Der Tod in Gaza ist allgegenwärtig

Zerstörte Häuser in Gaza
Tasnim News Agency, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Das Wetter zu Ostern war gut. Bei uns zuhause war das Fest mit gutem Essen und ein paar ruhigen Spaziergängen geprägt. Auch in Gaza hatte man gute Sicht, wichtig für den Luftkrieg.

Von mir gibt es ab und zu ein paar Updates über die Lage in Gaza und die Unternehmungen, Aktionen, Intrigen und Debatten der Gegner und der Unterstützer Palästinas. Das, was in Leitmedien keinen Platz findet, weil es ja nicht so wichtig für „uns“ ist wie der Krieg in der Ukraine. Meine Quellen sind: Originalberichte und Fotos von Journalisten in Gaza und Israel, Bodycam und Dashcam-Videos, Videos von Überwachungskameras, Eigenaussagen von Soldaten und Kämpfern, Berichte von freigelassenen/ausgetauschten Gefangenen, Berichte von Leitmedien, Alternativ-Medien sowie von Bekannten in Gaza. Weiters Blogs von gut informierten Bloggern, jüdische und israelische Medien.

Zur Erklärung: Ich habe in den 15 Jahren, in denen ich Strafverfahren gegen Islamisten, Dschihadisten, PKK, türkische Guerillas, Rechtsextreme, Massenmörder und Messerstecher beobachtet und berichtet habe, vermieden, diese Personen und Gruppierungen als „Terroristen“ zu bezeichnen. Das werde ich beibehalten und stattdessen militante Gruppen, paramilitärische, jihadistische Organisation, Extremisten oder einen anderen Begriff verwenden.

Terrorismus ist ein Straftatbestand, und terroristische Methoden werden in asymmetrischen Konflikten angewendet, wenn die militärische Stärke nicht ausreicht, um einem Gegner auf gleicher Höhe begegnen zu können. Der Begriff wird oft politisch angewendet, um Organisationen von Aufständischen und Rebellen nicht nur mit den Mitteln des Strafrechts zu bekämpfen. Die Türkei bezeichnet die DHKP-C, Dev Sol, die Tikko, die kurdische PKK und die YPJ als Terroristen, aber nicht die Hamas. Anderswo sind solche Gruppen in der Regierung. Präsident Erdogan hält Kontakte zur Hamas und empfing den Hamasanführer Haniyeh im Rahmen von Waffenstillstandsgesprächen, nannte aber Israel einen Terrorstaat.

Dazu kommt, dass die Staatsgründung Israels selbst durch terroristische Operationen der Irgun (auch „Etzel“ genannt) beschleunigt wurde. Die britische Mandatsmacht bezeichnete diese Organisation, die sich von der bewaffneten Miliz Haganah abgespalten hatte, als Terrororganisation. Menachem Begin sowie Yitzhak Schamir waren Führungsmitglieder der Irgun. Der Anführer der Zionisten, David Ben-Gurion, soll zeitweise mit der Irgun kooperiert haben, schreibt die Wikipedia.

Begin sei für den Anschlag auf das Hotel King David mit Dutzenden von Toten verantwortlich gewesen. Ben Gurion sei an der Vorbereitung des Anschlags auf das King David Hotel und an einer geheimen Operation biologischer Kriegsführung gegen Palästinenser durch Vergiftung von Brunnen mit Typhus-Bazillen beteiligt gewesen.

Die Brunnenvergiftung geschah zur Zeit des Arabisch-Israelischen Krieges. Die Irgun verübte zusammen mit einer weiteren Terrorgruppe namens Lechi 1948 ein Massaker in dem arabischen Dorf Deir Yassin mit über einhundert toten Dorfbewohnern, Alle drei Genannten, Ben Gurion, Begin, Schamir, stiegen in hohe israelische Staatsämter auf.

Die PLO verübte Terroranschläge, Entführungen und Angriffe auf israelisches Territorium von libanesischem Boden aus. Jetzt stellt sie die Regierung des Staates im Werden Palästina.

Vor noch ein paar Jahren waren die Hayat al Shams, die Nusrafront etc. für den „Westen“ und die Leitmedien Terroristen, jetzt sind sie die neuen Machthaber in Syrien und Regierungen verhandeln mit ihnen und unterstützen sie.

Der African National Congress wurde von der südafrikanischen Apartheid-Regierung als terroristisch verfolgt, er hat Anschläge auf Infrastruktur verübt, Nelson Mandela war lange sein Anführer und saß jahrzehntelang auf Robben Island in Einzelhaft. Nach seiner Freilassung erhielt er zusammen mit Frederik de Klerk den Friedensnobelpreis. Jetzt ist der ANC in der Regierung.

Die IRA (Provisional Irish Republican Army) war in Großbritannien (incl. Nordirland) als terroristisch verfolgt, in der Republik Irland galt sie als eine ungesetzliche irisch-republikanische paramilitärische Organisation Provisional Irish Republican Army. Sie hat den bewaffneten Kampf gegen England aufgegeben und nach dem Karfreitagsabkommen ihre Waffen abgegeben. Ein wichtiger Verhandlungspartner und Stratege dieses Abkommens war Gary Adams. Sinn Fein, früher der politische Arm der IRA, ist normaler Teil der irischen Parteienlandschaft.

Das Bonner Institut für Krisen- und Konfliktforschung BICC hat die Karfreitagsverhandlungen wissenschaftlich begleitet.

Aparte Welten

Ein Hauch von Glamour und weiter Welt im Westjordanland. In Ramallah, übrigens eine Partnerstadt von Bonn, wurde ein ultramodernes Einkaufszentrum mit dem Namen Icon Mall eröffnet. Etwas ganz Modernes: ein Konsumtempel mit Geschäften, Rolltreppen und Prunk.

Ein junger israelischer Videoblogger (Vlogger), der sich The Salukie nennt, berichtet über dieses Einkaufszentrum  und auch sonst regelmäßig aus dem Westjordanland. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Reiseberichten junger Menschen über das Westjordanland.

Die Eröffnung des Konsumtempels sorgte im ausgehungerten und zerbombten Gaza für Ärger, für die Regierung in Ramallah ist es ein Prestigeprojekt ähnlich wie früher in Berlin das Kaufhaus KdW, das „Schaufenster des Westens“.

