklappe, die man öffnen konnte, und die Räder waren gefedert.
Da begab es sich, daß der Niko beim Murmelspiel und Schwanz … äh Spielzeugvergleich ein rauh behandeltes älteres VW-Modell mit abblätternder Farbe aus der Tasche zog, auf das der kleine Tom wohl begehrliche Blicke warf, oder es lobte – das weiß der große Tom nicht mehr – denn Niko bot es zum Tausch gegen den Opel an.
Tom zögerte ein bißchen – denn er wußte natürlich, sein “Opel” galt für kostbarer, und willigte dann ein, wenn Niko noch zwei hübsche Murmeln zugebe.
Der Tausch geschah, und Niko wollte sich schier ausschütten vor Lachen – der Lehrerssohn! Ein vollkommener Idiot!
Das versetzte dem kleinen Tom einen Stich – aber nur einerseits wegen der Häme, andererseits, weil der Niko sich nicht freute.
Ich weiß das so genau, weil ich am Abend meine Mutter genau danach gefragt habe. Denn ich hatte Freude an meinem neuerworbenen VW, zeigte und sagte das meiner Mutter, denn das Teil sah einschließlich seines beschädigten Status so aus, wie der Käfer vom Eimo Steffens, den dieser jeden Sonntag durch den Matschweg zwischen Nesse und Neßmersiel quälte, um ihn teilweise bis ans Dach schlammbespritzt an der Kirche abzustellen. Eimo Steffens war ein toller Mann. Das fand übrigens auch meine Mutter, sie schlief mit ihm und wollte ihn heiraten … was mich wiederum nicht interessierte … aber das ist eine andere Geschicht.
Doch meiner Mutter war der Tausch, mit dem ich mich Niko und den anderen Jungens gegenüber wohl iwie zum Narren gemacht hatte, peinlich. Der Opel von Opa sei doch bitteschön viel mehr wert gewesen, als der olle, simple Käfer mit trübem Glas in den Fenstern.
Das war eines der ersten Male, daß ich meine Mutter angegriffen habe – abseits von kindlichem Widerspruch. Deshalb ist mir das in Erinnerung geblieben. Niko war bedient, ich war bedient, alle hätten sich freuen und zufrieden sein können, aber alle machten eben dies zunichte, besonders Barbara ‘Gard'”, die mich rüffelte und herab setzte, statt mir die Erklärungen zu geben, derer ich bedurfte – oder wenigstens dies Begehr ernst zu nehmen.
Ich will Barbara nicht unrecht tun. Sie hat ihren Fehler bemerkt, hat versucht zu besänftigen – vielleicht auch zu entschuldigen – aber zu erklären, d. h. jetzt sich zu erklären, vermochte sie nicht. Jedenfalls nicht gegenüber dem kleinen Tom.
Derhat ihr das furchtbar persönlich krumm genommen – später; ohne an diese Episode zu denken, die ihm erst viele Jahre später wieder in Erinnerung kam. Zu den heftigsten Abneigungsmotiven, denen natürlich viele, viele Momente aus dem Mutter-Sohnes – Leben entgegen wirkten, zählten Unredlichkeit, Heuchelei … und Dummheit
Sorry, Barbara, aber mein Bedauern tut manchmal – selten – heute noch weh.
Das ist jetzt eine interessante Geschichte, quasi Parabel, aus dem Ostfriesland der frühen 1960er, aber ich fürchte leider nicht ganz zu verstehen, was Sie mit ihr in Bezug auf den Mitforisten @ Krim oder die allgemeine Diskussion unter dem Artikel ausdrücken wollen. Wenn Sie finden, dass der Artikel und / oder die Kritik des Mitforisten daran bloß Kokolores war(en), können Sie das ja einfach(er) sagen.
Erhellen Sie mich (und ggf. auch andere Mitleser) also, zumal ich mit Ostfriesland nicht so viel zu tun habe, gleichwohl sein Wetter schätze und seine Liebe zu Tee und Meer teile.
Von einem Foristen, der einen so unbändigen Drang an den Tag legt, sich auszuzeichnen, indem er sich als jemand präsentiert und stilisiert, der zugleich zum intellektuellen, wie geistigen und ethischen Hochadel der Menschheit zu zählen ist, war eine solch krachend stumpfsinnige Vermutung / Unterstellung zu erwarten.
