
Die Beschuldigung des Feindes, allein für den Krieg verantwortlich zu sein, ist in jeder Nation und in jedem Krieg üblich.
Was uns betrifft, waren die Russen (im Krimkrieg), die Afghanen, die Araber, die Zulu und die Buren allesamt unprovozierte Aggressoren, um einige aktuellere Beispiele zu nennen. Das ist eine notwendige Unwahrheit, die auf der gegenwärtigen voreingenommenen Meinung einer Seite in einem Konflikt beruht, und sie wird zur unverzichtbaren Grundlage aller nachfolgenden Propaganda. Die Leitartikel der Zeitungen bei Ausbruch eines jeden Krieges läuten die Wende zu diesem Thema ein und ähneln einander so sehr, als würden Standardartikel bereitstehen und der Name des Feindes, wer auch immer er sein mag, im gegebenen Moment eingefügt. Wenn die Vernunft wieder einsetzt und die Festigung des Friedens zu einer zwingenden Notwendigkeit für alle Nationen wird, wird die Anschuldigung nach und nach offiziell fallen gelassen.
Es ist kaum nötig, viele Beispiele für die allgemeine Erklärung der Alleinschuld, des Verbrechertums und der bösen Absicht Deutschlands zu geben. Ähnliche Erklärungen könnten in jedem Land auf beiden Seiten des Krieges gesammelt werden.
»[Die Kriegserklärung] ist kaum eine überraschende Nachricht, da eine lange Reihe von Tatsachen zeigt, dass Deutschland die Krise, die jetzt über Europa schwebt, absichtlich herbeigeführt hat.«
(The Times, 5. August 1914)»Deutschland und Österreich allein haben diesen Krieg gewollt.«
(Sir Valentine Chirol, The Times, 6. August 1914)»Und bei wem liegt diese Verantwortung? … Bei einer Macht, einer Macht allein, und diese Macht ist Deutschland.«
(Mr. Asquith im Rathaus, 4. September 1914)»(Wir kämpfen), um die gefährlichste Verschwörung zu zerschlagen, die jemals gegen die Freiheit der Nationen geschmiedet und die sorgfältig, geschickt, heimtückisch und heimlich mit skrupelloser, zynischer Entschlossenheit bis ins Detail geplant wurde.«
(Mr. Lloyd George, 4. August 1917)
Lord Northcliffe, der für die Kriegspropaganda zuständig war, erkannte, wie wichtig es war, die Anschuldigung zur Grundlage all seiner Handlungen zu machen. »Die gesamte Stellung der Alliierten gegenüber Deutschland wird von der Tatsache bestimmt, dass Deutschland für den Krieg verantwortlich ist«, und nochmal: »Die Alliierten dürfen nicht müde werden, darauf zu bestehen, dass sie Opfer einer vorsätzlichen Aggression waren.« (Secrets of Crewe House)
Zu den wenigen gemäßigten Stimmen gehörte Lord Rosebery im August 1914, der schrieb:
»Es war ein Funke inmitten des großen Pulverfasses, das die europäischen Nationen in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren errichtet haben … Ich weiß nicht, ob es einen Drahtzieher gab … Ohne Beweise möchte ich niemandem eine solche Bürde auferlegen.«
Die Anschuldigung wurde jedoch in allen alliierten Ländern so stark und häufig erhoben, dass die Regierung gezwungen war, sie in den Friedensvertrag aufzunehmen.
Artikel 231. – Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen wurde, erlitten haben.
Als die Kriegsbegeisterung nachließ, wurde die Anschuldigung nach und nach fallen gelassen. Sogar die Staatsmänner selbst zogen sie zurück.
