Deutschland – Quo Vadis?

Kaputte Deutschland-Fahne
Quelle: Pixabay

Ein Nachruf in 12 Thesen – oder der Absturz eines Auslauf-Modells.

Rede beim Kongress „Mut zur Ethik“ vom 29. bis 31. August in Sirnach.

Die Frage „Deutschland – wohin gehst du?“ leitet sich von einem Roman her, der 1895, vor 130 Jahren, publiziert wurde. Geschrieben hat ihn der polnische Romancier Henryk Sienkiewicz und er trägt den Titel: „Quo Vadis“. Diese Erzählung spielt im Jahre 64 nach Christi Geburt und behandelt die Verfolgung der Christen im Rom zu Zeiten des Kaisers Nero. Henryk Sienkiewicz schildert, wie Christen gefoltert, bei lebendigem Leib als Fackeln verbannt wurden. Rom war damals ein Imperium im Niedergang. Es ist charakteristisch, dass der Zerfall von den Zeitgenossen nicht wahrgenommen wurde. Doch ist Gewalt nach innen und außen offenbar ein Merkmal stürzender Imperien.

Im heutigen Deutschland gibt es wieder eine Verfolgung von Dissidenten, die politisch und weltanschaulich von der Linie der Machteliten abweichen, wie es damals die frühen Christen auch getan haben. Auch die Zurschaustellung öffentlicher Verbrennungen wird zelebriert, wenn auch nicht im physischen, sondern im übertragenen Sinne. Der Zensur-Komplex stellt Dissidenten öffentlich an den Pranger, ruiniert ihren Ruf, setzt Kündigungen und faktische Berufsverbote durch, zerstört Existenzen. Journalisten und Vertreter von Hilfsorganisationen werden jenseits von Recht und Gesetz auf Sanktionslisten gesetzt. Diese Vorgänge fügen sich zusammen zu einer antidemokratischen „Zensur-Industrie“, durch die Regierungen mit Hilfe von Geheimdiensten, Digital-Unternehmen, transatlantischen Denkfabriken, den genannten GONGOS, Medien und Verbänden ihre Bürger gängeln, überwachen und unerwünschte Meinungen bekämpfen.

Warum zerstört Deutschland die Reste seiner parlamentarischen Demokratie und läuft, orchestriert von der NATO und ihrer Führungsmacht USA, in neue Kriege, nach den verheerenden Vernichtungskriegen, die im 20. Jahrhundert von deutschem Boden ausgegangen sind?

Man muss nur hinschauen. Genau das ist die Aufgabe des Journalisten: „Sehen und sagen“, wie es mein amerikanischer Freund Patrick Lawrence ausdrückt. Das ist der Status Quo. Daraus ergibt sich die Frage nach dem Warum, ein Blick zurück im Zorn, und nach den künftigen Handlungsoptionen – quo vadis. In drei mal vier Thesen skizziere ich ein Gesamtbild, das Deutschland als Beispiel für den Niedergang des Westens zeigt.

1. Status Quo

These 1: Wirtschaftlich steht Deutschland am Rande des Absturzes.

Die Sanktionen gegen Russland haben sich als Bumerang erwiesen. Der Abbruch der Energie-Beziehungen zu Russland und die Sprengung der Nordstream-Pipeline, die der Rechercheur Seymour Hersh den USA zur Last legt, haben der deutschen Wirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit genommen. Die De-Industrialisierung hat den Kipp-Punkt erreicht, an dem sie unumkehrbar geworden ist. Derzeit gehen hunderttausende Arbeitsplätze verloren. Die Teuerung galoppiert. Die deutsche Wirtschaft schrumpft, während die russische wächst (+4,5% in 2024). Viele Milliarden werden dem Konsum und dem Sozialstaat entzogen und fließen in die Taschen der US-Rüstungsindustrie. Der Deal von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Trump im Zollstreit geht eindeutig zu Lasten Deutschlands. Der deutsche Trittbrettfahrer-Imperialismus ist gescheitert

These 2: Jetzt rächt sich die politische Selbst-Versklavung Berlins gegenüber den USA.

