Wie bei Gambinos unterm Sofa

Marionettenhand, Logo, Der Pate
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Merz lässt andere unsere Drecksarbeit machen und Trump lässt das iranische Staatsoberhaupt vorerst nicht füsilieren: Der Westen hat jetzt Capones und Gambinos als Staatschefs.

Wer noch Zweifel hat, welchen gemeinsamen Nenner Friedrich Merz und Donald Trump haben, der hat in der letzten Woche nicht gut genug auf die Rhetorik dieser beiden Herren geachtet. Sprachlich haben sie ihre Gemeinsamkeiten dargelegt: Während der deutsche Bundeskanzler über »Drecksarbeit« sprach, die die Israelis im Iran »für uns« verrichten, ließ sich der amerikanische Präsident als großzügiger Weltenlenker zitieren, als er sagte, dass »wir« heute Ali Khamenei, den obersten Führer und damit das Staatsoberhaupt des Iran, noch am Leben lassen würden – am heutigen Tag müsse er noch nicht sterben.

Anders gesagt: Es brauchte im Falle, da Trump zu der Entscheidung kommt, »wir« – wer auch immer damit gemeint sein soll – müssten Khamenei jetzt aus der Welt verschwinden lassen, dringend Leute, die genau das übernehmen, wovon Merz sprach. Denn dann benötigt es Drecksarbeiter. Oder Button Men, wie man solche »Exekutivkräfte« unter Ehrenmännern nennt – Leute also, die den Knopf drücken. Die Rhetorik hat letzte Woche verraten, wo diese beiden westlichen Staatsmänner zusammenkommen – zwar nicht auf der Ebene des Staatsmännischen, aber wenigstens noch auf einer – wie soll man sagen? – halbseidenen Schwelle, auf der man spricht, wie sonst nur bei der Cosa Nostra.

Caporegimes und Underbosses

Und genau darum geht es ihnen ja: Um die Cosa Nostra, um »unsere Sache«, um es übersetzt zu sagen – wobei das Possessivpronomen freilich aus deren Sicht gemeint ist. Weil es um ihre Sache geht, die Sache ihrer Auftraggeber, laufen sie rhetorisch Amok. Was genau deren Sache ist, dazu kommen wir gleich noch. Vorweg einige Takte zum rhetorischen Abstieg in die Unterwelt. Den spüren aufmerksame Zuhörer mittlerweile fast überall – nehmen wir nur diese Aussage, die exemplarisch für den Ton bei X ist: »Beim Tod des Diktators Ceauşescu haben wir damals eine Flasche Champagner getrunken. Die nächste sollte eigentlich bei Putins Ableben fällig sein. Sollte es den Todesfürsten Khamenei vorher treffen, wird die nächste Flasche zur Feier dieses Ereignisses geköpft.« Sie stammt von einem gewissen Christian Eymery, Sprecher der Geschäftsführung der Deutschen Factoring Bank, die der Deutschen Leasing Gruppe untergeordnet ist. Eine Nachfrage bei der Deutschen Leasing blieb bis dato übrigens unbeantwortet.

Es sind also nicht nur die Paten dieser globalen Politik, die sich mehr und mehr anhören wie jene Ehrenmänner, die im Schatten der Unterwelt ihre Geschäfte tätigen. Die Hemmungen fallen überall, der Duktus der Caporegimes und Underbosses färbt ab. Wer dem deutschen Regierungschef und dem US-Präsidenten lauscht, meint unwillkürlich, er sitze am Tisch mit einem der Köpfe der New Yorker Familien. Fünf gibt es bekanntlich an der Zahl – seit Ergreifung des Mafia-Bosses John Gotti im Jahr 1992 geben die sich allerdings ziemlich bedeckt und zeigen sich nicht mehr sonderlich gerne in der Öffentlichkeit. Die Mafia hat dort keinen Chic mehr – in der Politik scheint mafiöses Auftreten aber immer stärker in Mode zu kommen. Man kann sich zudem rege vorstellen, dass manches Geschäftsgespräch in der Unterwelt genau so läuft, wie es jenes Geschwafel von Merz und Trump nahelegt.

Bei Tisch wird entschieden, wer noch leben darf, noch nicht sterben muss – oder mit wem es besser zu Ende gehen sollte. Dann wird jemand gebraucht, der die Drecksarbeit übernimmt. Ein Exekutor, einer, der den Knopf drückt. Und der begeht einen Mord, ohne dass er genau weiß, warum und wer ihn beauftragt hat. Die Button Men, die sich die westlichen Staaten leisten – meist Militärangehörige –, sind ihren Kollegen aus der Unterwelt nicht so unähnlich. Auch sie wissen nicht so ganz sicher, weswegen sie diesen oder jenen Feind eliminieren sollen. Dazu befragt, würden sie vermutlich vom Befehlsnotstand sprechen – oder darüber, dass sie für die Freiheit kämpfen. Jeder braccio armato, jeder »bewaffnete Arm«, wie Auftragskiller im Land der Väter der fünf Familien genannt werden, könnte ähnlich argumentieren: Er habe diesen Mann schließlich nur ermorden müssen, weil er dem eigenen Geschäft der Familie im Wege stehe und deren Freiheit bedrohe.

Staaten als Räuberbanden

Warum es nun sinnvoll sein sollte, dem Iran eine neue Führung zu geben, darüber debattiert man im Wertewesten längst. Schließlich sei der Iran eine autoritäre Gesellschaft, Frauen würden unterdrückt, Liberalisierungen verhindert. Das mag alles zutreffen, ist aber kein Grund, ein Land anzugreifen – es sind Ausflüchte, die die wahren Gründe verschleiern sollen: Den Völkerrechtsbruch – und das auf Basis von Mutmaßungen. Kein Land, kein Bündnis dieser Erde führt Krieg, um die inneren Verhältnisse des Gegners in eine bessere Zukunft zu führen. Der amerikanische Bürgerkrieg wurde nicht zur Befreiung der Sklaven ausgetragen, Abraham Lincoln schrieb anfangs sogar, er würde die Sklaverei in Kauf nehmen, wenn die Union nur bestehen bleibe. Die US-Army zog nicht in Europa in den Zweiten Weltkrieg, um dort den Faschismus zu beenden – das war bestenfalls ein Nebenprodukt. Dass der Afghanistan-Krieg ein Befreiungskampf für die dortigen Frauen gewesen sein soll: Darf man da laut lachen? Die Russen schieben heute indes den Kampf gegen ukrainische Nazis auch bloß vor: So ein moralisches Motiv lässt sich nun mal gut verkaufen, ist aber kein Kriegsziel und schon gar keine Begründung, sich an einem Krieg zu beteiligen.

