Mehr „Sauerland“ wagen – mit Friedrich Merz?

Friedrich Merz am 30. Januar im Deutschen Bundestag zum Entschließungsantrag der CDU/CSU-Fraktion über eine Verschärfung der Migrationspolitik. Er wurde mit knapper Mehrheit mit den Stimmen der AfD angenommen. Screenshot aus dem DB-Video.

Ein links-katholischer Kommentar – nicht ohne sauerländischen Heimatsinn.

 

Das „kölnische Sauerland“, meine Geburtsheimat, hat mich zeitlebens nicht losgelassen; eine ganze Bibliothek habe ich ihm vom rheinischen Exil aus gewidmet. Zur Geschichte gehörte ehedem die Magie einer katholischen Landschaft, ein noch in meiner Kindheit auf Schritt und Tritt mit religiösen Vollzügen durchwirkter Alltag. Von Schönheit und Elend müssen wahrhaftige Chronisten reden. Zur Schattenseite der heute gottlob pulverisierten Kleriker-Herrschaft zählten u.a. abgründige Sexualängste und die z.T. bedrückende Enge des Milieus.

Vom „Gender-Unfug“ wusste man tatsächlich die meiste Zeit nichts. Auch eine erwachsene Frau wurde in der alten Mundart als Neutrum – als Sache – angesprochen („das Maria“, „das Lisabeth“). Der plattdeutsche Sprichwortschatz verkündete: „Weibersterben? Kein Verderben! – Viehverrecken: das bringt Schrecken!“ Die bedeutsamste Mundartlyrikerin schrieb in ihrer Jugend einen hochdeutschen „Roman“ wider die Unterdrückung der Frauen, der aber nur im Ruhrgebiet als Zeitungs-Serie erscheinen konnte …

Nach dem legendären Bundespräsidenten Heinrich Lübke (1894-1972), der übrigens als Katholik eine wirklich solidarische „Entwicklungshilfe“-Politik der jungen Bundesrepublik anstrebte, will dieser Tage ein anderer Sauerländer endlich Kanzler von Deutschland werden. Seit Dezember 2024 empfiehlt Friedrich Merz: „Mehr Sauerland für Deutschland!“ Angesichts seiner aktuellen Eskapaden im Parlament, die – ohne Rücksicht auf Verluste – der blau-braunen Rechtsaußen-Fraktion zugutekommen, fragen sich jetzt selbst Kirchen und Bürgerliche – auch traditionsbewusste „fromme Sauerländer“ – was das denn heißen soll.

Wohl kaum gemeint ist bei den Merz-Machern eine ausgesprochen katholische Politik, die im Sinne des Bischofs von Rom: die Gleichgültigkeit angesichts des globalen Flüchtlingselends durchbricht; den Armen (statt den finanzkapitalistischen Machtzentren) zu Diensten steht; dem ökologischen Ernstfall auf unserem Planeten oberste Priorität einräumt; dem esoterischen Aberglauben, es könne im Atomzeitalter so etwas wie „gerechte Kriege“ geben, mit einer auf den ganzen Erdkreis schauenden Friedensagenda entgegentritt. Nein, nein, bei diesen Themen hört man ausnahmslos schroffe Gegenthesen …

Die kommerziellen Phrasen des Heimatmarketings, die im Sauerland wie anderswo ohne wirkliche Inhalte zuverlässige „Identitäten“ einer Region vorgaukeln, scheiden bei der „Mehr Sauerland“-Wahlkampagne wohl auch aus (sofern es nicht ums Sprüche-Klopfen gehen soll). Bezogen auf die substantielle Geschichte der Landschaft lässt sich dann aber bei der besagten Parole an höchst gegensätzliche Komplexe denken:

Sauerlandschauplatz: Soziale Gerechtigkeit und Kapitalismuskritik

Einstmals diente die katholische Christenpartei im südlichen Westfalen dazu, die kleinbäuerlichen Habenichtse dazu zu bewegen, die Sachwalter der Besitzenden und Hochwohlgeborenen zu wählen. Doch dann sorgten katholische Arbeiter erfolgreich dafür, dass – früher als in Nachbarlandschaften – ein Anwalt ihrer Klasse als Zentrumskandidat aufgestellt wurde.

Der erste katholische Priester, der im 19. Jahrhundert in Deutschland positiv das Werk von Karl Marx rezipiert hat, stammte aus dem Sauerland! Es folgten „rote Kapläne“ und geistliche Sozialreformer im Reichstag, die das ganze Land kannte. Namentlich in der Geburtsheimat von Friedrich Merz meldeten sich später nach dem Rechtsschwenk der Zentrumspartei um 1928 linkskatholische Antikapitalisten auf hohem Reflexionsniveau zu Wort. Was hieße nun hier „mehr Sauerland wagen“?

