Die Seuche des 21. Jahrhunderts: Parteinahme

Zwei Rauchschwalben, Symbolbild Streit
Quelle: Pixabay

Konflikte werden nicht gelöst, indem man möglichst laut und theatralisch Partei ergreift, sondern indem man den Parteien diskret hilft, eine faire Lösung zu finden. Das nannte man früher Friedensdiplomatie.

Das 21. Jahrhundert begann mit einer Megakrise: dem Anschlag auf das World Trade Center in New York. Das war der Auftakt für eine Serie von Megakrisen, die im aktuellen Krieg zwischen dem Westen und Russland kulminierte. Auch der Krieg im Nahen Osten hat noch erhebliches Eskalationspotenzial. Schon 2023 steht fest: Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Megakrisen.

Zwei Gruppen von Megakrisen

Die Megakrisen des 21. Jahrhunderts teile ich für die folgende Diskussion in zwei Gruppen ein.

Gruppe 1: Finanzkrise, Klimakrise, Migrationskrise und Corona-Pandemie. Bei diesen Krisen ist es kaum möglich, eine Person oder Personengruppe für die Ursache und den Schaden verantwortlich zu machen. Eindeutige Konfliktlinien fehlen.

Gruppe 2: War on Terror, Ukraine-Krise, Nahost-Krise: Bei diesen Krisen ist es scheinbar möglich, eine Person oder Personengruppe für die Ursache und den Schaden verantwortlich zu machen, nämlich: Osama bin Laden und Al-Qaida (War on Terror), Wladimir Putin (Ukraine-Krise) und Hamas-Chef Ismail Hanija (Nahost-Krise). Es bieten sich eindeutige Konfliktlinien an.

Fehlende Schuldige: Stresstest für die Gesellschaft

In einer Megakrise keinen klaren Schuldigen zu finden, ist frustrierend. Es kommen viele Menschen zu Schaden, die keine Adresse für Schadenersatzansprüche haben. Sie erleben die Krise im bedrückenden Zustand der Ohnmacht. Das Gefühl des Ausgeliefertseins und der obrigkeitlichen Bevormundung kann sich schnell in Wut verwandeln, und diese Wut richtet sich dann gegen alles Mögliche. Megakrisen ohne benennbare Verantwortliche sind eine enormer Stresstest für die Gesellschaft und ein idealer Nährboden für Spekulationen und Narrative. Diese spalten die Gesellschaft und triggern Gehässigkeiten bis zu blankem Hass. Speziell die Pandemie hat der kollektiven Gemütsverfassung stark zugesetzt. Auf die Rolle der Medien komme ich später zu sprechen.

Wenn der Schuldige feststeht: Moral im Blutrausch

Kurz nach 9/11 stand der Schuldige offiziell fest: Al-Quaida. In seiner Rede vor dem Kongress vom 20. September 2001 sagte US-Präsident George W. Bush: »Jede Nation in jeder Region muss nun eine Entscheidung treffen. Entweder sind sie auf unserer Seite oder auf der Seite der Terroristen. Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet.«

Damit teilte Bush die Welt in zwei Lager: USA-Freunde und USA-Feinde. Etwas dazwischen wurde zur Unmöglichkeit erklärt, eine neutrale Position als feindlicher Akt interpretiert.

Die Bilanz des War on Terror ist verheerend. Zitat aus dem Bericht »Body Count« der IPPNW/PSR/PGS (2015): »Die vorliegende Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass im Irak etwa 1 Million, in Afghanistan 220.000 und in Pakistan 80.000 Menschen durch den Krieg direkt oder indirekt getötet wurden, insgesamt also etwa 1,3 Millionen Menschen.« Zu den Opfern gehören mehrheitlich Zivilisten.

Dieselbe Konfliktlösungsstrategie wählte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach 10/7. Wieder heißt es: Wer nicht für Israel ist, ist für die Terroristen. Wieder trifft der War on Terror vor allem Zivilisten. Das bedeutet im Klartext: Unschuldige büßen für die Taten der Schuldigen. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun, wohl aber mit Terror.

Die Konfliktlösungsstrategie des War on Terror lässt sich mit Fug wie folgt beschreiben: Guerillaterrorismus wird mit Staatsterrorismus vergolten. Auf beiden Seiten gibt es Täter und Opfer. Auf der guerillaterroristischen Seite gibt es verhältnismäßig wenige Täter und viele Opfer, auf der staatsterroristischen Seite ist es umgekehrt. Wer das verneint, ist ein Lügner.

Mit dem War on Terror mag der Guerillaterror kurzfristig eliminiert werden. Langfristig gelingt dies nicht. Wo Hass gesät wird, entsteht neuer Guerillaterrorismus. Damit rückt die Lösung des Konflikts in weite Ferne.

Inakzeptable Drohungen

Bezeichnend für beide Kriege ist der moralische Druck, der auf die Weltöffentlichkeit ausgeübt wurde/wird: Sowohl die USA als auch Israel forderten/fordern bedingungslose Loyalität. Wer sich dieser monströsen Beistandsforderung aus welchen Gründen auch immer widersetzt, wird mit den Terroristen kurzerhand in denselben Topf geworfen. Die Botschaft macht keine Gefangenen: »Entweder unterstützt du mich, oder du verdienst den Tod.« Aus der Sicht eines kriegführenden Präsidenten mag diese Rhetorik zweckmäßig sein. Aus der Sicht eines zivilisierten Menschen, der mit dem Konflikt nichts zu tun hat, ist sie eine inakzeptable Drohung und eine Beleidigung der Intelligenz.

Haben wir solche Drohbotschaften nicht schon reichlich aus dem Mund von Wolodymyr Selenskyj vernommen? Wie oft haben wir schon gehört, dass der »Terrorstaat« Russland ganz Europa, ja die ganze freie Welt zerstören werde, falls sich nicht ausnahmslos alle vorbehaltlos hinter die Ukraine stellen? Ins gleiche Horn bläst auch Netanjahu: Wenn Israel den Krieg nicht gewinne, werde sich der islamistische Terror auf der ganzen Welt ausbreiten, drohte er vor kurzem. Bush, Selenskyj, Netanjahu: Meister der Drohung und der Einschüchterung. Keine Rhetorik ist ihnen zu billig, um die Welt auf ihre Seite zu manipulieren. Das Kalkül: Wer die Welt hinter sich schart, muss sich für nichts mehr rechtfertigen. Auch nicht für Verbrechen.

Wer Partei ergreift, ist Teil des Problems

In Konflikten, in denen der Schuldige feststeht, ist die Versuchung groß, Partei zu ergreifen. Wir folgen hier einem moralischen Imperativ. Das Opfer bedarf unserer Solidarität, der Täter muss verurteilt und bestraft werden. Dem Opfer muss Gerechtigkeit widerfahren. Wer Partei ergreift, ist Teil der Lösung.

Gegen diesen moralischen Imperativ und seine Entsprechung im geltenden Recht ist selbstredend nichts einzuwenden – sofern der Schuldige zweifelsfrei feststeht. In Rechtsstaaten befassen sich mit solchen Fragen die Gerichte.

Diese Voraussetzung, die ein faires moralisches Urteil erlaubt, ist aber in vielen politischen, ethnischen, religiösen und kulturellen Konflikten nicht erfüllt, schon gar nicht, wenn die Konflikte alle vier Dimensionen enthalten. Konflikte, die zu Kriegen führen, sind auf lästige Weise komplex. Sie haben komplexe Vorgeschichten und Kontexte. In solchen Gemengelagen ist der moralische Imperativ des Durchschnittsbürgers überfordert.

Der Versuch, ein singuläres Ereignis dazu zu benutzen, die Schuld für einen komplexen Konflikt einer einzelnen Person oder Personengruppe zuzuschreiben, ist zum Scheitern verurteilt. Einzelne Personen mögen zwar verantwortlich für singuläre Ereignisse sein, aber sie können unmöglich verantwortlich für den gesamten Konflikt sein. Wie auch? An komplexen Konflikten sind immer viele verantwortliche Akteure auf beiden Seiten beteiligt. Wenn es viele verantwortliche Akteure auf beiden Seiten gibt und sich die Anwendung des moralischen Imperativs verbietet, wird jeder, der Partei ergreift, Teil des Problems. Partei ergreifen bedeutet, ein moralisches Urteil zu fällen. Wie kann man guten Gewissens ein moralisches Urteil fällen, wenn die Gemengelage keinen eindeutigen Schuldigen hergibt? Egal, für welche Seite man sich in so einem Konflikt entscheidet, man ist im Recht und immer auch im Unrecht.

Wer sich an einem singulären Ereignis festkrallt, um die Komplexität des Konflikts auf ein Maß zu reduzieren, das ein vermeintlich faires moralisches Urteil erlaubt, mag sich für schlau halten, ist aber a priori im Unrecht. Er leugnet nämlich das Ganze. Unrecht eignet sich nicht zur Konfliktbeilegung, es provoziert vielmehr die Eskalation. Es ist in unserer Gesellschaft leider zur Unsitte geworden, das Ganze zu leugnen, um sicher zu sein, auf der moralisch »richtigen« Seite zu stehen. Der Reflex ist verhängnisvoll. Indem wir quer durch die gesellschaftliche Hierarchie spontan Partei ergreifen und Solidarität demonstrieren, tragen wir maßgeblich zur Eskalation von Konflikten bei.

Zurückhaltung statt Verurteilung

Wer in einem komplexen Konflikt Teil der Lösung sein will, muss der Versuchung widerstehen, Partei zu ergreifen. Abstand und Zurückhaltung sind geboten. Was man der chinesischen Regierung und dem Globalen Süden insbesondere im Zusammenhang mit dem Ukraine-Russland-Konflikt vorwirft, nämlich ihre Weigerung, zu verurteilen und Partei zu ergreifen, ist tatsächlich die angemessene Haltung, um einen Friedensprozess zu ermöglichen. Dem Dialog Raum zu lassen, ist in jedem Konflikt ein guter Anfang. Friedensprozess bedeutet Kommunikationsprozess. Kommunikationsprozess bedeutet Denkprozess. Gegenstand des Denkens in komplexen Konfliktsituationen sollten Ursachenforschung und die Würdigung des Ganzen sein. Wo es keine gemeinsame Moral gibt, gibt es immer noch gemeinsame Interessen. Sie allein sind der Schlüssel zur Konfliktlösung.

