Medien ignorieren die Rolle der NATO im libyschen Kriegschaos

Abschuss einer Tomahawk-Rakete vom amerikanischen Lenkwaffenzerstörer USS Barry (DDG 52) am 19. März 2011 im Rahmen der NATO-Intervention. Bild: US Navy

Die Intervention von 2011 war ein Glied in der Kette von Ereignissen, die zu den Überschwemmungen und der Tragödie des letzten Monats führten.

Die Medien stellen Zustimmung her, und das geschieht u. a. durch Amnesie – das Verschweigen vergangener Untaten einer Regierung macht es leichter, künftige Untaten zu verkaufen.

Die katastrophalen Überschwemmungen, die der Sturm Daniel in Libyen ausgelöst hat und die bis zu 10.000 Menschen das Leben gekostet haben, sind sowohl eine Naturkatastrophe als auch eine vom Menschen verursachte Katastrophe. In der Woche nach dem Sturm Daniel wurde in den Medien überwiegend der “Krieg” als Grund dafür genannt, dass das Land nicht in der Lage war, die Katastrophe zu bewältigen.

Über den Beitrag der NATO zu dem, was zu Libyens ewigem Krieg geworden ist, wurde in den Medien jedoch so gut wie gar nicht berichtet. Dies ist umso bemerkenswerter, als die NATO – wenn auch nur stellvertretend – in den derzeitigen Krieg in der Ukraine verwickelt ist.

Der Krieg im heutigen Libyen lässt sich bis zum Februar 2011 zurückverfolgen, als sich die Proteste gegen die Regierung von Muammar Gaddafi zu einem bewaffneten Konflikt entwickelten. In den ersten Tagen der Kämpfe verbreiteten die US-Medien Behauptungen, die libysche Luftwaffe bombardiere Demonstranten, obwohl hochrangige Pentagon-Beamte erklärten, es gebe “keinerlei Bestätigung” für derartige Bombardierungen.

Westliche Medien und Politiker beschuldigten Gaddafi, systematisch und massenhaft die Zivilbevölkerung abzuschlachten und die Absicht zu haben, das weiter zu machen, insbesondere als die Regierungstruppen auf das von den Rebellen gehaltene Benghazi vorrückten. Vor diesem Hintergrund verabschiedete der UN-Sicherheitsrat im März 2011 die Resolution 1973, die “alle notwendigen Maßnahmen” zum Schutz der Zivilbevölkerung erlaubte.

Die NATO interpretierte die Resolution fragwürdig so, dass sie ihr das Recht einräumte, die libysche Regierung zu stürzen. Die NATO-Streitkräfte – in erster Linie Großbritannien, Frankreich und die USA – führten in der Folge rund 9700 Luftangriffe durch und warfen während ihrer siebenmonatigen Kampagne über 7700 präzisionsgelenkte Bomben ab.

Die Bombardierung sicherte den Rebellen – einer meist bunt zusammengewürfelten Ansammlung lokaler und stammesbezogener Milizen, islamistischer Kämpfer und unzufriedener Soldaten, die nur durch ihren Widerstand gegen Gaddafi (dessen Tod durch einen NATO-Luftangriff ermöglicht wurde) vereint waren – nicht nur den letztendlichen Sieg. Durch die Bombardierung wurden auch zahlreiche Zivilisten getötet, die dadurch angeblich geschützt werden sollten, sie hinterließ Libyen ohne eine funktionierende Regierung (und ermöglichte zudem die Weitergabe Zehntausender von Gaddafis Regierung gelagerter Waffen an Aufständische in ganz Libyen, in der Sahelzone und darüber hinaus, vor allem in Syrien).

Seit dem Sturz Gaddafis herrscht in Libyen ein Bürgerkrieg, in dem das Land zwischen zwei schwer bewaffneten rivalisierenden Gruppierungen gespalten ist, die für sich in Anspruch nehmen, die Regierung zu sein: Die Libysche Nationalarmee (LNA) von Khalifa Haftar im Osten und die Regierung der Nationalen Einigung mit Sitz in Tripolis im Westen.

