Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen wieder real – dritter Teil

Aktionen der IPPNW gegen die Aufstellung neuer atomarer Mittelstreckenraketen in der Kieler Innenstadt 1983
Quelle: Klaus-Dieter Kolenda; Aktionen der IPPNW gegen die Aufstellung neuer atomarer Mittelstreckenraketen in der Kieler Innenstadt 1983

Eine kurze Geschichte der atomaren Aufrüstung und die derzeitige Atomkriegsgefahr. Dritter und letzter Teil.

Lesen Sie hier den ersten Teil der Serie. Der zweite Teil erschien vorgestern: Hier können Sie nochmal zurückblättern.

Der folgende Artikel ist eine erweiterte Fassung eines Vortrags, den der Autor am 12.10.2022 im Flandernbunker in Kiel im Rahmen der Ausstellung „Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“ gehalten hat.

Ted Postol: Die eindringliche Warnung eines führenden Atomwaffenexperten

Ein weiterer Experte, dem ich ein vernünftiges Urteil über die derzeitigen Atomkriegsgefahren zutraue, ist Ted (Theodore) Postol. Er ist ein weltweit anerkannter US-Atomwaffenspezialist, der viele Jahre in hohen Funktionen im Pentagon gearbeitet hat, bevor er als Professor an der Stanford Universität und dann am MIT (Massachusetts Institute of Technology) bis zu seiner Emeritierung tätig war. Er unterstützt seit Jahren die Friedensbewegung in den USA (Fußnote 3).

Bei meinen Recherchen bin ich auf ein bemerkenswertes Interview gestoßen, das der bekannte US-amerikanische Journalist Robert Scheer, Autor des Buches „With Enough Shovels: Reagan, Bush und der Atomkrieg“, mit Postel geführt hat, und das im März 2022 veröffentlicht worden ist (Fußnote 3). Darin diskutieren die beiden Fachleute, was zu erwarten ist, wenn im Ukraine-Krieg tatsächlich Atomwaffen zum Einsatz kommen.

Im Verlaufe des Gesprächs fragt Robert Scheer seinen Gast:

„Ich frage Sie also nochmals, worüber reden wir hier eigentlich? Wir reden doch nicht über einen weiteren Irak oder ein weiteres Vietnam. Wir reden über Hiroshima und Nagasaki und was ihr Schicksal für Städte in den USA bedeutet.“

Daraufhin antwortet Postol:

„Wir reden von einer Feuerwand, die alles um uns herum mit der Temperatur des Sonnenmittelpunkts einschließt. Die Explosion von Nuklearwaffen würde uns buchstäblich in weniger als Asche verwandeln. Ich kann nicht genug betonen, wie mächtig diese Waffen sind. Wenn sie detonieren, sind sie vier- oder fünfmal heißer als das Zentrum der Sonne, das 20 Millionen Grad Kelvin hat. Im Zentrum einer Detonation dieser Waffen herrschen 100 Millionen Grad Kelvin.

Menschen können sich das Ausmaß dieser Hitze nicht vorstellen. Die Auswirkungen sind so schwerwiegend, dass sie die menschliche Vorstellungskraft sprengen.“

Zur Bedrohung, die vom Einsatz einer Atombombe ausgeht, sagt Postol:

„Wenn eine Atomwaffe auf dem Gefechtsfeld gezündet wird, weiß zunächst niemand, was das bedeutet. War es eine einzelne Waffe? Werden ihr in wenigen Minuten oder Stunden weitere Atomexplosionen folgen? Wird der Gegner, den Sie gerade angegriffen haben, sofort oder erst in einigen Tagen mit einer oder mehreren Waffen nachziehen? Wird er versuchen, ihre Atomwaffenstandorte anzugreifen?

Es herrscht ein totales Chaos, und ehe man sich versieht, explodieren nicht nur ein paar Dutzend oder Hunderte, sondern Tausende von Atomwaffen. Das ist einfach unvermeidlich. Es ist wie bei der Finanzkatastrophe von 2008/2009, ist aber in den tatsächlichen Auswirkungen unvorstellbar desaströser. Bei den bestehenden Instabilitäten wird die Katastrophe nicht aufzuhalten sein. Deshalb sollten alle wirklich davor zurückschrecken, Atomwaffen auch nur auf niedrigstem Niveau einsetzen zu wollen.“

Zum Schluss sagt Robert Scheer:

„Wenn jetzt, in einer angespannten weltweiten Situation, eine einzige Atomwaffe explodiert, gibt es kein Zurück mehr. Das wäre das Ende der Menschheit. Wissen die Politiker nicht, dass sie mit ihrem leichtfertigen Gerede über den Einsatz von Atomwaffen das Ende der Menschheit riskieren?“ (Ergänzung von mir, KDK: Diese Frage bezieht sich auf die unter Politikern in den USA laufende Diskussion über den Einsatz von „kleinen“ Nuklearwaffen in einem „zu gewinnenden Atomkrieg“, auf den Scheer hinweist).

Postol entgegnet:

„Dabei ist es doch ganz einfach. Wer den Einsatz kleiner Atomwaffen propagiert, will uns einreden, ein kleiner Funke in einem mit Benzindämpfen gefüllten Raum wäre kein Problem. Das ist keine schlechte Analogie. Es ist zwar eher ein physikalisches als ein soziales Phänomen, aber im Grunde ist es die gleiche Situation. Man kann keinen kleinen Funken in einem Raum auslösen, der mit Benzindämpfen gefüllt ist. Das würde kein gutes Ende nehmen.“

Neue Forschungen: Folgen eines „begrenzten“ Atomkriegs

Die IPPNW hat kürzlich einen 27-seitigen Bericht mit vielen eindrucksvollen Abbildungen und instruktiven Tabellen mit dem Titel „Nukleare Hungersnot“ veröffentlicht (Fußnote 15). Es handelt es sich um die deutsche Übersetzung einer Arbeit, die von einem Team der Physicians for Social Responsibility, der US-amerikanischen Sektion der IPPNW, unter Leitung des Arztes, Wissenschaftlers und Journalisten Matt Bivens, erstellt worden ist (Fußnote 16).

Im Folgenden möchte ich noch einen kurzen Einblick in diese wichtige Arbeit geben.

Auch ein „begrenzter“ Atomkrieg führt zu einem Temperatursturz und weltweiten Hungersnöten

Seit Langem ist bekannt, dass ein großer umfassender Atomkrieg die moderne Zivilisation zerstören, einen „Nuklearen Winter“ auslösen und wahrscheinlich den größten Teil aller Menschen oder die gesamte Menschheit auslöschen könnte.

