Innere Mobilmachung II: Mentalitätswechsel

Mann mit Frieden im Kopf
Quelle: Dieses Bild wurde mittels ChatGPT entwickelt.

Warum der deutsche Staat mit der ‚Kriegsertüchtigung‘ ernst macht und welchen öffentlichen ‚Mentalitätswechsel‘ er damit bewirkt. Den streikenden Schülern zugedacht.

Zweiter Teil. Den ersten Teil finden Sie hier.

Im ‚Berufsbild‘, das die Bundeswehr präsentiert, um ihrem Auftrag zur ‚Kriegstüchtigkeit‘ nachzukommen, wie im ‚Feindbild‘, das die Bundesregierung ausbreitet, um ihn zu erteilen, zeigt sich auch das Bemühen, der Bevölkerung einen kriegstauglichen ‚Zeitgeist‘ zu verpassen. Immerhin wird ihr seitens der Politik eine „friedensverwöhnte“ Vergangenheit (Ex-Präsident Gauck) nachgesagt.

Dabei ist festzuhalten, dass beide Bilder nur unter der Bedingung einer vorausgesetzten Parteilichkeit nachzuvollziehen und wirksam sind. Ohne dieselbe stößt man unschwer auf die aufgezeigten Widersprüche. Wadephuls Warnungen wie die siebzig Kausalsätze der Bundeswehr kommen zwar in Form von Argumenten daher, verfangen aber nur bei Bürgern mit einer patriotischen Vorbildung. Die besteht kurz gesagt darin, die faktischen Lebensumstände, im vorliegenden Fall die Mobilmachung der Gesellschaft, als normierende Kraft anzunehmen. Dergestalt enthalten und ‚beweisen‘ die Maßnahmen der Regierung zur Aufrüstung und zur Kriegsertüchtigung ganz umstandslos deren Notwendigkeit und Dringlichkeit. Eine Öffentlichkeit, die das so sieht, macht damit die Ansagen der Staatsführung zur positiven Grundlage ihres Nachdenkens. Verbleibende Kritik, angeleitet durch den unabhängigen Journalismus und die parlamentarische Opposition, besteht dann in der Nachfrage, ob die anstehende Sache auch entschlossen und schnell genug, führungsstark und einig, umsichtig und ausgewogen, solide finanziert und gut kommuniziert erledigt wird.

Resilienz

In einer weiteren Hinsicht will der erwünschte ‚Mentalitätswechsel‘ im Volk betreut und gepflegt sein. Aus dem verkündeten Feindbild soll schließlich keine dysfunktionale Kriegsangst hervorgehen. Vor gut vierzig Jahren ist etwas Ähnliches passiert, als die Bundesregierung die ‚Notwendigkeit‘ neuer Mittelstrecken-Raketen aus der ‚Überrüstung‘ der Sowjetunion herleitete, die sich mit ihrem Einmarsch in Afghanistan eindeutig als ‚imperialistische Macht‘ erwiesen habe. Solche ‚Beweise‘ konnten damals allerdings nicht verhindern, dass eine breite Friedensbewegung entstand, die „Raketen sind Magneten“ skandierte und einen dritten Weltkrieg befürchtete.

Um hier vorzubeugen, arbeiten die verantwortlichen Vaterlandsverteidiger an einer Haltung im Volk, die sie „Resilienz“ nennen. Die ‚Zivilgesellschaft‘ soll in Krisen- und Kriegszeiten das ihr Zugemutete ertragen und das ihr Mögliche beisteuern, ohne aus dem Ruder zu laufen. Entsprechende Übungen und Vorbereitungen vom Manöver im städtischen Raum und der Triage in der Notfallmedizin über die Wehrhaftigkeit als Unterrichtsthema bis hin zum Kurbelradio im Vorratskeller sind bereits im Gange. Daneben sind nach derzeitigen Stand vor allem kriegstüchtige Bürger auf Abruf gefragt, die ihr Alltagsleben in gewohnter Manier abwickeln und den zuständigen Politikern folgen, auf die sie dabei auch angemessen schimpfen dürfen. So wird die Aussicht auf Krieg wieder zum Bestandteil einer persönlichen Lebensperspektive.

