Ende Juli fegte Taifun Doksuri über China. Ein mehrere Tage andauernder Regen führte in vielen Randbezirken der Hauptstadt Peking und etlichen Kreisen der Provinz Hebei, in der sich Peking befindet, zu Überschwemmungen.
Naturkatastrophen mehren sich weltweit. Davor ist auch China nicht gefeit. Dennoch weist China im Umgang mit diesem Hochwasser einige Besonderheiten auf. In den ersten Tagen wurde in den Staatsmedien sehr zurückhaltend über die Katastrophe berichtet. Dafür setzten sich chinesische Medien besonders ausführlich mit dem Hochwasser und den Bränden in den USA auseinander. Das sorgte für Unmut und Spott in den Netzwerken.
Noch mehr ärgerten sie sich über einen Spendenaufruf der Pekinger Stadtregierung. Ein User kommentierte: “Innerhalb von nur sieben Monaten spendete unsere Regierung insgesamt 100 Milliarden Yuan ans Ausland. Warum muss das Volk spenden, wenn wir selber von einer Naturkatastrophe heimgesucht werden?” Der Tweet mit dem Spendenaufruf auf der Plattform Weibo erhielt in den ersten zwei Stunden über 70.000 bitterböse Kommentare, so dass die Stadtregierung die Kommentarfunktion ausschalten musste.
Journalisten haben ihr Gewissen über Bord geworfen
Auch über die offizielle Zahl der Todesopfer haben die Chinesen nur noch ein müdes Lächeln übrig. Bis Mitte August ist in den Staatsmedien von 29 Toten und 16 Vermissten die Rede. Gerüchten zufolge gab es allein im Bezirk Mentougou der Stadt Peking über 200 Tote. Augenzeugenberichte im WeChat werden innerhalb von Minuten zensiert. Mancherorts soll das Internet absichtlich gekappt werden, damit die Nachrichten nicht in die Außenwelt gelangen.
Es ist in sozialistischen Ländern gang und gäbe, dass die staatlichen Medien nach einer Naturkatastrophe den Fokus auf Heldengeschichten richten, um von möglichen menschlichen Verfehlungen abzulenken und generell positive Energien zu verbreiten. Das war nach diesem Hochwasser nicht anders. So veröffentlichte die “Tageszeitung Hebei” auf ihrem Weibo-Account ein Foto, das einen jungen Soldaten zeigte, der auf dem Boden saß und beim Essen einschlief. Die Überschrift lautete: “Hochachtung vor dem liebenswürdigsten Menschen an der vordersten Front!”
Ein rührendes Foto, das die Selbstlosigkeit der Rettungskräfte darstellen sollte. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Zeitungsredakteur ein Foto von der “Volkszeitung” aus dem Jahr 2020 geklaut hat. Der Soldat war damals an der Rettungsarbeit nach einem Hochwasser in der Provinz Jiangsu beteiligt. Nachdem sich die Netzgemeinde im ganzen Land zwei Tage darüber amüsiert hatte, entschuldigte sich die “Tageszeitung Hebei” für diese Panne, die “durch unzureichende Kontrolle” passiert war.
Ein Autor namens “Cang Lang Xian Hua” kommentiert: “Die Entschuldigung hat den Kern des Problems gemieden. Der Kern des Problems besteht darin, dass die Journalisten ihr Gewissen und ihre Mission über Bord geworfen haben. Was ist die Mission der Journalisten? Ganz einfach: den Lesern und der Öffentlichkeit zu erzählen, was sich wann, wo und warum ereignet hat. Was wir Leser und User darüber denken und wie wir urteilen, das sollten sie uns selber überlassen. Wir haben ein Gehirn. Denken können wir selber.” Der Autor stellte sich weiter vor, wie die Journalisten arbeiten: “Vor der Berichterstattung legen sie bereits den Tenor fest. Dann suchen sie nach entsprechendem Material. Finden sie nichts vor Ort, suchen sie im Internet.” Dass die Kontrolle unzureichend sei, lässt er nicht gelten: “Es geht um die Richtung der Zensur. Es geht um positive oder negative Nachrichten, und nicht um den Wahrheitsgehalt. Positive Nachrichten passieren die Zensur hundertprozentig; bei negativen Nachrichten setzt der Journalist seine Karriere oder gar seinen Job aufs Spiel.”