Aber was ist mit einem „begrenzten“ Atomkrieg, der nur in einer Region der Erde wie z. B. in der Ukraine oder in Europa stattfindet oder bei dem bloß ein kleiner Teil des weltweiten Arsenals zum Einsatz kommt?

Dieser IPPNW-Bericht fasst die jüngsten wissenschaftlichen Studien zusammen, die zeigen, dass sich ein sogenannter „begrenzter“ oder „regionaler“ Atomkrieg weder begrenzt noch sich nur regional auswirken würde. Ganz im Gegenteil, er hätte Auswirkungen auf den gesamten Planeten.

Er wäre tatsächlich gefährlicher, als uns bis vor wenigen Jahren bewusst war.

Auch wenn bei einem Krieg nur drei Prozent, das heißt weniger als ein Zwanzigstel der weltweiten Atomwaffen, detonieren würde, kämen das Klima, die globalen Nahrungsmittelketten und wahrscheinlich die öffentliche Ordnung zum Erliegen. Millionen, vielleicht sogar Milliarden von Menschen, kämen durch Hungersnöte und Unruhen ums Leben.

Denn in einem Atomkrieg käme es durch auf Städte und Industriegebiete abgeworfene Bomben zu Feuerstürmen, und das würde große Mengen an Ruß in die Atmosphäre befördern, die sich dann rasch verbreiten und den Planeten abkühlen würden, heißt es in dem IPPNW-Bericht.

Anhand von fünf verschiedenen Szenarien eines „begrenzten“ Atomkrieges zwischen Indien und Pakistan, bei denen 100 bis 500 Atomwaffen mit 15 bis 100 Kilotonnen Sprengkraft zum Einsatz kommen, wird in der zugrunde liegenden wissenschaftlichen Studie untersucht, wie viel sonnenverdunkelnder Ruß jeweils  entstehen würde.

Weiterhin wurde berechnet, wie stark die globalen Temperaturen im Ergebnis fallen würden, was mit dem Nahrungsmittelanbau passieren würde und letztendlich, wie viele Menschen in der Folgezeit wahrscheinlich verhungern würden.

Die Ergebnisse sind: So grauenvoll es in der Kriegszone mit den vielen Millionen unmittelbaren Todesfällen selbst auch sein würde – die Zahl dieser regionalen Todesopfer würde in den darauffolgenden Monaten und Jahren gering erscheinen im Vergleich mit der riesigen Zahl an Hungertoten weltweit.

Selbst ein kleiner Konflikt, in dem sich zwei Länder gegenseitig mit Atomwaffen bekämpfen, könnte zu einer weltweiten Hungersnot führen, wie diese neuen Forschungsergebnisse nahelegen.

„Hunger könnte ein Drittel der Erdbevölkerung töten“, schreiben die Autorinnen und Autoren der genannten Studie, „und das schon als Folge eines Krieges zwischen Indien und Pakistan, bei dem weniger als drei Prozent des globalen atomaren Arsenals zum Einsatz kämen“.

Wer sich näher mit dieser Problematik beschäftigen möchte, dem empfehle ich die aufschlussreiche Lektüre der oben genannten IPPNW-Studie (Fußnote 16).

Zehn Schlussfolgerungen:
  1. Der Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg wäre die ultimative Katastrophe. Diese muss unbedingt verhindert und darf von uns niemals zugelassen werden.
  2. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto eher besteht die Gefahr, dass sich daraus ein Dritter Weltkrieg entwickelt, in dem auch Atomwaffen zum Einsatz kommen könnten.
  3. Damals, in den 1980er Jahren, sind viele Ärztinnen und Ärzte, die für die Verhütung eines Atomkrieges eintraten, zusammen mit Tausenden von Demonstranten, auf die Straße gegangen, mit Schildern wie „Wir werden Euch nicht helfen können“ (Fußnote 17). Warum gibt es heute keine vergleichbaren Aktivitäten?
  4. Falls es in der Ukraine tatsächlich zum Einsatz von Atomwaffen kommen sollte, wird der daraus resultierende Atomkrieg wahrscheinlich in einem doppelten Sinne nicht „begrenzt“ bleiben.
    So zeigt der neue IPPNW-Bericht „Nukleare Hungersnot“, dass auch der Einsatz von nur einem kleinen Teil des vorhandenen Atomwaffenpotentials sich nicht „begrenzt“ oder nur „regional“ auswirken würde.
    Und die Warnungen, z. B. des Atomwaffenexperten Postol, zeigen, dass sich aus dem Einsatz einer einzigen Atombombe im Kriegsgeschehen eine Dynamik entwickeln könnte, die nicht mehr zu kontrollieren ist und zu einem umfassenden finalen Atomkrieg führen kann.
  5. Deshalb muss der Ukraine-Krieg so schnell wie möglich auf diplomatischem Wege mit Kompromissen von Seiten der Beteiligten beendet werden, bevor die Welt in ein Chaos gestürzt wird. Dazu gibt es verschiedene Vorschläge, z. B. Vorschläge aus der Friedensbewegung, die kürzlich vorgelegt wurden (Fußnote 18), oder auch detaillierte Vorschläge aus verschiedenen Staaten wie Italien oder von einer Arbeitsgruppe um den US-amerikanischen Ökonomen Jeffrey D. Sachs (Fußnote 19). Auch der Unternehmer und Milliardär Elon Musk hat kürzlich einen vernünftigen Vorschlag vorgelegt (Fußnote 20)
  6. Das Problem ist jedoch, und das haben die Friedensverhandlungen im März/April in Istanbul leider gezeigt, dass die USA (und auch Großbritannien) derzeit gegen eine Verhandlungslösung sind, insbesondere gegen eine Neutralität der Ukraine. Für den ehemaligen UN-Diplomaten Michael von der Schulenburg ist die Festschreibung der Neutralität der Ukraine aber die Schlüsselfrage für eine Friedenslösung, wie er in seinem jüngsten Artikel mit dem Titel „In der Ukraine muss es darum gehen, den Frieden und nicht den Krieg zu gewinnen“ in den Nachdenkseiten schreibt (Fußnote 21).
  7. Waffenlieferungen aus Deutschland (und anderen Ländern) können den Krieg in der Ukraine dagegen nur verlängern und dazu beitragen, dass das Sterben von Ukrainern und Russen und die Zerstörungen weitergehen und die von dort ausgehende nukleare Bedrohung auch des Lebens von uns allen weiter anhält.
  8. Nach einer jüngsten Umfrage befürworten 77 Prozent der Bundesbürger, dass der Westen, und damit vor allem auch unsere Bundesregierung, Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges in der Ukraine anstoßen sollte (Fußnote 22).
  9. In den letzten Wochen hat sich der Ukraine-Konflikt noch weiter zugespitzt. In einem Artikel vom 5. Oktober im Wirtschaftsmagazin „Makroskop“ warnt der schon genannte US-Starökonom Jeffrey D. Sachs:
    „Wir stehen erneut am Rande einer nuklearen Katastrophe. Der Krieg in der Ukraine droht zum nuklearen Showdown zu werden. Sowohl die USA als auch Russland müssen dringend Zurückhaltung üben, bevor es zur Katastrophe kommt“ (Fußnote 23).
    Weiter sagt er, Russland werde nötigenfalls die Situation eskalieren lassen, möglicherweise bis hin zu Atomwaffen, um eine militärische Niederlage und die fortgesetzte Osterweiterung der Nato zu verhindern. Die nukleare Drohkulisse sei ernst zu nehmen, denn sie zeige, wie sehr die russische Führung ihre Sicherheitsinteressen gefährdet sieht.
    Weiter stellt er fest, erschreckenderweise seien auch die USA in der Kuba-Krise zum Einsatz von Atomwaffen bereit gewesen, und ein hoher ukrainischer Beamter habe die USA kürzlich aufgefordert, einen Atomschlag zu führen, „sobald Russland auch nur daran denkt, einen präventiven Atomschlag zu wagen“. Das sei sicherlich ein Rezept für den Dritten Weltkrieg, urteilt Sachs.
    In einem Video-Interview einige Tage vorher äußerte er sich ebenso dramatisch (Fußnote 24).
  10. Von Caitlin Johnstone, einer bekannten unabhängigen australischen Journalistin, stammt die folgende nachdenkenswerte Einschätzung der Situation, in der sich die Welt jetzt befindet, auf die ich zum Schluss noch hinweisen möchte (Fußnote 24); Übersetzung von mir, KDK):
    „Für jüngere Menschen ist es schwer zu verstehen, dass das gleiche nukleare Armageddon-Szenario, über das sich ihre Eltern und Großeltern früher Sorgen gemacht haben, immer noch existiert.
    Wenn jedoch eine kritische Masse der Bevölkerung wirklich verstehen würde, dass ihr Leben aus keinem anderen Grund als der Bereitschaft des US-Imperiums, alles zu riskieren, um ihre Hegemonie, d. h. ihre weltweite Vorherrschaft auf dem Planeten, zu sichern, durch einen Atomkrieg bedroht ist, würde es für die Machthaber sofort schwieriger werden, mit ihr so umzugehen, wie sie es wollen.“
Fußnoten:

