
Nach dem Schulattentat in Graz bleibt es verhalten still: Vor Jahren war es noch Usus, sogenannten Killerspielen die Schuld zu geben. Aber wenn die Wirklichkeit ein Killerspiel ist, bleibt man vielleicht lieber zaghaft.
Vorgestern ereilte Österreich eine Tragödie. Ein mit Pistole und Schrotflinte bewaffneter 21-jähriger Ex-Schüler stürmte in ein Grazer Gymnasium und schoss um sich. Acht Schüler und eine Lehrkraft verloren ihr Leben – letztes Opfer dieses Massakers: Der Täter selbst. Er richtete sich, bevor die Behörden ihn fassen konnten. Die österreichische Regierung ordnete Staatstrauer an. Die Öffentlichkeit des Landes debattiert über striktere Waffengesetze und Maßnahmen zum Schutz von schulischen Einrichtungen. Über eines spricht aber kaum jemand: Killerspiele.
Diese sogenannten Killerspiele, die man mittels PC oder Spielekonsole, online oder offline zockt, waren stets dann Sujet der Debatte, wenn in den letzten Jahren tödliche Gewalt in Schulen einzog – wie etwa 2002 in Erfurt, 2006 in Emsdetten, 2009 in Winnenden oder 2016 in München. Besonders nach dem Vorfall 2009 entbrannte eine laute und hektische Debatte über diese Art von Spiele, die junge Menschen angeblich dazu verleiteten, auch im realen Leben zu einer Schusswaffe zu greifen, um echte Todesopfer zu fabrizieren. Aber auch bei den Massakern davor wurde diese These immer wieder aufs Tapet gebracht – wenn irgendwo ein junger Mensch sein schulisches Umfeld in tödliche Mitleidenschaft zog, war ein Verweis auf jene Killerspiele fast schob obligatorisch.
Vom Blutdurst
Davon vernimmt man im Augenblick wenig. Eine breite Debatte mit diesem Sujet würde unter Umständen unangenehme Fragen aufwerfen. Zum Beispiel: Vernimmt man in der deutschen und auch europäischen Öffentlichkeit nicht dauernd Stimmen, die lauthals fordern, die jungen Leute sollten eine Waffe in die Hand nehmen? Und wie könnten die politischen Figuren, die dieses immer hemmungsloser thematisieren, plötzlich vor Spielen warnen wollen, in denen getötet, eben gekillt wird?
Schließlich und endlich bedienen sie ja das größte Killerspiel, das man sich ausdenken kann: Es nennt sich Krieg – und die Fürsprecher des Waffenganges möchten es kultivieren, möchten es weiterführen. Auf ewig gewissermaßen, wie der neue Außenminister darlegte. Denn mit den Russen würde man nicht mehr ins Einvernehmen kommen. Nicht morgen, nicht übermorgen – nie mehr. Das größte Killerspiel auf Erden spielen wollen und dann vor Killerspielen warnen, die junge Leute vermeintlich zu Bestien formen, zu gefühlskalten Mördern? Das ist all diesen NATO-Influencern wohl dann doch zu peinlich. Man stelle sich vor, wie gewisse Leute, die ihr Mandat mit Lobbyismus verwechseln und demgemäß den Rüstungskonzernen nahestehen, jetzt dazu aufriefen, den Blutdurst abzuschwören. Das war geradezu grotesk!
Sie würden es freilich von sich weisen, Weinschenk des Blutdurstes zu sein, schließlich rüsten und militarisieren sie nur auf, weil sie den Frieden garantieren möchten – während sie gleichzeitig auch das moralisch-geistige Korsett verändern, Kampfeinsätze glorifizieren und die gesamte republikanische Verfasstheit wieder eher ans alte Preußen ausrichten. Hach, der Soldatenkönig war noch einer! Blutdurst: Nein, den würden sie ja gar nicht kitzeln wollen – so würden sie sich aus der Affäre stehlen. Der legendäre, der unvergessliche Georg Kreisler kommt einen in den Sinn: »Ja, wer sagt denn / Dass ich auch wirklich schießen muss / Weil ich heutzutag′ / Einen Revolver trag‘? / Ja, wo seht ihr denn da einen Zusammenhang / Weil ich Hände hoch von euch verlang′?« Wie würde der Grandseigneur des bitterbösen Chansons heute die Debatte kommentieren?