Es gibt keine Beweise dafür, dass die Bombardierung durch die NATO direkt zum Zusammenbruch der Dämme beigetragen hat, die die katastrophalen Überschwemmungen in Derna verursacht haben (obwohl der Krieg angeblich die Sanierungsarbeiten eines türkischen Bauunternehmens unterbrochen hat). Aber es steht außer Frage, dass die NATO-Intervention zur Zerstörung des libyschen Staates und des sozialen Gefüges beigetragen hat, was wiederum jahrelange Kriege zur Folge hatte, die unter anderem dazu führten, dass wichtige Infrastrukturen nicht aufrechterhalten werden konnten.

Dennoch war dieser Zusammenhang in der Berichterstattung der US-Medien über die jüngsten Überschwemmungen so gut wie unsichtbar, selbst in den Berichten, in denen “Krieg” als ein Faktor genannt wurde, der zur Erklärung des Ausmaßes der Katastrophe beiträgt.

Medien vermeiden, die Flutkatastrophe mit der NATO-Intervention 2011 zu verbinden

Ich habe die Nachrichtendatenbank Factiva benutzt, um Material zu suchen, das in der New York Times, dem Wall Street Journal und der Washington Post – den drei wohl einflussreichsten nationalen Zeitungen – zwischen Sonntag, dem 10. September, dem Tag, an dem Derna überflutet wurde, und Samstag, dem 16. September, veröffentlicht wurde. Ich suchte nach den Wörtern “Libyen” und Variationen von “Flut”, wie “Überschwemmung” und “Hochwasser”, und erhielt 67 Ergebnisse, von denen die große Mehrheit angeblich “objektive” Nachrichtenberichte und keine Meinungsäußerungen waren. 40 der 60 enthielten das Wort “Krieg”. Aber nur drei dieser Artikel enthielten auch den Begriff “NATO”, das sind nur 7,5 % des Inhalts. Zwei weitere Artikel enthielten die Worte “NATO”, “Libyen” und “Flut”, aber nicht “Krieg”, sondern das Wort “Intervention”, um die Rolle der NATO zu beschreiben.

Somit wurde in nur fünf Artikeln – oder 7,4 Prozent – der gesamten Berichterstattung über die Flutkatastrophe in dieser Woche auf die NATO Bezug genommen.

Typisch für die Berichterstattung in den Artikeln, in denen “Krieg” als Mitursache der Katastrophe erwähnt wurde, war ein Bericht der Washington Post, in dem es hieß, Libyen sei “durch mehr als ein Jahrzehnt Krieg und Chaos zerrüttet und zwischen rivalisierenden Regierungen gespalten, ohne dass eine zentrale Behörde die Infrastruktur stützen oder Pläne zur Rettung der Einwohner aufstellen könnte”. Später hieß es in dem Artikel: “Das ölreiche Libyen wird seit dem Sturz seines langjährigen Diktators Moammar Gaddafi im Jahr 2011 von Konflikten heimgesucht”, ohne dass der Beitrag der NATO erwähnt wurde.

In ähnlicher Weise bezeichnete die NYT in einem Artikel Libyen als “ein nordafrikanisches Land, das durch einen Krieg zersplittert und auf den Sturm schlecht vorbereitet war. …. Trotz seiner enormen Ölvorkommen war seine Infrastruktur nach mehr als einem Jahrzehnt des politischen Chaos schlecht instand gehalten worden.“ Zu den Ereignissen des Jahres 2011 heißt es in dem Artikel weiter: “Libyen hat 42 Jahre lang unter der autokratischen Herrschaft von Oberst Muammar el-Qaddafi gelebt, bevor er 2011 durch einen Aufstand gestürzt wurde.“ Diese Darstellung suggeriert, dass der Sturz Gaddafis eine rein interne Angelegenheit war, und verdeckt völlig die entscheidende Rolle, die die NATO-Intervention auf Seiten der regierungsfeindlichen Kräfte gespielt hat, indem sie die Bedingungen für weitere Instabilität und Kriege schuf.

