Japans Rechte will das Land in den Kriegsmodus hieven

Yasukuni-Schrein
Wiiii, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Japan will den Militärhaushalt drastisch erhöhen. Trotzdem beklagen Rechte und Konservative im Lande eine „ungenügende Wehrhaftigkeit“ und „mangelnde geistige Mobilmachung“.

Nächste Woche am 15. ist es wieder soweit: dann jährt sich Japans Kapitulation von 1945 gegenüber den Alliierten des Zweiten Weltkrieges und verwandelt den Bezirk um den Yasukuni-Schrein im Herzen Tokios in einen Hexenkessel. Im Schrein selber waltet die Rechte, die den hier verehrten rund 2,5 Millionen Soldaten gedenkt, die in Kriegen seit 1869 für den Kaiser gefallen sind. Draußen jedoch ziehen Kolonnen von Pazifisten auf, die gegen die Institution Yasukuni und den japanischen Militarismus protestieren. Immer wieder kommt es zu Handgreiflichkeiten mit den Rechten, obwohl die Polizei mit einem großen Kontingent aufmarschiert ist und zwischen den Kontrahenten steht.

Militarisierung schreitet auch in Japan voran

Es sind Szenen, die so gar nicht zum heute friedliebenden Japan passen. Doch auch auf die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Friedensnation haben die weltweiten politischen Spannungen und insbesondere der Ukrainekrieg einen Schatten geworfen. Wie Deutschland erlebte auch Japan vor einiger Zeit eine „Zeitenwende“. Im Dezember 2022 verkündete Premierminister Fumio Kishida, er wolle die Rüstungsausgaben im Zeitraum von fünf Jahren verdoppeln, was neu zwei Prozent des BIP entsprechen würde. Damit legt auch Japan die nach dem Zweiten Weltkrieg geübte Zurückhaltung in Sachen militärischer Aufrüstung und internationaler Diplomatie ab. Die Militarisierung des Landes schreitet denn auch mit Blick auf China als sogenannt größter „strategischer Herausforderung“ zügig voran. Die Mehrheit der Bevölkerung scheint diese Entwicklung zu begrüßen.

Für die japanische Linke, die sich der Friedensnation verpflichtet fühlt, ist dies ein Schock. Mit Entsetzen verfolgt sie, wie sich der Charakter des Landes von Jahr zu Jahr verändert und der Friedensartikel 9 der japanischen Verfassung, der die Aufstellung einer Armee und das Führen von Kriegen verbietet, ausgehöhlt wird. Weitere Schritte in diese Richtung werden zurzeit diskutiert, etwa die Lockerung des Prinzips, sich bei der Waffenausfuhr zu beschränken. Für konservative Kreise und die Rechte im Lande schreitet die Militarisierung allerdings viel zu langsam voran. Vor allem bei der geistigen Mobilmachung hinkt Japan weit hinter Deutschland hinterher. Dabei haben die Rechten seit den 1990er-Jahren versucht, das tiefsitzende Friedensbewusstsein der Japaner zu schwächen.

In den 1990er-Jahren wollte man durch Geschichtsrevisionismus die japanischen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg kleinreden, um dem Krieg seinen Schrecken zu nehmen. 2006 ging der damalige Premierminister Shinzo Abe der pazifistischen Erziehung in den Schulen durch eine Revision des Erziehungsgrundgesetzes an den Kragen, um dem Patriotismus mehr Raum zu geben. Gleichzeitig wurde durch ein „China-Bashing“ in den Medien das japanische Chinabild mehr und mehr beschädigt.

Kampf gegen „Friedensspinner“

Trotzdem ist die Wehrhaftigkeit in der japanischen Öffentlichkeit noch nicht das große Thema. Zwar zeigen neueste Umfragen, dass rund 80 Prozent der Japaner befürchten, in einen Krieg um Taiwan zwischen China und den USA hineingezogen zu werden. Auch der bekannte japanische Verfassungsrechtler Setsu Kobayashi spürt einen Stimmungsumschwung, wie er im Gespräch erzählte. Simulationen über den möglichen Verlauf eines Taiwankrieges würden heute in den japanischen Medien durchgespielt, was früher kaum möglich gewesen wäre. Sicherheitsexperten treten vermehrt auf, die früher den Ruf von Fanatikern und Kriegsaufwieglern hatten. Trotzdem ist das Interesse der Japaner an den heutigen globalen Krisen allgemein klein. Gründe dafür sind sicherlich in ihrer Introvertiertheit und dem Gruppendenken zu suchen, aber auch an einer fehlenden politischen Erziehung.

