Die Niederlande wählten: Geert Wilders großer Verlierer

Wahlbüro im Rathaus in Delft. Bild: Vera de Kok/CC BY-SA-4.0

Fünf Parteien kämpften um Platz 1. Regierungsbldung wird schwierig. Wie geht es weiter?

Im Sommer stürzte Geert Wilders, Parteichef und formal einziges Mitglied der Partei für die Freiheit (PVV), die niederländische Regierung . Seiner Meinung nach hatte die rechts-konservative Koalition zu wenig gegen Migration getan. Seine geschassten Koalitionspartner reagierten, man sei auf gutem Weg zu strengeren Gesetzen gewesen.

Jetzt haben die Wählerinnen und Wähler bei den vorgezogenen Neuwahlen entschieden: Nach einem kurzen, aber harten Sommerwahlkampf steht Wilders als großer Verlierer da. Laut den Exit-Polls kommt die PVV nur noch auf 25 der 150 Sitze in der Zweiten Kammer in Den Haag. Das wären gerade noch 17 Prozent. Damit wäre die Partei nicht länger die größte Fraktion im Parlament.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Überraschender Gewinner ist die bürgerlich-linke D66. Bei den letzten Wahlen 2023 wurde sie für ihre Zusammenarbeit in der letzten Regierung unter Mark Rutte und seiner konservativ-liberalen VVD abgestraft und kam nur noch auf neun Sitze beziehungsweise 6 Prozent. Laut den Hochrechnungen hat sie ihr Ergebnis jetzt auf 27 Sitze oder 18 Prozent verdreifacht.

Damit würde sie erstmals in der Geschichte die größte Fraktion stellen. Sie wäre dann auch der erste Ansprechpartner für die Regierungsbildung.

Die beiden nächstgrößten Parteien sorgten auch für Überraschungen, doch in entgegengesetzten Richtungen: Dem Zusammenschluss von Grünlinks und Partei für die Arbeit (GL-PvdA) unter Führung des Europapolitikers Frans Timmermans war in den Umfragen ein stabiles Ergebnis oder sogar Zugewinn vorhergesagt worden. Jetzt scheinen es aber nur noch 20 statt 25 Sitze zu werden, beziehungsweise 13 Prozent. Noch am Wahlabend zog der 64-jährige Timmermans Konsequenzen und gab den Parteivorsitz auf.

Anders als vorhergesagt wird der VVD ihre Regierungsbeteiligung offenbar nicht zum Verhängnis: Auch wenn die Rutte-Nachfolgerin Dilan Yeşilgöz im Wahlkampf patzte und zunehmend unter Druck geriet, verteidigt die Partei ihre 23 bis 24 Parlamentssitze (16 Prozent).

Doch damit ist das Kopf-an-Kopf-Rennen noch nicht abgeschlossen. 2023 war die christlich-konservative CDA durch ihr früheres Mitglied Pieter Omtzigt und dessen Aufdeckung eines Rassismusskandals schwer beschädigt worden. Nach nur noch fünf Sitzen scheint sie jetzt auf knapp viermal so viele zu kommen, nämlich 19 beziehungsweise 13 Prozent.

Whistleblower Omtzigt hatte 2023 mit der neu gegründeten Rechtsstaatspartei Neuer Gesellschaftsvertrag (NSC) aus dem Nichts 20 Sitze (13 Prozent) ergattert. Inzwischen hat sich der Mann wegen Burn-out aus der Politik zurückgezogen. Dem NSC bleibt wahrscheinlich keiner der Sitze erhalten. Sie dürfte jetzt so schnell wieder aus dem Parlament verschwinden, wie sie vor zwei Jahren eingezogen ist.

Regierungsbildung

Auch wenn die bürgerlich-linke D66 der große Gewinner und die rechtspopulistische PVV der große Verlierer ist, ist das Wahlergebnis insgesamt immer noch als eher rechts einzuordnen. Wilders‘ Lieblingsthema Migration ist zwar immer noch sehr wichtig, scheint aber nicht mehr die alles beherrschende Bedeutung zu haben. In etwa gleichbedeutend damit waren für die Wählerinnen und Wählern nun die Themen Wohnen und Gesundheit.

Welche Regierungskoalition – im neuen Parlament in Den Haag dürften wegen der fehlenden Wahlhürde wieder 15 Parteien vertreten sein – sich damit bilden lässt, ist allerdings noch ein Rätsel: Von links gedacht kämen D66 und GL-PvdA zusammen nur auf 47 Sitze, während 76 für eine Mehrheit nötig sind. Selbst mit den 19 Sitzen der christlich-konservativen CDA fehlten immer noch zehn. Dass die fehlenden Sitze von der VVD kommen, ist wegen deren Spannungsverhältnis mit den Grünlinken schwer vorzustellen.

Denkt man dasselbe von rechts, kämen D66, VVD und CDA auf 69 Sitze. Zum Regieren wären auch das zu wenige. Dass die relativ neue, von manchen als rechtsradikal gesehene JA21, mit neun Sitzen die größte der Kleinparteien, unter bürgerlich-linker Führung ins Boot geholt wird, erscheint unwahrscheinlich. Und mit Geert Wilders will eigentlich keine der anderen großen Parteien zusammenarbeiten.

So viel ist aber klar: Es wird – abgesehen von einer Minderheitsregierung – wieder eine Koalition aus mindestens vier Parteien geben müssen. Das dürfte komplizierte Sondierungen bedeuten und verspricht nicht unbedingt eine stabile Regierung. Wenn D66 die größte Fraktion bleibt und die Führungsrolle übernimmt, wird man ihren erst 38-jährigen Parteichef Rob Jetten wohl zum neuen Ministerpräsidenten des kleinen Nachbarlands Deutschlands im Westen küren.

Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen am Donnerstagmorgen stehen D66 und PVV mit jeweils 16,7 Prozent und 26 Sitzen im Parlament gleichauf. Die Bürgerlich-Linke führt mit nur noch etwas mehr als 2000 Stimmen vor der Wilders-Partei. Da letztere trotzdem als großer Verlierer dasteht und niemand wirklich mit der PVV reagieren will, ändert das nichts am Ergebnis der Analyse.

 

Stephan Schleim

Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie. Sein Schwerpunkt liegt in der Erforschung von Wissenschaftsproduktion und –kommunikation. Schleim ist Autor mehrerer Bücher zu Neurowissenschaften, Psychologie und Philosophie.
Bild: Elsbeth Hoekstra
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54 Kommentare

  1. mmh, den Satz verstehe ich als mit der niederländischen Politik nicht vertrauter Leser nicht:

    „…formal einziges Mitglied der Partei für die Freiheit (PVV)…“

    1. Kein Problem. Es ist eine Partei mit nur einem Mitglied: Geert Wilders. Die anderen sind nur eine Art Gäste.

      Sie erinnern sich vielleicht an die Diskussion, dass das BSW die Mitgliedschaft beschränkte, um eine Übernahme der Partei zu verhindern. Wilders hat in diesem Sinne die maximale Vorsicht gewählt.

          1. d.h. er wählt die Leute auf seiner Liste nach Futdünken aus und findet doch noch Leute die für ihn die Kärnerarbeit des Wahlkampfes machen? Oder hat er genug Geld /Sponsoren um für alles Agenturen beauftragen zu können

            1. Es gibt natürlich auch in den Niederlanden Parteienfinanzierung, wahrscheinlich in Abhängigkeit der Ergebnisse bei den nationalen und europäischen Wahlen. Außerdem erhalten die Mandatsträger Diäten.

              Meiner Erinnerung nach wird immer wieder kritisiert, dass die Finanzen bei der PVV nicht transparent sind. Wenn Sie das näher interessiert, sollten Sie das selbst online recherchieren.

    2. Die Niederlande sind ja noch eine Monarchie mit Demokratischer Muppets Show*, da gibt’s eben auch die Möglichkeit einer Ein-Mann-Partei, allgemein als Diktatur bekannt.

      *Siehe auch die Nexperia China Chips

  2. Nichts Neues in der kapitalistischen „Demokratie“. Es wird solange koaliert, bis es passt. Es ist in den Niederlanden so wie überall in der EU. Auch wenn mit Wilders koaliert würde – auf die BRD bezogen, mit der AfD – ändern würde sich gar nichts. Das lässt das Kapital nicht zu. Dem Volk wird suggeriert, es hätte eine Wahl, und dann…….. immer und immer wieder dieselbe Scheiße.

      1. Die selbstgewählte Knechtschaft, das Individuum entscheidet sich freiwillig für die Knechtschaft und unterwirft sich einer Autorität, um ein bestimmtes Ereignis zu erzielen.

        Um Höriger Untertan zu sein, den das Fell für die Trommel, Liefern sie selber.

    1. Solche Ergebnisse werden halt mit denen der letzten Wahlen verglichen. Das ist in Deutschland auch nicht anders. Darum bedeuten 25 Prozent für z.B. die AfD auch etwas anderes als für die SPD oder CDU/CSU.

      Ich glaube, dass die Leute nach fast 20 Jahren Geert Wilders und seine PVV mit als Hauptthema „Anti-Islam“ inzwischen auch zunehmend langweilig finden. Die im Text angedeutete neue rechte Partei JA21 könnte man im Auge behalten.

  3. Könnte man die Niederlande nicht einfach vom Geheimdienstchef regieren lassen? Ach, das macht man sowieso schon? Hendrikus „Dick“ Schoof regiert seit dem Sommer 2024 das Land … und war vorher der Chef von AIVD und NCTV. So eine Art „holländischer Putin“ …

    1. Man kam auf ihn, nachdem andere Kandidaten ausgeschieden waren. Und ich glaube, man war froh, überhaupt jemanden zu finden, der sich das unter diesen Bedingungen (z.B. permanent von Wilders provoziert zu werden, obwohl man eigentlich zusammen regierte) überhaupt antat. Er wird wahrscheinlich erleichtert sein, wenn er das Amt endlich an den Nächsten übergeben kann. Er wirkt auf mich auch zunehmend gestresst und verbraucht.

      1. Nun ja, gerade wegen dieser durchaus zutreffenden Gesamteinschätzung und auch der Worte über die Vorgängerregierung von Rutte, halte ich Neubers Artikel für gelungen.
        Damit ist ja nichts über Ihren Text gesagt.

        Wieso zu spät? Neuber bezieht sich ja nicht auf Wilders frühere politische Präsenz, sondern auf seinen großen Wahlerfolg von 2023. Sie haben natürlich recht, dass das Versagen der bürgerlichen Parteien schon lange anhält.

        Die Wählerverluste bei Wilders sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass er – warum auch immer – politisch viel weniger bewegt hat es sich viele Wähler zuvor erhofft hatten. Seine Taktiererei scheint ihnen unklar geblieben zu sein. Darüber wissen Sie vermutlich mehr.

        1. Also ich habe jetzt noch ein zweites Mal einen Blick darauf geworfen und kann vor allem Allgemeinplätze erkennen: Rutte hat das Land „in die Krise“ regiert und an seiner Macht festgehalten? Na ja. Könnte man über Deutschland, Frankreich usw. etwas anderes sagen?

          Und Wilders, Wilders, Wilders… Als ob es keine anderen Entwicklungen hier in den Niederlanden gäbe. Ein Blick auf die anderen rechten Parteien wäre viel aufschlussreicher gewesen, wie Forum für Demokratie (FvD) oder JA21. Die haben beide stark gewonnen, größtenteils durch Leute, die 2023 Wilders‘ PVV gewählt haben.

          Wilders hat hier überhaupt nichts zu sagen, nähert sich dem Rentenalter, hat keine Regierungsoptionen und nach 20 Jahren langweilen die Leute sich zunehmend über ihn.

        2. @ Wolfgang Wirth:
          Ich muss Herrn Schleims Wertung des neuberschen Artikels als von „Allgemeinplätzen“ durchsetzt unterstützen.
          Eigentlich ist Harald Neuber sowieso nicht mehr…, wie sagt man noch so schön: Er ist sowieso nicht mehr satisfaktionsfähig, seitdem er bei dieser Zensurgeschichte bei Telepolis die Feder geführt hat.
          Mit Recht könnte man zwar sagen, auch so jemand kann durchaus mal einen guten und richtigen Artikel schreiben, aber auch schon vor der Zensuraktion ist mir nie ein Artikel von Neuber untergekommen, den ich wirklich gut fand. Irgendwas war an denen immer komisch und unecht. Auf den ersten Blick erschienen manche seiner Artikel oft vernünftig und ich dachte: „Joah, so kann man schon denken“. Doch bei näherer Betrachtung waren seine Artikel immer windelweich, sie bezogen zwar Position, aber die war irgendwie immer austariert, nach allen Seiten abgesichert und irgendwie moderat. Aber nicht moderat, weil er das selber so dachte, sondern aus Kalkül.
          Das ist anders als bei Florian Rötzer, der wirkt auch oft moderat, bringt die Sicht aller Seiten ins Spiel, betont das Sowohl-als-Auch. Aber Rötzer ist das auch, der denkt wirklich so und das kann man ihm abnehmen. Und das ist auch eine besondere Qualität von ihm.
          Was Neuber wirklich denkt, das kommt aber nie wirklich zum Vorschein. Nach meinem Dafürhalten taktiert der vor allem, er transportiert irgendwelche Meinungen, die ihm zu irgendwas nützlich sein können. Aber ein engagierter Journalist ist der nicht. Der ist ein Karrierist.