3 Kolenda KD: Atomare Kriegsgefahr: Politik am Rande des Abgrunds. Telepolis 9.8.2022
https://www.heise.de/tp/features/Atomare-Kriegsgefahr-Politik-am-Rande-des-Abgrunds-7205926.html

15 Kolenda KD. Neue Studien zu nuklearer Hungersnot. Telepolis 23.8.2022
https://www.heise.de/tp/features/Neue-Studien-zu-nuklearer-Hungersnot-7240037.html

16 https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/2022_Nukleare_Hungersnot_final_web.pdf

17 Wir werden euch nicht helfen können. Ärzte gegen den Atomkrieg. Herausgegeben von Till Bastian 1983
https://www.amazon.de/werden-nicht-helfen-k%C3%B6nnen-Atomkrieg/dp/3885920492

18 https://friedensratschlag.de/2022/06/baf-positionspapier-ukrainekrieg/

19 Guilliard J. Der Ukrainekrieg. Der Weg in den Krieg, eingetretene und drohende Konsequenzen und mögliche Schritte zu seiner Beendigung. Manuskript des Vortrags auf einer Veranstaltung am 30. Juli 2022 der IPPNW und des Regionalen Friedensbündnis in Villingen. Teil 2 (Wege aus dem Krieg), S. 11 bis 17
https://jg-nachgetragen.blog/wp-content/uploads/2022/09/Der-Ukrainekrieg-Vortrag-IPPNW-Villingen-30-07.2022.pdf

20 https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/musk-schlaegt-friedensloesung-vor/

21 Von der Schulenburg M. In der Ukraine muss es darum gehen, den Frieden zu gewinnen und nicht den Krieg. Nachdenkseiten 11.10.2022
https://www.nachdenkseiten.de/?p=89088

22 Goesmann D. Ukraine-Krieg: Was die Menschen in den Nato-Staaten wirklich wollen. Telepolis 30.9.2022
https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Krieg-Was-die-Menschen-in-den-Nato-Staaten-wirklich-wollen-7279675.htm

23 Sachs JD. Der Ukraine-Konflikt gerät außer Kontrolle. Makroskop 5.10. 2022
https://makroskop.eu/34-2022/der-ukraine-konflikt-gerat-ausser-kontrolle/

24 https://www.youtube.com/watch?v=o5m8m9RNxjw

25 Johnstone C. A nuklear state of denial. Consortium News, June 24, 2022
https://consortiumnews.com/2022/06/24/caitlin-johnstone-a-nuclear-state-of-denial/

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30 Kommentare

  1. Danke für den Text. Der „hohe Beamte der Ukraine“? War es nicht Selenskij höchstpersönlich der diesen unsäglichen Vorschlag machte? Mich wundert in diesen Zeiten, wo von NDR-Journalisten Sommer 2022 sogar das Gedenken an Hiroshima für Atomaufrüstungspläne in Richtung China und Russland missbraucht wird rein gar nichts mehr.☹️

    Oder wähnt man sich in trügerischer Sicherheit weil man Atom-Abwehr Raketen hat? Denkt man das hilft? Ist die Menschheit wirklich so dämlich? Würde mich einmal interessieren.

    Gruß
    Bernie

  2. Danke an Klaus-Dieter Kolenda für diese drei Teile, welche noch einmal klar erklären, der Einsatz von Atomwaffen ist für die Menschheit verherrend. Die Folgen sind für einen normalen Menschen kaum zu verstehen. Deshalb muss dies verhindert werden.