Wer erkennt, dass die Beschuldigung von Personen oder Personengruppen nichts zum Frieden, aber viel zur Eskalation beiträgt, wirbt stattdessen für Verständnis, Vergebung, Versöhnung, Vertrauen, Vereinbarungen und Verhaltensänderungen. Das heisst, er wirbt für Waffenruhe und Gespräche. Wer Partei ergreift, hat nicht Einigung zum Ziel, sondern mehr Wut, mehr Hass und mehr Terror. Wer gegen Waffenruhe votiert, hat nicht den Frieden zum Ziel, sondern Tod und Zerstörung. Die Welt braucht mehr Menschen, die im Interesse des Friedens keine Partei ergreifen, sondern zum Dialog aufrufen und diesem eine Plattform bieten.

Die Rolle der Medien

Die Rolle der Medien ist auch im 21. Jahrhundert definiert durch ihr Geschäftsmodell. Geld verdient, wer Aufmerksamkeit bekommt. Mehr Geld verdient, wer mit wenig Aufwand Aufmerksamkeit bekommt. Am meisten Geld verdient, wer mit null Aufwand alle Aufmerksamkeit bekommt. Was generiert viel Aufmerksamkeit? Leider nicht die Art von Content, den Sie gerade konsumieren. Emotionen, vorzugsweise negative, füllen die Kassen – Angst, Empörung, Wut, Hass. Das Beste, was den Medien passieren kann, sind Megakrisen. Erwarten Sie von den Medien keinen Abstand und keinen Anstand. Erwarten Sie stattdessen Parteinahme, Halbinformation, Gesinnung, Provokation und Hetze. Je schriller der Content, desto fetter die Beute.

Ist die Rolle der Medien in Zeiten zunehmender Konflikte und Polarisierung hilfreich für die Gesellschaft? Das Gegenteil ist der Fall. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Konflikte eskalieren und die Polarisierung der Gesellschaft fortschreitet. Sie sind Teil des Problems.

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55 Kommentare

  1. „In Konflikten, in denen der Schuldige feststeht, ist die Versuchung groß, Partei zu ergreifen. …“ „Wer in einem komplexen Konflikt Teil der Lösung sein will, muss der Versuchung widerstehen, Partei zu ergreifen. Abstand und Zurückhaltung sind geboten. Was man der chinesischen Regierung und dem Globalen Süden insbesondere im Zusammenhang mit dem Ukraine-Russland-Konflikt vorwirft, nämlich ihre Weigerung, _zu verurteilen_ und Partei zu ergreifen, ist tatsächlich die angemessene Haltung, um einen Friedensprozess zu ermöglichen. Dem Dialog Raum zu lassen, ist in jedem Konflikt ein guter Anfang.“

    Guido Biland, 58, ist freischaffender Sxchweizer Journalist. … Er ist »Pazifist ohne Wenn und Aber« und _verurteilt_ deshalb auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
    https://overton-magazin.de/author/guido-biland/

    Soviel dazu.

    Herr Biland, Sie sind jetzt anscheinend 58 Jahre alt und verstehen die Welt um sich herum nicht mehr. Daraus kann man Ihnen keinen Vorwurf machen, zum mal Sie in der Schweiz leben, also gewissermaßen im windstillen Auge des kapitalistischen Sturms.
    Es ist aber nicht zu spät sich ERNSTHAFT zu belesen und zwar vor allem dazu, was Kapitalismus eigentlich ist, welche Rollen verschiedene Teile der Bevölkerungen und auch Staaten zueinander innerhalb dieses gesellschaftlichen SYSTEMS der Arbeitsteilung und Ausbeutung einnehmen. Welche divergierenden, gegensätzlichen materiellen Interessen aufgrund der unterschiedlichen Lage innerhalb dieses weltweiten Systems der Jagd nach Profit hervorgerufen werden.

    Sie möchten gern, dass „Konflikte beigelegt“ werden und die „Nicht-Extremisten“ sich einigen. Woher aber die ständig auftretenden „Konflikte“ bzw. Kriege, also die den „Konflikten“ zugrundeliegenden Interessengegensätze rühren interessiert Sie nicht weiter.
    Sie geben zu, keinen blassen Schimmer zu haben, schlagen aber öffentlich „Zurückhaltung“ als Strategie zur Lösung von „Konflikten“ vor, die Sie nicht verstehen.
    Was soll man dazu sagen?

    1. Du legst Ihm Worte in den Mund die er so nicht sagt…
      was er sagt ist eigentlich, „Wenn man keine Ahnung hat soll man besser die Fresse halten“. Arg verkürzt, aber Inhaltlich die Qiuntessenz. Und wenn man das geschnallt hat kann man hingehen und sich bemühen, die verschiedenen Seiten zu beleuchten um eventuell zu einer Lösung zu kommen. Hat natürlich nichts damit zu tun, das manche Akteure gar keine Lösung wollen weil es ihnen gerade in die Karten spielt…

      Und „Er ist »Pazifist ohne Wenn und Aber« und _verurteilt_ deshalb auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.“ ist deinerseits ein VÖLLIG untaugliches Beispiel, weil den Krieg zu verurteilen ist KEINE Parteiname…

  2. @Besdomny:
    Plädiere ich in meinem Artikel nicht genau dafür, in komplexen Konflikten das GANZE zu betrachten und zu würdigen?
    Ich glaube, Sie haben den Text nur flüchtig und oberflächlich gelesen.
    Die Frage der Interessenkonflikte ist nicht Gegenstand des Artikels. Es geht hier nur darum, welches Verhalten am wenigsten dazu beiträgt, Konflikte zu deeskalieren, nämlich Partei ergreifen und Öl ins Feuer gießen.

  3. „Wie kann man guten Gewissens ein moralisches Urteil fällen, wenn die Gemengelage keinen eindeutigen Schuldigen hergibt?“

    Diese Frage stellt sich niemanden, der unseren Medien und ihrem Info-Bombardement unterliegt. Die Schuldigen stehen doch eindeutig fest. Der Russe wars, oder der Chinese oder sonst wer. Der Russe hat ohne Sinn und Verstand und vollkommen unprovoziert einen imperialistischen Angriffskrieg gegen die harmlose, friedliche und demokratische Ukraine gestartet, weil er die alte Sowjetunion wieder herstellen will.

    Dieser Propaganda bedienen sich unsere Medien nicht, weil sie damit wunderbar Aufmerksamkeit erhalten können, sondern, weil es unseren Regierungen zu ihrer Geostrategie passt. Es gilt, die Weltherrschaft des Westens -und des „alten, weißen Mannes“ – zu sichern. Die ist nämlich in Gefahr, weil die westlichen Imperatoren eine große Dusseligkeit begangen haben.

    Sie haben den Chinesen im letzen Jahrhundert erlaubt zur Billigwerkbank der gesamten Welt zu werden, was gleichzeitig bedeutete, das der Westen weitgehend deindustrialisiert wurde. Man wollte dann in einer finanzialisierten Welt von Geld schöpfen, Rechten und „geistigem Eigentum“ leben, Der neu geschaffene Finanzkapitalismus erzeugt aber wenige reiche Gewinner und viele arme Verlierer, er zerstört letztendlich die Arbeitswelt, die Bildungswelt und am Ende die Kultur im Westen.
    Einen Rückweg zu alten Verhältnissen gibt es im Finanzkapitalismus aber nicht, weil der Finanzkapitalismus die kleinen Leute über hohe Mieten, Hauskosten, Bildungskosten und Gesundheitskosten derart aussaugt, dass der Masse der Leute, nur geringes frei verfügbares Einkommen bleibt. Die Produkte, die damit gekauft werden können, kommen dann aus China, weil sie dort billig hergestellt werden können. Was machen die USA, wenn der Warenstrom von dort versiegt?
    Wieviel kostet eine in Europa hergestellt Jeans oder ein Paar Schuhe, das in den USA hergestellt wurde? Ich war gestern beim Schuhmacher. Die Reparatur kostet – Vordersohle und eine Ecke hinten – 47€. Dafür erhalte ich schon neue Schuhe – aus Ostasien.

    Aber ich kann das nicht gut erklären. Wer englisch versteht und ökonomische Grundkenntnisse hat, sollte sich dies mal anhören. Glenn Diesen und Alexander Mercouris im Gespräch mit Michael Hudson. Thema: Restructing Global Economy
    https://www.bitchute.com/video/pQkwnczhObQ/

    1. 1. Nein Simone, Um die Herrschaft des alten weißen Mannes geht es nicht. Kann man z.B. an mir studieren, bald alt ja, weiß – ja, aber von Herrschaft keine Spur.
      2. „Der neu geschaffene Finanzkapitalismus erzeugt aber wenige reiche Gewinner und viele arme Verlierer, “ – Wohl im Gegensatz zum good old warenproduzierenden Kapitalismus, der viele reiche Gewinner und wenige arme Verlierer produzierte.

      1. Der moderne Finanzkapitalismus konzentriert noch mehr als früher den reichtum bei noch weniger Leuten und damit noch mehr Arme auf der anderen Seite.

      2. Der „alte, weiße Mann“ ist ein Hassobjekt der jungen, woken Neoliberalen, gegen dessen Interessen diese grünen, linken und angeblich aufgeklärten Politiker zu kämpfen vorgeben. Tatsächlich kämpfen sie aber unter der Maske der kritischen Vergangenheitsbewältigung genau für die aktuellen Interessen der alten, westlichen Elite.

        Darum zähle ich Habeck, Bärbock, Scholz, Macron und nahezu alle EU-Parlamentarier oder US-Abgeordneten, seien sie nun jung, schwarz oder weiblich zur Gefolgschaft der „alten, weißen Männer“.

        1. Ok – die „alten weißen Männer“ sind dann aber nur ein Platzhalter für das neoliberale Pack der Führungselite, das gar nicht alt und weiß und männlich sein muss. Das ist sozusagen nur die Tarnkappe.