Dazu hat die Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges zu einem tiefsitzenden Friedensbewusstsein geführt. Im Alltagsgespräch ist „Krieg“ immer noch ein Tabuthema. Hier setzen rechte und konservative Kreise ihre Kritik an. Sie nennen die Einstellung ihrer Landsleute „heiwa boke“ – eine Art Blindheit gegenüber möglichen Bedrohungen –, die von Schuldgefühlen stammen würden, die die US-Besatzungsmacht den Japanern nach dem Zweiten Weltkrieg durch Erziehung eingeimpft habe. Diese Blindheit reiche bis in die japanische Presse und Politik hinein. Gegen diese „Friedensspinner“ kämpfen rechte Medien an, die seit Jahren voll sind mit Analysen und Berichten über das säbelrasselnde China. Meist schießt ihre Berichterstattung weit übers Ziel hinaus. So etwa mit der Behauptung, China plane einen Angriff auf Japan, um wieder zum „Reich der Mitte“ aufzusteigen, dem Japan zu Tribut verpflichtet wäre. Außerdem habe China mit seinen rund 1,4 Milliarden Menschen zu wenig Lebensraum und schiele deshalb nach Japan als mögliche Kolonie und Einwanderungsland für Chinesen.

Die Japaner müssten endlich aus ihrer Lethargie aufwachen, fordern die Rechten. Für sie ist die weltweite prekäre Sicherheitslage eine Chance. Denn seit mehr als 75 Jahren, seit die japanische Friedensverfassung 1947 in Kraft trat, kämpfen sie gegen die Schmach, in einem Land ohne richtige Armee zu leben.

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24 Kommentare

    1. Das (Zusammen)Leben wird nicht friedlicher, da es dann keines mehr geben wird. Aber insgesamt ist es dann schon friedlicher. Es herrscht dann Friedhofsruhe.

  1. Wie bei uns wird auch in Japan die Politik (insbesondere die Außenpolitik) von den USA vorgegeben. Japan wird gebraucht um gegen China zu hetzen, so wie Deutschland (und die EU) von den USA gebraucht wird um gegen Russland zu hetzen.

    Deutschland und Japan wurden von den USA zu treuen Vasallen gemacht. Womit beide bisher nicht schlecht gefahren sind. Nun wird die Vasallen-Pflicht eingefordert. Dabei scheint es recht irrelevant zu sein ob die Vasallen nun eine linke oder eine rechte Führung haben. Die Vasallen-Pflicht steht immer an erster Stelle. Scholz und die SPD mussten das wohl erst wieder lernen, die Grünen-Funktionäre wussten das schon immer.

    1. @ Garno

      Das Gute ist zur Zeit immerhin, daß es endlich klar wird, wer die Grün-Braunen über die Jahre finanziert und gefördert hat. Das hat mich über die vergangenen Jahrzehnte immer wieder mal beschäftigt. Daß das Maß an Korruption und Käuflichkeit sich allerdings flächendeckend über alle transatlantischen System-Parteien erstreckt, war überraschend. Vermutlich gibt es nicht mal ernsthafte parteiliche Alternativen, da das derzeitige politische System der repressiven Vasallen-Demokratie (wird die Patina abgekratzt, schimmert Altvertrautes durch) möglicherweise komplett verrottet sein könnte. 🥴

      1. “Es gibt immer jemanden, der sich für eine Handvoll Dollars kaufen lässt”. So sieht man es in Afrika:

        https://youtu.be/4_Q8_BWrrik?si=2ZUVSVVgnyUixcoj

        Die Welt sollte anerkennen, dass das Böse dieser Erde die USA sind und sich von ihnen abwenden. Anders ist Frieden nicht möglich. Jeder, der Verbindungen in die USA hat, ist folglich eine Bedrohung für den Frieden.

        Auch das, was derzeit in GB passiert (irgendein bezahltes US-Asset greift Briten an, um dort Chaos zu stiften) oder in Österreich (einer, der sich zur US-Terrororganisation IS bekannt haben will, wollte dort ein Massaker verüben) geht auf die USA zurück. Die USA wollen ihre Vasallen in einem Krieg verbrennen. Und die US-gelenkten korrupten Politiker erfüllen ihre Dienste dankbar, denn….. es findet sich immer ein Dummer, der sich für eine Handvoll Dollars korrumpieren lässt.