Die Zeitung schreibt: „Die Naturkatastrophe [in Libyen] wurde über Jahrzehnte vorbereitet – ein Ergebnis der jahrelangen offiziellen Vernachlässigung zweier nahegelegener Staudämme während des autoritären Regimes von Moammar Gaddafi und der politischen Krise und des Krieges seit seinem Sturz in einer Revolution 2011.“ Die Autoren heben die Rolle hervor, die der Krieg bei der Entstehung der Überschwemmungen gespielt hat, verschweigen aber, wie die NATO-Intervention gegen die Gaddafi-Regierung zum Zusammenbruch der Gesellschaft und der Regierung sowie zur Kriegsführung nach Gaddafi beigetragen hat.

Natürlich bedeutet die bloße Erwähnung der NATO nicht zwangsläufig, dass ein Nachrichtenartikel den Lesern ein genaues Bild davon vermittelt, was das Bündnis in Libyen getan hat. In einem Artikel der Washington Post heißt es beispielsweise, Gaddafi habe Libyen regiert, bis er “während eines von der NATO unterstützten Aufstands des Arabischen Frühlings von Streitkräften der Rebellen getötet wurde”. Diese Formulierung ist bestenfalls zweideutig: Sie vermittelt dem Leser keinen Eindruck davon, in welcher Form die NATO den „Aufstand des Arabischen Frühlings” in Libyen unterstützte.

Eine Analyse von Ishaan Tharoor von der Post, die nicht in der Printausgabe der Zeitung veröffentlicht wurde, kam der Sache viel näher, als er sagte, dass “Libyens instabiler Status quo” sowohl das Ergebnis innenpolitischer Kräfte als auch “der Intervention externer Akteure ist. Das begann mit der NATO-geführten Intervention im Jahr 2011.”

Die New York Times, das Wall Street Journal und die Washington Post haben wiederholt auf den Zusammenhang zwischen der Überschwemmung in Libyen und dem bewaffneten Konflikt im Land hingewiesen. Mit wenigen Ausnahmen weigerten sich die Zeitungen jedoch, zuzugeben, dass die NATO 2011 beschloss, Libyen so lange zu bombardieren, bis die Regierung des Landes gestürzt wurde. In dieser Hinsicht haben es die Zeitungen versäumt, ihre Leser daran zu erinnern, dass die Intervention der NATO Teil der Kette von Ereignissen war, die zu der Katastrophe in diesem Monat geführt haben. Eine solche Erinnerung erscheint heute angesichts der viel gepriesenen Wiederbelebung und Norderweiterung der NATO aufgrund ihrer wachsenden Rolle bei der Unterstützung der Ukraine gegen die russische Invasion besonders angebracht.

Greg Shupak schreibt Belletristik und politische Analysen und lehrt an der Universität von Toronto. Er ist der Autor des Buches “The Wrong Story: Palestine, Israel, and the Media” und ist Kolumnist bei Canadian Dimension. Seine Arbeiten erscheinen in Zeitschriften wie F.A.I.R., The Guardian, Jacobin und The Nation.

Der Artikel ist im englischen Original auf Responsible Statecraft erschienen. Wir danken dafür, eine Übersetzung veröffentlichen zu können.

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21 Kommentare

  1. Ist doch interessant, und 80 Jahre danach wird vielleicht ein verherrlichter Kriegsfilm über den Sturz von Gaddafi, und den Dammbruch, der Zehntausende von Toten gekostet hat, gefilmt werden – sorry, ich kann das nur zynisch sehen zumal es in Deutschland mit einem – sorgfältig, und minutiös, geplanten Bombenangriff der Royal Airforce auf einen Staudamm – einen solchen Präzendenzfall bereits gibt.

    Die Möhnetalsperre,

    Das wird bis heute von den Briten patriotisch als “Erfolg” ein Angriff auf eine deutsche Stauwehr gefeiert, die bis ins letzte Detail geplant wurde – gibt sogar einen Kriegsfilm aus GB darüber….

    “The Dam Busters” – https://www.youtube.com/watch?v=vJR3jyMIZnU

    80 Jahre danach ist das im Ruhrgebiet längst vergessen, die Generationen, die das überlebt haben sind gestorben, und in Großbritannien wird die Tat immer noch als “großer Erfolg” im “Luftkrieg von England” gefeiert. Die Piloten gelten jeder britischen Schulklasse – bis dato – als Helden des 2. Weltkrieges.