  4. Kriege „passieren“ nicht, wie das häufig oberflächlich dargestellt wird.

    Im Fall von 7.Okt hat Israel die Chance ergriffen, und versucht die Gaza-Bevölkerung auf den Sinai zu bugsieren.

    Nachdem das nicht funktionierte, wurde Gaza geteilt und nun versuchen sie die Bevölkerung im Süden an die Meerseite zu vertreiben.
    So lange die israelische Regierung noch ein Möglichkeit sieht, die Palästinenser im Zuge von 7.Okt recht- und landloser zu machen, wird sie die Chance weiter nutzen. Jede Schrillheit ist da nur Mittel zum Zweck.

    Im Fall des Ukrainekriegs läuft im Hintergrund das Großprojekt Nato-Osterweiterung. Dazu wurde am politischen Froster gedreht, seit Russland wieder zu so etwas wie Außenpolitik in der Lange ist. Auch hier ist Nicht-Diplomatie oder Anti-Diplomatie Mittel Zweck.

    Darum war Minsk II für die USA immer ein No-Go. Russland hätte sich womöglich der schleichenden Natoisierung der Ukraine noch ergeben, wenn die ethnischen ukrainischen Russen nicht immer härter militärisch attackiert worden wären.

    Beim War on Terror hat die USA immer darauf geachtet, dass es die Länder als nächstes erwischt, die eh auf der liste standen. Bei den Anti-Mubarak-Demos 2011 wurde das von den USA finanzierte Militär dazu abgestellt, dass die Polizei die Demos nicht versucht in Blut zu ertränken. Mubarak ging gesittet ab, Mursi durft 2 Jahre lang Regierungschef spielen, dann bekam al Sisi grüünes Licht, dass sich das Militär die Macht wieder zurückholen darf.

    Da hatten die USA tatsächlich ein Interesse nichts eskalieren zu lassen, denn da hatten sie schon viele Jahre ins Militär investiert, dass Israel nichts zu fürchten hat.

    Israel schließlich ist der US-Brückenkopf nach Vorderasien, der schon aus Eigeninteresse mit Argusaugen auf alle Nachbar schaut und sie mit Luft-Boden-Raketen in Zaum hält, wenn sie sich auffällig verhalten.

  5. Wenn ich die deutschen Medien und Leserkommentare darin betrachte, ist man stets auf der Suche nach dem absolut Bösen und hofft, das es vernichtet wird.

    Irak, Iran, Lybien, Afghanistan, Trump, AfD, die Russen und nun die Hamas oder gleich der Islam. Nachdem unsere Freiheit und Demokratie zuerst am Hindukusch und dann in der Ukraine verteidigt wurde, geschieht das jetzt im Gazastreifen. Demnächst wohl in Taiwan. Und immer sind dann für die Leseerschar alle Mittel recht und die dünne Schale unserer Zivilsation zerbröselt. Was darunter hervorschaut, da kann man sich oft nur davor grausen.

    1. Teile der AfD sind das Böse!
      Höcke ist ein Wiedergänger Hitlers und die Häuser brannten in Deutschland sogar schon wieder, bevor es die AfD gab.

      Sie polemisieren, wenn Sie die Russen und die AfD gleichsetzen.

  6. Ich sah mal einen Western, in dem der Held von zwei Streithähnen gefragt wurde, auf wessen Seite er stehe. „Ich bin immer auf meiner Seite“, antwortete er. Das ist echte Moral, klingt aber unmoralisch. Mit so einer Einstellung wäre viel mehr gewonnen als mit Scheinmoral. Die BRD würde keine Sanktionen gegen Russland durchführen und nicht die Söldner der Ukraine mit zweistelligen Milliardenbeträgen finanzieren. Auch wäre eine NATO-Mitgliedschaft unmöglich, wegen der Beistandspflicht im Bündnisfall, die Trump z. B. offen ablehnte. Hinter dieser ganzen kriegshetzenden Scheißmoral stecken entweder Interessen oder speziell bei der Bevölkerung pure Kriegsgeilheit, letztere sogar unter völliger Missachtung eigener Interessen. Nicht umsonst ist Pisstorius der beliebteste Politiker in der BRD. DUMMHEIT KANN TÖDLICH SEIN.

    1. “ Das ist echte Moral, klingt aber unmoralisch. “ Ich möchte das bekräftigen. Moral ist die Grundlage des persönlichen, individuellen Verhaltens. Es hat sich eingebürgert, das für moralisch zu halten, was die Ethik-Kommission empfiehlt. Moral kann sich jedoch nicht durchsetzen ohne die individuelle Bereitschaft, für das eigene Verhalten und die eigenen Vorstellungen gerade zu stehen und sie auch privat und öffentlich zu vertreten. Diese Bereitschaft entwickelt sich nicht auf Grundlage einer ethischen Befehlskette, sondern am Ende einer Kette indvidueller Bewertungen. Ohne diese Bereitschaft funktioniert die den Menschen angeborene Befähigung zur Entwicklung einer verlässlichen, gemeinsamen zivilisierten Moral nicht.
      Mitgefühl oder andere Tugenden sind kein Ersatz für ein am Friedensziel orientiertes gesellschaftliches Handeln. Mit Kriegen verbunden ist eine umfassende Vernichtung der Ergebnisse menschlicher Arbeit, die nicht in meinem Interesse liegt. Deshalb versuche ich meine Kräfte zu mobilisieren, sie zu verhindern.

  7. Der liberale israelische Historiker Yuval Noah Harari hat es aktuell in ZEIT-online am
    19.10.2023 ganz gut auf den Punkt gebracht:

    „Israelis und Palästinenser sind gerade komplett in Leid und Schmerz versunken. Sie sind gerade
    außerstande, das Leid der anderen nachzuempfinden oder anzuerkennen.

    Aber von Außenstehenden, wie etwa Deutschen, erwarte ich: Seid nicht denkfaul. Seid nicht
    emotional faul. Schaut nicht nur auf die eine Seite dieser schrecklichen Realität.

    Damit es Platz gibt für Frieden in der Zukunft. Denn wir können diesen Platz gerade nicht
    einnehmen.“

    (https://www.youtube.com/watch?v=uAizvjJP7tM)

    1. Yuval Noah Harari hat unrecht, wenn er meint, dass sich die Empathie nach einer Auszeit wieder von selber einstellen werde.

      Die meisten Israelis, die sich in diesen Tagen äußern, schreiben, dass der Mainstream in Israel – nicht nur „gerade“ momentan, sondern PRINZIPIELL und STÄNDIG „außerstande (ist), das Leid der anderen nachzuempfinden oder anzuerkennen“.

      Genau dies ist Teil und Ursache des Problems. Auf palästinensischer Seite besteht es ebenfalls, aber der Besatzer müsste die Bedingungen ändern, damit es zu einer gegenseitigen Wahrnehmung der Identitäten kommen kann.

    1. @Garibaldi
      So siehts aus.
      Der panische Sturmlauf der deutschen Lemminge wird immer schneller.
      Und wo er hinführt sollte in letzter Konsequenz bekannt sein.

    2. Gab´s eigentlich auf dem heutigen Territorium der Bundesrepublik Deutschland vor Hitler keine kriegslüsternen Tyrannen, auf die man sich beziehen könnte? Oder tritt da immer der Aspekt „Förderer der Künste und der Architektur“ in den Vordergrund, statt die Erinnerung an die tyrannischen Züge und die unheiligen Bezüge zur Religion? Schon vergessen, dass auch im 19. Jahrhundert einige politisch Verfolgte ihr „Vaterland“ verlassen haben, verlassen mussten… . Oder glaubt man den Amerikanern, dass sie es waren, die 1945 ein neues, ehrenhaftes Deutschland gegründet haben? War ja wohl eher nicht so.
      Auch die Judenvernichtung hat eine Vorgeschichte: Die von britischen Antisemiten mitgetragene gemeinsame Aufrüstung Deutschlands und Großbritanniens gegen den Osten, dessen Agrarflächen ausgebeutet werden konnten. Konnten die Briten ja nicht ahnen, dass ihnen der gemeinsame Versuch in Guernica dann in Coventry auf die Füße fällt. Es gab Verhandlungen zwischen Zionisten und der deutschen Reichsregierung über eine kostenpflichtige organisierte Umsiedlung nach Palästina, dass auch zu diesem Zeitpunkt nicht leer war. Spätere Fortschritte in der britischen Luftangriffsfähigkeit bei Nacht mit „bedauerlichen“ Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung…
      Deutschland hat – wenn man schon ständig auf der „Nation“ herumreitet – eine Geschichte die u. a. begleitet wurde von dem Lied „Lustig, lustig ihr lieben Brüder“… [ https://www.volksliederarchiv.de/lustig-lustig-ihr-lieben-brueder/ ], oder in der Version von Liederjan [ https://www.youtube.com/watch?v=3GdIww1rSDw&ab_channel=Liederjan-Topic ].
      Waren alliierte Luftangriffe menschlicher, sinnvoller, völkerrechtlich legitimer als deutsche? Krieg lässt sich nicht „legalisieren“. Krieg ist von keiner anderen „Vernunft“ geleitet als individuell geplanter Massenmord. Nur hat man sich – demokratisch wie man ist – bei Individuen auf die Sprachregelung „krank“ verständigt. HERRSCHENDE Kranke haben aber immer „gute“ Gründe.

  8. Konflikte!
    Heute als Embryo im Bauch einer Mutter, entstehen häufig die ersten Konflikte zwischen Mann und Frau die das Embryo eventuell wahrnimmt. So setzen sich jegliche weitere Konflikte fort bis zum alten Greis oder Greisin. Zwischendurch werden Bildung oder andere ’nützlichen‘ Dinge ausgetauscht und erzeugt weiterhin Konflikte.
    Der Mensch wie wir ihn kennen lieben und hassen, werden immer Konflikte ausgetragen.
    Leider!
    Vielleicht hatte der Mensch noch nicht die Möglichkeit erhalten, in einem goldenen Paradies auf Erden zu erleben!
    Angeblich ging Jesus in die ‚Hölle‘, um seine ‚himmlischen‘ Weisheiten für spätere Generationen zu manifestieren, nur, man sieht bis dato nur Hölle. Jedes Jahrhundert war geprägt von einem roten See des Blutes. Alle kreierten Philosophien berühren darauf, ein voran geschehene Situation zu bereinigen…, der Mensch ist demnach nicht in der Lage zu einer Erkenntnis zu kommen, Friede!