  2. Das mit der Eroberung Japans durch China macht echt Sinn. Japan: 378000 qkm, China 9597000 qkm. Die 4% zusätzliche Fläche, zumal sie – wie jeder normal denkende Mensch weiß – bestenfalls zu 20% besiedelbar ist, weil die Berge im Inland einfach zur Besiedlung nicht taugen, werden die Überbevölkerung Chinas sicher enorm abbauen.
    Was den Tribut anbelangt, so habe ich nichts derartiges gefunden. Die Quing Dynstie hat zwar Tribute von anderen Ländern verlangt, weil sie sich als Mitte bezeichneten, doch mit Japan haben sie einen Krieg geführt, um Korea, und den haben sie verloren. Daraufhin hatte Japan die Oberhoheit über Korea und die Mandschurei. Wie immer sind selbst die Begründungen der Kriegstreiber Fake-News. Selbst in der Kamakura-Zeit, in der Mongolen (!) Japan überfielen, hatten die keine Chance. Sie wurden geschlagen.
    Kriegsgründe und Gründe für Aufrüstung sind in meinen Augen immer basierend auf Fake-News oder – wenn nicht direkt falsch – dann einer Überhöhung oder Dekontextualisierung von Ereignissen.
    Im Gegenteil, China und Japan hatten in ihrer tausendjährigen Geschichte weit mehr Handelsbeziehungen als Kriege.

    1. Letzteres haben sie auch heute noch. Die Situation ist nun mal dieselbe wie in Deutschland. Die Besatzungsmacht hat bei solchen Entscheidungen das letzte Wort. Und eigenartigerweise kommen in beiden Ländern immer nur Figuren an die Macht denen der Status Quo mit den US über alles geht. Das mag im kalten Krieg noch ein wenig sinnvoll gewesen sein, seit 89 ist es nur mehr dumm, und 2022 hatte man auch genau die Aussenministerin, die perfekt zu dieser nötigen Dummheit passte.

      Man hat allerdings auch in beiden Ländern Völker zur Verfügung, die das widerstandslos akzeptieren

  3. USA das Imperium der Lügen und mittlerweile Heimat des einzigen (neben Datendiebstahl) noch verbliebenen Exportschlagers, Mord und Totschlag.

    Und an diese menschlichen Vollversager meinen sich deutsche Politiker anwanzen zu müssen.

    Wir sind politisch das aller letzte. Gut so.

    1. Sie sollten sich vielleicht ein klein wenig mehr auf die Realität einstellen?

      Seit der Steinzeit hat IMMER nur eines gezählt: Wer hat den grösseren Knüppel! Und solange die Amis ihn haben, schaffen sie auch an, wohin es lang zu gehen hat.
      Wer das nicht verstehen will, hat ein Weltbild das mit der real existierenden Welt nichts zu tun hat

      1. “Und solange die Amis ihn haben, schaffen sie auch an, wohin es lang zu gehen hat.”

        Also ist es der natürlichste Prozess der Erde wenn einem durchgeknallten Pausenhofbully sein Pausenbrotmesser auch wieder weggenommen wird oder?

        So und was ist jetzt ihr Problem wenn ich diesen Moment außerordentlich herbeisehne?

        Freuen Sie sich doch einfach für mich. 🙂

        Falls Sie es noch nicht mittbekommen haben die überwiegende Mehrheit des GESAMTEN Planeten hat die Nase von amerikanischer “Oligarchen rulez based order” so was von gestrichen voll das können sich MSM Konsumenten in Ihrer Bubble wahrscheinlich nicht mal vorstellen. Woher auch, mann kann alle eine Zeit lang zum Narren halten, oder einen einzelnen für eine lange Zeit, aber nicht alle für eine lange Zeit.

        1. Sie scheinen ein Schwätzer zu sein, der nicht mal in der Lage ist zu verstehen, dass er bei dem was er “Denken” nennt, immer die Realtät ignoriert…. Sie sind zeitverschwendung….

  4. “die die US-Besatzungsmacht den Japanern nach dem Zweiten Weltkrieg durch Erziehung eingeimpft habe.”
    Wie Indoktrination sich wendet, falls das von Nöten ist.
    Haben wie drüben immer wieder das gleiche, alles soll immer den Interessen folgen.
    Japan und die Militarisierung geht einher, das alles Kopf steht und dieses mal haben die Japaner den Vorteil, das ihre demographische Entwicklung, eher nicht personell umgesetzt werden kann. Da ist der Pazifismus schon eigentlich selbstverständlich. Und Japan hat auch gesehen oder gelesen, wie gut die Ukraine abgeschnitten hat, wer will dann noch in den Krieg ziehen?