Schönes Wetter ist wichtig. Da kann man Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen früher am Himmel erkennen, und vielleicht noch weglaufen. Voraussetzung, die kommen tagsüber und man hat noch die Kraft zum Rennen. An Spähdrohnen und auch an gelegentliche Überfälle mit Drohnen auf einzelne Häuser oder Familien war man in Gaza gewohnt, schon allein vom „Rasenmähen“ der israelischen Armee in den vorigen Jahren und von dem Krieg 2014.  Drohnen flogen schon jahrelang jeden Tag über Gaza, aber im jetzigen Krieg fliegen sie 24/7 über den völlig verwüsteten Landstrich. Ihr Brummen ist ständiger Begleiter, die Gefahr, die von ihnen ausgeht, allgegenwärtig. Man weiß nie, wann sie schießen und wohin sie zielen.

Die Royal Air Force fliegt Aufklärungsflüge über Gaza

Die Geschosse, die von den israelischen Trägersystemen abgefeuert werden, schießen wie ein Blitz ins Ziel. Die meisten kommen nachts, wenn die Leute schlafen. Da hat man keine Chance.

Gaza ist mittlerweile komplett zerstört, das gesamte Fleckchen Erde ist eine einzige Trümmerwüste.

Da kommen die Bilder von Köln und Dresden aus dem Jahr1945 wieder hoch. Es lohnt sich, sich ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Aussehen Gazas zu machen.

Vor zehn Jahren gab es schon mal horrende Verwüstungen und viele Tote und Verletzte durch israelische Luftangriffe in Gaza. Das war im Krieg 2014. Der SPIEGEL hatte damals dazu eine Fotostory gemacht: Und das war damals schon der dritte Krieg. 2014 starben 2000 Palästinenser und 79 Israelis.

Auch die britische Luftwaffe fliegt jetzt jeden Tag von der Basis Amotiri auf Zypern aus über Gaza. Ob sie nach den verbliebenen Geiseln suchen, oder der israelischen Luftwaffe Zieldaten für ihre Anschläge und Bomben übermitteln, ist Gegenstand von Vermutungen und Spekulationen im Internet. Die Basis spielt allerdings eine Rolle bei Waffenlieferungen/Nachschub an Israel, bei der Evakuierung britischer Staatsbürger aus Libanon, bei der Rosinenbombermission im letzten Jahr, bei der Hilfsgüter per Fallschirm über Gaza abgeworfen wurden und natürlich bei der Abwehr iranischer Drohnen oder jemenitischer Raketen auf Israel.

Ein ganz besonderes Ostergeschenk

Am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, wurde das Krankenhaus der Baptisten bombardiert. Und die dazugehörige Kirche, eine der wenigen noch bestehenden christlichen Gemeinden in Nord-Gaza. Der Aufschrei der Kirchen in der Welt war verhalten. Auch in Deutschland habe ich nichts vernommen, nicht einmal bei der Osterpredigt. Wenn Ihnen, geneigte Leserinnen und Leser, doch etwas Derartiges aufgefallen sein sollte, wäre ich über Kommentare und Hinweise dankbar.

Ansonsten hatte ich den Eindruck, man betet für die Opfer der Kriege und Gewalt, und unterstützt syrische Christen in Libanon und Syrien bei der Rückkehr in die Heimat. Das ist angesichts der Lage in Syrien richtig und sehr wichtig, aber politisch ungefährlich, damit kann man sich in Deutschland nicht den Mund verbrennen.

Der Vorsitzende der EKD und des Ökumenischen Rates der Kirchen, hat regelmäßig telefonischen Kontakt mit den Partnerkirchen in Gaza unterhalten. Ebenso Papst Franziskus. Aber der der grade erst zu Ende gegangene Evangelische Kirchentag hat die Nakba-Ausstellung, die Ausstellung über die Vertreibung der Palästinenser im Jahr 1948, wie auch schon zuvor, auf seinem „Markt der Möglichkeiten“, nicht zugelassen.

Trotz der großen Schwierigkeiten feierten Christen in Gaza Ostern, ein bescheidenes Fest der Hoffnung. Manche Erwachsenen seien den ganzen Tag beschäftigt, Wasser aufzutreiben. Die Kirchen verfügen noch über eigene Generatoren, können wenigstens etwas kochen und die Handys aufladen, berichtet der Geistliche Moussa Ayyad den Funke Medien. Hier ein Video aus der Kirche. nach dem Angriff. Der Fotograf und Kameramann Rizek Abdel Jawad hat seine Arbeiten auf Instagram gestellt. Siehe auch hier.

Mohammed S, der sich selbst als Menschenrechtsaktivist bezeichnet, kommentiert sarkastisch: Das ist die israelische Art, den Christen einen frohen Palmsonntag zu wünschen: man bombardiert das einzige übriggebliebene und noch funktionsfähige Krankenhaus und die Kirche mit dazu. (Übersetzung ins Deutsche von der Autorin)  Im Hintergrund Drohnengeräusche, laut und aufdringlich, ständig kreisen die Dinger über Gaza.

Trauriges Osterfest

Es gibt noch etwa Tausend Christen in Gaza, evangelische, katholische und griechisch-orthodoxe, schrieb Ahmed Shihabi in der WAZ. Der Titel des Beitrags lautet „Trauriges Osterfest in Gaza: Es gibt nicht einmal bunte Eier.

Die meisten christlichen Palästinenser sind schon seit langem ausgewandert, vor allen in die USA, Kanada und nach Europa. Etwa fünfhundert seien nach Kairo ausgewandert, nachdem die Hamas 2006 an die Macht gekommen sei, und einige hätten es nach dem 7. Oktober 2023 noch geschafft, aus Gaza herauszukommen. In zwei Kirchengemeinden hätten jetzt Binnenvertriebene Unterschlupf gefunden. Papst Franziskus habe jeden Abend in Gaza bei dem katholischen Priester Gabriel Romanelli angerufen und sich nach den Sorgen und der Not der Gemeindemitglieder erkundigt, berichtet der Tagesspiegel (hinter Bezahlschranke).

Kriegsverbrechen?

Eine berühmte und preisgekrönte Journalistin Fatima Hassouna soll gezielt durch eine Drohne erschossen worden sein. Genau einen Tag nach der Aufführung eines Dokumentarfilmes in Cannes, der ihr Leben und Werk zeigte. Ihr Haus wurde am 16. April bombardiert.