  9. „Finanzkrise, Klimakrise, Migrationskrise und Corona-Pandemie.“

    Sind keine Krisen, sondern jeweils die Behauptung einer Krise. Es sind Werkzeuge oder wie ich es gerne forumliere Waffen im gesellschaftlichen Umbau. Und alle diese Krisensimulationen kommen aus ein und demselben Besteckkasten.

    Hinzu kommt ziemlich viel Geopolitik bzw. geopolitischer Verteilungskampf. Ein Osama Bin Laden oder Ismail Hanija sind aber keinesfalls Hauptakteure,. Es sind ja Schachfiguren und nicht die Schachspieler. So ist die Hamas nichts, ohne jene die sie finanzieren und ihnen freies Geleit geben.

    Ich empfinde es aber als erheiternd, einerseits zu sagen:

    „Konflikte werden nicht gelöst, indem man möglichst laut und theatralisch Partei ergreift“

    Um dann im kompletten Text das komplette Gegenteil zu tun. Wie ernst der Ruf nach einer fairen Debatte und der Überwindung einer Polarisierung ist, kann jeder halbwegs neutrale Leser unter nahezu jedem Kommentar von mir lesen. In Wirklichkeit ist es im Leben immer so, den Einfluß den die eigene Gruppe nicht hat, den haben die anderen. Und wenn das Stück vom Kuchen für andere größer wird, dann wird der eigene Anteil kleiner. Moskau, und Peking verstehen das und agieren auch so. Was man nach außen verteilt hat man im innern nicht mehr. Und wer der eigenen Herde nimmt, um es einer anderen Herde zu geben ist ein schlechter Hüter und Hirte.

    Vermutlich versteht man das aber nur, wenn man nicht in priviligierten Verhältnissen geboren wurde und weiß, daß es im Leben in Wirklichkeit gar nichts umsonst gibt und jene die sowas behaupten im Grunde nur Scharlatane sind, die einen verführen wollen.

    1. Wie ernst der Ruf nach einer fairen Debatte und der Überwindung einer Polarisierung ist, kann jeder halbwegs neutrale Leser unter nahezu jedem Kommentar von mir lesen.

      Wo doch ein Majestyk ein Sinnbild dieser ist, mußt Du Dich eigentlich immer so schnell enttarnen oder verstehst Du die Ironie des von Dir gesagten gar nicht?

      Vermutlich versteht man das aber nur, wenn man nicht in priviligierten Verhältnissen geboren wurde

      Könnte eine weitere mögliche Erklärung, deines zwanghaften Verhaltens sein. Vielleicht brauchst Du einfach mal ein Hobby, könnte Selbstkochen empfehlen. Vielleicht mal mit dem Buch Meine Thüringer Küche anfangen. 😁

  10. Gruppe 1: Finanzkrise, Klimakrise, Migrationskrise und Corona-Pandemie. Bei diesen Krisen ist es kaum möglich, eine Person oder Personengruppe für die Ursache und den Schaden verantwortlich zu machen.

    Das ist natürlich Quatsch. Der Grund in Gruppe 1 und Gruppe 2 ist immer entweder der Kapitalismus oder die Konkurrenz der Nationen oder beides z.B. Migrationskrise.

    Aber eigentlich ist die Anerkennung dieser verschiedenen Gegenstände als „Krise“ der Nation, um die sich also die Nation zu kümmern hätte, die automatisch die Nation herausgefordert sieht, ideologisch.

    Megakrisen ohne benennbare Verantwortliche sind eine enormer Stresstest für die Gesellschaft und ein idealer Nährboden für Spekulationen und Narrative.

    Das ist natürlich auch Käse. Man kann Gründe ermitteln. Das ist aber etwas anderes als sich bei allem und jedem die Moralfrage zu stellen: Wer ist schuld! Die Moralfrage macht dumm, weil sie von Erkenntnis ablenkt. Den Grund einer Krise zu ermitteln, ist etwas anderes als das Bedürfnis zu befriedigen einen Schuldigen und sei es nur ideell ans Kreuz zu nageln. Die Konsequenz ist nämlich immer nur die Person auszuwechseln. Außerdem ist es ein Vorurteil, weil ja schon vorher feststeht, dass das Personal mal wieder versagt hat.

    „Unschuldige büßen für die Taten der Schuldigen.“

    Stimmt zwar – aber was ist die Konsequenz? Ist die Welt in Ordnung wenn die wirklich Schuldigen bestraft werden? Hat die USA nicht einiges getan, um den Hass der Terroristen auf sich zu ziehen? Wer sind also die Schuldigen oder die Bösen? Die Schurken sind die mit der unterlegenen Gewalt, denen als Mittel nur Terrorakte bleiben. Die Guten sind die mit dem größten Militärpotential der Welt.

    Gegen diesen moralischen Imperativ und seine Entsprechung im geltenden Recht ist selbstredend nichts einzuwenden – sofern der Schuldige zweifelsfrei feststeht.

    Dachte ich mir es doch, dass es auf eine Apologie der Moral rausläuft. Nein – ich hätte da „selbstredend“ einiges einzuwenden, denn das geltende Recht exekutiert ja nicht anderes als die Imperative einer kapitalistischen Gesellschaft und deren Logik und diese ist, falls das immer noch nicht klar sein sollte, barbarisch. Sie killt Millionen und verheizt die Lebenszeit von Milliarden Menschen.

    In solchen Gemengelagen ist der moralische Imperativ des Durchschnittsbürgers überfordert.

    Na ein Glück, dass es überdurchschnittliche Bürger, Überbürger, Superbürger, Berufsbürger, auch Politiker genannt gibt, die dem Durchschnittsbürger sagen wo es lang geht und ihm die komplexe Gemengelage ersparen, damit er nicht überfordert wird.

    „Einzelne Personen mögen zwar verantwortlich für singuläre Ereignisse sein, aber sie können unmöglich verantwortlich für den gesamten Konflikt sein. Wie auch?“

    Na das ist ja super. Konflikt ist also immer eine Gemeinschaftsleistung von Arschgeigen, Arschlöchern und Idioten, weswegen man die einzelnen Drecksäcke auch nicht als Drecksäcke benennen darf. Sehr logisch. Wenn es eine Person wäre. dürfte man sie verantwortlich machen, wenn es ein Kollektivleistung ist nicht! Wirklich?

    „Wie kann man guten Gewissens ein moralisches Urteil fällen, wenn die Gemengelage keinen eindeutigen Schuldigen hergibt?“

    Gäbe die Gemengelage aber einen eindeutigen Schuldigen her, wäre das moralische Urteil in Ordnung? – Nein. Moralisch zu urteilen ist i m m e r verkehrt, weil sich der Urteilende immer mit dem Gemeinwesen ideell gemein macht und ideell nach seinem Verständnis dessen Notwendigkeiten exekutiert. Er affirmiert also bürgerlich kapitalistische Zustände, die notwendig barbarisch sind.

    „Er leugnet nämlich das Ganze.“

    Kommt doch schwer darauf an, was das Ganze ist. Wer ein moralisches Urteil fällt leugnet nicht das Ganze, sondern macht seine Vorstellung vom Ganzen ideell allgemeinverbindlich. Und wenn derjenige z.B. als Politiker die Macht hat, dann dann versucht er seine Vorstellung vom Ganzen auch reell allgemeinverbindlich zu machen.

    Wer in einem komplexen Konflikt Teil der Lösung sein will, muss der Versuchung widerstehen, Partei zu ergreifen.

    Welcher Lösung denn? Der Lösung die Biland sich vorstellt? Das ist idealistischer Quark. Diejenigen, die Partei ergreifen, wollen ihre Interessen durchsetzen. Die wollen gar nichts „lösen“. Biland unterstellt denen ein Anliegen, das sie gar nicht haben. Ihr moralischer Imperativ (wer nicht für uns ist, ist gegen uns) ist der Versuch ihr Interesse durchzusetzen, indem sie es als moralisch gerechtfertigt darstellen. Die brauchen keine Nachhilfe in Konfliktbewältigung.

    Die Welt braucht mehr Menschen, die im Interesse des Friedens keine Partei ergreifen, sondern zum Dialog aufrufen und diesem eine Plattform bieten.

    nein. Die Welt braucht Menschen, die den Kriegstreibern widersprechen und deren Interesse benennen. Gegnerschaft gegen die Kriegstreiber ist angesagt und nicht die Aufforderung zum einem Dialog, den die Kriegstreiber gar nicht wollen.

    „Geld verdient, wer Aufmerksamkeit bekommt.“

    Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Aufmerksamkeit ließe sich auch mit anderen Inhalten herstellen. Die Medien sind nicht nur Geschichtenverkäufer. Sie sind die nationale demokratische Öffentlichkeit. Sie verkaufen vor allem die Geschichte vom Erfolg der Nation und sehen sich als Multiplikatoren des gesamtgesellschaftlichen Willens, den sie zum großen Teil herstellen.

    1. Besten Dank für die freundliche und akribische Rezension meines Textes. Aus ihr spricht ein Menschenbild, das ich in dieser radikalen Form ablehne. Ich zitiere eine typische Krim-Aussage:

      „Moralisch zu urteilen ist i m m e r verkehrt, weil sich der Urteilende immer mit dem Gemeinwesen ideell gemein macht und ideell nach seinem Verständnis dessen Notwendigkeiten exekutiert. Er affirmiert also bürgerlich kapitalistische Zustände, die notwendig barbarisch sind.“

      Sie stimmen mir sicherlich zu, dass Sie und ich und viele hundert Millionen andere Menschen in bürgerlich kapitalistischen Zuständen leben. Ich bin nicht sicher, ob alle diese Menschen Ihre Ansicht teilen, dass diese Zustände „barbarisch“ seien.

