
Was hätte doch aus den beiden Deutschland erwachsen können! Welche Chancen! Und wie schrecklich vertändelt sie wurden.
Dem Osten flößte man Wettbewerb, deregulierte Märkte und Ellenbogenmentalität ein. Die Treuhand schlachtete nicht nur Betriebe. Sie weidete zudem die Biographien der Ostdeutschen aus, degradierte ihr lebenslanges Schaffen zu einem sinnlosen Tun. Als habe es deren Schweiß ganz umsonst oder – schlimmer noch – überhaupt nicht gegeben. Demgemäß sind geschichtliche Rückblicke heute Schauen auf den Westen; der Osten lief nebenher leise mit. Bis er ganz verstummte.
Die Stunde des Siegers
Vor etlichen Jahren fiel mir Grass‘ Tagebuch von 1990 in die Hände. »Unterwegs von Deutschland nach Deutschland« taufte er es damals. Welche Chancen! Er beschrieb darin einen Willy Brandt, der zunächst noch von einer deutsch-deutschen Konföderation sprach, aber zu einer moralischen Absegnung einer populistischen Wiedervereinigung nach den Spielregeln des Westens getrieben wurde. Und einen Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidaten, der den Zusammenschluss so nicht wollte, ihn aber proklamieren musste, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, die kommenden Wahlen zu gewinnen. Ohne den Mauerfall wäre er Bundeskanzler geworden. So viel ist sicher. Ob die Republik einen anderen Lauf genommen hätte? Der Dicke aus Oggersheim wäre Randnotiz geblieben. Außerdem erzählt Grass von all den hoffnungsfrohen Stimmen aus der DDR, die von einer Reform und Überarbeitung des Sozialismus träumten, die dann ganz schnell als Romantiker diffamiert und an den Rand der »Bewegung« gedrängt wurden. Sie wurden von der D-Mark denunziert.
Wir Nachgeborene des geteilten Deutschlands, wir, die wir Kinder waren, als die Teilung beendet wurde, wissen heute kaum, dass der Anschluss der Deutschen Demokratischen Republik an die Bundesrepublik, gemeinhin als Wiedervereinigung bekannt, keine geschichtliche Alternativlosigkeit war. Dass es Chancen gab, die Vorzüge beider Systeme zu verbrüdern. Welche Chancen? Selbst die damals noch junge Angela Merkel soll das in jenen Tagen der Wende gehofft und gesagt haben. Ein damaliger Satz von ihr schwebt mir im Kopf herum, aber er ist nicht mehr auffindbar. Entweder war der Satz gut erfunden und eine der urbanen Legenden des Internets oder er war irgendwann nicht mehr genehm und wurde wegrationalisiert. Ein Vierteljahrhundert voller Verklärung und Vergessen haben den Blick für die Tatsachen und die damaligen Möglichkeiten verschleiert.
Was uns jedoch bleibt ist die Arroganz des Westens. Dieses großspurige und inquisitorische Selbstrecht des Siegers. Ist das gerecht? Waren die Facharbeiter der DDR zu blöd, um qualitativ hochwertig zu arbeiten? Hatten sie Aufstiegsmöglichkeiten in ihrer kleinen Republik ganz ohne Leistungszwang? Welche Chancen? Waren die Führungskader einfach alle nur dämlich? Das ist jedenfalls die Lesart des Mainstreams seit Jahren. Ostalgie bedeutet nicht nur Rotkäppchen-Sekt, »Sing, mei Sachse, sing« bei »Damals wars« oder sozialistische Offenheit in puncto Freikörperkultur. Ostalgie bedeutet heute auch immer: Es war nicht alles schlecht in der DDR – nein: es war sogar alles sehr sehr schlecht. Darin gefällt sich dieses Westdeutschland, in das Ostdeutschland integriert wurde und von dem die Westdeutschen behaupten, dass die Ostdeutschen es noch nicht sind – also integriert.