    Das Tragische an der Geschichte ist, dass damals Tausende von alten Menschen, Frauen und Kindern sowie Zwangsarbeiter/-innen aus der Ukraine/UDSSR und Kriegsgefangene (Nationalität mir unbekannt, aber vielleicht auch aus der UDSSR?) in den Fluten umgekommen sind…..die Lahmlegung des Ruhrgebietes, das eigentlich Ziel der britischen Bomber, von deren Piloten einige auch abgeschossen wurden,ist nicht erreicht worden – nach heutigen Maßstäben ganz sicher ein Kriegsverbrechen, auch weil es sorgfältig geplant wurde und die Folgen den Briten für die Zivilbevölkerung unterhalb der Dämme bewußt gewesen sein mussten, aber wie schon gesagt, niemand erinnert mehr daran, denn wir sind ja mittlerweile Allierte von Großbritannien, und solche Dinge passieren nun einmal in einem Krieg.

    …..und übrigens, um zu Libyen zurück zu kommen, der 2. Weltkrieg dort hat auch eine rassistische Komponente, wo die Achsenmächte sowie die Allierten schlecht dabei wegkommen:

    Wo sind all die Opfer der damaligen arabischen Zivilbevölkerung Libyens? Der zwangseingezogenen Kolonialsoldaten? Wer gedenkt heute derer?

    Die sind wohl genauso vergessen worden, wie die Tausenden vergessen werden, die dank Frankreichs Angriff (ja, das war das NATO-Land das Libyen, neben anderen Ländern, auch die USA waren beteiligt (?), hauptsächlich bombardiert haben soll) in den Fluten eines nie mehr gewarteten Staudammes ihr Leben verlieren mußten?

    Zynische Grüße
    Bernie

  2. Danke für diese in der Kürze akzeptable Erinnerung.

    Lustig ist natürlich, daß Greg Shupak die Rolle von Clinton, Mattis, Stavridis, gemäß der amerikanischen Medienstrategie der ersten Kriegswochen herunterspielt, aber das kann man halt auch nur besser wissen, wenn man tief gräbt.

    Die Sonderrolle Frankreichs scheint Dr. Werner Ruf (Asraels Link) ganz gut heraus gestellt zu haben (ich hab das ein wenig quer gelesen), der zwar den “Verbund mit Großbritanien” heraus stellt, aber Clinton und ihre Neocon-Blase ebenfalls außen vor läßt.
    Liest man seinen Bericht, kann erkennbar werden, daß und warum Sarkozy von den Verbündeten im UK und USA buchstäblich über den Tisch gezogen worden ist, denn Frankreichs “afrikanische” Kriegsgründe standen polemisch zu den britischen und amerikanischen Interessen in Nordafrika.
    Bei der Gelegenheit will ich erwähnt haben, daß der seinerzeitige Chef des Africom, der Name ist mir entfallen, der einzige führende amerikanische General gewesen ist, der kurze Zeit Einspruch gegen die Entstaatlichung Libyens erhoben hat. Er war in die “Chaos – Strategie” nicht eingeweiht.

    Der Beginn der Kampfhandlungen war komplett provoziert, was angesichts der jährlichen Februar-Proteste in Bengazi und Daraa, anläßlich des Jahrestages eines Gefangenen-Massakers an LIFG-Terroristen, eine leichte Übung gewesen ist.
    Die maßgeblich beteiligten LIFG-Kommandeure sind wiederum unter Federführung eines gewissen Noman Beno(i)tman ein Jahr lang oder länger auf ihre Rolle trainiert worden – im Gefängnis, aus dem sie rechtzeitig entlassen worden sind, bzw. in Irland, wo einige von ihnen im Exil hockten.

    Die NATO-Rolle war ebenfalls minutiös vorbereitet – anhand eines seit September 2010 gemeinsam vom UK und Frankreich vorbereiteten, großen “Luftwaffenmanövers”, getauft “Southern Mistral”, das einen Tag vor den jährlichen Bengazi – Unruhen beginnen sollte, und dann “der aktuellen Ereignisse” wegen abgesagt und bald darauf durch “The real thing” ersetzt worden ist.