Die Vertreter Europas saßen am 18. August im Oval Office wie Schuljungen, die etwas ausgefressen haben – eine Farce der Unterwerfung. Deutschland hat sich in den Ukraine-Krieg hineinziehen lassen, obwohl von vorneherein klar war, dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann. Dennoch hat der NATO-Westen versucht, Russland mit einer Kombination aus Waffenhilfe für Kiew, ökonomischem Druck durch Sanktionen (Ausschluss aus SWIFT; Ölpreis-Deckel; Diebstahl russischer Auslandsvermögen im Wert von ca. 300 Mrd. Euro) und diplomatischer Isolierung in die Knie zu zwingen. Diese Strategie ist gescheitert. Russland hat sich ökonomisch restrukturiert und politisch und wirtschaftlich Asien zugewandt. Insgesamt 153 von 193 Nationen in der UN handeln weiter mit Russland. Deutschland wird unter Vormundschaft des Hegemon restrukturiert als Armenhaus Europas. Die Zeche zahlen die abhängig Beschäftigten und der Mittelstand in Deutschland.

These 3: Militärisch hat Deutschland mit der NATO den Krieg in der Ukraine verloren.

Die russischen Truppen rücken auf breiter Front vor. Lugansk, Donezk, Saporoschje und Cherson sind formal in die russische Föderation aufgenommen und kehren nicht mehr zurück. Wird der Krieg verlängert, stehen vier weitere Oblaste zur Disposition. Mehr als 1,7 Mio. Soldaten der Ukraine sind gefallen oder vermisst. Die Russen haben derzeit mehr als 700.000 Mann in der Ukraine. Sie sind überlegen bei Drohnen, Artillerie, Raketen. Es ist eine Frage der Zeit, wann die Front einbricht. Der Gipfel in Anchorage von Putin und Trump hat gezeigt: Die USA möchten nun die Ukraine als Verlustgeschäft abschreiben und den Krieg europäisieren. Der Herr lässt seine europäischen Sklaven im Regen stehen und schiebt ihnen die Verantwortung für eine verheerende Niederlage zu. Die Annäherung von Russland und den USA drängt Europa in die Peripherie und in die geopolitische Bedeutungslosigkeit. Europa wird nicht nur zum Hinterhof der USA, sondern auch zum Hinterhof Russlands.

These 4: Deutschland erlebt einen Prozess des zivilisatorischen Niedergangs und der kulturellen Verwahrlosung.

Das Methode, nach der dieser Krieg geführt wird: Wir liefern die Waffen, ihr liefert die Leichen – ist zynisch und Zeichen moralischer Enthemmung. Sprüche wie: „Die Russen sind ja eigentlich keine Europäer, sondern haben ein anderes Verhältnis zu Blut und Gewalt“, „Die Russen sind Tiere und Schweine“ „Wir führen einen Krieg gegen Russland“, „Diese Sanktionen werden Russland ruinieren“, „Wir müssen kriegstüchtig werden“ widerstreben dem Friedensgebot des Grundgesetzes. Sie machen Menschen nicht für das verächtlich, was sie getan haben, sondern für das, was sie sind: Russen. Demgegenüber wird über das Leid der Bevölkerung in der Ukraine hinweggesehen. Die Ukrainer werden behandelt wie Untermenschen. Dies ist eine Renaissance des Rassismus, der als Untoter aus der Hitler-Diktatur und in Co-Transformation aus dem ukrainischen Faschismus heute wieder mehrheitsfähig ist. Ich sehe darin einen Rückfall in antidemokratisches Denken und einen zivilisatorischen Regress.

2. Blick zurück im Zorn.

Lassen sie mich einen Blick auf die Ursachen, auf das Wie und das Warum werfen.

These 5: Der Niedergang der deutschen Wirtschaft erwächst aus langen Linien der Selbstzerstörung.

Die steuerliche Freistellung von Veräußerungsgewinnen durch die Reformen der Regierung Schröder 2002 hat dazu geführt, dass die Banken ihre Industriebeteiligungen verkauft haben. Das Geld haben sie in toxische Wertpapiere gesteckt. Dies hatte zwei Folgen: 1. US-Finanzinvestoren haben sich in alle deutsche DAX-Konzerne eingekauft. 2. Deutschland geriet in den Strudel der Finanzkrise. Dies hatte wiederum zwei Konsequenzen: 1. Um die Banken zu retten, wurden ihre Schulden vom Staat übernommen und Zentralbank-Geld ins System gepumpt, was die Verschuldung in die Höhe trieb und den Finanzkapitalismus anheizte. Aus faulen Bankkrediten wurden Staatsanleihen (Bonds). 2. Die Banken konnten ihre Bilanzen bereinigen, die Bonds landeten im unregulierten Schattenbanken-System. Sie werden gehalten von Finanzinvestoren, Zweckgesellschaften, Versicherungen. Im Schattenbanken-System werden die Anlagen meist durch Derivat-Instrumente gehebelt, um die Profite zu maximieren. Die Refinanzierung des deutschen Staates ist also in die Hände jener US-Finanzinvestoren gefallen, die am Krieg Milliarden verdienen. Heuschrecken wie BlackRock, Vanguard, State Street, JP Morgan oder Goldman Sachs spekulieren gegen die Anleihen jedes Landes, das aus dem Kriegskurs ausschert. Damit bringen sie die staatliche Refinanzierung auch Deutschlands unter erheblichen Druck.