      Insofern scheint mir Ihre Kritik über weite Strecken ideologisch aufgeladen, hyperrational und reichlich abstrakt. Und auch ein bisschen oberlehrerhaft.

      1. Also Sie lehnen die „ Radikalität“ ab weil viele hundert Millionen Menschen im Kapitalismus leben und nicht alle ihn barbarisch finden? Ja die Nutznießer sicherlich nicht und die vielen Millionen übriggebliebene dürfen / sollen sich dann mit moralischen feel- good Häppchen das Leben schönreden aber bitte nicht zu dolle, weil Parteilichkeit der Moral ja auch wieder abträglich ist. Dann lieber „Dialog“ und „Plattform“ so wie es sich für Insassen kapitalistischer Gemeinwesen gehört, wobei wir dann wieder bei den Häppchen wären. Es ist zum Haare raufen. Bilands Antwort auf Krim zeigt mustergültig woran es krankt.

      2. Na ja. Die Freundlichkeit war keine Absicht. Freundlichkeit oder Unfreundlichkeit ist eine Kategorie über die ich mir keine Gedanken beim Kritisieren mache. Da versuche ich sachlich zu sein.

        Noch eine kleine Bemerkung, die eigentlich auch für Sie nicht ganz unbekannt sein dürfte. Die Ansicht von Menschen entscheidet nicht über die Objektivität von Verhältnissen. Ob die Menschen in der Mehrzahl g l a u b e n oder denken, dass die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse barbarisch sind oder nicht, ist ein Argument für nichts. Wahrheit wird nicht durch Mehrheiten oder Wahlen bestimmt, sondern dadurch ob sie die Sache trifft.

        „Insofern scheint mir Ihre Kritik über weite Strecken ideologisch aufgeladen, hyperrational und reichlich abstrakt. Und auch ein bisschen oberlehrerhaft.“ Ja, wenn man nach dem Schein geht, kann man sich auch mal irren. Nein, Moralkritik ist Ideologiekritik und daher der Versuch Moralideologie zu bekämpfen, weil sie verkehrt ist. Sie drehen das postmodern um und behaupten glatt, und das völlig argumentlos, die Kritik von Ideologie sei „ideologisch aufgeladen“. Ich kann das nur als Diskreditierung zur Kenntnis nehmen, weil es ja nicht begründet wurde. „abstrakt“ ist sowieso kein Vorwurf, weil das Denken nunmal notwendig in abstrakten Begriffen von statten geht. Ein Einwand wäre es nur dann, wenn die Abstraktion verkehrt wäre. Das müsste dann aber eine Begründung nach sich ziehen. „Hyperrational“ ist so ähnlich wie superschwanger. Entweder rational oder nicht rational, aber ein zuviel an Ratio ist keine Kritik. Und „oberlehrerhaft“ ist nur eine subjektive Wahrnehmung von Kritik, die ja notwendig wie ein Lehrer auf Fehler beim Denken aufmerksam macht. Insofern kann man jede Kritik als Oberlehrerhaft denunzieren.

        Insofern nehme ich mit Bedauern zur Kenntnis, dass ihnen an einer sachlichen Auseinandersetzung nicht gelegen ist.

        1. „Ob die Menschen in der Mehrzahl g l a u b e n oder denken, dass die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse barbarisch sind oder nicht, ist ein Argument für nichts. Wahrheit wird nicht durch Mehrheiten oder Wahlen bestimmt, sondern dadurch ob sie die Sache trifft.“

          Sie meinen, eine absolute Wahrheit zu vertreten, Krim, und Sie verachten die subjektive Wahrheit der Individuen. Also ob Krim als göttliches Wesen allein entscheidet, was ein Mensch „zutreffend“ glauben und denken darf. Wer die subjektive Wahrheit der Menschen verachtet, verachtet die Menschen. Das war schon immer das Problem von Ideologen. Sie halten ihre Weltsicht für absolut zutreffend und lassen daneben nichts gelten.
          Sie irren sich ganz grundlegend, werter Krim. Die absolute Wahrheit existiert nicht. Wer sein kapitalistisch-kleinbürgerliches Leben per Saldo für gut hält, kann mit Ihrer absoluten Wahrheit nichts anfangen. Wie kommen Sie dazu, ihm einzureden, sein Leben sei barbarisch? Was fällt Ihnen ein?
          Es ist leider immer zwecklos, sich mit Ideologen Ihres Schlags sachlich auseinanderzusetzen. Wer Menschen verachtet, weil sie anders glauben und denken als Sie, ist in meinen Augen ein arroganter Fatzke. So kam bei mir auch Ihre Rezension rüber. Das Attribut „freundlich“ war natürlich ironisch gemeint.
          Trotz allem sehe ich hinter Ihren Gedanken ein aufrichtiges Bemühen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das ist zu respektieren. Aber Sie werden keinen Erfolg damit haben, wenn Sie sich zum Gott der absoluten Wahrheit aufspielen und Menschen, die mit ihrer Welt zufrieden sind, verachten. Denn genau das tun Sie, wenn Sie das Glauben und Denken der Menschen als irrelevant taxieren.

          1. „Sie meinen, eine absolute Wahrheit zu vertreten, Krim, und Sie verachten die subjektive Wahrheit der Individuen. „

            Also verachten tue ich nur die Kriegstreiber, die wissen, dass sie über Leichen gehen. Eine „subjektive Wahrheit“ ist ein contradictio in adjecto. Wiederlegt sich also selbst. Ist es subjektiv, kann es sich maximal um einen Standpunkt, Meinung, Ansicht handeln. Nicht um Wahrheit, also das objektive Sein der Dinge. Und verachten tue ich Ansichten keineswegs, weil sie subjektiv sind. „Absolute Wahrheit“ ist ein Pleonasmus, ein weißer Schimmel. Es gibt nur wahr oder nicht wahr, schwanger oder nicht schwanger. Es gibt nicht „absolut schwanger“ oder ein bisschen schwanger. Und ja, ich gehe davon aus, dass das was ich sage stimmt, wie das jeder andere vernünftige Mensch auch tut. Und ich bin sogar dazu bereit für meine Ansicht mit Argumenten zu streiten. Offenbar im Gegensatz zu ihnen. Sie wollen sich nicht streiten und stellen mich lieber als eine Art göttlichen Supertyrannen dar, der alleine entscheiden will, was die Wahrheit ist. Was natürlich eine ziemlich üble Diskreditierung darstellt, da ich meine Ansichten ja explizit von der Richtigkeit meiner Argumente abhängig mache, wogegen sie noch nicht einmal dazu bereit sind diese Argumente zu diskutieren. Lieber unterstellen Sie mir eine Homelandermäßige (The Boys) Agenda.

            Sie irren sich ganz grundlegend, werter Krim. Die absolute Wahrheit existiert nicht.

            Auch diese Ansicht widerlegt sich selbst. Wenden Sie doch mal diese Aussage auf sich selbst an. Also: Soll das jetzt die objektive Wahrheit sein, dass die objektive Wahrheit nicht existiert? Na wenn die objektive Wahrheit nicht existiert, ist die Aussage offensichtlich nicht objektiv wahr. Ist diese Aussage dagegen nur ihre subjektive Ansicht, dann brauch ich mich ja nicht darum zu scheren. Glauben Sie halt was sie wollen.

            „Wer sein kapitalistisch-kleinbürgerliches Leben per Saldo für gut hält, …“

            Davon gibt es aber nicht allzu viele. Alle meckern und jammern, bloß ziehen sie die falschen Schlüsse, wie sie zum Beispiel, der immer noch mehr Moral einfordert und denkt die Welt krankt an einem Mangel an Moral, statt an den tatsächlichen Interessen z.B. von kapitalistischen Unternehmern und neoliberalen Politikern.

            „Wie kommen Sie dazu, ihm einzureden, sein Leben sei barbarisch?“

            Also die Barbarei muss ich niemandem einreden, die ist Fakt. z.B. im Fleischwolf Ukraine, im Gazastreifen, und der zunehmenden Armut hierzulande. Man muss schon beide Augen zudrücken und die Ohren verstopfen, um davon nichts mitzukriegen.

            „Wer Menschen verachtet, weil sie anders glauben und denken als Sie, ist in meinen Augen ein arroganter Fatzke.“

            d.h. Sie verachten mich als arroganter Fatzke, Sie arroganter Fatzke? (ihre Logik, nicht meine)

            „Das Attribut „freundlich“ war natürlich ironisch gemeint.“

            Ach danke, hab ich mir eigentlich schon gedacht – wollte aber nochmal explizit widersprechen, um Missverständnissen vorzubeugen.

            „Aber Sie werden keinen Erfolg damit haben, wenn Sie sich zum Gott der absoluten Wahrheit aufspielen und Menschen, die mit ihrer Welt zufrieden sind, verachten.“

            Na ein Glück, dass ich nicht dem Zerrbild entspreche, dass sie von mir zeichnen, dann besteht ja noch Hoffnung.

            „Denn genau das tun Sie, wenn Sie den Glauben und das Denken der Menschen als irrelevant taxieren.“

            Jetzt muss ich Sie leider doch mal dazu auffordern genau zu lesen und mir nicht jeden Mist unterzuschieben, bloß weil Sie diesen dann leichter kritisieren bzw. diffamieren können. Ich sagte nicht der Glauben oder das Denken der Menschen sei irrelevant. Ich sagte Meinungen, also die subjektive Stellung zu einer Sache, entscheidet nicht darüber was wahr ist. Die Wahrheit bemisst sich eben nicht an dem Verhältnis, das ein Subjekt zu einer Sache einnimmt, sondern daran ob eine theoretische Aussage über einen Gegenstand seine Bestimmungen trifft.