          Natürlich ist sowas wie in den folgenden Zitaten aus dem Artikel nicht falsch:

          Wilders’ Aufstieg ist kein Zufall, sondern die direkte Konsequenz des Versagens der bürgerlichen Parteien. Sie haben es versäumt, auf die Sorgen großer Teile der Bevölkerung angemessen zu reagieren. Statt die Probleme der Migrationspolitik offen anzusprechen und sozialverträgliche Lösungen zu entwickeln, wurde das Thema jahrelang kleingeredet oder ignoriert.

          Und:

          Die Politik hat es versäumt, Migration mit echter Integration zu verbinden. Stattdessen entstanden Parallelgesellschaften, soziale Brennpunkte wurden vernachlässigt, und die Mittelschicht fühlte sich zunehmend unter Druck gesetzt. Wilders’ radikale Forderungen – Asylstopp, Grenzschließungen, Massenabschiebungen – locken den politischen Gegner aus der Reserve, aber sie treffen bei vielen Niederländern einen Nerv.

          Aber sowas kann man heute problemlos sagen, das sind schon Allgemeinplätze und es ist windelweich.

          1. @Two Moon

            Guten Morgen,

            Sie schreiben ja im Wesentlichen über Herrn Neuber …

            Ach wissen Sie, für Linke hat die Frage, WER etwas sagt, von jeher eine besondere Bedeutung – vermutlich deshalb, weil sie sich immer „auf dem Wege“ wähnt, sich stets fragt, ob jemand nun Bündnispartner oder Gegner ist … und daher meist in der Kategorie „wir“ und „ihr“ denkt.

            Das ist mir fremd. Für mich zählt nur, ob das Gesagte stimmt – und WER es sagt, ist völlig irrelevant.
            Den Herrn Neuber kenne ich gar nicht, der interessiert mich nicht, aber wenn er was Richtiges sagt, dann sagt er eben was Richtiges.

            Herr Schleim schreibt:
            „Ein Blick auf die anderen rechten Parteien wäre viel aufschlussreicher gewesen, wie Forum für Demokratie (FvD) oder JA21. Die haben beide stark gewonnen, größtenteils durch Leute, die 2023 Wilders‘ PVV gewählt haben.“

            Das bestätigt ja meine Annahme, dass Wilders solche Wähler enttäuscht hast, weil er zu viel taktiert und nicht geliefert hat.

            Da nicht zu vermuten ist, dass die neue Regierung die Gründe beseitigt, die in den Niederlanden die Wähler zu einer der sog. Rechtsparteien treibt, dürfte sich deren Anteil ebenso wie anderswo mittelfristig erhöhen.

            1. Guten Morgen Herr Wirth.

              Ich finde Sie tun mir unrecht. Zunächst einmal: Ich bin nicht links, nicht mal nach Ihrer Definition.
              Insofern habe ich auch keine Bündnispartner und wir-und-ihr schon mal gar nicht.

              Ich sage selber, dass selbst so jemand wie Neuber theoretisch einen guten und richtigen Artikel schreiben kann. Allerdings habe ich einen solchen von ihm noch nie gelesen.
              Es ist mir nicht wichtig WER einen Artkel schreibt, sondern WARUM, mit welcher Motivation oder Absicht dahinter. Das betone ich doch extra. Insofern muss ich Ihre Kritik zurückweisen.

              Wenn man die Motivation außen vorlässt und sich nur auf das Gesagte konzentriert, gerät man schnell in die Situation Leuten auf den Leim zu gehen oder sich dienstbar zu machen für deren Zwecke, ohne es vielleicht zu merken.
              Deswegen würde ich solch windelweiche Artikel wie die von Neuber nicht als gute Ergänzung ansehen.

              Dem zweiten Teil Ihres Posts kann ich jedoch zustimmen. Dass Wilders zu viel taktiert und nicht geliefert hat, ist allerdings der normale Gang der Dinge. Das dürfte auch in Zukunft öfter der Fall werden, wenn ähnliche Parteien, wie die Seine, in anderen europäischen Ländern Wahlen gewinnen. So funktioniert halt das System.

              1. @Two Moon

                Geschenkt, okay.
                Sie erstaunen mich jetzt allerdings etwas, denn ich würde Sie schon als „irgendwie“ links (früher sagte man „undogmatisch links“) einschätzen.

                Letztlich sind mir die Niederlande ziemlich egal. Ein Land, das mich überhaupt nicht näher interessiert. Schon allein, dass da alles so flach ist … ! (Ich meine die Landschaft!)

                1. @ Wolfgang Wirth

                  Ich gebe zu, man könnte mich manchmal für „links“ halten, aber ich passe am Ende in keine der linken Fraktionen, die es so gibt. Wahrscheinlich ist auch die Mehrheit meiner Einstellungen zu bestimmten Dingen mehr mit irgendwelchen linken Fraktionen kompatibel, als mit rechten, konservativen oder mainstreamartigen.
                  Dennoch trennt mich einiges von Linken. Ich habe zum Beispiel überhaupt nichts mit linker Theorie am Hut. Mit dem allzu rationalen Materialismus vieler linker Strömungen kann ich auch nichts tun. Ein Bestehen auf absoluter Gleichheit halte ich ebenso für unsinnig, usw, usw.

                  Stimmt, die Niederlande sind, rein landschaftlich gesehen, ziemlich häßlich, außer in der Ecke, in der ich wohne. Die nennt man in der Tat, ein wenig augenzwinkernd „Niederländische Schweiz“. Dieses Süd-Limburg ist wirklich schön, besonders jetzt im Herbst (das habe ich, glaube ich , schon mal erwähnt).
                  Weil ich aber quasi an der Grenze wohne interessieren mich die Niederlande schon.
                  Diese Wahl jedoch ist in der Tat ziemlich uninteressant und wohl letztlich auch mehr oder weniger unwirksam, so wie die meisten Wahlen heutzutage.

                  1. Stimmt, die Niederlande sind, rein landschaftlich gesehen, ziemlich häßlich.

                    Dieses Verdikt von Ihnen – und die noch stärker parochiale Sichtweise Herrn Wirths – kann so nicht stehen gelassen werden. Am allerwenigsten sollte man das Ganze zur Norm erheben. Zumal Niedersachsen, wo Herr Wirth laut eigener Aussage lebt, größtenteils nicht minder flach ist. Vielleicht wohnt er aber auch in einer Hütte auf dem Brocken, wer weiß das schon…

                    Tagesaktuell wie Niedersachsen-mäßig passend:

                    Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
                    Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
                    Dort sammelt sich der große Hauf,
                    Herr Urian sitzt oben auf.
                    So geht es über Stein und Stock,
                    Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

                    Wie auch immer. Fakt ist: Die Niederlande sind – für den, der sich das Sehen und seine anderen Sinne bewahrt hat – eine landschaftlich durchaus reizvolle Gegend. Nur ein paar Beispiele:

                    1️⃣Ihre Nordseeküste mit den kilometerlangen feinen Sandstränden und traumhaften Dünen. Herrliche Wattlandschaften mit zauberhaftem Gezeitenspiel und lange nicht gehörten Tierstimmen. Gerade bei Sonnenuntergang oder Sturm einfach wunderbar zum Abschalten und Genießen. Muscheln sammeln, dabei den Wind und / oder Regen im Gesicht spüren, die Salzluft schmecken, Möwen und Seehunde hören, die Natur fühlen… frei sein. Mensch sein.

                    2️⃣ Die Veluwe – Hollands größter Wald. Ein einzigartiges Naturschutzgebiet voll sanfter Hügel und gerade im August traumhaft gefärbter Heideflächen. Mit Hirschen und allerlei anderen Wesen und Pflanzen, die der Stadtmensch längst vergessen hat. Ebenso wie die Sterne, die man dank des Lichtdoms ja dort gar nicht mehr sieht. Und für Kunstinteressierte gibt es noch das Kröller-Müller-Museum.

                    3️⃣ De Biesbosch – mit seinen Schilflabyrinthen, Weidenwäldern, Bibern, Eisvögeln und anderen. Ein mystischer Ort, geradezu verwunschen und jetzt im Herbst bei Nebel auch etwas gruselig. Droste-Hülshoff lässt grüßen:

                    O schaurig ist’s über’s Moor zu gehn,
                    Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
                    Sich wie Phantome die Dünste drehn
                    Und die Ranke häkelt am Strauche

                    Und es gibt auch jede Menge Städtchen, die einen ganz eigenen Charme erhalten haben – Edam, De Rijp, Gulpen… oder fragen Sie doch mal bei Herrn Schleim an, der kann bestimmt auch noch ein paar touristische wie gerade nicht von Touristen überlaufene Ecken nennen…

                    Wie viele davon haben Sie besucht, gespürt und erlebt? Wie viele Herr Wirth?

                    Davon abgesehen:

                    Ein Bestehen auf absoluter Gleichheit halte ich ebenso für unsinnig

                    Keine ernsthafte linke Gruppe steht „für absolute Gleichheit“ oder die angedichtete Gleichmacherei. Das sind rechte Tropen, bewusste Verkürzungen. Gezielt induziert, um Feindbilder zu schaffen. Es geht nicht darum alle Menschen zu normen oder uniform zu machen – um das zu verstehen, wäre die Kunde so mancher linken Theorie freilich durchaus hilfreich. 🤷‍♂️

                    Und auch mit Materialismus können viele Linke wenig anfangen. Just do your research.

                    1. Also Signore Altlandrebell, ich habe die Niederlande per Auto, per Moped und per Fahrrad bereist, alles mehrfach. Und ich muss sagen, langweiliger ist nur das Rheinland zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf, weil großflächig entkernt und seiner Kohle beraubt und mit Agrarsteppen wieder aufgeforstet.
                      Die Niederlande haben auch schöne Ecken, aber die sind rar gesät.
                      Und wenn man eine Abneigung gegen Flachland hat, die ich durchaus teile, ist das schon arg bei den Käsköppen.

                      Dass Sie und Wolfgang Wirth, ihr beide die absolute Definitionshoheit über das linkssein habt (jeder auf seine Weise), will ich gar nicht mehr anzweifeln, dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade 😉
                      Im Ernst, ich habe auf die Schnelle nur ein paar Tendenzen genannt, wo ich mit vielen Strömungen nicht übereinstimme. Natürlich gilt das nicht für alle Strömungen, denn es gibt ja so viele. Lt. W. Wirth ja noch viel mehr.
                      Ich kapituliere! 🙂

                    2. @ Two Moon

                      ich habe die Niederlande per Auto, per Moped und per Fahrrad bereist, alles mehrfach.

                      An die Nordseeküste oder ins Veluwe haben Sie es nicht geschafft? 😎

                      Und ich muss sagen, langweiliger ist nur das Rheinland zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf, weil großflächig entkernt und seiner Kohle beraubt und mit Agrarsteppen wieder aufgeforstet.

                      Kein Wunder, dass die Holländer Ihre Gegend nach dem Krieg annektieren wollten. Sieht alles gleich aus, ne? 😂

                      Doch wenn es da drüben so langweilig war – wieso reist man dann mehrfach hin? Ist das so ein kranker Fetisch von Ihnen? Manche suchen lost places, Sie suchen boring places? 🤣

                      Die Niederlande haben auch schöne Ecken, aber die sind rar gesät.

                      Kommen Sie mal nach Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt oder Südhessen und Sie erleben Gegenden, die nur Ecken haben. Ohne jegliche Schönheit, außer man ist Freddy-Krueger-Versteher. Gerade die Exkohlebaugebiete drieben oder die „Zone des Schreckens“ F-DA-MA-LU-PF. Heidelberg, das landauf landab als „romantisch“ vermarktet wird, hat aus Mitleid mit den kriegszerbombten Nachbarn jede Menge Bausünden und Bausündenstadtteile hochgezogen und sein barockes Postkarten-Stadtbild ruiniert. Von Stuttgart will ich gar nicht anfangen. Es wäre besser gewesen, die hätten damals die Stadt und ihr Umland verbuddelt, anstelle des Bahnhofs… Und natürlich Nürnberg. Das einzig schöne an Nürnberg ist doch das Dürerhaus, der Rest ist Reichsparteitagsgelände und Bausünden mit 50er „Charme“…

                      Bevor jetzt 20 Einschriften kommen, die mir – vergeblich – den Liebreiz von Stuttgart, Heidelberg und Ludwigshafen (eine Bausünde, die sich als Stadt tarnt) zu vermitteln versuchen: das ist nur meine ästhetische Wahrnehmung. Verglichen mit solchen Gegenden und ihrem Umland scheint mir Holland zumindest sehr patent. Sandstrand und sonstige Naturschauspiele haben die genannten zumindest nicht zu bieten.

