Seymour Hersh: Der nächste Rechercheschritt liegt in Norwegen

Seymour Hersh
Institute for Policy Studies, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Spuren in Norwegen, ein kleiner Vertuschungskreis und die Angst vor Trump: Eine kurze Betrachtung der Aussagen Seymour Hershs.

Seymour Hersh ist ein mitteilsamer Mann, stellt man ihm eine Frage, bekommt man mehrere Antworten. Manchmal sogar gleichzeitig. Kaum ein Journalist ist jedoch in Washington so gut vernetzt wie er. Vernetzt meint hier: Menschen aus dem Sicherheits- und Geheimdienstapparat, die das Gewissen plagt, sprechen bevorzugt mit Hersh. Auf diese journalistische Aufgabe, mit verdeckten Quellen und Whistleblowern zu arbeiten, hat er sich spezialisiert. Daraus erfolgen seine profunden Einblicke hinter die Kulissen des Washingtoner Welttheaters.

Zuweilen spricht er ohne Punkt und Komma. Spult Information für Information ab. Nicht immer ist es leicht, seinen Ausführungen zu folgen. Das spricht nicht gegen, das spricht für ihn: Es zeigt, dass er Zusammenhänge erfasst und auf vielen Ebenen durchdenkt, wie geostrategisch und geheimdienstlich vorgegangen werden könnte. Dabei handelt er mit verschiedenen Szenarios ganz so, wie Geheimdienste stets nicht nur ein Szenario vordenken.

Folgend der Versuch, die Aussagen von Seymour Hersh, die er im aktuellen Interview mit Patrik Baab machte, einzuordnen:

Spur nach Norwegen

Versteht man Hersh richtig, so weist er seinen journalistischen Kollegen den Weg nach Norwegen. Dort sollten Berufskollegen – er selbst wird es wohl auch tun – neuen Spuren nachgehen. Lässt sich dort recherchieren, wer genau am Anschlag auf Nord Stream beteiligt war, ergäbe sich ein klareres Bild. Waren es Norweger alleine, die unter Anleitung des US-amerikanischen Geheimdienstes operierten? Waren Amerikaner zugegen?

Auch in Norwegen, so könnte man es verstehen, sollte es Quellen geben, die über die Geschehnisse sprechen wollen. Es wird doch wohl beteiligte Norweger geben, die diesen Anschlag moralisch verurteilen und das nicht auf sich sitzen lassen wollen? Hier ließe sich Hershs These verifizieren. Der Aufruf an seinen Berufsstand lautet also: Schaut nach Norwegen!

Wurde die P8-A, das Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug, das laut Hersh bei dem Anschlag involviert war, Richtung Großbritannien ausgeflogen? Ließe sich damit nicht Liz Truss‘ SMS an den US-amerikanischen Außenminister Blinken erklären, die da lautete: »It’s done«?

Vertuschung weniger Beteiligter

Laut Hersh vertuschen die Medien nichts. Sie stellten zwar nicht die richtigen Fragen, übernehmen zu oft die offiziellen Darstellungen der Regierungen, aber dass sie ein Interesse an der Vertuschung der Geschehnisse haben könnten, schließt der Journalist aus. Sie wüssten oder könnten es nicht besser.

Überhaupt seien nur sehr wenige Köpfe in die Vertuschung verwickelt. Der US-Präsident gehöre in jedem Falle dazu. Bei Olaf Scholz scheint er sich nicht ganz schlüssig zu sein. Hersh beschreibt, wie Geheimdienste operieren. Er sagt, wenn ein CIA-Chef klug sei, »will er nicht viel wissen; man sagt ihm nur das Nötigste«. Ein wenig erinnert das an mafiöse Strukturen, der Button Man am Ende der Hierarchie, weiß nichts vom Auftraggeber und jede Hierarchieebene weiß gerade so viel, wie sie wissen muss, um Aufträge auszuführen.

Hersh erklärt auch, dass man solcherlei Aufträge so ausführt, dass möglichst niemand im Weißen Haus davon wisse – Biden ausgenommen? Dass der norwegische Ministerpräsident etwa eingeweiht gewesen wäre – vor, während und nach dem Anschlag –, verneint Hersh. Vermutlich wäre Hershs berechtigte Frage: Für was? Wem diente es, wenn möglichst viele Köpfe die Wahrheit kennen würden?

Die Angst vor Donald Trump

Eine wesentliche Aussage des Interviews ist, dass die US-Demokraten in ihrem Handeln – eben auch außenpolitisch –, vor der Angst vor einem (neuen?) Donald Trump getrieben sind. Die Nähe von Biden Amtsvorgänger zu Russland stellt einen Alptraum für die Amerikaner dar: »Das süße Gas aus Russland« gäbe es nun nicht mehr für Europa und Deutschland – Hersh spricht es nicht aus, vermutlich meinte er es aber: Günstige Energie aus Russland gefährdete die US-Dominanz in Europa. Diese Erkenntnis ist nicht neu, muss jedoch stets wiederholt werden, weil diese Betrachtung in dem Mainstreammedien so gut wie nie thematisiert wird.