Läge Leipzig am Rhein …
Ist diese Überheblichkeit also gerecht? Monika Maron, nicht gerade für ihre verklärende Ader bezüglich ostdeutscher Wirklichkeit berühmt, fragte sich in ihrem Essay »Ich war ein antifaschistisches Kind«, weshalb die Westdeutschen ihr »eigenes Wohlergehen nur noch als eine gerechte Folge ihrer ehrlichen Arbeit ansahen, nicht aber auch als einen geographischen Glücksfall. Läge Schwaben an der Oder, läge Leipzig am Rhein … Dann hießen die Schlagzeilen in den Zeitungen heute vielleicht: Wieder hunderttausend Demonstranten in Stuttgart.« Wenn Leipzig diesen direkten Weg nach Rotterdam, einen Zugang zur Welt gehabt hätte: Was für Optionen hätten sich da ergeben. Welche Chancen!
War es alleine der Sozialismus, der chancenlos machte? Auch. Die Isolation, in die sich der real existierende Sozialismus verstrickte, in die er aber auch gedrängt wurde, gebar keine Chancengleichheit. Und machen wir uns nichts vor: Die Orthodoxie einer mal guten Absicht war gescheitert. Mangel ist kein guter Staatsbürger. Vieles war aber auch Zufall, war historisch gewachsene Prämisse, war geographisches Pech. Der Sozialismus wäre anders geraten, wenn er in Gegenden, in der die Geographie ein kapitalistisches Fundament geschaffen hat, zur Welt gekommen wäre. Aber im Entwicklungsland Russland und dann im vom Krieg zerstörten Ostdeutschland? Das konnte nicht erfolgreich sein. All das sind aber Faktoren, die heute keine Rolle mehr spielen, die im Orkus, in den emsige Geschichtsschreiber ihnen unliebsame Elemente ihres Themas hineinstopfen, verschwunden sind. Der Westen tut so, als habe auch der Osten seine Chance gehabt. »Ihr habt es vermasselt!«, spotten sie. Man sollte zurückfragen: Welche Chancen?
Dieselbe Frage stellt der Westen denen, die ihr erstes Leben im Osten hatten. Welche Chancen? Was habt ihr denn gehabt und gemacht? Klar, jeder hatte seinen Job, war in einer Gemeinschaft der Werktätigen aufgehoben, konnte noch als Rentner in die Kantine seines Ex-Arbeitgebers gehen, dort speisen und soziale Kontakte über das Arbeitsleben hinaus pflegen. Das war gut gegen Vereinsamung. Aber was waren denn das für Jobs?, fragen sie westlich arrogant. Unnötige. Künstlich erzeugte. Das sind die Antworten, die sie geben. Der pekuniäre Blick halt. Mit Geld und Indizes vermessen sie Welt und Gestaltungsrahmen, den sich Gesellschaften geben. Dass man mit allen Mitteln versuchte, den Menschen eine sichere Basis zu ermöglichen, wird verunglimpft und als Sozialromantik verlacht. Dabei wäre es lobenswert. Und genau dieser Versuch eines besseren Konzeptes wäre die Essenz des Ostens gewesen, die wir in den Westen hätten tröpfeln lassen sollen.
Romantik – warum nicht?
Der Vorwurf der Romantik ist ja nicht falsch. Wenn eine Ehe kracht, dann denken beide Seiten gerne an die besseren Tage zurück. Sie denken an romantische Stunden und fragen sich: Wohin ist das alles geraten? So ist es auch beim Sozialromantiker. Aber was ist daran falsch? Wohin kämen wir ohne Romantik? Die realpolitische Welt ist eine traurige und eine hoffnungslose Welt. Ohne Romantik gelangen wir dorthin, wo wir heute stehen. Gefühllos und kalt. Die Marktwirtschaft nimmt keine Rücksichten auf menschliche oder gesellschaftliche Befindlichkeiten, sie ist sich Selbstzweck. Das jedenfalls war in dieser DDR-Wirtschaft, die natürlich marode war, die selbstverständlich und ohne jeden Zweifel etliche Makel kannte – man darf das nicht bestreiten! -, nicht der Fall. Ob sie marode war, weil sie den Anspruch erfüllen wollte, für die Menschen gemacht zu sein, oder weil sie ein isoliertes, ökonomisch unkluges und überdies vom Westen nicht als Partner akzeptiertes System war, lassen wir mal dahingestellt. Zumindest der Gedanke, dass es mehr gibt zwischen Aktienkursen und Profitaussichten hätte man mitnehmen können. Doch: Vergeudet! Abgelehnt! Welche Chancen!