In diesem Zusammenhang erklärt sich auch ein nicht unbekanntes Paradox. Einerseits gibt es Alarmisten wie Oberst Kiesewetter oder den NATO-Chef Rutte, der kürzlich erklärte, ‚wir‘ seien „Russlands nächstes Ziel“ und müssten „auf einen Krieg vorbereitet sein, wie ihn unsere Großeltern erlebt haben“. Andererseits sprach Manfred Weber, Chef der Europäischen Volkspartei, ungefähr zeitgleich bei „Maischberger“ zur möglichen Gefahr eines Angriffs auf ‚uns‘ gelassen dies aus: „Die Russen sind derzeit nicht einmal fähig, den Donbass zu erobern. Deswegen sollte man die militärischen Fähigkeiten von Russland vernünftig einschätzen.“ Offenbar kann die anstehende Kriegsertüchtigung beides gut gebrauchen: Die Scharfmacherei gegen den erklärten Feind wie die gleichzeitige Versicherung, dass ‚wir‘ beim Vorgehen gegen ihn der Regierung voll vertrauen und dabei ruhig Blut bewahren können.

Frieden mit dem Krieg

Fortschritte und Folgen der inneren Mobilmachung zeigen sich in voller Breite – auch in Organisationen und Bewegungen, die zu anderen Zeiten die Sache des Friedens zu ihrem Anliegen erklärt hatten. Von der grünen Partei braucht da nicht eigens die Rede zu sein. Ihre Berufspolitiker stehen inzwischen an der Front der ‚Zeitenwende‘, und ihren Followern haben sie beigebracht, dass „Pazifismus heute aufrüsten heißt“ (Ministerpräsident Kretschmann). Deshalb ein Blick auf „soziale Bewegungen, NGOs, Gewerkschaften, Kirchen und Aktivisten“ die einem Hauptredner der letzten Berliner Friedensdemonstration zufolge „nicht bereit sind, die [militaristischen Entwicklungen] stillschweigend hinzunehmen“. Wie sieht es damit aus?

Gewerkschaft

Der DGB erklärt zum Antikriegstag 2025, „dass die EU und die europäischen NATO-Staaten immer stärker Gefahr laufen, zum Spielball rivalisierender Großmachtinteressen zu werden.“ Bevor also das kleine Europa von den Großen unfair herumgeschubst wird, „müssen wir uns nicht nur gegen die unmittelbare militärische Bedrohung durch Russland verteidigen, sondern auch gegen den autokratischen Staatskapitalismus Chinas und den Big-Tech-Radikalkapitalismus US-amerikanischer Prägung behaupten.“ Offenbar merkt der DGB gar nicht, was für ein ambitioniertes Imperialisten-Programm er den politischen Entscheidern da anträgt. Wenn es hierzu ausreichen soll, dass „zusätzliche Rüstungsausgaben nur in dem Umfang zu rechtfertigen sind, der die Bundeswehr […] zur Landesverteidigung befähigt“, dann darf der gewerkschaftliche Verteidigungsbegriff nicht zu eng gefasst werden …

Für die IG Metall müssen sich die Rüstungsausgaben in einer weiteren Hinsicht rechtfertigen. Zusammen mit dem Wirtschaftsforum der SPD und der Deutschen Verteidigungsindustrie verlangt sie „eine industriepolitische Agenda, um Deutschland, seine Industrie und die dortigen Arbeitsplätze sowie die Fähigkeiten und Souveränität der Bundeswehr zu stärken“. „Die heimische Industrie droht unter die Räder zu geraten, wenn mehr und mehr in Übersee gekauft wird“. Der Kampf um Arbeitsplätze und die Sozialpartnerschaft können auch in Zeiten nicht pausieren, wo „wir nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden sind“ (F. Merz). Und die Aufträge für Bomben und Granaten aus dem Sondervermögen Bundeswehr haben bevorzugt bei deutschen Arbeitgebern einzugehen, statt bei den „Radikalkapitalisten“ aus „Übersee“.