Reporters sans frontières berichtet von fast 200 getöteten Medienschaffenden in Gaza. Die meisten von ihnen kamen bei Angriffen des israelischen Militärs ums Leben. 43 von ihnen seien im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden, einige gezielt, schreibt RSF (Stand dieser Zahlen: 26. März 2025)

Israelische Soldaten, Angehörige der Golani Brigade, feierten im Haus einer vertriebenen oder getöteten Familie ein ausgelassenes Pessachfest.

Das Video stammt von einem Social-Media-Konto eines am Fest beteiligten.

Ich habe bei deutschen Strafverfahren nach dem Völkerstrafrecht erlebt, dass die

Besetzung und Nutzung von Häusern, deren rechtmäßige Besitzer vertrieben, umgebracht worden waren oder geflohen sind – und sei es zu Wohnzwecken für Besatzer und Eroberer und ihre Familien – als Kriegsverbrechen gewertet und verurteilt wurde. Selbst Frauen, die ihren Männern in den Jihad gefolgt sind und in solchen Wohnungen lebten, aber weder an Kampfhandlungen teilnahmen noch Sklaven hielten oder andere Verbrechen begingen, wurden deshalb wegen eines Kriegsverbrechens verurteilt. Auch die widerrechtliche Aneignung fremden mobilen Eigentums in bewaffneten Konflikten, also Diebstahl, Raub oder Plünderung, ist in Deutschland nach dem Völkerstrafrecht strafbar. Es gibt viele Berichte über Raub, Plünderung und Vandalismus, nicht von den Geschädigten, die können das ja nicht mehr, sondern von den Soldaten selbst. Viele brüsten sich auf ihren Social-Media-Accounts regelmäßig mit ihren Taten und prahlen vor Freundin, Familie und Bekannten, wie sie Menschen erschossen, Häuser verwüstet, in die Luft gejagt und Wertgegenstände gestohlen haben.

Besonders beliebt ist bei den meist jungen Männern, Unterwäsche und Kleidung palästinensischer Frauen anzuziehen und sich über die Trägerinnen lustig zu machen. Eine ordentliche Armee müsste solches Verhalten ihrer Soldaten unterbinden und ahnden. Das geschieht aber nicht.

Die in Deutschland Angeklagten waren allerdings Mitglieder als terroristisch eingestufter Vereinigungen, etwa der ISIS oder der Junud al Shams.

Ob die Strafbarkeit auch für Soldaten einer regulären Armee gilt, die sich meist kurzfristig als Heckenschützen in Gebäuden einnisten, die Häuser als Deckung für gezielte Tötungen meistens von Zivilisten missbrauchen, sie mutwillig verwüsten, plündern, Wertgegenstände als Trophäen rauben und die Häuser nach Gebrauch in die Luft sprengen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Jedenfalls hat die israelische Armee zum Schutz ihrer Soldaten vor internationaler Strafverfolgung seit einiger Zeit auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen die Gesichter der Soldaten verpixelt und warnt ihre Soldaten vor Postings im Internet.

Trauma und Horror

Kennen Sie das Gefühl? Sie ruhen sanft und schlafen, und dann ertönt in der Nähe ein scharfer lauter Knall, Sie schrecken auf. Finden stundenlang nicht mehr in den Schlaf. Das kennen mittlerweile alle Menschen in Gaza. Nur dort sind es Bomben, Granaten und in die Luft fliegende, zerfetzte Menschenleiber, keine knallenden Autotüren oder Gewitterdonner. Es gibt in Trümmern und Zeltstädten keinen baulichen Schutz vor den Bomben, keine Bunker, keine Wände, die die Druckwelle und herumfliegende Trümmerteile abhalten könnten. Dennoch verwendet die israelische Luftwaffe weiterhin bunkerbrechende Bomben.

Wie so eine Explosion wirkt, sieht angeblich so aus. Vorsicht, das Video enthält Gewaltdarstellungen. Der Sender TRT ist allerdings nicht so sehr für Genauigkeit bekannt. In Social Media geht jedenfalls die Befürchtung um, dass die kleinen schwarzen Figuren, die bei der Explosion durch die Luft geschleudert werden, Menschen seien. Ich konnte nicht überprüfen, ob es wirklich Menschen sind, die da durch die Luft gewirbelt werden, poste es aber hier einmal, damit man sehen kann, was die User, vor allem die arabischen, im Internet bewegt.

Die Zelte sind zudem zugig, halten weder Kälte noch Hitze ab. Vor einigen Monaten haben Hilfsorganisationen versucht, Zelte durch Fertighäuschen, ähnlich wie Tiny Houses zu ersetzen. Die wurden direkt bombardiert.

Kennen Sie das Wort „Kriegszitterer“?

Für die jüngeren unter Ihnen: diese Bezeichnung des Kriegszitterers wurde von Ärzten im Ersten Weltkrieg geprägt, für Soldaten, die in den Schützengräben unter dem Artilleriefeuer und ständigen MG-Rattern ihren Verstand und ihre Nerven verloren hatten und nur noch zitterten. Eine ganz extreme Posttraumatische Belastungsstörung, die interessanterweise aus dem Zweiten Weltkrieg kaum berichtet wird, vermutlich, weil es im Zweiten Weltkrieg zwar viele äußerst grausame und blutige Schlachten, aber nur an sehr wenigen Orten monatelanges Dauerfeuer in Schützengräben gab.

Es gibt sie wieder, die Kriegszitterer, allerdings jetzt ausgelöst durch das ständige Bombardieren schutzloser ziviler weicher Ziele bei sehr viel jüngeren Patienten. Bitte hier entlang:, hier oder hier. Und hier

Der Kleine im letzten Video hat sich bald wieder erholt, durch intensive Zuneigung.

Die israelische Armee ist dazu übergegangen, die riesigen Zeltstädte in den als angeblich „Sichere Zonen“ ausgewiesenen Gebieten nicht mehr nur mit 2.000-Kilo-Bomben, mit denen man Bunker bricht, sondern auch mit billigeren Kamikazedrohnen des Rüstungskonzerns Elbit zu beschießen. Die kommen oft nachts, wenn die Leute schlafen. Die Armee jagt immer noch Hamas-Kämpfer. Offenbar gibt es Widerstandsnester, oder auch neu bezogene Stellungen in städtischen Gebieten, die man unbedingt ausräuchern will. Häuserkämpfe scheinen zuzunehmen. Es gibt seit einigen Wochen vermehrt Videos von Häuserkämpfen, wo die stattfanden, konnte nicht überprüft werden.

