Jeffrey D. Sachs: „Der Krieg in der Ukraine war provoziert“

Maidan, Kiew.
Quelle: Pixabay

Die wichtigsten Provokationen waren der 2014 von den USA unterstützte gewaltsame Sturz des demokratisch gewählten ukrainischen Präsidenten Janukowytsch und der US-Plan, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, schreibt der Wissenschaftler

In der Erzählung „Kassandra“ von Christa Wolf findet sich die folgende Passage (1): „Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg? Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen. In Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was da stünde, unter anderen Sätzen: Lasst Euch nicht von den Eigenen täuschen!“

Diese Worte der großen deutschen Schriftstellerin weisen nachdrücklich auf einen Sachverhalt hin, der uns seit vielen Jahren auch bei der Analyse des Ukraine-Konflikts begegnet: Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit, und das gilt genauso auch für den Vorkrieg und dessen Beginn.

Denn wie wir leider immer wieder feststellen können, werden die Vorgeschichte und die Hintergründe des Ukraine-Konflikts in den Leitmedien systematisch ausgeblendet oder verfälscht.

So wird z. B. behauptet, Putin habe am 24.02.2022 die Ukraine angegriffen, weil er imperiale Ambitionen verfolge und bestrebt sei, die Ukraine und auch andere Länder zu erobern mit dem Ziel, ein Großrussland zu schaffen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit der ehemaligen Sowjetunion habe. Dafür gibt es aber keinerlei Belege, sagt der bekannte US-Politikwissenschaftler John J. Mearsheimer (2).

Zur Vorgeschichte des Ukraine-Krieges hat sich in den letzten Wochen auch der herausragende US-Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University, Jeffrey D. Sachs, in zwei klarsichtigen Interviews im Online-Medium Activism Munich geäußert (3 und 4). Angemerkt sei, dass diese beiden Interviews in englischer Sprache auch zusammen mit (automatisch erzeugten) deutschen Untertiteln aufgerufen werden können.

Außerdem ist von Sachs zu diesem wichtigen Thema kürzlich ein sehr aufschlussreicher Artikel mit dem Titel „The war in Ukraine was provoked“ in Consortium News, einer US-amerikanischen Plattform für unabhängigen investigativen Journalismus, erschienen (5), den ich ins Deutsche übertragen habe und meinen Leserinnen und Lesern zwecks Erkenntnisgewinn im Folgenden vorstellen möchte.

Beginn der Übersetzung des Artikels von Jeffrey D. Sachs                              

„George Orwell schrieb 1984: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“

Regierungen arbeiten unermüdlich daran, die öffentliche Wahrnehmung der Vergangenheit zu verzerren. In Bezug auf den Ukraine-Krieg hat die Biden-Regierung wiederholt und fälschlicherweise behauptet, dass der Ukraine-Krieg mit einem unprovozierten Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen habe.

Tatsächlich wurde der Krieg von den USA auf eine Weise provoziert, dass führende US-Diplomaten diesen Krieg jahrzehntelang im Vorfeld des 24. Februars 2022 erwartet hatten, was bedeutet, dass der Krieg hätte vermieden werden können und nun auch durch Verhandlungen beendet werden sollte.

Zu erkennen, dass der Krieg provoziert wurde, hilft uns zu verstehen, wie wir ihn stoppen können. Das rechtfertigt die russische Invasion nicht. Ein weitaus besserer Ansatz für Russland wäre es vielleicht gewesen, die Diplomatie mit Europa und der nicht-westlichen Welt zu intensivieren, um den US-Militarismus und -Unilateralismus offen zu legen und sich ihm entgegenzustellen.

Tatsächlich stößt das unerbittliche Bestreben der USA, die NATO zu erweitern, auf der ganzen Welt auf breite Ablehnung, so dass eine russische Diplomatie mit dem Ziel, die NATO-Erweiterung zu verhindern, möglicherweise effektiver gewesen wäre, als einen Krieg zu beginnen.

Zwei Hauptprovokationen

Das Biden-Team verwendet das Wort „unprovoziert“ unaufhörlich, zuletzt in Bidens großer Rede zum ersten Jahrestag des Krieges, in einer jüngsten NATO-Erklärung und in der jüngsten Abschlusserklärung des G7-Treffens.

Biden-freundliche Mainstream-Medien plappern das Weiße Haus einfach nach. Die New York Times ist die Hauptschuldige und beschrieb die Invasion Russlands nicht weniger als 26-mal als „unprovoziert“, und zwar in fünf Leitartikeln, 14 Meinungskolumnen von NYT-Autoren und sieben Gastkommentaren.

Es gab in der Tat zwei Hauptprovokationen der USA.

Die erste war die Absicht der USA, die NATO auf die Ukraine und Georgien auszudehnen, sodass Russland in der Schwarzmeerregion von NATO-Ländern (Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Türkei und Georgien) vollständig umgeben ist.

Die zweite war die Rolle der USA bei der Errichtung einer russlandfeindlichen Regierung in der Ukraine durch den gewaltsamen Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowytsch im Februar 2014.

Deshalb begann der Krieg in der Ukraine mit dem Sturz Janukowytschs vor neun Jahren und nicht erst im Februar 2022, wie uns die US-Regierung, die NATO und die Staats- und Regierungschefs der G7 glauben machen wollen.

Biden und sein außenpolitisches Team weigern sich, über diese Wurzeln des Krieges zu sprechen. Diese anzuerkennen, würde die Position der US-Administration in dreierlei Hinsicht untergraben.

Erstens würde das Diskussion darüber aufzeigen, wie der Krieg hätte vermieden oder vorzeitig beendet werden können, was der Ukraine ihre derzeitigen Verwüstungen und den USA bisher mehr als 100 Milliarden Dollar an Ausgaben erspart hätte.

Zweitens würde es Bidens persönliche Rolle im Krieg als Teilnehmer am Sturz von Janukowytsch und davor als überzeugter Unterstützer des militärisch-industriellen Komplexes und sehr früher Befürworter der NATO-Erweiterung aufdecken.

Und drittens würde es Biden an den Verhandlungstisch zwingen und die weiter anhaltenden Bemühungen der US-Regierung für eine NATO-Erweiterung untergraben.

Blick in die Archive

Aus den Archiven geht unwiderlegbar hervor, dass die US-amerikanische und die deutsche Regierung dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow wiederholt versprochen haben, dass sich die NATO bei der Auflösung des Militärbündnisses des Warschauer Paktes durch die Sowjetunion nicht „einen Zentimeter nach Osten“ bewegen würde.

Nichtsdestotrotz begannen die US-Planungen für die NATO-Erweiterung Anfang der 1990er Jahre, lange bevor Wladimir Putin Russlands Präsident geworden war. Im Jahr 1997 legte der Experte für nationale Sicherheit, Zbigniew Brzezinski, einen Zeitplan für die NATO-Erweiterung vor, der mit bemerkenswerter Präzision umgesetzt wurde.

US-Diplomaten und die ukrainische Führung wussten sehr wohl, dass die NATO-Erweiterung zu einem Krieg führen könnte. Der US-amerikanische Staatsmann George Kennan nannte die NATO-Erweiterung einen „verhängnisvollen Fehler“ und schrieb in der New York Times:

„Es ist zu erwarten, dass eine solche Entscheidung die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit anheizen und sich nachteilig auf die Entwicklung der russischen Demokratie auszuwirken wird. Weiterhin wird diese Entscheidung die Atmosphäre des Kalten Krieges in den Ost-West-Beziehungen wiederherzustellen und die russische Außenpolitik in Richtungen lenken, die uns entschieden nicht gefallen werden.“

Der Verteidigungsminister von Präsident Bill Clinton, William Perry, erwog aus Protest gegen die NATO-Erweiterung seinen Rücktritt. Als er sich an diesen entscheidenden Moment Mitte der 1990er Jahre erinnerte, sagte Perry 2016 Folgendes:

„Unsere erste Aktion, die uns wirklich in eine schlechte Richtung gebracht hat, war, als die NATO begann, sich zu erweitern und osteuropäische Länder einzubeziehen, von denen einige an Russland grenzen. Damals arbeiteten wir eng mit Russland zusammen, und die Russen begannen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass die NATO eher ein Freund als ein Feind sein könnte … aber sie fühlten sich sehr unwohl dabei, die NATO direkt an ihrer Grenze zu haben, und sie appellierten nachdrücklich an uns, damit nicht fortzufahren.“

1998 schickte William Burns, der damalige US-Botschafter in Russland und heutige Direktor der CIA, ein Telegramm nach Washington, in dem er ausführlich vor den ernsten Risiken der NATO-Erweiterung warnte:

„Die NATO-Bestrebungen der Ukraine und Georgiens treffen nicht nur einen wunden Nerv Russlands, sie wecken auch ernsthafte Besorgnis über die Folgen für die Stabilität in der Region. Russland sieht nicht nur eine Einkreisung und Bemühungen, Russlands Einfluss in der Region zu untergraben, sondern befürchtet auch unvorhersehbare und unkontrollierte Folgen, die die russischen Sicherheitsinteressen ernsthaft beeinträchtigen würden.

Experten sagen uns, dass Russland besonders besorgt ist, dass die starken gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in der Ukraine über die NATO-Mitgliedschaft, bei der ein Großteil der ethnisch-russischen Gemeinschaft gegen die Mitgliedschaft ist, zu gewaltätigen Differenzen oder schlimmstenfalls zu einem Bürgerkrieg führen könnten. In diesem Fall müsste Russland entscheiden, ob es intervenieren muss, eine Entscheidung, der sich Russland nicht stellen möchte.“

Die ukrainische Führung wusste genau, dass das Drängen auf eine NATO-Erweiterung für die Ukraine Krieg bedeuten würde. Der ehemalige Selenskyj-Berater Oleksij Arestowytsch erklärte 2019 in einem Interview, „dass unser Preis für den NATO-Beitritt ein großer Krieg mit Russland ist“.

In den Jahren 2010- 2013 drängte Janukowytsch auf Neutralität, im Einklang mit der ukrainischen öffentlichen Meinung. Die USA arbeiteten im Verborgenen daran, ihn zu stürzen, wie aus dem Tonband der damaligen stellvertretenden US-Außenministerin Victoria Nuland und des US-Botschafters Geoffrey Pyatt hervorgeht, die Wochen vor seinem gewaltsamen Sturz die Regierung nach Janukowytsch planten.

Nuland macht in dem Telefonat deutlich, dass sie sich eng mit dem damaligen Vizepräsidenten Biden und seinem nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan abstimmen würde. Es handelt sich um dasselbe Biden-Nuland-Sullivan-Team, das jetzt die US-Politik gegenüber der Ukraine bestimmt.

Nach dem Sturz von Janukowytsch brach der Krieg im Donbass aus, während die Krim Teil Russlands wurde. Die neue ukrainische Regierung rief zur NATO-Mitgliedschaft auf, und die USA bewaffneten und halfen bei der Umstrukturierung der ukrainischen Armee, um sie mit der NATO interoperabel zu machen.

Im Jahr 2021 haben sich die NATO und die Biden-Administration erneut nachdrücklich für die Zukunft der Ukraine in der NATO eingesetzt.

Im unmittelbaren Vorfeld der russischen Invasion stand die NATO-Erweiterung im Mittelpunkt. Putins Entwurf eines NATO-Russland-Vertrags vom 17. Dezember 2021 forderte unmissverständlich deren Stopp.

Die russische Führung hat in der Sitzung des russischen Nationalen Sicherheitsrats am 21. Februar 2022 die NATO-Erweiterung als Kriegsursache genannt. In seiner Ansprache an die Nation an diesem Tag erklärte Putin die NATO-Erweiterung zu einem zentralen Grund für die Invasion.

Der Historiker Geoffrey Roberts schrieb kürzlich:

„Hätte der Krieg durch ein russisch-westliches Abkommen verhindert werden können, das die NATO-Erweiterung stoppt und die Ukraine neutralisiert, im Gegenzug für solide Garantien der ukrainischen Unabhängigkeit und Souveränität? Gut möglich.“

Im März 2022 meldeten Russland und die Ukraine Fortschritte auf dem Weg zu einem schnellen Verhandlungsende des Krieges auf der Grundlage der Neutralität der Ukraine. Laut Naftali Bennett, dem ehemaligen Premierminister Israels, der als Vermittler fungierte, stand eine Einigung kurz bevor, bevor die USA, Großbritannien und Frankreich die Verhandlungen blockierten.

Während die Biden-Regierung erklärt, die russische Invasion sei unprovoziert gewesen, verfolgte Russland 2021 diplomatische Schritte, um einen Krieg zu vermeiden. Biden lehnte jedoch die Diplomatie ab und bestand darauf, dass Russland in der Frage der NATO-Erweiterung keinerlei Mitspracherecht habe. Und auch im März 2022 forcierte Russland die Diplomatie, während das Biden-Team erneut ein diplomatisches Ende des Krieges blockierte.

Wenn man zur Kenntnis nimmt, dass die Frage der NATO-Erweiterung im Mittelpunkt dieses Krieges steht, versteht man, warum die Aufrüstung mit immer mehr US-Waffen diesen Krieg nicht beenden wird.

Russland wird bei Bedarf eskalieren, um eine NATO-Erweiterung um die Ukraine zu verhindern. Der Schlüssel zum Frieden in der Ukraine liegt in Verhandlungen auf der Grundlage der Neutralität der Ukraine und der Nichterweiterung der NATO.

Das Beharren der Biden-Regierung auf einer NATO-Erweiterung durch die Ukraine hat die Ukraine zu einem Opfer falsch verstandener und unerreichbarer militärischer Bestrebungen der USA gemacht. Es ist an der Zeit, dass diese Provokationen aufhören und dass Verhandlungen zur Wiederherstellung des Friedens in der Ukraine geführt werden.

Ende der Übersetzung des Artikels von Jeffrey D. Sachs

Einige ergänzende Hinweise

Die am Schluss des Artikels von Sachs mitgeteilte Einschätzung des renommierten britischen Historikers Geoffrey Roberts, dass der Krieg möglicherweise hätte verhindert werden können, wenn der Westen bereit gewesen wäre, auf die Osterweiterung der Nato durch die Ukraine zu verzichten und eine Neutralisierung dieses Landes zu akzeptieren, wie sie bis zum gewaltsamen Maidan-Umsturz 2014 ja auch bestanden hatte, kann im Schlusskapitel der ausführlichen Analyse des Ukraine-Krieges von Roberts nachgelesen werden (6).

Die sich daran anschließenden Schlusssätze in der Analyse lauten:

„Kein Krieg ist unvermeidlich bis zum Moment der Entscheidung. Das galt im Februar 2022 genauso wie im Juli 1914. Ein ständiges Thema in Putins öffentlichem Diskurs während der Krise vor der Invasion war sein extremes Misstrauen gegenüber dem Westen, insbesondere den Vereinigten Staaten. Bedeutende westliche Konzessionen in Bezug auf Russlands Sicherheitsbedenken hätten möglicherweise seine dunkelsten Vorahnungen besänftigen und ihn überzeugen können, dass die Risiken des Friedens geringer seien als die des Krieges. Dass die USA es nicht getan haben, bedeutet nicht, dass sie es nicht hätten tun können.“

Daraus kann ich nur die Schlussfolgerung ziehen, dass die USA und der Westen eine wesentliche Mitverantwortung für den Krieg in der Ukraine haben und dieser wahrscheinlich solange weitergehen wird, solange die USA und der Westen nicht bereit sind, die Sicherheitsinteressen Russlands anzuerkennen und zu berücksichtigen. Das ist leider die schreckliche Realität, in der wir zurzeit leben.