Solche Motive stellen die eigene Gerechtigkeit her, die notwendig wird, um den Gang zur Hölle, der jeder Krieg letztlich ist, vor den eigenen Bürgern und außenstehenden Dritten zu rechtfertigen. Sie sind Gerechtigkeitsbooster, die die eigene Motivation in ein wohlwollendes Licht rücken sollen. Notwendig sind solche Kniffe, weil es genau an dieser Gerechtigkeit mangelt, wenn man zu den Waffen greift – das hehre Motiv ist also eigentlich das Surrogat für ein ungerechtes Vorgehen. Der »gerechte Krieg« wird konstruiert, ersonnen und narrativ ausgestaltet – in der Realität gibt es ihn nicht, nur in Form einer Erzählung hat er seinen Platz in der Welt.

Was sind Staaten anderes als Räuberbanden? Dieser Satz wird dem heiligen Augustinus zugeschrieben, jenem Kirchenvater des ausgehenden 4. und eintretenden 5. Jahrhunderts, der von Nordafrika aus die Theologie seiner noch recht jungen Kirche prägte. Genau lautet dieser berühmte Satz folgendermaßen: »Wenn die Gerechtigkeit fehlt, was sind dann Reiche anderes als große Räuberbanden?« Er stammt aus seinem Werk »De civitate Dei«. Nun könnte man dieses Zitat auch auf den heutigen Iran münzen – gar kein Zweifel. Es trifft aber auch auf den Westen zu, wie er sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten in der Welt präsentiert hat. Mit Wegfall des Kommunismus als Konkurrenz hat er sich immer deutlicher als Cosa Nostra etabliert – als Interessensgemeinschaft, die ihrer Sache nachgeht, koste es, was es wolle. Dass das früher oder später Paten an die Spitze spült, die die Sprache dieser räuberischen Hegemonie nicht mehr verbergen, sondern auch noch selbstbewusst parlieren, darf nicht verwundern. Wer dauerhaft Gangstermethoden anwendet, spricht früher oder später wie einer.

Das Imperium im letzten Gefecht

Die Rhetorik des Halbseidenen, die die Menschenverachtung nicht verbirgt, sondern zum Gegenstand des Handelns und des Geschäfts erhebt, als seien Menschenleben nicht mehr als eine Transaktion oder ein Passus in einem Vertragsgebilde, kommt freilich nicht aus dem Nichts. Sie ist Produkt des Niederganges eines Imperiums. Die westliche Welt verliert den Anschluss im globalen Wettbewerb, ihre Deutungshoheit geht zunehmend verloren. Moralisch hat sie dem Planeten nichts mehr zu empfehlen, zu oft waren die »gerechten Kriege«, die die westliche Welt unter dem amerikanischen Weltpolizisten und Demokratie-Mullah führte, nichts weiter als Bereicherungsorgien für deren Eliten. Wirtschaftlich laufen andere Weltregionen den Technologiestandorten USA und Europa den Rang ab – dazu hat sich Europa auch noch ohne Not von der Möglichkeit einer eurasischen Zusammenarbeit abschneiden lassen.

Das antike Rom wurde stets von Familien geführt, die ein – sagen wir mal – sehr laxes Verhältnis zur Gerechtigkeit hatten. Es waren in der Mehrzahl räuberische Dynastien, die die Geschicke und Missgeschicke des Imperiums leiteten. In der Endzeit allerdings, als das Reich kurz vor der Spaltung stand und im Westen fast ganz verschwinden sollte, rissen nur noch räuberische Banden die Herrschaft an sich und verstanden Politik lediglich noch als eine Form, möglichst gute Geschäfte für sich selbst herauszuschlagen. Die alten Gangster wussten noch, dass der Plebs befriedigt sein musste, sonst flöge ihnen erst die Urbs – also die Stadt Rom – und dann das ganze Imperium um die Ohren. In der Endzeit spielte all das keine Rolle mehr, Rom war zur Beute geworden, zum Selbstbedienungsladen für Gangsterregenten.

Der Wertewesten formiert mehr und mehr regelrechte Gangsterregierungen, die ohne Schamgefühl klarmachen, worum es geht: Um den Kampf über die globale Macht – um die Sicherstellung der unipolaren Weltordnung. Dass das der Beginn einer Serie von letzten Kriegen sein könnte, spricht in diesem Westen kaum einer aus. Denn Schwarzmalerei ist unbeliebt in diesen Tagen. Und der Iran vermittelt jetzt ein gar prickelndes Gefühl, das wir fast schon vergessen haben in den letzten Wochen und Monaten: Wir sind die Guten! Und die Guten gewinnen immer – und wenn sie die Bösen heute noch leben lassen und morgen erst töten, dann ahnt man vielleicht unbewusst, dass Lucky Luciano und Carlo Gambino eigentlich ganz gute Seelen gewesen sein könnten.

Dieser Artikel erschien erstmals unter anderem Titel bei Manova.

Roberto De Lapuente

Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog »ad sinistram«. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs »neulandrebellen«. Er war Kolumnist beim »Neuen Deutschland« und schrieb regelmäßig für »Makroskop«. Seit 2022 ist er Redakteur bei »Overton Magazin«. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main.
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22 Kommentare

  1. Es gibt einen Unterschied zur Antike:
    die damaligen Eliten verschwanden auf Nimmerwiedersehen, als das römische Imperium implodierte.
    Die heutige Elite wird eher die ganze Welt in die Luft sprengen und die Menschheit gleich mit,
    als ihre Macht abzugeben – oder auch nur zu teilen.
    (mit Ausnahme ihrer selbst, für die ein Überleben auf Mond/Mars ermöglicht werden soll).

  2. die lügen der rechten („friedenspartei afd“) fliegen langsam auseinander:

    https://www.jungewelt.de/artikel/503660.afd-und-der-ukraine-krieg-offen-auf-kriegskurs.html

    da habt ihr die ganz offenen drecksfaschos, die man unter verschluss gehalten hat, um die afd für verzweifelte bürgerliche attraktiv zu machen. ich denke jetzt ist dann mal gut mit dieser art von „lektion“ für die regierung durch die stimmbürger. oder was auch immer die einbildung von den idioten war, die diese partei aus protest gewählt hatten. ich wiederhole mich: AfD = Deutsche Faschisten.

