Viele Vertreter landwirtschaftlicher, aber auch anderer Verbände haben am 15. Januar 2024 vor Tausenden Demonstrationsteilnehmern gesprochen. Finanzminister Lindner hatte angekündigt, dass die Politik den Forderungen der Bauern nicht weiter entgegenkommen werde.
Die Subventionen auf den Agrardiesel laufen aus. Die Strategie der Kompromissbereitschaft von Bauernpräsident Rukwied ist nicht aufgegangen. Wie geht es jetzt weiter?
Dem Protestmarathon der vergangenen Tage, dem Treckermarathon in den Straßen deutscher Städte folgte der Redemarathon vor dem Brandenburger Tor. Wird sich nun, wo die Forderungen der Bauern nicht erfüllt wurden, ein Verhandlungsmarathon anschließen? Die Haushaltsvorlage für 2024 zeigt, dass die Subventionen auf den Agrardiesel auslaufen werden. Es ist kein Geld mehr dafür eingeplant. Auf dem Podium vor dem Brandenburger Tor hatten sich am Montag, den 15. Januar, viele Redner kämpferisch gegeben. Jedoch war der Inhalt der meisten Reden bestimmt von der Klage über die aktuelle Lage. Diese schien nicht nur bei den Bauern sondern auch bei allen vertretenen Gewerken gleich zu sein: zu viel Bürokratie, zu hohe Steuern, zu wenig Schutz vor europäischer und weltweiter Konkurrenz, aber auch zu wenig Wertschätzung.
Viele Worte
Was aber bei den Beiträgen außer dem von Finanzminister Christian Lindner zu kurz kam, war der Blick über den Termin der Haushaltsdebatte hinaus. Die Verbandsvertreter beklagten den Ist-Zustand, wobei besonders Rukwied alles daran zu setzen schien, die bestehenden Verhältnisse erhalten zu wollen. Er und sein Verband scheinen keine Perspektive zu haben für die Entwicklung der Landwirtschaft, aber auch keine für die Fortsetzung des Kampfes, falls die Politik die angekündigten Kürzungen beim Agrardiesel wahrmacht.
Lindner sagte klar, dass der Finanzminister den Bauern keine weiteren Subventionen mehr gewähren werde. Aber er bot ihnen an, gemeinsam neue Perspektiven für nachhaltiges Unternehmertum in der Landwirtschaft zu schaffen, nicht mehr staatliche Hilfe dafür aber mehr Freiheit für bäuerliche Arbeit. Darunter verstand er, die Ertragskraft der Betriebe zu stärken, indem ihnen nicht immer neue Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Ständig höhere Standards für die Tierhaltung seien unsinnig und die zunehmenden Flächenstilllegungen minderten die Ertragskraft der Betriebe.
Egal was man von Lindner hält, so kann man doch sagen, dass in diesen Vorstellungen ein zukunftsfähiges Konzept zu erkennen war, wobei fraglich ist, ob sie ehrlich und ernst gemeint oder eher taktisch zur Beruhigung der Lage gedacht waren. Noch unklarer ist, wie realistisch sie sind, das heißt, wie wirklichkeitsnah die Möglichkeiten ihrer Umsetzbarkeit. Denn das eine ist der vielleicht vorhandene gute Wille, das andere die Theorie, aber das dritte und entscheidende ist, wie weit guter Wille und Theorie zur Wirklichkeit passen. Besonders in diesem Punkt haben sich deutsche Regierungen in den letzten Jahren als Traumtänzer herausgestellt.
Gemäßigte Worte
War in Lindners Beitrag noch ein Plan zu erkennen, so kann dies von den Vertretern der Bauernschaft nicht gesagt werden. Die Vorschläge von Bauernpräsident Rukwied für den Fortgang der Auseinandersetzung beschränkten sich auf den Appell an die Bauern zusammenzuhalten und an die Politik, die berechtigten Anliegen der Bauern ernst zu nehmen. Dabei schien es ihm nicht nur um die Interessen der Bauern zu gehen.
Er appellierte an die Politik, im Interesse einer stabilen Demokratie Einsicht an den Tag zu legen. Denn dieser drohe Gefahr, wenn die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln nicht gesichert sei. Insofern solle doch die Politik bitte erkennen, dass man auf die Bauernschaft angewiesen sei und sie nicht verprellen oder unnötig in Konfrontation treiben solle. Sobald die Forderungen erfüllt seien, seien die Bauern mit ihren Treckern von der Straße. Es ging ihm darum, ein Zeichen zu setzen an die Politik, was er auch des Öfteren in seiner Rede betonte. Aber es war kein Zeichen von Kraft und Entschlossenheit, sondern von Hilflosigkeit und Verzagtheit.