Wir leben stattdessen in einem Land, in dem allerlei westliche Künstler meinen, sie hätten die Wende verursacht. War es nun der Lindenberg, der Biermann oder der Amerikaner mit seiner sprechenden Rennpappe K.I.T.T.? In einem so pathetischen Klima ist kein Platz für Gedankenspiele, was uns aus dem Osten hätte bereichern können. Wenn ein fickriger alter Mann mit Schlapphut in die Kameras nuschelt, dass sein Sonderzug nach Pankow der Anfang vom Ende der DDR war und ihm dabei auch noch Fans bestätigend zujubeln und die Presse das unkommentiert abdruckt, dann ist es keine Zeit dafür, über die Chancen zu sprechen, die uns entgangen sind. Welche Chancen!, wird deshalb nur als Ausruf ewiggestriger Kader abgetan, die man um eine Silbe bereichert, damit man sie historisch verbuchen kann: Kadaver!
Vielleicht brauchen wir noch mehr zeitlichen Abstand. 35 Jahre ist ja nicht sonderlich viel Distanz. Immer noch nicht! Wir brauchen deutlich mehr. Und wir brauchen möglicherweise eine ordentlichere Krise dieses Siegersystems. Eine solche Krise hier und sie würden sagen, es sei nicht alles Gold was glänzt – so habe ich vor Jahren, als dieser Text so ähnlich bereits entstand, in den Raum gestellt. Dann würden sie schwermütig an den Osten denken und flüstern »Welche Chancen!« und an Zeiten denken, da es mehr Gewissheit gab, mehr Planbarkeit eines kleinen Menschenlebens? So dachte ich damals – Krisen hatten wir seitdem genug, wir sind noch mittendrin. An den Osten von einst denkt aber keiner.
Vielleicht kommt der traurige Blick zurück
Ein schlechtes Beispiel gibt uns das Andenken an die Hitlerjahre. Erst verschwieg man, dann sah man ein, dass man Mitschuld trug. Man sagte voller pazifistischen Drang »Nie wieder Auschwitz!« und meinte damit, »Nie wieder Krieg!«, »Nie wieder Unterdrückung!« Daher Zurückhaltung und ausgewogene Außenpolitik. Irgendwann sagte aber ein Außenminister »Nie wieder Auschwitz!« und verdrehte die Losung und daher meinte er eigentlich: Bundeswehreinsatz im Ausland. Aus der Passivität wurde Offensive. Was man da als Leitmotiv aus der Hand gab: Welche Chancen!
Und übrigens: Nicht alle waren damals Verbrecher. Stimmt ja auch! Aber wenn man die Berichte heute so sieht, glaubt man, Hitler habe gegen das ganze Volk und gegen das Militär gestanden. Wie kann man das nachvollziehbar erklären? So werden jene Jahre zur unerklärlichen Zeit, zum Unfall der Geschichte. Das ist die Haltung, die schon kurz nach dem Krieg aktuell war, damals, als noch alle schwiegen. Und heute erst recht, wo wieder alle schweigen. Wo es dringender denn je ist, dass das damals ein dummer Unfall war, der mit dem Wesen dieses Deutschlands rein gar nichts zu tun hat.
Das soll als Beispiel dienen: So wandelt sich der Blick einer Gesellschaft auf Ereignisse über Jahre. Und wer möchte denn behaupten, dass in hundert Jahren nicht festgestellt wird, dass dieses Ostdeutschland vielleicht viele Mängel hatte, aber auch ein hehres Motiv, das man dann leider mit Eintritt der DDR in die BRD aufgab. Und dann geben sie konsterniert zu bedenken: Welche Chancen!
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„hunderttausend Demonstranten in Stuttgart“ nicht, aber Zehntausende haben die Amis mit Panzern 1948 von der Straße gejagt, verhaftet, als gestrikt wurde. Hups, Strike wäre Al Bundy: gestreikt wurde.