These 6: Die deutsche Politik folgt dem Primat der Finanzindustrie und zerstört damit ihre Industriellen Grundlagen.

In allen westlichen Industrienationen, das zeigen entsprechende Untersuchungen, fällt die Profitrate. Die Profitrate ist das Verhältnis von eingesetztem Kapital zu den Gewinnen. Dem tendenziellen Fall der Profitrate kann entgegengewirkt werden – durch Lohnsenkung, Erschließung neuer Märkte, Rationalisierung, billigere Rohstoffe. All dies bietet die Ukraine. Bundeskanzler Friedrich Merz agiert wie ein Filialleiter von BlackRock auf deutschem Boden und durchaus zweckrational, wenn er den Krieg anheizt und deutsche Truppen in die Ukraine schicken will. Denn Finanz-Investoren verdienen nicht nur am Krieg, sondern auch am Wiederaufbau. Im Krieg wird Kapital zerstört und die ursprüngliche Akkumulation kann wieder beginnen. Rosa Luxemburg: „Die Proletarier fallen, die Börsenkurse steigen.“ Der Krieg war eine Börsenwette. Niemand hat damit gerechnet, dass die Russen siegen. Deshalb wurde die Börsenwette zum Russischen Roulette.

These 7: Die NATO-Osterweiterung ist die Hauptursache für den Krieg in der Ukraine. Deutschland hätte sie verhindern können.

Wie der frühere NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am 7.9.2023 vor dem EU-Parlament erklärt hat, begann der Ukraine-Krieg nicht mit dem russischen Einmarsch im Februar 2022, sondern bereits 2014. Der Krieg begann mit dem vom Westen organisierten Putsch auf dem Maidan im Februar 2014: Bei diesem Putsch haben EU-Diplomaten wie auf dem Basar mit ukrainischen Faschisten über die Zahl der Morde verhandelt, die man für erforderlich hielt, um den demokratisch gewählten Präsidenten Yanukowitsch aus dem Amt zu drängen. Man einigte sich auf etwa 100. Ausgeführt wurden die Morde von galizischen Nazis sowie acht Scharfschützengruppen von jeweils etwa zehn Mann – aus der Westukraine, Georgien, Polen und Litauen. Im April 2014 griff die Putschregierung in Kiew die separatistischen Republiken Donezk und Lugansk an, die sich nach dem Vorbild des Kosovo von der gewaltsam ins Amt gebrachten Zentralregierung losgesagt hatten. Grayzone hat ein Papier des Instituts for Statecraft, ein Ableger von MI6 und NATO, aus dem Jahr 2014 veröffentlicht. Darin wird detailliert geschildert, wie Russland in die Ukraine gelockt werden sollte, um Moskau dort eine Niederlage zu bereiten. In alle diese Vorgänge waren auch deutsche Stellen eingebunden. Das Abkommen Minsk II zum Frieden im Donbass kann heute als Täuschungsversuch gelten, eine Einhaltung war nicht beabsichtigt. Die Vertragsangebote Moskaus vom Dezember 2021 und  Januar 2022 wurden verworfen. Die Friedensverhandlungen in Istanbul im Frühjahr 2022 wurden hintertrieben. Die NATO wollte den Krieg, und Deutschland hat mitgemacht.

These 8: Der Ukraine-Krieg ist die größte Lügen-Propaganda, die den deutschen seit 1945 vorgesetzt wurde.