Evangelische Kirche

Sorgen macht sich auch die Evangelische Kirche. Ihrer Friedens-Denkschrift von 2007 waren Jahre der relativen Kooperation zwischen Russland und dem Westen vorausgegangen. Daher entschärfte die EKD ihre 1981, also in den Tagen des Kalten Kriegs aufgeschriebene Position, sah die nukleare Abschreckung kritisch und wies die Lehre vom „gerechten Krieg“ zurück. Mit der ‚Zeitenwende‘ gesteht die Kirche sich aber ein, ihre Friedfertigkeit ein wenig zu weit gefasst und die Friedensgebote von Gott Vater und seinem Sohn etwas zu eng gesehen zu haben. In der Denkschrift von 2025 bessert die EKD theologisch und politisch nach: „Seit jeher [stellt sich] das Christentum die umstrittene Frage, ob sich das 5. Gebot, ‚Du sollst nicht töten‘, auch auf die Handlungen der Staatsgewalt beziehe.“ Da, wo mit einem bibeltreuen Ja geantwortet wurde, „konnte eine strikt pazifistische Gesinnung und die Verweigerung des Wehrdienstes als herausgehobene Form des Christseins verstanden werden.“ Was allerdings spätestens seit ‚Putins Krieg‘ ein Missverständnis sowohl des Alten wie des Neuen Testaments darstellt: „Es ist aber festzuhalten, dass sich biblisch das 5. Gebot nicht auf das Töten im Krieg oder etwa das Töten aus Notwehr bezieht.“ Das folgt eindeutig aus 1, Mose 9,6. Und auch mit dem Gebot der Feindesliebe bzw. mit Matthäus 5,21 braucht keiner anzukommen, da Matthäus 23ff. das Nötige klarstellt. (Interessenten lesen das bitte schön selbst nach.) Wie vorausschauend von der göttlichen Weisheit, ihre biblischen Verlautbarungen so einzurichten, dass sie im Auf und Ab von Krieg und Frieden stets passend gelesen werden können.

„Gewaltfreiheit ist für Christen ein ethischer Grundsatz, der nicht in jeder Lage zwingend ist. Das liegt daran, dass wir […] in einer erlösungsbedürftigen Welt leben.“ Das könnte unser aller Erlöser zwar zu regeln versuchen, aber bis dahin bleibt „Gewalt Teil dieser Welt“. Deshalb „kann eine die Ordnung und das gemeinsame Leben erhaltende Gegengewalt in bestimmten Fällen unvermeidbar sein“. „Auch die nukleare Teilhabe oder der Besitz von Nuklearwaffen kann vor diesem Hintergrund eine ethisch begründbare Entscheidung sein.“ Nach Lage der „Fälle“ und ihres „Hintergrunds“ darf heute „die andere Backe“ (Matth. 5,39) nicht länger hingehalten werden. Jetzt gilt wieder „Auge um Auge“ (Exodus 21,24) und der „christliche Pazifismus“ hat einstweilen fertig. „Als allgemeine politische Theorie ist er ethisch nicht zu begründen. Er ist aber als Ausdruck individueller Gewissensentscheidung und gelebter Frömmigkeit zu würdigen.“ Passt also eventuell noch zum Zivildienst an der Heimatfront.

Friedenspädagogik

Auch die Fachvertreter der Friedenspädagogik und der Friedens- und Konfliktforschung müssen die Denkerstirn in Falten legen. Eine einschlägige Radiosendung von Ende 2022 wusste schon mitzuteilen: „Wie Pazifismus in Zeiten des Krieges noch uneingeschränkt gültig sein kann, das fragen sich viele.“ Statt umgekehrt darauf zu beharren, dass der Pazifismus gerade in den Zeiten einer Kriegsgefahr uneingeschränkt Not tue. Wann denn sonst? Diese Friedenserzieher sehen ihre Disziplin aber eher als Schönwetter-Fach: „Bisher war die Friedenspädagogik eher präventiv und auf gewaltfreie Konfliktvermeidung ausgerichtet.“ „Bisher waren Kriege an Schulen in Deutschland der Stoff aus Geschichtsbüchern. Entweder lagen sie lange zurück oder sie waren weit weg.“ Vergangene Völkerschlachten oder neuere wie der Grenzkrieg zwischen Eritrea und Äthiopien, der Sezessionskrieg im Sudan oder der Bürgerkrieg im Jemen waren offenbar nicht geeignet, die Friedensbildung ins Wanken oder gar in Zweifel darüber zu bringen, was ihre Didaktik und Methodik der „Konfliktvermeidung“ mit Kriegsgründen zu tun haben könnte. „Jetzt angesichts der Zeitenwende aber schaffen Waffen die Fakten, die Friedensbildung muss sich neu aufstellen und die Rolle des Militärs miteinbeziehen.“ Sollten die Friedenserzieher vor dieser Wende übersehen haben, dass ihr Geschäft entfernt auch etwas mit der kriegerischen Seite von Staatsgewalten zu tun haben könnte? Es scheint so: „Jetzt aber nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine herrscht mitten in Europa eine neue Realität, auf die weder die Lehrkräfte noch die Friedenspädagogik vorbereitet waren.“