                      Und wenn man eine Abneigung gegen Flachland hat, die ich durchaus teile, ist das schon arg bei den Käsköppen.

                      Ziehen Sie doch in die Alpen oder nach Norwegen… 🤣 Oder in den Spessart. 😉

                      Dass Sie und Wolfgang Wirth, ihr beide die absolute Definitionshoheit über das linkssein habt

                      Ich habe gar nichts, ich habe mich nur wieder einmal an Verallgemeinerungen gestört. Ich mag es nicht, wenn man herumnormiert. Demgemäß harke ich eben ein, wenn Holland als „hässlich / langweilig / Käsland“ geeicht wird. Oder Sie postulieren, „die“ Linke stünde „für absolute Gleichheit“. Vielleicht meinten Sie aber auch die Linkende? Nun, dass die alle gleich machen will, das kann sein…

                      PS: Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen – Wilders hat ein starkes Jungfrau-Stellium (Sonne, Venus, Uranus, Pluto in Jungfrau), den Mond in Widder und ansonsten dominieren in seinem Geburtshoroskop Erde und Kardinales.

                    3. @ Altlandrebell:

                      An die Nordseeküste oder ins Veluwe haben Sie es nicht geschafft?

                      Bin fast die ganze Nordseeküste runter gefahren. Die Veluwe habe ich nur gestreift, als ich in der Nähe von Apeldoorn war, ist aber ewig her, da war ich 17.
                      Obwohl viel häßlicher, zugebauter und kleiner, mag ich die Nordseeküste in Belgien lieber. Die Holländer sind mir zu geldgeil, uniform und calvinistisch (Das ist allerdings im katholischen Südlimburg ziemlich anders). Die Belgier tendeziell lässiger, das Savoir-vivre dort ist einfach besser.

                      Kein Wunder, dass die Holländer Ihre Gegend nach dem Krieg annektieren wollten. Sieht alles gleich aus, ne? 😂

                      Von mir aus hätten sie das tun können. Wäre ich jetzt halt Holländer.
                      Aber in der Tat hat es lange gedauert bis die Holländer ihren Groll gegen die Deutschen wegen der Besatzung langsam verloren haben. Das hat man auch hier an der Grenze öfter mal deutlich zu spüren bekommen. In Belgien viel weniger, obwohl die nicht weniger Grund gehabt hätten.

                      Doch wenn es da drüben so langweilig war – wieso reist man dann mehrfach hin? Ist das so ein kranker Fetisch von Ihnen? Manche suchen lost places, Sie suchen boring places? 🤣

                      Ich habe einfach etwas länger gebraucht bis ich die Hoffnung verloren hatte, dachte immer irgendwo muss es da doch noch was Nettes geben.
                      Im Ernst, Holland ist nah, und als junger Mensch mit wenig Geld war das eine der wenigen Optionen, auch um schnell ans Meer zu kommen.
                      Ich muss aber auch sagen, dass all meine Hollandreisen schon sehr lange zurückliegen. Außer hier im Grenzgebiet, wo ich sehr viel Zeit in Südlimburg verbringe, habe ich aus benannten Gründen keine Lust mehr gehabt dieses nicht allzu reizvolle Land weiter zu bereisen.

                      Ziehen Sie doch in die Alpen oder nach Norwegen… 🤣 Oder in den Spessart. 😉

                      Oh Weh der Spessart. Dahin gabs mal ne Klassenfahrt mit dem deutsch-nationalen Konrektor unsere Schule. Schlesienvertriebener. Menschlich ganz ok, aber seine extrem sentimentalen Ausbrüche wegen des Verlustes von Schlesien – er hatte dafür extra den Geschichtsuntericht für einige Stunden gekapert, obwohl er kein Geschichtslehrer war – haben uns Jugendliche doch extrem befremdet um nicht zu sagen abgestoßen.
                      (Habe ich, glaube ich, schon mal erzählt)

                      Zum Thema zurück. Hohe Berge müssen es nicht sein. Ich liebe großzügig geschwungenes Hügelland wie z.B. in Lothringen oder auch hier angrenzend in Ostbelgien und Südlimburg.

                      Ich habe gar nichts, ich habe mich nur wieder einmal an Verallgemeinerungen gestört. Ich mag es nicht, wenn man herumnormiert. Demgemäß harke ich eben ein, wenn Holland als „hässlich / langweilig / Käsland“ geeicht wird. Oder Sie postulieren, „die“ Linke stünde „für absolute Gleichheit“. Vielleicht meinten Sie aber auch die Linkende? Nun, dass die alle gleich machen will, das kann sein…

                      Nana, Sie wissen doch aber, dass man eine allgemeine Tendenz, z.B. Holland ist langweiliges Flachland, was zu 90% stimmt, auch mal einfach sagen kann, ohne es bis ins Kleinste auszudifferenzieren müssen.
                      Jeder normale Mensch weiß dann, dass ich damit natürlich nicht meine dass alles in Holland nur hässlich ist. Selbstverständlich vermutet man, dass hier dieser Tendenzaussage noch eine differenzierter Sicht verborgen sein könnte.

                      Zu den Linken: Ich spreche doch extra noch von „vielen linken Strömungen“ bei denen ich Materialismus und Gleichmacherei wahrnehme und nicht von „Den Linken“. Ich habe doch klar ausgedrückt, dass es sehr viele linke Strömungen gibt, je nachdem wer gerade meint das definieren zu müssen. Und ich habe nur ein paar Aspekte angesprochen. Jedenfalls passe ich zu keiner dieser Strömungen.

                      PS: Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen – Wilders hat ein starkes Jungfrau-Stellium (Sonne, Venus, Uranus, Pluto in Jungfrau), den Mond in Widder und ansonsten dominieren in seinem Geburtshoroskop Erde und Kardinales.

                      Grob verallgemeinernd kann man sagen, dass Jungfrau = Korinthenkacker bedeutet und weil er auch noch die Venus da drin hat, korinthenkackt er auch bei seinen menschlichen Beziehungen. Kein charmanter Typ.
                      Könnte man auch positiver ausdrücken, aber er ist doch ein pöser Rechter.

                      Das Jungfrau-Stellium können Sie gleich vergessen. Uranus braucht 7 Jahre um von einem Zeichen ins andere zu wechseln, Pluto 12-30 Jahre, gilt also für eine ganze Generation. Aussagekraft auf das Individuum bezogen = 0
                      Erde und Kardinales = Starrsinn. Oder positiv ausgedrückt: Er hat noch Bodenhaftung und innere Festigkeit.
                      Mond im Widder: Sieht sich emotional als Einzelkämpfer (Einmann-Partei), vor allem auch als Kämpfer. Kann gut regenerieren und nach einer Niederlage wieder schnell aufstehen.

                      Gute Nacht!

                    4. Obwohl viel häßlicher, zugebauter und kleiner, mag ich die Nordseeküste in Belgien lieber.

                      Das war vor über 100 Jahren schon so. Und auch Zweig schrieb ja in Die Welt von Gestern, dass die Rheinländer am liebsten an den belgischen Nordseeküste badeten:

                      Auch in Le Coq, dem kleinen Seebad nahe bei Ostende, wo ich zwei Wochen verbringen wollte, ehe ich wie alljährlich Gast in dem kleinen Landhause Verhaerens war, herrschte die gleiche Sorglosigkeit. Die Urlaubsfreudigen lagen unter ihren farbigen Zelten am Strande oder badeten, die Kinder ließen Drachen steigen, vor den Kaffeehäusern tanzten die jungen Leute auf der Digue. Alle denkbaren Nationen fanden sich friedlich zusammen, man hörte insbesondere viel deutsch sprechen, denn wie alljährlich entsandte das nahe Rheinland seine sommerlichen Feriengäste am liebsten an den belgischen Strand.

                      Zweig ist dann auf dem Rückweg übrigens mit dem letzten Zug über den (damaligen) Grenzbahnhof Herbesthal nach Deutschland reingekommen.

                      Die Holländer sind mir zu geldgeil, uniform und calvinistisch.

                      Gut, dass Sie alle Holländer kennen! 🤣

                      Ich hatte einen in der Klasse, der hatte nie Geld, war zwar in Reli immer bei uns Protest-Tanten, aber ohne Missionartrieb und alles andere als uniform. Eigentlich interessierte er sich nur für Frauen, seinen Gameboy und Surfen. 🤷‍♂️

                      In Belgien viel weniger, obwohl die nicht weniger Grund gehabt hätten.

                      Vom Überfall, über Rotterdam (14.05.1940) bis zum Hongerwinter… also das war mehr als nur Groll und dieser obendrein sehr verständlich. Hinzu kam, dass die Kollaboration (Stichwort: NSB!) in den Niederlanden stärker ausgeprägt war als in Belgien. Demgemäß war der Drang nach Abrechnung größer, der Wunsch einen harten Schlussstrich zu ziehen und klare Grenzen zu setzen. Zugleich nährte diese Art der Bearbeitung natürlich ihrerseits auch wieder das Trauma…

                      Belgien dagegen war einerseits seit Herbst 1944 praktisch befreit – woran auch die Ardennen-Offensive und Ereignisse wie das Malmedy-Massaker nichts änderten (das obendrein GIs betraf) – und ist andererseits eben ein in vielerlei Hinsicht gespalteneres Land als die Niederlande, weswegen die Verarbeitung ganz anders ablief.

                      Ich muss aber auch sagen, dass all meine Hollandreisen schon sehr lange zurückliegen.

                      Na – geben Sie denen doch einfach noch eine Chance. 😉

                      (Habe ich, glaube ich, schon mal erzählt)

                      Nope, ich zumindest keine die Geschichte noch nicht.

                      Ist das so wie bei meiner holden österreichischen Verwandtschaft, die den Verlust Böhmens / des Krains und die Vertreibung aus beiden Gebieten mit – mutmaßlich ähnlich sentimentalen – Ausbrüchen zu beschreiben pflegt(e)? „Was die Tschuschen und Tschechen unserer armen SS so alles angetan haben…“

                      Jeder normale Mensch weiß dann, dass ich damit natürlich nicht meine dass alles in Holland nur hässlich ist.

                      Erstens bin ich sicherlich kein „normaler Mensch“ – und möchte offen gesagt auch keiner sein, vor „normalen Leuten“ gruselt mir – und zweitens bezog ich mich auf die Landschaft und da schrieben Sie nun mal:

                      Stimmt, die Niederlande sind, rein landschaftlich gesehen, ziemlich häßlich, außer in der Ecke, in der ich wohne.

                      Das empfand ich als ziemlich klares Verdikt. 🤷‍♂️

                      Ansonsten möchte ich sagen, dass das einfach wieder eine Geschmacksfrage ist. In Ihren Augen sind holländische Landschaften ziemlich hässlich, in meinen nicht.

                      Ich habe doch klar ausgedrückt, dass es sehr viele linke Strömungen gibt

                      Mit „vielen“ wird aber suggeriert, dass die Mehrheit der „Linken“ so dächte. Daran habe ich einfach Zweifel.

                      Grob verallgemeinernd kann man sagen, dass Jungfrau = Korinthenkacker bedeutet

                      Ja, sehr grob.

                      Dazu kenne ich zu viele sympathische Jungfrauen. Ich mag die, insbesondere wenn sie noch Wasser- oder Luft-Elemente dabeihaben. Jungfrauen sind eben detailfixiert und brauchen klare Abläufe. Einfach bodenständige Typen, die an Themen dranbleiben.

                      Wilders mag ich nicht, hat mich überrascht, dass er Jungfrau ist. Das mit dem Mond hat dann wieder zu meiner Abneigung gepasst, wahrscheinlich ist auch sein Aszendent nicht so meins. 🤷‍♂️

                      Guten Morgen!

                    5. @ Altlandrebell

                      Das war vor über 100 Jahren schon so. Und auch Zweig schrieb ja in Die Welt von Gestern, dass die Rheinländer am liebsten an den belgischen Nordseeküste badeten:

                      Auch in Le Coq…

                      Ja, dieses Buch „Die Welt von Gestern“ hat mir damals viel gegeben, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. Neben all den Informationen, habe ich durch nichts anderes jemals so gut die Gefühle, Stimmungen und Atmosphären der damaligen Zeit verstanden.
                      In De Haan/Le Coq war ich schon oft. Ist wohl der schönste Ort an der belgischen Küste, denn den Kern haben sie belassen wie er vor mehr als Hundert Jahren erbaut worden ist.