Neue Härte gegen die Jugend
Indes waren die Stimmen, die seinerzeit einen Zusammenhang zwischen dem, was man Killerspiele nannte (und wohl noch immer so nennt) und wirklichen Anschlägen auf Menschenleben, solche, die man eher auf dem sprichwörtlichen Holzweg vernimmt. Jedenfalls waren sie nicht fundiert, urteilten nur aus einem Bauchgefühl heraus – eines, das freilich menschlich, das elterlich nachvollziehbar sein dürfte: Denn für wie pädagogisch wertvoll man solche Spiele erachten sollte, braucht man wohl nicht allzu profund diskutieren. Man lernt schließlich nichts fürs Leben, folgt bei einigen Games einem recht stupiden Plot. Aber dass man deshalb gleich mordet? Und dies auch noch im eigenen Umfeld, bekannte Gesichter? Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages befasste sich bereits 2006 mit dieser kruden These und kam zu dem Ergebnis, dass man »keine klare Kausalbeziehung belegen« könne. Lernen kann man aber eventuell doch etwas: Gamer werden heute in der Ukraine gesucht. Um Krieg zu führen.
Die zentrale Frage müsste heute allerdings anders lauten: Sind die Zustände in der Lebensrealität junger Menschen etwa schon seit geraumer Zeit so schlecht, so verwirrend, so überfordernd und so lebensverneinend, dass es gelegentlich solche tödlichen Exzesse zur Folge hat? Die Killerspiel-Debatten der letzten Jahre haben die Missstände, die es in der modernen westlichen Gesellschaft gibt, haben vielleicht genau das überdeckt. Zwar spricht man immer wieder von einer inkludierenden Sprache, die nötig sei – gewaltfrei müsse sie zudem ganz arg sein: Aber das reale Leben prasselt dennoch in der vollen Härte der Marktgesellschaft auf junge Leute ein. Jedenfalls so sie nicht mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gebracht wurden. Das kann selbstverständlich auch nicht als Ausrede für einen Amoklauf herhalten, schon gar nicht für den jüngsten Vorfall, von dem man noch wenig weiß: Aber die Argumentation wäre vielleicht schlüssiger, als Videospiele für eine solch finale Verzweiflungstat verantwortlich zu machen.
Und die Härte, die diese Gesellschaft in ihrer Realität – nicht in ihren elfenbeinbetürmten Harmoniesuchteskapaden aus Sprachkontrollen und Haltungsattitüden – ausströmt, erlebt in diesen Zeiten ja nochmals eine drastische Verschärfung: Wie schon vorhin angerissen, erlebt der bundesrepublikanische Alltag eine Transformation: Wachsamkeit gegen den Feind wird nun zelebriert – und damit Härte gegen sich selbst, auch seinen Kindern gegenüber (Stichwort: Althistoriker Egon Flaig in der Kulturzeit bei 3sat) und gegen all jene, die sich ein softeres Gemeinwesen wünschen, eines, das ein Volk guter Nachbarn sein will. Ist das alles förderlich, um junge Leute von Gewalttaten fernzuhalten? Oder ist es nicht gerade die Bereitschaft zur Gewalt, die man ihnen jetzt in letzter Instanz abverlangen möchte? Der Soldatenkönig, der vorhin nur kurz gestreift wurde, ist der Schirmherr dieser Zeit: Wie er mit seinem Sohnemann umging, wurde reichlich dokumentiert. Jener Friedrich, nicht der aktuelle, sondern der alte Fritz ist gemeint, war Opfer einer Pädagogik, die man in neuerer Zeit nicht mehr ganz so sehr als großen Wurf feierte. Jetzt sollen Eltern hart sein wie der Preußenkönig anno 1730 − fragen Sie Katte.