Elbit hat eine Niederlassung in Bayern. Britische Aktivisten haben 2022 eine Niederlassung der Firma in England mit Farbattacken permanent lahmgelegt, und immer wieder werden Elbit-Niederlassungen blockiert und an der Produktion gehindert. Einige der Blockierer sind mittlerweile zu Haftstrafen verurteilt worden.

In Ulm protestiert die Kampagne „Shut Elbit Down Deutschland“ (Elbit dichtmachen) regelmäßig vor der Elbit-Niederlassung. Die Demonstrierenden werfen Elbit unter anderem vor, ihre Explosivgeschosse würden um Hilfe schreiende Kinderstimmen imitieren, damit Rettungskräfte aus ihren Häusern gelockt und dann getötet werden könnten.

Vor etwa einem Jahr schon hatte die israelische Luftwaffe erklärt, eigentlich gebe es keine militärischen Ziele mehr zu bombardieren. Aber anstatt aufzuhören, hat sie auf Order der Regierung immer wieder Angriffe geflogen. 95 Prozent der Gebäude sind zerstört, ehemalige Wohntürme sehen aus wie Hochhausgerippe und sind einsturzgefährdet, ein ideales Versteck für Heckenschützen, um darin zu hausen ist es für Familien eigentlich viel zu gefährlich. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die dort Zuflucht suchen.

Verschüttet

Trümmer wegzuräumen ist quasi unmöglich. Es gibt keine Bilder wie aus Berlin 1945, wo Tausende von Menschen, damals meist Frauen und Kinder, mit Schaufeln und Händen Schutt und Trümmer beiseite geräumt haben und von der Militärregierung der Alliierten Lebensmittelrationen erhielten. Die Trümmer in Berlin bestanden zum größten Teil aus Ziegeln und Bruchsteinen, die man noch mit Hand, Schaufeln und Schubkarren bewegen konnte. Die Trümmer in Gaza sind zum großen Teil tonnenschwere Stahlbetonwände und -decken. Die Menschen suchen in den Schuttbergen nach Verstorbenen, Verletzten, Verschütteten, nach Essbarem oder Dingen, die man noch brauchen kann, aber mit bloßen Händen lassen sich die Riesenbetonklötze nicht bewegen. Schwere Baumaschinen, mit denen man sie wegräumen könnte, werden von Israel blockiert.

Männer vom Zivilschutz und Helfer versuchen mit Hämmern und Handwerkzeugen metergroße Trümmerteile, unter denen Verschüttete liegen, zu zerschlagen. Sie geraten dabei selbst oft in Lebensgefahr.

Vor einigen Wochen hat Israel eine kleine Anzahl Bagger, Räumfahrzeuge und Kräne aus Ägypten nach Rafah hineingelassen. Die Maschinen arbeiteten schon. Dann wurden die Baumaschinen aus unerfindlichen Gründen nachts – sie parkten auf einem kommunalen Betriebshof – durch Bombenangriffe wieder zerstört.

Al Jazeera berichtet über die Suche nach Verschütteten und über die Arbeit der Rettungskräfte.

Etwas Erfreuliches gibt es auch zu berichten: Israelische Friedensbewegte haben sich endlich aufgerafft und machen in Tel Aviv die ersten Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza, nicht nur für die Freilassung der Geiseln. Dazu in der Folgezeit gerne mehr. Die Teilnehmenden halten Bilder von palästinensischen Kindern hoch, die durch israelische Heckenschützen gezielt erschossen oder durch Bombardierungen umgebracht wurden. In der aufgeheizten Stimmung in Israel ist das mutig und gar nicht einfach. Aber bitter nötig.Wer mehr wissen möchte, bitte hier entlang: Friedensdemo in Tel Aviv, der Partnerstadt von Berlin und hier: Frauenbewegung macht auf Leid aufmerksam.

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20 Kommentare

    1. um aus Trauer und Sprachlosigkeit herauszufinden, gibt es einen guten Weg: aktiv werden und helfen.
      Tun Sie sich mit anderen zusammen. Reden Sie mit Nachbarn, Freunden und Bekannten, sagen Sie Ihnen, dass Sie traurig sind wegen der Verbrechen in Gaza.Haben Sie keine Angst vor Unverständnis oder Gegenargumenten.

      Sie können sogar viel von Zuhause aus machen..Grade jetzt, da der neue Außenminister „ernsthaft besorgt“ ist, ist auch in der Bundesrepublik ein gutes Zeitfenster dafür.. Schreiben Sie ihm, schreiben Sie Ihren Wahlkreisabgeordneten im Bundestag, bitten Sie die, oder fordern Sie die auf, sich gegen die schleichende Vertreibung und gegen einen potentiellen Völkermord einzusetzen. Seien Sie freundlich aber hartnäckig, bleiben Sie am Ball. Leserbriefe in der Lokalzeitung sind auch hilfreich. Bitten Sie Ihre Kirche oder Pfarrei, endlich klare Worte zu wagen., ihren Bürgermeister und die Parteien im Stadtrat. Vielleicht gibt es in ihrer Gemeinde eine Dritte Welt Initiative, einen Weltladen o. auch Bioladen. Die Leute dort sind hilfsbereit .

      hier die Adresse des Bundestages, darunter finden Sie die Abgeordneten, die Fraktionen, und ihre Rufnummern und Adressen, auch die Wahlkreisburos. http://www.bundestag.de

      Sollten Sie keine Antwort bekommen, stellen Sie einfach die Frage noch mal über das Portal. http://www.abgeordnetenwatch.de
      das ist dann öffentlich für alle einsehbar, die es interessiert. Es ist ganz einfach

  1. Ein paar Groschen…

    Terrorismus ist ein Straftatbestand, und terroristische Methoden werden in asymmetrischen Konflikten angewendet, wenn die militärische Stärke nicht ausreicht, um einem Gegner auf gleicher Höhe begegnen zu können.

    „Terrorismus“ ist ein Kampfbegriff, genauso wie „Verschwörungstheoretiker“ oder „Russlandversteher“ und wird genauso beliebig (miss)gebraucht. Frau Hauschild referiert hier lediglich die bürgerliche Rechtsdefinition. Der Staat hat irgendein Tun als „Straftatbestand“ definiert, also soll das jetzt so sein und ist strafbewehrt. Die politischen und sonstigen Dimensionen dieses Begriffs oder die konkreten Hintergründe des spezifischen Tuns werden nicht einmal ansatzweise beleuchtet. Immerhin verweist sie auf das Beispiel Irgun und ein paar andere.