    1. @TomGard
      zur Ergänzung
      In meinem Alter erinnert man sich noch gut an den
      nigerianischen Stammeskrieg bzw dem Ringen um die Erdölkonzessionen zwischen den Angloamerikanern und den Franzosen. Die Franzosen vertreten durch Biafra haben gegen die Anglos vertreten duch die Zentralregierung verloren. Resultat waren lt. wicki 2 Mio Tote andere Beziffer mit 3 Mio Tote durch Krieghandlungen und das Aushungern der Bevölkerung in Biafra.
      Der kleine Napoleon wollte nicht noch einmal den Ölkrieg verlieren und schlug sich im Libyenkonflikt auf die sichere Seite. Auch Berlusconi musste seine Männerfreundschaft zu Gadaffi aufkündigen.
      Beide hatten, meiner Meinung nach keinen Arsch, in der Hose.
      Für die Weltpolitik wichtig ist, dass die Russen und Chinesen im Sicherheitsrat” über den Tisch gezogen wurden. Das gibt klar keiner der Beteiligten zu, aber es sitzt in Unterbewustsein.

      1. Danke. Diese Vorgeschichte hatte ich 2011 nicht mehr auf dem Schirm.

        Ps.: “Biafra” war mein erstes “politisches Engagement” – im Rahmen eines reformevangelischen Projektes in einer Kleinstadt stand ich mit 12 Jahren mit einem “Sandwich” auf der Straße 😉

  3. Mal zurückerinnern: in den Zeitungen stand damals, es sei ein “arabischer Frühling” im Gange, die Leute wollten Demokratie und Menschenrechte. Aus heutiger Sicht war das eine ziemlich raffiniert aufgebaute Falle von Kartar und Saudi-Arabien, die damals noch gemeinsam agierten. Nehmen wir Al-Jazzeera, das Blatt, das von Katar finanziert wird. Da stehen in der englischen Ausgabe die Dinge, die damals Obamas Herz erfreuten. In der arabischen Ausgabe hingegen der brettharte Islamismus.

    Genau so lief das dann ab: erst ging es um Demokratie, dann plötzlich waren die Islamisten an der Macht, in Ägypten und Tunesien zur Gänze, Libyen zum Großteil. Jedenfalls griff die katarische Luftwaffe auf Seiten der Islamisten in Libyen ein. Besonders deutlich in Syrien zu sehen: Erdogan unterstützte sowohl die Al-Nusra-Front, wie auch den IS logistisch, medizinisch und militärisch. Das Geld dazu kam aus Katar. Wozu sich die Amerikaner einspannen ließen, welche behaupteten, auf Seiten einer FSA, der Freien syrischen Armee, zu kämpfen. Diese gab es nie, das waren immer nur Islamisten.

    Resultat: das ganz große Durcheinander. In Ägypten hat Mohmmad Mursi, der Islamist, nun mal die Wahl gewonnen. Er wurde durch einen Putsch gestürzt und zum Tode verurteilt. So ging der “arabische Frühling” zu Ende.

    1. @Artur_C
      Die Anglos wussten genau um was es geht, evtl. nicht das WH, aber die Bosse der Ölmultis und der Geheimdienst unter Garantie. In Libyen ging es knallhart um eine Veränderung des Modalsplit.
      Obama gibt ja zu, dass Libyen sein größter Fehler war. Er wurde vieleicht auch von Katar und den Saudis getäuscht, seine Leute haben ihn aber auflaufen lassen. In Berlin hat sich ein ehemaliger Söldner verbrannt, weil er seinen Sold nicht bekam. Er hat sich nicht von der Botschaft von Katar verbrannt.

    1. Die Franzosen haben Silber und Gold mitgehen lassen.
      Außerdem existierte ein staatlicher Fond aus den Erdöleinnahmen in Höhe von 150 Milliarden USD.
      Wäre spannend zu erfahren, wohin der “verschwunden” ist.