Xiong‘an
Im selben Artikel zeigt der Autor eine andere Peinlichkeit, bei der es um ein Foto auf der Internetseite des chinesischen Staatssenders CCTV geht. Die Schlagzeile im oberen Teil des Fotos: “Hochwasser in Zhuozhou der Provinz Hebei. Nach 72 Stunden auf einem Dach werden nun sechs Menschen von einem Hubschrauber gerettet!” Der Autor markiert eine Stelle unten auf der Straße, wo deutlich zu sehen ist, dass das Regenwasser nur an die Hälfte der Autoreifen reicht. Und dass das gerettete Paar übers ganze Gesicht strahlt, als ob beide viel Spaß hätten. Der Autor schlussfolgert: “Das ist doch keine echte Rettungsszene, sondern eine gestellte.”
Die Stadt Zhuozhou, in der dieses Foto entstand, verzeichnet bei diesem Hochwasser den größten materiellen Verlust, der laut offiziellen Zahlen 300 Milliarden Yuan beträgt. Die Staatsmedien berichten von 13 Toten. Auch hier gilt der Satz: “Vertraue keinen Statistiken, die Du nicht selber gefälscht hast.”
Um die menschlichen und materiellen Verluste des Hochwassers wird in den Staatsmedien auch deswegen ein weiter Bogen gemacht, weil die Naturkatastrophe einen wunden Punkt des Staatspräsidenten Xi traf. In sozialen Medien kursieren Berichte, wonach die niedrig liegenden Städte Zhuozhou, Bazhou (20 bis 70 Meter über dem Meeresspiegel) und etliche Kreise absichtlich überflutet wurden, um die noch niedriger liegende Stadt Xiong’an (sieben bis 19 Meter über dem Meeresspiegel) zu retten.
Das Projekt des Jahrtausends
Der Aufbau von Xiong’an (120 Kilometer südwestlich von Peking gelegen) zu einer Nebenhauptstadt wird als der “Plan des Jahrtausends” bezeichnet und gilt als eines der wichtigsten Prestigeprojekte von Xi Jinping. Alle Hochschulen, Krankenhäuser und Staatsunternehmen in Peking, die mit der Funktion einer Hauptstadt nicht direkt zu tun haben, sollen nach Xiong’an umgesiedelt werden. Die angepeilte Investitionssumme beträgt sage und schreibe 30 Billionen Yuan (rund 4,3 Billionen Euro). Ziel ist es, die Haupt-Hauptstadt Peking zu entlasten.
Das Projekt war von Anfang an umstritten. Genau dieser niedrigen Lage von Xiong’an galt das Hauptbedenken von einer Reihe von Experten, die sich nun bestätigt fühlen dürften. Ein Autor, der sich den Namen “Namenlos” gegeben hat, gibt seinen Zweifel in einem weit verbreiteten Artikel im WeChat direkt in der Überschrift kund: “Soll das Projekt Xiong’an fortgesetzt werden?” Darin berichtet der Autor vom Widerstand der Angestellten der vom Umzug betroffenen Institutionen und zitiert den großen Vorsitzenden, der Anfang Mai Xiong’an einen Besuch abgestattet hat: “Man darf nicht nach eigenem Belieben handeln. Wenn ein Umzug notwendig ist, muss umgezogen werden.” Nach diesem Besuch waren die Pekinger Stadtregierung, Staatsunternehmen und Hochschulen gerade dabei, ihre Loyalität zur Zentralregierung und ihre Entschlossenheit zum Umzug zu bekunden, und wurden vom Hochwasser kalt erwischt.
Neben anderen wichtigen Fragen wie zum Beispiel die, ob eine aus dem Boden gestampfte Stadt mit unzureichender Infrastruktur in der Lage sei, dauerhaft Investitionen anzulocken, wird die geographische Lage von Xiong’an noch mal in den Vordergrund gestellt. Der Autor stellt ein paar Fragen stellvertretend für Millionen von Bürgern: “Falls nochmal Peking und die Provinz Hebei von einem Hochwasser heimgesucht werden, müssen wieder Zhuozhou, Bazhou etc. geopfert werden, um Xiong’an zu sichern? Hat die Zentralregierung keine Angst vor einem Aufstand wütender Bürger? Wird die Regierung aus dem Hochwasser Lehren ziehen und vom ihrem Projekt des Jahrtausends Abstand nehmen?”