Die deutsche Bevölkerung wird über die Ursachen des Krieges, die tatsächliche Lage an der Front, die geopolitischen Zusammenhänge und den Niedergang des eigenen Landes wissentlich und willentlich hinters Licht geführt. Orchestriert wird diese kognitive Kriegsführung von der NATO; umgesetzt wird sie vom Propaganda- und Zensur-industriellen Komplex aus Propaganda-Presse, GONGOS, Pressestellen, Thinktanks, transatlantischen Organisationen, Stiftungen, Universitäten und Kirchen. Sozialer Träger der Meinungsmache sind transtatlantisch korrumpierte Politiker, Wissenschaftler und Manager sowie das akademische Prekariat. Die einen haben ihre Karriere an transatlantische Organisationen geknüpft, sie stehen wie Statthalter Washingtons im eigenen Land. Die anderen hangeln sich von freier Mitarbeit zu Zeitvertrag, von Projektstelle zu Projektstelle. Dieses akademische Prekariat tut alles für eine Vertragsverlängerung oder einen neuen Auftrag. Über beide ist die US-Hegemonie in Deutschland heute institutionalisiert. Der transatlantische Riss ist ein Mythos. Insgesamt wirken diese transatlantischen Netzwerke wie Konsens-Fabriken im Sinne der US-Hegemonie. Das Ergebnis ist eine geistige Filterblase, in welcher der intellektuelle Horizont der Bewohner limitiert ist, die emotionalen Reflexe auf Russenhass und Blutdurst konditioniert sind, die Vorstellungskraft verkümmert, und in dem die Verhaltenslenkung nicht als Zwang empfunden wird. All dies vervollständigt den Realitätsverlust deutscher Eliten.

3. Quo Vadis

Henryk Sienkiewicz schickt in seiner Erzählung, den Apostel Petrus nach Rom: „In der Einfalt seines Herzens wunderte sich Petrus, dass Gott dem Satan so unbegreifliche Gewalt gegeben habe, die Erde zu bedrücken, zu verkehren, zu zertreten, ihr Blut und Tränen auszupressen, sie fortzureißen wie ein Wirbelwind, auf ihr zu toben wie ein Orkan. Sein Herz ängstigte sich bei diesem Gedanken, und er sprach im Geiste zu seinem Meister: O, Herr, wo soll ich anfangen in dieser Stadt, in die du mich gesandt hast? Ihr gehören Meere und Länder, die Tiere des Feldes und alle Wesen des Wassers, sie besitzt Königreiche und Städte und dreißig Legionen, die sie bewachen; ich aber, o Herr, bin nur ein Fischer auf einem kleinen See!“ Aber wohin gehen wir dann?

These 9: Wirtschaftlich steht Deutschland – wie auch Europa – vor dem Kollaps.

Die Europäer haben inzwischen viele hundert Milliarden in den Ukraine-Krieg investiert. Deutschland alleine schon mindestens 50 Milliarden Euro, die massiven Rüstungsausgaben, die Mittel, die über die EU geflossen sind, kommen noch dazu. Wenn Donald Trump die EU zwingt, die Ukraine aufzunehmen, werden die Kosten des Krieges und des Wiederaufbaus in der EU vergemeinschaftet. Sie werden geschätzt auf 800 Mrd. Dollar, und der Krieg ist noch nicht vorbei. Die Mittel aus dem EU-Agrar- und dem Kohäsionsfonds dürften dann in die Ukraine fließen. Die knapp 300 Mrd. Euro russischer Auslandsvermögen, die bei Euroclear und anderswo in Europa eingefroren sind, sollten dafür nach einem Sieg in der Ukraine den Russen geraubt werden. Finanzinvestoren weisen aber darauf hin, dass Putin und Trump in Anchorage erörtert haben, diese fast 300 Mrd. Dollar aus Europa herauszulösen und in den USA zu investieren – für beide Länder ein lukratives Geschäft. Die Europäer hätten dann das Nachsehen. Wenn es zum Friedensschluss kommt, werden die Schattenbanken massiv gegen europäische Bonds spekulieren. Die dann folgende Entwertung der Staatsanleihen kann die Refinanzierung Deutschlands kollabieren lassen.

These 10: Militärisch bleibt den europäischen Eliten nichts als den Krieg zu verlängern.

Die Gefahr einer Staatsschuldenkrise und eines Zusammenbruchs des europäischen Finanzsystems zwingt die Regierungschefs, den Krieg zu verlängern. Sie sind getragen von der verzweifelten Hoffnung, dass irgendwie Kiew standhält bis zum letzten Ukrainer. Sie hoffen, dass in den kommenden 5 – 10 Jahren europäische Truppen in der Ukraine Moskau die Stirn bieten können und die Ressourcen der Ukraine: Schwarzerde, Gas, Lithium und seltene Erden Russland wieder entreißen. Die politischen Eliten können nicht zurück: Vom Putsch auf dem Maidan bis zu den 1,7 Mio. Toten in der Ukraine – sie haben zu viel auf dem Kerbholz. Eine Niederlage führt unweigerlich dazu, dass abgerechnet wird. Dann müssten sie entweder zurücktreten oder strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Die Angst vor dem eigenen Untergang treibt den Blutdurst deutscher Funktionseliten bis zur Raserei. Die Sache hat nur einen Haken: Ohne die USA können die Europäer Russland nicht niederringen. Deshalb wollen sie die USA unbedingt im Krieg halten.