Zwischen Schulmassaker und Kriegsetat
Diese neue Bereitschaft zur Gewalt, die in politische Sonntagsreden und sicherheitspolitische Leitbilder gewandet wird, sickert peu a peu in den Alltag aller Bürger ein. Nicht nur Panzerlieferungen und Wehrübungen werden zelebriert, auch die Rhetorik hat sich verändert. Die Normalisierung militärischer Begriffe im zivilen Diskurs – von »Verteidigungshaushalt« bis »Zeitenwende«, von »Kriegstüchtigkeit« bis »Russland ruinieren« – zeigt: Man will sich wieder rüsten, nicht nur technisch, sondern auch mental. Was das für junge Menschen bedeutet, die ohnehin schon mit Identitätskrisen, ökonomischer Unsicherheit und sozialer Zersplitterung konfrontiert sind, darf sich jeder selbst ausmalen.
Während also von oben Härte eingefordert und Kriegsfähigkeit zur Tugend erklärt wird, sollen Jugendliche gleichzeitig empathisch, diversitätssensibel und gewaltfrei sein. Eine widersprüchlichere Pädagogik ließe sich kaum denken. Wenn öffentliche Leitfiguren fordern, dass sich Kinder und Jugendliche mit dem Gedanken an Landesverteidigung (auch außerhalb Deutschlands, irgendwo im Ural, wenn nötig, am Hindukusch war man ja schon), Feindbilder und Opferbereitschaft vertraut machen sollen – was richtet das in einem ohnehin überforderten Bewusstsein langfristig an? Wenn Bundeswehr-Plakate mitten in Berufsschulen prangen und der Verteidigungsminister vor der Kamera offen vom Ernstfall spricht, als sei der nicht mehr als eine Fahrt ins Grüne, dann wird Militarismus nicht mehr als Ausnahmezustand inszeniert, sondern als Normalität. Und genau diese Normalität verschiebt die moralischen Koordinaten – weg von Verständigung, hin zu Konfrontation.
So wird ausgerechnet jene Jugend, die man noch vor wenigen Jahren für das Konsumieren von brutalen Videospielen kritisierte, heute wieder zum Objekt politischer Wunschfantasien. Sie soll belastbar, mutig, kriegstauglich sein. Die politische Klasse inszeniert dabei einen neuen Typus Mensch: Den mündigen Soldatenbürger, der nicht mehr nur wählen, sondern auch verteidigen, vielleicht einfallen, dem Feind zuvorkommen, ja töten, vielleicht selbst sterben soll. Zwischen Schulmassaker und Kriegsetat liegt dann nur noch ein schmaler Grat – nämlich jener, der zwischen individueller Verzweiflungstat und kollektiv organisierter Gewalt verläuft. Das Attentat in Graz – zumal wir von Österreich und nicht von Deutschland sprechen – ist sicher nicht damit erklärbar. Noch nicht, denn zu frisch ist der neue Kult um die Härte und Brutalität, den man der Jugend alsbald abverlangen will. Aber man wundere sich nicht, wenn diese jungen Menschen die Gewalt nicht nur ins Ausland tragen, sondern auch im Inland aus sich herausquillen lassen. Ja, so viel Killerspiele kann man gar nicht am PC oder der Konsole spielen, dass sie mit den Erfahrungen eines Krieges gleichziehen könnten.
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Eine kranke Gesellschaft erzeugt kranke Menschen.