Und wie stets keine Verlinkungen oder sonstige Belege für die pompöse Tirade. Es könnte ja jemand auf die Idee kommen, die Behauptungen zu überprüfen.
Nicht, dass ich alles für komplett erlogen halte. Aber wie stets ein Mix von Vorurteilen und Stereotypen, die ein westliches Chinabild aufrechterhalten sollen. Langweilig.
Die Peking-Spendengeschichte hinterlässt bei mir ein ungutes G’schmäckle. Der Artikel müsste an dieser Stelle vielleicht erklären, wo das ans Ausland gespendete Geld den Pekingern tatsächlich gefehlt hat. Bzw. wo sie es besser hätten gebrauchen können als die ausländischen Hilfsbedürftigen. Ansonsten sehen die 70.000 Spendengegner einfach aus wie Leute, die nichts geben wollen.
Auch was die Todeszahlen des durch Dauerregen verursachten Hochwassers angeht, bleibt der Artikel sehr vage, wenn er lediglich Internetkommentare mit “müdem Lächeln” erwähnt, und ansonsten Gerüchte aufbietet.
Denn Hochwasser ist nicht gleich Hochwasser. Wenn in engen Tälern starker Regen niedergeht, und sich die Fluten am Talgrund sehr schnell sammeln, sind die Menschen überrascht und das reißend fließende Wasser richtet starke Zerstörungen an. Wenn aber in weitläufigen Landschaften Dauerregen niedergeht, heißt das, dass das Wasser zwar weitflächig ansteigt, aber kaum jemanden in Kellern, Unterfahrten etc. überrascht und getötet wird.
Zu Internetzensur allgemein: Wer seit 2014 (Erinnerungshilfe: Ukraine-Putsch) auf Seiten von deutschen Medien kommentierte, hat sicher die ein oder andere Erfahrung mit Löschung und Sperrung erleben dürfen. Foren wie Telepolis hatten lange widerstanden, aber während Corona gingen etliche angesichts der Anti-Querdenker-Kampagne doch in die Knie und seit Russland 2022 in den Krieg eingriff…naja.
Ich würde gerne Beispiele sehen, was für Kommentare in chinesischen Foren verschwinden, um das wirklich einschätzen zu können. In meiner Wahrnehmung bekommt China gegenüber dem Westen immer mehr Oberwasser und die Zeiten, als gar kein Hubschrauber vorhanden war, um jemanden aus dem Wasser zu hebe, sind eher vorbei.
Es ist eine Binse, dass in unseren MSM im Falle von China-Bashing nicht wirklich etwas belegt werden muss. Die Uiguren-Geschichten werden seit Jahren immer wieder eingehämmert, ohne dass neben den eher fragwürdigen Belegen von Adrian Zenz was vorgelegt wird. Aber muss man das in eher Nato-kritischen Blogs kopieren?
Nun, die chinesischen Internetauftritte sind “strikt moderiert”, Kommentare, selbst ganze Microblogs können gelöscht werden, dazu ist Verbreitung von Gerüchten, die den sozialen Frieden stören können, unter Umständen eine Straftat.
Allerdings ist es keinesfalls so, dass Kritik an den Behörden, selbst am Wirtschaftssystem und der Staatsführung, generell wegzensiert würde. Sonst wäre das chinesische Internet leer. Es ist sogar so, dass nicht selten auch partei- und regierungsfreundliche Beiträge gelöscht werden, wenn sie zu radikal sind oder zu rüde. Vor allem, wenn “wolf warriors” über Liberale herfallen, schreitet nicht selten die Zensur ein.
Die Zensur selbst wird auch diskutiert. Eine nicht geringe Zahl von chinesischen Internetnutzern hält sie für notwendig, um Exzesse zu vermeiden oder zu regulieren. Anders als etwa bei Heise, wo bereits die Erwähnung der Zensur zur Sperrung führen kann, ist Kritik daran üblich.
Prinzipiell stören mich Formulierungen wie “die Chinesen”. Das sind 1,4 Milliarden Menschen, von denen sich gut eine Milliarde im Internet rumtreibt. Kein Mensch mit einem Funken Verstand kann behaupten, sagen zu können, was “die Chinesen” denken oder meinen. Das sagt einiges über den Autor.