Sauerlandschauplatz: Militarismus und Friedenslandschaft

Als die Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts das jahrhundertelang von den fernen Kölner Erzbischöfen regierte katholische Sauerland unter ihre Herrschaft nahmen, wollte den Sauerländern das Soldatensein partout nicht gefallen. Viele desertierten, um nicht für die neuen Herren totgeschossen zu werden. Die Militarisierung der einverleibten „Neupreußen“ vollzog sich erst über das von oben eingerichtete Kriegervereinswesens, aber nicht flächendeckend. Bei den „kleinen Leuten“ hielt sich sehr lange eine antimilitaristische Mentalität.

Während der Weimarer Republik war das Sauerland geradezu eine Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken (FdK). Bei den Leitgestalten gingen Pazifismus und Antifaschismus stets Hand in Hand. Auf die Friedenslandschaft Sauerland kann sich nicht nur ein katholischer Sozialist wie der Verfasser dieses Kommentars berufen; kirchlich ausgerichtete Christdemokraten, die in der Landschaft noch keineswegs ganz ausgestorben sind, halten die diesbezüglichen Überlieferungen ebenfalls hoch.

Sauerlandschauplatz: Gegensätzliche „Vorbilder“ im deutschen Faschismus

Auch für den nachfolgenden historischen Abschnitt müssen wir uns entscheiden, was das heißen soll: „Mehr Sauerland für Deutschland“? Hitlers adeliger Steigbügelhalter Franz von Papen (Zentrumspartei) stammte aus Werl im Heimatgebiet kurkölnisches Sauerland. Hitlers katholischer Staatsunrechtler Carl Schmitt war auch Sauerländer, ebenso der erste röm.-kath. Priester mit einem Parteibuch der NSDAP

Vor 1933 konnten die Nazis in kaum einem Dorf des kurkölnisch-katholischen Landschaftsteils Fuß fassen. Doch dann stellten sich auch machtbewusste (ehemalige) Zentrumspolitiker vor Ort dem NS-System zur Verfügung und hielten Reden im Sinne der „neuen Zeit“ – darunter übrigens der Großvater von Friedrich Merz.

Anders orientierte Sauerländer blieben zumindest unangepasst oder widerborstig. Der harte, überschaubare Zirkel katholischer Fundamentalisten verbot für die eigenen Kinder das Tragen der braunen Uniform der „Feinde Christi“. Fast jede Kommune kann sich an einen „Zeugen“ erinnern, der von den deutschen Faschisten ermordet worden ist.

Demokratische Verantwortung heute

Was die Voreltern einst taten, das kann niemanden als Person belasten oder – im entgegensetzten Fall – ehrenvoll auszeichnen. Aber welchen „Vorbildern“ wir folgen, wie wir selbst heute uns stellen und agieren, dafür müssen wir Verantwortung übernehmen.

Eine säkular-konservative (bzw. deutschnationale) Politik, die jetzt im Wahlkampf 2025 Angst vor „zu viel Migration“ verbreitet und so mit den noch extremeren Hetzern paktiert, dient nicht nur der Befriedigung persönlicher Machtpläne. Sie verschleiert vor allem die Widersprüche, die die Menschen wirklich Tag für Tag schmerzlich spüren und die dennoch nicht zur Sprache kommen sollen, wie: desolate Infrastrukturen – kaputtgespart besonders zulasten von Kindern, Jugendlichen, Alten und Kranken; unbezahlbare Mieten und fehlender Wohnraum; ein maroder Schienenverkehr (was pausenlos volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet und Aggressionen produziert) … und nicht zuletzt die irrationale Reichtumsansammlung bei wenigen Individuen unter rasantem Anstieg der Armut, was mit „Demokratie“ nicht mehr zusammengereimt werden kann (in Bayern scheint es jetzt schon als staatsfeindlich zu gelten, wenn eine Pädagogin von „Profitmaximierung“ zulasten der Lebensgrundlagen aller Menschen spricht – ein schöner „Freistaat“).