Abschließend sei noch auf einen Artikel zum gleichen Themenkomplex hingewiesen, der am 24.05.2023 in Telepolis erschienen ist (7).

Dieser Text behandelt eine am 16. Mai 2023 veröffentlichte ganzseitige Anzeige zum Krieg in der Ukraine in der New York Times (NYT), die von 14 hochrangigen US-Sicherheitsexperten unterzeichnet worden ist. Zu den Erstunterzeichnern gehört auch Jeffrey D. Sachs.

Es handelt sich um eine höchst bemerkenswerte Anzeige, die von Eisenhower Media Network erstellt und finanziert worden ist.

Die Anzeige in der NYT führt in einer dort erscheinenden Zeitleiste eindrucksvoll die 30 Jahre andauernden Provokationen der USA auf, die schließlich dazu geführt haben, dass Russland am 24. Februar 2023 in die Ukraine einmarschiert ist:

„1990 – Die USA versichern Russland, dass sich die NATO nicht in Richtung ihrer Grenze ausdehnen wird…“ „Es gäbe keine Ausdehnung der Nato einen Zentimeter weiter nach Osten“, sagt US-Außenminister James Baker.

1996 – US-Waffenhersteller gründen das Komitee zur Erweiterung der NATO und geben über 51 Millionen Dollar aus, um Lobbyarbeit im Kongress zu betreiben.

1997 – Fünfzig außenpolitische Experten, darunter ehemalige Senatoren, pensionierte Militärs und Diplomaten, unterzeichnen einen offenen Brief, in dem sie die NATO-Erweiterung als „politischen Fehler historischen Ausmaßes“ bezeichnen.

1999 – Die NATO nimmt Ungarn, Polen und die Tschechische Republik in die NATO auf. USA und NATO bombardieren Russlands Verbündeten Serbien.

2001 – Die USA ziehen sich einseitig aus dem Vertrag über die Abwehr ballistischer Raketen zurück.

2004 – Sieben weitere osteuropäische Staaten treten der NATO bei. NATO-Truppen befinden sich nun direkt an der russischen Grenze.

2004 – Das russische Parlament verabschiedet eine Resolution, in der die NATO-Erweiterung verurteilt wird. Putin antwortete mit den Worten, Russland werde „unsere Verteidigungs- und Sicherheitspolitik entsprechend aufbauen“.

2008 – Die Staats- und Regierungschefs der NATO kündigten Pläne an, die Ukraine und Georgien, die ebenfalls an den Grenzen Russlands liegen, in die NATO aufzunehmen.

2009 – Die USA kündigten Pläne an, Raketensysteme in Polen und Rumänien zu stationieren.

2014 – Der rechtmäßig gewählte ukrainische Präsident Viktor Janukowytsch flieht vor der Gewalt nach Moskau. Russland betrachtet den Sturz von Janukowytsch als Putsch der USA und der NATO-Staaten.

2016 – Die USA beginnen mit dem Truppenaufmarsch in Europa.

2019 – Die USA ziehen sich einseitig aus dem Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme zurück.

2020 – Die USA ziehen sich einseitig aus dem Vertrag über den Offenen Himmel zurück.

2021 – Russland unterbreitet Verhandlungsvorschläge und schickt gleichzeitig mehr Truppen an die Grenze zur Ukraine. Vertreter der USA und der NATO lehnen die russischen Vorschläge sofort ab.

24. Februar 2022 – Russland marschiert in die Ukraine ein und beginnt damit den Russland-Ukraine-Krieg.“

Der Haupttext der Anzeige in der NYT enthält zwei aussagekräftige Abbildungen, die untereinander platziert sind (8).

Die erste Abbildung zeigt eine Landkarte von Europa einschließlich des europäischen Russlands, in der die derzeitigen Militärbasen der USA und der Nato in den europäischen Ländern und im Vorderen Orient eingezeichnet sind, während die zweite Abbildung mit der Überschrift „What if the shoe were on the other foot?“ (zu Deutsch: „Was ist, wenn der Spieß umgedreht wird?“) eine Karte der USA mit eingezeichneten hypothetischen russischen Militärbasen in Mexiko, auf den karibischen Inseln und in Kanada darstellt.

Wem fällt bei der Ansicht dieser Bilder nicht das Sprichwort ein: „Was Du nicht willst das man Dir tu, das füg` auch keinem anderen zu“? Diese „goldene Regel“ setzt aber stillschweigend voraus, dass man den anderen als Gleichen bzw. Gleichberechtigten anerkennt.

Aber das wird in der internationalen Politik nicht von allen Parteien anerkannt und praktiziert. Auf der US-amerikanischen Seite steht dem die herrschende Ideologie des Exzeptionalismus und des Unilateralismus entgegen.

Dabei ist der amerikanische Exzeptionalismus eine nationalistische Ideologie, die auf dem Postulat basiert, dass USA eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Nationen einnehmen und ihnen, d. h. ihren Eliten, deshalb alles erlaubt ist, was in ihrem Interesse liegt.

Und Unilateralismus bedeutet im Prinzip das Gleiche, nämlich „Einseitigkeit“. In der Politik versteht man darunter das Handeln eines Staates im eigenen Interesse ohne Rücksicht auf die Interessen anderer.

Deshalb habe ich mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, dass in der Anzeige der US-Sicherheitsexperten in der NYT der Unilateralismus, der die US-Außenpolitik prägt, im Zusammenhang mit der Nato-Osterweiterung kritisch hinterfragt wird.

Dieser Unilateralismus von Seiten der USA muss zugunsten der Anerkennung eines Multilateralismus bzw. einer Multipolarität in den internationalen Beziehungen überwunden werden, wenn die Welt eine Zukunft haben soll.

In einer zu schaffenden multipolaren Welt könnten dann die Großmächte, die zugleich Atommächte sind, auf der Basis der Charta der Vereinten Nationen, der Prinzipien der Friedlichen Koexistenz und einer Gemeinsamen Sicherheit zusammenleben und bei der Bewältigung der großen Probleme der Menschheit konstruktiv zusammenarbeiten. Die wichtigsten gemeinsamen Probleme sind die Gefahr eines Atomkriegs, die heute so groß ist wie zu keiner Zeit seit 1962, der Klimawandel und der Hunger in der Welt.

 

Fußnoten:
  1. Christa Wolf: Kassandra. Suhrkamp 2008, S. 88
    https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/kassandra/7763
  2. Kolenda KD. Ukraine-Konflikt: „USA und ihre Verbündeten hauptsächlich für dieses Unglück verantwortlich“. Telepolis 03.07.2022
    https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Konflikt-USA-und-ihre-Verbuendeten-hauptsaechlich-fuer-dieses-Unglueck-verantwortlich-7158465.html
  3. Jeffrey Sachs: The war in Ukraine and the missing context & perspective. Actvism Munich 19.01.2023
    https://www.actvism.org/latest/jeffrey-sachs-ukraine-context/
  4. Jeffrey Sachs: Nord Stream Sabotage, Ukraine & der kalte Krieg mit China. Activism Munich März 2023
    https://www.bing.com/videos/search?q=actvism+munich+jeffrey+sachs&&view=detail&mid=6BFFFD6AD9E7B98F88CC6BFFFD6AD9E7B98F88CC&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dactvism%2Bmunich%2Bjeffrey%2Bsachs%26FORM%3DHDRSC4
  5. Jeffrey D. Sachs: The War in Ukraine was provoked. Consortium News 05.2023
    https://consortiumnews.com/2023/05/24/the-war-in-ukraine-was-provoked/
  6. Geoffrey Roberts. „Now or never“: The immidiate origins of Putins preventive war in Ukraine. Journal of Military and Strategic Studies 2022, Vol. 22, Issue 2, S. 26- 27
    imap://klaus-dieter%2Ekolenda%40gmx%2Ede@imap.gmx.net:993/fetch%3EUID%3E/INBOX%3E46002?part=1.2&filename=Now_or_Never_The_Immediate_Origins_of_Pu.pdf&type=application/pdf
  7. Kolenda KD. „Die USA sollten eine Kraft für den Frieden sein“. Telepolis 24.05.2023
    https://www.telepolis.de/features/Die-USA-sollten-eine-Kraft-fuer-den-Frieden-in-der-Welt-sein-9064735.html
  8. com 17.05.2023
    https://original.antiwar.com/eisenhower_media_network/2023/05/16/the-us-should-be-a-force-for-peace-in-the-world/

 

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94 Kommentare

  1. Die Nato ist eine terroristische Vereinigung. Warum ermittelt der Internationale Strafgerichtshof nicht gegen die Nato? Der tut halt auch nur was Herrchen sagt,

    1. Die NATO als terroristische Vereinigung zu bezeichnen, schmeichelt dieser eigentlich zu sehr.

      Denn zumindest ein nicht unwesentlicher Teil terroristischer Vereinigungen versuchen, mit dem Mittel des Terrors bessere Verhältnisse zumindest für Entrechtete und Unterdrückte herzustellen und streben dabei oft gar keine privilevierte Position an.

      Die NATO dagegen wird nicht unterdrückt oder stranguliert und hat dewegen schon kein relatives Notwehrrecht.
      Auch will die NATO ihre Organisationskraft nicht für eine bessere Welt für Alle einsetzen, sondern nur für die eigene massive und dauerhafte Privilegierung.
      Insofern erachte ich es für logisch und redlich, dass sich nicht jede Terrororganisation mit der NATO verglichen sehen will.
      Dabei hat die NATO einen großen Werkzeugkasten, um ihre Ziele zu erreichen. Terrororganisationen steht meist nur ein Mittel und das oft auch nur sehr limitiert zur Verfügung, um durch dessen Gebrauch zumindest von einer Änderung der Verhältnisse träumen zu können.

      1. Diese selbstherrliche Wonne, mit der die deutsche Politik und die Hauptmedien bei der rein gewinnsüchtigen Terrorisierung der Welt im Windschatten der USA mitmacht, ist jeden Abend, wenn sei wieder mittels Tagesschau, Lanz, Heute-Journal und Kulturzeit ins Wohnzimmer schwappt, ekelerregend.

        Man könnte argumentieren, dass unsere „Eliten“ Angst haben, dass sie sonst selber unter die erbarmungslos quetschenden imperialen Räder kommen, aber wie die Sanktionspolitik zeigt, liefert sich die deutsche Politik einfach nur den US-Interessen aus, gibt die wichtigsten wirtschaftspolitische Anliegen aus der Hand, worauf die Wirtschaft dann prompt ihre Arbeitsgrundlage verliert — ganz so, wie sich die USA das für Russland wünscht, aber scheint’s nicht erreichen kann, weil das Land wehrhaft ist.

        Von den zehntausenden Ukrainern, die für die Sache der USA kämpfen, ihr Leben und ihre Gesundheit verlieren, gar nicht zu sprechen.

        Wenn die Nato sagt: „Wir werden die Ukraine unterstützen, so lange es nötig ist.“, heißt das im Grunde, so lange dort noch jemand lebt, der für die USA in den Tod gehen will. Für solche Hirnverbrandheiten braucht man Nationalisten (bzw. in muslimischen Ländern Islamisten). Kein vernünftiger Menschen würde sich dafür freiwillig hergeben.

    2. Die Nato ist ein Militärbündnis. Also ein Bündnis von Staaten zur Führung von Kriegen. Kriege sind eine Gewaltkonkurrenz zwischen Staaten bzw. Gewaltsubjekten. Setzt man Terror=Gewalt ist die Nato natürlich eine terroristische Vereinigung. Bloß stimmt die Gleichung nicht. Terror ist nämlich unrechtmäßige Gewalt. Und da Staaten die Subjekte des Rechts sind, sind sie natürlich im Recht und keine Terrororganisation, sondern die Vertreter der höchsten moralischen Werte. Es sei denn sie verlieren die Gewaltkonkurrenz gegen Staaten, dann sind sie im Unrecht, weil die Sieger das Recht setzen. Dann wird aus den Vertretern der besten Eigenschaften der menschlichen Spezies ein Terrorverein. Merke: Jemanden des Terrors zu bezichtigen ist eine moralische Verurteilung, die ihm unrechtmäßige also staatlich (bzw. vom überlegenen Gewaltsubjekt) nicht lizensierte Gewalt vorwirft. Lizensierte Gewalt wird dabei als notwendig abgehakt.

      1. „Die Nato ist ein Militärbündnis.“

        Quatsch. Sie war bereits in ihrer Gründungsakte zum transnationalen, politischen Interessenverband bestimmt, schlagend „proletatistisch“ ausgedrückt in der Formel, „keep the Sowjet Union out, the Americans in, the Germans down“.
        Die NATO war im Jugoslawienkrieg schon einmal ein Terrorverband, geführt von angelsächsischen Konspirateuren, die mit Clinton mehr, als unzufrieden waren.
        9/11 beendete das vorerst, weil die Neocons das imperiale Ideal des „überlegenen“ (besser: „übergeordneten“) „Gewaltsubjekts wahr zu machen trachteten, ein idiotisches Unterfangen, das schon im ersten Jahr des Afghanistankrieges krachend scheiterte.
        „Terror“ ist in erster Instanz eine militärische Taktik.

  2. Alle, die das Geschehen der letzten Jahrzehnte verfolgt haben, wissen, dass J.D. Sachs Recht hat. Und alle, die noch nie für Ausgleich und Entspannung zum Nutzen aller waren, haben jetzt Oberwasser. Aber auch die Kapelle ist mit der Titanic mit unter gegangen. Um überhaupt etwas Hoffnung für die Zukunft zu haben, klammere ich mich an folgende Sachverhalte:
    – Die Waffen und die Munition gehen aus, auf beiden Seiten und vermutlich ist die autokratische Seite durch zentralistische Steuerung eher in der Lage, Nachschub zu liefern und dieser Sachverhalt könnte irgendwann zu Verhandlungen führen.
    – Es gibt im Wertewesten zunehmend Gegenwind zum Krieg auf Ewigkeit, nicht zuletzt durch steigende innere Probleme.
    – Die „Linken“, die auch ich jahrzehntelang gewählt habe, haben europaweit ihr wahres Gesicht gezeigt, nämlich dieses, dass sie gar nichts für die breite arbeitende Masse bewirken, sondern Blackrock genauso dienen wie die „Christlichen“. Schließlich sind ja auch bekannte Linke Mitglied in der “ Atlantikbrücke“.
    – Es wird immer mehr bekannt werden, dass das Treiben der Grünen eben nicht der Umwelt dient, und den Menschen schon gleich gar nicht, und damit werden diese Kriegstreiber schwächer.
    – Das Geld wird irgendwann alle, auch bei denen, die noch einen Sack davon im Keller haben, und damit sind sämtliche staatserhaltenden Maßnahmen fraglich. Man wird irgendwann die Notbremse im Westen ziehen müssen.

    Aber man kann sich irren.

      1. @Alfred Nonym
        Richtig.
        Die Vorzeichen sind seit vielen Jahren zu erkennen. Ich habe bereits seit 2015 im Freundeskreis darauf hingewiesen, dass es im Osten knallen wird.