                      Zweig ist dann auf dem Rückweg übrigens mit dem letzten Zug über den (damaligen) Grenzbahnhof Herbesthal nach Deutschland reingekommen.

                      Durch Herbesthal führt eine meiner Haupfahrradstrecken. Herbesthal ist heute nur noch ein kleines Dorf, das angrenzende wallonische Welkenraedt hat jetzt den Bahnhof und ist ein ziemlich großes Städtchen.

                      Gut, dass Sie alle Holländer kennen! 🤣

                      Naja, ich weiß doch mittlerweile womit ich Sie triggern kann 😉
                      Und natürlich weiß ich auf jeden Fall besser über DIE Holländer bescheid als Sie. Immerhin sitze ich hier an der Quelle 😉
                      Mein Zahnarzt, leider jetzt in Rente, war Holländer. Netter Typ, aber der wusste auch immer wie man seinen Schnitt machte (nun gut, das gilt für viele Zahnärzte). Bin trotzdem bei ihm geblieben, weil er keine unnötigen Behandlungen gemacht hat und immer auf den Erhalt der Zähne bedacht war. Vielleicht weil er wusste, dass er bei mir nichts verdienen konnte, da ich kein Geld für teuren Zahnersatz hatte 🤣
                      Wenn man es nett ausdrücken will, könnte man auch sagen: Die Holländer haben immer auch die wirtschaftliche Seite im Blick. Aber bei denen ist schon vieles in der Richtung auffällig, auch hier in der Grenzregion.

                      Und selbst im katholischen Süd-Limburg haben die Wohnhäuser an der Straße Wohnungsfenster wie Schaufenster, damit man bei Ihnen in die Bude blicken kann. Das geht ja in der Tat auf calvinistische Einflüsse zurück, denn so kann man aller Welt zeigen, was für ein rechtschaffenes Leben man doch führt, da man nichts zu verbergen hat. Das führt aber natürlich auch zu einer gewissen Konformität und Normierung, weil keiner blöd auffallen will.

                      Wenn man im Norden Flanderns an der Grenze zu den Niederlanden unterwegs ist, sieht man Häuser, die alle sehr unterschiedlich sind, alle sehr verschieden gestaltet sind von den Häusern der Nachbarn, nach sehr individuellem Geschmack. Man merkt, dass das den Belgiern ziemlich wichtig ist. Sobald man aber die Grenze überquert hat, ändert sich das radikal. Überall Reihenhaussiedlungen wo ein Haus wie das andere aussieht, da muss man schon Häuser finden, die mehr als 100 Jahre alt sind, damit es weniger langweilig ist.

                      Belgien dagegen war einerseits seit Herbst 1944 praktisch befreit – woran auch die Ardennen-Offensive und Ereignisse wie das Malmedy-Massaker nichts änderten (das obendrein GIs betraf) – und ist andererseits eben ein in vielerlei Hinsicht gespalteneres Land als die Niederlande, weswegen die Verarbeitung ganz anders ablief.

                      Gut, das sehen die Belgier vielleicht anders. In den Niederlanden gab es zwar den Hongerwinter, dafür war Belgien mehr von Zwangsarbeit, wirtschaftlicher Ausplünderung und militärischer Repression betroffen, als die Niederlande, die nicht unter Militärverwaltung standen.

                      Das Massaker von Malmedy betraf zwar nur GIs, aber:

                      Peiper und seine Einheit waren verantwortlich für das Malmedy-Massaker, bei dem laut des späteren offiziellen Berichts 86 amerikanische Soldaten ums Leben kamen; bei einem weiteren Massaker seiner Truppen in Stavelot wurden 164 Zivilisten getötet.

                      Nunja, die Peiper-Truppen waren hart auf Pervetin unterwegs.
                      Die Gegend um Malmedy ist praktisch meine zweite Heimat. Meine Eltern haben es noch ordentlich zu spüren bekommen, wenn sie in Stavelot waren.
                      Und es gab natürlich auch im deutsch-belgischen Eupen-Malmedy eine Menge Kollaboration, auch weil diese Provinz quasi gegen ihren Willen (ein manipulierter Volksentscheid) nach WK1 zu Belgien gekommen ist.
                      Heute will da aber keiner mehr nach Deutschland zurück. Warum wohl nicht? 😀

                      Vom Überfall, über Rotterdam (14.05.1940) bis zum Hongerwinter… also das war mehr als nur Groll und dieser obendrein sehr verständlich. Hinzu kam, dass die Kollaboration (Stichwort: NSB!) in den Niederlanden stärker ausgeprägt war als in Belgien. Demgemäß war der Drang nach Abrechnung größer, der Wunsch einen harten Schlussstrich zu ziehen und klare Grenzen zu setzen. Zugleich nährte diese Art der Bearbeitung natürlich ihrerseits auch wieder das Trauma…

                      Natürlich war der Groll verständlich. Aber, dass die Kollaboration so groß war, können sie ja wohl nicht den Deutschen vorwerfen, da müssen sie sich schon an die eigene Nase packen.

                      Ich habe mal das Buch „Das Jahrhundert meines Vaters“ gelesen von Geert Mak. Das ist quasi eine Familiengeschichte anhand derer auch die Geschichte der Niederlande im 20. Jahrhundert ziemlich gut und eindrücklich beschrieben wird.

                      Manches hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Neiderländer (Ich lass den Vertipper mal so stehen 😀 ) als Nation deutlich eitler sind, als die Belgier.
                      Belgien ist mir insgesamt in vielen Dingen lieber, aber die Niederlande sind auch ganz in Ordnung.

                      Ansonsten möchte ich sagen, dass das einfach wieder eine Geschmacksfrage ist. In Ihren Augen sind holländische Landschaften ziemlich hässlich, in meinen nicht.

                      Ähh, ja. Was anders als eine Geschmacksfrage hätte es denn sonst sein können? 🙂

                      Ja, sehr grob.

                      Dazu kenne ich zu viele sympathische Jungfrauen. Ich mag die, insbesondere wenn sie noch Wasser- oder Luft-Elemente dabeihaben. Jungfrauen sind eben detailfixiert und brauchen klare Abläufe. Einfach bodenständige Typen, die an Themen dranbleiben.

                      Wilders mag ich nicht, hat mich überrascht, dass er Jungfrau ist. Das mit dem Mond hat dann wieder zu meiner Abneigung gepasst, wahrscheinlich ist auch sein Aszendent nicht so meins.

                      Sonst sind Sie immer so genau und nun sind sie überrascht, dass jemand, bei dem Sie nur vom Sonnenzeichen ausgehen, Ihnen nicht sympathisch ist? Das ist doch noch viel grober gedacht als mein extra grob gesagtes „Korinthenkacker“.
                      Nach meinen Erfahrungen sagt das Sonnenzeichen alleine viel zu wenig aus, um daraus viel ableiten zu können.

                      Ich habe noch ein Chart zu Wilders gefunden, wo eine Geburtszeit von 2:30 angegeben ist. Das wäre Aszendent Löwe und würde ziemlich gut passen. Ob die Zeit jetzt wirklich stimmt, kann ich nicht sagen, allerdings stand folgendes bei dem Chart:

                      Dieser Artikel erschien zuvor am 10. August 2007 auf astrologie.blogo. Angesichts der jüngsten Äußerungen von Geert Wilders (6. September 1963, Venlo, Uhrzeit 02:30 Uhr, jetzt bestätigt) über das Verbot des Korans (einfach lächerlich) habe ich mir sein Horoskop angesehen. Was sofort auffällt, ist, dass Wilders – innerlich – von Macht besessen ist. Er will einflussreich sein. Normalerweise würde ein „Dorftrottel” wie Wilders ignoriert werden – aber das Horoskop der Niederlande hat ebenfalls eine Sonne/Pluto-Konjunktion, allerdings im gegenüberliegenden Zeichen Fische. Was bedeutet das? Zunächst einmal sprechen wir hier von einer Opposition, die Anziehungskraft oder Abstoßungskraft erzeugt. Wie dem auch sei, es scheint, als würde Wilders dem Land doch irgendwie einen Spiegel vorhalten. Etwas in ihm schwingt mit etwas mit, das auch niederländisch IST. Er bekommt eine Bühne – und man hört ihm zu, im positiven oder negativen Sinne. Deshalb hat es Wilders so weit gebracht, dass er zum Sprachrohr einer bestimmten Gruppe von Menschen geworden ist.

                      Noch mehr dazu auf:
                      https://astrologieblog.nl/2009/01/22/horoscoopgeert-wilders/
                      Ich persönlich halte die Deutung, die da noch weiter ausgebreitet wird, nicht für besonders gelungen. Zu viel Vorurteil und zu wild spekuliert.

                      Keine Wunder, dass Sie detailfixierte Jungfrauen mögen, ihr Zwilling-AZ (beides Merkur) ist das ja auch ein wenig.
                      Mir als Schützen, der es gar nicht mag sich ständig mit lästigen Details beschäftigen zu müssen, sondern der lieber in großen Zügen denkt, gehen diese Detailfixierungen natürlich manchmal auf die Nerven.
                      Allerdings ist das Jungfrauhafte sozusagen der fehlende Part in meinem Wesen, deswegen unterhalte ich mich auch immer gerne mit Jundfrauhaften (Ich sage bewusst Jundfrauhaften und nicht Jungfrauen, weil es eben nicht nur am Sonnenzeichen hängt). Wenn die nicht zu erdig sind, kann ich mit denen auch gut.

                      Wünsche wohl geruht zu haben 🙂

  4. Ist diese europäische Politik nicht lustig?
    Alle Jahre veranstalten die Demokratien ihren politischen Spektakel, aber all die jahrelangen politischen Änderungen, haben nichts bewirkt! Klasse Vorstellung für die dummen die dieses System aufrecht erhalten.
    Der ‚Geist‘ sollte denken und nicht nach vorgegebenen Wege agieren.
    Das ist leider aus der Mode gekommen, das Denken, da die meisten Menschen nur ihrer persönlichen zugeführten Propaganda sich unterwerfen.
    Und weil in Europa in jeder Munde das ‚Ausländer Problem‘ vorherrscht, haben alle vergessen, was wir mit diesen Staaten veranstaltet hatten. Das waren unsere „demokratischen Systeme“, die seit dem Ende von WWII bis heute brutal durch gezogen haben.
    Die Politik sagt, ‚was können wir im liberalen Modus,gegen unsere Philantrophen tun“?
    Genau diese illegale westlichen Philantrophen, werden nicht nach ihren Verfassungen und oder GG angegangen.
    Schwamm darüber, wir die ‚Wessis‘ haben seit zig Dekaden an diesen Lügen geglaubt, so gehts halt ab in den verdienten Untergrund.
    Meine Erkenntnis aus „10“ Jahren demokratischer Politik, ist, ein fetter Lacher, da diese nicht existiert.

    1. 10 jahre? Da hast du aber recht lange benötigt.
      Ich hatte da mehr Glück. Ich konnte das schon während der Schulzeit lernen.
      Falls du einen europäischen „Untergrund“ findest, lasst von euch hören, ich vermisse Widerstand in Europa.
      Außer Berichten über einige gesprengte Strommasten und brennende Verteilerkästen habe ich noch nichts vernommen.
      Das wird nicht reichen, um die Europäer aufzuwecken. Wenn es denn überhaupt etwas gibt, außer fallenden Haselnüssen, das sie wecken könnte. Und ich befürchte, dass es dann zu spät ist.

          1. Da ist Deutschland Fußball Weltmeister geworden und „Fußball“ ist laut Monoviewer ein Riesenproblem (Kollektiv versagen der Gesellschaft)

  5. Wilders ist eine undurchsichtige Figur, so daß die anderen europäischen Parteien, AFD, RN, sich aus gutem Grund auf Abstand halten. Er stammt aus dem holländischen deep state, welcher an Kriminalität weit vor DE steht. Sein Vater war Kommandeur eines Lagers für hochrangige holländische SS-Angehörige. Da ging es nicht um banale Attentate auf Eisenbahnen. – Leider vollständig ignoriert wird die kleine Partei FVD, die von drei auf sechs Plätze gewandert ist. Ihre Abgeordneten sind super sortiert, kennen jeden Ausspruch der letzten Jahre und jede Zahl. Sie werden von der EU-Mafia gehasst. – Beleidigt zurückgezogen vom Vorsitz der Grün-Linken (das ist so gruselig wie es sich anhört) hat sich der ex EU-Kommissar Timmermans. Wahrscheinlich wurde gegen ihn schon ein internationaler Haftbefehl erlassen.

    1. europäischen Parteien, AFD, RN

      Danke zunächst, dass Sie diese Parteien völlig korrekt als EU-rokraten einordnen. Das wird hier viel zu selten von den Rechten geleistet.

      Sein Vater war Kommandeur eines Lagers für hochrangige holländische SS-Angehörige.