Kaligula wollte wenigstens noch sein Pferd zum Konsul machen. Heute werden reihenweise hirn- und charakterlose Retortenpolitiker zu Kanzlern und Ministern erhoben. Menschenleben spielen keine Rolle mehr. Nach ’33 hat das Kapital gelernt, dass man eine faschistische Diktatur besser tarnen muss, damit die Menschen sich darin wohl fühlen können. Die Menschen erfahren aber immer mehr persönliche Hilflosigkeit gegenüber den Machtstrukturen, wenn auch oft mehr unbewusst. Damit sinkt die Hemmschwelle für die Anwendung nackter Gewalt.
im „Westen“ nichts neues…
Deutschland ist das einzige Land, wo Mangel an politischer Befähigung den Weg zu den höchsten Ehrenämtern sichert.
Carl von Ossietzky (1889 – 1938), deutscher pazifistischer Chefredakteur der „Weltbühne“, Schriftsteller und Symbolfigur des Widerstands gegen das NS-Regime, Friedensnobelpreis 1935
Was soll man dazu sagen wenn verwahrloste Eliten und Regierungen dazu auffordern im Krieg zu morden und die MSM es jeden Tag als etwas Gute predigen für das es auch noch „Heldenruhm“ und Blechorden gibt?
Wenn jeden Tag Hass und Gewalt als etwas Gutes dargestellt wird wenn sie nur gegen die angeblich Richtigen gerichtet sind.
Ist es dann ein Wunder wenn die Gesellschaft auch verwahrlost und verroht und daraus solch schlimme Taten folgen?
„Das größte Killerspiel auf Erden“
Aber denkt dran, Krieg ist das Hardcore Level mit nur einem Leben ohne respwawn Möglichkeit.
Sie haben im Überblick natürlich recht.
Aber wenn Sie schon „Killerspiele“ ansprechen, dann wäre sinnvoll auch hier auf die strukturellen Probleme hinzuweisen: Wieso gibt es hauptsächlich „Killerspiele“ und fast keine Erotik- oder Liebesspiele?
Wieso wird nur „make War“ und nicht „make Love“ gefördert? Klar, um den Militärisch industriellen Komplex zu mästen. Aber wie genau schaffen die das konkret die Mehrheit im Griff zu halten?
Wenn es darum geht die Welt zu verbessern, sollte man auch analysieren woran es liegt und wie man Strukturen konkret verbessern könnte.
WIESO werden wir von den ÖR mit Werbung fürs Killen statt mit Werbung fürs Miteinander zugemüllt? Obwohl der Auftrag ein anderer ist? Was sind die Strukturen DAHINTER, die geändert werden müssten? Was könnte am einfachsten geändert werden mit dem größten Effekt?
Weshalb gibt es für diese Art von Spielen erhebliche Geldmittel vom Pentagon? Sicher nur aus Großzügigkeit für die Jugend. Vielleicht genügt auch ein Blick in die Studien zur Desensibilisierung und Konditionierung beim Töten durch Soldaten. Da sind die Falken sehr stolz darauf, was hier seit dem 1. Weltkrieg erreicht wurde.
Wenn man möchte findet man für alles Gründe, oder auch nicht.
Ich finde das Erstellen und „Spielen“ solcher Machwerke genauso pervers wie das momentan wieder zu erlebende Kriegsgeschrei.
@Roberto J. De Lapuente
Das von Ihnen verwendete Titelbild ist ja recht bekannt und wird häufig auch verwendetet, um zu illustrieren mit welcher Begeisterung die Männer damals in den Krieg gezogen sind.
Meine Frage dazu, auch in Hinblick auf die heutige Medienlandschaft, war es tatsächlich so oder war dieses Bild bereits damals PR um die Bevölkerung zu manipulieren?
In diesem Fall würde das Bild allerdings auch heute immer noch zur Manipulation benützt werden, suggeriert es doch eine Mitschuld der Bevökerung, die mit ihrer Blauäugigkeit den Kriegswillen der Machthaber unterstützte. Damit würde es allerdings aber von der Verantwortung der damaligen Führung und ihrer Helfer in den Medien ablenken.
Ich habe unterschiedliche historische Ansichten dazu gelesen.