So, jetzt sende ich das per gmail;….. sucht nicht nach mir……
Der Schwung des wiedervereinigten Deutschlands hätte dazu benutzt werden können, das Land und Europa an der Spitze der Welt, in allen Bereichen, zu halten. Diese Chance wurde vertan und wird tagtäglich weiter in den Boden gestampft. Die Einheitsreden sind alle verlogen und die Leute merken das. Das Grundgesetz gilt nicht mehr und sehr viele Leute stecken den Kopf in den Sand, machen maximal Dienst nach Vorschrift und ziehen sich ins Private zurück. Weder Freiheit, Gleichberechtigung, Humanität noch Leistung spielen eine Rolle, sondern nur noch das nach außen hin deklarierte Nachplappern staatlicher Phrasen wie „Antisemitismus“, „unprovozierter Angriffskrieg“, „Selbstverteidigung“ bei nachgewiesenem Genozid, Putintroll,…. Und so war es auch in der DDR, die SED gab vor, welche Meinungen zu gelten haben und welche nicht. Intellekt wurde behindert, Dummheit gefördert. Die derzeitige Bundesrepublik ist teilweise unfreier als die damalige DDR, zumindest was Informationsbeschaffung betrifft. Die Westfernsehprogramme wurden, zumindest in grenznahen Bereichen, wo diese empfangbar waren, ins Kabelfernsehen der Wohngebiete in der DDR eingespeist. Gibt es im derzeitigen Radio- und Fernsehbereich einen einzigen oppositionell agierenden Sender zu empfangen?
Ja, es gibt noch das Internet, und es gibt immer noch jede Menge (vorwiegend älter) Leute, die damit nichts anfangen können, das Interesse erschöpft sich bei whatsapp, wenn überhaupt welches da ist. Da Überwachung zur Perfektion getrieben wurde und damit weitaus effektiver funktioniert als früher bei der Stasi, haben viele vielleicht auch Angst, alternative Medien anzuklicken. Schließlich wurde ja sogar Merkels Handy ausspioniert, zu einer Zeit, als die Minsk-Abkommen entstanden. Ich glaube als ehemaliger Ossi nicht, dass diese Politik erfolgreich sein wird, mir kommt das eher vor wie das Zappeln eines sterbenden Wesens.
Die erste Euphorie von uns Ossis legte sich sehr schnell als die Treuhand kam! Diese wickelte alles ab, zerstörte alles, was wir mühevoll aufgebaut hatten. Der Westen übernahm uns, was vielen sehr schnell klar wurde. Aber wir hatten uns entschieden reisen zu wollen und glaubten unserer alten Führung nicht, das der Kapitalismus wirklich so schlimm ist, wie uns erzählt wurde. Tausende verloren ihre Arbeitsplätze. Viele mußten ihre Wohnungen räumen, die angeblich vor hundert Jahren mal einen Wessi gehört hatte. Aber wir glaubten immer noch es würde alles wieder gut werden im gemeinsamen deutschen Haus.
Es kam anders. Nach den Enteignungen, den Verlust des Arbeitsplatzes, kamen die Wessis und übernahmen alles. Kaum ein Ossi kam in eine Führungsposition. Die Presse der DDR fiel komplett an private, westdeutsche Verlage. In Politik und Kultur übernahmen komplett die Wessis die Führung. So konnte sich im Osten keine eigene Führungsschicht entwickeln, anders als in anderen Transformationsstaaten.
Am schlimmsten aber war und ist die Arroganz der Wessis, die uns dies heimlich und offen spüren liesen. Diese westdeutsche Arroganz war die Geburtsstunde des „Ostbewußtsein“. Da wir im neuen System, das keine Gnade kannte und uns keine Zeit für Ruhe und Besinnung gönnte, überleben mußten, paßten wir uns an und hatten keine Zeit für Gefühle. Aber Demütigungen verjähren nicht. Heute, 35 Jahre später, kommt alles wieder hoch, selbst bei Merkel.