Außerdem wirft er den liberalen Zeitungen des Landes vor, dass sie Biden nicht objektiv betrachten könnten, weil ihnen diese Angst im Nacken sitze, ganz nach dem Motto: Lieber ein schrecklicher Biden als ein Donald Trump. »Die Medien in Amerika sind völlig durchgedreht. Trump ist die Ursache«, sagte Hersh.

Seymour Hersh steht wohl selbst dem liberalen Lager nahe, ob seine Betrachtung zu Trump richtig ist, kann angezweifelt werden. Vermutlich liegt er aber mit der Einschätzung richtig, dass der liberale Medienbetrieb nach den Trump-Jahren jede demokratische Kröte schluckt: Sogar Biden und seine Entourage. Die horrenden Energiekosten in Europa – und die Aussicht, dass im nächsten Winter nicht mehr genug Gas für alle da ist –, werden Biden unhaltbar machen: Und das soll laut Hersh noch in diesem Jahr spürbar werden.

Hersh weiß nicht alles

Hersh gibt an einigen Stellen vor, dass er die Motive nicht genau kenne. Er ist kein Welterklärer, sondern jemand, der Fakten sucht und mit Menschen spricht, die in den Apparaten sitzen und spüren, dass ihnen und ihrer Regierung etwas entgleitet – moralisch zumal. Was genau im Gange ist, könne er aber nicht sagen. Insofern sieht er sich als klassischen Journalisten, der Erklärungsansätze sammelt und nicht gleich das komplette Weltbild mitliefert. Das wäre dann die Aufgabe diverser Haltungsjournalisten, zu denen er sicher nicht gehört.

Es lohnt sich für die investigativen Journalisten im Westen, den Rat von Seymour Hersh zu folgen: Schaut nach Norwegen. Dort könnte sich der Verdacht erhärten.

Ob man den sachten Optimismus, der ins Hershs Aussagen steckt, dass am Ende alles irgendwie herauskommt und die USA dann sogar haftbar gemacht werden könnte, nun wirklich folgen sollte, sei mal dahingestellt. Womöglich erhärtete sich zwar der konkrete Tatverdacht, wenn man in Norwegen Belege fände: Aber wahrscheinlich wird das nur bewirken, dass die Räuberpistolen, die man dem Publikum auftischt, noch wilder werden.

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31 Kommentare

  1. Danke für die Einschätzung. Meine Skepsis gegenüber dem Interview kann es nicht wirklich zerstreuen.
    Zu wirr, zu unfassbar, zu sehr im ätherischen. SH ist mit Sicherheit ernst zu nehmen. Andererseits, dieses Interview, mindestens rätselhaft. Und, um ehrlich zu sein, das ganze riecht nach Geheimdienstnebel.
    Ähnlich verquaßt, und ähnlich verschwommen wie so viele Theorien zu diesem Anschlag.

    Um ehrlich zu sein, ich halte diese ganzen Theorien für ziemlichen Bullshit.
    Und das, denke ich, ist Absicht.

    Am Ende bleibt, die US Amerikaner zerstören energetische Infrastruktur.
    Alle Politiker und alle Medien schauen angestrengt weg.
    Und am Ende gibt es einen Blumenstrauß an Tathergängen.

    Was davon war ist?
    Das weiß ich nicht.

    Aber, dieses Vorgehen macht zutiefst mißtrauisch.

    1. cui bono?
      Sowohl die Amerikaner als auch die Norweger verdienen sich am an Deutschland verkauften Gas inzwischen dumm und dämlich!
      Folge dem Geld!

      1. Ich habe das Netz durchforstet, und erstaunliches über UNIPER gefunden – oder besser gesagt
        NICHT GEFUNDEN !!

        Uniper in D war ein Tochterunternehmen eines Norwegischen Konzerns bis die Rot/Grün/Gelbe – Suppe
        diesen gekauft hat-hält ca.98% in den Infos vor einiger Zeit stand – dass Uniper mit der Sicherstellung der Versorgung beauftragt wurde u.s.w.
        Schon mal ein IRRSINN da Deutschland mit RU für die Gaslieferungen noch 10-20 Jahre Laufzeit hatte.
        5 Cent/qm.
        Uniper bezieht 200 Mio vom D-Steuerzahler – so dass sich am Ende für RU-Gas was jetzt aus Norwegen
        bezogen wird für 2022 weitere 200 Mio an Gewinn sichert. Die Norweger machen mal eben 400Mio !!

        Es wurde also schon lange vor dem Attentat eine Abzocke installiert mit der Rot/Grün/Gelben – Suppe.

        Ob die CIA die für derartige Anschläge steht – irgend jemand informiert – wenn von irgendwo der
        Auftrag erteilt wurde – halte ich für ein Gerücht. Und WER letztlich das ausführende Organ ist – nun
        da kann man in den Reihen suchen die die Möglichkeit haben.