    1. Hass motivierte Fanatiker. Es ist nur die Frage, ob die mächtig genug sind.
      Hier definitiv. Die US Hörigkeit ist nur Mittel zum Zweck, den Hass auszuleben. Man muss solchen Real-Hatern nur eine Ausrede anbieten.
      Siehe mein Kampf von Hitler, oder heute der böse Russe, der ALLES angreifen will.
      Sie machen alle Menschen gleich, obwohl Sie selbst oft genug von Fanatikern schreiben!
      Wie geht das? Schizophren?
      Ich meine es ernst, nicht gehässig.
      Wie geht sowas???
      Ich empfehle mal bewusst “Das Gute und das Böse” von Deep Space Nine zu gucken.

  5. Es geht um die Weltherschaft und die deutschen Knechte, ebenso wie die Japaner, lecken ihren US-Herren die Stiefel um mit ein paar Krümel belohnt zu werden.

  6. Spätestens seit dem Koreakrieg paktieren die US-Faschistens ausschliesslich mit Rechten. Mir fällt zumindest auch nach längerem Überlegen keine auch nur halbwegs linke Regierung ein die von den USA benutzt wurden. Die wurden immer zuerst weggeputscht. Nationalisten ebenfalls, wenn sie nicht aus dem Rechten Spektrum stammen, denn die können ebenfalls gefährliche teils quasi linke Ideen entwickeln (siehe zb Mossaddegh, der wollte ans Öl).

    Hier wird dagegen von Rechten die heucheln Links zu sein (SPD und Grüne in DE zb) gegen “Rechts” (sie meinen damit den Nationalismus) demonstriert, während sie gleichzeitig extreme Nationalisten und lupenreine Faschisten (Ukraine, Israel) unterstützen und die gleiche Rhetorik pflegen wie die Rechten in Japan.

    Das ganze Geheuchel ist mittlerweile dermassen behämmert, ich finds fast schon wieder lustig.

    1. Mna muss nur aus DE wegziehen, dann findet man es tatsächlich lustig.
      Man findet es sogar gut, denn es deutet sich an, dass diejenigen, die so einen Staat wie DE unterstützen, oder doch zumindets tolerieren, langsam aber sicher auf Zeiten zugehen, in denen man ihnen die Rechnung für ihrte Dummehit., Feigheit und Heuchelei präsentieren wird. Die deutschen Massenmenschen werden sich dann glücklich schätzen müssen, wenn die Reaktion auf ihre Dummheit nicht in einen Atomkrieg ausartet.

  7. Nein? nicht Japansreich oder irgend ein anderes ‘Reich’ möchte irgendetwas erreichen.
    Das Problem der Indoktrination, beginnt mir der Indoktrnination beginnt mit der Regelung, über ihr Wesen.
    Japaner oder Süd koreanischen Lebewesen, vereint eines ,die Sinnlosigkeit vom sein. Darum besitzen sehr viele Staaten das Problem der Demography.
    Was Wissen die Menschen über einen Staat? Nichts, weil die Menshen gefüttert werden über Fake bullshit News.
    Ihr möchtet irgendwelche Beweise? Ja, dann schaut euch die veröffentlichten Karten an von anno dazumal an.
    Was wir heute als Nationalstaaten sehen, war damals nicht existent. Dann bleibt die Frage, wer sind wir überhaupt?

  8. Der im Bild gezeigte Tempel ist eine exakte Kopie des derzeit mächtigsten Stealthbombers der US-Streitkräfte oder umgekehrt. Ob Deutschland nicht bereits im Pazifik verteidigt werden sollte bzw. angreifen muss, ist wegen der damit einhergehenden Unwägbarkeiten noch nicht abschließend zu beurteilen, aber China hat entgegen westlicher Verlautbarungen auch noch nicht damit begonnen, massiv Rüstungsgüter an Russland zu liefern, außer vielleicht über weitere Proxykollegen wie Nordkorea, wo das Herz des Bösen wie ein nur mit ultimativer Waffengewalt heilbarer Fußpilz als Diktator fungiert. Warum bietet diesen Irren nicht einfach mal jemand an, dass sie die EU kontrolliert zerbomben dürfen, wenn die US dafür Taiwan und sämtliche Pazifikarchipele an China abtreten.

    1. Die USA finden immer irgendwen, den sie korrumpieren können, um ihre kranken Spiele zu spielen. Diese Möglichkeit muss diesen Kriminellen komplett genommen werden. Jede Verbindung zu den USA muss als anrüchig gelten.

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