        Aber ich wage mal eine Prognose.
        Der Konflikt mit Russland ist nur eine Zwischenstation. Der eigentliche Konflikt wird gegen China sein. Durch die Beteiligung der EU und Nato wird es zu einem multiplen Konflikt, der sich aber nicht nur im Pazifik abspielen wird.
        Die gegen Russland vollzogenen Aggressionen sollten Russland militärisch ausbluten lassen, sodass es im kommenden Krieg gegen China kein Akteur mehr sein kann.
        Nur mit einem isolierten China kann es der Westen aufnehmen. Daher ist der Kriegsverlauf in der Ukraine so wichtig für den „Wertewesten“

        Fällt Russland, ist das der Auftakt für den dritten Weltkrieg.

        Daher darf es, nach meinen Dafürhalten, auch keinen westlichen Sieg geben. Entweder siegt Russland oder ein Patt zwischen den beiden Kontrahenten. Ein Sieg des Westens wird der Auftakt zur absoluten Katastrophe; auch, da ich immer mehr Anzeigen sehen, dass die BRIGS-Staaten und Mitglieder anderer Bündnisse im globalen Süden sich auf die Seite von Russland und China stellen.
        Siegt der Westen, kommt es zu einem nicht mehr eindämmbar Flächenbrand.

        1. Ja. Gestern die Nachrichtenbilder der Länder (Golfstaaten, Ägypten, Indonesien u.A.), die Mitglied bei BRICS werden wollen, könnte Ländern wie Japan und Südkorea etwas von ihrem Überzeugungs-Elan nehmen, dass die USA ihre besten Zeiten noch vor sich haben.

          Alles was der Werte-Westen beizutragen hat, ist das Kichern über die Tretmine, den Haftbefehl gegen Putin, wegen der medial inszenierten „Kinderentführungen“.
          https://www.google.com/search?q=Kapstadt+BRICS+Haftbefehl

          Kindsköpfe in Anzügen.

  3. DA frage ich mich, was schreiben WIR schon seit Jahren ?????

    Um mir das zu ersparen, was ich anderen antue – wurde die NATO erweitert. Die EU gegründet, Märkte okkupiert
    GLOBALE DIKTATUR geschaffen.

    Und die Idioten zahlen immer mehr mit Karte!! Die andere nach belieben sperren, und plündern können.
    Schon in den 80-ern sagte man: Reden ist Silber – Schweigen ist Gold – so werden wir jetzt von DUMMSCHWÄTZERN regiert.
    Sich bestechen zu lassen ist einfacher als etwas produktives zu leisten. Der Mensch ist ein PARASIT geworden
    im Schatten der Haie.

  4. @Klaus Dieter-Kolenda

    Dem kann ich mich nur anschließen, nur ein paar Anmerkungen zu George Orwells „1984“ – Zunächst einmal ich gehörte auch zu denen, die in seinem Buch eine Dystophie sahen, aber irgendwann in meinem Leben wurde mir bewußt, dass auch George Orwell nicht im luftleeren Raum gelebt hat.

    Die Aussage, die er über Lügen in der Geschichte getätigt hat ist zum Beispiel so eine Aussage, die er wohl aus Erfahrungen der Vergangenheit/seiner Gegenwart herausinterpretiert hat.

    Es wurde nämlich schon immer gelogen in der Menschheitsgeschichte, meist vom Sieger, und die Lüge ging dann eben in die Geschichte ein, und wurde Wahrheit, wie Orwell in seinem „1984“ schreibt, und da kann man bis ins antike Ägypten zurückgehen – seit dieser Zeit wird diese Form der Lüge global praktiziert.

    Leider habe ich den Autor, und den Titel, vergessen, aber früher einmal gab es gute Bücher zum Thema Lügen in der Geschichte, und dies ohne in „Verschwörungstheorien“ abzudriften, der Begriff war früher nicht bekannt, da man Menschen kein Infantilität sondern eigenständiges Denken attestiert, ganz anders als 2023, und man konnte anhand vieler überzeugender Beispiele, auch berühmter, wie z.B. den „Sturm auf die Bastille“, der so nie stattgefunden hat, wenn es nach dem mir entfallenen Autor geht: Lügen in der offiziellen Geschichtsschreibung als solche erkennen, und sogar nachvollziehen – man behandelte Erwachsene eben nicht wie heute, als urteilsunfähige Kleinkinder 😉

    Wie schon gesagt, eigentlich eine uralte Tatsache, dass, nicht allein in Kriegszeiten, nein auch in Friedens- oder Zwischenzeiten, von allen „Völkern“ und „Nationen“ gelogen worden, was die Erziehung ihrers Nachwuchses im Fach Geschichte angeht, und kritische Bücher, oder auch nur ein Geschichtsstudium, reichen, um diesen Lügen schnell auf den Grund zu kommen, die in der Mehrheitsbevölkerung (noch) viel zu wenig bekannt sind.

    Wie schon erwähnt, Orwell hat nicht im luftleeren Raum gelebt, und unsere Geschichtskenntnisse basieren ja meist, insofern man sich nicht auch privat für Geschichte und Politik interessiert, auf vorgeschriebenen Lehrplänen diverser Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer…..ja, ich mußte nicht erst ein Opa werden, um das zu erkennen, da ich mich schon immer für unterschiedliche Formen der „Geschichtsschreibung“ interessiert habe – und da ist auch, der mir leider entfallende Autor, schuld, denn ich in meinen jüngeren Jahren einmal gelesen haben…..und dessen Erkenntis mich bis heute gerägt hat…..

    Gruß
    Bernie

    PS: Heute tun eben Wokeness, Cancel-Culture, moderne Medien (Filme, mehr als Bücher z.B.), und andere Unsinnigkeiten ihren Teil dazu bei, dass Geschichte als Lüge an kommenden Generationen weitergegeben wird, und es bleibt zu hoffen, dass das immer mehr jüngeren Menschen, als uns hier, so auch auffällt…..sonst sehe ich dunkelschwarz für die Menschheit…..

    1. Zu verfälschenden Kinofilmen fällt mir immer „U-751“ ein. Eigentlich hatte die britische Royal Navy das U-Boot aufgebracht, aber im Film war es ein Boot der US Navy. Und das Falsche ist dann natürlich, was Vielen in Ernnerung bleibt. Aber auch schon die alten Pharaonen hat man beim Lügen und Verheimlichen von Miserfolgen ertappt. Wie sollte auch der gemeine Ägypter damals in das heutige Syrien reisen um die offizielle Geschichte zu überprüfen? Heute hat der Durchschnittsbürger auch nicht die Zeit und die Muse sich mit Details zu beschäftigen und übernimmt halt „was alle erzählen“.

      Gut, „300“ wird niemand fur eine wirklichkeitsgetreue Darstellung der Schlacht bei den Thermopylen halten. 😉

      1. Interessant auch die alte ARTE Doku-Reihe – „Geschehen – neu, gesehen“, die es früher einmal gegeben haben soll – dort lernte ich.zur jüngeren Geschichte das am D-Day in der Normandie angeblich auch „afroamerikanische Angriffstruppen“ angelandet sein sollen, allerdings separiert von den „weißen“ US-Amerikanern – das war noch vor cancel-culture/wokeness im französischen ÖRR bei ARTE. Interessant wusste ich so auch nicht, aber ist logisch nachvollziehbar, da auch bei De Gaulle arabische Angriffstruppen aus Nordafrika im Einsatz waren, und ein französischer Kinofilm das, zur Rehabilitation der arabisch-stämmigen Veteranen – in den 2000er Jahren – thematisierte, und über diese rassistische Ungerechtigkeit aufklärte, wonach, aufgrund des Filmes, die noch lebenden französisch-arabischen Veteranen, eine Entschädigung vom französischen Staat erhielten. Gruß Bernie

        PS: In den von mir erwähnten Buch kamen zentrale Ereignisse z.b. der grossen französischen Revolution von 1789 zur Sprache deren Legende heute in Büchern, Filmen und Bildern dargestellt werden, die sich aber real so nie abgespielt haben – der „Sturm auf die Bastille“ ist so ein romantischer Revolutionsmythos, der nie stattgefunden haben soll 😉

        Gruß
        Bernie

    2. Lügen ist ein großes und häßliches Wort.Häufig sehr häufig ist es so das es keine geschichtlichen Aufzeichnungen gibt (das mag jetzt für die mitlesende Generation Instagram eine Neuigkeit sein). Es ist deshalb gar nicht mal so selten das Romanautoren u.a. in die Bresche springen und die Lücken in der Geschichte durch einen Historischen Roman ersetzen. Und der kann dann unter Umständen so erfolgreich sein das er ein ganzes Geschichtsbild einer gewissen Zeit prägt. Zum Beispiel „Les Miserables“, „Der Glöckner von Notre Dame“ oder auch die Sachsen-Triologie des polnischen Autors Krasnewski der in den 1980ern die Grundlage für die DDR-Serie „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ war. Letzerer hat das Bild von der Goldenen Zeit Dresdens erst wieder belebt – die war nämlich zur Zeit der Entstehung des Romans fast vergessen. Aber bis heute prägt dieser Roman und erst recht die Serie das Bild über diese Zeit und auch die historischen Figuren obwohl viele Details mangels echten Beweisen der Feder des Autors entsprungen sind.

      1. Hast auch Recht, und übrigens bin ich auch ein Liebhaber historischer Romane.

        Vielleicht hätte ich besser das Vorwort der von mir erwähnten ARTE Doku nehmen sollen?🤔

        Es heißt dort – frei aus meinem Gedächtnis zitiert „Geschichte ist keine exakten Wissenschaft und nichts ist in Stein gemeißelt – was einmal so gesehen wurde kann später durchaus anders gesehen werden“

        Dazu kommt noch, dass, so der schon vor Jahrzehnten verstorbene Autor, und deutsche Exilant in Churchills GB, im 2. Weltkrieg, mit dem Pseudonym Sebastian Haffner, dass auch Historiker nach ihrer jeweiligen politischen Präferenz Geschichte erforschen und überliefern..

        War ja im letzten Kalten Krieg in .de schon so – auf beiden Seiten der Mauer, die die DDR von der BRD trennte, und daran dürfte sich auch 2023 nichts geändert haben.

        Wirklich Kriminell wird es.wenn, wie schon zu Anfangszeiten der Archäologie bei historischen Ausgrabungen gefälscht wird, aber das ist ein Thema für sich, dass ich nur kurz erwähnt haben will in Zeiten von Cancel Culture und Wokeness, wo manche diverse oder trans Vikings ausgegraben haben wollen 😜

        Erinnert mich irgendwie an die Anfänge der Archäologie – mit den Urmenschenfälschungen, die es ja nachweisbar gegeben haben soll -.War da nicht Mal was mit.den sogenannten „Piltdown Menschen“? 🤔🙄

        Gar nicht amüsierte Grüße Bernie

  5. Noch einmal: Den russischen Feldzug zu verhindern, indem die diplomatischen Ultimaten der RF hinsichtlich „Sicherheitsgarantien“ wenigstens zum Anlaß ernstlicher politischer Wägung genommen worden wäre, lag nicht in der Macht der Regierungen der NATO, es sei denn, sie hätten die NATO oder ihre Mitgliedschaft in Frage gestellt. Das ließ sich anhand der hoheitlichen Wortmeldungen im Herbst 2021 bis Jan. 2022 deutlich genug erkennen.

    Da die NATO
    a) spätestens seit dem Libyenkrieg zu einer von Jahr zu Jahr zunehmend selbständigen, aber darin v.a. vom UK unterstützten globalen Terrormacht mutiert ist (mit der Sprengung von NS noch einmal bekräftigt) und
    b) die Haltbarkeit des Weltwährungssystems mittelbar an einem Minimum an Einmütigkeit im in der NATO repräsentierten und militärisch institutionalisierten Imperium hängt, und
    c) die Arbeitsbevölkerungen in den vergangenen drei Jahrzehnten sich praktisch vollständig entmächtigt haben
    gab es im „Westen“ NULL Gelegenheit / Ansatzpunkt, den Waffengang zu verhindern.

    Dieses geisteskranke Urteil, mit dem ich mich seit Herbst 2021 immer mal wieder einem völlig verratzten Publikum ausgesetzt habe, hat vorgestern bis in Details hinein eine unerwartete Stütze von einem gewissen Ian Davis, director of „Responsible Statecraft“, erhalten:
    https://responsiblestatecraft.org/2023/05/30/nato-members-mull-secret-plans-for-responding-to-russia-attack/
    Er bezieht sich da nur auf die aktuelle und laufende Verselbständigung der NATO-Generäle gegenüber ihren Regierungen, aber das kam natürlich nicht gestern aus dem Nichts.

    1. Tatsächlich ein guter Punkt, daß die NATO-Mitglieder gar nicht fähig waren, die Eskalation aufzuhalten. Tja dann wie vor etwas über hundert Jahren wieder ein Weltkrieg, den „Niemand“ aufhalten konnte? 🙁

    2. Wenn Macron und Scholz entschlossen eine Kriegsausweitung hätten verhindern wollen, dann hätte es auch keinen Krieg gegeben. Und beide Staaten wären noch NATO-Mitglied.
      Und Kriegshetzer auf Ebene von NATO-Strukturen beseitigt man eben resolut, wenn man wirklich entschlossen ist.
      Denn wenn es gerade in den USA Streit um die richtige Position gibt, reicht der damit vorhandene Freiraum locker aus, um agierend nach eigenen Gusto handeln zu können.
      Aber 2 Schisser ohne Überzeugung und intellektuellen Tiefgang wollen so etwas ja gar nicht. Darum erübrigt sich die Frage der Umsetzung von selbst.

      1. Scholz. Ich wette, die Dienste der USA könnten seinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen. Und Macron? Da geht es um die Wiederwahl. Und deshalb hatten beide nicht „die Eier“, sich zu widersetzen. Außerdem vermute ich, dass Merkel und Hollande, als sie die Minsk-Abkommen verhandelten, bestenfalls teilweise über NATO, GB und US-Planungen informiert waren und dass sie im Nachhinein feststellen mussten, dass es ganz andere Pläne gab.
        Das geht so nicht, das ist ein unglaubliches Demokratie-Defizit. Aber demnächst wird uns VdL erklären, dass das so sein muss, da wir ja schließlich eine repräsentative Demokratie …. . Sie wurde nicht gewählt, die Generäle wurden nicht gewählt, Stoltenberg… Aber wo kämen wir denn hin, wenn der Pöbel über Krieg und Frieden entschiede.

