Chinas Position zu der politischen Beilegung der Ukraine-Krise

Wladimir Putin spricht mit dem chinesischen Staatschef Xi.
Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

So wie folgend müsste die korrekte Übersetzung des offiziellen Dokuments des chinesischen Außenministeriums „China’s Position on the Political Settlement of the Ukraine Crisis“ lauten.

Den Anspruch eines „Friedensplanes“ wie das Dokument in vielen Medien bezeichnet wird, hat die chinesische Positionierung nicht. Trotzdem lohnt es sich natürlich, sich inhaltlich und vor allem sachlich mit dem Dokument auseinanderzusetzen.

“China’s Position on the Political Settlement of the Ukraine Crisis“

Die chinesische Führung hat ihre grundsätzliche Position zum Krieg in der Ukraine, den sie als Ukraine-Krise bezeichnet, in zwölf Punkten zusammengefasst.

Zuerst wird festgestellt, dass die Souveränität aller Länder das internationale Recht und die Charta der Vereinten Nationen die Grundlage zwischen den Beziehungen aller Länder darstellen. Die legitimen Sicherheitsinteressen aller Länder sind zu achten, eine Blockbildung sollte verhindert, eine europäische Sicherheitsstruktur sollte geschaffen und Frieden und Stabilität auf dem eurasischen Kontinent sichergestellt werden.

Alle Länder und Parteien werden aufgefordert, Russland und die Ukraine zu motivieren, so schnell wie möglich erneut direkte Gespräche aufzunehmen, um die Gesamtlage zu deeskalieren und einen umfassenden Waffenstillstand zu erreichen. Dialog und Verhandlungen sind die einzig erfolgversprechende Lösung für die Ukraine-Krise. Die internationale Gemeinschaft sollte sich verpflichtet fühlen, den Parteien zu helfen, die Tür für Verhandlungen zu öffnen. China ist bereit, dabei eine konstruktive Rolle zu spielen. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die humanitäre Krise zu beenden. Das sollte auf der Basis von Neutralität und Überparteilichkeit erfolgen.

Die Zivilbevölkerung muss geschützt und Korridore für die Evakuierung aus den Konfliktzonen geschaffen werden. Die Vereinten Nationen sollten dabei unterstützt werden, die humanitären Maßnahmen zu koordinieren. Die Konfliktparteien sollten sich strikt an das internationale Recht halten, Angriffe auf die Bevölkerung und zivile Einrichtungen unterlassen und Frauen, Kinder und andere Opfer beschützen. Das Recht von Kriegsgefangenen ist zu respektieren. China unterstützt den Austausch von Kriegsgefangenen und fordert alle Parteien auf, dafür noch bessere Bedingungen zu schaffen. China lehnt jegliche Angriffe auf zivile nukleare Einrichtungen ab und fordert die Parteien auf, sich an die „Convention on Nuclear Safety“ (CNS) zu halten, um nukleare Unfälle zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang unterstützt China die Rolle der „International Atomic Energy Agency“ (IAEA). Peking stellt darüber hinaus klar, dass nukleare Waffen nicht eingesetzt und nukleare Kriege nicht geführt werden dürfen. Die Verbreitung von Nuklearwaffen muss verhindert und nukleare Krisen müssen vermieden werden. China verurteilt jegliche Forschung, Entwicklung und Einsatz von chemischen und biologischen Waffen, gleichgültig von welchem Land und unter welchen Umständen. Das Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland sollte von allen Ländern unterstützt werden.

Die von China vorgeschlagene „Cooperation Initiative On Global Food Security“ bietet einen Ansatz zur Lösung der globalen Ernährungskrise. Einseitige Sanktionen und maximaler Druck können die Krise nicht lösen, sondern führen nur zu neuen Problemen. China lehnt jede Form von Sanktionen, die nicht von den Vereinten Nationen verhängt wurden, ab. Diejenigen Länder, die das betrifft, sollten den Missbrauch einseitiger Sanktionen und „long-arm jurisdiction“ beenden, um die Ukraine-Krise zu deeskalieren und um den Entwicklungsländern die Möglichkeit zu schaffen, ihr Wirtschaftswachstum zu steigern und die Lebensbedingungen für die Bevölkerung zu verbessern.

Alle Staaten sollten die bestehenden Wirtschaftssysteme stärken und es ablehnen, die Weltwirtschaft als Waffe für politische Zwecke zu missbrauchen. Gemeinsame Anstrengungen sind erforderlich, um eine Ausweitung der Krise zu vermeiden und eine Unterbrechung der internationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Finanzen, Nahrungsmittelhandel und Transport zu verhindern, damit sich die Weltwirtschaft erholt. Die internationale Gemeinschaft wird aufgefordert, Initiativen für den Wiederaufbau nach Beendigung der Krise zu planen. China ist bereit, dabei eine konstruktive Rolle zu spielen.

Chinas Position zu der politischen Beilegung der Ukraine-Krise – ein ernst zu nehmender Ansatz oder lediglich ein „politischer Versuchsballon“?: Versuch einer Bewertung

Zuallererst ist festzuhalten, dass jeder Vorschlag, wie man diesen Krieg beenden könnte, grundsätzlich positiv zu bewerten ist, vor allem dann, wenn man selbst überhaupt keine tragfähige Alternative oder ein politisches Konzept anzubieten hat.

Wenn man dieses Dokument sorgfältig gelesen hat, ist es nicht nachvollziehbar, dieses als „substanzlos“ zu bezeichnen, wie es beispielsweise der sogenannte Sicherheitsexperte Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel, in der Ausgabe der Westfälischen Nachrichten vom 25. Februar 2023 getan hat. Es ist auch nicht zielführend, dieses Dokument quasi sofort zu einem „non paper“ zu erklären, weil es von China verfasst wurde, das den russischen Krieg expressis verbis bislang nicht verurteilt hat und ihn in diesem Dokument lediglich als „Ukraine-Krise“ bezeichnet.

Wer China vorwirft, in dieser Zwölf-Punkte-Erklärung, die aus chinesischer Sicht nicht den Anspruch eines Friedensplanes erhebt, keine konkreten Bedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen formuliert zu haben, hat schlicht und einfach ein grundlegendes Prinzip von Diplomatie nicht verstanden. Vorbedingungen und Diplomatie schließen sich nämlich im Grunde ebenso aus, wie Schuldzuweisungen oder persönliche Verurteilungen von politischen Entscheidungsträgern.

Mit dem Hinweis auf das internationale Völkerrecht und der Forderung, die Souveränität und Integrität eines jeden Landes zu achten, hat Peking den russischen Krieg eindeutig verurteilt.

Die Forderung an beide Kriegsparteien, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen, nimmt doch auch den russischen Präsidenten in die Pflicht. Dass solche Verhandlungen ohne Vorbedingungen aufgenommen werden müssen, kann man nur unterstreichen – und dass zuvor die Waffen schweigen müssen, kann doch auch von niemandem bestritten werden.

Die Ablehnung des Einsatzes von nuklearen, chemischen und biologischen Waffen ist uneingeschränkt zu unterstützen und sollte nicht mit dem Hinweis abgewertet werden, dass dies ja nichts Neues sei. Der Forderung, keine Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und zivile Einrichtungen durchzuführen, muss man ebenfalls beipflichten. Dazu ist es nicht erforderlich, Russland in diesem Zusammenhang beim Namen zu nennen, weil das in Moskau auch so verstanden wird. Der Aufruf, das Getreideabkommen weiterhin umzusetzen und sich insgesamt für eine Lösung der globalen Nahrungsmittelkrise einzusetzen, ist eindeutig positiv zu bewerten.

Es gibt in dem gesamten Dokument lediglich einen Passus, in dem eine separate Forderung an die Unterstützer der Ukraine gestellt wird, nämlich die Aufhebung der Sanktionen. Das muss man als Parteinahme für Russland einordnen, obwohl China damit nicht nur die Sanktionen gegen Russland gemeint hat, sondern sich generell gegen solche Maßnahmen ausgesprochen hat, falls diese nicht von den Vereinten Nationen beschlossen wurden.

Diese Tatsache reicht aus meiner Sicht aber bei weitem nicht aus, dieses Dokument als „pro-russisch“ zu bezeichnen, auch wenn noch eine Reihe von Formulierungen sich eindeutig an die Adresse der USA richten.

Dafür muss Moskau aus diesem Dokument klipp und klar zur Kenntnis nehmen, dass die Aussage von Chinas Präsident Xi Jinping seinem russischen Kollegen „grenzenlose Freundschaft“ zu schwören, nicht automatisch bedeutet, das Vorgehen Russlands in der Ukraine gut zu heißen.

Die Positionierung Pekings ist ein möglicher Ansatz, die gegenwärtige Spirale der Gewalt zu stoppen. Dafür ist es allerdings nicht ausreichend, Präsident Putin davon zu überzeugen, dass Verhandlungen die einzige Lösung zur Beendigung dieses Krieges sind, sondern das muss auch Präsident Biden einsehen und vor allem seinen Einfluss auf Präsident Selenskyj geltend machen, dass auch dieser Verhandlungen nicht mehr kategorisch ablehnt und von Vorbedingungen abhängig macht, die für Russland unannehmbar sind.

Dieses Dokument ist ein ernst zu nehmender Ansatz, diesen Krieg zu beenden und sollte nicht voreilig als politischer Versuchsballon abgewertet werden.

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47 Kommentare

  1. Es sind doch eher nette Algemeinplätze, die Peking da formuliert, nichts Konkretes, zum Beispiel eine Einladung der Konfliktparteien. Aber es klingt doch weit anständiger als die Formulierungen der Schutzgelderpresser und Mafiosi aus Washington und Brüssel.

    Vermutlich hat die Führung Chinas ( das sich immer am liebsten mit sich selbst beschäftigt hat, im Gegensatz zu den imperialistischen Westmächten) noch gar nicht verstanden, welche Macht sie inzwischen besitzt, um globale Konflikte zu lösen; sie muss das erst lernen. Man kann dem Riesenland dabei nur viel Erfolg wünschen.
    Bei der anderen (kommenden) Großmacht, Indien, sieht es ja nicht viel anders aus. Würden diese beiden Länder, die 30 % der Weltbevölkerung stellen (USA 4 %), bei Verhandlungen an einem Strang ziehen, so möchte ich DEN Kriegstreiber sehen, der das einfach überhört. Den USA sollte man bei deartigen Verhandlungen den Platz am Katzentisch einräumen, und die „Europäer“ in der aktuellen Situation brauchen gar nicht erst eingeladen zu werden.

    1. Sie sollten den politischen Stil Chinas nicht mit der Draufschlagmentalität des „Westens“vergleichen.Der chinesischen Kultur entspricht es,dem Gegenüber nicht in die Ecke zu drängen,ihnen ihr „Gesicht“ zu lassen und Probleme mit Kompromissen zu lösen,mit denen auch die gegnerische Seite leben kann.China hat nichts anderes als einen Verhandlungsrahmen vorgeschlagen.Diesen Rahmen müssen die beteiligten Verhandlungsseiten selbst ausfüllen.
      Die Reaktionen der westlichen Seite zeigen aber nur Narzissmus,rassistischen Dünkel und Herrenmenschenmentalität.Dies wird vom „Globalen Süden“sehr genau beobachtet…

    2. China hat sehr wohl verstanden welche Machtposition es besitzt. Sie haben allerdings nicht berücksichtigt, dass Sie Ihr westlich geprägtes Denkmuster nicht auf China übertragen können. Das Reich der Mitte hat eine wesentlich andere Art der Vorgehensweise und ebenso ist der Geist Indiens der westlichen Mentalität ebenfalls nicht gleichzusetzen.

      1. Danke für die Belehrungen! Da sprechen offenbar DIE Chinakenner. Derartige Leute kann man jeden Tag treffen, an jedem Stammtisch usw.

  2. Den Vorschlag Chinas abzuschmettern, und das haben bereits offizielle Vertreter der EU, NATO und USA bereits gemacht, ist ein gewaltiger Fehler. Die Chinesen sind von ihrem Vorschlag ohne jeden Zweifel sehr überzeugt. Wenn der Westen jetzt einfach abschmettert unterschreibt er quasi den Chinesen dass der Westen am Frieden nicht interessiert ist. Das kann China dazu bringen Flagge zu bekennen und offen Partei zu ergreifen mit Allen daraus folgenden Konsequenzen.

      1. Chinas Erfahrungen, mit dem „Westen“, reicht schon weit zurück. Als die Briten, 17hundertiwas, die sogenannte „McCartney-Delegation“ entsandt haben, um China unter dem D(r)reckmantel einer Handelsmission zu verführen, machte der Kaiser den „rotwolligen“ klar: „Wir brauchen nichts von Euch“. Nun, diese Demütigung nagte lange am Empire – dass dann 1854 den ersten Opiumkrieg entfacht hatte. Besonders perfide der Westmächte: Die Chinesen als „Barbaren“ zu titulieren.

        Die Arroganz der USA, des deutschen Kaiserreichs, der Franzosen, Italiener, Österreicher, war grenznlos – und wurde nur noch „getoppt“, durch den Angriff der Japaner 1938, dessen Höhepunkt das „Massajer von nan jing, 13.12. 1938 darstellte.

  3. Dass Chinas auf die Einhaltung des Völkerrechts und die Achtung der Souveränität und Integrität verweist, ist durch das eigene Interesse motiviert, einen Präzedenzfall zu vermeiden, auf den sich Taiwan berufen könnte.

    Andererseits drückt sich im chinesischen Vorschlag eine prinzipielle Haltung aus, die vor allem von den Staaten des globalen Südens breit unterstützt wird und bei strikter Befolgung ebenso andere Staaten in die Pflicht nimmt. Verletzungen gegen das Völkerrecht sind den folgenden Staaten vorzuwerfen: die USA (Streitkräfte in Syrien), Israel (Besetzung der palästinensischen Gebiete und Annexion von Golanhöhen und Ost-Jerusalem), Marokko (Einverleibung der Westsahara), Türkei (Teilung Zyperns), NATO (Loslösung des Kosovo von Serbien). Neben diesen eindeutigen Fällen gibt es eine Vielzahl von Territorialkonflikten, auch unter Chinas Beteiligung, die jedoch völkerrechtlich strittig sind.

    Eine kluge Reaktion der russischen Regierung wäre es, Bedingungen zu formulieren, die eine Rückkehr zu den Bestimmungen des Völkerrechts ermöglichen könnten. Dies würde zum einen verlangen, dass sich alle im vorigen Absatz genannten Staaten daran gebunden fühlen und entsprechend handeln. Zum anderen müsste eine Lösung für die Ukraine gefunden werden, die auf Versöhnung, Nicht-Diskriminierung bestimmter Ethnien und einen Neutralitätsstatus (gemäß der von China betonten „Unteilbarkeit der Sicherheit“) hinausläuft. Dies könnte etwa durch eine Übergangsregierung unter Einbeziehung aller relevanten politischen Kräfte und einen Sonderstatus für die Donbass-Oblaste geleistet werden.

    Ein solcher Vorschlag würde eine Revidierung der Aufnahme der vier Oblaste in den russischen Staatsverband bedeuten. Für die Krim wäre aufgrund der jüngeren Geschichte (1954, 1991, 2014) eine gesonderte Regelung erforderlich, etwa durch ein Referendum. Dazu dürfte der Kreml nur bereit sein, wenn er weitgehende Garantien erhält, dass ein ukrainischer Versöhnungsakt samt Neutralität Bestand hat. Ein Problem ist der vorausgegangene Vertrauensverlust, sodass es erforderlich wäre, dass die gesamte Staatenwelt in Gestalt der UN und des UN-Sicherheitsrats hinter einer solchen Konfliktlösung stehen.

    1. »Ein solcher Vorschlag würde eine Revidierung der Aufnahme der vier Oblaste in den russischen Staatsverband bedeuten.«

      Die russische Führung müsste kollektiv mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um sich auf ein derartiges Vorgehen einzulassen. Dass der Westen nicht vertrauenswürdig ist, hat er längst hinreichend bewiesen. Poroschenko hat in unübertrefflicher Deutlichkeit wortwörtlich gesagt, dass er Minsk2 nicht umsetzen wird und stattdessen die Volksrepubliken aushungern will. Weder Deutschland noch Frankreich als Signatarstaaten haben gegen dieses Vorgehen protestiert, nach meiner Kenntnis wurde es offiziell nicht ein einziges Mal auch nur erwähnt. Merkels Geständnis, dass Minsk2 nur gedacht war um der Ukraine Zeit zur Aufrüstung zu verschaffen, passt da perfekt ins Bild. Wie vertrauenswürdig die USA sind, ist inzwischen legendär – die Kurden in Syrien, die afghanischen Ortskräfte und Deutschland können ein trauriges Lied davon singen und was Garantien der UN bzw. des UN-Sicherheitsrates den USA bedeuten, kannst du problemlos in der rechten Spalte dieser Seite nachlesen.
      Es ist für die Russen viel erfolgversprechender den Krieg einfach weiter zu führen bis entweder
      – die westlichen Waffen- und Munitionslager leer sind oder
      – die Bürger des Westens ein Ende der Unterstützung der Ukraine erzwingen oder
      – der letzte ukrainische Mann tot, verkrüppelt oder geflohen ist.
      Das mag hart klingen, ist aber schlicht die Realität. In Russland weiß man, dass die Alternative die Zerschlagung, Pardon: das heißt ja heute Entkolonisierung, Russlands mit viel mehr toten Russen ist.

  4. Ablehnende Worte von westlichen Politikern waren doch schon zu hören, bevor der Text der chinesischen Initiative veröffentlicht war.

    Einige der Ablehner machen mit ihren Einlassungen auch ganz deutlich, dass sie den Text überhaupt nicht gelesen haben – und auch nicht lesen wollen. Wahrscheinlich befürchten sie, mit irgend einem Friedensvirus infiziert zu werden.

    Das meistgehörte Argument gegen den Text (während der letzten Abende im deutschen Buntfernsehen) war, dass man der chinesischen Initiative keinerlei Gewicht beimessen könne, weil China die russische Invasion nicht eindeutig verurteilt habe. Das stimmt zwar nicht, aber um die Wahrheit können sich unsere regelbasierten Labertaschen ja nicht auch noch kümmern.

    Apropos Wahrheit: Gestern Abend zu besten Sendezeit ließ sich unser aktueller Wehrminister interviewen. Unter anderem wies der tapfere Mann darauf hin, dass Russland ja seine Energielieferungen als Waffe gegen uns einsetzen würde. Das hat der wirklich so gesagt, ohne rot zu werden, und sein Interview-Gegenüber hat das geschmeidig geschluckt.

    Jetzt schreibe ich das seit ungefähr zehn Monaten immer wieder: Sie wollen diesen Krieg! Um das zu beenden, müssten hier Maßnahmen ergriffen werden, die heute und in absehbarer Zukunft völlig illusorisch sind.

  5. 1) Nachdem „im Westen“ alle Player außer der Ukraine selbst das chinesische Papier brüsk zurück gewiesen, und es stattdessen zum Anlaß genommen haben, die Feindstellung China zu vertiefen und zu radikalisieren, sollte ein Beobachter bemerken, daß mit der vorgeblichen Irrelevanz der 12 Punkte „etwas nicht stimmt“. Hübschens werte- und moralpolitische Vereinnahmung des Papiers ist allerdings das Gegenteil von „ernst nehmen“ – wie könnte man einen politischen und sogar militärpolitischen Vorstoß verstehen, und also ernst nehmen, wenn man ihn außerhalb des Kontextes stellt, auf den er zielt?!

    1a) „Alle Player“? Nein. Da gibt es ein kleines Land am westlichen Rande Europas, das die chinesische Initiative aus dem Mund seines Präsidenten nachdrücklich begrüßt hat. Die Propagandamedien haben es nur nicht berichtet. Ich rede von Macron und Frankreich.
    In diese Abteilung gehört auch, daß Jo Biden am Freitag die Vorstöße Blinkens und Stoltenbergs zu „chinesischen Waffenlieferungen“ umgehend zurück gewiesen hat. Das kann man allerdings fast nur in der asiatischen Presse lesen (in nachgeordneten US-Publikationen sicher auch). Burns hat Biden gestern in abgeschwächten Formulierungen gegen die „Hawks“ unterstützt, aber das wird angesichts der Vorgaben Stoltenbergs und UvdL’s

    … man müsse sich die zwölf Punkte vor dem Hintergrund anschauen, dass China bereits Partei ergriffen habe, sagte von der Leyen am Freitag in der estnischen Hauptstadt Tallinn.

    am Schicksal dieser Postionierung nichts ändern können.

    2) Zu dem Kontext des Papiers zählt das einen Tag zuvor veröffentlichte „Global Security Initiative Concept Paper“, dessen Volltext ich in „tgsrevue“ vor drei Tagen verlinkt und besprochen habe. Meine Besprechung ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Kann mir nicht leisten, die Monate, die mir noch bleiben, an Ignoranz zu verschwenden.
    Jedenfalls stellt das GSI sehr klar, daß die chinesische Regierung sich einerseits unzweideutig auf die Seite der Sicherheitsinteressen geschlagen hat, die der Kreml für seinen Imperiumskrieg geltend gemacht hat, doch dem Kreml andererseits einen maßgeblichen Teil der von ihm beanspruchten Deutungshoheit über diese „Sicherheitsinteressen“ bestreitet und aktiv aus der Hand zu nehmen versprochen hat.
    Die bestrittene Abteilung dieser Deutungshoheit betrifft die russische Vereinnahmung einer „Globalen Bewegung in Richtung einer multipolaren Weltordnung und des Niederganges der USA“ für den Ukrainekrieg!
    In diesen Zusammenhang hat das GSI die Rede von „Territorialer Integrität etx“ nebst Forderung nach Restitution der Prinzipien der UN-Charta und der UN-Zuständigkeiten gestellt.
    Und deshalb habe ich den Gesamtkomplex der chinesischen Initiative begrifflich für gleichbedeutend mit einem offiziellen Eintritt der Volksrepublik China in den Russlandkrieg der NATO, bzw. den Imperiumskrieg Russlands erklärt, allerdings aus einer den Kriegsparteien ostentativ übergeordneten Position heraus, die in der GSI ausformuliert ist.
    So nimmt die GSI die vielfältigen westlichen Kriegserklärungen gegen die Volksrepublik an!
    Allerdings – vorerst – auf rein diplomatischer Ebene.

    Warum das so läuft hat alles mit der diplomatischen Positionierung Indiens, anderer sogenannter „Schwellenländer“ – Indonesien will ich eigens erwähnen – und der nachgeordneten Staatenwelt zu tun, die es bei UN-Abstimmungen nur mit wenigen Ausnahmen mit dem „Westen“ hält. Auch dazu hätte ich eine Menge zu sagen, verzichte allerdings angesichts der zu erwartenden Verdrehungen und Verleumdungen darauf.

  6. „Die Zivilbevölkerung muss geschützt und Korridore für die Evakuierung aus den Konfliktzonen geschaffen werden. Die Vereinten Nationen sollten dabei unterstützt werden, die humanitären Maßnahmen zu koordinieren…“

    Tot und Zerstörung ist doch der Sinn jeden Krieges.
    Auch terminologisches weichspülen („Konfliktzonen“ statt Kriegsgebiet) macht Krieg nicht humaner.
    Die UN sollte Kriegsprovokateure als solche klar benennen und unbedingte Diplomatie einfordern…wäre sie keine Handlanger für den US geführten Wertewesten…

  7. China hat halt den nach Meinung der Nato sprich USA unverzeihlichen Fehler gemacht, nicht als Hauptpunkt den nicht provozierten Angriffskrieg Russlands aufzunehmen (Zur Vorsicht: Sarkasmus aus).

  8. ALMA-ATA, February 25 – RIA Novosti. Kazakhstan welcomes China’s position on the political settlement of the Ukrainian crisis, the republic’s Foreign Ministry said.

    The Republic of Kazakhstan welcomes the position of the People’s Republic of China on the political settlement of the Ukrainian crisis, which deserves support as it contributes to ending the bloodshed on the basis of the territorial integrity, independence and sovereignty of states in accordance with the fundamental principles of the UN Charter,“ Kazakhstan’s foreign ministry said in a statement on Saturday .
    Astana considers „there is no alternative to a peaceful solution to this problem solely on the basis of international law and the principles of the UN Charter.
    „We stand for the parties involved in the military conflict to show goodwill, stop hostilities and sit down at the negotiating table as soon as possible, and the world community to contribute in every possible way to a diplomatic solution to the situation,“ the statement says.
    According to the document, „Kazakhstan also emphasizes the similarity of our countries‘ approaches to solving urgent problems of our time, set out in the concept of the Global Security Initiative of the People’s Republic of China.“

    Kasachstan, nach Russland wichtigstes Mitglied der EEU, hat zugleich – nach einer Ankündigung schon Anfang des Monats – seine russische Handelsmission geschlossen, offiziell „ausschließlich zu Optimierungszwecken“.
    Wer die Politik, Kultur-, Wirtschafts- und demographische Entwicklung Kasachstans der vergangenen Jahrzehnte ein wenig kennt, wird wissen, was die nationalen Eliten dort von der zaristisch anmutenden Ideologie der „Russischen Welt / Zivilisation“ halten. Was erst werden die Eliten in Pakistan, Indien, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Brasilien, Südafrika davon halten?

  9. Zum hier erwähnten Vorwurf „pro-russisch“: inzwischen wird ausnahmslos jeder Ansatz, Waffenstillstand und Verhandlungen mit dem Ziel des Friedens zu fordern, als pro-russisch bezeichnet oder mindestens in die Nähe von Pro-Russischem gerückt. Streng genommen impliziert das aber, dass also die Russen Frieden wollen – daraus kann ich dann aber nur folgern, dass „wir“ dann diejenigen sind, die keinen Frieden wollen. Mit dieser „pro-russisch“-Etikettierung entlarven die Kriegseiferer sich selbst.
    Dass selbst noch der genialste Vorschlag, wenn er von den Chinesen stammen würde, niemals eine Chance hätte, liegt auf der Hand. Das wäre die ultimative Bankrotterklärung für die EU, die einen Krieg in Europa weder verhindern noch befrieden wollte und ein riesiger Prestigezuwachs für China. Will man das etwa? Die USA würden ein offensichtlich konstruktives und in den internationalen Beziehungen vorbildliches Verhalten Chinas sicher auch nicht goutieren, das gilt also zu verhindern.

  10. Jeder Vorschlag ist besser als kein Vorschlag. China nicht für fähig zu halten einen Einstieg in einen Ausstieg zu finden ist doch recht arrogant. Die fehlenden Initiativen des sogenannten Westens rechtfertigen jedenfalls nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, die sich immerhin getraut haben etwas beizutragen. Das China durchaus seine eigenen Interessen einbindet ist aus meiner Sicht nicht nur legitim, sondern auch selbstverständlich. Das würde ich mir ja auch von meinem eigenen Aussemninisterium wünschen, bzw. das erwarte ich sogar. Leider hat man da den Bock zum Gärtner gemacht.

      1. Also, das ist kein konstruktiver Vorschlag. Eine bedienungslose Kapitulation in der aktuellen Situation zu verlangen entbehrt schon einer gewissen Komik. Das hat etwas von dem Bären vorschlagen sich gefälligst selbst das Fell abzuziehen und als Teppich in deiner Wohnung auszulegen, während der Bär sich gerade in deine Kehle verbissen hat.

        Warum sollte Russland kapitulieren? Es will seine Ziele erreichen und wird sie auch erreichen. Ob diplomatisch oder wenn nicht dann eben auf die Harte Tour. Lange wird die Ukraine das nicht mehr aushalten können, völlig egal wie viele Waffen ihr da noch reinwerft. Damit verlängert und vergrößert ihr nur das Leiden.

        1. Tja, und wer es versteht, chinesische Zeichen zu LESEN, der sieht, dass „Wang“= König, auf dem Kärtchen steht. Huch, bist du aber originell.

    1. Bei “Leuten“ wie Ihnen ist sowieso Hopfen und Malz verloren, wenn es nicht von den westlichen “Herrenmenschen“ kommt. Aber deren Macht schwindet zusehends…

    2. Eine einzigartige Chance verpasst Russland in Bedrängnis zu bringen. Das schlimmste was hätte Russland passieren können, wenn der Westen den Plan der Chinesen zugestimmt hätte. Aber so, vielen Dank, die Chinesen kommen nur sehr selten mit solchen Initiativen und wenn sie mit sowas kommen, dann hat es einen guten Grund. Initiativen der Chinesen in den Wind zu schlagen ist keine Gute Idee. Die Chinesen und die halbe Welt die sich auf China orientiert haben jetzt etwas viel besser verstanden.

  11. Die USA wollen und brauchen den Krieg, da sie Pleite sind und wie es bei den USA üblich ist, sollen erst die anderen Kämpfen, damit die Cowboys als Retter in der Not auf das Schlachtfeld reiten können. Dass es die USA sind, die dafür die Weichen gestellt haben, steht dann nur noch in den Geschichtsbüchern, die zwar die Wahrheit beinhalten, aber als Verschwörungstheorien bezeichnet werden. Das war schon in den anderen Weltkriegen so, denn jeder dieser Kriege hatte viele Väter.
    Ohne die USA wäre dieser Konflikt innerhalb von 3 Monaten beendet gewesen.

    1. Ohne die USA hätte es den Konflikt gar nicht gegeben. Das Gas wäre noch billiger geworden, weil nicht mehr Lizenzgebühren an die Ukraine zu zahlen wäre und die beiden anderen Rohre von Nord Stream 2 hätten Gas und andere Rohstoffe günstig transportiert.
      Mit dem erhöhten Einkommen könnten die Russen ihre Wirtschaft mit europäischen Waren sanieren.
      Das hätte schon mit Corona und dem russischen Impfstoff begonnen werden können.

    2. Peter, ich sehe das auch so. Aber mit Vorstellungen von „ohne ein 330 Millionenvolk wäre die Welt ein besserer Ort“ kann ich mich nicht anfreunden. Ich könnte es auch nicht, wenn ich da nicht nahe Verwandte hätte.

      Das ist anders als Gards „Antiamerikanismus“-Gegeifer. Die USA sind Hauptursache (ihre Vasallen Mittäter, wie Bandera Mittäter der Nazi-Vernichtungspolitik war). Aber Vernichtung der USA ist so wenig die Antwort wie Vernichtung der RF durch die NATO, von der die träumen.

      Die sehr schwere Aufgabe wird sein, was Gandhi zugeschrieben wurde als Antwort auf die Frage „What do you think of Western civilization?“, nämlich „I would very much be in favour of it“. Und diese schwere Aufgabe der Zivilisierung des Westens ist der einzige Weg zum Überleben der Menschheit. Das wird nicht einfach, und kann scheitern.

      Und es ist unsere Aufgabe, der Völker (besonders der arbeitenden Klassen) des kollektiven Westens, diese Zivilisierung, und damit das Überleben der Menschheit durchzusetzen. Es ist unser Versagen vor der gesamten Menschheit, wenn wir dabei scheitern.

    3. USA wollen Krieg, aber nur ohne Selbstbeteiligung. Denn das hieße ja Särge mit amerikanischen Soldaten, das wäre Gift für den nächsten Wahlkampf. Daher Krieg ja, aber die Ukrainer, die Balten, Polen zur Not auch Deutsche wenn es sein muss, nur keine Amerikaner.

  12. „Ohne die USA wäre dieser Konflikt innerhalb von 3 Monaten beendet gewesen.“

    „Ohne die NATO“ noch schneller.
    „Ohne Russland“ gäbe es ihn gar nicht und erst recht nicht „ohne die Ukraine“.

    Leute, fangt mal wieder an, euch selbst zuzuhören.

  13. Als Ergänzung sollte man einen kürzlich von CGTN erschienenen, für chinesische Verhältnisse ungewöhnlich aggressiven Text zu Kenntnis nehmen, der Amerika die Alleinschuld an den internationalen Verwerfungen gibt: «U.S. Hegemony and Its Perils» (Febr. 2023).

    «Conclusion

    While a just cause wins its champion wide support, an unjust one condemns its pursuer to be an outcast. The hegemonic, domineering, and bullying practices of using strength to intimidate the weak, taking from others by force and subterfuge, and playing zero-sum games are exerting grave harm. The historical trends of peace, development, cooperation and mutual benefit are unstoppable. The United States has been overriding truth with its power and trampling justice to serve self-interest. These unilateral, egoistic and regressive hegemonic practices have drawn growing, intense criticism and opposition from the international community.

    Countries need to respect each other and treat each other as equals. Big countries should behave in a manner befitting their status and take the lead in pursuing a new model of state-to-state relations featuring dialogue and partnership, not confrontation or alliance. China opposes all forms of hegemonism and power politics and rejects interference in other countries‘ internal affairs. The United States must conduct serious soul-searching. It must critically examine what it has done, let go of its arrogance and prejudice, and quit its hegemonic, domineering and bullying practices.»

    https://news.cgtn.com/news/2023-02-20/U-S-Hegemony-and-Its-Perils-1hzPTDFI8KI/index.html

    CGTN ist lt. Wikipedia

    «ein chinesischer Auslands-Fernsehsender. Er ging am 25. September 2000 auf Sendung und wird in Peking betrieben, richtet sich dabei an einen Überseemarkt. Das Programm gehört zur staatlich kontrollierten China-Central-Television-Sendergruppe und konzentriert sich überwiegend auf Nachrichten und Dokumentationen aus Asien und der Volksrepublik China. Der Sender steht unter der Kontrolle der Öffentlichkeitsabteilung der Kommunistischen Partei Chinas. Es gilt somit als Sprachrohr der chinesischen Regierung und wurde als „Teil ihrer Propagandamaschinerie“ bezeichnet.»

    Man kann die harten Worte von CGTN demnach als offizielle Stellungnahme der KPCh deuten.

  14. Um den (jeden) Konflikt zu lösen muss man erstmal wieder objektiv (nicht „wertebasiert“) miteinander kommunizieren und die Positionen sondieren. Daher sollten im Vorfeld nicht allzu viele Bedingungen gestellt werden, sonst fängt das Reden gar nicht an. Dazu ist der Chinesische Vorschlag eigentlich ganz gut, obwohl er aus vielen Allgemeinplätzen besteht.
    Wenn dann mal geredet wird muss man immer erwarten, dass beide Seiten sich an ihre Version der Vorgeschichte/Ursache erinnern, damit hat momentan eher „der Westen“ ein Problem, die „whataboutismus“-Keule wird da gerne ausgegraben.
    Die Tatsache, dass im China-Vorschlag versteckt auch Kritik an den Angriffskriegen und regime-change-aktionen der US geübt wird ist wohl ein Test, wie der Westen reagiert.

    1. Ich frage mich allerdings auch, was denn anderes als Allgemeinplätze da vorgeschlagen werden kann. Es geht doch erstmal darum, die Konfliktparteien wieder an einen Tisch zu bringen. Allzu viele eingeschlagene Pflöcke sind da nicht hilfreich.

  15. Auf Welt de . Titel eines Kommentars von Transatlantiker Wergin.

    „Putin-will-nicht-verhandeln-deutsche-Pazifisten-muessen-das-kapieren“

    Ich schätze Wergin ist so richtig erleichtert.

    1. Aber wie kommt er darauf eigentlich? Versucht er vielleicht absichtlich Menschen hinters Licht zu führen? Denn eigentlich wiederholen Putin selbst wie auch das russische Verteidigungsministerium wie auch der russische Vertreter bei den Vereinten Nationen Nebensja und andere offizielle Vertreter Russlands bei jeder Gelegenheit, dass Russland offen für Verhandlungen ist. Man braucht nur einen Blick in die russischen Medien zu werfen. Ich habe nur ein Paar wenige Beispiele rausgesucht:

      Heute
      MOSKAU, 28. Februar – RIA Novosti. Der russische Präsident Wladimir Putin ist offen für Gespräche

      Moskau. 31. Mai. 2022 INTERFAX.RU – Russland ist bereit, die Verhandlungen mit der Ukraine fortzusetzen, um ein Friedensabkommen zu erreichen, sagte die Sprecherin des Föderationsrates Valentina Matviyenko.

      Moskau. 30. Oktober 22 RBC.RU
      Die russische Führung, einschließlich Präsident Wladimir Putin, ist weiterhin zu Gesprächen über die Ukraine bereit, so Außenminister Sergej Lawrow. „Die Bereitschaft Russlands, einschließlich seines Präsidenten, zu Verhandlungen [über die Ukraine] bleibt unverändert. Wir werden immer bereit sein, auf die Vorschläge unserer westlichen Partner zum Abbau der Spannungen zu hören“, sagte Lawrow.

      Die bisher letzte direkte Gesprächsrunde zwischen Russland und der Ukraine fand am 29. März 2022 in der Türkei statt. Später lehnte Kiew den Kontakt mit Moskau offiziell ab. Am 4. Oktober setzte Selenskiy einen Beschluss des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates des Landes in Kraft, wonach die Gespräche nicht stattfinden dürfen. Russland verweigerte sich der diplomatischen Regulierung jedoch nicht. Selenskiy wiederholt dagegen immer wieder, dass die Ukraine nicht verhandeln werde, zu mindestens solange Putin in Russland Präsident ist.

      Der Herr Wergin sollte also den „deutschen Pazifisten“ erklären, dass Selenskiy nicht verhandeln will.

      1. Der Trick ist doch ganz einfach. Worüber soll denn überhaupt verhandelt werden? Selenskyj sagt doch stets, dass Verhandlungen erst in Frage kämen, wenn Russland sich auf seine Positionen von vor dem 24.02.2022 zurückgezogen und die Krim verlassen hätte.

        Worüber soll denn dann noch verhandelt werden? Schließlich hätte die Ukraine dann schon vor den Verhandlungen alles Wesentliche erreicht.

        Dass die RF sich darauf nicht einlässt, liegt offen auf der Hand. Aber nun behaupten Selenskyj und seine Strippenzieher, dass es die RF sei, die Verhandlungen ablehne. Das ist der ganze Trick: Ich knüpfe die Aufnahme von Verhandlungen an unmögliche Voraussetzungen und sage dann, die andere Seite wolle nicht.

        Wenn praktisch alle Polit- und Medientäter synchron mitspielen bei diesem falschen Spiel, dann funktioniert das. Und genau das ist seit einem ganzen Jahr inzwischen der Fall.

        1. Und wie war das in der Serbien-Kosovo-Geschichte?
          Wurde da keine Hürde aufgebaut mit einer „Verhandlungslösung“, welche kein serbischer Delegierter mit Grundschulbildung (und Anstand) hätte unterschreiben können.
          Der Westen hatte damals nur das Glück, dass auf dem russischen Präsidenten-Stuhl eine alkoholkranke und habgierige Kanaille, im Westsprech auch als Radikalreformer bezeichnet, ihr Unwesen trieb.
          Die serbische Seite ließ sich dann doch über den Tisch ziehen, obwohl sie den Krieg haushoch gegen die Nato-Luftflotte und die UCK-Folklore-Truppe (feating Albanien) gewonnen hatte.
          Nach dem Abzug des serbisch/jugoslawischen Militärs und der serbischen Polizeieinheiten zeigte die UCK so richtig, was sie drauf hatte. Serben und Roma wurden vertrieben oder ermordet, sofern sie nicht zuvor Reißaus nehmen konnten. Zu kooperationwilligen Kosovaren albanischer Volkszugehörigkeit ging es dabei nicht unbedingt besser.
          Besser wäre es wohl gewesen, man hätte Wesley Clark seine Bodentruppen marschieren lassen. Dann hätte man schon damals eine gehörig auf die Birne gekriegt. Jelzin hätte Weihnachten 1999 natürlich nicht mehr erlebt, aber der Wahlbetrüger von 96 hätte schon damals einer anderen Verwertung zugeführt werden müssen.
          Ob dann Potanin immer noch ein Putinfreund gewesen wäre, steht wohl nur in den Sternen.

          Die Vertreibungen fanden übrigens unter Aufsicht von Soldaten mit einem Mandat statt. Warum hier nicht massenhaft interveniert worden ist, so dass das Ganze unter dem Teppich blieb, verstehen wohl nur ganz spezielle Wertewestler.

  16. Putin muss gar nicht verhandeln. Durch Einstellung sämtlicher Geschenke an die Ukraine, würde sich alles selbst erledigen. So, bin schon wieder aufgewacht.

    1. Wenn der PzH. 2000,
      sich ein Stethoskop an den eigenen Kopf halten würden, könnte er bestimmt, ganz leise „The Imperial March“ hören!

      „Die Dunklen Seiten der Macht sind sie. Besitz ergreifen sie leicht von dir. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“

  17. Ich habe China’s 12-Punkte-Plan am 23.02.2023 auf Euronews gelesen – nicht analysiert. Wang Yi ist einer der erfahrensten Außen- und Geopolitiker der Welt. Man hätte ihm auch schon 2022 besser zugehört statt den Sprecher aus Kiew einzuladen. Zu dem Artikel will ich nicht Stellung nehmen, ich halte mich an das nachstehend wiedergegebene Original, übersetzt in deutsch:
    Der Vorschlag im Wortlaut: Das ist Chinas 12-Punkte-Plan
    Chinas Position zur politischen Beilegung der Ukraine-Krise
    2023-02-24 09:00
    1. Respektierung der Souveränität aller Länder. Das allgemein anerkannte Völkerrecht, einschließlich der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen, muss strikt eingehalten werden. Die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit aller Länder muss wirksam gewahrt werden. Alle Länder, ob groß oder klein, stark oder schwach, reich oder arm, sind gleichberechtigte Mitglieder der internationalen Gemeinschaft. Alle Parteien sollten gemeinsam die grundlegenden Normen für die internationalen Beziehungen aufrechterhalten und für internationale Fairness und Gerechtigkeit eintreten. Die gleichmäßige und einheitliche Anwendung des Völkerrechts ist zu fördern, während doppelte Standards abgelehnt werden müssen. _
    2. Abkehr von der Mentalität des Kalten Krieges. Die Sicherheit eines Landes sollte nicht auf Kosten anderer Länder angestrebt werden. Die Sicherheit einer Region sollte nicht durch die Stärkung oder Ausweitung von Militärblöcken erreicht werden. Die legitimen Sicherheitsinteressen und -belange aller Länder müssen ernst genommen und angemessen berücksichtigt werden. Es gibt keine einfache Lösung für ein komplexes Problem. Alle Parteien sollten gemäß der Vision einer gemeinsamen, umfassenden, kooperativen und nachhaltigen Sicherheit und mit Blick auf den langfristigen Frieden und die Stabilität in der Welt dazu beitragen, eine ausgewogene, effektive und nachhaltige europäische Sicherheitsarchitektur zu schaffen. Alle Parteien sollten sich dem Streben nach eigener Sicherheit auf Kosten der Sicherheit anderer widersetzen, eine Blockkonfrontation verhindern und sich gemeinsam für Frieden und Stabilität auf dem eurasischen Kontinent einsetzen.
    3. Beendigung der Feindseligkeiten. Konflikte und Kriege sind für niemanden von Vorteil. Alle Parteien müssen rational bleiben und Zurückhaltung üben, es vermeiden, die Flammen zu schüren und die Spannungen zu verschärfen, und verhindern, dass sich die Krise weiter verschlechtert oder gar außer Kontrolle gerät. Alle Parteien sollten Russland und die Ukraine dabei unterstützen, in die gleiche Richtung zu arbeiten und den direkten Dialog so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, um die Situation schrittweise zu deeskalieren und schließlich einen umfassenden Waffenstillstand zu erreichen. _
    4. Wiederaufnahme der Friedensgespräche. Dialog und Verhandlungen sind die einzige praktikable Lösung für die Ukraine-Krise. Alle Bemühungen, die zu einer friedlichen Beilegung der Krise beitragen, müssen gefördert und unterstützt werden. Die internationale Gemeinschaft sollte sich weiterhin für den richtigen Ansatz zur Förderung von Friedensgesprächen einsetzen, den Konfliktparteien dabei helfen, so bald wie möglich die Tür zu einer politischen Lösung zu öffnen, und Bedingungen und Plattformen für die Wiederaufnahme von Verhandlungen schaffen. China wird in dieser Hinsicht weiterhin eine konstruktive Rolle spielen. _
    5. Beilegung der humanitären Krise. Alle Maßnahmen, die dazu beitragen, die humanitäre Krise zu lindern, müssen gefördert und unterstützt werden. Humanitäre Maßnahmen sollten den Prinzipien der Neutralität und Unparteilichkeit folgen, und humanitäre Fragen sollten nicht politisiert werden. Die Sicherheit der Zivilbevölkerung muss wirksam geschützt werden, und es sollten humanitäre Korridore für die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus den Konfliktgebieten eingerichtet werden. Es müssen Anstrengungen unternommen werden, um die humanitäre Hilfe in den betroffenen Gebieten zu verstärken, die humanitären Bedingungen zu verbessern und einen schnellen, sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten, um eine humanitäre Krise größeren Ausmaßes zu verhindern. Die Vereinten Nationen sollten bei der Koordinierung der humanitären Hilfe für die Konfliktgebiete unterstützt werden.
    6. Schutz von Zivilisten und Kriegsgefangenen (POWs). Die Konfliktparteien sollten sich strikt an das humanitäre Völkerrecht halten, Angriffe auf Zivilisten oder zivile Einrichtungen vermeiden, Frauen, Kinder und andere Opfer des Konflikts schützen und die Grundrechte der Kriegsgefangenen respektieren. China unterstützt den Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine und fordert alle Parteien auf, günstigere Bedingungen für diesen Zweck zu schaffen.
    7. Sicherheit von Kernkraftwerken. China lehnt bewaffnete Angriffe auf Kernkraftwerke oder andere friedliche kerntechnische Anlagen ab und fordert alle Parteien auf, das Völkerrecht, einschließlich des Übereinkommens über nukleare Sicherheit, einzuhalten und von Menschen verursachte nukleare Unfälle entschlossen zu vermeiden. China unterstützt die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) dabei, eine konstruktive Rolle bei der Förderung der Sicherheit friedlicher Nuklearanlagen zu spielen.
    8. Verringerung der strategischen Risiken. Atomwaffen dürfen nicht eingesetzt und Atomkriege dürfen nicht geführt werden. Die Androhung oder der Einsatz von Atomwaffen sollte abgelehnt werden. Die Weiterverbreitung von Kernwaffen muss verhindert und eine nukleare Krise vermieden werden. China lehnt die Erforschung, Entwicklung und den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen durch jedes Land unter allen Umständen ab.
    9. Erleichterung der Getreideexporte. Alle Parteien müssen die von Russland, der Türkei, der Ukraine und den Vereinten Nationen unterzeichnete Schwarzmeer-Getreide-Initiative in ausgewogener Weise vollständig und wirksam umsetzen und die Vereinten Nationen dabei unterstützen, eine wichtige Rolle in dieser Hinsicht zu spielen. Die von China vorgeschlagene Kooperationsinitiative zur globalen Ernährungssicherheit bietet eine praktikable Lösung für die globale Nahrungsmittelkrise.
    10. Beendigung einseitiger Sanktionen. Einseitige Sanktionen und maximaler Druck können das Problem nicht lösen; sie schaffen nur neue Probleme. China lehnt einseitige, vom UN-Sicherheitsrat nicht genehmigte Sanktionen ab. Die betroffenen Länder sollten aufhören, einseitige Sanktionen und die „weitreichende Gerichtsbarkeit“ gegen andere Länder zu missbrauchen, um ihren Teil zur Deeskalation der Ukraine-Krise beizutragen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Entwicklungsländer ihre Wirtschaft ausbauen und die Lebensbedingungen ihrer Bevölkerung verbessern können.
    11. Aufrechterhaltung der Industrie- und Lieferketten. Alle Parteien sollten sich ernsthaft für den Erhalt des bestehenden Weltwirtschaftssystems einsetzen und sich dagegen wehren, die Weltwirtschaft als Werkzeug oder Waffe für politische Zwecke zu benutzen. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, um die Auswirkungen der Krise abzumildern und zu verhindern, dass sie die internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Finanzen, Lebensmittelhandel und Verkehr stört und die weltweite wirtschaftliche Erholung untergräbt.
    12. Förderung des Wiederaufbaus nach Konflikten. Die internationale Gemeinschaft muss Maßnahmen ergreifen, um den Wiederaufbau nach Konflikten in Konfliktgebieten zu unterstützen. China ist bereit, dabei Hilfe zu leisten und eine konstruktive Rolle zu spielen.
    Welche 12 Punkte will China im Friedensplan zum Krieg in der Ukraine? | Euronews

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