Auf überkommene „sauerländische Traditionen“ kann sich eine Hetzpolitik der Reichenlobby aber ganz sicher nicht berufen, wie Herr Deckers von der bedenklich verrutschten FAZ mit seiner Schelte „Kirche auf Abwegen“ (FAZ, 30.1.2025) wohl richtig erahnt. Im letzten Jahrzehnt haben im Sauerland allerorten Gemeinden, Frauen und Männer unglaubliche Solidarität mit Flüchtlingen unter Beweis gestellt – zum Nutzen aller Beteiligten. Noch kirchlich geprägte Kommunalpolitiker*innen waren zuverlässige Aufklärer wider die destruktiven Manöver der Rechten.

Ein christdemokratischer Regierungspräsident hat mir – dem Linken – 2018 das Geleitwort für ein regionales Sauerland-Geschichtswerk gegen Rechts verfasst. (Im Folgejahr wurde dann in Hessen ein anderer Regierungspräsident, der couragierte CDU-Politiker Walter Lübcke, von Rechten ermordet.)

Ich selbst bin geprägt durch einen frommen, aber nicht bigotten Vater. Als vor über einem halben Jahrhundert Zuwanderung aus anderen Erdteilen im Hochsauerland erstmals sichtbarer wurde, vermittelte er seinen sechs Kindern durch eigenes Beispiel (u.a. im Heizungsbau-Handwerksbetrieb) das maßgebliche Fundament des Katholischen: die Bezeugung der – unteilbaren – Einen Menschheit auf dem ganzen Erdkreis.

Erst später konnte ich erforschen, dass der früheste Schriftleiter des Sauerländer Heimatbundes eine dem entsprechende „Heimatprogrammatik“ schon in den 1920er Jahren entfaltet hat. Falls demnächst die Hetzer regieren, wird es wohl endgültig düster in Sachen Asyl-Grundrecht (Verfassung!), Zuwanderung und Integration. Dann aber würde alsbald die Zeit kommen, in der jeder klare Kopf sagen muss: „Armes Sauerland!“

 

Nach diesem aktuellen Kommentar sollen im Februar noch zwei Sachbeiträge zur Geschichte des Sauerlandes folgen. Wer Literatur zur Landschaft sucht, mag die Publikationen des von mir betreuten Projekts „Sauerlandmundart“ (Menü „daunlots“: Sprache & Geschichte) überfliegen oder eine Übersicht zur Buchreihe „edition leutekirche sauerland“ aufrufen.

 

Transparenzhinweis zum politischen Standort des Verfassers:

In meiner „schwarzen“ Jugendzeit war ich Kreisvorsitzender der christdemokratischen Schülerorganisation im Hochsauerland (schon damals als „CDA-ler“ kein Fan von Friedrich Merz), habe allerdings die CDU gleichsam über Nacht verlassen, als 1979 der Pinochet-Lobredner Franz-Josef Strauß als Kanzlerkandidat aufgestellt wurde. Unter dem gegenwärtigen Bischof von Rom stelle ich mich gerne als „papsttreuer Katholik“ mit weltkirchlicher Orientierung vor (Stichworte: Bezeugung der „Einen Menschheit“; Friedenslogik statt „Weltkrieg auf Raten“; Ernstfall der Ökologie; Kritik einer aggressiven Wirtschaft, die über Leichen geht). Politisch bin ich heute in pazifistischen Gruppierungen organisiert, außerdem in der Partei DIE LINKE, wo ich der „BAG Linke Christinnen und Christen“ angehöre.

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33 Kommentare

    1. Overton levelt sich auf, es gibt jetzt Transparenzhinweise.
      Vielleicht werde ich auch netter und transparenter, so als nutzloser Kommentator…

      1. Du bist nicht nutzlos, bzw. bist du als Bajuware zwar völkkisch betrachter zwar prinzipiell nutzlos für uns linksrheinische Rheinländer aber die Gesinnungen, die unserem frontalen Kortex entsprießen, können auf seltsame Weise identisch sein, weil dies uns aus dem esotherischen Zsammenhange so vorherbestimmt sein könnte. Also selbst wenn du dein Zuhause südlich der Alpen hättest und ich meines jenseits der Polarkreises, könnten wir doch einfach gute Frende werden und und eine platonische Beziehung zueinander aufbauen.

  1. Die USA haben Vietnam mit Napalm ausradiert. Der Herr im Himmel weiß, was die Russen mit dem Sauerland anstellen würden, sollte es ihnen in die Hände fallen. Der Vorteil daran: Das Sauerland ist eine rechtsrheinische Provinz Preußens, während die linksrheinischen Gebiete eher zu Frankreich gehören und einer Annektion durch Frankreich nicht ablehnend gegenüberstehen würden. Ich zumindest würde dann erst mal als Feldmarschall der Reserve der Fremdenlegion beitreten und mich nach kurzer Dienstzeit irgendwo zwischen Provence, Mittelmeer und Alpen auf einem schönen Stück Land von der Größe Andorras bei Weib und Gesang zur Ruhe setzen.