„Deutschlands bekannteste Friedensforscherin“ (Spiegel 29/2025), die Chefin des Instituts für Friedensforschung in Frankfurt, Nicole Deitelhoff, hat vorgeführt, wie diese Vorbereitungslücke schnell geschlossen werden kann. In der Kinder-Uni vom November 2022 erzählte sie den Kleinen zwar noch die bekannten Geschichten der Friedenspädagogik: „Wenn Menschengruppen zusammenkommen, gibt es immer etwas, worüber sie in Streit geraten: Sie wollen etwas, was andere haben, sie fürchten, sie haben zu wenig von etwas.“ „Vieles, was wir heute besprechen, ist auch in eurem Alltag drin: Streit mit den Geschwistern, Konflikte in der Schule oder mit den Eltern. Wenn ihr keine Möglichkeit findet, Konflikte anders zu lösen, geht ihr aufeinander los. Wie im Kleinen, so ist es auch im Großen. Staaten machen es genauso.“ Allerdings wollte die Dozentin die Nachfrage einer Grundschülerin nach dem Grund des Ukrainekriegs nicht damit beantworten, dass Putin und Selenskyj im Kindergarten weder das Teilen gelernt noch das Streitlösen geübt hätten, sondern zeigte auf Russland, das „einen Krieg vom Zaun brach“. Heute, so der Spiegel, „plädiert Deitelhoff dringend für ‚nachholende Aufrüstung der europäischen NATO. Friedrich Merz […] müsse ‚offen über die Bedrohungslage sprechen und erklären, warum wir den Wehrdienst brauchen‘. Die Koalition trete in dieser Frage ‚verdruckst auf‘. […]. Die Regierung müsse ‚mutiger sein‘, ‚sich zur Wehrpflicht bekennen‘ und die Debatte durchstehen.“

Linkspartei

Dass sie taktische Erwägungen bei der Einführung der Wehrpflicht als „verdruckst“ bezeichnet, verrät den Rigorismus der kriegsbereiten Friedensforscherin. Für die Linkspartei trifft der Begriff aber eher zu. Als für die Aufhebung der Schuldenbremse eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat erforderlich war, stimmte die Linke im Bundestag dagegen. Die Linken als Mitregierer in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sagten allerdings ja und begründeten das mit ihrer Verantwortung für die Landeshaushalte. Ihr Fraktionschef in Schwerin erklärte, die Partei bekenne sich zum Verteidigungsauftrag des Grundgesetzes. „Für ‚reine Aufrüstungsvorhaben‘ stehe Die Linke nicht zur Verfügung, allerdings seien auch Fachpolitiker der Linken der Auffassung, dass es ‚Verteidigungslücken‘ gebe.“ Die sich aus fachlicher Sicht mit den genehmigten Kriegskrediten dann eventuell schließen lassen.

P.S. zu den Schülerstreiks

Vielleicht halten die protestierenden Kids im Unterschied zu den eben geschilderten Fällen an ihrem spontanen Antimilitarismus fest. Dann müssten sie aber auch gegen Versuche in den eigenen Reihen hart bleiben, die den Protest auf einen Ruf nach Mitbestimmung herunterbringen wollen. Der vormalige Sprecher der Bundesschülerkonferenz gipfelte (hier und hier) in dieser ‚Kritik‘: „Vielleicht gibt es gute Gründe für eine Wehrpflicht, aber man verkauft aktuell die Politik absolut falsch. Man schafft es nicht, uns an die Hand zu nehmen und uns mitzunehmen.“ „Wo sollen all die motivierten jungen Leute herkommen, wenn man über ihre Köpfe entscheidet?“ Diesen Jungen braucht Pistorius nicht mehr an der Hand zu führen. Das neue Team übergeht in einer Erklärung zum Streiktag am 5.12. salomonisch das eigentliche Thema: „Die BSK bezieht keine Position zur Wehrpflicht selbst.“ „Die Teilnahme an Demonstrationen [etc.] kann entscheidend dazu beitragen, langfristig politisches Interesse und Verantwortungsbewusstsein zu stärken.“ „Der Mehrwert so einer demokratischen Erfahrung ist weitaus höher, als es der von einem einzelnen Schultag je sein könnte.“ Womit der Streik zu einer Freilichtübung in Staatsbürgerkunde erklärt wäre.