    1. Also sind einige AfDler und Nazis auf dem Niveau der Grünen (und Kiesewetter, Strack-Zimmerflak etc.) angelangt. Wait, what ..

      Wer die AfD je für eine Alternative gehalten hat, nunja ..

    2. Bei den Linken gibt es auch einen Herrn Gysi, Bartsch, van Aken, Ramelow, Gallert, Nagel, König-Preuss und viele andere. Es wurden Demos gegen Putin und zur Unterstützung der Ukraine von Linken Abgeordneten organisiert und sich auch solchen Demos anderer Parteien (Grüne/SPD) angeschlossen.
      Und diese Putinhasser und Ukraineunterstützer sind bei den Linken sogar oft die Anführer im Kampf gegen rechts. Fazit: wer Putin hasst und die Ukraine unterstützt ist links. Sind diese Linken auch Dreckfaschos, obwohl die sich als Antifaschisten bezeichnen? Die AfD wird auseinanderfallen, wenn Russlandhass und Ukraineunterstützung so wie bei den Linken dort überhand nimmt.

    3. Dukus Nukus: Noch einmal wieder die Frage: Was hat die AFD jetzt mit demArtikel zu tun?
      Lesen Sie sich doch erst einmal den verlinkten Artikel richtig durch! Zwei
      AFD Abgeordnete haben sich geräuspert und vom Influenzer will die AFD gar nichts
      wissen. Die AFDĺer Kraft und Schramm stehen vor einem Parteiausschlußverfahren,
      wegen ihrer, der AFD Linie widersprechenden Äußerungen.
      Das schreibt ein Grüner Troll wie Sie natürlich nicht.

      1. du hast schon recht, aber mal schauen was die grünen zu den „neuzugängen in spe“ sagen werden. allerdings sind das 2 nasen, die für viele andere nasen sprechen, sonst wäre das alles kein aufhebens wert. wenn sich nun der rechte teil der afd wieder verpisst weil z.b. auch keine remigration mehr und so zeug ODER der linke teil merkt wo er da eigentlich mitmacht bei all den kriegen ausser der ukraine, dann bin ich jedenfalls der lachende dritte, weil mir ist jede schwächung der AFD recht, den deutschen faschisten, die für jede art von ausbeutung für deutschland stimmen.

        1. Was dem einen eine AfD ist dem anderen eine Hamas! Einbahnstraßen als Sackgasse, toll! À propos, wo bleibt eigentlich unser aller Arthur vom hohen C? Traut er sich nicht, bei diesem Thema?

          Übrigens …
          schon mal aufgefallen, in AIPAC sind genau die gleichen Vokale enthalten wie in MAFIA. Zufall?

  3. Und die Paten behängen sich gegenseitig mit Ehrentiteln, um die Ehrenhafte Gesellschaft zu dokumentieren. Bei allem taucht dann die Fragevauf, wie schaffen wir es, diese ganze „ehrenwerte Gesellschaft“ hinwegzufegen, ohne dass alles den Bach abgeht.

    1. Sehr beliebt ist auch der Friedensnobelpreis für Massenmörder.

      Hat nicht Mileikowski den schon für das orange Ding vorgeschlagen?

  4. Das ganze großeuropäische Aufrüstungsprojekt ist ja auch nur ein besonders fetter „bust-out“, wie ich hier an anderer Stelle schon mal schrieb. Bust-out ist Mafiaslang für die kriminelle Übernahme der Kontrolle über ein Unternehmen durch Mitglieder mit Mafia, mit dem Ziel das Unternehmen auszuplündern und in den Ruin zu treiben. Wenn dann alles Vermögen der Firma extrahiert wurde, wird gerne als Schlussakkord auch noch das Gebäude abgefackelt, um die Versicherungssumme einzustreichen.
    Wie ein solcher „Schlussakkord“ im Kontext einer finalen Plünderung der Ressourcen der europäischem Volkswirtschaften aussehen könnte, bleibt momentan noch der Fantasie des Betrachters überlassen.
    Ich würde allerdings Merz und Trump nicht zu hoch ansiedeln in der Befehlskette der mafiösen Strukturen, für die sie arbeiten, höchstens auf der Ebene von Hauptmännern.

  5. „Wer noch Zweifel hat, welchen gemeinsamen Nenner Friedrich Merz und Donald Trump haben, der hat in der letzten Woche nicht gut genug auf die Rhetorik dieser beiden Herren geachtet. Sprachlich haben sie ihre Gemeinsamkeiten dargelegt: Während der deutsche Bundeskanzler über »Drecksarbeit« sprach, die die Israelis im Iran »für uns« verrichten, ließ sich der amerikanische Präsident als großzügiger Weltenlenker zitieren, als er sagte, dass »wir« heute Ali Khamenei, den obersten Führer und damit das Staatsoberhaupt des Iran, noch am Leben lassen würden – am heutigen Tag müsse er noch nicht sterben.“

    Den Leuten ist anscheinend nicht mal klar dass das alles letztendlich in den Geschichtsbüchern landen wird.

    Herr Lapuente

    ++++

    Und die vier Kreuze sind jetzt keine sizilianische Warnung (so wie Luca wird bald bei den Fischen liegen), sondern Ausdruck meines Allerhöchsten Respekts!

  6. Nicht nur die US Cosa Nostra gehört schon seit es sie gibt zur US Politik, das Organisierte Verbrechen insgesamt gehörte von Anfang an dazu. Ob Josef Kennedy, der Millionen mit der Lieferung von Alkohol an all die anderen Gangster zur Zeit der Prohibition, oder die Clintons als Assoziierte der Gambino Crime Family. Der einzige Unterschied, jetzt führen die Paten die Regimes der Staaten gleich selbst an. Ob Starmer. Micron, Merz oder Trump, sauber sind die Anführer der Regimes in NATOstan alle nicht, geschweige denn Seriös.
    Und natürlich ist an allem nur Putin schuld, wenn dem Starmer seine Streichboys sein Eigentum Abfackeln – Putin wars. Wenn sich Micron Starmer und Merz beim Koksen Erwischen lassen – Putin wars. Wenn in Deutschland die Industrie Abkackt – Putin wars. Wenn es Mißtrauen gegen die EU Korruptionskönigin gibt – Putin wars.
    So einfach sind unsere Despoten gestrickt, selbst die schlechteste KI wäre für deren Jobs besser geeignet.
    Von einem Herrn Hitler unterscheiden diese Leute sich nicht sonderlich, auch sie gehen über Leichen um ihre Ziele zu erreichen und auch einen Weltkrieg wollen sie führen.
    Leider sind solche Verbrecher immer erst hinterher ein Fall für den Strick, nie rechtzeitig.