  2. Das derzeit wohl weltweit berühmteste, aber auch das wohl berüchtigtste Mitglied der römisch-katholischen Kirche ist:

    🥁

    Adolf Hitler

    🎺

    Warum wurde Adolf Hitler nie exkommuniziert?

    Ganz einfach: Die Gnade und Barmherzigkeit des katholischen ‚Gottes‘ ergießt sich auch über den Verantwortlichen eines 27 millionenfachen Mordes, europaweiten Terrors, Verwüstung, Elend, Leid und Not und schließt auch sämtliche katholischen Massenmörder mit ein; – sofern sie sich nur der Häresie enthalten und „Pabst treue“ Katholikenschaft in Transparenzhinweisen bezeugen.

    Bei solchen aufsehenerregenden Mitgliedern macht die Clubmitgliedschaft doch gleich doppelt soviel Laune 🥳 🥳

  3. „Transparenzhinweis zum politischen Standort des Verfassers:

    In meiner „schwarzen“ Jugendzeit war ich Kreisvorsitzender der christdemokratischen …….. Politisch bin ich heute in pazifistischen Gruppierungen organisiert, außerdem in der Partei DIE LINKE, wo ich der „BAG Linke Christinnen und Christen“ angehöre.“

    Wie kann man als Wessi der SED beitreten?????? Ist Dir der Wohlstand zu Kopf gestiegen?

    1. Welch ein dummer Kommentar. Ich komme aus BW, das wohl noch durchdrungener von „Christen“ war und woher ein gewisser Georg Elser stammt, der ein Kommunist war. Wer die SED anführt, die es ja nicht mehr gibt, was dem Kommentator wohl aus Unkenntnis entgangen ist, sollte besser nicht kommentieren. Oder wollte er nur provuzieren ? Ob Christenheit oder Kommunismus. Beides ist im Übrigen durchaus nahe beieinander, was das Zusammenleben der Menschen betrifft: Die Lehre ob von Jesus oder Marx sind wahre Meisterwerke und ihr Wahrheitsgehalt frappierend. Nur: Wenn die Jünger und Nachfolger sich nicht daran halten, sollte man dafür nicht „das Christentum“ oder „den Kommunisten“ verdammen, sondern die, die Lehre dafür missbraucht haben bzw. missbrauchen, sich z.B. Macht aneignen zu können und dafür die Lüge einsetzen um die Macht zu erlangen um damit die Pfründe zu sichern für sich und seine Kumpane. Wer aber nun wie der Kommentator von einer nicht mehr exestierenden „SED“ schwafelt ist dies so ziemlich das Dümmste, was man zum Thema beitragen kann !

      1. Wenn man dumm ist, einfach mal die Klappe halten. Die Linkspartei IST die SED. Sie wurde nur 2x umbenannt, also nicht aufgelöst und neu gegründet oder sowas. Sie hat sogar noch ihr Vermögen, was clevere Leute 1990 beiseite geschafft haben, in die Schweiz wahrscheinlich. Gregor Gysi war dabei u. a. entscheidend. Informiere Dich, bevor Du Dein dummes Maul aufmachst.

        1. … bevor Du Dein dummes Maul aufmachst.

          Alle, wirklich alle, außer Leute wie BertT.0 und seine Kameraden, wissen, dass man sich mit Beleidigungen in seinen Posts unglaubwürdig und ignorierbar macht.

          Wieder einer mehr, den man hier guten Gewissens übersehen kann.

  4. mit der Person Merz habe ich sehr große Schwierigkeiten…
    bei der Atlantik Brücke als Vorsitzender tätig ist schon bedenklich, aber bei BlackRock- unmoralisch…
    ich frage mich ob diese Person den Eid als deutsch sprechender Amerikaner auch ernst nehmen würde
    „Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
    Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden… oder mit dem berühmten Spreizfinger hinter dem Rücken… oder eher wie unsere feministische Außenministerin offen die Interssen der USA wahr nimmt…
    ich bin gegen Nationalismus, aber diese „Kniebeuge“ führt zu einer katastrophalen Spaltung der Gesellschaft… oder ist die auch gewollt?

