Glaubwürdig bereit zum Völkermord? – Wieder probt die Nato den Untergang

Ruinen
Quelle: Pixabay

Wieder wird geübt, was man eigentlich verhindern möchte. Atomkrieg wäre Massen- und Völkermord. Und dennoch wird er trainiert und vorbereitet.

Bis zum 26. Oktober läuft Steadfast Noon, das jährliche Nato-Manöver in Europa unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes von Kernwaffen. Diesmal: Wie bringt man US-Nuklearwaffen sicher aus ihren Silos und montiert sie unter europäische Kampfjets, auch unter deutsche? Solches sei nötig, so Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, um „Glaubwürdigkeit, Wirksamkeit und Sicherheit“ nuklearer Abschreckung zu gewährleisten.[1] Zwar probt Steadfast Noon lediglich den Einsatz taktischer Atomwaffen. Aber niemand kann sich verbürgen, dass es bei einem begrenzten Atomkrieg bleiben würde. Hinter dem „kleinen“ Nuklearkrieg auf dem Gefechtsfeld steht die Drohung der ganz großen Apokalypse mit Interkontinentalraketen.

Tatsächlich gehören „Glaubwürdigkeit“ und „Wirksamkeit“ nuklearer Abschreckung im Sinne von Stoltenberg eng zusammen. Nur wenn der Feind – im Klartext: Russland – fest damit rechnet, dass im Zweifelsfall der Einsatz von Atomwaffen erfolgt, mag sich er sich zurückhalten, seinerseits diese Waffe zu nutzen.  Aber Sicherheit? Hat die Drohung mit Atomwaffen etwas mit Sicherheit zu tun? Viele glauben das. Die Zeit des Kalten Krieges habe es bewiesen. Deshalb könne man ruhig schlafen. Auch der Ukrainekrieg werde keinesfalls in eine nukleare Auseinandersetzung ausarten.

Widerspruch „Glaubwürdigkeit“

Viele übersehen dabei, dass gerade die „Glaubwürdigkeit“ der Abschreckung zu jenen Widersprüchen gehört, von denen die Abschreckungstheorie einige aufweist. Am deutlichsten hatte es der Philosoph und Atomwaffengegner Günther Anders gesagt: „Gegenstände, deren Verwendung sich in ihrer Nichtverwendung erschöpft, hat es noch niemals gegeben […]“[2] Aber auch die Politikwissenschaft weiß schon lange, wie zerbrechlich Abschreckung gerade wegen des Zwangs zur „Glaubwürdigkeit“ ist. In einer für die Vereinten Nationen erstellten Risikoanalyse urteilten die Schweizer Politikwissenschaftler Daniel Frei und Christian Catrina so: Atomare Abschreckung müsse stets bereit sein, Atomwaffen auch tatsächlich zu verwenden. „Sobald indessen der tatsächliche Gebrauch von Atomwaffen zu Kriegsführungszwecken denkbar erscheint, wird zwangsläufig auch die Schwelle des Einsatzes atomarer Waffen gesenkt und das Risiko eines Atomkriegs erhöht.“[3]

Das Sicherheitsdilemma

Es ist wie bei allem Wettrüsten und aller militärischen Abschreckung: Je ernsthafter gedroht und je heftiger gerüstet wird, desto wahrscheinlicher wird der Zusammenbruch aller Sicherheit. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist ein gutes Beispiel. Immer wieder glaubt man, diese in der Wissenschaft längst als „Sicherheitsdilemma“ bekannte Zwangslage durch noch mehr Rüstung überspielen zu können. Doch je glaubhafter der Wille der einen Seite wird, im Zweifelsfall auch wirklich zuzuschlagen, desto mehr wird auch die andere Seite diese Entschlossenheit hervorkehren. Um nicht als zahnloser Tiger dazustehen, kann solche Bereitschaft zum Äußersten jederzeit in den Ernstfall umschlagen, jedenfalls in Krisenzeiten, in denen das gegenseitige Vertrauen schwindet.

An unsere ach so moralische Bundesregierung sei noch folgende Frage gerichtet: Herr Scholz, Frau Baerbock, Herr Pistorius – sind Sie im Zweifelsfall wirklich bereit, die massenhafte Ermordung unschuldiger Menschen zu billigen? Wie steht es um Ihre eigene Glaubwürdigkeit als Politiker, als Menschen? Entweder ein Nein oder ein Ja zu dieser Tötungsübung ganzer Völkerschaften! Bislang lautet Ihre Antwort glaubhaft und ausdrücklich: Ja! Andernfalls würden Sie sich von Nuklearmanövern distanzieren.