      Sind Sie sicher? Oder verwechseln Sie ihn da nicht eher mit Johann Ording, seinem Großvater väterlicherseits? Der war nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tat mit der Leitung von Internierungslagern für NSB-Mitglieder sowie niederländische SS- und SD-Angehörige betraut, darunter dem Gefängnis in Scheveningen:

      Zeker is dat Ordings carrière kort na de oorlog weer een gezwinde vlucht nam, ditmaal in het gevangeniswezen. In januari 1946 droeg het Militair Gezag de gevangenenkampen voor politieke delinquenten (‘foute’ Nederlanders) over aan het ministerie van Justitie. Ording kreeg diezelfde maand een leidinggevende functie in Fort Honswijk, bij Houten, waar NSB-leden waren gedetineerd (verrassend is dat ook Nico Bolkestein zich in 1946 ging bezighouden met de zuivering, namelijk bij het Bijzonder Gerechtshof in Leeuwarden). Daarna werd Ording commandant in de strafgevangenis Scheveningen, waar hooggeplaatste NSB-leden en Nederlandse SS’ers en SD’ers vastzaten, evenals de nazi-elite, die op terechtstelling wachtte. Hij voerde er een nieuw bewakingssysteem in: felle verlichting van de ruimte tussen binnen- en buitenmuur en het bevel te schieten op alles wat bewoog. Het aantal ontsnappingen daalde drastisch. Ording deelde persoonlijk pasjes uit, een voorwaarde om de cellenbarakken in Scheveningen te betreden; ‘men begrijpt het groote belang dat juist hier het toezicht het scherpst wordt uitgeoefend’, meldde een krant. ‘Majoor’ Ording hielp het ontsnappen van foute Nederlanders later nog te voorkomen in strafinstellingen in Leeuwarden en in Norg.

      In al deze inrichtingen heerste een nogal grimmig regime. Een terugblik uit 1951 op de Bijzondere Rechtspleging – nota bene door een van de uitvoerders – meldt dat de politieke delinquenten tijdens hun gevangenschap harder behandeld waren dan de zwaarste misdadigers. ‘Politiek-maatschappelijk zijn de berechting en bestraffing van “foute” Nederlanders uiterst effectief geweest. Humanitair waren de arrestatie en internering van de “foute” Nederlanders een catastrofe’, concludeerde onderzoeker J. Houwink ten Cate van het Niod.

      Zuvor hatten die Deutschen ihn freilich selbst als Geisel genommen:

      In juli 1942 werd Ording op een dag meegenomen door de Duitsers en gevangen gezet als gijzelaar in het Noord-Brabantse kamp Sint Michielsgestel. De bezetter was met gijzelen begonnen in 1940, als represaille voor de internering van Duitsers in Nederlands-Indië. Deze groep ‘Indische gijzelaars’, bestaande uit prominente industriëlen, politici, bestuurders, wetenschappers en kunstenaars, kreeg nu gezelschap van honderden andere mannen uit de vaderlandse midden- en bovenlaag, ditmaal om af te dwingen dat er geen verzetsdaden meer zouden worden gepleegd. Ording is mogelijk geselecteerd als gijzelaar vanwege zijn gouvernementsfunctie in Indië.

      Om te tonen dat het ze ernst was executeerden de Duitsers in augustus vijf gijzelaars, na een (mislukte) aanslag van het verzet. Ording moet er getuige van zijn geweest hoe de beruchte SS-chef Rauter – Hitlers vertegenwoordiger in Nederland – persoonlijk op het ochtendappèl aan de gijzelaars kwam mededelen waarom de terechtstelling eerder die morgen had plaatsgevonden; tijdens Rauters optreden werden de mannen door tientallen mitrailleurs onder schot gehouden.

      Sauber! Stolze Deutsche bei der Arbeit! So haben wir es gern!

      Quelle: hier

      Dass viele Niederländer angesichts von Rotterdam, Hongerwinter und Co. nicht so ganz angetan von ihren östlichen Nachbarn waren (und teilweise noch immer nicht sind), ist jetzt nicht so überraschend. Siegerjustiz, Rache und Co. freilich auch nicht. All das wären freilich bloß Gründe zu einem anderen Lebensmodell und einer lebensbejahenden Gesellschaft aufzubrechen – aber sicher keiner brav zu wählen (und obendrein auch noch rechts).

      Leider vollständig ignoriert wird die kleine Partei FVD

      Mein Beileid.

      Dieser rechtsradikalen Hausmaiertruppe hätte Herr Schleim nämlich in der Tat noch mehr Aufmerksamkeit schenken können – um sie zu demaskieren.

      Ansonsten – rufen „wir“ doch mal Wilders Bruder in den Zeugenstand:

      SPIEGEL: Glaubt Ihr Bruder wirklich, was er predigt – oder ist vieles nur Show?
      Wilders: Er ist ein überzeugter Islamgegner. Aber natürlich ist da auch eine Menge Taktik und Machtstreben dabei. Geert hat nicht mehr viel im Leben außer der Politik. Sein Glück steht und fällt mit dem politischen Erfolg.

      SPIEGEL: Wie war er als Jugendlicher?
      Wilders: Er war eine entsetzliche Plage. Egozentrisch und aggressiv.

      SPIEGEL: Was hat er getan?
      Wilders: Ich will keine privaten Details ausbreiten, aber er war schon damals extrem, selbst für einen Pubertierenden. Er hat einen Tunnelblick. Kompromisse gibt es für ihn nicht. Wissen Sie, meine Mutter lebt für ihre Kinder, sie liebt uns innig. Aber Geerts Benehmen ihr und meinem Vater gegenüber war so katastrophal, dass sie ihn eines Tages ernsthaft rauswerfen wollte. Daraufhin hat sich mein Bruder gebessert. Er ist nach der Schule nach Israel gegangen, hat in einer Siedlung gearbeitet und ist dort erwachsen geworden.

      SPIEGEL: Wie ist er zur Politik gekommen?
      Wilders: Als er Ende der Achtzigerjahre für eine Behörde arbeitete, hat er Missstände entdeckt. Er wollte etwas verändern. Wir beide haben stundenlang diskutiert, in welche Partei er gehen sollte. Er stand damals weder klar links noch rechts, er war auch nicht ausländerfeindlich. Aber das politische Spiel hat ihn fasziniert: der Kampf um Macht und Einfluss.

      Quelle: hier

      Wen fasziniert Macht denn nicht?

      (Und auch dieser Sprechakt ist freilich wie immer mit einer großen Tube Salz zu genießen.)

      Timmermans könnte man für die Steuerdeals etc. in der Tat mal belangen, wenn auch besser mit Sühnejustiz statt mit Strafrecht. Statt ihn irgendwo im Knast versauern zu lassen, könnte er ja für die Geschädigten Wiedergutmachung erbringen. Und Wilders und Co. kann man glatt dazugeben.

  6. Insgesamt hat die radikale Rechte nur eine Umverteilung innerhalb des Lagers erlebt. Die Gewinne von JA21 und FvD kompensieren die Verluste der PVV.
    Dass die wirtschaftsliberale VVD, die schlussendlich die PVV einstmals hoffähig gemacht hat und die Verantwortung für die Fehlentwicklungen der letzten 14 Jahre trägt, immer noch so viele Stummen erhält ist ähnlich merkwürdig wie hier die CxU-Ergebnisse.

    1. Nach der Logik müssten ja die CDA- und PvdA-Ergebnisse als nicht minder merkwürdig gelten, denn die sind für etliche Fehlentwicklungen der letzten 65 Jahre maßgeblich verantwortlich gewesen. 🤷‍♂️

      Aber um die CDA wieder halbwegs salonfähig zu machen, reichte es wohl aus mit Bontenbal einen „Schwiegermutters Liebling“ zu präsentieren, während man bei der Woke-Alliance spekulieren muss, ob die nicht sogar zugelegt hätten, wenn man statt des Deutsch-EUrokraten Timmermans (67, Brüsseler Pathos, x Skandale + Abgehobenheit) irgendein jüngeres Werbegesicht genommen hätte, das Schwiergermütter wie Kaviarlinke gleichermaßen anzieht (eher eine Attje Kuiken als Esmah Lahlah) . Dann wären D66 und CDA wohl eingehegt gewesen. Beispielhaft dafür scheint mir die Europawahl 2019 – als Timmermans noch das Zugpferd war und den perfekten Mix aus Bekanntheit, Emotionalität und vermarktbaren hippen Themen präsentierte. Heute ist sein Produkt schlicht verbraucht, selbst in der eigenen Blase.

      Davon abgesehen: In Sitzen haben die ganz rechts angesiedelten Vereinsmeier sogar um einen weiteren zugelegt – jetzt 42 statt 41 für JA21, PVV, FvD.

  7. tldr: In den Niederlanden ist ein Sack Tulpenzwiebeln umgefallen, darum macht man nun einen Eiertanz und der Rest schlürft fröhlich Druidentee (🧙‍♂️☕).

    1. Ein paar Groschen zum ach so liberalen Holland… 🪙🪙🪙

      … das übrigens seit 1960 in 58 von 65 Jahren von zentristischen, Mitte-rechts oder ganz rechten Regierungen regiert worden ist (in den restlichen Jahren von scheinprogressiven) und wahrscheinlich genau deswegen als „ultraliberal“ gilt. 🤷‍♂️

      Eigentlich könnte ich auch meinen Kommentar zur Wahl 2023 in die Wiedervorlage geben – aber aus Zeitgründen haue ich einfach nur ein paar Punkte runter. Zunächst: „Liberal“ bedeutet in Holland immer zuerst wirtschaftsliberal oder irgendwie ökonomisch verwertbar – das ist wichtig. Das allgemein gedachte „liberal“ mag vielleicht der persönliche Lebensstil mancher Leutchen in Amsterdam oder Rotterdam sein und „lieber Aal“ in irgendwelchen Küstenorten auf den Tisch kommen. Aber die Macht in Den Haag liegt fast immer in den Händen von CDA („Christdemokraten“) und VVD. Erstere war von 1918 bis 1994 immer an der Regierung beteiligt, was dann auch immer hübsch dafür sorgte, dass es auch ja keine wirklichen Experimente gab. Und auch davor wie danach war der Regierungsstil immer rechts und systembejahend – wie soll’s im Westen auch anders sein?

      Wenn die sogenannte Sozialdemokratie dann mal (mit)regierte – ging es eben zu wie beim „Mitwirken“ der Genossen in Deutschland. Stichwort: „Polder-Blair“ Wim Kok (in Amt und Würden von 1994 bis 2002). Der war Austeritätsfetischist („fiskal konservativ“ – ganz heißer Scheiß), hat den – bereits 1982 unter seiner maßgeblichen Beteiligung über die Bühne gebrachten – Akkoord van Wassenaar (Lohnzurückhaltung im Austausch für Arbeitszeitverkürzung – „gemeinsame Opfer“, „Inflation bekämpfen“, „Blablabla“) erneuert und auch ansonsten nur so dereguliert und privatisiert, dass die Schwarte krachte. Das Ganze galt dann polit-medial-wissenschaftlich als Ausdruck von „Sozialpartnerschaft“ und „Flexibilität“ sowie von „Konsensorientierung“ statt „ideologischer Konfrontation“ und wurde als „Paarse Koalitie“ verkauft (modern, pragmatisch, alle wild mit- und durcheinander und irgendwie „gleichberechtigt“). Andernorts nannte man so was freilich Lohndrückerei mit moralinverbrämter Handmusik zwecks fortgesetzter Landnahme und Kapitalakkumulation. Oder kurz und knackig: Verarsche hoch drei (mein Niederländisch ist zu schlecht – oplichterij scheint mir nicht genau treffend). Damit diese „sparsame Sozialpolitik“ aber noch einen fancy Anstrich bekam, hat man sie für bestimmte wertvollere Milieus mit gewissen – freilich eben ökonomisch schön verwertbaren – Liberalisierungen im gesellschaftlichen Bereich verknüpft (Euthanasie-Gesetz, Prostitution Homo-Ehe…), was medial im In- wie Ausland super ankam. „Minderprivilegierte Gruppen“ (Arme, Arbeiter…) hatten freilich nicht sonderlich viel davon, aber an die denkt auch keiner, wenn es um „Benachteiligte“ geht, denn deren Benachteiligung ist nicht cool, sondern systemrelevant und obendrein sind eben auch in Holland die Armen selbst an ihrem Dasein schuld.