    1. man muss das nichtmal nationalistisch auslegen. wenn jemand aktiv in us-lobby thinktanks und gleichzeitig parlamentarier ist, dann kann das nicht gut sein für einen staat. die legitimation ist korrodiert, selöbst wenn das ganze gebilde noch trägt.
      schwer zu sagen, ob das gewollt ist, aber der karriere und em späteren auskommen ist das nicht abträglich. extremes beispiel: großbritanniens premier blair.
      und wer das geld bringt schafft auch an. das ist selbst in der politisch neutralsten auslegung der kern der ganzen sache.
      aber das alles als linker antikapitalist einem kapitalistischen bourgeoise zu erklären ist dangerzone, das kann ich bestätigen. da wird man ganz schnell zum rechten erklärt

  5. Wo die Misthaufen qualmen, da gibts keine Palmen… Träller… (https://www.youtube.com/watch?v=pKgdqGL0O5o)

    Ja, das Sauerland, das ist schon lange eine sehr widersprüchliche Kombination aus Rückstand und Fortschritt. Kommt halt immer drauf an was man daraus macht. So eine Knalltüte wie „Rocker“ Friedrich Merz ist jedenfalls ziemlich überflüssig…

    1. @ pk
      Als Angehörige der Boomer-„Generation“ habe ich Ende der 50er/Anfang bis Mitte der 60er des vergangenen Jahrhunderts viel Sauerland erlebt, denn mein Vater war dort geboren und es gab dort Verwandtschaft. Auch eine Nonne war in der Reihe seiner zahlreichen Geschwister zu finden. Wir genossen die Ferien an sauerländischen Talsperren, wo meine Brüder mit dem Flachwasser-Kajak billiger trainieren konnten als an den in Privatbesitz befindlichen Seen des Voralpenlandes.
      Seinerzeit konnte ich erfahren, dass unsere antifaschistischen Freunde nicht `bloß´ Nürnberg, Dresden, Osnabrück…. bombardiert hatten sondern – fast genauso effektiv – die Möhnetalsperre.
      Welch ein wohltuender Unterschied waren/sind doch die ehemals protestantischen Regionen, die wir den aufgeklärten Preußen verdanken, die gerne da die Macht ergriffen, wo es etwas zu holen gab: Gold, Tonerde, Weizen, Speck … . Aus den Ritzen markgräflicher Verwaltungszentren wie Ansbach, Bayreuth, Kulmbach, Erlangen… trieft heute noch der protestantische Mief, den ich so sehr schätze, dass ich nach Möglichkeit einen großen Bogen um die ehemals markgräflichen Besitztümer mache.
      Glücklicherweise konnte ich auch als Wessine einen frühen Ausweg aus der religiösen Szene finden und erfreue mich seit Ende meines 18. Lebensjahrs der Freiheit eines Lebens ohne Kirchensteuer zwischen zwei weinbauenden statt biertrinkenden Zonen (Mainfranken und Saale-Unstrut).
      „Heimat“ ist immer ein kleiner Landstrich. In Großstädten oft nur ein Stadtteil, denn die Unterschiede zwischen reich und arm kommen schon in kleinsten räumlichen Einheiten zum Ausdruck. Wir durften das ohne „globales Denken“ schon früh lernen aus der Binnenwanderung zu Zeiten der Industrialisierung.
      Bewohner ländlicher und `strukturschwacher´ Gebiete dürfen gegenwärtig aufgeklärte Touristen aus mittlerweile nicht mehr industriellen Gebieten herzlich willkommen heißen, ihnen Hände und Füße salben und für wenig Geld kochen, Zimmer putzen, Seilbahnen warten, Schneekanonen laufen lassen… . Am liebsten für Leute die mit Tesla umweltfreundlich 150 + x km Anfahrt in Kauf nehmen um Sport zu betreiben, für den den sie neuerdings jährlich neues Gerät kaufen oder leihen müssen … . Der Unterschied zwischen Willingen und Oberstdorf dürfte nicht groß sein.
      Anscheinend gibt es in der kleinsten Hütte und individuell ein Bedürfnis, sich außergewöhnlich zu fühlen. Man braucht dazu keine `Nation´. Weder eine kleine noch eine große.