    Doch gehen „wir“ mal in der Geschichte zurück – wer war eigentlich Francis Drake? Für die Engländer war er ein „Freibeuter“ und „Held“, für die Spanier ein „Pirat“ und „Verbrecher“. Und so ist es auch hier – die „Terroristen“ des einen sind die „Freiheitskämpfer“ des anderen. Solche Begriffe werden nach Gusto angewendet, um politische und sonstige Gegner zu delegitimieren oder sich selbst aufzuwerten. Es ist einfach alles eine Frage des Standpunkts und der Machtposition. Wäre Israel seit dem Kalten Krieg nicht auf „unserer“ Seite gestanden, sondern „kommunistisch“ geworden, würde die Irgun hier bis heute als „Terrororganisation“ gelten und Begin und Co. wären von der CIA gesucht worden. Da wäre Auschwitz völlig wurscht gewesen – da muss man sich nur den Umgang (bzw. die Verdrängung) des Leningrader Völkermords vergegenwärtigen. So schwätzt man eben darüber es sei „halt kompliziert gewesen“.

    Völlig unter geht jedoch wie üblich, dass der Staat der größte Terrorist von allen ist. Der Staat bedient sich in der Regel derselben (und oftmals schlimmerer) Methoden als die pösen nicht-staatlichen Akteure. Er hat Waffen und einen Kader von denen jeder „Topterrorist“ nur träumen kann. Bloß wird seine Mordbrennerei nie als Mordbrennerei bezeichnet, sondern von Leidmedien und „Wissenschaft“ mit Begriffen wie „gezielte Tötungen“, „chirurgische Luftschläge“, „erweiterte Verhörmethoden“ und sonstigem Schmu bemäntelt. Der Staat hat eben die Definitionsmacht inne. Er gibt die Schulbücher heraus und kann Journalisten wie Professoren ganz schnell den Arbeitsplatz entziehen.

    Ansonsten: In meinen Augen ist jede Gewalt abzulehnen, ob staatlich oder nicht-staatlich, da Gewalt immer zur Errichtung neuer Formen von Herrschaft und Unterdrückung führt. Mit Gewalt kommt man nie zur Freiheit, immer nur zu (neuem) Zwang. Ich schreibe aber zugleich anderen Menschen, insbesondere nicht jenen, die von Staaten – insbesondere von Kolonialstaaten – tagtäglich niederkartätscht, vergewaltigt, beraubt und versklavt werden nicht vor, wie sie sich gegen diese alltägliche Staatsgewalt zur Wehr setzen sollen. Das dürfen die Eurozentristen und Moralisten übernehmen, wenn es sie glücklich macht.

    Die IRA (Provisional Irish Republican Army) war in Großbritannien (incl. Nordirland) als terroristisch verfolgt, in der Republik Irland galt sie als eine ungesetzliche irisch-republikanische paramilitärische Organisation Provisional Irish Republican Army.

    Was in dem ganzen Artikel fehlt – ob in Bezug auf Palästina, Südafrika oder hier (Nord)Irland – ist das simple Wörtchen Kolonialismus.

    Die jahrhundertelange Landnahme, Ausbeutung und Unterjochung Irlands war ein Projekt weißer Europäer – gegen andere weiße Europäer. Weiße Europäer, die vielfach jedoch von den britischen Herren als gar nicht so „europäisch“ erachtet wurden, sondern als rassisch minderwertig. (Wer’s nicht glaubt, kann mal die Suchmaschine seiner Wahl bezüglich „anti-Irish racism“ bedienen. No Black, do Dogs, no Irish…) Die „Plantations“ ab dem 17. Jahrhundert waren ein minoritäres Siedlerregime (siehe unten). Die euphemistisch „Troubles“ genannten Kämpfe ab den 1960ern waren Folge der daraus hervorgegangenen kolonialistischen Strukturen. Warum? Darum: Die britische Herrschaft in Ulster bevorteilte die unionistischen Siedler(nachkommen), während die katholische (Ur)Bevölkerung systematisch benachteiligt wurde, gerade was den Zugang zu Arbeitsplätzen und Wohnungsmarkt betraf (nicht von ungefähr haben sich die irischen Civil Rights Movements an der schwarzen Bürgerbewegung in den Vereinigten Staaten orientiert). Der Einsatz der Army wurde anfänglich zwar selbst von den Iren begrüßt – bis sie merkten, dass die Truppen nur der Aufrechterhaltung der (Kolonial)Ordnung diente. Die irische Sprache und Kultur wurden weiterhin zugunsten britischer Identität unterdrückt. Die Einstufung der IRA als „terroristisch“ folgt den üblichen Delegitimierungs-Mustern einer Kolonialmacht. Etc. pp.

    Südafrika war ein koloniales Projekt weißer Europäer – das setze ich mal als bekannt voraus.

    Und auch die Besiedlung Palästinas durch die Zionisten war von Anfang an ein koloniales Projekt weißer Europäer. Es wurde später unterstützt durch westliche Mächte, insbesondere das britische Mandat und es entwickelte sich auch hier rasch zur schlimmsten Kolonialismusform von allen – jenem minoritären Siedlerkolonialismus. Diesem sind Landaneignung, Vertreibung der indigenen Bevölkerung und die Etablierung einer neuen staatlichen Ordnung intrinsisch eingeschrieben. Ich schrieb es hier schon vor einem Jahr:

    Bei Palästina wie Irland handelt es sich um sogenannte minoritäre Siedlerregimes. Das ist – in der langen Liste unappetitlicher Kolonialismusformen – die so ziemlich schlimmste Form und die von ihnen ausgelösten Konflikte verlaufen oftmals besonders brutal und blutig. Im Kern versucht eine politisch dominante Siedlerminderheit – in der Regel mit Hilfe des jeweiligen kolonialen Staates oder anderen staatlichen Unterstützern – die ackerbautreibende einheimische Bevölkerungsmehrheit von deren Land zu vertreiben. Zugleich bleibt sie während dieses Prozesses aber auf die Arbeitskraft der Kolonisierten angewiesen. Deshalb – und weil die Siedler eben nur eine Minderheit sind – stehen sie in fortdauernder Konkurrenz zu den Einheimischen. Dieses quasi perpetuierte antagonistische Spannungsverhältnis zwischen Kolonisten und Kolonisierten als Hauptcharakteristikum jenes Kolonietypus entlädt sich in regelmäßigen Erhebungen letzterer sowie ausgeprägten Repressalien ersterer.