P.S.: Zur Internetzensur (nicht in China) https://www.neulandrebellen.de/2023/08/untergang-der-pressefreiheit-der-fall-markus-fiedler/
Irgendwie muss ich jetzt ans Ahrtal und den Hurrikan Katrina in New Orleans denken. Hmmm… Ach ja, und wie war das doch letztens in Pakistan?
Ausserdem frage ich mich, wie man während eines Unwetters höher gelegene Städte fluten kann, um eine tiefer liegende Stadt zu retten. Wüsste ich gern genaueres drüber.
Ein bisschen mehr Biographie zu Guan Xin wäre auch mal interessant.
Der Fachausdruck nennt sich “Retensionsfläche”.
“Eine Retentionsfläche ist ein Begriff aus der Wasserwirtschaft und bezeichnet eine neben einem Fließgewässer zumeist tiefer liegende Fläche, die im Falle eines Hochwasserabflusses als Überflutungsfläche genutzt werden kann. Ihre Benutzung schwächt damit die Hochwasserwelle ab, da der Querschnitt des Flusses erheblich erweitert wird. Flussabwärts steigt die Hochwasserwelle langsamer, sie wird verzögert und verläuft flacher. Die Retention ist umso größer, je geringer das Gefälle und je größer die Überschwemmungsfläche ist. Die auf der Retentionsfläche gespeicherten Wassermengen werden nach der Hochwasserspitze zeitverzögert wieder an den Fluss abgegeben.”
“Ein bisschen mehr Biographie zu Guan Xin wäre auch mal interessant.” Sicher. Für die chinesischen Behörden nämlich. Schon Scheiße, wenn man so gar keinen Anhaltspunkt hat, um so einen Nestbeschmutzer ausfindig zu machen.
“Nestbeschmutzer”
Das ist in dem Fall für meinen Geschmack ein zu hartes Wort, weil mehr Substanz da sein müsste.
Der namenlose deutsche Bürger chinesischer Abstammung berichtet hier regelmäßig ohne Quellenangabe, wenn in China ein Sack Reis umfällt! Da dies täglich passiert, gibt es immer wieder etwas zu berichten ohne Quellen benennen zu müssen.
Wenn es in China doch so schlimm mit der Zensur ist, wie der Autor immer anklingen läßt, hätte ihn doch die chinesische Regierung längst verhaften und in ein Lager stecken müssen?
Das er hier so frei berichten kann und sich die Regierung in Beijing nicht für seine Schreibe interessiert, ist doch der lebende Beweis, das es in China so schlimm mit der Zensur nicht sein kann…..
Ist der Autor zufällig ein so genannter kritischer Geist, der noch im China von vor 10 oder 20 Jahren lebt?
Ach sind jetzt schon die kritischen Geister “sogenannte”. Ansonsten einfach oben auf den Namen klicken. Da erfährt man, dass Guan Xin seit 10 Jahren in Peking lebt und davor 20 Jahre in München als Dolmetscher tätig war.
Ich schätze mal in China kennt niemand den namenlosen Autor!
Er wird ausschließlich für das westliche Ausland berichten und muß deshalb so über China berichten, das westliche Medien seine Artikel abkaufen. Vielleicht kennt er jemand bei Overton und aus Gnade darf er sich pro Monat 50 Euro verdienen.
Würden wir hier westlichen Standards folgen, müßten wir Sanktionen gegen Overton verhängen und unsere finanzielle Unterstützung einstellen.
Wir tun dies aber nicht……westliche Werte sind doch zum k…….lach
Mein Vorschlag wäre, wir spenden den Autor monatlich 50 Euro, wenn er in Gegenzug seine tendenziöse Berichterstattung einstellt. Wäre damit nicht allen geholfen?
Bell und Ihr Mythos von der freien chinesischen Welt. Die wirkliche Innovation der Chinesen beruht darin, das diese ständig Studenten in den Westen schicken, mit entsprechenden Aufpassern, um die Entwicklung hier zu kopieren. Vielleicht gibt es unter den 1.000.000 Ingenieuren den ein oder anderen die was im Kopf haben. Von denen habe ich hier im Westen noch keine gesehen. Wenn diese dann halbwegs was taugen, gehen diese sowieso wieder zurück.
Faz, 18.01.2007: Viel Masse, wenig Klasse
Nö, da dann immer noch viel zuviel braune Suppe sich hier tummeln. Andere Ihre gewohnten totalitären Systeme verteiligen müssen. Die nicht anderes als Gehirngewaschen gelten könnten.