Rukwied legte in seiner Rede sehr viel Wert auf diesen politischen Aspekt. Immer wieder betonte er, dass Bauern und Bäuerinnen aufrechte Demokraten seien, die alle zu Verfassung und Grundgesetz stehen und unser Land auf demokratischer Basis nach vorne bringen wollen. Das bedeutete: „Wir brauchen Kompromisse, faire Kompromisse“(1). Das gilt für die Erfüllung der eigenen Forderungen, aber auch für das weitere Verhalten der Berliner Politik. Diese muss sich ändern, muss raus aus ihrer Blase, die Bürger entlasten, anstatt immer neue Belastungen zu schaffen für die arbeitende Bevölkerung.
Bei all diesen Appellen an die Einsicht der Politik war keine Idee zu erkennen, wie man aus eigener Kraft, den eigenen Interessen zum Erfolg verhelfen konnte, wenn die Berliner Politik uneinsichtig bleiben sollte. Dabei weiß Rukwied nach eigenen Worten, dass 70-80 % der Mitbürger hinter den Bauern stehen. Er weiß auch, dass für diese der Agrardiesel kein Thema ist, dass sie also Solidarität üben mit den Bauern. Aber diese Solidarität ist nicht nur Selbstlosigkeit, sondern die Bevölkerung schließt sich hinter den Bauern zusammen. Da entsteht eine Macht.
Vielleicht befürchtet Rukwied, dass die Bauern in eine Führungsrolle gedrängt werden, der sie nicht gewachsen, derer sie sich vermutlich auch nicht bewusst sind und die vor allem vom Bauernverband nicht mehr kontrolliert werden kann. Denn die wachsende Teilnahme von anderen Verbänden und der Zulauf sympathisierender Bürger spricht für eine solche Entwicklung. Viele von ihnen hoffen oder wünschen sich mehr Druck von den Bauern, vielleicht auch mehr Führung.
In diesem Punkt schien Finanzminister Lindner näher an der gesellschaftlichen Stimmung zu sein als Rukwied, wenn er in seiner Rede sagt: „Sie können mir doch nicht erzählen, dass sie nur wegen des Agrardiesels hier sind. Es hat sich über Jahre etwas aufgestaut…“(2). Lindner scheint also das Drängen aus der Bevölkerung zu erkennen. Dem widersprach Rukwied und beharrte darauf, dass es den Bauern nur um den Argardiesel gehe und wenn die Forderung erfüllt sei, seien die Trecker auch sofort von der Straße.
Auch Rukwied scheint also den Ernst der Lage zu erkennen, will aber den Konflikt vermeiden, weshalb er auf Verhandlungen mit den Parlamentariern und Vertretern der Regierungsparteien setzte, die zeitgleich am 15. Januar begonnen hatten. Für ihn ist die Zeit der Gespräche angebrochen. Aber diese Gespräche haben nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt. Ob es von Idealismus und Werteverblendung getriebene Dummheit der Regierung war, dass sie wegen einiger weniger Milliönchen den Konflikt nicht beilegte, oder geht sie davon aus, dass nach dem Protest in Berlin die Bauern erst einmal nicht weiterwissen? Einiges spricht für Letzteres.
Radikale Worte
Vielleicht haben die Bauern tatsächlich nach der Demonstration in Berlin und dem Kraftaufwand davor fürs Erste ihr Pulver verschossen. Zwar haben Rukwied und die Bauernvereine weitere Demonstrationen angekündigt, aber es ist fraglich, ob die Bevölkerung und die anderen Verbände weiter mitziehen, wenn es tatsächlich nur noch um den Agrardiesel geht. In seiner Rede vor dem Brandenburger Tor jedenfalls haben weder Rukwied noch die anderen Bauernvertreter Forderungen aufgestellt, in denen sich die Spediteure, Handwerker und die sympathisierende Bevölkerung wiederfinden könnten. Ihnen ging es nur um den Agrardiesel.