  2. Und nicht jeder ist ein guter Redner und kann das viele, was er an Zusammenhängen sieht und an Wissen hat, sprechend klar aufbauen.
    Das sieht man immer wieder auch beim 3.Jahrtausend, Bröckers ist vielseitig, schreibt interessante Bücher zu wichtigen Themen, aber im Gespräch neigt er zum Schwafeln. 😉

  3. Dieses Interview lässt mehr Fragen offen als es beantwortet.
    Abgehoben. Komplett.
    Und nichts erklärend.
    Eher das Gegenteil.

    Meine Frage, ist auch das Desinformation?

  4. „Versteht man Hersh richtig, so weist er seinen journalistischen Kollegen den Weg nach Norwegen.“

    Wie wollt ihr das mit:

    „Überhaupt seien nur sehr wenige Köpfe in die Vertuschung verwickelt.“

    zusammen bringen?
    Niemand bei Verstand wird behaupten, Hersh’s Darstellung sei von vorn bis hinten erfunden. Es ist ein „Limited Hangout“ mit nicht eben offenkundiger Zielsetzung. „Die Norweger“ könnten also tatsächlich irgend eine Rolle haben, aber wie sollen sie wissen, welche?
    Es sind Befehlsempfänger der NATO-Hierarchie, wie sollen sie wissen, von wem ein Auftrag kam, welcher immer?
    Daß die Sprengung der Nord Streams nach Fertigstellung und Inbetriebnahme von NS 1 erwogen worden ist, und dann wohl auch schon lange, sehr lange, in irgend einem Stadium der Vorbereitung steckte, ist doch bitte sehr klar, oder nicht? Ich selbst habe das erstmals 2016! behauptet, anläßlich des Vorfalls, daß eine nicht ganz kleine Forschungsstation der „Geomar“, gar nicht so weit von einem der jetzigen Tatorte entfernt, mit exzessiver Gewalt aus ihrer Verankerung gerissen worden ist. Anlaß ist hoch wahrscheinlich eine unliebsame Rolle gewesen, die „Geomar“ bei der Aufklärung des Kurses und Verbleibes von MH370 spielen wollte. Das ging gegen den GCHQ – Verband innerhalb der „Five Eyes“. Geomar bezahlte das auch mit der Ausladung seiner Vertreter von Konferenzen im Folgejahr. Der Gewaltakt gegen die – ansonsten völlig belanglose, weil schon ehrwürdig alte – Station fiel aus allen denkbaren Rahmen – falls man nicht an die parallelen Drohungen gegen NS2 denken wollte.
    Ja, die einschlägigen Verdächtigen in den USA wollten 2021 mindestens NS2, wenn nicht alle Stränge, sprengen, falls die deutsche Regierung nicht noch rechtzeitig gehorche, aber nach dem Feb. 2022 entfiel das einfach.

    In der NATO-Hierarchie aber kann niemand fündig werden. Es sind die Ausführenden. Wer die Entscheidung traf, wer sie gedeckt hat, wissen im Extremfall nur zwei Leute. Ansonsten würden sich die Beteiligten der oberen Ränge im Falle einer Untersuchung, die es selbstredend nicht geben kann, lustig gegenseitig belasten.

    Zum Rest habe ich unter dem Vorgängerartikel genug gesagt.

    1. Sonnenblumen Margarine 1,69 Teuro / 0,79 Euro Aldi
      Kaffeefilter 1,09Teuro / 0,45 Euro Aldi
      Es gibt noch mehr Produkte, egal ob bei Aldi, Lidl, Penny und Co

      Nach meiner Rechnung sind das genau 10,1% Inflation, (Scherz)

      Jetzt wird laut MSM von einer Inflationsrate von 22% bei Lebensmitteln ausgegangen.

      Da habe ich wohl in der Schule etwas verpasst, von 0,79 Euro auf 1,69 Euro sind nach Adam Riese also 22 %. Wo ist mein Taschenrechner?

        1. Da fällt mir ein, die Dame, von der das Kuchengleichnis stammte, wurde in der französischen Revolution einen Kopf kürzer gemacht. Warum sollte der Forennazi nicht irgendwann in die gleiche Lage kommen?

          1. Beschissen ist seine Lage ja schon, weiß sogar die Tagessau: „… die deutsche Panzerhaubitze 2000 eine wichtige Waffe der ukrainischen Truppen. Aber Verschleiß und Munitionsmangel vermindern die Kampfkraft … Die Panzerhaubitze wird hier im intensiven Kampf erprobt … die sensible Technik anfällig für Dreck und Feuchtigkeit … überhitzt die Elektronik öfters in Einsätzen.“
            Gut geht’s dem LibMod-Beaugtragten also nicht mehr.

            1. Wann führen die Grünen endlich umweltschonende Haubitzen und Panzer mit E-Antrieb bei der Bundeswehr ein? 🙂

              Aber nein, der private PKW mit weit weniger Ausstoß muss mal wieder dran glauben 🙁

  5. Der aktuelle norwegische Regierungschef muss nicht zwingend eingeweiht sein, ganz sicher aber der ehemalige norwegische Regierungschef und jetzige NATO-Generalsekretär und Kriegshetzer Jens Stoltenberg!