      Die Niederlande sind auf jeden Fall ein ganz gäriger, frugaler Haufen, der – wie Deutschland – seine wirtschaftlichen „Erfolge“ aus dem Auspressen inländischen Arbeiter (biologische Herkunft und Geschlecht egal) sowie dem Kaputtkonkurrieren seiner vorgeblichen „Partner“ in der Eurozone zieht. Als Klecks Schlagobers hinzu, kommt das Fungieren als sicherer Schwarzgeldhafen beziehungsweise nette Relaisstation, um Cash, Profite und Assets in Offshore-Paradiese wie die Caymans, Bermuda oder die BVI zu schleusen. (Man hat in den letzten Jahren ein paar Reförmchen gemacht, trotz oder wegen denen die Geldströme durch „Dutch Letterboxes“ inzwischen freilich wieder zunehmen. Böse Zungen raunen von „EU-interner Schonung“ für die braven Frugalen…)

      Vom Kok wiederum stammt auch, wenn mich richtig entsinne (kann mich irren, finde die Quelle jetzt nicht), jener Ausspruch:

      Wir haben das ideologische Gepäck der Sozialdemokratie abgeworfen.

      Gut, das hätten Ebert, Noske und Co. x Jahrzehnte vorher auch schon sagen können, aber in Holland ahmt man eben gerne alles nach, was in Deutschland so vorgemacht wird. Helmut Schmidt meinte ja mal, wenn um 12:00 Uhr die (ach so unabhängige) Bundesbank die Zinssätze senkte / erhöhte, machten Niederländer und Berg-Niederländer (vulgo: Österreicher) um 12:15 Uhr haargenau dasselbe. Tja – das kommt eben davon, wenn man eine Milchkuh der Deutschen ist. 🤷‍♂️

      Und weil es trotz fleißigen Rechtswählens und einer rechten Regierung nach der andren noch immer nicht rechts genug zugeht, muss auch jetzt wieder brav gewählt werden – und obendrein wieder brav rechts (siehe unten). Dann kann man sich immerhin toll fühlen, denn ändern wird sich wenig. Fazit von Lost in Europe neulich:

      Fazit: In den Niederlanden zeigt sich, daß die rechtspopulistische Rhetorik und die Regierungspraxis zwei völlig verschiedene Dinge sind. Wilders’ Politik ähnelt, wenn es um Aufrüstung und Krieg geht, der von G. Meloni in Italien.

      Deshalb hat die EU-Führung in Brüssel mit den Rechtsradikalen aus Rom und Den Haag keine Probleme. Das gilt letztlich auch für die Asyl- und Migrationspolitik – da hat die EU viele rhetorische Figuren der Rechten aufgegriffen.

      Genau so ist es.

      Auch unter dem ach so radikalen Schoof-Wilders-Komplex war Holland pro-EU, pro-NATO, hat den ablenkenden, ursachenumschiffenden Migrationsstadel der wasserstoffblonden NATO-Barbie im Palazzo Chigi nachgeahmt und ansonsten munter am frugalen Fetisch festgehalten – warum sollte man die Herren also schelten? Gerade Wilders ist ja kein potentieller Systemsprenger wie der Typ, der in Rumänien Präsident werden wollte oder die gefährlichen griechischen Kommunisten vom KKE, die Tsipras damals brav aus der Regierung fernhielt. Oder sonstige Spießgesellen, die lediglich mal in Usancen von den herrschaftlich gesetzten Leitplanken abweichen wollten (von umstürzen ist ja nicht einmal die Rede!!).

      Dass eine Koalition jetzt früher endet, ist in den Niederlanden ansonsten alles andere als untypisch. Wenn ich richtig gerechnet habe, gab es seit 1960 rund zwei Dutzend Kabinette, die im Schnitt zweieinhalb Jahre hielten – und von denen zwei Drittel frühzeitig endeten. Kurzifix! Italienische Verhältnisse!!1! Das ist einerseits den unterschiedlicher Kapital- und Politfraktionen Infighting geschuldet, vor allem ist das aber schlicht nationales Kulturgut. Holland ohne „extrem instabile“ Regierungen ist wie Schwaben ohne Spätzle oder Schweden ohne besoffene Elche im Ikea-Haus. Schlicht undenkbar!

      Was im Übrigen nichts daran ändert, dass die Niederlande im Allgemeinen Premiers mit sehr langen Amtszeiten kennt – Kok, Lubbers oder eben Rutte. Und wenn man jetzt niemanden finden sollte, dann setzt man eben das „Experiment“ mit einem „Premier von außen“ – dem ersten Parteilosen seit 1918! – fort und bequatscht den Bürokraten Schoof so lange bis man irgendetwas halbgares zusammengezimmert hat und er damit weitermacht. Ob er müde ist oder nicht…

      Nach einem kurzen, aber harten Sommerwahlkampf steht Wilders als großer Verlierer da.

      Aha. Ist das so? In welcher Dimension?

      In der persönlichen? Weil er jetzt sein schönes Ministeramt aufgeben musst? Ach so – er hatte ja gar keins. 🤷‍♂️

      In der politischen? Weil seine Partei zerrupft am Boden liegt und ihr die Themen abhandengekommen sind? Ach so – entspricht auch nicht der Wahrheit.

      Oder liegt’s an den Umfragen?

      Die Umfragen hatten zunächst lange Zeit einen deutlichen Sieg der oppositionellen und EU-skeptischen Ein-Mann-Partei PVV von Geert Wilders prognostiziert, welcher (…) in Umfragen teilweise über 40 Sitze erreichte sowie einen Vorsprung von 20 Sitzen gegenüber der rechtsliberalen VVD.

      Das war aus Westipedia. Und da ging’s um die Wahl 2017. Jener Wahl, bei der die niederländische Sektion der Sammelbewegung zur Proletarierbewegung unter Mijnheer Usher Asscher zwanzig Prozentpunkte auf alles verlor – außer Tiernahrung – und PASOK-isiert wurde angesichts der tollen Politik, die sie sich im Kabinett Rutte I und allgemein so geleistet hatte. Von den 70ern bis in die 90er hatte die PvdA übrigens immer so um die 45 bis 50 Mandate in der Tweede Kamer. Im Jahresverlauf 2024 hat Wilders in Umfragen streckenweise genau jenes sozialdemokratische Niveau von um die 50 Mandaten prognostiziert bekommen.

      Und das ist eben das Problem mit Umfragen – da wird gerne irgendeine Erwartungshaltung aufgebaut, die in nichts als heißer Luft, Wunschträumen und kaum verhohlener Manipulation wurzelt und nachher kann sich dann die Sozialdemokratie – oder wer auch immer – hinstellen und sagen: „Also im Vergleich mit den Umfragen haben wir bei der Wahl ja gut abgeschnitten!“ Oder die Medien schreiben: „Also Partei XY steht ja so was von schlecht da…“ Worauf ich dann immer entgegne: Garbage in, garbage out!

      Wilders hat ein paar Prozentpunkte verloren. Aber er hat immer noch das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte seiner Partei eingefahren. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass er angesichts des erwartbaren Herumfuhrwerkens der Anti-Wilders-Koalition (bereits heute haben knapp 70 Prozent der Befragten kein Vertrauen in die Politik und drei Viertel sind der Ansicht, dass Politik keine Probleme löse – ja warum ziehen sie dann nicht endlich die Konsequenzen?!) und der allgemeinen Volatilität des niederländischen Parteienspektrums bei der nächsten Wahl wieder beim Ergebnis von 2023 oder drüber anlangt. Der Mann ist weder weg noch besiegt. Vielmehr ist seine Politik „gemainstreamed“ und umverteilt worden. Und die kann er sich eben auch wieder zurückholen…

      Das wären gerade noch 17 Prozent.

      Wie gesagt: zweitbestes Ergebnis der Parteigeschichte. Und oben drein eines, das locker zum zweiten Platz mit ausreichend Abstand zur VVD und der Woke-Alliance langte.

      Damit wäre die Partei nicht länger die größte Fraktion im Parlament.

      Ne, sie teilt sich diese Ehre nun mit den D66, die ebenfalls 26 Sitze innehaben.

      Überraschender Gewinner ist die bürgerlich-linke D66.

      „bürgerlich-links“ – wie soll das eigentlich bitteschön zusammengehen?

      Entweder man ist „links“ – oder eben „bürgerlich“. Beides zusammen geht nicht, dass ist wie „weißer Rappe“, „schwarze Milch“ oder „fußballspielendes Schalke“. Ein Oxymoron.

      D66 werden gerne als „sozialliberal“ oder „progressiv“ etikettiert, aber im Grunde sind die immer bloß zentristisch und der Wahlverein einer bestimmten Sektion der „Management-Class“ (Universitätsangehörige, Verwaltungshengste, Gutausgebildete…) gewesen. Sie waren immer gut verankert im „urbanen Milieu“, bei gut ausgebildeten Siegertypen und Aufsteigern, die sich gern ein „progressives Feel-Good-Mäntelchen“ umhängen wollten. Also bestenfalls selbstgerechte Kaviarlinke waren. Dementsprechend konnten ihre Vertreter mal mit der PvdA und den VVD-Liberalen und dann wieder mit der CDA. Dementsprechend haben sie jetzt sowohl von PvdA als auch NSC und VVD Wähler abgezogen. Und wegen all dieser Punkte sollte man auch diesen Laden nicht an seinen präsentierten Programminhalten, sondern seinem Regierungstreiben messen.

      Und wenn man das macht und sich durch ihre Positionen wie die von ihnen verkauften Kröten wühlt, dann fällt auf, dass das eine Partei ist, die in sozio-ökonomischer Hinsicht nie „links“ war. Aber außenpolitisch immer pro-NATO / pro-EU – was sich jetzt nochmals verschärft hat, da die D66 eine maßgebende Propagandistin der „strategischen Autonomie Europas“ sind. Ergo ökonomisch aufrüsten, den EU-Haushalt verdoppeln und „Lieferketten“ diversifizieren möchte (= Handelskrieg mit China – viel Spaß). Im Gegenzug war man schon immer für diverse Scheinliberalisierungen und woke Umtriebe zu haben – lange bevor es die „Woken“ als Jargon gab. Bei Digitalisierung, LGBTQ, Einwanderungsliberalisierung, Drogen, Abtreibung, Sterbehilfe waren die D66 immer vorne mit dabei – was in einer neoliberalen Gesellschaft gleichwohl kein Freiheitszugewinn ist, sondern nur ein neues Marktprodukt, ein neues Feld, das sich ökonomisch erschließen lässt. Das Ganze wird mit viel „feel good“-Musik und entsprechenden Sprechblasen angereichert, sodass die Medien den Laden als „weltoffenen, optimistischen Gegenentwurf“ zu den pösen Rechten aufbauen können – ohne diese Partei tiefergehend zu hinterfragen (oder sich seinen programmatischen Rechtsruck zu vergegenwärtigen).

      Im Grunde sind das Realo-Grüne, die gleich in der richtigen (EU-)Parteienfamilie gelandet sind. Denn im EU-Parlament sitzen sie mit den ach so anderen VVDlern in der ALDE-Fraktion. Und genau da gehört dieser Besserverdienendenwahlverein auch hin. Wie die Grünen freilich bekommen sie für ihre woken Umtriebe viel Flak und Übergriffe auf Parteibüros etc. ab – was zugleich – wie bei der AfD – das um die Flaggescharen verstärkt.

      Aber an sich passen die D66 wie Arsch auf Eimer zum „holländischen Modell“:

      1️⃣ Sich sozial liberal / progressiv gerieren um Wählerstimmen zu sichern.

      2️⃣ Dann wirtschaftlich ultraliberal agieren beziehungsweise regieren um Investoren anzulocken

      3️⃣Und schließlich fett Kohle, Pöstchen und Nebenjobs abzugreifen. 👍 🥂

      Bei den letzten Wahlen 2023 wurde sie für ihre Zusammenarbeit in der letzten Regierung unter Mark Rutte und seiner konservativ-liberalen VVD abgestraft und kam nur noch auf neun Sitze beziehungsweise 6 Prozent.

      Tja, das Wissen um deren Umtriebe scheint sich nicht lange im Gedächtnis gehalten zu haben – liegt’s am Marihuana-Konsum? Da wären Studien zu hilfreich! Ich schlage gleich mal eine vor: „Cannabis-induzierte Amnesie und Wahlverhalten: Eine Längsschnittstudie zum Vergessen politischer Missstände in der neoliberalen Gesellschaft“

      Wobei bei Besserverdienern auch Kokain-Konsum berücksichtigt werden sollte, gerade in Holland…

      Dem Zusammenschluss von Grünlinks und Partei für die Arbeit (GL-PvdA) unter Führung des Europapolitikers Frans Timmermans war in den Umfragen ein stabiles Ergebnis oder sogar Zugewinn vorhergesagt worden.