            1. Also gut, einigen wir uns darauf:
              Es ist Ihre Meinung, dass die große Mehrheit der Menschen im Westen in barbarischen Zuständen lebt.
              Das heisst nicht, dass es die Wahrheit ist. Ist ja nur Ihre Meinung. Sie können Ihre Behauptung nicht belegen.
              Die Wahrheit kann man nur durch wissenschaftliche Forschung eruieren. Das wäre in diesem Fall ein Mammut-Projekt, dessen Ergebnis in dem Moment zu Staub zerfällt, wo es feststeht. Denn die Lebensbedingungen von hunderten von Millionen Menschen ändern sich laufend.
              Damit bleibt Ihre Behauptung auf ewig unbelegt und für die Wahrheitsfindung belanglos. Sie bleibt aber auf jeden Fall Ihre persönliche subjektive Wahrheit, denn Sie sind ja felsenfest davon überzeugt, dass Ihre Meinung zutrifft.
              War nett, mit Ihnen zu filosofieren.

              1. Nein tut mir leid, dass wir uns nicht darauf einigen können, dass es sich nur um eine Meinung handelt, denn ich habe Argumente und Sie wollen keine Gegenargumente anführen. Wir einigen uns doch nicht v o r dem eigentlich Streit, der mit Argumenten geführt wird auf ihre Ansicht. Das könnte ihnen so passen und das lasse ich ihnen nicht durchgehen. Wenn sie sich auf was einigen wollen dann streiten Sie gefälligst mit Argumenten für ihre Sache, wie es sich sich gehört im Leben und auch in der Wissenschaft.

                „Sie können Ihre Behauptung nicht belegen.“ Freilich kann ich meine Behauptung belegen, dass kapitalistische Verhältnisse barbarisch sind. Genaugenommen ist das sogar evident, ich habe Beispiele genannt. Eigentlich müssen Sie belegen, bei der erdrückenden Beweislage, dass der Kapitalismus k e i n barbarisches Gesellschaftssystem ist.
                „Die Wahrheit kann man nur durch wissenschaftliche Forschung eruieren.“ Sie argumentieren wie die Zigarettenindustrie oder wie die von der fossilen Energieindustrie finanzierte Klimaleugnerszene. Da kann ein Zusammenhang noch so eindeutig auf der Hand liegen, dann fordern Sie eine Studie, die das zweifelsfrei nachweist. Reine Ablenkung, Nebelgranaten. Haben Sie ihren Marx nicht gelesen? Der hat das in drei Bänden wissenschaftlich bewiesen. Das pfeifen seit 150 Jahren die Spatzen von den Dächern, aber Herr Biland fordert „wissenschaftliche Forschung“ und weigert sich gleichzeitig beharrlich auch nur e i n inhaltliches Argument anzuführen. Stattdessen Denunziation und methodische Geklapper.

                „Denn die Lebensbedingungen von hunderten von Millionen Menschen ändern sich laufend.“ Ja – zum schlechteren nämlich. Die Verhältnisse werden immer noch barbarischer.

                „Damit bleibt Ihre Behauptung auf ewig unbelegt“ Ich habe im Gegensatz zu Ihnen Belege angeführt. Diese wurde von ihnen ignoriert um weiterhin die Mär von der unbelegten Behauptung verbreiten zu können. Und genau das ist der Unterschied zu einer subjektiven Wahrheit, die sowieso ein Widerspruch in sich ist. Der Gläubige braucht keine Beweise. Sein Glaube beweist sich geradezu darin, dass die Realität ihn nicht erreicht. Denn ein Beweis macht den Glauben ja überflüssig.

                Solange vom Gegenüber keine Gegenargumente kommen, habe ich ja keine Veranlassung von meiner Ansicht abzurücken. Wie gesagt sie müssten sich schon dazu herablassen ein paar inhaltliche Gegenargumente aufzufahren. Dieses methodische postmoderne relativistische Geplapper nervt mich schon seit 30 Jahren. Aber Leute wie Sie werden nicht klüger, die verbreiten ihre demokratischen Dogmen bis sie in die Kiste springen.

                1. Der Marxismus ist auf jeden Fall die humanere Ideologie. Darum hat sich historisch auch der Kapitalismus durchgesetzt. Sogar in China.
                  Werter Krim, haben Sie sich schon einmal überlegt, warum die Welt ist, wie sie ist?
                  Vielleicht lassen Sie die theoretischen Argumente mal kurz beiseite und hinterfragen Ihre Vorstellung von Humanität. Menschen wollen nicht dem Kollektiv dienen, sondern in erster Linie sich selbst, und wenn einem Kollektiv, dann einem kleinen. Die schlimmsten Verbrechen passieren immer, wenn man die Menschen verführt oder zwingt, einem großen Kollektiv zu dienen. Das ist unnatürlich. Menschen fühlen sich am wohlsten als Individuen in überschaubaren Gruppen. Der Dienst am großen Kollektiv ist eine Erfindung von Größenwahnsinnigen, die nach Macht über große Territorien streben.

          2. Darum hat sich historisch auch der Kapitalismus durchgesetzt. Sogar in China.

            Aua, soviel Unwissen ist ja schon Körperverletzung. Jedenfalls die geistige Entsprechung davon. Als hätte jemals der Marxismus ernsthaft mit dem Kapitalismus gerungen. China und die SU hatten nicht viel marxistisches an sich. Die haben sich nur auf Marx berufen.

            haben Sie sich schon einmal überlegt, warum die Welt ist, wie sie ist?

            Eigentlich gehe ich davon aus, dass ich nichts anderes tue. In jedem Post und in jeder politischen Äußerung.

            „Vielleicht lassen Sie die theoretischen Argumente mal kurz beiseite…“

            Ähm…nein. Auch nicht kurz.

            „…und hinterfragen Ihre Vorstellung von Humanität.“

            Ich habe keine Vorstellung von Humanität, weil Humanität eine Moralvorstellung ist, die genauso falsch ist wie jede Moral.

            Menschen wollen nicht dem Kollektiv dienen, sondern in erster Linie sich selbst, und wenn einem Kollektiv, dann einem kleinen.

            Auch das ist leider kontrafaktischer Blödsinn. Die Welt ist aufgeteilt in Nationen und was ist eine Nation anderes als ein Kollektiv. Klar wollen die Menschen dem nationalen Kollektiv dienen und zwar zu 99,9% und die Größe spielt dabei überhaupt keine Rolle. Es geht doch nicht um Kollektiv oder nicht Kollektiv. Menschliches Zusammenleben geht seit Urzeit nur im Kollektiv. Es geht um den Inhalt des Kollektivs, es geht um das Verhältnis des Einzelnen zum gesellschaftlichen Kollektiv.

            „Die schlimmsten Verbrechen passieren immer, wenn man die Menschen verführt oder zwingt, einem großen Kollektiv zu dienen.“

            Oje. Klar doch, die Deutschen im Nationalsozialismus wurden alle gezwungen oder verführt. „Ich bin es nicht, Adolf hitler ist es gewesen.“ Das böse große Kollektiv ist schuld. Was ist denn „groß“? Monaco gut – USA, Russland, China – böse. Was ist mit Kanada und Australien – gut oder böse, Brasilien – gut oder böse. Oder hat es nicht vielleicht doch eher was mit dem Inhalt des Kollektivs zu tun? z.B. Deutschland als Vaterland der arischen Herrenrasse, das durch ein volkszersetzendes Antivolk bedroht ist, das deshalb ausgelöscht werden muss. Aber solche Gedanken vergessen wir gleich wieder und folgen stattdessen Bilands viel eingängierer Theorie, klein – gut, groß – böse.

            „Das ist unnatürlich.“

            Der in Wirklichkeit ein Naturalismus ist, der nach dem gleichen Muster funktioniert, wie der Rassismus der Nazis. Na klar. Der Herr Biland ist ja auch ein intimer Kenner der menschlichen Natur, die er in umfangreichen Studien und wissenschaftlichen Abhandlungen ermittelt hat und deshalb ganz genau weiß, dass die kleinen überschaubaren Zusammenhänge den Menschen einfach in den Genen liegen, von Natur aus.

            Der Dienst am großen Kollektiv ist eine Erfindung von Größenwahnsinnigen, die nach Macht über große Territorien streben.

            Seltsamerweise folgen die normalen Menschen immer den Größenwahnsinnigen, statt sie in die Irrenanstalt zu sperren, und das obwohl sie sich in kleinen Zusammenhängen am wohlsten fühlen, weil sie von Natur aus eben so gestrickt sind. Das heißt dann wohl, dass die Normalen freiwillig ständig gegen ihre Natur verstoßen, wenn sie den Größenwahnsinnigen folgen. Was sie ja eigentlich gar nicht können, weil das in ihrer Natur nicht angelegt ist. Es könnte natürlich auch sein, dass das Bilandsche Postulat vom natürlichen Wohlfühlcharakter kleiner Kollektive einfach nur ausgedachter Blödsinn ist.

            1. „Ich habe keine Vorstellung von Humanität, weil Humanität eine Moralvorstellung ist, die genauso falsch ist wie jede Moral.“

              Klar haben Sie eine Vorstellung von Humanität: Barbarei.

              Sie können dem Leben nichts abgewinnen. Ein vom Leben enttäuschter Marxist endet tragisch im Nihilismus. Der Nihilist sitzt dann stundenlang vor dem Bildschirm, um sich Satz für Satz an Autorentexten abzuarbeiten, die noch einen Hauch von Lebensbejahung verströmen. Alles muss negiert werden, ganz pedantisch, damit möglichst nichts mehr übrig bleibt, was an ein positives Menschenbild erinnert. Wenn einem selbst das Positive im Leben abhanden gekommen ist, will man auch nichts Positives mehr im anderen sehen. Dann ist alles Krieg – Bürger gegen Bürger, Klassen gegen Klassen, Nationen gegen Nationen. Krims krude Kriegswelt.

              Es war mir eine Freude, Sie zu inspirieren. Jetzt ist es aber höchste Zeit, mich zu verabschieden. Bitte verpassen Sie meinen nächsten Artikel nicht.