»Je öfter man die Memoiren und Bücher liest, die in den verschiedenen Ländern über die Geschehnisse vor dem 1. August 1914 geschrieben wurden, desto deutlicher wird, dass zu diesem Zeitpunkt niemand an der Staatsspitze ernsthaft einen Krieg gewollt hat. Er war etwas, in das sie vielleicht aus Dummheit hineingerutscht, oder vielmehr getaumelt und gestolpert sind, und ich zweifle nicht daran, dass ein Gespräch ihn abgewendet hätte.«
(Mr. Lloyd George, 23. Dezember 1920)»Ich kann nicht sagen, dass Deutschland und seine Verbündeten die Alleinschuld für den Krieg tragen, der Europa verwüstet hat … Diese Behauptung, die wir alle während des Krieges machten, wurde damals als Waffe genutzt; jetzt, wo der Krieg vorbei ist, kann sie nicht als ernsthaftes Argument dienen … Wenn es möglich wird, die diplomatischen Dokumente des Krieges sorgfältig zu begutachten, und die Zeit uns erlaubt, sie in aller Ruhe zu beurteilen, wird man sehen, dass die Haltung Russlands die eigentliche und grundlegende Ursache des globalen Konflikts war.«
(Signor Francesco Nitti, ehemaliger Ministerpräsident von Italien)»Gibt es irgendeinen Mann oder irgendeine Frau, gibt es irgendein Kind, das nicht weiß, dass der Keim des Krieges in der modernen Welt die industrielle und kommerzielle Rivalität ist? … Das war ein industrieller und kommerzieller Krieg.«
(Präsident Woodrow Wilson, 5. September 1919)»Ich behaupte nicht, dass Österreich oder Deutschland von vorneherein die bewusste und durchdachte Absicht hatten, einen allgemeinen Krieg auszulösen. Es gibt keine Dokumente, die uns zu der Annahme berechtigen, dass sie damals etwas derartig Systematisches geplant hätten.«
(M. Raymond Poincaré, 1925)»Ich wage zu behaupten, dass der Glaube an eine Alleinschuld Deutschlands nicht einmal Monsieur Poincaré möglich ist. Aber wenn man eine Politik errichtet, die auf der Theorie der Alleinschuld Deutschlands beruht, ist offensichtlich, dass man eisern an dieser Theorie festhalten oder sich zumindest den Anschein der Überzeugung geben sollte.«
(General Subhomlinoff, russischer Kriegsminister. Zitiert von M. Vaillaint Conturier in der Abgeordnetenkammer, Journal Officiel, 5. Juli 1922)
Auch die Presse und die Publizisten änderten ihren Ton.
»Deutschland die alleinige Verantwortung für den Krieg anzulasten, ist nach allem, was wir schon wissen – und es wird noch mehr hinzukommen –, eine Absurdität. Einen Vertrag auf Absurdität aufzubauen, ist ein Unrecht. Menschlich, moralisch und historisch gesehen ist der Vertrag von Versailles zu verurteilen, ganz abgesehen von seinen ökonomischen Ungeheuerlichkeiten.«
(Austin Harrison, Herausgeber der English Review)»Haben rachsüchtige Nationen jemals etwas Gemeineres, Falscheres oder Grausameres getan als die Alliierten, die Deutschland durch den Versailler Vertrag zwangen, als Sündenbock die Schuld zu übernehmen, die alle trugen? Welche Nation hat saubere Hände und ein reines Herz?«
(Charles F. Dole)
1923 versammelten sich die Vertreter der Nationen in einer vorläufigen, gemischten Kommission, um unter der Schirmherrschaft des Völkerbundes einen Vertrag über gegenseitigen Beistand auszuarbeiten. Im vollen Bewusstsein darüber, was von ihren Regierungen als abscheulicher und unbestreitbarer Fall einer unprovozierten Aggression Deutschlands erklärt worden war, waren sie außerstande, »unprovozierte Aggression« zu definieren. Die belgische, brasilianische, französische und schwedische Delegation erklärten in einem Memorandum:
»Es reicht nicht aus, den Ausdruck ›unprovozierte Aggression‹ zu wiederholen, da es unter den Bedingungen der modernen Kriegsführung unmöglich zu sein scheint, auch nur theoretisch zu entscheiden, was einen Fall von Aggression darstellt.«
Diese Auffassung wurde praktisch übernommen, und der Juristenausschuss schlug bei seiner Konsultation vor, den Begriff »Aggression« zu streichen. Sollte sich künftig eine Nation der Empfehlung des Rates oder dem Urteil des Gerichtshofes verweigern und zu den Waffen greifen, würde das im Rahmen des Völkerbundabkommens als Angriffskrieg (»war of aggression«) gewertet.