These 11: Der Krieg ist ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung und gegen die Demokratie.

Die Aufrüstung in Deutschland hat noch einen ganz anderen Zweck: Die Demokratie abzuschaffen und durch eine neue Form der Diktatur zu ersetzen, das Militär so hochzurüsten, dass innere Unruhen niedergeschlagen werden können und das herrschende Parteien-Kartell weitermachen kann wie gehabt. Eine transatlantische Kompradoren-Herrschaft soll mit Waffengewalt gegen die eigene Bevölkerung aufrechterhalten werden. Dies ließe sich verfassungsgemäß organisieren durch die Ausrufung des Spannungsfalls mit Zweidrittel-Mehrheit des Bundestages nach Art 80a des Grundgesetzes. Der Blutrausch der Propaganda hat zum Ziel, einer EU, in der die Zentrifugalkräfte anwachsen und die Interessen der Mitgliedsstaaten auseinanderstreben, eine sinnstiftende Kohäsionskraft zurückzugeben: Als Friedensprojekt gescheitert, soll sie nun als Kriegsmaschine des pangermanischen Drangs nach Osten ein Zombie-Dasein führen.

These 12: Deutschland – ein Land ohne Opposition.

Krieg und Zerstörung der Demokratie gehen in Deutschland Hand in Hand. Dies wird möglich, weil die Bevölkerung keine Gegenwehr zeigt. Offensichtlich sind Zivilcourage und demokratischer Kampfgeist völlig erlahmt. Die Gewöhnung an staatliche Gängelung in der Corona-Inszenierung, aggressive Diversity-Belehrungen, Kriegspropaganda und Digitalisierung haben den Menschen Handlungsfähigkeit und Selbstverfügungsfähigkeit genommen. Der digitale Kapitalismus macht es möglich, die Menschen als Konsumenten durch digitale Umsonst-Angebote zu sedieren, während sie gleichzeitig im Arbeitsprozess ausgebeutet und als politische Subjekte überwacht und manipuliert werden. Das Ergebnis ist ein blockierter Konflikt. Damit wird auch auf der psychischen Ebene der ödipale Konflikt blockiert: Eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Eliten fehlt, Autoritäten wird grundsätzlich vertraut. Dies öffnet der Um-Codierung von Geschichte, einem Re-Framing im Dienst der herrschenden Propaganda, und der Implementierung von Geschichtslügen Tür und Tor. Gerade in Deutschland ist ein Umdeuten der Geschichte angesichts der Singularität der nationalsozialistischen Verbrechen nicht nur an Juden, sondern auch an Sowjetbürgern, fatal, ermöglicht sie doch eine psychologische Schuld-Umkehr und damit eine Aggressionsverschiebung auf Russland als Feind. Das Ergebnis ist ein Land auf Autopilot, gefangen in digitaler Affektökonomie, ohne Opposition, widerstandslos im Rückfall in die Barbarei.

Abschied

Eine Abkehr vom Kriegskurs der deutschen Funktionseliten kann nur durch Fundamentalopposition erzwungen werden. Hier muss man sehen, ob die kommenden massiven Sozialkürzungen die Menschen dazu bewegen, ihren Protest auf die Straße zu tragen. Erforderlich wäre ein breites Bündnis für Frieden und Sozialstaat, das den Protest auf die Straße trägt. Doch derzeit dösen die Deutschen in den Untergang.

Noch einmal Henryk Sienkiewicz. Wir schreiben den Juli 64 n. Chr. Petrus lässt er bei Einbruch der Dämmerung mit der Christin Lygia vor der Kulisse Roms stehen, in all seiner Verzweiflung vor dieser Stadt: „Wie soll ich ihre Bosheit besiegen?“

‚Die ganze Stadt scheint in Brand zu stehen‘, unterbrach ihn Lygia in diesen Betrachtungen. Die Sonne neigte sich eben in wunderbarer Pracht zum Untergange… und in dem Maße, als die Sonne sank, wurde der Schimmer röter und röter. ‚Die ganze Stadt scheint in Brand zu stehen!‘ wiederholte Lygia. Petrus hielt die Hand vor die Augen und sagte: ‚Der Zorn Gottes ruht auf ihr!“

So wird es der westlichen Hegemonialmacht und ihren Vasallen auch gehen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass uns die Menschen im globalen Süden den Völkermord in Gaza, den Völkermord im Donbass, den herbeiprovozierten Krieg in der Ukraine, die mehr als 20.000 Sanktionen gegen Russland jemals verzeihen werden. Nichts wird vergessen sein. Deutschland sitzt wieder besudelt unter den Völkern – besudelt mit dem Blut derer, die in unseren imperialistischen Kriegen in den Straßen liegen. Wer sich an stürzende Imperien klammert, wird mit in die Tiefe gerissen.