      2. „Wenn Macron und Scholz entschlossen eine Kriegsausweitung hätten verhindern wollen, dann hätte es auch keinen Krieg gegeben.“

        Diesen logischen Lapsus betrachte ich als Indiz, daß du weißt, warum das nicht stimmt. Frankreich und Deutschland, die 2008 ein formelle Beitrittsversprechen der NATO an die Ukraine mit einem Veto verhindert haben, hatten keinen anderen institutionellen Angriffspunkt, der Strategie der „offenen NATO“ entgegen zu treten, als die Drohung mit einem Verlassen der NATO oder deren Vollzug. Sie hatten also kein anderes Mittel, auf die ultimative diplomatische Forderung nach Verzicht auf Eingliederung der Ukraine und Rückabwicklung der bereits vollzogenen Stadien der Integration des ukrainischen Militärs in die NATO zu reagieren, als Deutschland und Frankreich zum militärischen Ziel der NATO und ökonomischen Ziel eines angelsächsischen Sanktionskrieges zu machen.
        „Brexit“ war ja bereits Teil eines solchen „Sanktionskrieges“, in Reaktion auf „Minsk 2“ und die Verdrängung der Briten aus den militärpolitischen Schaltstellen Brüssels. Daß sich die Briten damit in erster Linie selbst ins Knie geschossen haben, wurde bekanntlich mit „Novichok“ beantwortet. In Berlin und Paris hat man sehr wohl damit rechnen müssen, daß „russische“ Hexenkralle ins Trinkwassersystem einer Großstadt gelangt.
        Natürlich kann man solchen Drohungen auch widerstehen, sie sind nicht ultimat, aber eine Umsetzung hätte der ökonomische Verband der EU schwerlich überlebt. Unter anderem dank der Modelle aus dem „rechten“ Spektrum, die im Kommentariat die Mehrheit stellen.

        1. PS.: Ich erinnere mich, daß ich selbst vor etwa einem dreiviertel Jahr Macron noch erhebliche Handlungsfreiheit zugesprochen habe, einfach auf Basis der französischen Nuklearmacht, die ich keineswegs für einen „Papiertiger“ halte. Das war und ist „Pfeifen im Walde“, meine ich heute.
          Aber letztlich bleiben solche Urteile und Einschätzungen angreifbare Spekulation, auf die ich mich nur einlasse, um dem enttäuschten Vertrauen der Bürger und ihrem berechnenden Setzen auf die Berücksichtigung wenigstens vitaler Belange seitens ihrer Herren entgegen zu treten.

        2. TomGard,
          wenn ich „entschlossen“ schreibe, meine ich das auch.
          Frankreich und die BRD hätten die Donbass-Republiken anerkennen können.
          Biden hätte dann eine 3-tätige Halssperre gekriegt.
          Angela Merkel wäre wegen des Verdachts des Verstoßes gegen eine Resolution des Weltsicherheitsrates U-Haft genommen worden. Hollande natürlich auch.
          Die rechtliche Anerkennung des Kosovos gäbe genügend Interpretationsspielraum.
          Die östliche EU ist von EU-Subventionen abhängig. Und wenn die Bundesrepublik einen klaren Rückzieher macht, dann wirkt das auch.
          Mit einer Putztruppe kann man potentiell unsauber Agierende schon im Zaum halten.
          Dann ist ein Boris J. über Nacht eben einem Lachanfall mit Vorhaut-Vergiftung erlegen und der Nato-Generalsekretär hat ein Fenster mit einer Treppe verwechselt.
          Wenn Scholz genau so gut killt, wie er lügt und vergisst, dann nimmt man das ihm schon ab. Dass er sich dabei darüber im klaren ist, als „Toter auf Urlaub“ zu agieren, sollte kein Diskussionspunkt sein, sondern Selbstverständlichkeit.
          Aber Scholz zeichnet kein 1/4 Promille dieser Haltung aus.
          Eher legt ein Hahn Eier und muht dabei Bellgeräusche, als dass sich ein entsprechendes Szenario zugetragen hätte.

    3. Da bin ich anderer Meinung !!
      Die fünf NATO-Mitgliedstaaten von 1990 hätten niiiie die Eier gehabt so weit zu gehen.

      Folgerichtig jeder Staat oder deren Regierenden – sind für das Verantwortlich was Heute geschieht!!
      Nur ein Beispiel: ohne Ungarn – hätte niemals die Völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens – stattgefunden!!

      1. Ohne die fachkundige Beratung von Herrn Sachs wäre die Geschichte Anfang der 90er Jahre in Jugoslawien wohl etwas anders verlaufen.

        „In den 1980er und 1990er Jahren war er beratend für mehrere Staaten mit wirtschaftlichen Problemen aktiv: ab 1985 in Bolivien, ab 1989 in Polen, ab 1991 in Russland. 1989 schloss Jugoslawien mit dem IWF das sogenannte „Marković-Sachs-Programm“ ab, welches nur auf Drängen des IWF zustande kam. Innerhalb weniger Monate wurde 1989/90 eine radikale Importliberalisierung durchgeführt, die bis Ende 1990 2.435 Betriebe mit insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigten in Konkurs gehen ließ. Das Bruttosozialprodukt Jugoslawiens sank 1990 um 7,5 Prozent und 1991 um 15 Prozent.[4] Vor allem die von ihm empfohlene Politik der raschen Privatisierung im Stil einer Schocktherapie (siehe auch Coupon-Privatisierung) trug ihm Kritik ein. Viele Ökonomen, wie zum Beispiel Joseph E. Stiglitz[5], sind der Meinung, dass diese radikal-neoliberale Herangehensweise zum raschen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks beigetragen.“

    4. https://www.nato.int/nato-welcome/index_de.html
      Hier findest du die ‚heilige Inquisition‘ mit ihrem Wohlsprech! Das was du seit angeblich seit 2021 im „ICH“ Modus verbreitest, hält allerdings seit bestehen der NATO ihren Status. Neben der NATO wurden in den vergangenen Jahrzehnten X andere Institutionen geschaffen um ihr Diktat als unangefochten zu etablieren.
      Das bedeutet das seit X Jahrzehnten die politischen ‚Clowns‘ alle wussten was durch wen geschieht, nur in diesem Moment kommen ach so tolle Leute um de Eck und tun so als sei das eine außergewöhnliche Neuheit. Diese Neuheit ist für uns ‚dummen‘ gedacht, um die grandiose (bewusst voran geriebene) Armut zu rechtfertigen.
      Deine, ganz gewiss nicht dumme, Argumentation verläuft immer im ICH und alle anderen sind zu ‚blöde‘ das zu begreifen. Viele Menschen begreifen das, nur sie haben auch Angst davor ihre eigenen Besitzstände zu verlieren, weil diese Simulation alles dafür beiträgt!

      1. Du bist nicht dumm, sondern vorsätzlich dumm, ein „Idiot“ im ursprünglichen Sinne, z.B. indem du jetzt die gesamte Geschichte der NATO unter ihren heutigen Status subsummierst, nach dem Motto, „irgendwie“ werde das schon stimmen.
        Und letzteres ist ja in der Tat nicht ausschließlich falsch, Idiot!

        (Und da ich schon dabei bin: ich halte mich nicht für außergewöhnlich schlau, allerdings für außergewöhnlich unbefangen. Ich habe nie ein anderes „Wir“ und „Uns“ gepflegt, als das mit meinen Frauen und genau zwei Freunden. Kein nationales „Wir“, kein ständisches „Wir“ und seit drei Jahrzehnten auch nicht mehr das „Wir“ der sogenannten „Conditio Humana“,
        https://de.wikipedia.org/wiki/Mythen_des_Alltags
        in welcher die Mehrheit der sogenannten „Marxisten“ tief befangen sind, ohne davon zu wissen. NB.: Was seinen Ursprung darin hat, daß es für mich nie ein familiäres „Wir“ gegeben hat. Gewissermaßen nur ein halbes „Verdienst“)

        1. Siehst du deinen letzten Satz an, dann wird dir hoffentlich selbst geholfen!
          Alles andere was du von dir gibt’s, ist nicht Diskussionwürdig, da nur Beleidigungen stehen.
          Schade eigentlich für deine Person.

            1. Ahbah, das ist aber nicht fein. So substanzlos ist sein Gerede nun nicht. Dass sich da neben der EU(-Kommission) mit der NATO eine zweite Institution aufgemacht hat, sich jeglicher demokratischen als auch politischen Kontrolle zu entziehen, ist doch offensichtlich.

  6. Great Reset und American Primary and Its Geostrattegic Imperatives sind ja keine Geheimen Verschwörungstheorien sondern ganz offene Publikationen.
    Die Zeichen stehen jetzt auf >Build Back Better World<

    Wie soll die Welt nach dem letzten Nuklearen Weltkrieg aussehen?¡

  7. Tja, dass der Krieg „provoziert“ wurde, ist uns doch wohl völlig klar. Sachs Aussagen, sind daher für Neueinsteiger in der Welt der „VT“ interessant, aber dem Stammpublikum, bieten sie nix Neues. Daher kauen wir immer noch auf dem herum, was die Medien uns überlassen, weil sie es weder bringen, noch verdauen könnten.

  8. Schönes Zitat von Christa Wolf. Sehr gut passend auch gerade jetzt, wo die Vorkriegszeit noch nicht komplett aus dem (historischen) Kurzzeitgedächtnis entschwunden ist. Denn es gibt Beweise, daß sich auch die Bundesregierung aktiv auf den bevorstehenden Krieg vorbereitet hat! Ihn also als sicher kommend eingeschätzt hat und einschätzen konnte, denn sie hat aktiv an seiner Vorbereitung mitgewirkt. Inzwischen auch aktenkundig durch Geständnis von A Merkel.
    Was damals dem Laien höchstens merkwürdig vorkam (so er es denn bemerkte), entpuppte sich letztlich als Einführung der Kriegswirtschaft. Wer erinnert sich noch an die Einführung einer Vorrangschaltung für Militärtransporte durch die Deutsche Bahn? Und an die Einführung der Freifahrt für Militärangehörige in Uniform?
    Beides gab es auch schon in den beiden vorigen Weltkriegen, beides wurde damals aber jeweils erst nach Kriegsbeginn eingeführt. Wann es die Bundesregierung tat, kann sich jeder ergxxgeln. Und auch die Streichung des Paragraphen gegen Vorbereitung eines Ankriffskrieges war ja nun nichts, was man unter fälliger Entsorgung von Altpapier abhaken könnte. Da hat sich jemand schon im Vorfeld die eigene Straflosigkeit abgesichert. Jeder brauchte die Zeichen an der Wand nur zu lesen, groß genug waren sie,.

    Man muss nicht unbedingt Historiker von jenseits des großen Teiches bemühen. Das ist brauchbar, wenn man hofft, dadurch Credibility-Bienchen sammeln zu können, anstatt sich selbst der Gefahr von Kopfnüssen auszusetzen. Mir scheint aber, daß Historiker mit Beulen am Kopf hierzulande mehr Tapferkeits-Boni verdienen als solche von außerhalb.

    1. Deine Argumente können aber auch „nur“ darauf hinweisen, dass beabsichtigt war die BRD auch politisch-militärisch zu Großmacht zu machen. siehe die Redeweise vom ökonomischen Riesen und politischen Zwerg und dem Willen außenpolitisch „mehr Verantwortung“ zu übernehmen, also dem allgemeinen Willen als imperialistische Macht wieder stärker mitzumischen. Dass gerade Nordstream 2 bis zum Kriegsausbruch weiterverfolgt wurde, weist eher darauf hin, dass der Krieg nicht vorbereitet wurde.

      1. Kann man auch umgekehrt sehen. Bei einer feindlichen Übernahme Russlands hätte die Extraktion kriegswichtiger Rohstoffe sofort weitergeführt und intensiviert werden können.
        Du erinnerst, daß die Getreidezüge aus der UdSSR Richtung Westen noch bis zum Morgen des 22. Juni 1941 rollten?
        Großmachtbestrebungen der Bundesrepublik sind selbstverständlich ein wichtiger Aspekt. Jedoch ist direkte Kriegsvorbereitung auch noch an anderen Maßnahmen festzumachen, was ich genannt habe, war nur ein kleiner auch für Laien sichtbarer Teil des Bildes. Man erinnere sich auch an das ziemlich schlagartige massive Einsetzen von antirussischer Propaganda nach 2014. Wirtschaftliche Maßnahmen (wie zentralisierte Erfassung kriegswichtiger Ressourcen und Strukturen und deren Sicherung und Überwachung) liefen eher unter dem Radar, da müsstest Du die FT und die Wirtschaftswoche nachlesen.
        Aber nicht unterschlagen darf man eine auch in Deutschland vorhandene Fraktion von Großunternehmen und Politikern, die eben NICHT an Kriegskurs interessiert waren. Gas-Gerd ist ja nur besonders sichtbar geworden durch die Berichterstattung (um es nicht Hetze zu nennen). Es war schon eine heftige politische Auseinandersetzung vorhanden – nur hat sich natürlich keine der beteiligten Parteien Schilder mit „Kriegsgegner“ oder „Kriegsbefürworter“ umgehängt. Letztendlich sind erstere ja auch von Merkel ausgetrickst worden, indem sie Minsk2 hintertreiben half.

  9. Wir bewegen uns auf den 3. Weltkrieg zu. Russland fühlt sich existenziell vom Westen bedroht. Der Westen fühlt sich existenziell von Russland bedroht (zumindest tut er so). Beide Imperien kämpfen um den Sieg. Keiner kann es sich leisten zu verlieren. Dazwischen eine fanatische Ukraine, die unberechenbar eskaliert. Es ist eine Frage der Zeit, bis dieser Konflikt ausser Kontrolle gerät. Muss nicht mal Absicht sein. Ein Unfall genügt. Das Schlachtfeld wird sich auf die ganze Welt ausdehnen, denn China wird Russland nicht allein der NATO überlassen. Wie soll ein Krieg zwischen Atommächten, die immer mehr vom Gleichen tun, gut enden? Mehr vom Gleichen: Das ist die Formel für die Apokalypse.
    Es muss ein Wunder geschehen, um sie abzuwenden.

    1. @Russland fühlt sich existenziell vom Westen bedroht.
      Russland muß sich nicht „fühlen“ – es „ist“ !
      Die US-Oligarchen wollen Russland unterwerfen, zerstückeln und ausplündern – daran wird schon lange gearbeitet. Der US-Angriff auf die Ukraine – und es war ein Angriff – wenn auch nicht mit primär militärischen Mitteln, sondern subversiv, mit Korruption und geheimdienstlichen Mitteln, durch den Kauf der Eliten – „Fuck-the-EL“-Nuland !
      EIn Biowaffen-Angriff wurde in der Ukraine vorbereitet – Corona war ein Probelauf – und ohne die russische Aktion hätte Russland inzwischen wohl eine auf Russen konditionierte Seuche aus US-Laboren in der Ukraine – so wie auch Corona über ein US-Labor in China gestartet wurde.
      Der 3. Weltkrieg ist längst im Gange – in der Ukraine mit echtem Pulver, ansonsten mit korrumpierten Regimes und biologischen Waffen!
      Der WHO-„Pandemievertrag ist nur eine Vorstufe vor dem offenen Terrorismus
      https://www.achgut.com/artikel/rockefeller_und_who_pandemie_und_klimabund
      wer erinnert sich noch an den Tod der Regierungen, die sich dem Corona-Wahn nicht folgen wollten. Die CIA hat zugeschlagen und nannte es Aufstand oder Terrorismus!

  10. Jeffrey Sachs sollte eigentlich begriffen haben, dass Russland diplomatisch alles bis fast zur Selbstaufgabe versucht hat. Putin und wohl auch Lavrov rechneten oder zumindest hofften aber wohl mit einem westlichen Einlenken.
    Der Auslöser für den Krieg war ja die Anerkennung der LINKEN Donbass-Republiken und die dann unterzeichnete Beistandsverpflichtung.
    Ohne die massiven ukrainischen Artillerieangriffe ab dem 16.Februar und die Truppenverstärkungen an der Kontaktlinie bzw. deren Umgebung wäre Putin weder zur Anerkennung, noch zur Intervention gezwungen gewesen bzw. dazu, dies so einschätzen zu müssen.