  4. Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Zeit und Lust haben, sich mit vergleichsweise geringem Aufwand in das Thema einzuführen, weil der Libyenkrieg einen gewaltigen Umbruch in der Geschichte des Imperiums markiert, empfehle ich
    https://www.lrb.co.uk/the-paper/v33/n22/hugh-roberts/who-said-gaddafi-had-to-go

    Roberts kündigte nach der Ermordung Gaddafis und seines Sohnes Mutassim seinen Posten als Chef der ICG und rechnete vom Standpunkt eines heute altertümlichen akademischen Realismus der britischen “Politikwissenschaft” mit der Kriegspropaganda ab.
    Der Text ist kein Born der reinen Wahrheit und läßt natürlich die konspirativen und militärischen Details komplett außen vor – andernfalls wäre er nicht erschienen, aber … naja, lest selbst.

    Einen Punkt will ich wenigstens noch adressiert haben.
    Der Libyenkrieg war Ende Juni trotz geschichtlich buchstäblich beispielloser Bombenkampagne (gemessen am Umfang der Ziele) verloren!
    Das hatte eine Reihe von Gründen, aber der allen anderen zugrunde liegende war die Volksbewaffnung – nebst dem Widerstand des weit überwiegenden Teils aller arabischen Stammesverbände des Landes und der Berber-Verbände.
    Doch dann eröffnete das NATO-Oberkommando unter Leitung amerikanischer und britischer Feldoffiziere eine neue Front im Osten des Landes, via Tunesien, mit einem Söldnerhaufen, deren Kern aus katarischer motorisierter Infanterie bestand. Das Ziel: Massenvernichtung. Diese Information stammt direkt aus Veröffentlichungen der CIA – der Jamestown Foundation nämlich. Das markierte den Beginn einer Spaltung innerhalb der CIA, die 2012 / 13 offensichtlich wurde, als zahlreiche hochrangige CIA-Angehörige die Veröffentlichungen von DIA-Chef Flynn über den Einsatz von Al Qaida, Al Nusra und IS durch CIA, türkische Streitkräfte, CENTCOM und EUCOM zum Anlaß nahmen, gegen ihre Führung zu revoltieren.

    Am Schluß schwebten etwa 40 Apaches der USAF vor dem überfüllten Tripolis, denen die Verteidiger nichts entgegen zu setzen hatten. Die Nato drohte, die Stadt Straße für Straße buchstäblich platt zu machen, alles zu killen, was sich bewegte. Die Verteidiger gaben auf, flohen nach Sirte, wo sie zu Tausenden buchstäblich abgeschlachtet wurden.

    Libyen “verlor” in diesem Krieg ca 2 Mio seiner residenten Bevölkerung von ca. 8 Mio. Wie viele von ihnen getötet wurden, weiß niemand. Militärisch gestützte “Flüchtlingsorganisationen” deportierten mindestens 200 Tausend Flüchtlinge aus Tunesien, die “Farbigen” unter ihnen sie wurden zu einem großen Teil auf Flugplätzen und in Häfen Westafrikas buchstäblich abgekippt, ein nicht unbeträchtlicher Teil der arabischen Männer später via jordanischer und türkischer “Trainingslager” für den Syrienkrieg rekrutiert, wo sie später in Massen unter syrischem Gegenfeuer verreckten. Dasselbe Schicksal wartete auf einen Teil der Flüchtlingsmasse in Ägypten.
    Initiale Schätzungen der direkten Kriegstoten seitens internationaler Organisationen betrugen 250 Tausend, das dürfte in der Größenordnung realistisch gewesen sein, vielleicht waren es 50 Tausend weniger. Initiale Angaben zur Zahl der Vermissten unter der legal registrierten Bevölkerung: 400 bis 500 Tausend.

    Es war der Beginn eines Zeitalters der Imperiumskriege, die keiner nationalstaatlichen “Logik” und Agenda mehr folgten, in die sich vielmehr die zivilen nationalstaatlichen Führungen zu inserieren hatten, um ihre Stellung und ihren Einfluß im globalen Gesamtkomplex des metropolitären Imperialismus zu wahren und zu bewirtschaften.
    Der Russlandkrieg begann 2014 in der Ukraine als ein solcher Imperiumskrieg und blieb es in einer suspendierten Form bis zum russischen Einmarsch. Inwieweit er heute ein genuiner Krieg der NATO, des militärischen Institutes, mit nachgeordneten Zivilverwaltungen in der EU-Kommission und dem UK ist, das mag noch ein wenig faktisch umstritten sein.