 

[1]NATO – News: NATO holds long-planned annual nuclear exercise , 13-Oct.-2023  – “Steadfast Noon”: Nato startet Übung mit Atomwaffen | BR24 
[2]Anders, Günther, Off limits für das Gewissen, Der Briefwechsel zwischen dem Hiroshima-Piloten Claude Eatherly und Günther Anders, in: Ders., Hiroshima ist überall, München 1982, S. 193 – 360, zit. S. 222.
[3] Daniel Frei, Christian Catrina, Der ungewollte Atomkrieg, Eine Risiko-Analyse, München 1983, S. 45.

Ähnliche Beiträge:

21 Kommentare

  1. Unsere Politiker sind sturzdumm, hysterisch, die junge Generation bis 35J. verblödet/verkommen im Spassmodus; es gibt keinen massiven Protest zum Ukrainekrieg!!! Ergo kommt 2024 der Atomkrieg für die besessen EU – Hunderte Millionen Tote, restlose Zerstörung, Steinzeit!
    Viel Spaß euch Dumpfbacken!!!

    1. Klingt, als wäre das etwas Schlimmes. Vielleicht ist es einfach mal wieder notwendig, den Garten des Borell mal wieder umzupflügen. Ich würde ja gerne eine Pilzfarm sehen, die würde sich bei so vielen intelligenten Gärtnern sicher gut machen. Ich selbst setze mich aber vorher in den Dschungel ab, würde ich auch jedem anderen raten.

  2. Ich fürchte mich am Meisten vor jenen denen man Namen wie Deepstate, Kabale, Oberzionisten, Kapitalisten, Illuminaten, Satanisten und Imperalisten gibt. Ja, da wird viel wirres Zeug geredet. Aber ich glaube sehr stark daran, dass es diesen Hort gibt, dieses geheime Meer in das alle goldenen Flüsse fließen. Einen Hort von vielleicht 10000 Mächtigen mit ihren Bankern, Politikern, Experten, Medien und Fonds, um die Welt mit ihren Krisen, Sportskriegen und Katastrophen zu unterjochen. Jenen denen faktisch die ganze USA und große Teile Israel gehört Jene die westliche Nationen mittels Medien und Politik als Vasallen benutzen. Ich bin mir sicher, wenn die risikolos könnten, dann würden die mit ihren Atomköpfen die halbe Welt in die Luft jagen. Emphathielos und brutal alles unterjochen, ausrotten versklaven. Doch ihr Problem ist, dass ihnen Länder wie Russland und China bei ihren Bestrebungen im Weg sind. Daher versuchen sie die roten Linien bis zum Anschlag auszuschöpfen. Immer wieder, immer voll drauf, eine Gemeinheit nach der Anderen. Wie ein Halbstarker immer kleine Boxhiebe, bis sie eines Tages vom Opfer eine aufs Maul bekommen und dann haben wir den Atomkrieg.

    1. “Einen Hort von vielleicht 10000 Mächtigen”

      Die Unschärfe beginnt schon bei “ein Hort”. US-, EU- und RU-Milliardäre haben vielleicht zu Friedenszeiten sehr ähnliche Interessen, wenn es z.B. um Freihandelsabkommen geht, wo die Interessen der Bevölkerungen sehr offensichtlich ausgespart sind. Oder als zur Jelzin-Zeit russische Oligarchen noch mehr Geld verdienen und internationale Bewegungsfreiheit erhalten wollten, indem sie russische Bodenschätze in den Besitz internationalen Kapitals überführen wollten.

      Aber die Sanktionen und Geld-, Gold-, Besitz-Beschlagnahmungen/Einfrierungen, die vom Wertewesten, angeführt durch die USA, seit Jahren immer häufiger angewandt werden, zeigen, dass auch bei den Geldmächtigen jeder für sich kämpfen muss, sobald ihm oder einer Gruppe, zu der er gehört, das Vogelfrei-Fadenkreuz auf die Stirn projiziert wird und sein Besitz zur Neuverteilung freigegeben ist.

      Beispielsweise gibt es US-Milliardäre, die seit den 90ern davon träumen, dass sie in den Besitz der russischen Naturschätze kommen können – oder alternativ, dass Russland so stark destabilisiert wird, dass das Land zerfällt, die Einzelländer sich verfeinden und ausländische Militärhilfe für billige Rohstoffexporte eingekauft wird oder wie im Fall der Ukraine fremdinvestpositive Gesetze erlassen werden.

      Es gibt zahlreiche EU-Milliardäre, die einerseits durch den Krieg finanziellen Schaden erlitten haben, aber durch die Milliarden-Sonderbudgets der Regierungen auch wieder tolle Extra-Profite erzielen konnten, oder die die Inflationserwartung in ihren Konzernen zu Sonderprofiten genutzt haben.