    1. Ich glaube, nicht nur Jeffrey Sachs, hat begriffen – ich bin sogar so kühn zu behaupten, auch ein Großteil unserer „Community“ hat „begriffen“. Nur: Was werden wir, mit unserer Erkenntnis anfangen?? Nix!!!

      Im Prinzip ist das hier nur noch eine „anonyme Selbsthilfegruppe“, in der jeder seine berechtigte Meinung deponiert – so wie in der „Rundablage“.

      Egal, was wir über Butcha zu wissen glauben, egal, was wir über die Vorgeschichte ewig hier abladen – das hat leider keinen Einfluss auf eine konkret objektive Berichterstattung, geschweige denn, auf eine fundiert gerechte Aufrechnung der Kosten für den einzelnen Haushalt.

      Und wieder: das Russland sich immer noch anal penetrieren lässt, die Ukros frech lügen, „wir warens nicht“ – und Russland wirklich nur noch als Schwanzlutscher reagiert, ist eigentlich beschämend.

  11. 1) Der Ukrainefeldzug der RF ist nicht „provoziert“ gewesen. „Provoziert“ ist kein Attribut einer Entscheidung oder eines Beschlusses, sondern eines richterlichen Urteils über dieselben. Da es über den staatlichen Souveränen keine militärische / polizeiliche Instanz gibt, ist es ein Attribut von Moralkacke.

    2) Eine besonders übel stinkende Moralkacke wird es, wenn sie, wie das hier im Kommentariat geschieht, für einen Schuldspruch über vernichtende Zerstörungen in Europa hergenommen wird, die es noch nicht gibt, die folglich mit der Moralkacke im Voraus gerechtfertigt werden. Das ist Angstkacke, wie sie Religioten im Angesicht vermeintlicher Vor- und Anzeichen ihres „Armageddon“ entfahren mag. Sie stilisiert die erwartbare, vom Kreml angedrohte, und daher von den politischen und militärischen Autoritäten der NATO-Staaten in Kauf genommene Entscheidung der russischen Föderation, an irgend einem Eskalationspunkt Nuklearwaffen einzusetzen, zu einem „schicksalhaften“, in einer letzten Instanz also göttlich (resp. „teuflisch“) verhängten Geschehen.

    3) Die Entscheidungen über den Verlauf des russischen Feldzuges und des NATO-Krieges gegen Russland werden auch jetzt noch nicht allein in Brüssel, Washington, Moskau usw. getroffen. Sie werden in jeder gottverdammten Kaserne, in jedem verfickten Kommandozentrum getroffen, denn dort hocken die Waffenträger, diejenigen, die über die Mittel verfügen, dem Spuk ein Ende zu setzen!
    Die „Menschen“ dort sind allesamt Modelle des bürgerlichen Lebens – der bürgerlichen Herrschaftsformation und ihres geistigen Inventars – wie Du und ich. Die meisten von ihnen verfügen über die mentale Kapazität, zu erwägen, ob und wann es an der Zeit sein könnte, die Waffen, über die sie verfügen, oder die sie sich mit vergleichsweise trivialem Aufwand zu beschaffen wissen, gegen die Befehlshaber zu richten und im Falle des Ungehorsams auch abzudrücken.
    Die Moralkacke ist Symptom eines geistigen / mentalen Zustandes, in dem eine solche Erwägung praktisch komplett außer Betracht steht, bzw. genommen ist. Zum Beispiel deshalb, weil das Modell TomGard für diese theoretische Darstellung schon polizeiliche Verfolgung und richterliche Anklage riskiert.
    Dies und anderes ist freilich kein zureichender Grund, geschweige Zwang, Moralkacke abzusondern. „Opfer“ seid ihr, im Unterschied zu den in der Ukraine im Feld stehenden Soldaten, allenfalls morgen, heute nicht!

    Anmerkungen:
    a) Der Russlandkrieg der NATO ist ein fortgeschriebenes Erbe des „angelsächsischen“ Imperiumskrieges, der mit dem Irakkrieg 1991 begonnen worden ist, in Jugoslawien, Tschetschenien, Georgien, Dagestan fortgesetzt wurde, und in dessen Visier, namentlich auch von Seiten zahlreicher NATO-Generäle, die Ukraine seit etwa 1992 gestanden hat.
    Die klarsten Indizien dafür, daß zahlreiche Figuren in der Imperiumsherrschaft einen russischen Ukrainefeldzug nicht nur in Kauf genommen, sondern zu provozieren gesucht haben, finden sich in den Wikileaks-Depeschen aus den Jahren 2007/8, namentlich denen von William Burns, wenn ich recht erinnere (nur um die Dimension zu umreißen), ein Zeitraum, aus dem dieselben Quellen die Vorbereitung des imperialen Syrienfeldzuges dokumentieren.

    b) Es ist nicht an mir, oder irgendeiner Figur im hiesigen Umfeld, über die russische Entscheidung zum Ukrainefeldzug zu rechten, aber das hindert mich nicht an einem theoretischen, genauer systemtheoretischen Urteil über sie und ihr Zustandekommen.
    Es lautet in Summe: Die Entscheidung war in der geschehenen Form krank, buchstäblich ver-rückt (geworden). Ich begründe das nicht weiter, die Symptome liegen offen zutage, namentlich der wahrlich vorhersehbare Machtgewinn der NATO und ihrer Hierarchien.
    Aber die Gründe dafür sind eben nicht in Washington, London, Brüssel und Berlin zu suchen, sondern in der RF selbst. Sie sind meiner (zureichenden) Kenntnis und vermutlich der Kenntnis eines beliebigen Lesers entzogen und brauchen hierzuland niemanden zu kümmern, der nicht ein mehr oder minder luxuriöses Interesse an "der Welt" pflegt.

    1. Wenn jemand (von dem Du sogar sicher weißt, daß er ein vorbestrafter Gewaltverbrecher ist) mit gezücktem Langmesser auf Dich zurennt, machst Du also Moralkacke, statt Dich zu Gegenmaßnahmen provoziert zu sehen.
      Soso.
      Dein Weltverständnis wirkt irgendwie… (finde gerade keinen passenden Ausdruck)

      1. @Noname,

        Tom liebt es, sich selbst hier mit elendslangen selbstgefälligen Elaboraten zu verewigen. Mehr nicht. Ich lese seine Texte nur bis Zeile drei, das war es dann.

      2. Was soll man denn von Leuten erwarten die ihre Weltsicht ihrem Weltbild anpassen müssen. Da dreht man Worte eben so lange herum bis nicht mehr zu erkennen ist, was damit abgebildet werden soll.

        Etwas ist provoziert genau dann, wenn der Provokateur genau weiß, dass der zu Provozierende so wie gewünscht und nicht anders reagieren kann. Hätte Russland weiter tatenlos zugesehen, wie die NAhTOd immer weiter an die russischen Grenzen heranrückt, während auch noch gleichzeitig Russlands Inneres nach bewährten Methoden (Ukraine, Syrien, Libyen, …) destabilisiert wird, hätten die Russen auch gleich Biden als russischen Präsidenten ausrufen können.

        Ein idiologisch Verdrehter muss diese Sachverhalte natürlich irgendwie verdrehen. Und bei dem hier auffälligen Protagonisten scheint sogar jegliche Vernunft und Logik überhaupt keine Rolle zu spielen. Hauptsache Wortgedöns und Idiologie-Pappmaché.

    2. Ich muss immer wieder darüber staunen, mit welcher Leichtigkeit Sie ellenlange, bedeutungsschwangere Text aus dem Ärmel schütteln ! Normal-Mensch traut sich gar nicht zu antworten, aus Angst vor Ihrer inquisitorischen-Donnerwetter-Antwort !
      Im Suff bin ich immer kühn, nun denn (lufthol ) :
      Sie schreiben :
      „Die Entscheidungen über den Verlauf des russischen Feldzuges und des NATO-Krieges gegen Russland werden auch jetzt noch nicht allein in Brüssel, Washington, Moskau usw. getroffen. Sie werden in jeder gottverdammten Kaserne, in jedem verfickten Kommandozentrum getroffen, denn dort hocken die Waffenträger, diejenigen, die über die Mittel verfügen, dem Spuk ein Ende zu setzen!“
      Da liegt der deutsche Hase im Pfeffer, deshalb gehören Deutsche ala Haubitze und Ottone auf die Anklagebank : Kein Deutscher ist gegenwärtig gezwungen zur Armee zu gehen, alle BW’ler hätten – je nach Bildungsstand – die Alternative gehabt, statt Bomberpilot oder Panzerfahrer, Steuerberater oder Bäcker zu werden. Was treibt diese „Mannsbilder“ dazu, ohne wirkliche Not der Nachfolgeorganisation der NAZI-Wehrmacht beizutreten ? Diese Frage sollten die BW’ler beantworten wenn sie nicht die „NAZI-Keule“ ( O-Ton Haubitze20000 ) zu spüren bekommen wollen !

      1. Stimmt, kein Deutscher ist dazu gezwungen zur BW zu gehen. Ist aber auch niemand gezwungen auf B. Hohl im Suff zu hören. Es gibt Menschen die sind nicht ihrer Meinung und wer weiß, am Ende haben die eher recht als B. Hohl im Suff. Denk mal drüber nach, nüchtern.

  12. „Das rechtfertigt die russische Invasion nicht. Ein weitaus besserer Ansatz für Russland wäre es vielleicht gewesen, die Diplomatie mit Europa und der nicht-westlichen Welt zu intensivieren, um den US-Militarismus und -Unilateralismus offen zu legen und sich ihm entgegenzustellen.“

    Noch mehr?
    Reichen die Rede Putins 2001 im Bundestag, die Rede vor der münchener Sicherheitskonferenz 2006, div. klar kommunizirten Bedenken und unzählige Versuche, eine diplomatische Lösung zu finden, nicht aus?
    Selbst am Vorabend der Militärintervention in der Ukraine hat Putin/Russland nochmals ultimativ zu Diplomatie und Rücksichtsnahme auf russische Sicherheitsbedenken gefordert, sonst…

    Mit anderen Worten, Russland hat es seit den 1990ern bis zum letzten Moment mit Diplomatie versucht… und über 20 Jahre lang dafür nur Spott, Hohn und Ablehnung bekommen.

  13. Nach dem das Kind in den Brunnen gefallen ist, bleibt abzuwarten was und wie in ‚der nahen Zukunft‘ dieses angesammelte Wissen rechtlich vor einem internationalen Tribunal ausgewertet wird.
    Neben den Hauptakteuren sind sicherlich noch andere Staaten mit den sammeln von Informationen beschäftigt!

  14. Natuerlich war dieser Krieg provoziert.

    Wenn Imperialisten ihre Strategie fuer die naechsten Jahre aufschreiben, sollte man sie lesen. The Grand Chessboard, oder auch Die Einzige Supermacht, kann kostenlos von den Seiten der CIA heruntergeladen werden.

    Dort steht alles drin, was man wissen muss. Deswegen ist es trotzdem immer sehr aufschlussreich, Prof. Sachs zuzuhoeren.

    1. „Dort steht alles drin, was man wissen muss.“

      Nein. Dort steht eine Menge über Motive, Wünsche, Obsessionen, Planspiele, nicht zu vergessen (direkt oder mittelbar) die entgegenwirkenden Momente, die Widersprüche und sogenannten „Zielkonflikte“. Selbst Indizien für die Gründe hinter solchen Verlaufsformen geostrategischer Deliberationen, dürfte niemand diesen Dokumenten entnehmen können, der nicht über eine taugliche Kapitalismus- und Imperialismuskritik („Kritik“ im wissenschaftlichen Sinne) verfügt. Und falls die nicht stimmt, liefern die Dokumente nichts als Narrative. Das nämlich ist ihr Begriff: Es sind imperiale Narrative, deren Einfließen in souveräne Handlungen ein gegen sie selbständiger Vorgang ist.
      Deshalb gibt es sie doch, deshalb sind sie an eine Öffentlichkeit adressiert, ist das nicht sonnenklar?

      1. Fuer mich ist sonnenklar, was dort in leichtfuessigem Ton geschrieben steht. Nicht mal drohend, sondern schon fast in maerchenhaft anmutigem Ton.

        Ganz besonders der Teil, der sich um die Ukraine dreht. Aus Sicht der USA absolut sinnvoll.

  15. J.D. Sachs ist für mich inzwischen eine der wichtigsten Stimmen geworden.
    Aber ich befürchte, auch seine Worte haben kein Gewicht. Dieser Krieg ist aus dem Himmel gefallen, er hatte keine Vorgeschichte, ein völlig unschuldiges Land ist aus heiterem Himmel vom völlig irrationalen Nachbar überfallen worden und dieser Nachbar tat es aus rein imperialistischen Gründen, wir wissen also nicht, wann sein Appetit gestillt ist – nur bei diesem Narrativ lässt sich die maximal riskante und hocheskalative Strategie der NATO halbwegs erklären und nur so kann sie für manche überhaupt akzeptabel erscheinen.
    Beim Anerkennen der Existenz einer Vorgeschichte, oder gar bewussten Provokationen, würde jeder genau das sehen, was wir um keinen Preis sehen sollen: die NATO will eine Eskalation des Krieges, sie legt es nicht aus Dämlichkeit, sondern mit Absicht darauf an und unser aller Leben in Europa ist ihr nur einen Dreck wert.

    1. Tja, ob Jeffry Sachs, Sarah Wagenknecht – oder der „Verschwörungs-Guru“ und „Antisemit“ Ganser: Sie alle sind wichtige Stimmen – die aber leider nicht gehört, sondern diffamiert werden. Gerade weil sie „Gewicht“ hätten, werden sie bekämpft.

  16. 1. Folgender Absatz von Jeffrey Sachs finde ich nicht richtig.

    „Ein weitaus besserer Ansatz für Russland wäre es vielleicht gewesen, die Diplomatie mit Europa und der nicht-westlichen Welt zu intensivieren, um den US-Militarismus und -Unilateralismus offen zu legen und sich ihm entgegenzustellen“

    Das finde deshalb seltsam, weil ein paar Absätze weiter unten Sachs selbst schreibt, dass Russland über Jahrzehnte versucht hat auf diplomatischem Weg seine Sicherheitsinteressen dem Westen zu verdeutlichen, der aber immer wieder nur ein Njet für Russland übrig hatte.

    „Und auch im März 2022 forcierte Russland die Diplomatie, während das Biden-Team erneut ein diplomatisches Ende des Krieges blockierte.“

    Also ich finde Russland ist da kein Versäumnis vorzuwerfen. Die Diplomatie w a r intensiv, hat aber zu keinem Ergebnis geführt, weil der Westen nicht darauf eingegangen ist.