    Die momentane Situation in der Ukraine kann jeder Zeit weiter eskalieren und keiner kann wirklich einschätzen, wo die Konfliktparteien aufhören. Dabei sind es vor allem die westlichen Nationen die die Eskalationsschraube immer mehr drehen. Polnische Truppen sind wohl bereits in der Ukraine und zumindestens polnische Freiwilligenverbände (2) kämpfen gegen die russ. Armee . Nach Alexander Artamonows, Militärexperte und Absolvent der Diplomatenakademie Frankreichs, Einschätzung seien polnische Bataillone mit Erlaubnis Wladimir Selenskijs de facto bereits in die Ukraine einmarschiert, als er entsprechende Verträge mit Warschau unterzeichnetet (1). Damit wäre die USA und NATO neben der Abgabe von Aufklärungsdaten, Planung und Koordinierung von militärischen Operationen, Bereitstellung von Übertragungstechnik (StarLink) und Freiwilligenverbände viel direkter im Ukrainekrieg bereits eingebunden, als in Europa sich es die Bevölkerung vorstellen kann.
    Im Juli wurden 4700 US-Soldaten (Eliteverbände der 101. US-amerikanischen Luftlandedivision „Screaming Eagles“) auf die rumänische Fliegerbasis Mihail Kogălniceanu (3) versetzt. Zum ersten Mal seit 80 Jahren kam es zur Umverlegung dieser Eliteeinheit, die im Zweiten Weltkrieg als bedeutendste Division der US-Streitkräfte galt. Der Verband ist dazu ausgebildet, innerhalb weniger Stunden auf jedem Kampffeld gefechtsbereit zu sein. Ein möglicher Einmarsch in die Ukraine (gebiet Odessa) würde die US-Armee in direkten Kontakt mit den Streitkräften Russlands bringen.
    In Polen gibt es eine große Anzahl an US-Basen (3), wo bereits vor dem Konnflikt über 4500 US-Soldaten im Rotationsverfahren stationiert sind (4). Anfang Februar wurden weitere 3000 US-Soldaten nach Polen verlegt (5).

    Polen hat in Sachen Aggressivität und Provokation gegen die RF eine Vorreiterrolle in der EU und NATO mit eingenommen. „Die Welt verhandelt nur mit starken Akteuren“, betonte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag auf der Internationalen Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Berlin. Laut Morawiecki ist „Europa viel stärker als Russland“. Morawiecki forderte, der Kontinent müsse viele seiner Maßnahmen überdenken, verstärken und geschlossen im Ukraine-Konflikt gegen Russland auftreten (6).

    Jeffrey Sachs: „Das ist ein Krieg zwischen Russland und den Vereinigten Staaten“ (7). Bis jetzt wird dieser Konflikt nur als stellvertreter Krieg geführt, weil die russische Regierung viele offene Provokationen (direkte Angriffe) durch die NATO nicht als solche anspricht (siehe Miskwa und Selbstverschulden). Russland versucht den Konflikt klein zu halten. Ob dies auch in der Zukunft gelingen wird, bleibt zu hoffen. Garantieren kann dies aber keiner. Zelensky fordert die NATO auf, „Präventivschläge“ gegen Russland zu starten, um „die Möglichkeit“ eines russischen Nuklearschlags „auszuschalten“ (8). Dies ist eine Aufforderung zum Erstschlag! Auch wenn ich es für nicht wahrscheinlich halte, dass die USA den Zelensky Vorschlag umsetzt, zeigt es doch, wie fahrlässig einige Akteure mit dem Überleben der Menschheit umgehen.

    Die Gefahr für die Menschheit bedingt durch den USA-Russland-Konflikt in der Ukraine ist groß. Hinzu kommt, dass es auch zwischen China und der USA im Südwestpazifik zu einem Konflikt und damit zu einem Atomkrieg kommen könnte.

    Was auch gar nicht mehr in unserer doch so umweltbewußten Zeit im Wertewesten Beachtung findet, dass dieser Krieg eine Umweltbelastung besonderen Ausmasses darstellt. Auch ohne das der Russe Uranmunition verschießt, wie dies die USA in Irak und Serbien massenhaft eingesetzt hat, mit Spätfolgen für die Bevölkerung, Umwelt vor Ort bis heute und in die weitere Zukunft. Allein während eines dreiwöchigen Einsatzes im Irakkrieg 2003 wurden von der „Koalition der Willigen“ zwischen 1000 und 2000 Tonnen Uranmunition eingesetzt (9).

    Quellen folgen.

    1. Sie schreiben als entscheidenden Satz:
      „Russland versucht den Konflikt klein zu halten. Ob dies auch in der Zukunft gelingen wird, bleibt zu hoffen.“
      Dafür sprechen eindeutig folgende Fakten:
      – 2014 sezierte die RF die mehrheitlich russische Krim, mit Problem der Tataren.
      Sie weigerte sich, das Gleiche mit den Donbas-Republiken zu tun.
      – Sie griff 2022 erst dann mit der SMO ein, als von der OSZE täglich steigende
      Angriffe auf die Donbas-Republiken erfolgten.
      – Sie reagierte nicht oder nur verhalten auf die steigenden westlichen Waffen-
      lieferungen.
      – Sie reagierte nicht auf Angriffe auf Militäranlagen auf der Krim und auf russisches
      Gebiet in der Nähe von Belgorod.
      – Erst nach den Sprengungen der Nordstream-Pipelines und dem Angriff auf die
      Kerch-Brücke erfolgten Gegenangriffe auf die elektrische Infrastruktur.
      – Die RF negiert de-facto-Angriffe von USA/NATO (Starlink, US/NATO-Berater,
      Polen, etc.).
      – Ausgehend von den Referenten stellte die RF russische und russisch-sprachige
      Bürger unter ihren Schutz.
      – Sie verstärkt die konventionelle Armee mit der Teilmobilisierung.
      – Die RF nimmt Rücksicht auf die zum Teil sehr „wacklige“ Unterstützung ihrer
      Verbündeten.
      – Dies ist keine vollständige und auch keine ausgefeilte Aufzählung des Vorgehens
      der RF, aus der aber die umsichtige Vorgehensweise der RF erkennbar ist.
      Autoren wie Paul Craig Roberts, Scott Ritter kritisieren diese Vorgehensweise,
      weil sie meinen, dies würde den Kombattanten Schwäche signalisieren.

      1. Hallo wrmfr,

        ich sehe diese Punkte genau so wie Sie. Ein wichtigen Punkt möchte ich noch ergänzen, dass sind die Raketenschläge der russischen Raketenkräfte und der Luftwaffe. Bis jetzt haben diese zivile Tote im niedrigen zweistelligen Bereich gefordert, was überhaupt nicht vergleichbar mit den Bombardements im Irak, Libyen und Serbien ist. Auch dort herrscht große Vorsicht.

        Behalten Paul Craig Roberts, Scott Ritter (westlich sozialisiert) recht oder zahlt sich für Russland die Taktik aus?
        Wenn man den Ergebnissen bei den Referenten glauben will, zahlt es sich bei den Exukrainern aus. Was aber auch mit den besseren Lebensbedingungen in Russland zu tun hat, was ich heute dargelegt hatte in meinem Kommentar zum Artikel:
        https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/umfrage-krieg-soll-den-anteil-der-gluecklichen-in-der-ukraine-erhoehen-86-wollen-weiterkaempfen/
        Mengel sagt:
        27. Oktober 2022 um 11:49 Uhr

        Ein paar zusammengetragene Fakten die kaum einer hier in Deutschland von der Ukraine und Russland weiß:

  3. Danke Klaus,
    für die Artikel und deine unermüdliche Arbeit für den Frieden!

    1983 war ich 19 Jahre alt und lebte auch in Kiel. Damals war es die Neutronenbombe die den größten Horror bei mir ausgelöst haben. Tage und Wochenlang langsames Sterben, durch den Einsatz der Atomwaffen.