Georg Schuster

Georg Schuster (Pseudonym) verbrachte sein Berufsleben als Lehrkraft. Von 2013 bis Ende 2019 schrieb er für das GEW-Magazin „Auswege“. Nach dessen Einstellung war er bis Anfang 2023 Autor bei „Telepolis“. Seither schreibt er für „Overton“.
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12 Kommentare

  1. Es darf keine Wehrpflicht geben. Dafür können ÖDP und Basis sorgen. Diese sollten eine Koalition mit der AfD bilden. Die AfD wird Anfang März in BW erstmals die Grünen überholen. Bitte googeln: Jesuanische Lebensreform und Traumyoga

  2. Der Lagebericht zeugt von dem aktuellen ideologischen Desaster und dass es keinen Lichtblick gibt, nicht einmal die Proteste der Schüler.
    Allerdings scheint Schuster von einem eigenständigen europäischen Imperialismus auszugehen (eher in Teil I). Würde mich interessieren, womit er das begründet. Ein EU Finanzkapital, Zahlungssystem (es gibt noch nicht einmal eine EU Kreditkarte), ein EU Internet, ein EU Betriebssystem? Und die Industrie? Schaue er auf die Stakeholder.

    1. Ich würde die EU-Elite eher als Möchtegern-Imperialisten bezeichnen. Vom eigenen Anspruch her, mit ihren universellen Werten, würden sie ja gern mehr Einfluss auf die Welt ausüben, aber ihnen fehlen die Mittel. Die sie nun aber in ihrem überheblichen Größenwahn versuchen zu bekommen. Am erfolgreichsten dürften sie dabei wohl noch beim Militär sein. In allen anderen Bereichen werden sie meiner Ansicht nach versagen. Was die EU bis jetzt zusammenhält, ist das Geld, aber das wird knapp.

      Die EU wird sich weder gegen Russland noch gegen China und auch nicht gegen die USA durchsetzen können, dafür fehlen inzwischen die ökonomischen Mittel, zudem haben sie sich ja auf den Pfad der De-Industrialisierung begeben. Es ist auch nicht sicher, ob sie in Europa selbst noch imperiale Ansprüche durchsetzen können. Der Bacillus der nationalen Souveränität dürfte sich weiter von Ungarn, Slovakei und Tschechien aus in der EU verbreiten. Was die EU bis jetzt zusammenhält, ist das Geld, und das wird knapp.

    2. “ Ein EU Finanzkapital, Zahlungssystem (es gibt noch nicht einmal eine EU Kreditkarte), ein EU Internet, ein EU Betriebssystem? Und die Industrie? Schaue er auf die Stakeholder.“

      Braucht´s alles nicht ! Wir haben eine Uschi !! Das reicht!

  3. Die liberale westliche Elite sieht sich in Bedrängnis, nicht nur in der Ukraine durch Russland sondern auch in China und den vielen Autokratien in der Welt. Und wenn dann sogar die westliche Führungsmacht zur Autokratie wird, dann ist Gefahr in Verzug um wenigstens die eigene europäische Herrschaft von „Freiheit und Demokratie“ zu retten.

    Und wie man sieht, sind der liberalen westlichen Elite dafür alle Mittel recht, selbst die Schädigung ihrer eigenen Volkswirtschaften und auch Krieg gegen die Atommacht Russland wird eingeplant. Sie sehen sich als die letzten aufrechten Demokraten in einer Welt voller böser Despoten. Nur können sie mit ihren Hirngespinsten nicht ewig regieren. Die Realität wird sie letztlich verspeisen.

    Das alles geschieht nur um die eigene Ideologie von „Freiheit und Demokratie“ aufrechtzuerhalten und über andere Nationen auszuweiten – diesen universellen Anspruch ihrer Ideologie können sie nicht aufgeben, was das Grundproblem ist.

  4. Wie erschütternd dressiert, dieser „vormalige Sprecher der Bundesschülerkonferenz“. Einer Karriere als Berufs-Speichellecker steht eigentlich nichts im Wege.

  5. Thema dieses zweiten Teiles ist die „patriotische Vorbildung„, auf welche die Kriegsvorbereitung an der Heimatfront nicht etwa bloß ziele, welche sie vielmehr abrufe und damit zugleich kategorisch einverlange.

    Diese Befehlsform der Werbung für Kriegsbereitschaft auch und gerade gegen Russland, aber eben nicht allein gegen Russland, sondern mögliche Feinde weltweit, deren Erledigung „man“ nicht länger den Amerikanern überlassen könne, hat Georg zu Beginn dieses zweiten Teils ganz und gar jener „patriotischen Vorbildung“ angelastet, nämlich so:

    Die besteht kurz gesagt darin, die faktischen Lebensumstände, im vorliegenden Fall die Mobilmachung der Gesellschaft, als normierende Kraft anzunehmen (Herv. v.Q).