Aber so Kommenatoren wie Bella sehen es wohl nicht gerne, wenn es Leute gibt die über Ihr viel gelobten China, anderes denken.
Nein, mir wäre damit nicht geholfen, denn so tendenziös kann ich die Berichterstattung leider nicht finden. Tendenziös ist eher der Nationalismus von Bella, der natürlich alles was China auch nur im entferntesten schlecht dastehen lässt verdammt. Im Übrigen ist es widerlich, wie Bella die Armut von Leuten verspottet, die ihre Arbeitskraft gegen Geld verkaufen müssen. Dabei hat sie von den Lebensverhältnissen des Autors keine Ahnung. Aber sie weiß das man einem Lohnsklaven nicht trauen kann. Das müssen ja schöne Verhältnisse in China sein, wenn man dort selbst keine andere Arbeit findet und seine Dienste im Ausland feilbieten muss.
“Das er hier so frei berichten kann und sich die Regierung in Beijing nicht für seine Schreibe interessiert, ist doch der lebende Beweis, das es in China so schlimm mit der Zensur nicht sein kann…..”
Es könnte auch einfach sein, dass die Behörden in China nicht wissen, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Insofern wäre es nicht der ” lebende Beweis, das es in China so schlimm mit der Zensur nicht sein kann…..” Was im übrigen vom Artikel auch nicht behauptet wurde. Ihnen und anderen hier passt anscheinend nicht, dass überhaupt von Zensur in China berichtet wird, weil das ja für ein degeneriertes China sprechen würde, legt man Bellas Maßstäbe, mit denen sie den Westen konfrontiert, auch an China an. Ich finde sogar, dass hier noch Zurückhaltung geübt wird. z.B. hier: “Der Tweet mit dem Spendenaufruf auf der Plattform Weibo erhielt in den ersten zwei Stunden über 70.000 bitterböse Kommentare, so dass die Stadtregierung die Kommentarfunktion ausschalten musste.” – “Musste”? Die Stadtregierung musste gar nichts.
Es könnte auch sein, dass die chinesischen Behörden das ganz genau wissen und es ihnen komplett egal ist. Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Aus Beijing berichten Scharen von .. naja Journalisten und auch Blogger, häufig antikommunistischen Dreck und offenkundige Lügen, gegen die das Geschwätz dieses Autors komplett harmlos ist.
Und es gibt auch harmlose Gestalten wie den Management-Professor Michael Pettis, der wohl etwas Ahnung von Betriebswirtschaft (und viel Ahnung von der Beijinger Hardrockszene) hat, aber seit 30 Jahren den Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft voraussagt. Ich habe noch nicht gehört, dass er irgendetwas zu befürchten hätte.
Aber suhl Dich nur in Deinen antikommunistischen Vorurteilen.
” Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich.” Hast du dafür auch eine Quelle?
“naja Journalisten und auch Blogger, häufig antikommunistischen Dreck und offenkundige Lügen, gegen die das Geschwätz dieses Autors komplett harmlos ist.” Ok jetzt ist das “Geschwätz” wieder komplett harmlos, obwohl die Quellen nicht dabei stehen. Oben war es noch eine “pompöse Tirade”.
“Ich habe noch nicht gehört, dass er irgendetwas zu befürchten hätte.” Der ist ja auch US-Amerikaner und ein chinesisches Vorgehen würde eine sehr ernsthaft Reaktion der USA nach sich ziehen.
“Aber suhl Dich nur in Deinen antikommunistischen Vorurteilen.” Ist das ein Witz? Soll das etwa heißen, dass China noch irgendetwas kommunistisches an sich hat. Ich kann nur diesen manischen Chinanationalismus nicht ab, der hier offenbar von Bella und a² hoffähig gemacht wird, die dabei aufführen wie Mitglieder von Scientology oder der Fanclub einer Popband, die einfach alles suuuper finden was ihre Lieblinge tun. Sogar die Kacke duftet dort höchstens suboptimal.