Die Verengung einer biographischen Erzählung auf eine Parabel eingeschlossen …
Bin trotzdem milde enttäuscht. Recht weit abseits der Enttäuschung des kleinen Tom durch Niko, aber doch nicht unähnlich.
Würde sich Altlandrebell zuvorderst auszeichnen wollen, würde er systemaffiner agierend sich anpassen und nicht den Rebell geben.
Wenn er dadurch zeigt, was er drauf hat und dies umfangreich und recht eindeutig gewürdigt wird, ist das ein unbeabsichtigter Kollateralnutzen, der für ihn aber keine wesentliche Bedeutung haben dürfte.
Wesentlicher dürfte in seinem Interesse schon die Umwälzung der Verhältnisse sein. Und auf diesem Wege ist er vielen Marxisten mehr als nur eine Nasenlänge voraus. Denn wenn man fundierte Kritik nur als Moralkäse zu beurteilen versteht, ist das ein Armutszeugnis für angebliche Materialisten, für welche ein arg reduzierter Materialismus-Begriff kennzeichnend sein dürfte.
Wenn der kleine Tom ein weitergehendes Interesse daran hatte, nicht nur das “coole” Auto zu besitzen, dass dem “Obercoolen” so ähnlich war, sondern auch noch einer win-win-Situation zugänglich war, indem er objektiven Wert gegen individuellen Wert “unkaufmännisch” zum Tausch frei gab, muss das sehr enttäuschend gewesen sein, wenn sowohl Freund als auch Mutter die Totalität dieser Verhaltensweise nicht verstanden und auf eine kalte ökonomische Formel reduzierten, was dann Kritik und Verachtung einbrachte.
Den dialektischen Gestaltungsspielraum, der das wirkliche Leben ausmachen würde, begreifen eben viele nicht, weil sowohl Sensoren als auch Reflexionsfähigkeit fehlen.
Ist doch auch ganz logisch.
Jeder, wie auch immer geartete VW, ist natürlich besser als jedes Opelfahrzeug!
Das kann ich als Oldtimerfan natürlich nur bestätigen… 😉
Solch eine Deutung beabsichtigte ich … zu erschweren? … ihr Hindernisse in den Gang zu stellen? …
Dem Tausch unter Kindern unterhalb eines nicht deutlich abgrenzbaren Alters liegt doch bitt’schön qua Voraussetzung Zweck und Ziel eines beiderseitigen Gewinnes zugrunde?
Die Geschichte ist so biographisch getreu, wie ich sie zu kondensieren vermochte, d.h. meine Enttäuschung darüber, daß der Niko “sich nicht gefreut hat” habe ich ins Zentrum gestellt, weil sie biographisch dort hockt, auch wenn das von Barbaras Reaktion seinerzeit – und für etliche Jahre danach – buchstäblich überstrahlt worden ist.
Dir, Luck, fehlt die gründliche und verständige Lektüre der ersten zwei Kapital des “Kapital”, weil sie Dich gehindert hätte, mit der Keule eines “objektiven Wertes” auf die Erzählung los zu gehen.
Daß der kleine Tom sich des subjektiven Wertes eines “letzten Schrei’s” der Matchbox-Manufaktur der Zeit in einem 600 – Seelen Ort 20 km abseits der nächsten Kleinstadt bewußt gewesen ist, habe ich absichtlich nicht betont, was ich hätte tun können, denn ich habe aus dem Angebot von Nikos Glasmurmeln sehr sorgfältig gewählt. Ich meine mich auch zu erinnern, daß ich nur zweie genommen habe, weil es die zweie waren, die mir gefielen, weil sie eine Art Binnenmuster hatten, das anders war, als die der Meinigen.
[Jetzt fällt mir noch ein, daß ich meine Glasmurmeln, inklusive derer von Niko, erst 70/71 zurück gelassen habe, als ich mit 15 Jahren Barbara erleichtert zu einem neuen Ehemann ins Ausland ziehen ließ. *grins* Zu der Zeit hatte ich das “Kapital” schon einigermaßen gründlich gelesen.]
Neben dem “Kapital” habe ich auch eine ausführliche Erzählung eines kanadischen Athabasken zur Kenntnis genommen, der, bevor er in den 30ern zu einer Ikone im Schlittenhund – Rennsport geworden ist, ein Leben als Fallensteller und Pelzjäger im Grenzbereich zum Territorium der Inuit geführt hat.