Patrik Baab

Patrik Baab ist Politikwissenschaftler und Publizist. Seine Reportagen und Recherchen über Geheimdienste und Kriege passen nicht zur Propaganda von Staaten und Konzernmedien. Er berichtete u.a. aus Russland, Großbritannien, dem Balkan, Polen, dem Baltikum und Afghanistan. In Russland machte er mehrfach Bekanntschaft mit dem Inlandsgeheimdienst FSB. Auch die Staatsschutzabteilung des Bundesinnenministeriums führt eine Akte über ihn. Im Westend-Verlag publizierte er „Im Spinnennetz der Geheimdienste. Warum wurden Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby ermordet?“ (2017) und „Recherchieren. Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung“ (2022). Im Herbst 2023 erscheint „Auf beiden Seiten der Front – Meine Reisen in die Ukraine“. Siehe auch: patrikbaab.de
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20 Kommentare

    1. Einst laberte ‚Birne‘ – vor vierzig Jahren – noch davon, dass diejenigen mit der ‚Gnade der späten Geburt‘ sich glücklich schätzen könnten, Zwischenzeitlich ist die Gnade ins Gegenteil gekippt. Glücklich sind heuer doch die ‚Frühgeborenen‘ – zumindest die mit aktivierten Gehirnhälften – die linke wie die rechte ! Denn die haben den Wahn- und sogar den absoluten Irrsinn weitestgehend hinter sich. Sollte jetzt noch der ‚worstcase‘ eintreffen – es steht zu vermuten an – haben die mit der Gnade der frühen Geburt ja nicht mehr allzu viel zu verlieren . Im Gegenteil, wer hat schon was gegen kollektive, konzertierte und vorallem schnelle Sterbehilfe. Erspart es einem doch Allerlei. Nur die heute zu spät Geborenen haben nichts davon, vom Untergang des Sozialstaats schon gar nichts. Und wer will dann noch am Leben sein?

  1. Ein wirklich herausragender Artikel, vielen Dank an den Autor und Overton.

    Nur ein kleiner Einwand:

    Deutschland hat sich in den Ukraine-Krieg hineinziehen lassen, obwohl von vorneherein klar war, dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann.

    Das ist nicht ganz korrekt.
    Vor dem Feb 2022 hatte die Ukraine das grösste und bestbewaffnete stehende Heer Europas, war Russland vor Ort zahlenmässig und evtl. auch bewaffnungsmässig überlegen.
    Zwar hätte Russland irgendwann die atomare Karte gezogen, aber davor war es keineswegs ausgemacht, dass die Ukraine unterliegt; mindestens ein Patt inkl. Rückeroberung Donbass/Krim war durchaus im Bereich des Möglichen, denn im Feb 2022 stand eine riesige ukrainische Armee bereit zum Einmarsch in den Donbass – und sie stand vor dem Donbass; der Blitz-Feldzug Russlands Richtung Kiew hat diese einsatzbereite Streitmacht aufgescheucht und aufgespalten.
    Dass auch danach die Sache nicht ausgemacht war, zeigen der Rückzug Russlands wie auch die ausgedehnten Verteidigungsanlagen, welche Russland vor der ukrainischen Offensive 2023 gebaut hatten; die Russen hatten, ganz im Gegensatz zum Westen, einen klaren Blick auf die Realitäten und wussten, was kommt, was sie erwarten mussten.
    Zum Thema Realitäten: Ich erinnere mich, wie die westlichen Medien sich lustig machten über veraltete russische Panzer; dass diese, stationär hinter Schutzwällen, gepanzerte und automatisch ladende Kurzdistanz-Artillerie bereitstellten, entging unseren überheblichen „Experten“.
    Im Prinzip wurde bereits dort, in der aufkommenden und schnell scheiternden Offensive der Ukraine der Krieg entschieden, zuungunsten der Ukraine.

    Davon abgesehen: nochmals danke für diesen ausführlichen Artikel.

    1. Dieses „größte und bestbewaffnete Heer Europas“ hatte allerdings den gerade mal 150.000 einrückenden russischen Soldaten (mit denen man fest gerechnet hatte!!) so wenig entgegenzusetzen, daß man sich schon nach wenigen Wochen am Verhandlungstisch einfand um einen Waffenstillstand, eine Neutralität und eine umfassende Abrüstung der Ukraine zu beschließen.