Ich bin täglicher Leser von Overton, um etwas anderes als in den Massenmedien zu erfahren. Hätte ich Lust auf Antichinesische Propaganda, würde ich Arte gucken oder NZZ lesen oder ähnliches. Hier bei Overton aber erwarte ich mir eigentlich positive Berichte über China als Alternative zum westlichen Weltbild. Die Artikel vom pseudonymen Autor Guan Chin erfüllen diese Erwartungen leider überhaupt nicht. Sie bestehen ausschließlich aus unüberprüfbaren Einzelmeinungen, irgendwelchen nicht belegten Äußerungen aus Chatgruppen und erwecken in mir den Eindruck, als ob der Autor, anders als in seiner Vita angegeben, überhaupt nicht in China oder gar Peking lebt, sondern sich seine Texte mühsam aus dem Internet zusammenklaubt. Denn würde er in Peking leben, wäre er vermutlich heilfroh, dass die Regierung die seit Ende der 90er Jahre eingerichteten Überflutungsgebiete geöffnet hat, um die Folgen des Taifuns für Peking einzudämmen (pun intended).
Ich mag so einen Unrat nicht lesen und ärgere mich wirklich erheblich.
“Hier bei Overton aber erwarte ich mir eigentlich positive Berichte über China als Alternative zum westlichen Weltbild.” Overton ist zum Glück nicht dafür da alternative Erwartungshaltungen zu befriedigen. Eigentlich sollte sich guter Journalismus doch um die wirkliche Welt bemühen wie sie tatsächlich ist und nicht wie sie Leser, alternativ oder nicht, gerne hätten.
Warum sollten positive Berichte über China denn nicht die wirkliche Welt widerspiegeln? Glaubst Du in Deiner Verbissenheit wirklich, alles was die chinesischen Kommis, Diktatoren oder wie auch immer Du sie zu nennen beliebst, ist widerlich, weswegen es nichts positives zu berichten gibt?
Man bis Du verbohrt. Hat keinen Sinn Dich zu lesen, Knolle2.
Ich bin weit davon, ein Loblied auf China anzustimmen, genauso wenig wie auf die heuchelnde “westliche Wertegemeinschaft”, deren polit-mediale Eliten seit geraumer Zeit damit beschäftigt sind, demokratische Grundsätze mehr und mehr ber Bord zu werfen (man muss sich nur den verwahrlosten Zustand der selbsternannten “Qualitätsmedien” in Sachen Corona- und Kriegsberichterstattung anschauen).
Ihr geradezu messianischer Eifer, JEDEN, der etwas gegen das propaganistisch verzerrte Chinabild unserer “Qualittsmefien” vorbringt, mit zynischen Bemerkungen zu überziehen, nervt jedoch!
“Hier bei Overton aber erwarte ich mir eigentlich positive Berichte über China als Alternative zum westlichen Weltbild.”
Wie kommst du auf ein solches Ansinnen? Was waren das doch für Zeiten, als es den “Roten Morgen” (oder so ähnlich) gab!
Schau doch einfach hier:
>>> RCI <<<
Ist bestimmt nicht einseitig, da direkt aus China.
Ich vermute nicht, dass Hontoni Hofberichterstattung aus China erwartet, eher etwas wie die Artikel von Ulrich Heyden aus Russland, der ja auch keineswegs unkritisch ist, aber eben nicht so giftig hetzend wie der Mainstream, sondern realistisch und auch da wohlwollend, wo es angemessen ist.
Zugegebenermassen ist der Guan Xin kein extrem bösartiger Hetzer, aber selbstverliebt und prahlerisch, und verbirgt die Quellen seiner “Weisheiten”, um kritische Nachfrage zu verunmöglichen. Ok, westliche “Korrespondenten”, die kein Wort Chinesisch sprechen, bei Adrian Zenz ihre “Informationen” beziehen und deren Kontakt mit der Bevölkerung sich auf ein da feiji im .. Friseursalon beschränkt, zeigen, dass damit die Untergrenze des Niveaus noch nicht erreicht ist.
Ich wäre auch für kritische, aber eben prüfbare, diskutierbare und neue Informationen dankbar. Und da versagt Guan Xin.
Na dass, China Xiong’an für 4,3 Billionen Euro zu einer Nebenhauptstadt ausbauen will war mir neu. Und auch sonst konnte ich den Artikel mit Gewinn lesen. Dass es China bei der Katastrophenbewältigung darum geht nach außen und nach innen eine gute Figur zu machen, dürfte ja keine Überraschung sein.
“Dass es China bei der Katastrophenbewältigung darum geht nach außen und nach innen eine gute Figur zu machen, dürfte ja keine Überraschung sein.”