    Heute erwarte ich das gleiche Schicksal und ich befürchte daß wir nicht mehr lange zu leben haben. Der dritte Weltkrieg ist bereits am laufen und ein Nuklearer Winter ist der Reale wirkliche Klimawandel!

    Ein angenehmes Restleben JtP

  4. Zum vermeintlichen „Debunking“ russischer Desinformation um eine „schmutzige Bombe“:
    x-https://tomgard.blog/2022/10/27/mi6-nimmt-europa-und-usa-zur-geisel-eines-angedrohten-nuklearanschlages/

  5. Um nicht immer wieder in den eingefahrenen Gleisen umherzuirren will ich einmal eine etwas provokative Herangehensweise versuchen.

    Die Ukraine und die 12 ehemaligen Staaten des Warschauer Vertrages können als das heutige Kuba mit der Schweinebucht-Krise 1961 und der folgenden Atomraketen-Krise 1962 in einen Vergleich gezogen werden.

    Die USA mit NATO und die EU müssen offenlegen, was sie „eigentlich da zu suchen haben“. Mit dem „billigen Argument der Freiwilligkeit“ ist dies nicht „ad acta“ zu legen (Wie freiwillig dies alles geschieht kann man ja an der Brexit-Tragödie und dem Intermarium-Komplott sehen.). Seit der Präsidentschaft von Bill Clinton beginnen die „mehr oder weniger salamitaktischen Übergriffe“. Seit 2013 steigern sich die US-/NATO-/EU-Übergriffe bis hin zu den OSZE-dokumentierten kriegerischen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung des Donbass. Seither wird der Russischen Föderation ein Angriffskrieg nach Völkerrecht „aufs Auge gedrückt“, Erstgenannte steigern von Monat zu Monat ihre kriegerischen und terroristischen Übergriffe. Jetzt spielt man auf dem zivilisationsgefährdenden „Klavier Armageddon“.

    Formuliert man sinngemäß mit den Worten des NATO-Generalsekretärs Stoltenberg, so besteht die Lösung ganz einfach darin, dass sich USA/NATO/EU aus den 12 ehemaligen Staaten des Warschauer Vertrages und der Ukraine und die Russische Föderation aus der nichtrussischen Ukraine zurückziehen. Die ukrainische Ukraine wird ein neutraler Staat, aus dem sich die 2013-/2014-Putschisten zurückziehen. Man hört schon den Aufschrei aus bestimmten westeuropäischen Hauptstädten, aus Brüssel bis hin zu Washington D.C. Aber ist dies so weltfremd und ungerecht? Ich meine „Nein“!

  6. „Aber ist dies so weltfremd und ungerecht?“ (wrmfr)

    In Gerechtigkeitsfragen bin ich inkompetent, aber zur Weltfremdheit möchte ich etwas sagen.
    Deren Kern liegt im Zusammenhang Deines Postings darin, daß Du US-/NATO-/EU als einen Block adressierst, den es nicht gibt.

    Die erste – und eigentlich nachgeordnete – Abteilung davon: Gegen die EU-Mitgliedschaft ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten steht grundsätzlich kein russisches Staats- oder nationales Interesse, im Gegenteil, unter’m Strich profitiert die RF davon, wenngleich nicht in jedem Fall kurzfristig. Im Baltikum hat die EU-Mitgliedschaft heimische Wirtschaft besonders krass niedergelegt, das ging zunächst in Summe zu Lasten der RF, aber nur vordergründig. Was an baltischer Produktion nicht weltmarktfähig war, aber im Zusammenhang mit eurasischer Produktion profitabel blieb, wanderte entweder nach Osten ab, oder blieb mit Rationalisierungsschüben an Ort und Stelle. Die Bevölkerung, die im Baltikum nach denselben Weltmarktmaßstäben, die auch für das nachsowjetische Russlang gelten sollten und weiter geltend blieben, überflüssig gemacht wurde, wanderte zu Millionen aus – der kleinere, und in der Masse tendentiell qualifiziertere Teil nach Osten, Emporkömmlinge und Dequalifizierte nach Westen.
    Dito in der Ukraine! 2012, wenige Monate vor den Putschvorbereitungen und mit den Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Ukraine in vollem Gange, hat Dmitry Rogozin, damals Minister für Rüstung und Rüstungstechnologie, die Ukraine mehrfach besucht und gedroht. Womit hat er gedroht? Damit, die bestehenden Verträge zu kündigen oder auslaufen zu lassen, wenn die Ukrainer sich nicht endlich dazu bequemten, ihre Gewinne in Modernisierung und Rationalisierung zu stecken, statt fortzufahren, Russland mit sowjetischem Altmetall zu bedienen. Das adressierte die gesamte ukrainische Schwerindustrie, also just die „Freunde“ oder vermeintlichen „Landsleute“ im Osten des Landes. Insbesondere hat Rogozin damals nachdrücklich gefordert, die Ukrainer mögen sich auf dreiseitige Joint Ventures mit der französischen Rüstungsindustrie einlassen, die Rogozin einzufädeln begonnen hatte, namentlich mit Blick auf die Exportfähigkeit der russischen Rüstungsindustrie.

    Womit in mitten in der zweiten Abteilung wäre.
    Wer nicht völlig weltfremd sein will, muß halt begreifen, daß die Staatswesen des Westens bleibend „feindliche Brüder“ sind. Was sie aneinander bindet, ist etwas, das einem „väterlichen Besitz“, der sich nicht aufteilen läßt, durchaus ähnelt: Das gemeinsame Kreditgeld, in dem der Dollar zwar eine dominierende Rolle hat, dessen Vorteile aber rasch schwinden würden, wenn nicht konkurrierende Kreditgelder, ehemals DM und Pfund, heute im Wesentlichen nur noch EURO, seinem Kreditpool zugesellt würden.
    Die Kreditgelder repräsentieren nicht allein die ökonomische Bindung der Wirtschaftssubjekte in der ehemaligen „amerikanischen Welt“, die politisch mit der Abdankung der SU zu zerfallen begann, sie sind deren „eigentliche“ Substanz, die Materie, um die es im Kapitalismus für sie geht.
    Wäre das anders, die Konkurrenz zwischen diesen Staaten, ihre Gegensätze, würden auf bleibender Grundlage kapitalistischer Ausbeutungsmethoden derart zugespitzt, daß kaum ein Drittel der Bevölkerungen die daraus folgenden Verwerfungen und Kriege phsyisch überleben würden. Und falls sie darüber revolutionär würden, geschähe das erst recht!