    2. Die Vorgeschichte des Ukrainekriegs unter dem Titel „Provokation“ zu rubrizieren, trifft die Sache nicht.
    Das erste ist die von TomGard angesprochen Moralkacke. A: „Russland ist schuld, weil Russland hat angefangen.“ B: „Gar nicht waahr! Der Westen hat Russland provoziert. Der Westen ist schuld.“ Das taugt nichts, weil es die Ebene der moralischen Schuldzuschreibung nicht verlässt, also Argumente für eine moralische Parteinahme liefern will. Das zweite ist, dass eine Provokation eigentlich eine Aktion ist, die nur zu dem Zeck unternommen wird, eine Reaktion auszulösen. Die Sachs angeführten Argumente gehören aber nicht in diese Kategorie. Die Ausweitung der Nato bis an die Grenzen Russland wurde nicht nur gemacht um eine Reaktion auszulösen, sondern um Russlands Einfluss zu schmälern, Russland zu schwächen und seine militärischen Möglichkeiten einzuschränken. Das sind keine Aktionen die bloß auf Reaktion berechnet sind, um einen Krieg anzuzetteln. Auch der Sturz von Janukowitsch war nicht in erster Linie dazu da die Russen in einen Krieg zu treiben, sondern die Ukraine unter den Einfluss des Westens zu bringen und gleichzeitig den russischen Einfluss zu beschränken. Das alles ist natürlich gleichzeitig a u c h eine Provokation und wurde von Russland als Provokation genommen, aber Provokation ist nicht der alleinige Zweck. Das als bloße Provokation anzusehen ist eine Verharmlosung und eine moralische Verurteilung.

    1. „Auch der Sturz von Janukowitsch war nicht in erster Linie dazu da die Russen in einen Krieg zu treiben, sondern die Ukraine unter den Einfluss des Westens zu bringen und gleichzeitig den russischen Einfluss zu beschränken. “

      Fuer mich immer noch die beste Erklaerung….
      „Der „westliche“ Plan war, Russland in die Ukraine zu ziehen, um es dann durch Wirtschaftssanktionen zu „töten“. 
      https://www.moonofalabama.org/2022/12/lack-of-good-analyses-contributes-to-the-decline-of-the-west.html#moHabeck

      Die „hoellischen Sanktionen“ ( Baerbock: das wird Russland ruinieren) sind ja nicht von heute auf morgen vom US gefuehrten Westen ausgedacht und verhaengt worden, die sind schon Jahre vorher ausgeheckt und fein saeuberlich auf Papier gebracht worden!

    2. „Die Ausweitung der Nato bis an die Grenzen Russland wurde nicht nur gemacht um eine Reaktion auszulösen, sondern um Russlands Einfluss zu schmälern, Russland zu schwächen und seine militärischen Möglichkeiten einzuschränken.“

      Danke für die notwendige Ergänzung. Aber ersetze „militärische Möglichkeiten“ durch „politische, diplomatische und ökonomische Optionen„, und diese Blockade war von Beginn an (1992) gegen die EU und besonders Deutschland und Italien gerichtet, gegen die „nuklear bewaffnete Tankstelle“ richtete sich das abseits ideologischer Narrative bis ca. 2007 nur mittelbar.
      Daß die ideologischen Motive und das aus dem britischen Imperium übernommene geopolitische Narrativ, das in der öffentlichen Debatte v.a. mit dem Namen Brzeziński verknüpft ist, ausgehend von London und Washington, ab 2008 auch Brüssel, alles zu überwuchern begonnen hat, hatte seinen Grund in der Spaltung der imperialen Eliten entlang der inneramerikanischen Bruchlinien, die mit dem Putsch von 9/11 breit aufgerissen worden sind. Die Provokation der georgischen Politmafia zum Russlandkrieg, an der Joe Biden beträchtlichen persönlichen Anteil gehabt hat, war ein Terrorunternehmen, dessen Motive und Ziele so gut wie aussschließlich dem Fraktionskampf der US-Eliten entstammten, weil ziemlich unvermeidlich war, daß die Neocons und ihre Parteigänger von der politischen Zentralmacht der Föderation verdrängt werden würden. Das war Weltinnenpolitik mit dem speziellen Anlaß des Gegenputsches der Wall Street, bekannt unter „Finanzkrise“. Sie wurde ab 2009 auf das Gesamtterritorium der ehemaligen „amerikanischen Weltordnung“ erstreckt und hat auf diesem Weg paradoxerweise erst das „Imperium“ erschaffen, dessen Ideal die Neocons und Ihresgleichen fälschlich festzuhalten getrachtet hatten.

      1. Da haste alle benannt!
        Wie konnte es nur passieren, das alle genannten so fröhlich gegeneinander opportunieren?
        Als allgemein Opfer wurde ‚Rußland‘ auserwählt, aber die inner Exzeptionalistische Koalition wird überhaupt gar nicht in den Medien diskutiert. Warum wird das nicht erörtert?

  17. Mal das Militärische: wurde nun Russland durch die NATO bedroht? Ich tendiere zu einem Ja, weiß aber, dass ich meine Zeitgenossen damit nicht überzeugen kann.
    Fakt ist, dass der Westen aus allen Abrüstungsverträgen einseitig ausgestiegen ist. Insbesondere fällt hier der INF-Vertrag ins Gewicht. Gorbatschow und Reagan vereinbarten die Vernichtung von 2.700 Mittelstreckenraketen und wahrscheinlich laufe ich nur deswegen noch durch die Gegend, weil das gemacht wurde. Jetzt aber sind alle Abkommen gekündigt und wahrscheinlich wird mit aller Kraft aufgerüstet.

    Russland hat im Dezember 2021 zwei (aus ihrer Sicht) gleichwertige Vertragstexte vorgeschlagen, die die gekündigten Abkommen ersetzen sollten. Russland erklärt sich darin bereit, alle Mittelstreckenraketen bis in den Ural zurückzuziehen, sodass sie die NATO und auch die Ukraine nicht erreichen können.

    Ich traue mich nicht, russische Quellen zu verlinken, in denen das umfassend erklärt wird. Wie ihr sicher wisst, leide ich unter einem Heise-Trauma. Was man in deutschen Quellen findet, ist das hier:

    https://gesetze-ganz-einfach.de/russlands-vertragsvorschlag-fuer-sicherheitsgarantien/

    Warum weiß darüber niemand Bescheid in Deutschland? Warum wird nicht gesagt, dass der Westen sehr wohl die Chance hatte, die Sache friedlich zu lösen? Er wollte nicht.

    Der Zustand der Nichtbedrohung, der Folge des russischen Vorschlags gewesen wäre, hat all denen nicht gepasst, die sich jetzt die Heiligenscheine aufsetzen.

    Das müsste mal Thema werden.

    1. Diese russischen „Vorschläge“ sind nicht zu diskutieren, wenn man nicht zuvor die Rolle des deutschen Imperialismus in der Nach-Wende-Geschichte Europas geklärt hat. Die Abwicklung der NATO in Osteuropa auf den Stand von 1997 hätte Deutschland mehr oder minder alle (ökonomische!) Handlungsfreiheit als eine mitteleuropäische Großmacht restituiert, etwas, das möglicherweise nicht mal in Wien sonderlichen Beifall gefunden hätte, um das etwas zugespitzt zu kolportieren. Nicht wahr?
      Und insofern war das auch nicht im deutschen Interesse, es sei denn, man läßt die AfD und den rechten CSU-Flügel das deutsche Interesse bestimmen …
      Deshalb nenne ich das russische Vertragsverlangen … nun ja … „naiv“? „Fundamentalistisch“? „Nicht ganz bei Trost“?

      Keine Ahnung, inwiefern das auf Verhandlungen, statt Waffengang, überhaupt berechnet war, aber das spielt auch keine Rolle, weil die Gegenseite sich strikt geweigert hat, das überhaupt als diplomatischen Gegenstand zu akzeptieren. Und deshalb halte ich den Ansatz für daneben. Das ist ein Thema für Historiker.

  18. Zitat des Autors :
    „Wem fällt bei der Ansicht dieser Bilder nicht das Sprichwort ein: „Was Du nicht willst das man Dir tu, das füg` auch keinem anderen zu“? Diese „goldene Regel“ setzt aber stillschweigend voraus, dass man den anderen als Gleichen bzw. Gleichberechtigten anerkennt.“

    Das ist – in Sachen Ethik – die offene Wunde der Deutschen; die deutsche „Erbsünde“, der deutsche „Nationalcharakter“, das deutsche Laster :

    Die deutsche Bevölkerungsmehrheit betrachtet die Völker des globalen Südens und des eurasischen Ostens eben nicht als Gleiche/Gleichberechtigte. Ob die deutschen Gutmenschen es nun wahrhaben wollen oder nicht : Sie agieren de facto als Herrenmenschen ! Von Pseudolinks bis Realrechts, von RosaRot bis NaziBraun gilt unausgesprochen : Deutsche sind was Besseres !

    Beweis gefällig ?:

    Welche deutsche middel/upperclass-Schickse würde sich von einem x-beliebigen Fußballpröll für 20,- Euro freiwillig und gerne ficken lassen – obwohl per definitionem germaniae Prostitution ein Beruf wie jeder Andere ist ?

    Welcher deutscher middel/upperclass-Dandy ala Gutenberg/Fischer/Merz würde an der neuen Ostfront freiwillig und gerne in einen verschlammten Schützengraben steigen, um „seine“ Werte zu verteidigen ?

    „Primitive“ Arbeiten dieser Art überlässt der/die vornehme Deutsche gern und großzügig den „dickfelligen“ Slawen !

    1. B. Hohl: Du verwechselst Verhältnisse zwischen Staaten mit Verhältnisse zwischen Nationalisten. „Gleichberechtigung“ als das Verhältnis von Untertanen zur Herrschaft, wo jeder vor dem staatlichen Recht gleich gilt, ist auf das Verhältnis zwischen Staaten übertragen vollständiger Humbug. Staaten sind nicht gleich. Die ganze Staatenkonkurrenz ist darauf angelegt Machtunterschiede herzustellen. Dass Staaten mit 8 Millionen Menschen nicht soviel Gewicht haben, wie Staaten mit über einer Milliarde ist klar. Da kann das gleiche Recht nur auf das Protokoll beschränkt sein. Und ob Deutsche denken, sie seien was Besseres, ist für die Beziehungen von Staaten vollkommen irrelevant, weil der deutsche Normalo normaloweise keine zwischenstaatlichen Verträge ausarbeitet. Und deine „Beweise“ sind im besten Fall schräg. Was denn jetzt – freiwillig oder für 20€? Wer sich nicht gerne von jedem ficken lässt, hält sich für was Besseres?

      1. Sind wir schon per Du ? Hab ich da was verpasst ?
        Ihr Respektentzug ist in dieser Art übrigens sehr deutsch : Deutschmann checkt seine Mitmenschen permanent nach Schwächen ab, hat er eine gefunden, erfolgt die soziale Degradierung : Säufer, Junkies, Clochards oder auch nur Leute die fettige Haare oder schmutzige Schuhe haben, braucht der vornehme Herr Beamte nicht zu siezen, solche Leute behandelt Deutschmann kindlich/kumpelhaft von oben herab.

      2. Obiger Kommentar gilt Ottone, mea culpa !

        Der Folgende ist Ihnen gewidmet :

        Kann gut sein, dass ich mich wiedermal missverständlich ausgedrückt habe, kann aber auch sein, dass Sie mich absichtlich falsch verstehen.
        Dass Frauen sich „freiwllig“ und „gerne“ prostituieren ist eine Mär der Prostitutionsindustrie, die von der Zuhälterlobby gebetsmühlenartig – und wie es scheint mit Erfolg – der deutschen Öffentlichkeit eingeflüssert, genauer gesagt „eingetalkt“ wird.
        Zwei politische Top-Lobbyisten der besagten Art sind Oliver Beck und Katrin Göring Eckardt; was meinen Sie, wären die Zwei bereit sich für nen Fuffie ins Gesicht wichsen zu lassen ?

  19. Der Westen ist ja auch Schuld am wirtschaftlichen Niedergang der osteuropäischen Staaten Anfang der 90er Jahre. Inbesondere Russland und Jugoslawien sind da zu nennen. Und das mit diesem wirtschaftlichen Niedergang der Grundstein für die heutigen Probleme gelegt wurde lässt sich nicht abstreiten.
    Einer der damaligen Wirtschaftsberater die massgeblich für diesen Niedergang verantwortlich waren ist ein gewisser Jeffrey Sachs!

    Ohne die fachkundige Beratung von Herrn Sachs wäre die Geschichte Anfang der 90er Jahre in Jugoslawien wohl etwas anders verlaufen.

    „In den 1980er und 1990er Jahren war er beratend für mehrere Staaten mit wirtschaftlichen Problemen aktiv: ab 1985 in Bolivien, ab 1989 in Polen, ab 1991 in Russland. 1989 schloss Jugoslawien mit dem IWF das sogenannte „Marković-Sachs-Programm“ ab, welches nur auf Drängen des IWF zustande kam. Innerhalb weniger Monate wurde 1989/90 eine radikale Importliberalisierung durchgeführt, die bis Ende 1990 2.435 Betriebe mit insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigten in Konkurs gehen ließ. Das Bruttosozialprodukt Jugoslawiens sank 1990 um 7,5 Prozent und 1991 um 15 Prozent.[4] Vor allem die von ihm empfohlene Politik der raschen Privatisierung im Stil einer Schocktherapie (siehe auch Coupon-Privatisierung) trug ihm Kritik ein. Viele Ökonomen, wie zum Beispiel Joseph E. Stiglitz[5], sind der Meinung, dass diese radikal-neoliberale Herangehensweise zum raschen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks beigetragen.“

    Da will wohl jemand seine Weste reinwaschen!

      1. Stimmen Werners Aussagen wirklich nicht? Ich habe die Fakten nicht geprüft. Aber sollten Werners Aussagen faktisch richtig sein, dann stellt sich die Frage, wie Sachs von der damaligen Arbeit zu den heutigen Standpunkten kam.

        Der Niedergang des sogenannten Ostblocks und des IIRC blockfreien Jugoslawiens in den 90er-Jahren legte die Basis für die heutige Situation.

      2. Du kannst auch sagen: „Me too Nazi Werner beim Versuch das Bein zu heben, um mit den braunen Schwätzern Ottono und PHZ mitpinkeln zu können.“

    1. Ich nehme auch an, er hat wegen seiner Beratertätigkeit ein schlechtes Gewissen. Inzwischen hat er sich aber zum eignen Versagen auch hinreichend bekannt.

      Warum sollte er aber jetzt wieder auf der falschen Seite stehen, wenn er die Machenschaften seiner Regierung durchschaut hat? Die ökonomische Katastrophe in Russland, für die auch sein Name steht, kann er damit nicht aus der Welt schaffen.

  20. Man muss feststellen, dass selbst lange akademische Titel nichts bedeuten, wenn es um Putinversteher geht.

    Die wenigen „renommierten“ westlichen Akademiker, die Putin unterstützen, greifen gern zum offener Lügen und sehr selektiver Blindheit. Oder zum “Weisheiten” aus Belletristik oder zweifelhaften Banalitäten. Wie dieser Lieblingsspruch von Putinversteher: „Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges“ – angeblich geprägt von einem unbedeutende lokalen US-Senator, der keine persönlichen Erfahrungen mit (damals Erste Welt-)Krieg hatte.

    Ich würde wirklich gerne sehen, wie Herr Dr. Kolenda dieses Prinzip auf den Zweiten Weltkrieg oder den Holocaust anwenden wird – wenn es wahr ist, dann gilt es für jeden Krieg oder Konflikt in der Geschichte der Menschheit.