              1. Nein. Ich habe ein Urteil über das Ideal von Humanität, das sich andere machen. Ich selbst halte keine allgemein menschlichen Werte hoch. Auf so ein Ideal kommt jemand auch nur deshalb, weil die Realität nicht dem Ideal entspricht. Sonst bräuchte man ja nicht nach Humanität streben. Die Welt ändert man aber nicht indem man sie ignoriert und sie stattdessen dazu auffordert sich vom Ideal der Humanität leiten zu lassen. So eine Aufforderung ist reine Vernebelung. Man will sich nämlich sparen, die tatsächlichen Interessen, die zur Verletzung von Menschen führen, zur Kenntnis zu nehmen und sie zu kritisieren. Gegnerschaft ist angesagt nicht Gutmenschentum. Die Forderung nach Humanität ist immer nur der Zuckerguss auf den Verhältnissen. Er deckt die bittere Realität mit einem ausgedachten schönen Schein zu, um die Barbarei verschwinden zu lassen. Und wehe es wagt einer am Zuckerguss zu kratzen, dann ist er ein Nihilist, oder ein Größenwahnsinniger mit Gottkomplex. Dass sich beides widerspricht macht nichts aus. Und nein Humanismus ist nicht Lebensbejahung. Es ist das passende Narrativ zur Barbarei, was man an z.B. an der Grünen und anderen studieren kann.

                Moral ist immer nur die Verwandlung der eigenen Interessen in Gesetze eines übergeordneten Kollektivs. Moral soll die eigenen Interessen nicht als parteilich Interessen zu den eigenen Gunsten erscheinen lassen, sondern als Regeln zum Wohle aller. Das ist die ideologische Leistung von Moral. Sie lügt das Interesse um in gute Gründe, sie rechtfertigt partikulare Interessen.

                „Krims krude Kriegswelt.“ Sprachlich schön, aber falsch. Den Krieg und die Nationenkonkurrenz hab ich mir nicht ausgedacht, weil ich angeblich so mies drauf bin – beides gibt es lieber Biland. Den Klassengegensatz gibt es lieber Biland. Die Konkurrenz im gesellschaftlichen Leben, Bürger gegen Bürger, Arbeiter gegen Arbeiter usw. die gibt es nicht nur, die wird auch in einem fort in Wettbewerben aller Art überhöht und so zum Genuss aufbereitet. Alles ist als Konkurrenz organisiert. Fussball, singen, backen, kochen, nackig sein, sich verabreden, wohnen usw. sie brauchen nur das TV einschalten und schon sehen sie dass „Krims krude Kriegswelt“ R e a l i t ä t ist. Es ist schon ein bisschen seltsam, dass sie mir den Zustand der Welt als Ausfluss meines Geistes aufbürden wollen. Oben haben sie meinen angeblichen Gottkomplex noch kritisiert, jetzt behaupten sie glatt, die Welt richte sich nach meiner „nihilistischen“ Vorstellung von ihr. Das ist dann doch zu viel der Ehre. 🙂

          3. „haben Sie sich schon einmal überlegt, warum die Welt ist, wie sie ist? Vielleicht lassen Sie die theoretischen Argumente mal kurz beiseite und hinterfragen Ihre Vorstellung von Humanität.“

            Kommt denn aus derlei „Überlegungen“ außer nutzlose Beliebigkeit noch was Anderes raus, wenn sich ein jeder ohne ein einziges theoretisches Argument, „die Welt“ nach Gusto zurecht spinnen und auch hier aufschreiben kann?
            Außer beliebiges Meinen kommt dabei überhaupt nix rum, wie du (siehe Zitat unten) ja vorbildlich vorturnst, wo du den Willen „des Menschen“ (die Angeb. kollektive Abneigung gegen „große Kollektive“) mal eben als Ausgeburt einer bestimmenden Natur in die Welt SETZT.
            Das ist nicht nur deswegen eine so krachend dumme und biologistische Ideologie, weil gerade ein Großteil des dienenden Menschenmaterials in den großen nationalen Kollektiven des Westens geradezu versessen zu sein scheint, jedes Opfer frank und frei anzunehmen, das ihnen ihre nationalen Kollektive gerade abverlangen, das mögliche Ableben als menschliche Schutzschilder ihrer staatlichen Befehlshaber inbegriffen:

            „Menschen wollen nicht dem Kollektiv dienen, sondern in erster Linie sich selbst, und wenn einem Kollektiv, dann einem kleinen. Die schlimmsten Verbrechen passieren immer, wenn man die Menschen verführt oder zwingt, einem großen Kollektiv zu dienen. Das ist unnatürlich. Menschen fühlen sich am wohlsten als Individuen in überschaubaren Gruppen. Der Dienst am großen Kollektiv ist eine Erfindung von Größenwahnsinnigen, die nach Macht über große Territorien streben.“

            Frag dich lieber mal warum die Staatsbürgerliche Moral in der bürgerlichen Welt so ist wie sie ist, wo ein jeder fast immer auch will was er soll. Ausnahmen bestätigen die Regel.

            1. @Phineas:
              Ich kann natürlich nicht für die Deutschen sprechen, aber wir Schweizer sind jetzt nicht „geradezu versessen, jedes Opfer frank und frei anzunehmen, das uns unser nationales Kollektiv gerade abverlangt“.
              Nein, wir reissen uns nicht um die Opferrolle. Im Gegenteil. Wir schauen darauf, dass es uns gut geht. In einer direkten Demokratie hat man da gewisse partizipative Machtinstrumente.
              Wahrscheinlich sind wir anders als die Deutschen.
              Wahrscheinlich habe ich mich bei dieser „krachend dummen biologistischen Ideologie“ (Zitat Phineas) zu sehr von meinen weitgehend erfreulichen Erfahrungen als Schweizer inspirieren lassen.

              1. Ich belass es mal bei zwei Literaturtipps eines von mir geschätzten Schweizer Autors und Aktivisten. Die Verlinkung auf seinen manipulierten Wiki-Eintrag verkneif ich mir:

                Jean Ziegler: Ändere die Welt! Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen. C. Bertelsmann, München 2015, ISBN 978-3-570-10256-5.

                Jean Ziegler: Wie herrlich, Schweizer zu sein. Erfahrungen mit einem schwierigen Land. Penguin, München 2017, ISBN 978-3-328-10234-2.

                1. Ich schätze Jean Ziegler sehr. Er hat in vielem recht. Die Schweiz ist alles andere als perfekt. Das war schon vor der starken deutschen Zuwanderung so.

    2. @ Krim
      „Die Welt braucht Menschen, die den Kriegstreibern widersprechen und deren Interesse benennen. Gegnerschaft gegen die Kriegstreiber ist angesagt und nicht die Aufforderung zum einem Dialog, den die Kriegstreiber gar nicht wollen.“
      Zustimmung.
      Dir ist aber schon klar, dass bisher in der Geschichte letztendlich die Gegnerschaft real in ein mögliches Selbstopfer mündet in historischen Lagen, wo die Herrschaft mit dem Rücken zur Wand steht, oder? Bei massiertem Einsatz von Wasserwerfern oder Gummigeschossen dürfte am 25. meine aktive Gegnerschaft ein Ende haben. Es sei denn es finden sich größere Menschenmengen für Sitzstreiks. Vermute ich jetzt mal. Obwohl ich nicht zu Mutmaßungen bezüglich zukünftiger Lagen meiner eigenen Person neige. Jede Demo ist eine neue Demo.

      1. Gegnerschaft und Märtyrertum sind verschiedene Dinge. Wenn es einem an den Kragen geht hält man das Maul – Ist doch klar. Sich zu opfern ändert die Verhältnisse ja auch nicht, wenn der Gegner übermächtig ist und die Gewaltkonkurrenz von vornherein schon entschieden. Kämpfe ohne Erfolgsaussicht braucht man nicht zu führen. Gegnerschaft besteht nicht nur darin auf Demos zu gehen.

          1. Der Inhalt ändert sich nicht. Nur der Adressat. Wenn man die Gewaltkonkurrenz nicht gewinnen kann, muss man sich neue Verbündete suchen, solange bis man die Kräfteverhältnisse zu den eigenen Gunsten verändert hat. Das kann zwar dauern, aber „Das ist der Weg“ (The Mandalorien)

            Sich zu opfern, ist eine Opposition ohne Folgen. Aussichtlose Kämpfe zu führen um sich selbst treu zu bleiben, bringt nur dem eigenen Selbstbild etwas. Andere Wege der Gegnerschaft zu finden und zu erproben, halte ich für die bessere Konsequenz.

    3. @ Krim …………….. @ Guido Biland

      R a n d b e m e r k u n g

      Es bleibt ja nicht ganz aus, dass man manchmal den Disput zwischen anderen etwas verfolgt. Zu Ihrer Debatte nur eine kurze Anmerkung:

      Die Kategorien „OBJEKTIV“ und „SUBJEKTIV“ sauber unterscheiden zu können, ist unverzichtbar für jede geistige Beschäftigung mit den Dingen der Welt.

      Ein Gespräch zwischen zwei Menschen, bei dem der eine auf die Gewinnung von möglichst viel objektiver Erkentnis aus ist – und es dem anderen in erster Linie darum geht, den Gesprächspartner von seiner eigenen subjektiven Einschätzung / Wertung zu überzeugen, ist überflüssig und bringt nur Verdruss.

      Nun will ich Sie aber nicht weiter stören.
      Gruß

      1. Die Frage ist halt, wer ist wer. Biland will ja nicht überzeugen, denn wer überzeugen will, muss auch ein paar Begründungen und Argumente anführen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung verweigert Biland aber. Die „Überzeugungsarbeit“ von Biland sieht so aus, dass er mich als arroganten Oberlehrer oder Fatzke oder Spinner mit Gottkomplex charakterisiert.

          1. Nein keine Selbstbeurteilung, sondern ihre Aussage zugegeben noch etwas zu wohlwollend zusammengefasst. Ich zitiere, da der Kurzeitgedächtnisverlust offenbar mehr und mehr um sich greift:

            „Sie meinen, eine absolute Wahrheit zu vertreten, Krim, und Sie verachten die subjektive Wahrheit der Individuen. Also ob Krim als göttliches Wesen allein entscheidet, was ein Mensch „zutreffend“ glauben und denken darf. Wer die subjektive Wahrheit der Menschen verachtet, verachtet die Menschen.“

            Dabei ist „Spinner mit Gottkomplex“ noch eine harmlose Charakterisierung dieser Zeilen. Richtiger wäre: Größenwahnsinniger Spinner, der sich für ein Gottwesen hält, das meint dem niederen menschlichen Gewürm vorschreiben darf, was es zu denken und zu glauben hat.