      Ein paar wenige Regierung in der EU schritten da ein. Die deutsche Regierung ließ es geschehen und Habeck strickt mit dem “De-Risking”, das gegen China gerichtet ist, schon am nächsten Wohlstandsverlust der Mehrheitsbevölkerung.

      1. Sicher ist das keine geschlossenen einheitlich handelnde Kaste. Im Denken aber vermutlich ähnlich.
        Im Kern hat Erwin aber recht. Es gibt was uns von den Medien als handelnde Institutionen, Organisationen usw. einschließlich deren Ziele, Pläne usw dargeboten wird ist nur eine Fassade. Die wirklichen Hinterleute und deren Beweggründe kommen fast nie zur Sprache.

  3. Scholz , Baerbock,Pistorius,Habeck und die ganze andere Mischpoke sind nur Marionettenpuppen.
    Die machen,was ihre Besitzer hinter dem Vorhang von ihnen verlangen.
    Moral,Gewissen,Verantwortungsbewusstsein,wenn sie das überhaupt jemals besessen haben,wurden auf dem Weg nach oben. als hinderlich abgelegt.
    Und die wirklich Mächtigen glaubten bisher,sie könnten die atomare Hölle in Neuseeland und Patagonien überstehen.Wenn da nicht „Sarmat“ und „Burewestnik“ wären…

    1. Ich denke, dass sobald sich Atommächte gegenüberstehen, die Overkill-Potential haben, direkte Kriegshandlungen eher unwahrscheinlich sind.

      Seit 2015 achten die USA und Russland sehr darauf, dass sie sich in Syrien nicht zu deutlich ins Gehege kommen.

      Den USA ist klar, dass sie die beiden Flugzeugträger, die sie vor der Gaza-Küste ins Mittelmeer gestellt haben, zur Versenkung durch die über dem Schwarzen Meer patrouillierenden russischen Flugzeuge mit Hyperschallraketen freigegeben haben, wenn sie bei eventuell nach Syrien geschossenen Raketen die falschen Ziele aussuchen.

      Das wäre eine Schmach, die die USA mit atomarer Vergeltung beantworten könnten, aber nicht würden, weil dann der interkontinentale Krieg nur noch einen Schritt entfernt wäre. Bleiben würde die Schmach.

      Das heißt nicht, dass Länder wie Syrien, die Ukraine oder Georgien, die seit Jahren als Zankapfel aufgebaut und erhalten werden, nicht zwischen den Hauptakteuren zerrieben werden können. Wobei Syrien schon lange ein Gottesstaat wäre, wenn Russland nicht 2015 Luftkrieghilfe geleistet hätte. Anders als in Afghanistan Ende 70er-Anfang 80er scheute die USA davor zurück, den Islamisten tragbare Boden-Luft-Raketen zu geben, weil sie ziemlich sicher sein konnten, dass die an al Nusra gelieferten Waffen auch zu den Dschihadisten des Islamischen Staats kommen und so auch US-Flugzeuge vom Himmel geholt würden. Die ISIS-Invasion 2014 in den Nordirak war ihnen dann doch noch in Erinnerung.

  4. Die Logik des Atomkriegs geht so: wenn der Gegner fünf Atomraketen hat, dann brauche ich sieben. Denn wenn er mit seinen fünf meine fünf ausschaltet, dann muss ich ja noch zwei haben für einen Zweitschlag. Das wird ihn abschrecken. Soweit die defensive Haltung. Eine offensive Haltung verlangt natürlich nach zehn. Es ist diese Logik, die im Kalten Krieg zu vielhundertfacher Overkillkapazität geführt haben. Die Sowjets haben aus diesem Grund eine Parität vorgeschlagen: für jede Rakete, die eine Seite hat, darf die andere auch eine haben. Der Atomkrieg ist dann von beiden Seiten nicht führbar. Die Raketen stehen nutzlos herum und das wäre möglicherweise die Vorstufe zu ihrer kompletten Abschaffung. Auch heute noch.

    Ganz besonders gefährlich sind diese Mittelstreckenraketen. Nicht einmal so sehr, weil sie in einem Konflikt eingesetzt werden, vielmehr fürchte ich, dass eine von den Dingern versehentlich losgeht und dann eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion auslöst. Gorbatchow und Reagan haben 2.700 von den Dingern verschrottet und das ist wohl der Grund, warum ich hier noch herumlaufe.