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Adorno
Das deutsche Credo im 21´sten Jahrhundert
„Ich komm, weiß nicht woher,
Ich bin und weiß nicht wer,
Ich leb, weiß nicht wie lang,
Ich sterb und weiß nicht wann,
Ich fahr, weiß nicht wohin:
Ich freu mich nur, das ich Kanzler bin“
(Mich wundert, daß ich so fröhlich bin.)
das sind Personen die eine Aufgabe zu erfüllen müssen…
https://www.atlantik-bruecke.org/sigmar-gabriel-neuer-vorsitzender/
https://www.bundestag.de/resource/blob/855616/119369c60378e929d3d597801e4c5c07/WD-1-014-21-pdf-data.pdf
Es ist halt wie in den USA mittlerweile in Europa.
Es muss schon eine größere Anzahl von Menschen getötet worden sein, damit überhaupt noch darüber berichtet wird.
Ja, ein sog. „Schulmassaker“ gehört dazu, noch.
Diese jungen Männer bzw. Jugendlichen, die diese Massaker anrichten, sind i.d.R. verlorene Seelen, Ausgestoßene, Gemobbte, Missachtete, Jungs, die nicht ins Raster passen, nicht zu den angesagten, coolen Typen gehören, die alleine dastehen und sehen müssen, wo sie bleiben.
Da entstehen mörderische Rachegefühle, die dann eben wie in so einem Fall auch umgesetzt werden, wenn man Zugang zu Waffen hat, was hier eben einmal mehr der Fall war.
Jeder weiß doch, wie es in Schulen zugeht: es wird gesiebt und gemobbt auf Teufel komm raus. Das ist nur ein Abbild der kapitalistischen Gesellschaft – das totale Konkurrenzdenken.
Wenn ich mir ein Foto von diesem Arthur A. aus Graz ansehe, dann ist mir eigentlich schon alles klar. Er erinnert total an die jungen Männer aus den USA, die da an Schulen oder sonstwo um sich geschossen haben.
Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich den hervorragenden Film „Elephant“ von Gus van Sant (USA 2003). Er ist inspiriert vom Amoklauf an der Columbine High School in Colorado:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elephant_(Film)
++++
Ein wichtiger Beitrag. IMHO
Danke sehr, Tommy!
Übrigens kann man sich den Film „Elephant“ auf youtube in voller Länge (ca. 1:20 h) im Original mit englischen Untertiteln ansehen.
Es wird relativ wenig gesprochen, der Film läuft eher ruhig und scheinbar beiläufig ab, was ihn m.E. umso unheimlicher und bedrohlicher wirken lässt. Es gibt lange Kamerafahrten, die das Schulgebäude und einzelne Schüler beobachten und ihre Wege verfolgen. Das ist so unglaublich gut und atmosphärisch dicht gemacht.
Alle Darsteller spielen sich selber, was den Film nochmal zusätzlich sehr „echt“ wirken lässt.
„Elephant“ hat völlig zu ‚Recht in Cannes die „Goldene Palme“ erhalten:
https://www.youtube.com/watch?v=xMJh-h0jUmQ&t=872s
Zur ersten Hälfte Deines Beitrags habe ich ein paar Anmerkungen und Fragen.
> Da entstehen mörderische Rachegefühle, die dann eben wie in so einem Fall auch umgesetzt werden, wenn man Zugang zu Waffen hat,
Einen Wunsch nach Rache für tatsächliche oder vermeintliche Verletzungen verstehe ich.
Der Amokläufer von Graz war nach Berichten 22 Jahre alt. Wenn man die Ziele der Rache unter Mitschülern sucht, dann doch eher nicht unter solchen die 4 oder mehr Jahre jünger sind, oder? Das deutet doch eher darauf hin daß der unvorhersagbar klinisch irre war. Die Einschätzung das Motiv sei „Rache“ halte ich daher nicht für stichhaltig, auch dann nicht wenn der Täter das ggf. selbst so empfand.