  7. „Die westliche Welt verliert den Anschluss im globalen Wettbewerb, ihre Deutungshoheit geht zunehmend verloren.“

    versus

    „Wirtschaftlich laufen andere Weltregionen den Technologiestandorten USA und Europa den Rang ab.“

    Ich sehe hier folgenden Widerspruch: Nicht-westliche Staaten müssten, um ihrer neuen geistigen Vorreiterrolle gerecht zu werden, der Welt einen dritten Weg aufzeigen, angesiedelt irgendwo zwischen innerer und äußerer Sicherheit und Gerechtigkeit, traditionelle Werten und der Abkehr von Konsumismus und überbordender Technologie. Im Kontrast dazu eifern sie jedoch nur dem westlichen Modell hinterher.

    Ansonsten, schöner Text, die Mafia-Sprache fällt mir auch schon länger auf.

  8. Zumindest ist zu erkennen, dass der Herr Autor, ähnlich wie die Herren Merz und Trump, den prägenden medialen Einflüssen aus der Film- und Belletristikindustrie ausgesetzt war. Merz und Trump haben in ihrem frühen Erwachsenendasein garantiert die epochalen Filme des Paten, geschaffen von Mario Puzo und Francis Ford Coppola, genossen. Die Gestalt des Don Trump, Verzeihung, Corleone, als skrupelloser, knallharter, autokratischer, patriarchalischer Feudalfürst in seiner gelobten, neuen Welt der grenzenlosen Chancen, aka New York, fordert wohl manchen Schaumschläger geradezu zur Nachahmung heraus. Macht sich auch medial besser als ein schmieriger, hinterhältiger, ehrloser, verlogener Rechtsverdreher, Krämer, Mietwucherer, Erbsenzähler und Griffelspitzer zu sein. Es scheint, dass cinemaskopische Phantastereien in Wirklichkeit gelebt werden sollen und wollen. Werden in Folge zukünftig evtl. abgetrennte Pferde-, Menschen-, Hammel- oder Hundeköpfe als verschärfte, diplomatische Willensbekundungen dienen?

  9. Ist sich Roberto d.L. eigentlich darüber im Klaren, welche Buchstabensuppe er da so anrührt? Oder ist er sich darob sicher, dass die, die „ihrer Sache“ so sicher sind und wohl auch längst sein können, dass sie sich über ihn sogar schenkelklopfenderweise lustig machen können? Oder sollte es womöglich sein, dass jemand gar mal ein „der Sache“ nicht ganz so nahestehendes Medium wie beispielsweise deepseek. zu bemühen müssen glaubte? Indem er sein Projekt „Patenwirtschaft’ startete und mal alles in den passenden Thermomix stopfte, wessen ‚man“ allein an offenem Zugänglichem habhaft werden konnte. Alles per Verschwörungstheorievorwurf fürsorglich ins Lächerlich gezogene, als – Überraschung – verrucht antisemitisch Verdammtes, reichlich verharmlosende bis verdümmlichte Hollywoodstreifen, meist auf Basis von derben Langleylegenden und ‚declassified’ FBI-Archiven, tonnenweise präsenter, investigativer Literatur oder gleich ganzer TV-Serien zu allerlei ungeklärten ‚Cold Cases‘ à la Dallas, LA gleich mehrfach (Marilyn, RFK), die Kennedys mit ihren schier endlos sich fortsetzenden Dramen? Sollte es möglich sein, dass …

    Selbst der unbedarfte Laie – so wie meine Wenigkeit – kann, grabscht er sein weniges Wissen und Erinnerung zusammen, könnte sehr nachdenklich werden. Bedient er sich dann noch Digitalem wird auch gleich allerlei Erhellendes wenn nicht Erschreckendes daraus. Ein Einstieg via den Kennedys verbietet sich, da käme viel zu viel Schmutz an die Oberfläche. Man nehme nur mal stattdessen – und auch nur wahllos herausgegriffen – einen weniger bekannten Namen wie Meyer-Lansky. Nein, bitte noch nicht, nicht allein nach diesem Namen googeln, auch da wäre der Rest des Tages geliefert. Besser so wie hier einsteigen, danach kann man immer noch den Herrn direkt ausforschen, falls noch Interesse vorhanden, hehe.

    Google-Suchanfrage: Meyer Lansky Jabotinsky

    Ergebnis

    Übersicht mit KI

    Meyer Lansky, the American organized crime figure, had a complex relationship with Zionism and Israel, which included a connection to Ze’ev Jabotinsky. Lansky, often referred to as the „Mob’s Accountant,“ was a devout Zionist and even sought Israeli citizenship, though it was ultimately denied. Jabotinsky, a key figure in Zionist revisionism, had a strong influence on the movement, and his nationalist ideals resonated with some in the Jewish community, including Lansky. Lansky’s Zionism was a significant aspect of his life, even as he continued his criminal activities, and he is described as being as Zionist as Jabotinsky in his most fervent moments. 

    Here’s a more detailed breakdown:
    Meyer Lansky and Zionism: 
Lansky was a strong supporter of Zionism and Israel, and he actively pursued Israeli citizenship. He even sought refuge in Israel, though his attempts were ultimately unsuccessful. 

Jabotinsky’s Influence: 
Ze’ev Jabotinsky, the founder of Revisionist Zionism, advocated for a more nationalistic and assertive approach to establishing a Jewish state. His ideas resonated with some, including Lansky, who were attracted to the idea of a strong and independent Jewish homeland. 

The Connection: 
While not directly involved in Jabotinsky’s political movement, Lansky was clearly influenced by his Zionist vision and the ideals of a Jewish state. Lansky’s Zionism was a personal conviction that he carried throughout his life, even as he was involved in organized crime. 

Lansky’s Legacy: 
Despite his criminal activities, Lansky’s Zionism is a significant part of his story. His attempts to gain Israeli citizenship and his support for the country highlight the complex and multifaceted nature of his identity. 

    Hier sollte ich wohl besser den Abbruch der hochinteressanten Google-Abfrage vornehmen. Es reicht wohl!