      2. Danke für Ihre Randbemerkung.

        Wenn es denn wirklich um die Gewinnung von möglichst viel objektiver Erkenntnis ginge. In dieser Hinsicht war dieser Disput so fruchtlos wie ein verkohlter Baumstrunk. Was Dispute mit Ideologen immer sind.

        Sind Sie Europäer? Dann leben Sie in einer Barbarei. Sagt Krim. Ich kenne Sie nicht, aber ich nehme an, dass Sie das anders sehen. Und falls Sie das anders sehen, sagt Krim, dass Ihre Sichtweise keine Rolle spiele, weil die Barbarei ein Fakt sei, DIE Wahrheit. Krim weiss das, weil angeblich alle Menschen jammern und überall Kriege stattfinden. Er nennt das „Argumente“.

        Ich hoffe, dass Krim beim nächsten Einkauf im angenehm geheizten Supermarkt nicht von einer Horde wilder Kannibalen übermannt wird. Im Kapitalismus lauert ja hinter jeder Ecke eine weitere Barbarei!

        1. Oh je Biland. Die Barbarei kommt nicht vom Kontinent, sondern vom Kapitalismus, der ja ein Gesellschaftssystem ist, indem es um die Vermehrung von abstrakter vergegenständlichter Arbeit als Selbstzweck in den Händen einer Klasse geht. Allein die Beschaffenheit des Reichtums in dieser Gesellschaft ist barbarisch. Denn der Reichtum ist reine Ausbeutungspotenz. Er ist Mittel in den Händen der Kapitalistenklasse, um sich die Mehrarbeit der großen Masse der Menschheit anzueignen. Ihre ganze Lebenszeit ist für nicht anderes vorgesehen als Ausbeutungsmaterial, Melkkuh, für Mehrarbeit zu sein, die sich die herrschende Klasse aneignet. Die Menschheit ist Ausbeutungsvieh und sonst nichts und das ist nun mal Barbarei.

          Kennzeichnend dass sie sich eine Horde Kannibalen im Supermarkt vorstellen müssen, aber nicht auf den Gedanken kommen, dass die Erhöhung der Lebensmittelpreise um das Doppelte jetzt schon die Reproduktion vieler Menschen verunmöglicht. Das ist Barbarei. Ihre Kannibalenhorde ist ein Witz.

      3. Jaja und blabla……..
        ich lese dummerweise solche Zwiesprache zwischen Krim und Biland genauso wie die Zwiesprache zwischen Majestyk und wem auch immer, und es ist nur selten , aber zuweilen tatsächlich doch, weiterführend. Die einen Dispute und ihr jeweiliger Wortlaut sind meist extrem peinlich und sim
        pel, während hier die Intellektualität (???) vermeintlich höhere Wahrheiten vermitteln soll. Und hey, manchmal lese ich tatsächlich Lehrreiches.
        Der Quatsch von wegen Objektives und Subjektives ist jedoch leider erneut eher simpel, weil sobald etwas vermeintlich Objektives „übermittelt“ wird, wird es zu etwas komplett Subjektivem, dessen Vermittlung wiederum zu etwas neuem Subjektivem führt etc.pp. Wahrnehmung, Lektion 1. Usw.
        Soviel zum Thema, man müsse die Kategorien Objektiv und Subjektiv sauber unterscheiden.
        Danke für Eure Auseinandersetzungen hier im Forum. Sie sind zumindest VERGLEICHSWEISE hilfreich, auch wenn sie hier nix zu suchen haben. Vermeintlich (?) hochintellektuelles und überkanditeltes, weltfernes, immer mal wieder aber auch zutreffendes Geschreibsel vs. erschreckendes und einfach strukturiertes Geschreibsel auf niederem Niveau, also ohne Niveau, von anderen Foristen, die sich hier immer wieder Gefechte liefern.
        Noch einmal Danke all jenen, die mir seit Monaten Stoff liefern für das, was ich zu sagen bzw. zu schreiben habe.
        Aber danke auch für all das, was ich hier in diesem Forum gelernt habe, und das ist nicht wenig. Es gibt einige wenige hier, die mir fast wie Freunde vorkommen oder die ich schätzen gelernt habe.
        Aber prioritär ging es mir tatsächlich um den Umgang miteinander. Und auch in dieser Hinsicht habe ich jede Menge gelernt.
        Jaja, alles jetzt themenfremd, aber irgendwohin muss ich es schreiben.
        Beste Grüße, k.

  11. Ein richtig guter Artikel, Herr Biland!

    Die Kritik, die Sie hier in einem Teil der obigen Leserbriefe einstecken mussten, bestätigt im Grunde Ihre eigene Sicht: Parteinahme über alles.

    Natürlich ist es so, wie Sie sagen: Alle größeren Konflikte sind sehr komplex.
    So komplex, dass wir als Außenstehende vom Ganzen sowieso fast immer nur einen Teil erkennen können und daher fehlerhaft urteilen. Und vorschnell außerdem!
    Da ist es oft ist das Beste, erst mal gar nichts zu sagen und ansonsten auf Beruhigung und diskreten Ausgleich zu setzen.

    Diese Komplexität nicht sehen zu wollen bzw. nicht sehen zu können, dürfte einerseits daraus resultieren, dass manch einer kognitiv überfordert ist, sich aber trotzdem unbedingt positionieren will oder aber andererseits daraus, dass das Denken bzw. Fühlen(!) in moralischen Kategorien alles andere im Hirn überschwemmt.

    Vielleicht spricht daraus auch die Sehnsucht bzw. die Illusion, dass es im gesellschaftlich-politischen Bereich überhaupt so etwas wie das Gute, das Wahre, das Schöne, das Anständige in reinerer Ausprägung geben könnte. Aber kann es das geben? In Wirklichkeit ist doch alles, spätestens ab einer gewissen Machtetage – und meistens auch schon darunter – im Hinblick auf gut und böse vielfältig durchmischt.
    Das Leid der Puristen und der Manichäer, die so gern dualistisch denken.

    Das anzuerkennen, ist aber desillusionierend, es könnte hoffnungslos machen, wenn es darum geht, die „Welt zu retten“ oder das Gute auf der Welt auszubreiten.

    Und in den Zeiten einer tiefgreifenden Säkularisierung und des Durchsickerns des Nihilismus in alle Ebenen und Bereiche der Gesellschaft drängt es jene, die darunter leiden, teils noch mehr als ohnehin schon dazu, das von ihnen zum Guten Erklärte vehement oder regelrecht aggressiv zu verteidigen. So, als ob man dadurch „die Welt retten“ könnte oder den Nihilismus aufhalten vermöchte …
    So entstehen dann leicht allerlei Ersatz- und Zivilreligionen. Es gibt ja heute mehrere nebeneinander …

    Deshalb dann der ständige Drang, sich zu entscheiden, sich zu positionieren – und sei es auch nur deshalb, damit andere es sehen. Das kann dann mitunter auch zu einer Art von Eitelkeit werden: Den anderen demonstrieren, dass man weiß, wer die „Guten“ und wer die „Bösen“ sind und dass man selbst zu den „Guten“ hält. Im Grunde manchmal dann nur der Drang, irgendwo dazuzugehören, nicht einsam zu sein in der überkomplexen heutigen Welt der unwirtlichen Städte.

    Naturgemäß werden Menschen mehr Mühe haben, diese ständige Durchmischung von Gut und Böse anzuerkennen und hinzunehmen, wenn sie hohe ethisch-moralische Standards und Ziele verinnerlicht haben.
    Und zweitens, wenn ihnen die Verankerung in geistig-spirituellen Bereichen fehlt, sodass die Verbesserung der hiesigen Welt für sie zur unumgänglichen und alternativlosen Aufgabe gerät – zumindest solange, wie sie nicht ins rein egoistische und opportunistische Suchen des eigenen Vorteils abgleiten.

    In der Folge haben wir heute entweder die verzweifelten Moralisten, die ständig bemüht sind, leidenschaftlich Partei zu nehmen und auf der anderen Seite die prinzipienlosen Mitmacher und egoistischen Profiteure.
    Natürlich gibt es auch noch andere Gruppen, aber sie sind kleiner, unscheinbarer, gleichen den „Stillen im Lande“.

  12. Mein Gott, was für ein ahistorischer, undialektischer Blödsinn. Als gäbe es die Möglichkeit, sich als Unbeteiligter zu den Konflikten der Zeit zu verhalten. Jeder einzelne Mensch ist mittendrin. Und also geht es zuerst darum, seine eigene Interessenlage zu erkennen. Diese an den Interessenlagen der Kontrahenten reflektieren, und man weiß, welche Seite obsiegen sollte. Die Seite, wo die eigenen Interessen sich wiederfinden. Im ach so finsteren Sozialismus nannte man das Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit. Der Philosoph Habermas spricht äquivalent von Erkenntnis und Interesse. Unter Friedensforschern wird die Formel gebraucht Objektivität und Positionalität. Alle kennen das Problem. Man ist als Mitglied der Gesellschaft gleichzeitig Forscher und Forschungsobjekt. Alle kennen das Problem. Nur nicht der Autor.

    1. „Als gäbe es die Möglichkeit, sich als Unbeteiligter zu den Konflikten der Zeit zu verhalten.“

      Ich hoffe doch sehr, dass Eberhard Wetzig neben seiner Beteiligung an allen Konflikten der Welt noch genug Zeit hat, einer Beschäftigung nachzugehen und die Freizeit zu genießen, ganz dialektisch, natürlich.

      1. Man kann sich auch gedanklich beteiligen. Da die Verhaltensmuster der Kontrahenten sehr gleichförmig sind, ist ein Beschäftigen eher eine leichte Übung. Wenn ich weiß, was ich selber will, wird es noch einfacher, sich zu positionieren. Ein Vormittag würde reichen.

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