    Eigentlich hat Nazi-Deutschland auch niemanden „einfach so“ angegriffen – laut eigene Propaganda. Alle Nazi-Aggressionen wurden als „provoziert, nachdem wir mühelos versucht hatten, eine diplomatische Lösung zu finden“ erklärt.

    Mit dieser Rede Hitlers am 1.09.1939 begann der Zweite Weltkrieg:
    https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0209_pol&object=translation&l=de

    Konnte Herr Dr. Kolenda zumindest einen Unterschied zu aktuellen Putins „Argumenten“ finden? Es sieht so aus, als ob Putin seinen Reden mit Copy-Paste von damalige Hitlers Reden erzeugt.

    Das 2+4-Abkommen legt in § 5.3 die Bedingungen der sogenannten „keine NATO-Erweiterung“ fest – keine Atomwaffen und nichtdeutsche NATO-Truppen auf (ehemaligem) DDR-Territorium – d. h. Ostdeutschland. Nicht mehr und nicht weniger.

    http://www.documentarchiv.de/brd/2p4.html

    Baker meinte mit „Ost“ das Ostdeutschland – und Gorbatschew bestätigte in seinem Interview 2014, dass es genau von der sowjetischen (und nicht von der damals nicht existierenden „russischen“) Regierung verstanden wurde.

    https://www.zdf.de/politik/kontext/videos/kontext-interview-gorbatschow-russland-100.html

    In der dargestellten Chronologie der Ereignisse fehlen viele Events – wie zum Beispiel die russische Besetzung von Teilen Moldawiens und Georgiens in den Jahren 1991–93 (lange vor der sogenannten „Kosovo-Präzedenz“), der Angriff auf Tschetschenien im Jahr 1994 (zuerst unter dem gleichen Deckmantel „Das sind nicht unsere Truppen“). Oder Tuzla-Insel-Konflikt im Jahr 2002 – der erste Versuch Putins, die ukrainisch-russische Grenze zu „verschieben“ – durch den Annexionsversuch der unbewohnten, aber strategisch wichtigen Insel Tuzla in der Straße von Kertsch.
    https://en.wikipedia.org/wiki/2003_Tuzla_Island_conflict

    Im Jahr 2003 kam es beinahe zu Schießereien zwischen russischen und ukrainischen Truppen , was einen wichtigen Wendepunkt in den ukrainisch-russischen Beziehungen darstellte und das Interesse der Ukraine an der NATO als Schutz gegen den immer stärker werdenden Putins Revanchismus weckte. Aber so was wird von Putinversteher einfach „vergessen“.

    Der Krieg begann tatsächlich im Jahr 2014, nicht im Jahr 2022 – als Russland am 20.02.2014 seine „Militäroperation“ auf der Krim startete (siehe russische Medaille).

    Interessanterweise floh Janukowitsch aus Kiew erstmal zwei Tagen SPÄTER (am 22.02) – ein Zeitparadox, das keiner der Putinversteher jemals erklären will.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Medaille_f%C3%BCr_die_R%C3%BCckholung_der_Krim

    Am 01.03.2014 erlaubte das russische Parlament mit einem Dekret „den Einsatz der russischen Armee in der Ukraine“ – und damit hat genau Russland die Krieg gegen Ukraine schon offiziell begonnen:

    https://www.dw.com/de/putin-beantragt-im-parlament-erlaubnis-f%C3%BCr-milit%C3%A4reinsatz/a-17466858

    Aber Putinversteher behaupten, dass der Krieg erst begann, als die Ukraine im April mit einer militärischen Einsatz reagierte – nachdem der russische FSB-Offizier Girkin mit seiner Gruppe einige Städte im Donbass angegriffen und okkupiert hatte. Girkin selbst bekennt offen seiner Verantwortung für den Anfang der Krieg:
    https://www.sueddeutsche.de/politik/russischer-geheimdienstler-zur-ostukraine-den-ausloeser-zum-krieg-habe-ich-gedrueckt-1.2231494

    Doch Putinversteher-„Experten“ behaupten, die Ukraine sei allein schuldig, weil sie es „gewagt“ habe, russische Militäraktionen mit eigenen Militär zu kontern.

    Was den „demokratisch gewählten Janukowitsch“ angeht – keiner der Putinversteher spricht jemals über die Verfassungsreform von 2004.

    Damals änderten Janukowich und seine pro-russische Fraktion die Verfassung der Ukraine, um sie zu einer Parlaments- und Präsidentenrepublik zu machen – um die Macht des pro-westlichen Siegers Jutschenko einzuschränken.

    Russland forderte diese Änderung aggressiv als Kompromiss und behauptete, sie bringe Stabilität und eine „gerechte“ Machtverteilung zwischen den Regionen in der Ukraine.

    Pro-westliche Politiker akzeptierten diesen Kompromiss und gaben Janukowich sogar den Posten des Ministerpräsidenten – damit die Pro-Russen ihren Vertreter in der Regierung haben konnten.

    Im Jahr 2010 spiegelte sich die politische Konstellation einfach um. Janukowich gewann (jetzt nicht mehr so wichtige) Präsidentschaftswahlen – aber er konnte keine Regierungskoalition im Parlament bilden, da die Mehrheit der Sitze von prowestlichen Parteien kontrolliert wurde.

    Aber anstatt einen Kompromiss mit der prowestlichen Opposition zu suchen und eine gemeinsame Regierung zu bilden, erklärte Janukowich einfach (seine eigene!) Verfassungsreform 2004 für „illegal“ und ließ die notwendige Entscheidung durch einen „eigenen“ Richter aus Donezk erwirken. Das war aber verfassungswidrig, als für jede Verfassungsänderung 300 Stimmen im ukrainische Parlament zustimmen müsste – was damals fehlte.

    https://www.venice.coe.int/WebForms/documents/?pdf=CDL-AD(2010)044-e

    Und ja – die prowestliche Spitzenkandidatin Julia Timoschenko wurde demonstrativ verhaftet und mit einem offen spöttischen Schauprozess ins Gefängnis gesteckt – sodass sie an den nächsten Wahlen nicht teilnehmen konnte.
    https://www.sueddeutsche.de/politik/umstrittenes-urteil-in-der-ukraine-timoschenko-schuldig-gesprochen-1.1158855

    Aber solch eine offene Usurpation wird natürlich von Putinversteher auch ignoriert. Erst ab Februar 2014 sollte die ukrainische Verfassung bis ins kleinste Komma befolgt werden, bevor Janukowich sie so vergewaltigen dürfte, wie er es will.

    Ein weiteres Beispiel für die Putinversteher Lügen ist die angebliche „Neutralität“ Politik von Janukowitsch, der seine Herrschaft mit dem umstrittenen Charkiw-Abkommen begann, das die russische Militärpräsenz auf der Krim um einige Jahrzehnte verlängerte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Charkiw-Vertr%C3%A4ge

    Gemäß der ursprünglichen Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland aus dem Jahr 1996 verpflichtete sich Russland, sein Militär bis 2017 vollständig von der Krim abzuziehen. Erstmal dann könnte man über Neutralität der Ukraine zu sprechen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-ukrainischer_Flottenvertrag

    „Neutralität“ im pro-russischen Sinne sollte irgendwie nur die Beziehungen zwischen der Ukraine und dem Westen blockieren – während Russland kontinuierlich seine militärische und politische Präsenz in der Ukraine verstärkte – und damit Angriff und Annexion vorbereitete. Während Janukowich-Zeiten wurde ukrainische Geheimdienst SBU von russische Bürger geleitet

    https://en.wikipedia.org/wiki/Oleksandr_Yakymenko_(politician)

    – aber dies anscheinend hat genau so wenig die „Neutralität“ verletzt, wie auch 20.000 russische Truppen auf ukrainische Boden.

    Und die wichtigste Frage: Wie sollen neue angebliche „Garantien“ besser sein als die vorherigen – wie z.B. Budapester Memorandum?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum

    Dr. Kolenda berichtet stolz über seine Mitgliedschaft in der IPPNW – erwähnt jedoch nie das Budapester Memorandum – das für das Thema „freiwillige nukleare Abrüstung“ von zentraler Bedeutung ist. Die Ukraine hat in 1990ßige genau das getan, wofür IPPNW angeblich plädiert: eigenes Atomwaffenarsenal abgeschafft.
    Dafür hat Ukraine klare schriftliche Sicherheitsgarantien aus den USA , Großbritannien und Russland erhalten. Beachten Sie, dass diese Garantien nicht von zusätzlichen Bedingungen wie „Neutralität“ oder „Pro-russischer Präsident“ abhängig waren.

    „Geben sie die Atomwaffen auf und niemand wird sie jemals belästigen, versprochen!“ – heißte es damals. Ukraine hat ihre Teil des Deals gehalten. Nun ja, aber jetzt interessiert dies Russland (und IPPNW) weniger als der Schnee von gestern. Natürlich hat Russland jetzt einen neue Bedienungen – und morgen kommen noch weiteren. Russland hat Atomwaffen, und könnte sie einsetzten, wenn Moskau etwas nicht gefällt, oh weih!

    Aber in der absehbaren Zukunft wird kein Land mehr die eigenen Atomwaffen abschaffen. Denn dann wird sogar IPPNW „Pech gehabt, ihr Idioten!!!“ sagen.

    Dr. Kolenda und seinen IPPNW-Kollegen – Sie sind ein Haufen lügnerischer Heuchler. Mit solchen Artikeln fördern Sie eigentlich den Besitz von Atomwaffen und nicht umgekehrt. So ist das.

    1. „„Geben sie die Atomwaffen auf und niemand wird sie jemals belästigen, versprochen!“ – heißte es damals. Ukraine hat ihre Teil des Deals gehalten.“

      Nun, wie anders als „Belästigung“ soll man denn die Einmischung in innere Angelegenheiten in Gestalt des von den USA (und ihren Vasallen) inszenierten Putsch namens EURO-Maidan sonst nennen?

  21. Im moralischen Universum gehts um Schuld. Wer Moral behauptet stellt sich aufs unerreichbare Piedestal.
    Die allgemeine höhere Transzendentalie Gerechtigkeit und deren ausgleichende Waagschale im Jenseits.
    Die Frage Wer hat angefangen, wer kämpft mit unfairen Mitteln.

    Im realistischen Universum gehts um Macht fremde Arbeitskraft auszubeuten um selbst besser zu leben.
    Billige Bananen im Hupamarkt. Bzw den Widerstand nicht leiden wollen für Fremde zu arbeiten.

    Es gibt 2 Weltsichten: Gesellschaft als fiktive Allgemeinheit oder fraktioniert in Klassen.
    Möglichkeit eins zerfällt in Bürgerliche und Nazis.

    1. Sie scheinen mehr und mehr sich in „Gespräche“ mit CHATfckGPt und Co zu verlieren.

      Mit Menschsein, Conditio humana, Menschlichkeit, im Leben stehen, soziale Umwelt, menschliche Belange, Realität, hat ihr Wortgeklingel nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun.

      Werden die Trolle und Bots nach und nach durch künstliche Pseudointelligenz ersetzt?

      1. Wenn alle das selbe verzapfen,¹ nämlich daß pöhse Ruskis den guten Ukris Aua getan hätten
        und damit Schuld klar, dann regurgiert Albrecht Storz ChatGPT statt selber zu denken.

        ¹ Selbst da gibts Ausnahmen.

    2. Wer die „Klassen“-Fiktion nicht nach economies-of-scale-Kriterien läutern kann unddabei Moral unterschiedslos in eine Schublade mit festgelegten Funktionen und Bewertungen steckt, wird sich nach seinen Kriterien zwar wie der schlaueste Hecht vorkommen, hat den Fokus auf das eigentliche Spielgeschehen schon längst verloren.

      Dabei befindet man sich zwar in reichlicher Gesellschaft, obwohl es auch dort massive Meinungsverschiedenheiten gibt.
      Das „sui generis“ funktioniert im materialistischen Modus aber so nicht.

  22. Annalena baerbock soll angeblich schon längere Zeit vor dem russischen Einmarsch inhaltlich gesagt haben:
    „Wir werden Putin solange in die Enge treiben bis er gar nicht anders kann als in die Ukraine einzumaarschieren. Wenn diese Aussage so stimmt, dann hätte man für den Fall damit sogleich einen Schuldigen markiert.

    Klaus von Dohnaniy sagt in der Diskussion (oben verlinkt) Putin stand seit dem Maidan aussen- wie innenpolitisch unter Druck. Noch heute werfen ihm Kritiker in Russland vor, nicht schon 2014 gehandelt zu haben. Vermutlich hat Putin damals selbst noch an die Ehrlichkeit des Westens beim Minsk II Abkommen geglaubt.

    Zu China sagte Dohnaniy inhaltlich folgendes:

    Die Chinesen guckten sich die Entwicklung in der Ukraine und das Gebaren des Westens genau an.
    Sie beobachten, wie die USA immer mehr in ihrer Nähe aufrüsten und einen Stüztpunkt nach dem anderen aubauen, der zur Bedrohung des chinesichen Festlandes wird . Auch die Aufrüstung der Staaten wie Südkorea beobachten sie sehr genau.

    Dohnaniy befürchtet bez. Taiwan daher, die Chinesen könnten vielleicht nicht so lange abwarten wie Putin im all der Ukraine.

    Er mahnt daher zu mehr Diplomatie und die Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen.

    Dummerweise machen die Treuesten der Treuen, die Deutschen, aber genau das Gegenteil und schicken EIN Kriegschiff in Richtung China um die Eskalation anzuheizen. (die Betonung liegt auf EIN)

    Die Chinesen dürften sich vermutlich nicht nur über die Deutschen wundern, sondern machen vermutlich, wegen der deutschen Lächerlichkeit winke, winke.

    Atomwaffen in der Gegend gibt es ja genug um ein Inferno auszulösen, China,, Indien, Pakistan, Nordkorea, Australien (?)

    …und wie deutsche Medien und „Wissenschaftler“ in Sachen Corona gehandelt haben, so dürfte es gleichemaßen auch im Fall des Ukrainekriegs gemacht werden.

    Gekaufte Wissenschaft
    https://www.servustv.com/aktuelles/v/aak8k5rj7qpy46mhstzx/

  23. Dass zu einem Krieg immer (mindestens) zwei souveräne Herrschaften gehören, die sich vorher, im sogenannten Frieden, mit ihren Interessenlagen so sehr ins Gehege kommen, dass sie sich präventiv möglichst beeindruckende Gewaltmittel zulegen, die für sich schon eine gewisse „Provokation“ darstellen dürften – und das ja auch sollen -, das ist wirklich nichts Neues (wie ein Kommentar weiter oben bereits feststellte).

    Dass dieser Krieg „provoziert“ war, und zwar durch die fortgesetzte Politik der einen Supermacht USA und ihrer europäischen Nato-Verbündeten gegen den Nachfolger des abgetretenen sowjetischen Staatssozialismus ist jetzt eigentlich auch keine so große Neuigkeit. Der Westen hat diese Selbstaufgabe als Teilerfolg gesehen, „unserem Gorbi“ und seinem Nachfolger Jelzin dafür auf die Schultern geklopft und erwartet, dass die ihren Laden mit pro-westlichen „Reformen“ weiter zerlegen.