    So, so, also, Donnerwetter aber auch! Und wer war nochmal der Adlatus alias Sekretär vom ‚Founder of Revisionist Zionism Wladimir Zeev Jabotinsky ‘ über Jahre? Genau, der Sohnemann von Rabbi Mileikowsky. Und wo ist der, der Benzion denn abgeblieben? Überhaupt nicht, der oder der Papa hat nur sich und seinen Nachkommen einen neuen Namen verpasst, bescheiden wie er war „der von Gott gegebene“ übersetzt ‚Netanjahu‘. Das sagt uns doch was, oder? Für weitere Nachforschungen empfehle ich dann doch noch mal die beiden Herren – M.-L. Und Wladimir Zeev Jabotinsky – separat unter die Lupe zu nehmen, es dürfte sich lohnen. Zu letzterem – so Google – verlautbart der Spiegel immerhin „umstrittener Vordenker und Vorbild von Benjamin Netanyahu“. Mach Sachen!

    Andere Baustelle, gefällig? Schon mal darüber gehirnt, warum unser ,Großer Bruder’, das Imperium, der Weltenretter , Herrscher nicht nur aller Reußen sondern auch sämtlicher Vasallen auch nach über 65 Jahren immer noch so einen Rochus auf die lütte Insel Kuba schiebt? Wegen dem Oberschurken Fidel vielleicht? Könnte es nicht eher so sein, dass man immer noch in ‚eigener Sache‘ mehr als nachtragend ist? Wo der eine (s.o.) bibelfest auch nach 2000 Jahren alles daran setzt, wieder einst heimatliche Scholle zurückzuerhalten, werden doch auch die Nachkommen ansonsten erfolgreicher „Investoren“ nicht nur davon träumen wollen, einst verlorene reiche Pfründe wieder zu reacquirieren? Papperlapapp? Auch hierzu mal ‚Meyer-Lansky‘ mit ‚Havanna‘ kombiniert auf Google filtern, Staunen ist angesagt. Es gibt zur causa – oder muss ich ‚cosa‘ sagen – sogar einen Film (Havanna) und einen separaten Wiki-Eintrag (Havanna-Konferenz). Und, was war – früher einmal – das Kerngeschäft dieses ehrgeizigen Investorenclubs? Genau: Casinos – Start unstrittig in Las Vegas, später dann eben u.a. insbesondere auf der Zuckerinsel. Es soll ja auch mal geradezu eine Kette davon auch in Atlantik-City und New York gegeben haben. Die haben aber wohl kaum etwas mit dem hier behandelten Thema zu tun, ganz gewiß nicht. Schließlich sind die Meisten davon längst bankrott oder vom Töchterchen oder anderen freundlichen Menschen übernommen. Der ehemalige Besitzer, der hat jetzt anderes zu tun. Zusammen mit einem langjährigen Freund – Kosenamen Bibi – ein Serviceunternehmen für allerlei Drecksarbeiten zu leiten, was sonst?

    Zwei Dinge noch, zum Abschluss! Zwar war es kein beabsichtigter Promotion-Film „pro Mafia“, das Filmchen mit Marilyn nebst Freundin. ‚Blondinen bevorzugt’, ein roter Hering vielleicht? Wenn man es genau nimmt anscheinend schon. Zur umfassenden Entlastung vielleicht? Bei soviel übergebretzeltem unwahren Schmutz wie hier von Roberto und Mischa verabreicht. Die ‚cosa nostra‘ und wie sie alle heißen, sind doch alle sooo nette Leute und lustig, human sowieso, die wollen doch alle nur spielen. Ihr richtiger Name? So wie im Film – „Freunde der italienischen Oper“. Denen kann man doch gar nicht böse sein, auch wenn Bigboss „Kleiner Napoleon“ alles andere als lieb ist und gelegentlich ausrastet.

    Die zweite ‚Angelegenheit‘ allerdings stimmt mich nach wie vor mehr als nachdenklich, wo doch selbst intensive Recherchen einfach nur mißlungen sind. Ist so zwei Dekaden her, könnte – zugegeben – auch ein ‚hoax‘ gewesen sein. Aber damals gab es ja noch keine AI. Ein veritables Mitglied des Oberhauses im UK, dem House of Lords, hielt – wie ich mich noch gut zu erinnern vermag, den Namen allerdings vergessen – eine Rede im besten J’accuse-Stil zum Thema Mafia. Die Mafia plane – so verlautbarte er, ziemlich glaubhaft – einen pekuniären Anschlag auf das international Finanzsystem, es ginge um Milliarden – so hieß es – alles könne zum Erliegen kommen. Da stand er – der Lord oder war es ein Earl? – allein zwischen den Bänken, wie ein hochinfektiöses Bakterium im Agar. Nein, das Video auf YouTube konnte ich – obwohl ab und an immer wieder danach gesucht – nie wieder auffinden. Auch nie wieder was von besagtem Lord vernommen, seltsam.

    



  10. Der war jetzt ein netterer Beitrag mit durchaus zutreffenden Beobachtungen. Ich teile mehrere Punkte freilich nicht unbedingt und muss auch sagen, dass ich bei der Überschrift erst an Fußballer und nicht an Mafiosi gedacht habe. 🤣 Ein paar Mitforisten haben auch zurecht die Frage gestellt, was an dem Befund überhaupt so neu sei.

    Doch mal zur Räuber-Metapher:

    Was sind Staaten anderes als Räuberbanden? Dieser Satz wird dem heiligen Augustinus zugeschrieben, jenem Kirchenvater des ausgehenden 4. und eintretenden 5. Jahrhunderts, der von Nordafrika aus die Theologie seiner noch recht jungen Kirche prägte.

    Dieser Satz mag ihm zugeschrieben werden, aber er ist älter. Er findet sich bereits – Lateiner wissen mehr!1!! – in Ciceros De Republica, auf die sich Augustinus stützt:

    Genüsslich zitiert Augustinus einen Seeräuber im Disput mit Alexander dem Großen, überliefert von Cicero (de re publica 3, 14.):

    “Hübsch und wahr ist der Ausspruch den ein ertappter Seeräuber Alexander dem Großen gegenüber getan hat. Auf die Frage des Königs, was ihm denn einfalle, daß er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: ‘Und was fällt dir ein, daß du den Erdkreis unsicher machst? aber freilich, weil ich es mit einem armseligen Fahrzeug tue, nennt man mich einen Räuber, und dich nennt man Gebieter, weil du es mit einer großen Flotte tust.”

    Und vermutlich wird der Satz auch schon von anderen, lange vor den Zeiten von Augstinus, Cicero und Alexander, ausgesprochen worden sein. Warum? Weil der Befund, dass Staaten Räuber – oder gar schlimmeres als Räuber – sind, schlicht bereits jenen Menschen aufgefallen sein muss, die in den ersten Staaten oder staatenähnlichen Gemeinschaften der Welt lebten / leben mussten. Nur sind uns wohl aus jenen lange vergangenen Zeiten kein Sprechakte oder Schriftstücke überliefert.