    Sollten Europäer und speziell Norweger in diesen Terrorakt involviert sein, dann ist mit an Sicherheit grenzender Wahhrscheinlichkeit Stoltenberg die Schnittstelle zwischen USA und Europa!

  6. @ Alexander
    Wäre da in der Rede von Scholz nicht das „Rechtsstaat“-Gelaber, würde ich ihm uneingeschränkt zustimmen. Woher soll Scholz wissen, wer das „Go“ gegeben hat, Blinken, Boris Johnson, oder irgendeine Figur aus der 2. Reihe, aus der Militäraristokratie der NATO, mit US-Pass, britischem Pass, norwegischem, polnischen oder selbst deutschem Pass?

    Das „Problem“ ist Deine verkrüppelte Phantasie über das „4-Augen-Gespräch mit seinem Chef in Übersee“.
    Ich sage Dir: Der Scholz hat den Jo gefragt: „Weißt Du, wer die Sprengung angeordnet und durchgeführt hat?“ Und der Jo, wenn er noch über das minimale Geschick eines „Staatenlenkers“ verfügt, hat ihm wahrheitsgemäß geantwortet, weil das, genau und nur das, den Zweck, den die Sprengung entweder gehabt hat, oder, aus Jo’s Perspektive, in der Zukunft erhalten soll, zu erreichen vermag!

    Manche Sachen sind wirklich sehr einfach zu verstehen, umso einfacher, je besser ein Mensch sich Rechenschaft gelegt hat, wie „Chef und Untergebener“ in praktisch jeder bürgerlichen Hierarchie- in militärischen Hierarchien ist das wohlmöglich noch anders, aber damit habe ich keine Erfahrung – funzen.

    PS.: Der Blinken wäre zuständig gewesen, sollte der Anschlag von der US-Hierarchie ausgegangen sein, nicht der Jo. Der US-Außenminister ist der nominelle Vorgesetzte der amerikanischen NATO-Truppe, nicht der Pentagon-Chef.

  7. https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/nord-stream-pipeline-anschlag-ukraine-sabotage-103.html

    eine der Überschriften: „False flag möglich“

    No shit Sherlock. Deshalb ist die BND-Yacht auch so winzig ausgefallen. Da war ein Schwabe am Werk, keine ukrainischen Oligarchen.

    Interessant ist wie sie, also die Medienhuren, aber auch die „Sicherheitskreise“, trotzdem alle der falschen Flagge hinterherrennen. Schon beim Nawalny-Fall wurde nichts draus. Alle Untersuchungsergebnisse waren geheim, also nicht nachprüfbar, und bei „Putins Palast“ haben sie sogar so gestümpert, dass ein Dorfreporter sie zufällig entdeckt hat.

    In Norwegen müsste man sich erst einmal auskennen oder norwegisch können. Wenn die Taucher aus Panama waren, wäre das vielleicht eine bessere Spur oder eben all die Orte, die für Operationsbasen in Frage kommen.

    Um noch einmal auf die „false flag“ zurückzukommen. Die ist nur erlaubt, wenn es sich um ausländische Täter aus Schurkenstaaten handelt. Wenn es aber um Deutsche oder um unsere Overlords aus USA geht, dann ist sie verboten zu erwähnen. Denn das wäre eine böse Verschwörungstheorie. Oder „Staatsterrorismus“, das machen immer nur die Schurkenstaaten, niemals deutsche oder amerikanische „Sicherheitskreise“. Da merkt man dann, was für ein verlogenes Pack das ist und dass Ermittlungsergebnisse bei solchen bedeutenden Verbrechen von Anfang an feststehen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Es ist denen auch ganz „Recht“, wenn Assange im Gefängnis schmort oder der Nordstream-Anschlag, den die USA begangen haben, nie aufgeklärt wird. Damit kann man prima drohen und erpressen. „extra-legal“ nennt man das. Deshalb müssen Geheimdienste weg.

  8. @TomGard
    Ihre materialreichen Postings zu diesem unsäglichen Mumien-Interview, das im Kern auf Mutmaßungen und Gerüchten beruht, setzen die Spekulationen, auf denen das Interview beruht, fort. Schade das. Zugespitzt gefragt: ist das nicht die Grundfunktion der diversen Interviews dieses weiland US-Toppromi-Journalisten gerade mit deutschen Medien?

  9. @Hr.Heine
    Grundsätzlich stimme ich Dir bei (zur Einschränkung gleich). Wäre meine Lebenslage eine andere, könnte ich mich in produktiveren Zusammenhängen bewegen, würde ich das Thema lassen.
    So aber folge ich einer Neigung, die bei diesem Thema auch von beliebigen Lesern geteilt werden kann, die schlicht lautet: Weg von der Moralkacke.
    Und dazu ist fest zu halten, daß, was Du „Mutmaßungen, Gerüchte, Spekulationen“ nennst, kriminalistische UND kriminologische Recherchen und Überlegungen sind, die bei einer schlichten Wahrheit ansetzen: Bürgerliche Politik, einschließlich eines großen Teils imperialer Militärpolitik, besteht immer und überall aus der Verschwörung von Subjekten der herrschenden Stände (und eines Teils ihrer Untergebenen) in und zu ihr, deren Beweggründe und Dynamiken nicht wenig über die allgemeinen wie aktualen Gründe und Zwecke bürgerlicher Herrschaft verraten können, wenn man sie sauber zu „lesen“ versteht.