In der Präambel der Verträge von Locarno, die 1925 zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien geschlossen wurden, findet sich nicht der kleinste Hinweis auf diese Anschuldigung; im Gegenteil, es wird sogar der folgende Satz eingefügt:
»In dem Bemühen, den Wunsch nach Sicherheit und Schutz zu befriedigen, der die Völker beseelt, die unter der Geißel des Krieges von 1914–1918 zu leiden hatten (les nations qui ont eu à subir le fléau de la guerre).«
Das hier ist nicht der Ort, um die Frage der Verantwortung zu diskutieren, die Schuld von einer Nation auf die andere zu schieben oder zu zeigen, in welchem Maße Deutschland tatsächlich verantwortlich war. Alleinschuld ist etwas völlig anderes als eine gewisse Verantwortung. Die Deutschen und die Österreicher waren nicht ohne guten Grund damit beschäftigt, Russland zu beschuldigen. Aber die Streitigkeiten und Verwicklungen sowie die beklagenswerte Unfähigkeit der Diplomatie in den letzten Wochen auf allen Seiten waren ebenso wenig die Ursache des Krieges wie die Ermordung des Erzherzogs , auch wenn immer wieder besondere Dokumente angefertigt werden, um einen falschen Eindruck zu erwecken.
Die Ursachen waren weitreichend und tiefgreifend und es ist zweifelhaft, ob selbst zukünftige Historiker in der Lage sein werden, die Schuld zwischen den beteiligten Mächten mit einer gewissen Genauigkeit zuzuordnen.
Lord Cecil von Chelwood hat vor kurzem den Finger auf die unzweifelhafteste aller zugehörigen und unmittelbaren Ursachen gelegt. In einer Rede in der Stadt im Jahr 1927 verwies er auf »den gigantischen Rüstungswettlauf vor dem Krieg« und sagte:
»Niemand kann leugnen, dass die durch die Rüstungswettläufe erzeugte Geisteshaltung den Boden bereitete, auf dem die schreckliche Pflanze wuchs, die schließlich im Krieg Früchte trug.«
Die oben angeführten Zitate reichen aus, um zu zeigen, dass die Alleinschuld des Feindes ebenfalls ein Mythos aus Kriegszeiten ist. Der große Erfolg der Propaganda hinterlässt jedoch für lange Zeit Eindruck in den Köpfen derjenigen, die sich für ihre Unterstützung des Krieges rechtfertigen wollen, und derjenigen, die sich nicht die Mühe gemacht haben, die späteren Rückzieher und Leugnungen zu verfolgen. Darüber hinaus wird der Mythos vor einer »unprovozierten Aggression« in Form von Angst so weit wie möglich im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert und zur wichtigsten, gar einzigen Rechtfertigung für die Vorbereitung eines weiteren Krieges.




Die Kriegsschuld für den Ersten Weltkrieg trägt allein der Europäische Adel eine privilegierte Gesellschaftsklasse, und die letzten Reparationen wurden am 3. Oktober 2010 von der Bundesrepublik Deutschland beglichen.
Der exzeptionale Status kommt aus der Vokabel E!
Jeder Kontinent beginnt mit A, außer einem, Kontinent beginnt mit E.
Das römische reich existiert nicht umsonst, deshalb zahlen ihre gläubigen und nicht gläubigen ihren Obolus, um ihren narrativen Status gerecht zu werden. Es lebe die Propaganda und nicht, die Einsicht.
Im sogenannten Historikerstreit der 1960er Jahre, obsiegte der Historiker Fritz Fischer mit seiner Theorie der Alleinschuld Deutschlands am 1. Weltkrieg. Seine diesbezüglichen Werke „Griff nach der Weltmacht“ und „Krieg der Illusionen“ untermauerten seine These, lösten aber in der Öffentlichkeit eine kontroverse Diskussion aus. Sein Gegenspieler war der Historiker Ernst Nolte. Entwarnung für die deutsche Alleinschuld schaffte erst der Historiker Christopher Clark mit seinem Buch „Die Schlafwandler“ von 2013.
Ihr Beitrag ist wenig hilfreich, der Historikerstreit
fand 1986/87 statt, zwischen Habermas und Nolte. Dabei drehte es sich um die Gemeinsamkeiten zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus. Ich muss Sie dafür leider tadeln.
Sie haben recht, ich habe die Fischer-Kontroverse mit dem Historikerstreit verwechselt
Das ist ein wenig oberflächlich (das Wort „Alleinschuld“ sucht man bei Fischer vergeblich) und insofern falsch, wie übrigens auch die Erwähnung von Ernst Nolte in diesem Zusammenhang. Ja, Fischer schrieb zusammenfassend, dass das „kaiserliche Deutschland keinen Verteidigungskrieg“ führte, sondern „es im Juli 1914 bewußt auf einen Konflikt mit Rußland und Frankreich ankommen“ ließ.