Die Forderung, die alle Kräfte verbinden würde, wäre die nach der Rücknahme der CO2-Preiserhöhung, die alle gleichermaßen trifft. Ansonsten dürfte es schwer werden, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Vielleicht setzen darauf die Berufspolitiker. Im Gegensatz zur einfachen Bevölkerung verfügen sie über viel Erfahrung und auch Zeit, sich neue Mittel und Wege auszudenken, wie sie ihr Ziel erreichen. Zudem können sie genügend andere Dienste in Anspruch nehmen, um die Stimmung der Bevölkerung zu erkennen und auf diese über die Medien Einfluss zu nehmen. Sie wissen, wie die Bevölkerung gespaltet werden und einzelne Gruppen gegeneinander ausgespielt werden können.
Dem entgegenzutreten fehlt der Bevölkerung die Geschlossenheit und vor allem ein politisches Bewusstsein, das sich der eigenen Interessen bewusst ist und auch die Spaltungsversuche erkennt. Vor allem aber fehlt eine politische Kraft, die die Aufgabe der Bewusstseinsbildung und der Organisierung des Widerstands erfüllt. Appelle und guter Wille von Einzelnen alleine können da wenig ausrichten. Es fehlen die Kraft und Organisation, die alles zu einer schlagkräftigen Macht zusammenführt.
Organisierung ist auch nicht zu ersetzen durch scheinrevolutionäre Parolen von Neuwahlen, Absetzung der Ampel oder gar Generalstreik. Was soll denn folgen nach Absetzung der Ampel und Neuwahlen? Eine Regierung unter der CDU? Mit der AfD wird keine der Parteien eine Regierung bilden, und ob eine AfD-Regierung die Probleme lösen könnte, ist fraglich und getragen von sehr viel Wunschdenken.
Dasselbe gilt auch für die Rufe nach einem Generalstreik. Die Gewerkschaften sind weitgehend über eine SPD-Mitgliedschaft oder zumindest ähnliche politische Vorstellungen der Regierung beziehungsweise ihrem Denken verbunden. Sie haben sich bisher zu den Bauernprotesten kaum geäußert, weder Solidarität geübt noch Unterstützung angeboten. Und das alternative Milieu hat wenig Verankerung in der Bevölkerung, die von vielen von ihnen mehr oder weniger offen sogar als Schlafschafe verachtet wird.
Und wer soll einen Generalstreik tragen? Dazu gehören ja immerhin auch Leute in den Betrieben, die bereit sind, die Arbeit niederzulegen. Wofür? Für den Agrardiesel, also die alleinigen Interessen der Landwirte? Den Bauern geht es um ihre wirtschaftlichen Interessen. Das ist nicht zu verachten oder gar zu verurteilen. Sie wollen keine Revolution, wie es bei einigen der Fall zu sein scheint, die von Neuwahlen, Generalstreik, Umsturz und ähnlichem Denken beseelt zu sein scheinen. Die Bauern sind keine Speerspitze. Sie sind die Bodenständigen. Sie haben Land, Betriebe, Vieh und viel Arbeit, vor allem Arbeit, die keinen Aufschub duldet.
Aber ihre Entschlossenheit und Disziplin offenbaren eine Kraft und Macht, die die üblichen demonstrationsbereiten Gruppen nicht kennen. Das weckt dort Hoffnungen. Aber die Bauern folgen nicht denen, die mehr wollen als sie selbst. Sie folgen ihren Vertretern, wem auch sonst? Das scheinen viele nicht wahrhaben zu wollen, die in ihrer Hoffnung auf eine Veränderung der Verhältnisse auf die Bauern setzen.
Sie wollen keine Veränderung der Verhältnisse; sie wollen deren Fortbestand, und dabei sind die Vertreter der Bauernverbände ihre Vertreter, denn sie sind Bauern wie sie, Fleisch vom selben Fleische. Auch ihr politisches Denken haben und Bewusstsein sind weitestgehend deckungsgleich. Die Bauern treten kraftvoll auf und lassen sich von der Regierung nicht einschüchtern. Aber das sollte nicht mit einem revolutionären Bewusstsein verwechselt werden, wie sich der ein oder andere das vielleicht wünscht.
Die Veränderung der Verhältnisse kommt nicht durch große Ideen, sondern durch das Erkennen der Wirklichkeit und der Möglichkeiten, die in dieser Wirklichkeit stecken. Solange aber vonseiten der Bauern selbst und der Kräfte, die sie bisher unterstützt haben, keine Vorstellung über ein weiteres gemeinsames Vorgehen zustande kommt, in dem die Interessen aller Beteiligten Eingang finden, werden diese Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Die Forderung nach Verzicht auf die Erhöhung der CO2-Steuer eröffnet weitere Mobilisierungsmöglichkeiten, mit der nach Beibehaltung des Agrardiesels dürfte die Mobilisierung nachlassen.