    In diesem Umstand liegt die negative Wahrheit des mittelalterlichen Nationalismus, den die russische Föderationsregierung jetzt mehr den je mobilisiert und geltend macht, ansonsten ist das der bestialische Bullshit, als der er daher kommt. Die russische Föderation steht nach wie vor außerhalb des oben skizzierten Zusammenhanges und kann und muß daher die Ressourcen ihrer Ausbeutungs- und Bestimmungsmacht anders kalkulieren, als die sprichwörtlichen „westlichen Kollegen“.

    Umgekehrt wäre in Osteuropa, beginnend mit dem von Deutschland unterstützten Separationskrieg der kroatischen Faschisten, nichts so gelaufen, wie es gelaufen ist, wenn es nicht maßgeblich – wenngleich nicht allein – darum gegangen wäre, daß sich die Konkurrenten im Westen in voller Feindschaft gemeinsam daran zu schaffen gemacht haben, die Ausdehnung der EU einerseits zu fördern, aber zugleich militärpolitisch zu kontern. Es ist immer darum gegangen, die Ausdehnung der EU gleichsam militärisch „einzufangen“, und dieser Widerspruch kam in der Ukraine 2014 in einem Satz zum vollen Durchbruch: „Fuck the EU“.
    Nur darf man das nicht so vergröbert sehen, als sei damit abschließend eine Kriegsfront zwischen „Europa“ und „USA“ aus der Taufe gehoben gewesen. Es ist ganz anders herum: Dieser militärische Durchbruch des Grundwiderspruches des fiktiven und ideellen „amerikanischen Imperiums“ befestigte endgültig die Spaltungen innerhalb und zwischen allen beteiligten Staatswesen, mit „Brexit“ als herausragendem, weil offenkundigen Beispiel, aber noch wirksamer war eine endgültige Spaltung der USA in etwas, was man schematisch einen „nationalistischen“ und „internationalistischen“ Flügel nennen kann.

    Und hier breche ich das einfach ab, sieh zu, seht zu, was ihr mit dieser Darstellung anfangen könnt.

      1. Ich kann nur ahnen, was daran der Einwand sein soll. Geschichtlich: Die deutsche Regierung hat sich nach der Annexion der Krim dem Sanktionsregime monatelang verweigert und damit auch EU-Sanktionen blockiert. Am 14. Juli 2014, einen Tag vor der EU-Ratssitzung, auf der die Sanktionen im 2. Anlauf verabschiedet werden sollten, hat Radoslav Sikorski auf einem Pressetermin in Aserbaidschan verkündet, „morgen entscheidet sich das Schicksal Europas“. Am 15. Juli wies der Rat den Sanktionsantrag, der auf Forderungen des US-Außenministerium besonders nachdrücklich vom UK vertreten wurde, erneut ab, indem er die Entscheidung vertagte. Am 17. Juli schossen zwei NATO-Jäger MH17 aus dem Himmel, am 19. wurden die Sanktionen in einer Sondersitzung des Rates abgesegnet.

  7. Nebenbei:
    da war noch das mit der Yellowstone-Caldera
    https://www.focus.de/politik/ausland/nuklear-attacke-auf-yellowstone-nationalpark-russischer-militaer-experte-behauptet-koennten-usa-durch-supervulkan-ausloeschen_id_4587264.html
    Ein Vorschlag sehe etwa vor, eine Nuklearwaffe auf dem Yellowstone-Nationalpark detonieren zu lassen. … Unter dem Park brodelt ein Supervulkan, der Sivkovs Vorstellung nach durch den Angriff zum Ausbruch gebracht werde. Das gesamte Land würde dadurch „einfach verschwinden“, zitiert der „Sydney Morning Herald“ aus dem Artikel.

    1. Hoffentlich nur hypothetische Angriffs-Szenarien berücksichtigen natürliche „Schwachstellen“. Im Unterschied zum 20. Jahrhundert gibt es heute keine unerreichbaren Flecken der Erde mehr.
      Z.B. scheint dies den u.s.-NeoCons all ihren „Machtphantasien“ gegenwärtig zu sein, wie z..B. die umwerfende Feststellung des US-Außenministers Blinken zu der Sprengung der Nordsee-Pipelines verrät. Die US-Minister Blinken und Yellen sollen keine geringere Aufgabe haben, als die Weltenergie unter US-Kontrolle zu bringen.

      Betonen will ich, dass es sich nur um beispielhafte Fälle handelt.

  8. Ganz meine Rede, seit Beginn des Krieges, ja eigentlich weit davor. Ich stimme mit Kolenda fast hundertprozentig überein. Nur ein Aspekt stört das Gesamtbild ein wenig. Es kann keinen vernünftigen Zweifel daran geben, dass Russland diesen Krieg, wenn er denn auf die Ukraine beschränkt bleibt, für sich entscheiden wird. Die extrem teuer erkauften taktischen Erfolge der Ukraine ändern daran nichts, im Gegenteil, es sind Pyrrhus-Siege. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen einer Kampfniederlage und einem weitgehend kampflosen Abzug, nicht nur in Afghanistan. Die militärische Substanz der abziehenden Macht ist kaum geschwächt. Die russische Seite hat wohl die Bereitschaft zur militärischen Involvierung der nato und deren Irrationalität unterschätzt und glaubte daher im Stil der schwäbischen Hausfrau schnell Verhandlungen erzwingen zu können. Seit sie ihre Fehlkalkulation eingesehen hat, werden nun massiv mehr Kräfte in Stellung gebracht, ein Vorgang, der gegenwärtig noch im Gang ist, aber in schätzungsweise einem Monat abgeschlossen sein wird. Danach ist mit erneuten massiven Angriffen zu rechnen, die eine dann durch den weitgehenden Ausfall der energetischen Infrastruktur ohnehin weiter geschwächte Ukraine in eine endgültig aussichtslose Situation bringen werden.

    Dagegen kann die nato nichts Entscheidendes unternehmen – ausser ihrerseits zu eskalieren, direkt mit allen verfügbaren Kräften angreifen und gegebenenfalls auch sogenannt taktische Atomwaffen einzusetzen. Womit wir dann alle da wären, wo wir wie Kolenda korrekt feststellt, auf keinen Fall hingeraten dürfen.

    Russland hat nicht den geringsten Anlass, Atomwaffen einzusetzen. Russland hat Zeit. Und das ist genau das, was dem vermeintlich unsinkbaren Flugzeugträger des Westens, der Ukraine ganz und gar abgeht. Die auch von Kolenda ansatzweise übernommene Fehlbeschreibung der militärischen Lage ist als solche äusserst gefährlich. Sie triggert das Gerede vom russischen Atombombeneinsatz und macht eine False Flag-Aktion wahrscheinlicher.