Die Arroganz des Westens, die vielen Demütigungen und für viele auch der soziale Abstieg, machte uns wütend. Schnell merkten wir, wenn wir AfD wählen, dann ärgert das die Wessis am meisten „Die AfD ist die Rache des Ostens“, sagte einst Frank Castorf, einer unserer besten Theaterleute. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin wurde unter Castorf für Theaterfreunde der ganzen Welt zur Pilgerstätte. Ein Westbürgermeister, der sich rühmte niemals ein Theater von innen gesehen zu haben, wickelte sie ab. Das ist eine Geschichte von vielen.
Was bleibt, was uns bleibt sind Freunde im Leben, singen noch immer die Puhdys. Was bleibt ist auch die Hoffnung, das wieder eine neue demokratische Revolution ausbricht und uns und auch die Wessis von der derzeitigen Herrschaft befreit. Im Unterschied zu den Wessis haben wir Revolutionserfahrung. Aber das westdeutsche Regime hat eine starke, brutale Polizei, die anders knüppeln kann als unsere vergleichsweise harmlosen Vopos. Das sehen wir täglich in den Straßen von Berlin, wenn die Berliner Polizei palästinasolidarische Menschen niederknüppelt. Darüber wird – wieder ganz typisch – von rechts und links kaum berichtet.
Nicht alles Böse auf das westdeutsche Regime schieben. Es gab ja auch noch die USA und ihre Dienste. Und die hatten eine Mitsprache wer da aus dem Osten Karriere machen durfte. Sie hatten auf die Akten Ost und West vollen Zugriff. 1991 waren viele dieser Akten ausgewertet und man wusste exakt wer wer in der DDR war. War dann entscheidend wer wo Karriere machen durfte. Ohne USA- Dienste ging gar nichts.
Ach ja, heute ist ja der 3. Oktober. Da werden wieder Reden geschwungen, die vor Verlogenheit und Heuchelei nur so triefen. Und die Immergleichen Pappnasen werden sich feiern. Der Rest der Bevölkerung wird, wenn sie noch Arbeit haben, den freien Tag genießen oder ein verlängertes WE nutzen, um sich zu erholen. Der Rest….
Warum noch mal, ging es am 3. 10.?
Ach übrigens, in 100 Jahren wird sich niemand im Kalifat Almania um eine „deutsche Geschichte“ scheren. Die einen werden bedauern, das die Kuffar nicht mehr die Sklavensteuer bezahlen( können). Und die anderen werden die Ruinen nach verwertbaren Materialien durchsuchen…
„Ach übrigens, in 100 Jahren …“
Nicht nur KI-Modelle halluzinieren…
Guten Morgen, lieber Roberto!
Ein Artikel, der wirklich aus dem Einheitsbrei herausragt – endlich einer, der zum Nachdenken zwingt.
Kohl hat damals auf die D-Mark gesetzt, als ob dieses goldene Kalb ihm automatisch die Wählerstimmen zuführen würde. Lafontaine dagegen hatte natürlich ein durchdachteres Konzept, aber er war unbequem, nicht stromlinienförmig – und genau deshalb der Fähigste von allen. Doch das Land wollte lieber den Bauch statt den Kopf. Ergebnis: Die Wiedervereinigung wurde zur feindlichen Übernahme, die DDR-Wirtschaft kalt abgewickelt, die Reste verramscht.
Das Wessi-Ossi-Syndrom ist bis heute Sinnbild für den arroganten Umgang des Westens mit dem Osten. Alles wurde im Überlegenheitsrausch plattgemacht, als ob nichts von Wert existiert hätte – übrig blieb verbrannte Erde.
Und heute? Wir stehen kurz vor einem Krieg mit dem „neuen Osten“, der unser aller Existenz bedroht. Die einzige Rettung wäre, dass die Bevölkerung den Herren und Damen in Berlin, Brüssel und Washington endlich kollektiv den Mittelfinger zeigt, bevor der Wahnsinn losbricht. Von den Deutschen erwarte ich da wenig – zu sediert. Vielleicht reißen es die Franzosen, wenn Macron fällt.