Aber im Begleitwort zur Neuauflage seines Buchs „Der Griff nach der Weltmacht“ von 1977 machte Fischer eigentlich auch genügend klar, worum es ihm in erster Linie ging. Nämlich um die Interessen, welche die deutsche herrschende Klasse mit dem Krieg verband:
„… Der vehemente, vielfach emotional geladene Widerspruch gegen dieses Buch bei seinem ersten Erscheinen 1961 ist nicht allein wissenschaftsintern zu begreifen, sondern nur verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die in den 20er und 30er Jahren entstandene amtlich geförderte apologetische GrundeinsteIlung der deutschen Geschichtswissenschaft zur Frage des Kriegsausbruchs 1914 – für die europäischen Völker noch immer der tiefste Einschnitt in der jüngeren Geschichte – und zu den deutschen Kriegszielen 1914/18 weiterlebte über die Zäsur von 1945 hinweg bis in die 6oer Jahre. Die deutsche Öffentlichkeit hatte sich mit dem Diktum von Lloyd George beruhigt: »Wir sind alle hineingeschlittert«, und hielt sich für die Zielsetzungen im Krieg nach 1918 so sehr an die Auseinandersetzungen zwischen den (bösen) »Radikalen« und den (guten)
»Gemäßigten«, daß darüber die Sicht verlorenging, welche Schichten, Gruppen, Interessen und Ideen vor dem Kriege und im Kriege die entscheidenden waren. Wie stark aber selbst jene »Gemäßigten« noch Vorstellungen und Zielen anhingen, die Europa und die Welt zu ertragen nicht bereit waren, vermochte jene Zeit noch nicht zu sehen.
Die deutsche Geschichtswissenschaft war so auf die Kriegsschuldfrage fixiert, die man glücklich abgeschlossen glaubte und die zum Tabu geworden war, daß in der Kontroverse um das Buch sein eigentlicher Gegenstand: die deutschen Kriegsziele in ihrer Verwurzelung in industrie-kapitalistischen, agrarischen und überseeisch-kommerziellen Interessen
zusammengebunden mit den strategischen Forderungen von Heer und Marine, weit zurücktrat gegenüber der Diskussion über die deutsche Politik im Vorkrieg und in der Julikrise, die nur in den zwei ersten von 23 Kapiteln behandelt werden. …“
Christopher Clark ist kein Historiker, allenfalls ein lustiges Abbild von Melnyk. Sein „Schlafwandler“-Mythos kaufen ihm höchstens beinharte ZDF-Zuschauer ab.
Der böse böse russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begann völlig überraschend am 19. Februar 2022, nachdem US-Präsident Joe Biden ihn schon für den 15. Februar angekündigt hatte. Der Westen war völlig überrascht und hat sofort das Brandenburger Tor in den ukrainischen Farben beleuchtet und alle öffentlichen Gebäude mit ukrainischen Flaggen geschmückt. Die Geschichte wird halt von der eigenen Presse und den eigenen Historikern geschrieben.
deutsche Geschichte bitte korrekt entsorgen:
https://i.postimg.cc/nVgXJvyz/IMG-20251024-095706.jpg
Bei aller Richtigkeit der Rolle von Propaganda auf allen Seiten, 1914 wollte Österreich gar nicht so richtig, wurde aber von W II solange gedrängt, dass es Serbien den Krieg erklärte. Die Hauptschuld Deutschlands ist nicht relativierbar.
So hat Willy dann Lenin nach Russland gebracht. Man könnte ihn glatt als Patenonkel der UdSSR bezeichnen.
Dafür gebührt Willy II doch geschichtlicher Ruhm.
„Deutschlands Alleinschuld am Krieg“
Falls wir den nächsten Krieg überleben sollten werden alle europäischen Länder, auch die Koalition der Billigen /Willigen, über Deutschland herfallen und wieder die Alleinschuld geben, da beisst die Maus keinen Faden ab.
Der SWR hat das Anti-Kriegs-Lied „Nein, Meine Söhne geb´ ich nicht“ aus dem Votingsystem der Hitparade entfernt.
Reinhard Mey & Freunde – Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht
https://www.youtube.com/watch?v=1q-Ga3myTP4&list=RD1q-Ga3myTP4&start_radio=1
Scheinheiliger Grund: Es bestehe Manipulationsverdacht da es von den Hörern „zu oft“ angeklickt wurde.
Man darf wohl eher vermuten es handelt sich hierbei um eine Säuberungsaktion