      Ja – da wären „wir“ wieder bei Umfragen: Garbage in, garbage out. In den Niederlanden überschätzen die eben auch gerne mal die Zugkraft bestimmter Milieus oder versuchen gezielt eine Klientel oder Partei hochzuschreiben…

      Davon abgesehen sollte man sich eher die Frage stellen, wie es sein kann, dass Flintenuschis Ex-Stellvertreter immer noch 20 Sitze einfährt. Der Mann ist ein Eurokrat, war für den „European Green Deal“ zuständig (der gerade in den Niederlanden überhaupt nicht gut ankam), hat den Mercosur-Murks propagiert und gezielt „Rechtsstaatsverfahren“ gegen unliebsame Regierungen vorantreiben geholfen. Der ist der Idealtypus eines abgehobenen (sprichwörtlich! Flugzeugaffäre!) „Euro-Sozialdemokraten“ – nicht mal zu einem Corbyn oder einer Connolly hat’s gereicht. Seine PvdA saß jahr(zehnte)lang in Koalitionen mit der VVD – und nickte dort Offshoredeals und sonstige krumme Dinger ab. Und gerade Timmermans, dieser oberste Moralapostel in Frankensteinmeier-Position (Außenminister), kritisierte nie die fiskalen Umtriebe seines Landes. Beggar thy neighbour at it’s best.

      Aber es gibt eben eine starke Pulse-of-Europe-Klientel und jede Menge woke Kiddies, die sich daraus nichts machen und diese Alliance aus holländischer SPD und dortigen Grünen brav wählen… dass die aus Wählermangel inzwischen eine gemeinsame Verbindung aufstellen mussten, sagt freilich schon viel aus…

      (BTW noch zum irischen Schreckgespenst. Die zitiere ich am besten wörtlich:

      One can have “strong opinions” and then “jump into a different role”, Connolly said. “One has to switch, and I did it all the time as leas-cheann comhairle”.

      Falls sich jemand Illusionen über Irland gemacht haben sollte…immerhin ist sie ehrlich.)

      Noch am Wahlabend zog der 64-jährige Timmermans Konsequenzen und gab den Parteivorsitz auf.

      Man hätte diese Alliance vielleicht gleich mitaufgeben sollen, die braucht kein Mensch. Ebenso wenig die ihr zugrundeliegenden Parteien. 🤷‍♂️

      Anders als vorhergesagt wird der VVD ihre Regierungsbeteiligung offenbar nicht zum Verhängnis

      Ne, warum auch? Die VVD wirbt immerhin offen für rechte Politik. Das ist der Unterschied zur Alliance und anderen Wahlmeiern, die verkauften, sie würden etwas ändern – und dann nur wieder die Arbeiter verkaufen. Dann wählen die eben das Original. 🤷‍♂️

      Nach nur noch fünf Sitzen scheint sie jetzt auf knapp viermal so viele zu kommen, nämlich 19 beziehungsweise 13 Prozent.

      So läuft es nun mal in den Niederlanden. Da sind solche „Comebacks“ ebenfalls Usus. Die D66 waren auch schon mehrfach auf um die fünf Prozent geschrumpft worden und kamen dann zurück wie eine Sprungfeder…

      Sie dürfte jetzt so schnell wieder aus dem Parlament verschwinden, wie sie vor zwei Jahren eingezogen ist.

      Was auch nicht ungewöhnlich für Holland ist. 2002 jagte – die Älteren erinnern sich – die Lijst Pim Fortuyn als zweite über die Ziellinie. Riesen Skandal! Kondolenzstimmen (was so nicht stimmte, egal.)! Ein Jahr später sackte sie bereits auf acht Sitze ab, 2006 reichte es nicht mal mehr zu einem. Der Algemeen Ouderen Verbond bekam 1994 sechs Stimmen, war damit fünfter – und beim nächsten Mal bereits wieder raus. Ich glaube so was nennt man „Meteorpartijen“.

      Die Tweede Kamer hat schlicht keine echte Sperrklausel – und in einer hypermedialisierten, neoliberalisierten Gesellschaft werden dann für die Fetischkonsumenten regelmäßig neue Waren angeboten. Frische, lachende Köpfe, angeblich super-neue Inhalte – zuhause merkt man dann, dass das Zeug, das man sich da in den Einkaufswagen gelegt hat, bloß der umetikettierte Scheiß von gestern war. Hübsch verpackt, teurer – und gerne mal gestreckt und mit ekligem Geschmack im Abgang. Und obendrein zerlegen sich diese Produkte gerne mal von selbst…

      ist das Wahlergebnis insgesamt immer noch als eher rechts einzuordnen.

      Christus, mein Erlöser! Wie soll es auch anders sein in Holland?! Ich schrieb es ja eingangs bereits: Das ist ein Mythos, dass dieses Land so liberal und progressiv sei. Die sind einfach nur wirtschaftsliberal, obendrein mit einem kräftigen – und bis heute nachhallenden – Schuss Protestantismus gewürzt. Irgendwie wie in der Schweiz. Es gibt dort nichts wirklich „linkes“ – nur jede Menge Linkende.

      Aber gut – schauen „wir“ uns den Spaß an:

      2025
      „Links“ (SP + PvdD + Woke-Alliance + Denk + Volt + D66): 56 Sitze
      „Rechts“ (CU + CDA + VVD + BBB + SGP + JA21 + PVV + FvD): 92 Sitze

      (Rest = Spartenpartei(en))

      „Rechts“ hätte eine fette Mehrheit, freilich sind sie sich untereinander so spinnefeind wie jede gute Cheerleaderclique.

      Wie sah’s 2023 aus? Na so:

      „Links“ (wie oben): 47
      „Rechts“ (wie oben zzgl. NSC): 103

      Ist das jetzt also ein „Linksruck“ bei neun dazugewonnenen Sitzen?

      Ne, allenfalls eine Annäherung an das Niveau von 2021:

      „Links“ (wie oben): 62
      „Rechts“ (wie oben, ohne NSC): 85

      Oder 2017:

      „Links“: 64
      „Rechts“: 82

      1998 hatte jenes „Links“ übrigens noch 73 Stimmen, das nur als Anmerkung…

      Aber eigentlich ist es eben völlig für die Katz neoliberale und woke Third-Way-Sozialdemokraten als „links“ zu bezeichnen. Wenn, dann müsste man überhaupt mal zwischen anti-systemischen – oder besser, weil es die ja nicht gibt: hier und da mal ausscherenden – Parteien und solchen, die es eben nicht sind, differenzieren. Das lohnt sich aber auch nicht, weil das dann nur wieder über Partei- und Wahlprogramme läuft und die sind nach der Wahl gegessen. Oder die Partei meilenweit von „Gestaltungschancen“ entfernt – denn auch in den Niederlanden gilt: Rein ins Kartell kommt man nur, wenn man sich zu den Säulen des Systems bekennt. Transatlantisch, neoliberal und identitär ist. Wer es nicht ist, braucht es gar nicht erst versuchen. 🤷‍♂️

      Wilders‘ Lieblingsthema Migration ist zwar immer noch sehr wichtig, scheint aber nicht mehr die alles beherrschende Bedeutung zu haben.

      Meiner Kenntnis nach rangierte „Einwanderung / Asyl“ auf Platz zwei der wichtigsten Themen in diversen Umfragen. Im September hat das Nazi-Geschmeiß übrigens offen Jagd auf Ausländer auf angebliche „illegale Einwanderer“ (oder Menschen, die man dafür hielt) veranstaltet und auch Autobahnen blockiert. Prinsenvlagen wurden ebenfalls fleißig gewedelt. Vor allem werden aber die im Artikel erwähnten „Themen Wohnen und Gesundheit“ nun über die Ausländerfrage vermittelt. Zu Deutsch: Die „Kanaken und Neger“ seien schuld, dass der Wohnraum knapp und die Gesundheitsversorgung miserabel sei, wobei „Kanaken und Neger“ in Holland i.d.R. „Marokkaner“ bedeutet. Da hat man also hübsch von den systemischen Ursachen abgelenkt und den Leuten den 🧙‍♂️☕ verkauft, wenn „der Ausländer“ erst mal weg wäre, würde die Wohnraumlage sich „entspannen“. (In den Niederlanden fehlen gegenwärtig rund eine halbe Million Wohnungen, was bei 18 Millionen Einwohnern keine kleine Hausnummer ist. D66 will übrigens neue Städte bauen – (Miet)kosten egal. Sind dann wohl Privatstädte *gacker*) Nur wird sich die Lage dadurch nicht entspannen. Dann sind die pösen Ausländer zwar raus, aber die Wohnung steht leer, weil die holden Eigentümer die euch ganz sicher nicht zum Vorzugspreis abgeben werden. 🤷‍♂️ Die Einzigen, die sich am Ende entspannen – und ein Bad im Geldspeicher nehmen – sind also die Bonzen, denn die werden mit der leeren Bude entweder fein spekulieren gehen – oder eben einen finanzkräftigen (gut-ausländischen) Mieter finden, der in sie einzieht und der seid nicht ihr. Ob mit Ausländer, ob ohne – „Vermögensbildung durch Wohneigentum“ ist nicht mehr. Die werden euch alles nehmen, wusste bereits Genosse Motonomer. Aber dafür konntet ihr Kanakenklatschen und den Stolzmonat genießen. Wenn’s hilft…

      Wie auch immer. Den Zusammenhang, dass Gesundheit, Wohnen und Co. ebenfalls über die Asyl- / Einwanderungsfrage vermittelt werden, hätte man erwähnen können, denn es zeigt, dass das Thema noch immer extrem hohe Bedeutung hat – und zwar nicht nur am Rand, sondern in breiten Teilen der Bevölkerung. Die Niederlande sind – wie das parlamentarisch ähnlich fragmentierte Israel – in den letzten 30 Jahren nochmals deutlich nach rechts gerückt. Wofür die verschärfte – und freilich beständig wiedergewählte – Neoliberalyse mit Sozialstaatszerlegung und von allen maßgebenden Kräften, inklusive PVV, gewollter da systemrelevanter Masseneinwanderung sehr ursächlich ist. Und zugleich haben selbstverständlich Themen wie Armutsbekämpfung oder das medial breit getretene Klima auch weiter an Bedeutung verloren, gerade in der hyperindividualisierten Ellbogengesellschaft, da kann – gerade in puncto letzterem – auch der Latschmarsch neulich, der obendrein nur die eigene Klientel mobilisierte, nichts dran ändern. 🤷‍♂️

      Von links gedacht kämen

      Das habe ich oben durchgespielt.

      Dass die fehlenden Sitze von der VVD kommen, ist wegen deren Spannungsverhältnis mit den Grünlinken schwer vorzustellen.

      „Spannung“ ist wichtig – nicht, dass noch einer merkt, dass die im Grunde nichts trennt…

      Rob Jetten

      Und zu dem sind mir die Infos aus dem Beitrag jetzt zu dünn. Ich ergänze das mal ein wenig:

      1️⃣ Verbindungen zur Trilateralen Kommission (Quelle: hier):

      He focuses mainly on topics regarding education, climate change, equal rights for minorities and stronger European cooperation. Some of his achievements in parliament are two initiative laws: the first ever Climate Law forcing the Dutch government to comply with the Paris Agreement and a Constitutional reform to democratize the way mayors get elected. Before becoming Member of Parliament in 2017, Rob was the president of the Young Democrats, the largest progressive political youth organization in The Netherlands, and a member of the city council of Nijmegen. Currently, Rob is active as an ambassador for several nonprofit organizations.

      2️⃣ „Dutch Young Leader in Sustainability“ in 2014 und „Klimaminister“ im Kabinett Rutte IV. Innenpolitisch für „mehr Härte“ gegen Ausländer (Abschiebungen, Sprachlernpflicht (sehr liberal)…) …

      3️⃣ Sprach sich früh dafür aus, die niederländischen „Verteidigungsausgaben“ auf drei Prozent zu erhöhen (Der Russe kommt!!1!) …

      Kurzum: 💯 Prozent regierungsfähig! Ein sehr guter Mann! Den brauchen „wir“ als Premier!!1! (Den Rest sucht euch selbst zu dem Herrn zusammen…)

      Wäre ich Holländer, würde ich jetzt schon mal meine Hanfplantage erweitern, um das daraus gewonnene schmerzstillende Mittelchen gut vorrätig zu haben. Doch da das Forum hier ja von draußen drauf schaut, stellen „wir“ am besten bloß das 🍿 kalt, packen den Nachbarn am Deich vielleicht ein paar Care-Pakete und offerieren den Wohnwagen kostenlos Asyl…

    2. Nachschlag:

      Die regierungsamtliche Wochenschau äh Tagesklau hat hier inzwischen auch ein wohlig-weichgespültes Porträt des holländischen Hegseth-Doubles Jetten veröffentlicht, das von Werbebildern, nichtssagenden Belanglosigkeiten und bewussten Auslassungen nur so strotzt. Darin finden sich Sager wie:

      Jetten will zehn neue Städte bauen lassen, um die Wohnungsnot zu bekämpfen

      Für wen Jettens Partei diese bauen lassen will – gerade in Hinblick auf mögliche Koalitionspartner – und in welcher Preiskategorie wird natürlich unterschlagen.