  6. „Nach dem legendären Bundespräsidenten Heinrich Lübke (1894-1972), der übrigens als Katholik eine wirklich solidarische „Entwicklungshilfe“-Politik der jungen Bundesrepublik anstrebte, will dieser Tage ein anderer Sauerländer endlich Kanzler von Deutschland werden.“

    Gechichtsvergessen oder warum wird ausgerechnet Heinrich Lübke in dem Artikel gehypt?.
    Da tun sich schon wieder Abgründe auf.,

    Seine Reden, z. B. Besuch in Afrika: „Meine Damen und Herren, liebe Neger“ ???
    https://www.youtube.com/results?search_query=heinrich%20l%C3%BCbke%20afrika%20rede

    Heinrich Lübke – 1939-1945

    „Mitarbeiter des Berliner Architekten- und Ingenieurbüros von Walter Schlempp. Die Baugruppe Schlempp ist dem Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt, Albert Speer, dienstverpflichtet. Sie verantwortet den Bau ziviler sowie militärischer Anlagen, u. a. Baracken für Konzentrationslager und die Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Lübkes Aufgabenspektrum in Peenemünde als Schlempps Stellvertreter und örtlicher Baugruppenleiter umfasst die Beaufsichtigung und Abrechnung der Bauarbeiten sowie den Einsatz des Personals. Zwangsarbeiter und ab 1943 auch Inhaftierte aus Konzentrationslagern werden für die Bauarbeiten eingesetzt.

    Zudem betreut die Baugruppe Schlempp mehrere Untertagbaue, deren gefährliche Arbeiten Inhaftierte aus dem KZ Buchenwald ausführen. Etliche Menschen kommen dabei ums Leben. Aus dieser Zeit ergeben sich später Vorwürfe gegen Lübke.“
    Quelle: https://www.hdg.de/lemo/biografie/heinrich-luebke.html

  7. Bislang erkannte man einen Sauerländer daran, dass er irgendwann von der Möhnetalsperre erzählt. Welche im Jahr 1943 durch Hüpfbomben zerstört wurde. Weil das immer wieder kam, entstand bei mir der Eindruck, dass dies das einzig nennenswerte Ereignis gewesen sei, welches jemals im Sauerland geschehen sei.
    Der Sauerländer an sich ist friedliebend, wie wir hier erfahren. Der Weltfriede wäre mit Sauerländern machbar.

    Felix Sauerland. Drückt auf die Tube.

    1. … das einzig nennenswerte Ereignis gewesen sei, welches jemals im Sauerland geschehen sei.

      Aber nicht doch! Es gibt im Sauerland alle Jahre ein wiederkehrendes Großereignis, das jedes Weltgeschehen verblassen lässt: das Schützenfest. Jeder Weiler hat ein eigenes Schützenfest, und jedes ist von weltumspannender Bedeutung.

      Woher ich das weiß? Ich bin Rheinländer mit dreizehn Jahren Sauerlanderfahrung.

      Der Sauerländer an sich ist friedliebend, wie wir hier erfahren. Der Weltfriede wäre mit Sauerländern machbar.

      Stimmt. Die schießen nur auf Vogelattrappen.

  8. ..ein paar Jahre ist es her als ich in einem der Vorortszüge sass und mir plötzlich bewusst wurde das ich der einzige weisse Einheimische in dem Wagon war… da war alles zu finden was Masseneinwanderung so hergibt, njr nichts mehr erfreuliches. Nichts mehr was eine Neugierde nach Fremden, nach fernen Ländern auskösen könnte. Es war ‚plötzlich‘ zu viel des Fremden, zuviel des Unbekannten, zuviel … und auch wieder ‚plötzlich‘ fühlte ich mich als Fremder im eigenen Land…

    Das ‚plötzlich‘ rührt daher das ich zuvor nichts gegen Fremde, gegen Migranten, gegen Asylanten hatte. Immerhin war auch ich von der mehr als 20 Jahre dauernden Pro-Migrations Debatte beeinflusst und auch aus früheren Jahren weit gereist und also ein Kind der Globalisierung.

    … aber das sich als Fremder in der eigene Heimat fühlen, das geht absolut nicht…

    Daraus folgte auch das hier beschriebene;

    ‚….Sie verschleiert vor allem die Widersprüche, die die Menschen wirklich Tag für Tag schmerzlich spüren und die dennoch nicht zur Sprache kommen sollen, wie: desolate Infrastrukturen – kaputtgespart besonders zulasten von Kindern, Jugendlichen, Alten und Kranken; unbezahlbare Mieten und fehlender Wohnraum; ein maroder Schienenverkehr (was pausenlos volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet und Aggressionen produziert) … und nicht zuletzt die irrationale Reichtumsansammlung bei wenigen Individuen unter rasantem Anstieg der Armut, was mit „Demokratie“ nicht mehr zusammengereimt werden kann…‘

    ..und man versteht das man bei weitem nicht alleine da steht. Das einfach die dringenden Fragen und Kritik dazu einfsch unterdrückt und verhindert wurden… was viele Europäer nicht verstehen ist, das viele Migranten richtig Rassistisch sind. Rassistisch gegen Weisse, gegen Europäer, ja auch gegen die eigenen Landsleute wenn diese aus einer entfernten Ecke und nicht grad aus dem gleichen Dorf kommen… und es herrscht eine regelrechte Selbstbedienungsmentalität in die Sozialsysteme die eigentlich von und für Europäer aufgebaut wurden…

    1. Deutschland ist das einzige Land, wo ich des öfteren schon, trotz meiner 5 Sprachen, mich gelegentlich nicht verständlich machen konnte.
      Ich verbrachte mindestens ein Drittel meiner Lebenszeit im Ausland.
      Und zwar fast überall auf der Welt.