      Die russischen Truppen zogen sich in der Folge kampflos aus dem Gebiet nördlich von Kiew zurück. Seitdem tobt neben dem Stellungskrieg im Osten vor allem ein Propagandakrieg in den Medien.

  2. Herrlisch! Endlich mal Abwechslung. Normalerweise fühlen sich die „Opfer“ von Staat und Deep-State immer wie verfolgte Juden. Diesmal als Christen. Erfrischend neuer Gedanke.

  3. Auch von mir herzlichen Dank an Patrick Baab, der Artikel ist in meiner Sammlung für die Nachkriegsgeneration gespeichert.
    Das Problem ist nur: Was können wir dagegen tun? Ja, massenweise Demos wären möglich, aber ändern die wirklich etwas? Wurde der Nachrüstungsbeschluss damals nach der Demo im Bonner Hofgarten mit 300000 Menschen zurückgenommen? Nein. Hört Israel angesichts weltweiter Proteste auf zu morden? Nein.
    Es gibt nur den einen Ausweg, der Westen muss in seiner derzeitigen Verfassung an seinen Widersprüchen und in Konkurrenz zu den erstarkenden BRICS wirtschaftlich zugrunde gehen. Die USA winden sich geschickt raus, Europa forciert seinen Absturz. Noch liegt etwas Gold im Keller, auch in Form von Produktivität. Aber es wird hier von oben überall die Axt angelegt. Das Gold wird in der Ukraine und in Gaza mit Menschenblut verpulvert, die Produktivität wird durch miese Zukunftsaussichten abgewürgt.
    Wir werden in 10 Jahren der Hinterhof von BRICS sein. Vielleicht ist das ja immer noch besser, als das Schicksal Gazas zu teilen.

  4. Ja es sieht wirklich mies aus.
    Und die Verantwortlichen klopfen sich immer noch gegenseitig auf die Schultern und machen ansonsten einen auf mein Name ist Hase ich weiß von nichts. An Diäten einsacken alles was man tragen kann. Die Firmen verschwinden aber der Staat hat ja noch Geld zum verteilen. Die Extrem Schulden Aufnahme wird mittlerweile zum Stopfen der Löcher verwendet, statt für Infrastruktur. So kann man den Schein noch eine Weile länger aufrechterhalten, dafür am Ende größere Schuldenlast.

  5. Ja, ich stimme hier Wunderlich zu, Massenproteste allein, werden nichts bringen.
    Was es braucht, ist eine Revolution mit dem Ziel ein neues System einzuführen und zu etablieren!
    Jedoch müssen für den Erfolg einer Revolution im Vorfeld zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
    1. Es muss ein Konsens darüber bestehen, welches neue System eingeführt werden soll, das zudem auch noch gesamtsystemisch praktikabel sein muss!
    2. Für den Einführungs- und Etablierungsprozess braucht es eine neue Elite/Funktionselite (Elite im Sinne von Wissen, Kompetenz und Können!), weil es naiv ist, zu glauben, dass die bestehenden politischen und Machteliten einen solchen revolutionären Prozess umsetzen oder auch nur unterstützen würden!

    Und das neue System, das ich für anstrebenswert erachte, ist die Wertstufendemokratie!

    1. Das Problem bei Revolutionen ist, dass diese dazu tendieren, ebenfalls wieder äußerst fragwürdige Charaktere an die Macht zu spülen. Leute, die nach persönlicher Macht streben und auch noch ein Talent dafür haben, werden in jedem Kontext in der Lage sein, genügend Unterstützer hinter sich zu scharen.

      Zu oft kann man beobachten, dass wenn die breite Masse unzufrieden mit der aktuellen Situation ist, dass sie einfach den nächsten Knalltüten hinterherläuft, die ihr etwas anderes erzählen, aber letztendlich dasselbe in Grün sind. Es hat schon einen Grund, weshalb Regime Changes per gekaperter Opposition so gut funktionieren: Die Leute haben berechtigte Beschwerden, lassen sich aber zu leicht von gut organisierten Kräften vereinnahmen, die in Wirklichkeit eine ganz andere Agenda verfolgen.

      Kurzum: Leute sind das Problem. Und das bekommt man nicht so leicht raus.