      Jetten selbst wurde beim österreichischen Staatsfunk gestern mit den Worten zitiert:

      „Es muss schnell eine stabile Regierung gebildet werden“, sagte Jetten heute in Den Haag.

      Na viel Spaß bei dem Versuch in Holland. Aber klar ist, dass tragende Schichten der herrschenden Klasse alles versuchen, dieses Typen in Amt und Würden zu bekommen. Timmermans war einfach unverkäuflich und die VVD-Trulla auch. Aber weiter mit der Wochenschau:

      Sein Motto: „Het kan wel – es geht doch!“ Eine kaum zufällige Reminiszenz an den Wahlspruch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama: „Yes we can“.

      Wonach es spätestens an der Zeit wäre, sich diese Wahlkampagne – und die Leute hinter Jetten – mal genauer anzuschauen. Ich fand auf die Schnelle erst mal nur Robert van Asten, einen stellvertretenden Bürgermeister Den Haags und „beruflich“ vor seiner D66-Tätigkeit als „Steueranwalt“ beziehungsweise „Steuerberater“ (u.a. Deloitte, Vistra) tätig. Er sorgte als Wahlkampfmanager für die „Neuverpackung“ der 2023 abgestraften D66 gemäß FDP-Modell – weniger „Belehrung“, dafür „Optimismus“ und „Positivität“:

      Bij D66 begon de opmars al na de enorme verkiezingsnederlaag van twee jaar geleden (van 24 naar 9 zetels), vertelt campagneleider Robert van Asten. „Toen besloten we: het verhaal klopt, maar de toon niet. Minder belerend vingertje, meer optimisme.”

      Zo kwam Rob Jetten dit keer met de meest optimistische campagne van alle partijen, om alle negativiteit in het land over het rommelige kabinet-Schoof weg te spoelen. Lambie: „Een beetje Ruttiaans, die opgestroopte mouwen en positiviteit?” Van Asten, lachend: „Ja, maar we hebben elk appeltje bij Rob weggehouden.”

      (…)

      Verder kwam Jettens deelname aan het tv-programma De Slimste Mens D66 heel goed uit, zegt Van Asten. Het leverde de partij veel zichtbaarheid op. „Maar het risico was groot; hij had ook keihard onderuit kunnen gaan voor een miljoenenpubliek.”

      (…)

      Een vraag uit de zaal gaat over de TikTok-video’s van D66. „Die waren duidelijk van Gen Z, en u bent dat niet”, grapt een aanwezige. Van Asten: „Er zit een jong contentteam achter. Dat werkt, ook bij andere partijen.” JA21-campagneleider Michiel Hoogeveen wijst erop dat Forum voor Democratie, nauwelijks zichtbaar in traditionele media, via online campagnes juist sterk scoorde.

      Quelle: hier

      Ich habe ja bereits heute Früh geschrieben, das ist eine pro-transatlantische Feel-Good-Partei. Und man kennt ja aus Deutschland zur Genüge, wo dieser Weg im Allgemeinen so hinführt(e). Man müsste da auf jeden Fall tiefer gehen. Die Tagesschau hat für solche Tiefenrecherche Belanglosigkeiten natürlich auch keine Zeit. Das Bild des Heiligen Rob darf ja keine Kratzer bekommen:

      Jetten ist jung, eloquent, sympathisch und freundlich.

      Also genau der Typ Posterboy, der in Organisationen wie der Trilateralen Kommission zugeschliffen wird. Etwas, was der Tagesklau natürlich nicht erwähnungswürdig fand. Dafür erfahren „wir“ mehr über dieses besondere Lebenslaufdetail:

      Seine große Leidenschaft als Jugendlicher galt dem Sport: Laufen und Fußball.

      Wofür die Wochenschau dann sogar seinen Jugendtrainer ausbuddelt – die Trilaterale Kommission war für ein Interview wohl nicht zu haben? Pepe Mujica fuhr übrigens gerne Radrennen und Putin spielt gerne Eishockey – jetzt ist alles klar. Immerhin wird – korrekt – darauf verwiesen, dass Jetten mit Rutte verglichen wird, dem er nicht nur äußerlich ähnelt.

      Schön ist auch, dass ein Zitat Jettens beigesteuert wird. Es gibt keine bessere Möglichkeit, Politiker(sprech) zu enttarnen und diese Leute zu beleidigen, als wenn man sie selbst zitiert:

      Ich selbst habe dieses negative Getue wirklich satt. Den ganzen Tag jammern, was alles nicht geht. Lass uns doch lieber schauen, wie wir gemeinsam vorwärts kommen.

      Mhm, jeah! Die holländischen Hartzer sollen nicht jammern, sondern sich waschen und rasieren, dann kommen sie auch vorwärts und finden einen Job. Und die Bauern sollen die „Agenda“ von Typen wie Jetten und Klimapapst Timmermans eben nicht mit Wut betrachten, sondern als dornige Chancen, um sich zu entwickeln!!1! Meine Fresse – in welchem Polit-Marketing-Labor ist dieser Typ ausgebrochen? Hat der eigentlich je ernsthafte Probleme in seinem Leben gehabt? Irgendwann mal kämpfen, schuften, sich mit den Folgen seiner Politiken auseinandersetzen müssen? Der Typ stammt – wenn ich die holländischen Quellen richtig verstehe – aus einer katholischen, bürgerlichen Mittelstandsfamilie.

      Um was wollen sich er und seine Partei noch kümmern? Ach ja, das hier:

      jeder Niederländer soll von seinem Fenster aus mindestens drei Bäume sehen können.

      Gut, dass dieses größte aller niederländischen Probleme, endlich einer angeht!

      Sonst noch was? Jop:

      In der Asyl- und Migrationspolitik dagegen rückte er die Demokraten66 deutlich nach rechts, um Wilders jene Wähler auszuspannen, die Angst vor Überfremdung haben und weniger Zuwanderung wollen.

      Aha. Ich sagte ja schon, Wilders wurde gemainstreamed. Und in Feel-Good-Verpackung klingt für manche das „Ausländer raus!“ einfach sympathischer. Gerade für die, die sich (noch) nicht trauen das Original zu wählen oder ihrer letzten Wahl schämen. Mit D66-Vibes dagegen, kommt man endlich wieder an bei seinen Homies und muss sich nicht verstecken. 🤷‍♂️

      Wie schwätzt Jetten eigentlich zu dem Thema höchstselbst?

      „Um ein viel strengeres und trotzdem gerechtes System zu bekommen, musst du die europäischen Außengrenzen bewachen, die faulen Äpfel herauspicken und schneller abschieben. Und auf der anderen Seite werden immer Menschen vor Krieg und Gewalt flüchten, und die fangen wir in den Niederlanden auch auf“, so Jetten.

      Zu deutsch: An der Massenmigration wird nicht gerüttelt, wir schikanieren aber – gemäß des Modells Meloni – alle, die nicht schnell genug der Polente entwischen.

      Last but not least:

      Er ist verlobt mit dem argentinischen Hockey-Nationalspieler Nico Keenan, der für einen Den Haager Club in der ersten niederländischen Liga spielt. Damit ist er heute das, was Jetten als junger Mann auch gerne geworden wäre: ein Profisportler.

      Tja, wäre er es mal geworden. Dann hätte er zwar immer noch für eine völlig sinnlose Habenwill-Tätigkeit Leben, Körper und Geist verschlissen, wäre aber nicht zum Politiker herabgesunken, der nun für eine bestimmte Kapital- und Interessensfraktion in der Deutsch-EU die Niederlande verwalten und zutrimmen soll. 🤷‍♂️

  8. „Überraschender Gewinner ist die bürgerlich-linke D66. Bei den letzten Wahlen 2023 wurde sie für ihre Zusammenarbeit in der letzten Regierung unter Mark Rutte und seiner konservativ-liberalen VVD abgestraft und kam nur noch auf neun Sitze beziehungsweise 6 Prozent. Laut den Hochrechnungen hat sie ihr Ergebnis jetzt auf 27 Sitze oder 18 Prozent verdreifacht.“

    Die Merkfähigkeit der Bevölkerung ist anscheinend recht kurz.
    Sieht man auch bei uns.

  9. Aktualisierung für alle, die jetzt noch vorbeisurfen: Das Endergebnis steht jetzt fest. D66 hat tatsächlich die meisten Stimmen erhalten. Daher werden sie jetzt als erste versuchen, eine Regierung zu bilden, wie es im Artikel steht. Wilders hat daraufhin den Wahlrat beschuldigt, nicht unabhängig zu sein.

    1. Wilders hat daraufhin den Wahlrat beschuldigt, nicht unabhängig zu sein.

      Zeit für eine neue Runde von „Leser ergänzen Kontext“.

      Was sagte Wilders auf Twitter genau? Das hier:

      De Kiesraad beslist niet het ANP, wat een arrogantie om daar niet op te wachten. Maar al wordt D66 de grootste, de PVV zal Nederland niet laten afbreken door Jetten cum suis en ons vanaf dag één met volle kracht 26 zetels sterk verzetten tegen zijn links-liberale wanbeleid! 💪

      Wilders kritisiert hier die Medien (insbesondere das ANP, das Algemeen Nederlands Persbureau – ungefähr das Pendant zur dpa) und nicht unmittelbar den Kiesraad (den niederländischen Wahlrat, welcher für die Validierung und Verkündung der endgültigen Wahlergebnisse zuständig ist). Im Grunde hebt er dessen Autorität sogar hervor – als die einzig legitime Entscheidungsinstanz – und sagt: „Wartet auf den offiziellen Beschluss, statt zu spekulieren und voreilige Entscheidungen zu treffen. Erst dann wird entschieden, wer zum Informateur bestimmt wird.“ (Der Informateur – i.d.R. der Vorsitzende der größten Fraktion – wird vom niederländischen Monarchen nach der Wahl damit beauftragt zu sondieren, welche Koalition überhaupt möglich ist. Das ist kein bloßer symbolischer Akt, sondern strategisch bedeutsam.)

      Und nun war es am Wahlabend und in der Folgezeit bekanntlich so, dass es da etliche enge Hochrechnungen durch die Medien gab, verbunden mit jeder Menge Gerüchte und Spekulation über das Endergebnis. Von geneigter Seite ist dabei Jetten quasi von Anfang an zum neuen Premier ausgerufen worden – obwohl eben die offizielle Bestätigung durch den Kiesraad noch ausstand. Und das ANP zählte zu denjenigen Medien, die ebenfalls von Anfang an einen Vorsprung der D66 verkündeten.

      Am Ende ist die PVV jetzt mit gerade mal 14 000 Stimmen weniger hinter den D66 auf Platz 2 gelandet. Und dass Wilders frustriert war angesichts dieser vorschnellen Ausrufung, kommt nicht wirklich überraschend – so was soll bei Politikern öfter passieren. Dass man das Vorgehen der Medien als voreilig und einseitig empfinden kann, ist angesichts der Umstände auch nachvollziehbar. Der geringe Abstand hat ja geradezu BSW-Qualität. Zumal im Politbetrieb eine vorzeitige Festlegung die PVV benachteiligen kann. Denn wer den Informateur stellt, hat so seine Vorteile bei den Verhandlungen, weil die Ausrufung unter anderem die Frage der Machtbalance und -optionen tangiert.

      tldr: Erstens: Wilders kritisierte die Medien, nicht den Wahlrat. Zweitens: Das ist typische Oppositionsrhetorik – und in diesem Fall nicht mal aus der Luft gegriffene.

      1. Die Frage, wer knapp stärkste Partei ist, hat eher symbolische Bedeutung, da die Regierungsbildung ja auch gegen die stärkste Kraft erfolgen kann (siehe BRD 1969, 1976, 1980).
        Beim BSW ist die Frage viel existenzieller, da geht es um ca. 35 oder null Sitze – und um Dinge wie zusätzliche staatliche Unterstützung (Abgeordnetengehälter) und gesteigerte mediale Wahrnehmung.

        1. Der Punkt ist schlicht, dass der Informateur in den Niederlanden eine Schlüsselfunktion im Prozess der Regierungsbildung einnimmt, indem er den Weg für eine bestimmte Koalition bahnt. Sein Abschlussbericht an den König enthält nämlich den Vorschlag zur Ernennung eines Formateurs, der dann wiederum die eigentliche Regierungsbildung übernimmt und zumeist auch der nächste Premier wird.

          Mit BSW-Qualität war gemeint, dass die FVV nur sehr knapp – mit jenen 14 000 Stimmen – hinter den D66 lag und nun erst recht aus der Koalitionssuche herausgehalten werden kann. Was für manche ein Geschmäckle hat. Insbesondere hatte aber das Vorgehen bestimmter Medien ein Geschmäckle, weil die schon am Wahlabend im Brustton der Überzeugung herausposaunten, dass Jetten der neue Premier werde.

          Ansonsten wird auch in den Niederlanden nicht automatisch die stärkste Partei Mitglied der nächsten Regierung.

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