      1. @Panicman
        „Deutschland ist das einzige Land, wo ich des öfteren schon, trotz meiner 5 Sprachen, mich gelegentlich nicht verständlich machen konnte.“

        Schon wieder in Panik? Was hindert Sie daran noch weitere Sprachen zu lernen???

    2. @Benjamin
      Wir könnten noch viel mehr Flüchtlinge aufnehmen und versorgen wenn die Milliarden die in der Ukraine in Rauch aufgehen hier für mehr Wohnungen, Integration, etc., eingesetzt würden.

      Die Wohnungsknappheit wird bewußt so gesteuert um Profite zu steigern und eine Konkurenzsituation zu schaffen damit sich die unteren Schichten zerfleischen und glauben danach wäre es besser für sie.
      Das aber in einem kapitlaistischen Land zu erwarten ist der großer Irrtum!

      Überall werden die Ärmsten, egal ob Ausländer, Inländer, Migranten, Flüchtlinge oder Inländer, , aus ihren Vierteln vertrieben. Man nennt das Gentrifizierung!

      Die schönsten Plätze sind den „Reichen und Schönen“ vorbehalten und solchen die sich dafür halten!

      Daher wäre es notwendig Widerstand zu leisten und zwar alle zusammen, egal ob Aus- oder Inländer!!!

      Nich Gegeneinander verbessert die Situation, sondern das Miteinander der Betroffenen!!!

      1. Ich denke viele wollen einfach keine ‚Flüchtlinge‘ mehr aufnehmen… aber es gab mit voller Absicht keine Wahl zu dem Thema oder wenn dann doch mal des Volkes Stimme geneimgt wurde hat man die ablehnenden Voten einfach ignoriert.

        Betrachtet man wie sehr dieses Thema seit Beginn vor 20 Jahren mit Propaganda in ein positives Licht gerückt werden muss eigentlich kein Wunder.

        Es gibt kein Miteinander von Flüchtlingen, Asylanten, Migranten und Einheimischen/Hiesigen.

        Gentrifizierung ist ein Wunsch der Finanzbranche die sich mit leistungslosen Einkommen aus Immobilen & Land Spekulation und wie Sie sagen mit Hilfe staatlicher Regulierung ein Vermögen zusammen rafft. Auch da kämpft der Standard Zeitgenosse gegen Neoliberalismus und Globalisierung an.

        Alles muss eine handelbare Ware sein um Verstanden werden zu können. So kam es das wir von allem den Preis wissen aber nicht den Wert verstehen.

  9. Gerade an anderer Stelle gelesen, den neuesten Clou des Kalten Fritz: Wer keine E-Patientenakte hat, wird benachteiligt.

    Daten sind nun einmal das „Gold unserer Zeit“. Da will der Kalte Fritz selbstredend dafür sorgen, dass die „richtigen“ Leute jede Menge Daten bekommen.

    Ach so, Ergänzung. Wäre es nicht an der Zeit, sich mal klar zu machen, dass dieses ganze Migrantengetöse hauptsächlich dem Zweck dient, von den Zumutungen abzulenken, die stetig und unaufhaltsam jedem Menschen aufgebürdet werden, der hier lebt?
    Na ja, nicht jedem. Nur den meisten in der Bevölkerung, egal was für ’ne Haarfarbe einer hat.

    Noch ’ne Ergänzung: Das unendliche Coronagejammer hat übrigens auch diesen Effekt, dass man aktuelle Sauereien nicht mehr wahrnimmt oder einordnet.