Fußnoten
(1) Demonstration in Berlin 15.01.2024 – Kundgebung mit Christian Lindner
(2) ebenda
Rüdiger Rauls ist Buchautor und betreibt den Blog Politische Analyse.
Wir erinnern uns,
die ersten Wirtschafts Sanktionen (2014) gegen Russland wurden auf dem Rücken von Landwirten und Mittelstand ausgetragen. Und nach zehn Jahren gibt’s noch Mal ein Tritt in den Allerwertesten.
Die Bauern sind inzwischen unter vielen Anderen, die wegen (nicht zugunsten!) der Ukraine zurückstecken müssen.
Faktisch betrachtet waren schon seit 2014 immer* die letzten in der Kette – also die Endverbraucher/kunden diejenigen, die den Tritt in den Allerwertesten bekamen, denn Preissteigerungen werden immer* an den Kunden durchgereicht.
Am besten sieht man das an den Stromkosten in Deutschland. Die privaten Endverbraucher zahlen die weltweit höchsten Preise pro kWh, “Gründe” für die Preistreiberei fanden sich immer zuhauf, mal war es CO2-Steuer, dann EEG-Umlage, dann die Gaspreise, die – oh Wunder durch die Russlandsanktionen und kurz zuvor durch die schwachsinnige EU-Energiepolitik – weg von langfristigen Verträgen mit Gazprom – in die Höhe schossen und mit der abgrundtief schwachsinnigen EU-Regelung Merit-Order schön durch die Decke schossen, somit den Strompreis gleich mitnahmen – nun sind es wieder mal CO2-Steuer und höhere Netzentgelte – also immer schön den konkurrenzbefreiten Strommarkt mästen und den Verbraucher melken.
Da können die Landwirte sich fast noch glücklich schätzen, auch wenn ich deren Protest absolut unterstütze!
Gebe nur zu bedenken dass es keine (mir bekannten und nennenswerten) Proteste für die “Versorgungssicherheit der Bevölkerung” bei:
– patentierten und künstlich ausgedünnten Saaten,
– der bereits zweiten Verlängerung von Glyphosat und sonstig Bedenklichem (mit massivsten Auswirkungen auf Artenvielfalt),
– Verträgen mit Monopolisten von verbindlichen Saaten, Dünger, Pestiziden, Geräten, Software, Support für Technik und IT – alles aus einer Hand,
– riesigen Rapsfeldern für Kraftstoff,
– Überproduktion bei z.B. Getreide, Fleisch, Milch für Export
gab.
Den Letzten, also die “Kleinen”, beißen stets die Hunde und eine “Einsparung” sollte vor allem diese nicht betreffen, aber Land/Grund und Boden zugute kommen.
Unabhängig von der Art und Weise, die mittlerweile in jedem Bereich salonfähig geworden ist, stellt sich die Frage, ob eine Subvention, eingeführt 1951 (glaube ich), nach 73 Jahren nicht ohnehin in irgendwann in den Fokus gerückt wäre.
Hier ein sehr lesens- und überdenkenswerter Beitrag, wenn auch aus der Schweiz 😉:
https://www.manova.news/artikel/sklaven-auf-dem-eigenen-hof
Ich entnehme, Friede, Freude, Eierkuchen ist angesagt, es wird sich nichts ändern. Bis auf die Bauern sollen alle damit einverstanden sein, dass bislang sinnvolle Subventionen flux in die Rüstung gesteckt werden, um in 5 – 8 Jahren endlich wieder Krieg gegen Russland führen zu können. Wir reiten uns immer mehr selbst rein und viele merken es nicht. Ich bin aus dem Berufsleben raus, ja, in so einem Großbetrieb mit 4000 € Gehalt denkt man anders, nach der Arbeit, wenn die Kinder dann Ruhe geben, wird Tagesschau geguckt und man stellt fest, es ist doch alles gar nicht so schlimm, nur die bösen Rechten nerven. Gaza ist Selbstverteidigung (zur Beruhigung des Gewissens) und wahre Geschichte zur Ukraine wird nicht vermittelt, zur Selbsrecherche fehlt die Zeit. LNG war mal böse, nun ist es grün, sagen die Grünen, die müssen ja recht haben. Und je mehr Windräder die Wälder zerstören, umso besser ist das für die Umwelt, sagen die Grünen, dann muss es stimmen. Ich glaube, die Zukunft findet woanders statt, nicht mehr in Europa.