    Eine Besonderheit am Ökonomen und Politikberater Sachs ist allerdings, dass er, retrospektiv ausgehend vom Tag des russichen Angriffs auf die Ukraine, jeden westlichen Schritt zur Machtausdehnung auf die vormals östliche Staaten, als friedlichen bzw. vor-kriegerischen Schritt zur Zerkleinerung russischer Macht benennt und in o.g. Zeitleiste dokumentiert.
    Damit ist er eine auffällige Ausnahme von der verordneten und endlos gepredigten Nato-Sichtweise des vom Westen „völlig unprovozierten“ russischen Angriffskriegs. – Als prominentem Wissenschaftler ist ihm das vielleicht zu dumm sich einfach in den Chor der Propagandisten einzureihen, die sich angeblich so gar keinen Grund auf russischer Seite vorstellen können aus dem der russische Staat nun mit Kriegsgewalt gegen seine Entmachtung vorgeht. Weil sie Russland jeden berechtigten und für sie selbst-verständlichen Nationalismus absprechen, kann es nur an einem „verrückten und bösartigen Diktator Putin“ liegen – so die kindgerechte westliche Erzählung, der die meisten folgen.

    Trotz seiner aufklärerischen Gegenposition zur sachlich idiotischen Leugnung jeglicher westlicher Eskalationsbeiträge nimmt allerdings auch Sachs eine merkwürdige Ausfahrt, wenn er, wie im Artikel beschrieben, auf der „Möglichkeit“ herumreitet, dass der Krieg „hätte verhindert“ werden können.

    Das ist schon deshalb komisch, weil er ja selbst die herausragendsten Entscheidungen und Maßnahmen auf Seite des Westens dokumentiert, die unter Staaten allemal als „Provokation“ gesehen und zum Kriegsgrund erklärt werden können.
    Mal abgesehen von den Waffenarsenalen, die Staaten sich schon als Drohpotential für die Durchsetzung ihrer friedlichen Interessen anlegen, – wie kommt man denn auf „Kriegsverhinderung“ als irgendwie letztgültiges politisches Streben, wenn im welt-politischen Erpressungsgeschäft NEBEN den machtvollen ökonomischen Druckmitteln so ziemlich alles über Drohung und Anwendung militärischer Gewalt läuft – auch über die UNO! – und Krieg als Mittel der Politik kalkuliert, über Völkerrecht geregelt und ständig in Kauf genommen wird?!

    Es ist vielleicht ein verbreitetes Ideal in der UNO-Staatenwelt, dass die gegenseitige kapitalistische Ausnutzung der Nationen trotz der fälligen Schädigung und Scheidung in Gewinner und Verlierer den Krieg nur als „letztes“ Mittel vorsieht; anhand des weltweit reichlichen Gebrauchs dieses „letzten Mittels“ könnte man allerdings schon rein empirisch, und ohne Erklärung imperialistischer Notwendigkeiten, feststellen, dass „Verhinderung von Krieg“ anderen nationalen Interessen deutlich untergeordnet ist. So auch alle „Friedensverhandlungen“, die den Zielen des Kriegs nicht dienlich sind.

    Sachs verklärt mit seiner (vertanen) „Möglichkeit zur Verhinderung des Krieges“ die nationalen Interessen, die er im Ausgangspunkt als Gründe für kriegerische Auseinandersetzung charakterisiert und dokumentiert und schiebt es auf die verfehlte Politik einer Biden-Regierung, die die Chancen zur Friedenserhaltung fahrlässig versiebt oder nicht genügend genutzt hätte. Das Prinzip einer kapitalistischen Weltordnung, in der es nur den „Einen“ politischen Oberaufseher geben kann, will er nicht so recht erkennen, als ob es in der Reihe amerikanischer Präsidenten nur den Biden gegeben hätte, der die erreichte Weltmachtstellung der USA nun weiter in seiner dominanten Einzigartigkeit aufrechterhalten und ausbauen will.

    Es ist bezeichnend, dass Experten wie Sachs ausgerechnet in einer auf Weltkrieg zugespitzten Interessenlage auf die Idee eines UNO-basierten „Multilateralismus“ verfallen und meinen, auch die USA und Europäer müssten anerkennen, dass es andere, ebenfalls „berechtigte“ Regionalmächte auf der Welt gibt, genau an dem Punkt, wo die immer aggressiver demonstrieren, dass sie sich als die berechtigten Führungsmächte auf der Welt sehen, die in Konkurrenten neue Feinde ausmachen, die ihnen diese Rolle streitig machen (könnten).
    In Deutschland wurde mit dem „Zeitenwende“-Geschwurbel und neuen Strategiepapieren (SPD, …) immerhin soviel klar gemacht, dass die Ära des „friedlichen Handels und Wandels“ beendet ist und Deutschland sich ganz neu als militärische Führungsmacht aufstellen muss, – mit und ohne europäische Partner, mit neuen vorteilhaften Partnerschaften, ganz unkolonial „auf Augenhöhe“, in südlichen und asiatischen Gefilden und auf jeden Fall gegen („Abhängigkeiten von“) Russland, China, u.a.

    So gesehen erscheint die Kritik von Experten wie Sachs, bzw. die Forderung nach mehr Einsicht in eine multipolare Welt“ als gut gemeinte Beschwichtigung der westlichen Weltordnungs-Vorstellungen, mehr aber auch nicht.

    Als Ökonom und Politikberater findet er „Kriegsverhinderung“ wahrscheinlich gut und Krieg nicht besonders „sustainable“, weil da ja neben beträchtlichen Kriegsgewinnen sehr viel von dem heiligen Kapitalwachstum verfeuert wird. Für Staaten ist das auch ein Widerspruch, aber kein Grund für einen Gewaltverzicht; schließlich soll die unprofitable Verwendung des Reichtums aus Wirtschaft und Arbeit dem erweiterten nationalen Erfolg in Machtfragen dienen. Die Frage des lohnenden Geschäfts für freie Unternehmer ist damit nicht vom Tisch, aber sie wird damit zunehmend dem Maßstab des nationalen politischen Nutzens unterworfen. Bislang gute Geschäfte mit Russland werden gestrichen, Kriegskosten in und für die Ukraine nicht in Frage gestellt, schon gar nicht von der Ukraine. Über einen „Wiederaufbau“ werden positive Spekulationen verbreitet, so wie bereits beim Irak, Afghanistan, etc.

    Kriegsverhinderung zugunsten „nachhaltiger“ wirtschaftlicher Entwicklung scheint da eher ein akademisches Hirngespinst zu sein, wo von politischen Zielen wie „ökonomischer Schädigung in kriegsähnlichem Ausmaß“ (Biden) die Rede ist.

    In derselben Logik, „die USA hätten …“ den Krieg auch verhindern können, kann einem auch vieles andere einfallen, das hätte verhindert werden können. HABEN sie aber nicht. Ebensogut könnte man sagen, das Interesse an einer Ost-Erweiterung, einer Um- und Aufrüstung jener Staaten, Eingemeindung in die EU und Nato, etc. hätten die westlichen Staaten nicht haben müssen, aber was soll so ein Unsinn.

    Offenbar traut sich der Experte nicht den einfachen Schluss zu, dass seine eigenen Herrschaften mit ihren Eskalationen einen Krieg riskieren und bereit sind ihn zu führen.

    1. Danke für den sorgfältig überlegten und formulierten Text, mit dessen ersten Abschnitt, der mein und Krims Urteil über die Rede von „Provokation“ ergänzt und insofern korrigiert, ich weitgehend einverstanden bin.
      Ja, „provoziert“, oder „unprovoziert“ zu sein, ist zwar keine richtige Aussage über einen Krieg und seine Gründe, aber es ist eine von Kriegsparteien gültig gemachte Aussage.

      Besonders dankbar finde ich diesen Satz:

      Eine Besonderheit am Ökonomen und Politikberater Sachs ist, dass er, retrospektiv, ausgehend vom Tag des russichen Angriffs auf die Ukraine, jeden westlichen Schritt zur Machtausdehnung auf die vormals östliche Staaten, als friedlichen bzw. vor-kriegerischen Schritt zur Zerkleinerung russischer Macht benennt und in o.g. Zeitleiste dokumentiert.

      weil er das Methodische der Sachs’schen Argumentation kennzeichnet und hervor hebt.
      Du benennst es nicht, aber es ist kenntlich, nicht wahr? Es handelt sich um eine systematische Umwertung der Vorkriegspolitik der USA und der anderen NATO-Mitgliedsstaaten in Reaktion auf die Konsequenz, welche die russische Staatsführung bekennend aus ihr gezogen haben will, also um eine bedingte, weil bloß formelle Anerkennung der russischen Kriegsgründe.
      Formell, indem der Sachs die Kriegsgründe der NATO bzw. der USA ja nicht angreift oder gar absagt.

      Diese formelle Anerkennung enthält daher eine ebenso formelle Aussage über die Kriegsgründe der NATO, die Sachs nicht angreifen mag. Diese Aussage lautet: Das seien „eigentlich“ keine Kriegs-, sondern Friedensgründe, sollten es zumindest sein. Es ist das alte Schema der „Ostpolitik“ des „Kalten Krieges“. Die Feindschaft gegen die den eigenen Zielen und Zwecken wider- oder gar entgegenstehende Souveränität soll nicht aufgegeben, aber unterhalb einer Schwelle angesiedelt und gehalten werden, hinter der einer der Beteiligten sich zum Waffengang genötigt sehen könnte.

      Das beantwortet eine rhetorische Frage, die Du weiter unten gestellt hast:

      Mal abgesehen von den Waffenarsenalen, die Staaten sich schon als Drohpotential für die Durchsetzung ihrer friedlichen Interessen anlegen, – wie kommt man denn auf „Kriegsverhinderung“ als irgendwie letztgültiges politisches Streben, wenn im welt-politischen Erpressungsgeschäft NEBEN den machtvollen ökonomischen Druckmitteln so ziemlich alles über Drohung und Anwendung militärischer Gewalt läuft – auch über die UNO! – und Krieg als Mittel der Politik kalkuliert, über Völkerrecht geregelt und ständig in Kauf genommen wird?!

      Mit ihr willst Du den Friedensidealismus angreifen, und das ist korrekt.
      Doch dieser Angriff und seine implizite Kritik nimmt nicht weg, daß „Frieden“ ein praktisches Ideal in der imperialistischen Staatenwelt ist, und zwar allseitig!
      Die Verlogenheit der Sachs’schen Argumentation, die im vorliegenden Beispiel gar nicht so sehr in ihr selbst, als in der Umdeutung liegt, der Sachs nicht nur die Washingtoner Politik, auch die eigene Karriere und ehemalige Tätigkeit unterzieht, kennzeichnet sowohl die Identität von „Krieg und Frieden“, als ihre fundamentale Differenz.

      „Fundamental“ nenne ich sie aus dem schlichten Grund, daß Kriegszwecke bürgerlich-kapitalistischer Herrschaft mit Krieg nicht zu verfolgen, nicht ALS Kriegsziele zu erfüllen sind!
      Da ist halt der Punkt, an dem ein treffendes Urteil über die Sache nicht mehr ohne einen halbwegs sauberen Begriff der politischen Ökonomie der Staatenwelt des Weltmarktes auskommt.
      Das wäre ein ergänzendes Thema zu Deinem Posting, deshalb führe ich das jetzt nicht weiter aus, schließe stattdessen mit einem Einwand gegen Deinen Schlußsatz:

      Offenbar traut sich der Experte nicht den einfachen Schluss zu, dass seine eigenen Herrschaften mit ihren Eskalationen einen Krieg riskieren und bereit sind ihn zu führen.

      Nö. Er zählt doch selbst an prominenter Stelle zu diesen „Herrschaften“, auch wenn er nicht mehr die Autorität und Funktion hat, sie maßgeblich zu gestalten, er war selbst „bereit, einen Krieg zu riskieren und zu führen“, so lang er das Risiko einer Entscheidung zum Waffengang nicht selbst tragen, vielmehr andern auflasten konnte.
      Womit wir zurück kehren zu der Moralkacke der Argumentation mit „provoziert“ vs. „unprovoziert“.

  24. mal was ganz anderes:
    warum um alles in der welt muss die schrift hellgrau auf weiß sein??
    weiße schrift auf weißem grund wäre ideal. ersatzweise -wenn das nicht geht- schwarze schrift auf schwarzem grund.
    mit besten grüßen an den webmaster

  25. Vielleicht wäre es ja mal gar keine schlechte Idee, so ein Sendestudio von ARD/ZDF während der live-Sendung der Lügenpropganda, die sich dann meist mit einem Beinamen der Art „Themen“ oder „Journal“ schmückt, zu stürmen und das Lügenpamphflet dem Sprecher/ der Sprecherin so lange vor laufender Kamera um die Ohren zu schlagen, bis es aussieht, wie frisch aus dem Reisswolf? Die Ohren der Propaganda-Tröte dürften nach der kleinen erzieherischen Maßnahme nicht besser aussehen 😉
    War natürlich nur ein Scherz, denn die armen Wichte müssen ja auch nur vorlesen, was in den Propaganda-Ministerien in Washington und Berlin ausgedacht wurde und so gut wie jeder weiß ja, dass es sich um Lügen handelt, weshalb man seit Jahren auch schon diese Beleidigungssendungen menschlicher Intelligenz konsequent ignoriert.

  26. Worte des Autor, noch vor kurzen hier:

    „ So wird z. B. behauptet, Putin habe am 24.02.2022 die Ukraine angegriffen, weil er imperiale Ambitionen verfolge und bestrebt sei, die Ukraine und auch andere Länder zu erobern mit dem Ziel, ein Großrussland zu schaffen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit der ehemaligen Sowjetunion habe. Dafür gibt es aber keinerlei Belege, sagt der bekannte US-Politikwissenschaftler John J. Mearsheimer (2).

    Zur Vorgeschichte des Ukraine-Krieges hat sich in den letzten Wochen auch der herausragende US-Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University, Jeffrey D. Sachs, in zwei klarsichtigen Interviews im Online-Medium Activism Munich geäußert (3 und 4). Angemerkt sei, dass diese beiden Interviews in englischer Sprache auch zusammen mit (automatisch erzeugten) deutschen Untertiteln aufgerufen werden können.

    Außerdem ist von Sachs zu diesem wichtigen Thema kürzlich ein sehr aufschlussreicher Artikel mit dem Titel „The war in Ukraine was provoked“ in Consortium News, einer US-amerikanischen Plattform für unabhängigen investigativen Journalismus, erschienen (5), den ich ins Deutsche übertragen habe und meinen Leserinnen und Lesern zwecks Erkenntnisgewinn im Folgenden vorstellen möchte.“

    Dieser Einschätzung kann ich zustimmen!

    Aber wie paßt dies zu den Äußerungen des Autors hier? Er meint, er habe hinzugelernt und sei „klüger“ geworden.

    Mich würde interessieren, welche RATIONALEN Gründe den Autor zur Änderung seiner Meinung veranlaßt haben.? Seit Mai war es doch die NATO, die weiter eskalierte und jetzt die verbotene Streumunition liefert!

    Journalisten sind sehr schlecht bezahlt und können deshalb nicht unabhängig berichten. Sie müssen ihre Meinung an die Presseorgane anpassen, die ihre Artikel kaufen, sonst können sie nicht leben. Das wäre eine Erklärung für den Gesinnungswandel des Autors…Fragezeichen???

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