Und dann Scharping! Mit seinem „Nie wieder Auschwitz!“ hat er einen Grundstein gelegt für die heutige Lage. Unter dem Banner der deutschen Staatsräson wurde Israel ein Schutzschild verpasst, der nahezu jede Kritik abwehrt. Die Antisemitismuskeule wurde zum Werkzeug, um jede Diskussion im Keim zu ersticken. Das Ergebnis: Wir produzieren neues Unheil – ausgerechnet im Namen der historischen Schuld. Es ist zum Kotzen, wie dieses Tabu die Realität verdrängt. Gerade kippt alles – und wenn es zu spät ist, werden dieselben Leute wieder mit Krokodilstränen dastehen.
Der werte Autor hat, bezogen auf die Übernahme und Besetzung der DDR, im schwurbeldeutsch Wiedervereinigung genannt, halt die Gnade der späten Geburt. Es sei ihm verziehen, dass er die damalige Phrasendrescherei der MSM für bare Münze nahm. Für mich komplett beknackt vorneweg der Spiegel mit Chefpropagandist Augstein, dem damals medial eine Jubelarie nach der anderen aus der anglo-affinen Feder tropfte. An der westdeutschen Arbeiterbasis, die die real existierenden erzkapitalistisch-ultraliberal-faschischtoiden Arbeitsbedingungen in der Praxis erlebten und deren Resthirn nicht auf Bild-Amöbenbasis funktionierte, bestanden zum Teil erhebliche Zweifel an einer konstruktiven Zukunft für die mitteldeutschen Bürger und Kollegen nebst deren Industrie. Dass die extrem fette schwarze Null aus Oggersheim und seine Kumpane das Ganze versieben würde, war wahrscheinlich. Da sich diese geltungssüchtige, korrupte CDU-Pfeife als neuer Bismarck einen prominenten Platz in den Geschichtsbüchern erhoffte, tat dies ein übriges für die endgültige Vasallisierung. Die beschworenen blühenden Landschaften des Pfälzer Grossmauls waren im nachhinein das kunterbunte Unkraut auf den Ruinen der VEBs und LPGs. Dazu zumindest hat er einmal keine Lügen, Verzeihung alternative Fakten, abgesondert. Zumindest konnte der Westen einen Teil seines akademischen und sonstigen Abschaums zur unseredemokratischen Zwangsmissionierung im Osten entsorgen.
Was damals gelaufen ist, war sicher Mist. Aber das Geld und der goldene Westen hat alle geblendet.
Das ist ein Bildungsproblem auf allen Seiten.
@ andreas h
Das ist ja keine Abwertung der ehemaligen DDR-Bürger. Wäre ich in der DDR aufgewachsen und sozialisiert worden hätte ich mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht anders gedacht und gehandelt wie ein solcher. Deshalb werden Sie von mir auch keine Vorwürfe oder Anschuldigungen wg. Gutgläubigkeit oder Naivität hören.
Allerdings gabs ja den bekannten Ossi-Spruch:
Nun zahlt mal schön!
(Danke sehr, bin bedient!)
Genießt diesen schönen Herbsttag. Wer weiß schon, ob er den nächsten noch erleben kann: https://simplicius76.substack.com/p/euro-cabals-thirst-for-conflict-grows?sort=new
„Sie“ wollen den großen Krieg…
„Made in GDR“ die Entdeckung so einer Aufschrift auf einer Pressspanplatte, die zu einem Wandregal in meinem Zimmer gehörte, so 1975 rum, war mein erster bewusster Kontakt mit der DDR. Tatsächlich war unser Haus voll von DDR-Produkten, denn wir haben sehr sehr viel von Quelle bestellt, Klamotten, Möbel, Elektrogeräte.