Autor und Titel habe ich nicht mehr im Kopf. Ist ein schmales Bändchen gewesen.
Nee, Luck, da “fehlt” goar nix, da ist allenfalls was “zu viel”.
Das wiederum hat meine Mutter gewußt – auf ihre Weise.
Ich erinnere mich sehr dunkel, daß zu ihren Wiedergutmachungsversuchen Erklärungen zum sozialen und biographischen Hintergrund des kleinen Niko gezählt haben, deren sozialpsychologische Deutungsmuster ich nicht verstanden habe – und die mir auch palle waren. Vielleicht auch mehr als palle, boten sie doch einen “gewissen” Kontrast zum initialen Unverständnis mir gegenüber.
Dass mit dem subjektiven und objektiven Wert ist mir ausreichend bekannt.
Dass sich Niko vor Lachen bog und sich dabei nicht freute, differenziert auch unter freudig sein und dessen Unterabteilungen und Wertungen.
Win-win bezieht sich ja verbalhornend darauf, was eine (zu) objektive Wertsicht für subjektive Defizite in Kauf nehmen muss.
Dieses “weite Feld” der Differenzierung und deren Spannungsfelder sprach ich ja an, was eine Krim mit einem eindimensionalen “Interesse” gewiss nicht zu handhaben versteht.
Wobei die Kategorien von Interessen keineswegs so objektiv sind, wie es “Klassisch” oft gemeint ist.
Die gewaltigen Lohnspreizungen innerhalb der “Arbeiterklasse” ergeben schon dadurch bedingt kein einheitliches Interesse.
Das theologische Lehrbuch mag da beim ersten Blick zwar was anderes sagen.
Aber ich bin in der unmiitelbaren Realität zu Hause und habe keine Zeit für akademische Federleserei und obskure Erbsenzählerei.
Ich habe weder Keynes noch Krugman gelesen, kenne aber Begriffe und fülle diese mit konkreten Inhalten funktionaler Bedeutung.
Es geht darum, diese Welt bewusst zu verbessern, anstatt sie den Fängen kapitalistischer Totalität zu überlassen.
Und ich gehe davon aus, dass man schon in 5 Jahren einiges davon sehen kann.
Eines noch zum “Kokolores”, dann bin ich eine Woche off.
Ich wähle meine Worte gewiß nicht immer sorgfältig genug, aber hier – dachte ich zumindest – schon, als ich schrieb:
Das ist eine globale Zustimmung zu dem, was Krim geschrieben hatte, ist das wirklich so schwer zu begreifen?
@Brian : yepp. Ins Schwarze! Wobei ich auch cleveren Foristen beim “Nörgeln” unterstelle, dass sie genau wissen, was Cygnus Ruber zum Ausdruck bringen will (sie kennen ja auch andere Artikel von ihm). Zur Diskussionsform alla Hegel gehört aber eben Provokation: die andere Seite (als Antithese). Das darf und muss man nicht persönlich nehmen; ist hier meist bei Overton forsch-frech,& witzig. Zynische Kommentare von z.B. @Prosecco runden das sehr gut ab (schön provokant-gelungen die “der-ist-raus”- Aufzählung!)
Manchmal tue ich mich schwer ob z.B. solcher Sätze wie – Zitat @Krim in einer sezierenden Antwort auf @Altlandrebell: “Ich kritisiere, dass Sie die Doppelmoral an einer humanitären Moral blamieren, statt das Moralisieren prinzipiell anzugreifen”. Ich tue mich echt schwer im Kontext zu Moralkritik des Foristen am Artikel sowie der Kernaussage des Artikels (mein Verständnis!!), habe mindestens fünfmal gelesen. Meine These/Interpretation: ist plaziert zur Provokation oder als geniale Satire! Aber die Diskussion ist klasse! Zitat @DaBada ” riechen, schmecken” etc. etc. auch bei einem Schnäpschen, Tee oder was weis ich…
Sollte auch mehr nörgeln…
Damit feierst Du Rubers Distinktion zur herrschenden Moral. Krim hingegen verlangt, das im moralischen Bewußtsein selbst angesiedelte Herrschaftsverhältnis anzugreifen, statt der herrschenden / obrigkeitlichen Instrumentalisierung desselben.
Auch nicht schlecht! 🙂