    Doch an sich ist der Befund ja trivial – Staaten sind Organisationen, die auf Gewalt basieren und diese tagtäglich ausüben. Der Staat und die in und durch ihn Herrschenden greifen täglich nach dem Körper, den Köpfen und dem Geld der Untertanen. Diese werden versklavt und geknechtet – durch Kriegs-, Fron-, Arbeits- und sonstige Dienste – ausgeraubt – durch Steuern, Abgaben, Versicherungsbeiträge etc. – überwacht – ob durch klassische Spitzel oder moderne IMSI-Catcher oder Palantir – erzogen – durch Schule, Tempel und sonstige – und vieles andere mehr. Das ist das übliche Staatstreiben, Tag für Tag. Und in jedem Staat. Manche sind dabei räuberische als andere, aber nicht jeder „Räuber“ ist ja auch einer vom Schlage eines sogenannten „Robin Hood“. Die Mehrheit der Leute, der Untertanen, hat aber offenkundig mit genau diesem Staatstreiben keine Probleme – sie rückt brav die Sparschweinderl raus („Ich zahle gerne Steuern für unser Gemeinwesen“), liest dankbar die Regimepropaganda, lässt sich für eine Wurst impfen, glaubt den gerade ausgegebenen Mythen („Bei uns kann jeder seine Meinung sagen“), fürchtet sich vor den gerade en vogue seienden Ängsten und Feinden („Der Putin! Der Kinäas! Die Mullahs!“) und gibt ihre Körper in der Regel freiwillig her („Süß und ehrenvoll ist es für das Vaterland zu sterben“). Das nannte de la Boétie schon vor Jahrhunderten die „freiwillige Knechtschaft“. Die Leute brummeln hier und dort – aber am Ende des Ganges gehen sie dann doch alle wählen. Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur zwei Kreuz’…

    Allerdings, und das hat Tolstoi herausgearbeitet, gibt es schlussendlich gwisse Unterschiede zwischen einem Staat und einem Räuber. Ich würde sogar sagen, es ist ziemlich unverschämt einen Staat mit so ehrenwerten Leuten wie den Angehörigen einer Ganovenbande zu vergleichen. Lesen Sie selbst:

    Der deutsche Denker Eugen Heinrich Schmitt, der in Budapest die Zeitung „Ohne Staat“ herausgab, veröffentlichte in dieser Zeitung einen nicht nur in der Form, sondern auch in der Idee kühnen und richtigen Aufsatz, in welchem er sagte, daß die Regierungen, wenn sie ihre Existenz damit rechtfertigten, daß sie ihren Untertanen eine gewisse Sicherheit garantierten, sich darin in nichts von dem kalabrischen Räuber unterschieden, der alle diejenigen mit einem Tribut belegte, die gefahrlos die Wege befahren wollten. Schmitt wurde wegen dieses Aufsatzes vor das Gericht gestellt, aber die Geschworenen sprachen ihn frei.

    Wir befinden uns so sehr unter der Hypnose der Regierungen, daß ein solcher Vergleich uns als eine Übertreibung, ein Scherz, ein Paradoxon erscheint, und doch ist es kein Paradoxon, kein Scherz, und der Vergleich ist nur darum unrichtig, weil die Tätigkeit aller Regierungen um viele Male unmenschlicher und vor allem schädlicher ist, als die Tätigkeit des kalabrischen Räubers.

    Der Räuber plünderte hauptsächlich die Reichen, die Regierungen aber plündern hauptsächlich die Armen, die Reichen aber, die ihnen bei ihren Verbrechen behilflich sind, beschützen sie.

    Der Räuber riskiert bei Verübung seines Handwerks sein Leben, die Regierungen aber riskieren gar nichts, sondern bauen ihr Handwerk auf Betrug und Lüge auf.

    Der Räuber zwingt niemand, in seine Bande einzutreten, die Regierungen aber werben ihre Soldaten meistenteils gewaltsam an.

    Bei dem Räuber erhielten alle Tributzahlenden die gleiche Garantie der Sicherheit, in dem Staate aber: je mehr einer sich an dem organisierten Betruge beteiligt, um so größere Sicherheit genießt er und um so größeren Lohn erhält er.

    Der größten Sicherheit erfreuen sich die Kaiser, Könige und Präsidenten — immer sind sie von einer Sicherheitswache umgeben — und sie geben am meisten von allen das Geld aus, das den besteuerten Untertanen abgenommen wird. Dann kommen, je nach größerer oder geringerer Beteiligung an den Verbrechen der Regierungen, die Generalfeldmarschale, Minister, Polizeipräsidenten, Gouverneure und so bis zu den Schutzleuten, die die geringste Sicherheit und den geringsten Lohn erhalten. Derjenige aber, der an den Verbrechen der Regierungen gar nicht teilnimmt, indem er den Dienst, die Steuern, die Gerichte ablehnt, der wird, wie bei den Räubern, vergewaltigt.

    Der Räuber demoralisiert nicht absichtlich die Menschen, die Regierungen aber demoralisieren zur Erreichung ihrer Ziele ganze Geschlechter von Kindern und Erwachsenen durch lügnerische religiöse und patriotische Lehren. Vor allem aber kann sich kein Räuber — kein Stenjka Rasin, kein Cartouche — an Grausamkeit, Mitleidslosigkeit und Raffiniertheiten den Martern verglichen, nicht nur nicht mit den durch ihre Grausamkeit und ihre Übeltaten berühmten Herrschern, wie Iwan, der Schreckliche, Ludwig XI. Elisabeth usw., sondern auch nicht mit den jetzigen konstitutionellen und liberalen Regierungen mit ihrer Einzelhaft, ihren Disziplinarbataillonen, Niederwerfungen von Aufständen und Metzeleien im Kriege.

    Zu den Regierungen, wie zu den Kirchen kann man sich nicht anders verhalten, als entweder mit anbetender Ehrfurcht oder Abscheu. Solange der Mensch nicht begriffen hat, was die Regierung oder die Kirche ist, kann er sich diesen Institutionen gegenüber nicht anders verhalten, als mit Ehrfurcht. Solange er sich durch sie leiten läßt, muß er aus Eigenliebe glauben, daß das, wodurch er sich leiten läßt, etwas Elementares, Großes und Heiliges sei; sobald er aber begriffen hat, daß das, wodurch er sich leiten läßt, nichts Elementares oder Heiliges ist, sondern nur ein Betrug von Seiten schlechter Menschen, die unter dem Vorwande einer Leitung ihn zu ihren persönlichen Zwecken ausnutzen, — sobald er das begriffen hat, wird er diesen Menschen gegenüber nichts anderes als Abscheu empfinden können, und zwar um so stärker, je wichtiger die Seite des Lebens war, nach der er sich hatte leiten lassen.