    1. @ umbhaki
      „Ach so, Ergänzung. Wäre es nicht an der Zeit, sich mal klar zu machen, dass dieses ganze Migrantengetöse hauptsächlich dem Zweck dient, von den Zumutungen abzulenken, die stetig und unaufhaltsam jedem Menschen aufgebürdet werden, der hier lebt?
      Na ja, nicht jedem. Nur den meisten in der Bevölkerung, egal was für ‘ne Haarfarbe einer hat.“

      Das sehe ich auch so!!! *****

      …und recht herzilchen Dank auch für den Link

  10. Lenkt halt nicht die ganze Zeit vom grundlegenden Fehler ab:
    Seit meiner Kindheit ist mir die Aussage vertraut „neue Mitbürger wollen wir hier nicht“. Hintergrund: Flüchtlinge aus „dem Osten“ zwischen Oder und Königsberg mit bevorzugter Wohnungsversorgung im Vergleich zu ausgebombten Ansässigen. (Spezialdefinition: Vertriebene)
    Danach nutzte man den `freiheitssuchenden´ Teil der DDR-Bürger mit qualifizierten Abschlüssen um sich den Ausbau westdeutscher Hochschulen zu sparen. Numerus Clausus für die Wessies und Willkommen für die Freiheit suchenden. Wieder gab´s Wohnungen für die Zuzügler.
    Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ gab es erstmals nach dem Krieg Zuzügler – zuerst nach meiner Erinnerung aus dem Mezzogiorno – die als Lohndrücker fungierten und mit Minimalunterbringung zufrieden waren.
    Ich bin keine Juristin sondern ein politisch interessierter und aktiver Mensch. Es ist also eine Behauptung dass die allerste Version des Artikels 16 GG lautete: 1. Die deutsche Staatsbürgerschaft darf nicht entzogen werden 2. Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
    Aus diesen 2 einfachen Grundsätzen wurden immer komplexere Formulierungen erzeugt, um sie einer Realität anzupassen, die der Tatsache Rechnung trug, dass alle aus Sozialismusversuchen flüchtenden Menschen als schutzbedürftig anerkannt wurden, die gewöhnliche Armutswanderung, die wir seit Jahhunderten kennen aber immer einer Legitimation bedurfte. So entstanden Flüchtlingsklassen, die mittlerweile selbstverständlich geworden sind und Anwälte und Helfer brauchen. Deshalb sind migrierende Clans ja so gefährlich: Sie helfen einander selbst.
    Denn: Wer auch immer den Wohnsitz wechselt, tut dies seit Jahrtausenden auf eigenes Risiko.
    Die Entscheidung als Bauer oder Weber nicht mehr verhungern zu wollen, führt nicht notwendigerweise in eine staatlich finanzierte Lohndumping-Kolonie, sondern in aller Regel in 30 m² im 3. Hinterhof mit zu wenig Licht, abwechselnder Nutzung der möglichen Liegeflächen und Brotsuppe und Abtritt im Hof. Nur am Sonntag gab es (vielleicht) Suppe aus Fleischbrühe und werktags eine aus Wasser mit Sauerkraut und dazu einer Scheibe Brot – wenn der Lohn dafür reichte. Aber besser als dauerhaft hungern. Es gibt eine große Bandbreite des Sättigungsgefühls zwischen Abmagern und permanentem Völlegefühl.
    Wanderungen größerer Menschenmengen (auch von Kindern!) haben zuvordert mit Armut zu tun – oft durch Kriege erzeugt – nicht durch Verfolgung. Die gegenwärtige moralische Aufladung dieses grundlegenden und uralten Wanderungsmotivs dient allein Kapitalinteressen. Lesetipp in der Sache: Hofbauer, Hannes: Kritik der Migration. Wer profitiert und wer verliert? Vielleicht hilft das zur Versachlichung der Debatte.
    Die optische Vorstellung dieser Vorgänge unterstützt das Werk von Käthe Kollwitz.

  11. Ordentlicher Artikel, mit einer Einschränkung.
    Walter Lübcke war ein Feind der offenen Gesellschaft. Kritik am Asylrecht ist legitm und kein Kritiker muß sich anhören daß er das Land verlassen soll. Außerdem ist zum Scheitern verurteilt was nicht kritisiert werden darf- wohlgemerkt ich bin für ein liberales Asylrecht (unter pragmatischen Bedingungen), was Lübcke jedoch, wie so viele, vertrat, war exremistisches Gutmenschentum das sich nicht schert um die Folgen der eigenen Selbstgerechtigkeit.
    Aus rechter Sicht war es ausgesprochen dumm ihn zu erschießen, das ist wie wenn ich den aus der gegnerischen Mannschaft herausfoule, der bekannt dafür ist, viele Eigentore zu schießen.
    Stattdessen suche ich ihm einen Sponsor, lasse ihn durchs Land touren und möglichst viele Reden halten, um damit kräftig die Wählerstimmen für die AfD zu steigern, genauso wie die Zahl der rechtsextremen Aktivisten.

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