      Ich würde sagen wir brauchen ein System wo jeder, der in der Lage ist, genügend Leute für sich zu begeistern und sich wählen oder sonst wie zum Anführer machen zu lassen, auf GAR KEINEN FALL den Job bekommen sollte. Stattdessen sollte den jemand bekommen, der ihn eigentlich gar nicht haben will. Bleibt nur das Problem, qualifizierte Leute zu identifizieren. Denn „den Job nicht haben“ wollen sicher auch etliche, die ihm nicht gewachsen wären 😉

  6. ES WIRD NUN ZEIT DASS DIE FRAUEN ETWAS FÜR DEN FRIEDEN TUN WENN DIE MÄNNER VERSAGEN UND DAF>ÜR GIBT ES EIN BEISPIEL:

    Lysistrata ist eine griechische Komödie von Aristophanes aus dem Jahr 411 v. Chr., die den Peloponnesischen Krieg zwischen Athen und Sparta thematisiert.

    Die Komödie dreht sich um die Athenerin Lysistrata, die Frauen aus ganz Griechenland versammelt, um einen Sexstreik gegen den Krieg durchzuführen.

    Die Frauen besetzen die Akropolis und weigern sich, ihren Männern sexuelle Zuneigung zu gewähren, bis Friedensverhandlungen stattfinden.

    Der Erfolg dieses ungewöhnlichen Plans bringt schließlich den Frieden und die Beendigung des Krieges.

    Wichtige Punkte der Handlung:
    Der Sexstreik: Die Frauen Athens und Spartas verbünden sich unter Lysistratas Führung, um einen Sexstreik durchzuführen.

    Sie weigern sich, sich ihren Männern sexuell zu verweigern, bis diese den Krieg beenden.

    Das Ende: Die Frauen gewinnen ihren Kampf für den Frieden, und die Männer, erschöpft von der Abwesenheit ihrer Frauen, willigen in einen Waffenstillstand und die Beendigung des Krieges ein.

    1. Es sind ganz maßgeblich Frauen in der Politik, die die übelste Kriegshetze der letzten Jahre anführ(t)en: Kallas, Von der Leichen, Baerbock, Flak-Zimmermann, Clinton, Pelosi, etc. pp.

      Also am Geschlecht kann man das nicht festmachen.

  7. Diese Erzählung spielt im Jahre 64 nach Christi Geburt und behandelt die Verfolgung der Christen im Rom zu Zeiten des Kaisers Nero. Henryk Sienkiewicz schildert, wie Christen gefoltert, bei lebendigem Leib als Fackeln verb(r)annt wurden.

    Das Märchen der Christenverfolgung unter Nero hält sich aber hartnäckig. Selbst Wikipedia ruderte schon vor einiger Zeit zurück:

    „Unter Althistorikern zeigt sich zuletzt verstärkt die Tendenz zu hinterfragen, ob sich die Verfolgung bewusst und gezielt gegen Christen richtete, ob sie wirklich mit dem großen Brand Roms zusammenhing, und ob es sich tatsächlich um eine große Zahl von Opfern handelte. Von einer Minderheit wird die Historizität der Verfolgung sogar insgesamt bestritten.“

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neronische_Christenverfolgung

    Rom war damals ein Imperium im Niedergang.

    Um 64 nach Zeitrechnung?

    Die Blütezeit des Römischen Reiches war die Hohe Kaiserzeit (ca. 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr.), besonders die Zeit des 2. Jahrhunderts unter Kaisern wie Trajan und dem Beginn der Herrschaft von Septimius Severus. In dieser Epoche erlebte das Reich seine größte territoriale Ausdehnung, eine beispiellose ökonomische und kulturelle Blüte sowie den Aufbau einer hochentwickelten Infrastruktur wie Straßen und Aquädukte.

    Merkmale der römischen Blütezeit:
    Territoriale Ausdehnung: Das Reich erstreckte sich über drei Kontinente und erreichte seine größte Größe.

    Wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung:
    Es gab eine enorme ökonomische und kulturelle Blüte in allen Teilen des Imperiums.“
    Quelle: xbeliebige KI

    Bei solchen Ungenauigkeiten vergeht mir jede Leselust.

  8. Ich hab die Kriegstrommeln so satt!

    Krieg bedeutet Armut, verlorene Menschenleben, Elend und Verbrechen !

    Und jetzt sollen uns die Krankenkosten gekürzt werden damit man die 1 Mio. Ukrainer im Land behandeln kann !!

    Diplomatie und alles daran setzten, dass wieder Frieden herrscht, das wäre doch endlich dringend erforderlich !!

    Zitat Helmut Schmidt: LIEBER TAUSEND STUNDEN VERHANDELN ALS EINEN SCHUSS ABGEBEN !!

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