    Zur Ergänzung auf allgemeinerer Ebene werde ich im Unterkommentar Ausschnitte aus einem alten Posting von mir beigeben.

    1. Aktueller Zusatz: Debatten, wie die um Nord Stream allgemein und Hersh’s „Enthüllungen“ im Besonderen, zerlegen wirksam das Amalgam von Rechtsidealismus und Staatsidealismus im Bewußtsein der Beteiligten in die Bestandteile. Wer den Gegenstand ernst nimmt, muß entweder das eine skippen oder das andere, und damit verlieren im Kern beide Bestandteile ihre Funktion im untertänigen Verstand. Darauf, u.a., beruht die Herrschaftstechnik von Staatsterrorismus und Psy-Ops um sie herum, die ich hier ein wenig aufzublättern versucht habe:
      https://overton-magazin.de/top-story/un-sicherheitsrat-forderung-nach-unabhaengiger-untersuchung-der-nord-stream-anschlaege-abgelehnt/#comment-30752

      1. Rechtsidealismus versus Staatsidealismus

      „Geschäftsleute des gleichen Gewerbes kommen selten, selbst zu Festen und zu Zerstreuungen, zusammen, ohne dass das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet“ (Adam Smith)

      Adam Smith war nicht nur professoraler Nationalökonom. Aufgrund seiner Frühreife in diesem politischen Berufs- und Geschäftszweig – erst die Nutzbarmachung der Dampfkraft nach Smiths Tod schuf die Voraussetzungen für dessen Erblühen – gab es für ihn nach Abschluß seiner Studien nicht arg viel zu tun. So nahm er die Stellung des Zollkommissars von Schottland an.

      Im Kampf gegen militante Tee- und Branntweinschmuggler war Smith als Zollkommissar rigoros. In Briefen ist überliefert, wie er das Militär zu Hilfe rief und zusammen mit seinen Kollegen an der Küste alte Schiffsrümpfe als Truppenstützpunkte einrichten ließ.

      Man sollte folgendes Urteil in der Wikipedia nicht wörtlich nehmen:

      Innerhalb von zwei Jahren gelang ihm die Sanierung des schwer maroden schottischen Geldwesens.

      … um dennoch akzeptieren zu können, der Mann hatte nicht wenig praktische Erfahrung mit den Machenschaften, dem Geist und Wirken von Bürgern, Geschäftsleuten und Politikern, letzteres eine Profession, die sich aus der frühbürgerlich – kapitalistischen Welt gerade herauszubilden begann.

      Ich fand das Zitat zuletzt praktisch verwendet in einem Artikel Thomas Holzmanns für die „UNZ“, „Linke Zeitung … für Thüringen“ zu „Dieselgate“. Im Zentrum dieser Absatz:

      Die von der LINKEN geforderte Verkehrswende ist, ganz besonders so kurz vor der Bundestagswahl, nicht in Sicht. Statt dessen versucht die Bundesregierung das Problem auszusitzen und spielt den kriminellen Machenschaften der Autoindustrie in die Hand

      Ergänzt um:

      Das Kartell der Betrüger … (…) … Zum Lügen gehören aber immer zwei Seiten: Die, die lügen und die, die sich belügen lassen.

      Das ist ein geradezu „klassisches“ Beispiel für das, was Kommunisten in der Vergangenheit als verschwörungstheoretische Abweichung von revolutionärer Theorie und Praxis gegeißelt haben. Es handelt sich um propagandistische Anknüpfung an ein schlichtes Ideal vom politischen Geschäft, von keinerlei Kenntnissen über dasselbe getrübt, weil konzipiert, von solchen Kenntnissen ungetrübt zu bleiben, besonders denjenigen Kenntnissen, die im selben Atemzug gegen das Ideal gehalten werden. Die Auslassung des obigen Zitates lautet:

      Wer glaubt, dass in anderen Ländern mit großer Autoindustrie von Frankreich bis Japan – siehe Adam-Smith-Zitat am Anfang – nicht ebenso gelogen und betrogen wird?

      Seid ihr imstande, zu bemerken, wie Holzmann das Smith-Zitat zielbewußt mißversteht und in diesem Sinne fälscht? Nein?

      Dann fragt euch, welchen Inhalt der Begriff „Öffentlichkeit“ in der Umgebung und also Bestimmung des Smith-Zitates bekommt. Es ist

      – Ein Ding, das gegen Interessen jedes einzelnen Geschäftsmannes gesetzt ist, denn sie sollen sich untereinander gegen es verschwören müssen.
      – Ein Ding, das gegen die bereits verschworenen Interessen aller Branchen des Geschäftslebens gesetzt ist, denn wenn Brancheninteressen nicht gegeneinander gesetzt wären, gäbe es kein Motiv und keine Notwendigkeit für Verschwörungen innerhalb branchenspezifischer Interessenlagen. Und damit ist
      – „Öffentlichkeit“ das Feld für Gegenverschwörungen, neudeutsch Counterinsurgency, von Vertretern eines Öffentlichen Interesses, über das dem Zitat nur zu entnehmen ist, daß es so etwas geben soll.

      Im Zitat stellt „Öffentlichkeit“ folglich gleichsam eine „Leerstelle“ für etwa dar, das in späteren, fortgeschrittenen bürgerlichen Gesellschaften „Staat„, „Staatsinteresse“ oder, noch später „öffentliches Interesse“ heißen wird. So eine begriffliche „Leerstelle“, die für ein Sollen steht, kann jeder durchschnittlich gebildete Bürger, ohne Rückgriff auf philosophischen und theosophischen Firlefanz, als das benennen, was es ist, ein Ideal.

      Der Begriff „öffentliches Interesse“ ist, läßt man ideologische Okkupation beiseite, ein Rechtsbegriff, genauer: ein Staatsrechtsbegriff. Parlamente und Staatsführungen erlassen Gesetze und gesetzliche Ausführungsbestimmungen, die „öffentliches Interesse“ verfahrenstechnisch, unter Nennung von Roß und Reiter, kodifizieren. Solche Codices sind das Ziel ideologischer Okkupationsversuche, von denen ich oben einstweilen abgesehen hatte.

      Die Codices werden vorab und hernach staatsrechtlich überprüft und Anfechtungen, die auch aus dem Feld des bürgerlichen (= Privat-) Rechtes kommen, von Verwaltungs- und Verfassungsgerichten beschieden.

      Mithin – das Ideal, das im Smith’schen Zitat ausgehoben ist, erweist sich unter sachgerechter Abstraktion von ideologischen Gegensätzen, die sich aus Interessen an ihm ergeben, als das praktische Ideal einer Versöhnung von Staatsinteressen und privaten Interessen in einem kodifizierten öffentlichen Interesse.

      Die praktische Einstellung zum Ideal ändert freilich nichts an dessen Natur und Herkunft, dem bleibenden Gegensatz zwischen „Privatinteresse“ und „Öffentlichem Interesse“, der in gesetzlicher Codifizierung eine Verlaufsform erhält und folglich unversöhnlich bleibt. Die Versöhnung, auf welche Codifizierung zielt, ist ideeller Natur. Das Smith’sche „Sollen“, das ein praktisches Ideal ist, so lange eine staats- und nationenbildende staatsrechtliche Umsetzung desselben fehlt oder unabgeschlossen ist / erscheint, wird unter seiner Verwirklichung zu einem theoretischen Ideal, zu einem Maß der Einstellung von Privatinteressen auf ein Staatsinteresse. Erstere sollen sich mehr oder weniger gut in letzterem aufgehoben sehen und entsprechend formiert werden; „mehr oder weniger“, weil dieses „Sollen“ in derselben Bewegung ein „müssen“ wird, dafür sorgen Polizei, Militär und Geheimdienste.

      Damit zurück zu Holzmann.
      Ich habe die Implikationen des Smith-Zitates so ausführlich vorgestellt, damit klar werden könnte, es handelt sich um einen frühen Reflex gesellschaftlicher / ökonomischer Verhältnisse, welche die praktische Logik berufen und gebieten, daß „Politik“, im Sinne politischer Profession und politischen Gewerbes, überhaupt nichts anderes sein könne, als eine unaufhörliche Kette von Verschwörungen gesellschaftlicher Interessen zu ihr und in ihr.
      Doch genau das, will Holzmanns Darstellung nicht wahr haben. Warum?

      Die Antwort sollte, nach meiner ausführlichen Einleitung, leicht fallen. Holzmann hat sie ja fast im Klartext gegeben:

      Wer glaubt, dass in anderen Ländern mit großer Autoindustrie von Frankreich bis Japan – siehe Adam-Smith-Zitat am Anfang – nicht ebenso gelogen und betrogen wird?

      Er will sich von einer Position innerhalb des politischen Gewerbes der bürgerlichen Gesellschaft über dessen verschwörerische Natur erheben.

      Für solche Erhebung innerhalb des politischen Gewerbes über es gibt es in der bürgerlichen Gesellschaft genau eine Adresse, die ich oben schon abgeleitet habe: Ein Ideal des Rechts, ein Rechtsidealismus, der vom Staatsidealismus eines Adam Smith bzw. seiner Nachfolger, dem es de facto angehört, abgezogen wird, weil Staatswesen diese ideelle Operation militärisch gebieten. Weil, ich wiederhole, Militär, Polizei und Geheimdienste Bürger und – vor gewissen Schwellenlagen politischer Krise und Zusammenbrüche – auch Politiker darauf fest legen, ihren politökonomisch unverzichtbaren Kampf um „öffentliches Interesse“ in Gestalt eines Kampfes um Öffentliches Recht und dazu gehörige Rechtsvorstellungen abzuwickeln.

      In Bezug auf „Verschwörungstheorie, verschwörungstheoretisch“ haben wir ein hübsches und lehrreiches Paradox vor uns:
      Der linke Kritiker, sowie, gleich ihm, der faschistische Kritiker des bürgerlichen Staates, verleugnet die faktische, mafiöse und geheimgesellschaftliche Natur des politischen Gewerbes im Kapitalismus mit dem Ziel, den Staatsidealismus, der diesem Gewerbe zugrunde liegt, am Rechtsidealismus zu blamieren, der sein Produkt ist!
      Wie kam es dann zu dem historischen Vorhalt „Verschwörungstheoretiker“ an die Adresse „linker“ Opportunisten?

      Zunächst einmal will ich an der Stelle ohne weitere Begründung gesagt haben, das oben skizzierte Verfahren, Rechtsidealismus gegen Staatsidealismus zu setzen, ist eine theologisch / theosophische Operation. Ich werde später daran anknüpfen.
      Konkret knüpfte der Vorhalt an einem Begriff des bürgerlichen Staates an, den Friedrich Engels 1880 im sog. „Anti-Düring“ geprägt hat, der lange unwidersprochen blieb, und der nicht falsch ist, nur unzureichend kurz und mißverständlich:

      Der moderne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist.

      Was ich oben über das politische Gewerbe schrieb, steckt gegenständlich in Engels Ausdruck „was auch seine Form“. Der Inhalt dieser Form ist mit „ideeller Gesamtkapitalist“ angegeben. Im Attribut „ideell“, wie auch im philosophisch / erkenntnistheoretisch geprägten Prädikat „ist wesentlich“, hat Engels angezeigt, er spricht von einem Resultat des Klassenkampfes, das in der Gestalt des Resultates eines politischen Kampfes zustande kommen müsse, sofern und so lange dieser politische Kampf in der kapitalistischen Klassengesellschaft gründe, sie also nicht ökonomisch wirksam, angreife.

      Wie Engels selbst, der gelegentlich die Feinheiten seines Begriffes unter den Tisch fallen lassen hat, machten Kommunisten von dieser Formel einen ontologisch-praktischen Gebrauch. Soll heißen: Sie stellten das Verhältnis von Begriff und Sache auf den Kopf. Die Sache, der bürgerliche Staat, solle an und für sich sein, was der Begriff benenne. Auch das ist paradox, denn das Motiv für dies produktive Mißverständnis ist ursprünglich die revolutionäre Zurückweisung eines bürgerlichen Kampfes um den Staat gewesen, ganz im Sinne der Engel’schen Formel. Doch in der Agitation dafür störte das „ideell“ in „ideeller Gesamtkapitalist“, weil das Adjektiv dem moralisierenden Verstand wie ein Abstrich von dem Urteil erscheinen kann, das in der Objektbezeichnung „Gesamtkapitalist“ enthalten ist. Es ist aber kein Abstrich, es verweist auf die (notwendige!) Form und Formengestalt des Objekts, denn einen „Gesamtkapitalisten“ gibt es nicht „an und für sich“, kann es nicht „geben“, nichtmal die „Realsozialisten“ haben sowas hingekriegt.

      Also strichen diese Kommunisten in ihrer Argumentation gegen rechtsidealistische Räsonniererei „linker“ Gesinnungsfreunde das „ideell“ in „ideeller Gesamtkapitalist“ durch, sie bezichtigten deren Autoren, verschwörungstheoretische Staatsidealisten zu sein, indem sie den kapitalistischen Staat vor den Kapitalisten in Schutz nähmen, die sich seiner bedienten. Diese Kritiker verkannten Rechtsidealismus als Staatsidealismus. Tatsächlich sind Rechtsidealismus und Staatsidealismus in vielen, sicher den meisten, Debatten praktisch dasselbe, in der hier angesprochenen, wie gezeigt, jedoch gerade nicht.

      Es spielt eine Feinheit hinein, der ich später noch in anderer Gestalt begegnen will, deshalb nehme ich sie jetzt auf.
      Merkt mal auf, wie irre (im mentalen Sinne) der Vorwurf des Staatsidealismus an die Adresse von Rechtsidealisten ist. Er ist reinrassig selbstreferentiell. Er lebt vom im Begriff „Gesamtkapitalist“ enthaltenen Wissen, daß sich alle ökonomischen Subjekte der bürgerlichen Gesellschaft des Staates bedienen müssen, weil die Verhältnisse zwischen diesen Subjekten und das Verhältnis eines (territorialen!) Staatswesens zur Gesamtheit dieser Subjekte das gebieten. Dies Wissen wird im Vorwurf „verschwörungstheoretisch“ nicht mobilisiert, sondern moralisch verworfen – der klassische Verstoß gegen Denkresultate und das Denken an sich selbst, der nicht erst für die bürgerliche Gesellschaft notorisch und kennzeichnend wird, sondern aus religiös geprägten Herrschaftsformationen, die der bürgerlichen voraus gingen, überliefert und übernommen wurde. Für Rechtsidealisten ist der Vorwurf gegenstandslos. Sie beziehen sich von vorn herein auf einen Rechtsbegriff, auf Rechtsvorstellungen, die eine Ebene über weltlicher Macht angesiedelt werden.

  10. Seymour Hersh ist ein systemtreuer Insider, der interessante Einblicke in die innere Machtstruktur der niedergehenden Weltmacht bietet. Allein das macht seine Infos wertvoll, obwohl dies schlichte, eurozentristische Gemüter nur schwer verstehen können. Westler können in der Regel nicht komplex und dialektisch denken. Durch ihre Medien werden sie zu plumpen, unterkomplexen Schwarz-Weiß-Denken (Gute und Böse) erzogen. Die Realität der Weltpolitik ist aber komplexer, mehr als schwar-weiß. Soweit die Vorbemerkung.
    Hersh zeigt die Angst der Old-Joe-Leute vor Trump. Diese Angst nimmt vor den Wahlen zu und dürfte die US-Kriegsmüdigkeit steigern, denn scheinbar hat die US-Elite erkannt, daß sie einen Zweifrontenkrieg gegen Russland UND China nicht gewinnen kann. Die demokratische Welt – das ist nicht der Westen, sondern die Mehrheit der Menschheit – durchschaut immer mehr das Lügenspiel des Imperiums und der Mut wächst, dem Imperium offen zu widersprechen. Die chinesischen diplomatischen Erfolge belegen das.
    US-innenpolitisch dürfte Trump eher als Biden geneigt sein, das Ukraine-Abenteuer zu beenden, um sich auf China konzentrieren zu können. Biden, vor allen sein Sohn Hunter Biden, ist persönlich und wohl auch kriminell zu sehr in die Ukraine verwickelt, was der Vater verschleiern will. Hunter Biden bezieht hohe Aufsichtsratsbezüge aus ukrainischen Unternehmen und besitzt dort eine Pharmafirma. In den US laufen mehr als 10 Strafverfahren gegen ihn, darunter auch wegen sexueller Nötigung. Das alles wird in den US-Satellitenstaaten fast gar nicht thematisiert! Biden muß also die Wahl gewinnen um die kriminellen Machenschaften seines Sohnes zu verdecken. Trump ist dies egal.
    Deshalb wäre im Sinne des Weltfriedens Trump das kleinere Übel, was linke westliche Ohren aus ideologischen Gründen ungern hören.
    Die große Frage für mich aber ist, welches Spiel spielt China, die zukünftige Nummer Eins? Jeder Tag Krieg in der Ukraine schwächt den Westen weiter und gibt China Zeitgewinn für seine weitere wirtschaftliche und militärische Stärkung. Weiter sollte man fragen, wie verhält sich Europa in diesen Spiel? Spielt es nicht stärker die chinesische Karte, weil ohne China Europa am Ende ist?
    Viele Fragen, schwierige Antworten in der neuen, multipolaren Welt!

  11. @Bella

    Eine Menge guter Überlegungen denen ich im wesentlichen zustimmen kann. – Bis auf den letzten Absatz.

    Den Chinesen kommt der Krieg in der Ukraine nicht so gelegen. China ist auch schon länger in der Ukraine engagiert und hat dort einiges investiert. Auf die Schnelle finde ich dazu nur diesen ZDF-link, der neben üblichem Polit-Geschwurbel eine Menge Fakten enthält.

    https://www.google.com/amp/s/amp.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/china-seidenstrasse-ukraine-krieg-russland-100.html

    Und welches Interesse sollte China an einem geschwächten Europa haben? Schließlich bedeutet das ja auch geschwächte Absatzmärkte. So gar nicht im Sinne der neuen Seidenstraße. Keine Ahnung was Putin und Xi da besprochen haben aber das war sicher auch ein Thema.

    1. An einen geschwächten Europa hat China kein Interesse, im Gegenteil. Aber Europa schwächt sich selbst, wenn es sich antichinesischen Aktionen anschließt. Die USA wollen – wie in der Ukraine – Europa in ihren Konflikt mit China hineinziehen.
      Die chinesische Interessenlage zum Ukrainekonflikt ist zwiegestaltig. Einerseits nutzt es China, wenn der Westen und die US sich in der Ukraine abnutzt und seine militärischen Fähigkeiten schwächt. Andererseits braucht China eine möglichst neutrale Ukraine für die Neue Seitenstraße. Zum Dritten liefert dieser Konflikt im fernen Europa preiswerte russische Rohstoffe.
      Der dumme Westen hat eine strategische Partnerschaft zwischen Russland und China erzwungen, was uralte Konflikte beigelegt hat. Auch an russischen Waffen ist China interessiert, Hyperschallraketen mit hoher Reichweite und Luftabwehrsystemen zur Verteidigung gegen die USA. China will den Frieden und rüstet deshalb zum Krieg. Während des Lockdowns in Shanghai sagte die Polizei immer wieder der Bevölkerung „Seinen sie diszipliniert, es wird Krieg geben“. Das weitere Problem ist, die Volksarmee ist – anders als die US-Armee und die russische Armee – sehr kriegsunerfahren. Der letzte Krieg Chinas gegen Vietnam war 1979 ein kurzer Krieg und für China im Grunde ein Desaster. Nordvietnamesische Milizien stoppten die schlecht ausgerüstete chinesische Volksarmee.

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