    Staaten, gerade westliche Imperialstaaten, mit Räubern zu vergleichen, täte vielen Räubern offensichtlich arges Unrecht.

    Nun könnte man dieses Zitat auch auf den heutigen Iran münzen – gar kein Zweifel.

    Man kann es auch lassen.

    Denn das ist ja ein Binse – das erkennt der Chefred ja selbst.

    Doch entweder redet man bei seiner Staatskritik auch über alle Staaten – und dann fängt man am besten mit dem vor seiner eigenen Haustüre an – oder man lässt es eben bleiben. Sich nur auf pöse „Schurkenstaaten“ zu kaprizieren, bedeutet an irgendwelche „Heldenstaaten“ zu glauben. Staaten sind aber wie gezeigt keine „weißen Ritter“ oder „guten Hirten“. Und dann über die Mordbrennertaten des „guten Vadder Staats“ dahoam stets die Lippen zu versiegeln oder sie sogar energisch abzustreiten, während man auf Kuba, Russland oder wen auch immer eindrischt – ist widerlich. Und meistens bloß Ausdruck von Rassismus. Jawohl – Rassismus! Dazu gleich.

    Doch bleiben wir mal bei der Räuber-Metapher. Nun, „die“ Räuber gibt es ja gar nicht – das ist eine heterogene Welt mit ganz unterschiedlichen Typen und Motiven. Und auch zwischen den Staaten gibt es strukturelle Unterschiede. Man kann imperialistische Kolonialstaaten nicht einfach mit kolonisierten Staaten gleichsetzen. Dann bräuchte man gar nicht mehr über Kolonialismus und Imperialismus reden und könnte diese Begriffe in die Tonne kloppen – den Rechten würde es sicher gefallen. Natürlich üben beide Staatentypen Unrecht und Gewalt aus – das ist ja nun mal das Wesen eines jeden Staates. Natürlich sind beide zu überwinden, das ist bekannt. Aber man muss doch anerkennen, dass die westlichen Gartenbewohner eben noch ein paar spezielle Features mitbringen – angefangen beim Rassismus.

    Kolonialstaaten sind durchzogen von rassistischer Ideologie. Sie, die edlen Gartenbewohner, betrachten die kolonisierten beziehungsweise zu kolonisierenden oder sonst wie einzuhegenden Völker in der Peripherie, die Dschungelbewohner, nun mal als inhärent minderwertig. Sie ziehen eine Trennlinie zwischen sich und den Anderen da drauße – eine Trennlinie, die sich in bestimmten institutionellen Strukturen und Akten materialisiert. Was sich dann in einem Wust aus abwertendem Sprech, Diskriminierung, speziell für die Dschungelbewohner designten Institutionen, kulturalistischen Normen, Geboten und vielem mehr widerspiegelt und mit jeder Menge „Wissenschaft“, „Menschenrechte“, „Glaube“ und sonstigem „rechtlichem“ (sprich: moralischem) Tralala begossen wird. Und solche Strukturen sind eben grundlegend für das Tun und Treiben der kolonisatorischen Westler. Wem das beim westlichen Diskurs über den Iran oder Russland oder dessen Treiben auf der Welt nicht auffällt, dem ist nicht zu helfen.

    Es war ja schon damals ein Unterschied, wenn Österreich-Ungarn gegen – was weiß ich – Preußen oder Italien Krieg führte – oder eben gegen die minderwertigen „Tschuschen“ auf dem Balkan (Serbien lief damals zum Beispiel in den Außenministerien von Wien, London und anderswo unter „Orient“). Der Kolonialkrieg und Aufbau einer Kolonie geht fast immer mit der radikalen Zerstörung der autochthonen Kulturen, Sprachen, Lebensweisen und vielem anderen mehr vor Ort einher. Diese fremde, koloniale Staatsherrschaft ist schlicht strukturell anders als die eines Staates, der über „seine“ Bevölkerung herrscht oder über die eines als gleichwertig anerkannten Feindlandes. Der Umgang mit einer blonden, evangelischen Dänin im deutsch-besetzten Dänemark war ein anderer als der mit einer Bewohnerin in den deutsch-besetzten Teilen der Sowjetunion. Die Dänin war Angehörige eines „arischen Bruderlandes“, das man kontrollieren, vielleicht später auch in ein „Germania Magna“ einzugliedern gedachte. Aber als gleichwertig empfand. Die Sowjetfrau dagegen war niederrassische Bewohnerin eines Landes, das kolonialisiert und vernichtet werden sollte – sie war Untermensch. (Und gleich drei Mal anders war der Umgang, wenn die Sowjetfrau auch noch Jüdin oder Parteimitglied oder sogar Jüdin und obendrein Parteimitglied war – das war dann die gesteigerte Auslöschungsperspektive mit Mehrfachmarkierung. Hier überschnitten sich kolonialer Rassismus, Antikommunismus und Antisemitismus und vermengten sich zum widerlichsten deutschen Gebräu.)

    Der Kolonialherr ist ein Besatzer mit besonderer Ausprägung und Nilpferdpeitsche. Er zerstört einfach links und rechts von sich Völker, Sprachen, Religionen, soziale wie ökonomische Strukturen und noch vieles andere mehr – oder er erfindet sie. Schöpferische Zerstörung – auf ihre ganz eigene Weise. Das Bosnische zum Beispiel ist nicht einfach vom Himmel gefallen – an dessen Institutionalisierung hatte die habsburgische Besatzung und Kolonisierung jener Balkanecke entscheidenden Anteil. Es ist nicht unbedingt eine „Kunstsprache“ (welche Sprache ist das letztlich nicht irgendwo), es hat seine Vorgeschichte(n). Aber seine spezifische (Er)findung oder Förderung als eigenständiges Idiom war Teil einer größeren Strategie Wiens, das neu gewonnene Land kulturell, ökonomisch und sonstig zu durchdringen, dem Kolonisator dienende Identitäten zu formen und anti-habsburgische Widerstände zu zerschlagen. Das war divide et impera 101: Wien wollte gezielt vermeiden, dass sich Serbisch oder Kroatisch (hier wurde bereits das Serbokroatische aufgestückelt) zur Dominante aufschwangen – gerade, um nationalistische, der Besatzung feindlich gesinnte Strömungen in Schach zu halten oder im Keim zu ersticken. Eine geeinte „südslawische Sprache“ hätte leicht der Nukleus einer breiten Widerstandsideologie sein können, die katholische „Kroaten“, orthodoxe „Serben“ und muslimische „Bosniaken“ verbunden hätte. Durch die Förderung eines „bosnischen“ Idioms wurde dagegen die Eigenständigkeit der muslimischen Bevölkerungsteile katalysiert und diese religiös-ethnische Aufteilung vorangetrieben / vorgezeichnet. Mit Folgen bis heute.