    In Südafrika, wie in Irland und Palästina, sieht man die segensreiche Hand des britischen Kolonialismus, deren Auswirkungen bis heute Konsequenzen zeitigen. Dass die Briten weiterhin Drohnen- und sonstige Einsätze über Gaza fliegen, passt da nur gut ins Bild, auch wenn diesen gegenwärtigen Einsätzen (noch) andere Motive als die persönliche Kolonisierung und Durchdringung des Raumes zugrunde liegen mögen.

    Frau Hauschilds Artikel hätte viel gewonnen, wenn sie das Wörtchen „Kolonialismus“ benutzt hätte. Wenn sie mittels ihm die strukturelle (Staats)Gewalt illustriert hätte. Die geht nämlich über individuelle (Kriegs)verbrechen weit hinaus. Man hätte hier schön aufzeigen können, warum Kolonialismus ein Paradebeispiel für staatlich sanktionierte Unterdrückung, für Staatsgewalt, staatliche Landraub und staatliche Mordbrennerei ist. So bleibt die Analyse unvollständig und irgendwie bürgerlich brav.

    Besonders beliebt ist bei den meist jungen Männern, Unterwäsche und Kleidung palästinensischer Frauen anzuziehen und sich über die Trägerinnen lustig zu machen.

    Nun, was soll man erwarten von so verrohten, wie kalten und entleerten Westmännern? Und Frauen übrigens; bei Zahal dienen auch jede Menge Weiber und die sind keinen Deut gewaltaverser oder „menschlicher“.

    Was soll man erwarten in einer so rechts-autoritären, normopathischen wie bellizistischen Gesellschaft wie der israelischen?

    Was soll man anderes erwarten von Kolonialherren?

    Das ist einfach typischer Kolonialherren-Gestus.

    Das ist zum einen eine Dominanzgeste – der Besitz des Kolonialisierten wird entwendet und entweiht, um die Macht über ihn zu demonstrieren. Er ist besiegt, rechtlos, würdelos. Und man wählt ganz gezielt seine Intimsphäre, zielt auf sie ab, indem seine Kleidung – als Ausdruck von Identität und Privatheit – so zur Schau gestellt und quasi rituell entwertet wird. (Hier die von Frauen, aber es gibt auch zig Fälle, wo es männliches Hab und Gut oder die von Kindern (Spielzeug etc.) betrifft.) Der Kolonisator zeigt also seine (rassische) Überlegenheit durch Aneignung der Kultur und Besitztümer der von ihm kolonisierten.

    Es ist zudem gezielte Entmenschlichung und Herabwürdigung – von Frauen und Männern. Durch den Akt werden sie nicht nur verspottet – sondern auch als minderwertig und würdelos skizziert. Die Frauen werden nicht mehr als Menschen mit Gefühlen und Persönlichkeit wahrgenommen, sondern auf Symbole reduziert. Sie werden objektiviziert. Ihre Sachen dienen nun zur Belustigung und Unterhaltung der stolzen Sieger, der Kolonialherren. Hier wird einfach ihre ganz persönliche Identität angegriffen und die palästinensische Frau als minderwertig dargestellt. Sie wird verhöhnt, beschämt und in eine Position der Ohnmacht gezwungen. Und ihre Männer, in jenem kulturellen Kontext als „Beschützer“ der Frauen definiert, werden als „schwach“, „ehrlos“ und „unfähig“ (etwas dagegen zu tun) genormt.

    Und natürlich ist das auch „sexualisierte Gewalt“, wenn ein solch intimes Kleidungsstück zum Gegenstand eines Entmenschlichungsaktes wird. Es ist dann nicht nur eine koloniale Machtdemonstrationen, sondern auch eine männliche – der Körper der Anderen wird zum Objekt gemacht, um die Unterwerfung noch tiefergehend zu verdeutlichen. Die palästinensische Frau wird sexualisiert und objektiviert – das kennt man aus diversen Kolonialgebieten. Bloß hört man gerade im Falle Palästinas dazu nichts von unseren Genderpeoples. Trifft eben bloß Ziegenfickerinnen. Und noch weniger interessiert die sexualisierte Gewalt gegen palästinensische Männer und deren Beschämung, Verhöhnung etc., ihre nackte Zurschaustellung in Lagern und Gefängnissen.

    Einfach widerlich das alles, doch keinen Deut überraschend. Es fehlt eigentlich nur, dass die Zahal-Typen palästinensische Frauen als persönliche Sexsklavinnen verschleppten, aber dazu sind diese ja zu unrein. Palästinenser wie Palästinenserinnen sind nur Kakerlaken, Schwarzköpfe, Ziegenficker, Kameltreiber und sonst wie zu beseitigendes „Viehzeug und Gelumpe“ – so spricht ja die halbe Regierung und so sehen es viele ihrer Wähler. Mit dem Hab und Gut der Kolonisierten wie ihren Leben darf verfahren werden, wie es dem stolzen Westsoldat beliebt. Ihre Olivenhaine dürfen niedergebrannt, ihre Häuser niedergewalzt, ihre Esel zu Zielobjekte beim Übungsschießen oder beim Abendsport gemacht werden, genau wie ihre Kinder, wenn sie scheel gucken. Sie sind nichts wert, sie sind der Andere, der Feind, der Untermensch. Und den Untermensch gilt es nun einmal zu vernichten. Denn er ist die eigene Frage als Gestalt.

    Aber wehe der Untermensch legt Hand an den Besatzer! Wehe der Hottentotte fasste die deutsche Frau an, wehe der Iwan legte Hand an sie oder der Araber wagt es einen Stein zu werfen! Dann gibt’s Brennpunkt über Brennpunkt, denn das erlauben „wir“ diesen Maden nicht.

    Es ist ein altes Phänomen und so widerlich, so fürchterlich widerlich.

    Eine ordentliche Armee müsste solches Verhalten ihrer Soldaten unterbinden und ahnden. Das geschieht aber nicht.

    Es gibt keine „ordentliche Armeen“. Das ist wieder Bürger-Schmu. Der Staat ist kein guter Hirte, die Demokratie nicht die beste aller Regierungsformen und die Armee ist nicht sauber. Der Sabbel von der „ordentlicher Armee“ evoziert bloß das Bild, der Einsatz militärischer (und sonstiger) Gewalt ginge irgendwie in Ordnung, wenn er „geordnet“ und „nach Regeln“ erfolgte. Das ist Quark. Wer macht denn diese Regeln? Wer bestimmt die Ordnung? Doch wieder nur der Staat und die herrschende Kaste. Da sind wir dann wieder bei Francis Drake und Co. Für die einen ein Held, für die anderen – ein Mörder.

    Und Soldaten sind nun einmal Berufsmörder. Armeen sind – wie Polizeien und Geheimdienste – die blutverspritzenden Werkzeuge des Staates. Sie sind strukturell darauf ausgelegt, die Interessen des Staats und der herrschenden Eliten durchzusetzen – mit Gewalt. Und darum sind „Kriegsverbrechen“ nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die gehören zu diesem Laden intrinsisch dazu. Das, was die Büttel von Zahal mit der Unterwäsche trieben und ihr sonstiges schändliches Tun, ist ganz normales Soldatentum. Soldaten morden, rauben, vergewaltigen, zerstören – allenfalls wird geschaut, dass es nicht zu sehr „ausartet“, das könnte schlechte PR geben. Doch diese Taten sind keine individuellen Fehltritte, das ist business as usal und Teil des Militärsystems. Zumeist wird es auch von Vorgesetzten gefördert, gerade in kolonialem Kontext. Aber hinterher schön schweigen oder abstreiten, die Wehrmacht war ja immer sauber…

    Etwas Erfreuliches gibt es auch zu berichten: Israelische Friedensbewegte haben sich endlich aufgerafft und machen in Tel Aviv die ersten Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza, nicht nur für die Freilassung der Geiseln. Dazu in der Folgezeit gerne mehr.

    Und hier möchte ich einfach empfehlen nicht zu viel Hoffnung zu wecken. Sonst gibt es ein zu hartes Erwachen.

    Kurzum: Der Artikel ist ja ganz okay und informativ, aber die drei, vier Stellen zeigen, dass er doch recht reformistisch grundiert ist.

    1. Und der Widerstand gegen JEDEN Repräsentanten des Unterdrückerstaates ist nicht nur legitim, sondern legal, mithin kein „Terrorismus“.

    2. Danke, Sie sprechen mir aus dem Gemüt.
      Übrigens wird gerade BDS als verfassungsfeindlich eingestuft, weil sie angeblich auf die Vernichtung Israels zielt.
      https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/bds-bewegung-als-verfassungsfeindlich-eingestuft-sie-zielt-auf-die-vernichtung-israels-ab-li.2326574
      Es ist nur noch zum Erbrechen. Und auf der Nakba-Demo attackiert die Polizei die Demonstranten und behauptet wie üblich das Gegenteil. D.H. die nächsten Demos werden verboten werden.
      Inzwischen berichtet sogar die TAZ sehr kritisch und ausführlicher als all die anderen Leidmedien.

    3. Vielleicht sollte der Konflikt noch in einem anderen Narrativ betrachtet werden, als dem der Kolonisation.
      Die Wurzel des Konflikts ist ja viel älter, reicht weit in vorchristliche Zeit hinein..
      Die Ursache liegt denn auch in der jüdischen Identität. Mit dem Judentum kam der Monotheismus, der Glaube an den einen Gott und Schöpfer in die Welt.
      Das tieferliegende Problem der Juden, weltweit, war stets, dass man ihnen den Rang als Volk Gottes streitig machte. Bei Hitler wurde das nur all zu deutlich. Aufklärung und Säkularisierung milderten das nur oberflächlich. Die Juden waren weltweit abhängig vom Wohlwollen der jeweiligen Herrscher des Landes ihrer Diaspora. Erst nach dem Holocaust erreichte der, bis dahin aufkeimende Zionismus, die staatliche Unabhängigkeit in der Gründung des Judenstaates Israel.
      Israel ist heute der Garant für Selbstbestimmung und Freiheit eines jeden Juden, egal wo in der Welt oder welcher religiösen Prägung von orthodox bis liberal er sonst angehört.
      Aus dieser Perspektive, ist der aus Sicht der Palästinenser vermeintliche Goliath tatsächlich ein ums Überleben von Freiheit und Selbstbestimmung kämpfender Zwerg inmitten einer sich globalisierenden neuen Weltordnung.
      Die biblische Geschichte vom Auszug aus Ägypten lehrt was ihre Motivation gewesen ist. Sie wollten ihrem Gott in Freiheit und ungestört einen Gottesdienst in der Wüste halten.
      Dieser Antrieb hat sich im Grunde bis heute nicht wesentlich verändert. Auch wenn es dazu noch viel zu sagen gäbe.

      1. „Israel ist heute der Garant für Selbstbestimmung und Freiheit eines jeden Juden, egal wo in der Welt oder welcher religiösen Prägung von orthodox bis liberal er sonst angehört.“

        Wohl eher der Garant für den nächsten Holocaust. Israel hat ein langes Schuld-Konto aufgebaut, und sollten sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten umkehren, gnade ihnen ihr Gott.

    4. Großen Dank für den fundierten Beitrag.
      Für meinen Geschmack hat Frau Hauschild jedoch etwas zu viel Haue ab bekommen (‚tschuldigung für das blöde Wortspiel), denn sie hatte vermutlich den Blick auf persönliche Schicksale lenken wollen und nicht auf das große Bild. Sie ist in der Sache aber wohl Ihrer Meinung.

      Das ist alles so grauenhaft, dass einem die Worte fehlen. Und am schändlichsten ist, dass deutsche Regierungen den mutmaßlichen Völkermord decken und auch noch Waffen und Ausrüstung an die Täter liefern.

  2. Mir blutet das Herz…
    und wir machen uns mitschuldig, indem „wir“ weiter die Waffen für dieses Blutbad liefern.
    Es gibt nichts zu beschönigen.
    – Ende aller Waffenlieferungen
    – sofortige Anerkennung Palästinas in den Grenzen von 1967
    – Boykott, Desinvestment, Sanctions (BDS) bis Israel diesen Staat anerkennt
    – Netanyahu und seine Regierung auf die Anklagebank und dann in den Knast

    1. Und wo wir gerade dabei sind: Scharfe Sanktionen gegen Israel. Gegen die Israel
      beliefernde Schattenflotte und gegen alle die Waffen an diesen Terrorstaat liefern.
      Sanktionen gegen alle die das Regime in Israel unterstützen und den Verbrecher
      Netanjahu loben und einladen. Also: Sanktionen gegen uns selbst!!!

  3. Das derzeitige zionistische Israel wird genauso untergehen wie das Hitlerdeutschland, nur dauert es noch etwas, da Netanjahu & Co ausreichend vernetzt sind und umfangreiche Unterstützung genießen. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass Rassismus und ethnische Säuberungen keines ihrer Ziele erreichen. Noch sieht jeder selbst, wie er mit dem A. an die Wand kommt und verschließt die Augen. In DE werden täglich neue Rechtfertigungen erfunden, um den Genozid und die „Staatsräson“ zu verteidigen. Das Traurige ist, das dabei angeblich linke Parteien mitmachen oder zumindest Passivität walten lassen, jeder ist sich selbst der Nächste. Aber trotz der täglich beschleunigten Sanktionspirale werden die Anderen auf der Welt stärker. Der auf Verschuldung und Geld drucken basierende Wohlstand des Wertewestens kommt ins Wanken, und den Spezies fällt nichts Besseres ein als aufzurüsten und Soziales zurückzufahren, das wird schief gehen. Je später Lösungen für Palästina und auch die Ukraine gefunden werden, umso schwächer wird der Westen, auch wenn er im Sterben um sich schlägt. Es sind umgehend Lösungen gefragt. Für den Nahen Osten wären das entweder die Durchsetzung der 2-Staatenlösung oder ein komplett anderes Staatsgebilde in Gesamtpalästina, demokratisch, ohne Rassismus, politisch neutral und militärisch die Flügel gestutzt. Was anderes wird auch dem Westen deutlich schädigen.

  4. Ich denke, Israel schaufelt sich mit dieser Vernichtungsaktion sein eigenes Grab.
    Glauben die denn wirklich, daß durch die Ausrottung und Vertreibung der Palästinenser auch nur annähernd so etwas wie Frieden und Ruhe dort einkehren wird?
    Den Faschisten um Netanjahu kann das egal sein, die sind sowieso abgesichert wie nichts.
    Aber dem Rest der israelischen Bevölkerung kann und sollte das nicht egal sein, denn sie müssen die Suppe auslöffeln und weiter dort leben. Was für ein Leben kann und wird das sein?
    Israel wird zum international geächteten Pariastaat (außer für USA und Deutschland natürlich), keiner will dort mehr Urlaub machen und mit Israel etwas zu tun haben.
    Es wird Racheaktionen geben, politische Spannungen, die zu einem innerisraelischen Bürgerkrieg führen werden.
    Es wird die Hölle.

  5. Was noch fehlt: die Zustimmung zum ………. ist in Israel Mainstream. In TV-Sendungen wird ungeniert zur Auslöschung der Palästinenser aufgerufen und das Handeln der Armee ausdrücklich begrüßt.
    Gideon Levy nennt das auf Haaretz „incitement to genocide.“

    https://archive.ph/Yv9jU

    Und wenn nach der Bombardierung eines Hospitalses zum Zwecke der Ermordung von Mohammed Sinwar 23 „Kollateralschäden“ gibt und Yedioth Ahronoth titelt „In his brother’s footsteps“ , dann schreibt er „The readers loved it, Israelis loved it, no one came out against it….“

    https://archive.ph/lj1bY

    Er ist ein „Lichtblick“ Israel, er berichtet was ist.

  6. Den Terror üben die Bewaffneten aus.
    Diese 1200 am 7 ;Oktober umgekommenen Istaelis ( – etwa 300 davon wurden gemäss der Hannibal-Doktrn von den eigenen Leuten erschossen )- sie stehen gegen 55 000 Unbewaffnete und mindestens 50 000 Schwerverwundete und der Vielzahl der tot unter den Trümmern liegenden.
    Da fragt sich keiner mehr, wie aus Israel der GOLIATH werden konnte, das Land wurde einfach mit Waffen und Geld zugeschissen.

  7. Martin Walser hatte 1998 mit seiner Paulskirchen-Rede recht.
    Auschwitz dient als Drohroutine, als Moralkeule – zur „Instrumentalisierung unserer Schande zu heutigen Zwecken“.
    Die Palästinenser werden auf dem deutschen Schuld-Altar geopfert.

  8. Kein Terrorismus, wenn 1200 Opfer absichtlich und aus kürzester Distanz ermordet werden? Annette fliegt eine große Kurve, um das nicht als Terrorismus zu bezeichnen. Doch war es. Das war die Belegschaft von Auschwitz und wem das nicht als Beweis genügt, sollte einen Blick in die Hamas-Satzung tun. Sämtliche Zentralthesen der NSDAP auf einem Haufen. Annette, das sind Nazis. Und ihr Kalkül ist eindeutig: wenn sie so einen Anschlag überstehen, ohne dass ihre Terrorherrschaft gebrochen wird, dann haben sie das, was der Nazi immer will: ein tausendjähriges Reich. Die Hamas kann weltweit ihre Brüllaffen mobilisieren und die sollten bewirken, dass Israel klein beigibt. Das wäre der größte Fehler gewesen. Denn dann wird der Nazi erst recht frech.
    Nein, es wird nun wohl nichts aus dem Tausendjährigen. Vielmehr ist jetzt 8. Mai ’45. Die IDF wird den Gaza besetzen und die Zivilverwaltung übernehmen. Erst hieß es, nur Teile des Gaza, jetzt wird das gesamte Gebiet besetzt. Scheint gut zu laufen. Ist das nicht der einzige Weg, um das Blutvergießen zu beenden? Um wieder Baumaterial hineinzubringen, ohne dass dies für Terrortunnel verwendet wird? Und Hilfsgüter, ohne dass 93 von 104 Lastwagen geplündert werden? Jeder Nichtnazi wird das begrüßen.
    Sie wissen, was da droht. Voller Dschihad auf X, oder gestern ein Artikel auf Telepolis mit billigstem Pallywood unterlegt. Es wird nicht viel nützen. Die Nazis müssen kapitulieren.

    1. Ja, alles Nazis, ausser Mutti.
      Mann-oh-Mann.

      Früher kam in Foren bei solcher Realitätsverdrehung umgehend die Frage:
      Gibts gegen Dein Leiden nichts von Ratiopharm?

      Frage an die Redaktion: Fällt der Arthur_C-Beitrag nicht schon unter die Verharmlosung von Kriegsverbrechen? Ist das nicht neuerdings ein Straftatbestand?

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