“…LNG war mal böse, nun ist es grün…”
Zu blöd nur, dass Biden dieses Thema aufgekündigt hat. Aus Klimaschutzgründen, versteht sich… Ich lach’ mich scheckig, bricht er doch nichts weiter als einen Erpressungskrieg vom Zaun gegen D. D hat es ja so gewollt, vom pösen, pösen Putin nichts mehr bekommen zu wollen und dieser grüne Volldepp hat sich vor diesen Karren spannen lassen.
Bin ja gespannt, wie der Mainstream drüber berichten wird – falls überhaupt.
Europa und Zukunft die wird doch durch diese Regierung systematisch zerstört.Und was macht das dumme Volk es wählt wieder Grün.Bei uns werden Atomkraftwerke zerstört und in der Ukraine durch unsere Regierung neue gebaut.Ach ja Hauptsache Deutschland wird Klimaneutral wir haben ja auch eine große Käseglocke über unserem Land,was für verlogene Politiker.Aber unser verblödetes Volk will es ja so haben.
Wie wäre es wenn sich diese Regierung auch mal schlank Spart,weniger unnötige Abgeordnete weniger Diäten und endlich auch mal Steuern zahlen.Vor allem mal wirklich erst denken und dann handeln.
Wie Lindner in Berlin die Landwirte verhöhnte und was das für die Zukunft bedeutet:
https://terminegegenmerkel.wordpress.com/2024/01/30/tgm-deutschlandtrend-januar-2024/
Ein punktgenauer Artikel, ich danke dafür.
Volk freute sich, da es nicht selbst demonstrieren musste. Da konnte man den Bauern auf ihren Treckern gern schon mal ein warmes Süppchen, resp. einen warmen Kaffe reichen. Eine Art “vorrevolutionäre Situation” wie damals in der DDR ist m.E.n. nicht zu erkennen. Volk wurde zeitgenau wohldosiert mit diesem organisierten “Nazi-Treffen” meinetwegen einiger radikaler Spinner, so sie es denn sind, besoffen manipuliert und geht desweqen jetzt stolz auch mal selbst auf die Straße: Scholz, Lindner & Co reiben sich die Hände, denn sie sind wieder aus der Schusslinie. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, die Verhältnisse bleiben, wie sie sind.
Diese “Blindmanipulation”, wie ich sie nenne, ist übrigens bestens zu erkennen. Früher hieß es: “Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!” Heute bei den Demos gegen Rechts? “Nie wieder Faschismus!”. Fatal: der Rest fehlt. Volk merkt nicht, wie kriegsbesoffen es manipuliert wurde. Folge: Es demonstriert nicht gegen steigende und unsinnige Rüstungsausgaben, Milliardenhilfen, die in der Ukraine versickern, gegen DIE drohende Kriegs- und damit Vernichtungsgefahr überhaupt. Das sehen vielleicht nur die Bauern, da ihnen dieses Geld für ihren Diesel fehlt. Weiter schauen die aber auch nicht.
“Die Haushaltsvorlage für 2024 zeigt, dass die Subventionen auf den Agrardiesel auslaufen werden. Es ist kein Geld mehr dafür eingeplant. ”
Das ist die richtige Entscheidung. Die hat auch nichts mit der Not von bäuerlichen Kleinbetrieben zu tun. Die könnte man mit umweltfreundlicheren Regeln und Wettbewerbsschutz lindern. Solange die Kleinbetriebe mit den Großen im Gleichschritt marschieren, brauchen sie sich nicht wundern, wenn sie dabei gefressen werden. Sie wollen ja gerade die Marktwirtschaft und Wettbewerb, was Verdrängung bedeutet, ist mit inbegriffen.
Zitat vom Autor: (hoffe das Zitat ist richtig, war mir durcheinander geraten)
“Organisierung ist auch nicht zu ersetzen durch scheinrevolutionäre Parolen von Neuwahlen, Absetzung der Ampel oder gar Generalstreik. Was soll denn folgen nach Absetzung der Ampel und Neuwahlen? Eine Regierung unter der CDU? Mit der AfD wird keine der Parteien eine Regierung bilden, und ob eine AfD-Regierung die Probleme lösen könnte, ist fraglich und getragen von sehr viel Wunschdenken.”
Teile weite Strecken, was im Artikel steht. Das ist Propaganda der CDU und den Großlobbys als “Bauernaufstand” getarnt. Nein, wir erinnern uns: Ich verachte Parteipolitik, egal Welche.