Zum Zugang zu Waffen: Alles kann eine Waffe sein. In Österreich ist der Zugang zu nicht selbstladenden Langwaffen frei ab 18, Selbstlader und Kurzwaffen (mehrschüssige Revolver, oder Pistolen) gibts ab 21 nach Antrag auf eine Waffenbesitzkarte, zu der auch ein psychologischer Eignungstest gehört.
Wer intelligent genug ist, mit Mordabsichten dieses Gespräch mit einem Psychologen zu überstehen ist mMn auch in der Lage, Alternativen zu legalen erworbenen Schußwaffen zu recherchieren und entsprechende Pläne in die Tat umzusetzen. Ideen, ohne ins Detail zu gehen: Improvisierte Brandmittel, Sprengmittel, selbst gefertigte Feuerwaffen, Blankwaffen, Giftstoffe. Ggf. auch in Kombination.
Ich will mit dem letzten Absatz nur darauf hinaus, daß der reflexhafte Fokus aufs Waffenrecht, von dem man aus österreichischen Medien liest sehr wahrscheinlich keinen oder fast keinen Sicherheitsgewinn bringen wird, weil er in aller Regel unbescholtene Bürger ohne böse Absichten treffen wird.
„Müssen zur Kenntnis nehmen, dass es in Deutschland sehr friedensbewegte Menschen gibt“
sagte Anke Rehlinger, SPD, Ministerpräsidentin des Saarlandes.
Als ich das las, dachte ich: ,Na sowas! Wäre denn das nicht der Normalfall, friedensbewegt zu sein, mehr noch als kriegsaffin, waffenstrotzend, kampflustig oder jederzeit schießbereit?
Ist es jetzt schon so abwegig, dass es eine spezielle Rechtfertigung braucht,
wenn man eher ein Leben im Frieden wünscht und sich dafür einsetzt, wenn man an diplomatische Vorstöße eher glaubt
als an Ignoranz der Gegebenheiten, Drohung und Abschreckung?
Wie kann man nur zulassen, dass die ganze Gesellschaft geistig auf solche eine niedere geistige Ebene gebracht wird, und jene die Abweichler sind, die es wagen eine Alternative aufzuzeigen?
Also: die mit den Waffen, die sollen nach neuer Lesart die allein Guten sein,
der Rest sind irgendwelche entbehrlichen Verblendeten die das Narrativ störenden.
Und wenn man dann noch liest, dass Milliarden fehlen, um Krankenhäuser weiter betreiben zu können,
die ärztliche Versorgung auf dem Lande nicht in jedem Fall als gesichert angesehen werden kann,
mithin auch da Menschenopfer billigend in Kauf genommen werden,
kommt man leicht darauf, dass eben auch Opfer von Amoktätern lediglich als Kollateralschäden zu sehen sind,
so sehr weit ist das Ideal der Humanität schon entfernt worden aus dem Denken der Allgemeinheit.
Inzwischen werden ja sogar explizit Gamer als Drohnenpiloten (respektive Artilleriefutter) angeworben.
Der Artikel bringt einige Perversionen ganz gut auf den Punkt.
Doch folgendes….
… sieht man in Belgien schon anders. Hier gab es im deutsch-belgischen Rundfunkt in der Tat ein Portrait des Attentäters in dem noch einmal besonders auf seine Einsiedelei und den massiven Gebrauch von EgoShooter-Killerspielen hingewiesen wurde.
Nun gut, aber die Belgier sind auch nicht so kriegsgeil wie eine Masse an Apologeten in Deutschland derzeit.
Zitat:
„Der Amokläufer von Graz war laut Polizei ein leidenschaftlicher Spieler von Ego-Shooter-Spielen. Er sei ein sehr introvertierter Mensch gewesen, der sehr zurückgezogen gelebt habe, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, Michael Lohnegger. Alle bisher ausgewerteten Unterlagen gäben weiterhin keinen Hinweis auf ein Motiv.“
https://www.epochtimes.de/politik/ausland/tat-in-graz-war-minutioes-geplant-polizei-veroeffentlicht-details-a5158812.html