  9. Wie erbärmlich ist das, sich im Geiste an die Stelle Putins zu setzen, um mit großer Geste Welle um Welle patriotischer Krieger gen Westen zu schicken, während Särge am Fließband zurückkehren – nur damit der Sprecher sich im Geiste sein beschissenes Dasein erhält.

    Wahrscheinlich überziehe ich meine Schreibrechte, aber sei’s ‚drum. Ich würd‘ andererseits zu Pnyx Erguss auch schweigen, wenn ich nicht eine Unzahl Leute gelesen hätte, die nach demselben Muster urteilen und daraus schlösse, das eine weitere Unzahl so denkt – wenn man hoffen unter denken zählt. Hat halt nicht jeder das Vermögen, sein Hoffen, seine Furcht, seine Bequemlichkeit und eine unerschütterlich gute Meinung von sich selbst und seinem Dasein in gewählte Worte zu fassen, die nach kompetenten Urteilen über Sachverhalte klingen.

    Für mich das mit Abstand Ekelhafteste daran ist die Metalüge, die darin besteht, daß Pnyx sich „gegen den Westen“ positioniert. Tatsächlich verrät er, daß er jede Menge Hoffnung auf seinen Herrn setzt, wenn nur Putin tut, was er ihm virtuell befielt: So viele ukrainische Leichen machen, wie möglich, so viel russische, wie nach Pnyx Ansprüchen und Bedarf nötig. Nötig, um eine Lage zu schaffen, in welcher „der Westen“ es dann wohl doch nicht „wagen“ werde, neu geschaffne russische Bastionen weiter zu berennen, mit den dafür nötigen Mitteln:
    „Russland hat nicht den geringsten Anlass, Atomwaffen einzusetzen. Russland hat Zeit. Und das ist genau das, was dem vermeintlich unsinkbaren Flugzeugträger des Westens, der Ukraine ganz und gar abgeht. Die auch von Kolenda ansatzweise übernommene Fehlbeschreibung der militärischen Lage ist als solche äusserst gefährlich. Sie triggert das Gerede vom russischen Atombombeneinsatz und macht eine False Flag-Aktion wahrscheinlicher.“
    Übersetzt: Ausschließlich „rogue player“, wie die Amerikaner das gern sagen, ein abtrünniger Schurke mit einer Schurkenbomba wird, so Pnyx in ein fachlich klingendes Urteil kodierte Hoffnung, sein Kalkül zunichte machen können, seinen erbärmlichen Leib schadlos durch den Krieg zu tragen.

  10. Da pöbelt TG mal wieder. Wer nicht seiner „Weisheit“, seinem widersprüchlichen und abgehobenem Geplapper im Duktus des Allwissenden huldigt, „fälscht“, „metalügt“, ist „erbärmlich“, und was der Fundus der Invektiven noch hergibt.

    Ich kann nicht für Pnyx reden, das schafft er auch allein. Ich kann nur für mich reden bzw. schreiben, und ich wünsche mir ein Ende des Blutvergiessens so schnell wie irgend möglich. Das gibt es meiner Meinung nach nur durch einen russischen Sieg bzw. ein ukrainisches weitgehendes Einlenken, egal ob man das russische Gesellschafts- und Regierungssystem mag oder nicht, und wie man diesen Krieg beurteilt. Und ja, auch ich „positioniere“ mich gegen „den Westen“, also den von den USA angeführten imperialistischen Staatenblock und die wortführenden Neocons.

    Tom Gard ist im Pöbelmodus mit Schaum vor dem Mund. Sein holpriger Satz, mit dem er „übersetzt“, ergibt nicht viel Sinn. Er unterstellt Pnyx, er wolle „seinen erbärmlichen Leib schadlos durch den Krieg zu tragen.“ Auch Herr Kolenda, auch ich, und vermutlich selbst Tom Gard möchten diesen Krieg überleben, und ich wünsche das auch allen Ukrainern und Russen, auch wenn und gerade weil das bei denen weniger selbstverständlich ist.

    Wen Tom Gard in seinem Schwall mit „abtrünniger Schurke mit einer Schurkenbomba“ (was immer eine „bomba“ sein mag) meint, ist wie stets wirr und nicht eindeutig, im Zweifelsfalle flüchtet er in den Leugnermodus. Wenn eine „dirty bomb“ oder überhaupt Nukleares kommt, dann nur von einer Seite, nämlich der ukrainischen, mit Wissen und Billigung, eventuell Mithilfe von UK, den USA, der NATO. Die russische Seite wird in der Ukraine gegen die Streitkräfte der Ukraine keine nuklearen Kampfmittel einsetzen und hat das mehrfach unmissverständlich erklärt.

    Längst ist dieser Krieg, und das ist trivial, ein Krieg „des Westens“ gegen Russland mit Hilfe der ukrainischen Militärdiktatur. Die Ukraine hätte längst weder Waffen noch Geld, diesen Krieg gegen Russland und seine ethnisch russische Bevölkerung auch nur einen Tag länger zu führen.

    Und die Gefahr einer grossen Provokation, sei es durch eine „dirty bomb“ oder massive Zerstörung des AKW Zaporoshje, ist real (die der Sprengung des Kachova-Stauwerks schätze ich als weniger akut ein, dazu fehlen der Ukraine die Sprengmittel, die RAF benötigte spezialisierte 4,2-Tonnenbomben mit 3t RDX und Tiefenzünder, um im 2. Weltkrieg Staudämme zu zerstören, da reichen 50kg-Gefechtsköpfe von HIMARS und M777 nicht annähernd).

  11. An TomGard, aquadraht und Pynx:
    Ich habe durchaus den Eindruck, dass hier intelligente Menschen mitlesen, die sich ihre eigene Meinung zu den Artikeln und den Kommentaren bilden können und weder von dem einen noch den anderen Hilfestellung benötigen, wollen oder gar gut heißen.
    Mich jedenfalls stößt es ab, wie ihr übereinander herzieht und so langsam verstehe ich, wie anderenorts das bekannte Moderationsunwesen entstehen konnte.
    Nochmal ganz deutlich: Bitte macht hier kein Telepolis-Forum 2.0 auf. Hier gibt es nämlich keine Ignore-Liste auf die man euch _alle_ setzen könnte.

    1. Akzeptiert, mein Ausbruch gegen Pnyx wird die begründete Ausnahme bleiben, die ich zornig hingeschrieben hab.
      – – wenn Krieg is, und du Zornesäußerungen verbieten willst, laß dich doch bitte gleich einsargen, dann fehlt nicht mehr viel ‚dran – – ansonsten, wie gesagt, akzeptiert. Ich hab den Rant nicht ohne Widerwillen abgelassen

    1. Habe ich auch mit Verwunderung und Skepsis gelesen. Ist die NATO wirklich so weit, konkrete Angriffspläne vorzubereiten?