Hier ist ein schöner Beitrag, der die Geschichte dahinter beleuchtet:
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/kalter-krieg/versandhandel-quelle-west-und-ost-ddr-produkte-katalog-100.html
Mal so als Teaser:
„Die Erfolgsgeschichte des Versandhauses Quelle steht exemplarisch für die wirtschaftliche Verflechtung zwischen westdeutschen Unternehmen und dem Billiglohnland DDR. Eine Kooperation, von der die westdeutschen Kunden nichts ahnten und dessen Ausmaß sich auch die ostdeutschen Angestellten in den volkseigenen Betrieben und Kombinaten nicht vorstellen konnten. Denn Klassenkampf hin oder her – um an Devisen zu kommen, ließ sich die DDR gerne als verlängerte Werkbank des Westens einspannen.“
Wenn Quelle und die anderen Handelskonzerne die DDR nicht quasi leergekauft hätten, hätte es in der DDR auch keinen Konsumgütermangel gegeben. Und wenn der Kram gut genug für uns Wessis war, wäre er es sicher auch für die Ossis gewesen.
Insofern halte ich all diese Aussagen über die angeblich marode Wirtschaft der DDR für uninformierten Wessiquatsch, verehrter Autor.
Wenn etwas marode war, dann das wirtschaftspolitische Denken der Regierungs- und Leitungskader, die Marx anscheinend dermaßen falsch verstanden, dass sie Devisen als alleinigen Indikator wirtschaftlichen Erfolgs gelten ließen.
Der Markenname, unter dem Quelle gute DDR-Elektrogeräte für kleines Geld unter die Bundesbürger brachte, hat in der Nachbetrachtung auch ein besonderes Geschmäckle: Privileg.
„Doch freilich profitierte nicht nur Quelle vom Billiglohnland DDR. Insgesamt bezogen wohl 6.000 westdeutsche Firmen ihre Produkte aus dem Osten. Darunter Salamander, Schiesser, Adidas und Bosch. Auch der Beiersdorfer Verkaufschlager, die „Nivea Creme“, wurde in der DDR hergestellt.“
Und das hier wurde später unter Anderem in den USA kopiert:
„Quelle wurde verstärkt im Jahr 2012 vorgeworfen, nicht nur von den Dumpinglöhnen in der DDR Profit gemacht zu haben. Zwangsarbeiter aus den DDR-Gefängnissen sollen Opferverbänden zufolge an der Herstellung von Produkten für Quelle und andere westliche Firmen beteiligt gewesen sein – denn auch AEG, Karstadt, Neckermann und Ikea mussten sich diesem Vorwurf stellen.“
Die Wahl-Oligarchie mit ihrer prinzipiell falsch verfassten Geldwirtschaft führt seit Beginn der „westlichen“ Perspektive im alten Griechenland immer wieder zu diesem selben Ergebnis. Da macht es auch nichts aus, das ganze Prinzip heutztutage mit viel tamtam als „Parlament“ mit „gewissensfreien Volksvertretern“ zu inszenieren.
@ Emil
gewissensfreie Volkszertreter werden mit mit Diäten zum Fraktionszwang gemästet.
Voller Bauch arbeitet bekanntlich, zum Wohle der zwangsalimentierenden Bevölkerung, nicht gern. Schauen Sie sich beispielhaft die traurigen, prekären Gestalten von olivGrüninnen und abLinkenden im Bundestag an. Da darf man gerne skrupellos für maximale Kriegskredite stimmen.
DANKE RUSSLAND FÜR DIE DEUTSCHE WIEDERVEREINIGUNG, DU HAST NUR DAS BESTE GEWOLLT.
DICH SELBST HABEN DIE DEUTSCHEN POLITIKER IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN USA NUR BETROGEN !!
@WNG
Danke sehr Raissa und Michael Gorbatschow und Gefolge.
In Eurem salbungsvollen Grössenwahn, Naivität, Eitelkeit, Selbstgerechtigkeit, Schlendrian und reformatorischer Unfähigkeit habt Ihr die UdSSR erledigt und Not plus Elend über viele Eurer Volksgenossen gebracht. Dazu die …stan-Staaten zurück in neofeudalistische, religidiotische, mafiöse Strukturen katapultiert.
Wahrhaftig, eine grandiose Jahrhundertleistung. (Sarkasmus).
Die bessere Hymne stammt sowieso von Hanns Eisler:
https://www.youtube.com/watch?v=P1CyPjQQTAM&list=RDP1CyPjQQTAM&start_radio=1
Sie ist wahrhaftig, ergreifend und eingängig.