EIN BLICK NACH FRANKREICH: BAUERN IN WUT
Landwirtschaft: Gründe für die Wut
In Frankreich und in ganz Europa rebellieren die Landwirte.
Was sind die Forderungen der Landwirte?
Dennoch lassen sich die wichtigsten Forderungen der Landwirte wie folgt zusammenfassen (1,2):
Ihr Einkommen ist zu niedrig: Die meisten Landwirte können von ihrem Beruf nicht leben. Während sie alle anderen Menschen ernähren, sind sie selbst oft gezwungen, einen zweiten Beruf auszuüben oder andere Einkommensquellen zu haben, um zu überleben. In den letzten 30 Jahren ist das Nettoeinkommen im Agrarsektor um 40 % gesunken. Außerdem profitieren sie kaum oder gar nicht von der Inflation, die eher verarbeitete Produkte betrifft. Die Landwirte fordern ein angemessenes Einkommen für ihre Arbeit, die für die Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist. Einer von fünf Landwirten lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Die EU ist mit der Auszahlung von Beihilfen an Landwirte im Rückstand.
Die anzuwendenden Normen sind zu zahlreich und komplex. Nach Angaben der Bauernverbände im Jahr 2022 wurden dem Agrarrecht 1786 Regulierungsverordnungen mit mehr als 10 000 Artikeln hinzugefügt. Die Landwirte können mit diesem irrsinnigen Gesetzgebungstempo nicht mehr Schritt halten und ihre Vertretungsgremien auch nicht. Hecken zum Beispiel unterliegen Dutzenden von verschiedenen, teilweise widersprüchlichen Vorschriften.
Brachflächen: Seit dem 1ᵉʳ Januar 2023 schreibt die auf EU-Ebene koordinierte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) vor, dass 4% der landwirtschaftlichen Betriebe mit einer Fläche von mehr als 10 Hektar als nicht bewirtschaftete Flächen genutzt werden müssen. Das Europäische Parlament möchte, dass dieser Anteil bis 2030 um 10% steigt.
Wie Jean-Marc Jancovici sagt, will man, dass die gleichen landwirtschaftlichen Flächen :
Nahrungsmittel produzieren,
Kohlenstoff binden,
Kraftstoffe produzieren,
und die Biodiversität erhalten.
Aber irgendwann muss man sich entscheiden… (3)
Die weltweite Liberalisierung des Agrarmarktes: Seit 1994 hat die Welthandelsorganisation Agrarprodukte in Freihandelsabkommen aufgenommen. Dies hatte positive Folgen für die Agrar- und Lebensmittelindustrie, die mehr exportierte.
Die Landwirte waren jedoch einem unlauteren Wettbewerb aus Ländern mit viel niedrigeren Gesundheits-, Umwelt- und Sozialstandards ausgesetzt.
Vor kurzem wurde ein Teil der Hemmnisse für den Agrarhandel mit der Ukraine beseitigt. Dadurch gelangten viele billige Agrarprodukte nach Europa. Damit sollte der Ukraine geholfen werden, aber es hat auch zusätzlichen Druck auf die Landwirte in allen anderen europäischen Ländern ausgeübt, was einen Teil des Unmuts in Europa erklärt. (4)
Die mit landwirtschaftlichen Produkten verbundenen Gewinnspannen werden in den großen Einzelhandelsketten oder in der Lebensmittelindustrie erzielt.
Fehlende Reaktionen der Behörden: Der Überdruss der Landwirte ist seit Jahren bekannt.
Das Agrar-Bashing: Die ökologische Kritik an der modernen Landwirtschaft kommt immer weniger gut an. Die Landwirte haben nicht nur das Gefühl, dass sie schlecht bezahlt und wenig anerkannt werden, sondern auch, dass sie als leichte Schuldige für die globale Erwärmung abgestempelt werden.
Ein Modell, dem die Luft ausgeht
Es gibt immer weniger Landwirte und auch die Zahl der Bauernhöfe sinkt. Seit 1980 sind in Frankreich 800.000 Bauernhöfe verschwunden. (5)
Die Kinder haben oft keine Lust, den Hof ihrer Eltern zu übernehmen. (6)
Ein Teil der Bauernhöfe ist nicht mehr rentabel, selbst wenn sie große Flächen bewirtschaften.
Dabei ist es ein Grundbedürfnis, sich zu ernähren.
Und es gab noch nie so viele Mäuler zu stopfen.
Und es gibt nur wenige Landwirte.
Eigentlich müssten sie sehr reich sein!
Aber das ist nicht der Fall.
Sie erschöpfen sich darin, ein System aufrechtzuerhalten, das sie unglücklich macht.
Der Berufsstand hat eine hohe Selbstmordrate mit zwei Selbstmorden pro Tag laut einer Studie von Santé publique France aus dem Jahr 2017, die von einem Bericht des Senats aus dem Jahr 2019 übernommen wurde. (7)
Hinzu kommt, dass die heutige Landwirtschaft die Landwirte krank macht. Dies ist vor allem auf den massiven Einsatz von Pestiziden zurückzuführen (8,9).
Schließlich wäre dieses Landwirtschaftssystem auch für die Erde selbst schädlich (10,11).
Zu tiefe Furchen, chemische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel würden die Erde auslaugen (10,11).
Wie können wir aus dieser Sackgasse herauskommen? Hier sind einige Ansätze, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Zwei Selbstmorde pro Tag, STOPP!
Nein zu Agribashing!
Agribashing, eine Geißel, die die Moral und die Existenz unserer Landwirte bedroht.
Es ist an der Zeit, die Perspektive zu wechseln.
Die Anerkennung ihrer harten Arbeit ist von entscheidender Bedeutung.
Ein Schritt hin zu mehr Respekt für diejenigen, die unser Land bewirtschaften.
Ende Teil 1 der Petition auf https://view.mail1.leslignesbougent.org/?qs=1562ebe7850d2b993408e77b5823c01b878833b375d7ccd8e789d06486d22c66e2e54356f4bc7e40cad3ea58b5929076f9a1205a09754da273d53934c5d484dba3f3d7422eb4aae6fb0687f21394f4d0
FORTSETZUNG VON “EIN BLICK NACH FRANKREICH – BAUERN IN WUT”
Die Landwirtschaft muss aus den internationalen Freihandelsabkommen herauskommen.
Es scheint offensichtlich, dass jedes Land oder sogar jede Region in der Lage sein sollte, den Großteil seines Nahrungsmittelbedarfs zu decken, wenn dies möglich ist.
Dadurch wird vermieden, dass die Bevölkerung den geopolitischen oder klimatischen Unwägbarkeiten ausgesetzt wird.
Dass man Überschüsse verkaufen soll, ist verständlich, aber nur, wenn man einen Überschuss hat.
Vor der Öffnung der Agrarmärkte für den Welthandel war Frankreich bei den meisten Lebensmitteln autonom.
Heute ist das Land :
ist zu 50% von Lateinamerika abhängig, was das Futter für die Nutztiere betrifft ;
importiert 70% Obst ;
importiert 30 % Gemüse .
2/ Ernährung, Landwirtschaft und Gesundheit zusammen denken.
Auch wenn sich die Dinge ein wenig ändern, scheint die Lebensmittel- oder Agrarpolitik immer noch weit von der Agrarpolitik entfernt zu sein.
Im Jahr 2021 stammt die Mehrheit der von den Franzosen verzehrten Produkte aus :
Weizen und Getreide ;
aus Kuhmilch ;
aus Fleisch.
Wenn sie aus industriellen Produktionsketten stammen, sind diese Produkte entzündungsfördernd.
Sie sind nicht gut für die Gesundheit.
Weizen ist oft mit Schwermetallen wie Kadmium vergiftet. Er ist auch mit Pestiziden gesättigt).
FORTSETZUNG FOLGT
FORTSETZUNG – “EIN BLICK NACH FRANKREICH – BAUERN IN WUT”
Das Agrarsystem wird nachhaltiger sein, wenn :
Die Viehzucht wird zu einer ultra-qualitativen Branche mit weniger Rindern und mehr Kleintieren .
Gemüse wird zur Grundlage der täglichen Ernährung.
Jede Region liefert mindestens 80% des lokalen Nahrungsmittelverbrauchs. Der Selbstversorgungsgrad der Region Ile-de-France liegt bei 6 % und jeder dritte Lkw in Frankreich ist ein Lebensmittel-Lkw.
Dies setzt voraus, dass man von einer spezialisierten Landwirtschaft abrückt und zu einer Landwirtschaft zurückkehrt, die in erster Linie der Ernährung dient.
3/ Den Anteil der ökologischen Landwirtschaft und der Agroforstwirtschaft erheblich steigern.
Langfristig sollte es gelingen, vollständig aus dem derzeitigen Agrarsystem auszusteigen, das von Öl und Betriebsmitteln abhängig ist.
Inputs sind die von außen zugeführten Stoffe. Das sind zum Beispiel Düngemittel, die aus Phosphat und Kohlenwasserstoffen hergestellt werden.
Die einzige Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, ist die Stärkung des Agroforstsektors, der die bodengebundene Landwirtschaft (Getreide oder Gemüseanbau) mit Obstplantagen kombiniert.
Es ist höchste Zeit, massiv in Permakultur oder natürliche Landwirtschaft zu investieren, da es sich dabei um effiziente Systeme der landwirtschaftlichen Produktion handelt, die mit den Herausforderungen im Energie- und Klimabereich vereinbar sind.
FORTSETZUNG
FORTSETZUNG “EIN BLICK NACH FRANKREICH – BAUERN IN WUT”
Sie werden mir vielleicht entgegenhalten, dass diese Systeme ihre Effizienz nur auf kleinen Flächen unter Beweis gestellt haben.
Das ist richtig.
Es ist also höchste Zeit, andere Mittel als die bisherigen einzusetzen.
Und dafür braucht man die Unterstützung des Staates.
Es ist eine Investition in die Zukunft, die sowohl den Landwirten als auch den Verbrauchern zugutekommen wird.
Es ist jedoch kein einfacher Weg.
Er wird Zeit brauchen.
Und deshalb ist der richtige Zeitpunkt, um diese Revolution zu starten, jetzt.
Zwei Selbstmorde pro Tag, STOPP! Nein zu Agribashing! Petition zur Unterstützung des Protests der Landwirte.
2 Selbstmorde pro Tag, STOP!
NEIN zu Agribashing!
Agribashing, eine Geißel, die die Moral und die Existenz unserer Landwirte bedroht.
Es ist an der Zeit, die Perspektive zu wechseln.
Die Anerkennung ihrer harten Arbeit ist von entscheidender Bedeutung.
Ein Schritt hin zu mehr Respekt für diejenigen, die unser Land bewirtschaften.
http://www.leslignesbougent.org
Les Lignes Bougent (Die Zeilen bewegen sich)
21, Place de la République
75003 Paris
Frankreich
Die Texte oben entstammen dieser Petition auf der französischen Plattform:
https://www.leslignesbougent.org/petitions/non-a-lagribashing-16262/?source=LLB548470002&co_source1=VBN548490002&utm_campaign=non-a-lagribashing-16262&utm_source=llb&utm_medium=emailing&utm_source=LLB&utm_medium=emailing&utm_campaign=20240124_LLB_daily_newsletter_Non-agribashing_20240130&isBat=false&d=LLB%20120%20jours&sk=ZGFnbWFyX2JyYW5kdEBnbXguZGU=&e=2a305c7facb8c78e7f1f508e64ae78b21b0f42ff12e5af4198ae6d4efb7f7136&j=2454345&l=395&b=18024&sid=11643387&senddate=2024-01-30
Bauern als Vorreiter einer politischen und sozialen Umwälzung, Sicher. Gab‘s schon mal. Nur in die falsche Richtung. Chile 1971.
Wikipedia: „Die Proteste im Land schwollen an: Bauern protestierten gegen die Durchführung der Landverteilung, die Kollektive gegenüber Vertragsfarmern bevorzugte, und besetzten Ackerland, was Nahrungsmittelengpässe zur Folge hatte. 1972 mussten Lebensmittel rationiert werden und die Regierung war gezwungen, Devisen für die Einfuhr von Nahrungsmitteln aufzuwenden. Im Herbst 1972 streikten etliche Berufsgruppen, darunter Lastwagenfahrer, Bankangestellte, Arbeiter und Studenten, um eine Wende in der Wirtschaftspolitik zu erzwingen. Laut Berichten der New York Times wurden sie dabei teilweise durch geheime Finanzströme der CIA finanziert.[4] Es kam zu Straßenschlachten. Allende rief den Notstand aus. Radikale rechte Gruppen verübten Terror und Sabotage. Es soll in Allendes Amtszeit insgesamt 600 Terroranschläge auf Eisenbahnen, Brücken, Hochspannungsleitungen und Pipelines gegeben haben.“
Da passt dann auch der Satz in diesem Artikel „Mit der AfD wird keine der Parteien eine Regierung bilden, und ob eine AfD-Regierung die Probleme lösen könnte, ist fraglich und getragen von sehr viel Wunschdenken.“
Quo vadis OVERTON?