    Nicht umstritten müßte m.E. sein, daß er die EU zu einem vollgültigen föderativen Subjekt befördert hat. Die ökonomische Basis davon ist die Freiheit des “Quantitative Easing”, welche die EU im Verlaufe der sogenannten “Euro”- oder “Griechenlandkrise” gewann, indem sie zugleich ihre “Unzuständigkeit” in der Fiskalpolitik der Mitgliedsländer behielt. Das ist, wenn man so will, eine “Gnade” im Vergleich zur Amerikanischen Föderation.
    Die Reichweite und Unangreifbarkeit dieser Weltgeld-Macht wurde in der “Coronakrise” bestätigt und untermauert.

  5. Warum schweigen die Medien über die Rolle der USA/NATO?

    Weil sie selbst mit drin stecken, was der Autor ja selbst beschreibt: “In den ersten Tagen der Kämpfe verbreiteten die US-Medien Behauptungen, die libysche Luftwaffe bombardiere Demonstranten, obwohl hochrangige Pentagon-Beamte erklärten, es gebe „keinerlei Bestätigung“ für derartige Bombardierungen.”

    Damals gab es Propaganda und heute gibt’s die im Nachgang natürlich auch.

  6. Das ist alles offen und klar, wird in “linken” Medien publiziert und herumgereicht – und trotzdem sind “Linke” für Waffenlieferungen in die Ukraine, glauben den Mainstream-Narrativen über diesen Krieg – wie damals bei Libyen, wie damals bei Syrien, wie jedesmal, bei jedem der zahllosen, klandestin angezettelten Kriege der USA/Albion, machen bei der Verteufelung vom russischen Regierungschef und vom russischen Volk mit.

    Was ist bloß los mit diesen sich selbst “links” nennenden Möchtegernweltverbesserern – die auch hier überall rumquarken. Was ist los mit einer Friedensbewegung in der wichtige Repräsentanten wie zB ein Andreas Zumach schon seit 2014 unangefochten gegen Putin hetzen darf, vom DFG-VK als Referent herumgereicht wird, auf Demos spricht, überall mit seinem Gift hausieren geht, …? Abermillionen Tote die auf das Konto der imperialen USA seit 1950 gehen werden mit irgendwelchen Proforma-Protestnoten bedacht – und das war’s dann. Und vor allem vergisst man das dann auch sehr schnell.

    “Linke” schreien heute am liebsten mit dem Mainstream. Und nach WEF-Programm.

    Es gibt heute nichts mehr Fortschritts-und Wohlfahrts-verhinderndes als “Linke”.

    Jeder Widerstand scheitert an “Linken” un deren “rechts”-, “rechtsanschlussfähig”-, “rechtsoffen”-, “rechtsesorterisch”-Geschrei und -Geplärre. (“Rechts” ist auch nicht besser. Auch “rechts” sitzt vor allem Personal, das nichts als Spaltung zum Zwecke der Herrschaftserhaltung der Herrschenden im Sinn hat.)

    “Links” sitzen die Herrschaftsbüttel, Büchsenspanner, Ausputzer, Arschkriecher, Antifazken, Widerstandsspalter, Volksunterdrücker, Denunzianten, die Judasse, die Ober-Opportunisten, die Mit-dem-Strom-Schwimmer, Schleimer, Eingebildet-Bessermenschen, Neokolonialisten, die für die ganze Welt genau wissen wollen, was für die einzig gut und richtig sei, … die “Weltverbesserer”, nur zu ihrem eigenen Nutzen und Frommen eben. Oder sogar nur für das eigene armselige Selbstbild, zum Aufrecht-Erhalt der privaten Lebenslüge, oder aufgrund eines für sich selbst sinnlos erfahrenen Lebens, weil man selbst entfremdet, sich selbst keinen Sinn geben kann, Armut an Sozialkontakten, Armseligkeit der Person selbst. Ich weiß nicht was “Linke” vorrangig antreibt zu ihrem unseligen Tun. Aber auf alle Fälle wäre es für die Welt und für die Mehrzahl der Menschen besser WENN SIE DAMIT AUFHÖREN WÜRDEN die Welt vermeintlich besser machen zu wollen! In Wahrheit dabei und damit aber nur das Ausbeutungs- und Bedrückungssystem stabilisieren!