      Der andere Artikel „Nukleare Erpressung“ von Konstantin Sivkov setzt noch Einiges drauf. Solches ist bei Kolenda nicht zu lesen.
      http://thesaker.is/nuclear-blackmail-escalation-scenarios-konstantin-sivkov/

      Heute ist in der Presse zu lesen (habe Quelle leider nicht gegenwärtig), dass Putin in einer vierstündigen Diskussionsveranstaltung eine Absicht Russlands, Atomwaffen einzusetzen, weit zurückwies. Er warnte aber erneut vor der „Schmutzigen Bombe“.

      Auch die Gegenseite rührt sich wieder (Austin).

      1. Dank wrmfr, für den Hinweis. Werde ich später lesen.

        Habe mir gestern zum Teil die Disskusion im Waldei-Club mit Putin angeschaut. Es ist ein sehr interessantes Format. Wo kann einem Präsidenten so offen verschieden Fragen zu ganz verschiedenen Themen gestellt werden? Dazu kommt dass W.Putin unwahrscheinlich breit in seinem Tiefenwissen von den einzelnen Problemen aufgestellt ist. Keine Antwort aus dem „Telepromter“.

        Ich würde W.Putin eine sofortige Gesprächsbereitschaft und auch schnelle Lösungsmöglichkeit des Konfliktes mit der USA zutrauen, aber die z.Z. herrschenden politischen Kreise in Washington wollen glaube ich nicht.

        Zu dem Artikel von David Sant. Ich sehe diesen als Planspiel und als militärische Erpressung um russische Kräfte zu binden. Eigentlich müsste RF mit einer massiveb Erhöhung seiner Kräfte im Raum Cherson reagieren, was nicht im Interesse der Ukraine sein kann. Die russische Armee hat ja noch fast 1 Million Soldaten als Reserve um genau auf diese Eskalation reagieren zu können, die für beide Seiten dann blutig wird.

  12. „Auch Herr Kolenda, auch ich, und vermutlich selbst Tom Gard möchten diesen Krieg überleben“

    Falsch, und das ist der ganze Unterschied, Freundchen. Ich „möchte“ nicht, ich WILL – was als Erstes mal voraus setzt, mir – und, wenn machbar, anderen – vorzulegen, was denn überhaupt Gegenstand meines Willens ist und sein bzw. werden kann, und was nicht. Wer das nicht tut, schwätzt halt nen lieben langen Tag rum und übersetzt unwillkürlich, ja unweigerlich, Wünsche in Berechnungen, und daran anschließend auf solche Berechnungen gegründete Urteile und „Meinungen“, bei denen nichts anderes rüberkommen kann, als den Herren Putin und Surowikin vorschreiben zu wollen, mit welchen strategischen und taktischen Mitteln sie bitte welche Ziele zu verfolgen haben. Was nur heißt, daß auf diese Berechungen und Meinungen schon geschissen ist, bevor ihr überhaupt das denken anfangt – wenn man das denken nennen will – und dass euer Bewußtsein von dem, was EURE Herren wollen und tun, bei der prinzipiellen und [inhaltslosen] formellen Feindschaftserklärung eines Untertanen gegen seinen Herrn anfängt … und da auch schon endet. Der Rest ist Moralismus, in dem man sich sich erheben und erbauen kann.
    „Ihr“ meint jetzt dich und Pnyx, Kolenda hab ich nicht gelesen.

    PS.: Den Unterschied kann man äquivalent auch so formulieren: Ich lebe den Krieg, du versuchst dich aus ihm rauszuhalten, was die absurde Konsequenz hat, daß du mit Haut und Haaren Partei nimmst.

  13. Ich denke mal, Not Element of ist zuzustimmen, dass Fehden im Forum unproduktiv sind, auch gegen einen moralisierenden Alles- und Besserwisser auf seinem selbstgebastelten Thron. Eine Ignorefunktion wäre da eventuell nicht verkehrt.

    An sich ist schade, wenn man unterschiedliche Auffassungen nicht rational diskutieren und unterschiedliche Auffassungen respektieren kann. Wo mit Invektiven wie „Lüge“, „Fälschung“, „erbärmlich“, „beschissen“ um sich geworfen wird, ist das allerdings nicht einfach. Auch mit Ottono sind Debatten möglich, weswegen ich seine Anwesenheit im Forum mehr schätze als die des oben Erwähnten.

  14. Jemand der in Debatten mit Gegenständen, wie sie nun mal vorliegen, die Vorwürfe / Diagnosen „Lüge“, „Fälschung“ ächten will – („erbärmlich“ und „beschissen“ waren übrigens Attribute, die erkennbar auf mein Leben nicht weniger gemünzt waren, als auf das von Pnyx, nur anders, aber solche Feinheiten sind hier wohl wirklich fehl am Platze )- der wäre vielleicht in einem Priesterseminar gut aufgehoben?

    Schluß jetzt. Wünsche wohl zu ruhen. (ernsthaft)

  15. Jaja. „Keiner versteht mich. Alles schmeckt gleich. Ich bin ein besonderer Sendbote Gottes“ (aus MMPI).

    Klar, wenn Du mich oder Pnyx anpöbelst, hast Du mich nicht angesprochen. Nur dass Dein „ich bin besser als Ihr“ aus jeder dümmlichen moralisierenden Pöbelei trieft.

    Um das klarzustellen: Ich schreibe weder Putin noch General Surovikin vor, wie sie ihren Krieg zu führen haben, das wäre auch irr. Was nicht heisst, dass ich keine Meinung dazu habe, und Kritik etwa von Boris Roshin, Alexander Kots, Alexander Chartschenko und anderen, die nahe an den Ereignissen sind, nicht wahrnehme und mitunter wiedergebe, und auch technische Details erläutere. Das mag einen Geisteswissenschaftler (wenn überhaupt Wissenschaftler) befremden, solche bösen „Berechnungen“, die das Weltbild stören.

    Ob man den Krieg überleben will oder möchte, wird im Zweifelsfalle keine Bombe oder Granate gross stören, aber wenn Du Dich damit besser fühlst, so what.

    „Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“ Theodor W. Adorno, Minima Moralia

    So, hier EOD, und apologies, Not Element of.

  16. Zu Punkt 3.

    Jede Demo muss organisiert werden und braucht Mittel und derjenige, der die Mittel zur Verfügung stellt, dem nutzt die Demo.

    Wer hat damals in den 80er die Demonstrationen organisiert und wer gab die Mittel dazu?

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