    Und bis heute haben auch die Dschungelbewohner auf internationaler Ebene eine geringere Legitimität und Qualität als die Bewohner des Garten Eden Europa. Mit ihnen wird anders verfahren als mit gleichwertig erachteten, mit als Menschen anerkannten, Bewohnern anderer Orte. Wenn von „der Weltgemeinschaft“ die Rede ist oder „der internationalen Ordnung“ – dann ist damit heute immer der Westen gemeint und die Ordnung der „goldenen Milliarde“.

    Sie ist Produkt des Niederganges eines Imperiums. Die westliche Welt verliert den Anschluss im globalen Wettbewerb, ihre Deutungshoheit geht zunehmend verloren. Moralisch hat sie dem Planeten nichts mehr zu empfehlen

    Das wiederum klingt mir zu sehr nach dem alten Abgesang Spenglers. Da wird getan, als würde es morgen oder übermorgen ja vorbei sein mit dem Westen. Ist das so? Ist das erwartbar? Und: wäre es schlimm? Da klingt fast Trauer auf, eine Sorge auch, dass dann die Dschungelbewohner kämen und übernähmen. Würden die denn heftiger wüten als die Westler? Oder wäre es unverständlich bei der Vorgeschichte? Wären das etwa die „neuen Hunnen“, denen man die „spätrömische Dekadenz“ der westlichen Soldatenkaiser – jetzt nur echt mit 1000 Panzern, die gegen Russland rollen – vorziehen muss? Oder wäre der Untergang des Westens nicht vielleicht eine Chance? Steht der Untergang überhaupt an oder ist nicht eher eine Transformation zu erwarten – auch das Weströmische Reich ging ja nicht unter. Das glauben die Rechten. De facto erkannte man bereits vor Jahrzehnten, dass sich die Mittelmeerwelt schlicht wandelte. Und am Bosporus dauerte es ohnehin weitere tausend Jahre bis Ostrom verschwand – oder auch nicht. Die sogenannten Rum-Seldschuken – nun sie hießen „Rum“, nicht wegen Lust auf Schnaps oder Ruhm, sondern weil sie sich auf „Rum“ bezogen. Weil sie sich als Nachfolger der „Römer“ (also Byzantiner) sahen. Anspruch auf sein (früheres) Territorium und sein Prestige erhoben (genau wie die Osmanen). Und viele seiner Errungenschaften, Erzeugnisse und Erfindungen übernahmen (vice versa).

    Die eigentliche Gefahr liegt viel eher in dieser die westlichen Eliten und Entscheider umtreibenden Angst vor dem Abstieg. Vor der unvermeidlichen globalen Transformation. Ein Kolonialherr kann es nämlich nicht verkraften, dass sein Badetuch von der Liege gezogen wird oder er gar von der Liege in den Pool geschubst werden könnte. So was darf nur er. Andere toleriert er nicht neben sich, geschweige denn in seinem Orbit. Dann schlägt er wild um sich. Und darin liegt die Krux – der von Untergangsangst zerfressene Westen, unfähig zur Transformation, überzieht den Rest der Welt mit noch mehr Gewalt und Zerstörung, in der verzweifelten Hoffnung dadurch seine Omnipotenz zu erhalten beziehungsweise zurückzugewinnen.

    Davon abgesehen stellt sich auch die Frage, ob es wirklich schlimm wäre, wenn man anderen moralisch nichts mehr zu empfehlen hätte. Von Moralin wegzukommen erscheint mir vielmehr als eine sehr sinnhafte Entziehungskur.

    Der Wertewesten formiert mehr und mehr regelrechte Gangsterregierungen, die ohne Schamgefühl klarmachen, worum es geht

    Aber war das früher anders? Galt etwa zu den „goldenen BRD-Zeiten der 1970er“ nicht bereits: Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt! Hat die gute Regierung Brandt nicht die Chilenen unter den Bus werfen geholfen (oder eher: zeigte sich nicht damals schon, dass das keine monolithischen Akteure sind, wenn einige Teile einer Regierung unterrichtet sind und andere nicht?)? War der werte Herr Frahm nicht am Abwürgen der Rosenrevolution in Portugal beteiligt? Bonn hat doch bloß die gute alte deutsche Blutspur des Zweiten und Dritten Reichs fortgesetzt – und ebenfalls ohne Schamgefühl klargemacht, worum es ihr geht. Von den südamerikanischen Diktaturen, über Salazar und Obristen, Golfplutokraten, Mudschaheddin, Schah und Tralala bis Suharto und über halb Afrika und den finsteren Ostblock zurück auf die heimische Straße.

    Was ist da heute qualitativ anders? Waren es früher westdeutsche „Gentleman-Räuber“? War früher mehr Lametta – aber weniger Moralin? Ich sehe da offengestanden keine großen Unterschied. Außer vielleicht, dass die Erinnerung an früher bei zu vielen verblasst, verdrängt oder aufgrund des Unglücks der späten Geburt nie ausgebildet worden ist (Stichwort: Grün*innen und Linkende Kinder im Bundestag heute). 🤷‍♂️

    1. Vor ’89 musste man im Westen noch so tun, als ob, damit die dummen Schäfchen nicht dem roten Wolf zum Opfer fallen oder selbst auf unkeusche Gedanken kommen. Es gab auch noch kein Netz und Souschelmidia mit einer gigantischen (Des-)Informationsflut rund um den Globus. Vieles blieb im „Dunkel der Zeit“. Seither wurde es aber immer freimütiger. Jetzt glauben sie, auch noch die letzten Masken fallen lassen zu können. Es gibt ja keine echte Opposition mehr, zumindest keine, die annähernd in der Lage wäre, Handtuch und Liege zu kriegen, um selbst darauf Platz zu nehmen.

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