    Das ist im deskriptiven Sinne keine falsche Aussage, denn im technischen (juristischen) Sinne sind „Feindpropaganda“ und „Wehrkraftzersetzung“ (noch) nicht kriminalisiert, solche Übergänge überlassen die europäischen Regierungen teils dem EU-Sanktionsregime, teils den „Gestapos“ der Geheimdienste und deren Vorgaben aus der NATO-Stratcom, welche „Empfehlungen“ zu öffentlicher Ächtung, Entlassungen und Kontensperrungen an willige Instanzen und Autoritäten durchreichen.

    Aber die Aussage ist dennoch ein Fehler, namentlich wenn die Adressaten Schüler sind, die sehr wohl wissen oder rasch in Erfahrung bringen können, was Lehrer mit Rücksicht auf ihre bürgerliche Existenz besser nicht sagen und tun. Die sog. „normative Kraft“ hoheitlicher Ansagen entfaltet unterschiedliche Wirkungen, wenn sie auf unterschiedliche Konkurrenzbedingungen zielt und trifft, einerseits auf Erwerbsbedingungen ständischer Funktionsträger im Gefüge bürgerlicher Herrschaft, andererseits Ertragsbedingungen des bürgerlichen Arbeitsdienstes allgemein und insgesamt. Im ersten Fall ist das Ziel „Herstellung von Konsens“, im zweiten Fall „bloß“ Duldung und Hinnahme.

    Das ist nebenbei ein Paradebeispiel für den intellektuellen Blödfug soziologischer / sozialpsychologischer Kategorien, zu denen „Normativität“ zählt, das wird sich ein „Altlandrebell“ freilich nicht hinter die Ohren schreiben …

    Was dagegen „der Fall ist“: Die Bundesregierungen können sich seit Generationen auf den Gehorsam ihrer bürgerlichen Untertanen verlassen und tun das jetzt mitsamt der dazu rekrutierten Funktionseliten mit buchstäblich wachsender Begeisterung. Eine Begeisterung, die verrät, wie wirksam der Idealismus des Völkischen in demokratischer Herrschaft durchgesetzt ist. Neunzig Prozent des Kommentariats auf Overton – gnädig geschätzt – rennen mit einer davon abweichenden Vorstellung vom Ideal des Volkes bzw. des Völkischen gegen dessen Wirklichkeit an, wie Don Quichote gegen Windmühlen.

    Übrigens sollte dieser zweite Teil zumindest in Verbindung mit dieser Kritik auch @Dans Reibung an einer Formulierung des ersten Teiles erledigen:
    https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/innere-mobilmachung-i-kriegsbereitschaft/#comment-331939
    Die:

    friedliche Eroberung der ehemaligen Einflusssphäre [der RF] durch EU und NATO

    geschah zwar mit jeder Menge unfriedlicher Mittel und Verfahren, aber die beteiligten „Völker“ haben das über Generationen so wenig einen „Krieg“ nennen wollen, wie die beteiligten Herrschaften. Folglich ist es auch keiner gewesen, es sei denn, man nimmt halt nicht philosophisch zum Maß, „was der Fall ist“, sondern was der Begriff ist – nämlich imperialistische Konkurrenz. Die besteht halt zu einer schematischen Hälfte in nichts anderem, als Kriegsvorbereitung und Kriegführung an Brennpunkten dieser Konkurrenz.

    1. „Eine Begeisterung, die verrät, wie wirksam der Idealismus des Völkischen in demokratischer Herrschaft durchgesetzt ist.“ – m.E. sehr gut erkannt. Dieser „Idealismus des Völkischen“ tarnt sich heute mit einem kitschigen, übertriebenen und gleichzeitig verlogenen Philosemitismus (in auffälliger Opposition zu einem schier maßlosen Russenhass), einer ritualisierten und limitierten Erinnerungskultur und einer dreisten Verballhornung der demokratischen Idee unter dem Sigel „Unsere Demokratie“.

    2. @ Qana

      Warum magst du das Volk nicht? Weil es deine Ansichten nicht teilt?

      Im Übrigen kommst auch du nicht ohne „normativen Idealismus“ aus. Wo ich dich in der individualistischen Ecke stehen sehe. Alles kollektive scheint dir ja zuwider.

    1. Deshalb Populisten an die Macht, die werden dann hoffentlich Frieden mit Russland schließen. Die liberalen Demokraten (mit ihrem universellen Anspruch) sind das Übel unserer Zeit.

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