Dass man dies aber folgendermaßen formuliert ist wohl doch eine Überraschung:
“_Es ist in sozialistischen Ländern gang und gäbe_, dass die staatlichen Medien nach einer Naturkatastrophe den Fokus auf Heldengeschichten richten, um von möglichen menschlichen Verfehlungen abzulenken und generell positive Energien zu verbreiten.”
Der Autor gibt sich hier als Kenner des Verhaltens “sozialistischer Länder” (nicht nur Chinas!) bei Naturkatastrophen aus. Ich habe sofort in meiner Erinnerung gekramt, welche anderen “Naturkatastrophen in sozialistischen Ländern” er wohl verfolgt und also gemeint haben könnte. Mir ist lediglich das Erdbeben von Spitak (Armenische SSR) im Dezember 1988 eingefallen, aber da dürfte er wohl bestenfalls zur Schule gegangen sein, anstatt die Perestroika-Prawda auf Erfolgsmeldungen hin zu studieren.
In Frage käme noch die “Schneekatastrophe 1978/1979”, während der auf der stark verschneiten Insel Rügen der Katastrophenfall ausgerufen wurde. Aber von welchen “menschlichen Verfehlungen” hätte damals abgelenkt werden sollen? Verfehlungen des sozialistischen Wettergottes? Der Meteorologen?
Dass sich niemand an dieser Formulierung stößt zeigt im übrigen, wie abgestumpf das Publikum bereits ist.
Danke, guter Punkt.
Ja, man stumpft ab oder ermüdet. In jedem dritten Threadbeitrag, auch wenn nicht von den üblichen Rechtsauslegern, kommt irgendein “wie in der DDR”, “bei Stalin” oder dergleichen, in Zusammenhängen, die nicht das Geringste damit zu tun haben. Ebenso das Mantra vom “gescheiterten Sozialismus”.
Ich habe Zweifel, dass es Sinn ergibt, gegen diese Art Dummheit anzurennen.
Naja, jeder, der sich mit China beschäftigt, weiss auch von dem Projekt Xióng’ān Xīnqū. Darüber haben auch westliche Medien berichtet. Passt aber nicht in Krims antikommunistischen Vorurteilskoffer.
Planungstechnisch ist es durchaus sinnvoll, eine Reihe zentralörtlicher Funktionen in andere Teile der “JJJ”-Metropolregion zu verlagern, auch unter dem Aspekt der chronischen Überlastung der Beijinger Verkehrssysteme. In Xiongan haben sich auch verschiedene Hitechfirmen und -projekte angesiedelt, die Darstellung des Autors ist daher irreführend und engstirnig.
Und ja, Informationen, auch kritische, aus und über China wären willkommen, aber nicht solches selbstverliebte Dampfgeplauder. Vor allem nicht solches, das sich gegen Prüfung und Kritik durch Verweigerung von Belegen und Referenzen immunisiert.
Zur Einschätzung, ob China “kapitalistisch”, “turbokapitalistisch” oder was immer ist, Leseempfehlung Michael Brie, Chinas Sozialismus neu entdecken. Hamburg (VSA) 2023, ISBN 978-3-96488-182-3 . Vielleicht überfordernd für Freunde flacher Platitüden a la Huiskens.
Rezension: https://www.jungewelt.de/artikel/457322.debatte-%C3%BCber-china-im-gemeinsamen-spektrum.html
Nun dieser Brie von der RLS ist für mich kein guter Name und und ich werde deshalb sein Buch kritisch lesen.
Es gibt in Deutschland weitaus bessere Literatur zu China, beispielsweise Wolfram Elsner.
Nebenbei gesagt, sind die “4,3 Billionen Euro” wohl Schwachsinn, da sind Dollar bzw Euro und Yuan durcheinander gekommen, wenn überhaupt. Oder er hat sich das komplett aus dem Arsch gezogen.
Fortune schreibt (2017)
https://fortune.com/2017/04/28/china-xiongan-new-area/
Neuere Berichte legen nahe, dass das nicht nur öffentliche Mittel der Regional- und Zentralregierungsbudgets sind, sondern auch Beiträge der sich ansiedelnden Firmen und der Immobilienentwickler. Das relativiert den Betrag nochmals. Sicher ist das ein Vorzeigeprojekt, das aber auch neue Wege in Kommunikation und Nachhaltigkeit erprobt.