    1. Um das Obige von mir klar zu machen:

      die Verortung ALLER und JEDER politischer Standpunkt als nulldimensionaler Punkte auf einer eindimensionalen Linie oder Skala mit den Richtungen “links” und “rechts” ist die größte Denkverengungspraxis die je ausgerollt wurde.

      Das Politische ist aber multidimensional.

      Alles was sich selbst aktiv als “links” und aktiv als “rechts” etikettiert – jeder, der sich nicht von dieser Denkverengungn distanziert – ist nichts als eine billige Figur in diesem dauernden Spalte-und-Herrsche-Spiel der geldmächtigen Menschheitsbedrückern.

      Wer das Politische auf diese lächerliche Skala von “links” bis “rechts” reduziert, ist Denkverhinderer und Herrschaftsbüttel.

      Hier sind diese PR- und Einfluss-Agenten und Marxquarker die Mehrheit, und nichts als Agenten in dieser Solomon-Asch-Konformitätsexperiments-Ausrollung.

  7. Hier wird wohl die Mehrheit der Leser den Albrecht Storz inzwischen für iwie durchgeknallt, neurotisch, jedenfalls “over the top” halten – und ihm damit unrecht tun.
    Denn er bringt wesentliche Bestandteile ihres eigenen Irrsinns – wenngleich sie individuell unterschiedlich gewichtet vorkommen – auf den Punkt der schreienden Widersprüche, die zu benennen ich mir die Mühe nicht mache, um auf den resultierenden Effekt zu verweisen:

    Das ist völkische Heilserwartung (Eschatologie) im Wartestand – auf einen Führer. Storz kann euch das Rätsel aufklären helfen, warum und auf welche Weise eine gewaltige Masse deutscher Reichsbürger im Verlauf der Machtergreifung der NSDAP Nazis wurden, ohne zuvor ausgesprochen nazistisch gesinnt gewesen zu sein, und auch danach in Gesinnungs-Distanz zum Nazismus i.e.S verharrten.
    Denn die völkische Heilserwartung ist in einer national transformierten Klassengesellschaft logischerweis und unvermeidlich messianisch.
    Und ein “Messias” muß nur im Kreise seiner engsten ideellen Gefolgschaft ein kluger, weiser und mehr oder minder makelloser und unfehlbarer Sendbote einer höheren Macht oder eines tiefgründigen “Wesens”, einer das Geschehen durchwirkenden “Kraft” sein. Für die Priesterschaft und deren Proselyten reicht die Funktion des Sammlers verirrter Seelen. Diese Sammlerfunktion bedarf überhaupt nur einer Personalisierung, sofern sie auf einem klassengesellschaftlichen Kult des abstrakten Menschen aufbaut. In vorbürgerlichen Klassengesellschaften war das nicht einmal in Kreisen der Priesterschaft der Fall. Die hielt sich weiterhin, inmitten des christlichen Messias-Kultes, in weitem Umfang an Deutung von Zeichen, Wundern, Menetekeln und den mythischen Symbolismen vortheologischer Überlieferung – zu Lasten von Propheten, die sich messianisch gebärdeten.
    “Hitler” wurde nicht nur “trotz”, auch wegen seiner Unzulänglichkeiten als Führerfigur zu einer Art Messias. Darüber hätte man gut Göring befragen können …
    Heute kann man immerhin Robert Musil darauf befragen – anhand des “Mann ohne Eigenschaften”.

    Wurscht.
    Weitermachen!

    1. Hier wird wohl die Mehrheit der Leser den TomGard inzwischen für iwie durchgeknallt, neurotisch, jedenfalls „over the top“ halten – und hat wohl iwie damit recht.

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