    Russland hat nun im Herbst 2021 angeboten, diese aus ganz Europa zu verbannen. Wozu Russland bereit wäre, seine Raketen hinter den Ural abzuziehen. Womit das Argument des Westens, wonach eine der russischen Raketen eine Reichweite über 500 Kilometer hat, ausgeschaltet wäre. Denn das spielt dann keine Rolle mehr.

    Natürlich hat westliche Arroganz nicht erlaubt, diesen Vorschlag auch nur zu diskutieren. Ein Zustand der gegenseitigen Nichtbedrohung ist für ihn nicht akzeptabel. Wer den INF-Vertrag über Mittelstreckenraketen gekündigt hat, war natürlich er, der Westen.

    Ganz klare Parteinahme meinerseits für den russischen Vorschlag. Den ich übrigens auch in Vorschlägen anderer Länder finde.

    Prognose: das wird am Ende in einem Friedensvertrag drin stehen. Auch wenn sich Baerbocks Fußnägel rollen.

    1. Ihnen ist aber schon klar, dass Sie sich mit diesem Kommentar zum Putler-Troll und Hochverräter an der wertewestlichen Sache machen? Mit anderen Worten: Sie vertreten eine respektable und vernünftige Position. Herzlichen Glückwunsch!

  5. Im Übrigen sei daran erinnert:

    Glück ist, in einer Welt voller Dummheit, Gier, Ungerechtigkeit, Widersprüche, Hass und Gewalt einen Ort zu finden, wo für einige Momente nichts dergleichen stattfindet.

    (Wer sucht, der findet.)

  6. Jetzt hat die NATO + USA das Welt grösste Militär Budget und versuchen ihren Steuerzahlenden noch mehr abzuverlangen für eine Situation, das Amerika ihre Freiheit im Ausland verteidigt.
    Während alle mit der Angst jonglieren, verkauft Russland Uran an die USA. Also bitte jetzt richtig Angst haben oder eine komplette andere Politik wählen, die ohne Militarisierung aufs Parkett tritt. Nur die gibt es nicht und das hat eben seinen Grund, einen Grund der für normale Menschen nicht nach vollziehbar ist!
    Denn alle MIK arbeiten morgen nicht für Arbeitsplätze, sondern brauchen ihre Schlachtfelder, um zu erproben der neuen Technik mit aber tausenden Toten.

      1. Nach dem der komplette Westen seine Toren geöffnet hat, um Abermillionen an Flüchtlingen zu sich kommen zu lassen, existiert keine Überbevölkerung, sondern eher eine ungerechte Verteilung.
        Die Anzahl der Bevölkerung auf die verfügbare Fläche, lässt genügend Raum für alle.
        Und was hatten die Europäer sich alles Landflächen unter den Nagel gerissen?
        Australien, Neuseeland, Amerika’s und genau diese Leute beklagen sich über Überbevölkerung, natürlich immer im nationalen Gewand ihrer Interessen.

  7. Off
    Was zur Ablenkung aus der Redaktion “Buntes”

    – Die Fingerbrille –

    Ein Sonderangebot auf dem Grabbeltisch bei ALDI, oder im Baumarkt….
    Jetzt kann man die Größe auf
    der Packung nicht lesen. Passt das
    Gewinde, stimmen die Abmessungen ? Man ist hilflos, denn
    die Lesebrille liegt zuhause.

    Der Augenblick ist gekommen,
    die “Fingerbrille” auszupacken.

    Die Fingerbrille geht so !

    Man presst Daumen und Zeigefinger
    der rechten Hand aufeinander, so als wolle man ein Haar halten.
    Jetzt geht man her und macht mit dem linken und rechten Daumen und Zeigefinger das Gleiche.

    Nun führt man die Fingerspitzen beider Daumen und Zeigefinger zueinander und presst sie aufeinander.

    Ein kleines Loch ist entstanden. Dies führt man zum Auge, blickt hindurch und siehe da, man kann lesen als säße die Lesebrille auf der Nase.

    Das war die Geschichte von der Fingerbrille.

    Ich bedanke mich bei meinen Lesern draußen vor den Geräten.

  8. “Taktische Atomwaffen”
    Was für eine fürchterliche Verharmlosung!
    In meiner Schulzeit galten Sprengköpfe unter 100 Kilotonnen als “taktisch”. Mittlerweile schwurbelt man bis 200 Kilotonnen davon.
    Leute!
    Eine Atombombe von sagen wir mal 120 bis 150 Kilotonnen Sprengkraft sprengt jede Vorstellungskraft eines Stadtbewohners. Eine Millionenstadt wäre völlig zerstört und unbewohnbar, ein kleinerer Ort verschwunden, weil vaporisiert.
    Hat sich was mit Taktik!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert